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APTAVANI 13 Band II Vorläufige Fassung für Parayan 2017 Fortsetzung 2. Teil ab Seite 120 and page 103 in the english draft

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APTAVANI 13 Band II

Vorläufige Fassung für Parayan 2017

Fortsetzung 2. Teil ab Seite 120 and page 103 in the english draft

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Upon Attaining Gnan, One Becomes Vitadwesh! (p 103)

Mit dem Erlangen von Gnan wird man Vitadwesh

Fragender: Diese Vitaraag1-Lords, sie haben überhaupt keine Anhaftung, aber wir haben Anhaftung an dich.

Dadashri: Es gibt kein Problem mit der Anhaftung, die du an mich hast. Fragender: Darum möchten wir hierher kommen.

Dadashri: Du würdest definitv Anhaftung an mich haben. Fragender: Was bedeutet dann Vitaraag?

Dadashri: Vitaraag bedeutet, dass man, wollte man Vitaraag im wahren Sinne darstellen, "Vitaraag-Dwesh" sagen sollte. Aber warum bezeichnen sie sie als Vitaraag? Die Antwort ist: als sie das erwachte Gewahrsein (Jagruti) als das Selbst erlangten, erlangten sie die richtige Sicht (Samyak Darshan). Zu dem Zeitpunkt [des Erreichens] von der permanenten Überzeugung des richtigen Glaubens von: "Ich bin Reine Seele" (Kshayak Salmyak Darshan) werden sie mit Sicherheit frei von Abscheu (Vitadwesh). Wenn 'wir' dir das Wissen vom Selbst (Gnan) geben, dann wirst Du frei von Abscheu (Vitadwesh). Das bedeutet, die Sache, die Abscheu genannt wird, bewegt sich aus Deinem Inneren weg.

Die Abscheu geht weg. Darum magst Du es nicht, wenn Ärger entsteht. Wenn Verachtung (Tiraskaar) gegenüber jemandem aufkommt, dann magst Du es nicht. All das, was als Abscheu betrachtet wird, was als Verachtung betrachtet wird, wird es [in Dir] nicht geben. Also bist Du definitiv frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden.

***** Bis hier Paryushan 2017 *****

After Becoming Vitadwesh, Discharge Attachment Remains! (GP 131) (p 105)

Nachdem man Vitadwesh geworden ist, bleibt sich entladende Anhaftung übrig

Fragender: Wenn es Anhaftung gibt, dann wird Abscheu auftreten. Anhaftung ist eine Erscheinungsform (Paryay) von Gier (Lobh), und sie ist das Letzte, das verschwinden wird. Darum ist es möglich, Anhaftung zu haben, aber keine Abscheu. Jedoch gibt es keine Abscheu, wo keine Anhaftung besteht. Anhaftung ist die Hauptsache. Mit ihrer Zerstörung erlangt man den absoluten Zustand als das Selbst. Dann kann man sagen, dass Befreiung erlangt ist. Erkläre das bitte.

Dadashri: Die inhärente Natur (Swabhaav) von Abscheu ist bitter, somit wird man frei von der 'bitteren' Absicht, wohingegen das andere (Anhaftung), das süß ist, bleibt. Es ist bitter und wird nicht gemocht, aber was kann man tun, da es nun einmal ins Innere eingedrungen ist,? Später dann verschwindet die Abscheu, wenn man das Wissen vom Selbst erlangt, oder wenn es eine Änderung in der Sicht (Drashti) gibt – wenn sie zu der Sicht wird, die das 1 Frei von jeglicher Anhaftung oder Abscheu

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Selbst sieht (Atmadrashti). Wenn die Sicht, die das Selbst sieht (Atmadrashti), erlangt wird, dann wird die Abscheu verschwinden, weil sie bitter ist. Wenn sie süß wäre, dann würde ihr der hier [Akte Nr. 1] nicht erlauben, wegzugehen! Deswegen bleibt die Anhaftung bis ganz zum Schluss.

Fragender: Dada, wenn 'du' uns das Wissen vom Selbst (Gnan) gibst und Anhaftung und Abscheu beide vorhanden sind, dann verschwindet bei ebendieser Gelegenheit die Abscheu. Warum passiert das? Dadashri: Abscheu geht zuerst weg, weil das negative Karma (Paap) zerstört wird. Dann bleibt nur Anhaftung übrig, die sich allmählich erschöpft, und auch das in Form von Entladung, nicht in der Form von Aufladung. Sie wird allmählich geringer, und letztendlich wird man Vitaraag (frei von Anhaftung) genannt. Man gilt als Vitaraag, wenn auch die Anhaftung weggeht. Fragender: Dada, wenn die Anhaftung lediglich in der Form von Entladung besteht, würde Abscheu dann auch in Form von Entladung verbleiben oder nicht? Dadashri: Nein, Abscheu geht definitiv weg. Neues Karma würde gebunden werden, wenn Abscheu anwesend wäre. So lange Abscheu besteht, werden Sorgen aufkommen. Hier entsteht auch nicht eine einzige Sorge. Der Grund dafür ist, dass die Abscheu am allerersten Tag zerstört wurde. Fragender: Nicht am ersten Tag - sie wird in ebendiesem Augenblick zerstört.

Dadashri: Man wird in dem Augenblick also zu demjenigen, der all die Sinne erobert hat (Jeetendriya Jina). Aber weil man als so jemand (Jeetendriya Jina) tatsächlich all die Sinnesorgane (Indriya) erobert hat, deswegen passiert es für denjenigen in diesem Augenblick. Also wird er frei von Abscheu (Vitadwesh). Er besiegt all die Sinnesorgane.

Fragender: Aber bleibt die Abscheu als Entladung bestehen oder nicht? Dadashri: Nein.

Fragender: Sie bleibt nicht bestehen. Die Erfahrung zeigt, dass keine Feindseligkeit denjenigen gegenüber bleibt, die wir vorher als unsere Feinde betrachtet haben.

Dadashri: Sie wird überhaupt nicht bestehen bleiben. Du bist frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden.

Fragender: Unsere Abscheu geht weg, aber was sollte man tun, damit die Abscheu der anderen Person weggeht?

Dadashri: Fahre fort, Pratikraman zu machen. Anhaftung ist aus Abscheu entstanden, sie beide haben eine Beziehung von Ursache und Wirkung. Wenn also keine Abscheu geschieht, dann hat die gesamte Ursache aufgehört - [man ist] Vitadwesh [geworden]! Fragender: Dada, Anhaftung bleibt dann noch bestehen. Wenn man eine Frau hat, Kinder, ein Büro, ein Geschäft - die Anhaftung würde dann noch bleiben, nicht wahr? Wird diese Anhaftung als in der Form von Entladung betrachtet?

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Dadashri: Diese Anhaftung besteht in der Form von Entladung. Anhaftung besteht in der Form von Aufladung, wenn man das Gewahrsein von: "Ich bin Chandubhai" hat. Dann ist es wirklich Anhaftung. Aber wenn zu diesem Zeitpunkt das Gewahrsein: "Ich bin Reine Seele" besteht, dann ist wirklich keine Anhaftung da. Dann besteht sie in Form von Entladung.

The Moment Attacking Stops, One Becomes God! (p 107)

In dem Moment, wo das Attackieren aufhört, wird man Gott

Man spricht von Religion (Dharma), wenn Anhaftung und Abscheu unter keinen Umständen auftreten. Es ist in Ordnung, wenn Anhaftung geschieht, aber Abscheu sollte niemals auftreten. Wohingegen man [ohne Selbst-Realisation] zurückschlagen würde.

Stelle nur sicher, dass kein [Gefühl von] Attackieren entsteht. Und wenn dir nach Angreifen zumute ist, dann komm und sag zu 'mir': "Ich habe ständig Gedanken an Angriffe [Attackieren]." Lass diese Gedanken kommen, aber solche Angriffe sind nicht Deine, nicht wahr? Wenn deine Antwort ist: "Nein, das sind sie nicht", dann gibt es kein Problem.

Die Schriften sagen, wenn du nicht die Absicht (Bhaav) hast, jemanden zu attackieren, dann bist du tatsächlich Mahavir (der Siegreiche). In dem Moment, als meine Angriffe aufhörten, habe ich mich als Mahavir betrachtet. Es ist nur so, dass ich das nicht sagen würde. Es muss die gleiche Sache sein, von der der Lord gesprochen hat. Ich habe nichts mehr, wonach noch zu suchen bleibt. Geh und finde einen Mann in dieser Welt, dessen Angriffe aufgehört haben. Es kann keinen geben. Es geschieht nur aufgrund von diesem 'ich', 'mir' und 'meins', dass man von hier aus nicht vorwärts kommt. Wenn dieses 'ich' verschwindet, dann wird alles Weltliche verschwinden. Es gibt keinen solchen Prediger (Updeshak), der fähig war, seine Angriffe zu stoppen.

The Unique Karmic Account of the Suffering due to Attachment-Abhorrence! (p 107)

Das einzigartige karmische Konto des Leidens infolge von Anhaftung und Abscheu

Fragender: Wofür auch immer man Anhaftung hat, das muss man später mit Abscheu erfahren (erleiden). Und wofür auch immer man Abscheu hat, das muss später mit Anhaftung erfahren (erlitten) werden. Erkläre bitte diesen Leitsatz (Sutra).

Dadashri: Anhaftung kann niemals ohne einen Grund auftreten. Anhaftung tritt auf, wenn man Schläge irgendeiner Art erfahren hat. Wenn man wegen irgendwelcher Unstimmigkeiten aufhört, mit seinem Freund zu sprechen, und wenn der Schwur, nicht miteinander zu sprechen, sechs Monate oder ein Jahr andauert, dann wird enorme Anhaftung zwischen beiden entstehen. Wenn sie dann anfangen, wieder miteinander zu reden, dann werden die Narren einander umarmen. Sie haben aufgrund von Abscheu .aufgehört, miteinander zu sprechen. Und die Anhaftung, die aus dieser Abscheu entstanden ist, vergrößerte sich bis zu

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einem Punkt, an dem es schlussendlich, als sie sich schließlich umarmten, so viel Eintracht gab, die sich in ihrer Freundschaft entwickelt hatte, dass du das gar nicht begreifen kannst! So funktioniert die ganze Welt. Anziehung tritt nur auf, wo du ein karmisches Konto (Hisaab) hast. Anhaftung ist bekanntermaßen das, dem du freudig erlaubst, Anziehung entstehen zu lassen. Und was ist die Ursache dafür, dass das nicht als Anhaftung erachtet wird? Das ist so, weil die Anziehung (Aakarshan) geschieht, obwohl du es nicht möchtest. Kommt das vor, oder nicht? Fragender: Ja, das tut es.

Dadashri: Dann kann es nicht als Anhaftung betrachtet werden. Bei der Anhaftung passieren die Dinge entsprechend deinen Wünschen. Wohingegen es jetzt nicht Dein Wunsch ist. Nachdem 'wir' dieses Wissen vom Selbst (Gnan) geben, haben all diese Leute Ehefrauen. Aber das sollte entgegen dem eigenen Wunsch sein, nur bis zum Ausmaß von Anziehung! Abscheu ist Abstoßung (Vikarshan) und Anhaftung ist Anziehung. Es ist die inhärente Natur der nicht-belebten Materie (Pudgal), Anziehen und Abstoßen fortzusetzen. Die inhärente Natur des Selbst ist nicht so.

This is the Absolute Science! (p 107)

Dies ist die Absolute Wissenschaft

Von dem Moment an, da du den Gnani Purush getroffen hast, bist Du frei von Abscheu (Vitadwesh) gemacht worden. Danach beginnst Du, frei von Anhaftung (Vitaraag) zu werden, indem die Akten beglichen werden. Und sobald man alle Akten begleicht, ist man Vitaraag geworden. Der Gnani Purush ist auf diese Weise vollkommen Vitaraag. Es könnten ein oder zwei Grad fehlen, aber sonst ist Er vollkommen (Sampurna) frei von Anhaftung (Vitaraag)!

So wie der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) zunimmt, so viel Freiheit von Anhaftung und Abscheu ist erlangt. Und so viel Befreiung (Moksha) man anfängt zu verstehen, so viel beginnt dadurch der vollkommene (Purna) Zustand zu entstehen. [Derjenige in] absolutem Vitaraagata (dem Zustand frei von jeglicher Anhaftung und Abscheu) ist als Gott bekannt. Dies ist eine wissenschaftliche Methode, all dies von 'uns'! Dies ist in der Tat die absolute Wissenschaft! Es ist gänzlich eine Wissenschaft (Vignan). Alles, was ich in den letzten siebenundzwanzig Jahren gesagt habe, ist vollständig Wissenschaft. Jedes einzelne Wort davon ist Wissenschaft. Wissenschaft gilt als ein unwiderlegbares Prinzip (Siddhant).

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[2.4]

Prashasta Raag (p 109)

That Which Can Never be Forgotten is Prashasta Raag!

Prashasta Raag Das, was man nie vergessen kann, ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)

Als erstes wird man Vitadwesh (frei von Abscheu), dann wird man Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Nachdem der Vitadwesh-Zustand (die Freiheit von Abscheu) entsteht, bleibt die Anhaftung (Raag) an sich übrig. Die der Anhaftung (Raag) innewohnende Natur ist so, dass sie erst später weggeht. Das liegt daran, dass sich Anhaftung (Raag), wenn sie sich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) löst, auf den Gnani Purush richtet. Aber wie ist diese Anhaftung (Raag)? Es ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Es ist die Anhaftung an den Gnani, der dir das Gnan (Wissen des Selbst) gegeben hat, oder die Anhaftung (Raag) an die Schriften, die dir gezeigt worden sind. Deswegen nennt man die verbleibende Anhaftung an die Werkzeuge, die mit dem [Erreichen des] Selbst in Verbindung stehen, Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Und diese Anhaftung (Raag) verringert sich nach und nach, und wenn sie schließlich verschwindet, wird man Vitaraag, frei von Anhaftung und Abscheu. Früher oder später wirst du definitiv auch die Anhaftung, die auf den Gnani Purush und alle [anderen Werkzeuge zum Erlangen von Befreiung] gerichtet wird, loswerden müssen, nicht wahr? Fragender: Wo Anhaftung (Raag) ist, ist also auch Abscheu (Dwesh), ist das nicht so?

Dadashri: Wenn es weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag) ist, dann ist Abscheu (Dwesh) da. Das hier [hingegen] nennt man Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), das hat keine Abscheu (Dwesh). Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist nicht so, dass sie von Abscheu erfüllt ist. Diese Anhaftung (Raag) ist eine bemerkenswerte Anhaftung (Raag), und es ist diese Anhaftung (Raag) selbst, die dir Befreiung (Moksha) bringt. Man hat Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) für den Gnani Purush.

Fragender: Das ist keine Anhaftung (Raag), das ist Liebe (Prem). Dadashri: Es ist Liebe, aber man bezeichnet es als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Wenn das auftaucht, ist das mehr als genug. Fragender: Bitte erkläre die Bedeutung des Wortes 'Prashasta Raag' (Anhaftung an das Wahre). Dadashri: Es ist eine sehr gehobene Art der Anhaftung. Man betrachtet es als eine Art von Anhaftung, die keine karmische Gebundenheit verursacht. Die Auswirkung dieser Anhaftung führt nicht zu Gebundenheit. Alle anderen Arten von Anhaftung verursachen Gebundenheit, diese Anhaftung hingegen führt zur Befreiung.

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Wenn man ständig an Dada denkt, dann ist das Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Passiert das jemandem, Dada niemals vergessen zu können? Mal sehen: Hebt die Hand, wenn das bei euch der Fall ist. Eins, zwei, drei ... es ist bei allen so! Wow! Er [Dadashri] wird fortwährend nicht vergessen [werden]. Dada zu vergessen ist gleichbedeutend damit, das Selbst (Atma) zu vergessen, weil der Gnani Purush wahrlich das eigene Selbst ist. Fragender: Wenn wir nicht hierher zu dir kommen, haben wir das Gefühl, dass wir etwas verpassen. Dadashri: Solange ihr nicht die klare und deutliche Erfahrung eures eigenen Selbst habt, solange ist der Gnani Purush selber euer eigenes Selbst, und wenn ihr in seiner unmittelbaren Nähe bleibt, dann erreicht ihr alles. Das ist ein ganz einfacher Punkt, nicht wahr! Es ist nicht schwer.

Craze For The Gnani! (p 109)

Verrückt nach dem Gnani!

Fragender: Aber was ist mit: "Man kann Freiheit erreichen, indem man den Gnani ständig beobachtet" gemeint?

Dadashri: Man kann werden wie der, den man beobachtet. Wenn du ihn weiter beobachtest, wirst du wie er.

Fragender: Wenn ich andere normal ansehe, sehe ich sie innerlich als Reine Seele (Shuddhatma Bhaav). In deinem Fall denke ich so etwas nicht. Der Verstand bleibt an deinem Körper hängen (Sharira). Dadashri: Es gilt als das Selbst, wenn es mit diesem ganzen Körper zusammen ist.

Fragender: Wir erleben viel Zuneigung (Bhaav) für dich. Wenn also ein Verrückt-Sein (Gelcha) nach dir auftritt, würde man dann nicht das Wichtigste, das wir erlangen sollen, vernachlässigt? Dadashri: Nein, nein. Es tritt kein Verrückt-Sein auf. Würdest Du das Verrückt-Sein nicht verstehen?! Weil Du das Selbst bist, würdest Du nicht verstehen, dass das Verrückt-Sein bei Chandubhai liegt?

Fragender: Warum ist das Gautam Swami [Lord Mahavirs erstem Anhänger] passiert? Dadashri: Das ist tatsächlich passiert, und das Gnan kann deswegen zum Stillstand kommen [behindert werden], aber es wird nicht weggehen. Das Gnan steht still, aber das gilt als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Was ist das Ergebnis [die Auswirkung] von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Der Zustand von jemandem, der frei von Anhaftung und Abscheu ist (Vitaraagpanu). Die Auswirkung von weltlicher Anhaftung (Sansaarik Raag) hingegen sind Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh). Welche Anhaftung (Raag) bleibt also übrig, nachdem man frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden ist? Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bleibt übrig. Das ist die

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Anhaftung, die die direkte Ursache für Befreiung (Moksha) ist. Es ist kein Quäntchen weltlicher Anhaftung darin.

Fragender: Geht Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auf natürliche Weise weg? Dadashri: Sie stellt kein Problem dar. Selbst wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht weggeht, ist das kein Problem, weil sie erst Ruhe geben [zufrieden sein] wird, wenn sie dir Befreiung (Moksha) liefert. Du brauchst dir darüber also keine Sorgen zu machen. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), die Art, die Gautam Swami an Lord Mahavir hatte. Wenn nicht jetzt, dann wird sich die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nach einer Weile von alleine auflösen, sie löst sich weiter auf. Fragender: Das hat Gautam Swamis Befreiung (Moksha) angehalten. Dadashri: Wie kann man sagen, dass sie angehalten wurde? Sie geschieht vielleicht nach sechs oder zwölf Jahren, vielleicht passiert sie nach fünfzehn Jahren, oder sie kann im nächsten Leben geschehen. An der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gibt es nichts zu fürchten, die weltliche Anhaftung ist die Gefahr. Egal, wieviel Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) da ist, es lohnt sich nicht, Angst davor zu haben.

Fragender: Absolutes Wissen (Keval Gnan) kann mit Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht eintreten, oder?

Dadashri: Was soll die Eile mit dem Absoluten Wissen (Kevalgnan)? Sag ihm: "Komm, wenn du willst." So ist es, wir sitzen im Zug [zur Befreiung, Moksha]. Das Absolute Wissen (Kevalgnan) ist die allerletzte Station. Es wird von alleine kommen. Warum sollte man es damit eilig haben? Du hast das Absolute Wissen (Keval Gnan) [schon] fast in deinen Händen. Man kann es wirklich von dem Moment an als Absolutes Wissen (Kevalgnan) bezeichnen, wo du die klare und deutliche Erfahrung des Selbst (Spashta Vedan) machst.

Fragender: Das Absolute Wissen (Keval Gnan) wird vielleicht nicht aufgehalten, aber das Gnan schon, oder?

Dadashri: Nein. Das Gnan wird überhaupt nicht angehalten. Im Gegenteil, das Gnan wird sich verstärken. Wem geschieht das? Nehmen wir mal an, jemand, der sehr in das weltliche Leben verstrickt ist, bekommt dieses Gnan. Dann werden also seine Verstrickungen bereinigt, und es ergibt sich so, dass er eine einzigartige Sicht entwickelt. Das passiert nicht bei jedem. Wenn man sehr fest im weltlichen Leben verwurzelt ist, wenn das Chit an zu vielen Orten im weltlichen Leben hängengeblieben ist und das Chit dann hier hängenbleibt [beim Gnani], dann wird es sich von allen früheren Orten, an denen es feststeckte, lösen. Das ist nicht schädlich. Es wird als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bezeichnet. So eine Anhaftung tritt nicht oft auf, aber wenn sie auftritt, dann wird sie große Dinge vollbringen.

Fragender: Kann, von der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) abgesehen, weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag, Anhaftung, die sich auf den Nicht-Selbst-Komplex bezieht) an den Gnani auftreten? Dadashri: Weltliche Anhaftung (Paudgalik Raag, Anhaftung, die sich auf den Nicht-Selbst-Komplex bezieht) wird sich immer lösen. Die Anhaftung bleibt durch den Nicht-Selbst-

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Komplex (Pudgal) stecken, aber sie wird sich später lösen, und schlussendlich bleibt nur die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) übrig. Das ist passiert, das ist schon vorgekommen, oder? Das ist nichts Neues. Das passiert, aber letztendlich wird man dadurch von allem frei. Egal, worin man sonst noch verstrickt ist, man wird frei davon, und die Anhaftung läuft an einem Ort zusammen. Deshalb betrachten die Leute Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) als das beste Werkzeug. Alle anderen 'Verstrickungen' neigen dazu, sich zu lösen.

Prashasta Raag is a Stepping-Stone! (p 111)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist ein Sprungbrett

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bedeutet Anhaftung, die Befreiung (Moksha) schenkt. Diese Anhaftung funktioniert schrittweise. Mit dem ersten Schritt wird man Abscheu (Dwesh) los, einfach so. Obwohl alle Anhaftung an 'uns' haben, gilt das deswegen trotzdem als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Es ist keine weltliche Anhaftung. Es ist keine weltliche (Sansaari, Bhautik) Absicht darin.

Prashasta Raag and Prashasta Moha! (p 111)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) und illusionäre Anhaftung an das Wahre (Prashasta Moha)

Es lohnt sich, die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) zu jeder Zeit aufrechtzuerhalten. Prashasta bedeutet, dass es eine Art Anhaftung ist, die nicht schlecht ist, sie ist förderlich. Es ist eine Anhaftung, die die Gnanis gelobt haben. Und Aprashasta bedeutet: schlecht, das lässt einen im weltlichen Leben umherwandern. Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Anhaftung (Raag) und Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Anhaftung, die einen zur Befreiung (Moksha) bringt. Anhaftung (Raag) dagegen lässt einen im weltlichen Leben ertrinken. Die Anhaftung an weltliches Glück, die auftaucht, nennt man Raag, und die Anhaftung, die einen dazu bringt, das Weltliche loszulassen, wenn sie erst einmal etabliert ist, nennt man Prashasta Raag (Anhaftung an das Wahre).

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) und illusionärer Anhaftung an das Wahre (Prashasta Moha)?

Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) kann man vernachlässigen, sie kann abgewaschen werden. Illusionäre Anhaftung (Moha) abzuwaschen, dauert eine Weile. Anhaftung (Raag) ist etwas, an das man sich selbst angeheftet hat, illusionäre Anhaftung

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(Moha) dagegen ist etwas, das schon an einem klebt. Später wird sich die Anhaftung lösen, es ist nichts Klebriges daran. Ist Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) in irgendeiner Weise klebrig? Weltliche Anhaftung ist klebrig, und Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist frei von Klebrigkeit.

Devotion for the Gnani is Greed That is Pure! (p 111)

Hingabe an den Gnani ist eine Gier, die rein ist

Fragender: Wenn Hingabe an Dada aufkommt, wenn mein Herz überfließt, wie sollen wir das einordnen? Wie sollten wir das einordnen: als Wut, als Stolz, als Täuschung oder als Gier?

Dadashri: Das läuft unter Gier. Nur unter Gier. Fragender: Ist das keine Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), Dada? Inwiefern wird das als Teil von Wut, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet? Der Mahatma fühlt Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) [an Dada].

Dadashri: Deswegen ist es Gier, oder? Fragender: Gier, richtig.

Dadashri: Es ist keine Gier mit Täuschung. Bei anderer Anhaftung treten Täuschung und Gier gleichzeitig auf. Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist nur Gier.

Fragender: Es ist die Gier nach Befreiung (Moksha). Dadashri: Gier.

Fragender: Die Mahatmas haben weiterhin die Absicht (Bhaavna) für die Erlösung der Welt (Jagat Kalyan), sie läuft ständig innerlich ab, was ist das?

Dadashri: Das bedeutet, dass nur jemand, der seine eigene Erlösung erreicht hat, solche Gedanken haben wird, ansonsten hat niemand auf der Welt je solche Gedanken gehabt. Wie könnten andere [nicht Selbst-Realisierte] solche Gedanken haben? Für den Sterblichen hat die Einmischung im eigenen Zuhause kein Ende! Nur Krupadudev hatte solche Gedanken, aber nicht einmal die Mönche und Asketen (Sadhu-Sanyasis) hatten solche Gedanken, weil sie selber von ihren Anhängern die Nase voll hatten. Was können sie da machen?

Fragender: Diese Gefühle (Bhaav) für die Erlösung der Welt, gelten die auch als Gier? Dadashri: Ja. Das ist auch Gier. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist [auch] eine Art von Anhaftung, nicht wahr! Diejenigen, die ihre eigene Erlösung erlangt haben, streben das an. Diese Jungen, alle Brahmacharis (junge Männer und Frauen, die Enthaltsamkeit praktizieren), machen den ganzen Tag lang nichts Anderes. "Wow ... es gibt keine [anderen] Menschen, die so sind wie sie." Die Menschen sind außerordentlich beeindruckt (Aafrin), wenn sie sie sehen, denn sie [die Brahmacharis] wollen nichts, sie wollen aus nichts einen Nutzen ziehen!

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Fragender: Aber Dada, es ist gut für die Mahatmas, solche Gier zu haben, oder? Die Gier nach der Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)?

Dadashri: Wenn du diese Gier hast, werden sich alle deine Tendenzen (Vruttio) im Hinblick auf weltliche Dinge lösen, und die Tendenzen werden auf einen einzigen Ort ausgerichtet. Wenn sie bei Dada hängenbleiben, dann wird Dada dir in deinem nächsten Leben helfen; welchen Verlust hast du dir dabei [also] zugezogen? Deswegen ist es mehr als genug, wenn diese anderen Tendenzen verschwinden, wenn sie nicht mehr an die anderen Orte wandern. Fragender: Wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) entstehen würde, würden dann alle anderen Tendenzen vollständig brechen? Dadashri: Sie werden zerbrechen. Deswegen sagen 'wir' dir: "Habe Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Das ist die einzige Anhaftung (Raag), die du offen haben darfst!" Es ist also kein Problem. Wenn Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) nicht für jemand so Wohltätiges entstehen würde, für wen dann? Warum hatte Gautam Swami für Lord Mahavir Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Das lag daran, dass Lord Mahavir im einen Gefallen erwiesen hatte. Er hatte ihm einen großen Gefallen getan. Der Lord hatte ihn gerufen und ihm den Weg zur Befreiung (Moksha) gegeben. Er hat Gautam Swami den Status des obersten Anhängers (Gandhar Pad) verliehen. Dann erwies der Lord Gautam Swami die Gunst, ihn [zum Zeitpunkt seiner endgültigen Befreiung, Nirvana] wegzuschicken. Das war der Moment, wo Er erkannt hat: "Oh, was für eine riesige Menge an Anhaftung sich hier eingeschlichen hat!" [Er sagt zu Gautam Swami]: "Lass deine spirituelle Apathie (Pramad) los, lass sie los!" Dann vollbrachte der Lord ein Wunder, Er erreichte endgültige Befreiung (Nirvana), nachdem er Gautam Swami weggeschickt hatte. Gautam Swami fühlte dann sofort, wie eine plötzliche Angst in ihm aufstieg: "Oh je! Wie konnte der Lord das machen?" In dem Moment, wo er es dann analysierte, erkannte er: "Der Lord würde keinen solchen Fehler machen. Es ist mein eigener Fehler. Oh! Der Lord war frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), aber ich war derjenige, der die Anhaftung (Raag) hatte. Um meine eigene Anhaftung (Raag) loszuwerden, hat der Lord das also gesagt, bevor er ging." In dem Augenblick erlangte er absolutes Wissen (Keval Gnan), das absolute Wissen manifestierte sich. Es war allein durch seine Anhaftung (Raag) aufgehalten worden. Fragender: Dada, also wird unsere Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auch weggehen, wenn wir uns dem letzten Augenblick nähern, oder? Dadashri: Ihr werdet dort drüben frei davon werden. Dort drüben, im Moment eures Darshans mit Lord Simandhar Swami, wird sich alles lösen. Eigentlich ist es so: Wenn ihr hier den Darshan eines solch hochrangigeren Zustandes machen würdet, dann würde sie sich jetzt sofort lösen. Fragender: Aber um zu Lord Simandhar Swami zu gelangen, werden wir sicherstellen müssen, dass diese Anhaftung (Raag) bestehen bleibt, oder? Dadashri: Sie wird auf jeden Fall haften bleiben, sie wird sich nicht lösen, selbst wenn du versuchst sie zu lösen.

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Fragender: Wenn wir dorthin zu Lord Simandhar Swami gehen, dann ist es egal, ob sie sich löst.

Dadashri: Sie wird sich von alleine lösen. Das hat nichts mit Dir zu tun. Das, was außen ist [vom Selbst aus gesehen] sollte sich lösen.

Fragender: Wenn es sich hier [bei Dada] anhaftet, dann wird es sich auf jeden Fall von allem lösen, was außerhalb [des Bereiches des Selbst] ist.

Dadashri: Wenn irgendetwas außerhalb [des Bereichs des Selbst] haften bleibt, dann wirst du zurückkommen müssen, um ein weiteres Leben zu vollenden, Du bist vom Weg abgekommen!

Even God Has Praised Prashasta Raag! (p 113)

Sogar Gott hat die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gelobt

Fragender: Wenn also Anhaftung (Raag) an Dada auftaucht, dann ist diese Anhaftung (Raag) notwendig.

Dadashri: Natürlich wird das passieren! Diese Anhaftung (Raag) ist sogar nützlich. Sie ist nützlich dafür, unabhängig (Niralamb) zu werden. Es ist die letzte Abhängigkeit (Avalamban), und weil diese Anhaftung (Raag) hier entsteht, hört die Anhaftung an anderen Stellen auf. Man kann nur an einem Ort zur Zeit sein. Wenn er hier ist, kann er nicht dort sein, und wenn er dort ist, kann er nicht hier sein. Fragender: Dada, das ist genau das, was häufig geschieht. Das ist genau das, was jetzt geschehen ist. Als die Anhaftung (Raag) hier auftauchte, haben sich tatsächlich alle anderen Anhaftungen aufgelöst.

Dadashri: Deshalb hat sogar Gott die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gelobt. Fragender: Dada, aber selbst dann fühlt es sich, weil wir ein weltliches Leben haben, so an, als ob jemand uns zieht, wir müssen weggezogen werden. Dadashri: Es macht keinen Sinn, gezogen zu werden. Das ist Entladung.

Fragender: Nein. Aber vorher war tatsächlich Anhaftung (Raag) da. Dadashri: Die hat sich aufgelöst. Deswegen fühlt sie sich für euch so belastend an. Selbst wenn euch jemand großen Respekt erweist, fühlt sich das belastend an. Fragender: Ja … genauso fühlt es sich an.

Dadashri: Selbst wenn euch jemand Respekt zollt, gefällt euch das nicht mehr. Wenn sie zu Chandubhai sagen: "Chandubhai, Sir, bitte besuchen Sie mich zu Hause," selbst dann gefällt euch das innerlich nicht. Du sagst zu dir selbst: "Wozu schon wieder diese unnötige Einmischung?" Das, was du früher 'süß' fandst, gefällt dir jetzt nicht mehr.

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Heading Towards the Vitaraag [State]! (p 114)

Auf den Vitaraag-Zustand zusteuern

Fragender: Was bewirkt Anhaftung (Raag)? Dadashri: Sie verursacht Unbewusstheit, die aus illusionärer Anhaftung entsteht (Murchha), Unbewusstheit, die aus illusionärer Anhaftung entsteht (Murchha), einen Zustand groben Nicht-Gewahrseins (Bebhaanpanu)! Das Ergebnis von Anhaftung (Raag) ist ein Zustand groben Nicht-Gewahrseins, und das Ergebnis von Abscheu (Dwesh) ist Angst. Jetzt müssen sie frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden. Eins von beiden [Freiheit von Anhaftung oder Abscheu] muss vollendet werden. Man würde fragen: "Nachdem man frei von Abscheu (Vitadwesh) geworden ist, wo bleibt dann noch Anhaftung (Raag)?" Die Antwort ist: Es würde Anhaftung (Raag) an den Gnani entstehen. Die Anhaftung (Raag), die sich vorher auf weltliche Dinge gerichtet hat, hat sich von diesen entfernt und hat sich jetzt für den Gnani manifestiert, für die Mahatmas. Aber die Anhaftung (Raag) gilt als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag, Anhaftung, die zur Befreiung führen wird). Diese Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Ursache für den Zustand der vollständigen Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Es ist die einzige Anhaftung, die einen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) macht. Ist in dir Anhaftung (Raag) an die Mahatmas aufgekommen oder nicht? Fragender: Ja, das ist sie.

Dadashri: Die Anhaftung an den Gnani Purush, an die Mahatmas, die entsteht, gilt als nützliche Anhaftung. Was ist das Ergebnis von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)? Es ist Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie wird in der Tat von alleine Früchte tragen, du musst weiter nichts tun. Sie ist wahrlich die Frucht hiervon. Du hast den Samen gesät, du hast ein Maiskorn gesät, du hast es gegossen und auch sonst alles gemacht – wächst denn dann der Maiskolben von alleine, oder musst du hineingehen und ihn anfertigen?

The Gnani himself is Your Atma! (p 114)

Der Gnani selbst ist Deine Seele (Atma)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist die Anhaftung, die dich von allem Schmerz (Dukh) befreit. Es ist die Anhaftung, die all den Schmerz, den weltlichen Schmerz nicht-existent macht. Du musst also frei von Abscheu werden, aber deine Anhaftung ist noch nicht verschwunden. Diese Anhaftung, die überall festhängt, verschwindet von da an und richtet sich auf 'mich' [den Gnani Purush] aus. Die andere Anhaftung (Raag) fühlt sich jetzt schmerzhaft an. Also wird man fragen: "Was ist mit der Anhaftung an Dada?" Die betrachtet

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man als Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag), Anhaftung, die die direkte Ursache für Befreiung (Moksha) ist! Dann werden alle anderen Probleme vorbei sein!

Und Krupadudev hat geholfen, das zu bestätigen, indem er gesagt hat. "Der Sat Purush (der Gnani, der Selbst-Realisierte) ist tatsächlich dein Selbst (Atma)." Und so fließt dieses 'Wasser' [Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)] genau in diese Richtung! Alle Aussagen sind so, dass sie bestätigt werden können!

Attachment Towards Dada Arises Instantly Upon Attaining Gnan! (p 115)

Anhaftung an Dada entsteht sofort, wenn man das Gnan erhält

Fragender: Dada, du hast gesagt, dass das Einzige, was Gautam Swami davon abgehalten hat, das absolute Wissen (Keval Gnan) zu bekommen, seine Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) [an Lord Mahavir] war! Dadashri: Ja. Was denn sonst? Es ist kein Problem, wenn sie wegen dieser Anhaftung (Raag) verhindert wird. Es ist selbst dann kein Problem, wenn sie wegen dieser Anhaftung (Raag) für fünf Lebzeiten verhindert wird. Es gibt auf der Welt keine Anhaftung (Raag), die so groß ist wie diese. Immerhin werden keine anderen Dinge des weltlichen Lebens von dir Besitz ergreifen! Und diese Anhaftung (Raag) ist sehr nutzbringend. Aber solche Anhaftung (Raag) entsteht nicht [so leicht], oder? Es ist schwierig für sie, zu entstehen! Es ist bloß so: Das hier ist Akram Vignan, die Wissenschaft des Absoluten, und deshalb wird diese andere [Anhaftung] komplett befriedet. Deswegen taucht sofort Anhaftung an Dada auf, das würde sonst nicht geschehen. Egal, wie sehr du versuchst, sie zum Anhaften zu bewegen, sie wird nicht haften bleiben. Fragender: Dada, nachdem wir hierher zu dir gekommen sind, haben viele Leute diese Erfahrung gemacht. Innerer Frieden tritt ein, und so richtet sich die Anhaftung (Raag) auf Dada.

Dadashri: Wenn innerer Frieden eintritt, wird auf jeden Fall Anhaftung (Raag) entstehen. Auch im weltlichen Leben entsteht alle Anhaftung (Raag), die auftritt, aufgrund von Frieden, aber dieser Frieden ist ein Frieden, der voller Vernarrtheit, voller Anhaftung ist, die zu Anhaftung führt (Aasakti). Er bleibt eine Weile, und dann verschwindet er wieder. Deshalb kämpft man danach letzten Endes. Diese Anhaftung (Raag) [an das Wahre] jedoch, die entstanden ist, darin kann nichts sonst sein, oder? Das ist das Wunder dieses Zeitalters (Kaal), wenn man das versteht, dann kann man seine Arbeit vollenden. Aber wenn man vom Wege abkommt, dann kann es auch schiefgehen. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist in keinem Abschnitt des Zeitzyklus aufgetreten, oder? Wenn das so gewesen wäre, dann wäre man definitiv nicht in dem [bedauernswerten] Zustand, in dem man sich heute befindet!

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Prashasta Raag is Itself Moksha for This Era of the Time Cycle! (p 115)

Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) an sich ist in diesem Abschnitt des Zeitalters schon Befreiung (Moksha)!

Die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) gilt als frei von Abscheu (Vitadwesh), aber man kann sie nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) nennen. Man wird erst dann frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), wenn auch die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) verschwindet. Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) ist in diesem Abschnitt des Zeitzyklus tatsächlich sehr nützlich. Wenn diese Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) bestehen bleibt, dann wisse, dass du Befreiung erlangt hast, weil sie alle anderen Anhaftungen zerstört. Diese Anhaftung (Raag) zerstört alle äußeren weltlichen Vergnügungen, sie zerstört alle anderen Anhaftungen. Deshalb gilt es für diesen Abschnitt des Zeitzyklus als Befreiung (Moksha), wenn Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auftritt. Fragender: Was ist die Funktion von Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag)?

Dadashri: Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) entfernt die Anhaftungen an anderen Stellen, sie entfernt die Anhaftung an alle vorübergehenden Dinge, und wenn die Anhaftung sich auf das richtet, wo sich das ewige Element manifestiert hat, d.h., wenn sie sich auf den Gnani Purush richtet, dann löst sich alles sehr schnell auf.

Nachdem die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) einsetzt, löst sich die andere [weltliche] Anhaftung (Raag), die sich etabliert hatte. Man muss sie entfernen, nachdem sie sich etabliert hat. [Genau] Wie du den Herd anmachen musst, und wenn du mit dem Kochen fertig bist, musst du den Herd wieder ausmachen. Musst du den Herd nicht wieder ausmachen, wenn du mit dem Kochen fertig bist? Fragender: Man sollte ihn ausmachen.

Dadashri: Man mag also vielleicht fragen: "Wenn du ihn wieder ausmachen musst, warum hast du ihn dann überhaupt angeschaltet?" Weil die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) etabliert wurde, musste sie entfernt werden. Deine ist nicht etabliert, du musst sie etablieren. Sobald sie etabliert ist, wird die äußere [weltliche] Anhaftung aufhören, sie wird entfernt werden, sie wird zu Ende gehen! Danach muss, sobald die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) etabliert worden ist, auch diese weggezogen werden. Die Lösung [absolute Befreiung] wird sich ergeben.

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Through Attachment Only for the Self, One can Meet a Gnani! (p 116)

Wenn man ausschließlich Anhaftung an das Selbst hat, kann man einem Gnani begegnen

Fragender: Als ich dich gefragt habe, ob wir auch in unserem nächsten Leben einen Gnani treffen werden, hast du gesagt, dass wir definitiv einen treffen werden. Aber dann sagst du, dass nur einmal in Millionen von Jahren ein Gnani erscheint, wie kann man denn dann in seinem nächsten Leben einen treffen? Dadashri: All diejenigen, die ein karmisches Konto haben, einen Gnani zu treffen, werden definitiv einem begegnen! Diejenigen, die ein karmisches Konto mit ihm gebunden haben. Wo auch immer man Anhaftung erzeugt hat, wird einen das loslassen?! Selbst wenn ich nein sagen würde, es wird nicht verschwinden, und selbst wenn du nein sagen würdest, würde es nicht verschwinden. Genau deswegen sage ich: "Mach dir keine Sorgen. Hab keine Angst."

Fragender: Dada, sind wir uns dann vorher schon einmal irgendwo begegnet, oder nicht? Dadashri: Ja, wir sind durch die Beziehung von beidem zusammengetroffen, von Anhaftung ausschließlich an das Selbst (Parmarthik Raag) und weltlicher Anhaftung (Sansaari Raag). Weltliche Anhaftung ist tatsächlich sowieso überall, aber die Anhaftung ausschließlich an das Selbst nennt man auch Anhaftung (Raag). Und auf der Grundlage dieser Anhaftung (Raag) erhält man den absoluten Sinn, das absolute Selbst (Parmarth). Was wäre, wenn die Anhaftung (Raag) nicht da wäre? Wenn Dada frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden wäre, dann wärst du nicht in der Lage gewesen, etwas von deiner Arbeit durch mich zu erledigen. Schlussendlich nennt man diese Anhaftung 'Anhaftung an das Absolute', Parmarth Raag. Es ist die Anhaftung (Raag) der Pragnya (der direkten, befreienden Energie des Selbst). Sie verhindert, dass karmische Gebundenheit auftaucht, und garantiert die Befreiung (Mukti).

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[2.5]

Vitaraagata

Vitaraag in Attachment! (p 117)

Vitaraagata

Vitaraag2 in der Anhaftung

Diese Welt hat den Gleichmut (Sambhaav) der Gnanis in der gegenwärtigen Epoche des Zeitzyklus (die durch die fehlende Einheit von Gedanken, Sprache und Handlungen gekennzeichnet ist, Dushamkaal) nicht gesehen, in diesem fünften kosmischen Zeitalter (Ara). [Sie bewahren] Gleichmut und bleiben in der Anhaftung frei von aller Anhaftung (Vitaraag). In dieser [traditionellen Lehre] hingegen geht es darum, im Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) frei von aller Anhaftung (Vitaraag) zu bleiben. He, so etwas ist nicht möglich! In der Anhaftung Vitaraag zu bleiben, das ist der wahre Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Stattdessen hast du angefangen, den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ohne Anhaftung auszuüben. He du, da gibt es keinen Samen, also auf welcher Grundlage (Aadhar) beruht das? Braucht man irgendeine Grundlage oder nicht? Man sagt: "Lass all die Anhaftung los." Wie wirst du dann den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) herbeiführen? Wenn die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) für den Gnani entsteht, dann wird einen das an sich zur Befreiung führen. Die verrückte Anhaftung, die du einmal hattest, die weltliche Anhaftung (Aprashasta Raag), die du einmal hattest, die wurde zur wahren (Prashasta), als du dem Gnani begegnet bist. Das an sich wird dich zur Befreiung führen. Ist die Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag) auf dem Weg zur Befreiung erforderlich oder nicht? Fragender: Natürlich ist sie erforderlich.

Dadashri: Das ist tatsächlich die grundlegende Voraussetzung. Deswegen haben all diese Menschen enorme Anhaftung an Dada. Ja, lass die Anhaftung da sein, das ist kein Problem. Sie wird dich zur Befreiung bringen. Fragender: Dada, kann man ihr den Stellenwert 'enorm' zuschreiben? Dadashri: Natürlich kann man das. In dieser gegenwärtigen Epoche des Zeitzyklus muss man solche Dinge sagen.

2 frei von Anhaftung und Abscheu

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One is not Vitaraag Because of Prashasta Raag! (p 117) Aufgrund von Prashasta Raag3 ist man nicht Vitaraag4

Gnanis gelten tatsächlich als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Sie sind in dem Maße Vitaraag, in dem sie nicht die geringste relative Anhaftung (Paudgalik Raag) haben. Für sie bleibt keinerlei relative Anhaftung oder Abscheu übrig. Auch Du wirst als Vitaraag erachtet, aber Du hast noch Anhaftung an das Wahre (Prashasta Raag). Fragender: Bete bitte zu Dada Bhagwan, dass der Gnani Purush nicht in diesem Leben Vitaraag wird. Sollte Er Vitaraag werden, dann wird er für niemanden von Nutzen sein. Dadashri: Ja, das ist richtig. Aber er wird es wohl nicht werden, nicht wahr? Die derzeitige Epoche des Zeitzyklus ist auch so, dass man nicht Vitaraag werden kann.

Fragender: Es ist überhaupt nicht möglich, in dieser Epoche des Zeitzyklus Vitaraag zu werden?

Dadashri: Es ist keineswegs möglich. Du wirst auf diese Angelegenheit keinen Einfluss nehmen müssen.

Fragender: Das bedeutet, dass man sich keine Sorgen machen muss. Dadashri: Nein, du musst dich nicht sorgen. Die Grenze dieser Epoche des Zeitzyklus ist so, dass man nicht vollständig (Sampurna) Vitaraag werden kann. Der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann nicht vollkommen eintreten.

Review of Samatva! (p 118)

Eine Betrachtung von Samatva

Fragender: Was bedeutet Samatva? Dadashri: Vitaraagata (ein Zustand der absoluten Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu). Es gibt keine Abscheu gegenüber demjenigen, der dich beschimpft, und es gibt keine Anhaftung an denjenigen, der dir Respekt (Maan) zollt. Wenn man respektiert wird, dann mag man das. Dafür geben wir die 'Erlaubnis'. Wir nennen das 'Mögen' und 'Nicht-Mögen'. Dieser Zustand der totalen Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist ein vollkommen anderer Zustand. Wohingegen du es in diesem Fall magst, wenn jemand dich respektiert, aber Anhaftung entsteht nicht. Wenn du die Person, die dir Respekt zollt, mögen würdest, dann würde das als Anhaftung betrachtet werden. Aber hier mag man eigentlich den Umstand, respektiert zu werden.

Fragender: In der Geschichte, die den Vitaraag-Zustand von Lord Parshvanath schildert, beschützte das göttliche Wesen Dharanendra den Lord vor den qualvollen Leiden, die dem 3 Anhaftung an das Wahre 4 frei von Anhaftung und Abscheu

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Lord durch eine andere Gottheit, Kamath, zugefügt wurden. Auch dann hielt der Lord eine unvoreingenommene Sicht (Samdrashti) aufrecht, was bedeutete, dass Er beiden gegenüber exakt dieselbe innere Absicht (Bhaav) bewahrte. Keine Anhaftung an den ersteren und keine Abscheu für den letzteren.

Dadashri: 'Er' hat nicht die geringste Abscheu gegenüber Kamath und nicht die geringste Anhaftung an Dharanendra. Nicht die geringste Anhaftung an denjenigen, der wohlwollend Ihm gegenüber war, und nicht die geringste Abscheu für denjenigen, der Ihn so enorm gequält hat.

Aber die Vitaraag-Lords hatten all die Details: Die Gottheit Dharanendra, die Ihn beschützt, ist die sich entfaltende Wirkung Seines positiven (Punya) Karmas. Deswegen erleidet Er [Lord Parshvanaths Nicht-Selbst-Komplex] die sich entfaltende Wirkung dieses positiven Karmas. Kamath, der Ihn quält, ist die sich entfaltende Wirkung Seines negativen (Paap) Karmas. Somit erleidet Er [Lord Parshvanaths Nicht-Selbst-Komplex] die sich entfaltende Wirkung dieses negativen Karmas. Der Vitaraag-Lord selbst bleibt im Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Jedoch weiß Er alles, Er ist sich dessen gewahr, was um Ihn herum geschieht.

It Starts From Udaseenta! (p 118) Es beginnt mit Udaseenta5

Man hat Abscheu gegenüber dem, was stinkt, und Anhaftung entsteht für das, was duftet. Weil diese beiden Einmischungen (Dakha) auftreten, ist das weltliche Leben entstanden. Und von dem [Selbst] ist nichts darin. All das sind nichts als gesellschaftliche Übereinkünfte. All dieses 'richtig oder falsch, dies oder das' sind gesellschaftliche Übereinkünfte!

Das Selbst (Atma) sieht alles, was es zu sehen gilt. Das Selbst sieht all die Objekte, die es zu wissen gilt (Gneya). Das Selbst sieht sie, hat aber keine Anhaftung oder Abscheu, weil es das, was es zu wissen gilt, einzig als das zu Wissende sieht. Hier gibt es so etwas wie richtig oder falsch nicht. Gut oder schlecht, richtig oder falsch, all das ist eine Illusion (Bhranti).

Ja, diese Leute werden mit Kuhdung hantieren, aber nicht mit Menschenkot. Das ist auch Dung, nicht wahr? Was ist der Grund dafür? Die Antwort ist: Man glaubt: "Ah ha ha…", das heißt, man selbst hat dem einen Wert beigemessen. Die "Bewertung" ist seine eigene Kreation. So etwas gibt es in der Natur nicht. Ob süßer Duft oder übler Gestank – der Natur nach sind beide gleich. Und es ist das Gleiche dort drüben [mit dem Selbst], aber hier ist es nicht so. Warum ist es das Gleiche dort drüben? Die Antwort ist: Alles besteht in der Form eines Objektes, das es zu wissen gilt. Fragender: Nun, da man der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) geworden ist, besteht gegenüber dem zu wissenden Objekt auf natürliche Weise Udaseenta (ein Zustand von Neutralität bezüglich des Relativen mit verminderter Anhaftung und Abscheu) ?

5 ein Zustand der Neutralität gegenüber dem Relativen mit verminderter Anhaftung und Abscheu

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Dadashri: Ja! Da besteht ganz von Natur aus der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Danach hat es (das sich entwickelnde Ich) keine andere Eigenschaft (Guna), es ist wahrlich neutral gegenüber dem Relativen (Udaseen), nicht wahr? Wenn ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) vorherrscht und das [sich entladende] Ego präsent ist, dann gilt das als der Zustand von Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta). Es kann nicht als Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bezeichnet werden, weil das Gift des [sich entladenden] Egos noch da ist. Dieses (das absolute Selbst) hingegen ist frei von Gift, also kann es als Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bezeichnet werden. Nun wird es auf dem Stufe-für-Stufe- (Kramic) Weg als Zustand der Neutralität gegenüber dem Relativen (Udaseenta) betrachtet. Im letzten Leben wird man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wohingegen man hier [auf dem stufenlosen Weg; Akram] mit dem Erlangen des Wissens vom Selbst und vom Handelnden (Gnan) Vitaraag wird. Man muss dies nur verstehen, man braucht nichts zu 'tun'.

Dada Sees Through the Vastness [of Knowledge] and Experiences Divinity! (p 119) Dada sieht durch die Weite [des Wissens] und erfährt Göttlichkeit

Fragender: Manchmal habe ich das Gefühl, dass all die Sinnesorgane (Indriya) frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) sind. Sind sie es?

Dadashri: Was meinst du? Fragender: Nicht Vitaraag, aber sie haben keine Anhaftung und Abscheu. Wenn wir etwas mit unseren Augen gesehen haben, dann ist es schlichtweg die Eigenschaft der Augen, uns diese Sache zu zeigen, nicht wahr?

Dadashri: Sie zeigen sie, das ist alles. Wenn du durch ein Fernglas schauen würdest, was kann das arme Fernglas da tun? Die Anhaftung herrscht in demjenigen, der durch das Fernglas schaut, und darum gibt es Anhaftung dort drüben [an das, was gesehen wird]. Deswegen wird, wenn Unwissenheit bezüglich des Selbst (Agnan) besteht, alles falsch gesehen werden. Was können die armen Sinnesorgane tun? Die Leute fragen mich: "Dada, wie erscheint dir die Welt?" Ich sage ihnen: "Denkst du, mir scheint es, als sei die Sonne heruntergefallen?!" Oh Sterblicher, hast du deinen Verstand verloren, oder was? Würde 'ich' die Dinge wirklich irgendwie anders sehen, als du sie siehst? Du hast Anhaftung und Abscheu für das, was du siehst, ich dagegen habe keinerlei Anhaftung und Abscheu dafür. Das ist der einzige Unterschied. Was auch immer du sehen kannst – 'ich' sehe genau das Gleiche. Zweitens kann ich unbegrenzt all die Dinge sehen, die Du nicht sehen kannst. Das ist die [Funktion der] Weite meines Gnans (Wissens) und der Zustand des Gottseins, der

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Göttlichkeit (Aishwaryapanu). 'Du' dagegen siehst entsprechend Deiner eigenen spirituellen Energie (Aishwarya), gemäß Deiner Begrenzung und Deines 'Geländes'. Der Zustand der Göttlichkeit (Aishwaryapanu) bedeutet 'Gelände'. Der Zustand der Göttlichkeit (Aishwaryapanu), der die ganze Welt das 'Gelände' werden lässt, ist vollkommen!

When Does Vitaraagata Manifest and How Does it Happen? (p 120)

Wann manifestiert sich Vitaraagata6, und wie passiert es? Fragender: Wann manifestiert sich für uns Mahatmas der vollkommene Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)?

Dadashri: Wenn du die Zahlen von eins bis einhundert schreibst, kommt dann sofort die Zahl einhundert?

Fragender: Nein, kommt sie nicht.

Dadashri: Nachdem du dann die Zahl zwanzig geschrieben hast, musst du also schauen, ob du in der Lage bist, die Zahlen einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig aufzuschreiben oder nicht. Das heißt, es (das Wissen) wird sich vervollständigen. Es selbst (das Wissen) vervollständigt es. Du [als das relative selbst] musst es nicht vervollständigen. Diese Geschwindigkeit [das Fortschreiten des Wissens] selbst wird es zur Vollständigkeit bringen.

Früher [vor dem Erlangen des Wissens vom Selbst] warst du auf: "Wie können Anhaftung und Abscheu verringert werden" fokussiert. Jetzt, da die falsche Überzeugung zur richtigen geworden ist [von "Ich bin Chandubhai" zu "Ich bin Reine Seele"] hat sich die Sicht hingewandt zu: "Wie kann der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) verstärkt werden, wie kann man ihn absolut (Purna) 'machen'." Früher richtete sich die Sicht auf das Verringern von Anhaftung und Abscheu. Arbeitet doch die ganze Welt hart daran, die Anhaftung und Abscheu zu verringern – ohne Ergebnis! Den ganzen Tag gibt es nichts als äußerlich verursachte Probleme und das sich daraus ergebende Leiden (Upadhi). Nichts als Sorgen. Die drei schrecklichen flammenden Infernos der mentalen, physischen und emotionalen Qual (Trividh Taap: Aadhi-Vyadhi-Upadhi)! Welchen Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) haben wir (Mahatmas)? Ein bisschen Vitaraagata, nur einen Bruchteil, aber es ist dennoch Vitaraagata. Das kann als die vollständige Auflösung von Anhaftung und Abscheu betrachtet werden! Nur ein Bruchteil von Vitaraagata wird die Intensität (Ras) der Anhaftung und Abscheu im Innern vollständig auflösen. Es erscheint nach Außen vielleicht wie Anhaftung und Abscheu, aber innerlich ist kein Interesse (Ras) da. Sieh nur: solch ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)!

6 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Fragender: Wann und wie werden Mahatmas den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erlangen, den du hast?

Dadashri: In dem Maße, in dem sie mit mir in Verbindung bleiben, in dem Maße [wird es geschehen]. Das kann man nicht durch Einprägen lernen, es wird durch Beobachten gelernt.

Die Menschen sehen in die Augen. Warum sehen die Menschen, warum sieht jeder in die Augen? Man wird sagen: "Alles, all die inneren Absichten können in den Augen gelesen werden!" Man kann all diese Dinge lesen, welche innere Absicht jemand hat. Die Menschen merken: "Dieser Mann sollte nicht ins Haus gelassen werden." Sie werden sagen: "Er hat keine anständigen, guten Absichten in seinen Augen." Gleichermaßen kann der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) in den Augen des Gnani gesehen werden. Du wirst in seinen Augen so etwas wie Anhaftung oder Abscheu für irgendetwas nicht sehen. Kein verdecktes Motiv irgendeiner Art spielt in seinen Augen. Da ist kein Betteln um Geld oder etwas anderes. Da ist nur der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn man diesen Zustand (Vitaraagata) beobachtet, dann erlernt man ihn. Mehr steckt nicht dahinter.

Lass mich dir ein Beispiel dazu aus dem Geschäftsleben geben. Ich sagte einmal zu einem Mann: "Was muss hier getan werden? Du hast tatsächlich so viel Zeit wegen so einer kleinen Sache verschwendet!" Er sagte zu mir: "Aber niemand hat mir je gesagt, wie man das macht, sonst hätte ich es schnell gemacht." Also zeigte ich ihm eines Tages, wie es gemacht wird. Gleich am nächsten Tag machte er es dann und zeigte es mir. Ansonsten war er seit zwei Monaten nicht dazu fähig gewesen. Also zeigte ich ihm die Technik, die er dafür brauchte. Er erlernte die Technik ebenfalls und fing an, sie einzusetzen. Also, durch theoretisches [Wissen] wird nichts erreicht, es wird praktisch [angewandt] werden müssen. Die Theorie ist nur zum Verständnis da. Was bedeutet praktisch? In der Praxis, indem man den Gnani Purush beobachtet, indem man mit 'ihm' in Kontakt kommt, kann alles erreicht werden. Es kann mühelos erreicht werden. Es ist nur, dass du nicht das günstige sich entfaltende Karma hast [mir nahe zu sein]. Andernfalls – angenommen jemand wäre gekommen, um mich zu beschimpfen und du hättest die Gelegenheit, das zu sehen – dann würdest du das wahrlich genießen.

Vitaraagata Through Vision Free From Attachment and Abhorrence! (p 121)

Vitaraagata7 durch die Sicht frei von Anhaftung und Abscheu

Fragender: Wenn jemand alles ohne Anhaftung und Abscheu sehen kann, dann kann er Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) werden. Wenn einer also nicht alles ohne Anhaftung und Abscheu sehen kann, bedeutet das, dass er selbst voll von Anhaftung und Abscheu ist?

7 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Dadashri: Nein. Er ist nicht voller Anhaftung und Abscheu, aber er möchte frei von ihnen (Vitaraag) werden. Dieser Zustand ist jedoch noch nicht erreicht, diese Sicht hat sich [noch] nicht völlig manifestiert. Die gesamte Sicht hat sich noch nicht vollständig eröffnet. Fragender: In welchem Zustand befindet er sich dann?

Dadashri: Er wird diesen Zustand in Kürze erreichen. Fragender: Das bedeutet, das gilt nur für diejenigen, die dieses Gnan erlangt haben, nicht wahr? Dadashri: Ja, nicht für die anderen.

Fragender: Wie ist es für die anderen? Dadashri: Für andere gehen die Anhaftung und Abscheu noch weiter! Außer Anhaftung und Abscheu gibt es da nichts..

Fragender: Aber gilt sein relatives selbst (Mishrachetan) als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)?

Dadashri: 'Er' selber [das Selbst] ist vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu - Vitaraag. 'Derjenige', der erkennt: "Ich bin Vitaraag", wird hier vollständig Vitaraag geworden sein – in genau dieser Welt. Fragender: Bedeutet das also, dass wir ihn als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) verstehen müssen? Dadashri: Ja, wenn so viel verstanden wird, dann ist man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden. Fragender: Durch welche Sicht kann das verstanden werden?

Dadashri: Das ist genau der Punkt. Aber dieser Punkt muss verstanden werden. Wenn man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, dann wird die ganze Welt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erscheinen. Wenn die Sicht sich auf diese Weise ändern würde, dann wäre jemandes Arbeit erledigt, nicht wahr?

Wenn fünfhundert Kühe vorbeiziehen, dann erscheinen sie uns alle gleich, oder? Bleiben die Menschen da nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Sie sehen alle gleich aus, oder? Fragender: Ja, ja, sie scheinen gleich.

Dadashri: Das ganze Problem besteht wahrlich nur in den Menschen, nicht wahr? Und auch da: Du [lebst] in Amerika, überall sonst bist du tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), nicht wahr? Deine Probleme sind auf deine 'Akten' beschränkt, richtig? Wo hast du also Probleme?

Fragender: Nur mit den 'Akten'. Dadashri: Und in der Tat sind die 'Akten' nur zusammengekommen, um dir deine karmischen Wirkungen zu bringen, und sie sind wahrlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag).

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Fragender: 'Du' hast gesagt, dass die ganze Welt nichts anderes als makellos (Nirdosh) ist… Dadashri: "Sie ist makellos," ist eigentlich ein Weg, um frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu werden, aber 'wir' betrachten das nicht als den Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn du es Vitaraag nennst, dann würde es als kritisierend oder respektlos (Viradhana) gegenüber dem Vitaraag gelten. Ein Vitaraag wird als Gott betrachtet. Deswegen bezeichnen 'wir' das [andere] als "makellos".

Fragender: Dada, du hast gesagt, es ist die 'Aufnahme', die sagt: "Du bist ein Dieb! Du bist ein Dieb!" Und dann, Dada, kommt der Gedanke auf: "Was bin ich wirklich?" Innerlich entsteht definitiv der Wunsch, das zu wissen. Und es entsteht auch der Wunsch, tiefer ins Innere zu tauchen, um zu analysieren und herauszufinden, ob "ich ein Dieb bin", oder nicht. Dadashri: Nein, so ist es nicht. Selbst wenn du ein Dieb bist, ist es kein Problem. Und wenn du kein Dieb bist, dann ist es auch kein Problem. Fragender: Dann meint also dieser Satz, dass, wenn die Welt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) gesehen wird, die Lösung erreicht ist, nicht wahr? Dadashri: Du kannst nicht sagen: "Die Welt ist Vitaraag." Du kannst sagen: "Die Welt ist makellos." Diese Welt wird als makellos gesehen. Fragender: All diese Prozesse, die gesehen werden können, sind alle mechanische Prozesse.

Dadashri: Er glaubt: "Das ist tatsächlich das, was als Vitaraag betrachtet wird!" Haben wir nicht gesagt: "Das ist eine Tonbandaufnahme, die spricht!" Bei all den Handlungen ist es so ähnlich. "Die Welt ist makellos", "der Fehler liegt beim Leidenden" – worauf weisen all diese [Sätze] hin? Wenn die Welt als makellos gesehen wird, dann wird das dem gleichgesetzt, sie als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu sehen. Niemand kann makellos sein, ohne frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) zu sein. Bist du wirklich in der Lage, diesen Satz zu verstehen?

Fragender: Ja, ich verstehe ihn gut.

The Moment ‘I’ and ‘My’ Leave, One Becomes Vitaraag! (p 122)

In dem Moment, in dem 'ich' und 'meins' weggehen, wird man Vitaraag8

Dadashri: Wenn die 'Ich-heit' (Hupanu) und das Gefühl von 'das ist meins' (Marapanu, engl.: my-ness), die in diesem relativen selbst (Mishrachetan) existieren, davon weggenommen werden, dann wird das relative selbst (Mishrachetan) frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi). Da die 'Ich-heit' und das Gefühl von 'meins' beseitigt wurden, ist es frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi) geworden.

Fragender: Das kann nur passieren, wenn man dieses Wissen (Gnan) hat, richtig?

8 frei von Anhaftung und Abscheu

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Dadashri: Ja, aber auch wenn man dieses Wissen (Gnan) nicht hat, ist es dennoch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi). Nichtsdestotrotz liegt es wahrlich an der 'Ich-heit' und dem Gefühl von 'meins', dass Anhaftung und Abscheu auftreten. Wenn man die 'Ich-heit' und das Gefühl von 'meins' nicht benutzt und man kein Gnan hat, dann ist man tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Fragender: Wenn Unwissenheit in Bezug auf das Selbst (Agnanta) da ist, wäre man nicht wahrlich davon vereinnahmt? [Von der] 'Ich-heit' und dem Gefühl von 'meins'… Dadashri: Ja, aber auch dann wurde gesagt, wenn man es nicht beansprucht, dann gibt es kein Problem. In dem Moment, wenn man es benutzt, ist man verloren. Das relative selbst (Mishrachetan) ist wahrlich so: Es ist wirklich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagi)! Fragender: In Bezug auf die andere Person wird es [das relative selbst] also als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erachtet. Verhält es sich für das eigene [relative] selbst anders? Versuchst du also zu sagen, dass ich, sofern es mich selbst betrifft, die andere Person auf jeden Fall als Vitaraag betrachten sollte? Dadashri: Nein! Auch dein eigenes [relatives selbst], alles ist tatsächlich Vitaraag. Die Einmischung geht lediglich von diesen beiden, dem Ego und der Überzeugung: "das ist meins" (Mamata, my-ness) aus. Wenn es diese beiden nicht gäbe, dann wäre da kein Problem. Wenn es keine Anhaftung und Abscheu gäbe, dann würde es natürlich und spontan (Sahaj) sein! Das Prakruti würde fortfahren, sich natürlich zu entfalten, das ist alles. Fragender: Das Ego und die Überzeugung "das ist meins" in ihm können auch schauspielernd sein (so wie in einem Theaterstück, nicht echt). Dadashri: Damit gibt es kein Problem. Das schauspielernde Ego wird auch als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) betrachtet. Es hat weder Anhaftung noch Abscheu, wenn es zu Pingda wird (zur Darstellerin, die die Rolle einer Königin in einem Theaterstück spielt). Es ist bereits entschieden worden [in dem Stück; im letzten Leben], darum passiert es. Das sind keine Anhaftung und Abscheu. Deswegen kann die Welt tatsächlich als makellos angesehen werden. Warum wird das relative selbst (Mishrachetan) als makellos angesehen? Fragender: Also, was es auch immer an Anhaftung und Abscheu im relativen selbst (Mishrachetan) gibt, ist die Ursache für das nächste Leben, nicht wahr? Deswegen müsste es derzeit tatsächlich als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) in diesem Leben bezeichnet werden. Ist es so? Dadashri: Es ist wirklich Vitaraag. Darum kann es wahrlich die ganze Welt als makellos sehen. Fragender: Wenn es aufgrund der Einmischung des eigenen Egos und der Überzeugung: "Das ist meins" von Anhaftung und Abscheu erfüllt wird, was ist dann? Dadashri: Es schadet demjenigen, dem das passiert. Welchen Schaden sollte es jemand anders zufügen? Was haben andere damit zu tun? Es ist schädlich für denjenigen, dem es passiert. Für diese Person wird es die Ursache für das nächste Leben.

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Fragender: Und doch würde das, was auch immer dieser Mechanismus gerade treibt, als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) erachtet werden?

Dadashri: Es ist tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Auch diese Augen sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), selbst die Ohren sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wenn jemand dich beschimpft, dann werden die Ohren sich nicht aufregen. Es ist der im Innern, der sich total aufregt.

Fragender: 'Der im Innern' – wer ist das? Dadashri: Das Ego und die Überzeugung: "Das ist meins".

Fragender: Zählt 'sich aufregen' auch zum Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata)? Es bedeutet, dass man berührt worden ist. Ist es so? Dadashri: Sogar 'sich aufregen' ist in Ordnung, aber es sollte natürlich und spontan sein. Es ist in Ordnung, wenn man sich ärgert, oder auch wenn man streitet. Und dennoch bleibt man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Man kann auch streiten, ohne Anhaftung und Abscheu zu haben. Man kann so bleiben, wenn man dieses Wissen vom Selbst (Gnan) hat. Dieses Jalebi (knuspriges, in Sirup getauchtes indisches Dessert) ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), sogar Gift ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), Nektar ist ebenfalls frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Alle Dinge sind frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Fragender: Was ist mit all denen, die lebendig erscheinen?

Dadashri: Auch sie sind alle frei von Anhaftung und Abscheu – Vitaraag. Wenn jemand nur so viel verstehen würde, dann wäre seine Arbeit getan. Diejenigen, die ein weltliches Leben geführt und das verstanden haben, sind selbst frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden. Wenn du all diese als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) betrachtest – was bedeutet frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Was meinen 'wir' damit? Wir nennen sie nicht frei von Anhaftung und Abscheu - Vitaraag. Sie Vitaraag zu nennen, ist ein Verbrechen, weil die Wertigkeit der wahren Vitaraags und dieser [sogenannten] Vitaraags nicht die gleiche ist. Deswegen nennen 'wir' sie nicht Vitaraag. Was 'wir' sagen ist, dass jedes Lebewesen definitiv makellos ist. Die Tatsache, dass sie als schuldig (Doshit) gesehen werden, ist an sich eine Illusion (Bhranti). Deswegen nennen 'wir' sie nicht Vitaraag. Es würde die [wahren] Vitaraags entwerten. 'Wir' sagen nicht Vitaraag. Wenn man dennoch versteht, dass sie Vitaraag sind, dann war es das. Dann ist Vollständigkeit erreicht worden.

Was ist, wenn diese "Schallplatte" in der Lage wäre, Beleidigungen auszustoßen? Wenn die Schallplatte dir Beleidigungen an den Kopf wirft: "Chandubhai, du bist ein Dieb, Chandubhai, du bist ein Dieb, Chandubhai, du bist ein Dieb", was würdest du dann machen? Fragender: Es ist eine Schallplatte, also müsste ich lachen.

Dadashri: Auch das [eine Person, die Beleidigungen ausstößt] ist ebenfalls eine Schallplatte. Aber du hast die Überzeugung: "Er hat es gesagt", und derjenige, der es gesagt hat, hat auch die Überzeugung: "Ich habe es gesagt." So ist es, es lohnt sich nicht, zu viel zu erklären. Wenn übermäßige Erklärungen gegeben werden, dann setzt Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem weltlichen Leben (Vairaagya) ein. Was setzt ein?

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Fragender: Wurde beim Herbeiführen dieses Zustands der Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem weltlichen Leben (Vairaag) irgendetwas ausgelassen?

Dadashri: Nichts wurde ausgelassen. Auch wenn ein wenig zurückgelassen worden ist, solltest du es dann auslassen?

Angenommen jemand würde, während du gerade auf der Straße gehst, zu dir sagen: "Du bist nutzlos, du bist ein Dieb, du bist ein Gauner." Wenn die Person dir solche Beleidigungen entgegen schleudert und in Dir der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) aufrechterhalten bleibt, dann wisse, dass Du diesbezüglich in diesem Ausmaß zu Gott geworden bist. In jeglicher Angelegenheit, in der Du gewonnen hast, da bist Du zu Gott geworden. Und wenn Du die Welt für Dich gewinnst, dann bist Du vollständig zum absoluten Gott geworden. Danach wird es keine Entzweiung aufgrund von Meinungsverschiedenheit (Matbhed) mit irgendjemandem geben.

Set Your Body Free! (p 124)

Gib deinen Körper frei!

Du kannst dich unterhalten und all das, [aber] Anhaftung und Abscheu sollten nicht vorkommen. Lass deinen Körper frei [zu spielen, wie er will]. So als würde ein sich drehender Kreisel, nachdem du ihn aufgezogen hast, dann von selbst immer weiterdrehen. Du musst ihn loslassen. Das bedeutet, dass Anhaftung und Abscheu nicht auftreten können, nicht wahr! Wenn 'ich' und 'meins' verschwunden sind, dann bedeutet das, dass Anhaftung und Abscheu verschwunden sind. In dem Moment, da 'ich' und 'meins' weggehen, wird man Vitadwesh – frei von Abscheu. Danach, wenn man die Akten mit Gleichmut begleicht, wird man Vitaraag – frei von Anhaftung. Fragender: Was bedeutet: "Gib den Körper frei"?

Dadashri: Sobald der 'sich drehende Kreisel' geworfen wurde, dann ist, was auch immer der Kreisel 'spielt' [wie er sich dreht], korrekt. Danach brauchst du die Schnur nicht noch einmal aufwickeln. Der 'Kreisel' wird sich hier entlang drehen und sich dorthin bewegen, er wird sogar hochspringen und dann wird er an einer Stelle etwas zur Ruhe kommen. Dort wird er sich wieder hier und da entlangbewegen. Du wirst also wissen, dass er jetzt ins Krankenhaus geht. Wenn er aus dem Krankenhaus zurückkommt, dann geht es ihm gut [alles wieder beim Alten]. Würdest du nicht wissen, dass die kritische Zeit eines möglichen frühzeitigen Todes vorbeigezogen ist?

Fragender: Er dreht sich vielleicht auch ein bisschen in die falsche Richtung. Dadashri: Ja, er dreht sich vielleicht sogar in die falsche Richtung. Das kann man bei dem 'Kreisel' nie sagen! Fragender: Auf welche Art auch immer man frei von Anhaftung und Abscheu werden kann, das ist der Weg der Vitaraags.

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Dadashri: Nicht in geringstem Maße Anhaftung zu haben und nicht in geringstem Maße Abscheu zu haben. Das kann nicht alles auf einmal passieren. Indem man jedoch eine solche Absicht (Bhaavna) nährt, werden sie allmählich weggehen. Aber nur, wenn du dieses Gnan erlangt hast, andernfalls wird es nicht passieren. Es kann nicht einmal in einer Million Lebzeiten passieren. Was diese aufgeladene unbelebte Materie (Pudgal; aufgeladene subatomare Teilchen, Parmanu) sagt, ist: "Denk nicht, dass Du frei geworden bist, nur weil Du Reine Seele geworden bist. Du hast uns verunstaltet, also musst Du uns jetzt rein machen. Dann bist Du frei und wir sind es auch." Deswegen fragst Du: "Wie kann ich euch freigeben?" Die Antwort ist: "Du siehst einfach weiterhin, was auch immer wir tun. Misch dich in keiner Weise ein. Sieh fortwährend ohne Anhaftung und Abscheu."

Fragender: Ich muss also fortwährend ohne Anhaftung und Abscheu sehen? Dadashri: Sieh fortwährend, das ist alles. Dann sind wir [unbelebte Materie, subatomare Teilchen (Parmanus)] frei. Wir sind beeinträchtigt worden aufgrund von Anhaftung und Abscheu, aufgrund deiner Anhaftung und Abscheu. Und mit Deinem Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) sind wir freigegeben. Die subatomaren Teilchen (Parmanus) werden rein.

Right Vision and Self-realization! (p 125)

Richtige Sicht und Selbst-Realisation

Fragender: Ist die richtige Sicht (Samyak Darshan) und Selbst-Realisation (Atma Sakshatkar) das Gleiche?

Dadashri: Ja, das ist das Gleiche. Da gibt es überhaupt keinen Unterschied. Richtige Sicht meint tatsächlich Selbst-Realisation (Sakshatkar). Welche weltlichen [relativen] Dinge man auch gewohnt war zu sehen – jetzt sieht man das, was permanent (Avinashi) ist. Bis jetzt hat man das Weltliche, das Vergängliche (Vinashi) gesehen und hatte Liebe dafür. Als sich Liebe für dies [das Selbst] entwickelte, da war man in der Lage, das Permanente zu sehen. In dem Moment, in dem man das Permanente sieht, ist man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden. Fragender: Gibt es also einen Unterschied zwischen den beiden: der richtigen Sicht und der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Dadashri: Die richtige Sicht ist der Anfang vom Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Und je nachdem, wie viel der Vitaraagata sich zu entwickeln beginnt, um so viel erhöht sich ihr Anteil. Und der vollkommene Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist der endgültige Zustand. Vollständige Vitaraagata wird als Absolutes Wissen (Keval Gnan) betrachtet.

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Can the Pratishthit Atma Become Vitaraag? (p 125)

Kann Pratishtit Atma9 Vitaraag10 werden?

Fragender: Wie sind die Sprache, die Gedanken und das Verhalten eines Lebewesens, das Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt? Dadashri: Sie sind ohne Anhaftung und Abscheu. Auch wenn man jemanden mit Beleidigungen überhäuft, gibt es keine Anhaftung und Abscheu. Es gibt keine Anhaftung oder Abscheu, sogar wenn man jemanden schlägt. Bei einer Person dagegen, die nicht Selbst-realisiert ist, gibt es Anhaftung und Abscheu, auch wenn sie niemanden schlägt. Das Verhalten [Desjenigen mit absolutem Wissen, Keval Gnani] ist also ohne Anhaftung und Abscheu, es ist ohne Angst. Da ist Furchtlosigkeit (Nirbhayata)! Fragender: Kann das relative selbst (Pratishthit Atma) auch frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden? Dadashri: Nein, das ist ein energetisierter Nicht-Selbst-Komplex (Power Atma). Er wird die Eigenschaften des Zustands der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) erlangen. In Wirklichkeit ist er nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Die Kraft des Zustands frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) wird in ihm entstehen. Bei Lord Mahavir war sie tatsächlich da, nicht wahr?

Clear Definitions of Vitaraagata! (p 126)

Klare Definitionen von Vitaraagata11

Fragender: In welcher Hinsicht kann Lord Mahavirs Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) anders sein als der anderer Vitaraags? Dadashri: Er ist in keinerlei Hinsicht anders. Es gibt da keinen Unterschied in dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Der Unterschied liegt in demjenigen, der den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) aufrecht hält.

Fragender: Ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ein mentaler Zustand oder ein innerer Zustand?

Dadashri: Vitaraagata ist weder ein mentaler noch ein interner Zustand. Es ist ein Zustand des Wissens (Gnan Dasha). Es ist ein Zustand des eigenen Wissens. Es ist eine sich ergebende Auswirkung (Parinaam) dieses Wissens des Selbst.

9 das relative selbst 10 frei von Anhaftung und Abscheu 11 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Fragender: Ist der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ein Zustand, der durch Bemühung als das Selbst (Atma Purusharth) erreicht wird, oder ist er ein Teil der Schöpfung der Natur? Dadashri: Er ist ein Zustand, der durch die Bemühung als das Selbst erreicht wird. Er ist kein Teil der Schöpfung der Natur. In der Schöpfung der Natur wachsen Zitronen, wachsen Guaven, wachsen Granatäpfel, aber der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) entsteht nicht. Du wirst nirgends einen Vitaraagata-Baum finden, der genau davon Früchte trägt.

Fragender: Was ich mit Schöpfung der Natur meinte, ist, ob ein Umstand entsteht, durch den wir frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) werden, oder können wir nur durch die Bemühung als das Selbst Vitaraag werden?

Dadashri: Nein, die Schöpfung der Natur hat damit überhaupt nichts zu tun. Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann nur durch die Bemühung als das Selbst entstehen. Das hat folgenden Grund: Je nachdem, in welchem Maße du die Bemühung, den [Fünf] Agnas zu folgen, beibehältst, nachdem der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) und das Selbst (Purush) getrennt worden sind, in dem Maße entsteht der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Und die Bemühung als das Selbst kann ohne die Trennung von Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) und Selbst nicht unternommen werden. Die andere Bemühung (Purusharth), die die weltlichen Menschen unternehmen, ist eine illusionäre Bemühung. Fragender: Trägt die Entschlossenheit, etwas zu erreichen (Sankalp), irgendwie zum Erlangen der Vitaraag-Wissenschaft bei? Dadashri: Am Anfang kann man nur frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) bleiben, wenn der Entschluss, der gefasst wurde, ein Stück weit erreicht wurde. Nur dann wird man ihn loslassen! Die Entschlossenheit, etwas zu erreichen (Sankalp) ist also erst einmal notwendig, nicht wahr? Dann, nachdem dieser Zustand erreicht ist, wird man frei von diesem Entschluss (Sankalp). Wenn du von hier zum Bahnhof gehen möchtest, kannst du dann den Zug direkt von hier nehmen? Du musst eine Rikscha nehmen. Ist die Rikscha nicht beteiligt, wenn du von hier nach Mumbai fahren willst? Die Antwort ist: ja. Aber bis zu welchem Punkt? Nur bis zum Bahnhof, weiter nicht. Auf ähnliche Weise trägt auch [hier] die Entschlossenheit (Sankalp) etwas bei!

On What Basis Did He Become Vitaraag? (p 126)

Auf welcher Grundlage wurde Er Vitaraag12?

Fragender: Lord Ramchandra und Lord Mahavir wurden beide vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wurden sie aufgrund des Wissens des Selbst (Gnan)

12 frei von Anhaftung und Abscheu

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Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) oder auf der Basis von irgendwelchen vergangenen Aktivitäten [des letzten Lebens]?

Dadashri: Aufgrund von Gnan. Fragender: Sie beide? Und wurden ihre Nicht-Selbst-Komplexe (Pudgal) noch in demselben Leben vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag)? Dadashri: Ja!

Fragender: Lord Ramchandra und Lord Mahavir. Dadashri: Lord Ramchandra erlangte in demselben Leben Befreiung (Moksha).

Fragender: Gingen also sogar die ganze Anhaftung und Abscheu seines Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) wirklich weg? Dadashri: Sie gingen alle weg.

Fragender: 'Schauspielernd'. Er führte währenddessen lediglich ein Schauspiel auf. Das ganze Schauspiel von Ramayan, das sich ereignete, beruhte das auf Karma aus dem vergangenen Leben? Dadashri: Ja, Er hatte Vasishtha Muni getroffen, einen Gnani.

Fragender: Er erhielt das Wissen des Selbst (Gnan) von ihm. Dadashri: Er erlangte in demselben Leben Befreiung (Moksha), weil Er ein Lebewesen (Jeev) war, das 'bereit' war. Alles, was Er benötigte, war, von einem Gnani berührt zu werden. Er brauchte jemanden, der in dem Prozess als Instrument diente (Nimit).

The Path of Attaining the State of Vitaraagata! (p 127)

Der Weg des Erlangens von Vitaraagata13

Fragender: Was sollte man machen, um im Vitaraag-Zustand (Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu) zu bleiben?

Dadashri: Derjenige, der keinerlei Anhaftung, Abscheu, Ärger, Stolz, Täuschung, Gier gegenüber irgendjemandem verübt, ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). In dem Moment, wo eines davon ausgeübt wird, ist es einem misslungen, im Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag-Zustand) zu bleiben. Wenn aber doch eines davon passiert, dann wisse, dass es dir misslungen ist, hierin [im Vitaraag-Zustand] zu bleiben. Dann musst du dich bemühen, diesen wieder zu erreichen. Wenn du ihn verpasst, dann stelle ihn erneut her. Wenn du das fortwährend tust, dann wirst du in der Lage sein, still zu werden. Derjenige, der das möchte, wird nicht davon ablassen, endgültig eine Begleichung herbeizuführen, nicht wahr?

13 der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu

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Auch Kleinkinder fallen hin und stehen wieder auf, und dann fangen sie wieder an, ihre Lauflernhilfe herumzuschieben. Sie fallen hin und stehen wieder auf. Indem sie das machen lernen sie, unabhängig zu laufen, nicht wahr? Passieren also letztendlich Anhaftung und Abscheu? [Was ist mit] Ärger, Stolz, Täuschung, Gier? Das tun sie nicht, oder? Das ist dann also schließlich der Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata), nicht wahr? Du brauchst nach nichts anderem zu suchen, das an sich ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Es gibt keinen anderen Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Die Menschen behaupten wirklich: "Nein, nein, ich habe keinerlei Anhaftung und Abscheu." Schau sie nur an! Diese Menschen ohne Anhaftung und Abscheu…! Wenn 'wir' das klären, indem 'wir' sie fragen: "[Passieren] Ärger, Stolz, Täuschung, Gier?", dann sagen sie: "Die gibt es mit Sicherheit." He ihr Sterblichen! Ihr versteht Anhaftung und Abscheu überhaupt nicht! Die Kurzform von Ärger, Stolz, Täuschung, Gier ist Anhaftung und Abscheu. Von den Kashays14 sind diese vier die einzigen Krieger: Ärger, Stolz, Täuschung, Gier, und ihre Kurzform ist Anhaftung-Abscheu. Durch diese Kashays besteht die Welt fort. Das Land Indien ist von Kashays beeinflusst. Die Arbeiter und alle schwelgen in Kashays, die Menschen im Ausland hingegen schwelgen in sinnlichen Vergnügungen (Vishay).

Man befindet sich entweder in sinnlichen Vergnügen (Vishay) oder in Kashays, oder man befindet sich in einem Zustand frei von Kashays (Akashay) – das bedeutet, in einem Zustand Gottes (Bhagwan Pada). Deswegen gilt man ab dem Moment, wo man in einen Zustand frei von Kashays gelangt, als jemand, der im Zustand Gottes ist. Aber du kannst den Menschen das nicht sagen. Wenn du das sagst, dann werden sie negativ [sarkastisch] reden: "Sieh ihn an, als ob er irgendein großer Gott geworden wäre!" Du musst nur in deinem Verstand verstehen, dass du an der letzten Station angekommen bist. Du musst das niemandem erzählen. Du kannst 'mir' das vielleicht erzählen! Wenn du es anderen erzählst, was werden sie sagen? Fragender: Sie werden uns Idioten nennen.

Dadashri: Du kannst es ihnen niemals erzählen. Nichtsdestotrotz ist dieser Zustand frei von Kashays der Zustand von Gott.

The One Who Becomes Vitaraag and Fearless is God! (p 128)

Derjenige, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) und frei von Furcht wird, ist Gott

Fragender: Die Leute bezeichnen Lord Krishna als Gott, und dann sagen sie auch: "Gott ist in dir." Also, wie genau sollten wir aus Dadas Perspektive verstehen, dass Gott ist?

Dadashri: Solange man Anhaftung und Abscheu hat, gilt man als ein sterbliches Wesen (Jivatma). Und in dem Moment, wo man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, 14 innere Feinde; Leidenschaften, die das richtige Wissen und Verhalten behindern und Aufladen von Karma und Verstrickung in das weltliche Leben fortsetzen

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ist man Gott. Derjenige, der weder Abscheu empfindet, wenn ihn jemand beschimpft, noch Anhaftung hat, wenn ihn jemand mit Blumenketten schmückt, ist Gott. Derjenige, der die Dualität transzendiert hat gilt als Gott. Hast du 'Dualität' verstanden oder nicht? Als was verstehst du sie? Wenn das eine da ist, dann wird unweigerlich auch das andere da sein. Wo es Gewinn gibt, wird es definitiv Verlust geben. Jemand, der über die Dualität hinausgegangen ist, hat weder Freude noch Schmerz. Es ist kein Schmerz da, wenn jemand ihn beschmipft, und es ist keine Freude da, wenn jemand ihm Blumenketten umhängt. Er gilt als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), er ist furchtlos (Nirbhayata).

Dann ist das [relative] selbst Vitaraag – frei von Anhaftung und Abscheu; man kann es als Gott bezeichnen. Das Selbst im Innern hingegen nennt man Paramatma, das Absolute Selbst. Derjenige, der äußerlich Gott geworden ist, in dem ist das Selbst wahrlich das absolute Selbst (Paramatma). Wenn man innerlich den Zustand des absoluten Selbst (Paramatma) erreicht, dann wird in dem Moment auch die äußere Verpackung Gott geworden sein. Verstehst du das ein bisschen, was ich sagen will, diesen Standpunkt? Fragender: Also, was ist denn dann damit, wie Lord Krishna bezeichnet wird ...

Dadashri: Ja, das ist so, das ist das Gleiche. Jeder kann Gott werden, das ist keine Lizenz allein für Lord Mahavir oder Lord Krishna. Wer auch immer zu diesem Zustand werden kann, dem gehört er! Derjenige, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) und frei von Angst (Nirbhay) werden kann, ist Gott.

Fragender: Gott ist also eine Qualität, Er ist kein bestimmtes Individuum. Ist Gott bloß ein Adjektiv?

Dadashri: Das ist der ultimative Zustand des Körpers (Pudgal). Wenn der ultimative Zustand dieses Körpers (Pudgal) Gott ist, dann ist im gleichen Moment der ultimative Zustand des Selbst Paramatma, das Absolute Selbst. Das Selbst wird nicht als Gott bezeichnet. Gott ist der ultimative Zustand des Nicht-Selbst (Pudgal). Deswegen sagen 'wir', dass 'wir' nicht Gott sind. Und wenn wir 'unser' [relatives] selbst als Gott bezeichnen würden, wäre das Selbst in 'uns' das Absolute Selbst (Paramatma) geworden, und das Selbst, das das Absolute Selbst (Paramatma) geworden ist, würde sich nicht einmischen. 'Wir' dagegen mischen uns sehr wohl ein, indem 'wir' sagen: "Chandubhai, komm her." Ich mache das nicht für mich selber, aus irgendwelchen persönlichen Gründen, Ich mache es für euch. Was ich entschieden hatte, war: "Mögen andere die gleiche Glückseligkeit bekommen, die ich bekommen habe." Tatsächlich ist es das Ich, das das Bedürfnis (Garaj) hat: "Mögen diese Menschen Glückseligkeit und Befreiung (Moksha) erlangen." Das Absolute Selbst hingegen hätte keinerlei Bedürfnis. Fragender: Aber Dada, dieses Bedürfnis, das in 'dir' aufgetaucht ist, das ist Mitgefühl, das keinerlei Gegenleistung erwartet (Nishkaam Karuna), oder? Dadashri: Es ist Mitgefühl, das keinerlei Gegenleistung erwartet (Nishkaam Karuna), aber selbst dieses Mitgefühl ist doch ein Bedürfnis, nicht wahr! Nachdem man diesen Zustand erreicht hat, wird auch der andere Zustand kommen. Wenn man diesen Zustand erreicht hat, ist der letzte Zustand, der noch kommt, ein Zustand, der die Welt glücklich machen wird. Es

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ist der Zustand des Tirthankara. 'Er' lebt allein für die Erlösung aller Wesen, Er lebt nicht um Seinetwillen. Hast du ein bisschen was von dem verstanden, was ich zu sagen versuche?

Fragender: Ja. Dada, als du das Gnan (Wissen) erlangt hast, wer hat dir da gesagt, dass du die Welt erlösen sollst? Welche Kraft (Shakti) hat dir das gesagt?

Dadashri: Niemand hat mir das gesagt. Ich hatte von Anfang an die Absicht, dass diese Welt nicht so sein sollte, es sollte Erlösung für die Welt geben. Dadurch sind diese Ursachen hervorgebracht worden! Wie zum Beispiel: "Möge jemand solches Wissen (Gnan) bekommen, und mögen die Menschen Befreiung erlangen." Und genau dieses Wissen (Gnan) ist das, was ich bekommen habe. Ich wusste nicht, dass solches Wissen (Gnan) [in mir] entstehen würde. Fragender: Das heißt, die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) haben dich ausgewählt.

Dadashri: Die Regeln der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) haben mich ausgewählt. Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hätte definitiv kein Verlangen danach, dass die Leute ihn Gott nennen. Dadashri: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hat so einen Wunsch vielleicht nicht, aber der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird exakt so, der Schatten wird genau wie Gott. Fragender: Nur dann kann er frei werden, nicht wahr?

Dadashri: Ja.

Vitaraagata, What a State! (p 129)

Vitaraagata – was für ein Zustand!

Fragender: Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) und Mitgefühl (Karuna)? Dadashri: Nachdem der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) entstanden ist, ist Mitgefühl da. Nachdem das Mitgefühl entstanden ist, kann es keinen Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) geben. Deswegen kann das Mitgefühl nicht als erstes entstehen. Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist die Ursache für Mitgefühl.

Fragender: Wie ist die weltliche Interaktion von jemandem, der Mitgefühl hat? Dadashri: Mitgefühl kann nur dann entstehen, wenn man in den weltlichen Interaktionen kein Gefühl der Eignerschaft (Malikipanu) für den eigenen Körper, die eigene Sprache oder den eigenen Verstand hat.

Fragender: In dir können wir Mitgefühl in sichtbarer Form sehen. Wir können den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) in dir sehen.

Dadashri: Ja, aber bei jemandem, der keine Eignerschaft für den Körper mehr hat, entsteht unweigerlich Mitgefühl. Das liegt daran, dass solange kein Mitgefühl entstehen kann,

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solange nur das kleinste Bisschen Eignerschaft für den eigenen Körper da ist, selbst wenn es nicht viel ist, sondern nur ein bisschen.

Fragender: Bestehen Mögen und Nicht-Mögen im Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) wirklich weiter?

Dadashri: Weil es in diesem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) Mögen und Nicht-Mögen gibt, gilt er als ein niedrigerer Vitaraagata-Zustand. Das gilt als der Beginn des Zustandes der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Er kann aber nicht als das Ende des Zustandes der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) gelten. Am Anfang ist beides da, Mögen und Nicht-Mögen. Es ist nicht Anhaftung und Abscheu, sondern Mögen und Nicht-Mögen. Fragender: Kann man Mitgefühl als eine ursprüngliche Eigenschaft der Seele betrachten?

Dadashri: Mitgefühl ist definitiv gar keine Eigenschaft der Seele. Mitgefühl ist ein Merkmal (Lakshan) von jemandem, der das Selbst erlangt hat, von jemandem, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden ist. Du kannst ein Ding an seinen Merkmalen erkennen. Die Wut ist keine ursprüngliche Eigenschaft der Seele; sie ist weder eine Eigenschaft der Seele (Chetan), noch ist sie eine ursprüngliche Eigenschaft unbelebter Materie (Jada). Sie ist eine vollkommen neue Eigenschaft einer dritten Komponente, die dann entsteht, wenn zwei Elemente zusammenkommen (Vyatirek Guna). In ähnlicher Weise ist auch Vergebung (Kshama) ein Charakterzug, der dem der Wut entgegengesetzt ist, sie ist keine Eigenschaft der Seele. Auf Grundlage [des Charakterzuges] des Vergebens kannst du erkennen: "Dieser Mensch ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) geworden." Vergebung sollte jedoch natürliche und spontane Vergebung (Sahaj Kshama) sein. Sie sollte nicht so sein: "Ich vergebe dir." Und man sollte auch überhaupt nicht um Vergebung bitten müssen, sie würde einfach ständig gewährt. Deswegen sind diese Eigenschaften natürlich und spontan, es ist natürliche und spontane Bescheidenheit (Vinamrata) da. Die Vergebung ist natürlich und spontan. Die Aufrichtigkeit (Saradata) ist natürlich und spontan. Man muss sich nicht anstrengen, aufrichtig zu sein. Auch die Zufriedenheit (Santosh) im weltlichen Leben ist natürlich und spontan. Alle Charakterzüge, die entstanden sind, sind also natürlich und spontan. Sie sind jedoch keine Eigenschaften der Seele. Anhand dieser Charakterzüge können wir messen, in welchem Ausmaß sich das Selbst innerlich manifestiert hat. Es sind keine Eigenschaften des Selbst. Die eigenen Eigenschaften des Selbst sind da, wenn man dort ganz angekommen ist. In der weltlichen Interaktion dagegen sind die Charakterzüge, über die wir gesprochen haben, jeweils Seine /Merkmale. Wenn du jemanden schlägst und er mit einem Lächeln antwortet, dann wisse, dass seine Vergebung natürlich und spontan ist. Dann kannst du verstehen: "Ja, in diesem Punkt stimmt das."

Fragender: Genau wie Mitgefühl würde man auch den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) als Merkmal betrachten, oder?

Dadashri: Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) gilt als Merkmal (Lakshan), er ist keine Eigenschaft (Guna). Selbst Anhaftung und Abscheu sind keine Eigenschaften des Selbst, und der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist genauso wenig eine Eigenschaft der Seele. Diese Merkmale sind durch das Relative (Vyavahar) entstanden. Das ist so, weil es, was das Selbst anbelangt, nichts gibt, das

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man mit Worten beschreiben könnte, nicht wahr! Solange es Worte gibt, solange existiert das Relative. Es gibt, was das Selbst angeht, keine Eigenschaften, die man mit Worten beschreiben kann.

What is the Highest Possible Degree of Compassion? (p 130)

Was ist die höchstmögliche Stufe von Mitgefühl?

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen dem Mitgefühl eines Tirthankaras, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, und dem Mitgefühl des lebendig inkarnierten (Sajeevan Murti) Dada, einem vollkommen Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag)? Dadashri: Hier wird es personalisiert, das andere Mitgefühl hingegen ist überall für alle gleich. Hier ist es persönlich: "Diese Person ist gekommen, jene Person ist gekommen etc." Für die Tirthankaras ist es nicht individualisiert, es ist dasselbe, es ist gleich. Ob Seine Tochter kommt oder sonst irgendjemand, selbst da ist es gleich. Fragender: Würden sich die resultierenden Auswirkungen (Parinaam) des Mitgefühls des Gnani und dieder Tirthankaras unterscheiden? Dadashri: Die resultierenden Auswirkungen wären von gleicher Art. In den resultierenden Auswirkungen gäbe es keinen Unterschied. Aber im Verhalten würde es unterschiedlich erscheinen. Die Auswirkungen sind rein, aber das Verhalten ist am Ende ein anderes. Das Verhalten [in diesem Leben] ist von der Überzeugung (Pratiti) abhängig, die im letzten Leben bestanden hat. Deswegen ist hier ein kleiner Unterschied im Verhalten ersichtlich.

Die Vitaraag-Lords15 haben nicht einmal die geringste Anhaftung und Abscheu. Deswegen können Sie nichts 'tun'. In 'uns' [dem Gnani] hingegen existiert die Kraft des 'Tuns', weil 'uns' noch ein bisschen was fehlt – vier Grad. Das ist das einzige Problem. [Dennoch] wirkt [das Mitgefühl des Gnani] in vollem Umfang. Die Tirthankaras haben nicht die Macht des 'Tuns', der Gnani hingegen hat diese Macht, das ist der einzige Unterschied. Das liegt daran, dass der Gnani um vier Grad gescheitert ist, die Tirthankaras hingegen haben den absoluten Zustand (Purnahuti) erlangt. Deswegen taucht so eine Gelegenheit im Leben nur sehr selten auf.

Weil uns noch ein bis zwei Lebzeiten bleiben, mischen wir uns ein, wir sind ein sich einmischender Vitaraag! 'Wir' sagen sogar: "Bitte bring den Kerl her. Mach dies und mach das." Die Vitaraag-Lords dagegen beteiligen sich überhaupt nicht. Man kann Erlösung erreichen, indem man einfach nur den Darshan des Tirthankara 'macht' [ihm in die Augen sieht]. Man muss allerdings wissen, wie man den wahren Darshan macht. Man wird in dem Maße [spirituell] profitieren, wie man weiß, wie man Darshan macht. Das ist es. 'Er' ist der Vitaraag, aber derjenige, der den Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) des Tirthankara erkannt hat, der darf sich diesen Zustand der Freiheit von

15 Diejenigen, die frei sind von jeglicher Anhaftung und Abscheu

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Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) nehmen. Je nachdem, wie sehr man ihn erkennt, dementsprechend profitiert man. Die Tirthankaras selber mischen sich in solche Sachen nicht ein. 'Ihre' Sprache fließt weiter ganz natürlich und spontan, das ist alles. Sie mischen sich nicht ein. 'Wir' sind ein sich einmischender Vitaraag, also sagen 'wir': "Bringt diese Dame her, damit sie profitieren kann." Das ist so, weil 'wir' wissen, dass das hier nicht 'unsere' letzte Lebzeit ist, deswegen können 'wir' hier all diese Dinge sagen. Die Tirthankaras dagegen würde solche Dinge wie "Niemand steht über dir" oder "Niemand kann sich in dein Leben einmischen" nicht sagen. 'Sie' äußern solche Worte nicht. Denn für Sie gilt [ist die Absicht]: mögen diejenigen, die bereit sind, die endgültige Befreiung zu erlangen, diese erlangen, nachdem sie Ihren Darshan16 [den der Tirthankaras] gemacht haben; und die, die nicht dazu bereit sind, endgültige Befreiung zu erlangen, mögen diese sie nicht erreichen; [denn] Sie sind Vitaraag – frei von jeglicher Anhaftung oder Abscheu. Mögen diejenigen, die sie erlangen werden, sie erlangen, und mögen die, die sie nicht erlangen werden, sie nicht erlangen. 'Wir' dagegen sind da ein bisschen eigensinnig. 'Wir' mischen uns konstruktiv ein. Man kennt 'uns' als jemand absolut Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag).

Fragender: Aber Dada, das Getrenntsein [von dir] durch Meinungsverschiedenheiten würde doch weggehen, wenn man zu dir kommen und das hier verstehen würde, aber wenn jemand nicht kommt, dann bleibt sein durch Meinungsverschiedenheiten [von dir] Getrenntsein doch bestehen, oder? Zu Zeiten der Tirthankaras muss das doch auch so gewesen sein, oder?

Dadashri: Das stimmt, aber Sie mischen sich nicht ein, nicht wahr? 'Wir' hingegen mischen uns sehr wohl konstruktiv ein! 'Wir' würden dich vor dieser Seite bewahren, und auf diese Weise würden 'wir' dich auch vor der anderen Seite bewahren. Die Ersteren [die Tirthankaras] sprechen nur, das ist alles. Wenn dir das, was du hörst, nicht gefällt, dann geh. 'Wir' dagegen mischen uns konstruktiv ein, 'wir' würden sicherstellen, dass du bei 'uns' sitzen bleibst, und 'wir' würden weiterreden [um dich zu überzeugen].

Fragender: Selbst wenn 'du' dafür die ganze Nacht aufbleiben müsstest! Dadashri: Ja, auch wenn ich die ganze Nacht wach bleibe. Dieser Mann ging dreißig Jahre lang in einen Ashram, also habe 'ich' ihm erklärt: "Was du tust, ist nicht falsch, aber wenn du das Selbst erkennen möchtest, dann ist das nicht das Richtige." Woher können Menschen das Selbst erlangen? Die Menschen haben nicht die Kapazität, das zu tun, oder?

The Salvation of the World Will Definitely Happen! (p 132)

Die Erlösung der Welt wird definitiv geschehen! Das ist eine Art von Einmischung, die 'wir' machen, indem wir sagen: "Komm hierher, und 'wir' werden dir Befreiung (Moksha) geben. Sagen wir, dieser Mann hat ein Problem mit seiner Akte, dann würden 'wir' ihm helfen, frei davon zu werden. 16 Ihnen in die Augen blicken, sie sehen

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Fragender: 'Du' würdest ihm sagen, dass er nur im Satsang bleiben soll. Dadashri: Ja. Das ist genau der Grund, warum 'wir' all diese Einmischungen (Khatpat) machen müssen, nicht wahr? Derjenige, der für sich selbst gar nichts will, den nennt man Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu)! Welche Art von Einmischung? Die Absicht ist: "Mögen andere etwas erlangen, das dem ähnelt, was ich erlangt habe." Lord Mahavir war kein sich einmischender Vitaraag, ich [dagegen] lade euch ein, indem ich sage: "Bitte kommt her. All eure Not wird verschwinden." Das war bei Lord Mahavir nicht der Fall. Jemand, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, mischt sich gar nicht ein, nicht wahr! Kein Reinreden, keine Einmischung. So jemand, der in dieser Welt überhaupt nichts will. Selbst wenn Ihm alles Gold der Welt gegeben wird, Er will es nicht. 'Ich' habe keinerlei Gedanken über Frauen. Was braucht jemand, der frei von allen Fesseln geworden ist? Außer dieser einen Sache: "Möge die Welt Befreiung erlangen", und das wird auf jeden Fall geschehen. Und die Welt wird tatsächlich eine ganz neue und andere Form annehmen. Ein völlig neuer Trend, eine neue Form. Fragender: Diese Arbeit [der Erlösung der Welt] kann eigentlich nur passieren, wenn so viel Glauben da ist. Was für ein großes Projekt! Dadashri: 'Ich' habe das tatsächlich gesagt, nachdem ich es gesehen hatte. Nachdem ich gesehen hatte, was passieren würde, habe 'ich' gesagt: "Im Jahr 2005 wird Indien zum (spirituellen) Zentrum der Welt geworden sein!" Das steht in einem Buch geschrieben, das 1971 veröffentlicht worden ist. 'Ich' sage das nicht, weil Indien mein Land ist. 'Ich' sage es frei von Anhaftung und Abscheu (mit Vitaraagata), genau so, wie es ist. 'Wir' haben innerlich nicht die Überzeugung "Das ist meins." Das wird der weltlichen Interaktion zuliebe gesagt, aber in Wirklichkeit ist es nicht so.

Our Total Commitment Towards World Salvation! (p 132)

Wir haben uns ganz der Erlösung der Welt verschrieben 'Einmischen' bedeutet, dass 'wir' hiergeblieben sind [statt Moksha zu erlangen], um diese Einmischung zu 'machen'. Deswegen nennt man 'uns' einen absolut Losgelösten, der sich im Interesse der Erlösung anderer auf konstruktive Weise einmischt (Khatpatia Vitaraag). 'Wir' haben bloß diesen einen Wunsch, 'wir' haben keinen anderen Wunsch: "Wie können die Menschen Frieden erlangen." Aus genau dem Grund sind 'wir' diese totale Verpflichtung eingegangen: Ich mache jeden Tag elf Stunden lang diesen Satsang. Fragender: Da dieser Wunsch bei dir noch da ist: Hindert er dich daran, die verbleibenden vier Grad zu vervollständigen? Dieser Wunsch wird eine Art von Gebundenheit, oder? Dadashri: Nein, dieser Wunsch, der da noch ist, ist tatsächlich ein sich entladender Wunsch. Er ist nicht wie ein aufladender [Wunsch], die Aufladung hat aufgehört. Wenn es keine Aufladung gibt, dann gibt es kein Problem.

Wer auch immer die 'Dada-Notbremse' [analog zu den Notbremsen in indischen Zügen] zieht, kann seine Arbeit vollenden. Das liegt daran, dass die Anwesenheit einer Person, die

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frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, in jedem Abschnitt des Zeitzyklus etwas sehr Seltenes ist, und in diesem Abschnitt des Zeitzyklus ganz besonders. Jemand, der absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, kann nicht existieren. Trotzdem sind 'wir' für alle Lebewesen tatsächlich absolut frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag), jedem Lebewesen gegenüber. 'Wir' haben nur noch etwas Anhaftung an 'unser' Karma, einfach zu dem Zweck, dieses Karma aufzubrauchen. Ein bisschen Anhaftung ist noch da, und auch die ist dazu da, sich im Interesse der Erlösung der Welt einzumischen, und das ist ja nicht so, dass es einen Verlust verursacht, oder? Das gilt auch als Anhaftung. 'Wir' hatten dieses Eigeninteresse (Garaj), deswegen haben 'wir' uns von dort aufgemacht und sind hierhergekommen. Fragender: Du sagst also, dass du ein sich einmischender Vitaraag (jemand ohne Anhaftung und Abscheu) bist! Dadashri: Ja, wie soll man 'uns' denn sonst nennen? 'Wir' mischen uns ein, aber 'wir' sind trotzdem frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Finde erst mal jemanden, der sich einmischt, und [trotzdem] frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist! Es ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem der Satsang vor halb zwölf Uhr abends beendet war. Für 'uns' ist das also nichts Neues! Und dann stehen 'wir' gegen drei, halb vier Uhr morgens wieder auf. Danach sitzen wir anderthalb Stunden im Schneidersitz (Padmaasan) und 'reisen' in all die fernen Länder. Dann schlafen 'wir' gegen halb sechs, sechs wieder ein; das heißt, 'wir' schlafen eine halbe Stunde lang. Außerdem verursacht der Körper keinerlei Schmerzen oder Unwohlsein. Diejenigen, die meine Beine massieren, sagen: "Wir profitieren davon, dass wir das hier tun [dem Gnani dienen]." Deswegen sage ich ihnen: "Dann massiert weiter!" Das bereitet uns keinerlei Probleme. Wenn sie sie jeden Tag massieren würden, dann würde es zur Gewohnheit. Bei 'uns' würden sich aber keine Gewohnheiten oder Ähnliches ausbilden, überhaupt nicht. Andere würden eine Gewohnheit entwickeln. Der Körper wird so werden [er gewöhnt sich daran, eine Massage zu brauchen].

In the Complete Non-dualistic State as the Self on Gurupurnima day! (p 133)

Am Gurupurnima17-Tag im vollständigen nicht-dualistischen Zustand als das Selbst Fragender: 'Du' machst Satsang und am Gurupurnima-Tag gibst 'du' Darshan18, gibt es zwischen beidem wirklich einen Unterschied?

Dadashri: Einen großen Unterschied. Hier [im Satsang] kannst du sagen, dass 'ich' [aus dem Zustand des Selbst] herausgekommen bin. Das andere, der Darshan, ist etwas sehr Großartiges, den betrachtet man tatsächlich als vollständigen [Purna] Darshan! Wenn man nur einmal kommen würde, um Darshan zu machen, wäre das mehr als genug. An diesem Tag, gehen wir nicht in das "Ich bin Chandubhai" oder "Willkommen, XY" hinein. 'Wir' bleiben an diesem Tag im absoluten Zustand als das Selbst (Purna Bhaav), an anderen Tagen dagegen, hier [im Satsang], würden 'wir' dich rufen und dich sogar zur Kenntnis nehmen. Am 17 indischer Feiertag, an dem die Lehrer geehrt werden und der Gnani die 360-Grad-Sicht hat 18 Dem Gnani in die Augen blicken

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Gurupurnima-Tag würden 'wir' dich weder zur Kenntnis nehmen noch würden 'wir' dich rufen.

Fragender: In der weltlichen Interaktion (Vyavahar). Dadashri: 'Wir' sind in dem Moment in einem nicht-dualistischen Zustand (Advaita Bhaav, nur das Selbst), und gerade jetzt müssen wir in einem dualistischen Zustand (Dwaita Bhaav, das Selbst und das Nicht-Selbst) sein.

Fragender: Gibt es einen Unterschied zwischen dem Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) und der Funktion des Zeugen (Sakshipanu)?

Dadashri: Durch das Ego zu sehen und Zeuge zu bleiben, das ist das als Zeuge Fungieren. Und durch das Selbst zu sehen, das ist das als Wissender-Sehender (Gnata-Drashta-Panu) Fungieren, das ist der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Das bedeutet, dass es nicht das als Zeuge Fungieren ist, sondern das als Wissender Fungieren (Gnatapanu). Mit Vitaraagata ist die Funktion als beständig Wissender (Gayakpanu) gemeint, der konstant Wissende (Gnayak)!

Yet a Difference Remains Between the 14th Day of the Moon and the Full Moon! (p 133)

Es gibt aber noch einen Unterschied zwischen dem vierzehnten Tag des Mondzyklus und dem Vollmond!

Die Welt hat nie zuvor diese Art von reiner Liebe (Prem) gesehen, die sich hier [im Gnani] manifestiert hat. Das hat folgenden Grund: Wo auch immer sich eine so reine Liebe manifestieren konnte, geschah das in den Vitaraag-Lords, die absolut frei von Anhaftung und Abscheu sind, und deshalb war diese reine Liebe nicht sichtbar. Weil 'wir' [das Erreichen von Keval Gnan, absolutem Wissen] verpasst haben, ist die reine Liebe geblieben, und der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist nicht entstanden.

Fragender: Du hast gesagt: "Wir sind zur Verkörperung reiner Liebe (Prem Swaroop) geworden, aber in der Konsequenz hat sich der vollständige Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) manifestiert." Das wollte ich verstehen.

Dadashri: Was bedeutet reine Liebe? Wenn die innere Absicht niemandem gegenüber im Geringsten verdirbt, dann nennt man das reine Liebe. Das heißt, der vollständige Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) kann selbst als reine Liebe betrachtet werden.

Fragender: Wo steht denn dann die reine Liebe? Welcher Zustand kann hier als reine Liebe betrachtet werden?

Dadashri: Reine Liebe bedeutet eigentlich Folgendes: In dem Maße, wie man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) wird, in dem Maße entsteht reine Liebe. Derjenige, der vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, der wird vollkommene reine Liebe haben! Also, ihr [Mahatmas] seid wirklich alle frei von Abscheu (Vitadwesh)

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geworden. Und während ihr allmählich in allen Belangen frei von Anhaftung (Vitaraag) werdet, wird reine Liebe beginnen, zu entstehen.

Fragender: Naja, 'du' hattest vorhin gesagt: "Für 'uns' heißt es reine Liebe." Wenn 'du' sagst: "Der Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) ist nicht entstanden," was bedeutet das? Dadashri: Zustand der Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bedeutet, dass 'unsere' reine Liebe so ist, dass sie sichtbar ist, wohingegen die reine Liebe der Vitaraag-Lords nicht offensichtlich ist. Aber nur ihre reine Liebe kann als wahre Liebe betrachtet werden. Die Menschen können 'unsere' reine Liebe sehen, das betrachtet man nicht als wahre Liebe. Das kann nicht als ganz exakte reine Liebe gelten. Exakte reine Liebe ist die, in der man vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) ist, dann ist es wahre Liebe. 'Unser' Zustand dagegen wird als vierzehnter Tag des Mondzyklus (Chaudash) bezeichnet, er ist nicht der 'Vollmond'(Poonam)-Zustand!

Fragender: Hat derjenige mit dem Vollmond-Zustand dann mehr reine Liebe als das hier? Dadashri: Faktisch ist nur die reine Liebe desjenigen im Vollmond-Zustand wahre Liebe! Die reine Liebe desjenigen, der im Zustand des vierzehnten Tages des Mondzyklus ist, wird in einigen Bereichen unvollständig sein. Deswegen kann wahre Liebe nur die desjenigen im 'Vollmond'-Zustand sein. Fragender: Vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu zu sein und trotzdem keine reine Liebe zu haben, das ist nicht möglich, oder? Dadashri: So jemand kann niemals ohne reine Liebe sein, nicht wahr!

Fragender: Also, Dada, es gibt einen großen Unterschied zwischen den Zuständen des vierzehnten Tages des Mondzyklus und des Vollmondes, da ist einen Riesenunterschied, oder? Dadashri: Ein Riesenunterschied! Es mag uns sogar wie der Vollmond erscheinen, aber da ist ein Riesenunterschied! Es gibt nichts, das ich unter Kontrolle habe, oder! Die Tirthankaras dagegen haben alles unter ihrer Kontrolle! Was habe ich unter Kontrolle? Nichtsdestotrotz ist die Zufriedenheit, die ich erfahre, die gleiche wie die des Vollmond[-Zustandes]! 'Unsere' Energien arbeiten in einem solchen Maße für das eigene Selbst, dass 'wir' das Gefühl haben, als hätten 'wir' den Vollmond[-Zustand] erreicht!

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[3]

It is the Pudgal That Defiles and it is Also the Pudgal That Cleans! (p 135)

Es ist der Pudgal, der beschmutzt, und es ist auch der Pudgal, der saubermacht

Where Words and Speech Come to an End, There One Himself is Vitaraag!

Wo Worte und Sprache zu Ende gehen, da ist man selbst Vitaraag Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu) bedeutet rein. Wo es keine Worte und keine Sprache gibt, da ist man frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Wo Worte existieren, da ist man nicht frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). Nachdem die Worte zu Ende gegangen sind, bleibt nur das Selbst (Potey). Wo Worte existieren, da bleibt beides: die Worte und das Selbst.

Fragender: Werden danach beide eins, 'derjenige, der spricht' und der Wissende? Dadashri: Das sind sie in der Tat! Dieser gegenwärtige Zustand ist allein dadurch entstanden, dass sie eins geworden sind!

Fragender: Können sie denn dann getrennt werden? Dadashri: Sie können vollständig getrennt werden. Tatsächlich sind sie beide getrennt worden. In dem Maße, in dem man rein wird, in dem Maße sind sie getrennt. Fragender: Ja, das stimmt. Wird denn dann der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) auch sagen: "Jetzt sind sogar wir rein geworden, also sind wir jetzt getrennt?" Dadashri: Nein, nein. Tatsächlich liegt es daran, dass man selber (Potey) rein geworden ist, deswegen werden die kleinsten, unteilbaren und unzerstörbaren Materie-Partikel des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanu) unweigerlich rein. Durch das hier [das relative selbst] wird der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) beschmutzt. Wenn das [relative] selbst keine Ursachen erschaffen würde, dann wären die kleinsten, unteilbaren und unzerstörbaren Materie-Partikel des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanu) eigentlich rein.

Who Catches Onto the Mistake? (p 135)

Wer begreift den Fehler?

Warum bist du in letzter Zeit zurückgefallen? Was passiert da für ein Fehler? Fragender: Ich bin dabei, das zu untersuchen, aber ich finde anscheinend nicht heraus, was der Fehler ist. Dadashri: Warum beeinträchtigt Dich das? Warst du später in der Lage es herauszubekommen? "Den Fehler erwischen", das ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal).

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"Den Fehler nicht erwischen" ist auch Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und "derjenige, der den Fehler begreift" ist auch Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). 'Du' bist eigentlich der Wissende, was hast Du mit all dem zu tun? 'Du' bist losgezogen, um herauszufinden, was der Fehler ist, oder? Ist es das, was passiert ist?

Fragender: Genau das ist passiert. Als die Akten aus allen Richtungen kamen, hab ich sofort gedacht: "Lass mich die Akten analysieren." Das wiederum hat noch mehr Unwohlsein verursacht. Den Grund dahinter finde ich aber immer noch nicht. Dadashri: Aber warum wirst Du zu demjenigen, der den Grund erfasst? 'Du' 'weißt' ihn einfach. Weil Du zu demjenigen geworden bist, 'der den Grund begreift', ist eine Belastung entstanden, und deswegen sind dir die Gesichtszüge entglitten. Fragender: Aber wie ist das entstanden? Das versuche ich herauszubekommen.

Dadashri: He! Es ist aus dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstanden, es wird aus dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstehen. Darüber hinaus ist eigentlich der [karmische] Bestand das, was [innerlich] da war. Es wird kein neuer [karmischer] Bestand hereinkommen. Warum machst du das trotzdem, obwohl dir das gesagt worden ist?

Fragender: Von jetzt an wird so ein Fehler nicht mehr geschehen. Dadashri: Aber inwiefern ist Chandubhai fehlerhaft? 'Du' bist derjenige, der sich innerlich vereinnahmen lässt! 'Du' bist nach innen gegangen um zu suchen: "Was ist die Hauptursache dafür?" – oder? 'Du' musst nur wissen, dass Du nicht danach suchen solltest. 'Du' solltest einfach den Polizeihauptkommissar (engl.: Deputy Superintendent of Police) schicken. Sag dem Polizeihauptkommissar: "Untersuchen Sie das." Wenn Du anstelle des Polizeihauptkommissars gehst, was wird dann passieren? Außerdem würde der Polizeihauptkommissar trotzdem den ganzen Tag lang weiter sein Gehalt verdienen [ohne etwas zu tun]. Er wird Eis essen und solche Sachen. Dieser Fehler wird nicht mehr passieren, oder?

Fragender: Nein, wird er nicht. Dadashri: Treten Anhaftung und Abscheu auf?

Fragender: Nicht-Mögen taucht auf. Dadashri: In Bezug auf wen?

Fragender: In Bezug auf die Arbeit. Egal, welche Arbeit ich mache, dafür entsteht Nicht-Mögen.

Dadashri: Oh ho ho! Du bereust das weiterhin, oder? Dann gilt es nicht als Nicht-Mögen, das ist Reue. Aber bei wem besteht das, bei Chandubhai oder bei Dir?

Fragender: Es bleibt für Chandubhai so. Dadashri: Und warum nimmst Du es dann auf deine Kappe? Wenn Chandubhai nicht bereut, dann solltest Du ihm sagen: "Bereue es. Warum hast du das gemacht? Warum hast du Atikraman (Agression gegen Lebewesen durch Gedanken, Sprache oder Handlung) 'gemacht'? Also mach jetzt Pratikraman!"

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Who Shows You the Garbage? (p 136)

Wer zeigt dir den Müll? Fragender: Oft wissen wir [das erwachte Selbst]: "Das sollte man nicht tun." Wir sagen sogar zu Chandubhai: "Das lohnt sich nicht," aber Chandubhai macht es trotzdem. Wie also sollten wir das verstehen? Dadashri: Er macht das Schlamassel weg, das er produziert hat. 'Du' hast weder das Schlamassel produziert, noch wirst du das je. Derjenige, der es verursacht hat, hat es bereinigt. 'Du' sagst ihm: "Mach nicht wieder eine Sauerei." Wenn er es alles abwäscht, dann solltest du verstehen, dass er das Schlamassel vorher produziert haben muss, und deswegen muss er es bereinigen. Du musst also nur weiterhin sehen. Dann sag ihm ab und zu: "Ok, mach das nicht wieder." Die Arbeit des Müll-Beseitigens muss jetzt also weitergehen. 'Du' musst ihm zeigen, welche Arbeit als nächstes gemacht werden muss. 'Du' selbst wirst die Aufgaben finden: "Welche Aufgaben sind noch offen?" Wenn Du losgehst, um einen bestimmten Ort zu inspizieren, dann musst Du ihm sagen: "Geh und überprüf alles." Und wenn Du etwas Bestimmtes bemerkst, dann sag ihm: "Bereinige das!" Dann musst Du ihm andere Dinge zeigen: "Lieber Mann, dies ist nicht gemacht worden, das ist nicht gemacht worden." 'Du' bist derjenige, der ihn auf alles hinweist. Das Selbst (Atma) weist auf nichts hin. Es ist eigentlich die Energie des Selbst, Pragnyashakti, die alles aufzeigt. Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) fährt fort [Dinge] zu 'tun', und Du musst ihn weiterhin sehen. 'Du' musst ihm zeigen: "Sieh mal, das ist noch offen." 'Du' sagst es ihm, also wirst Du sauber (Chokhkha). Wenn er es dann bereinigt, wird es sauber.

Fragender: Wenn wir es ihm sagen, werden wir sauber … Dadashri: 'Du' wirst sauber, aber nur, wenn er es tut. Wenn er sauber wird, dann wirst auch Du sauber. Fragender: Wer ist dabei das Du? Wenn du [der Gnani Purush] 'Du' sagst, auf wen beziehst du dich dann? Wer muss sauber werden?

Dadashri: 'Du' bezieht sich tatsächlich auf die Reine Seele. Auf der einen Seite ist das Selbst und auf der anderen Seite ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Was sagt Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) zum Ego? In dem Maße, in dem du sauber wirst, in dem Maße wirst du 'hier' hineinkommen müssen (in das Selbst).

Fragender: Das bedeutet, dass das Ego es tun muss. Dadashri: Ja. Das Ego, das heißt, das, was entstanden ist, als der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) und das Selbst zusammengekommen sind! Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) kam als Handelnder (Kartabhaav) dazu, und das Selbst als Wissender (Gnatabhaav)! Wenn Du also in die Funktion des Wissenden (Gnatapanu) kommst, wirst Du frei, und wenn der andere [der Pudgal] in die Funktion des Handelnden (Kartapanu) gelangt, wird er frei.

Fragender: Beide werden frei.

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Dadashri: Dieser Punkt ist also sonnenklar. Was geht verloren, wenn das aufgezeigt wird? Fragender: Ja.

Dadashri: Erst, als ich dir etwas gezeigt habe, ist dein Handelnder-Sein weggegangen, das des Ego. Aber gibt es danach ein Problem, wenn einem etwas weiter voraus Liegendes aufgezeigt wird? Wer zeigt einem das? Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) zeigt einem das alles.

Even the Extraordinary Effort is by the Pudgal!!! (p 137)

Selbst eine außergewöhnliche Bemühung geschieht durch den Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex)

Fragender: 'Du' hattest ein Beispiel gegeben: "Wenn jemand um Mitternacht zu dir nach Hause kommt und deine innere Absicht nicht verdirbt, dann nennt man das Purusharth (das wahre Bestreben, sich als das Selbst weiterzuentwickeln), und wenn es Dich überhaupt nicht berührt, dann nennt man das Parakram (eine außergewöhnliche Bemühung als das Selbst).

Dadashri: Diese innere Absicht wird nicht von Dir gemacht, Du musst sie einfach nur sehen. Wird nicht eine negative Absicht [Haltung] auftauchen? Diese negative Absicht wird nicht von Dir gemacht. Derjenige, der diese Absicht macht, ist getrennt. 'Du' musst das einfach nur sehen. Du kannst das nur verstehen, wenn 'wir' dir ein Beispiel geben – wie kannst du es sonst verstehen? Die negative Absicht wird 'gemacht', das bedeutet, dass der Handelnde dieser negativen Absicht der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, und Du bist Reine Seele. Derjenige, der eine negative Absicht macht, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und derjenige, der eine positive Absicht macht, ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Ob der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nun eine positive oder eine negative Absicht macht – der Wissende davon ist die Reine Seele. Aber sogar dazu sagen 'wir' dir folgendes: "Ob nun eine negative Absicht gemacht wurde oder ob der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sie in eine positive verändert hat, Du musst beide sehen." Es sollte allerdings keine negative Absicht entstehen. Das versuchen 'wir' zu sagen; und selbst wenn eine entsteht, solltest Du der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) bleiben.

Fragender: Eine Sache verstehe ich immer noch nicht so ganz. Wenn es wirklich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, der die gute oder schlechte Absicht macht, wer macht denn dann die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram)? Dadashri: Die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)? Dadashri: Zu wem kann sie denn sonst gehören, die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram)? Die relative Bemühung (Purusharth), die du in deinem letzten Leben

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gemacht hast und die du durch das Unwissen über das Selbst (Agnanta) für die wahre spirituelle Bemühung (Purusharth) gehalten hast, die hat heute die Form der außergewöhnlichen Bemühung als das Selbst (Parakram) angenommen. 'Du' bist jetzt der Wissende-Sehende geworden, und das andere ist der Handelnde. Damals [im letzten Leben] warst du der Handelnde, deswegen hast du die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) gemacht. Heute ist das [die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst, Parakram] als Wissender-Sehender zur Wirkung gekommen. Fragender: Und für die, die kein Gnan erlangt haben, gibt es so etwas wie relative Bemühung (Purusharth) und die außergewöhnliche Bemühung als das Selbst (Parakram) nicht, oder? Dadashri: Das Sehen bleibt, aber Du musst weiterhin sehen, was für eine relative Bemühung (Purusharth) du im letzten Leben aus Mangel an Verstehen gemacht hast. Das ist genau der Grund, warum du Chandubhai sagen musst: "Mach das." 'Du' musst Chandubhai sagen: "Hab so eine innere Absicht." Ob Chandubhai das dann macht oder nicht, das musst Du dann sehen.

Fragender: Ja, das ist okay. Auf diese Weise sind wir also frei. Dadashri: Nun, das Leiden, das man hat, das ist Chandubhais, und es hat die Form von Entladung, und niemand hat in der Entladung irgendeine Wahl, oder? Als Lord Mahavirs Trommelfelle mit Holznägeln durchstochen wurden, war das auf seinem Gesicht sechs bis acht Monate lang zu sehen. Was war im Gesicht des Lords zu sehen? Es war Pein. Fragender: Man würde durch den Schmerz in der Tat leiden!

Dadashri: Heißt das, dass Karma gebunden wurde? Nein. Und dennoch wurde schlussendlich eine Lösung (Ukel) gefunden. Für ihn wurde das Karma komplett ausradiert. Nur, weil man Pein spürt, heißt das nicht, dass [Karma] gebunden wird. Das ist so, weil Es, das Selbst, nicht leidet. Der Körper leidet. Auf ähnliche Weise bist Du, als das Selbst, auch nicht in den Kashays Wut, Stolz, Täuschung und Gier. Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist es.

Dadashri: Ja. Tatsächlich wird sich letzten Endes eine Lösung für den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ergeben. Er muss definitiv beglichen werden. Werde seiner nicht überdrüssig; so sollte es sein. Fragender: Diese Kashays (innere Feinde Wut, Stolz, Täuschung, Gier) sind tatsächlich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) abhängig, oder? Sie wirken sich durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) aus, oder?

Dadashri: Sie sind faktisch ein Teil des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal). Fragender: Wenn man der Wissende-Sehende bleibt, dann geht es nicht [mehr] darum, Pratikraman19 zu machen, oder?

19 Prozess der Bitte um Vergebung

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Dadashri: Das macht tatsächlich keinen Sinn. Als der Wissende-Sehende zu verbleiben und Pratikraman [zu machen]?! Das ist eigentlich dafür da, wenn noch ein kleines Manko im Verbleiben als Wissender-Sehender besteht. Fragender: Sollte Pratikraman denn dann gemacht werden?

Dadashri: Ja, aber das Pratikraman soll nicht von Dir selber gemacht werden. Weil das hier Akram Vignan ist, sind die Kashay[-Schleier], die noch übrig sind, ein bisschen dicker. Wenn Chandubhai nun auf solche Weise mit jemandem schimpft, dass es die andere Person verletzt, dann musst Du zu Chandubhai sagen: "Lieber Mann, warum bist du durch Sprache aggressiv geworden? Jetzt mach Pratikraman." 'Du' sollst das Pratikraman nicht machen. Fragender: Es ist immer noch Verwirrung über den Zustand des Wissenden-Sehenden da. Der Teil des Wissenden-Sehenden gehört eigentlich zum Selbst, Pratikraman dagegen muss von Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gemacht werden? Dadashri: Ja, der Teil gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Die Aggression gegen andere durch Gedanken, Sprache und Körper (Atikraman) gehört zum Pudgal, und Pratikraman gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal).

Fragender: Ja. Wenn man das verstanden hat, dann bleibt nicht mehr viel Verwirrung übrig.

Although The Pudgal is the Doer, One Believes ‘I did it’! (p 139)

Obwohl der Pudgal (Nicht-Selbst-Komplex) der Handelnde ist, glaubt man: "Ich habe es getan"

Dadashri: Derjenige, der beschmutzt hat, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), und derjenige, der es wieder sauber macht, ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Und obwohl es eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, der etwas schmutzig gemacht hat, hast du gesagt: "Ich habe es gemacht." Zum Zeitpunkt des Saubermachens ist es tatsächlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der das macht, aber wenn du auch da wieder sagst: "Ich habe es gemacht", wirst Du aufs Neue an dieses karmische Konto gebunden. Daher: Derjenige, der es sauber oder dreckig macht, oder der ein Chaos anrichtet – Du bist nicht derjenige, der all das tut! Zu dem Zeitpunkt, als es schmutzig gemacht wurde, hast Du nicht gesagt: "Das bin nicht ich", und das ist genau der Grund, warum das alles weitergelaufen ist. Wenn Du, jetzt, zum Zeitpunkt des Saubermachens, sagst: "Das bin ich nicht", dann bist Du frei.

In Wirklichkeit hast du es nicht schmutzig gemacht; trotzdem hast du geglaubt: "Ich habe es getan", und so hast du die Verantwortung auf dich gezogen. Wenn Du jetzt, wo es wieder bereinigt wird, wo der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) es wieder bereinigt, sagst: "Ich bin nicht derjenige, der das tut", dann wird die Verantwortung abgegeben.

Für die gesamte Welt ist es eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der etwas immer wieder schmutzig macht, aber die Leute sagen: "Ich bin tatsächlich derjenige, der das tut." Sogar wenn man eine Kuh melkt, ist es der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der das macht, aber man sagt: "Ich melke die Kuh." Wer melkt die Kuh? Der Nicht-Selbst-Komplex

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(Pudgal). Aber was sagen wir? "Ich habe die Kuh gemolken." Und was passiert, wenn die daraus hervorgehende Wirkung abgewaschen werden muss? Dann sagt man: "Ich habe es bereinigt." Und so geht man die Verbindlichkeit ein. Durch diesen Fehler haben wir die Verantwortung auf uns gezogen. Die gesamte Welt existiert auf der Grundlage von Verbindlichkeiten, wir dagegen werden frei von Verbindlichkeiten. Als der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sich schmutzig gemacht hat, haben wir gesagt: "Ich habe es schmutzig gemacht." Sogar, wenn er etwas ein wenig anhebt, sagen wir: "Ich habe es hochgehoben." Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hebt es hoch; es ist sogar der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der Gewinn macht, und es ist auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der einen Verlust macht. Bei all dem sagen wir: "Ich habe es gemacht." Das ist genau der Grund, warum wird in die gegenwärtige Zwangslage geraten sind. Es ist das Ego, das sagt: "Ich habe es gemacht." Die Reine Seele hingegen [sagt]: "Ich habe dabei nichts gemacht."

Die falsche Überzeugung "Ich habe es getan" [zu haben], nennt man Mithyatva, und [die richtige Überzeugung] "Ich habe es nicht getan" zu haben, nennt man Samyaktva. Wenn man erkennt, 'wer der Handelnde ist', dann ist das Rätsel für immer gelöst. Es ist eigentlich der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der es schmutzig macht, und wenn einem gesagt wird, dass man es sauber machen soll, obwohl es der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) war, der es schmutzig gemacht hat, geht man selber wieder los, um es sauber zu machen. Und in dem Moment, wenn man selber losgeht, um es sauber zu machen, glaubt man: "Ich selber mache das." Das ist der Punkt, an dem man wieder einen Fehler macht. Man wird zum 'Saubermachenden'. Die [Überzeugung] "Ich bin der Verschmutzer" ist weg, und jetzt wird man zum 'Saubermachenden'. Das ist ein und derselbe. Da stecken die Menschen fest. Das ist die Ursache der ganzen Last!

Belief-Vision-Experience-Conduct! (p 139)

Überzeugung, Sicht, Erfahrung, Verhalten Es ist bloß so, dass du es einfach nur gehört hast; das heißt noch nicht, dass es in dein Verhalten (Vartan) gelangt wäre. Die Überzeugung (Shraddha) ist etabliert worden, aber sie gelangt nicht ins Verhalten, oder? Das kann sie gar nicht, oder? Fragender: Dada, wie ist es denn, wenn sie ins Verhalten gelangt?

Dadashri: Das ist ganz anders. Fragender: Also, bei allem, was ich heute gehört habe, hat sich die Überzeugung (Shraddha) etabliert. Sie hat sich innerlich [in meinem Verstehen] eingerichtet, und ich hatte das Gefühl: "Diese Worte sind wirklich zu einhundert Prozent korrekt."

Dadashri: Du fühlst dich vielleicht wirklich so, aber es kommt nicht in dein Verhalten. Das heißt, dass es nicht die ganze Zeit in deinem erlebten Gewahrsein (Khyal) bleibt.

Fragender: Ja, es bleibt nicht die ganze Zeit in meinem Gewahrsein.

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Dadashri: Wenn es immer in deinem Verhalten ist, dann wird es permanent in deinem erlebten Gewahrsein bleiben. Wie auch immer es in deinem Verhalten ist, so ist es auch in deinem erlebten Gewahrsein. Es kann jedoch nicht in deinem Verhalten so sein, oder? Es verstärkt sich allmählich, Tropfen für Tropfen. Aber es kann sich jeweils immer nur ein klein wenig verstärken, wenn du weißt, wie, wenn du weißt, wie es funktioniert/. Alle steuern in diese Richtung, aber am Ende stecken sie eine Niederlage ein. Sie haben vor, es sauber zu machen, es rein zu machen, aber die, die es schließlich 'tun', die werden mindestens einmal zu dieser Form [vereinnahmt]. Erkennst du das überhaupt?

Fragender: Was du vor Kurzem in Bezug auf das 'Sich-Selber-Tadeln' gesagt hattest, ist in mir tatsächlich zwei Tage lang weitergelaufen. Den ganzen Tag lang lief das ab. Deswegen fing ich andererseits an, mich unwohl zu fühlen: "He, ich werde tatsächlich zu der Form." Das erwachte Selbst (Potey) ist zum 'Tadelnden' [Ego] geworden. Dadashri: Ja. Das solltest 'Du' nicht werden.

Fragender: Das ist am Ende passiert. Dadashri: Das wird unweigerlich passieren, das passiert tatsächlich unweigerlich bei jedem.

Fragender: Das ließ mir innerleich keine Ruhe: "Das ist tatsächlich etwas Neues, das da aufgetreten ist." Ich konnte das nicht verstehen.

Dadashri: Ich (Hu, das erwachte Selbst) sehe denjenigen, der tadelt: "Tadelt er ordentlich oder nicht?"

Fragender: Danach habe ich in der finalen Auswertung das hier verstanden: "Derjenige, der tadelt, der auf die Fehler hinweist, der Pratikraman macht, das ist alles ein und derselbe."

Dadashri: Das ist ein und derselbe. Fragende: Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst) stellt einfach das Licht (Prakash) zur Verfügung, das dieses … Dadashri: Sie sieht einfach, das ist alles.

Fragender: Ja. Ihr Licht erleuchtet [die Dinge] einfach, das ist alles. Dadashri: Nicht jeder kann in dieses Licht treten. Das heißt, sie kommen jeden Tag ein bisschen hinein, Stückchen für Stückchen, und auf diese Weise verstärkt es sich! Für sie ist das Licht komplett in ihrer Überzeugung. Aber nachdem sich das Karma entfaltet, das ist der Moment, wo es zu Verstehen (Darshan, Sicht als das Selbst) wird. Danach gelangt das Wissen des Selbst für sie in die Erfahrung (Anubhav). Erst nachdem es in die Erfahrung gelangt ist, wird es in das Verhalten gelangen. Momentan gelangt es noch nicht in die Sicht (Darshan). Es wird nach einer Weile in die Erfahrung gelangen. In dem Maße wird es dann in das Verhalten gelangen. Fragender: Was heißt 'nach einer Weile'? Vierundzwanzig Stunden haben so viele Minuten und Sekunden. Wieviele Sekunden davon bleibt diese Sicht als das Selbst, dieses erwachte Gewahrsein (Jagruti) bestehen? Und du sagst: "Es sollte immer bestehen bleiben." Die kurze Zeit, die es überhaupt bestehen bleibt, hat also gar keinen Wert, oder?!

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Dadashri: Es bleibt vielleicht nicht bestehen, aber es wird sich auf diese Weise verstärken. Es ist mehr als genug, wenn allein das aufmerksame Gewahrsein (Laksha) darüber ständig bestehen bleibt!

The One Energized with the Intent of the Self is Pudgal! (p 141)

Derjenige, der mit der Absicht des Selbst energetisiert wird, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)

'Du' betrachtest dich ja jetzt als Reine Seele, deswegen wird der äußere, weltliche Teil, den wir Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nennen, sagen: "Aber was ist mit mir? 'Du' bist jetzt eine Reine Seele geworden, aber Du wirst nicht frei werden, solange nicht auch für mich eine endgültige Begleichung erreicht ist, bis dahin wirst Du nicht in der Lage sein, Freiheit zu erlangen." Was er sagt, ist: "Solange Du es mir nicht ermöglichst, meinen ursprünglichen Zustand wiederzuerlangen, solange lasse ich Dich nicht frei. Weil Du tatsächlich derjenige bist, der meinen ursprünglichen Zustand ruiniert hast. Also versetze Du mich jetzt in meinen ursprünglichen Zustand zurück!" Fragender: Aber das sagt uns eigentlich, dass diese Haut, dieses Blut, diese Knochen und dieses Fleisch, die im Innern sind, das, was aus den fünf Elementen Luft, Wasser, Licht, Erde und Raum besteht – was hat das mit uns zu tun? Wozu braucht man das?

Dadashri: Nein, nein, nein. Chandubhai ist lebendig. Du bist Reine Seele und Chandubhai ist lebendig. Er ist kein physischer Körper aus Blut, Fleisch, Eiter und so etwas, er ist lebendig. Du wirst ihn tatsächlich ein für allemal begleichen müssen! Fragender: Wir verderben für niemanden etwas, alles passiert den sich bedingenden Umständen (Vyavasthit) gemäß. Dadashri: Nein, das ist nicht akzeptabel. Was die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) sagen, ist: "'Du' hast uns verdorben, Du hast uns so unnatürlich (Vikrut) gemacht. Du hast uns aus dem natürlichen und reinen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der wir mal waren, unrein und unnatürlich gemacht." Sie [die Pudgal Parmanus] sind erst unnatürlich geworden, als du die Absicht [der falschen Überzeugung "Ich bin Chandubhai"] 'gemacht' hast!

Fragender: Aber Dada, was kümmert es denn den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), die unbelebte Materie (Jada), ob sie natürlich (Swakruti) oder unnatürlich (Vikruti) ist?

Dadashri: Im Innern gibt es doch ein energetisiertes selbst (Power Chetan), oder?! 'Du' (das Selbst) bist getrennt, und dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), derjenige, der mit der Absicht des Selbst (Chetan Bhaav) energetisiert worden ist, ist getrennt. Im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gibt es ein energetisiertes selbst, kein wahres Selbst.

Fragender: Wer hat den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) verunreinigt? Dadashri: Die Absicht, die du gefasst hast, die an sich ist das subtile aufladende Karma (Ursachenkarma, Bhaavkarma). Die hat den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) entstehen

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lassen. Wäre das subtile aufladende Karma nicht passiert, dann wäre der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nicht entstanden. Die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) haben damit nichts zu tun, die armen Dinger sind tatsächlich frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag). In dem Moment, wo du die Absicht 'machst', verwandeln die subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) sich sofort. Die subatomaren Teilchen (Parmanus), die unrein geworden sind, müssen also gereinigt werden, sonst nichts. Je nachdem, wievel Entladung also noch offen ist, so viele unreine subatomare Teilchen (Parmanus) sind noch da; und, während Du sie [als getrennt] siehst, werden auch die noch verschwinden, nachdem sie rein geworden sind.

Parmanus Have to be Purified, But How? (p 141)

Die Paramanus (subatomare Teilchen) müssen gereinigt werden, aber wie? Du bist die Reine Seele geworden, welche Arbeit bleibt für Dich also jetzt noch zu tun? Was sagt das hier [der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)]? Was sagt Chandubhai? Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sagt: "Wir waren eigentlich rein. 'Du' hast uns in diese jetzige Form verwandelt, also mach uns jetzt rein, so, wie wir vorher waren." Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) muss also wieder rein gemacht werden?

Dadashri: Ja, wenn Du mit Gleichmut begleichst, verschwinden entsprechend viele subatomare Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus), nachdem sie rein geworden sind. Fragender: Wenn wir alle Entladung mit Gleichmut begleichen, werden dann alle subatomaren Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanus) heilig (Pavitra)? Dadashri: Das ist es, sie werden vollkommen rein, nicht heilig, sondern rein! Es ist nicht so, dass sie heilig oder unheilig werden, sondern rein, sie sind in ihre usprüngliche Form zurückgekehrt. Fragender: Die verunreinigten subatomaren Teilchen (Parmanus), die wir wieder rein machen müssen, zu ihrer ursprünglichen Form, wie machen wir das? Dadashri: Wenn jemand dich beschimpft und Du im Gleichmut bleibst, dann werden in dem Moment alle subatomaren Teilchen (Parmanus) rein. Fragender: Heißt das, dass diese subatomaren Teilchen (Parmanus) unrein bleiben, wenn kein Gleichmut aufrechterhalten wird? Dadashri: Wenn kein Gleichmut aufrechterhalten wird, dann werden entsprechend viele subatomare Teilchen (Parmanus) verdorben. Fragender: Und was, wenn wir später Pratikraman machen?

Dadashri: Auch dann werden sie ruiniert. Fragender: Werden sie nicht gereinigt, wenn wir Pratikraman machen?

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Dadashri: Der Müll bleibt trotzdem bestehen. Die Reinigung ist nicht so wie die, die geschieht, wenn Gleichmut aufrechterhalten wird! Was auch immer [an Parmanus] zu dir kommt, Du musst sie loslassen, nachdem du sie bereinigt hast. Sie können nicht alle auf einmal rein gemacht werden. Mach es mit so vielen, wie eben gerade vorbeikommen; wieviele subatomare Teilchen (Parmanus) auch immer bei Tagesanbruch herbeikommen, soviele reinige. Durch die Fünf Agnas wird alles bereinigt. Indem man die 'Akten' mit Gleichmut begleicht, wird alles rein. Wann können sie in einen reinen Zustand versetzt werden? In dem Moment, wo sie sich entladen, lässt du sie los, nachdem Du sie [als getrennt] gesehen hast. So werden sie rein. Im Moment des Aufladens, als du Anhaftung oder Abscheu hattest, wurden sie unrein, und wenn Du sie zum Zeitpunkt der Entladung loslässt, nachdem du sie gesehen hast, was soviel heißt, dass Du sie loslässt, indem Du in einem Zustand frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata) bist, dann werden sie rein. Fragender: Dada, aber was müssen wir mit dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) machen? Das Wahre ist hier doch das Selbst, oder? Dadashri: Gar nichts. Lass Deine Dir innewohnende Natur als ständig Wissender (Gnayak Swabhaav) nicht los. Sieh immer, 'was los ist', sieh das, was es zu wissen gilt (Gneya). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist das Objekt, das es zu wissen gilt, und Du bist der ständig Wissende (Gnayak). Die Gedanken, die im Verstand auftauchen, sind alles Objekte, die es zu wissen gilt, und Du bist der ständig Wissende. 'Du' musst nicht länger sehen, ob es gute oder schlechte Gedanken sind. 'Du' musst sie einfach nur [als getrennt] sehen, weil sie Objekte sind, die es zu wissen gilt. Während Du sie siehst, fallen sie ab, nachdem sie rein geworden sind. Sie müssen einfach nur bereinigt werden. 'Du' bist rein geworden, aber erst, wenn Du sie bereinigst, können sie frei werden, das ist alles. Sie sind die 'Akten'.

Fragender: 'Du' hast uns die Reine Seele gezeigt, also ist jetzt für uns nichts mehr offen, oder?

Dadashri: Für Dich selbst ist nichts mehr offen, aber die Verbindlichkeit des in der Vergangenheit begangenen Fehlers ist noch da, oder?

Fragender: Das werden wir erleiden, das ist kein Problem. Wenn es im sich entfaltenden Karma so etwas gibt, dann werden wir es erleiden.

Dadashri: Nein. Es einfach nur zu erleiden, das allein wird nicht reichen. Du magst es zwar erleiden, aber das wird noch nicht dazu führen, dass es ein für alle mal beglichen ist. Es wird nicht vollständig aufgelöst werden. Was sagt der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)? "Lass jedes subatomare Teilchen des Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal Parmanus) los, nachdem du es gesehen hast. 'Du' bist der ständig Wissende, und dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist das Objekt, das es zu wissen gilt." Wenn Du diese Beziehung als ständig Wissender mit dem Objekt, das es zu wissen gilt, aufrechterhältst, dann werden die zu wissenden Objekte sauber werden, sie werden gehen, nachdem sie rein geworden sind. 'Objekt, das es zu wissen gilt' heißt soviel wie [subatomare Teilchen des] Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal [Parmanus]). Die, die verunreinigt sind, werden gehen, nachdem sie sauber geworden sind. Soviele [Pudgal Parmanus], wie sich auflösen, nachdem sie sauber geworden sind, so viele Akten sind also beglichen worden. Weil sie rein gemacht worden sind, werden die subatomaren Teilchen (Parmanus) rein (Vishrasa). Es bleibt ein Zustand der Freiheit vom Einfließen

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neuen Karmas (Samvar), es geschieht kein Binden neuen Karmas (Bandh). Die Entladung subatomarer Teilchen (Vishrasa) geschieht übrigens bei allen Lebewesen, aber bei ihnen geschieht das Entladen subatomarer Teilchen (Parmanus), während neues Karma gebunden wird. Hier [bei Akram] dagegen geschieht ständig Entladung subatomarer Teilchen (Parmanus), ohne dass irgendwelches neue Karma gebunden wird, es geschieht Samvarpurvak Vishrasa.

One Himself is the Detergent as Well as the Fabric! (p 143)

Man selber ist sowohl das Waschpulver als auch der Stoff Fragender: In dem Moment kommt einem der Gedanke: "Bis jetzt bin ich mit der Überzeugung 'Ich bin dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)' herumgelaufen. Auch das war ein Fehler von mir, aber jetzt korrigiere ich diesen Fehler. Und weil die Verbindung (Saiyog) nur mit dir [dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)] eingegangen worden ist, kannst du diese Verbindung bitte loslassen." Was gibt es sonst noch?

Dadashri: Nein, nein. Wie wird es Dich freilassen? Das arme energetisierte selbst (Power Chetan)! Wieviel kann es tun, und wie? Wie wird es Dich freigeben? Es wird auf jeden Fall frei werden, indem Du es siehst. Jeder einzelne Strang des Fadens wird frei. Sogar wenn eine Million solcher Stränge da sind, wird die ganze Million frei werden, und sie werden nicht mehr gebunden werden. 'Du' bist frei geworden. Die Stränge des Fadens sind in ihr eigenes 'Zuhause' gegangen, und Du gehst in dein eigenes 'Zuhause', was bleibt dabei sonst noch?

Fragender: Was wir da alles rezitieren müssen, das ist nur zum Zweck der Reinigung unseres Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da, oder?

Dadashri: All das ist zur Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da. Ja, bis dahin wird der absolute Zustand nicht erlangt werden. Dada hat Dich rein gemacht, jetzt bleibt noch die Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) zu tun. Dieser hat aufgehört, unrein zu werden. Jetzt kann Reinigung in einem Ausmaß geschehen, dass es nur noch eine weitere Lebzeit dauert [bis man endgültige Befreiung erlangt]. Die Reinigung geht weiter, während Du in den Fünf Agnas bleibst. Fragender: Die gesamte Wissenschaft ist zur Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) da, oder? Diese fünf Sätze, die in Form von Anweisungen (Agnas) [gegeben worden] sind, oder diese Wissenschaft, all das dient dem Zweck der Reinigung des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal), oder? Es hat nichts mit dem Selbst zu tun. Dadashri: Im Grunde gibt es nicht einmal eine Notwendigkeit für Dich, den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) rein zu 'machen' [aktiv, als Handelnder]. Wenn es in Deinem reinen Zustand [als der Wissende-Sehende] keine unreine Überzeugung ["Ich tue es"] gibt, dann wird der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) definitiv rein werden. Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) wird definitiv von alleine weiter rein werden!

Fragender: Aber die Unreinheit gehört doch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), oder?

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Dadashri: Aber würde die Welt je glauben, dass der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) unrein ist? Die ganze Welt glaubt, dass die Unreinheit die der Seele (Atma) ist. Sie sagen: "Es ist definitiv meine Seele, die ein Sünder ist." Die Menschen verstehen die Unreinheit des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) nicht, oder? Hast du das verstanden? Wenn im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) keine Einmischung (Dakho-Dakhal) 'gemacht' wird, dann wird er weiterhin ausschließlich rein werden, aber der hier mischt sich ein. Man mischt sich ein (Dakho), und dann tauchen tendenziell die Reaktionen auf die Einmischung (Dakhal) auf! Wer 'macht' die Einmischung? Es sind die unwissenden [falschen] Überzeugungen.

Fragender: Was auch immer du durch diesen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sagst, dem höre ich zu. Dadashri: Das Unwissen (Agnanta) hat im Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gewohnt. Diese Worte zerstören den Schleier der Unwissenheit über dem Selbst, sogar die Worte an sich sind Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) an sich ist schmutzig, er wird auch zum Waschpulver, und er ist auch der Stoff, und letztendlich wird er selber sauber.

Dada Gives a Simple Explanation! (p 144)

Dada gibt eine einfache Erklärung Du hast diesen Dada gefunden, der erklärt. Du wirst niemand anderen finden. Fragender: Dadas Erklärungen sind simpel.

Dadashri: Aber es wird lange dauern, das hier zu verstehen. Fragender: Die ultimativen Worte sind etwas vollkommen anderes!

Dadashri: Die Worte sind die gleichen, aber das hier sind die ultimativen Worte! Dieses wissenschaftliche System und seine Methode kann nicht in nur einen Satz gepackt werden. Und ich sage es euch genau so, wie ich es verstanden habe, so wie ich es sehe, während ich hier sitze. Und ich sage euch das so, dass ihr es verstehen könnt. Und ich sage euch faktisch das, was ich schon gesehen habe. Also versteht ihr diese Punkte sehr gut, aber im Innern bleibt noch mehr, das verstanden werden will, da ist noch sehr viel offen.

A Precious Jewel From the Mine of Knowledge! (p 144)

Ein kostbares Juwel aus der Mine des Wissens Oft kommt ein Aspekt heraus, den es sich zu notieren lohnt. Er mag sehr einfach und leicht erscheinen, aber es lohnt sich, ihn sich zu merken. Das ist der Grund, warum 'wir' auch sagen: "Ein sehr kostbares Juwel ist aus der Edelstein-Mine gekommen."

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Fragender: Ja, Dada, was du gesagt hast, war wundervoll. Alle Verwirrung ist verschwunden. Die Sprache, die gegenwärtig aus dir hervorkommt, bezieht sich nur auf den Aspekt des Aufrechterhaltens totaler Trennung, und es geht um die ultimative Wissenschaft. Dadashri: Ja, die ultimative [Wissenschaft].

Fragender: Der Ort des Egos, seine Herkunft, wie man es trennen kann, die Rolle der Pragnya (die direkte, befreiende Energie des Selbst), und jetzt veranschaulicht Dada es sogar noch weiter. Dadashri: Du hast das verstanden, oder?

Fragender: Ja, Dada, du gibst uns sehr klare Erklärungen. Dada, wenn wir es jetzt nicht verstehen, dann gibt es auf der Welt keinen größeren Dummkopf als uns. Dadashri: Nein. Später werdet ihr gar nicht mehr in der Lage sein, das hier zu finden …

Fragender: Wir werden nicht in der Lage sein, es zu finden. Dadashri: Wenn du dieses Juwel verlierst, wirst du nie mehr in der Lage sein, es in diesem weiten Ozean wiederzufinden … Fragender: Dada, heute hatte ich ständig das Gefühl: "Wie dumm wir alle sind! Wir machen uns tatsächlich gar keine Gedanken darum, unsere eigenen Sachen sauberzumachen. Dada kümmert sich Tag und Nacht darum, uns zu helfen, unsere Sachen sauberzumachen."

Dadashri: Was gibt es dann noch? 'Unser' Wunsch ist, dass jeder Mensch, der etwas für 'uns' getan hat, der 'uns' zum Beispiel Tee serviert hat – dass er [spirituell] von 'uns' profitieren möge.

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[4.1]

Knowledge of the Self - Ignorance of the Self

Wissen des Selbst – Unwissen des Selbst

The Fundamental Difference Between Gnan and Agnan! (p 146)

Der grundlegende Unterschied zwischen Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) Fragender: Was ist der grundlegende Unterschied zwischen dem Wissen des Selbst (Gnan) und dem Unwissen des Selbst (Agnan)?

Dadashri: Unwissen (Agnan) ist auch Wissen, Unwissen ist nichts anderes. Es ist eine Art Dunkelheit. Es ist auch ein Licht (Prakash), aber es ist ein Licht, das die Dinge erleuchtet, die nicht mit dem Selbst verbunden sind. Es ist ein relatives (Vishesh) Erleuchten, ein relatives Licht. Es ist das Licht, das alles äußere [außerhalb des Selbst] zeigt. [Wahres] Wissen, Gnan, hingegen erleuchtet sowohl das Selbst als auch das Nicht-Selbst, es erleuchtet beide. Unwissen, Agnan, erlaubt Dir nicht, zu wissen und zu erfahren, "wer Du wirklich bist". Gnan (Wissen) dagegen lässt Dich dein Selbst erkennen. Das Wissen, dass du gegenwärtig besitzt, ist Wissen als das Nicht-Selbst (Paudgalik Gnan). Es ist definitiv eine Art von Wissen, aber es ist ein Wissen in Form von Unwissen [bezüglich des Selbst]. Deswegen liefert es keine Glückseligkeit und es entsteht keine natürliche Erfahrung als das Selbst (Swabhaavikata). Das weltliche Wissen ist eigentlich relatives Wissen (Prakrutik Gnan). Man nennt es Unwissen (Agnan). Nichtsdestotrotz hat der Lord auch Unwissen (Agnan) als Wissen bezeichnet. Die Menschen der Welt haben Unwissen (Agnan), aber in welchem Kontext steht das? Auf Grundlage des Wissens des Selbst gilt es als Unwissen. Für die Menschen der Welt aber gilt es als Wissen, nicht wahr! "Das ist mein Schwiegervater," gilt wahrhaftig als Wissen! Wird es nicht als solches betrachtet? Es kann so betrachtet werden, aber es ist relatives Wissen, es ist intellektuelles Wissen (Buddhijanya Gnan). Es ist relatives Wissen und weil es nicht nützlich dafür ist, Befreiung zu erlangen, ist es aus dieser Perspektive als Unwissen bezeichnet worden. Ansonsten wird es nicht funktionieren, Menschen zu erzählen, dass das Unwissen ist, nicht wahr! Du bringst all diese Fälle vor Gericht, also kannst du dieses [Wissen] nicht als Unwissen bezeichnen, oder? Selbst der Intellekt (Buddhi) ist im Bereich des Unwissens angesiedelt worden. Das Selbst an sich hat die Form von Wissen (Gnan Swaroop), es ist nichts Imaginäres. Und [wahres] Wissen (Gnan) kann nie zu Unwissen (Agnan) werden, Gnan bleibt Gnan. Fragender: Ein Schleier der Unwissenheit (Avaran) legt sich darüber.

Dadashri: Ja, wenn sich ein Schleier darüber legt, wird es relatives oder weltliches Wissen (Vishesh Gnan). Aber dieses Wissen ist immer noch [relatives] Wissen.

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Deswegen gibt es nur dann Befreiung, wenn ursprüngliches Wissen da ist, das reine Wissen, und das reine Wissen ist an sich das Selbst (Atma), es ist Befreiung an sich, es ist wahrhaftig die natürliche Glückseligkeit des Selbst (Swabhaavik Sukh). Alles weltliche Wissen ist relatives Wissen, auf Grundlage des ursprünglichen Wissens ist es Unwissen (Agnan). Aber die weltlichen Menschen betrachten es als Wissen. Außerdem ist das Unwissen dieses Wissens anders. Wenn man noch nicht einmal dieses weltliche Wissen kennt, dann ist wiederum Unwissen diesbezüglich vorhanden. Fragender: Ja, das ist richtig. Wenn wir das Beispiel der Zubereitung von Kadhee (Joghurtsuppe) nehmen: Wenn jemand nicht weiß, wie man sie macht, dann ist er diesbezüglich unwissend. Dadashri: Das ist als Unwissenheit (Agnan) bezeichnet worden. Im Grunde ist man selbst eigentlich unwissend [in Bezug auf das Selbst], und trotzdem ist es [die Überzeugung "Ich bin Chandubhai"] als Wissen bezeichnet worden. Sieh mal, haben diese Leute irgendeine Ahnung davon, was für unterschiedliche 'Hüte' getragen [Identitäten angenommen] werden? Sie lassen dich den 'Hut' tragen, auf den sie gerade Lust haben! Sag diesen Leuten stattdessen: "Ich will von jetzt an keine 'Hüte' mehr tragen. Ich werde in mein eigenes Dorf [Ort des Selbst] gehen."

Such a Light That no Shadows are Formed! (p 147)

Ein solches Licht, dass keine Schatten gebildet werden Fragender: Dada, diese Bedingung, die du aufgestellt hast: "[Wahres] Wissen (Gnan) kann man nur erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) weggeht."

Dadashri: Ja, [wahres] Wissen (Gnan) kann man nur erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) sich auflöst. Egal, in wieviele Scheiben man Dunkelheit zerschneidet, käme jemals eine Scheibe Licht dabei heraus? Das wird nichts als Dunkelheit ergeben. Die Menschen schneiden immer mehr Scheiben, in der Hoffnung, dass sie irgendwelches Licht finden. So ist das alles – sinnlos. Egal, in wieviele Scheiben man den Zustand des Unwissens (Agnanta) zerschneidet, es kann niemals Wissen (Gnan) darin sein. Außerdem gibt Wissen (Gnan) einem Glückseligkeit, und Unwissen (Agnan) führt zu Unglück. Solange eine Kombination von Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) da ist, solange ist man jemand, der ein weltliches Leben lebt (Sansaari).

Fragender: Ist es auch dann möglich, Wissen (Gnan) zu erlangen, wenn das Unwissen (Agnan) nicht verschwunden ist?

Dadashri: Das ist nicht möglich. Das Licht wird nicht durchdringen, ohne dass die Dunkelheit weggeht. Gnan (Wissen) ist das Licht.

Fragender: Ich gebe dir einfach mal eine Beispiel: Nehmen wir an, wo wir sitzen, ist Licht, und da drüben, uns gegenüber, ist Dunkelheit. Das heißt, Dunkelheit kann bestehen,

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Unwissen kann bestehen. Lass die Unwissenheit dableiben, aber wenn das Wissen des Selbst realisiert wird, dann wird die Auswirkung dieses Unwissens keinen Bestand haben.

Dadashri: Man nennt es Wissen (Gnan), wenn keinerlei Dunkelheit mehr zurückbleibt. Dieses [relative] Licht ist so: Wenn du es auf eine Mango richtest, dann wird es hier einen Schatten werfen. Im ersteren [wahren Licht] dagegen bilden sich keine Schatten. Dieses Licht ist so, dass nichts einen Schatten werfen wird. Mit dem [relativen] Licht kannst du also die Form [des Objektes] zeigen: "Guck mal, da drüben ist Dunkelheit." Mit dem anderen [wahren Licht] ist das nicht so, da bedeutet Licht [einfach nur] Licht.

Who Attains the Knowledge of the Self? (p 147)

Wer erlangt das Wissen des Selbst? Fragender: Dieses Wissen des Selbst, das da realisiert wird, wem geschieht denn das dann? Es passiert ja auf jeden Fall nicht dem Teil, der aus unbelebter Materie (Jada) besteht! Dadashri: Es passiert dem, der Unwissen in Bezug auf das Selbst hat.

Fragender: Aber zusammen mit dem Unwissen ist auch Wissen (Chaitanyata) da. Dadashri: Nein. Es passiert dem, der Unwissen in Bezug auf das Selbst hat. Derjenige, der sagt: "Ich bin unwissend in Bezug auf das Selbst (Agnani)", ist der, der zum Gnani, zum Selbst-Realisierten gemacht wird!

Fragender: Wer muss das Wissen des Selbst nehmen? Dadashri: Derjenige, der vom Weg abgekommen ist, ist der, der das Gnan (Wissen) nehmen muss. Wenn du nach demjenigen suchst, der sich verlaufen hat, wirst ihn auf jeden Fall finden. Wer leidet? Es ist derjenige, der sich verlaufen hat. Es gefällt ihm nicht, zu leiden, also sucht er nach einem Guru [jemandem, der ihn führt]: "Sir, bitte zeigen Sie mir den Weg! Ich will zum Bahnhof. Ich kann den Weg zu meinem Ziel nicht finden." Hast du ihn [den, der sich verlaufen hat] gefunden oder nicht? Hast du ihn nicht gefunden? Fragender: Gibt es in der Wirklichkeit einen Zustand des Unwissens (Agnanta)? Dadashri: In der Wirklichkeit kann es kein Unwissen geben. In der Wirklichkeit gibt es nichts Relatives. Warum musstest du das fragen? Als Wirklichkeit gilt [nur] das, wo es keinerlei Verwirrung gibt.

Fragender: Dieses Gnan (Wissen), das du gibst, wem wird das gegeben? Warum gibst du es demjenigen?

Dadashri: Ja. 'Wir' geben dieses Wissen (Gnan) dem, der sich verirrt hat. ['Wir' zeigen ihm:] "Lieber Freund, geh nicht hier lang, geh dort lang." Wenn er den 'Bahnhof' dann erreicht, dann wird sich das Wissen manifestieren. Er wird in die Realität eintreten. Fragender: Wer hat sich verirrt?

Dadashri: Genau der, der leidet!

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Fragender: Wir sagen, dass das Selbst, das Absolute Selbst (Paramatma) in jedem ist. Würde es denn für das Selbst soetwas wie das Erlangen von Wissen (Gnan) oder Sich-Verirren [überhaupt] geben? Dadashri: Nein. 'Es' [das Selbst] hat keinerlei Bedürfnis. Aber wenn man sagt: "Okay, ich brauche nichts", wenn man das ständig sagt, wenn das für immer so ist, dann braucht man nichts. Aber tatsächlich sagt man schon am nächsten Tag: "Ich habe Sorgen. Ich werde wütend. In mir taucht Gier auf." 'Wir' machen das [Gnan geben] also, um den Unglücklichen aus seiner Misere zu befreien! Ansonsten bist Du eigentlich frei. Aber die Überzeugung "Ich bin unglücklich", ist in dein Verstehen eingesickert. Dieser 'Geist' hat Besitz von Dir ergriffen. Es ist einfach nur ein 'Geist', [und] genau dieser 'Geist' muss ausgetrieben werden. Nehmen wir zum Beispiel an, du hast tagsüber eine Geister-Geschichte gehört oder gelesen, und als du in der Nacht alleine schläfst, hörst du im Nebenzimmer Gläser klirren. Das hat vielleicht eine Maus verursacht, aber die Wirkung "Es muss ein Geist sein" taucht um halb ein Uhr nachts in deinem Verstand auf. Aus Angst untersuchst du das Geräusch nicht einmal näher. Du erleidest die ganze Nacht lang weiter die Wirkung. Als du morgens aufwachst, siehst du als allererstes nach, woher das Geräusch kam, nur um zu entdecken, dass es eine Maus war!

Während dich dieser 'Geist' nur sechs Stunden lang so leiden lässt, lässt dich dieser [andere] 'Geist' des Unwissens, der in dich eingedrungen ist, unendliche Leben lang leiden. Aber wenn er nicht da wäre, dann wärst Du wirklich frei. 'Du' hast keinerlei Gebundenheit, aber Du solltest solch eine Wirkung spüren. Solch eine Erfahrung sollte bei Dir entstehen.

Und alles, was dir diese Heiligen zeigen, welche Anweisung erteilen sie dir? "Halte dein Ohrläppchen so [berühre das linke Ohrläppchen mit der rechten Hand und umgekehrt]!" [Selbst, wenn du sagst:] "He, Sir, ich werde müde. Meine Arme tun mir weh! Warum lässt du mich meine Ohrläppchen nicht auf die einfache Weise halten [rechtes Ohrläppchen mit der rechten Hand]?" Aber sie machen es dir nicht leicht, weil sie selber an der falschen Methode festhalten. Ich dagegen habe es einfach gehalten, also kann ich sie euch auf die einfache Weise halten lassen. Das liegt daran, dass ich rede, nachdem ich es gesehen habe. Die weltlichen Heiligen reden, nachdem sie es von einem niedrigeren Standpunkt aus analysiert haben, ich dagegen spreche von einem höheren Level, ohne zu analysieren und mit geschlossenen Augen. Das ist so, weil alles in meine Erfahrung gelangt ist, und ich habe den Gipfel erklommen. Ich spreche dies aus, nachdem ich bis zum höchsten Punkt aufgestiegen bin, diese Leute hingegen beschreiben alles, während sie noch am Fuße des Berges sind. Das ist der Grund, warum sie die Menschen [bisher] dazu gebracht haben, all die Prügel einzustecken.

Wenn sie einen echten [erfahrenen] Guide (Führer, Wegbegleiter) getroffen hätten, dann würde dieser gegenwärtige Zustand [Misstand] definitiv nicht existieren, nicht wahr! Sie haben die Menschen dazu gebracht, zu chanten (Japa), sie haben sie Buße (Tapa) tun lassen. He, Sterbliche! Warum habt ihr die Menschen alle diese Felder beackern [Karma binden] lassen? Weil die Felder 'gepflügt' worden sind, gibt es eine Strafe, ihr müsst wieder zurückkommen und euch 'um sie kümmern' (sie wissen und sehen)! Außerdem müsst ihr 'nach Hause gehen und essen' [die Früchte des aufgeladenen Karmas ernten], und dann müsst

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ihr wieder 'die Saat säen' [von Neuem aufladen]. Es gibt nichts als von außen herbeigeführte Probleme (Upadhi), Probleme und Probleme! Das Selbst ist so, dass es frei von mentalen Problemen (Aadhi), körperlichem Leiden (Vyadhi) und von außen hervorgerufenen Problemen ist. Seine wahre Form ist die der unendlichen Glückseligkeit (Samadhi)!

Who is The Self in all This? (p 149)

Wo ist bei all dem das Selbst? Man ist durch sein eigenes Unwissen gebunden. Man (das Selbst) kann durch sein eigenes Wissen frei werden. Das [ursprüngliche] Selbst hat tatsächlich Gnan (Wissen), aber wenn 'der hier' (das selbst) Gnan (Wissen) erlangt, dann werden beide getrennt.

Fragender: Also gibst du 'dem hier' Gnan? Dadashri: Ja, wem denn sonst? Dieser andere [das Selbst] ist tatsächlich schon heute ein Gnani! Fragender: Bedeutet das, dass die Schleier der Unwissenheit weggehen?

Dadashri: Die Schleier der Unwissenheit gehen weg, das ist alles. Während sich diese Schleier auflösen, manifestiert (Vyakt) sich das [ursprüngliche] Selbst. Das, was man nicht ausdrücken kann (Avyakt), manifestiert sich. Fragender: Wer wird denn dann der Gnani, wenn du Gnan gibst?

Dadashri: Derjenige, der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst hat, wird zum Gnani. Das [ursprüngliche] Selbst ist faktisch ein Gnani.

Fragender: Wer hat Unwissenheit in Bezug auf das Selbst? Dadashri: Das 'Ich' und das 'Meins'. Der Gebundene, der sagt: "Ich habe Schmerzen", der hat Unwissen in Bezug auf das Selbst. Fragender: Mit anderen Worten kann man also sagen, dass das unreine selbst (Ashuddha Chetan) zum reinen Selbst (Chetan) transformiert wird? Dadashri: Ja, 'wir' bereinigen das unreine selbst. Das unreine selbst, das da ist, ist tatsächlich nicht das ursprüngliche Selbst (Muda Chetan), es ist das energetisierte selbst (Power Chetan). Deshalb machen 'wir' es rein. Wenn es vollkommen rein wird, dann werden beide [das Element Selbst und das Element unbelebte Materie] getrennt.

Fragender: Verstärkt sich die Kraft des energetisierten selbst weiter, wenn wir sagen: "Ich bin Reine Seele"?

Dadashri: Nein, die Kraft, die falsch war, wird richtig. Die Kraft des Unwissens hat einen die falschen Sachen machen lassen. Das ist jetzt korrigiert worden.

Fragender: Wer hat die falsche Kraft?

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Dadashri: Das Ego. Wenn jemand nicht Selbst-realisiert ist (Agnani), wird er schließlich alles falsch machen. Und wenn 'wir' ihm Gnan geben, dann wird er es richtig stellen, selbst wenn jemand anders etwas Falsches gemacht hat. Weil sein Verstehen richtiggestellt wurde.

How Can the Ego be Dissolved? (p 149)

Wie kann das Ego aufgelöst werden? Fragender: Warum benimmt man sich im Verhalten wie ein Unwissender, obwohl das Selbst die Verkörperung Absoluten Wissens (Keval Gnan Swaroop) ist?

Dadashri: Das Verhalten ist durch den Einfluss der Gesellschaft (Loksangnya) so. Weil man sich nicht darüber gewahr ist, wo das Glück liegt, glaubt man, es läge in weltlichen Dingen, die im Außen sind. Deswegen ist Unwissen entstanden. Und wenn man erfährt, dass das Glück tatsächlich im Selbst liegt und man es nicht im Außen sucht, dann taucht das Wissen (Gnan) auf. Als Folge dessen hört man auf, es im Außen zu suchen. Es gibt grenzenlose Glückseligkeit in der eigenen einem innewohnenden Natur als das Selbst. Das Glück im Außen dagegen ist nur imaginär. Es ist da, wenn du dir vorstellst, dass es da ist, ansonsten ist es nicht da.

Fragender: Wo hat das Selbst den Fehler gemacht, wo man doch die Form Absoluten Wissens hat?

Dadashri: Nein, das Selbst hat keinen Fehler gemacht. Es hat tatsächlich die Form Absoluten Wissens. Es ist bloß so, dass auf wissenschaftliche Weise das Ego entstanden ist. Das Selbst ist im Innern tatsächlich präsent. Im Innern hat es tatsächlich die Form Absoluten Wissens. Weder verdirbt es, noch verbessert es sich. Es geschehen keine Veränderungen darin. Genau wie bei Leuten, die 'in Anwesenheit der Sonne' arbeiten, läuft die Arbeit im Innern auf die gleiche Weise ab. Es liegt an der Anwesenheit des Selbst, dass das alles funktioniert. Wenn sich jetzt bei Dir das Ego vollständig auflöst, wenn es zu Ende geht, dann wird dieses Selbst wieder frei. Fragender: Wie kann das Ego aufgelöst werden?

Dadashri: Wenn du hierher zu mir kommst, dann werde ich es innerhalb von zwei Stunden für dich auflösen. Ich habe es schon bei vielen Menschen aufgelöst.

Who Gives Rise to Ignorance? (p 150)

Wer lässt Unwissen entstehen? Fragender: Wenn die Welt aus Unwissenheit entstanden ist, wer veranlasst dann das Unwissen zu entstehen?

Dadashri: Umstände (Saiyog). Fragender: Und wer inspiriert das Wissen dazu, zu entstehen?

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Dadashri: Es gibt keine Macht der Welt, die das Wissen dazu inspiriert zu entstehen. Alles passiert durch Umstände. Umstände lassen Unwissen entstehen. Umstände lassen Wissen entstehen. Es sind allein die sich bedingenden Umstände.

The Foundation of the World! (p 151) Das Fundament der Welt

Fragender: Ist die Welt aus Unwissen entstanden?

Dadashri: Ja, aus Unwissen, und zwar aus Unwissen bezüglich der eigenen wahren Form als das Selbst. Das Wissen über das Selbst wird zu relativem Wissen (Vishesh Gnan, "Ich bin Chandubhai"), das an sich bezeichnet man als Unwissenheit bezüglich des Selbst (Agnan).

Fragender: Ich bitte hier um etwas Klarheit. Ein 'Fundament' ist das, aus dem etwas stammt, das, worin es ruhig bleibt und das, worin es danach zu Ende geht. Kannst du auf der Grundlage dieser Definition bitte das Fundament der Welt erklären? Dadashri: Woraus ist das alles entstanden? Es ist also aus dem weltlich interagierenden selbst (Vibhaavik Atma) entstanden, aus dem dem aufladenden relativen selbst (Pratishthit Atma, demjenigen mit der falschen Überzeugung 'Ich bin Chandubhai'), und dann geht es darin zu Ende, und dann entsteht es erneut daraus und geht darin zu Ende. Das ursprüngliche Selbst hat damit nichts zu tun. Es ist einfach so, dass eine neue, relative Sicht (Vibhaavik Drashti) im Selbst entstanden ist. Das bedeutet, dass sich die Überzeugung verändert hat. Sonst hat sich nichts verändert. Weder das Wissen (Gnan) noch das Verhalten (Charitra) hat sich verändert. Das Verhalten als das Selbst [Wissen und Sehen] verändert sich nicht einmal für einen Moment. Sogar, wenn jemand in eine Lebensform in der Hölle eintritt, bleibt das Selbst in seinem eigenen Verhalten, und das aufgeladene relative selbst (Pratishthit Atma) ist in seinem Verhalten als Lebensform in der Hölle. Aufgeladenes relatives selbst (Pratishthit Atma) ist das, worin das Leben der falschen Überzeugung "Ich bin Chandubhai" eingeflößt wurde (Pratishtha). Flößen 'wir' nicht der Götterfigur [Statue] Leben ein? Diese Zeremonie des Einflößens von Leben trägt dann Früchte [Wirkung]. Das nennt man Präzision. Obwohl Unwissenheit über die wahre eigene Form als das Selbst da ist, heißt das nicht, dass sich in der wahren Form irgendetwas verändert hat. Deine 'Ich-heit' (Hupanu) hat sich verändert. Ob sie sich nun durch den Druck von etwas verändert hat oder auf irgendeine andere Weise, aber sie hat sich auf jeden Fall verändert. Wenn diese 'Ich-heit' also wieder an ihrem ursprünglichen Ort etabliert wird, dann ist die Arbeit getan. Da ist nichts dran. 'Deine' Existenz (Astitva) ist tatsächlich da, aber Du hast das Gewahrsein 'Wer bin ich' (Vastutva) nicht mehr. Wenn Du also dieses Gewahrsein wiedergewinnst, dann bist Du tatsächlich diese Form an sich. Wenn das Selbst (Atma) wieder repariert werden müsste, dann würde das bei niemandem passieren. Diese Menschen dagegen glauben tatsächlich: "Lass es uns reparieren. Wenn wir es ruhig machen, dann wird seine Ruhelosigkeit verschwinden." Sie sind in lauter solchen Einmischungen versunken.

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Science is the Origin of The Two: Knowledge and Ignorance! (p 151)

Wissenschaft ist der Ursprung von beidem: Wissen und Unwissen Fragender: Was ist denn der Ursprung von beidem, von Wissen und Unwissen? Dadashri: Der Ursprung von beidem ist Wissenschaft (Vignan). Aus dem ursprünglichen Selbst, dem Selbst, das an sich Wissenschaft ist (Vignanmay), sind beides, das Wissen und das Unwissen, die Sonne und der Schatten hervorgegangen. In dem Moment, wo es mit den sich bedingenden Umständen zusammengetroffen ist, sind Wut, Stolz, Täuschung und Gier entstanden. Daraus haben Wut und Stolz das 'Ich' (Hu) entstehen lassen, und Gier und Täuschung haben 'meins' (Maru) entstehen lassen. Fragender: Ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst entstanden, weil die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden sind? Dadashri: Die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) selbst sind das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Wenn sie nicht da wären, dann wäre nichts da. Sie sind entstanden, als beides [Selbst und unbelebte Materie] zusammengekommen ist.

Fragender: Wie sind aus der Wissenschaft Wissen und Unwissen entstanden? Dadashri: Wissenschaft bedeutet hier: das Selbst. Die sechs ewigen Elemente sind zusammengetroffen; das Selbst ist eines dieser Elemente. Diese sechs Elemente bewegen und verändern sich, sie rotieren ständig. Dadurch, dass die Elemente einander auf diese rotierende Weise nahe kommen, sind all diese zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden.

Dadurch, dass die sechs ewigen Elemente zusammengekommen sind, sind also die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden, und das weltliche Leben ist durch die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) entstanden. In dem Moment, wo die sechs ewigen Elemente sich trennen, lösen sich die zusätzlichen Eigenschaften Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Vyatirek Gunas) auf und so löst sich alles auf.

The Birth of the Ego! (p 151)

Die Geburt des Ego Fragender: Aber wenn das Ego nicht da wäre, wie würde dann eine Suche nach dem Selbst stattfinden? Da muss es doch irgendeinen Zusammenhang geben, oder? Dadashri: Ob es existieren würde oder nicht, es ist tatsächlich die dem Zustand des Unwissens (Agnanta) innewohnende Natur. Ohne Unwissen würde das Ego definitiv nicht existieren. Solange Unwissen da war, hatte auch 'wir' ein Ego.

Fragender: Wo ist das Ego hergekommen, und wem ist das passiert?

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Dadashri: Vergiss das alles – wo es hergekommen ist und wann. Derjenige der das erleidet, das ist genau das Ego.

Fragender: Zu wem ist das Ego gekommen? Dadashri: Zu dem, der den Mangel an Verstehen (Ansamjan) hat. Das Ego ist im Unwissen entstanden. Fragender: Wessen Unwissen ist es?

Dadashri: Es gibt zwei Dinge, Wissen und Unwissen. Wissen heißt Selbst und Unwissen heißt Nicht-Selbst. Das Ego ist darin entstanden, im Unwissen. Die Geburt des Ego hat das also alles entstehen lassen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht lang sind Sorgen und von außen hervorgerufene Probleme da. Auch wenn einem das weltliche Leben nicht gefällt, muss man darin trotzdem darin leben. Wo kann man hingehen? Wo kann man sonst hingehen? Man muss genau dort bleiben. Das heißt, dass auf dem Bett liegen bleiben muss, auch wenn man nicht einschlafen kann, nicht wahr?

Fragender: Von wo aus ist das Ego entstanden? Dadashri: Das Ego ist aus dem Unwissen selbst entstanden. Unwissen und Wissen sind zwei verschiedene Dinge. Nehmen wir an, ein bekannter Geschäftsmann ist hierher gekommen. Normalerweise ist er sehr redegewandt, aber wenn jemand ihm 225 ml Weinbrand zu trinken gibt, wie wird er dann reden? Fragender: Weil der Umstand des Weinbrands aufgetreten ist, ist auch seine Sprache 'kurvig' geworden. Dadashri: Nein, es liegt daran, dass diese Umstände zusammengekommen sind, dass das alles entstanden ist. Die wahre Form als das Wissen ist mit einem Umstand zusammengetroffen, der wiederum Illusion (Bhranti) hervorgerufen hat. Genau wie dieser Geschäftsmann behauptet man: "Ich bin der Maharaja Vijayshriji. Ich bin dies, ich bin das …" So redet man, oder?

Fragender: Und Dada, von woher ist das Wissen aufgetaucht? Dadashri: Wissen kann nicht anfangen zu existieren, nicht wahr! Wissen ist tatsächlich ein ewiges Element. Unwissen ist durch äußere Umstände wie das Trinken des Alkohols entstanden, durch einen Umstand. Wenn also Freiheit von all diesen Umständen da ist, dann kann man vollkommen frei werden. Fragender: Die innere Absicht, die man macht, ist also ein Umstand des Unwissens, dem man begegnet, oder? Dadashri: Hier geht es nicht um eine innere Absicht. Es ist auch kein Umstand des Unwissens, dem man begegnet. Man begegnet anderen Umständen. Er hat den Alkohol getrunken, oder? Unwissenheit ist wahrlich das Ego.

Fragender: Im Grunde ist das Selbst Licht, es ist voll unendlicher Energie. Wie entsteht denn dann das Ego darin?

Dadashri: Es entsteht nicht darin, oder? Unwissen an sich ist das Ego.

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Fragender: Was ist das Problem, wenn ein Schleier des Unwissens (Avaran) darüber fällt? 'Es' weiß ja, dass es Licht ist, oder?

Dadashri: Das bringt gar nichts, was hat das Ego davon? Das Ego kann solange sagen "Das ist Zucker", bis es die Süße schmeckt. Deswegen muss das Ego ein für allemal aufgelöst werden. Das Selbst ist tatsächlich bereits etabliert.

Knowledge Illuminates the Self and the non-Self! (p 152)

Wissen erhellt das Selbst und das Nicht-Selbst Fragender: 'Du' hast das Selbst erfahren, du hast das Wissen des Selbst erlangt, und jetzt gibst du anderen das Wissen des Selbst. Das liegt daran, dass Dada selbst ein Atmagnani, ein Selbst-Realisierter ist! Betrachtest du andere als unwissend oder wissend in Bezug auf das Selbst, wenn du ihnen das Wissen des Selbst gibst?

Dadashri: Ich gebe es ihnen und betrachte sie als unwissend in Bezug auf das Selbst. Fragender: [Aber] das Selbst durchdringt alles (Vyaapak), es hat eine Form.

Dadashri: Nein, 'wir' sehen tatsächlich das Selbst [in anderen], und 'wir' sehen auch des Selbst in demjenigen, der in Bezug auf das Selbst unwissend ist. 'Wir' sehen sie beide als getrennt. Derjenige, der das Brennen von Wut, Stolz, Täuschung und Gier hat, ist der mit Unwissen in Bezug auf das Selbst, und denjenigen, der kein solches Brennen hat, nennt man Gnani. Fragender: Das heißt, dass das erwachte Gewahrsein (Jagruti) auch das Wissen des Unwissens 'weiß'. Also, wird der Gnani der Sehende (Drashta) von beidem, dem Wissen des Unwissens (Agnan) und dem Wissen des Wissens des Selbst (Gnan)?

Dadashri: Von beidem. Der Gnani weiß beides. Er ist der, der das Selbst und das Nicht-Selbst erleuchtet, Swa-Par Prakashak. Swa heißt, dass man das Wissen des Selbst 'weiß', und Par bedeutet, dass man das Unwissen in Bezug auf das Selbst 'weiß', man ist selber Swa-Par Prakashak. Es gibt also kein Defizit mehr. Derjenige dagegen, der in Bezug auf das Selbst unwissend ist, erleuchtet nur das Nicht-Selbst (Par), er erleuchtet nicht das Selbst (Swa).

Knowledge is Natural and Spontaneous, It is not Thought Through! (p 153)

Wissen ist natürlich und spontan, es ist nicht durchdacht! Indem man etwas durchdenkt; alles, was man tut (Karma), nachdem man es gründlich durchdacht hat, das alles lässt Unwissen entstehen. Und das, was man durch einen Zustand tut, in dem es keine Einmischung in die Gedanken (Nirvichaar) gibt, lässt Wissen entstehen. Das ist natürlich und spontan (Sahaj)! Das, was sich ausdrückt, nachdem man es durchdacht hat, gilt nicht als Wissen. Das, was durchdacht worden ist, gilt in Wirklichkeit als lebloses Wissen, und das, was natürlich und spontan ist, gilt als Wissenschaft (Vignan). Es ist

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lebendig (Chetan), es ist aktiv (Karyakari, in der Lage, die Arbeit des Selbst zu machen). Das, was durchdacht worden ist, wird dagegen als Unwissen betrachtet, man kann es nicht Wissen nennen, und es liefert nicht von alleine Ergebnisse (Kriyakari), es ist nicht wirksam Dann sagt man: "Ich weiß es, aber ich bin nicht in der Lage, es zu tun. Ich weiß es, aber ich bin nicht in der Lage, es zu tun." Man sagt das von sich aus immer weiter auf. Hast du je jemanden so reden hören?

Fragender: Viele Leute reden so. Dadashri: Alle reden so, sie sagen genau das. Das, was 'gewusst' worden ist, sollte unweigerlich Ergebnisse liefern, und wenn es das nicht tut, dann verstehe, dass es überhaupt nicht gewusst worden ist. Und Wissen, das durchdacht worden ist, kann man nicht als [lebendiges] Wissen bezeichnen. Es kann als unbelebtes Wissen (Jada Gnan) bezeichnet werden. Das, was aus Gedanken entsteht, die unbelebt (Jada) sind, ist faktisch selber unbelebt. Die Gedanken sind selber unbelebt.

Fragender: Was ist die Ursache für das Wissen, das entsteht oder auf natürliche und spontane Weise geschieht?

Dadashri: Damit das passiert, muss der karmische Bestand, den man in den letzten Leben aufgefüllt hat, mit Verstehen gebunden worden sein. Dann taucht es auf natürliche und spontane Weise auf. Es ist mit Verstehen und mit Wissen aufgefüllt worden. Das, was gewusst wird, indem es durchdacht wird, ist nicht nützlich. Wenn es jedoch mit Verstehen aufgefüllt worden ist, dann wird es hilfreich sein. Fragender: Wenn es also mit Verstehen aufgefüllt worden ist, dann wird es sich natürlich und spontan ausdrücken. Dadashri: Man kann es nur dann als Wissenschaft (Vignan) betrachten, wenn es sich auf natürliche und spontane Weise ausdrückt, sonst kann man es gar nicht Wissenschaft nennen.

It is Necessary to Realize ‘I am Bound’! (p 154) Es ist notwendig zu erkennen: "Ich bin gebunden"

Man ist sich immer noch nicht dessen gewahr, dass man in Gebundenheit geraten ist. Wenn jemand erkennt: "Ich bin gebunden", dann wisse, dass diese Person ein höheres Verständnis besitzt. Von dem Moment an, wo sie erkennt: "Ich bin in Gebundenheit geraten", beginnt sie, die Befreiung wertzuschätzen, das würde sie sonst nicht tun! Aber in diesem Fall ist sie weder gebunden, noch ist sie frei geworden.

Weder beim einen noch beim anderen ist etwas Lohnenswertes gewonnen worden. Weder sieht das weltliche Leben gut aus – es gibt endlos viele mentale, körperliche und von außen hervorgerufene Probleme im weltlichen Leben – noch ist über den Weg zur Befreiung gesprochen worden!

Ganz abgesehen vom [Realisieren] des Wissens des Selbst – wenn es indessen auch nur eine Person in Indien gibt, die das relative Wissen (Agnan) in Gänze kennt, dann bin ich bereit, sie

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zu treffen. Bisher hat noch nicht einmal jemand das Unwissen (Agnan) komplett verstanden, denn derjenige, der Unwissen (Agnan) in Gänze versteht, wird definitiv das Wissen des Selbst verstehen, das sich auf der entgegengesetzten Seite befindet. Wenn man versteht, was Weizen ist, dann kann man Steinchen erkennen, oder wenn man weiß, was Steinchent sind, dann wird man Weizen erkennen20. Man muss nicht lernen, beides zu erkennen, man muss nur eins [von beidem] verstehen.

Wissen als das Nicht-Selbst (Paudgalik Gnan, relatives Wissen) nennt man Unwissen (Agnan), und Wissen als das Selbst (Atmagnan) nennt man wahres Wissen, Gnan. Wenn man nicht das gesamte Wissen des Nicht-Selbst (Pudgal) hat, dann wird das Wissen des Selbst nicht auftauchen, weil man unachtsam sein und getäuscht werden kann. Um beide rein zu machen, brauchst du also das Wissen von beiden. Das Selbst alleine kann nicht rein werden. Wenn man das Wissen des Nicht-Selbst nicht hat, dann kann das Wissen des Selbst gewissermaßen verfälscht werden.

Fragender: Was auch immer für eine Ursache uns in diese Welt gebracht hat, wird uns die gleiche Ursache nicht zur Befreiung bringen?

Dadashri: Nein. Die Ursache, die dich in die Welt gebracht hat, war anders. Diese Ursache ist anders. Die Ursache, die dich in diese Welt gebracht hat, war das Unwissen in Bezug auf das Selbst, und das Wissen des Selbst wird dich zur Befreiung bringen. Durch Unwissen bist du in Richtung Welt gegangen, und mit dem Wissen des Selbst gehst du jetzt in die andere Richtung, das heißt, in Richtung Befreiung. Je nachdem, wie weit du also mit dem Unwissen in Bezug auf das Selbst gegangen warst, entsprechend weit musst du dich umdrehen und zurückkommen. Du hättest dich nicht umdrehen müssen, wenn du nicht in diese Richtung gegangen wärst. Zudem: An welchen Schlupfwinkeln und Verstecken du auch immer vorbeigekommen bist, die wirst du alle auf deinem Rückweg wieder aufsuchen müssen. Diese Welt ist also durch Unwissen entstanden, Unwissen über die wahre eigene Form als das Selbst. Man hat vergessen: "Wer bin ich?" Man hat das Gewahrsein darüber verloren. Von dem Moment, wo 'wir' Dich jetzt dessen gewahr machen, wer Du wirklich bist, schreitet die Trennung weiter fort.

The True Form of Maya! (p 154) Die wahre Form der Illusion (Maya)

Fragender: Was ist Illusion (Maya)?

Dadashri: Illusion (Maya) bedeutet, die wahre Form einer Sache nicht so zu sehen, wie sie ist, sie in einer völlig anderen Form zu sehen.Sie lässt Dich orientierungslos werden. Man kann in einem Satz sagen, dass Illusion (Maya) das Unwissen in Bezug auf den Zustand des Selbst (Nijswaroop) ist. Durch das Unwissen in Bezug auf das Selbst wird diese ganze Illusion (Maya) gesehen. Weil Unwissen in Bezug auf die eigene Form als das Selbst da ist, ist diese Illusion (Maya) entstanden. In dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das 20 Beim Verlesen des Weizens, bevor man ihn zum Kochen verwendet

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Selbst verschwindet, wird die Illusion (Maya) verschwinden. Etwas in einer anderen als in seiner wahren Form zu sehen, wird deshalb als Illusion (Maya) bezeichnet. Dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist in seiner wahren Form nicht so. In seiner wahren Form ist dieser Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sehr schön und wunderbar, aber er wird in einer anderen Form gesehen. Die Illusion (Maya) ist nicht sichtbar (Darshaniya), sie ist eine illusionäre Auswirkung (Bhaasyamaan Parinaam). Illusion (Maya) bedeutet: Unwissen in Bezug auf das Selbst, nichts anderes.

Fragender: Die Illusion (Maya) wird allein durch das Unwissen über das Selbst verursacht, oder? Dadashri: Die Illusion (Maya) bleibt durch das Unwissen in Bezug auf das Selbst bestehen. Deswegen ist die Illusion (Maya) keine besondere Sache, das Unwissen in Bezug auf das Selbst ist das Wesentliche. Ihre Basis ist das Unwissen des Selbst. Die Basis der gesamten Welt ist tatsächlich Unwissen in Bezug auf das Selbst. Fragender: Kann Egoismus als Basis der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst betrachtet werden? Dadashri: Nein, Egoismus nicht, die Basis ist wahrlich das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Die Hauptursache ist definitiv das Unwissen des Selbst. Egal, wieviel Ego da ist, das ist kein Problem, aber in dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, verschwindet alles. Fragender: Du sagtest, dass Illusion (Maya) nicht sichtbar ist und dass sie illusionär ist, was bedeutet das? Dadashri: Illusionär heißt, dass sie nur so erscheint, das ist alles. Sie ist nicht wirklich wahrnehmbar. Fragender: Was meinst du damit: "Sie ist nicht wahrnehmbar"?

Dadashri: Sie ist nicht wirklich sichtbar. Man hat einfach das Gefühl, dass man sie sehen kann, sie erscheint einem so, das ist alles!

Fragender: All diese Nicht-Selbst-Komplexe (Pudgal) sind sichtbar, sind sie nicht Illusion (Maya)?

Dadashri: Illusion (Maya) ist etwas anderes. Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) und Illusion (Maya) haben nichts miteinander zu tun. Illusion (Maya) ist eigentlich eine Art Glauben. Die Menschen haben einen Glauben [eine Überzeugung]etabliert, deswegen erscheint es so: "Das ist Gottes Schöpfung (Maya)." Gott erschafft jedoch nichts. Es ist einfach Unwissen in Bezug auf das Selbst, das ist alles! Die Menschen haben wirklich über so grandiose Formen von Illusion (Maya) geschrieben! Darüber ist so viel geschrieben worden. Diese Illusion (Maya) hat die Menschen in der Tat sehr viel aufwendige Anstrengung unternehmen lassen! Illusion (Maya) ist sehr anziehend, aber was ist ihre Grundursache? Unwissenheit in Bezug auf das Selbst. In dem Moment, wo das Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, verschwindet alles!

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Die Hauptsache ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Das ist in der Tat Illusion (Maya), und sobald dieses Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet, kann man sie als das sehen, was sie ist. Das ist alles, aufgrund von Unwissen in Bezug auf das Selbst sieht man [Dinge als] den Tatsachen entgegengesetzt.

The Exact Form of Ignorance of the Self! (p 155)

Die genaue Form des Unwissens über das Selbst Fragender: Was ist die wahre Form des Unwissens über das Selbst und woher kommt sie?

Dadashri: Du bist Chandubhai genannt worden, und noch dazu hast du es geglaubt. Es ist nichts Falsches an dem Namen Chandubhai. Chandubhai ist ein Werkzeug zur Erkennung, aber du hast ihn für wahr gehalten, und das ist das Unwissen in Bezug auf das Selbst. Das betrachtet man als falsche Überzeugung. Dann: "Ich bin der Vater dieses Jungen", "Ich bin der Onkel mütterlicherseits dieser Person", "Ich bin der Onkel väterlicherseits dieser Person", "Von dieser hier bin ich der Großvater" – stell dir nur vor, wieviele solcher falscher Überzeugungen man etabliert hat? Nun, diese falschen Überzeugungen sind durch und durch die eigentliche Form des Unwissens des Selbst. Wir sind in falschen Überzeugungen versunken. Was brauchen wir? Diese falschen Überzeugungen sind zur Ursache von Elend geworden, deswegen suchen wir nach Glück. Das liegt daran, dass unsere wahre Form [die des Selbst] im Grunde Glückseligkeit ist. Wenn wir also in unsere wahre Form [als das Selbst] kommen, entsteht wieder Glückseligkeit. Falsche Überzeugung bedeutet, dass Du [als das Selbst] von Deinem Weg abgekommen bist. Deswegen zerstören 'wir' deine falsche Überzeugung und etablieren die richtige Überzeugung. Die richtige Überzeugung nennt man Samyak Darshan. Und durch die richtige Überzeugung (Samyak Darshan, das richtige Verstehen), das richtige Wissen (Samyak Gnan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra) geschieht Befreiung. Samyak Darshan bedeutet, dass 'wir' die falsche Sicht korrigieren, 'wir' stellen sie für dich wieder richtig, 'wir' ändern deine Sicht. Verstehst du die wahre Form des Unwissens des Selbst jetzt richtig? Fragender: Ja.

Dadashri: Also, ihr direkt entgegengesetzt ist die wahre Form des Wissens des Selbst. So, wie Norden und Süden entgegengesetzte Pole sind, genau so befindet sich auf der ihm [der wahren Form des Unwissens des Selbst] entgegengesetzten Seite dies: die wahre Form des Wissens des Selbst.

"Du bist Chandubhai" ,– weißt du das eigentlich von dir aus? Fragender: Jemand hat mir das gesagt.

Dadashri: Nein, aber was nützt Wissen, das dir mit Worten vermittelt wurde – Wissen muss verstanden und erfahren werden.

Fragender: Dada, aber alles, was mir erzählt worden ist, war doch die Wahrheit, oder!

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Dadashri: Dieser Zustand ist so, weil du an ihn glaubst! Die Welt existiert durch dieses mit Worten vermittelte Wissen, mit erfahrbarem Wissen dagegen kann man Befreiung erlangen.

Fragender: Betrachtet man nur erfahrbares Wissen als Wissen? Dadashri: Das ist es. Zu wissen und zu erfahren, wer wir wirklich sind, dass wir Reine Seele sind, das ist [wahres] Wissen. Fragender: Gilt alles andere als mit Worten vermittelt?

Dadashri: Mit Worten vermitteltes Wissen. Woher hast du erfahren, dass dein Name Chandubhai ist? Wie hast du diese Verbindung hergestellt? Man sagt wahrscheinlich: "Meine Tante hat mir diesen Namen gegeben." Das ist alles. Man weiß nur so viel, deswegen ist es mit Worten vermitteltes Wissen. Fragender: Und das andere ist erfahrenes Wissen.

Dadashri: Erfahrenes Wissen bringt einen zur Befreiung, und das mit Worten vermittelte Wissen lässt einen im weltlichen Leben umherwandern.

Support is Given to Ignorance of the Self… (p 156)

Die Unwissenheit bezüglich des Selbst wird unterstützt … In Wirklichkeit ist man tatsächlich hilflos [ohne Unterstützung], und trotzdem gibt man Unterstützung. Man selber gibt die Unterstützung. Man wird zum Abhängigen, und man selber unterstützt die Unwissenheit des Selbst [indem man sagt]: "Ich bin tatsächlich Chandulal, hast du mich nicht erkannt?" He, Sterblicher, warum unterstützt du das! Das ist tatsächlich Unwissen! Man gibt dem weiter Unterstützung. Und weil wir dieses Wissen des Selbst bekommen haben, ist da keine Unterstützung mehr, deswegen geht es [das Unwissen] zu Ende.

Durch die Unterstützung, die sie erhalten hat, existiert die Welt weiter. Man selber gibt ihr die Unterstützung. Wenn die Unterstützung nicht gegeben würde, dann würde die Welt zusammenbrechen. Nachdem man das Wissen des Selbst erlangt hat, ist die Ich-heit (Hupanu) im Ich (Hu, Reine Seele) etabliert worden. Das heißt, dass das Unwissen keine Unterstützung mehr hat, seine Unterstützung ist weggegangen, deswegen kollabiert es. Durch die Unterstützung besteht all dies fort. Das Unwissen, das keine Unterstützung mehr bekommt, ist mit "Ich bin Chandubhai" von uns unterstützt worden, "Ich bin ein Shah21", "Ich bin ein Jain", "Ich bin dies", "Ich bin das", "Ich bin siebzig Jahre alt", "Ich bin sechzig Jahre alt", "Ich bin fünfzig Jahre alt"; alles, sogar das Alter wird als 'meins' betrachtet. Das war die Unterstützung, die wir gegeben haben. Diese gesamte Unterstützung ist automatisch kollabiert, nachdem die Unterstützung weg ist. Wir haben das Unwissen und eine komplette Illusion aufrechtererhalten, indem wir sie 21 Nachname

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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unterstützt haben. Als ich euch das Wissen des Selbst gab, habe ich euch gesagt: "Lasst die Unterstützung los." Nachdem man die Unterstützung weg ist, wird alles kollabieren.

Fragender: Danach ist die einzige Unterstützung, die noch bleibt, die des Selbst, richtig? Dadashri: Nein. Danach bleibt nur man Selbst (Potey, das Selbst) übrig. 'Wir' [das Selbst] bleiben nicht länger ein Unterstützer von irgendetwas. Vorher [vor dem Gnan] existierte die Illusion (Bhranti), weil wir der Unterstützer waren. Jetzt ist derjenige, der die Unterstützung gegeben hat, weg. In dem Moment, wo das alles nicht mehr unterstützt wurde, ist es schnell zusammengebrochen! Das bedeutet, dass die Unwissenheit zusammengebrochen ist, als die Unterstützung wegging. Was also jetzt bleibt, ist ausschließlich Licht (Prakash), und das ist auch noch so, dass es sowohl das Selbst als auch das Nicht-Selbst (Swa-Par) erleuchtet. Es erleuchtet nicht nur Dich [das Selbst], sondern es erleuchtet auch all das, was mit Chandubhai passiert. Das Licht des Wissens (Gnan Prakash) erleuchtet sowohl das Nicht-Selbst als auch das eigene Selbst! Gelobt sei die Wissenschaft der Befreiung (Vitaraag Vignan)!

There is a Difference Between Illusion and Ignorance of the Self! (p 157)

Es gibt einen Unterschied zwischen der Illusion und dem Unwissen bezüglich des Selbst Fragender: Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen Illusion (Bhranti) und dem Unwissen in Bezug auf das Selbst (Agnan)? Dadashri: Es gibt einen großen Unterschied zwischen Illusion und Unwissen.

Fragender: Was betrachtet man als Illusion? Was betrachtet man als Unwissen? Dadashri: Das, was aus der Unwissenheit geboren wird, nennt man Illusion. Viele Dinge werden aus dem Unwissen geboren. Einer der Keime, die daraus hervorsprießen, ist der der Illusion.

Fragender: Kannst du das bitte anhand eines Beispiels erklären? Dadashri: Diejenigen, die das Gnan (Wissen) erlangt haben, haben keine Illusion. Wenn aber auch sie diese Menge Weinbrand trinken würden, dann würde Illusion bei ihnen entstehen, oder? Fragender: Ja, das würde sie.

Dadashri: Das bedeutet nicht, dass die Person in Bezug auf das Selbst unwissend geworden ist. Aber ist es nicht wahrscheinlich, dass sie hinterher sagt: "Ich bin Chandubhai"? Sie wird sagen: "Ich bin wirklich der, der das gemacht hat. Also, mach, was du kannst." Würde sie nicht so reden? Das nennt man Illusion. Die Menschen werden sagen: "Die Illusion hat ihn überwältigt." Das ist etwas, das aus Unwissen entsteht. Fragender: Ich hatte gerade nach dem Unterschied zwischen Illusion und Unwissen gefragt.

Dadashri: Die Illusion ist dabei eigentlich eine der Arten von Unwissen in Bezug auf das Selbst. Es dauert sehr lange, bis daraus Wissen (Gnan) entstehen kann. Selbst wenn die

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Illusion weggeht, hat sich nur ein bestimmter Teil des Unwissens reduziert. Nur, weil die Illusion weg ist, können wir nicht sagen, dass jemand [Absolutes] Wissen (Gnan) erlangt hat. Für Dich ist nur eine Überzeugung (Pratiti) etabliert worden, und zwar "Ich bin Reine Seele." Um jetzt das Wissen des Selbst zu bekommen – das wird erst passieren, nachdem du andere Werkzeuge (Sadhan) zusammenträgst. Hier ist die richtige Überzeugung (Samyak Darshan) etabliert worden. Das richtige Wissen (Samyak Gnan) hat jetzt zu entstehen begonnen. Genau das ist der Weg. Wenn dir auch nur ein Satz aufgezwungen worden ist, dann wird es nicht funktionieren. Das betrachet man tatsächlich als Gewalt (Himsa), nicht wahr! Jemandem etwas aufzuzwingen gilt tatsächlich als Gewalt. Überzeugungen (Manyata) können beides sein, richtig oder falsch; die Sicht (Darshan) als das Selbst hingegen ist immer die Wahrheit (Satya).

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Wissen, das man annimmt, und Wissen, das man weiß?

Dadashri: Wissen, das man weiß ist Wissen, das in die Erfahrung gelangt ist. Angenommenes Wissen hingegen bedeutet z. B., dass du vielleicht glaubst: "Zucker ist süß," aber verstehst du, was 'süß' bedeutet? Und Wissen, das man weiß, bedeutet, dass du nie wieder danach fragen musst. Sollen sie dir etwas Zucker bringen? Willst du ihn 'erfahren'? Warum erfährst du ihn nicht? Hast du [den Geschmack von] Zucker erfahren? Okay, dann ist es kein Problem. Hast du das, was angenommen worden war, nicht erfahren? "Zucker ist süß" ist angenommenes Wissen, und wenn du es weißt [seine Süße schmeckst], dann gilt das als Wissen, das in die Erfahrung gelangt ist.

Can Acquired Knowledge Go Away? (p 158)

Kann erworbenes Wissen weggehen? Fragender: Können Verstehen und Wissen [wieder] weggehen, wenn sie einmal erworben worden sind? Dadashri: Das, was weggeht, kann nicht als Wissen betrachtet werden. Verstehen kann kommen und gehen, aber Wissen geht nicht weg. Fragender: Sind Unwissenheit und Missverstehen das gleiche, oder sind sie verschieden?

Dadashri: Missverstehen kann entstehen, aber durch Verstehen geht es später [wieder] weg. Unwissen jedoch geht nicht weg. Selbst wenn sich vielleicht ein großer Missverständnis-Knoten bildet, kann dieser Knoten wieder gelöst werden. Es mag sogar vielleicht jemand [anderer] den Knoten für dich lösen, aber Unwissen über das Selbst kann von niemand anderem als vom Gnani Purush entfernt werden. Fragender: Wie kann Unwissen entfernt werden?

Dadashri: In dem Moment, wo du zu einem Gnani gehst, wird das Unwissen über das Selbst verschwinden. Wenn du zu einem Gnani gehst und dein Unwissen in Bezug auf das Selbst verschwindet nicht, dann ist diese Person definitiv kein Gnani. Das beweist, ob er ein Gnani

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ist. Deswegen ist gesagt worden: "Das Wissen des Selbst sollte man ausschließlich von einen Gnani Purush bekommen.

Fragender: Was ist die Wurzel von alledem, ist es das Unwissen über das Selbst, oder ist es illusionäre Anhaftung (Moha)?

Dadashri: Man betrachtet es tatsächlich so, dass die illusionäre Anhaftung (Moha) aus dem Unwissen entstanden ist. In dem Maße, wie sich das Unwissen reduziert, in dem Maße ist auch die illusionäre Anhaftung (Moha) verschwunden. Das Grundlegende ist das Unwissen über das Selbst, totale Finsternis. Illusionäre Anhaftung (Moha) und andere Dinge sind dann nur Teile davon. Von dem Moment an, wo man das Wissen das Selbst bekommt, verringert sich der Grad der illusionären Anhaftung (Moha). Das Wissen des Selbst jedoch hat keine Grade. Das Wissen des Selbst ist vollständig. Die illusionäre Anhaftung (Moha) hat Grade, wenn sie sich verringert.

Knowledge Has an End, But Not Ignorance! (p 158)

Wissen hat ein Ende, aber Unwissen nicht! Fragender: Hat das Wissen des Selbst wirklich ein Ende, oder dehnt es sich Tag für Tag aus?

Dadashri: Es ist so: Das Unwissen über das Selbst hat kein Ende. Was endet nicht? Das Unwissen über das Selbst hat kein Ende irgendeiner Art. Es ist grenzenlos. Das Wissen des Selbst (Gnan) hingegen hat definitiv ein Ende. Es muss endgültig [komplett] werden. Erst, wenn es endgültig geworden ist, sage ich irgendetwas von dem hier; ich habe meine letzte Prüfung abgelegt, und ich bin bei dieser letzten Prüfung durchgefallen. Aber die letzte Prüfung ist abgelegt worden, oder? Es gibt also definitiv eine abschließende Grenze.

Wenn seine Ausdehnung mit der Zeit nach und nach wächst, dann kann es gar nicht als Gnan (Wissen) betrachtet werden. Es kann ausschließlich als Unwissen in Bezug auf das Selbst betrachtet werden. Das, was in den weltlichen Handlungen (Vyavahar) passiert, dieses Unwissen ist eigentlich Wissen in eingebildeter [unwahrer, angenommener] Form. Es ist faktisch Unwissen. Aber in welcher Form ist es Wissen? Es ist eingebildet (Kalpit, unecht). Es gibt Halsketten aus unechten Diamanten, oder? Die Kette besteht eigentlich aus Zucht-Perlen, und trotzdem halten wir sie für echt, so ist das.

Wissen hat tatsächlich ein Ende. Es dehnt sich nicht weiter aus. Fragender: Was bedeutet denn dann Purnata?

Dadashri: Purnata bedeutet 'zu Ende gehen', dann gilt es also als vollständiges Wissen (Purna Gnan). Und das, was gar kein Ende hat, nennt man Unwissen (Agnan). Wenn du immer weiter gehst und deine Heimatstadt trotzdem nicht erreichst, was ist das dann für eine Straße? Es ist eine falsche Straße, oder? Das ist also das, was du seit unendlichen Leben gewusst hast, du hast sogar höherrangiges Wissen als dieses gekannt. Im Gegenteil, du bist

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jetzt tatsächlich auf einem niedigeren Level gelandet. Wenn du dir das höherrangige Wissen nicht zunutze gemacht hast, wie willst du dir dann das der niedrigeren Ebene zunutze machen? Diese Welt ist so, dass jemand in einem Leben Premierminister wird und im nächsten wird er ein primitiver Mensch. Ein primitiver Mensch wird sich schon freuen, wenn eine schlechte Reissaat in der Erntezeit wächst. Der Premierminister dagegen wird nicht glücklich sein, egal, wieviel Gold du ihm gibst. Nichtsdestotrotz ist [in beiden] ein und dasselbe Lebewesen (Jeev). Wo auch immer man hingeht, man wird den Umständen, die einem begegnen, entsprechend [geformt].

Moksha Has Been Obstructed Due to Ignorance! (p 159)

Die endgültige Befreiung (Moksha) ist durch das Unwissen verhindert worden Fragender: Jetzt nochmal: Wird der Körper für unendliche Zeiten weiterexistieren?

Dadashri: Er ist durch das Unwissen über die wahre eigene Form als das Selbst bestehen geblieben. In dem Moment, wo das Unwissen verschwindet, wird man frei von den weltlichen Interaktionen werden, und man wird auch frei vom Körper werden. Fragender: In Wirklichkeit ist das Ich also aus dem Unwissen entstanden?

Dadashri: Tatsächlich besteht alles aufgrund von Unwissen. All dies ist eigentlich eine aus dem Unwissen über das Selbst resultierende Wirkung. Es liegt tatsächlich an der Dunkelheit [dem Unwissen in Bezug auf das Selbst], dass Menschen Schmerz erleiden, würde es ansonsten irgendwelches Leiden geben? Wo Helligkeit ist, wo Licht (Prakash) ist, da kann kein Leiden existieren. Leiden existiert nur, wo Dunkelheit [Unwissen] ist. Deswegen sprechen 'wir' ausschließlich über dieses Licht. Worüber reden wir den ganzen Tag? Die Gespräche befassen sich ständig besonders mit einem: "Wie kann dieses Licht entstehen?" Fragender: Bedeutet das, dass Unwissen auch seit Urzeiten existiert?

Dadashri: Von jeher ist alles seit der Zeit da, wo es da ist. Das Unwissen hat sich seit Urzeiten weiterentwickelt, aber es geht zu Ende, wenn man das Wissen des Selbst erlangt.

The World has Intellectual Knowledge! (p 160)

Die Welt hat intellektuelles Wissen Das Wort 'Wissen' gibt es bei den Menschen gar nicht, nicht wahr! Sie haben nicht einmal ein Quäntchen Wissen in sich. Es gibt auf der ganzen Welt kein Wissen. Wo sollten sie das Wort 'Gnan' herholen? Man sagt vielleicht: "Ich habe das Wissen, ich habe das Wissen," aber man versteht nicht: "Was wird als Gnan betrachtet?" Man redet wirklich so, viele Leute auf der Welt reden über [das Wort] Gnan.

Fragender: Was du als Gnan (Wissen) bezeichnest und was die Welt als Gnan (Wissen) bezeichnet – was ist der Unterschied zwischen beidem, den du aufzuzeigen versuchst?

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Dadashri: Es ist so: Was die Welt als Gnan (Wissen) bezeichnet, ist eigentlich gar kein Gnan.

Lasst mich euch das erste erklären. Hört euch das erst einmal an. Inwiefern ist es kein Gnan? Die Welt besitzt Intellekt (Buddhi, das Licht des Selbst, das durch das Medium Ego dringt). Die ganze Welt lebt von diesem Intellekt, nicht von Gnan, sondern vom Intellekt. Selbst, wenn man sich vielleicht in allen Fächern der Welt auskennt, kann man trotzdem nicht als 'im Gnan' betrachtet werden. Wir können nicht sagen: "Er hat so viel Gnan." Das nennt man Intellekt [intellektuelles Wissen]. Und die eigene wahre Form als das Selbst zu kennen, zu wissen: "Wer bin ich?", allein das zu wissen betrachtet man als Gnan.

Activity-Based Knowledge is Solely Ignorance! (p 160)

Handlungsbasiertes Wissen ist nichts als Unwissen Deswegen ist all dies illusionäres Wissen. Das Wissen, das es wert ist, gewusst zu werden, ist vielmehr das, das echt und exakt ist, und das in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konstant bleibt – das nennt man Gnan. Das illusionäre Wissen dagegen verändert sich ständig. Wenn bestimmte Entscheidungen sich nicht leicht ergeben und sie widersprüchlich zu sein scheinen, dann ist das Wissen, das durch die Sinnesorgane erworben wurde (Indriya Gnan). Und Wissen jenseits der Sinnesorgane (Atindriya Gnan) gilt als Gnan. Wo die Sinnesorgane (Indriya) nicht gebraucht werden, wo der Verstand, der Intellekt, das Chit und das Ego nicht funktionieren, da ist Atindriya Gnan (Wissen jenseits der Sinnesorgane) präsent. Fragender: Ich will das nur verstehen, dieses handlungsbasierte Wissen, als was betrachtet man das? Dadashri: Das betrachtet man als Unwissen (Agnan).

Fragender: Und entsteht das durch das Gefühl "Ich bin" (Aham)? Dadashri: Ja. All dieses Wissen, das in der Welt besteht, ist handlungsbasiertes Wissen. Fragender: Und die Handlungen, die in uns vorgehen, die Aktivitäten von Verstand, Intellekt, Chit und Ego, die werden eigentlich durch das Unwissen unterstützt, oder? Dadashri: Ja. Das ist handlungsbasiertes Wissen schlechthin. Die Aktivität "Ich tue" und das Wissen, diese Handlung auszuführen. All das, dieses Wissen ist auch Unwissen (Agnan), und die Handlung ist auch Unwissen (Agnan). Also …

Fragender: Wissen, das auf Ego basiert, ist tatsächlich eine Art von Information, oder? Was ist denn dann der Unterschied zwischen Information und Wissen (Gnan)?

Dadashri: Alle Information ist temporär (Vinashi) und die Anpassung ist temporär! Wissen (Gnan) ist permanent (Avinashi).

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Fragender: Deswegen ist das Wissen, das man hat, definitiv wirksam (Kriyakari) für einen, nicht wahr! Man verhält sich dementsprechend, man spricht dementsprechend, man denkt dementsprechend. Dadashri: Aber das Ego ist gleichzeitig auch präsent, oder?

Fragender: Wie hast du denn Kriyakari definiert? Du hast dieses Wissen des Selbst (Chetan Gnan) als Kriyakari bezeichnet …

Dadashri: Wenn das Ego präsent ist, dann kann seine Handlung ausgeführt werden. Es ist auf jeden Fall wirksam (Kriyakari), aber es kann nur dann stattfinden, wenn das Ego präsent ist, sonst kann es nicht passieren. Das andere [Chetan Gnan] hingegen arbeitet eigenständig weiter, das an sich macht die Aktivität. Deswegen nennt man es Chetan Gnan, es arbeitet eigenständig von innen heraus (Swayam Kriyakari).

Fragender: Ok, also wird dieses relative Wissen (Vishesh Gnan) nur dann wirksam sein, wenn das Ego präsent ist.

Dadashri: Sonst nicht. Deswegen wird das Ego für das relative Wissen gebraucht. Du solltest das Wissen "Wer bin ich?" erkennen. Danach wird dieses Wissen eigenständig weiterarbeiten. Du [als das Selbst] musst nichts 'tun'. Das Wissen selber wird die Arbeit fortführen. 'Du' musst nichts 'tun'. Wisse und verstehe es einfach.

Dada’s State At the Time of Attaining Knowledge at Surat Station! (p 161)

Dadas Zustand im Moment des Erlangens des Wissens am Bahnhof von Surat Fragender: Du hast gesagt, dass du 1958 am Bahnhof von Surat das Gnan (Wissen) erlangt hast. Wie war dein innerer Zustand davor?

Dadashri: Achherrje! Es war ein egoistischer, verrückter Zustand, ein Zustand karmischer Gebundenheit. Ich habe diesen Zustand der Gebundenheit gesehen. Ich habe nicht nur das erfahrene Gewahrsein solch eines Zustands der Gebundenheit, sondern ich kenne auch die Erfahrung dieses befreiten Zustands. Fragender: Wie hast du das Gnan (Wissen) erlangt?

Dadashri: Tatsächlich sind die sich bedingenden Umstände zusammengekommen, und wenn sie das tun, dann passiert es. Das passiert nur wenigen Menschen, ansonsten nicht. Dieses Phänomen würde nicht geschehen. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas passieren würde. Fragender: Kannst du uns bitte ein bisschen mehr über deinen Zustand im Moment der Erleuchtung erzählen? Dadashri: Der [äußere] Zustand war genau der gleiche. Es gibt da keine Methode oder so. Und he … Die Schleier der Unwissenheit im Innern brechen. Die Schleier im Innern lichten sich vollständig. Und wenn du ein bisschen verwirrt bist, taucht dann innerlich eine Einsicht (Sooj) auf oder nicht? Es liegt eben daran, dass diese Schleier brechen [sich lichten], dass die Einsicht (Sooj) auftaucht. Auf die gleiche Weise werden Antworten auf alle Gedanken wie

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"Wer lenkt diese Welt?", "Wie funktioniert sie?", "Wer bin ich?", "Wer ist das?" enthüllt, wenn der Schleier der Unwissenheit gelüftet wird. Wieviel auch immer davon gesagt werden kann, das sage ich. Der Rest muss erlebt werden, was passieren wird, wenn Du es selbst siehst. Der Rest ist jenseits von Worten. Es gibt keine Worte, es zu beschreiben. Für den Moment ist alles erreicht, wenn Du weißt, wer Du bist. Es ist komplett geworden, vollständig.

Fragender: Wer hat diese Erfahrung bekommen, der Körperkomplex (Pudgal) oder die Reine Seele.

Dadashri: Diese Erfahrung war nichts anderes als eine, bei der das selbst sich selber [als das Selbst] erkannt hat. Derjenige, der früher geglaubt hat, dass er das relative selbst ist, hat sein eigenes Selbst erkannt: "Ich bin dies und nicht das." Also hat die Trennung stattgefunden!

The Self: Independent – Subject to the Non-Self! (162)

Das Selbst: unhabhängig – abhängig vom Nicht-Selbst Fragender: Dann sag uns, ob das Selbst unabhängig (Swadhin) ist, oder ist es abhängig von äußeren Umständen (Paradhin)?

Dadashri: Es ist beides, sowohl unabhängig als auch abhängig von den äußeren Umständen. In Bezug zum Unwissen ist es abhängig von äußeren Umständen, und in Bezug zum Wissen (Gnan) ist es unabhängig. Das heißt, dass das Selbst (Purush) die echte Bemühung besitzt, als das Selbst Fortschritte zu machen – Purusharth. Bis Selbst-Realisation erlangt wird, ist nicht einmal ein Quäntchen irgendeines Purusharths da. Welche Anstrengung auch immer da ist, sie ist eine illusionäre Anstrengung (Bhrant Purusharth), und auch die basiert auf Umständen. Sie basiert darauf, dass jemand oder etwas zum Instrument wird. Deswegen ist die Bemühung (Purusharth), die nach dem Erlangen des Wissens des Selbst geschieht, die, die entsteht, nachdem man das Selbst (Purush) wird. Danach ist das Selbst unabhängig. Fragender: Nachdem man die Selbst-Realisation erlangt hat und das Selbst unabhängig ist, bleibt für das Selbst nichts zu tun. Und wenn Unwissen in Bezug auf das Selbst da ist und man von äußeren Umständen abhängig (Paradhin) ist, dann kann der von äußeren Umständen Abhängige nichts machen. Ich verstehe also nicht, was das Selbst machen muss?

Dadashri: Nachdem man das Gnan erlangt hat, macht das Selbst nur die Bemühung, als das Selbst Fortschritte zu machen - Purusharth.

Fragender: Gnan kann ohne Purusharth (hier: relative, illusionäre Bemühung) nicht erlangt werden, oder? Man muss sogar Purusharth machen, die Zahlen zu lernen, und trotzdem sagst du, dass Purusharth erst nach der Selbst-Realisation passieren kann. Wie ist das? Dadashri: Purusharth kann erst nach dem Gnan stattfinden.

Fragender: Braucht man denn vorher kein Purusharth? Dadashri: In der Domäne des Nicht-Selbst (Parsatta) kann es niemals [wahres] Purusharth geben. Jemand, der ständig in der Domäne des Nicht-Selbst lebt, was für eine Art von

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Bemühung (Purusharth) kann dieses arme Wesen machen? Selbst wenn wir es als Bemühung (Purusharth) betrachten wollen, müssen wir es eine auf Illusion basierende Bemühung nennen. Denn auf welcher Grundlage macht er Fortschritte? Es ist eine auf Umständen basierende Bemühung (Naimitik Purusharth), es ist eine auf Illusion basierende Bemühung. Fragender: Ist im Zustand des Unwissens über das Selbst, das, was man für Purusharth hält, eigentlich eine auf Umständen basierende Bemühung? Dadashri: Das ist auch kein Purusharth. Im Zustand des Unwissens hat man tatsächlich keinerlei Gewahrsein. Nur sehr wenige Menschen werden je verstehen, was Purusharth ist. Fragender: Wenn es im Zustand des Unwissens kein Purusharth gibt, mit welcher Energie ereignet sich dann die Selbst-Realistation? Wie kommt man vom Zustand des Unwissens in das Wissen des Selbst? Dadashri: Durch die Kraft des eigenen positiven Karmas (Punya). Durch positive Karma-Auswirkung, die wiederum positives Karma für das nächste Leben bindet (Punyanubandhi Punyai) trifft man einen Gnani Purush. Und durch die Gnade (Krupa) des Gnani Purush bekommt man Gnan. [Wahres] Purusharth kann erst eintreten, nachdem man Gnan bekommen hat. Vor dem Gnan existiert es nicht. Vor dem Gnan ist nur Illusion (Bhranti) da. Purusharth (die wahre Bemühung als das Selbst Fortschritte zu machen) kann erst geschehen, nachdem man das Selbst (Purush) geworden ist, wenn beide, das relative selbst (Prakruti) und das [wahre] Selbst (Purush) sich trennen. Purusharth beginnt in dem Moment, wo man Gnan bekommt, und bis zu diesem Punkt sind das relative selbst (Prakruti) und das [wahre] Selbst (Purush) eins. Solange die Vereinnahmung (Tanmayakar) da ist, ist Illusion da.

What are You [The Self]? (p 163)

Was bist Du [das Selbst]? Fragender: Wenn ich einen Film sehen will, dann bin ich schnell in der Lage, hinzugehen und das zu tun, aber wenn ich hierher, zum Satsang, kommen möchte, dann gelingt mir das nicht so schnell.

Dadashri: Warum denn? Fragender: Ist mein Schicksal so geschaffen worden?

Dadashri: Der Verstand unterstützt dich dabei, ins Kino zu gehen, deswegen rutschst du aus und gehst in eine niedere Lebensform. Dem Verstand gefällt das. Er hilft dir nicht, stattdessen rutschst du tatsächlich weiterhin auf diese Weise aus. Emporzuklettern [in Richtung einer höheren Lebensform] erfordert Anstrengung. Um mit fokussiertem Gewahrsein Fortschritte zu machen, ist Anstrengung nötig. Wenn man sich zu einer niederen Lebensform zurückentwickelt, rutscht man immer weiter ab. Man muss nicht einmal eine Anstrengung unternehmen, abwärts zu gehen, man rutscht einfach immer weiter abwärts, das Abrutschen passiert automatisch. Hat er dich je abrutschen lassen?

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Fragender: Es ist möglich, dass ich wegen der Umstände nicht herkommen konnte, oder? Dadashri: Aber von wem hängen diese Umstände ab? Du drückst dich, indem du sagst: "Ich konnte wegen der Umstände nicht kommen." Und das ist auch ein stimmiger Punkt, es ist zu einhundert Prozent korrekt, aber von wem hängen diese Umstände ab?

Fragender: Sie hängen von unserem Karma ab. Dadashri: Und von wem hängt dann das Karma ab?

Fragender: Kannst du mir das bitte erklären? Ich weiß das nicht. Dadashri: Es ist so: Der gegenwärtige Zustand, in dem wir uns befinden, in diesem 'Dasein' – was sind wir in Wirklichkeit? Wir sind nicht die Form, die den Namen hat. Wir sind nicht die Form, die mit der Welt interagiert. Was sind wir denn dann in Wahrheit? Die Antwort ist folgende: Das Ausmaß an Wissen (Gnan), das wir besitzen, und das Ausmaß an Unwissen (relativem Wissen), das wir besitzen, das sind tatsächlich wir. Wenn wir das Wissen des Selbst haben, dann treffen wir auf Umstände, die diesem Wissen entsprechen. Wenn wir Unwissen (relatives Wissen) haben, dann treffen wir auf Umstände, die dem entsprechen. Die Umstände spielen sich in Übereinstimmung mit dem Wissen des Selbst (Gnan) und dem Unwissen (relativen Wissen) ab. Fragender: Also wird Karma in Übereinstimmung mit diesem Wissen (Gnan) und diesem Unwissen (Agnan) gebunden? Dadashri: Ja, Karma wird in Übereinstimmung damit gebunden, und auf dieser Grundlage spielen sich all die Umstände ab. Ein spirituell entwickelter Mensch wird höherklassiges Karma binden, weil sein Wissen ein höherrangiges ist. Ein spirituell weniger entwickelter Mensch wird Karma einer niedrigeren Kategorie binden. Man bindet Karma also auf Grundlage des Wissens des Selbst (Gnan) und des Unwissens (relativen Wissens). Da taucht dann die Frage auf: "Hat man darüber Kontrolle?" Die Antwort ist: "Nein, genau das ist man selber. Man ist nicht der Name, man ist nicht das Ego. Das hier [die Kombination von Wissen und Unwissen] ist das, was man wirklich ist. Fragender: Dada, was meinst du mit "das hier ist das, was man ist"?

Dadashri: Das Wissen oder das Unwissen (relative Wissen), das ist es tatsächlich, wer man [das Selbst] ist. Das an sich ist die eigene spirituelle Entwicklung (Upadaan), aber weil das sehr schwer zu begreifen ist, haben wir seinen Repräsentanten, das Ego, akzeptiert. Das ist ein sehr subtiler Punkt. Nicht einmal die Heiligen oder die Gnanis des Kramik-Weges (Schrit-für-Schritt-Weges) sind sich dessen gewahr. Fragender: Ja, das ist etwas, was man nicht so leicht verstehen kann.

Dadashri: Man kann es nicht verstehen. Fragender: Bis jetzt haben wir immer gesagt, dass es das Ego war, dass das gemacht hat.

Dadashri: Dieser Aspekt ist [im Satsang] herausgekommen, weil dieser Herr die Frage gestellt hat. Andernfalls kommen keine solch subtilen Worte heraus. Ich habe euch eine Tatsache benannt. Es lohnt sich, diesen Punkt zu verstehen; er ist subtil.

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Deswegen wird das Karma als Resultat des Wissens und des Unwissens (Gnan-Agnan) gebunden. Nenn es spirituelle Entwicklung (Upadaan) oder nenn es Ego (Ahamkar): Es ist ein und dasselbe. Aber in Wahrheit ist das Ego eigentlich getrennt. Das Ego wird als getrennt gesehen. Das hier dagegen sind Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan), Helligkeit und Dunkelheit – es [das Ego] handelt tatsächlich auf Grundlage davon. Fragender: Ja, aber wenn Wissen (Gnan) präsent ist und Unwissen (Agnan) präsent ist, das Ego aber nicht, was passiert denn dann? Dann kann doch gar kein Karma gebunden werden, oder?

Dadashri: Das Ego wäre auf jeden Fall da. Wo beide, Wissen und Unwissen, zusammen sind, da wird definitiv Ego existieren. Fragender: Ist das Ego da, weil Unwissen (Agnan) präsent ist?

Dadashri: Es wäre tatsächlich da. Wenn Unwissen [die Überzeugung "Ich bin Chandubhai und ich bin der Handelnde"] verschwindet, verschwindet auch das Ego. Bis dahin bleibt es mit dem Wissen (Gnan) und dem Unwissen (Agnan) zusammen. Das bezeichnet man als teilweise Vernichtung von Karma, und anderes Karma ist noch im schlafenden Zustand (Kshayopksham). Fragender: Welcher Teil ist es, der nach dem Erlangen des Gnan zum Selbst (Purush) wird?

Dadashri: Das Gnan (Wissen) an sich ist das Selbst (Purush). Wie kann das irgendwelche Teile haben? Unwissenheit (Agnan) ist das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex). Die Form, die eine Kombination aus Wissen (Gnan) und Unwissen (Agnan) ist, ist das Prakruti (der Nicht-Selbst-Komplex). Wissen (Gnan) allein ist das Selbst (Purush), und das an sich ist das absolute Selbst (Parmatma). Wissen (Gnan) ist wahrlich das Selbst (Atma). Das Wissen (Gnan), das die Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) hat, ist das Selbst, das an sich ist das absolute Selbst.

Knowledge is Light, Not Understanding! (p 164)

Wissen ist Licht, nicht Verstehen! Fragender: Kannst du das hier bitte erklären: "Wissen ist Licht, nicht Verstehen"? Dadashri: Wenn Du [das Selbst] durch Wissen Licht auf etwas wirfst, dann wird es [das selbst] verstehen: "So muss das also gemacht werden." Wenn das Licht des Wissens nicht da wäre, dann wäre es ja gar nicht in der Lage zu verstehen, nicht wahr? Verstehen ist etwas ganz anderes, und Wissen ist etwas anderes. Während du das Wissen aussprichst, gelangt etwas in das Verstehen: "Der Bahnhof liegt in dieser Richtung, er ist so oder so. Von dieser zu jener Straße, ich muss dort lang gehen." Das wird im Verstehen einsetzen. Dann sagt man: "Ja, das ist ok. Ja, ich habe verstanden." Deswegen ist Verstehen etwas anderes, und Wissen ist das Licht. Verstehen heißt das Ergebnis, das du durch dieses Licht bekommst, und danach findet durch dieses Ergebnis die Handlung statt.

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Du verstehst das Wissen, wie du von hier zum Bahnhof kommst. Das Wissen sagt: zuerst hier lang, es zeichnet dir die komplette Karte auf, so dass es in dein Verstehen gelangen kann. Dann sagst du: "Ich habe verstanden." Was würdest du sagen, wenn jemand dir das Wissen zeigen würde?

Fragender: Verstanden. Dadashri: "Ich habe verstanden!" Dieses Verstehen ist also etwas ganz anderes. Das Wissen ist etwas anderes. Das, was verstanden wird, wird dann in das Verhalten gelangen. Wenn das Verstehen nicht da ist, dann ist es egal, wieviel Wissenslicht gegeben wird, es wird nicht in das Verhalten gelangen.

How is Ignorance Considered Pudgal? (p 165)

Inwiefern wird Unwissen als Pudgal betrachtet? Fragender: Unwissen (Agnan) ist Pudgal (das, was dem Ein- und Auströmen ausgesetzt ist), Wissen (Gnan) dagegen nicht. Kannst du mir bitte sagen, wie sich das verhält.

Dadashri: Der Verstand ist Pudgal, und er ist die aus der Neugier resultierende Auswirkung, die das Unwissen darstellt. Der Verstand ist eine Knolle der als Unwissen resultierenden Auswirkung. Außerdem gibt es keine Knollen der als Wissen resultierenden Auswirkung (Gnan).

Fragender: Was passiert denn dann mit dem Verstand, wenn man das Wissen des Selbst erreicht hat?

Dadashri: Nichts. Die als Wissen resultierende Auswirkung (Gnan Parinaam) ähnelt den Strahlen der Sonne. Sie zeigt das, was es zu wissen gilt (Gneya), als resultierende Auswirkung. Das Wissen zeigt das, was es zu wissen gilt (Gneya) so, wie es ist, in der Form eines Objektes, das es zu wissen gilt (Gneyakar), das ist alles. Nur, wenn Anhaftung und Abscheu (Raag-Dweesh) da sind, entsteht der Verstand, und nur dann kann man es Unwissen (Agnan) nennen. Fragender: Was bezeichnest du denn dann als Wissen (Gnan)? Ich habe verstanden, was Unwissen (Agnan) ist. Die aus Anhaftung und Abscheu resultierende Auswirkung ist Unwissen (Agnan). Und was ist mit Wissen (Gnan)?

Dadashri: Der Zustand der absoluten Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata). Wenn man nirgends hängen bleibt, dann ist keine Knolle da.

Fragender: Ist es dann so, dass Wissen (Gnan) als das Selbst (Chetan) gilt? Dadashri: Wissen (Gnan) ist das Selbst (Chetan). Unwissen ist definitiv auch das Selbst, aber es ist eine Mischung aus Selbst und Nicht-Selbst (Mishrachetan). Fragender: Warum entstehen denn dann keine guten Wissens-Knollen?

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Dadashri: Denkst du, es würden Wissens-Knollen entstehen? Wissen (Gnan) gilt als Licht. Licht kann keine Knollen haben, oder? Erst, wenn das Nicht-Selbst sich mit hineinmischt, kann sich eine Knolle bilden. Fragender: Jetzt hat es sich [in meinem Verstehen] gesetzt. Es liegt tatsächlich nur daran, dass das Nicht-Selbst sich in die als Unwissen resultierende Auswirkung mischt, dass Knollen entstanden sind.

Dadashri: Es passiert nur, weil es sich damit vermischt! In der als Unwissen resultierenden Auswirkung ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) immer damit verbunden. Es ist nicht so, dass er sich damit vermischt. Die als Unwissen resultierende Auswirkung geschieht wahrhaft durch den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Wenn der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nicht da wäre, dann wäre als resultierende Auswirkung Wissen (Gnan) da. Setzt sich das nicht wieder in deinem Verstehen? Hat Verwirrung eingesetzt? Fragender: Nein, nein, das hat sich auf jeden Fall gesetzt!

Dadashri: Wenn du "ja" sagst, wird es sich wieder setzen. Andernfalls kann es erneut Verwirrung verursachen, obwohl es sich [bereits] gesetzt hat.

Fragender: Bis es sich richtig gesetzt hat, ist es wohl wahrscheinlich, dass es Verwirrung verursacht, oder?

Dadashri: Ja, es wird erschüttert. Du musst es einsetzen. Wenn das einmal getan ist, dann ist man frei. Bei niemandem in ganz Indien kann es einsetzen. Dieses Verstehen ist andersartig. Du bist in der Lage es zu begreifen! Es setzt sich in deinem Verstehen. Stell dir das mal vor, ist das nicht ein Wunder? Sonst würde es nicht einsetzen.

Fragender: Aber die Schwingungen der als Wissen (Gnan) resultierenden Wirkung existieren doch auf jeden Fall, nicht wahr?

Dadashri: Nein, die hat keine Schwingungen. Schwingungen beschränken sich ausschließlich auf das Unwissen (Agnan, relatives Wissen). Die als Wissen (Gnan) resultierende Wirkung ist wie das Licht der Sonne, es sind keine Schwingungen darin. Das ist tatsächlich Natürlichkeit. Im Zustand des Unwissens (relativen Wissens) gibt es Schwingungen. Schwingungen sind die Kräuselungen der Wellen. Manchmal bilden sich große und ein anderes Mal bilden sich kleine.

Das Licht des Wissens (Gnan) hat keine Knollen oder soetwas, deswegen hat man es Nirgranth genannt – frei von den karmischen Knollen aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier. Man ist als 'Nirgranth Muni' (jemand der keine karmischen Knollen aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier hat) bezeichnet worden. Bei jemandem mit Knollen werden diese zweifelsfrei sprießen. In dem Moment, wo die Knolle gegossen wird, wird sie sofort sprießen. Wut, Stolz, Täuschung und Gier werden Knollen genannt. Die Gier-Knolle wird sofort sprießen, in dem Moment, wo man Geld sieht. Wenn du an einer Hochzeit teilnehmen würdest, dann würde die Stolz-Knolle sprießen. Und weil es im Wissen (Gnan) keine Knollen gibt, können sie überhaupt nirgends sprießen.

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Ignorance Itself is a Big Veil! (p 166)

Unwissen ist selbst ein großer Schleier Fragender: Was für Schleier (Avaran) gibt es noch außer dem der Unwissenheit? Dadashri: Unwissenheit ist tatsächlich ein sehr großer Schleier. Die ganze Welt ist darin gefangen, und sogar die Götter waren darin gefangen. Der Schleier des Unwissens ist kein gewöhnlich großer Schleier!

Ja, trotz aller Schriften hat es [das Unwissen] sich kein bisschen zur Seite bewegt. So ist der Schleier des Unwissens, davon brauchen wir gar nicht anfangen! Wie ungeheuer weit sind seine Grenzen! Warum suchst du noch nach anderen [Schleiern]? Es kann nie einen anderen Schleier geben. Aber obwohl so viel Unwissen da ist, ist die Region um den Nabel herum (Nabhi-Pradesho) einigermaßen frei. Je nachdem, wie frei dieser Bereich ist, entsprechend funktioniert das weltliche Leben. Wenn nicht, ist da nichts weiter als ein dichter Unwissenszustand. All das ist nichts als ein Schleier, es ist nichts als Unwissen. Egal, in wieviele Teile man es unterteilt, es ist einfach nur das: Unwissen.

Only the Gnanis can Explain Knowledge! (p 166)

Nur die Gnanis können Wissen erklären Fragender: Das Wissen, das sich für den Gnani Purush manifestiert, das kann nicht [von anderen] erklärt werden, oder? Dadashri: Es ist [für andere] nicht leicht, es gegebenenfalls zu erklären. Diese Person hat auch das Wissen erlangt, aber sie ist nicht in der Lage es [anderen] zu erklären. 'Wir' allein sind in der Lage es zu erklären, ansonsten kann Niruben ein bisschen davon erklären! Diejenigen, die nähere Bekanntschaft [mit dem Gnani] gemacht haben können es ein bisschen erklären. Dieser Mann kann es ein bisschen erklären, ein ganz kleines bisschen, aber er kann es erklären! Weil sie ['unsere'] Bekanntschaft gemacht haben! Man sollte mit 'uns' vertrauter werden, dann kann man alles erklären!

The One and Only Tool to Attain Knowledge… (p 166)

Das einzig wahre Werkzeug zum Erlangen von Wissen … Fragender: Mit welchem Werkzeug erlangt man Wissen?

Dadashri: Wenn hier eine Kerze ist, dann kannst du Licht sehen. Wenn hier gar keine Kerze ist, würdest du kein Licht sehen, oder? Wo immer du also Licht sehen kannst – das ist ein Gnani. Fragender: Okay. Oft taucht die Frage auf: "Braucht man wirklich einen Guru (spirituellen Führer), um Wissen zu erlangen?

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Dadashri: Man braucht definitiv einen Guru. Man kommt in dieser Welt nicht ohne Guru (Lehrer) aus. Von dem Moment an, wo du in der Schule deine Ausbildung begonnen hast, hattest du einen Guru. Selbst wenn du von hier aus zum Bahnhof gehen willst, musst einen Guru suchen. Musst du nicht [nach dem Weg] fragen? Wen auch immer du fragen musst, der ist dein Guru. Fragender: Heißt das, dass man es nicht von sich aus schaffen kann?

Dadashri: Nein, von allein kann man nichts erreichen. Es ist auch noch niemand auf dieser Welt in der Lage gewesen, es [das Wissen, Gnan] von allein zu erreichen. Und diejenigen, die es aus eigenem Antrieb erlangt haben (Swayamsiddha), haben spontane Selbst-Realisation (Swayam Buddha) erlangt. Sie haben das gemacht, indem sie in ihrem vorherigen Leben andere gefragt hatten. Das heißt, dass die Welt tatsächlich dadurch weiter funktioniert, dass man nach allem fragt. Fragender: Das Gnan (Wissen), das du gibst, wird das so wie das Absolute Wissen (Keval Gnan) der Tirthankaras? Dadashri: Das Wissen aller Tirthankaras ist von derselben Art. Es gibt da keinen Unterschied. Ihre Sprache mag unterschiedlich sein, aber das Wissen ist von derselben Art. Es ist auch jetzt dasselbe Wissen, aber die Sprache ist eine andere. Seit ewigen Zeiten gibt es einen Unterschied zwischen dem Licht des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) und dem Licht des Wissens. Das Licht des Wissens aller Gnanis ist dasselbe, während dieses [physische] Licht des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) bei allen Arten von physischem Licht von der gleichen Art ist. Beide Lichter [das Licht des Wissens und das Licht des Nicht-Selbst-Komplexes] sind von ihrer Natur her unterschiedlich. Das Licht des Wissens unterscheidet sich nicht. Deswegen ist das Wissen dasselbe. Lord Mahavir kann nicht sagen: "Das ist mein Wissen." Wissen ist das, was seit Urzeiten weitergegeben wurde. Das Licht ist ein und dasselbe. Die Menschen fragten 'uns': "Ist deins einzigartig?" Darauf antwortete ich: "Nein, mein Lieber, du hast vielleicht das Gefühl, dass es einzigartig ist, aber dieses Wissen kommt eigentlich aus der Vergangenheit." Die Sprache ist vielleicht einzigartig, aber das Wissen ist das der Vergangenheit. Niemand kann es erschaffen, weil man selbst Wissen ist, wie kann man es dann erschaffen. Mehr noch, das, was erschaffen werden kann, ist auch vergänglich. Das intellekt-basierte Wissen taucht auf und vergeht wieder.

Deswegen gibt es keine zwei unterschiedlichen Arten von Wissens-Licht. Das Licht des Wissens kann nur von einer Art sein. Deswegen kann es gar kein Gnan (Wissen) sein, wenn man sagt: "Ich kann die Hälfte der Zeit über im Gnan bleiben, und in der anderen Hälfte kann ich es nicht." Das nennt man Agnan – Unwissen. Gnan ist tatsächlich Wissen, es ist für immer Licht. Was betrachtet man als Gnan? Es muss in jeder Hinsicht eine Lösung her. Es dürfen keine Widersprüche auftauchen. Egal, von wo aus man spricht – auch nach fünfzig Jahren sollte der Satz passen, und das Gnan selbst wird Früchte tragen (Ergebnisse bringen). Gnan ist immer ertragreich (effektiv), es ist tatsächlich Licht!

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Pure Knowledge is Verily the Absolute Self! (p 167)

Reines Wissen ist wahrlich das absolute Selbst Fragender: Ist Wissen eine Eigenschaft (Guna) des Absoluten Selbst (Parmatma)? Dadashri: Wissen an sich ist das Absolute Selbst, allerdings nicht das (relative) Wissen. Das Wissen, das du kennst, das Wissen, das die Welt kennt, ist kein Gnan (Wissen des Selbst). Es ist weltliches Wissen (Bhautik Gnan). Reines Wissen (Shuddha Gnan) ist das Absolute Selbst. Reines Wissen ist das, was dir alles genau so zeigt, wie es ist. Es zeigt die Realität. Das heißt, dass es alle Dinge [Elemente] zeigt, die permanent sind. Es erkennt das Temporäre als temporär und das Permanente als permanent. Es (Gnan) zeigt die Realität und es zeigt nur das Reine.

Das Gnan, das existiert, das an sich ist das Selbst. Aber das ist wahres Wissen, richtiges Wissen (Samyak Gnan). Dieses (relative, weltliche) Wissen gilt als illusorisches Wissen (Bhranti Gnan). "Das ist mein Schwiegervater", "Das ist mein Onkel mütterlicherseits", und "Das ist mein Onkel väterlicherseits" – das ist alles illusionäres Wissen. Das ist nicht das Selbst. Nur wahres Wissen ist das Selbst. Reines Wissen ist Gott und unreines Wissen (Ashuddha Gnan), falsches, negatives Wissen ist der 'Teufel' (Shetan). Wenn du es dir leisten kannst, mit dem Teufel befreundet zu sein, dann schließ mit ihm Freundschaft und wenn du es für angemessen hältst, mit Gott befreundet zu sein, dann sei sein Freund. Ich benutze das Wort 'Teufel' nur zum Zweck des Verstehens!

Auspicious-Inauspicious Knowledge! (p 168)

Günstiges und ungünstiges Wissen Gnan an sich ist das Selbst. Wo unreines Wissen (Ashuddha Gnan) existiert, da ist das unreine selbst (Ashuddha Atma). Wo günstiges Wissen (Shubha Gnan) ist, da ist das günstige selbst (Shubha Atma), und wo reines Wissen (Shuddha Gnan) ist, da ist das exakte Selbst (Darasal Atma). Aber es ist alles das Selbst, Gnan ist ausschließlich das Selbst.

Die Menschen in anderen Ländern sagen zu mir: "Du sprichst über den Vitaraag-Lord (jemanden, der frei von Ahaftung und Abscheu ist), aber wer hat je einen Vitaraag (jemanden, der frei von Anhaftung und Abscheu ist) gesehen? Wie kann das möglich sein?" Diese Leute können das nicht verstehen. Also sagen 'wir' ihnen, dass sie es in ihrer eigenen Sprache verstehen sollen. Wenn man sie fragt: "Haben das Wissen und das Verstehen, die du hast, irgendeinen Wert oder nicht?" Dann sagen sie: "Ja, sie haben auf jeden Fall einen Wert." Dann fragen 'wir' sie: "Sind dein Wissen und dein Verstehen höher oder niedriger als die von Menschen, die sich wie Tiere verhalten?" Was sagen sie dann? Sie sagen: "Sie sind höher." Was haben diese Leute also für ein Verstehen? Es sind unreines Verstehen (Ashuddha Samjan) und unreines Wissen (Ashuddha Gnan). Das Verstehen dieser Menschen ist tatsächlich unrein. Deshalb töten sie ohne jeden Grund. Wenn sie einem Tier begegnen würden, dann würden sie es [einfach so zum Spaß] töten! Nicht, um sein Fleisch zu essen.

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Nicht nur ihr Verstehen ist unrein, sondern auch ihr Wissen. Preisen die Menschen nicht diejenigen, die besseres Wissen haben als sie? Ja. Dann haben viele Menschen ungünstiges Wissen (Ashubha Gnan). Sie essen nicht-vegetarisches Essen, sie schlachten auch Ziegen. Sie werden sagen: "Natürlich müssen wir sie schlachten. Wie können wir denn sonst ihr Fleisch essen?" Was für ein Wissen ist das? Man nennt es ungünstiges Wissen. Man nennt es nicht unreines Wissen (Ashuddha Gnan), weil ihre Absicht hinter dem Töten die ist, ihr Fleisch zu essen. Soviel können sie immerhin verstehen, oder? Das ist ungünstiges Wissen. Warum betrachtet man es als ungünstig? Mit Vergnügen ein Lebewesen zu essen, das getötet wurde, nachdem man ihm wehgetan und es drangsaliert hat, gilt als ungünstig. Wenn Hühner geschlachtet werden, wimmern sie vor Angst. Hast du je ein Huhn gehört, wenn es geschlachtet wird?

Dann kommen das günstige Wissen (Shubha Gnan) und das günstige Verstehen (Shubha Samjan). Viele Leute sagen: "Töte niemanden. Wenn du niemanden verletzt, dann wird dich auch niemand verletzten." Das nennt man günstiges (Shubha) und ungünstiges (Ashubha) Wissen (Gnan). Wenn jemand mich verletzt, dann werde ich unweigerlich auch ihm Schmerz zufügen, aber wenn er mich nicht verletzt, dann werde ich auch ihm keinen Schmerz zufügen. Das nennt man günstiges und ungünstiges Wissen. All unsere Religionen sind fest in diesem günstigem und ungünstigem Wissen verwurzelt. Das ist das Wissen und Verstehen bezüglich des Günstigen und des Ungünstigen. Wenn jemand allein günstiges Wissen hat und ihn dann jemand belästigt, dann wird er weder diese Person, noch jemand anderen verletzen. So jemanden mit günstigem Wissen und günstigem Verstehen betrachtet man als 'Übermenschen'. Er wird nach seinem Leben als Mensch in das Himmelreich gehen. Das gilt als günstiges Verstehen, als günstiges Wissen. Und jenseits davon ist das reine Wissen (Shuddha Gnan). Wie kann man jemanden mit reinem Wissen erkennen? Jemand mit reinem Wissen wird selbst die Person, die ihm etwas aus der Tasche stiehlt, als fehlerlos sehen (Nirdosh). Wenn du also manche Leute fragst: "Kannst du Taschendiebe als fehlerlos ansehen?" werden sie sagen: "Nein. Wie können wir sie als fehlerlos sehen? Es ist ja völlig offensichtlich, dass sie tatsächlich klauen!" Dann erklären 'wir' ihnen: Ein Vitaraag ist jemand, der das Gegenüber als fehlerlos sieht. So jemanden nennen 'wir' Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu). Würden sie [die Bedeutung von] 'Vitaraag' denn dann verstehen oder nicht?

Fragender: Das würden sie. Dadashri: So erklären 'wir' es ihnen, einen Schritt nach dem anderen. Sie würden nichts erreichen, wenn 'wir' ihnen das Verstehen aufzwingen würden. Jemand, der keine Anhaftung und Abscheu hat, ist Vitaraag. Das versteht er nicht, oder? Weder Anhaftung noch Abscheu. Er sagt: "Anhaftung wird weiterlaufen. Also, wie ist das möglich?" Aber 'wir' erklären ihm, dass es dann solch ein Wissen ist, das selbst einen Taschendieb als fehlerlos zeigt, das entsteht. Das Wissen entwickelt sich bis zu diesem Grad, bis zu diesem ultimativen Wissen, das an sich das Absolute Selbst ist. Nenn es, wie du willst, die Reine Seele, das Absolute Selbst. Die Welt wird als fehlerlos gesehen. Jemand, der sowohl den Schuldigen als auch den Unschuldigen als fehlerlos sieht, gilt als Absolutes Selbst. Das betrachtet man als reines Wissen, reines Verstehen (Shuddha Darshan).

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Das ultimative Wissen ist dieses: "Niemand auf der Welt hat irgendeinen Fehler. Die gesamte Welt ist tatsächlich fehlerlos."

Wissen an sich ist das Selbst (Atma), es ist das Absolute Selbst (Parmatma). Es ist für jeden so. Reines Wissen (Shuddha Gnan) ist das Absolute Selbst. Und sogar das Wissen der [nicht Selbst-realisierten] Menschen ist wahrlich Atma (das Selbst). Und Atma bedeutet Selbst, das eigene Selbst (Potey).

Is New Knowledge Being Acquired or Are the Veils Simply Breaking? (p 169)

Bekommt man neues Wissen oder brechen einfach die Schleier? Solange jemand in einem Zustand des Unwissens ist (indem man glaubt, dass man Chandubhai und der Handelnde ist) bezeichnet man das als verblendetes Selbst (Mudhatma). 'Wir' haben das verblendete Selbst (Mudhatma) in zwei Teile unterteilt, um es zu verstehen. Es gibt das Selbst, dass sich Sinnesfreuden hingibt (Vishay Atma), und das Selbst, das sich Kashays (Wut, Stolz, Täuschung, Gier) hingibt (Kashay Atma).

Wenn man dann das Gewahrsein des Wissens darüber, was das Selbst ist und was es nicht ist (Vastutva), erlangt, dann wird man die Reine Seele (Shuddhatma). Dieser Zustand wird Antaratma, Übergangszustand des Selbst, genannt. Danach beginnt man automatisch, zum Absoluten Selbst (Parmatma) zu werden, bis hin zum Zustand der Vollständigkeit (Purnatva). Fragender: Du hast drei Arten von Selbst erwähnt. Muss man etwas tun, um zu diesem Selbst zu werden oder ist man von Geburt an so? Wie geschieht das? Dadashri: Nein. All das verändert sich tatsächlich weiter entsprechend der Menge an Wissen, die man bei Geburt aus dem letzten Leben mitgebracht hat. Während man allen möglichen Wissens-Umständen begegnet, verändert es sich ständig. Man geht vom Sich-den-Sinnesfreuden-Hingeben aus und beginnt zu jemandem zu werden, der sich Kashays hingibt (Kashayi). Danach beginnen die Kashays leichter zu werden. Man wird nicht komplett frei, aber die Kashays beginnen leichter zu werden, bis hin zu dem Ausmaß, wo man schlussendlich Reine Seele wird, die frei von Kashays ist. Du bist jeweils mit soviel hierher gekommen, wie du in deinem letzten Leben getan hast. Jetzt musst du erneut [etwas] erwerben. Obwohl man sich in der Illusion befindet, hilft einem dieses Wissen. Das Wissen, das man hat, ist kein aktives, Ergebnisse produzierendes Wissen (Chetan Gnan), es ist unproduktives Wissen Wissen, das zu keinem Ergebnis führt (Shushka Gnan). Und so muss man Dinge 'tun'. Wir müssen so werden, wie das Wissen es uns diktiert. Und wenn wir erfolgreich sind, dann ist das halt so. Andernfalls, wenn wir uns dem nicht anpassen können, dann bleibt zumindest Folgendes in unserem Verstand: "Man sollte es so machen. Es wurde jedoch noch keine Grundlage dafür geschaffen, deswegen geschieht es nicht so."

Fragender: Aber während der ganzen Zeit im weltlichen Leben erwirbt man ständig neues Wissen. Ist das nicht das, was im Relativen passiert?

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Dadashri: Nein. Tatsächlich wird es enthüllt (Ooghad), das ist alles. Das Wissen, das da war, wird einfach wieder entschleiert. Es gibt kein neues Wissen, dass da entsteht. Der Schleier (Avaran), der da ist, lichtet sich einfach wieder. Wie kann es neues Wissen geben? Warum fragst du das?

Fragender: Im Relativen kann man es sehen, dass jemand medizinisches Wissen erlernt, und dann erlernt er dieses andere, neue Wissen.

Dadashri: Eigentlich verschwinden die Schleier. Das heißt, wo immer man sich mühsam anstrengt, da werden sich die Schleier lichten. Wenn man kontinuierlich Medizin studiert, dann wird man Arzt. Wenn man kontinuierlich Ingenieurwesen studiert, wird man Ingenieur.

Real Knowledge – Relative Knowledge! (p 170)

Wahres Wissen – relatives Wissen Die Wissenschaftler werden in der Lage sein, es zu verstehen, weil diese Gespräche so sind, dass sie ihnen helfen werden. Momentan sind sie verwirrt: "He, warum glauben die Leute das, obwohl wir das hier entdeckt haben?" Was auch immer sie entdeckt haben, das wird alles hilfreich für sie sein. Das liegt daran, dass das Relative und das Wahre bis hin zu 99,99 Prozent gleich sind. Die Wirkung, die eine Ursache hat, die Wirkung, aus der eine Ursache entsteht, davon wird ein 'Foto' eingeprägt. Aber von der Wirkung, aus der keine Ursachen entstehen, wird keineswegs ein Foto eingeprägt. Deswegen sind bis 99 Prozent die Wirkungen welche mit Ursachen. Erst im hundertsten Prozent hat die Wirkung keine Ursache. Fragender: Wie denn das?

Dadashri: Alle Wirkungen, die 'wir' haben, haben keine Ursachen, oder? Ein Foto kann nur bis zu diesem Punkt eingeprägt werden. Bis dahin laufen also das Relative und das Wahre parallel. Wenn ein Foto eingeprägt wurde, hat man den Nutzen eines relativen Fotos. Bei diesem hier dagegen hat man den genauen Nutzen, den des Wahren. Das Wissen läuft bis zu diesem Punkt parallel. Deswegen passt all das [in das Verstehen]. Was auch immer man wissen will, man wird feststellen, dass es bis 99,99% in sein Verstehen passt. Das letzte Bisschen kann man nicht verstehen, den Teil, der keine Fotoprägung hat.

Fragender: Ich habe das nicht ganz verstanden. Kannst du das bitte noch mal erklären, den Punkt, dass das Wahre und das Relative bis hin zu 99,99 Prozent ähnlich sind?

Dadashri: Das Wissen ist relativ, aber es läuft parallel zu dem anderen [dem wahren Wissen], so wie zwei Schienen parallel zueinander laufen! Aber ersteres hat die Form von 'Fotografie' und dieses [das Wahre] hat die 'genaue' Form. Im finalen hundertsten Prozent wird kein Foto geprägt, dieser Teil hat nicht die Form von 'Fotografie'.

Fragender: Das Relative und das Reale – das Wissen ist doch unterschiedlich oder? Dadashri: Ja, das Wissen ist unterschiedlich. Das wahre Wissen hat die 'exakte' Form, und das relative Wissen hat die Form eines 'Fotos'. Es gibt tatsächlich einen Riesenunterschied,

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aber es ist alles genau so, sein Design und das alles sind ähnlich. Es [das Relative] produziert nicht von sich aus Ergebnisse (ist nicht Kriyakari), das hier [das Wahre] dagegen produziert von sich aus Ergebnisse (ist Kriyakari).

As the Veils Clear Away, the Knowledge of the Self Manifests! (p 171)

Wenn die Schleier sich lichten, manifestiert sich das Wissen des Selbst Das Wissen des Selbst ist faktisch vollständig. Aber das Selbst ist der Gnani selber, oder? In dem Maße, wie die Schleier des Nicht-Selbst-Komplexes verschwinden, in dem Maße wird sich Wissen [des Selbst] manifestieren, das ist alles. Deswegen wird das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) soweit etabliert. Es ist also bis zu diesem Grad angewachsen.

Fragender: Ist das dann das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) oder das Wissen des Selbst?

Dadashri: Das Wissen gehört auch zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Das Selbst ist alles in allem ein Gnani. Aber je nachdem, in welchem Maße die Schleier des Nicht-Selbst-Komplexes sich lichten, bis zu dem Grad manifestiert sich auf dieser Seite das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal).

Fragender: Da sich die Schleier der Unwissenheit verzogen haben, hat sich das Wissen des Selbst manifestiert, oder?

Dadashri: Ja, es hat sich wirklich manifestiert. Nichtsdestotrotz hat das Selbst tatsächlich vollständiges Wissen. Das Wissen gehört zu der Instanz, bei der es sich manifestiert hat. Das Wissen ist definitiv das des Selbst, aber bei wem hat es sich manifestiert? Dass es sich bis zu diesem bestimmten Grad manifestiert hat … Das [relative] Wissen gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Fragender: Man betrachtet es als zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) gehörig?

Dadashri: Es gehört zum Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Das Wissen des Selbst ist tatsächlich vollständiges Wissen, aber schlussendlich wird man erst dann, wenn das Wissen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) vollständig wird, Befreiung erlangen, weil sie beide gleich 'gemacht' werden müssen. Indem man fortwährend die Absicht (Bhaavna) hat, dass es tatsächlich in diese Form [als das Selbst] gebracht werden muss. Das relative selbst (Pudgal) muss zu Gott gemacht werden. Wenn man [das relative selbst; Pudgal] wie das [Selbst] wird, dann wird es vollständige Trennung geben. Dann ist Vollständigkeit (Purnahuti) erreicht. Allmählich, indem man fortwährend die Absicht aufrecht hält, muss dieses relative selbst (Pudgal) zu Gott gemacht werden. Wenn Du erst einmal ein Gnani geworden bist, dann bedeutet das, dass noch immer ein kleines bisschen aussteht, es ist noch unzureichend. Nun kann der Gnani nicht als das Selbst betrachtet werden, er wird als das relative selbst (Pudgal) betrachtet. Das wahre Selbst ist vollkommen allwissend (Sampurna Sarvagnya). Darum wird dieses existierende relative selbst (Pudgal) als weltlich interagierendes selbst (Vyavahar Atma) bezeichnet.

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Fragender: Ist es also das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma), dass das Gnan (Wissen) erlangt hat?

Dadashri: Der Teil, der der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist, den bezeichnet man als das weltlich interagierende selbst. Wieviel von seinem eigenen Wissen hat denn das weltlich interagierende selbst? Man kann sagen: "Es hat diesen Punkt erreicht." Aber wenn es Vollständigkeit erlangt, dann werden beide frei. Solange nicht beide vollständig sind, solange gibt es keine Befreiung. Fragender: Wie hat das weltlich interagierende selbst zu existieren begonnen?

Dadashri: Es hat gar keinen Ursprung. Es ist von Anfang an da, seit Urzeiten. Es wird zu Ende gehen, wenn es einen Gnani Purush trifft. Fragender: Das weltlich interagierende selbst, das zu Gott gemacht werden muss … auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) muss zu Gott gemacht werden – wie macht man denn das?

Dadashri: Genau so, wie du es jetzt machst. Wenn du beim Gnani sitzt, wirst du in dem Maße selbst zum Gnani. Wenn ich mit jemand Allwissendem (Sarvagnya) zusammenbleibe, werde auch ich allwissend. Wenn du in meiner Nähe lebst, dann wirst du werden wie ich. Nach und nach, so geschieht das alles.

Wenn man letztendlich die wahre Form des Selbst erkennt, dann wird man früher oder später eins mit dieser wahren Form als das Selbst. Als erstes kommt es in die Überzeugung (Shraddha), dann kommt es nach und nach ins Wissen (Gnan), und dann wird es sich im Verhalten manifestieren [im Zustand des Wissenden-Sehenden zu bleiben]. Wenn es erst einmal in das Verhalten gelangt ist, dann ist es vollständig geworden. Wissen, Sehen, Verhalten und innere Buße (Gnan-Darshan-Charitra-Tap) sind vollständig geworden.

Pure Knowledge Keeps One Pure! (p 172)

Wahres Wissen hält einen rein Durch reines Wissen (Shuddha Gnan) ist Befreiung da. Durch tugendhaftes Wissen (Sadgnan) ist Glück da, und durch verblendetes Wissen (Viprit Gnan) ist Unglück da. Wissen an sich ist Freiheit. Das Wissen, das Dich davon abhält, eins mit dem Nicht-Selbst (Anatma) zu werden, das Wissen, das Dich davon abhält, dich vom Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) vereinnahmen zu lassen, dieses Wissen an sich ist das Selbst. Wenn du das Selbst entdecken willst: Das ist es. Das Wissen, das Dich nicht eins werden lässt mit den Absichten des Nicht-Selbst (Parbhaav, die Überzeugung "Ich bin Chandubhai"), das dich Dich nicht vom Nicht-Selbst einhüllen lässt (Par Ramanata), ist Gnan, und das ist wahrlich das Selbst. Es belässt Dich in der 'Heim-Abteilung' und lässt dich nicht in die 'Außen-Abteilung' eintreten.

[Als ich gefragt wurde:] "Wie muss denn wohl Gott sein?" habe ich geantwortet: "Gott ist tatsächlich rein. Gott ist kein anderes Element, außer reinem Wissen (Shuddha Gnan)" Aber was betrachtet man als reines Wissen? Mit welchem 'Thermometer' kann man reines Wissen messen? Die Antwort ist: Das Wissen, das keine Anhaftung, keine Abscheu und keine Angst

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entstehen lässt, ist reines Wissen. Und reines Wissen ist wahrlich das absolute Selbst (Parmatma). Reines Wissen hat die Form von Licht (Jyoti Swaroop), die Form, die absolutes Licht (Param Jyoti Swaroop) ist, das ist wahrlich das absolute Selbst. Das absolute Selbst ist nichts Greifbares, es ist die wahre Form des Wissens. Es ist einzig absolutes Wissen. Es ist absolut einfach, weil nicht anderes damit vermischt ist, und es ist auch nicht möglich, dass sich etwas damit vermischt.

Ewiges Wissen an sich ist das Selbst. Das Selbst ist Wissen. Das Wissen ist insgesamt nichts als das Selbst, sie sind ein und dasselbe. Das an sich ist das Selbst. Es ist nicht nötig, noch nach einem anderen absoluten Selbst zu suchen. Es wohnt sogar in dir. Das Selbst wohnt auch in dir, und der mit dem physischen Körper auch. Der mit der sichtbaren Form (Murta) existiert und der ohne sichtbare Form (Amurta) auch.

Pure Knowledge is verily the Self! (p 172)

Reines Wissen ist wahrlich das Selbst Fragender: Wissen an sich ist das Selbst. Wie kann das sein? Kannst du das erklären? Dadashri: Es ist an sich das Selbst.Die Menschen jedoch können das nicht verstehen! Was verstehen die Menschen? Sie glauben, dass es wahrscheinlich ein Element gibt, das 'Selbst' (Atma) heißt! Es ist definitiv ein Element, aber die Menschen suchen nach diesem 'Element' entsprechend dem, wie sie es wahrnehmen. Wer würde die Wahrheit darüber ans Licht bringen? Nur der Gnani, andere verstehen das überhaupt noch nicht einmal, oder? Lord Krishna selber ist Wissen, und Wissen ist wahrlich Lord Krishna. Dada Bhagwan an sich ist Wissen, und Wissen ist wahrlich Dada Bhagwan. Wissen ist wahrlich Lord Mahavir, und Lord Mahavir selbst ist Wissen. Aber das ist nicht das Wissen, über das diese Leute reden, dieses andere [Wissen] nennt man spirituelle Wissenschaft (Vignan). Was auch immer diese Leute als Wissen betrachten, wenn 'wir' das als Wissen bezeichnen würden, dann würden sie weiterhin beides gleichwertig miteinander vergleichen. Deswegen wird das Wissen, das absolut ist, als Keval Gnan bezeichnet, und das an sich ist das Selbst. Und Keval Gnan bedeutet absolutes Wissen. Und man selbst ist wahrlich absolut. Keval Gnan wird das Selbst genannt.

The Types of Knowledge! (p 173)

Die Arten von Wissen

Es gibt zwei Arten von Wissen (Gnan). Eine ist das illusionäre Wissen (Maayavi Gnan) und die andere ist das Wissen des Selbst. Wer hat das illusionäre Wissen gelehrt?

Fragender: Es ist seit undenklichen Zeiten weitergegeben worden. Muss es irgendjemand lehren?

Dadashri: Und wenn das Wissen wahr ist, dann kann Gott gesehen werden.

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Fragender: Ja, das ist offensichtlich, nicht wahr? Dadashri: Damit kann Befreiung erlangt werden. Wahres Wissen ist lebendig (Chetan), illusionäres Wissen ist es dagegen nicht. Du hast vielleicht das [illusionäre] Wissen, aber nichts kann passieren. Es können keine Handlungen stattfinden, du hast lediglich das Wissen. Wohingegen ersteres [wahres Wissen] fortwährend von allein arbeiten wird, sobald du es kennenlernst. Du musst nichts 'tun'. Angenommen, du gehst einen Weg entlang und schaust dich hier und dort um, und dann siehst du am Boden plötzlich eine Schlange. Was für eine Aktivität findet zu diesem Zeitpunkt statt? Du wirst plötzlich hochspringen. Du hast nicht nur plötzlich [etwas] gesehen, sondern du bist auch ganz plötzlich gesprungen. Das ist die Wirkung des Wissens. Wenn du kein wahres Wissen hättest, dann würde es nicht passieren. Fragender: Dada, wie viele Arten von Wissen (Gnan) gibt es also?

Dadashri: Es gibt nicht viele andere Arten von Wissen. Die eine ist Wissen in Form von Unwissenheit (relatives Wissen, Agnan Gnan) und die andere ist die Wissenschaft, die das Wissen des Selbst ist (Vignan Gnan). Das war’s, es gibt nur zwei Arten. Fragender: Bitte erkläre die beiden.

Dadashri: Das, was nicht lebendig ist, obwohl es gewusst wird, das Wissen, das nicht lebendig ist, das wird als relatives Wissen (Agnan Gnan) bezeichnet. Es ist nicht aktiv, das Wissen an sich ist nicht aktiv, und es ist eines, bei dem man Dinge 'tun' muss. Was auch immer wir wissen, das müssen wir 'tun'. Das Wissen, das selber aktiv ist, wird als Wissenschaft (Vignan) erachtet und das gilt als lebendiges Wissen (Chetan Gnan). Fragender: Dada, gib bitte ein Beispiel.

Dadashri: Angenommen, ein Heiliger (Sant Purush) sagt zu dir: "Du darfst nicht stehlen. Tu dies nicht, tu das nicht." Er sagt das vielleicht zu dir, aber danach arbeitet dieses Wissen nicht [zeigt keine Ergebnisse] von selbst. Das ist etwas, das du selber 'tun' musst. Du musst aufhören zu stehlen. Und solange du nicht damit aufhörst, hört das Stehlen nicht auf. Kann dich so ein Wissen mit dem Stehlen aufhören lassen? Würde das Stehlen aufhören, nur weil du das Wissen hast [dass du nicht stehlen sollst]?

Fragender: Nein. Dadashri: Hiermit [mit der Wissenschaft, Vignan] hingegen treten Veränderungen ab dem Zeitpunkt ein, wo du dieses Wissen erlangst. Was passiert tendenziell? Wissenschaft (Vignan), lebendiges Wissen (Chetan Gnan), fährt fort, dich Tag und Nacht zu warnen. Es lässt dich keineswegs gebunden werden. Gebundenheit mag sich den ganzen Tag lang ergeben, aber in diesem Moment wird es das umkehren, um zu verhindern, dass du in Gebundensein gerätst. Sogar wenn du in Gebundensein geraten würdest, wird es dennoch helfen, dich frei zu setzen. Wohingegen dieses (illusionäre) Wissen überhaupt kein Wissen ist. Das, was in den Büchern geschrieben worden ist, ist auf Büchern beruhendes Wissen, es ist grobes Wissen (Sthool Gnan). Es ist [in der Tat] Unwissenheit (relatives Wissen), nichtsdestotrotz würde man [des Erlangens] des Gnan würdig werden, auch wenn man diese Unwissenheit stärken würde. Aber man hat bisher noch nicht einmal die Unwissenheit gestärkt, nicht wahr?

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Die [sogenannten] Gnanis in Indien gelten eigentlich als Gnanis der Unwissenheit (des relativen Wissens), da sie das Wissen aus den Schriften besitzen. He, Sterblicher! Lass es los! Welche Veränderungen haben bei dir dadurch stattgefunden, dass du dieses Wissen hast? Wenn irgendwelche Veränderungen eingetreten sind, das ist es korrekt. Wenn sich Eisen in Gold verwandelt hat, dann ist es wahr. Ansonsten bist du, was du immer gewesen bist! Fragender: Gnan gilt als Wissen des Selbst, und Wissenschaft (Vignan) gilt als zusätzliches Wissen (Vishesh Gnan), ist es so? Dadashri: Nein. Wissenschaft (Vignan) bedeutet Absolutes Wissen. Als relatives Wissen wird es bis zu dem Punkt erachtet, wo man das Wissen des Selbst (Atma Gnan) erlangt. Bis zu diesem Punkt, wo man das Wissen des Selbst erlangt, wird es relatives Wissen genannt. Danach, jenseits davon, wird es als Wissenschaft (Vignan) bezeichnet. Wissenschaft (Vignan) gilt als absolut. Mit relativem Wissen musst du also 'tun', während mit der Wissenschaft (Vignan) die Aktivitäten ständig von allein geschehen.

The Resultant Effects of Gnan-Vignan! (p 174)

Die sich ergebenden Wirkungen von Gnan22-Vignan23 Ich 'weiß' das Selbst in seiner Gesamtheit. Ich weiß es in seiner ganzen Vollständigkeit. Ich 'weiß' jeden Bruchteil davon. Aber ich habe nicht das Wissen über dieses Mikrofon. Wie wird das genannt? Das Wissen über das Mikrofon kann also nicht in dem Wissen über das Selbst enthalten sein, nicht wahr?

Fragender: Das Mikrofon ist ein unbelebter Gegenstand (Jada). Er ist nicht lebendig (Anatma).

Dadashri: Das ist subjektives Wissen (Gnan), und alles subjektive Wissen ist gegenständlich/auf Objekte bezogen. In Bezug auf das Selbst ist es gegenständlich. Das wird als subjektives Wissen erachtet. Man hat Wissen über ein Thema, mit dem man sich eingehender befasst hat. Es ist egoistisches Wissen und angenehm für den Intellekt. Auch wenn ein jeder Intellekt hat, aber derjenige, der sich - zum Beispiel als Experte für Einkommenssteuer - eingehender damit befasst hat, der kann dann eine Lösung für die Einkommenssteuer[forderung] herbeiführen.

Zudem ist Gott wirklich in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop). Gott bedeutet die wahre Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop).

Fragender: Gott ist in der wahren Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop), nicht in der wahren Form von Wissen (Gnan Swaroop). Was bedeutet das?

Dadashri: Ja, Er ist nicht in der wahren Form von Wissen. Als relatives Wissen gilt wenn du entsprechend dem 'handelst', worauf in dem Wissen verwiesen wird, und es dann passiert. Und in der Wissenschaft (Vignan) musst Du gar nichts 'tun'. Sie fährt fort, von allein zu 22hier: relatives Wissen 23 Wissenschaft, absolutes Wissen

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funktionieren. Dieses Wissen (Gnan), das 'wir' dir gegeben haben, ist Wissenschaft (Vignan), somit arbeitet es fortwährend selber von innen heraus. Darüber hinaus wird es Dich umkehren lassen [in die richtige Richtung] indem es warnt: "He! Nicht dorthin." Wissenschaft (Vignan) ist in der Tat das wahre, ursprüngliche Selbst (Darasal Atma), und relatives religiöses Wissen und Praktiken sind nicht das Selbst. Fragender: Meint Wissen (Gnan) nicht das Selbst? Dada, das Selbst wird als stabile Instanz (Pind) von Wissen bezeichnet. Dadashri: Ja, es ist korrekt, dass es als stabile Instanz von Wissen bezeichnet wird, das ist jedoch passend für diese Sprache. Aber solange dieses relative religiöse Wissen und die Praktiken (Gnan) keine Wissenschaft (Vignan) werden, kann es nicht als das Selbst bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz ist es in Worten exakt als das bezeichnet worden: "Wissen (Gnan) an sich ist das Selbst." Letzten Endes ist Wissen (Gnan) an sich das Selbst, aber welches Wissen (Gnan)? Wissen, das fortwährend von allein wirkt (Vignan Gnan).

Es gibt zwei Arten von Wissen (Gnan). Eine Art ist die, bei der, obwohl du das Wissen darüber hast, trotzdem nichts getan werden kann und es keine Früchte [Wirkung] trägt, so wie die männliche Papaya-Pflanze, die keine Früchte trägt. Fragender: Ja, die gibt es.

Dadashri: Du hast vielleicht einen ganzen Baum, den du jeden Tag gießt. Doch auch dann wird er nur Blüten tragen, aber er wird keine Früchte hervorbringen. Deswegen wird dieses Wissen Shushka Gnan genannt (Wissen, das keine spirituellen Ergebnisse erbringt). Und das Wissen (Gnan), das Früchte trägt, wird Wissenschaft (Vignan) genannt. Unseres [Gnan] ist also eine Wissenschaft (Vignan). Deswegen fängt es sofort an zu wirken und warnt dich von innen heraus. Es gibt kein anderes Wissen (Gnan), das einen von innen heraus warnt.

Genau genommen ist Wissen (Gnan) an sich das Selbst. Wenn 'wir' es jedoch nicht Wissenschaft (Vignan) nennen, dann werden all die Menschen sagen: "Wir haben auch Wissen (relatives religiöses Wissen und Praktiken; Gnan)! Ist unseres also nicht das Selbst?" Die Antwort ist: "Nein, das ist es nicht." Das Selbst sollte derart sein, dass es von allein (Karyakari) von innen heraus arbeitet. Sollte es Ergebnisse hervorbringen oder nicht? Fragender: Es sollte Ergebnisse liefern.

Dadashri: Wenn du Opium nimmst, wird das Opium nicht sofort seine 'Früchte' (Wirkung) zeigen? Wird das Opium dich kurz, nachdem du es eingenommen hast, schläfrig machen oder nicht? Und was ist, wenn jemand diese Menge an Alkohol getrunken hat? Fragender: Das wird ihn auch schläfrig machen.

Dadashri: Das wird ihn auch schläfrig machen, nicht wahr? Genauso liefert sein Wissen nicht die Ergebnisse, so wie das [andere], nicht wahr? Die Menschen haben schon so lange die Schriften gelesen und bleiben [dennoch] an derselben Stelle. Sie haben sich weder vorwärts noch rückwärts bewegt, genau die gleiche Anhaftung und Abscheu. Das, was die Anhaftung und Abscheu verringert, ist als Gnan (wahres Wissen) bekannt. Das, was die negative innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan) und die negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan) stoppt, wird Gnan genannt.

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Und so lange die negative innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan) und die negative innere Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan) bestehen, wie kann es da jemals Wissen (Gnan) genannt werden? Deswegen haben 'wir' es Wissenschaft (Vignan) genannt. Im derzeitigen Abschnitt des Zeitzyklus ist es eigentlich tatsächlich Wissenschaft (Vignan), aber es kann als Wissen (Gnan) bezeichnet werden. Weil die Menschen dieses [Wort] 'Gnan' jedoch missbrauchen, haben 'wir' es also Vignan (Wissenschaft) genannt. Wie können die Menschen danach das [was sie haben] als Vignan (Wissenschaft) bezeichnen? Beim Wissen (Gnan) [können sie sagen]: "Auch wir lesen die Schriften." Aber das Wissen, das man durch das Lesen der Schriften erwirbt, wird nicht genügen. Das Wissen vom Selbst ist erforderlich. Jeder kennt das Wort 'süß', so wie der Zucker süß ist, aber was bedeutet 'süß'? Was wirst du antworten, wenn du das gefragt wirst? Fragender: Nein, das ist etwas, das erfahren werden muss.

Dadashri: Ja, das wird passieren, wenn ich ihn auf die Zunge lege. 'Wir' bezeichnen es also als 'süß', indem 'wir' ihn auf die Zunge legen. Wohingegen diese armseligen Menschen sich auf das Wort 'süß' beziehen. Kann dadurch irgendetwas erreicht werden?

The Self in the Real Form as Science is Required! (p 175)

Das Selbst in der wahren Form von Wissenschaft ist erforderlich Wie viele Arten von Wissen (Gnan) gibt es? Es gibt zwei Arten. Nicht ein einziges Lebewesen kann ohne Wissen (Gnan) leben. Das eine Wissen (Gnan) wird direkt durch die Sinne wahrgenommen (Indriya Pratyaksh), und das andere ist jenseits der Sinne (Atiindriya Pratyaksh). Die ganze Welt ist in Wissen verwickelt, das sich an den Sinnen orientiert. Die Heiligen, die Asketen, die Eremiten - sie [verweilen] alle in Sinnes-orientiertem Wissen.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden? Dadashri: Das [relative] selbst, das in der Form von [durch die Sinne wahrgenommenem] Wissen (Gnan-Swaroop Atma) ist, warnt dich keineswegs. Das Selbst in der Form von Wissenschaft (Vignan-Swaroop Atma) dagegen warnt dich tatsächlich. Welches möchtest du also?

Fragender: Ich möchte das, das warnt. Dadashri: Das ist es das Selbst, das 'wir' geben.

Was bedeutet Wissen (Gnan)? Mit [relativem] Wissen ist das gemeint, das zeigt: "Das ist gut, das ist schlecht." Es unterscheidet zwischen richtig und falsch. Diese Wissenschaft (Vignan) dagegen ist derart, dass sie dir Befreiung gewähren wird.

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In the Form as Absolute Knowledge, That is Indeed the Attentive Awareness! (p 176)

In der Form von absolutem Wissen - das ist tatsächlich das aufmerksame Gewahrsein

Fragender: Wird dann also das Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), als das vollständige Wissen betrachtet?

Dadashri: Das Wissen, das das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bhed Gnan), ist das vollständige Wissen, und das ist tatsächlich das Fenster [die Öffnung] zum Absoluten Wissen! Deswegen ist absolutes reines Wissen (Shuddha Gnan) nichts anderes als das Absolute Selbst (Paramatma) an sich. Das Absolute Selbst hat keinen Körper in physischer Form so wie diesen. Es ist ohne eine physische Form (Nirdehi). Es ist in der wahren Form von reinem Wissen (Shuddha Gnan Swaroop). Es ist in der wahren Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop), es ist in überhaupt keiner anderen Form. Indem man beim Gnani Purush sitzt, kann man selber die wahre Form von aAbsolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) verstehen, weil der Gnani Purush die Absicht hat, einzig in der wahren Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu verbleiben. Allerdings ist es wegen der derzeitigen Ära des Zeitzyklus nicht möglich, ständig in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben. Aber seine [des Gnani] Intention ist es, ständig in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben, denn er selber 'weiß' die Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop). Die Wirkung der derzeitigen Ära des Zeitzyklus ist so machtvoll, dass es nicht möglich ist, in der Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan Swaroop) zu bleiben. So als ob du deinen Finger unter eine zwei Zoll breite Leitung hältst, und wenn das Wasser, das herauskommt, sehr kraftvoll ist, dann wird es deinen Finger wegdrücken. Aber wenn das Wasser aus einer Halbzoll-breiten Leitung fließt, dann wird sich dein Finger nicht wegbewegen. Gleichermaßen ist die Wucht des derzeitigen Abschnitts des Zeitzyklus so stark, dass sie nicht einmal den Gnani Purush im Gleichgewicht bleiben lassen wird!

The Vitaraag Lords Have Never Lost to Anything/Been Overpowered by Anything! (p 176)

Die Vitaraag Lords haben nie bei irgendetwas verloren/sind nie von etwas überwältigt worden

Wenn das Selbst seine eigene Beschaffenheit (Guna) 'weiß', wenn es seine eigene wahre Form (Swa-Swaroop) 'weiß', wenn es sein eigenes Wissen (Swa-Gnan) 'weiß', dann wird es nicht [von irgendwelchen weltlichen Umständen] berührt.

Ganz gleich, welche Form eine Person annimmt, auch wenn sie alle möglichen Worte gebraucht und allerlei Dinge sagt, nachdem sie deinen Verstand erkannt hat, und du dich dennoch nicht rührst, dann nennt man das Wissen (Gnan). Viele solcher Menschen kommen vielleicht und sind uns lästig, aber unser Wissen (Gnan) wird nicht ins Wanken geraten. Dann ist dieses Gnan selber das Absolute Selbst. Wenn das Absolute Selbst (Paramatma)

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sich jedoch wegbewegen würde, dann ist es nicht das Absolute Selbst (Paramatma); es ist nicht Gnan (wahres Wissen).

Wissen (Gnan) ist eigentlich endlos, aber es gibt kein Wissen (Gnan) jenseits des Wissens (Gnans), das die Vitaraag Lords (diejenigen, die frei von Anhaftung und Abscheu sind) erobert haben. Derjenige, der niemals irgendwo verliert, ist als frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) bekannt. Manchmal verliert vielleicht der Körper, der Verstand mag verlieren, die Sprache mag verlieren, aber Es, das Selbst, wird niemals verlieren. Stell dir nur vor, wie die Vitaraags - diejenigen ohne jede Anhaftung und Abscheu - sind!

Die inhärente Natur des reinen Wissens ist tatsächlich derart, dass es überhaupt nichts berührt. Es bleibt unberührt, absolut unbeeinflusst (Nirlep)! Sogar in der Unwissenheit bleibt das Wissen unberührt (Nirlep). Wissen wird nicht eins [vermischt] mit irgendeiner Aktivität, es bleibt vollkommen unberührt (Nirlep). Das, was niemanden berührt oder behindert, wird das Selbst genannt. Es behindert weder Dunkelheit noch Unwissenheit. Unwissenheit behindert es [das Selbst]. Das, was niemanden behindert, ist das Absolute Selbst (Paramatma). Dieser Punkt ist so klar wie Licht, nicht wahr?

The Key for Mahatmas to Remain in the Knowledge of the Self! (p 177)

Der Schlüssel für Mahatmas, um im Wissen des Selbst zu verbleiben Wissen (Gnan) an sich ist Glückseligkeit (engl.: bliss), Wissen (Gnan) an sich ist das Selbst (Atma), Wissen (Gnan) an sich ist Absolutes Wissen, Wissen (Gnan) an sich ist Befreiung. Deswegen verbleibe im Gnan. Wann kannst du im Gnan verbleiben? Wenn du Chandubhai (das Nicht-Selbst) kennenlernst, kannst du im Wissen (Gnan) bleiben. Lerne Chandubhai in jedem Licht kennen. In mancherlei Hinsicht ist er etwas ungeschickt, in anderer Hinsicht ist er geradeheraus. Lerne ihn in jeder Hinsicht gut kennen. Gott hat nur so viel gesagt: "Wisse das, was es zu wissen gilt (Gneya)." Was ist das erste, das es zu wissen gilt (Gneya)? Es ist der 'Nachbar' [Chandubhai]. Grobe Umstände, subtile Umstände und Umstände der Sprache gehören zum Nicht-Selbst (Para) und sind von den äußeren Umständen (Paradhin) abhängig. Wisse sie. Sie sind das, was es zu wissen gilt (Gneya), und Du bist der Wissende (Gnata).

Das, was dich nicht in die Unwissenheit eintauchen lässt, wird Gnan genannt. Angenommen, Chandubhai streitet mit jemandem, indem er sich verteidigt. In Wirklichkeit ist das tatsächlich Unwissen [relatives Wissen], weil es nicht dem Gesetz entspricht, nicht wahr? Das, was nicht dem Gesetz entspricht, und das, was gesetzmäßig ist - beides ist Unwissen [relatives Wissen]. Aber Du solltest Dich da nicht hineinbegeben. 'Du' solltest fortfahren zu sehen.

In dem Moment, wo das Unwissen innerlich bereit ist zu entstehen, wird das Gnan gegenwärtig werden. In dem Moment, wo man einen Gedanken hat: "Sollte ich dieses medizinische Pulver einnehmen?", zeigt sich gleichzeitig das Wissen (Gnan) und warnt dich: "He, das kann dich umbringen." Und der Gedanke wird aufhören, wenn das Wissen (Gnan) gegenwärtig wird.

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Fragender: Das Gnan, das gegenwärtig wird, ist das ein Teil von der direkten, befreienden Energie des Selbst (Pragnya)?

Dadashri: Ja, von der Pragnya! Fragender: Die Schleier (Avaran) der Unwissenheit sind zerstört worden, als du uns das Wissen (Gnan) gegeben hast. Welche Schleier sind jetzt also noch da? Dadashri: Der Hauptschleier ist verschwunden. Nun sind noch andere Schleier übrig. Die Hauptursache ist weg. Jetzt werden die 'Blätter' darüber austrocknen, die 'Zweige' werden austrocknen, der 'Stamm' wird austrocknen. Auch wenn die Hauptursache beseitigt wurde, abgeschnitten wurde, trotzdem wird der Teil darüber noch ein paar Tage lang grün erscheinen, nicht wahr? In dem Moment, wo Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt wird, ist alles vollständig. Alle Schleier sind verschwunden. Das wird Wissen, das frei von Schleiern ist (Niravaran Gnan), genannt.

Fragender: "Ich bin Reine Seele", ist das Wissen (Gnan)? Dadashri: Nein. Dieses Wissen (Gnan) wird tatsächlich als Wissenschaft (Vignan) erachtet. Relatives religiöses Wissen und Praktiken sind das, was in Worten geschrieben steht, das, was man 'tun' muss. Und das, was nichts 'tut', das, was fortwährend auf natürliche Weise und spontan von allein geschieht, ist Wissenschaft (Vignan). Dies ist weder das Wissen (Gnan) der nach Befreiung Suchenden (Mumukshus), noch ist es das derer, die nach Wissen streben (Jignashus). Dies ist das Wissen (Gnan) der Gnanis. Nun wirst Du selber ein Gnani. Von dem Moment an, wo du dieses Gnan erlangst, wirst Du ein Gnani. Obwohl Du also mit Sicherheit als ein Gnani bezeichnet werden kannst, wirst Du aber nicht wissen, was Du antworten sollst, wenn dich jemand fragen würde: "Erzähle mir etwas darüber". Denn Du hast den Zustand des Gnanis nicht durch Erfahrung erlangt. Du hast dieses Gnan erlangt, während du den Weg entlanggegangen bist.

Awareness of the Self Against the Discharging Pride! (p 178)

Gewahrsein des Selbst gegen den sich entladenden Stolz Fragender: Dada, nachdem ich jetzt das Wissen (Gnan) erlangt habe, ist seit ein oder zwei Jahren das Gefühl da, dass ich keine Anhaftung oder Abscheu mehr für irgendjemanden gehabt habe. Größtenteils passiert das nicht. Aber dieses Gefühl [die Wirkung] von Stolz (Maan), das ich erfahre, das scheint nicht so leicht wegzugehen. Dadashri: Du musst das nicht loslassen, 'Du' musst es sehen. Es ist Entladung, und die Anhaftung und Abscheu, die gegenwärtig in der Entladung vorhanden sind, sind eine Wirkung der Unwissenheit [vom letzten Leben]. Dabei ist die Tatsache, dass Du keine Anhaftung oder Abscheu hast, die Wirkung davon, dass Du das Selbst erlangt hast. Das andere ist jetzt eine Entladung, sie wird weiterhin zum Vorschein kommen.

Fragender: Darum mag ich das also?

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Dadashri: Zum Zeitpunkt der Entladung solltest Du [zu Chandubhai] sagen: "Du scheinst sehr arrogant zu sein, oder? Es gibt kein Problem mit der Tatsache, dass dir das gefällt, aber jetzt solltest du wieder zur Normalität zurückkehren." Dabei gibt es kein Problem, es ist eine daraus entstehende Wirkung der Entladung.

Fragender: Nein. Aber ist es nicht eine leichte Behinderung, wird es nicht zum Hindernis für das Realisieren [des Selbst]?

Dadashri: Nein, Du hast alles realisiert, aber es braucht Zeit, damit es ins Verhalten gelangt. Da die Anhaftung und Abscheu gegangen sind, giltst Du als jemand, der das Selbst erlangt hat. Das Selbst ist zu einhundert Prozent erlangt worden. 'Du' bist zur Form des Selbst geworden, zu einhundert Prozent. Während sich all der karmische Bestand an Müll, der eingelagert wurde, entlädt, wird das Selbst in die Erfahrung gelangen.

Fragender: Dada, wenn Stolz aufkommt, dann mag ich das wirklich nicht und widersetze mich innerlich [indem ich sage]: "Das ist wirklich falsch." Was für ein erwachtes Gewahrsein (Jagruti) sollten wir in dieser Situation aufrechthalten? Oder sollten wir es einfach fortwährend sehen?

Dadashri: Nein, nein. 'Du' solltest den Stolz sehen, der aufkommt. Das wird Wissen (Gnan) genannt. Der Sehende (Jonaar) wird Gnan genannt, und das, was aufkommt [Stolz], ist Unwissenheit. Der Sehende der Unwissenheit ist das Gnan. Ob es danach ein Grad an Stolz ist oder fünfzig Grad, aber der Sehende der Unwissenheit ist der Gnani. 'Du' erkennst: "Das ist 'Unwissenheit', nicht wahr?" Fragender: Das Gefühl von Stolz wird als Unwissenheit betrachtet?

Dadashri: 'Du' erkennst das: "Dieses Gefühl von Stolz ist Unwissenheit", nicht wahr? Weil Du die Unwissenheit siehst, darum bist Du ein Gnani. Ansonsten kann eine Person, die unwissend in Bezug auf das Selbst ist, Unwissenheit [in Form von Stolz] nicht erkennen! Da gibt es keinen Fehler.

Fragender: Dies [der Stolz] geht nicht so leicht und schnell weg, wie Anhaftung und Abscheu es taten.

Dadashri: Die [sich entladende] Anhaftung und Abscheu sind nicht weggegangen, du hast sie nicht beseitigt. Das ist nur ein Zeichen [die Tatsache, dass Stolz als Unwissenheit gesehen wird], dass das Selbst erlangt worden ist.

The Purusharth of Every Gnani is the Same! (p 179)

Die spirituelle Bemühung (Purusharth) jedes Gnani ist dieselbe Wenn jemand [mit mir] schimpft, dann ist es in meinem auf Erfahrung beruhenden Gewahrsein (Khyaal), wen er beschimpft. Somit dringt es nicht in mich ein.

Fragender: Und wenn jemand dir eine Blumengirlande umhängt, wenn man dich ehrt, bleibt das dann zu diesem Zeitpunkt genauso bestehen?

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Dadashri: Nein, das Gesicht lächelt zu diesem Zeitpunkt. Das wissen 'wir' auch. Das Gesicht lächelt nicht nur, sondern 'wir' 'wissen' auch die Gefühle, die innerlich überfließen.

Fragender: Du hast gesagt: "Wir sind überhaupt nicht berührt." Ist das so, weil vollkommene Trennung besteht, oder ist es so, weil innerlich ein Prozess stattfindet?

Dadashri: Es gibt da keinen Prozess oder irgendetwas dieser Art. Vorher [vor Erlangen von Gnan] waren der Wissende (Gnata) und das zu Wissende (Gneya) es gewohnt, eins zu werden, jetzt bleiben sie dagegen getrennt. Fragender: Wenn das Gesicht eines Gnani lächelt, wenn er mit einer Blumengirlande geehrt wird, dann ist er auch der Wissende davon. Dadashri: Nicht nur die Tatsache, dass Glück im Gesicht erscheint, sondern auch die Gefühle und andere derartige Dinge scheinen dem gleich zu sein, was eine Person erfährt, die nicht Selbst-realisiert ist. Fragender: Werden die Gefühle auch als die sich entfaltende Wirkung des vergangenen Karmas betrachtet? Dadashri: Ja, sie werden als die sich entfaltende Wirkung des vergangenen Karmas betrachtet. Das Wissen (Gnan) von heute sieht, 'welche Wirkung das vergangene Wissen verursacht'.

Fragender: Wird es das Gleiche für Lord Mahavir gewesen sein, der vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitaraag) war?

Dadashri: Es wird tatsächlich für jeden das Gleiche sein! Fragender: Würden die Gefühle auch äußerlich sichtbar sein?

Dadashri: Ja, all die Gefühle wären da. Man würde lächeln, sehr viel lächeln. Man würde sogar weinen, wenn es so eine Situation gäbe. Wenn jemandes Mutter gerade sterben würde, würde er dann nicht auch für fünf Minuten weinen? Und nur weil man weint, bedeutet das nicht, dass dieses Gnan verschwunden ist. Oder wenn jemand entsetzliche Schmerzen erfährt, angenommen, seine Hand wird abgeschnitten, und wenn seine Augen sich dann mit Tränen füllen, dann bedeutet das nicht, dass das Gnan verschwunden ist.

If Today’s Knowledge is Separate, Then it is not Kashay! (p 179)

Wenn das heutige Wissen getrennt ist, dann sind es keine Kashays24 Fragender: Wenn die völlige Trennung (von Selbst und Nicht-Selbst) geschieht, bedeutet das dann, dass Ärger, Stolz, Täuschung und Gier (Krodh, Maan, Maya, Lobh) vollständig verschwunden sind?

Dadashri: Sie sind von dem Moment an verschwunden, da die Überzeugung (Pratiti) verankert ist. Sie gehen in dem Moment zu Ende, wenn die Überzeugung: „Ich bin Reine

24 Leidenschaften, die das richtige Wissen behindern: Ärger, Stolz, Täuschung, Gier; Innere Feinde

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Seele“ einsetzt. Wann wird es als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet? Wenn das sich entfaltende Wissen [aus dem vergangenen Leben] und das heutige Wissen eins werden, dann wird es als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet. Wenn das heutige Wissen getrennt bleibt, dann wird es nicht als Ärger, Stolz, Täuschung und Gier betrachtet. Deswegen wird es als Ärger (mit der Absicht, zu verletzen; Krodh) betrachtet, wenn die Umstände der beiden zusammenkommen. Andernfalls kann man es nicht als Ärger (Krodh) bezeichnen. Es gibt eine Definition dafür. Wenn Chandubhai ärgerlich wird und Du innerlich sagst: „Nein, das sollte nicht passieren“, dann steht Deine Meinung in vollständigem Widerspruch zu dem, was passiert. Ersteres ist also eine Absicht zu verletzen (Himsak Bhaav), und letzteres ist eine Absicht, nicht zu verletzen (Ahimsak Bhaav). Da sich die Absicht der Vereinnahmung (Tanmayakar Bhaav) zwischen den beiden aufgelöst hat, löst sich auch die Absicht zu verletzen auf, die in allen vieren – in Ärger, Stolz, Täuschung, Gier – besteht. ‚Du’ [das Selbst] hast heute nicht die Absicht zu verletzen. Das wird nicht Ärger (mit der Absicht zu verletzen; Krodh) genannt. Fragender: Wenn vollständige Trennung geschieht, entsteht dann die befreiende Energie des Selbst (Pragnya), und geht der weltliche Intellekt weg? Dadashri: Wenn die Trennung geschieht, geht der Intellekt zu Ende. Und die Erfahrung der befreienden Energie des Selbst (Pragnya) geschieht gleich von Anfang an. Selbst wenn die vollständige Trennung für jemanden nicht stattfindet, so wird dennoch die Überzeugung [„Ich bin Reine Seele“] in ihm verankert, und auf der anderen Seite entsteht die befreiende Energie des Selbst (Pragnya).

Acquisitiveness Due to Ignorance, Confusion Due to Acquisitiveness, Solution through

Gnan! (p 180) Habgier aufgrund von Unwissenheit, Verwirrung aufgrund von Habgier, Lösung durch

Gnan

Hinter jeder Lösung irgendeiner Verstrickung gibt es immer ein bestimmtes Wissen. Die Welt ist ein Lager von Verstrickungen. All die Verstrickungen können nicht durch nur eine Art von Wissen gelöst werden. Dennoch können Verstrickungen nicht ohne Wissen gelöst werden, nicht wahr?

Fragender: Das ist der Fall, wenn sie gelöst werden, aber was geschieht zum Zeitpunkt, wenn die Verstrickung entsteht?

Dadashri: Verstrickungen entstehen aufgrund von Unwissenheit. Ansonsten würden sie das nicht tun, oder? Und Verstrickungen werden durch Wissen (Gnan) gelöst. Wenn also eine Verstrickung aufgelöst wird, dann schließt man damit ab und findet innere Zufriedenheit (Samadhan) und der Verstand wird frei. Der Verstand beginnt frei von Verstrickungen zu werden. Tendenziell entstehen Habgier, ein Gefühl von Besitzgier und innere Anhaftung an materielle Dinge (Parigraha) aufgrund der Unwissenheit in Bezug auf das Selbst. Durch Habgier

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beginnen Verstrickungen zu entstehen. Und nachdem dann die Verstrickungen durch Wissen (Gnan) wieder aufgelöst werden, wird man frei von Habgier.

Fragender: Ist Habgier abhängig von Wissen (Gnan) und Nichtwissen? Dadashri: Ja. Wissen, Nichtwissen und Habgier. Nichtwissen lässt Habgier entstehen, und indem die Verstrickungen durch Wissen (Gnan) aufgelöst werden, wird man frei von Habgier.

Parakram is Dependent Upon Knowledge from the Past Life! (p 180)

Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) ist abhängig vom Wissen des vergangenen Lebens

Du hast jetzt das Wissen des Selbst erlangt. Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) wird in deinem nächsten Leben entstehen. Diese außergewöhnliche spirituelle Bemühung von Dada [in diesem Leben sichtbar] ist die außergewöhnliche spirituelle Bemühung des Wissens aus vergangenen Leben. Die außergewöhnliche spirituelle Bemühung des Wissens, das du in diesem Leben erlangt hast, wird in deinem nächsten Leben zum Vorschein kommen. Bis dahin wird die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) nicht entstehen. Bis dahin wird sie nicht zu Wirkung gelangen. Wenn sie zur Wirkung gelangt, dann wird sie Früchte [Ergebnisse] liefern.

Fragender: Bedeutet das also, dass die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram), die für dich heute entstanden ist, auf der Grundlage des Wissens aus dem vergangenen Leben beruht? Dadashri: Ja. Diese außergewöhnliche spirituelle Bemühung gibt es aufgrund des Wissens vom vergangenen Leben. Es wird als außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) erachtet, wenn die Worte aus den Tiefen [des inneren Selbst] hervorkommen. Wenn du meine gesprochenen Worte benutzt, dann wird es nicht funktionieren. Worte aus den Tiefen des inneren Selbst, wenn die Schriften von innen heraus gesprochen werden, das wird außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) genannt - die außergewöhnliche spirituelle Bemühung (Parakram) aufgrund des vergangenen Wissens!

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[5.1] Knowledge-Vision

Wissen und Sicht

Definition of Ratnatraya (the Three Gems)! (p 182) Die Definition der drei Edelsteine (Ratnatraya)

Fragender: Bitte erkläre Wissen (Gnan), Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra).

Dadashri: Willst du die weltliche, relative Bedeutung von Wissen und Sicht, oder die absolute?

Fragender: Die absolute Bedeutung. Dadashri: Die absolute Bedeutung! Die absolute Bedeutung von Gnan ist 'Wissen über das Selbst'. Es bedeutet, das Selbst direkt zu erlangen, es gibt keine andere Einmischung dazwischen. Das Wissen, das Selbst zu erlangen, nennt man Gnan. Ob man solch ein Wissen dadurch erlangt, dass man Bücher liest oder es von jemandem hört, es wird durch Shrutagnan erlangt. Nachdem man dieses Gnan erlangt hat, kommt es in die Sicht (Darshan), d.h. die Überzeugung beginnt für einen. Die Überzeugung, dass es genau so ist, wie das Gnan es ihm beschreibt, dies nennt man Sicht (Darshan). Und wenn sich solch eine Überzeugung etabliert hat, dann wird es sich im Verhalten (Charitra) zeigen. Solange sich die Überzeugung noch nicht etabliert hat, kann es [das Wissen] sich nicht im Verhalten manifestieren. Überzeugung gilt als die richtige Sicht (Samyak Darshan), während die Überzeugung, die bezüglich des weltlichen Lebens etabliert wurde, verblendete Sicht (Mithya Darshan) ist. Es ist vergänglich (Vinashi). Es kann niemals Glück darin geben, es ist imaginäres Glück. Wahres Glück kann unmöglich an irgendeinem weltlichen Ort sein, nicht für einen [einzigen] Moment. Was immer es an Glück gibt, es ist alles imaginäres Glück; darüber hinaus ist es Glück, das ein Ende hat. Während ersteres wahres Glück ist, die Glückseligkeit des Selbst (Nirvikalp Sukh). Dieses Glück ist anhaltend, es ist ewig. Nachdem man also dieses Gnan einmal gehört hat, wenn die Überzeugung etabliert wurde, dann wird es sicherlich ins Verhalten kommen und man wird endgültige Befreiung (Moksha) erlangen. Fragender: Es gibt diesen Satz: "Richtige Sicht, richtiges Wissen und richtiges Verhalten bedeuten der Weg zur Befreiung (Samyak Darshan, Gnan, Charitra-yaani moksha marg)". Wenn sowohl das Wissen (Gnan) also auch die Sicht (Darshan) im absoluten Zustand sind, nur dies gilt als der Weg der Befreiung, oder nicht? Dadashri: Nein, nein, so ist es nicht. Richtige Sicht (Samyak Darshan), Wissen (Gnan) und Verhalten (Charitra): all die drei sind der Weg der Befreiung. Deshalb heißt es, dass alle anderen Wege Wege der Gebundenheit sind. Wenn du dort 'hineinkommst', in dem Moment, wo du in einen dieser drei Zustände kommst (richtiges Wissen – Samyak Gnan, Sicht - Darshan und Verhalten - Charitra), dann beginnt Dein Weg der Befreiung. Die anderen, die 'verblendeten' Wege (Mithya Marg) sind alles weltliche Wege, und dieser richtige Weg

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(Samyak Marg) ist tatsächlich der Weg der Befreiung. Richtige Sicht (Samyak Darshan), richtiges Wissen (Samyak Gnan) und richtiges Verhalten (Samyak Charitra).

Fragender: Kannst du bitte richtige Sicht (Samyak Darshan) definieren? Dadashri: Richtige Sicht (Samyak Darshan) heißt, dass eine Abneigung gegenüber der illusionären Sicht (Bhrantik Darshan) auftaucht. Man erlangt die Erkenntnis (Bhaan): "Es gibt kein Glück in weltlichen Dingen", solch eine Überzeugung etabliert sich. Wenn sich die Überzeugung etabliert, "ewige Glückseligkeit liegt im Selbst", dann gilt es als richtige Sicht (Samyak Darshan).

Fragender: Und bitte erzähle uns etwas über das richtige Wissen (Samyak Gnan) und das richtige Verhalten (Samyak Charitra) Dadashri: Nun, da Du die richtige Sicht (Samyak Darshan) erlangt hast, wirst Du danach anfangen, andere Erfahrungen zu sammeln. Während du die Erfahrungen sammelst, beginnt sich die Gradzahl des richtigen Wissens zu erhöhen. Die Erfahrungen, die durch die richtige Sicht (Samyak Darshan) gesammelt werden, werden zu einem Anstieg des richtigen Wissens (Samyak Gnan) führen. Und wenn der Zustand der richtigen Sicht (Samyak Darshan) und des richtigen Wissens (Samyak Gnan) ansteigt, kommt das richtige Verhalten (Samyak Charitra) zur Wirkung. Verhalten, das frei von Anhaftung und Abscheu ist, gilt als richtiges Verhalten (Samyak Charitra). Endgültige Befreiung (Moksha) ist tatsächlich deine eigene dem Selbst innewohnende Natur! Wenn Wissen, Sicht und Verhalten richtig (Samyak) werden, dann gilt das als Befreiung (Moksha). Wenn das Wissen, die Sicht und das Verhalten, die momentan verblendet (Mithya) sind, stattdessen richtig (Samyak) werden, dann gibt es wirklich Befreiung (Moksha). Fragender: Selbst im weltlichen Leben gibt es verblendetes Wissen, verblendete Sicht und verblendetes Verhalten, oder nicht? Dadashri: Im weltlichen Leben gibt es definitiv Wissen, Sicht und Verhalten, und es gibt auch Buße (Tapa); aber dies ist [alles] verblendet, falsch (Mithya), während 'dies' richtig ist (Samyak). Verblendet (Mithya) heißt, dass es dem vergänglichen Glück dient, und dies (das richtige; Samyak) dient der ewigen Glückseligkeit (Sanatan Sukh). Der Lord hat gesagt, wenn die Sichtweise (Drashti) sich [in Richtung des Selbst] umkehrt, dann hat man die [wahre] Sicht (Darshan); ansonsten ist es nicht Darshan, es ist 'Adarshan'25 (verblendete Sicht, fehlende Sicht). Das Wissen, das die Sicht dazu bringt, sich umzukehren, ist Gnan, und das Wissen, das die Sicht nicht dazu bringt, sich umzukehren, ist 'Agnan' (Unwissenheit über das Selbst, relatives Wissen). Deshalb ist das [das Weltliche] 'Adarshan', es ist 'Agnan', während dies Darshan ist, dies ist Gnan. Der Lord hat es als das Verhalten als das Selbst (Charitra) bezeichnet, wenn es Wissen und Sehen (Gnan-Darshan) gibt. Und wo es verblendete Sicht (Adarshan) und Unwissenheit (Agnan) gibt, wurde es als negatives Verhalten bezeichnet, als Verhalten, das dem Selbst widerspricht (Kucharitra).

Ein Schleier über dem Wissen des Selbst (Gnan) ist Unwissenheit (Agnan), und ein Schleier über der Sicht des Selbst (Darshan) ist verblendete Sicht (Adarshan). Was ist das Ergebnis 25 Die Vorsilbe a- drückt im Gujarati das Gegenteil aus.

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von Unwissenheit und verblendeter Sicht (Agnan–Adarshan)? Kashay (die inneren Feinde Ärger, Stolz, Täuschung und Gier). Und was ist die Frucht von Wissen und Sicht (Gnan – Darshan)? Samadhi (ein glückseliger Zustand als das Selbst, der aufkommt, wenn man frei von geistigen, physischen und von äußerlich auferlegten Leiden wird).

Vision: Experience: Knowledge of the Self! (p 183)

Sicht – Erfahrung – Wissen als das /des Selbst

Fragender: Was bedeutet Überzeugung (Pratiti)? Dadashri: Angenommen, jemand sagt: "Das ist meine Frau (Stri)", dann sagt vielleicht der andere: "Ich habe nicht wirklich verstanden." Also sagt der Mann dann: "Sie ist [meine] Ehefrau (Dhaniyani)." Es gibt in der Tat [unterschiedliche] Worte dafür [für die gleiche Sache], oder nicht? Wenn er das Wort 'Frau' ('Stri') nicht versteht, dann wird er verstehen, wenn man 'Ehefrau' ('Dhaniyani') sagt, oder? Deshalb bedeutet Überzeugung (Pratiti) [das gleiche wie] Sicht (Darshan).

Fragender: Wenn "Ich bin Reine Seele" andauernd im Glauben (Shraddha) bleibt, dann nennt man es Überzeugung (Pratiti), oder?

Dadashri: Glaube ist etwas, das verschwinden kann, man kann den Glauben verlieren. Der Glaube kann einen verlassen, selbst nach dem er etabliert worden ist, doch Überzeugung (Pratiti) verschwindet nicht. Fragender: Dann nennt man das also 'Sicht' (Darshan)?

Dadashri: Ja, das nennt man Sicht (Darshan). Sie verschwindet nicht. Fragender: Was bedeutet 'Sicht' (Darshan)?

Dadashri: Sicht (Darshan) bedeutet jenes Verstehen, das fest etabliert wurde. Fragender: Wenn wir uns auf Überzeugung (Pratiti) als Sicht (Darshan) beziehen, in welchen Bereich fällt dann die aufmerksame Achtsamkeit (Laksha)? Dadashri: Erfahrung (Anubhav), Achtsamkeit (Laksha) und Überzeugung (Pratiti). Von diesen [dreien] gehört die Überzeugung (Pratiti) zur Sicht (Darshan). Achtsamkeit (Laksha) gehört zum erwachten Gewahrsein (Jagruti). Achtsamkeit (Laksha) bedeutet Gewahrsein (Jagruti). Und wenn die Überzeugung, die sich etabliert hat, zur Erfahrung wird, dann nennt man es Wissen (Gnan). "Ich bin Reine Seele" ist Sicht (Darshan), und wenn das Selbst in die Erfahrung gelangt, dann ist es Wissen (Gnan). Fragender: Wir reden über das Wissen des Selbst und die Erfahrung des Selbst. Was ist also der Unterschied zwischen den beiden? Dadashri: Wissen des Selbst gilt als vollständig (Sampurna), während die Erfahrung des Selbst in der Gradzahl variiert. Anteiliges Wissen (Ansh Gnan) wurde als Erfahrung bezeichnet, und vollkommenes Wissen (Sarvansh Gnan) wurde als [richtiges/wahres] Wissen

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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(Gnan) bezeichnet. Die Erfahrung nimmt Stück für Stück (Grad um Grad) zu und wird vollständig.

Fragender: Und wenn du gerade den Leuten Gnan gibst, erlangen sie dann das Wissen des Selbst oder die Erfahrung des Selbst?!

Dadashri: Jeder erlangt tatsächlich die Erfahrung des Selbst. Wenn die Erfahrung des Selbst nicht aufkommt, dann kann es überhaupt nicht das Selbst sein, oder?

Fragender: Kommt das erwachte Gewahrsein (Jagruti) an sich als Teil der Erfahrung? Dadashri: Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) wird auf alle Fälle bleiben.

Fragender: Das ist an sich die Erfahrung, oder? Dadashri: Nein, das erwachte Gewahrsein (Jagruti) ist etwas, durch das wir all diese anderen [Arten an] Erfahrung erlangen. Du schreibst vielleicht auf, wie 'Chandubhai' vorher war und wie er jetzt ist. Was ist der Grund für die Veränderung? Dann würdest du sagen: "Es ist aufgrund der Kraft und des Einflusses des Gnan, das ich bekommen habe, aufgrund der Kraft und des Einflusses des erwachten Gewahrseins (Jagruti)." Die Richtung zum Selbst wurde 'erweckt'; [du bewegst dich nun] in die richtige Richtung. Du warst in die falsche Richtung unterwegs, und nun hast du dich vollkommen gedreht. Es fühlt sich wie eine 100%ige Veränderung an.

Fragender: Ja, das ist richtig, die Veränderung geschieht in der Tat. Aber er ändert sich nur, nachdem das erwachte Gewahrsein (Jagruti) aufgetaucht ist, oder?

Dadashri: Nachdem 'wir' dieses Gnan geben, entsteht auf alle Fälle das erwachte Gewahrsein (Jagruti) in ihm.

Fragender: Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) entsteht, nachdem er Gnan erlangt hat. Daraufhin findet allmählich in seinem gesamten Leben eine Veränderung statt.

Dadashri: Ja, eine Veränderung beginnt allmählich. Danach beginnt er, seine eigenen Fehler [die Fehler des relativen selbst] zu sehen. Nicht jeder auf dieser Welt kann seine eigenen Fehler sehen. Wenn man [Fehler sehen] will, dann kann man alle möglichen Fehler bei allen anderen finden. Hier (bei Akram) sieht man seine eigenen Fehler, man kann all das Eigene sehen. Fragender: Wenn man sich danach dessen gewahr wird: Dies ist schlecht--falsch, gut – schlecht", nennt man das dann Erfahrung? Dadashri: Nein, nicht Erfahrung. Man kommt jedoch dahin, alles zu wissen. Das erfahrene Gewahrsein (Khyaal), das entsteht, ist tatsächlich das Selbst. Doch dieses Selbst gilt als 'Sicht-Selbst' (Darshan Atma; das Selbst, das in der Überzeugung ist). Dann wird es allmählich, so wie die Erfahrung zunimmt, zum 'Wissen-Selbst' (Gnan Atma; das Selbst, das in der Erfahrung ist).

Fragender: Das stimmt. Dada, diese Erfahrung ist wirklich geschehen. Wenn zum Beispiel Wut gerade aufkommen will, dann kommt sofort die Erkenntnis. Dieses Gewahrsein (Jagruti) taucht tendenziell auf.

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Dadashri: Ja, es taucht sofort auf. Wenn es in dieser Welt kein Gnan gäbe, dann könnte man nie selbst seine eigenen Fehler sehen; man wäre blind dafür. Während derjenige mit Gnan in der Lage sein wird, all seine Fehler zu sehen. So viele [der Fehler] können gesehen werden. Stell dir nur vor… jeden Tag können hunderte Fehler gesehen werden!

The Experience: Penance: Conduct of the Self! (p 185)

Die Erfahrung – Buße – Verhalten des Selbst

Fragender: Kann die Erfahrung (Anubhav) nun 'Verhalten als das Selbst' (Charitra) genannt werden? Dadashri: Nein, nicht Verhalten als das Selbst. Erfahrung (Anubhav) gilt als das, was die Überzeugung bestätigt (Pratiti): "Dies ist richtig." Dieses Wissen wird allmählich bereit [etabliert; bereit, angewendet zu werden], so wie die Erfahrung bestätigt wird.

Fragender: Wann kann man also sagen, dass es das Verhalten als das Selbst geworden ist? Dadashri: Wenn das Wissen (Gnan) und die Sicht (Darshan) in Wirkung kommen, dann gilt es eigentlich als Verhalten (Charitra). Was immer der Anteil an Erfahrung ist, in diesem Ausmaß entsteht der Zustand der vollkommenen Freiheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaraagata), und nur so viel kann als Verhalten (Charitra) gelten. Verhalten (Charitra) kann nicht ohne Buße (Tapa) entstehen. So viel Buße getan wird, so viel Verhalten (Charitra) entsteht. Die Buße zu wissen und zu sehen ist tatsächlich das Verhalten (Charitra).

Fragender: Nachdem es also nun in seine Sicht (Darshan) gelangt ist, kommt es in seinem Verstehen an und wird im Wissen (Gnan) entschieden: "Ich bin Reine Seele". Also …

Dadashri: Das gilt als: "Die Erfahrung (Anubhav) ist aufgetaucht." So viel Erfahrung wie Du sammelst, so viel anteiliges Wissen entsteht. Auf diese Weise entsteht letztendlich vollkommenes Wissen. Und Dir wurde bereits die vollkommene Sicht (Darshan) gegeben, Dir wurde die Absolute Sicht (Keval Darshan) gegeben. Doch je nachdem, wieviel Wissen (Gnan) aufkommt, so viel Verhalten als das Selbst (Charitra) herrscht vor. Und wiederum steigt auch das Verhalten als das Selbst an, wenn das Wissen (Gnan) anfängt zu entstehen.

Fragender: Das heißt, wir können also sagen, dass im Moment der Erfahrung das anteilige Wissen zur Wirkung gekommen ist?

Dadashri: Was immer in die Erfahrung gelangt ist, nur so viel gilt als ins Wissen (Gnan) gelangt. Was nicht in Erfahrung gelangt ist, kann man nicht Wissen (Gnan) nennen.

Fragender: Was also in Erfahrung gelangt, dieser Anteil kommt zwangsläufig ins Verhalten (Charitra), oder?

Dadashri: Dann wird es ins Verhalten (Charitra) kommen. Die Sicht (Darshan) beginnt von dem Moment ab, an dem 'wir' dir Gnan geben. Während nun die Erfahrung des Selbst aufkommt, ist das Gnan. Wenn du dann jeden Tag im Satsang sitzt, dann entsteht der Zustand des Gnani; all die Erscheinungsformen/Phasen werden vollständig. Und wenn die beiden – die Erfahrung des Selbst (Anubhav) und die Sicht als das Selbst (Darshan) – sich

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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multiplizieren, dann herrscht das Verhalten als das Selbst (Charitra) vor. Nachdem man die Sicht als das Selbst erlangt hat, während das Wissen des Selbst in die Wirkung gelangt, entsteht das Verhalten als das Selbst. Das heißt, dass die 'Frucht' [das Ergebnis] von Wissen (Gnan) und Sicht (Darshan) in die Wirkung kommt. Gleichermaßen wird innerlich das Verhalten als das Selbst beginnen aufzukommen. So viel Buße Du tust, so viel Verhalten als das Selbst entsteht! Wann immer das Verhalten als das Selbst vorherrscht, zu dem Zeitpunkt hat die Buße geendet. Wenn dir Buße begegnet und du nicht in der Lage bist, die Buße zu tun, dann kann das sogar das Verhalten als das Selbst wegdrücken, es kann es sogar 'rauswerfen'. Dass Buße geschehen kann, dieser Teil ist im Verhalten (Charitra) mit beinhaltet. In welcher Angelegenheit Buße auch gemacht wurde, dies gilt als Verhalten (Charitra). Das Verhalten kann nur entstehen, wenn Buße letztlich endet.

Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic Weg) wird die Überzeugung (Pratiti) auf Grundlage des Wissens aus den [heiligen] Schriften erlangt, durch die Erfahrung des Wissens der [heiligen] Schriften. Für uns auf dem stufenlosen (Akram) Weg basiert die Erfahrung des Selbst (Anubhav) auf der Überzeugung, und das [wahre] Wissen (Gnan) manifestiert sich proportional [zu dieser Erfahrung]. Wenn die Überzeugung, die etabliert wurde, in Erfahrung (Anubhav) gelangt, dann gilt das als: "Man hat Gnan (das wahre Wissen) erlangt."

Whose Darshan Can it be Considered? (p 186)

Als wessen Sicht (Darshan) kann es angesehen werden?

Fragender: Das, was in die Sicht (Darshan) gelangt, ist diese Sicht (Darshan) eine Eigenschaft des direkten Lichts des Selbst (Pragnya) oder des Intellekts? Als wessen Sicht (Darshan) wird es angesehen?

Dadashri: Dies ist eigentlich etwas, das uns der Pragnya gewahr werden lässt. Sicht (Darshan) bedeutet die Überzeugung, dass du die Seele bist. Zuerst wird die Überzeugung über die Seele etabliert, und wenn einmal die Überzeugung etabliert ist, dann kann das direkte Licht des Selbst (Pragnya) erlangt werden.

Fragender: Für wen wird die Überzeugung etabliert, geschieht das für Pragnya? Dadashri: Die Überzeugung stellt sich für das Ego ein: "In Wirklichkeit bin ich nicht dies, ich bin das." Die Überzeugung, die das Ego hatte – "Ich bin Chandubhai" –, diese Überzeugung wurde nun aufgehoben und etabliert sich in diesem "Ich bin Reine Seele". Dies gilt als Sicht (Darshan). Fragender: Etabliert sich die Überzeugung aufgrund von Pragnya? Lässt Pragnya das geschehen? Dadashri: Nein. Pragnya (das direkte Licht des Selbst) lässt es nicht geschehen. Dieses Gnan, das ich euch gebe, und die Gnade von Dada Bhagwan lässt es geschehen. Mit dem Gnan, das ich gebe, und durch die Gnade von Dada Bhagwan spürst Du: "In Wirklichkeit ist es tatsächlich so. Bislang war alles falsch; all die Überzeugungen bis heute waren alle

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falsch." Die Überzeugung, die zuvor falsch war, wurde nun richtig, das ist alles. Es gibt überhaupt keine Einmischung, die dazwischenkommt, durch den Intellekt.

All Three are Included in Sat! (p 186)

Alle drei sind in 'Sat' (das Ewige) mit eingeschlossen

Fragender: Kann die Wahrheit (Satya) durch eine Überzeugung gefunden werden?

Dadashri: Diese Welt ist ebenso eine falsche Überzeugung. Diese Welt ist aus einer falschen Überzeugung entstanden, und mit der richtigen Überzeugung wird das [Befreiung] erlangt. Es gibt hier nichts außer der Überzeugung. Nichts außer der Überzeugung wurde ruiniert. Nur der Überzeugungs-Anteil ist verdorben. Das Wissen wurde nicht verdorben. Wäre das Wissen verdorben, dann wäre das das Ende von allem gewesen. Nur die Überzeugung wurde ruiniert. Bezüglich der Überzeugung gilt also: wenn man die falsche Überzeugung los wird und die richtige etabliert ist, dann ist alles erledigt. Fragender: Wieviel Unterschied gibt es zwischen der richtigen Überzeugung und der Wahrheit (Satya)? Dadashri: Richtige Überzeugung und Wahrheit? Nein, dies ist Sat (das Selbst, die Absolute Wahrheit, das Ewige). Richtige Überzeugung, richtiges Wissen (Gnan) und richtiges Verhalten (Charitra): alle drei sind in der absoluten Wahrheit, dem Ewigen (Sat) enthalten. Sat kann nicht in diesen enthalten sein. Sat kann nicht in einem dieser drei eingeschlossen sein.

Fragender: Bitte erkläre das noch einmal. Dadashri: Richtige Überzeugung, richtiges Wissen und richtiges Verhalten: all diese drei sind in dem Wort 'Sat' mit beinhaltet. Aber das Ewige (Sat) kann in keinem dieser drei eingeschlossen sein, z.B. kann es nicht in der richtigen Überzeugung mit eingeschlossen sein. Sat ist so riesig, dass all die drei da reinpassen, aber das Ewige (Sat) selbst kann nicht in eines der drei reinpassen.

Fragender: Nachdem wir dieses Gnan erlangt haben, bleibt nichts dieser drei für uns [übrig], oder?

Dadashri: Eigentlich ist dieses unser Gnan tatsächlich so, dass es all diese drei berührt: Sicht (Darshan), Wissen (Gnan) und Verhalten (Charitra). Das heißt, dass alle drei teilweise erwacht wurden. Aber danach, wenn wie man die Fünf Agnas anwendet, werden die drei allmählich vollständig (Sarvansh).

Wenn jemand dich [Chandubhai] fragen würde: "Bist du wirklich Gott oder bist du ein Anhänger von Gott?", was würde dieser Chandubhai dann erwidern, welche Antwort würde er geben? Fragender: Vom relativen Standpunkt aus würde er sagen müssen: "Ein Anhänger."

Dadashri: Nein, aber was, wenn sie dich fragen: "Bist du Gott?" Was dann?

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Fragender: Ich kann sagen: "Ich bin Gott." Dadashri: Aber wie?

Fragender: Denn "ich bin Reine Seele." Dadashri: Nein, aber bist du ganz und gar Gott?

Fragender: Menschliches Wesen – Gott (nar–Narayan), Chandubhai ist menschlich (Nar) und ich bin Gott, das Selbst (Narayan).

Dadashri: Nein, so ist es nicht. Du solltest sagen: "In der Überzeugung, in Bezug auf den Glauben (Shraddha) [gilt]: "Ich bin Gott." Solch ein Glaube wurde in mir etabliert. Aber ich bin nicht Gott geworden. Bislang wurde der Glaube etabliert. Wenn ich Gott werde, dann sage ich es. Dann komm zu mir. Ich werde dir geben, worum auch immer du mich bittest." Aber wenn dich dann jemand fragt: "Du bist dann also kein Anhänger?", was wirst du dann sagen? Fragender: Gott und der Anhänger sind getrennt.

Dadashri: Du kannst sagen: "Ich bin ein Anhänger, aber von dem relativen Standpunkt aus. Vom wahren Standpunkt aus, d.h. in Wirklichkeit [gilt]: 'Ich bin Gott.' Solch eine Überzeugung wurde in mir etabliert." Wenn der Glaube "Ich bin Gott" etabliert wurde, dann wird man danach frei. Das ist eigentlich die Bedeutung von Sicht (Darshan). Dass der Glaube "Ich bin Gott" etabliert wurde, gilt als Sicht (Darshan), und Wissen (Gnan) bedeutet: "Ich bin Gott" ist in deiner Erfahrung. Ersteres ist in deiner Überzeugung, letzteres in deiner Erfahrung. Du wirst sicherlich sagen, wer du bist, oder? "Von der Überzeugung her bin ich Gott." Dies ist Glaube/Überzeugung. Aber es ist so vom wahren Standpunkt aus (Nischay). All dies gilt als das Wahre (Nischay), und vom relativen Standpunkt aus (Vyavahar) bist du, wer du bist. Zu sagen: "Ich bin Chandubhai. Ich bin sein Anhänger. Ich bin ein Rechtsanwalt", all dies kann vom relativen Standpunkt aus gesagt werden.

Derjenige, der weiß: "Wer bin ich in Wirklichkeit", ist Gott (Khuda), aber man ist nur vom Glauben her Gott. Du bist noch nicht Gott (Khuda) geworden. Du bist noch nicht Gott mit Bezug auf das Wissen. Wenn Du in Bezug auf das Wissen Gott wärst, nur dann käme jemand, um dich (um alles) zu bitten. Du musst ihm sagen: "Lieber Bruder, in Bezug auf das Wissen bin ich noch nicht Gott geworden. Dada ist Gott in Bezug auf das Wissen, geh zu ihm. Ich bin Gott von [meiner] Überzeugung her. Derjenige, der weiß: "Wer bin ich", der ist Gott (Khuda). Wo hast du diese andere Art Gott her? Sieh nur! Streiten sie sich nicht bezüglich Lord Shiva und Khuda da draußen?"

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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To Know-See One’s Own Prakruti is Itself Conduct as the Self! (p 187)

Das eigene Prakruti zu wissen und zu sehen ist an sich das Verhalten als das Selbst

Jemand mag nun fragen; "Warum ist Chandubhais Verhalten so, nachdem er dieses Gnan erlangt hat?" Hier würde ich ihnen sagen: "Lieber Freund, schau nicht auf sein Verhalten, denn seine Überzeugung unterscheidet sich von seinem Verhalten. Seine Überzeugung ist ganz anders."

Hast du nicht erlebt, dass dein Verhalten anders ist als das, was in deiner Überzeugung ist? Das liegt daran, dass dein Verhalten auf der Überzeugung des letzten Lebens basiert und heute hast du eine neue Überzeugung erlangt. Das Verhalten, das also auf Grundlage dieser neuen Überzeugung entsteht, wird von einer vollkommen anderen Art sein. Zuerst etabliert es sich in der Überzeugung, danach manifestiert es sich im Verhalten. Fragender: Wie kann man es eine Überzeugung nennen nachdem man die richtige Sicht (Samyak Darshan) erlangt hat? Dadashri: Nein, nein. Wir helfen dir, es durch die 'Überzeugung' zu erkennen. Es heißt Samyak Darshan (richtige Sicht), doch denjenigen, die auf Englisch studiert haben, helfen wir, es durch [das englische Wort] 'belief' (Überzeugung) zu erkennen. Ansonsten nutzt einem 'Überzeugung' für die relative Interaktion. Es ist nicht die Hauptsache. Die richtige Sicht (Samyak Darshan) ist die Hauptsache. Wir benutzen jedoch das Wort 'Überzeugung' (engl.: belief) als einen Hinweis, um eine Richtung zu geben. Wir müssen etwas sagen, damit es erkannt werden kann, oder nicht?

Fragender: Es sollte gesagt werden, ein Hinweis. Dadashri: Ein Hinweis.

Fragender: Die richtige Überzeugung ist an sich die richtige Sicht (Samyak Darshan), oder nicht?

Dadashri: Ja. Dass die Überzeugung "Ich bin Reine Seele" etabliert worden ist, ist an sich die richtige Sicht (Samyak Darshan), und was gibt es außer der Seele? Die Antwort ist: der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Wenn solch eine Überzeugung etabliert ist, ist all das die richtige Sicht (Samyak Darshan). Fragender: Wird dieses Wort 'Überzeugung' (engl.: belief) verwendet, um die gewöhnlichen Überzeugungen (Manyata) zu beschreiben? Dadashri: Diese Sicht (Darshan) ist eine viel höhere Sache als diese [gewöhnlichen] Überzeugungen. Warnt sie [die Sicht] dich jetzt im Moment von innen heraus oder nicht? Fragender: Sie warnt.

Dadashri: Ja, das Selbst (Potey; Pragnya) kann nur warnen, nachdem es erfahren worden ist. Dies gilt nun als Wissen (Gnan). Und wann kann es Verhalten als das Selbst (Charitra)genannt werden? Wenn es keine äußerliche Einmischung gibt, dann herrscht das Verhalten als das Selbst (Charitra) vor. Keine Scherereien, zur Arbeit gehen oder andere

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Dinge tun zu müssen, du musst nicht [eine bestimmte] Kleidung tragen; es gibt keine weiteren Scherereien. Verhalten als das Selbst (Charitra) bedeutet Wissender und Sehender (Gnata-Drashta), das ist alles. Aber der Wissende-Sehende wovon? 'Du' (das Selbst) bist der Wissende und Sehende davon, was Chandubhai [Akte 1] macht. Als der Wissende-Sehende seines eigenen Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti) zu verbleiben, das nennt man Verhalten als das Selbst (Charitra).

The Understanding Regarding Experience-Awareness-Conviction! (p 188)

Das Verständnis bezüglich Erfahrung – Gewahrsein – Überzeugung

Ja, Verhalten (Charitra) bedeutet, dass die Anwendung (Upayog) des Wissens und der Sicht des Selbst vorherrscht. Derjenige, für den das angewandte Gewahrsein als der Wissende–Sehende vorherrscht, gilt als [jemand mit] Verhalten (Charitra). Das weltliche Verhalten ist eine Angelegenheit, und dieses Verhalten als das Selbst (Charitra) ist eine andere. Du bleibst weitgehend im Zustand des Wissenden und Sehenden, oder nicht?

Fragender: Ja Dadashri: In dem Moment hast du das Verhalten (Charitra).

Wenn dieses Wissen (Gnan) nun vorherrscht, dann gilt es als 'verdaut' worden. Es bleibt also [ständig] in der Anwendung. Es gilt als 'verdaut', wenn es sich im Verhalten manifestiert. Es kommt nicht zuerst in das Verhalten, es kommt erst in das Wissen (Gnan). Es ist bisher noch nicht in das Verhalten gekommen. Das Wissen (Gnan) beträgt also 360 Grad und was ich Dir gebe ist auch Wissen (Gnan) von 360 Grad. Fragender: Aber ist es nicht vollständig ins Verhalten gelangt?

Dadashri: Selbst für mich ist es noch nicht vollkommen ins Verhalten gelangt. Fragender: Ist es vollkommen in die Erfahrung gelangt?

Dadashri: Alles davon ist in die Erfahrung gelangt. Und für Dich liegt der Nutzen, den Du erlangst, darin, dass die Überzeugung zuerst in ihrer Vollständigkeit etabliert wird. Danach beginnt ein wenig Erfahrung aufzukommen. Genau in dem Moment wird die Überzeugung etabliert. Als du [die Gnan-Sätze] im Gnan Vidhi gesprochen hast, fing die Überzeugung an, sich einzustellen, und das negative Karma fing an, zerstört zu werden. Zuerst wird das negative Karma zerstört, danach stellt sich die Überzeugung ein. Es gibt so viele Funktionen, die innerlich ablaufen. In diesen zwei Stunden des Gnan Vidhi gibt es so viele Funktionen, die innerlich ablaufen, endlose Funktionen laufen weiterhin ab. Fragender: Aber ich verstehe diese eine Sache nicht: "Die Überzeugung ist etabliert."

Dadashri: Nein, du wirst das nicht verstehen. Es ist nicht leicht, das zu verstehen, oder? Es wird im Gewahrsein ankommen: "Hmm, etwas sich festgesetzt." Angenommen, du hast einen Diamanten, aber wenn du nicht von seinem Wert überzeugt bist, wirst du wegen ihm überall

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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prüfen [nachfragen]. Und nachdem du überall geprüft hast, verkaufst du den Diamanten letztlich zum günstigsten Preis. Selbst wenn dir die Leute sagen, er wäre Milliarden wert, hast du dennoch das Gefühl: "Warum nehme ich nicht einfach diese hundert, zweihundert oder fünfhundert, die sie mir anbieten!" Dies ist so, weil die Überzeugung nicht etabliert wurde, und für denjenigen, dessen Überzeugung etabliert ist, der wird ihn nicht verkaufen, selbst wenn er leidet, selbst wenn er kein Essen hat.

Fragender: Ja, er wird den Diamanten nicht verkaufen, wenn er einmal seinen Wert erkannt hat.

Dadashri: Das bedeutet: "Die Überzeugung ist etabliert." Fragender: Nachdem man den Wert erkannt hat, wird die Überzeugung etabliert. Aber wie ist es in unserem Fall anwendbar?

Dadashri: Und diese andere Überzugung wurde weggenommen. Fragender: Welche Überzeugung?

Dadashri: "Ich bin Chandubhai, ich bin so und ich bin so." Dies waren alles falsche Überzeugungen. Sie wurden weggenommen. "Ich bin sein Vater, ich bin der Onkel von demjenigen, usw.", all diese Überzeugungen wurden weggenommen und diese Überzeugung ["Ich bin reine Seele"] wird etabliert. Das nennt man 'die andauernde Überzeugung der Sicht: "Ich bin Reine Seele."' (Kshayik Darshan). Kshayik Darshan bedeutet, dass alles was verstanden werden muss, abgedeckt [eingeschlossen] worden ist. Warum musst du dennoch verstehen? Alles, was es zu verstehen gibt, wurde darin mit eingeschlossen, aber du hast es nicht vollkommen verstanden. Deshalb solltest du weiterhin Dada Fragen stellen, wieder und wieder. Fragender: Wenn wir weiterhin fragen, wird sich dann das Verständnis einstellen?

Dadashri: Zunächst wird also die ganze Verstehens-Kette vollständig werden, und danach wird eine Ebene an Erfahrung vorherrschen.

Fragender: Man akzeptiert, dass es eine Veränderung im Geisteszustand gibt, wie es vorher war und wie es jetzt ist. Ich bin jetzt in der Lage, den Aspekt über die Veränderung zu akzeptieren Dadashri: Wann verändert sich je irgendetwas? Nur, wenn die alte Überzeugung gelüftet ist und sich eine neue etabliert, dann kann Veränderung geschehen. Ansonsten wird eine Veränderung nicht stattfinden. [Man ist sich dessen nicht gewahr:] Dieser Weg ist falsch, und so begeht er ihn täglich. Fragender: Wenn es jemanden gibt, der im Haushalt hilft, und er macht die Arbeit nicht richtig, dann wurde früher der Hausbesitzer oft wütend oder aufgebracht. Doch nun, nach Gnan, wird er nicht aufgebracht, er wird nicht sehr wütend.

Dadashri: Das heißt, dass eine große Veränderung geschehen ist. Wir kümmern uns um das Ergebnis [die Veränderung], nicht wahr? Wir kümmern uns nicht um die Worte. Bekommen wir ein Ergebnis oder nicht? Wenn die Veränderung nicht geschieht, dann muss ich Acht geben.

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Fragender: Oftmals verstehen die Menschen nicht wirklich die Gespräche über das Relative (vyavahaar) und das Wahre (Nischay). Sie 'nehmen' die Gespräche über das Relative in das Wahre, und die über das Wahre in das Relative. Dadashri: Ja, das ist richtig. Man ist seit unendlicher Zeit nicht damit vertraut gewesen, oder? Obwohl wir einem also mit dieser Methode helfen, auf den Weg zu kommen, wird man wieder auf einen anderen Weg gelangen. Das Resultat dieses Gnan Wegs wird gut sein. Alles was ich prüfe ist, ob eine Veränderung stattfindet oder nicht. Fragender: Ja, eine Veränderung ist auf alle Fälle geschehen.

Dadashri: Diese Wissenschaft (Vignan) ist so, dass sie eine Veränderung bringt. Du musst nichts 'machen'. Wenn du dich nicht einmischst, dann wird sie dich zur Befreiung führen. Fragender: Richtige Sicht, richtiges Wissen und richtiges Verhalten gelten als die drei Juwelen. Sind diese notwendig, damit Menschen Befreiung erlangen? Dadashri: Die Überzeugung: "Ich bin Reine Seele" und "Dieser [Chandubhai] ist eine Akte" wurde also etabliert. Das nennt man die richtige Sicht (Samyak Darshan). Wenn du dann weißt: "Dies ist tatsächlich eine Akte", und du weißt alles, das in dieser Akte ist, das nennt man Gnan. Und der Wissende–Sehende zu bleiben gilt als Verhalten (Charitra). Fragender: Dies ist eine neue Definition. Ich mag sie sehr. Du hast es sehr schön erklärt.

What is Lacking For Mahatmas? (p 190)

Was fehlt den Mahatmas? Fragender: Die Sicht, die du hast, gehört zum Beispiel zum Selbst, was heißt, dass die Eigenschaften (Guna) des Selbst in deine Sicht gelangt sind. Kann das denn nicht auch bei anderen passieren? Dadashri: Nein. Richtige Sicht (Samyak Darshan) an sich ist eine Eigenschaft des Selbst. Ihr alle habt die richtige Sicht (Samyak Darshan) bekommen! Fragender: Das ist wahr, aber wir können diese Eigenschaft des Selbst, das wir erlangt haben, nicht anderweitig nutzen (Upayoga), nicht wahr! Dadashri: Warum, das macht ihr doch, oder?

Fragender: Nein, nicht so, wie du sie nutzt … Dadashri: Bei euch ist es ein bisschen schwächer.

Fragender: Wir verstehen das eigentlich alles, aber das Ausmaß, in dem es bei dir die Erfahrung berührt, was in deine Erfahrung gelangt …

Dadashri: Ihr habt diese Sicht (Darshan) in ihrer Vollständigkeit erlangt. Nur am Wissen (Gnan) mangelt es noch. Eben weil ihr die vollständige Sicht (Darshan) erlangt habt, hat sich eure Überzeugung (Drashti) komplett gedreht. Sicht (Darshan) bedeutet Überzeugung, Sichtweise (Drashti). Die Überzeugung die auf das weltliche Leben gerichtet war, diese

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Überzeugung hat sich jetzt komplett gedreht und ist auf das Selbst gerichtet worden. Das heißt, dass sie sich komplett verändert hat. Jetzt sollten Erfahrungen auftauchen, die sich auf das Selbst beziehen. Sie geschehen noch nicht so, wie sie sollten. Die Sicht ist also nicht nur vollständig, sie ist das permanente Überzeugt-Sein von der Sichtweise "Ich bin das Selbst" (Kshayak Darshan). Das heißt, dass die Sicht (Darshan) im Zustand der Vollständigkeit ist. Ein Unterschied besteht nur im Wissen (Gnan). Und durch diesen Unterschied im Wissen (Gnan) gibt es einen Unterschied im Verhalten (Charitra). Was bedeutet "Unterschied im Wissen"? Nehmen wir an, jemand ist beleidigt worden, und dann fühlt er sich niedergeschlagen, also sagen wir ihm: "He, Du bist das Selbst, warum wirst Du so niedergeschlagen?" Er ist vielleicht Experte darin, Ratschläge zu erteilen, aber wenn er selbst beleidigt wird, dann wird er genauso [wie andere, die nicht Selbst-realisiert sind]. Der Grund dafür ist, dass das Wissen (Gnan) noch nicht in Deine Erfahrung gelangt ist. Wenn sie [die Kashays] auftauchen, und wenn es dann in deine Erfahrung gelangt, wenn du das Gnan (Wissen) anwendest, und wenn du es danach, wenn es [die gleiche Situation] wieder passiert, mal überprüfst, dann wird sich das Wissen (Gnan) in deiner Erfahrung manifestiert haben. Es sollte also in Deine Erfahrung gelangen, das nennt man Gnan (Wissen). Denn egal, welche Überzeugung etabliert worden ist, wenn Du das zu wissen beginnst, das heißt, wenn es in Deine Erfahrung gelangt, dann betrachtet man das als Gnan (Wissen). Wenn die Dinge, von denen man fest überzeugt ist, in die Erfahrung gelangen, dann kann man das Gnan (Wissen) nennen.

In This Way, Knowledge Manifests Through Experience! (p 191)

So manifestiert sich das Wissen durch Erfahrung Diese ganze Welt ist in 'unsere' Sicht (Darshan, Verstehen) gelangt, aber wenn sie in die Erfahrung gelangt, dann betrachtet man das Wissen (Gnan) als absolutes Wissen (Keval Gnan). Andernfalls, wenn es nicht in die Erfahrung gelangt ist, wie kann man das absolutes Wissen (Keval Gnan) nennen? Es bleibt bei absoluter Sicht (Keval Darshan). Fragender: Wenn es also in die Erfahrung gelangt, nimmt das erwachte Gewahrsein (Jagruti) dann die Form des Wissens (Gnan) an?

Dadashri: Nein, so ist das nicht. Das erwachte Gewahrsein (Jagruti) bleibt genau das gleiche. In dem Moment, wo die Erfahrung vollständig wird, ist es wahrlich absolutes Wissen (Keval Gnan). Das erwachte Gewahrsein steigt plötzlich an. Es wird absolut. Die Hauptsache, die es hier zu sehen gilt, ist doch die Sicht (Darshan). Du sollst nicht das Wissen (Gnan) oder die Objekte, die es zu wissen gilt (Gneya), sehen. Fragender: Die Hauptsache ist also die Sicht (Darshan).

Dadashri: Ja, die Hauptsache ist die Sicht (Darshan). Fragender: Und auf dieser Grundlage wird es irgendwann in die vollständige Sicht (Darshan) gelangen.

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Dadashri: Ja. Solange danach nicht die Bestätigung durch die Erfahrung geschieht, solange ist das Wissen (Gnan) nicht bestätigt. Solange das, was gesehen worden ist, das was sich in der Überzeugung etabliert hat, nicht in die Erfahrung gelangt, solange bleibt es dann in der Sicht (Darshan), und wenn es in die Erfahrung gelangt, wird es zu Wissen (Gnan).

Also, bei Akram ist es: Sicht, Wissen, Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) ist die Reihenfolge: Wissen, Sicht , Verhalten (Gnan, Darshan, Charitra). Ihr Wissen basiert auf den Schriften. Welches Wissen auch immer sie durch die Schriften gewonnen haben oder von welchem Wissen auch immer sie gehört haben, es resultiert alles in Wissen, das durch die Sinnesorgane und den Intellekt aufgenommen wird: Matignan. Ihr Wissen ist also Matignan. Wenn dieses Matignan (Wissen, das durch die Sinnesorgane und den Intellekt aufgenommen wird ) in die Erfahrung gelangt, dann wird die Sicht (Darshan), die Überzeugung etabliert. Fragender: Weil sie also diese Erfahrung gemacht haben, setzt die Überzeugung ein.

Dadashri: Ja. Hier [bei Akram] wird zuerst die Überzeugung gegeben. Sonst [auf dem Kramic-Weg] setzt die Überzeugung erst ein, nachdem das Wissen in die Erfahrung gelangt ist. Fragender: Deswegen kann diese Sicht (Darshan) auf die Umstände angewandt werden, die einem begegnen. Die Erfahrung, die man daraus zieht, führt dann wirklich zu Wissen (Gnan), oder?

Dadashri: Ja, je nachdem, wie viele Erfahrungen du machst, soviel [Wissen wird daraus resultieren]. Danach wird es ein Objekt, das es zu wissen gilt. Erfahrung ist das, was sich nie verändert. Fragender: Wird diese Sicht (Darshan) endgültig?

Dadashri: Wenn die Erfahrung in Übereinstimmung mit der Sicht (Darshan) geschieht, dann wird sich diese Erfahrung auch unter anderen Umständen nicht ändern.

Fragender: Ok, es ist in die Sicht (Darshan) gekommen, aber auf welcher Grundlage kommt es in die Erfahrung?

Dadashri: Also, wenn du die Situationen durchläufst, die dir begegnen, gewinnst du Erfahrungen. Nehmen wir mal an, dir wird etwas aus der Tasche gestohlen. In Deiner Sicht (Darshan), in Deiner Überzeugung ist: "Es wurde etwas aus der Tasche gestohlen, das hat also mit mir [dem Selbst] nichts zu tun. Der Andere ist überhaupt nicht schuldig, ich [Chandubhai] bin der Schuldige." Aber ohne die Erfahrung ist es schwer, es [das Wissen] in dem Moment aufrechtzuerhalten. Dann wird dir das passieren …

Fragender: Mir wird vielleicht einmal etwas geklaut. Heißt das, dass aus dieser Tasche einmal etwas gestohlen werden sollte?

Dadashri: Nein. Nachdem etwas daraus geklaut wurde, sollte Dich das nicht tangieren, und das Wissen (Gnan) bleibt präsent. Die Erfahrung, die vorher gemacht wurde, wird jetzt funktionieren. Andernfalls, wenn die Erfahrung nicht gemacht wurde, dann wird selbst dann, wenn das zweite Mal etwas aus der Tasche geklaut wird, innerlich Leiden auftauchen. Und später wird es sich beruhigen. Aber das kann man nicht als 'aus Erfahrung' [gewonnenes

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Wissen] betrachten. Erfahrung bedeutet, dass es in dem Moment, wo etwas daraus geklaut wird, so ist, als ob nichts geschehen wäre. So eine Erfahrung würde später nie wieder weggehen. Genau das ist der Grund, warum solche Vorfälle gut für Dich sind! Alle Ereignisse, die kommen, kommen zu Dir, um dir eine Erfahrung zu bescheren, sie kommen nicht ohne Grund. Wenn jemand dich schlägt, schlägt er dich ohne Grund? Schlägt er dich umsonst? Es hinterlässt eine Erfahrung bei dir. Wenn jemand dich schlägt und etwas anderes macht, dann beschert dir das eine Erfahrung. Sei gewahr, wenn dir das passiert. Aber sag nicht draußen zu irgendjemandem: "Ich möchte gerne so eine Erfahrung machen." Diese Welt ist so voller Heuchler, dass sich sonst schnell jemand die Verantwortung dafür aufladen würde, oder? Vielleicht sagt jemand: "Das wird schon passieren, ich kümmere mich darum!"

Je nachdem, wie viele Erfahrungen bestätigt werden, beginnt ein entsprechendes Level an Verhalten. Ohne die Bestätigung der Erfahrung kann das Verhalten nicht entstehen, es kann sich nicht manifestieren. Und dann muss man der Überzeugung gemäß Buße (Tapa) tun. Wenn ein Taschendiebstahl geschieht, ist Buße nötig, um die Stille, die der Überzeugung entspricht, aufrechtzuerhalten. Wissen (Gnan), Sicht (Darshan), Verhalten (Charitra) und Buße (Tapa) also. Wenn die Buße aufrechterhalten wird, dann beginnt sich die Erfahrung zu manifestieren.

In the Kramic Path: gnan-Darshan-Gnan-Charitra! (p 192) Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg): [relatives] Wissen, Sicht (Darshan),

[wahres] Wissen (Gnan), Verhalten (Charitra)

Fragender: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) sagen sie zuerst 'Wissen', dann sagen sie 'Sicht' (Darshan). Wieso das?

Dadashri: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) kommt das [relative] Wissen zuerst, dann die Sicht (Darshan) und danach das Verhalten (Charitra). Und bei unserem Akram Vignan kommt zuerst die Sicht (Darshan), dann das Wissen (Gnan) und danach das Verhalten (Charitra). Hier erlangt man zuerst die Sicht (Darshan). Während man dann Erfahrungen macht, wird die Erfahrung [des Selbst] in dem Maße klar und deutlich, wie man Grade an Erfahrungen ansammelt. Die klare und deutliche Erfahrung des Selbst (Spashta Vedan) beginnt einzutreten. Wenn diese Erfahrung eintritt, wird die spirituelle Wissenschaft (Vignan) ebenfalls klar und deutlich. Danach tritt der Zustand: "Inmitten aller Situationen und Erscheinungsformen, die aus dem Wissen unzähliger zu wissender Objekte entstehen, bin ich vollständig und absolut rein", ein. Beim Wissen aller Objekte, die es zu Wissen gilt, entstehen unzählige Zustände, trotzdem fällt auf das Selbst nicht der kleinste Fleck, obwohl es alles sieht und weiß.

Fragender: Erwirbt man denn dann auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) oberflächliches Wissen?

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Dadashri: Ja. [Es ist] Tatsächlich oberflächlich. Als erstes wird die relative, die weltliche Interaktion (Vyavahaar) oberflächlich. Und dann verbindet es sich ganz natürlich und von alleine [mit dem Wahren]. Auch dann braucht man noch einen Gnani Purush. Vom relativen Standpunkt (Vyavahaar) aus, ist es [die Reihenfolge]: Wissen, Sicht, Verhalten. Vom wahren Standpunkt (Nischay) aus, ist es Sicht, Wissen, Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Fragender: Ja, vom wahren Standpunkt aus ist es Sicht, Wissen (Darshan, Gnan). Aber Dada, für diejenigen auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) muss es doch auch irgendwann in den wahren Standpunkt gelangen, richtig?

Dadashri: Ja, indem man Wissen aus den Schriften (Shastranan) gewinnt, kommt man allmählich zum Wissen in Form von Worten (Shabdagnan), und der Glaube an das Wort 'Selbst' (Atma) wird etabliert. Man fühlt: "Ja, das Selbst ist genau so, wie all diese Leute sagen. Es ist genau so, wie diese Worte es beschreiben, es ist nichts anderes." Diese Überzeugung wird etabliert, aber sehr, sehr langsam. Sie beginnt nach und nach zu arbeiten.

Fragender: Ja, erst dann erlangt man Wissen, und die Sicht (Darshan) ist dann letztendlich automatisch.

Dadashri: Nicht automatisch, es dauert wirklich lange, bis die Sicht (Darshan) eintritt. Fragender: Es ist also zuerst die Sicht (Darshan) da und dann das Wissen.

Dadashri: Nein, die Sicht (Darshan) entsteht aus diesem Wissen.). Man fühlt: "Das ist etwas." Man bleibt da stecken.

Fragender: Ja, na gut, aber man hat es erlangt. Wenn man erst einmal weiß: "Ich weiß das", dann hat man vielleicht noch nicht gesehen (Joyu), aber man hat gewusst. Wird das Sehen dann nicht automatisch dazukommen? Zu dem, was auch immer man gewusst hat? Dadashri: Was man gewusst hat, ist etwas Oberflächliches. Es ist überflüssig. Das hingegen, was wir gewusst haben, gilt als Erfahrung. Fragender: Das stimmt, aber wenn es für sie nicht überflüssig ist, sondern exakt, was ist das dann für ein Zustand? Natürlich müssen auch sie irgendwann bei der Exaktheit ankommen. Wie ist das denn dann?

Dadashri: Natürlich tun sie das! Fragender: Wie kann denn in dem Moment zuerst Wissen (Gnan) und dann Sicht (Darshan) da sein? Dadashri: Auch da gilt: Wenn sie sagen: Wissen, Sicht, Verhalten, dann geschieht das vom relativen Standpunkt aus. Später wird das gleiche Relative dann zu [wahrer] Sicht, [wahrem] Wissen, [wahrem] Verhalten (Darshan, Gnan, Charitra). Sonst müssten vier Worte gesprochen werden. Wenn es durch den relativen Standpunkt geschieht [auf dem Schritt-für-Schritt-Weg], dann wären es: [relatives] Wissen, Sicht, [wahres] Wissen und Verhalten (gnan, Darshan, Gnan, Charitra). Fragender: [Relatives] Wissen, Sicht, [wahres] Wissen und Verhalten (gnan, Darshan, Gnan, Charitra).

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Dadashri: Ja, wenn dieses Wissen [aus den Schriften] die Grundlage bildet, dann sind es vier Worte.

Fragender: Ja, das stimmt. Das erste 'Wissen' bezieht sich auf das Wissen, das aus den Schriften gewonnen worden ist, dann kommt die Sicht (Darshan), die aus diesem Wissen entstanden ist, dann … Dadashri: Dann kommt das auf Erfahrung beruhende Wissen (Gnan). Dann das Verhalten (Charitra). Fragender: Und dann setzt sich das alles in meinem Verstehen. Jetzt stimmt es. Ich habe es verstanden. Bis jetzt hatte es Dada noch nicht so erklärt. Es ist das erst Mal, dass ich so ein Verstehen erhalten habe. Dadashri: Aber wer stellt die Fragen – es kommt nur dann heraus, wenn jemand fragt. Es gibt so viele Dinge, wenn du fragst, dann wird der ganze Bestand [an Wissen] herauskommen!

From the Relative to the Real in the Kramic Path! (p 194)

Vom Relativen zum Wahren auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) Fragender: Wenn das Wissen (Gnan) durch die Sicht (Darshan) entsteht, ist das die wahre Herangehensweise, und wenn die Sicht (Darshan) nach dem [relativen] Wissen eintritt, dann ist das die relative Herangehensweise. Bitte erkläre das. Dadashri: Die Sicht (Darshan), die durch das Wissen eintritt, das man durch das Lesen von Büchern erhält – das alles ist relatives Wissen. Fragender: Sind denn die Tirthankaras nicht alle vom Relativen zum Wahren gegangen?

Dadashri: Ja, vom Relativen. Aber da muss das Ego tatsächlich rein gemacht werden, indem man alles [Weltliche] nach und nach los wird. Was muss man tun, um das Ego rein zu machen? Man muss jedes einzelne subatomare Teilchen (Parmanu) aus Wut, Stolz, Täuschung und Gier vom Ego trennen. Man muss sie loswerden, und das Ego muss rein gemacht werden. Das Ego muss so sein, dass es keine Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh) darin gibt. Wenn schließlich ein Ego entsteht, das frei von Anhaftung und Abscheu ist (das Vitaraag ist), dann begegnet man der Reinen Seele. Dann geschieht Selbst-Realisation. Fragender: Du sagst: "Der unsere (Akram) ist der einzige wahre Weg, und alle anderen sind relative Wege." Auf welcher Grundlage sind sie relativ? Warum sind die relativ? Dadashri: Das Wissen, das man durch Bücher erhält, ist relatives Wissen. Egal wie sehr es die Sicht (Darshan) etabliert, es ist immer noch relatives Wissen. Und alles Wissen über das Selbst, das man durch Worte erlangt hat, ist relatives Wissen. Und wenn das Wissen in die Erfahrung gelangt, wird es das, was jenseits von Worten (Nihshabda) ist. Das ist wahres Wissen.

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Aptavani 13, Band II, Kapitel 2.3 bis 5.1, Seiten 120 bis 240 Vorläufige Fassung für Parayan 2017

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Fragender: Aber Dada, das Wissen, das die Tirthankaras ihren Jüngern (Ganadhars) gegeben haben … sind sie vom Relativen zum Wahren gegangen?

Dadashri: Ja, sie sind alle vom Relativen zum Wahren gegangen. Es geschah alles durch das Relative, durch Entsagen, bis ganz zum Schluss.

Fragender: Aber die direkte Präsenz des Tirthankaras war doch gegeben, oder? Dadashri: Obwohl sie präsent waren, gilt das trotzdem als relatives Wissen. Wo immer man auch nur im geringsten Maße entsagen muss, ist es ein relativer Weg, es ist nicht der wahre Weg. Auf dem wahren Weg muss man nichts entsagen. Auf dem relativen Weg ist das Ego präsent, nichts kann ohne das Ego gemacht werden. Fragender: Du hast jetzt alle Religionen Indiens als relative Religionen bezeichnet. Dadashri: Sie sind alle relativ! Das heißt, dass man auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) das Wissen entweder aus einem Buch oder durch einen Guru bekommen muss. Auf unserem Weg [bei Akram] dagegen, gebe ich euch einfach das Wissen (Gnan), und deshalb entsteht die wahre Sicht (Darshan) und auf unserem Weg gibt es kein Schriften-Wissen. Diese Art von Wissen haben wir gar nicht berührt. Wieviel kann denn nach so viel 'Hämmern' noch 'gehämmert' werden? Selbst nachdem wir zwei Tonnen zerstoßen haben, bekommen wir nur ein Viertelpfund Ware.

In Akram, The Knowledge Works on Its Own! (p 195)

Bei Akram funktioniert das Wissen von ganz alleine

Fragender: Auf dem Schritt-für-Schritt-Weg (Kramic-Weg) gewinnt man erst das [relative] Wissen, und dann kommt es in die Sicht (Darshan). Kannst du dafür bitte mal ein Beispiel geben. Dadashri: Dieses [relative] Wissen ist so: "Wenn du dies machst, bindest du negatives Karma, und wenn du das machst, bindest du positives Karma." So ist dieses Wissen, es ist unbelebtes Wissen (Jada Gnan, Wissen, das keine Ergebnisse produziert. Es ist kein lebendiges Wissen (Chetan Gnan). Welches Wissen nennt man lebendiges Wissen (Chetan Gnan)? Unser Wissen ist lebendiges Wissen (Chetan Gnan), die Art, die auftaucht, nachdem es in das Verstehen gelangt ist. Und mit dem ersteren erlangt man Verstehen durch dieses [relative] Wissen, man wird sich bewusst: "Das hier ist etwas." Es taucht das Gewahrsein auf: "Es ist etwas da." Dieses [relative] Wissen ist dazu da, einen gewahr zu machen. Trotzdem werden die Menschen nicht gewahr, oder? Sieh nur! Die Menschen sind hunderttausende von Jahren umhergewandert! Und indem sie sagen: "Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai," wandern sie da nicht umher!? "Ich bin Chandubhai. Ich bin der Mann dieser Frau. Ich bin sein Onkel mütterlicherseits. Ich bin sein Onkel väterlicherseits!" Fragender: Er ist mit der Ausübung des Chandubhai-Seins noch nicht fertig, und obendrein wird er zum Vater.

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Dadashri: Wo du auch hinsiehst, die Praxis ist überall die gleiche, und sie müssen die Last ihrer Einmischungen tragen, nicht wahr!

Für die Welt ist es also: relatives Wissen, Sicht (Darshan) und Verhalten (Charitra). Unserer ist der Akram-Weg (der stufenlose Weg), und deswegen ist es: Sicht (Darshan), Wissen (Gnan), Verhalten (Charitra). Deswegen ist unser Wissen (Gnan) 'Kriyakari', es wird die Arbeit von alleine machen, von innen her, Du musst nichts tun. Das Wissen (Gnan) selbst wird von innen her die Arbeit machen. Im anderen (weltlichen) Wissen dagegen wird das Gefühl des Handelnder-Seins bei einem auftauchen: "Ich will das machen, aber ich kann es nicht." Dann sagt man immer wieder: "Ich kann es nicht, ich kann es nicht." Die Leute [auf dem Schritt-für-Schritt-Weg] bezeichnen das als Wissen, was durch Worte verstanden wird, und wenn jemand eine Einsicht (Sooj) daraus erlangt, dann nennt man das Sicht (Darshan). Und wir bei Akram erlangen wir zuerst Einsicht (Sooj), Sicht (Darshan), dann Wissen (Gnan) und dann Verhalten (Charitra). Deswegen ist Kriyakari-Gnan (Wissen, das von innen her von alleine weiterarbeitet) nirgendwo [sonst] auf dieser Welt präsent. Kriyakari-Gnan gibt es nur auf unserem Weg, damit dieser Chandubhai sich hinlegen kann, während die Funktion des Wissens (Gnankriya) in ihm weiterarbeitet. Das Gnan (Wissen) arbeitet für dich, nicht wahr! "Ich bin dies, ich bin nicht das. Dieser Chandubhai ist getrennt. Dieser Fehler ist geschehen. Chandubhai hat den Fehler gemacht." Die Funktion des Wissens macht die ganze Arbeit weiter. Das Gnan (Wissen) selbst setzt die Arbeit fort.

Deswegen hat er gesagt: "Dieses Gnan arbeitet tatsächlich immer weiter. Dada, was für ein Wunder das ist! Was hast du da in uns platziert!" Ich sagte: "Nein, das ist wirklich die ihm innewohnende Natur. Dieses Wissen ist so, dass es von innen her von alleine weiterarbeiten wird. Es wird dich nicht in Ruhe lassen, bis es dich zur Befreiung gebracht hat. Das Gnan (Wissen) an sich ist so, dass es dich zur endgültigen Befreiung (Moksha) bringen wird.

Profound, More Profound and Most Profound Knowledge! (p 195)

Tiefgründiges, tiefgründigeres und tiefgründigstes Wissen Fragender: Was betrachtet man als tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan), was als tiefgründigeres Wissen (Guhyatar Gnan) und was als tiefgründigstes Wissen (Guhyatam Gnan)? Dadashri: Das Wissen, das diese Überzeugung für uns etabliert: "Nein, das hier scheint hundertprozentig korrekt zu sein." Es ist nicht korrekt geworden, aber es scheint korrekt. Das Wissen, das eine hundertprozentige Überzeugung etabliert, nennt man tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan). Es etabliert die Überzeugung: "Ich bin wirklich das Selbst. Ich bin wirklich genau so, wie Dadaji es sagt." Das nennt man tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan).

Und was ist tiefgründigeres Wissen (Guhyatar Gnan)? Nun, was ist tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan)? Es hat die Form von Sicht (Darshan), das tiefgründigere Wissen (Guhyatar Gnan) dagegen ist das Verhalten. Es ist die Erfahrung der Sicht (Darshan), die etabliert worden ist. Und tiefgründigstes Wissen (Guyatam Gnan) ist Verhalten als das Selbst (Charitra), absolutes Verhalten, was soviel heißt, dass man ausschließlich im Selbst bleibt,

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niemals das Nicht-Selbst berührt. Man bleibt im Selbst und fährt fort, das Nicht-Selbst zu beobachten. Man bleibt der Sehende all dessen, was das Nicht-Selbst ist. Solange das Wissen entweder tiefgründig (Guhya) oder tiefgründiger (Guhyatar) ist, solange wird weiter eine Mischung der beiden existieren. Manchmal wird man in diese Richtung rutschen und manchmal in die andere. Aber bei tiefgründigstem Wissen (Guhyatam Gnan) rutsch man nicht aus. Meinem Verständnis nach sollen sie das repräsentieren. Was andere darunter verstehen, ist eine intellektuelle Unterscheidung, und das ist etwas ganz anderes. Für mich ist dieses Wissen frei von Intellekt!

Fragender: Du hast sie aus spiritueller Perspektive definiert, aber wenn wir es auf der Ebene der Wortbedeutung definieren würden, dann gäbe es einen kleinen Unterschied. Dadashri: Was ich sage, ist, dass es gar kein tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) gibt. Auf die ein oder andere Weise ist es eröffnet [enthüllt] worden. Was betrachtet man als tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan)? Es ist das Wissen, das jenseits des weltlichen Wissens ist. Fragender: Für alles, was tiefgründig (Guhya) ist, gilt: Wenn es eine Wirkung hat, aber seine Ursache nicht verstanden werden kann, dann betrachtet man es als tiefgründig (Guhya). Dadashri: Nein, nein. So ist es nicht. Das Wissen, das Ursachen erzeugt, ist alles weltliches Wissen. Die Sorte, hinter der Ursachen stehen. Weil die Ursache nicht gefunden werden kann, ist man nicht in der Lage, dieses Wissen auszugraben. Ja, aber was sie mit tiefgründigstem Wissen meinen, ist, dass das Wissen tatsächlich jenseits des Gewahrseins der Welt (Laksha) ist. Nichts daran ist weltlich. Dieses ganze Wissen ist tatsächlich weltlich, und was auch immer es ist, es ist wie der [männliche] Papaya-Baum, der keine Früchte trägt, das ist fruchtloses Wissen (Shushka Gnan). Tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) dagegen ist nicht fruchtlos (Shushka), es lebt, es ist lebendig. Alles andere Wissen über Ursache und Wirkung ist dann nicht-lebendig. Dieses Gnan (Wissen) lebt. Warnt es Dich nicht innerlich, nachdem du bei mir gesessen hast? Als erstes habe ich dir tiefgründiges Wissen (Guhya Gnan) gegeben, am ersten Tag. Dann hat sich innerlich allmählich das tiefgründigere Wissen (Guhyatar Gnan) zu manifestieren begonnen, und in allem, was tiefgründiger (Guhyatar) geworden ist, setzt sich das Verhalten durch, und das ist tiefgründigstes Wissen (Guhyatam Gnan). Der Rest, der noch nicht tiefgründiger (Guhyatar) geworden ist, so viel ist noch übrig. Wenn es vollständig geworden ist, wird der absolute Zustand des Verhaltens als das Selbst eintreten.

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