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Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades eines DOKTORS DER INGENIEURWISSENSCHAFTEN (Dr.-Ing.) Von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften Abteilung Bauwissenschaften Institut für Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft Dissertation Vorgelegt von: Sarah Zydorczyk, M.Sc. aus Duisburg 1.Gutachter: Herr Prof. Dr.-Ing. R. Widmann 2. Gutachter: Frau PD Dr. rer. nat. U. Telgheder Tag der Einreichung: 28.05.2018 Tag der mündlichen Prüfung: 07.09.2018

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Anwendungspotential von

Mikrogrünalgen zur

Spurenstoffelimination in der

Abwasserreinigung

Zur Erlangung des akademischen Grades eines DOKTORS DER

INGENIEURWISSENSCHAFTEN (Dr.-Ing.)

Von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Abteilung Bauwissenschaften

Institut für Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Dissertation

Vorgelegt von:

Sarah Zydorczyk, M.Sc.

aus Duisburg

1.Gutachter: Herr Prof. Dr.-Ing. R. Widmann

2. Gutachter: Frau PD Dr. rer. nat. U. Telgheder

Tag der Einreichung: 28.05.2018

Tag der mündlichen Prüfung: 07.09.2018

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DOI: 10.17185/duepublico/47061

ISBN: 978-3-940402-18-9

Verlag: Universitätsbibliothek Duisburg-Essen

Verlagsort: Essen

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I

Danksagung

Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit am Fachgebiet fur Siedlungswasser-

und Abfallwirtschaft der Universität Duisburg-Essen.

Zunächst möchte ich mich besonders bei Herrn Prof. Dr.-Ing. Renatus Widmann bedanken, der

mir die Möglichkeit gegeben hat die Arbeit in seinem Fachgebiet durchzuführen. Durch das

mir entgegengebrachte Vertrauen wurden Freiräume eröffnet, die es mir ermöglichten eigene

Ideen zu verfolgen und weiterzuentwickeln. Zugleich hat die wissenschaftliche Diskussion die

notwendige Orientierung gegeben um einen produktiven Weg zu verfolgen. Dafür möchte ich

mich herzlich bedanken.

Bei Frau PD Dr. rer. nat. Ursula Telgheder möchte ich mich sowohl fur die freundliche

Übernahme des Zweitgutachtens bedanken als auch fur die produktive Zusammenarbeit im

Rahmen der Dissertation.

Großen Dank schulde ich Herrn Dr. rer. nat. Klaus Kerpen und Herrn Robert Marks für die

Unterstützung der LC-MS Messungen am Institut fur Instrumentelle analytische Chemie und

den erstklassigen Diskussionen hinsichtlich der Entwicklung chemischer Methoden und fur das

Korrekturlesen. Zudem für die angenehme Abwechslung und dazu einen Blick über den

Tellerrand in die Chemie.

Frau Dr. Beate Krok danke ich für die Möglichkeit in der aquatischen Mikrobiologie Analysen

durchzuführen. Bei Frau Dr. Christina Bock möchte ich mich hinsichtlich Ihrer Geduld zu

Fragen in Bezug auf Mikrogrünalgen bedanken.

Dr.-Ing. Thorsten Mietzel und Dr.-Ing. Sebastian Schmuck danke ich herzlichst fur die

freundschaftliche Zusammenarbeit, die nicht nur produktiv, sondern auch immer eine

angenehme Abwechslung war.

Darüber hinaus möchte ich allen Kollegen danken, die mir ein angenehmes Arbeitsumfeld

geschaffen haben. Besonders freue ich mich über die Freundschaften, die sich entwickelt haben

und hoffentlich nicht unter der räumlichen Trennung der Lebenswege leiden werden.

Ein ganz herzlicher Dank gilt auch meinen Studenten, ohne deren fleißige Mitarbeit nicht alle

aufwändigen Versuche hätten durchgeführt werden können, welche die Grundlage dieser

Arbeit bilden. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten und ihrer Arbeit am Fachgebiet haben sie

wesentlich zum Gelingen dieses Vorhabens beigetragen.

Zuletzt und in höchstem Maße bedanke ich mich bei meiner gesamten Familie und Max fur die

Unterstützung, insbesondere bei meinen Eltern, die den Erwerb von Bildung stets gefördert und

mich bei allen Entscheidungen mit viel Geduld unterstützt haben.

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III

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... VII

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ XI

Formelverzeichnis .............................................................................................................. XIII

Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ XV

Abstrakt .............................................................................................................................. XVII

Abstract ................................................................................................................................ XIX

1. Motivation und Zielsetzung der Arbeit .............................................................................. 1

2. Grundlagen - Stand des Wissens und der Technik ........................................................... 3

2.1 Rechtsgrundlage der Abwasserreinigung ................................................................................. 3

2.2 Eintrag und Definition von Spurenstoffen ................................................................................ 4

2.3 Belastungssituation von pharmazeutischen Produkten ........................................................... 6

2.4 Substanzcharakterisierung ........................................................................................................ 9

2.4.1 Substanzcharakterisierung: Diclofenac ............................................................................... 11

2.4.2 Substanzcharakterisierung: Carbamazepin .......................................................................... 11

2.4.3 Substanzcharakterisierung: Sulfamethoxazol ...................................................................... 12

2.5 Bisherige Methoden zur Spurenstoffelimination ................................................................... 13

2.6 Spurenstoffelimination mittels Mikrogrünalgen .................................................................... 17

2.7 Mikroalgen ................................................................................................................................. 19

2.7.1 Grünalgen ............................................................................................................................ 20

2.7.1.1 Chlorella vulgaris ......................................................................................................... 20

2.7.2 Algenwachstum ................................................................................................................... 21

2.7.2.1 Bedeutung der Nährstoffe für das Algenwachstum ...................................................... 26

2.7.2.2 Einfluss des Lichtdargebots.......................................................................................... 28

2.7.3 Abtrennungsverfahren von Mikroalgen ............................................................................... 29

2.7.3.1 Flotation ....................................................................................................................... 29

2.7.3.2 Filtration ....................................................................................................................... 29

2.7.3.3 Sedimentation ............................................................................................................... 30

2.7.3.4 Flokkulation ................................................................................................................. 30

2.7.3.5 Zentrifugation ............................................................................................................... 31

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IV

3. Material und Methoden ..................................................................................................... 33

3.1 Algenstamm und Kultivierungsbedingungen ......................................................................... 33

3.2 Hersteller der ausgewählte Substanzparameter .................................................................... 35

3.3 pH-Wert und Temperatur ........................................................................................................ 35

3.4 Nährstoffbestimmung ............................................................................................................... 35

3.5 Abfiltrierbare Stoffe ................................................................................................................. 36

3.6 Chlorophyll-a Analyse .............................................................................................................. 36

3.7 Zellzählung ................................................................................................................................ 37

3.8 Optische Dichte ......................................................................................................................... 39

3.9 Prozentuale Wachstumsrate .................................................................................................... 39

3.10 Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem Massenspektrometer ............... 40

3.11 Normierung der Abbaurate ................................................................................................... 41

3.12 Prozentuale Eliminationsrate ................................................................................................. 42

3.13 Nachweis zum Verbleib des gemessenen Spurenstoffparameters bei Mikrogrünalgen ... 42

3.13.1 Auswaschen der Algenzellen ............................................................................................. 43

3.13.2 Zellaufschluss mittels Gefriertrocknen mit flüssigem Stickstoff .................................. 43

3.13.3 Zellaufschluss unter Verwendung einer Ultraschall-Lyse............................................. 43

4. Laboruntersuchungen ........................................................................................................ 45

4.1 Wachstumsscreening in unterschiedlichen Kulturmedien und im Nachklärwasser aus drei

Kläranlagen ..................................................................................................................................... 45

4.1.1 Ergebnisse des Wachstumsscreenings ................................................................................. 47

4.1.1.1 Ergebnisse der Nährstoffbestimmung .......................................................................... 48

4.1.1.2 Ergebnisse der AFS Analyse ........................................................................................ 50

4.1.1.3 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse ......................................................................... 53

4.1.1.4 Ergebnisse der Zellzählung .......................................................................................... 56

4.1.2 Schlussfolgerung des Wachstumsscreenings ....................................................................... 59

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V

4.2 Abbauverhalten des Einzelstoffs Diclofenac ............................................................................... 62

4.2.1 Methodenbeschreibung und Kalibrierung von Diclofenac .................................................. 63

4.2.2 Ergebnisse des Spurenstoffparameters Diclofenac .............................................................. 67

4.2.2.1 Nährstoffbestimmung von Diclofenac ......................................................................... 67

4.2.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse von Diclofenac ............................................... 69

4.2.2.3 Ergebnisse der Zellzählung von Diclofenac ................................................................. 71

4.2.2.4 Abbauverhalten von Diclofenac ................................................................................... 72

4.2.2.5 Nachweis zum Verbleib des Spurenstoffparameters Diclofenac ................................. 76

4.2.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten von Diclofenac ................... 77

4.3 Abbauverhalten der Einzelstoffe Carbamazepin und Sulfamethoxazol .............................. 81

4.3.1 Methodenbeschreibung und Kalibration der Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol ........................................................................................................................... 82

4.3.2 Ergebnisse der Spurenstoffparameter Carbamazepin und Sulfamethoxazol ....................... 85

4.3.2.1 Nährstoffbestimmung von Carbamazepin und Sulfamethoxazol ................................. 85

4.3.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse von Carbamazepin und Sulfamethoxazol ....... 86

4.3.2.3 Ergebnisse der Zellzählung von Carbamazepin und Sulfamethoxazol ........................ 87

4.3.2.4 Abbauverhalten von Carbamazepin und Sulfamethoxazol .......................................... 88

4.3.2.5 Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter Carbamazepin und Sulfamethoxazol

.................................................................................................................................................. 89

4.3.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten von Carbamazepin und

Sulfamethoxazol ........................................................................................................................... 90

4.4 Abbauverhalten von Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol im Gemisch ......... 93

4.4.1 Methodenbeschreibung und Kalibration des Spurenstoffgemischs ..................................... 95

4.4.2 Ergebnisse des Spurenstoffgemischs ................................................................................... 96

4.4.2.1 Nährstoffbestimmung des Spurenstoffgemischs .......................................................... 96

4.4.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Spurenstoffgemischs ................................ 97

4.4.2.3 Ergebnisse der Zellzählung des Spurenstoffgemischs ................................................. 98

4.4.2.4 Ergebnisse der LC-MS Analyse des Spurenstoffgemischs ........................................ 101

4.4.2.5 Nachweis zum Verbleib des Spurenstoffgemischs ..................................................... 107

4.4.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten des Spurenstoffgemischs .. 108

4.5 Vergleich von Abtrennungsverfahren mit unterschiedlichen Flockungsmitteln mit der

Sedimentation und Zentrifugation .............................................................................................. 112

4.5.1 Ergebnisse der Batchversuche zur Abtrennung von Mikrogrünalgen ............................... 113

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VI

5. Verfahrenstechnische Umsetzungsmöglichkeiten des Einsatzes von Mikrogrünalgen in der weiterführenden Abwasserreinigung ...................................................................... 119

5.1 Szenario A – dezentrale Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen

........................................................................................................................................................ 120

5.2 Szenario B – zentral vorgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen ............................................................................................................................ 121

5.3 Szenario C – zentral nachgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen ............................................................................................................................ 121

5.4 Szenario D – Implementierung der Spurenstoffelimination unter alleiniger Anwendung von

Mikrogrünalgen in einen Schönungsteich .................................................................................. 122

5.5 Bewertung der Szenarien ....................................................................................................... 123

6. Zusammenfassung und Ausblick .................................................................................... 125

7. Quellenverzeichnis ........................................................................................................... 129

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VII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1- Eintragspfade von pharmazeutischen Produkten in den Wasserkreislauf [nach

Ternes, 1998; DWA, 2008] ................................................................................................ 5

Abbildung 2- Wachstumsphasen einer Mikroalge [nach Moazami et al., 2012] ..................... 21

Abbildung 3- Beispielhafte c-Feld Auswahl bei der Zellbestimmung unterm Mikroskop ...... 37

Abbildung 4- Darstellung der untersuchten Mikrogrünalge (100fach vergrößert) .................. 38

Abbildung 5- Absorptionsspektrum des Chlorophyll-a Gehalts einer Mikrogrünalge ............ 39

Abbildung 6- Schematische Darstellung des Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit

einem Massenspektrometer (LC-MS) .............................................................................. 40

Abbildung 7- Versuchsbedingungen des Wachstumsscreenings in unterschiedlichen

Kulturmedien und im Nachklärwasser aus drei Kläranlagen ........................................... 47

Abbildung 8- Ergebnisse der AFS-Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der phototrophen Versuchsreihen 1 und 2 .................................................... 50

Abbildung 9- Ergebnisse der AFS-Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4 ................................................... 51

Abbildung 10- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der phototrophen Versuchsreihen 1 und 2 .................................................... 54

Abbildung 11- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4 ................................................... 55

Abbildung 12- Ergebnisse der Zellzählung des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der phototrophen Versuchsreihen 1 und 2 .................................................... 57

Abbildung 13- Ergebnisse der Zellzählung des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4 ................................................... 58

Abbildung 14- Korrelation zwischen den abfiltrierbaren Stoffen (AFS) und den Zellen der

Mikrogrünalge .................................................................................................................. 61

Abbildung 15- Elektrospray Ionisation (ESI) Massenspektrum (MS) einer Diclofenac-

Standardlösung (ESI-Spannung -3.2kV) .......................................................................... 64

Abbildung 16- Beispielhafte Darstellung der Kalibrationskurve für Diclofenac der

Versuchsreihe 4 (V4) mit einer relativen Verfahrensstandardabweichung (Rel_VerStd)

von ± 1,0 Prozent ............................................................................................................. 65

Abbildung 17- Beispielhafte Darstellung der neun Einzelmessungen je Messpunkt (EW;

n=63) und der daraus resultierenden mittlere Eliminationsrate (MW; n=9) von

Diclofenac für die Probe 1.1 der Versuchsreihe 4 ........................................................... 72

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VIII

Abbildung 18- Beispielhafte Darstellung der Abbaukurven und der

Geschwindigkeitskonstante k des Spurenstoffparameters Diclofenac für Versuchsreihe 4

(n=9 aus 63EW) ............................................................................................................... 74

Abbildung 19- Zusammenhang zwischen Algenbiomasse und spezifische Eliminationsrate der

Mikrogrünalge des Spurenstoffparameters Diclofenac .................................................... 75

Abbildung 20- Schematische Darstellung der Abbauprozesse beim Spurenstoffparameter

Diclofenac ........................................................................................................................ 76

Abbildung 21- Elektrospray Ionisation (ESI) Massenspektrum (MS) einer Carbamazepin-

Standardlösung (a) und einer Sulfamethoxazol-Standardlösung (b) (ESI-Spannung -

3.2kV) ............................................................................................................................... 83

Abbildung 22- Vergleich der Abbaukurven und der Geschwindigkeitskonstante k der

einzelnen Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch für das Algengemisch mit der

spezifischen Elimination der Mikrogrünalge für Versuchsreihe 3 (n = 10 aus 70 EW; auf

die Darstellung der Standardabweichung (Std.AW) wird aus Übersichtsgründen

verzichtet; Std.AW= 1 bis 5%) ...................................................................................... 103

Abbildung 23- Zusammenhang zwischen Chlorophyll-a Gehalt und spezifischer

Eliminationsrate der Mikrogrünalge im Spurenstoffgemisch und beim

Spurenstoffparameter DCF ............................................................................................ 104

Abbildung 24- Zusammenhang zwischen Algenzellen und spezifischer Eliminationsrate der

Mikrogrünalge im Spurenstoffgemisch und beim Spurenstoffparameter DCF ............. 105

Abbildung 25- Spezifische Abbaukurven und Geschwindigkeitskonstante k der einzelnen

Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch der Mikrogrünalge für Versuchsreihe 4 mit

a) erster Versuchsperiode (Adaptionsphase; n= 9 aus 63 EW) und b) zweiter

Versuchsperiode nach wiederholter Zugabe des Spurenstoffgemischs derselben

Algenkultur (n=10 aus 70EW) ....................................................................................... 106

Abbildung 26- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Aluminiumsulfat (a) und

Aluminiumchlorid (b) .................................................................................................... 114

Abbildung 27- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Eisen(II)-sulfat (a) und Eisen(II)-

chlorid (b) ....................................................................................................................... 115

Abbildung 28- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Eisen(III)-sulfat (a) und Eisen(III)-

chlorid (b) ....................................................................................................................... 116

Abbildung 29- Ergebnisse der Flockungsversuche ohne Hilfsstoffe – Zentrifugation (a) und

Sedimentation (b) ........................................................................................................... 117

Abbildung 30- Nutzungs-Schema von Mikrogrünalgen in der Abwasserreinigung .............. 119

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IX

Abbildung 31- Szenario A - dezentrale Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen .............................................................................................................. 120

Abbildung 32- Szenario B – zentral vorgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung

von Mikrogrünalgen ....................................................................................................... 121

Abbildung 33- Szenario C - zentral nachgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung

von Mikrogrünalgen ....................................................................................................... 121

Abbildung 34- Szenario D - Implementierung der Spurenstoffelimination unter alleiniger

Anwendung von Mikrogrünalgen in einen Schönungsteich .......................................... 122

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X

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XI

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1- Maximale Oberflächenkonzentrationen im Oberflächengewässer [nach BLAC,

2003] ................................................................................................................................... 7

Tabelle 2- Schädliche Auswirkungen unterschiedlicher Pharmaka auf die Umwelt ................. 8

Tabelle 3- Substanzcharakterisierung ausgewählter Pharmaka [nach LANUV, 2007] ........... 10

Tabelle 4- Verfahrensansätze zur weiterführenden Elimination von Spurenstoffen [nach

Biebersdorf & Kaub, 2013; Mikroschadstoffe NRW, 2018] ........................................... 14

Tabelle 5- Prozentuale Spurenstoffeliminationsraten innerhalb der Belebungsanlage und

durch weiterführende Reinigungsmaßnahmen [nach LANUV, 2008] ............................. 15

Tabelle 6- Literaturübersicht über den Einsatz von Mikroalgen in der Forschung ................. 23

Tabelle 7 Nährstoffbedarf einer Mikroalge [nach Richter, 1997] ............................................ 26

Tabelle 8- Zusammenfassung von Abtrennungsverfahren bei Mikroalgen ............................. 32

Tabelle 9- Bestandteile des BG-11 Mediums [nach Pozza, 2014] ........................................... 33

Tabelle 10- Hersteller der Substanzparameter ......................................................................... 35

Tabelle 11- Eingesetzte HACH-Lange Küvetten-Tests ........................................................... 35

Tabelle 12- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung im Wachstumsscreening ........................... 49

Tabelle 13- Legende der Versuchsreihen zum Spurenstoffparameter Diclofenac ................... 62

Tabelle 14- Wasser-Methanol-Verhältnis bei der Methode des Spurenstoffparameters

Diclofenac ........................................................................................................................ 63

Tabelle 15- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] von Diclofenac im BG-11

Medium ............................................................................................................................ 66

Tabelle 16- Vergleich des pH-Wertes und der Temperaturergebnisse der Untersuchungen zum

Spurenstoffparameter Diclofenac ..................................................................................... 67

Tabelle 17- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung beim Spurenstoffparameter Diclofenac .... 68

Tabelle 18- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse in normierter Darstellung beim

Spurenstoffparameter Diclofenac ..................................................................................... 69

Tabelle 19- Ergebnisse der Zellzählung in normierter Darstellung beim Spurenstoffparameter

Diclofenac ........................................................................................................................ 71

Tabelle 20- Prozentuale Eliminationsrate und Geschwindigkeitskonstante k des

Spurenstoffparameters Diclofenac ................................................................................... 73

Tabelle 21- Vergleich der Eliminationsrate des Spurenstoffparameters Diclofenac mit der

Literatur ............................................................................................................................ 80

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XII

Tabelle 22- Legende der Versuchsreihen zum Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol ............................................................................................................... 81

Tabelle 23- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] von Carbamazepin und

Sulfamethoxazol im BG-11 Medium ............................................................................... 84

Tabelle 24- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung bei den Spurenstoffparametern

Carbamazepin und Sulfamethoxazol ................................................................................ 85

Tabelle 25- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse in normierter Darstellung bei den

Spurenstoffparametern Carbamazepin und Sulfamethoxazol .......................................... 86

Tabelle 26- Ergebnisse der Zellzählung in normierter Darstellung bei den

Spurenstoffparametern Carbamazepin und Sulfamethoxazol .......................................... 87

Tabelle 27- Prozentuale Eliminationsrate und Geschwindigkeitskonstante k der

Spurenstoffparameter Carbamazepin und Sulfamethoxazol ............................................ 88

Tabelle 28- Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol ............................................................................................................... 89

Tabelle 29- Vergleich der Eliminationsraten der Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol mit der Literatur ................................................................................... 92

Tabelle 30- Legende der Versuchsreihen im Spurenstoffgemisch ........................................... 94

Tabelle 31- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] des Spurenstoffgemischs

im BG-11 Medium ........................................................................................................... 95

Tabelle 32- Vergleich des pH-Wertes und der Temperaturergebnisse der Untersuchungen im

Spurenstoffgemisch .......................................................................................................... 96

Tabelle 33- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung im Spurenstoffgemisch ............................. 97

Tabelle 34- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse in normierte Darstellung im

Spurenstoffgemisch .......................................................................................................... 98

Tabelle 35- Ergebnisse der Zellzählung in normierte Darstellung im Spurenstoffgemisch .. 100

Tabelle 36- Prozentuale Eliminationsraten und Geschwindigkeitskonstante k des

Spurenstoffgemischs ...................................................................................................... 102

Tabelle 37- Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch ...... 107

Tabelle 38- Vergleich der Eliminationsraten der Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch

mit der Literatur ............................................................................................................. 111

Tabelle 39- Stoffmengenkonzentrationen und Kosten der untersuchten Flockungsmittel .... 118

Tabelle 40- Vergleich der Eliminationsraten der drei untersuchten Spurenstoffparametern

nach LANUV [2008] und der eigens durchgeführten Laborstudien .............................. 122

Tabelle 41- Bewertungsmatrix der vier möglichen Umsetzungsszenarien ............................ 123

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XIII

Formelverzeichnis

Formel 1- Photosynthese [Richter, 1997] ................................................................................ 28

Formel 2- Chlorophyll-a Analyse [Becker, 1994] ................................................................... 36

Formel 3- Zellzählung [Marienfeld, 2010] .............................................................................. 37

Formel 4- Prozentuale Wachstumsrate .................................................................................... 39

Formel 5- Reaktion erster Ordnung [Atkins & de Paula, 2006] .............................................. 41

Formel 6- Prozentuale Eliminationsrate ................................................................................... 42

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XIV

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XV

Abkürzungsverzeichnis

AFS abfiltrierbare Stoffe

AMG Arzneimittelgesetzes

AOP Advanced Oxidation Process

b. neue Beimpfung

BG Bestimmungsgrenze

bzw. beziehungsweise

ca. circa

CMZ Carbamazepin

DAF dissolved air flotation

DCF Diclofenac

DIN Deutsche Industrie Norm

DWA Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall

EG Europäische Gemeinschaft

etc. et cetera

EU-WRRL europäische Wasserrahmenrichtlinie

GAK Granulierte Aktivkohle

IAWR Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet

IST internal transcribed spacer

KA Kläranlage

k.A. keine Angaben

LANUV Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen

LC-MS Liquid chromatography–mass spectrometry

Nr. Nummer

NRW Nordrhein -Westfalen

n.v. nicht verwertbar

OD optische Dichte

PAK Pulver-Aktivkohle

PAR Photosynthetically Active Radiation

rel. VerfStd. Relative Verfahrensstandardabweichung

rRNA ribosomale Ribonukleinsäure

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XVI

SAG Sammlung von Algenkulturen der Universität Göttingen

SMX Sulfamethoxazol

spez. spezifisch

SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen

UBA Umweltbundesamt

UQN Umweltqualitätsnorm

UV Ultraviolett

vgl. vergleiche

spez. spezifisch

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XVII

Abstrakt

Spurenstoffe werden auf die unterschiedlichsten Arten in die Umwelt eingetragen. Ein

Eintragungspfad ist unter anderem das häusliche Abwasser, mit dem die Spurenstoffe in die

Kläranlagen eingebracht werden. Die bestehende mechanisch-biologische Reinigung auf

konventionellen Kläranlagen reicht jedoch nicht aus, um diese aus dem Abwasser zu entfernen,

so dass in den Abläufen der Kläranlagen enthaltene Spurenstoffe ins Oberflächengewässer

überführt werden.

Aus den Literaturdaten zum Stand der Technik resultiert, dass die Ozonung und das

Aktivkohleverfahren Spurenstoffe weitestgehend eliminieren können. Um eine ökologische

Alternative darzustellen, wird das Anwendungspotential von Mikrogrünalgen in der

Spurenstoffelimination mit der vorliegenden Arbeit untersucht.

Vor dem Hintergrund optimaler Betriebsbedingungen für das Wachstum der Mikrogrünalge,

wird ein Wachstumsscreening mit drei unterschiedlichen Kulturmedien mit drei Abläufen von

drei Kläranlagen evaluiert. Basierend auf den erzielten Labordaten, werden zur Abschätzung

des Anwendungspotentials von Mikrogrünalgen in der Spurenstoffelimination Laborversuche

zum Abbauverhalten der Indikatorsubstanzen Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol

als Einzelstoffe und im Spurenstoffgemisch im Kulturmedium mit optimalen Betriebs-

bedingungen durchgeführt. Hier zeigt sich, dass Mikrogrünalgen unter der Prämisse das leichter

verfügbare Kohlenstoffquellen ausgeschlossen werden, das Potential besitzen Spurenstoffe im

Kulturmedium zu eliminieren. Um dieses Abbaupotential einzuordnen, werden

unterschiedliche Einflussparameter sowie Optimierungsvarianten analysiert und bewertet. Im

Weiteren werden Abtrennungsversuche sowie mögliche Umsetzungsszenarien in der

vorliegenden Arbeit erläutert. Auf Grundlage der neugewonnen wissenschaftlichen

Erkenntnisse, wird die Idee der Nutzung von Mikrogrünalgen zur Elimination von

Spurenstoffen vorangetrieben.

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XVIII

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XIX

Abstract

Micro pollutants are introduced into the environment in many different ways. One path way is

the domestic waste water, which introduce the micro pollutants into the treatment plants. The

existing mechanical-biological purification on conventional wastewater treatment plants is not

sufficient to remove the micro pollutants from the wastewater, so that micro pollutants can be

transferred into surface waters.

Based on the literature ozonization and the activated carbon processes can eliminate as far as

possible micro pollutants. In order to present an ecological alternative, the application potential

of microgreen algae in the micro pollutants elimination is investigated in the present work.

Against the background of optimal operating conditions for the growth of the microgreen algae,

a growth screening with three different culture media with the effluents from three different

wastewater treatment plants is being evaluated. Based on the laboratory data, laboratory tests

for the degradation behavior of the indicator substances diclofenac, carbamazepine and

sulfamethoxazole, as individual substances and mixture in the culture medium with optimal

operating conditions, are carried out. The results show that microgreen algae are able to

eliminate micro pollutants if micro pollutants are the only carbon source in the media.

Furthermore, different influencing parameters as well as optimization variants are analyzed and

evaluated.

In addition, separation studies as well as possible implementation scenarios are explained in the

present work. Based on the newly gained scientific knowledge, the idea of the use of microgreen

algae for the elimination of trace substances is promoted.

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XX

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1

1. Motivation und Zielsetzung der Arbeit

Trotz einer stetigen Verbesserung der Reinigungsleistung auf kommunalen Kläranlagen ist

diese, bedingt durch die hohen Anforderungen an den Wohlstand der Gesellschaft, mit

organischen Mikroschadstoffen belastet. Von den Mikroschadstoffen sind vor allem

verschiedene Verbindungen aus der Pharmazie, wie beispielsweise das Analgetikum

Diclofenac [UBA, 2014d], vermehrt in das öffentliche Interesse gerückt, da diese sowohl in

Oberflächengewässern, als auch im Grundwasser, sowie teilweise im Trinkwasser analysiert

worden sind [UBA, 2015a, 2014d; LANUV 2007, 2011; Kosma et al., 2014]. Für die ubiquitäre

Verbreitung von nachgewiesenen Arzneimittelrückständen, können Kläranlagenabläufe als ein

bedeutsamer Eintragspfad benannt werden [Stumpf et al., 1996; Spengler et al., 1999; Ternes,

2001; Heberer, 2002]. Die nachgewiesenen Konzentrationen liegen deutlich unterhalb der

medizinisch wirksamen Dosen, dennoch werden in vielen Studien die Gefahren und Folgen auf

die aquatische Umwelt beschrieben (vgl. Tabelle 2). Damit die Beeinträchtigungen für die

Natur begrenzt werden kann, müssen die Reinigungsverfahren für das Abwasser laufend

weiterentwickelt werden.

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) definiert zum Schutz der Gewässer

strenge Regelungen. Ziel der Richtlinie ist die Qualität der Oberflächengewässer und des

Grundwassers europaweit deutlich zu verbessern. Voraussetzungen für einen in der Richtlinie

definierten „guten Zustand“ sind eine leistungsfähige kommunale Kläranlage, sowie eine

nachhaltige Wasserwirtschaft, damit Mikroverunreinigungen nicht in die Gewässer gelangen.

Hierzu werden bereits oxidative und adsorptive Verfahren angewandt (vgl. Kapitel 2.5).

Eine vielversprechende Alternative zum aktuellen Stand der Forschung in der

Spurenstoffelimination ist durch den Einsatz von Mikroalgen gegeben [Munoz & Guieysse,

2006; Subashchandrabose et al., 2013]. Algen werden bei der Reinigung des Abwassers bislang

für den Abbau von Nährstoffen verwendet. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation soll

dahingegen das Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zum Spurenstoffabbau untersucht

werden.

Vereinzelte Untersuchungen [Munoz & Guieysse, 2006; Subashchandrabose et al., 2013; Zhou

et al., 2014; Escapa et al., 2016; Matamoros et al., 2016] haben gezeigt, dass Mikroalgen

grundsätzlich in der Lage sind unterschiedliche Mikroschadstoffe zu reduzieren. Allerdings

wurde bisher in keiner Studie die Möglichkeit in Betracht gezogen, Mikroalgen in der

weiterführenden Reinigungsstufe innerhalb der Kläranlage einzusetzen und so gegebenenfalls

eine Vielzahl von Mikroschadstoffen zu reduzieren. Der Vorteil bei der Anwendung von

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2

Mikroalgen ist die Nutzung von CO2 für das Wachstum und die Vermeidung von zusätzlichen

Betriebsstoffen, sowie der Abbau der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor [Pozza, 2014].

Innerhalb der Untersuchungen sollen die drei Indikatorsubstanzen Diclofenac, Carbamazepin

und Sulfamethoxazol in Batchversuchen, im Einzelnen und im Gemisch hinsichtlich ihres

Abbaus mit Hilfe von Mikrogrünalgen im Nährmedium untersucht werden (vgl. Kapitel 4).

Zum Abschluss der Arbeit wird die Implementierung von Mikrogrünalgen in den

Verfahrensablauf einer Kläranlage erläutert (vgl. Kapitel 5).

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3

2. Grundlagen - Stand des Wissens und der Technik

In diesem Kapitel erfolgt zunächst eine kurze Erläuterung der Rechtsgrundlage für den Bereich

der Abwasserreinigung. Im Anschluss wird der Begriff „Spurenstoffe“ erläutert und deren

Eintragspfade in die Umwelt beschrieben. Neben der generellen Belastungssituation von

Pharmaka, einer Hauptgruppe der Spurenstoffe, werden die zu untersuchenden

Substanzparameter Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol eingehender erörtert. Im

Weiteren wird ein Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung im Bereich der

Spurenstoffelimination in Bezug auf den Bilanzraum Kläranlage dargestellt und die Idee des

Anwendungspotential „Grünalgen in der Spurenstoffelimination“ beschrieben.

2.1 Rechtsgrundlage der Abwasserreinigung

Das anfallende Schmutzwasser aus Haushalten, Industrien und Gewerbe, sowie das

Niederschlagswasser aus der Mischkanalisation gelangt über das Abwassernetz zur Reinigung

in die Kläranlage. Abwasserreinigungsanlagen sind nach den allgemeinen anerkannten Regeln

der Abwassertechnik zu errichten, zu betreiben und zu bewirtschaften. Die Zielsetzung dieser

Anlagen ist es, die Abwasserinhaltsstoffe, welche schädliche Auswirkungen für die aquatische

Umwelt aufweisen und somit das Wohl der Allgemeinheit gefährden, zu entfernen [Wienecke,

2011].

Die EG-Wasserrahmenrichtlinie [2000/30/EG] vom 23. Oktober 2000 bildet die heutige

gesetzliche Grundlage in Bezug auf die Gewässerqualität auf europäischer Ebene. Der

Richtlinie sind Bewirtschaftungspläne mit dem Ziel der Erreichung einer guten Wasserqualität

zu Grunde gelegt. Nach Anhang II bestehen die ersten Schritte im Rahmen der Umsetzung der

Richtlinie in der Bestandsaufnahme der Oberflächengewässer und des Grundwassers. Die

Ermittlung signifikanter anthropogener Belastungen und die Einschätzung der Auswirkungen

auf den ökologischen Zustand des Gewässers erlangen hierbei zentrale Bedeutung.

Über die Richtlinie 2008/105/EG Umweltqualitätsnorm (UQN) wurden im Jahr 2008 bereits

33 prioritäre Stoffe bzw. Stoffgruppen aufgelistet, die ein hohes Gefährdungspotential für die

Umwelt darstellen. Im Jahr 2013 wurden über die Richtlinie 2013/39/EG zwölf weitere Stoffe

in die Liste aufgenommen, die UQN verschärft und ein System zur kontinuierlichen

Weiterentwicklung der Stoffliste eingeführt. In die dazu vorgesehene Beobachtungsliste

wurden unter anderem Pharmazeutika, wie beispielsweise Diclofenac oder 17-alpha-

Ethinylöstradiol (EE2), aufgenommen [UBA, 2014d], welche in Kläranlagenabläufen

gemessen wurden.

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4

2.2 Eintrag und Definition von Spurenstoffen

Bei der Einleitung vom Kläranlagenablauf in die nahegelegenen Gewässer werden zwei

Belastungsarten unterschieden: Grundbelastung und Stoßbelastung. Die heutigen

Abwassereinigungsanlagen, auch wenn diese optimal betrieben werden, erzeugen eine

Grundbelastung. Hierunter sind unter anderem leicht abbaubare und sedimentierende

Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Stickstoffverbindungen oder schwerlösliche Phosphate, sowie

Spurenstoffe, die eine negative Auswirkung auf Flora und Fauna aufweisen, zu verstehen

[Görner & Hübner 2002]. Ferner kommt es zu diffusen Stoßbelastungen, welche durch

Abschwemmungen von Ablagerungen oder durch Schadensfälle oder unsachgemäße

Einleitungen im Industriebereich verursacht werden können [Görner & Hübner 2002]. Weitere

diffuse Eintragspfade von Spurenstoffen aus der Siedlungsentwässerung sind undichte

Abwasserkanäle. Die hierbei resultierende Fragestellung ergibt sich zu der genauen

Charakterisierung der sogenannten Spurenstoffe im Einzelnen.

Für den Begriff Spurenstoffe, auch Mikroverunreinigungen oder Mikroschadstoffe genannt,

liegt keine genormte Definition vor. Dennoch lassen sich darunter Schadstoffe verstehen, die

in Mikro- und Nanobereichen in Gewässern gemessen [Halling-Sørensen et al., 1998; Abegglen

& Siegrist, 2012] und langfristig die aquatische Umwelt belasten oder beeinflussen werden.

Nach dem Umweltbundesamt (UBA) veranschaulicht die Definition an Hand eines Mengen-

kriteriums anstatt, wie traditionell im allgemeinen Gewässerschutz über Eigenschaften wie

Toxizität oder Persistenz, die Vielfalt der Substanzen [UBA, 2015b]. Zu den Hauptgruppen

gehören nach der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA)

[2010]:

- Pharmazeutika

- Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel

- Körperpflegemittel, Duftstoffe, Desinfektionsmittel

- Schwermetalle

- Flammschutzmittel

- Industrie- und Haushaltschemikalien

Über unterschiedliche Eintragspfade gelangen die oben aufgeführten Gruppen in die Umwelt.

Humanpharmaka stehen stellvertretend für die Vielfalt der Spurenstoffe im Mittelpunkt der

Betrachtung der vorliegenden Arbeit.

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5

Diese Stoffgruppe gelangt über die natürlichen Ausscheidungen des Menschen wie Urin und

Fäzes in unveränderter Form oder als Metabolit (Transformationsprodukt) in das

Abwassersystem. Einige Pharmaka werden als Inhaltsstoffe von Salben zur äußerlichen

Anwendung eingesetzt und gelangen durch das Waschen und Duschen direkt ins Abwasser.

Zudem werden Arzneimittel häufig durch unsachgemäße Entsorgung über die Toilette in das

Abwasser eingetragen. Zusätzliche Belastungen der Abwasserströme können punktuell durch

die pharmazeutische Industrie auftreten. In Deutschland wird das über mehrere Stufen

gereinigte Abwasser überwiegend in einen Vorfluter abgegeben [DWA, 2008]. Da auf

konventionellen Kläranlagen pharmazeutische Produkte, sowie alle weiteren Spurenstoffe,

teilweise nur unzureichend eliminiert werden können, werden diese ins Gewässer überführt

[Ternes, 1998; Kümmerer, 2001; Heberer et al., 2002a, b; LANUV, 2007; UBA, 2014b, d,

2015a] (vgl. Tabelle 1 und Abbildung 1) und stellen ggf. ein Risiko für die aquatische Umwelt

dar. Abbildung 1 veranschaulicht die Eintragspfade von Arzneimitteln in den beschriebenen

Wasserkreislauf [nach Ternes, 1998; DWA, 2008].

Abbildung 1- Eintragspfade von pharmazeutischen Produkten in den Wasserkreislauf [nach Ternes, 1998; DWA, 2008]

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6

2.3 Belastungssituation von pharmazeutischen Produkten

Arzneimittel sind ein unerlässlicher Bestandteil zur Behandlung von jeglichen

Krankheitsbildern und aus diesem Grund für unseren heutigen Lebensstandard unerlässlich.

Nach §2 des Arzneimittelgesetzes (AMG) werden Arzneimittel definiert als „...Stoffe oder

Zubereitungen aus Stoffen, die zur Anwendung im oder am menschlichen oder tierischen

Körper bestimmt sind und als Mittel mit Eigenschaft zur Heilung oder Linderung oder zur

Verhütung menschlicher oder tierischer Krankheiten oder krankhaften Beschwerden bestimmt

sind.“ Diese sollen dazu dienen „...physiologische Funktionen durch pharmakologische,

immunologische oder metabolische Wirkung wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu

beeinflussen oder eine medizinische Diagnose zu erstellen.“

Viele Jahre wurden die Wirkungen von Arzneimitteln bezogen auf die Umwelteinflüsse nicht

kritisch hinterfragt. Eventuelle Nebenwirkungen, die der einzunehmende Körper befürchten

muss, waren die einzigen Bewertungskriterien für die Zulassung von Pharmazeutika. Die

Auswirkungen auf die aquatische Umwelt wurden weitestgehend außer Acht gelassen [UBA,

2014b]. Jedoch wurden zahlreiche Verbindungen aus der medizinischen Therapie, durch die

Aufnahme in den menschlichen Körper, in dem die Wirkstoffe teilweise zu Metaboliten

umgewandelt und anschließend über Exkremente ausgeschieden werden [UBA, 2014c], im

Oberflächengewässer, im Grundwasser und sogar im Trinkwasser nachgewiesen (vgl. Kapitel

2.2). Nicht nur über die natürliche Ausscheidung des Menschen, sondern auch durch die

unsachgemäße Entsorgung von Medikamenten über die Toilette gelangen Wirkstoffe in das

kommunale Abwassernetz und somit in die Kläranlagen (vgl. Abbildung 1). Rund 38 Prozent

der Deutschen müssen täglich oder fast täglich Medikamente zu sich nehmen. Jedoch wird nach

dem Deutschen Apothekenverband nur die Hälfte der Medikamente auch tatsächlich

eingenommen [Wienecke, 2011]. Darüber hinaus werden Arzneimittel oftmals nur für den

Notfall angeschafft, so dass diese mehr oder minder unsachgemäß entsorgt werden [Rönnefahrt

et al., 2002; Wienecke, 2011]. Nach dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz

Nordrhein-Westfalen (LANUV) [2007] werden rund ein Drittel der Medikamente unbenutzt

über die Toilette entsorgt. Die derzeitigen Kläranlagen sind in der Regel nicht darauf ausgelegt

biologisch schwer abbaubare Arzneimittelrückstände gänzlich zu eliminieren [Berthold et al.,

1998; LANUV, 2007; UBA, 2014b] und überführen die Spurenstoffe in die nahegelegenen

Oberflächengewässer.

Erste Ergebnisse aus Untersuchungen zum Eintrag von Arzneimittelwirkstoffen in die Umwelt

wurden in den 1970er Jahren veröffentlicht [Bergmann et al., 2008]. Jedoch wurden erst 1994

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7

mit dem Nachweis der Clofibrinsäure (Lipidsenker) in Berliner Oberflächengewässer die

Forschungsaktivitäten intensiviert [SRU, 2007; Stan et al., 1994].

Die am häufigsten verschriebenen Wirkstoffe wie beispielsweise, Entzundungshemmer,

Asthmamittel, Röntgenkontrastmittel sowie Psychotherapeutika [UBA, 2014a, b], sind auch

die meistvorkommenden Wirkstoffe in Oberflächengewässern. Viele der oben genannten

Wirkstoffe weisen eine geringe Konzentration (0,1 µg/L bis 0,5 µg/L) in Oberflächengewässern

auf, einige wenige jedoch eine deutlich höhere (über 1,0 µg/L) [UBA, 2014a; BLAC, 2003].

Ab welcher Konzentration ein negativer Effekt auf die Umwelt ausgeübt wird, ist bisher noch

nicht ausreichend untersucht und gesetzlich nicht geregelt. Jedoch hat die Internationale

Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR) 2013 in ihrem

Memorandum festgelegt, dass Pharmaka je Einzelstoff lediglich zu 0,1 µg/L in die aquatische

Umwelt überführt werden dürfen [IAWR, 2013].

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien zur Erfassung von Umweltkonzentrationen

von Arzneimitteln durchgeführt. Eine umfangreiche Studie zum Vorkommen von

Arzneimitteln in der Umwelt wurde vom Bund/Länderausschuss für Chemikaliensicherheit

(BLAC) in Deutschland von 2000 bis 2003 durchgeführt. Ein Überblick über einige in

Nordrhein-Westfalen umweltrelevante Wirkstoffe [LANUV, 2007], die Konzentrationen im

Oberflächengewässer aufweisen, können der Tabelle 1 entnommen werden.

Tabelle 1- Maximale Oberflächenkonzentrationen im Oberflächengewässer [nach BLAC, 2003]

Substanzgruppe Wirkstoff

max. Konzentration

Oberflächengewässer

[µg/L]

Analgetikum Diclofenac 0,47

Antiepileptikum Carbamazepin 1,81

Röntgenkontrastmittel

Iopromid 0,45

Iomeprol 0,53

Iopamidol 1

Antibiotika

Sulfamethoxazol 0,377

Clarithromycin 0,95

Beta-Blocker

Sotalol 0,95

Metoprolol 1,8

Atenolol 0,07

>0,1 µg/L

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Weitestgehend unerforscht sind die oko- und humantoxikologischen Konsequenzen von

Mikroschadstoffen. Durch das Trinkwasser aufgenommene Dosen liegen überwiegend

unterhalb der therapeutischen und den maximal zulässigen Rückstandsmengen in

Nahrungsmitteln für den humanen Gebrauch, allerdings bringen auch geringe Konzentrationen

gewisse Gefahren mit sich [Rönnefahrt et al., 2002]. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist das

in der Anti-Baby-Pille enthaltene Hormon 17-alpha-Ethinylöstradiol (EE2), welches von der

Frau unverändert ausgeschieden und durch ungenügende Reinigung ins Gewässer überführt

wird. Dieser Eintrag hat die Verweiblichung der männlichen Fische als auch eine

Populationsänderung bzw. -einbruch zur Folge [Kern, 2004; BLAC, 2003].

In der nachstehenden Tabelle 2 werden einige Substanzgruppen und bedeutende Wirkstoffe

bezüglich ihrer schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt zusammenfassend dargestellt.

Tabelle 2- Schädliche Auswirkungen unterschiedlicher Pharmaka auf die Umwelt

Substanz- Wirkstoff

Umweltauswirkungen Quelle

gruppe Organismus Effekt

Analgetikum Diclofenac

Geier Populationszusammenbruch Oaks et al.,

2004

Regenbogen-

forellen

Schädigung der inneren

Organe

Triebskorn et

al., 2007

Wirbellose /

Fische akute toxische Wirkung

Ferrari et al.,

2003

Antiepileptikum Carbamazepin Karpfen

Missbildungen in der Leber,

Erhöhung der

Membranmaterialmenge im

Zytoplasma

Triebskorn et

al., 2007

Röntgenkontrast-

mittel

Iopromid k.A. k.A.

Iomeprol k.A. k.A.

Iopamidol

Fische erhöhte Mortalität

Steger-

Hartmann et

al., 1999

Bakterien Wachstumshemmung

Steger-

Hartmann et

al., 1999

Antibiotika Sulfamethoxazol Wirbellose Wachstumsveränderungen LANUV, 2007

Clarithromycin Fische Toxizität LANUV, 2007

Beta-Blocker

Sotalol

keine Literaturdaten zur

ökotoxikologischen

Wirkung

LANUV, 2007

Metoprolol Forellen Missbildungen Triebskorn et

al., 2007

Atenolol

keine Literaturdaten zur

ökotoxikologischen

Wirkung

LANUV, 2007

k.A. = keine Angaben

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9

Nach dem Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) [2007] wird infolge des

demografischen Wandels, der steigenden individuellen Lebenserwartung und der damit

verknüpfende steigende Arzneimittelkonsum, die Anzahl der Mikroschadstoffe, die über das

kommunale Abwassernetz in die Umwelt eingebracht werden, ansteigen. Da etwaige

Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können und wie oben beschrieben davon

auszugehen ist, dass Arzneimittel auf Grund ihrer spezifischen Wirkungen ein Risiko für die

Umwelt darstellen können, besteht auch vor dem Hintergrund der EG-WRRL und der Zielwerte

der IAWR für die Elimination der Spurenstoffe großer Handlungsbedarf. Ferner sind die

toxikologischen Bewertungen bislang auf Einzelstoffe beschränkt. Eine Betrachtung von

Stoffgemischen ist bisher nicht erfolgt [DWA, 2010]. Die DWA [2010] besagt, dass

Spurenstoffe nicht grundsätzlich schädlich sind. Das Risiko ist abhängig von der Stoffwirkung

in Verbindung mit der Konzentration des Stoffes im Gewässer und dem betrachteten

Organismus [DWA, 2010].

2.4 Substanzcharakterisierung

Tabelle 3 veranschaulicht die Substanzcharakterisierung im Allgemeinen für ausgewählte

Wirkstoffe. Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol, welche in vielen Projekten zur

weitergehenden Abwasserreinigung eine Leitparameterfunktion zugesprochen bekommen

[Jekel et al., 2013] und nach LANUV [2007] als umweltrelevante Stoffe eingestuft werden,

werden in der vorliegenden Arbeit als untersuchende Substanzparameter eingesetzt und

detailliert beschrieben.

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Tabelle 3- Substanzcharakterisierung ausgewählter Pharmaka [nach LANUV, 2007]

Substanz-

gruppe Wirkstoff

Summen-

formel CAS-Nr.

Molare

Masse

[g/mol]

Strukturformel

Analgetikum Diclofenac C14H11Cl2NO2 15307-86-5 296,15

Antiepi-

leptikum Carbamazepin C15H12N2O 298-46-4 236,27

Röntgen-

kontrastmittel

Iopromid C18H24I3N3O8 73334-07-3 791,11

Iomeprol C17H22I3N3O8 78649-41-9 777,09

Iopamidol C17H22I3N3O8 60166-93-0 777,08

Antibiotika

Sulfamethoxazol C10H11N3O3S 723-46-6 253,28

Clarithromycin C38H69NO13 81103-11-9 747,95

Beta-Blocker

Sotalol C12H20N2O3S 3930-20-9 272,36

Metoprolol C15H25NO3 37350-58-6 267,36

Atenolol C14H22N2O3 29122-68-7 266,34

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2.4.1 Substanzcharakterisierung: Diclofenac

Das Pharmazeutikum Diclofenac gehört zur Gruppe der Analgetika (vgl. Tabelle 3) und dient

zur Behandlung von Schmerzerkrankungen [Fahlenkamp et al., 2006]. Analgetika gehören zu

den am meisten eingesetzten Arzneimitteln in der Humanmedizin [Sattelberger, 1999].

Der Wirkstoff Diclofenac wurde bisher in Gewässern von insgesamt 50 verschiedenen Ländern

gemessen [UBA, 2014c]. In 70 Prozent dieser Länder überstiegen die Messwerte die

Gewässerkonzentration von 0,1 µg/L. Ein Wert, bei dem erste Schädigungen an

Fischpopulationen beobachtet werden konnte [UBA, 2014c]. In Deutschland liegt die hohe

Konzentrationsmenge in den Gewässern (vgl. Tabelle 4) vor allem an dem bundesweiten

Jahresumsatz von Medikamenten, der innerhalb Deutschlands bei rund 86 Tonnen allein bei

dem Arzneiwirkstoff Diclofenac liegt [Willems, 2010]. Hierbei sind nicht die Diclofenac-

haltigen Medikamente enthalten, die ohne Rezept direkt im Handel erhältlich sind.

Diclofenac zeichnet sich durch seine Persistenz und unzureichende Abbauraten auf

konventionellen Kläranlagen aus (vgl. Tabelle 5). Nach BLAC [2003] werden im Ablauf einer

Kläranlage Diclofenac von bis zu 5,5 µg/L erreicht (vgl. Tabelle 4). Diese hohe Konzentration

im Ablauf einer Kläranlage spiegelt sich nachweislich im Oberflächengewässer wieder (vgl.

Tabelle 1). Negative Umwelteffekte von Diclofenac sind beispielsweise Schädigungen innerer

Organe von Regenbogenforellen oder andere akute toxische Wirkungen (vgl. Tabelle 2).

2.4.2 Substanzcharakterisierung: Carbamazepin

Carbamazepin (vgl. Tabelle 3) gehört zu der Gruppe der Antiepileptika [UBA, 2007] und wird

nahezu vollständig in metabolisierter Form ausgeschieden [LANUV, 2007]. Der Wirkstoff ist

ein sehr persistenter Spurenstoff [LANUV, 2007; Clara et al., 2004], der Eliminationsraten nach

den Zu- und Ablaufwerten in kommunalen Kläranlagen nach BLAC [2003] von bis zu 8

Prozent erreichen kann. Ergebnisse aus der Labor-Messkampagne des LANUV [2008]

ermittelten Eliminationsraten von Carbamazepin zu 25 Prozent (vgl. Tabelle 5). Die Diskrepanz

der Eliminationsraten kann bedingt durch äußere Einflüsse auf den Kläranlagen erklärt werden

[Tixier et al., 2003].

Die geringe Eliminationsleistung innerhalb der konventionellen Kläranlagen spiegeln sich mit

einer Wirkstoffkonzentrationen von bis zu 1,81 µg/L im Oberflächengewässer wieder (vgl.

Tabelle 1). Negative Umwelteffekte von Carbamazepin wurden bei Karpfen mit Missbildungen

in der Leber und Erhöhung der Membranmaterialmenge im Zytoplasma beobachtet (vgl.

Tabelle 2). Obwohl lediglich rund 2 bis 3 Prozent unverändert ausgeschieden werden

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12

[Sattelberger, 1999], werden mehrere hundert Nanogramm als Konzentration in

unterschiedlichen Gewässern detektiert [Ternes, 2001].

2.4.3 Substanzcharakterisierung: Sulfamethoxazol

Der Wirkstoff Sulfamethoxazol gehört zu den Antibiotika (vgl. Tabelle 3) und hier zu der

Gruppe der Sulfonamide [LANUV, 2007]. Nach Wiegel et al. [2003] ist das Sulfamethoxazol

neben dem Amoxicillin eines der meist verkauften Antibiotika in der Humanmedizin. Jährlich

werden in Deutschland rund 54 Tonnen des Wirkstoffs verbraucht, dabei werden rund 20

Prozent des Wirkstoffs innerhalb von 24 Stunden unverändert ausgeschieden [Clara et al.,

2010].

In Abwässern und Kläranlagenabläufen werden Werte des Wirkstoff Sulfamethoxazol

regelmäßig über 0,1 µg/L nachgewiesen. Dies liegt an der ungenügenden Elimination innerhalb

der konventionellen Kläranlagen (vgl. Tabelle 5). Das LANUV [2008] konnte Eliminations-

raten von Sulfamethoxazol für konventionelle Kläranlagen bis zu 25 Prozent ermitteln. Die

daraus resultierenden negativen Umwelteffekte des Sulfamethoxazols sind unter anderem

Wachstumsveränderungen bei Wirbellosen (vgl. Tabelle 2).

Neben Konzentrationen über 0,1 µg/L in Oberflächengewässern, liegen bei den Substanzen

Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol sehr hohe Verbrauchsmengen vor [SRU,

2007]. Ferner konnten ökotoxische Wirkungen auf Organismen festgestellt werden [BLAC,

2003]. Aus diesem Grund wurden die drei Arzneimittel vom LANUV [2007] als

umweltrelevant klassifiziert und in der vorliegenden Arbeit als zu untersuchende

Substanzparameter ausgewählt.

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13

2.5 Bisherige Methoden zur Spurenstoffelimination

Kläranlagen gelten als Haupteintragsquelle von Spurenstoffrückständen in die Umwelt [Stumpf

et al., 1996; Spengler et al., 1999; Ternes, 2001; Heberer, 2002]. Konventionelle Kläranlagen,

die dem heutigen Stand der Technik entsprechen, eliminieren anorganische und organische

Spurenstoffe aus den Abwässern auf unterschiedliche Weisen. Durch Sorption können

Mikroschadstoffe an Partikeln des Klärschlammes und/oder im Fall organischer Stoffe durch

biologischen Abbau aus den Abwässern entfernt bzw. in andere Stoffe transformiert werden

[LANUV 2007]. Margot et al. [2011] haben gezeigt, dass bereits die Einführung der

Nitrifikation die Eliminationsrate auf einer Kläranlage von ca. 20 Prozent auf ca. 40 Prozent

steigen lässt. Das Spektrum der im Klärprozess zu eliminierenden Spurenstoffe umfasst eine

große Anzahl von Verbindungen, die hinsichtlich ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften

unterschiedlich sind [Metzger et al., 2003]. Die jeweilige Spezifikation und Konzentrationen

der Substanzen bestimmen die Elimination während des Klärprozesses [Metzger et al., 2003].

Im Allgemeinen bestehen sehr große Unterschiede zwischen leicht und schwer abbaubaren

Stoffen [Abegglen & Siegrist, 2012; Margot et al., 2011]. So lassen sich beispielsweise

lipophile Verbindungen stärker an Klärschlämme sorbieren als wasserlösliche Verbindungen

[LANUV, 2007]. Folglich kann die Elimination einzelner Verbindungen in den jeweiligen

Reinigungsstufen stark variieren [Tixier et al., 2003]. Zudem beeinflussen äußere Bedingungen

wie Temperatur, Verweilzeit in der Anlage, die jeweilige angewandte Technologie und

Niederschlagsereignisse die Eliminierungsleistung in den konventionellen Kläranlagen [Tixier

et al., 2003].

Schwer abbaubare Schadstoffe wie Pharmaka, ihre Metabolite, sowie endokrin wirksame Stoffe

oder Industriechemikalien, können mit den heutigen Verfahrenstechniken kommunaler

Kläranlagen nur unzureichend aus dem kommunalen Abwasser entfernt werden [Ternes, 1998;

Kümmerer, 2001; Heberer et al., 2002a, b; LANUV, 2007; UBA, 2014b, d, 2015a]. Wie die

Untersuchungen in Gewässern zeigen, können konventionelle Kläranlagen mit mechanischer

und biologischer Reinigungsstufe nicht alle Mikroschadstoffe vollständig aus dem Abwasser

entfernen [UBA, 2014d; LANUV, 2011, 2007]. Tabelle 1 veranschaulicht, dass konventionelle

Kläranlagen bedingt durch ihre unzureichende Eliminationsleistung bereits Konzentrationen

über 0,1 µg/L in die nahegelegenen Oberflächengewässer überführen. Dies hat schädliche

Auswirkungen auf die aquatische Umwelt (vgl. Tabelle 2). Aus diesem Grund kommt eine

zusätzliche Reinigung auf einer kommunalen Kläranlage in Frage, die zweckmäßig als

Nachbehandlungsschritt nach der biologischen Abwasserreinigung eingesetzt wird.

Page 36: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

14

Grundsätzlich kommen zur Elimination von Mikroverunreinigungen oxidative, adsorptive und

physikalische Verfahren in Frage [Biebersdorf und Kaub, 2013; Mikroschadstoffe NRW, 2018]

(vgl. Tabelle 4). Jedoch unterscheiden sich die Eliminationsleistung, Betriebssicherheit,

Wartungsaufwand, Kosten und sonstige Umweltwirkungen dieser Verfahren und müssen im

Einzelfall vor Ort (über Machbarkeitsstudien) ermittelt und erörtert werden. Kombinationen

von den in Tabelle 4 dargestellten Verfahren sind grundsätzlich möglich, jedoch sind viele in

der Praxis noch nicht erprobt. Hierzu sind weiterführende Untersuchungen notwendig.

Tabelle 4- Verfahrensansätze zur weiterführenden Elimination von Spurenstoffen [nach Biebersdorf &

Kaub, 2013; Mikroschadstoffe NRW, 2018]

Verfahren Betriebsmittel Anwendungsform Nachbehandlung

oxidativ

Ozon

nachgeschalteter Reaktor

Sandfiltration,

Wirbelbett,

Festbett etc.

Ozon/UV-

Bestrahlung

AOP

Ozon + H2O2

H2O2 + UV-

Bestrahlung

Titandioxid + UV-

Bestrahlung

Eisen-II + H2O2

adsorptiv

Granulierte Aktivkohle

(GAK)

nachgeschalteter Aktivkohlefilter Regeneration

extern

durchgeführt einem Filter nachgeschaltet

Pulver-Aktivkohle (PAK)

simultan Abtrennung der

PAK:

Tiefenfiltration,

Flächenfiltration

nachgeschaltet

mit Führung im

Gegenstrom-

prinzip

Dosierung in

separater

Adsorptionsstufe

Dosierung vor

einem Filter

physikalisch Nanofiltration Zentral-

behandlung Umkehrosmose

Aus der Vielzahl der in Deutschland durchgeführten Pilotprojekte und in der Schweiz bereits

umgesetzten Projekte erweisen sich sowohl die Anwendung von Ozon als auch der Einsatz von

Aktivkohle als praxistaugliche Verfahren zur gezielten Mikroschadstoffelimination [UBA,

2015a, 2014d]. Mit beiden Verfahrenstechniken kann ein breites Spektrum an

Mikroschadstoffen aus dem Abwasser entfernt werden [UBA, 2014d; Schröder, 2003].

Das LANUV [2008] hat Proben aus dem Ablauf des Nachklärbeckens des Großklärwerks Köln-

Stammheim entnommen und mit Ozon bzw. Aktivkohle behandelt. Für die in Tabelle 5

aufgelisteten Wirkstoffe lag die analytische Bestimmungsgrenze (BG) bei 0,01 μg/L. Die

adsorptiv behandelten Proben wurden mit einer Aktivkohlenkonzentration von 10 mg/L erzielt.

Page 37: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

15

Die durch die oxidative Abwasserbehandlung erlangten Abbaueliminationen wurden durch

eine maximal 20- minutige Begasung eines 9,75 L fassenden Batchblasensäulenreaktors mit

einem Gasvolumenstrom von 35 L/h oder bei einer Ozonkonzentration im Gas von 25 g/Nm³

erreicht.

An Hand der ermittelten Ergebnisse durch das LANUV [2008] zeigt sich, dass eine

weiterführende Reinigungsstufe wie oben beschrieben ein breites Spektrum an

Mikroverunreinigungen entfernen kann (vgl. Tabelle 5). Das Ergebnis der Labor-

Messkampagne zur Ozonbehandlung von Abwasser veranschaulicht, dass eine Reduzierung der

Kläranlagenablaufkonzentrationen bis unter die Bestimmungsgrenze oder zu mehr als 85

Prozent erfolgt. Durch das Anwendungsverfahren der Aktivkohle konnten ebenfalls die meisten

pharmazeutischen Wirkstoffe über 85 Prozent entfernt werden. Ausnahmen stellen hier das

Diclofenac (> 60 Prozent) und die untersuchten Röntgenkontrastmittel dar, hier lag die

eingesetzte Aktivkohlekonzentration bei 100 mg/L, um die Mikroschadstoffe weitestgehend

aus dem Abwasser entfernen zu können. Beim Antibiotika Sulfamethoxazol war keine

Adsorption messbar. Bei der Bewertung der Ergebnisse ist jedoch zu berücksichtigen, dass es

sich lediglich um Batchversuche im Labormaßstab handelt.

Tabelle 5- Prozentuale Spurenstoffeliminationsraten innerhalb der Belebungsanlage und durch

weiterführende Reinigungsmaßnahmen [nach LANUV, 2008]

Substanzgruppe Wirkstoff

Spurenstoffeliminationsrate [%]

Belebungsanlage Ozon Adsorption

bezogen auf

Zulauf KA

bezogen auf

Ablauf KA

bezogen auf

Ablauf KA

Analgetikum Diclofenac 60 BG 64

Antiepileptikum Carbamazepin 25 BG 87

Röntgenkontrastmittel

Iopromid >90 88 97*

Iomeprol 85 90 99*

Iopamidol 40 87 99*

Antibiotika Sulfamethoxazol 25 BG o

Clarithromycin 70 BG BG

Beta-Blocker

Sotalol 40 BG 79

Metoprolol 35 BG 95

Atenolol 75 BG BG

o = Elimination konnte nicht ermittelt werden

Page 38: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

16

* = 100mg/L Aktivkohle

BG = Abbau bis unter die Bestimmungsgrenze

Bei beiden weiterführenden Verfahrenstechniken ist nach der Mikroschadstoffbeseitigung eine

weitere Stufe zur Nachbehandlung des Abwassers nachzuschalten, damit beispielsweise feinste

Pulveraktivkohlepartikel, die mit Spurenstoffen beladen sind, bzw. um beim Betrieb einer

Ozonung die entstehenden Abbau- /Umbauprodukte (Transformationsprodukte) weitestgehend

zurückzuhalten [UBA, 2014d]. Aus den Pilotprojekten geht hervor, dass die Eliminationsrate

einzelner Substanzen im Wesentlichen von der Dosiermenge des eingesetzten Hilfsstoffs, der

Stoffeigenschaft sowie der gelösten Restorganik des Abwassers abhängig ist. Daraus lässt sich

nach dem UBA [2015a] schließen, dass mit steigender Hilfsstoffdosierung eine höhere

Eliminationsrate erzielt werden kann.

Page 39: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

17

2.6 Spurenstoffelimination mittels Mikrogrünalgen

Eine vielversprechende Alternative zum aktuellen Stand der Forschung ist der Einsatz von

Mikroalgen in der weiterführenden Reinigungsstufe einer Kläranlage zur Eliminierung von

organischen Schadstoffen [Munoz & Guieysse, 2006; Subashchandrabose et al., 2013].

Im Rahmen der Dissertation von Pozza [2014] wurde gezeigt, dass mit Hilfe von Mikroalgen

der Gattung Chlorella spezies und Scenedesmus spezies die Stickstoff- und

Phosphorkonzentrationen im Presswasser aus der Schlammentwässerung einer Kläranlage

deutlich reduziert werden konnten. Mikroalgen, die aus dem Presswasser extrahiert wurden

oder solche, die in hochbelasteten Abwässern gezüchtet wurden, zeigten dabei höhere

Abbauraten als im künstlichen Abwasser.

Gao et al. [2011] konnten mit den Mikroalgen Chlorella spezies zeigen, dass das

Stoffwechselprodukt Nonylphenol aus dem mikrobiellen Abbau von nichtionischen Tensiden

aus der Gruppe der Nonylphenolethoxylaten innerhalb von 24 Stunden nahezu vollständig

abgebaut werden kann. Hierbei ist die Adsorption der Schadstoffe der dominierende Prozess

und nur ein Teil der Nonylphenolmenge wird abgebaut.

Die Toxizität und den Abbau von Cyanid, Phenol und Salicylat auf bzw. durch die Bakterien

Pseudomonas MT1 und die Mikroalgen Chlorella vulgaris MM1 wurde von Essam et al. [2014]

untersucht und mit chromatographischen Verfahren analysiert. Die Toxizität konnte durch eine

photokatalytische Vorbehandlung vermindert werden und die noch verbliebenen Schadstoffe

wurden durch die Bakterien und die Algen weiter abgebaut.

Matamoros et al. [2016] untersuchten in ihrer Studie das biologische Abbauverhalten unter

anderem von den pharmazeutischen Produkten Ibuprofen und Carbamazepin im synthetischen

und kommunalen Abwasser. Als Gemisch wurden die Grünalgen Chlorella spezies und

Scenedesmus spezies eingesetzt. Innerhalb der Versuchszeit von 10 Tagen wurde eine

spezifische Wachstumsrate von 0,25 d-1 und ein vollständiger Abbau von Ammonium

beobachtet. Die Ergebnisse verweisen auf einen Abbau von Ibruprofen zu 95 Prozent mittels

Air-Stripping. Das Antiepileptikum Carbamazepin dahingegen konnte mittels der Grünalge

nicht abgebaut werden.

Zhou et al. [2014] untersuchten das Abbauverhalten von anorganischen und organischen

Verbindungen bei vier unterschiedlichen Grünalgen als Reinkultur (Chlamydomonas

reinhardtii, Scenedesmus obliquus, Chlorella pyrenoidosa und Chlorella vulgaris) im realen

Abwasser. Es konnte festgestellt werden, dass von 50 getesteten Verbindungen 32

Verbindungen gut abgebaut werden konnten, hierunter waren beispielsweise die Spurenstoffe

Page 40: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

18

Ibuprofen, Clarithromycin und Paracetamol. Der Spurenstoff Carbamazepin konnte

geringfügig abgebaut werden, während Diclofenac und Sulfamethoxazol keinen Abbau

aufzeigen konnten.

Escapa et al. [2016] untersuchten in ihrer Studie das Abbauverhalten des Analgetikums

Diclofenac im Kulturmedium. Hierzu wurden drei unterschiedliche Mikroalgenstämme

(Chlorella sorokiniana, Chlorella vulgaris und Scenedesmus obliquus) für die Studie

miteinander verglichen. Die Wachstumsrate innerhalb der Versuchszeit erhöhte sich unter

Zugabe des Spurenstoffparameters. Die Chlorella sorokiniana konnte hierbei die höchste

Wachstumszunahme aufzeigen. Im Vergleich dazu wurde bei der Grünalge Scenedesmus

obliquus die höchste Abbaurate von Diclofenac mit rund 72 Prozent gemessen.

Vor dem Hintergrund des Austrags von Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser in die

aquatische Umwelt und der zusätzlich einzusetzenden Betriebsmittel bei weiterführenden

Reinigungsverfahren (vgl. Tabelle 4), ist eine umweltschonendere Alternative im Vergleich

zum Stand der Technik wünschenswert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll das

Anwendungspotential von Mikroalgen in der Spurenstoffelimination als solche Alternative

erforscht werden. Neben den allgemeinen Abbauraten der zu untersuchenden Spurenstoffe, soll

auch die Frage der Abbauprozess diskutiert werden.

Page 41: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

19

2.7 Mikroalgen

Nach Huber & Ziegler [2002] stammt der Begriff „alga“ ursprünglich aus dem Lateinischen

und kann mit Seegras bzw. Tang übersetzt werden. Zunächst wurden lediglich makroskopische

Meerespflanzen unter dem Begriff zusammengefasst. Mit der Zeit zählten die mikroskopischen,

im Wasser lebenden Organismen, die in der Lage sind Photosynthese zu betreiben, dazu.

Höhere Pflanzen, die einen entwickelten Keim aus der befruchteten Eizelle der Mutterpflanze,

einen sogenannten “Embryo“, haben, wurden ausgeschlossen. Infolgedessen ist der Begriff alga

ein Sammelbegriff und kennzeichnet nach Linne von Berg et al. [2004] alle Lebensformen, die

„eine permanente, oxygene (...) Photosynthese betreiben und keinen Embryo (...) bilden“.

Mikroskopische Vertreter der Algen werden als Mikroalgen bezeichnet. In den letzten

Jahrzehnten wurden große Stammsammlungen angelegt und Forscher weltweit beschäftigen

sich mit der Forschung an und mit Mikroalgen (vgl. Tabelle 6). Beispiele für

Stammsammlungen sind die Sammlung der Universität von Coimbra (Portugal) oder die

Sammlung der Universität Göttingen (Deutschland). Nach Sastre & Posten [2010] wurden bis

jetzt 40.000 bis 60.000 Mikroalgenarten ermittelt. Im Allgemeinen sind Mikroalgen durch ihre

physiologische und morphologische Diversität auf der Erde allgegenwertig. Zu ihren

Hauptlebensräumen gehören zum Beispiel Meere und Oberflächengewässer sowie das Erdreich

und Bäume [Linne von Berg et al., 2004]. Mikroalgen sind phototrophe Mikroorganismen mit

einer sehr hohen Photosynthese Leistung, welche bis zu fünfmal so hoch wie die von höheren

Pflanzen ist [Pulz, 2009]. Bei der Photosynthese wird in den Chloroplasten Lichtenergie zu

chemischer Energie umgewandelt [Sastre & Posten, 2010]. Bei diesem Vorgang wird

anorganischer Kohlenstoff (C) als Zucker oder als anderes organisches Molekül gespeichert

[Sastre & Posten, 2010]. Im Allgemeinen werden Mikroalgen in den folgenden Hauptarten

unterschieden [Barsanti & Gualtieri, 2006; Cannel, 1990]:

• Grünalgen (Chlorophyceae)

• Rotalgen (Rhodophyta)

• Cyanobakterien (Cyanophyceae)

• Braunalgen (Phaeophyta)

• Kieselalgen (Bacillariophyceae)

In der vorliegenden Arbeit wurde mit den Grünalgen der Gruppe Chlorophyta gearbeitet;

insbesondere mit der Grünalge Chlorella vulgaris.

Page 42: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

20

2.7.1 Grünalgen

Nach Linne von Berg [2004] sind Grünalgen ein- bis vielzellige Organismen mit stets durch

Chlorophyllgehalt grün gefärbten Chloroplasten. Grünalgen kommen in nährstoffreichen Seen,

Teichen oder Tümpeln sowie in fließenden Gewässern oder auf Böden und festen Oberflächen

vor. Chlorella spezies lassen sich leicht in mineralischen Kulturmedien kultivieren [Palmer,

1969; Wang L. et al., 2010]. Aus diesem Grund werden diese Gattungen besonders häufig für

Forschungsstudien genutzt. Auch in der Abwasserwirtschaft haben sich unter den zahlreichen

Spezies besonders die Grünalge Chlorella und Scenedesmus für einen Einsatz durchgesetzt

[Palmer, 1969; Wang L. et al., 2010]. Diverse Studien, die sowohl in Abwasser als auch im

Kulturmedium mit Grünalgen durchgeführt worden sind, sind in Tabelle 6 aufgeführt.

2.7.1.1 Chlorella vulgaris

Mikroalgen der Gattung Chlorella gehören der Gruppe der Chlorophyta an und werden in zehn

Arten unterschieden, von denen die meisten genetisch stark voneinander abweichen. Nach

Liepke [1998] zählt die Chlorella vulgaris zu den bekanntesten Vertretern. Das morphologische

Erscheinungsbild weist nach Linne von Berg [2004] eine kugelige bis elliptische Form mit

Zellwand und den grün gefärbten Chloroplasten bis 17 µm auf. Die Grünalge besteht zu 51 bis

58 Prozent aus Proteinen, 14 bis 22 Prozent Kohlenhydraten und zu 12 bis 17 Prozent aus Fetten

[Pulz, 2009]. An Hand, der in Tabelle 7 dargestellten Studienergebnisse zeigt sich, dass die

Grünalge Chlorella vulgaris bei einem pH-Wert von rund 7 ± 0,5 und einer räumlichen

Temperatur von rund 25 °C optimale Laborbedingungen vorweist. Die Gattung der Chlorella

hat einen sehr hohen Reproduktionsgrad, die Teilung einer einzelnen Mutterzelle, in vier bis 16

Tochterzellen, kann nach Bischof [2012] innerhalb von 12 bis 16 Stunden stattfinden. In

Kombination mit der stabilen Zellwand wird die Chlorella vulgaris auch als sehr robust

gegenüber äußeren Einflüssen angesehen, so dass diese sich Temperatur- und pH-

Schwankungen sowie diversen Nährstoffverfügbarkeiten anpassen können. Darüber hinaus gilt

die Grünalge als leicht kultivierbar und dominant gegenüber Fremdorganismen [Falkowski &

Raven, 1997].

Page 43: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

21

2.7.2 Algenwachstum

Mikroalgen zeichnen sich durch eine hohe Produktivität im Vergleich zu anderen Pflanzen aus

[Pulz, 2009]. Darüber hinaus besitzen Algen keine photosynthetisch inaktiven Teile wie Wurzel

oder Stämme, was diese zu einem beliebten Forschungsobjekt bezüglich einer

gewinnbringenden Biomasseerzeugung werden lässt (vgl. Tabelle 6). Das Wachstum von

Mikroorganismen und von Mikroalgen lässt sich nach Kohl & Nicklisch [1988] in vier Phasen

unterteilen (Abbildung 2):

1) lag-Phase (Verzögerungsphase)

2) log-Phase (exponentielles Wachstum)

3) Plateau-Phase (Stationäre Phase)

4) Absterbe-Phase

Abbildung 2- Wachstumsphasen einer Mikroalge [nach Moazami et al., 2012]

Charakteristisch für die lag-Phase ist, dass keine Reproduktion stattfindet, da das Überführen

der Mikroalgen in ein neues Kulturmedium drastische Milieuänderung mit sich führt und die

Mikroalgen Zeit benötigen sich der Umgebung anzupassen [Kohl & Nicklisch, 1988].

In der exponentiellen Phase beginnt ein exponentielles Wachstum der Zellen. Diese Phase tritt

nur auf, wenn alle Ressourcen im Sättigungsbereich liegen oder keine limitierenden Faktoren

vorliegen, sondern die benötigten Nährstoffe (vgl. Kapitel 2.8.2.1) vorhanden sind [Kohl &

Nicklisch, 1988].

Page 44: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

22

Nach Kohl & Nicklisch [1988] zeigt ein Abfall der spezifischen Wachstumsrate den Übergang

zur stationären Phase. Ursachen für den Übergang können Zunahme der Zellendichte und die

damit verbundene Lichtlimitierung durch Verschattung, sowie eine begrenzte CO2

Verfügbarkeit oder Limitierung eines anderen Nährstoffes, sein. Wenn das Wachstum zum

Erliegen kommt, dann ist die stationäre Phase erreicht und die Population geht über in eine

Sterbephase. Nach Kohl & Nicklisch [1988] ist es jedoch möglich, dass bereits vor dem

Wachstumsstillstand einzelne Algenzellen absterben und demnach die stationäre Phase

dynamisch ist.

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23

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26

2.7.2.1 Bedeutung der Nährstoffe für das Algenwachstum

Nach Grobbelaar [2013] können Algen alle benötigten Elemente, die für das Wachstum

erforderlich sind, in anorganischer Form verwerten, indem diese reduziert und in organische

Verbindungen überführt werden [Luttge & Kluge, 2012]. Die Elemente werden zwischen

Makro-, Mikro- und Spurenelementen unterschieden. Eine Auflistung der benötigten Elemente

ist Tabelle 7 zu entnehmen.

Tabelle 7 Nährstoffbedarf einer Mikroalge [nach Richter, 1997]

Elementgruppe Verbindungen

Makroelemente

Kohlenstoff C

Wasserstoff H

Sauerstoff O

Stickstoff N

Phosphor P

Schwefel S

Mikroelementen

Kalium K

Calcium Ca

Eisen Fe

Magnesium Mg

Spurenelemente

Bor B

Kobalt Co

Kupfer Cu

Mangan Mn

Molybdän Mo

Nickel Ni

Vanadium V

Zink Zn

Die drei wichtigsten Makroelemente für die Wachstumsanreicherung von Mikroalgen sind nach

Grobbelaar [2013]: Kohlenstoff (C), Stickstoff (N) und Phosphor (P) und werden im

Nachstehenden näher erläutert.

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27

Kohlenstoff

Nach Kohl & Nicklisch [1988] ist der Kohlenstoff mengenmäßig die wichtigste Ressource, die

für die Biomassenbildung der Algen aufgenommen und assimiliert werden muss.

Kohlenstoffquellen liegen in Gewässern als gelösteste Kohlensäure (H2CO3),

Hydrogencarbonat (HCO3-) und weiteren Carbonaten vor [Kohl & Nicklisch, 1988]. Der zur

Verfügung stehende Kohlenstoff wird durch die Anwendung der Photosynthese fixiert.

Stickstoff

Stickstoffquellen für Mikroalgen sind Ammonium (NH4+), Nitrat (NO3

-), Nitrit (NO2-),

Harnstoff (CH4N2O) und Aminosäuren [Kohl & Nicklisch, 1988]. Harnstoff und Aminosäuren

können nicht sofort verwendet werden, sondern müssen für die Aufnahme erst zu Ammoniak

(NH3) zersetzt werden [Jin & Qiang 2013]. Aus diesem Grund sind Ammonium und Nitrat die

vorherrschenden Stickstoffquellen für Mikroalgen. Jedoch bevorzugen Mikroalgen

Ammonium als Stickstoffquelle, da die Ammonium-Assimilation weniger Energie als die

Nitrat-Assimilation benötigt [Hoffmann, 2010]. Aus diesem Grund wird Nitrat erst dann als

Stickstoffquelle verwendet, wenn Ammonium im Kulturmedium vollständig aufgebraucht ist

[Richmond, 1986]. Somit stellt Nitrat einen limitierenden Faktor für das Mikroalgen-Wachstum

dar.

Je nachdem welche Stickstoffquelle der Mikroalge zur Verfügung steht, kommt es zu

Schwankungen beim pH-Wert. Steht hauptsächlich Ammonium zur Verfügung, sinkt der pH-

Wert [Richmond, 1986], bei der Verfügbarkeit von Nitrat wird der pH- Wert erhöht [Kohl &

Nicklisch, 1988]. Die Stickstoffaufnahme ist indirekt mit der Photosynthese verbunden, da die

Energie, die für die Stickstoffaufnahme benötigt wird, aus der Photosynthese resultiert [Round,

1969].

Phosphor

Phosphor hat einen erheblichen Einfluss auf das Algenwachstum. Nach Kohl & Nicklisch

[1988] kann eine Mikroalge nur optimal wachsen, wenn Phosphor in ausreichender Form

vorhanden ist. Das Makroelement wird von der Mikroalgenart Chlorella grundlegend als

Dihydrogenphosphat (H2PO4-) und Hydrogenphosphat (HPO4

2-) aufgenommen [Jin & Qiang

2013]. Im Allgemeinen nehmen Algen mehr Phosphor auf als für das direkte Wachstum

benötiget wird, da der Überschuss gespeichert werden kann. Dieser kommt dann zum Tragen,

wenn die Verfügbarkeit von Phosphor im Umgebungsmedium vermindert vorliegt [Richter,

1997].

Page 50: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

28

Kohlenstoffe, Nitrate und Phosphate sind häufig nur limitierend vorhanden, jedoch ist eine

Überversorgung der Nährstoffe keine Lösung, da dies eine Stresssituation auslösen und zu

einem Absterben der Algenzellen führen würde [Grobbelaar, 2013].

2.7.2.2 Einfluss des Lichtdargebots

Die grünen Chlorophylle sind die zentralen photosyntethisch wirksamen Pigmente aller

Phototrophen. Chlorophyll-a ist der Hauptbestandteil der photosynthetischen Reaktionszentren

[Kohl & Nicklisch, 1988]. Grünalgen, wie die Chlorella vulgaris, können an Hand des

lichtabsorbierenden Pigments, Chlorophyll-a, Lichtenergie zu chemischer Energie umwandeln.

Dieser beschriebene Prozess wird als Photosynthese bezeichnet. Hierbei werden

Kohlenstoffdioxid (CO2), Wasser (H2O) sowie anorganische Salze unter der Freisetzung von

Sauerstoff (O2) zu benötigten organischen Substraten (C6H12O6, Glucose) umgeformt [Richter,

1997]. Die nachstehende Formel 1 repräsentiert die Photosynthese:

Formel 1- Photosynthese [Richter, 1997]

CO + H O +L c tener e→ C H O + H O + O

In der Ruhephase (Dunkelreaktion) ist keine Photosynthese möglich [Richter, 1997], aus

diesem Grund zählt Licht zu den wichtigsten limitierenden Faktoren für das photoautotrophe

Algenwachstum.

Die Wellenlängen, die auf die Erdoberfläche auftreffen, werden in ultraviolette Strahlung (UV:

300 bis 380 nm), sichtbares Licht (VIS: 380 bis 750 nm) und infrarote Strahlung (IR: 750 bis

3000 nm) unterteilt [Kohl & Nicklisch, 1988]. Die photosynthetisch benötigte Strahlung ist

etwa mit dem sichtbaren Licht identisch. Der Wellenlängenbereich, der für phototrophe

Organismen von Bedeutung ist, befindet sich im Bereich von 400 bis 700 nm und wird

photosynthetisch aktive Strahlung (PAR –Photosynthetically Active Radiation) genannt [Kohl

& Nicklisch, 1988]. Grünalgen absorbieren Lichtenergie durch ihre Chlorophyllpigmente im

Bereich von 450 bis 475 nm (rot) und 630 bis 675 nm (blau) [Forest Blair et al., 2013], welche

das Wachstum von Mikroalgen stimulieren [Kohl & Nicklisch, 1988]. Ist ein Überfluss an

Lichtenergie vorhanden, so wird die überschüssige Energie über Fluoreszenz abgestrahlt, um

eine mögliche Schädigung der Pigmente zu verhindern [Kohl & Nicklisch, 1988]. Steht nur

wenig Lichtenergie zur Verfügung, wird die Photosynthese verlangsamt [Richter, 1997].

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29

2.7.3 Abtrennungsverfahren von Mikroalgen

Für die Abtrennung von Mikroalgen aus einem gegebenen System, gibt es zahlreiche

chemische, mechanische und biologische Methoden. In der vorliegenden Arbeit wurden

unterschiedliche Methoden zum Abtrennungsverfahren mit Hilfe von Literaturdaten

hinsichtlich ihrer Effektivität und deren Energieverbrauch studiert.

2.7.3.1 Flotation

Die Flotation ist ein Verfahren, dass mit Hilfe von Gasblasen in der Flüssigkeit dispergierte

Partikelaggregate bildet, die dann auf Grund der geringeren Dichte gegenüber dem

umgebenden Medium zur Oberfläche der Flüssigkeit aufsteigen und eine abtrennbare

Schaumschicht bilden [Pozza, 2014]. Pozza [2014] konnte bereits in seiner Dissertation zeigen,

dass das Verfahren der Mikroflotation eine erfolgreiche Methode zur Abtrennung von

Mikroalgen darstellt (Effektivität 68 Prozent). Das Verfahren ist sehr schnell, energiesparend

und hat bedingt durch den Verzicht von zusätzlichen Chemikalien eine geringe

Umweltbelastung sowie moderate Kosten [Henderson et al., 2008]. Eine gesonderte Form der

Flotation bietet die Druckentspannungsflotation (dissolved air flotation, DAF). Hierbei wird

Gas unter Druck im Wasser gelöst und gast bei Druckminderung aus, so dass Feststoffpartikel

beim Aufstieg des Gases sich anlagern können und deren Flotation möglich ist.

2.7.3.2 Filtration

Die Filtration gehört zu den mechanischen Trennverfahren und kann in statische und

dynamische Filtrationsverfahren unterteilt werden. Zu den statischen Verfahren zählen die

Druck- und Vakuumfiltration. Die Membranfiltration, welche nochmals unterteilt werden kann

in Mikro-, Ultra-, Nanofiltration und Umkehrosmose zählt zu den dynamischen

Filtrationsverfahren [Harun et al., 2010]. Im Allgemeinen beinhaltet das Verfahren das Filtern

der Algensuspension durch ausgewählte Filter, auf denen sich die Algen ablagern [Danquah et

al., 2009]. Es bleibt festzuhalten, dass nicht alle Algenarten, bedingt durch ihre jeweiligen

Eigenschaften, für das Trennverfahren der Filtration geeignet sind [Harun et al., 2010]. Nach

Harun et al. [2010] stellen Filtrationsverfahren im Allgemeinen ein attraktives

Abtrennungsverfahren dar. Die Energiekosten belaufen sich nach Molina Grima et al. [2003]

auf 0,3 bis 2,06 kW/m3.

Ein spezielles Trennverfahren stellt die Kammerfilter- bzw. die Bandfilterpresse dar. Hierbei

wird die zu trennende Suspension durch Filtertücher unter hohem Druck gepresst. Es entsteht

Page 52: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

30

ein Filterkuchen, der entweder manuell oder automatisch entfernt wird. Sandip et al. [2015]

konnten mit ihrer Studie zeigen, dass Bandfilterpressen bei Mikroalgen ein effektives

Trennverfahren darstellen, welches geringe Betriebskosten aufweist [Spellmann, 1997] und

leicht hochzuskalieren ist [Sandip et al., 2015].

2.7.3.3 Sedimentation

Für das Verfahren der Sedimentation wird sich die Schwerkraft zu Nutze gemacht, indem die

Algen sich von ihrem flüssigen Medium auf Grund von unterschiedlicher Dichte trennen.

Dieses Verfahren verläuft sehr langsam, insbesondere dann, wenn der Dichteunterschied oder

die Algengröße sehr gering ist [Greenwell et al., 2010]. So konnten beispielsweise Choi et al.

[2006] zitiert in Greenwell et al. [2010] in ihrer Studie feststellen, dass Absetzraten von 0,1 bis

2,6 cm/h beobachtet werden.

Obwohl die Sedimentation ein sehr kosteneffektives Verfahren darstellt, wird es oft auf Grund

der Zeitintensivität nicht als alleinstehendes Verfahren angewandt. Oftmals wird die

Sedimentation in Kombination zur Flokkulation eingesetzt. Hierbei wird die Sedimentation der

Flokkulation nachgeschaltet [Granados et al., 2012].

2.7.3.4 Flokkulation

Bei der Flokkulation wird die Alge durch Zugabe eines kationischen Flockungsmittels, bei dem

es sich meist um Aluminium- oder Eisensalze handelt, ausgeflockt. Anschließend sedimentiert

die Algenflocke, so dass eine Fest-Flüssig-Trennung entsteht und die Alge abgetrennt werden

kann. Diese kationischen Chemikalien neutralisieren die negative Ladung der Algenzellen und

begünstigen das Sedimentieren, ohne die Zusammensetzung und die Toxizität der Alge zu

beeinflussen [Harun et al., 2010].

Dass das chemische Verfahren, wie die Flokkulation, funktionierende Technologien sind,

konnten diverse Studien zeigen. So hat Knuckey et al. [2006] Fe3+-Flocken mit induziertem

pH-Wert verwendet, um verschiedene Arten von Algen abzutrennen und erreichten eine

Abtrennungseffizienz von rund 80 Prozent. Henderson et al. [2008] konnten in deren Studie

unter Verwendung von Aluminiumsulfat, Eisenchlorid und Eisen(II)-sulfat eine

Abtrennungseffizienz von 70 bis 95 Prozent erzielen. Ferner analysierten Chatsungnoen &

Christi [2016] rund 95 Prozent Abtrennungseffizienz bei Aluminiumsulfat und Eisenchlorid bei

diversen Mikroalgen. Die Wirksamkeit ist abhängig vom Flockungsmittel, der Dosierung und

der Algengattung [Harun et al., 2010].

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31

Als weitere Alternative werden Polyelektrolyte als Flockungsmittel verwendet [Grandados et

al., 2012], hierbei handelt es sich um kationische Polymere. Chitosan ist hierbei ein

kommerzielles Produkt. Es ist jedoch zu kostenintensiv, um für eine wirtschaftliche

Algenentwässerung verwendet zu werden [Harun et al., 2009]. Divakaran & Pillai [2002]

untersuchten die Flockung von den Algenarten Spirulina, Oscillatoria, Chlorella und

Synechocystis unter Anwendung von Chitosan. Die Ergebnisse zeigen, dass eine höhere

Konzentration von Chitosan (15 mg/L) zu einer schnelleren Absetzgeschwindigkeit von den

untersuchten Algen führt. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass für verschiedene Algenarten

variable Mengen an Chitosan erforderlich sind. Dies führt zu unterschiedlichen

Flockungswirkungsgraden.

Eine Unterbrechung der CO2-Versorgung des Algensystems, sowie eine gesteuerte pH-

Änderung oder Regulation des Lichteinflusses, kann dazu führen, dass Algen selbst ausflocken.

Diese Flockung wird als Autoflokkulation bezeichnet [Sukenik & Shelef, 1984]. Hierbei ist

eine Abtrennungseffizienz von bis zu 99 Prozent möglich [Sukenik & Shelef, 1984].

Neben den etablierten chemischen Flokkulatarten, kann auch ein biologisches Flokkulat wie

beispielsweise in Lei et al. [2015] beschrieben eingesetzt werden. Hier wird die Ausflockung

der Grünalge Chlorella vulgaris mittels des Bakteriums Cobetia marina LO3 analysiert.

2.7.3.5 Zentrifugation

Die Zentrifugation ist eine sehr effektive Methode zur Abtrennung von Mikroalgen [Knuckey

et al., 2006]. Diese beinhaltet die Trennung des Umgebungsmediums und der Alge, in Bereiche

mit höherer und geringerer Dichte durch Zentripetalbeschleunigung unter der Anwendung einer

Zentrifuge. Nach der Dichtentrennung können die Algen durch Entleeren des überschüssigen

Mediums entfernt werden. Während der Zentrifugation können auch Filter implementiert

werden, um den Überstand vom Medium zu trennen [Harun et al., 2009].

Heasman et al. [2000] berichteten von 88 bis 100 Prozent Zelllebensfähigkeit und etwa 95 bis

100 Prozent Abtrennungseffizienz. Obwohl die Zentrifugation ein plausibles Verfahren zur

Abtrennung von Mikroalgen darstellt, können hohe Gravitations- und Scherkräfte während des

Zentrifugationsprozesses die Zellstruktur beeinträchtigen. Darüber hinaus ist es aufgrund des

hohen Energieverbrauchs, insbesondere bei Betrachtung großer Volumina, nicht kosteneffektiv

[Harun et al., 2010; Knuckey et al., 2006].

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32

Die oben beschriebenen Literaturdaten sind in der Tabelle 8 vergleichend zusammengefasst.

Tabelle 8- Zusammenfassung von Abtrennungsverfahren bei Mikroalgen

Methode Flokkulat Effektivität

[%]

Energie-

verbrauch

[kWh/m3]

Quelle

Flotation /

DAF 68 - 99,8

Pozza, 2014; Henderson et

al., 2008

Filtration > 99 0,3 - 3,0

Danquah et al., 2009;

Molina Grima et al., 2003;

Greenwell et al., 2010

Flokkulation

Al2(SO4)3, FeCl3, Fe2SO4,

Polyelektrolyte,

Chitosan, zetag 7650 mit

Al2(SO4)3, Cl, PO43-,

Cobetia marina LO3

70 - 97

Chatsungnoen und Christi,

2016; Lei et al., 2015;

Grandados et al., 2012;

Danquah et al., 2009;

Henderson et al., 2008;

Knuckey et al., 2006;

Divakaran & Pillai 2002;

Sukenik & Shelef, 1984

Zentrifugation 95 - 100 0,8 - 2,5 Molina Grima et al., 2003;

Heasman et al., 2000

Page 55: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

33

3. Material und Methoden

Im folgenden Kapitel werden die angewandten Methoden und das eingesetzte Material

beschrieben. Darüber hinaus werden der eingesetzte Algenstamm und die

Kultivierungsbedingungen erläutert.

3.1 Algenstamm und Kultivierungsbedingungen

Die Grünalge Chlorella vulgaris (Stamm 211-12) wurde aus der Sammlung von Algenkulturen

der Universität Göttingen (SAG) erworben und im Kulturmedium BG-11 (=Blue-Green

Medium) kultiviert. Die Tabelle 9 veranschaulicht die Zusammensetzung des Medium mit

Natriumhydrogencarbonat. Wenn auf weitere Kohlenstoffquellen verzichtet wird, so wird das

Natriumhydrogencarbonat aus der Zusammensetzung ausgeschlossen und 10 mL mehr an

destilliertem Wasser hinzugegeben.

Tabelle 9- Bestandteile des BG-11 Mediums [nach Pozza, 2014]

Verbindungen g/100mL mL

Natriumnitrat NaNO3 0,15 10

DiKaliumhydrogenphosphat K2 HPO4 0,04 10

Magnesiumsulfat Mg SO4 * 7H2O 0,075 10

Calciumchlorid CaCl2 *4H2O 0,0536 10

Natriumhydrogencarbonat NaHCO3 0,02 10

Zitronensäure Citric acid 0,006 10

Kalium-Dihydrogenphosphat KH2PO4 0,2 10

Nährstoffe 1

destilliertes Wasser 929

EDTA 1g

Nährstoffe in 1.000 mL destilliertem Wasser mg

Borsäure H3BO3 2,86

Mangan(II)chlorid MnCl2 *4H2O 1,81

Zinknitrat Zn(NO3)2 *6H2O 0,23

Ammoniumheptamolybdat (NH4)6Mo7O24 2,201

Kupfersulfat CuSO4 *5H2O 0,079

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34

Im durchgeführten Versuchszeitraum der vorliegenden Arbeit konnten im genutzten

Kulturansatz, in Bezug auf das morphologische Erscheinungsbild der Mikroalge Chlorella

vulgaris, weitere Mikroalgen beobachtet werden, so dass eine Sequenzierung am Lehrstuhl für

Biodiversität der Fakultät für Biologie an der Universität Duisburg Essen durchgeführt wurde.

Mittels der ribosomalen rRNA als Abfolge 18S, ITS1, 5.8S und ITS2, typische Markerregionen

für Grünalgen, wurde eine Algenprobe sequenziert. Die Sequenz wurde gegen die NCBI

Datenbank für Nukleotide geblastet, um herauszufinden welcher Algenstamm dominant in der

Probe vorliegt. Hierbei konnte herausgestellt werden, dass der Algenstamm 211-12 in seinem

Ursprung nicht mehr als dominante Alge in der Probe vorliegt. Es konnten Scenedesmus- und

Chlamydomonas-Sequenzen als nächstliegende verwandte Mikroalgen in der Datenbank

ermittelt werden. Aus diesem Grund wird im Nachfolgenden nicht von der Mikroalge Chlorella

vulgaris im Speziellen, sondern von Mikrogrünalgen im Allgemeinen geschrieben. Es bleibt

anzumerken, dass eine Reinkultur der Mikroalge Chlorella vulgaris nicht angestrebt wurde, so

dass eine „Verunreinigung“ bzw. eine Weiterentwicklung zu erwarten war.

Die Kultvierung der Mikrogrünalge erfolgte in Laborglasflaschen (Schottflaschen, DURAN,

500 mL / 1.000 mL). In der Kultivierungsphase wurde die Mikrogrünalge in einem 20:4

hell/dunkel Zyklus unter Verwendung von fluoreszierenden Leuchtstoffröhren (Flora Sun, Max

Plant Growth, Zoo Med Aquatic 42“ 1.076 mm, weiß-klar, 50 bis 80 µmol/m2/s, 5.000 K)

beleuchtet und einmal zu Beginn der Dunkelphase für 15 Minuten mittels einer

Membranpumpe (Precision SR-2500) und einem Sterilfilter (millexvv) belüftet. Der

Sterilfilter dient zur Vermeidung des Eintrags von Bakterien über die Sauerstoffzufuhr. Ferner

wurde die Aufzucht zur Bakterienreduzierung mit dem Antibiotika Ampicillin (100 mg/L;

Sigma-Aldrich A9518-5G) zu Beginn der Kultvierung beimpft. In der vorliegenden

Dissertation wurde für die Untersuchungen an den Mikrogrünalgen Weißlicht gewählt, da sich

nach Forest Blair et al. [2013] Weiß- bzw. Klarlicht, neben blauem Licht, für die Grünalgenart

Chlorella vulgaris am ehesten eignet, da die Wachstumsrate am schnellsten die exponentielle

Phase erreicht. Die Ergebnisse der Mikroalge Chlorella vulgaris wurden für die vorliegenden

Mikrogrünalgen adaptiert. Der Abstand der Algenprobe zum Leuchtmittel beläuft sich auf rund

10 cm, so dass ein Einfluss der entstehenden Wärme des Leuchtmittels nicht auf die Proben

übertragen werden kann. Um eine optimale Beleuchtung für jede einzelne Mikroalge innerhalb

der Algensuspension zu gewährleisten (vgl. Kapitel 2.8.2.2) und eine Selbstverschattung sowie

eine Ausflockung der Alge zu vermeiden, wurden die Proben kontinuierlich unter Rotation

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35

versetzt (LLG-Labware, LLGuni-STIRRER2). Die Kultivierung der Mikrogrünalgen ist für

alle Versuchsreihen, wenn nicht anders angegeben, gleich durchgeführt worden.

3.2 Hersteller der ausgewählte Substanzparameter

In Kapitel 2.4 werden die ausgewählten Substanzparameter eingehend erläutert. Für die

Auflistung der herstellenden Firma dient die nachstehende Tabelle 10.

Tabelle 10- Hersteller der Substanzparameter

Chemikalie Reinheit Firma CAS-Nr.

Diclofenac-Natriumsalz Sigma-Aldrich 15307-79-6

Sulfamethoxazol <=100 % Sigma-Aldrich 723-46-6

Carbamazepin <=100 % Sigma-Aldrich 298-46-4

3.3 pH-Wert und Temperatur

Die Temperatur und der pH-Wert wurden täglich gemessen (pH 315i/SET (WTW)). Der pH-

Wert wurde mit Kaliumhydroxid (KOH) in der instrumentellen analytischen Chemie auf einen

pH-Wert von 7,5 eingestellt, so dass die pH-Bedingungen für alle Versuchsproben identisch

waren.

3.4 Nährstoffbestimmung

Die Bestimmung der Bestandteile von Stickstoff (N) und Phosphor (P) können Aussagen über

die Wachstumsrate der Mikrogrünalgen liefern (vgl. Kapitel 2.8.2.1). Sowohl die

Stickstoffaufnahme, sowie das Vorliegen von Phosphor in ausreichender Form haben einen

Einfluss auf das Wachstum. Zur Bestimmung wurden die Küvettentests der Firma HACH

Lange GmbH angewandt. Um einer Verfälschung der Ergebnisse vorzubeugen, sind die Proben

von Schwebstoffen und Partikeln zu befreien. Die nachstehende Tabelle 11 listet die

untersuchten Parameter auf.

Tabelle 11- Eingesetzte HACH-Lange Küvetten-Tests

Parameter Hach-Lange Test

NO3-N LCK 339 0.23 - 13.5 [mg/L] NO3-N

TP LCK 348 0.5 - 5 [mg/L] PO4-P

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36

3.5 Abfiltrierbare Stoffe

Die Bestimmung der abfiltrierbaren Stoffe (AFS) erfolgt gemäß DIN 38409 Teil 2. Dazu

wurden die Cellulose-Acetatfilter (Sartorius AG) über einen definierten Mindestzeitraum von

8 Stunden im Trockenofen (Memmert GmbH + Co. KG) bei 105 °C getrocknet und im

Anschluss das Trockengewicht der Papierfilter mit der Mikrowaage (AX 224, Sartorius AG)

bestimmt. Nach dem Filtrieren der Proben wurden die Papierfilter nochmals für einen

Mindestzeitraum von 8 Stunden im Trockenofen getrocknet und im Anschluss ausgewogen.

Die abfiltrierbare Menge bestimmt sich aus dem Verhältnis der eingewogenen filtrierten Probe

vor und nach dem Trocknen.

3.6 Chlorophyll-a Analyse

Das Chlorophyll absorbiert die Lichtenergie des Sonnenlichts und wandelt diese in chemisch

nutzbare Energie für den Stoffwechsel der Alge um [Madigan et al., 2013]. Aus diesem Grund

sind Rückschlüsse vom Chlorophyll-a Gehalt der Alge auf die Photosynthese und somit auf die

Wachstumsrate der Alge möglich.

Zur Bestimmung des Chlorophyll-a Gehalts wurden nach Pozza [2014] täglich 10 mL mit 4.000

rpm für 10 Minuten bei 5 °C zentrifugiert (Eppendorf 5810R). Der Überstand dient zur

Bestimmung der Intensität des jeweiligen Spurenstoffs (vgl. Kapitel 3.7). Das Pellet wurde mit

3 mL Methanol aufgefüllt und anschließend im Wasserbad (60 bis 70 °C) für 10 Minuten

erhitzt. Nach Abkühlen der Probe auf Zimmertemperatur, wurde das Volumen mit destilliertem

Wasser auf 5 mL aufgefüllt und die Chlorophyll-a Konzentration mit einem Spektralphotometer

(Hach Lange, DR3800) in den optischen Dichten (OD) 665 nm und 650 nm gegen Methanol

gemessen. Zur Berechnung der Chlorophyll-a Konzentration dient nachstehende Formel 2 nach

Becker [1994].

Formel 2- Chlorophyll-a Analyse [Becker, 1994]

Chlorophyll − a [mgL ] = , ∗ OD − 8, ∗ OD

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37

3.7 Zellzählung

Das morphologische Erscheinungsbild und die damit einhergehende Wachstumsrate wurden an

Hand der Algen-Zellzählung bestimmt. Hierzu wurden 3 mL Probenflüssigkeit mit 60 µL Lugol

fixiert und unter dem Lichtmikroskop (Axio Imager.M2, Carl Zeiss Microscopy GmbH) in

Thoma-Kammern (Marienfeld) ausgezählt. Die Thoma-Zählkammer besteht aus zwei

Kammern, in welche mit hoher Präzision zwei feine, quadratische Liniennetze eingraviert sind.

Willkürlich wurden 6 mal 3 diagonal liegende c-Felder pro Kammer ausgewertet. Aus den

gezählten Zellen (18 c-Felder) wurde der Mittelwert gebildet, das Lugol herausgerechnet und

die Anzahl der Algenzellen auf 1 mL hochgerechnet. Somit konnte die Anzahl der Algenzellen

auf das jeweilige Probenvolumen umgerechnet werden. Die nachstehende Formel 3

veranschaulicht die Berechnung der Zellzählung [Marienfeld, 2010].

Formel 3- Zellzählung [Marienfeld, 2010]

Anzahl [ZellenmL ] = ab ∗ c ∗ d ∗

Wobei a die Anzahl der ausgezählten Algenzellen darstellt, b die ausgezählte Fläche [mm2], c

die Tiefe [mm] der Thoma-Zählkammer und d die Verdünnung der Probe. In der folgenden

Abbildung 3 ist beispielhaft die c-Feld Auswahl für eine Thoma-Kammer dargestellt:

Abbildung 3- Beispielhafte c-Feld Auswahl bei der Zellbestimmung unterm Mikroskop

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38

Um potenzielle Bakterien innerhalb der Probe von Algenzellen zu unterscheiden, sind in der

nachstehenden Abbildung 4 Algenzellen der vorhandenen Mikrogrünalgen dargestellt. Für die

Wachstumsrate der Mikrogrünalgen, wurde die Veränderung der Zellanzahl innerhalb der

Probentage ausgezählt und ausgewertet. Für das prozentuale Verhältnis von Bakterie und Alge,

wurden zudem die Anzahl der Bakterien analysiert.

Abbildung 4- Darstellung der untersuchten Mikrogrünalge (100fach vergrößert)

10µm

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39

3.8 Optische Dichte

Abbildung 5 veranschaulicht das Absorptionsspektrum der vorhandenen Mikrogrünalgen. Das

Absorptionsspektrum zeigt, dass die Mikrogrünalgen ihr Absorptionsmaximum bei einer

Wellenlänge von 680 nm aufzeigen. Für die Untersuchungen der optischen Dichte wird aus

diesem Grund die optische Dichte bei einer Wellenlänge von 680 nm (OD680) im Spektrometer

(Hach Lange, DR3800) gemessen.

Abbildung 5- Absorptionsspektrum des Chlorophyll-a Gehalts einer Mikrogrünalge

3.9 Prozentuale Wachstumsrate

Die Wachstumsrate ist in der vorliegenden Arbeit definiert, als relative Wachstums-

geschwindigkeit von Mikrogrünalgen in der untersuchten Versuchsdurchführung.

Nachstehende Formel verdeutlicht die prozentuale Wachstumsrate, wobei CA die

Anfangskonzentration und CE die Endkonzentration der Algenbiomasse darstellt.

Formel 4- Prozentuale Wachstumsrate

Wachstumsrate [%] = 𝐶𝐴 − 𝐶𝐸𝐶𝐴 ∗

0,85

0,90

0,95

1,00

1,05

1,10

1,15

1,20

550 600 650 700 750 800

Ab

sorb

anz

Wellenlängen[nm]

680

Page 62: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

40

3.10 Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem

Massenspektrometer

Die Bestimmung der Abbauraten von Spurenstoffen erfolgte mit der

Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem Massenspektrometer (Liquid

chromatography–mass spectrometry = LC-MS). Hierbei dient die Flüssigchromatographie zur

Auftrennung von Molekülen in einem Gemisch und die Massenspektrometrie zur

Identifizierung der Substanzen (Spurenstoffe) (vgl. Abbildung 6). Für die Analyse wurden die

Proben, wie nachfolgend beschrieben, vorbereitet: Nach der Probenentnahme von 10 mL,

wurde die Suspension bei 4000 rpm für 10 Minuten bei 5 °C zentrifugiert (Eppendorf 5810R).

1,8 mL des entstandenen Überstands der Proben wurde mit 200 µL Armeisensäure (CH2O2)

angesäuert, bei 14.000 rpm für 2 Minuten zentrifugiert (Eppendorf Mini Spin Plus) und im

Labor des Fachgebietes Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-Essen im

Anschluss in Dreifachbestimmung mit der LC-MS Technik (Agilent 1100 und Agilent 6120B,

Agilent Technologies, Inc.) analysiert. Durch das Ansäuern mit der Armeisensäure sollen die

organischen Bestandteile, wie beispielsweise Proteine oder Peptide, des Kulturmediums

ausgefällt werden.

Abbildung 6- Schematische Darstellung des Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem

Massenspektrometer (LC-MS)

Page 63: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

41

3.11 Normierung der Abbaurate

Mit Hilfe des LC-MS werden die Konzentrationen der untersuchten Spurenstoffe bestimmt.

Um die Ergebnisse der einzelnen Versuchsreihen vergleichen zu können, werden die

Konzentrationen normiert dargestellt. Hierzu erfolgt die Bestimmung der Eliminationsraten

nach dem Geschwindigkeitsgesetz für eine Reaktion pseudo erster Ordnung analog zur

physikalischen Chemie [Atkins & de Paula, 2006].

Formel 5- Reaktion erster Ordnung [Atkins & de Paula, 2006]

Kinetische Gleichung dc𝑡 = −kc Die Startkonzentration c0 ist bekannt, dadurch ergibt sich die Anfangsbedingung c t = = c

Trennung der Variablen unter Berücksichtigung der Integration der Differentialgleichung mit

den gegebenen Anfangsbedingungen

∫𝐶𝑐0 −∫ 𝑘 𝑡𝑡𝑡0

Die Konstante c wird durch die Anfangsbedingung bestimmt durch ln = c𝑡 Daraus resultiert die Lösung mit ln 𝑡 = ln c − 𝑘𝑡 Nach dem Delogarithmieren ergibt sich die Formel

𝑡 = ∗ −𝑘𝑡 Wobei c0 die Anfangskonzentration des untersuchten Spurenstoffs darstellt und ct die

Konzentrationsänderung mit der Zeit. Durch eine exponentielle Kurvenanpassung mit der

Software Excel (Microsoft Excel 2010) wird die Geschwindigkeitskonstante k, bzw. die

Abbaurate bestimmt.

Die Ergebnisse der Wachstumsanalysen werden zum qualitativen Vergleich in Bezug auf die

Eliminationsrate ebenfalls normiert dargestellt.

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42

3.12 Prozentuale Eliminationsrate

Die Eliminationsrate wird in der vorliegenden Arbeit als relative Abbaugeschwindigkeit des zu

untersuchenden Spurenstoffparameters innerhalb der Versuchsdurchführung definiert.

Nachstehende Formel veranschaulicht die prozentuale Eliminationsrate, wobei CA die

Anfangskonzentration und CE die Endkonzentration des zu untersuchenden Spurenstoffs

darstellt.

Formel 6- Prozentuale Eliminationsrate

Eliminationsrate [%] = 𝐶𝐴 − 𝐶𝐸𝐶𝐴 ∗

3.13 Nachweis zum Verbleib des gemessenen Spurenstoffparameters bei

Mikrogrünalgen

Mit der zuvor beschriebenen LC-MS Analyse (vgl. Kapitel 3.6) können spezifische

Spurenstoffsubstanzen identifiziert werden. Damit nachgewiesen werden kann, wie der

untersuchte Spurenstoffparameter abgebaut wird, muss zuvor geklärt werden, auf welche Art

und Weise der Spurenstoffparameter eliminiert werden kann. Hierzu soll in der vorliegenden

Dissertation die Adsorption bzw. die Absorption eingehender untersucht werden.

Ob die Alge den jeweiligen Spurenstoff nur adsorbiert hat, wird mit dem Auswaschen der

Algenzellen nachgewiesen. Für den Zellaufschluss (Absorption) gibt es zahlreiche Methoden

aus der Lipidextraktion, die auf die mögliche Wiederfreisetzung der untersuchten Spurenstoffe

adaptiert werden können. Hierzu zählen Methoden wie beispielsweise das Gefriertrocknen und

Zerreiben mit Quarzsand im Mörser, die Verwendung einer Ultraschall-Lyse, mehrfaches

Gefriertrocknen mit flüssigem Stickstoff, die French-press Methode, der Einsatz von einem

Glashomogenisator oder Vibrationszellmühlen. Allgemein werden diese Methoden zum

Zellaufschluss bei der Herstellung von Biodiesel aus Algen oder bei der Lipidextraktion

angewandt. In der vorliegenden Arbeit wurden zwei Methoden zum Zellaufschluss für den

Nachweis der Adsorption adaptiert: mehrfaches Gefriertrocknen mit flüssigen Stickstoff und

die Verwendung der Ultraschall-Lyse. Bei beiden Analysen wird mittels des Verfahrens die

Zellwand der Mikrogrünalgen aufgebrochen und der absorbierte Spurenstoffparameter wieder

in Lösung gebracht.

Page 65: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

43

3.13.1 Auswaschen der Algenzellen

10 mL Algensuspension wurden zum Ende einer Versuchsreihe mit 4000 rpm für 10 Minuten

bei 5 °C zentrifugiert (Eppendorf 5810R). Das Pellet wurde mit „reinem“ BG-11 Medium (10

mL) gewaschen, nochmals mit 4.000 rpm für 10 Minuten bei 5 °C zentrifugiert (Eppendorf

5810R). Im Anschluss wird der Überstand der Probe wie bei der LC-MS Analyse vorbereitet

und im Labor des Fachgebietes Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-

Essen analysiert. Mit Hilfe der Analyse soll herausgefunden werden, ob der gemessene

Parameter lediglich an der Alge adsorbiert wurde.

3.13.2 Zellaufschluss mittels Gefriertrocknen mit flüssigem Stickstoff

Die Methode des Gefriertrocknens mittels flüssigem Stickstoff wurde nach Byreddy et al.

[2015] für den Nachweis der Absorption der Spurenstoffparameter adaptiert. Hierzu wurden

zum Ende einer Versuchsreihe 10 mL Algensuspension mit 4.000 rpm für 10 Minuten bei 5 °C

zentrifugiert (Eppendorf 5810R). Das Pellet wird mit 10 mL „reinem“ BG-11 aufgefüllt und im

Wechsel mit Hilfe von flüssigem Stickstoff (-196 °C) eingefroren und anschließend wieder

aufgetaut. Dieser Vorgang wurde zwei Mal wiederholt, so dass durch die Wasserkristalle, die

beim Einfrieren entstehen, die Zellwände aufgebrochen wurden. Im Anschluss wird 1,8 mL der

Probe mit 200 µL Armeisensäure (CH2O2) angesäuert, bei 14.000 rpm für 2 Minuten

zentrifugiert (Eppendorf Mini Spin Plus) und anschließend in Dreifachbestimmung mit der LC-

MS Technik (Agilent 1100 und Agilent 6120B, Agilent Technologies, Inc.) analysiert.

3.13.3 Zellaufschluss unter Verwendung einer Ultraschall-Lyse

Für die Verwendung einer Ultraschall-Lyse zum Zellaufschluss wurde die Methode nach

Byreddy et al. [2015] für den Nachweis der Absorption adaptiert. Hierzu wurde zum Ende der

Versuchsreihe 10 mL Algensuspension mit 4.000 rpm für 10 Minuten bei 5 °C zentrifugiert

(Eppendorf 5810R). Das Algen-Pellet wird mit BG-11 Medium (10 mL) homogenisiert. Die im

Eisbad platzierte Probe wurde mit dem Ultraschall-Homogenisator im Puls-Modus mit 50 kHz

(Branson Sonifier 250; G. Heinemann Ultraschall- und Labortechnik) für ca. 60 bis 90

Sekunden beschallt. Während der Beschallung platzen die Zellwände der Mikroalge, so dass

anschließend die Probe nochmals zentrifugiert werden muss. Der Überstand der Probe wird

dann für die LC-MS Analyse vorbreitet und analysiert.

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44

Page 67: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

45

4. Laboruntersuchungen

Im folgenden Kapitel werden die durchgeführten Laborversuche vorgestellt und diskutiert.

Zunächst erfolgt ein Wachstumsscreening in unterschiedlichen Kulturmedien und im

Nachklärwasser aus drei Kläranlagen (vgl. Kapitel 4.1). Basierend auf den erzielten

Ergebnissen, werden Batchversuche zum Abbauverhalten der Spurenstoffparameter

Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol im Einzelnen und im Gemisch ermittelt.

Ferner werden in den einzelnen Batchversuchen das Wachstumsverhalten, die

Nährstoffabnahme von Nitrat und Phosphor, sowie der Verbleib der Spurenstoffparameter

ermittelt und diskutiert.

4.1 Wachstumsscreening in unterschiedlichen Kulturmedien und im

Nachklärwasser aus drei Kläranlagen

In der vorliegenden Untersuchungsreihe wurde das Wachstum der Mikrogrünalgen in drei

unterschiedlichen Kulturmedien und im Nachklärwasser aus drei Kläranlagen bestimmt. Das

Ziel der Untersuchung war ein Wachstumsscreening mit derselben Mikrogrünalge bei

unterschiedlichen Betriebsbedingungen (phototroph/ heterotroph sowie belüftet/ unbelüftet) zu

beobachten und miteinander zu vergleichen.

Nachstehend werden die Zusammensetzungen der drei Kulturmedien, die nach Wang W. et al.

[2014] gute Wachstumsraten bei der Algengattung Chlorella aufweisen, beschrieben:

BG-11 Medium: NaNO3 1.500 mg L-1, K2HPO4 40 mg L-1, MgSO4*7H2O 75 mg L-1,

CaCl2*4H2O 53,6 mg L-1, NaHCO3 20 mg L-1, Zitronensäure 6 mg L-1, EDTA 1 mg L-1, H3BO3

2,86 mg L-1, MnCl2*4H2O 1,81 mg L-1, Zn(NO3)2*6H2O 0,23 mg L-1, (NH4)6Mo7O24 2,201 mg

L-1, CuSO4*5H2O 0,079 mg L-1

Modifiziertes F-Si Medium [Guillard & Ryther, 1962, jedoch mit destilliertem Wasser]: NaNO3

500 mg L-1, NaH2PO4*H2O 8,8 mg L-1, Nährstoffe 1 ml L-1

(Nährstoffe: FeCl3*6H2O 3,9 g L-1, EDTA 4.350 mg L-1, MnCl2*4H2O 180mg L-1,

ZnSO4*7H2O 23 mg L-1, CoCl2*6H20 10 mg L-1, Na2MoO4*2H2O 7 mg L-1, Co(NO3)2*6H2O

494 mg L-1, CuSO4*5H2O 10 mg L-1)

Page 68: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

46

Bold’s Basal Medium [Bischoff & Bold, 1963 und modifiziert nach Starr & Zeikus 1993]: 940

mL destilliertes Wasser, 10 mL NaNO3 10.000 mg 400 mL-1, 10 mL CaCl2*2H2O 1.000 mg

400 mL-1, 10 mL MgSO4*7H2O 3.000 mg 400 mL-1, 10 mL K2HPO4 3.000 mg 400 mL-1, 10

mL NaCl 1.000 mg 400 mL-1, 10 mL KH2PO4 7.000 mg 400 mL-1, 1 mL Thiamin 1.000 mg L-

1, 1mL Biotin 0,25 mg L-1, 1 mL Vitamin B12 0,15 mg L-1, 6 mL Nährstoffe

(Nährstoffe: FeCl3*6H2O 97 mg L-1, EDTA 750 mg L-1, MnCl2*4H2O 41 mg L-1, ZnCl 5 mg

L-1, CoCl2*6H2O 2 mg L-1, Na2MoO4*2H2O 4 mg L-1).

Die zu untersuchenden Kulturmedien weisen alle die Makrostoffe Kohlenstoff, Stickstoff und

Phosphor auf. Neben diesen sind die unterschiedlichsten Mirko- und Spurenelemente, wie in

Kapitel 2.8.2.1 beschrieben enthalten. Das Bold’s Basal Medium (BB) beinhaltet im Vergleich

zu dem BG-11 und dem F-Si Medium die Vitamine Biotin, Thiamin und Vitamin B-12.

Die Zusammensetzung im Abwasser ähnelt der Matrix der Kulturmedien [Acién et al., 2016].

Die Verwertung der Abwassermatrix von Mikroalgen zum Wachstumsaufbau wurde erstmals

von Oswald & Golueke [1960] dokumentiert. Nachklärwasser beinhaltet im Vergleich zu

ungereinigtem Abwasser sehr geringe Anteile der wichtigsten Makroelemente (vgl. Kapitel

2.8.2.1). Damit Aufschluss darüber gegeben werden kann, ob Nachklärwasser für das

Wachstum der Mikrogrünalgen geeignet ist, wurden von der Kläranlage Duisburg-Kaßlerfeld

(Größenklasse 5, keine weiterführende Reinigungsstufe), Kläranlage Bottrop (Größenklasse 5,

keine weiterführende Reinigungsstufe) und Kläranlage Dülmen (Größenklasse 2, integrierte

Adsorptionsstufe), Proben aus dem Ablauf der Nachklärung analysiert. Die Proben der

Kläranlagen wurden vor der Versuchsdurchführung von groben Schwebstoffen befreit.

Die komplette Versuchsreihe umfasste 24 Probenflaschen (500 mL Probenvolumen) und belief

sich auf eine Dauer von 264 Stunden. Zwölf Proben wurden unter phototrophen (Reihe 1 und

Reihe 2) und zwölf unter heterotrophen (Reihe 3 und Reihe 4) Bedingungen untersucht. Von

den zwölf phototrophen/ heterotrophen Proben, wurde jeweils die Hälfte belüftet und die andere

Hälfte unbelüftet untersucht. Während die phototrophen Probenflaschen wie in der Aufzucht

mit fluoreszierenden Leuchtstoffröhren (weiß-klar, 50 bis 80 µmol/m2s) in einem 20:4

Tag:Nacht Zyklus beleuchtet wurden, wurden die heterotrophen Probenflaschen für 24 Stunden

im Dunklen aufbewahrt. Die belüfteten Proben, wurden einmal pro Stunde für 15 Minuten über

eine Membranpumpe (Precision SR-2500) mit Raumluft belüftet. Alle Proben wurden

kontinuierlich rotiert um eine homogene Verteilung der Mikrogrünalgen zu gewährleisten und

Page 69: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

47

eine Selbstverschattung zu vermeiden. Die nachstehende Abbildung 7 veranschaulicht die

Versuchsbedingungen.

Abbildung 7- Versuchsbedingungen des Wachstumsscreenings in unterschiedlichen Kulturmedien und

im Nachklärwasser aus drei Kläranlagen

4.1.1 Ergebnisse des Wachstumsscreenings

Um mögliche Schwankungen des pH-Wertes und der Temperatur hinsichtlich der

Beleuchtungszyklen festzustellen, wurden diese Parameter täglich gemessen. Innerhalb der

phototrophen Proben (1.X und 2.X) konnte beim BG-11 und F-Si Medium eine Erhöhung des

pH-Wertes zum basischen Bereich beobachtet werden (bis pH-10). Der pH-Wert beim BB

Medium lag während des kompletten Versuchszeitraums im neutralen Bereich. Bei den Proben

des Ablaufs konnte im Allgemeinen ein basischer pH-Wert (zwischen 10 und 11) gemessen

werden. Hier fielen die pH-Schwankungen sehr gering aus. Bei den heterotrophen Proben (3.X

und 4.X) konnte ein annähernd stabiler pH-Wert in allen Probenflaschen im neutralen Bereich

gemessen werden.

Im Allgemeinen lässt sich an Hand der Ergebnisse bezogen auf den pH-Wert feststellen, dass

die vorhandenen Mikrogrünalgen den basischen, im Vergleich zu dem sauren Bereich

bevorzugen (vgl. Tabelle 6). Hinsichtlich der Temperatur waren keine Schwankungen während

der Versuchsdauer festzustellen (22 ± 1 °C).

Legende zur

Wachstumsbestimmung

X.0 BG-11 Medium

X.1 F-Si Medium

X.2 BB Medium

X.3 KA DU

X.4 KA BOT

X.5 KA DÜ

Page 70: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

48

4.1.1.1 Ergebnisse der Nährstoffbestimmung

In Bezug auf den Nährstoffgehalt der einzelnen Proben wurden exemplarisch die Parameter

Nitrat (NO3-N) und Phosphor (TP), wie in Kapitel 3.4 beschrieben, analysiert. Tabelle 12

veranschaulicht die Start- und Endkonzentrationen der beiden analysierten Nährstoffe, sowie

die prozentuale Abbaurate. In den phototrophen Probenreihen (vgl. Tabelle 12; 1.X und 2.X)

wurde in allen Probenflaschen ein Nitrat-Abbau und unter Ausschluss des BB-Mediums ein

Phosphor-Abbau beobachtet. Im Durchschnitt konnten mit zusätzlicher Belüftung mehr

Nährstoffe abgebaut werden als ohne Sauerstoffzugabe. Da die Mikrogrünalgen mittels

Membranpumpen über Raumluft belüftet wurden, wurde ein Eintrag von Stickstoff und

Kohlenstoffdioxid ermöglicht, welche das Wachstum und somit auch die Nährstoffaufnahme

begünstigen.

Algen nehmen Nährstoffe über ihre Membranen auf. Das Diffundieren der Nährstoffe hält so

lange an, bis die Konzentration mit der Umgebung übereinstimmt. Aus diesem Grund können

in den Abläufen der Kläranlagen bedingt durch die Aufzucht der Mikrogrünalgen erhöhte

Nitrat- und Phosphor Werte möglich sein.

Im Allgemeinen zeichnet sich ab, dass in den heterotrophen Proben im Vergleich zu den

phototrophen Proben ein geringerer Nitrat-Abbau beobachtet werden kann. Dies kann mit dem

Zusammenhang zwischen Photosynthese und Stickstoffaufnahme erklärt werden (vgl. Kapitel

2.8.2.1). Mikroalgen sind vor allem dann in der Lage Stickstoff aufzunehmen, wenn die dazu

benötigte Energie aus der Photosynthese stammt [Round,1969].

Page 71: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

49

Tabelle 12- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung im Wachstumsscreening

Probe CAnfang NO3-N

[mg/L]

CEnde NO3-N

[mg/L]

CAnfang TP

[mg/L]

CEnde TP

[mg/L]

Abbaurate [%]

NO3-N TP

1.0 BG-11 13,60 0,86 2,01 0,29 94 86

1.1 F-Si 76,00 70,80 4,39 2,11 7 52

1.2 BB 35,20 28,20 46,80 49,00 20 -5

1.3 KA DU 6,42 0,16 2,96 0,14 98 95

1.4 KA BOT 20,6 12,0 2,24 0,14 42 94

1.5 KA DÜ 10,4 10,2 1,59 0,18 2 89

2.0 BG-11 45,60 6,05 3,08 0,19 87 94

2.1 F-Si 105,80 60,00 4,90 0,70 43 86

2.2 BB 49,80 4,44 48,00 43,20 91 10

2.3 KA DU 4,86 0,23 2,10 0,20 95 90

2.4 KA BOT 21,8 6,57 2,21 0,15 70 93

2.5 KA DÜ 10,5 5,38 1,66 0,11 49 93

3.0 BG-11 44,85 28,95 2,86 2,06 35 28

3.1 F-Si 69,60 84,00 4,56 4,16 -21 9

3.2 BB 33,20 35,80 48,80 51,60 -8 -6

3.3 KA DU 4,79 2,01 1,98 4,86 58 >-100

3.4 KA BOT 22,9 20,10 2,26 2,01 12 11

3.5 KA DÜ 11,70 35,60 3,43 9,75 >-100 >-100

4.0 BG-11 15,00 13,45 2,08 1,93 10 7

4.1 F-Si 104,80 89,80 4,50 4,80 14 -7

4.2 BB 50,40 35,40 62,20 52,60 30 15

4.3 KA DU 4,70 0,94 1,73 1,79 80 -3

4.4 KA BOT 21,20 28,20 1,94 2,21 -33 -14

4.5 KA DÜ 11,30 27,60 2,27 2,84 >-100 -25

Page 72: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

50

4.1.1.2 Ergebnisse der AFS Analyse

Abbildung 8- Ergebnisse der AFS-Analyse des Wachstumsscreenings in normierter Darstellung der

phototrophen Versuchsreihen 1 und 2

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

AF

S(t

)/A

FS

(0)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 1

1.0

1.1

1.2

1.3

1.4

1.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

AF

S(t

)/A

FS

(0)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 2

2.0

2.1

2.2

2.3

2.4

2.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

PHOTOTROPH

Page 73: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

51

Abbildung 9- Ergebnisse der AFS-Analyse des Wachstumsscreenings in normierter Darstellung der

heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

AF

S(t

)/A

FS

(0)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 4

4.0

4.1

4.2

4.3

4.4

4.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

AF

S(t

)/A

FS

(0)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 3

3.0

3.1

3.2

3.3

3.4

3.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

HETEROTROPH

Page 74: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

52

Abbildung 8 und Abbildung 9 stellen nach Kapitel 3.5 die normierten Wachstumsraten unter

Anwendung der AFS-Methode graphisch dar. Ein Zusammenhang zwischen Lichtangebot und

Wachstumsrate ist erkennbar, da die phototrophen Proben (vgl. Abbildung 8; Reihe 1 und Reihe

2) eine höhere Wachstumssteigerung aufweisen, als die heterotrophen Proben (vgl. Abbildung

9; Reihe 3 und Reihe 4). Die niedrigere AFS-Steigerung in den heterotrophen Proben kann mit

dem fehlenden Licht begründet werden, da lediglich unter Lichtzufuhr Photosynthese betrieben

werden kann (vgl. Kapitel 2.8.2.2).

Werden die phototrophen Versuchsreihen (vgl. Abbildung 8; Reihe 1 und Reihe 2)

untereinander verglichen, so kann beobachtet werden, dass die zusätzlich belüfteten Proben

(vgl. Abbildung 8; Reihe 2, vgl. Abbildung 9; Reihe 3) die höchsten AFS-Raten verzeichnen.

Dies kann mit dem Gasaustausch, der mit der Sauerstoffzufuhr einhergeht, begründet werden.

Auf Grund dessen, dass bei den Randbedingungen der Versuchsreihe 2 die höchsten AFS-Raten

erreicht wurden, werden diese nachstehend im Detail betrachtet.

Der Wachstumsanstieg im BB Medium (vgl. Abbildung 8; Probe 2.2) erwies sich in der AFS-

Methode innerhalb der Kulturmedien am effektivsten. Beim F-Si- Medium (vgl. Abbildung 8;

Probe 2.1) stieg die Algenmasse, die auf den Filter gewogen werden konnte zunächst stetig an.

Ab dem sechsten Tag (192 Std.) konnte ein Einbruch in der Wachstumskurve unter Anwendung

der AFS-Methode beobachtet werden. Bei den Proben der Nachklärung konnte aus allen

Kläranalgen ein Wachstumsanstieg analysiert werden (vgl. Abbildung 8; Proben 2.4 bis 2.5).

Der höchste Wachstumsanstieg mittels der AFS-Methode konnte bei der Probe der Kläranlage

Duisburg-Kaßlerfeld ermittelt werden. Werden die Wachstumskurven des BB Mediums und

der Probe aus dem Ablauf der Kläranlage Duisburg-Kaßlerfeld untereinander verglichen, so

bleibt festzuhalten, dass das Wachstum der Mikrogrünalge, gemessen an der AFS-Methode, in

der Probe des Nachklärwassers (vgl. Abbildung 8; Probe 2.4) am stärksten ist. Es bleibt

anzumerken, dass partikuläre Stoffe 0,45 µm ebenfalls auf den eingesetzten Filtern liegen

bleiben und der ermittelte Wachstumsanstieg dadurch beeinflusst werden kann.

Page 75: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

53

4.1.1.3 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse

Die normierten Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse nach Kapitel 3.6 (vgl. Abbildung 10 und

Abbildung 11) veranschaulichen, wie bedeutsam das Lichtdargebot für den Aufbau der

Algenkultur ist. Die Proben, die Photosynthese betreiben konnten (vgl. Abbildung 10; Reihe 1

und Reihe 2), weisen einen wesentlich höheren Zuwachs des Chlorophyll-a Gehalts auf, als die

heterotrophen Proben.

Wie schon in der AFS-Methode, konnte der höchste Wachstumsanstieg unter phototrophen und

belüfteten Bedingungen (vgl. Abbildung 10; Reihe 2) erzielt werden, so dass diese im weiteren

Verlauf näher betrachtet wird.

Unter Anwendung der Chlorophyll-a Analyse wurde lediglich eine Regression im F-Si-

Medium beobachtet. Werden die Kulturmedien untereinander verglichen, kann festgestellt

werden, dass im BG-11 Medium (vgl. Abbildung 10; Probe 2.0) der höchste Chlorophyll-a

Anstieg innerhalb des Untersuchungszeitraumes gemessen werden konnte. In den Proben der

Nachklärung konnte kein Anstieg des Chlorophyll-a Gehalts im Ablauf der Kläranlage

Duisburg-Kaßlerfeld, jedoch bei den Abläufen der Kläranlage Bottrop und Dülmen analysiert

werden. Insgesamt konnte im Nachklärwasser der Kläranlage Dülmen der höchste

Wachstumsanstieg unter Anwendung der Chlorophyll-a Analyse ermittelt werden.

Page 76: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

54

Abbildung 10- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der phototrophen Versuchsreihen 1 und 2

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Chlo

rop

hyll

-a(t

)/C

hlo

rop

hyll

-a(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 1

1.0

1.1

1.2

1.3

1.4

1.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Chlo

rop

hyll

-a(t

)/C

hlo

rop

hyll

-a(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 2

2.0

2.1

2.2

2.3

2.4

2.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

PHOTOTROPH

Page 77: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

55

Abbildung 11- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Wachstumsscreenings in normierter

Darstellung der heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Chlo

rop

hyll

-a(t

)/C

hlo

rop

hyll

-a(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 4

4.0

4.1

4.2

4.3

4.4

4.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Chlo

rop

hyll

-a(t

)/C

hlo

rop

hyll

-a(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 3

3.0

3.1

3.2

3.3

3.4

3.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

HETEROTROPH

Page 78: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

56

4.1.1.4 Ergebnisse der Zellzählung

Die Auswertung der Zellzählung nach Kapitel 3.7 (vgl. Abbildung 12 und Abbildung 13)

verifiziert, die Ergebnisse der AFS-Methode und der Chlorophyll-a Analyse, da die

phototrophen Proben eine deutlich höhere Zellsteigerung als die heterotrophen Proben

aufweisen. Insgesamt kann beobachtet werden, dass bei den belüfteten und phototrophen

Proben (vgl. Abbildung 12; Reihe 2) das höchste Zellenwachstum gemessen worden ist. Aus

diesem Grund werden die Ergebnisse der Reihe 2 eingehender erläutert.

Für die Kulturmedien innerhalb der Zellzählung erwies sich das BG-11 Medium (vgl.

Abbildung 12; Probe 2.0) am effektivsten für den Zellaufbau der vorhandenen Mikrogrünalgen.

Bei Abläufen der Kläranlagen konnte ein Zellanstieg in allen Proben analysiert werden (vgl.

Abbildung 12; Probe 2.4). Der Zellaufbau innerhalb des Kulturmediums BG-11 war im

Vergleich zu den Proben der untersuchten Kläranlagen unter Einbezug der mikroskopischen

Zellzählung höher.

Page 79: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

57

Abbildung 12- Ergebnisse der Zellzählung des Wachstumsscreenings in normierter Darstellung der

phototrophen Versuchsreihen 1 und 2

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Alg

enze

llen

(t) /

Alg

enze

llen

(0)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 1

1.0

1.1

1.2

1.3

1.4

1.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Alg

enze

llen

(t)

/ A

lgen

zell

en(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 2

2.0

2.1

2.2

2.3

2.4

2.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

PHOTOTROPH

Page 80: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

58

Abbildung 13- Ergebnisse der Zellzählung des Wachstumsscreenings in normierter Darstellung der

heterotrophen Versuchsreihen 3 und 4

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Alg

enze

llen

(t)

/ A

lgen

zell

en(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 4

4.0

4.1

4.2

4.3

4.4

4.5

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

0 50 100 150 200 250

Alg

enze

llen

(t)

/ A

lgen

zell

en(0

)

Aufenthaltszeit [Std]

Reihe 3

3.0

3.1

3.2

3.3

3.4

3.5

UN

BE

FT

ET

B

EL

ÜF

TE

T

HETEROTROPH

Page 81: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

59

4.1.2 Schlussfolgerung des Wachstumsscreenings

Während sich Literaturstudien [Wang W. et al., 2014; Wang L. et al., 2010] ausschließlich auf

den Vergleich von unterschiedlichen Kulturmedien oder nur Abwasserproben (bzw.

Ablaufproben) beschränken, wurden im Rahmen dieser Arbeit unterschiedliche Kulturmedien

und Proben aus dem Ablauf der Nachklärung verschiedener Kläranlagen miteinander

verglichen.

Die vorliegende Studie sollte die besten Konditionen für ein optimales Wachstum der

vorhandenen Mikrogrünalgen in unterschiedlichen Kulturmedien und Abläufen aus der

Nachklärung bestimmen. Hierbei konnte herausgestellt werden, dass die Mikrogrünalgen die

höchsten Wachstumsraten unter phototrophen und belüfteten Bedingungen verzeichnen. Der

wesentliche Einfluss des Lichtdargebots auf die Photosyntheseleistung und die damit

einhergehende Wachstumssteigerung der Mikrogrünalgen, konnte mit der vorliegenden

Untersuchungsreihe belegt werden (vgl. Kapitel 2.8.2.2). Der geringe Wachstumsanstieg in den

heterotrophen Proben kann zudem damit begründet werden, dass den Mikrogrünalgen keine

alternative Versorgungsquelle zur Lichtquelle angeboten wurde. Während die Photosynthese

unter phototrophen Bedingungen den Kohlenstoff-Bedarf der Organismen über CO2 und die

Energie aus Licht bezieht, muss in der heterotrophen Kultivierung eine andere

Kohlenstoffquelle (beispielsweise organisch) zugeführt werden. Dies wird für weitere

Versuchsreihen in der heterotrophen Kultivierung empfohlen.

Das BG-11 Medium konnte ein optimales Verhältnis von Mikro- und Makroelementen

aufweisen und auf Grund dessen, dass in diesem Medium die Mikrogrünalgen die höchsten

Wachstumsraten unter den oben genannten Bedingungen erzielen konnten, werden zukünftige

Untersuchungen mit der Mikrogrünalge im BG-11 Medium empfohlen.

Werden die Ergebnisse der Kulturmedien mit der Studie von Wang W. et al. [2014] verglichen,

lässt sich feststellen, dass das BG-11 Medium in der vorliegenden Untersuchung bessere

Ergebnisse erzielen konnte. Dies kann damit begründet werden, dass die Forschungsgruppe die

Grünalge Chlorella pyrenoidosa als Reinkultur analysiert hat oder dass in der vorliegenden

Studie das F-Si Medium mit destillierten Wasser modifiziert wurde. Ob eine Abhängigkeit

zwischen Kulturmedien und Grünalge innerhalb einer Spezies besteht oder die Modifizierung

einen wesentlichen Einfluss auf die Zusammensetzung des F-Si Mediums hatte, müsste in

einem anderen Rahmen außerhalb der vorliegenden Dissertation untersucht werden.

Das Wachstumsscreening, mit dem direkten Vergleich von Kulturmedien und Proben aus der

Nachklärung, konnte aufzeigen, dass die Matrix des Ablaufs einer Kläranlage eine

Page 82: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

60

vergleichbare Zusammensetzung an Mikro- und Makroelementen enthalten muss, da in allen

Probenflaschen unter den oben charakterisierten optimalen Betriebsbedingungen ein Wachstum

analysiert werden konnte.

Die mikroskopischen Bilder der Zellzählung konnten in den einzelnen Proben die Anwesenheit

von Bakterien aufzeigen. Aus diesem Grund stellt die Zellzählung und die Chlorophyll-a

Analyse einen Indikator fur das „reine“ Algenwachstum dar und soll fur weitere

Untersuchungen ausschlaggebend sein. Wird jedoch die mikroskopische Auswertung

hinsichtlich einer verfahrenstechnischen Umsetzung eingehender betrachtet, so stellt diese

einen hohen Zeitaufwand dar.

Aus diesem Grund wurde in Abbildung 14 die Algenzellenanzahl mit der abfiltrierbare

Biomasse an Algen für die Abläufe der drei untersuchten Kläranlagen und das optimale

Kulturmedium BG-11 korreliert. Die Bestimmtheitsmaße R2 liegen bei den Kläranlagen-

abläufen mit 0,75 und 0,79 nah beieinander, wobei die Ergebnisse der Korrelation nicht

zusammengefügt werden können, da jede Kläranlage bedingt durch die Abwassermatrix

individuell betrachtet werden muss. Dies müsste bei einer Implementierung von Algen auf einer

Kläranlage berücksichtigt werden.

Beim Kulturmedium BG-11 konnte ein Bestimmtheitsmaß R2 mit 0,89 ermittelt werden, so

dass ein starker linearer Zusammenhang zwischen der Anzahl der Algenzellen und der

abfiltrierbaren Biomasse an Algen besteht.

Page 83: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

61

A

bb

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ge

Page 84: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

62

4.2 Abbauverhalten des Einzelstoffs Diclofenac

Infolgedessen, dass in Kapitel 4.1 gezeigt wurde, dass die vorhandenen Mikrogrünalgen im

Kulturmedium BG-11 unter rotierenden und phototrophen Bedingungen die höchsten

Wachstumsraten aufzeigen, wurden diese Bedingungen für die vorliegende Versuchsreihe

angewandt. Innerhalb des vorliegenden Kapitels wird das Abbauverhalten des

Spurenstoffparameters Diclofenac (vgl. Kapitel 2.4.1) untersucht.

Das Ziel der Untersuchung war das Abbauverhalten des Spurenstoffparameters im Einzelnen,

sowie das Wachstumsverhalten unter gleichen Bedingungen mit derselben Mikrogrünalge zu

beobachten und miteinander zu vergleichen. Die Konzentrationen (500 / 100 µg/L), des

Diclofenac (DCF) innerhalb der Untersuchungsreihen sind im Vergleich zu den realen

Maximalwerten, die im Oberflächengewässer gemessen werden (vgl. Tabelle 1), erhöht, um

einen Abbaueffekt mit den gegebenen Analysegeräten der instrumentellen analytischen Chemie

aufzeigen zu können. Neben dem Abbau- und Wachstumsverhalten wurden die Nährstoffe

Nitrat und Phosphor eingehender betrachtet.

Die ersten drei Versuchsreihen (V1 bis V3) umfassten sechs und die letzten drei Versuchsreihen

(V4 bis V6) acht Probenflaschen mit einem Probenvolumen von jeweils 500 mL. Jeweils die

Hälfte der Probenflaschen dienten hierbei als Referenzproben, in denen keine Mikrogrünalgen

injiziert wurden. Die DCF injizierten Proben sind für die Ergebnisdarstellung gemittelt und zu

Probe 1.1 und Probe 2.1 zusammengefasst worden (vgl. Tabelle 13). Die untersuchenden

Probenflaschen wurden wie in der Anzucht im 20:4 Tag:Nacht Zyklus beleuchtet und für 103

Stunden beobachtet und analysiert. Während in der ersten Versuchsreihe (V1 bis V3) die

Proben über eine Membranpumpe (Precision SR-2500) mit Raumluft belüftet wurden, wurden

die Proben in den Versuchsreihen V2 bis V6 lediglich zu Beginn der Dunkelphase für 15

Minuten mit synthetischer Luft (20,5 ± 0,5 O2 in N2, Air Liquide) belüftet, damit entstandenes

CO2 ausgegast und keine Kohlenstoffeinträge über die Raumluft eingetragen werden konnten.

Durch die kontinuierliche Rotation wurde eine homogene Verteilung der Mikrogrünalgen und

des Spurenstoffparameters vorausgesetzt. Zur Verdeutlichung des Aufbaus ist in Tabelle 13 die

Legende der einzelnen Versuchsreihen aufgelistet.

Tabelle 13- Legende der Versuchsreihen zum Spurenstoffparameter Diclofenac

1.0 BG-11 + Mikrogrünalgen 2.0 BG-11

1.1 BG-11 + Mikrogrünalgen + DCF 2.1 BG-11 + DCF

Page 85: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

63

Die erste Versuchsreihe (V1) zum Abbauverhalten von DCF wurde mit dem BG-11 Medium,

so wie in Kapitel 3.1 beschrieben untersucht. Die darauffolgende Untersuchung (V2) wurde

lediglich mit dem Analgetikum DCF als Kohlenstoffquelle durchgeführt, damit zwischen dem

leichtverfügbaren Kohlenstoff Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) und DCF als weniger

leichtverfügbaren Kohlenstoff verglichen werden konnte. Basierend auf den Ergebnissen von

V2 wurde in V3 bis V6 ebenfalls auf weitere Kohlenstoffquellen verzichtet. Zudem wurde hier

der pH-Wert des BG-11 Mediums mit Kaliumhydroxid auf 7,5 angepasst.

Die Unterscheidung in V3 und V4 liegt in der Startkonzentration von DCF. Während die

Ausgangskonzentration in V3 bei 500 µg/L liegt, wird der Versuch V4 mit einer Konzentration

von 100 µg/L durchgeführt. Die Versuche V4 bis V6 wurden mit derselben Startkonzentration

(DCF 100 µg/L), aber mit unterschiedlichen Algenkonzentrationen untersucht, um einen

Zusammenhang zwischen Abbaurate und Algenbiomasse zu spezifizieren.

4.2.1 Methodenbeschreibung und Kalibrierung von Diclofenac

Die Methodenentwicklung für den Spurenstoffparameter DCF wurde am LC-MS des

Fachgebietes Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-Essen (Agilent

1100 und Agilent 6120B, Agilent Technologies, Inc.) mit einer Flussrate von 0,4 mL/min, einer

Säulentemperatur von 300 °C und der Trennsäule Coulmn RP Kinetex C18 (5 µm 100A, 15 cm

x 3 cm) unter Anwendung der Elektrospray Ionisation (ESI, positiv) durchgeführt. Als

Lösungsmittel dienen Wasser und Methanol, welche mit 1 prozentiger Armeisensäure

angesäuert wurden. Den Gradienten für das Wasser-Methanol-Verhältnis wird in der

nachstehenden Tabelle 14 aufgezeigt. Die gesamte Retentionszeit betrug 15 Minuten.

Tabelle 14- Wasser-Methanol-Verhältnis bei der Methode des Spurenstoffparameters Diclofenac

Zeit

[min]

H2O

[%]

MeOH

[%]

Flussrate

[mL/min]

Druck

[bar]

2 80 20

0,4 400 4 20 80

10 80 20

In den registrierten Massenspektren wurde ein Signal mit der Masse zum Ladungsverhältnis

(m/z) von 296 beobachtet (vgl. Abbildung 15). Dieses Signal wird dem Wirkstoff DCF

(C14H11Cl2NO2) zugeschrieben. Für die Scan-Methode wurde im Massenspektrometers ein

Page 86: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

64

Massenbereich von 100 bis 300 m/z eingestellt. Mit der SIM-Methode wurden die Peakflächen

der Fragmente 250 bis 254 und 294 bis 298 integriert.

Abbildung 15- Elektrospray Ionisation (ESI) Massenspektrum (MS) einer Diclofenac-Standardlösung

(ESI-Spannung -3.2kV)

Die Kalibration des Analgetikums wurde anhand der DIN 32645 2008-11 durchgeführt. Hierzu

wurden Standardlösungen von DCF im Nährmedium (BG-11 mit und ohne NaHCO3) in einem

Konzentrationsbereich von 0,01 bis 0,75 mg/L angesetzt und mittels LC-MS analysiert. Die

Güte der Kalibrationskurve wurde mit dem R-Programm (Version 3.4.2, 2017, The R

Foundation for Statistical Computing) ermittelt. Dazu wurde ein oberes und unteres

Vertrauensband berechnet [Telgheder, 2017], um die ermittelten Werte beurteilen zu können

(vgl. Abbildung 15). Zur Berechnung der Kalibration wurde aus Einzelmessungen jeweils der

höchste und niedrigste Wert entfernt und aus den verbliebenen Messungen der Mittelwert

gebildet und dieser ausgewertet. Eine beispielhafte Kalibrationskurve ist in Abbildung 16

dargestellt.

Page 87: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

65

Abbildung 16- Beispielhafte Darstellung der Kalibrationskurve für Diclofenac der Versuchsreihe 4 (V4)

mit einer relativen Verfahrensstandardabweichung (Rel_VerStd) von ± 1,0 Prozent

Tabelle 15 veranschaulicht die Auswertung zur Güte der Kalibration von DCF im BG-11

Medium der sechs Versuchsreihen. Im Rahmen der Kalibration wurden die Leistungsmerkmale

Nachweis-, Erfassungs-, und Bestimmungsgrenze ermittelt. Die Nachweisgrenze beschreibt

den Wert bis zu dem die Konzentration des gemessenen Spurenstoffs nachgewiesen werden

kann. Die Erfassungsgrenze dahingegen beschreibt den kleinsten Wert, der mit einem

Fehlerquotienten von ± 5 Prozent mit den vorhandenen Analysegeräten gemessen werden kann.

Der kleinste Wert, bei der die nach DIN 32645 2008-11 vorgegebene statistische Sicherheit und

maximal zugelassene relative Abweichung quantitativ bestimmbar ist, wird als

Bestimmungsgrenze definiert. Werden die Leistungsmerkmale, sowie das Offset

(Untergrundrauschen der Matrix) und die Steigung der sechs Versuchsreihen eingehender

betrachtet, lässt sich eine gewisse Varianz feststellen, so dass die Relevanz der Kalibration pro

Versuchsreihe an Bedeutung erlangt. Der Korrelationskoeffizient (R2) beschreibt, wie stark der

empirisch gefundene Zusammenhang zwischen der integrierten Peakfläche zur Konzentration

ist. In allen untersuchten Kalibrationen konnte ein sehr starker Zusammenhang festgestellt

werden (R2 ~1). Basierend auf den ermittelten Werten des Offsets (a) und der Steigung (b)

wurde die Konzentrationsgleichung y=b*x+a bestimmt. Hierbei stellt y die integrierte

Peakfläche und x die Konzentration von DCF dar.

0

40000

80000

120000

160000

200000

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8

Pea

kfl

äche

[co

unts

]

DCF-Konzentration [mg/L]

R2= 0,9999

Page 88: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

66

Es bleibt anzumerken, dass die erstellten Kalibrationen für den Spurenstoffparameter DCF

außerhalb der Versuchsreihe erstellt wurden, so dass geringe Varianzen in den ermittelten

Ergebnissen möglich sind. Ferner muss berücksichtigt werden, dass die Mikrogrünalgen die

Matrix des BG-11 Mediums, aus welcher die Kalibration erstellt wurde, während der

Versuchsreihe fortlaufend verändern, da die Mikrogrünalgen vorhandene Nährstoffe für deren

Wachstum assimilieren. Für V6 konnten die ermittelten Werte zu den Leistungsmerkmalen

nicht verwertet werden.

Tabelle 15- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] von Diclofenac im BG-11 Medium

V1 V2 V3 V4 V5 V6

Anzahl der Proben [n] 7 8 9 7 7 10

Anzahl der Messungen 3 3 3 3 3 3

Offset (a) 3.167,58 2.205,67 5.922,48 -1.734,39 -1.734,39 -48,47

Steigung (b) 3.793,56 136.658,47 398.258,5 247.646,88 247.646,88 42.679,51

Korrelationskoeffizient

[R2] 0,9961 0,9981 0,9971 0,9999 0,9999 0,9999

VerfStd 0,026 0,017 0,022 0,003 0,003 n.v.

Rel_VerfStd [%] 6,9 4,9 6,5 1,0 1,0 n.v.

Nachweisgrenze

[mg/L] 0,102 0,059 0,071 0,01 0,01 n.v.

Erfassungsgrenze

[mg/L] 0,198 0,115 0,141 0,021 0,021 n.v.

Bestimmungsgrenze

[mg/L] 0,342 0,198 0,24 0,036 0,036 n.v.

Konzentrations-

gleichung y=b*x+a

n.v. = nicht verwertbar

Page 89: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

67

4.2.2 Ergebnisse des Spurenstoffparameters Diclofenac

Nach der Kultivierung der Mikrogrünalge wurden alle Probenflaschen am selben Tag beimpft

und über einen Zeitraum von 103 Stunden beobachtet und analysiert. Der pH-Wert und die

Temperatur der Proben wurde in den Untersuchungstagen in jeder Versuchsreihe kontinuierlich

gemessen und ausgewertet. Tabelle 16 fasst die Ergebnisse des pH-Wertes und der

Temperaturwerte innerhalb der Versuchsreihen zusammen.

Tabelle 16- Vergleich des pH-Wertes und der Temperaturergebnisse der Untersuchungen zum

Spurenstoffparameter Diclofenac

V1 V2 V3 V4 V5 V6

pH- Wert 8 ± 1,0 4 ± 0,5 7,5 ± 0,2 7,5 ± 0,2 7,5 ± 0,3 7,5 ± 0,1

Temperatur 23 ± 0,5 23 ± 0,6 23 ± 0,4 23 ± 0,5 23 ± 0,5 23 ± 0,6

In Versuchsreihe 2 wurde im Vergleich zur ersten Versuchsreihe das

Natriumhydrogencarbonat aus dem BG-11 Medium entfernt, so dass der pH-Wert insgesamt

in der Versuchsreihe auf rund 4 gesunken ist. Ein pH-Wert, der als nicht optimal für

Mikrogrünalgen bezeichnet werden kann (vgl. Tabelle 6). Aus diesem Grund wurde in den

darauffolgenden Versuchsreihen der pH-Wert mittels Kaliumhydroxid auf rund 7,5

eingestellt. Ein pH-Wert der nach

im optimalen Bereich liegt. Die Temperatur der Proben belief sich bei allen Versuchsreihen

auf rund 23°C.

im optimalen Bereich liegt. Die Temperatur der Proben belief sich bei allen Versuchsreihen

auf rund 23°C.

4.2.2.1 Nährstoffbestimmung von Diclofenac

Im Allgemeinen sind Mikrogrünalgen in der Lage Nährstoffe zu assimilieren und diese

abzubauen [Pozza, 2014]. Tabelle 17 veranschaulicht die Ergebnisse der Nährstoffbestimmung.

In V1 konnte sowohl ein Nitrat- als auch ein Phosphorabbau analysiert werden. Dies kann unter

anderem am optimalen Umgebungsmilieu mit der leichtverfügbaren Kohlenstoffquelle

Natriumhydrogencarbonat und dem pH-Wert 8 ± 1,0 liegen. V2 weist, bedingt durch den

niedrigen pH-Wert, keinen Nitratabbau und lediglich bei den DCF-versetzen Mikrogrünalgen

einen geringen Phosphorabbau auf.

Page 90: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

68

V3 bis V6 wurden mit Kaliumhydroxid auf einen pH-7,5 eingestellt (vgl. Kapitel 4.2.2). Hier

kann lediglich bei V5 und V6 sowohl ein Nitrat- als auch ein Phosphorabbau beobachtet

werden. Da Nitrat einen limitierenden Faktor beim Mikrogrünalgenwachstum darstellt, können

geringe Abbauraten von Nitrat auftreten (vgl. Kapitel 2.8.2.1). Dies würde bedeuten, dass

weitere Stickstoffquellen wie beispielsweise das Ammoniumheptamolybdat noch nicht

vollständig assimiliert wurden.

Eine Akkumulation von Phosphor wie beispielsweise in V4 liegt vor, wenn Phosphor bedingt

durch eine Regression der Wachstumsrate dem Umgebungsmilieu zurückgegeben wird.

Der allgemein mittelmäßige Nährstoffabbau kann mit der geringen bzw. leicht regressiven

Wachstumsrate begründet werden, da die Nährstoffe Nitrat und Phosphor für das Wachstum

assimiliert werden müssen. Die hohen Schwankungen von V1 bis V3 im Vergleich zu V4 bis

V6 in der Startkonzentration des Nitrats sind mit der Startkonzentration von DCF zu begründen

(DCF500 > DCF100), da das DCF als Natriumsalz eingesetzt wurde (vgl. Kapitel 3.2).

Tabelle 17- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung beim Spurenstoffparameter Diclofenac

Probe CStart NO3-N

[mg/L]

CEnde NO3-N

[mg/L]

CStart TP

[mg/L]

CEnde TP

[mg/L]

Abbaurate [%]

NO3-N TP

V1_1.0 228,00 212,00 13,00 9,87 7 24

V1_1.1 185,90 182,30 12,30 5,38 2 56

V2_1.0 151,40 212,00 12,40 13,40 -40 -8

V2_1.1 132,10 242,00 13,55 11,80 -83 13

V3_1.0 224,00 216,00 23,30 32,50 4 -39

V3_1.1 189,90 187,60 13,90 17,70 1 -27

V4_1.0 4,52 4,73 7,01 8,17 -5 -17

V4_1.1 4,48 6,14 6,98 8,33 -37 -19

V5_1.0 12,16 6,45 8,09 6,98 47 14

V5_1.1 14,56 6,58 8,64 6,45 55 25

V6_1.0 12,56 8,33 7,17 6,42 34 10

V6_1.1 12,95 7,76 8,16 6,9 40 15

Page 91: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

69

4.2.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse von Diclofenac

Um einen detaillierten Bezug der Wachstumsraten unter Anwendung der Chlorophyll-a

Analyse herstellen zu können, wurden die Ergebnisse der einzelnen Versuchsreihen nach

Kapitel 3.6 normiert in Tabelle 18 dargestellt. Während in den ersten drei Versuchen lediglich

einmal am Tag die Wachstumsbestimmung mittels der Chlorophyll-a Analyse durchgeführt

wurde, wurden in V4 bis V6 zwei Mal die Proben am Tag analysiert. Zur Vereinfachung der

Ergebnisdarstellung, sind die Ergebnisse aus dem Umgebungsmilieu ebenfalls wie in den ersten

drei Versuchsreihen einmal am Tag aufgetragen und die prozentuale Wachstumsrate bestimmt.

Tabelle 18- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse in normierter Darstellung beim

Spurenstoffparameter Diclofenac

Aufenthaltszeit [h] 0 24 48 72 96 Wachstum [%]

V1 1.0 1,00 0,99 1,16 1,49 1,45 45,04

1.1 1,00 1,18 1,27 1,50 1,67 67,12

V2 1.0 1,00 0,98 1,14 0,95 1,52 52,16

1.1 1,00 1,02 1,07 1,09 0,99 -0,74

V3 1.0 1,00 0,92 1,22 1,00 1,10 10,15

1.1 1,00 1,19 1,06 0,96 1,00 -0,39

V4 1.0 1,00 0,82 0,82 0,88 0,79 -20,99

1.1 1,00 0,84 0,79 0,90 0,98 -1,89

V5 1.0 1,00 0,96 0,92 0,88 0,85 -15,05

1.1 1,00 0,99 0,93 0,88 0,87 -13,49

V6 1.0 1,00 0,98 0,80 0,79 0,81 -19,17

1.1 1,00 0,91 0,89 0,87 0,84 -15,93

Ein eindeutiger Wachstumstrend lässt sich unter Anwendung des Kulturmediums BG-11 mit

der leichtverfügbaren Kohlenstoffquelle Natriumhydrogencarbonat (vgl. Tabelle 18; V1)

feststellen. Hier ist zudem erkennbar, dass mit DCF als weitere Kohlenstoffquelle das

Wachstum der Mikrogrünalgen zusätzlich begünstigt wird (vgl. Tabelle 18; V1_1.1).

Bei den Versuchen, in denen der Mikrogrünalgen das Analgetikum als alleinige

Kohlenstoffquelle zur Verfügung gestellt wird, konnte bei V2 trotz des niedrigen pH-Wertes in

V2_1.0 ein Anstieg des Chlorophyll-a Gehalts gemessen werden, während sich bei den DCF-

versetzten Mikrogrünalgen eine gleichbleibende Algenkultur vermuten lässt. Die Ergebnisse

von V3 deuten ebenfalls auf eine gleichbleibende Algenkultur mit ausgeglichener Wachstums-

und Sterberate hin.

Page 92: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

70

V4 bis V6 wurden mit jeweils 100 µg/L DCF injiziert, jedoch mit unterschiedlichen

Algenkonzentrationen (V4 = 7mg/L; V5 = 5mg/L; V6 = 3mg/L) untersucht. Die Regression der

Wachstumsrate wird mit einem geringer werdenden Chlorophyll-a Gehalt größer, so dass das

Analgetikum die Mikrogrünalge bei geringer Biomasse dezimiert. Hier deutet sich ein

Paradoxon an, da beim Vorliegen beider Kohlenstoffquellen (Natriumhydrogencarbonat und

DCF) das Wachstum der Mikrogrünalge begünstigt wird und bei den Versuchen V2-V4

lediglich eine geringfügige Regression analysiert werden kann. Hieraus ergibt sich die

Hypothese, dass sich DCF ab einer unbekannten geringen Algenbiomasse negativ auf das

Wachstum der Mikrogrünalge auswirkt, welche mit der Auswertung der Zellzählung verifiziert

werden muss.

Im Allgemeinen bestätigen die Ergebnisse die Aussage, dass Natriumhydrogencarbonat

(NaHCO3) als Kohlenstoffquelle leichter verfügbar ist als DCF (C14H11Cl2NO2). Dass sich DCF

für die Mikrogrünalgen schwerer zur Biomassenbildung fixieren lässt, liegt unter anderem an

der Struktur des DCF-Moleküls im Vergleich zum Natriumhydrogencarbonat. DCF ist im

Gegensatz zum Natriumhydrogencarbonat eine organische und aromatische Verbindung (vgl.

Tabelle 3). Bedingt durch das besondere Bindungssystem sind die Moleküle reaktionsträge und

stabil, so dass ein Angriff der Kohlenstoffatome erschwert wird.

Page 93: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

71

4.2.2.3 Ergebnisse der Zellzählung von Diclofenac

Zur Bestimmung der Wachstumsbildung der Mikrogrünalgen wurde neben der Chlorophyll-a

Analyse die Zellzählung nach Kapitel 3.7 durchgeführt. Tabelle 19 veranschaulicht eine

Zusammenfassung der normierten Ergebnisse zur Zellzählung.

Tabelle 19- Ergebnisse der Zellzählung in normierter Darstellung beim Spurenstoffparameter

Diclofenac

Aufenthaltszeit [h] 0 24 48 72 96 Wachstum [%]

V1 1.0 1,00 1,34 1,58 1,86 1,83 83,02

1.1 1,00 1,58 1,74 1,97 2,21 120,99

V2 1.0 1,00 0,73 0,78 0,81 0,86 -14,00

1.1 1,00 0,83 0,92 0,94 0,99 -0,58

V3 1.0 1,00 0,89 0,86 0,91 0,94 -5,71

1.1 1,00 0,81 0,81 0,85 0,88 -12,33

V4 1.0 1,00 1,07 1,20 1,27 1,07 6,67

1.1 1,00 1,02 1,10 1,16 1,10 10,20

V5 1.0 1,00 1,00 0,93 0,86 1,07 7,14

1.1 1,00 1,20 0,80 1,05 1,05 4,88

V6 1.0 1,00 1,11 1,44 1,00 1,11 11,11

1.1 1,00 0,89 1,00 0,79 1,08 7,89

In V1 kann ein Anstieg der Algenzellen beobachtet werden. Wie schon bei der Chlorophyll-a

Analyse begünstigt die Zugabe von DCF die Biomassenbildung (vgl. Tabelle 19; V1_1.1). Im

Hinblick der Theorie, dass in V2 bis V4 gleichviele Algenzellen gebildet werden, wie absterben

(vgl. Kapitel 4.2.2.2), kann festgehalten werden, dass die Auswertung der Zellzählung im

Rahmen des Fehlers die Theorie belegen kann (vgl. Tabelle 19).

Die Hypothese, dass DCF bei geringer Algenbiomasse einen negativen Einfluss ausübt, kann

bei der mikroskopischen Zellzählung nicht verifiziert werden, da eine mäßige

Biomassenbildung analysiert werden konnte. Aus diesem Grund kann eine negative bzw.

toxische Wirkung des Analgetikums auf die untersuchente Mikrogrünalge nicht bestätigt

werden.

Page 94: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

72

4.2.2.4 Abbauverhalten von Diclofenac

Um Aufschluss über das Abbauverhalten von DCF unter Anwendung von Mikrogrünalgen zu

erhalten, wurde die Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem Massen-

spektrometer (vgl. Kapitel 3.10) angewandt. Zur Berechnung der Ergebnisse wurden alle

Proben in dreifach Bestimmung analysiert. Aus sechs Einzelmessungen bei den ersten drei

Versuchen und bei den letzten drei Versuchsreihen aus neun Einzelmessungen, wurde der

höchste und niedrigste Wert entfernt und die mittlere DCF-Eliminationsrate ermittelt (vgl.

Abbildung 17).

Abbildung 17- Beispielhafte Darstellung der neun Einzelmessungen je Messpunkt (EW; n=63) und der

daraus resultierenden mittlere Eliminationsrate (MW; n=9) von Diclofenac für die Probe 1.1 der

Versuchsreihe 4

Im Hinblick auf eine Elimination im reinen Medium wurden bei der Zellzählung neben den

Algenzellen auch die Bakterienzellen ausgewertet. Hierbei konnte festgestellt werden, dass im

Durchschnitt 4 Prozent Bakterien in den Proben der Mikrogrünalgen enthalten waren und im

selben Verhältnis (± 15 Prozent) auch die Bakterienanzahl in den Vergleichsproben beobachtet

werden konnte. Obwohl die einzelnen Materialien autoklaviert wurden, konnte keine sterile

Umgebung geschaffen werden. Es bleibt anzumerken, dass dies auch nicht das Ziel der

Untersuchung war, so dass trotz der Präsenz von Bakterien in den Proben von einem Abbau der

vorhandenen Mikrogrünalgen gesprochen werden kann, da diese mit 96 Prozent im

R² = 0,9915

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Ct/C

0

Aufenthlatszeit [Std]

EW_V4_1.1

MW_V4_1.1

Page 95: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

73

Überschuss in den einzelnen Proben vorhanden waren. Vor diesem Hintergrund wurde die

Abbaueffizienz des Referenzmedium (vgl. Tabelle 20; Probe 2.1) von der des Algengemischs

(=Mikrogrünalgen inkl. Bakterien) (vgl. Tabelle 20; Probe 1.1) subtrahiert und daraus

resultierend für die Alge eine spezifische Abbaueffizienz errechnet (vgl. Tabelle 20). Dieses

Ergebnis ist in Tabelle 20 dargestellt.

Tabelle 20- Prozentuale Eliminationsrate und Geschwindigkeitskonstante k des Spurenstoffparameters

Diclofenac

prozentuale Abbaurate Geschwindigkeitskonstante

1.1

[%]

2.1

[%]

Alge spez.

[%]

1.1

[s-1]

2.1

[s-1]

Alge spez.

[ s-1]

V1 0,00 ± 5 -0,32 ± 2 0,00 ± 5 - - -

V2 -18,58 ± 6 -23,44 ± 5 0,00 ± 6 - - -

V3 -65,70 ± 5 -39,03 ± 5 -26,67 ± 5 0,0120 0,0060 0,0030

V4 -49,12 ± 5 -26,52 ± 4 -22,60 ± 5 0,0070 0,0030 0,0020

V5 -13,89 ± 4 -4,39 ± 5 -9,50 ± 5 0,0010 0,0004 0,0009

V6 -20,61 ± 4 -13,64 ± 4 -6,97 ± 4 0,0020 0,0015 0,0007

Neben den Eliminationsraten ist in Tabelle 20 auch die Geschwindigkeitskonstante k nach dem

Geschwindigkeitsgesetz zur Reaktion pseudo erster Ordnung analog zu Kapitel 3.11 aufgeführt.

Hierbei ist zu erkennen, dass die Abbaugeschwindigkeit im Algengemisch höher ist, als die im

Referenzmedium, was auf eine symbiotische Wirkung verweist.

Dass der Abbau des Analgetikums exponentiell nach Reaktion pseudo erster Ordnung (vgl.

Kapitel 3.11) verläuft, kann der beispielhaften Darstellung der Abbaukurven von V4 in

Abbildung 18 entnommen werden.

Page 96: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

74

Abbildung 18- Beispielhafte Darstellung der Abbaukurven und der Geschwindigkeitskonstante k des

Spurenstoffparameters Diclofenac für Versuchsreihe 4 (n=9 aus 63EW)

DCF konnte lediglich unter der Prämisse eliminiert werden, wenn der Spurenstoffparameter als

alleinige Kohlenstoffquelle im Kulturmedium der Mikrogrünalgen vorlag (vgl. Tabelle 20).

Obwohl bei den Wachstumsmethoden ausschließlich in V1 ein enormer Anstieg der

Biomassenbildung zu beobachten war (vgl. Tabelle 18 und Tabelle 19), ist hierbei keine

Elimination des Spurenstoffparameters zu erkennen. Dass der pH-Wert einen Einfluss auf das

Abbauverhalten zeigt, lässt sich mit V2 (pH-Wert 4 ± 0,5) im Vergleich zu V3 (pH-Wert 7,5 ±

0,2) belegen (vgl. Tabelle 20). Im bevorzugten basischen Umgebungsmilieu konnte im

Vergleich zum sauren Milieu eine Elimination des Spurenstoffparameters DCF von rund 27

Prozent der Mikrogrünalgen zugeschrieben werden. Obwohl in V3 im Vergleich zu V4 eine

höhere DCF-Konzentration (500µg/L > 100µg/L) untersucht wurde, konnte eine nahezu gleich

hohe Eliminationsrate mit den vorhandenen Mikrogrünalgen analysiert werden (vgl. Tabelle

20). Daraus lässt sich schließen, dass die Elimination von DCF konzentrationsunabhängig, aber

von der Anzahl der Algenzellenabhängig ist. Diese Theorie wurde mittels V4 bis V6, in denen

mit unterschiedlicher Algenkonzentration die gleichbleibende Startkonzentration von DCF

(100µg/L) eliminiert wurde, bestätigt (vgl. Tabelle 20). Abbildung 19 veranschaulicht den

Zusammenhang der spezifischen Eliminationsrate der Mikrogrünalge bezogen auf die

ansteigende Algenbiomasse. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass durch eine

Optimierung der Algenzellenanzahl die Eliminationsrate des Spurenstoffparameters DCF

k1.1 = 0,007

k2.1 = 0,003

kAlge = 0,003

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Ct/C

0

Aufenthaltszeit [Std]

ct= c0*e-kt

V4_1.1

V4_2.1

V4_Alge

Page 97: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

75

verbessert werden kann. Diese Hypothese muss in weiteren Forschungsvorhaben verifiziert

werden, so dass eine Optimierung der Eliminationsraten realisiert werden kann.

Abbildung 19- Zusammenhang zwischen Algenbiomasse und spezifische Eliminationsrate der

Mikrogrünalge des Spurenstoffparameters Diclofenac

R² = 0,9689

R² = 0,9867

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

10,0

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

35,0

40,0

45,0

50,0

0 10 20 30 40 50 60

Chlo

rop

hyll

-a G

ehal

t [

mg/L

]

Eliminationsrate [%]

Chlorophyll-a

Algenzellen

Page 98: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

76

4.2.2.5 Nachweis zum Verbleib des Spurenstoffparameters Diclofenac

Mit der LC-MS Analyse konnte eine Elimination von DCF unter Anwendung von

Mikrogrünalgen ermittelt werden, aus diesem Grund ist der Nachweis zum Verbleib des

untersuchten Substanzparameters von wesentlicher Bedeutung. Hierzu wurden für V4 bis V6

Analysen zur Adsorption bzw. zur Absorption durchgeführt (vgl. Kapitel 3.13).

Für die Auswertung der Ergebnisse bleibt anzumerken, dass der Anteil des Auswaschens (A)

in den Ergebnissen des Tiefengefrierens (T) und in der Ultraschall-Lyse (U) herausgerechnet

werden muss. Die nachstehende Abbildung 20 listet die Ergebnisse zur Verdeutlichung auf.

Abbildung 20- Schematische Darstellung der Abbauprozesse beim Spurenstoffparameter Diclofenac

Page 99: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

77

Die Auswertungen zum Verbleib des Spurenstoffparameters DCF verdeutlicht, dass der größte

Anteil von DCF unter Anwendung der Methode des Auswaschens nachgewiesen werden

konnte. Trotz allem ist dieser Anteil sehr gering, so dass an Hand der Beobachtungen

festgehalten werden kann, dass DCF zu ≥ 95 Prozent nicht mehr in seiner Ursprungsform

vorliegt. Ob eine Verstoffwechselung oder eine Transformation des Spurenstoffparameters

vorliegt, muss in weiteren Untersuchungsaktivitäten außerhalb der vorliegenden Dissertation

eingehender untersucht werden.

4.2.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten von Diclofenac

DCF ist wegen seiner schädlichen Auswirkung bezogen auf Flora und Fauna, als

umweltrelevanter Stoff eingestuft (vgl. Kapitel 2.4). Oberflächengewässer weisen

Konzentrationen über 0,1µg/L auf, ein Wert der nach IAWR [2013] nicht überschritten werden

sollte (vgl. Kapitel 2.3). Aus diesem Grund wurde der Substanzparameter für die vorliegende

Laborstudie gewählt und untersucht. Ziel innerhalb der vorliegenden Laborstudien war das

Abbauverhalten von DCF unter Anwendung von Mikrogrünalgen zu ermitteln und das

gleichzeitig einhergehende Wachstumsverhalten zu analysieren. Ferner wurden die Nährstoffe

Nitrat und Phosphor eingehender analysiert und ausgewertet.

Mit sechs unterschiedlichen Untersuchungsreihen sollte aufgezeigt werden, ob eine

Anwendung von Mikrogrünalgen den Spurenstoffparameter DCF eliminieren kann. Hierbei

konnte erarbeitet werden, dass Mikrogrünalgen DCF unter der Prämisse eliminieren konnten,

wenn der Spurenstoffparameter als alleinige Kohlenstoffquelle im Kulturmedium vorlag. Sind

leichter verfügbarere Kohlenstoffquellen wie das Natriumhydrogencarbonat mit im Medium

enthalten, so konnte keine Elimination von DCF beobachtet werden. Daraus geht hervor, dass

Mikrogrünalgen lediglich unter Stress das schwerer abzubauende DCF eliminieren.

Dass die Elimination von DCF vom pH-Wert abhängig ist, konnten die Versuche V2 und V3

aufzeigen, da hier eine Elimination leidglich bei einem pH-Wert von ~7,5 analysiert werden

konnte. Dies kann dadurch begründet werden, dass der optimale pH-Wert der vorhandenen

Mikrogrünalgen sich im basischen/alkalischen Milieu befindet.

Neben den Randbedingungen des pH-Wertes und der vorliegenden Kohlenstoffquellen, wurden

in V3 und V4 unterschiedliche Anfangskonzentrationen an DCF untersucht. Hier konnte eine

ähnlich hohe Eliminationsrate (vgl. Tabelle 20) erzielt werden, so dass die Elimination der

Mikrogrünalgen konzentrationsunabhängig ist. Erwartungsgemäß konnte jedoch mit V4 bis V6

ein Zusammenhang zwischen Algenbiomasse und der Eliminationsrate ermittelt werden, so

Page 100: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

78

dass die Eliminationsrate mit der Erhöhung der Algenbiomasse optimiert werden kann. Ob eine

vollständige Elimination des Spurenstoffparameters DCF erreicht werden kann oder ob eine

Eliminationssättigung eintritt, kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden.

Zudem konnte ein symbiotischer Effekt zwischen den Bakterien und Mikrogrünalgen

herausgestellt werden. Im Referenzmedium als auch im Algengemisch konnten trotz möglichst

steriler Bedingungen Bakterien unter dem Mikroskop gezählt werden. Liegen Algen, wie in der

vorliegenden Studie, im Überschuss ( 96 Prozent) vor, so kann der Alge nicht nur ein

Abbaueffekt, sondern auch ein symbiotischer Effekt zugeschrieben werden. Dies zeigt sich

dahingehend, dass unter Zugabe von Mikrogrünalgen die Eliminationsraten deutlich erhöht

sind (vgl. Tabelle 20).

Neben der Ermittlung des Abbauverhaltens wurde auch der Nachweis erbracht, wie DCF von

der Alge eliminiert wird. Hierbei wurde in V4 bis V6 mit Adsorptions- und

Absorptionsversuchen herausgestellt, dass DCF nicht mehr in seiner Ursprungsform

vorzuliegen scheint, so dass mögliche Transformationsprodukte oder eine Verstoffwechselung

in Frage kommt. Diese Hypothese muss in weiteren Untersuchungsaktivitäten außerhalb der

vorliegenden Dissertation eingehender untersucht werden.

Das Wachstumsverhalten wurde mit Hilfe der Chlorophyll-a Analyse und der Zellzählung

ermittelt. Hier kann festgehalten werden, dass der Spurenstoffparameter DCF im Allgemeinen

keinen negativen Einfluss auf das Wachstumsverhalten hat, da dieser beim Vorliegen von

beiden Kohlenstoffquellen in der Tendenz höher ansteigt und bei alleiniger Anwesenheit von

DCF kein prägnanter Rückgang zu erkennen ist. Die Wachstumssteigung in V1 bestätigt die

Theorie, dass Natriumhydrogencarbonat als Kohlenstoffquelle leichter verfügbar ist als DCF.

Dies zeigt sich vor allem daran, dass die Biomassenbildung bei V3 bis V6 langsamer bzw.

konstant verläuft. Dass sich DCF für die Mikrogrünalgen schwerer zur Biomassenbildung

fixieren lässt, kann an Hand der organischen und aromatischen Verbindung des Moleküls

erörtert werden.

Bei der Bestimmung des Nährstoffabbaus konnte lediglich ein mittelmäßiger Abbau innerhalb

der durchgeführten Untersuchungsreihen festgestellt werden, welcher sich mit den geringen

bzw. leicht regressiven Wachstumsraten begründet lässt.

Basierend auf den ermittelten Ergebnissen kann festgehalten werden, dass die vorhandenen

Mikrogrünalgen im Stande sind den Spurenstoffparameter DCF zu eliminieren, wenn dieser als

alleinige Kohlenstoffquelle im Kulturmedium vorliegt. Ein Zuwachs der Biomasse ist nicht

prägnant, aber soweit konstant, dass ein negativer Einfluss des Spurenstoffparameters

ausgeschlossen werden kann. Inwieweit geringere DCF-Konzentrationen, die den realen

Page 101: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

79

Maximalwerten gleichen den Abbauprozess beschleunigen, müsste in weiteren

Forschungsaktivitäten untersucht werden, so dass ein direkter Vergleich zu den bislang

weiterführenden Reinigungsstufen durchgeführt werden kann.

Nachstehende Tabelle 21 soll die erzielten Ergebnisse mit den Studien Zhou et al. [2014] und

Escapa et al. [2016] vergleichen. Zum Vergleich wurden die Eliminationsraten im

Algengemisch gewählt, da in den Literaturdaten keine Angaben zu Bakterien gemacht wurden

und davon auszugehen ist, dass wenn die Studien nicht im Reinstlabor durchgeführt worden

sind, Bakterien vorliegen. Vor allem bei den Proben der Studie von Zhou et al. [2014], wo

Abwasser als Untersuchungsmedium eingesetzt wurde. Werden die Abbauraten miteinander

verglichen, so kann festgestellt werden, dass im realen Abwasser [Zhou et al., 2014] der

Spurenstoffparameter DCF nicht abgebaut werden konnte. Dies kann an den leichter

verfügbaren Kohlenstoffquellen bzw. an leichter verfügbaren Spurenstoffparametern innerhalb

der Abwassermatrix liegen oder an den gewählten Grünalgenarten in Reinkultur. Es bleibt

anzumerken, dass bei der Studie von Zhou et al. [2014] die Eliminationsraten im realen

Abwasser und somit in einem Spurenstoffgemisch analysiert wurden. In der Arbeit von Escapa

et al. [2016] in einem Standard Medium nach Mann und Myers [zitiert in Escapa et al., 2016]

konnte bei allen drei eingesetzten Grünalgen, trotz einer Startkonzentration von 25 mg/L, ein

Abbau von DCF analysiert werden. Die höchste Abbaurate konnte mit der Grünalge

Scenedesmus obliquus ermittelt werden. Der Vergleich der erzielten Ergebnisse mit den

Literaturdaten verdeutlicht, das noch Optimierungsbedarf in der Anwendung und Auswahl der

Mikroalgen besteht, ehe eine verfahrenstechnische Umsetzung erfolgen kann.

Wird die spezifische Abbaueffizienz der vorhandenen Mikrogrünalgen mit den Ergebnissen aus

der Literatur für konventionelle Kläranlagen und weiterführende Reinigungsverfahren

verglichen (vgl. Tabelle 5), so kann festgestellt werden, dass die Mikrogrünalge bislang keine

alleinstehende Alternative zu den weiterführenden Reinigungsverfahren darstellt. Werden

jedoch die Eliminationsraten des Algengemisches (=Mikrogrünalgen inkl. Bakterien) mit den

Literaturdaten verglichen, so können vergleichbar hohe Eliminationsraten, je nach

Algenbiomasse, ähnlich denen in der Belebungsanlage einer konventionellen Kläranlage oder

bei einem adsorptiven Reinigungsverfahren erzielt werden (vgl. Tabelle 5).

Page 102: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

80

Tabelle 21- V

ergleich der Elim

inationsrate des Spurenstoffparameters D

iclofenac mit der L

iteratur

Qu

elle Z

ho

u et al., 2

014

Escap

a et al., 201

6

eigen

e Erg

ebnisse

Art d

er Mik

roalg

e C

.

renhardtii

S.

obliquus

C.

pyrenoidosa

C.

vulgaris

C.

sorokiniana

C.

vulgaris

S.

obliquus

Mik

rogrü

nalg

engem

isch

V3

V4

V5

V6

Ab

wasserart

reales Ab

wasser (Z

ulau

f)

Med

ium

Stan

dard

Med

ium

B

G-1

1 M

ediu

m o

hne N

aHC

O3

Reak

torv

olu

men

[mL

] 1.0

00

250

500

Län

ge d

er Versu

chs-

du

rchfü

hru

ng [d

] 7

9

5

pH

-Wert

7,5

± 0

,5

7,5

± 0

,3

Tem

peratu

r [°C]

25

± 1

25 ±

1

23 ±

0,6

Tag

:Nach

t Zyklu

s [Std

] 12:1

2

12

:12

20

:04

Alg

enko

nzen

tration

[Alg

enzellen

/mL

]

3*10

6 4

,3*

10

6 1

,9*

10

6 1

,68

*10

6 1

,52

*1

06

Alg

enko

nzen

tration

[mg/L

] 0

,05

1

2

6,9

6

4,4

4

3,0

4

Startk

on

zentratio

n D

CF

[µg/L

] 0,1

38 ±

0,0

27

4

25.0

00

50

0

100

Elim

inatio

nsrate D

CF

[%]

0

65

69

98

66 ±

5*

49 ±

5*

14 ±

4*

21 ±

4*

*A

bb

auraten

Alg

engem

isch

Page 103: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

81

4.3 Abbauverhalten der Einzelstoffe Carbamazepin und Sulfamethoxazol

In diesem Kapitel wird das Abbauverhalten des Antiepileptikums Carbamazepin (CMZ) und

des Antibiotika Sulfamethoxazol (SMX) untersucht. Basierend auf dem Abbauverhalten von

DCF unter Anwendung von Mikrogrünalgen (vgl. Kapitel 4.2) wurde in den vorliegenden

Versuchsreihen die leichter verfügbare Kohlenstoffquelle NaHCO3 aus dem BG-11 Medium

ausgeschlossen. Die Versuchsreihen umfassten jeweils sechzehn Probenflaschen mit einem

Probenvolumen von 500 mL. Acht dieser Proben dienen hierbei als Referenzprobe, in denen

keine Mikrogrünalgen injiziert wurden. In jeweils sechs der acht Proben wurde der zu

untersuchende Spurenstoffparameter mit einer Startkonzentration von 100 µg/L injiziert, die

für die Auswertung zu Probe 1.1 und Probe 2.1 zusammengefasst wurden (vgl. Tabelle 22). Die

beiden letzten Probe beinhaltet lediglich das Kulturmedium BG-11 einmal mit (Probe 1.0) und

einmal ohne injizierte Mikrogrünalgen (Probe 2.0) (vgl. Tabelle 22).

Der pH-Wert des BG-11 Mediums wurde auf Grund der Ergebnisse in Kapitel 4.2 mit

Kaliumhydroxid auf einen Wert von 7,5 angepasst. Die untersuchten Proben wurden im 20:4

Tag:Nacht Zyklus beleuchtet, für eine homogene Verteilung kontinuierlich unter Rotation

versetzt und für 103 Stunden analysiert. Zu Beginn der jeweiligen Dunkelphase wurde für 15

Minuten mit synthetischer Luft (20,5 ± 0,5 O2 in N2, Air Liquide) belüftet und damit

entstandenes CO2 ausgegast. Zur Verdeutlichung des Aufbaus ist in Tabelle 22 die Legende der

Versuchsreihe aufgelistet.

Tabelle 22- Legende der Versuchsreihen zum Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol

1.0 BG-11 + Mikrogrünalgen 2.0 BG-11

1.1 BG-11 + Mikrogrünalgen + Spurenstoff 2.1 BG-11 + Spurenstoff

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82

4.3.1 Methodenbeschreibung und Kalibration der Spurenstoffparameter

Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Die Methode für die Spurenstoffparameter CMZ und SMX wurde analog zu DCF mit einer

Flussrate von 0,4 mL/min, einer Säulentemperatur von 300 °C und der Trennsäule Coulmn RP

Kinetex C18 (5 µm 100A, 15 cm x 3 cm) unter Anwendung der Elektrospray Ionisation (ESI,

positiv) am LC-MS des Fachgebietes Instrumentelle Analytische Chemie der Universität

Duisburg-Essen (Agilent 1100 und Agilent 6120B, Agilent Technologies, Inc.) entwickelt. Die

Lösungsmittel Wasser und Methanol wurden analog wie beim Spurenstoffparameter DCF

angewandt (vgl. Tabelle 14). Das Massenspektrum von Carbamazepin (C15H12N2O), wurde mit

der Masse zum Ladungsverhältnis (m/z) von 237 analysiert (vgl. Abbildung 21). Das

Antibiotikum wurde in den registrierten Massenspektren mit der Masse zum Ladungsverhältnis

(m/z) bei 254 beobachtet (vgl. Abbildung 21). Dieses Spektrum kann dem Wirkstoff

Sulfamethoxazol (C10H11N3O3S) zugeordnet werden. Der Scanbereich innerhalb des

Massenspektrometers belief sich bei beiden Spurenstoffparametern auf 100 bis 300 m/z. Mit

der SIM-Methode wurden in der Integration die Fragmente 237, 238, 259, 260 für CMZ und

die Fragmente 254, 255, 276 und 277 für SMX ausgewertet.

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83

Abbildung 21- Elektrospray Ionisation (ESI) Massenspektrum (MS) einer Carbamazepin-

Standardlösung (a) und einer Sulfamethoxazol-Standardlösung (b) (ESI-Spannung -3.2kV)

Die Kalibrierung ist die Grundlage jeder quantitativen chromatographischen Bestimmung, so

dass zu Beginn der Versuchsreihen eine Kalibration einer Standardlösung von Carbamazepin

und Sulfamethoxazol im Nährmedium (BG-11 ohne NaHCO3) in einem Konzentrationsbereich

von 0,005 bis 1 mg/L angesetzt und analysiert wurde. Die Ermittlung der beiden Kalibrationen

b)

a)

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84

und die Kalibrationsgleichungen wurden analog zum Spurenstoff DCF (vgl. Kapitel 4.2.1) nach

DIN 32645 2008-11 durchgeführt. Tabelle 23 veranschaulicht die Güte der Kalibration des

Spurenstoffparameters CMZ und SMX. Bei der Güte der Kalibration konnte ein starker linearer

Zusammenhang (R2 ~1) zwischen der integrierten Peakfläche zur Konzentration aufgezeigt

werden (vgl. Tabelle 23).

Tabelle 23- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] von Carbamazepin und

Sulfamethoxazol im BG-11 Medium

V1_CMZ V1_SMX

Anzahl der Proben [n] 9 7

Anzahl der Messungen 3 3

Offset (a) 17.618,21 -33.359,38

Steigung (b) 1.297.564,38 2.330.659,23

Korrelationskoeffizient [R2] 0,9977 0,983

VerfStd 0,017 0,026

Rel_VerfStd [%] 4,9 14,4

Nachweisgrenze [mg/L] 0,027 0,044

Erfassungsgrenze [mg/L] 0,054 0,086

Bestimmungsgrenze [mg/L] 0,106 0,169

Konzentrationsgleichung y=a*x+b

Durch die Erstellung der Kalibrationen außerhalb der Versuchsreihe, sind geringe

Abweichungen in den Ergebnissen möglich. Ferner bleibt anzumerken, dass die

Mikrogrünalgen die Matrix des BG-11 Mediums während der Versuchsreihe fortlaufend

ändern, da die Mikrogrünalgen vorhandene Nährstoffe für deren Wachstum assimilieren.

Page 107: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

85

4.3.2 Ergebnisse der Spurenstoffparameter Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Der pH-Wert lag bei beiden Versuchsdurchführungen im neutralen Milieu 7,5 ± 0,2. Die

Temperatur der Proben belief sich im gesamten Zeitraum auf 23 ± 0,5 °C.

4.3.2.1 Nährstoffbestimmung von Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Die Makroelemente Stickstoff und Phosphor sind essentiell für das Wachstum von

Mikrogrünalgen. Aus diesem Grund wurde die limitierende Stickstoffquelle Nitrat und

Phosphor nach Kapitel 3.4 analysiert. Die Ergebnisse der Nährstoffbestimmung der beiden

durchgeführten Versuchsreihen kann der Tabelle 24 entnommen werden.

Tabelle 24- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung bei den Spurenstoffparametern Carbamazepin und

Sulfamethoxazol

Probe CStart NO3-N

[mg/L]

CEnde NO3-N

[mg/L]

CStart TP

[mg/L]

CEnde TP

[mg/L]

Abbaurate [%]

NO3-N TP

V1_1.0 6,08 2,95 5,48 6,21 52 -13

CMZ_V1_1.1 6,77 3,33 5,53 6,15 51 -11

V1_1.0 4,34 5,68 13,60 19,50 -31 -43

SMX_V1_1.1 6,39 4,99 12,49 14,33 22 -15

Bei der Versuchsreihe des CMZ konnte lediglich ein Nitratabbau beobachtet werden, während

sich der Phosphorgehalt akkumuliert hat. In der Referenzprobe der Versuchsreihe konnte

ebenfalls nur ein Nitratabbau ermittelt werden.

Bei den mit SMX injizierten Proben konnte gleichermaßen lediglich Nitrat abgebaut werden,

wobei innerhalb der Referenzproben kein Nährstoffabbau festgestellt werden konnte.

Die Akkumulation von Phosphor kann im Allgemeinen mit der geringen

Algenbiomassenbildung einhergehen (vgl. Kapitel 4.3.2.2 und Kapitel 4.3.2.3). Da bei

regressiver Wachstumsrate Phosphor wieder an das Umgebungsmedium abgegeben werden

kann.

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86

4.3.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse von Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Zur Bestimmung der Wachstumsrate wurde die Chlorophyll- a Analyse nach Kapitel 3.6 für

beide Versuchsreihen durchgeführt.

Einen Überblick über die normierten Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse liefert die

nachstehende Tabelle 25. Sowohl bei CMZ, als auch bei der Versuchsreihe von SMX konnte

eine leicht regressive Wachstumsbildung analysiert werden.

Die Regression in den Referenzproben, der beiden durchgeführten Versuchsreihen, war zu

erwarten, da den Mikrogrünalgen keine Kohlenstoffquelle zur Verfügung stand. Die leicht

regressive Wachstumsbildung in den Spurenstoff injizierten Proben, war auf Grund der

organischen Spurenstoffe, welche als Kohlenstoffquelle dienen sollten, nicht zu erwarten, so

dass die Ergebnisse auf eine negative Wirkung der Spurenstoffe hinweisen. Diese Hypothese

muss mit Hilfe der Zellzählung verifiziert werden.

Tabelle 25- Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse in normierter Darstellung bei den

Spurenstoffparametern Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Aufenthalts-

zeit [h] 0 7 24 31 48 55 72 79 96 103

Wachstum

[%]

CMZ 1.0 1,00 0,99 0,96 0,93 0,92 0,93 0,96 0,93 0,96 0,87 -13,06

1.1 1,00 0,96 0,93 0,93 0,90 0,91 0,92 0,92 0,90 0,88 -12,17

SMX 1.0 1,00 1,08 0,96 1,00 1,02 0,90 0,90 0,90 0,89 0,88 -11,78

1.1 1,00 1,01 1,00 0,95 0,93 0,93 0,92 0,91 0,91 0,90 -9,87

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87

4.3.2.3 Ergebnisse der Zellzählung von Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Tabelle 26 veranschaulicht die Ergebnisse der Zellzählung der durchgeführten Versuchsreihen.

Bei der Versuchsreihe des Antieplieptikums wurde sowohl in der Referenzprobe als auch in der

CMZ injizierten Probe eine geringe Algenbiomassenbildung ermittelt.

Innerhalb der Versuchsreihe von SMX konnte in der SMX injizierten Probe ein stationäres

Wachstumsverhalten beobachtet werden, während in der Referenzprobe erwartungsgemäß eine

Regression analysiert wurde.

Tabelle 26- Ergebnisse der Zellzählung in normierter Darstellung bei den Spurenstoffparametern

Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Aufenthalts-

zeit [h] 0 7 24 31 48 55 72 79 96 103

Wachstum

[%]

CMZ 1.0 1,00 1,00 1,06 1,01 1,09 0,97 0,86 0,94 0,74 1,06 5,71

1.1 1,00 1,11 1,01 0,93 0,89 0,98 0,92 0,93 1,02 1,06 6,47

SMX 1.0 1,00 0,98 0,96 1,01 0,95 0,94 1,00 0,93 0,90 0,90 -10,00

1.1 1,00 0,96 1,01 0,92 0,93 0,93 0,89 1,03 0,98 1,02 1,95

Die Ergebnisse der Zellzählung verweisen im Allgemeinen bei den Proben mit injizierten

Spurenstoff auf ein stationäres bis leicht steigendes Wachstumsverhalten hin, so dass eine

toxische Wirkung der Pharmaka auf die Mikrogrünalge ausgeschlossen werden kann. Dass die

Kohlenstofffixierung aus den organischen Spurenstoffen schwerer ist als bei leichter

verfügbaren Kohlenstoffquellen, konnte V1 im Vergleich zu V2 beim Abbauverhalten von

DCF aufzeigen (vgl. Kapitel 4.2).

Da die ermittelte Regression bei der Chlorophyll-a Analyse geringfügig ausfällt und ein

stationäres Wachstum unter der Zellzählung beobachtet werden konnte, wird im Allgemeinen

ein negativer bis toxischer Einfluss der Spurenstoffe auf die Mikrogrünalge ausgeschlossen.

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88

4.3.2.4 Abbauverhalten von Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Zur Bestimmung der Abbauraten von CMZ und SMX, wurde nach Kapitel 3.10 die

Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit einem Massenspektrometer angewandt.

Hierbei wurden alle Proben der beiden Untersuchungsreihen in dreifach Bestimmung

analysiert. Aus achtzehn Einzelmessungen wurde der höchste und niedrigste Wert entfernt und

die mittlere Eliminationsrate der untersuchten Spurenstoffparameter ermittelt.

Wie bereits beim Spurenstoffparameter DCF (vgl. Kapitel 4.2) wurden bei der Zellzählung

neben den Algenzellen auch die Bakterienzellen ausgewertet, um ein spezifisches

Abbauverhalten der Mikrogrünalge herauszustellen. Im Durchschnitt konnten bei den Proben

des Antiepileptikums CMZ 3 Prozent und bei dem Antibiotika SMX 5 Prozent Bakterien,

in den Proben in denen Mikrogrünalgen enthalten waren, ermittelt werden. Die Bakterienanzahl

konnte im selben Verhältnis (± 4 Prozent) wie in den Referenzproben ermittelt werden, so dass

eine spezifische Eliminationsrate der Mikrogrünalge zugeschrieben werden konnte.

Wie bereits beim Spurenstoffparameter DCF wurde die Abbaueffizienz des Referenzmedium

von der des Algengemisches subtrahiert und an Hand dessen die spezifische Abbaueffizienz

der Mikrogrünalge errechnet. Die Eliminationsrate und die Geschwindigkeitskonstante k der

Spurenstoffparameter CMZ und SMX, welche nach dem Geschwindigkeitsgesetz zur Reaktion

pseudo erster Ordnung analog zu Kapitel 3.11 berechnet wurde, wird in Tabelle 27 dargestellt.

Tabelle 27- Prozentuale Eliminationsrate und Geschwindigkeitskonstante k der Spurenstoffparameter

Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Eliminationsrate Geschwindigkeitskonstante

1.1

[%]

2.1

[%]

Alge spez.

[%]

1.1

[s-1]

2.1

[s-1]

Alge spez.

[s-1]

CMZ -16,06 ± 6 -8,50 ± 5 -6,79 ± 6 0,002 0,001 0,0007

SMX -31,20 ± 5 -16,25 ± 5 -14,96 ± 5 0,004 0,002 0,002

Aus Tabelle 27 wird ersichtlich, dass die Eliminationsraten, sowie die Abbaugeschwindigkeit

im Algengemisch größer ist als die im Referenzmedium, ist auf eine symbiotische Wirkung

zwischen Algen und Bakterien zurückzuführen.

Im Allgemeinen konnte durch die Nutzung von Mikrogrünalgen eine Elimination, trotz

regressivem bis stationärem Wachstumsanstieg, analysiert werden. Werden die Abbauraten der

beiden Spurenstoffparameter untereinander verglichen, so ist festzuhalten, dass SMX besser

eliminiert wird als CMZ. Wie bereits bei der Spurenstoffelimination auf konventionellen

Page 111: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

89

Kläranlagen beschrieben (vgl. Kapitel 2.5) ist die Elimination neben der Aufenthaltszeit

abhängig von der jeweiligen Kinetik der Spurenstoffparameter. Die Kinetik von SMX ist im

Gegensatz zur Kinetik von CMZ vom Bindungssystem her schwächer (vgl. Tabelle 3).

Ebenfalls spielt die Polarität der organischen Spurenstoffe eine wichtige Rolle. Neben dem

bindungsschwächeren System ist SMX im Vergleich zu CMZ polarer und somit leichter für die

Mikrogrünalge zu fixieren.

4.3.2.5 Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol

Mit der LC-MS Analyse konnte eine Elimination der beiden Spurenstoffparameter CMZ und

SMX unter Anwendung von Mikrogrünalgen ermittelt werden. Demzufolge wurden in

Analogie zum Spurenstoffparameter DCF (vgl. Abbildung 20), die Analysen zur Adsorption

bzw. zur Absorption durchgeführt (vgl. Kapitel 3.13). In der nachstehenden Tabelle 28 sind die

Ergebnisse der Analysen aufgelistet.

Tabelle 28- Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Adsorption [%] Absorption [%]

CMZ ~1 0,6 bis 0,7

SMX ~0,88 0 bis 0,68

Bei beiden Versuchsreihen zeigt sich, dass lediglich ein geringer Anteil an der Oberfläche der

Algenzelle adsorbiert wurde. Innerhalb der Algenzelle konnten die organischen Spurenstoffe

in geringfügiger Konzentration wiedergefunden werden. Daraus lässt sich schließen, dass die

Ergebnisse zum Verbleib des Spurenstoffparameters DCF verifiziert wurden und dass die

untersuchten Substanzparameter nicht mehr in ihrer Ursprungsform vorliegen. Ob eine

Verstoffwechselung oder eine Transformation der Spurenstoffparameter vorliegt, muss in

weiteren Untersuchungsaktivitäten außerhalb der vorliegenden Dissertation eingehender

untersucht werden.

Page 112: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

90

4.3.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten von

Carbamazepin und Sulfamethoxazol

Die organischen Spurenstoffe CMZ und SMX sind bedingt durch hohe Verbrauchsmengen,

ihren ökotoxischen Wirkungen auf Organismen und ihr Vorkommen im Oberflächengewässer

als umweltrelevante Wirkstoffe klassifiziert. Vor diesem Hintergrund wurden die beiden

Spurenstoffparameter für die vorliegende Arbeit ausgewählt und untersucht.

Ziel der Betrachtung war das Abbauverhalten der Spurenstoffparameter CMZ und SMX unter

Anwendung der vorhandenen Mikrogrünalgen zu analysieren. Ferner wurde das

Wachstumsverhalten und das Verhalten der Nährstoffe Nitrat und Phosphor während der

Versuchsreihe untersucht.

Obwohl eine regressive bis stationäre Biomassenbildung in beiden Versuchsreihen ermittelt

wurde, konnte eine Elimination von CMZ und SMX unter Anwendung von Mikrogrünalgen

beobachtet werden. Im sogenannten Algengemisch, in welchem im Durchschnitt 4 Prozent

Bakterienzellen ermittelt werden konnte, ist eine Elimination von rund 16 Prozent bei CMZ

und zu 36 Prozent bei SMX analysiert worden. Die spezifischen Eliminationsraten der

Mikrogrünalgen belaufen sich bei CMZ auf rund 7 Prozent und bei SMX auf rund 11 Prozent

bei einer Startkonzentration der Spurenstoffe von je 100 µg/L. Der Einfluss der kinetischen

Zusammensetzung, sowie die Polarität der Spurenstoffe lassen sich an Hand des Vergleichs der

Abbauraten der beiden Spurenstoffparameter als äußerst wichtig erachten.

Da die Spurenstoffe CMZ und SMX eliminiert werden, wurde der Abbauprozess eingehender

betrachtet. Hierbei konnte mittels Absorption- und Adsorptions-Analysen herausgestellt

werden, dass die Spurenstoffe nicht mehr in ihrer Ursprungsform vorliegen, so dass eine

Transformation oder eine Verstoffwechselung in Frage kommt.

Innerhalb der Nährstoffbestimmung der Makroelemente Nitrat und Phosphor konnte lediglich

in den spurenstoffversetzten Proben ein Nitratabbau ermittelt werden. Phosphor akkumulierte

in beiden Versuchsreihen. Die Akkumulation kann mit der mäßigen Algenbiomassenbildung

begründet werden.

Die Aussagen, die an Hand der ermittelten Ergebnisse festgehalten werden können sind, dass

die vorhandenen Mikrogrünalgen im Stande sind die Substanzparameter CMZ und SMX zu

eliminieren. In welchem Maß reale Maximalwerte der Spurenstoffkonzentrationen den

Abbauprozess beschleunigen, müsste in weiteren Forschungsaktivitäten untersucht werden.

Nachstehende Tabelle 28 vergleicht die erzielten Ergebnisse mit der Studie von Zhou et al.

[2014]. Zum Vergleich wurden, wie bereits in Kapitel 4.2.3, die Eliminationsraten des

Page 113: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

91

Algengemisches gewählt. Werden die Eliminationsraten miteinander verglichen, so kann

festgestellt werden, dass der Spurenstoffparameter CMZ im realen Abwasser [Zhou et al., 2014]

bei allen untersuchten Mikroalgen weniger als 25 Prozent abgebaut wurde. Beim Antibiotika

SMX konnte lediglich ein Abbau mit der Mikrogrünalge Chlamydomonas reinhardtii ermittelt

werden. Die erzielten Ergebnisse aus den Laborstudien zum Abbauverhalten von CMZ und

SMX (vgl. Tabelle 29) werden mit den Abbauraten der im Abwasser untersuchten

Mikrogrünalgen von Zhou et al. [2014] verifiziert. Es bleibt anzumerken, dass die

Eliminationsraten von Zhou et al. [2014] im realen Abwasser und somit in einem

Spurenstoffgemisch durchgeführt wurden.

Für einen Vergleich mit den Eliminationsraten einer Belebungsanlage einer konventionellen

Kläranlage und weiterführenden Reinigungsstufen (vgl. Tabelle 5), kann festgehalten werden,

dass die Eliminationsraten im Algengemisch den Eliminationsraten der Belebungsanlage

ähneln. Eine Alternative zur Ozonung und zur Adsorption stellen die eigens erstellten

Ergebnisse weder bei den spezifischen Eliminationsraten der Mikrogrünalgen, noch im

Algengemisch dar. Kombinationen von Verfahren sind denkbar und werden in Kapitel 5

eingehender erörtert.

Page 114: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

92

Tabelle 29- Vergleich der Eliminationsraten der Spurenstoffparameter Carbamazepin und

Sulfamethoxazol mit der Literatur

Quelle Zhou et al., 2014 eigene Ergebnisse

Art der Mikroalge C.

renhardtii

S.

obliquus

C.

pyrenoidosa

C.

vulgaris Mikrogrünalgengemisch

Abwasserart reales Abwasser (Zulauf)

Medium BG-11 Medium ohne

NaHCO3

Reaktorvolumen [mL] 1.000 500

Länge der Versuchs-

durchführung [d] 7 5

pH-Wert 7,5 ± 0,2

Temperatur [°C] 25 ± 1 23 ± 0,5

Tag:Nacht Zyklus [Std] 12:12 20:04

Algenkonzentration

[Algenzellen/mL] 6,2*106 3,4*106

Algenkonzentration

[mg/L] 0,05 12,8 13,7

Startkonzentration CMZ

[µg/L] 0,13 ± 0,0055 100

Eliminationsrate CMZ

[%] < 25 16 ± 6*

Startkonzentration SMX

[µg/L] 0,138 ± 0,0274 100

Eliminationsrate SMX

[%] < 25 0 36 ± 5*

*Abbauraten Algengemisch

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93

4.4 Abbauverhalten von Diclofenac, Carbamazepin und Sulfamethoxazol im

Gemisch

Nachdem in den vorherigen Kapiteln die Spurenstoffparameter Diclofenac, Carbamazepin und

Sulfamethoxazol als Einzelstoff im BG-11 Medium betrachtet worden sind, beschäftigt sich die

vorliegende Versuchsreihe mit dem Gemisch der drei Spurenstoffe.

Mit der Versuchsreihe soll analysiert werden, wie sich das Abbauverhalten der einzelnen

Spurenstoffe im Gemisch verhält. Hierzu wurden unterschiedliche Versuchsreihen untersucht.

Versuchsreihe 1 (V1) untersucht das Abbauverhalten des Spurenstoffgemischs mit unter-

schiedlichen Konzentrationen. Hierzu wurde für SMX 1810 µg/L, für DCF 470 µg/L und CMZ

370 µg/L ausgewählt. Die Konzentrationen wurden so gewählt, dass SMX im Vergleich zu den

beiden anderen Spurenstoffen im Überschuss vorhanden ist, um herauszufinden, ob der

Spurenstoff, der in den Einzeluntersuchungen als zweit Bestes abgebaut wurde, von der Alge

bevorzugt wird. CMZ wurde geringfügiger abgebaut und ist daher mit einer geringeren

Konzentration im Gemisch vorhanden. Im Vergleich zu realen Verhältnissen, wie die

Spurenstoffparameter im Oberflächengewässer nachgewiesen werden, sind die

Konzentrationen erhöht, um ein Abbaueffekt mit den gegebenen Analysegeräten der

instrumentellen analytischen Chemie aufzeigen zu können.

Versuchsreihe 2 (V2) analysiert das Abbauverhalten des Spurenstoffgemischs bei gleichhohen

Startkonzentrationen (je 100 µg/L). Hierbei soll untersucht werden, welcher Spurenstoff-

parameter von den vorhandenen Mikrogrünalgen bei gleichhohen Startkonzentrationen

bevorzugt abgebaut wird.

In Versuchsreihe 3 (V3) wird der Versuch mit gleichhohen Startkonzentrationen der drei

Spurenstoffparameter wiederholt, jedoch wird hier im Vergleich zu V2 eine höhere

Algenkonzentration zu Beginn injiziert, um herauszufinden, ob die Abbaueffizienz an Hand der

Algenkonzentration zu beeinflussen ist.

Um eine mögliche Adaption der Mikrogrünalge auf das Spurenstoffgemisch und eine

einhergehende Abbaurate zu beobachten, wird im Versuchsaufbau 4 (V4) das Abbauverhalten

unter wiederholter Zugabe des Spurenstoffgemischs (je 100 µg/L) mit derselben Algenkultur

untersucht. So dass zwei Abbauperioden miteinander verglichen werden können.

In Kapitel 2.8.2.2 wird auf die Bedeutsamkeit von Licht Bezug genommen. Obwohl

Photosynthese lediglich mit Lichtenergie durchgeführt werden kann und somit das Wachstum

der Alge gefördert wird, besteht eine weitere Möglichkeit die Alge wachsen zu lassen. Dies

stellt das heterotrophe Wachstum dar. Nach Droop [1974] wird die Verwendung von

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94

organischen Verbindungen für das Wachstum als heterotroph bezeichnet. In der Versuchsreihe

„Dunkel“ soll untersucht werden, inwieweit das Abbauverhalten der Grunalge im

Zusammenhang mit der Photosynthese steht, so dass ein heterotropher Aufbau mit

gleichbleibenden Startkonzentrationen der Spurenstoffparameter (je 100 µg/L) vorbereitet und

analysiert wird.

Jede Versuchsreihe umfasste acht Schottflaschen, ein Probenvolumen von 500 mL und wurde

wie in der Anzucht im 20:4 Tag: Nacht Zyklus beleuchtet und kontinuierlich unter Rotation

versetzt. Die Hälfte der gesamten Probenflaschen dienen hierbei als Referenzproben. In drei

der vier Probenflaschen wurde das jeweilige Spurenstoffgemisch injiziert. Für die Auswertung

wurde der Dreifachansatz zu Probe 1.1 und Probe 2.1 zusammengefasst (vgl. Tabelle 30).

Versuchsreihe 1 bis 3, sowie die heterotrophe Versuchsreihe wurden 103 Stunden und

Versuchsreihe 4 mit zwei Abbauperioden nach 103 und nach 199 Stunden untersucht. Zu

Beginn der Nachtphase wurden die Proben jeder Versuchsreihe für 15 Minuten mit

synthetischer Luft belüftet. Der pH-Wert des BG-11 Mediums wurde auf Grund der Ergebnisse

in Kapitel 4.2 mit Kaliumhydroxid auf 7,5 angepasst. Neben dem Abbauverhalten wurden in

allen Versuchsreihen das Wachstumsverhalten und der Nährstoffabbau von Nitrat und

Phosphor analysiert.

Die nachstehende Tabelle 30 veranschaulicht die Versuchsbedingung.

Tabelle 30- Legende der Versuchsreihen im Spurenstoffgemisch

1.0 BG-11 + Mikrogrünalgen 2.0 BG-11

1.1 BG-11 + Mikrogrünalgen + Gemisch 2.1 BG-11 + Gemisch

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95

4.4.1 Methodenbeschreibung und Kalibration des Spurenstoffgemischs

Die Entwicklung der Methode für das Spurenstoffgemisch wurde am LC-MS des Fachgebietes

Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-Essen (Agilent 1100 und Agilent

6120B, Agilent Technologies, Inc.) in Analogie zu den Einzelstoffen mit einer Flussrate von

0,4 mL/min, einer Säulentemperatur von 300°C und der Trennsäule Coulmn RP Kinetex C18

(5µm 100A, 15cm x 3cm) unter Anwendung der Elektrospray Ionisation (ESI, positiv)

durchgeführt. Die Lösungsmittel Wasser und Methanol wurden wie in Tabelle 14 angewandt

(Vgl. Kapitel 4.2.1). Der Scanbereich innerhalb des Massenspektrometers belief sich auf 100

bis 300 m/z. Mit der SIM-Methode wurden in der Integration die Fragmente der Einzelstoffe

ausgewertet (Vgl. Kapitel 4.2.1 und Kapitel 4.3.1).

Tabelle 31- Auswertung zur Güte der Kalibration nach Molt [2014] des Spurenstoffgemischs im BG-11

Medium

DCF SMX CMZ

Anzahl der Proben [n] 5 5 9

Anzahl der Messungen 3 3 3

Offset (a) 1.970,45 181.301,97 9.411,96

Steigung (b) 16.193,02 40.984,49 1.448.580,60

Korrelationskoeffizient [R2] 0,9937 0,9966 0,9996

VerfStd 0,04 0,028 0,008

Rel_VerfStd [%] 8,7 6,3 2,3

Nachweisgrenze [mg/L] 0,079 0,056 0,012

Erfassungsgrenze [mg/L] 0,154 0,109 0,024

Bestimmungsgrenze [mg/L] 0,311 0,221 0,047

Konzentrationsgleichung y=b*x+a

Die Kalibration für die vorliegenden Versuchsreihen wurde mit einer Standardlösung des

Spurenstoffgemischs im Nährmedium (BG-11 ohne NaHCO3) in einem Konzentrationsbereich

von 0,05 bis 1 mg/L angesetzt und analysiert. Die Ermittlung der Kalibration und die

Kalibrationsgleichung wurde analog zum Spurenstoff DCF (vgl. Kapitel 4.2.1) nach DIN 32645

2008-11 durchgeführt. Tabelle 31 veranschaulicht die Güte der Kalibration des

Spurenstoffgemischs. Neben der Nachweis-, Erfassungs- und Bestimmungsgrenze wurde der

Korrelationskoeffizient R2 bestimmt. Dieser konnte einen starken linearen Zusammenhang (R2

~1) zwischen der integrierten Peakfläche zur Konzentration aufzeigen.

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96

Im Gegensatz zu den Einzelstoffen wurde leidglich eine Kalibration für die Versuchsreihen des

Gemischs ausgewertet.

Durch die Erstellung der externen Kalibrationen sind geringe Abweichungen in den

Ergebnissen möglich. Dies ist vor allem dadurch bedingt, dass die Mikrogrünalgen die Matrix

des BG-11 Mediums während der Versuchsreihe fortlaufen ändern, da die Mikrogrünalgen

vorhandene Nährstoffe für deren Wachstum assimilieren.

4.4.2 Ergebnisse des Spurenstoffgemischs

Jede Versuchsreihe wurde am selben Tag mit der untersuchten Mikrogrünalge beimpft und

analysiert. Der pH-Wert wurde zu Beginn der Versuchsreihen auf 7,5 mit Kaliumhydroxid

eingestellt und verlief während der gesamten Versuchslaufzeit konstant. Neben dem pH-Wert

wurde die Temperatur der Proben während der Versuchsdurchführung kontinuierlich gemessen

und ausgewertet. Tabelle 32 fasst die Ergebnisse des pH-Wertes und der Temperaturwerte

innerhalb der Versuchsreihen zusammen.

Tabelle 32- Vergleich des pH-Wertes und der Temperaturergebnisse der Untersuchungen im

Spurenstoffgemisch

V1 V2 V3 V4 V4_WDH Dunkel

pH- Wert 7,5 ± 0,1 7,5 ± 0,2 7,5 ± 0,1 7,5 ± 0,2 7,5 ± 0,1 7,5 ± 0,4

Temperatur 23 ± 0,3 23 ± 0,2 23 ± 0,4 23 ± 0,2 23 ± 0,3 24 ± 0,5

4.4.2.1 Nährstoffbestimmung des Spurenstoffgemischs

Einen Überblick über die Nährstoffbestimmung der Versuchsdurchführungen zum

Abbauverhalten von einem Spurenstoffgemisch liefert Tabelle 33. Die beiden untersuchten

Nährstoffe Nitrat und Phosphor konnten, trotz regressiver Wachstumsrate, in nahezu allen

durchgeführten Versuchsreihen assimiliert werden.

Mit einer höheren Anfangskonzentration von Algenzellen konnte kein höherer Nährstoffabbau

beobachtet werden. Ebenfalls konnte bei der wiederholten Zugabe der Spurenstoffe mit

derselben Algenkultur keine erhöhte Nährstoffaufnahme ermittelt werden. Im Rahmen der

Nährstoffbestimmung im Dunkelversuch, konnte ebenfalls eine Aufnahme von Nitrat und

Phosphor analysiert werden.

Page 119: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

97

Tabelle 33- Ergebnisse der Nährstoffbestimmung im Spurenstoffgemisch

Probe CStart NO3-N

[mg/L]

CEndeNO3-N

[mg/L]

CStart TP

[mg/L]

CEnde TP

[mg/L]

Abbaurate [%]

NO3 TP

V1_1.0 4,36 3,41 7,22 6,83 22 5

V1_1.1 5,95 5,37 6,92 6,89 10 0

V2_1.0 6,04 2,29 7,09 6,65 62 6

V2_1.1 9,06 2,38 7,64 5,61 74 27

V3_1.0 13,10 5,55 10,10 7,89 58 22

V3_1.1 9,91 3,16 13,54 10,10 68 25

V4_1.0 6,98 2,03 8,78 9,95 71 -13

V4_1.1 7,33 1,61 9,47 9,22 78 3

V4_1.0_Adaption 6,40 2,30 5,63 4,94 64 12

V4_1.1_Adaption 7,26 2,10 5,88 5,10 71 13

Dunkel_1.0 6,38 5,27 7,29 5,57 17 24

Dunkel_1.1 5,90 4,18 7,42 6,45 29 13

4.4.2.2 Ergebnisse der Chlorophyll-a Analyse des Spurenstoffgemischs

Wie Tabelle 34 entnommen werden kann, ist die leicht regressive Wachstumsbildung in den

untersuchten Versuchsreihen nahezu identisch. Obwohl V1 im Vergleich zu den anderen

Versuchsreihen mit unterschiedlichen Startkonzentrationen der drei untersuchten Spurenstoffe

durchgeführt wurde, ist kein gravierender Unterschied analysiert worden.

Auffallend ist, dass der Einbruch der Mikrogrünalgenkultur in den Proben ohne injiziertes

Spurenstoffgemisch, ausgenommen von dem Dunkelversuch, stärker ausfallen. Dies kann mit

der fehlenden Kohlenstoffquelle in den 1.0 Proben jeder Versuchsreihe begründet werden. In

den Proben, in denen das Spurenstoffgemisch injiziert wurde, dienen die organischen

Spurenstoffe als Kohlenstoffquelle. Für den starken Einbruch des Chlorophyll-a Gehalts beim

Dunkel-Versuch ist die fehlende Photosyntheseleistung bedingt durch die heterotrophe

Durchführung der Versuchsreihe (24 Std. Dunkelheit) verantwortlich. Die regressiven

Wachstumsraten von V4 und V4_WDH verlaufen annähernd identisch. Hier war eine Adaption

der Mikrogrünalgen im Sinne einer Optimierung der Wachstumsbildung zu erwarten.

Im Allgemeinen scheint das Spurenstoffgemisch leidglich einen minimalen negativen Einfluss

auf die Mikrogrünalgen auszuüben. Diese Hypothese muss im Weiteren mit der Zellzählung

verifiziert werden.

Page 120: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

98

4.4.2.3 Ergebnisse der Zellzählung des Spurenstoffgemischs Tabelle 34- E

rgebnisse der Chlorophyll-a A

nalyse in normierte D

arstellung im Spurenstoffgem

isch

Aufen

thaltszeit [h

] 0

7

24

31

48

55

72

79

96

103

Wach

stum

[%]

V1

1.0

1

,00

1,0

0

0,9

4

0,9

1

0,8

9

0,8

7

0,8

5

0,8

3

0,8

3

0,8

3

-17,0

9

1.1

1

,00

1,0

0

0,9

6

0,9

6

0,9

3

0,9

1

0,9

0

0,8

8

0,8

7

0,8

6

-13,8

7

V2

1.0

1

,00

1,0

3

0,9

9

0,9

3

0,9

0

0,9

5

0,8

7

0,7

6

0,8

4

0,8

4

-15,8

8

1.1

1

,00

1,0

0

1,0

0

0,9

4

0,9

0

0,8

8

0,8

8

0,8

8

0,8

7

0,8

6

-13,5

1

V3

1.0

1

,00

1,0

8

0,8

6

0,7

1

0,9

4

0,9

4

0,9

2

0,9

0

0,8

5

0,9

1

-9,2

8

1.1

1

,00

0,9

6

0,8

4

0,9

8

0,7

6

0,8

2

0,8

6

0,8

9

1,0

0

1,0

3

3,1

8

V4

1.0

1

,00

0,9

9

1,0

2

1,0

2

0,9

9

0,9

4

0,9

2

0,8

9

0,8

8

b.

-12,0

2

1.1

1

,00

1,0

6

1,0

1

1,0

2

1,0

1

0,9

5

0,9

7

0,9

6

0,9

4

b.

-6,0

8

1.0

_A

dap

tion

1,0

0

0,9

9

1,0

0

1,0

2

1,0

3

0,9

8

0,8

8

0,8

6

0,8

7

0,8

4

-15,9

9

1.1

_A

dap

tion

1,0

0

1,0

0

0,9

8

0,9

4

0,9

4

0,9

7

0,9

4

0,9

3

0,9

2

0,9

2

-8,4

9

Du

nkel

1.0

1

,00

0,9

8

1,0

4

1,0

4

1,0

1

0,9

3

0,9

4

0,8

8

0,8

6

0,8

0

-19,8

2

1.1

1

,00

1,0

6

0,9

3

1,0

1

0,8

5

0,8

1

0,7

9

0,7

8

0,7

5

0,7

4

-26,4

5

b. =

neu

e Beim

pfu

ng

Page 121: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

99

Die Zellzählung zur Bestimmung der Wachstumsbildung der untersuchten Mikrogrünalge

wurde nach Kapitel 3.7 durchgeführt. Die Zusammenfassung der normierten Ergebnisse zur

Zellzählung ist Tabelle 35 zu entnehmen.

In den phototrophen Versuchsreihen (V1 bis V4) konnten in dem Spurenstoffgemisch

injizierten Proben ein Anstieg der Biomasse analysiert werden. In den Proben in denen die

Mikrogrünalge ohne Kohlenstoffquelle (ohne organisches Spurenstoffgemisch) vorlag, wurde

ein leicht regressives Wachstumsverhalten beobachtet.

Die regressive Biomassenbildung der Mikrogrünalgenkultur im Dunkelversuch, kann mit der

fehlenden Lichtenergie und der damit verbundenen mangelnden Photosyntheseleistung erklärt

werden. Im Wiederholungsversuch V4, in dem in dieselbe Algenkultur erneut ein

Spurenstoffgemisch (je 100 µg/L) zugeführt wurde, konnte eine Adaption an das

Umgebungsmedium und somit an das Spurenstoffgemisch beobachtet werden, so dass in der

zweiten Periode der Versuchsreihe eine Optimierung der Biomassenbildung im Vergleich zur

ersten Periode der Versuchsreihe ermittelt werden konnte.

Dies Hypothese, dass das Spurenstoffgemisch einen leicht negativen Einfluss auf das

Wachstumsverhalten der Mikrogrünalge ausübt, kann mit den Ergebnissen der Zellzählung

nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, in der Zellzählung konnte eine Wachstumsbildung

analysiert werden.

Page 122: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

100

Tabelle 35- E

rgebnisse der Zellzählung in norm

ierte Darstellung im

Spurenstoffgemisch

Au

fenth

altszeit [h]

0

7

24

31

48

55

72

79

9

6

10

3

Wach

stum

[%]

V1

1.0

1

,00

1,0

0

0,8

9

1,0

4

0,8

7

0,9

1

0,8

2

0,8

7

0,8

2

0,8

9

-11,1

1

1.1

1

,00

1,0

1

1,0

4

0,9

6

0,8

7

0,9

3

0,8

9

0,9

7

0,9

0

1,0

5

4,9

2

V2

1.0

1

,00

1,2

6

1,1

6

1,0

0

1,0

5

1,0

5

1,0

5

0,9

5

1,1

1

0,9

5

-5,2

6

1.1

1

,00

1,1

0

1,0

2

1,0

3

1,0

3

1,1

3

1,0

2

1,0

5

1,0

0

1,0

3

3,1

7

V3

1.0

1

,00

0,9

6

0,7

9

0,9

4

0,8

2

0,9

1

0,7

2

0,9

6

0,9

9

0,9

3

-7,3

5

1.1

1,0

0

1,0

2

0,9

5

0,9

6

1,0

0

0,9

4

0,9

9

1,0

6

1,0

8

1,0

1

0,9

2

V4

1.0

1

,00

1,2

1

1,0

4

1,1

4

0,8

9

1,0

7

1,0

4

1,0

4

0,9

6

b.

-3,5

7

1.1

1

,00

1,1

6

1,1

4

1,1

6

1,0

9

1,1

1

1,0

4

1,0

4

1,0

4

b.

4,2

6

1.0

_A

dap

tion

1,0

0

1,0

6

0,9

4

0,9

4

0,9

4

0,8

1

1,1

3

1,0

6

1,0

0

1,0

0

0,0

0

1.1

_A

dap

tion

1,0

0

0,9

1

0,9

4

0,7

9

0,9

1

1,0

4

1,0

4

1,0

2

1,0

2

1,0

9

8,5

1

Du

nkel

1.0

1

,00

0,9

5

0,8

9

0,7

9

0,8

9

0,8

4

0,8

4

0,8

4

0,7

9

0,7

4

-26,3

2

1.1

1

,00

0,8

3

0,8

5

0,7

8

0,7

8

0,8

5

0,8

0

0,7

8

0,7

8

0,7

8

-22,0

3

b. =

neu

e Beim

pfu

ng

Page 123: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

101

4.4.2.4 Ergebnisse der LC-MS Analyse des Spurenstoffgemischs

Zur Ermittlung des Abbauverhaltens von einem Spurenstoffgemisch unter Anwendung von

Mikrogrünalgen, wurde nach Kapitel 3.10 die Flüssigkeitschromatographie in Kombination mit

einem Massenspektrometer angewandt. Für eine qualitative Auswertung der Ergebnisse

wurden alle Proben, wie bei den Einzelstoffen, in dreifach Bestimmung analysiert. Aus den

daraus resultierenden neun Einzelmessungen, wurde der höchste und niedrigste Wert entfernt

und die mittlere Abbaurate der untersuchten Spurenstoffe ermittelt.

Wie schon bei den Einzelstoffen wurde im Hinblick auf eine algenspezifische Elimination im

reinen Kulturmedium das Verhältnis zwischen Algenzellen und Bakterien ausgewertet. Hierbei

konnten im Durchschnitt 4 Prozent Bakterien im Algengemisch bei den phototrophen

Versuchsreihen beobachtet werden. Die Anzahl der Bakterien belief sich im Referenzmedium

auf dieselbe Bakterienanzahl (± 8 Prozent), so dass die Abbaueffizienz des Referenzmediums

(vgl. Tabelle 36; Probe 2.1) von der des Algengemischs (=Mikrogrünalgen inkl. Bakterien)

(vgl. Tabelle 36; Probe 1.1) subtrahiert und die daraus resultierende spezifische Abbaueffizienz

der Mikrogrünalge errechnet werden konnte (vgl. Tabelle 36). Im Gegensatz dazu hat sich die

Bakterienanzahl beim heterotrophen Versuch, in denen die Probenflaschen während der

kompletten Versuchsdauer in einer abgedichteten Kiste standen, verdreifacht, so dass sich im

Durchschnitt 9,5 Prozent Bakterien im Algengemisch befanden. Die Eliminationsrate der

untersuchten organischen Spurenstoffe, sowie deren Geschwindigkeitskonstanten k, welche

analog zum Geschwindigkeitsgesetz zur Reaktion pseudo erster Ordnung nach Kapitel 3.11

ermittelt wurden, wird in der nachstehenden Tabelle 36 dargestellt.

Page 124: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

102

Tabelle 36- Prozentuale Eliminationsraten und Geschwindigkeitskonstante k des Spurenstoffgemischs

Probe Eliminationsrate Geschwindigkeitskonstante

1.1

[%]

2.1

[%]

Alge spez.

[%]

1.1

[s-1]

2.1

[s-1]

Alge spez.

[s-1]

DCF

V1 -51,98 ± 4 -21,14 ± 3 -30,84 ± 4 0,00600 0,00200 0,00300

V2 -54,59 ± 5 -22,46 ± 5 -32,13 ± 5 0,00600 0,00200 0,00300

V3 -55,67 ± 5 -22,13 ± 2 -33,54 ± 5 0,00700 0,00200 0,00400

V4 -53,00 ± 6 -20,28 ± 5 -32,72 ± 6 0,00700 0,00200 0,00400

V4_Adaption -60,81 ± 4 -20,53 ± 5 -40,28 ± 5 0,01000 0,00200 0,00700

Dunkel -55,00 ± 5 -51,99 ± 5 -3,02 ± 5 0,00800 0,00700 0,00050

SMX

V1 -21,66 ± 3 -11,03 ± 1 -10,63 ± 3 0,00200 0,00100 0,00100

V2 -21,81 ± 2 -9,95 ± 2 -11,86 ± 2 0,00200 0,00090 0,00100

V3 -17,35 ± 1 -3,90 ± 1 -13,45 ± 1 0,00200 0,00040 0,00100

V4 -13,71 ± 2 -0,62 ± 1 -13,09 ± 2 0,00100 0,00003 0,00100

V4_Adaption -24,19 ± 2 -7,17 ± 1 -17,02 ± 2 0,00300 0,00050 0,00200

Dunkel -24,55 ± 2 -21,06 ± 2 -3,49 ± 2 0,00200 0,00200 0,00020

CMZ

V1 -7,39 ± 1 -1,40 ± 1 -5,99 ± 1 0,00070 0,00004 0,00050

V2 -7,82 ± 5 0,00 ± 2 -7,82 ± 5 0,00090 0,00000 0,00090

V3 -10,01 ± 2 -0,62 ± 2 -9,39 ± 2 0,00090 0,00005 0,00080

V4 -14,52 ± 3 -5,91 ± 5 -8,61 ± 5 0,00200 0,00070 0,00100

V4_Adaption -20,78 ± 2 -9,92 ± 2 -10,87 ± 2 0,00300 0,00100 0,00100

Dunkel 1,34 ± 3 3,64 ± 3 0,00 ± 3 - - -

Bei Versuchsreihe 1 wurden im Gegensatz zu den darauffolgenden Untersuchungsreihen

unterschiedlich hohe Anfangskonzentrationen der Spurenstoffe zugeführt (DCF = 470 µg/L;

SMX = 1.810 µg/L und CMZ 370 µg/L). Trotz des Überschusses an SMX Molekülen wurde

DCF schneller und effektiver eliminiert (vgl. Tabelle 36). Zudem lässt sich im Vergleich zu

den weiteren phototrophen Versuchsreihen (V2 bis V4) keine starke Varianz in den

Eliminationsraten erkennen, somit lässt sich die Hypothese in Kapitel 4.2, dass die

Eliminationsleistung der Mikrogrünalgen konzentrationsunabhängig ist, bestätigen.

In allen Versuchsdurchführungen konnte eine Elimination der drei Pharmazeutika DCF, SMX

und CMZ ermittelt werden. Die Eliminationsraten im Algengemisch sind wie bereits bei den

Einzelversuchen (vgl. Kapitel 4.2.2.4 und Kapitel 4.3.2.4) höher als die spezifische

Eliminationsraten der Mikrogrünalgen. Diese Differenz liegt an den bereist zuvor erwähnten

vorliegenden Bakterien im Algengemisch, die mit den Mikrogrünalgen eine Symbiose

Page 125: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

103

eingehen. Diese Symbiose ist für die verfahrenstechnische Umsetzung sehr bedeutsam und wird

in Kapitel 5 nochmals aufgegriffen.

Abbildung 22 veranschaulicht beispielhaft für Versuchsreihe 3 die symbiotische Wirkung

bezogen auf die Eliminationsleistung der einzelnen pharmazeutischen Wirkstoffe im

Spurenstoffgemisch.

Abbildung 22- Vergleich der Abbaukurven und der Geschwindigkeitskonstante k der einzelnen

Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch für das Algengemisch mit der spezifischen Elimination der

Mikrogrünalge für Versuchsreihe 3 (n = 10 aus 70 EW; auf die Darstellung der Standardabweichung

(Std.AW) wird aus Übersichtsgründen verzichtet; Std.AW= 1 bis 5%)

Darüber hinaus zeigt Abbildung 22, dass DCF im Verhältnis zu CMZ und SMX wesentlich

schneller eliminiert werden kann (vgl. zudem Tabelle 36). Dies liegt an der chemischen

Zusammensetzung der Wirkstoffe (vgl. Tabelle 3). DCF weist gegenüber CMZ und SMX eine

Carboxylgruppe (COOH) auf, die sich leichter als Kohlenstoffquelle fixieren lässt. SMX

dahingegen hat neben dem aromatischen Ring ein Isoxazol-Ring. Dieser ist wiederum leichter

aufzubrechen als das stabile Bindungssystem der aromatischen Ringe von CMZ.

Zudem ist DCF polarer als das Antibiotika SMX und SMX wiederum polarer als das

Antiepileptikum CMZ. An Hand der Stoffeigenschaft der organischen Spurenstoffe lässt sich

schließen, dass mit steigender Instabilität und Polarität die Eliminationsleistung der

0,40

0,50

0,60

0,70

0,80

0,90

1,00

0 20 40 60 80 100

Ct/C

0

Aufenthaltszeit [Std]

ct= c0*e-kt

DCF_Algen spez

DCF_Algengemisch

SMX_Algen spez

SMX_Algengemisch

CMZ_Algen spez

CMZ_Algengemisch

Page 126: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

104

Mikrogrünalge steigt. Diese Hypothese müsste im Rahmen von weiteren Forschungsvorhaben

bezogen auf die Vielfalt von Spurenstoffen verifiziert werden.

Neben der Bedeutung der Stoffeigenschaft liefern die durchgeführten Versuche die Erkenntnis,

dass die Lichtzufuhr und die damit einhergehende Photosyntheseleistung einen wesentlichen

Einfluss auf die Eliminationsrate der Mikrogrünalge hat. Der heterotrophe Versuch („Dunkel“)

zeigt, dass die Mikrogrünalge trotz vorliegender organischer Kohlenstoffquellen, gegeben

durch die pharmazeutischen Spurenstoffe, lediglich zu einem geringfügigen kleinen Anteil

eliminieren kann.

Die Einzelversuche des Spurenstoffparameters DCF (vgl. Kapitel 4.2) zeigten, dass eine

Optimierung der Eliminationsleistung mit steigender Algenkonzentration möglich ist. Um diese

Optimierungsmöglichkeit im Spurenstoffgemisch abzubilden, wurde die Algenkonzentration

von V2 zu V3 um das Vierfache erhöht (V2 = ~13 mg/L; V3 = ~48 mg/L). Tabelle 36

veranschaulicht, dass die Eliminationsleistung in Bezug auf die Steigung der

Algenkonzentration keinen wesentlichen Optimierungseffekt aufzeigt. Die Abbildungen 23

und 24 veranschaulicht den schwachen Optimierungsprozess im Spurenstoffgemisch nochmals

im Verhältnis zu den Einzelversuchen des Spurenstoffparameters DCF. Hier wurden die

Versuche V2 bis V4 (V4 lediglich die erste Versuchsperiode) für das Spurenstoffgemisch und

die Versuche V4 bis V6 aus den Einzelversuchen von DCF (vgl. Kapitel 4.2) aufgetragen.

Abbildung 23- Zusammenhang zwischen Chlorophyll-a Gehalt und spezifischer Eliminationsrate der

Mikrogrünalge im Spurenstoffgemisch und beim Spurenstoffparameter DCF

R² = 0,9682

R² = 0,7005

R² = 0,9388

R² = 0,96890,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

35,0

40,0

45,0

50,0

0 10 20 30 40 50 60

Chlo

rop

hyll

-a G

ehal

t m

g/L

]

Eliminarionsrate [%]

DCF

SMX

CMZ

DCF_Einzelversuche

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105

Abbildung 24- Zusammenhang zwischen Algenzellen und spezifischer Eliminationsrate der

Mikrogrünalge im Spurenstoffgemisch und beim Spurenstoffparameter DCF

Bedingt durch die geringe Optimierungsmöglichkeit bezogen auf die Algenkonzentration

wurde in V4 derselben Algenkultur wiederholt das Spurenstoffgemisch als Kohlenstoffquelle

zur Verfügung gestellt. Hierzu wurden die Mikrogrünalgen am Ende der ersten

Versuchsperiode von V4 zentrifugiert und dem frischen Kulturmedium mit dem

Spurenstoffgemisch (je 100 µg/L) zugegeben. Nach der zweiten Versuchsperiode ließen sich

höhere spezifische Eliminationsraten als auch Eliminationsraten im Algengemisch bei allen

drei Spurenstoffparametern feststellen (vgl. Tabelle 36 und Abbildung 25). An Hand der

Ergebnisse lässt sich schließen, dass sich die vorherrschenden Mikrogrünalgen an das

organische Spurenstoffgemisch adaptieren lassen.

R² = 0,9443R² = 0,6452

R² = 0,9075

R² = 0,9867

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

10,0

0 10 20 30 40 50 60

Alg

enze

llen

[M

io.Z

elle

n/m

L]

Eliminationsrate [%]

DCF

SMX

CMZ

DCF_Einzelversuche

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106

Abbildung 25- Spezifische Abbaukurven und Geschwindigkeitskonstante k der einzelnen Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch der Mikrogrünalge für Versuchsreihe 4 mit a) erster Versuchsperiode (Adaptionsphase; n= 9 aus 63 EW) und b) zweiter Versuchsperiode nach wiederholter Zugabe des Spurenstoffgemischs derselben Algenkultur (n=10 aus 70EW)

kDCF = 0,004

kSMX = 0,001

kCMZ = 0,001

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 20 40 60 80 100

Ct/C

0

Aufenthlatszeit [Std]

ct= c0*e-kt

DCF

SMX

CMZ

kDCF = 0,01

kSMX = 0,003

kCMZ = 0,003

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 20 40 60 80 100

Ct/C

0

Aufenthlatszeit [Std]

ct= c0*e-kt

DCF

SMX

CMZ

a)

b)

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107

4.4.2.5 Nachweis zum Verbleib des Spurenstoffgemischs

Die Ergebnisse der LC-MS Analyse konnten eine Elimination des Spurenstoffgemischs

aufzeigen. Infolgedessen wurde der Verbleib des Spurenstoffgemischs mit den Analysen zur

Adsorption und Absorption nach Kapitel 3.13 durchgeführt (vgl. Abbildung 20).

Tabelle 37- Nachweis zum Verbleib der Spurenstoffparameter im Spurenstoffgemisch

Probe Adsorption [%] Absorption [%]

DCF

V1 0,89 0,00

V2 0,43 0 bis 0,02

V3 0,39 0,00

V4 - -

V4_Adaption 0,42 0,04 bis 0,07

Dunkel 1,17 0,00

SMX

V1 0,30 0,02

V2 3,51 0,00

V3 3,58 0,00

V4 - -

V4_Adaption 2,19 0,00

Dunkel 3,79 0,02 bis 0,18

CMZ

V1 0,88 0,00

V2 0,34 0 bis 0,08

V3 0,11 0,00

V4 - -

V4_Adaption 0,49 0,09 bis 1,1

Dunkel 0,43 0,02 bis 0,03

Tabelle 37 zeigt die prozentuale Wiederfindung der Spurenstoffparameter in den einzelnen

Versuchsreihen. In allen Versuchsreihen zeichnet sich ab, dass lediglich ein geringer Anteil der

Spurenstoffe mittels der Analysen der Adsorption und Absorption wiederzufinden war.

Folglich liegen die Einzelstoffe des Spurenstoffgemischs nicht mehr in ihrer Ursprungsform

vor. Ob eine Verstoffwechselung oder eine Transformation der organischen Spurenstoffe

vorliegt, muss in Forschungsvorhaben außerhalb der vorliegenden Dissertation eingehender

untersucht werden.

Page 130: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

108

4.4.3 Schlussfolgerungen aus den Versuchen zum Abbauverhalten des

Spurenstoffgemischs

Die organischen Spurenstoffparameter DCF, CMZ und SMX wurden bedingt durch ihre hohen

Verbrauchsmengen, ökotoxischen Wirkungen auf Organsimen und auf Grund ihres

Vorkommens im Oberflächengewässer mit Konzentrationen über 0,1 µg/L in den vorliegenden

Laborstudien als Gemisch untersucht (vgl. Kapitel 2.4). Ziel innerhalb der vorliegenden

Laborstudien war das Abbauverhalten der Einzelstoffe im Spurenstoffgemisch unter

Anwendung der vorliegenden Mikrogrünalgen zu untersuchen. Ferner wurde der Einfluss des

Spurenstoffgemischs auf das Wachstumsverhalten, sowie die Nährstoffabnahme von Nitrat und

Phosphor analysiert und ausgewertet.

Mit vier phototrophen Versuchsreihen sollte das Anwendungspotential von Mikrogrünalgen

bezogen auf das Abbauverhalten des Spurenstoffgemischs ermittelt werden. Die Ergebnisse

konnten zeigen, dass Spurenstoffe, ähnlich wie bei den weiterführenden Reinigungsverfahren,

unterschiedlich gut eliminiert werden. So konnte herausgestellt werden, dass die

Eliminationsrate der Mikrogrünalge für einen Spurenstoff mit steigender Instabilität, bezogen

auf das Bindungssystem der Molekülstruktur, und steigender Polarität steigt. Demzufolge

wurde DCF effektiver eliminiert als die beiden anderen Spurenstoffparameter SMX und CMZ

und SMX effektiver als CMZ.

Um herauszufinden, ob die Photosynthese einen Einfluss auf die spezifische

Eliminationsleistung der Mikrogrünalge hat, wurde die fünfte Versuchsreihe unter

heterotrophen Bedingungen (24 Std. Nacht) durchgeführt. Trotz der organischen Spurenstoffe,

welche der Mikrogrünalge als Kohlenstoffquelle zur Verwendung vorlagen, konnte lediglich

ein geringfügiger Anteil der Einzelstoffe im Spurenstoffgemisch eliminiert werden. Daraus

lässt sich schließen, dass Lichtzufuhr einen wesentlichen Betriebsparameter bei der

Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen darstellt.

Versuchsreihe 1 wurde mit unterschiedlichen Konzentrationen innerhalb der Einzelstoffe in

Spurenstoffgemisch durchgeführt (DCF = 470 µg/L; SMX = 1.810 µg/L und CMZ 370 µg/L).

Bedingt durch annährungsweise ähnliche Eliminationsraten im Vergleich zu den phototrophen

Versuchsreihen V2 bis V4, wurde auf eine Konzentrationsunabhängigkeit bei den

Eliminationsraten geschlossen.

Um eine mögliche Abhängigkeit zwischen Algenbiomasse und Eliminationsrate zu bestimmen,

wurde V2 mit V3 unter Gesichtspunkten der unterschiedlichen Algenkonzentrationen und den

resultierenden Abbauverhalten verglichen. Hierbei konnte im Verhältnis zu der Optimierung

Page 131: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

109

der Eliminationsleistung, bezogen auf die Algenkonzentration beim Einzelstoff DCF (vgl.

Kapitel 4.2), ein geringes Optimierungspotential beobachtet werden.

Aus diesem Grund wurde in V4 derselben Algenkultur wiederholt das Spurenstoffgemisch

vorgelegt, um eine mögliche Adaption der Mikrogrünalgen an das organische

Spurenstoffgemisch zu ermitteln. Hierbei konnte eine verbesserte Eliminationsleistung nach

der zweiten Versuchsperiode bei allen Spurenstoffparametern im Gemisch analysiert werden,

so dass eine Adaption stattgefunden hat. Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass

Mikrogrünalgen bei einem kontinuierlichen Versuchsaufbau Spurenstoffe mit zunehmender

Aufenthaltszeit besser eliminieren können.

Neben der Ermittlung des Abbauverhaltens wurde der Verbleib der eliminierten

Spurenstoffparameter ermittelt. Hierbei wurde mit Adsorptions- und Absorptionsversuchen

herausgestellt, dass die Spurenstoffparameter nicht mehr in ihrer Ursprungsform vorzuliegen

scheinen, so dass mögliche Transformationsprodukte oder eine Verstoffwechselung in Frage

kommen. Diese Hypothesen müssen in weiteren Untersuchungsaktivitäten außerhalb der

vorliegenden Dissertation eingehender untersucht werden.

Zugleich wurde das Wachstumsverhalten unter Anwendung der Chlorophyll-a Analyse und der

Zellzählung ermittelt. Die Ergebnisse verweisen im Allgemeinen auf ein leicht regressives bis

stationäres Wachstumsverhalten, so dass eine akute negative Auswirkung der

Spurenstoffparameter auf die Mikrogrünalgen ausgeschlossen werden kann.

Bei der Bestimmung der Nährstoffe konnte in allen durchgeführten Versuchsreihen ein

Nährstoffabbau von Nitrat und Phosphor trotz geringfügiger Biomassenbildung analysiert

werden.

Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass Mikrogrünalgen das Potential besitzen

organische Spurenstoffe trotz stationärer bis leicht regressiver Wachstumsbildung zu

eliminieren.

Nachstehende Tabelle 38 soll die erzielten Ergebnisse mit den Studien Zhou et al. [2014]

vergleichen. Zum Vergleich wurden die Abbauraten wie bereits in Kapitel 4.2.3 und Kapitel

4.3.3 im Algengemisch gewählt. Werden die Abbauraten mit den Literaturdaten verglichen, so

kann festgestellt werden, dass im realen Abwasser [Zhou et al., 2014] der Spurenstoffparameter

DCF bei den eingesetzten Reinkulturen nicht eliminiert werden konnte. Das Antiepileptikum

CMZ wurde bis zu 25 Prozent und SMX lediglich bei der Mikrogrünalge Chlamydomonas

reinhardtii eliminiert.

Die Abweichungen zu den Ergebnissen aus den eigens durchgeführten Laborstudien lassen sich

bedingt durch das eingesetzte Kulturmedium im Gegensatz zum realen Abwasser, aber auch

Page 132: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

110

mit den Reinkulturen der Mikrogrünalge oder den im Abwasser leichter verfügbaren

Kohlenstoffquellen erläutern. Bei Zhou et al. [2014] sind im Gegensatz zu den eigens

durchgeführten Laborstudien weitere Spurenstoffe im Gemisch enthalten, so dass der Einfluss

der zusätzlichen Spurenstoffparameter nicht berücksichtigt wurde.

Werden die spezifischen Eliminationsraten der vorhandenen Mikrogrünalgen mit den

Ergebnissen aus der Literatur für eine Belebungsanlage einer konventionellen Kläranlage und

der weiterführenden Reinigungsverfahren verglichen (vgl. Tabelle 5), so kann festgestellt

werden, dass die Mikrogrünalge bislang keine alleinstehende Alternative zu den

weiterführenden Reinigungsverfahren darstellen kann. Werden die Abbauraten des

Algengemisches (=Mikrogrünalgen inkl. Bakterien) mit den Literaturdaten der Tabelle 5

verglichen, so können vergleichbar hohe Abbauraten, je nach Algenbiomasse, ähnlich derer in

der Belebungsanlage oder bei einem adsorptiven Reinigungsverfahren erzielt werden.

Page 133: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

111

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112

4.5 Vergleich von Abtrennungsverfahren mit unterschiedlichen

Flockungsmitteln mit der Sedimentation und Zentrifugation

Wie in Kapitel 2.8.2.3 beschrieben kann die Abtrennung der Mikroalge durch unterschiedliche

Verfahren erfolgen. Im vorliegenden Kapitel wurde mit Batchversuchen ein Vergleich

zwischen Sedimentation, Flokkulation und Zentrifugation durchgeführt. Ferner soll sowohl die

optimale Dosierung, als auch das optimale Flockungsmittel für die vorhandenen

Mikrogrünalgen bei einem pH-Wert von ~7,5 identifiziert werden.

Die Versuchsreihe umfasst pro Durchgang drei Bechergläser (SIMAX, 1000 mL) mit einem

Probenvolumen von 250 mL, die am Ende gemittelt werden. Die zu untersuchenden

Mikrogrünalgen wurden aus der Aufzucht (Kultivierung) entnommen und die

Startkonzentration mittels der optischen Dichte (vgl. Kapitel 3.8) ermittelt. Die komplette

Versuchsdurchführung betrug je Batchversuch 120 Minuten. In den ersten 60 Minuten wurde

alle 10 Minuten und im Anschluss alle 30 Minuten die optische Dichte (OD680) an der

Oberfläche der Probe analysiert, ausgewertet und verglichen.

Damit das zu untersuchende Flokkulat sich in der Algensuspension homogen verteilen kann,

wurde dieses in zwei Schritten eingerührt. Nach Zugabe des Flokkulats wurde die Probe für 2

Minuten mit 150 rpm (Schnellrührphase) und im Anschluss nochmal für 5 Minuten mit 50 rpm

(Langsamrührphase) gerührt. Nach den Rührphasen erfolgte eine Ruhephase von 120 Minuten,

in der die Probe, wie oben beschrieben analysiert wurde.

Für die Untersuchungen der Abtrennungsvariante mit Hilfe der Zentrifugation wurde eine

Laborzentrifuge der Firma Eppendorf bei 4.000 rpm angewandt. Hier wurde wie bei den

Flokkulationsversuchen in insgesamt 120 Minuten nach jeder Zentrifugationsphase, in den

ersten 60 Minuten alle 10 Minuten und im Anschluss alle 30 Minuten, die optische Dichte

(OD680) an der Oberfläche der zentrifugierten Probe ermittelt.

Beim Verfahren der Sedimentation wurde die optische Dichte (OD680) bei den Proben im

Dreifachansatz, wie beschrieben innerhalb der Zeitintervalle analysiert.

Eigenschaften wie die Zellgröße, pH-Wert des Umgebungsmediums, Dosierrate des

Flockungsmittels, sowie die Konzentration der zu flockenden Algenzellen beeinflussen die

Flockungseffizienz [Lee et al., 1998; Bilanovic et al., 1998; Papazi et al., 2010]. Aus diesem

Grund werden alle zu untersuchende Flockungsmittel (Aluminiumsulfat/ Aluminiumchlorid/

Eisen(II)-sulfat/ Eisen(II)-chlorid/ Eisen(III)-sulfat/ Eisen(III)-chlorid) im Kulturmedium BG-

11 bei einem pH-Wert von rund 7,5 mit derselben Algenkonzentration (9,5 µg/L) in den

Dosierraten 5/10/50/100/500 mg/L und 1.000 mg/L untersucht und miteinander verglichen.

Page 135: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

113

4.5.1 Ergebnisse der Batchversuche zur Abtrennung von Mikrogrünalgen

Bei der Auswertung der unterschiedlichen Methoden zur Abtrennung (vgl. Abbildung 25 bis

Abbildung 28) der Mikrogrünalgen kann festgestellt werden, dass bei der reinen Sedimentation

die Mikrogrünalge eine geringe Abtrennungseffizienz ausübt. Dies liegt unter anderem an der

negativen Ladung der Algenzellen, die durch die Ionisierung an der Zellwand hervorgerufen

wird [Chatsungnoen & Christi, 2016]. Elektrostatische Abstoßungen verhindern bzw.

verlangsamen den Sedimentationsprozess.

Allgemein verdeutlichen die Ergebnisse, dass ein Flockungsmittel einen positiven Effekt auf

die Sedimentationsleistung aufzeigt. Während das konventionelle Sedimentationsverfahren

eine Abtrennungseffizienz von rund 16 Prozent erzielt, können unter Anwendung von

Flockungsmitteln Ergebnisse zwischen 19 bis 93 Prozent je nach Dosierrate und

Flockungsmittel erreicht werden. Dass die Flokkulationseffizienz abhängig von der Dosierung

des jeweiligen Flockungsmittels ist, wurde bereits in Harun et al. [2010] aufgezeigt und konnte

mit der vorliegenden Untersuchung bestätigt werden. Ein Artefakt spiegelt das FeSO4 wieder,

da hier die Abtrennungseffizienz bei einer Dosierrate von 500 / 1.000 mg/L wieder sinkt. Dieses

Ergebnis kann mit einem möglichen Überschuss an Fe2+-Ionen im Medium zusammenhängen,

die einen Einfluss auf die Extinktionsmessung haben. Die Laborzentrifuge konnte zwar eine

sehr hohe Abtrennungseffizienz erreichen ohne zusätzliche Flockungsmittel, jedoch sind die

Kosten in der verfahrenstechnischen Umsetzung zu hoch [Harun et al., 2010].

Die nachstehenden Abbildungen 26 bis 29 veranschaulichen die Ergebnisse der

Flockungsmittel im Einzelnen, Tabelle 39 zeigt die Stoffmengenkonzentration und die Kosten

der Flockungsmittel nach Angaben der Firma Brenntag.

Page 136: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

114

Abbildung 26- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Aluminiumsulfat (a) und Aluminiumchlorid (b)

0

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Durchführungszeit [Min]

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115

Abbildung 27- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Eisen(II)-sulfat (a) und Eisen(II)-chlorid (b)

0

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116

Abbildung 28- Ergebnisse der Flockungsversuche mit Eisen(III)-sulfat (a) und Eisen(III)-chlorid (b)

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a)

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117

Abbildung 29- Ergebnisse der Flockungsversuche ohne Hilfsstoffe – Zentrifugation (a) und

Sedimentation (b)

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118

Tabelle 39- Stoffmengenkonzentrationen und Kosten der untersuchten Flockungsmittel

Flockungsmittel Al2(SO4)3 AlCl3 FeSO4 FeCl2 Fe2(SO4)3 FeCl3

Mikroalgenart Grünalgen

Algenkonzentration [mg/L] ~ 9,5

pH-Wert ~ 7,5

Stoffmengenkonzentration

in[mmol] bei den

Dosierraten des Flokkulats

[mg/L]

5 0,015 0,037 0,033 0,039 0,013 0,031

10 0,029 0,075 0,066 0,079 0,025 0,062

50 0,146 0,375 0,329 0,394 0,125 0,308

100 0,292 0,750 0,658 0,789 0,250 0,616

500 1,461 3,750 3,291 3,945 1,250 3,082

1000 2,923 7,500 6,583 7,890 2,501 6,165

Kosten [€/100kg]

(Firma Brenntag Stand: 21.08.2017) 65 680 55,5 k.A. 49,5 51,5

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das Flockungsmittel Eisen(II)-sulfat für ein pH-

Wert von ~7,5, einer Algenkonzentration ~9,5 µg/L und der vorhandenen Mikrogrünalgen als

das Flockungsmittel mit der höchsten Abtrennungseffizienz und mit dem geringsten

Materialeinsatz beschrieben werden kann. Obwohl hier ein Artefakt bei den höheren

Dosierraten zu beobachten ist, erzielt das Flockungsmittel mit geringer Dosierrate hohe

Abtrennungsraten und im Verhältnis zu den anderen Flockungsmitteln enthält das

Eisen(II)sulfat eine geringe Stoffmengenkonzentration. Im Kostenvergleich belaufen sich die

Kosten auf 55,50 €/100kg (Firma Brenntag, Stand: 21.08.2017). Dies liegt im mittleren

Kostenbereich im Vergleich zu den weiteren eingesetzten Flockungsmitteln (vgl. Tabelle 39).

Page 141: Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur ... · Anwendungspotential von Mikrogrünalgen zur Spurenstoffelimination in der Abwasserreinigung Zur Erlangung des akademischen Grades

119

5. Verfahrenstechnische Umsetzungsmöglichkeiten des Einsatzes

von Mikrogrünalgen in der weiterführenden Abwasserreinigung

Nachdem in Kapitel 4 mit den durchgeführten Laborstudien der Einsatz von Mikrogrünalgen

in der weiterführenden Spurenstoffelimination untersucht wurde und als Ergebnis die

untersuchten Spurenstoffe eliminiert werden konnten, wird in Kapitel 5 die

verfahrenstechnische Umsetzung erörtert.

In den Laboruntersuchungen war das Ziel nachzuweisen, dass Algen Spurenstoffe eliminieren

können, dazu wurde beachtet, dass das eliminieren Algen-Bakterien-Verhältnis sich so verhält,

dass die Algen im Überschuss vorliegen und die Bakterienanzahl zwischen Algengemisch und

Referenzprobe sich annähernd gleich verhält. Bei einer verfahrenstechnischen Umsetzung muss

davon ausgegangen werden, dass sich Bakterien im Allgemeinen nicht vermeiden lassen. Wie

bereits in den voran gegangenen Kapiteln (vgl. Kapitel 4.2 bis 4.4) stellt dies kein Hindernis

dar, da Bakterien und Mikrogrünalgen in Symbiose leben können. Bakterien profitieren von

der Sauerstoffproduktion der Mikrogrünalgen und diese wiederum von der

Kohlenstoffproduktion der Bakterien [Munoz & Guieysse, 2006] (vgl. Abbildung 30).

Für eine verfahrenstechnische Umsetzung sind mehrere Szenarien möglich. Diese sollen im

vorliegenden Kapitel beschrieben und diskutiert werden. Eine weitere wesentliche

Fragestellung bei der verfahrenstechnischen Umsetzung ist, wie die Algen aus dem gegebenen

System abgetrennt werden können, so dass diese nicht in die aquatische Umwelt überführt

werden (vgl. Abbildung 30). Dies wurde mit Hilfe von Literaturdaten (vgl. Kapitel 2.8.2.3) und

mit einem eigens durchgeführten Vergleich von Flockungsmitteln in Kapitel 4.5 verdeutlicht.

Die thermische Verwertung auf einer Kläranlage stellt die mögliche Verwendung der

Algenbiomasse nach der Abtrennung dar. Ferner könnte Klärschlamm unbedenklich als

Düngemittel eingesetzt werden, wenn die Hypothese der Verstoffwechselung der Spurenstoffe

unter Anwendung von Mikrogrünalgen verifiziert wird (vgl. Kapitel 4). Hierauf wird in der

vorliegenden Arbeit nicht weiter ins Detail eingegangen.

Abbildung 30- Nutzungs-Schema von Mikrogrünalgen in der Abwasserreinigung

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120

Für die Implementierung der Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen

können unterschiedliche Szenarien in Betracht gezogen werden. Wie das Beckendesign der

Mikrogrünalgen im Einzelnen technisch aussehen könnte, wird nachstehend nicht betrachtet.

Lediglich die Reihenfolge der Implementierung wird erörtert, da im Einzelfall vor Ort die

Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen auf Effektivität,

Betriebssicherheit, Wartungsaufwand und Kosten überprüft werden muss.

5.1 Szenario A – dezentrale Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen

Eine mögliche Umsetzung der Spurenstoffelimination durch Anwendung von Mikrogrünalgen

stellt die dezentrale Elimination der Mikrogrünalgen dar (vgl. Abbildung 31).

Abbildung 31- Szenario A - dezentrale Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen

Unter der dezentralen Umsetzung könnte der Einsatz von Mikrogrünalgen an Einrichtungen

mit einem hohen Spurenstoffeintrag, wie beispielsweise Industriebetriebe, Pflege-

einrichtungen oder Krankenhäuser, verstanden werden. Durch eine dezentrale Elimination

würden die Zulaufkonzentrationen der Spurenstoffe zur Kläranlage reduziert werden, so dass

die Dosiermenge der eingesetzten Hilfsstoffe (Ozon oder Aktivkohle) eingespart werden

könnten. Die damit einhergehenden Jahreskosten der weiterführenden Reinigungsverfahren

könnten dadurch gesenkt werden. Jedoch müsste die Einsparung den Investitionskosten einer

dezentralen Spurenstoffelimination mit Mikrogrünalgen gegenübergestellt werden. Das

Umweltbundesamt [UBA, 2014d] setzt bei der Thematik der Spurenstoffelimination auf einen

ganzheitlichen Ansatz, so dass Spurenstoffe, wenn möglich an der Quelle eliminiert werden

sollen. Eine dezentrale Umsetzung würde der Zielsetzung entgegenkommen. Vor allem bei

Entlastungsbauwerke, welche Mischwasser in das Oberflächengewässer entlasten, würde eine

dezentrale Reinigung sich positiv, auf die Flora und Fauna, auswirken.

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121

5.2 Szenario B – zentral vorgeschaltete Spurenstoffelimination unter

Anwendung von Mikrogrünalgen

Einem weiterführenden Reinigungsverfahren eine Spurenstoffelimination mit Mikrogrünalgen

vorzuschalten, stellt eine weitere Umsetzung dar (vgl. Abbildung 32). Hierzu könnten

ungenutzte Becken auf Kläranlagen genutzt werden, um die Investitionskosten zu minimieren.

Wie bei dem dezentralen Szenario würden einzusetzende Betriebsmittel der weiterführenden

Reinigungsstufen reduziert werden können.

Abbildung 32- Szenario B – zentral vorgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen

5.3 Szenario C – zentral nachgeschaltete Spurenstoffelimination unter

Anwendung von Mikrogrünalgen

Eine nachgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen (vgl.

Abbildung 33) ist lediglich dann effizient, wenn der Einsatz der weiterführenden

Reinigungsstufen nicht ausreichend effektiv ist. Die physikalischen Reinigungsverfahren

werden bedingt durch die Minderzahl an durchgeführten Pilotprojekten in Deutschland außer

Acht gelassen.

Abbildung 33- Szenario C - zentral nachgeschaltete Spurenstoffelimination unter Anwendung von

Mikrogrünalgen

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122

Nachstehende Tabelle 40 veranschaulicht die Eliminationsraten der weiterführenden

Reinigungsmaßnahmen nach LANUV [2008] und die durchschnittlichen Eliminationsraten der

eigens durchgeführten Laborstudien im Algengemisch für die drei untersuchten Spurenstoff-

parameter.

Tabelle 40- Vergleich der Eliminationsraten der drei untersuchten Spurenstoffparametern nach LANUV

[2008] und der eigens durchgeführten Laborstudien

Eliminationsrate [%]

Ozon Adsorption Mikrogrünalge

DCF BG 64 55

SMX BG 87 10

CMZ BG o 18

o = Elimination konnte nicht ermittelt werden

BG = Abbau bis unter die Bestimmungsgrenze

Der Einsatz von Mikrogrünalgen ist lediglich nach der Adsorption sinnvoll, um den Eintrag der

Spurenstoffe ins Gewässer zu reduzieren, da die Konzentrationen der drei Spurenstoff-

parameter nach der Ozonung unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen.

5.4 Szenario D – Implementierung der Spurenstoffelimination unter alleiniger

Anwendung von Mikrogrünalgen in einen Schönungsteich

Eine weitere Möglichkeit der Umsetzung stellt die Implementierung der Spurenstoffelimination

in einem Schönungsteich dar (vgl. Abbildung 34). Dieses Szenario bietet vor allem bei bereits

bestehenden Schönungsteichen und bei Kläranlagen unterhalb der Größenklasse 4, eine

Möglichkeit den Spurenstoffeintrag in das Oberflächengewässer zu reduzieren.

Abbildung 34- Szenario D - Implementierung der Spurenstoffelimination unter alleiniger Anwendung

von Mikrogrünalgen in einen Schönungsteich

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123

5.5 Bewertung der Szenarien

Im Gesamtkontext der Kombination von weiterführenden Reinigungsmaßnahmen mit einer

Algenreinigung gilt zu prüfen, inwieweit sich die gesamte Leistungsfähigkeit der Verfahren

optimieren und im Hinblick auf die Betriebskosten reduzieren lässt. Diese Fragestellungen gilt

es in einem weiteren Forschungsvorhaben zu beantworten. In der nachstehenden Tabelle 41

wurden die Parameter Kosten, Praktikabilität, Aufwand, Betrieb und Technik, sowie die

mögliche Eliminationsleistung für die drei unterschiedlichen Szenarien zusammenfassend

bewertet. An Hand der Tabelle 41 lässt sich schließen, dass eine Implementierung der

Mikrogrünalgen in einem Schönungsteich die effektivste Methode darstellt.

Tabelle 41- Bewertungsmatrix der vier möglichen Umsetzungsszenarien

Kosten Praktikabilität

Aufwand, Betrieb,

Technik

Spurenstoff-

elimination

A - o -/o +

B -/o - - ++

C Ozon - - - ++

Adsorption - - - ++

D ++ ++ o +

- = ungenügend o = neutral + = gut ++ = sehr gut

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125

6. Zusammenfassung und Ausblick

Spurenstoffe werden auf die unterschiedlichsten Arten in die Umwelt eingetragen. Ein

Eintragungspfad ist unter anderem das häusliche Abwasser, welches dafür Sorge trägt, dass die

Spurenstoffe in die Kläranlagen eingetragen werden. Die bestehende mechanisch-biologische

Reinigung auf konventionellen Kläranlagen reicht jedoch nicht aus, um diese aus dem

Abwasser zu entfernen, so dass in den Abläufen der Kläranlagen enthaltene Spurenstoffe ins

Oberflächengewässer überführt werden. Die Auswirkungen auf die aquatische Umwelt wurden

in der vorliegenden Arbeit betrachtet.

Aus den Literaturdaten zum Stand der Technik resultiert, dass die Ozonung und das

Aktivkohleverfahren Spurenstoffe weitestgehend eliminieren können. Um eine ökologische

Alternative darzustellen, wurde das Anwendungspotential von Mikrogrünalgen in der

Spurenstoffelimination mit der vorliegenden Arbeit untersucht.

Der Einsatz von Mikrogrünlagen in der Abwasserreinigung zeigt, dass Mikrogrünalgen mit den

vorliegenden aeroben Bakterien eine Symbiose eingehen können, so dass der Sauerstoffbedarf

für die Bakterien durch die Photosynthese der Mikrogrünalgen gewährleistet wird. Ferner

können restliche Inhaltsstoffe für das Wachstum der Mikrogrünalge assimiliert werden, so dass

eine Nährstoffabnahme erfolgt.

Beim Wachstumsscreening von drei unterschiedlicher Kulturmedien mit den Abläufen von drei

Kläranlagen, konnte die höchste Wachstumsrate in den Kulturmedien beobachtet werden. Hier

insbesondere im BG-11 Medium unter phototrophen und belüftete Bedingungen, so dass die

darauffolgenden Laborversuche mit den optimalen Bedingungen und dem optimalen

Kulturmedium durchgeführt wurden. Bei den Kläranlagenabläufen konnte herausgestellt

werden, dass die Matrix der Kläranlagenabläufe den Kulturmedien hinsichtlich Mikro- und

Makroelementen ähnelt. Ferner konnte mit Hilfe des Screenings herausgearbeitet werden, dass

zwischen AFS und der Zellzählung ein linearer Zusammenhang besteht, welcher bedingt durch

die individuelle Abwassermatrix auf den Kläranlagen unterschiedlich ausfallen kann.

Die Charakterisierung der Indikatorsubstanzen (Kapitel 2.4), ein Querschnitt durch die

umfangreiche Gruppe der pharmazeutischen Spurenstoffe, welche die unterschiedlichen

chemischen und physikalischen Eigenschaften repräsentieren, ermöglichte die Untersuchung

der Eliminationsfähigkeit unter Anwendung von Mikrogrünalgen.

Innerhalb der Arbeit wurden sowohl Laborversuche zum Abbauverhalten von Einzelstoffen als

auch in einem Spurenstoffgemisch durchgeführt. Hier konnte analysiert werden, dass der

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126

Spurenstoffparameter Diclofenac lediglich unter der Prämisse eliminiert werden kann, wenn

keine leichter verfügbare Kohlenstoffquelle im Umgebungsmedium vorliegt.

Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass die Spurenstoffkonzentration einen untergeordneten

Einfluss hat. Für die hier gewählten Konzentrationen der Spurenstoffe, konnte keine

Abhängigkeit des Abbauverhaltens der Konzentration festgestellt werden. Die Reduktion der

Spurenstoffelimination, sodass diese den realen Abwasserkonzentrationen entsprechen, konnte

mit der vorliegenden Arbeit nicht abgeschätzt werden. Entsprechend ist lediglich eine Aussage

zur Wirkung der Spurenstoffkonzentrationen hinsichtlich der überhöhten Konzentrationen

möglich.

Obwohl beim Einzelstoff Diclofenac (DCF) eine Optimierung über die Algenbiomasse möglich

war, wurde beim Spurenstoffgemisch leidglich eine mäßige Optimierung beobachtet.

Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Eliminationsleistung durch die Aufenthaltszeit bzw.

durch Adaption verbessert werden konnte. Als weiterer Parameter wurde der Einfluss der

Lichtzufuhr auf das Abbauverhalten des untersuchten Spurenstoffgemischs evaluiert. Hier

zeigte sich, dass die Photosynthese einen wesentlichen Einfluss auf die Eliminationsleistung

der Mikrogrünalge hat. Eine heterotrophe Elimination konnte lediglich geringfügig festgestellt

werden. Die untersuchten Indikatorsubstanzen konnten aufzeigen, dass die Stoffeigenschaft

einen wesentlichen Einfluss auf die Eliminationsleistung aufzeigt. So konnte Diclofenac im

Spurenstoffgemisch effektiver abgebaut werden als die beiden anderen Spurenstoffparameter.

Beim Vergleich der Spurenstoffelimination unter Anwendung von Mikrogrünalgen mit dem

aktuellen Stand der Technik, konnte festgestellt werden, dass die Mikrogrünalgen keine

alleinstehende Alternative darstellen können. Zumindest nicht auf der Kläranlage ab einer

Größenklasse 4. Mittels einer Szenario-Analyse konnte jedoch herausgestellt werden, dass die

Implementierung der Mikrogrünalgen in einen Schönungsteich eine mögliche Umsetzungs-

strategie darstellt, die vor allem auf kleineren Kläranlagen den Eintrag von Spurenstoffen

verringern kann.

Der Abbauprozess wurde ebenfalls in der vorliegenden Arbeit untersucht. Hier dienten

Absorptions- und Adsorptionsversuche zur Aufklärung, wie die Mikrogrünalge die

Spurenstoffparameter eliminiert. Bei den Untersuchungen konnte lediglich ein geringfügiger

Anteil der Ursprungsform mit Hilfe der LC-MS Analyse detektiert werden, so dass eine

Transformation oder eine Verstoffwechselung möglich erscheint.

Bei der Ozonung sind bereits einige Transformationsprodukte (Metabolite) bekannt, ob diese

sich auch innerhalb des Mikroschadstoffabbaus mittels Grünalgen bilden, ist derzeit noch nicht

untersucht worden und kann aus diesem Grund nicht ausgeschlossen werden. Hierzu könnte

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127

eine LC-MS-MS Analyse zur Identifizierung bereits bekannter Metabolite oder eine Non-

Target-Analyse für noch nicht bekannte Metabolite herangezogen werden.

Mögliche Abtrennungsverfahren, die bei einer verfahrenstechnischen Umsetzung in Frage

kommen, wurden in der vorliegenden Arbeit betrachtet. Mit Hilfe von Batchversuchen wurden

unterschiedliche Flockungsmittel mit der Sedimentation und der Zentrifugation verglichen.

Hier konnte aufgezeigt werden, dass die eingesetzte Laborzentrifuge nach 10 Minuten die

optische Dichte der Algensuspension um 70 Prozent reduziert werden konnte. Beim Vergleich

der eingesetzten Flockungsmittel, in Bezug auf Kosten und Nutzen stellte sich das Eisen(II)-

sulfat als effektivstes Flockungsmittel heraus.

Die Idee der Nutzung von Mikrogrünalgen zur Elimination von Spurenstoffen und

insbesondere von Pharmazeutika konnte mit Hilfe der vorliegenden Arbeit vorangetrieben

werden. Die unterschiedlichen Versuchsreihen konnten aufzeigen, dass Mikrogrünalgen im

Stande sind, die Spurenstoffparameter Diclofenac (DCF), Carbamazepin (CMZ) und

Sulfamethoxazol (SMX) im Einzelnen und als Gemisch im Kulturmedium BG-11 zu

eliminieren. Dennoch sind die derzeit beschriebenen Erkenntnisse nicht ausreichend, um eine

allgemeingültige Aussage zu treffen. Aus diesem Grund müssen in Zukunft weitere

Untersuchungen mit weiteren Spurenstoffen durchgeführt werden. Ferner gilt es zu überprüfen,

ob auch weitere Mikrogrünalgen im Stande sind, Spurenstoffe als Kohlenstoffquelle zu nutzen.

Hierzu könnte die Chlorophyll-Fluoreszenz ein geeignetes Analyseverfahren darstellen, um

über die Photosyntheseaktivität der Mikrogrünalge Aussagen über die optimale Algenart zu

treffen. Während die vorliegende Arbeit lediglich Grundlagenforschung zur Anwendung von

Mikrogrünalgen in der weitergehenden Abwasserreinigung darstellt, müssten in zukünftigen

Untersuchungen kontinuierliche Versuche, Großstudien und Pilotanlagen betrieben werden.

Hinsichtlich des Analyseverfahrens könnte die Methode weiterentwickelt werden, so dass die

Abtrennung der störenden Matrix beispielsweise durch Probenvorbereitung, Verdünnung der

Probe oder durch den Einsatz von isotopenmarkierten internen Standards verbessert wird.

Ferner wäre eine Optimierung hinsichtlich der Konzentrationssenkung in den einzelnen

Analyseverfahren erstrebenswert.

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128

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Science: Processes Impacts, 2014, 16, 2018-2027

Teile der Arbeit wurden in folgenden Publikationen und auf Konferenzen veröffentlicht 2018: Boenig, J.; Zydorczyk, S.; Mietzel, T. (2018): Spannende Alleskönner, UNIKATE Universität Duisburg-Essen, Heft

51: Herausforderung, Wasserforschung, S. 70-85

2017: Zydorczyk, S.; Schmuck, S.; Kerpen, K.; Telgheder, U.; Mietzel, T.: Degradation of pharmaceutical products by

Chlorella vulgaris, IWA, Micropol & Ecohazard Conference, Wien, Östereich 17.09.-21.09.2017

Zydorczyk, S.; Schmuck, S.; Kerpen, K., Telgheder, U; Mietzel, T.: Degradation of the anti-inflammatory drug

"diclofenac" by Chlorella vulgaris, poster, 1st IWA Conference on Algal Technologies for Wastewater Treatment

and Resource Recovery, Delft, Niederlande, 16.03.-17.03.2017

2016: Zydorczyk, S.; Schmuck, S.; Mietzel, T.: Analysis of growth rates of the micro algae Chlorella vulgaris in different

culture media and waste water, 8th Eastern European Young Water Professionals Conference, Danzig, Polen 11.05.-

14.05.2016, ISBN 978-83-7493-936-2, S. 295-297

Zydorczyk, S.; Schmuck, S.; Kerpen, K., Mietzel, T.: Removal of diclofenac by Chlorella vulgaris, IWA World Water

Congress & Exhibition 2016, Brisbane, Australien, 09.10.-14.10.2016

2015: Zydorczyk, S.; Schmuck, S.; Kerpen, K.; Mietzel, T.: Removal of micro pollutants by using green algae, 7th Eastern

European Young Water Professionals Conference, Belgrad, Serbien, 17.09.-19.09.2015