Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“...

52
Nummer 31 / Dezember 2010 / Kostenlos

Transcript of Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“...

Page 1: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Nummer 31 / Dezember 2010 / Kostenlos

Page 2: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

AK Gesundheit, Freizeit und Sport: „Lebensqualität durch Nähe“ ArGe Naherholung „Mittleres Labertal“

„Der Zweifel am Sieg entschuldigt nicht das Aufgeben der Kampfes“ Liebe Leserinnen und Leser, wir haben eine gemeinsame Aufgabe:

Prävention von ernährungsbedingten Erkrankungen!

Gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen Neben ausreichender Bewegung ist gesunde Ernährung der wich-

tigste Grundpfeiler der gesundheitlichen Vorsorge. In Zeiten von Fast Food, überzuckerten und geschmacksverstärkten Lebensmitteln ist es wichtig, den Genuss gesunder Nahrung nicht zu verlernen. Gerade in jungen Jahren wird der Grundstein für die spätere Lebensweise gelegt, deshalb sollte durch altersgerechte

Aufklärung dieser Grundstein verankert und den Kindern und Jugendlichen die Freude an gesunder

Lebensweise nachhaltig vermittelt werden.

Die Motivation für das Projekt Übergewicht und Adipositas stellen ein immer größer werdendes Problem

für das Gesundheitswesen dar. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet

Adipositas sogar als das größte chronische Gesundheitsproblem.

In der Folge kann es zu einer Reihe von Erkrankungen kommen, die nicht nur für Erwachsene ein hohes Risiko

bergen, sondern bereits bei Kindern und Jugendlichen zu kardiovaskulären, orthopädischen und psychischen Erkrankungen führen können. Mit Hilfe einer Kinder- und Jugendbefragung hat das Robert-Koch-Institut ermittelt, dass 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig sind. Der Anteil der adipösen Kinder und Jugendlichen liegt dabei bei 6,3%. Betrachtet man diese Zahlen differenzierter, lässt sich feststellen, dass die Prozentzahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen mit zunehmendem Alter steigt. Sind es bei den Drei-bis Sechsjährigen noch 9%, liegt der Anteil der übergewichtigen Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren bei bis zu 17%. Vergleicht man diese Zahlen mit den Referenzdaten aus den Jahren 1985 bis 1999 ist die Prävalenz von Übergewicht um die Hälfte gestiegen. Ziel des Projekts ist es, Kinder und Jugendliche für eine ge-sundheitsbewusste Lebensweise zu sensibilisieren und zusammen mit ihren Eltern den Weg in eine gesunde Ernährung in Verbindung mit ausreichend Bewegung zu finden. Neben dem Vermitteln von Ei-genkompetenz in Sachen Ernährung ist es das Ziel des Projekts, den Kindern die Grundlagen der Nährstoffe und deren Verarbeitung im Körper beizubringen. Nur durch das Wissen, was der Körper braucht und wie er mit den Nährstoffen umgeht, kann man erreichen, dass die Schüler selbstbewusst die richtigen Nahrungsmittel für sich auswählen. Die Zielgruppen dieses Projekts sind Kinder und Jugendliche unserer Schulen, sowie deren Eltern und Familien.

2

Page 3: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Projekt „Herbst der Prävention“, Schulen im Labertal informieren! Zeitrahmen: nach Allerheiligen Vorbereitende Sitzung der Lehrerinnen und Lehrer des Mittleren Labertals aller Schulen im Burkhart-Gymnasium MP, Organisation: OStD Claus Gigl. Referenten zum Thema „gesunde Ernährung“: Klaus Storm, Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Ernährungsberatung:

„Essen, ein notwendiger Genuss“! Einführungsreferat zur Problematik der zunehmenden Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Chefarzt Dr. Herbert Wollner, Klinik Mallersdorf, Internist und Kardiologe: „Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen!“

OA Dr. Hans Stautner, Klinik Mallersdorf, Internist und Diabetologe: „Volkskrankheit Diabetes: jeder 10. Deutsche ein Diabetiker Typ II“

OÄ Dr. Annette Buchert, Klinik Mallersdorf, Chirurgin: „Letzter Ausweg: Adipositas-Chirurgie!“

Bernd Stoll, Mallersdorf-Pfaffenberg, Diplom-Osteopath, Physiotherapeut: „Bewegung ist Leben“

Madlen Beyer, Geiselhöring: „Bewegung und Tanz gegen den Trend, keine Chance der Adipositas!“

Monika Prebeck, Grafentraubach, Diplom-Chemikerin, Heilpraktikerin: „Änderung von Verhaltensmustern: wann bin ich satt?“

Dr. Katja Alexander, Frauenärztin, Mallersdorf-Pfaffenberg: „Sexualität – alles im Griff?“ für Schülerinnen und Schüler getrennte Vorträge, nach Rücksprache!

Josef Laumer, Kriminalhauptkommissar, Stallwang, stv. Landrat: „Prävention Sucht – Drogen“ Vortrag nach Rücksprache.

Angela Marmor, Kräuterpädagogin, Mallersdorf-Pfaffenberg: „Ernährung in der Praxis - gesund mit Freude kochen“ für Schülerinnen und Schüler nach Rücksprache.

Alle Schulen des Labertals sind herzlich zur Teilnahme eingeladen! Geplante Veranstaltungen: Burkhart-Gymnasium: Elternabend und Schülerinformation St. Benediktschule: Projekttag GS und HS Mallersdorf-Pfaffenberg: gemeinsamer Elternabend Schülerveranstaltung, getrennt GS und HS Die Schulen des Klosters Mallersdorf, die GS Laberweinting und die VS Geiselhöring sind informiert und herzlich zur Teilnahme eingeladen. Die Eröffnungsveranstaltung: Herbst der Prävention – Gesundheitstag am 07.12.2010 im Burkhart-Gymnasium Klaus Storm

3

Page 4: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Benefiz – Hoagart`n

am 29.10.2010, 19.30 Uhr

im Dorfgasthaus Roßmeier, Hofkirchen

Mitwirkende: Labertaler Voixmusikanten Bachler Saitenzupfer

Benefiz-Hoagart’n begeisterte – rund 200 Besuchern ging das Herz auf Mit einem herzlichen:“grüaß eich olle miteinander“hieß am Freitag abend im Gasthaus Roßmeier in Hofkirchen Altlandrat Ingo Weiß, Vorsitzender des Förderverein Kreiskrankenhaus Mallersdorf rund 200 Besucher willkommen. „Dass es so vui und a no Burgamastern, Klinikvorstände, Ärzte – sie kamen dienstbedingt etwas später - und Sr. Johanna und ganz vui Bachler san,“ freute ihn und ganz besonders die Zusage des Moderators Alois Hauner, der Voixmusikanten, der Gretbanksängerinnen und Tobi Huf, die kostenlos zum Benefiz-Hoagart’n aufspielen.. Der Förderverein finanziere im Krankenhaus Mallersdorf - nun Klinik Mallersdorf – so manches, was aus dem offiziellen Budget nicht möglich ist. Bisher seien die Veranstaltungen im Gasthof Moser gewesen, nun, da von verschiedenen Landkreisen Mitglieder sind, hier. Kurz stellte er die Vorstandsmitglieder des Fördervereins vor und unterstrich, dass der Verein von den Mitgliedern und von Spendern getragen werde. Das dann folgende Programm, das ohne Pause zwei Stunden unterhielt, war vom feinsten. Mit lustigen Geschichten, meist aus der eigenen Feder, verstand es Alois Hauner, als Lehrer über 30 Jahre an der Volksschule Laberweinting vielen bekannt, zu moderieren und es blieb kein Auge trocken, ob die Geschichte vom Boder, vom Passionsspiel, vom freien Geburtstagswunsch, von der Suppenhenn, vom Sakristeiganserer, den himmlischen Gruß und vieles mehr. Hauner stellte die einzelnen Gruppen vor und meinte zu den Gredbanksängerinnen Angelika Rinkl und Carmen Pirkl, zwei Schwestern, die seit 1997 Brauchtum und Volksmusikpflege betreiben: „Sie haben es faustdick hinter den Ohren “. Dies bestätigten auch ihre umwerfenden Beiträge, ob vom „Wildschütz Jennerwein“, “Der Oid und de Jung“, „Kammerfensterln“, „Grenzstoi verrucka“ und „Sabinchen“. Dass sie dabei alle auch zum Mitsingen aufforderten, wurde gerne angenommen und beide Sängerinnen waren sich einig, nachdem sie „Die fromme Beerensammlerin“ noch zugaben, dass“ noch nia so prima und guat mitg’sunga worn is“. Die „Labertaler Voixmusianten“, die sich aus Mitgliedern der bekannten Masblusik“ und der „Grafentraubacher Bläser“ zusammengetan haben, um vor allem in der Region das Brauchtum des Volkstanzes musikalisch mitzugestalten, aber auch um die beschwingte und fröhliche Volksmusik als Ausdruck von Lebensfreude zu spielen, zeigte, dass alles Könner sind und Uli Goss, der sich auch bei der Organisation verdient gemacht hatte, die richtige Art der Musik mit den jungen Musikanten zu vermitteln versteht. Nicht nur zum Auftakt und zum Schluss der gelungenen Veranstaltung überzeugten sie, sondern auch immer wieder dazwischen. Dass sie in Zukunft auch gerne mal bei Geburtstagen oder Ständchen aufspielen sagte der Moderator. Dass Tobi Huf aus Untergraßlfing schon einmal sich in den Dienst der guten Sache des Fördervereins gestellt habe mit seiner Ziach, war zu hören und davon, dass der erst 13-jährige junge Mann, der das Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing besucht, noch fleißig Trompete übe, den Grafentraubacher Bläsern angehöre und auch schon so manches kleine Familienfest bereichere. Ihm zuzuhören war Freude pur, insbesondere bei seinen von ihm noch perfekten Zugaben. Er und die jungen Voixmusikanten vermittelten ein Gefühl von tüchtiger und ausdauernder Jugend. Mit Hildegard Reindl (Zither), Marianne Ritscher (Zither), Inge Reindl (Gitarre) und Elisabeth Rohrmeier (Hackbrett) stellte Moderator Hauner die „Bachler Saitenzupfer“ vor.

Gredbanksängerinnen Tobi Huf

4

Page 5: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Sie spielen seit zehn Jahren miteinander, „san zwoa Schwestern (Bergmüller) und zwoa Schwagerinnen“, so sein Kommentar und freute sich, dass „heitzutog a no a Wirtin Zeit hot für Musi, wia de von Greilsberg“. Die vier Saitenmusikerinnen spielten sich in die Herzen der Zuhörer, hatten sie doch Titel wie: „Münchner Polka“, „Abensbacher“, „Stad lustig“, „Lebenslauf“ und mehr parat und spielten mit viel Gefühl und Freude. Nach Zugaben von allen Mitwirkenden waren sich alle einig, dass es ein Abend war, der so richtig zu Herzen ging. Dankbar gaben die Besucher für den guten Zweck und dankten mit großem Beifall den Akteuren. Ernestine Bäumel

5

Page 6: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Ein großer Konzertabend zum Nationalfeiertag

Zum bereits 6.Male hatte das Große Blasorchester der Musikschule Heinz Summer Ergoldsbach und die Gemeinde Laberweinting zum abendfüllenden Herbstkonzert in die Schulturnhalle in Laberweinting eingeladen und viele Freunde der Blasmusik waren gekommen um dieses schon seit Wochen mit Spannung erwartete musikalische Ereignis miterleben zu können. Infolge eines unverschuldeten Verkehrsunfalls konnte Frank Feulner aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst leiten, er konnte aber dafür seinen Freund Patrick Siebenborn gewinnen. Dieser ist als Posaunist Mitglied des Philharmonischen Orchesters Regensburg und leitet selbst zwei weitere Orchester. Das Programm umfasste wieder nahezu alle Facetten der Blasmusik. Auch optisch bot das mehr als 40-köpfige Orchester den Besuchern ein großartiges Bild. In Etagen angeordnet füllte das Orchester den kompletten erweiterten Bühnenraum. Zur Eröffnung des Konzertabends gab es die Show-Ouvertüre „Studio I“ und mit dieser fanfarenartig begonnenen und zahlreichen Tempiwechseln fortgeführten Komposition von A. Bösendörfer sprang sogleich der Funke vom Orchester auf das Publikum über. Mit der „Trumpet Party“ - einer Samba für Trompeten- entzündeten die Trompeter des Orchesters ein wahres musikalisches Feuerwerk, das Orchester hielt sich hier vornehm zurück und bildete eine harmonische Begleitung der Solisten. Und spätestens nach diesem Stück von Markuu Johansson waren Publikum und Orchester – wie in den vergangenen Jahren – im Bläserhimmel (sofern es einen solchen gibt). Populäre Barockmusik Dass die nichts an Popularität verlorene Barockmusik auch in ganz fantastischer Weise neu interpretiert werden kann, zeigte das Orchester mit der „New Baroque Suite“ von Ted Huggens. Der Marsch – als Wiege der Blasmusik - durfte natürlich im Programm nicht fehlen. Mit dem berühmten Florentiner Marsch – einem grande marcia italiana – der als die bekannteste Komposition von J. Fucik gilt, konnte der Dirigent alle Register ziehen, die ein Blasorchester ermöglicht. Große Emotionen Zum Schluss des ersten Teils des Programms kam dann Große Klassik mit der Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches Herzblut in den Vortrag der Musik zur Nationaloper Italiens. Viele Themen, insbesondere der Chor der Gefangenen, wurden in dieser Ouvertüre angespielt, bis hin zu einem mitreißenden Schlussteil, punktgenau geführt und exakt ausgeführt. Tosender Applaus belohnte das Orchester bereits zur Pause. Marsch – Wiege der Blasmusik Nach der Pause formierte sich das Orchester für einen Marschklassiker, dem Castaldo-Marsch von Rudolf Novacek in einer Bearbeitung von Franz Gerstbrein. Mit der Filmmusik zu „The Incredibles“ von Michael Giacchino präsentierte das Orchester eine Komposition mit hohem Schwierigkeitsgrad. Die Melodie wird abrupt unterbrochen von unterschiedlichen Rhythmen, überraschenden Registereinwürfen und ständigem Tonartwechsel. Auch für das Orchester stellte sich lange die Frage, wie man eine solche Musik komponieren kann. Zuviel Unglaubliches war da enthalten, an Rhythmik, Taktwechsel und Ausdruck. Aber so nach und nach kam das Gespür für diese Musik und sogar die Begeisterung, die schließlich beim Publikum großartig ankam. Das große Finale schließlich bildet die Filmmusik von John Williams zu „Star Wars“ - Krieg der Sterne. Auch hier verlangte das Arrangement alles vom Dirigenten und den Musikern. Aber es fand auf der Bühne kein Krieg der Register statt, sondern diese großartige Musik

6

Page 7: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

wurde von einer beispielhaften Einigkeit und Feinabstimmung im Orchester aufgeführt. Immer neue Klangbilder wurden erzeugt und fesselten die Zuhörer. Mit lang anhaltendem und stehendem Applaus wurden Dirigent und Orchester für diesen wunderbaren musikalischen Abend belohnt Zwei Zugaben – darunter der „Fehrbelliner Reitermarsch“ und „Frei Weg“ rundeten das Programm ab. Gemeinsam gespielt und gesungen wurden schließlich zum Abschluss des Konzerts aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit die Bayernhymne und die deutsche Nationalhymne.

Bild: Das Orchester unter Leitung von Patrick Siebenborn

Die Gemeinde geht auf Reisen Schlösser – Landschaft – Kathedralen und Paris Wenn die Labertaler Igeleien erscheinen ist die Reise der Gemeinde Laberweinting nach Frankreich schon wieder zu Ende. Vom 2. bis zum 7.November 2010 werden sie unterwegs gewesen sein. Am frühen Morgen des 2.November startet der Bus in Laberweinting mit 44 Teilnehmern. Die Fahrt führt über Nürnberg – Saarbrücken – Metz durch Lothringen, die Champagne, Burgund und Centre bis nach 1.100 km die Universitätsstadt Tours an der Loire erreicht wird. Während des gesamten Mittelalters war Tours religiöses Zentrum und Ziel von Pilgerfahrten – der Heilige Martin war hier Bischof. Das Stadtbild wird von abwechslungsreichen Märkten, wie Blumen-, Trödel- und Feinschmeckermarkt belebt. Die Place Plumereau mit ihren Fachwerkhäusern, Cafés und Restaurants ist ein beliebter Anziehungspunkt der Stadt. Loire Schlösser Zum Programm am 2.Tag gehören die Führung durch die historische Innenstadt, insbesondere auch die Saint-Martin-Basilika und die Saint – Gathien-Kathedrale. Anschließend wird das berühmte Schloss Blois – ein Chateau aus der Zeit der Renaissance, besichtigt

7

Page 8: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Höhepunkt an diesem Tag ist zweifellos die Fahrt zum Schloss Chambord (Weltkulturerbe).

Das äußerlich mit Luken, Giebeln und Glockentürmchen reich verzierte Schloss war ein Vorläufer von Versailles und wurde als Prunk- und Jagdschloss errichtet. Das riesige Schloss blieb jedoch immer nur eine prachtvolle Hülle. Einzig der Sonnenkönig Ludwig XIV, nutzte es für opulente, üppige und extravagante Feste. Am dritten Tag führte die Fahrt von Tours an den Klosterruinen von Marmoutier zu dem kleinen Schloss „Clos-Lucé“, das Haus des Universalgenies Leonardo da Vinci. Hier verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens Das Schloss Clos Lucé befindet sich in Amboise. Im Jahre 1516 lud Franz I. Leonardo da Vinci nach Amboise ein und überließ ihm Clos Lucé als einen Platz zum Leben und Arbeiten. Leonardo brachte drei Gemälde mit, darunter die Mona Lisa. Er lebte dort drei Jahre lang bis zu seinem Tode am 02.Mai 1519. Heute ist Clos Lucé ein Leonardo-da-Vinci-Museum, in dem neben Zeugnissen der bedeutenden Vergangenheit der Region vor allem Leonardos Entwürfe und zahlreiche Modelle seiner Konstruktionen und Erfindungen, Kopien einiger Gemälde sowie Zitate aus seinen Aufzeichnungen ausgestellt sind. Danach führt die Reise nach Amboise, die eine malerische Altstadt mit vielen Gassen besitzt. Das auf einem Felsen über der Stadt thronende Schloss ist auf Fundamenten einer mittelalterlichen Burg errichtet. Eine erholsame Abwechslung wird eine reizvolle Bootsfahrt auf der Cher – einem Nebenfluss der Loire - entlang der felsigen, höhlenreichen Landschaft, die von der UNESCO ausgezeichnet wurde. Hier sind ausnahmsweise keine Schlösser zu sehen, sondern viel Natur …. Danach geht es in die Weinberget mit Weinprobe und am Abend speist die Gesellschaft in einem einzigartigen Höhlenrestaurant an der Loire.

8

Page 9: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Mutter aller gotischen Kathedralen Am 4.Tag erfolgt die Abreise aus Tours, und als nächstes Ziel ist Chartres vorgesehen. Der Weg führt direkt zur Kathedrale, die als Vorbild für alle gotischen Kathedralen Frankreichs gilt. Die Kathedrale, die im Wesentlichen 1194-1220 über einer ausgedehnten Krypta aus dem 11.Jahrhundert gebaut wurde, ist die älteste erhaltene hochgotische Kathedrale. Nahezu vollständig erhalten sind die Glasgemälde, insbesondere drei Rosenfenster und die aus der Mitte des 12.Jahrhunderts stammende Westfassade mit ihrem Portail Royal und zahlreiche Skulpturen und Reliefs an den beiden Querhausportalen. Die Kathedrale Notre-Dame de Chartres wurde 1979 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sie ist ein Vorbild für viele andere gotische Kathedralen in Mitteleuropa und ist daher von herausragender Bedeutung.

Am Nachmittag erfolgt die Weiterfahrt in die Hauptstadt Paris- zu einem Höhepunkt der Reise. Der Abend gehört der Kirche Sacre Coeur, dem Malerviertel Montmarte und dem Eiffelturm. Für zwei Nächte ist man Gast im Hotel Carlton`s am Fuße des Montmarte. Der nächste Tag ist ausgefüllt mir einer Stadtrundfahrt und einem Stadt-

spaziergang, bei dem alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt werden. Der letzte Tag schließlich steht nochmals im Zeichen gotischer Baukunst. Bei der Heimfahrt ist ein Abstecher nach Reims mit seiner Königskathedrale vorgesehen, ehe es dann auf direktem Weg zurück nach Laberweinting geht. Bilder: Triumphbogen Notre Dame Schloss Chambord Ulrich Goß

9

Page 10: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Kirchweihfest in der Pfarrei St. Laurentius 116 Jahre alt

Am Sonntag 17. Oktober, Festgottesdienst ( Zachäusfahne)

– In den Geschichtsbüchern der Pfarrei geblättert

Mit einem feierlichen Festgottesdienst am Sonntag 17 .Oktober, um 9 Uhr, zelebriert von Pfarrer BGR Johann Rohrmeier, wurde in der Pfarrei St. Laurentius in Holztraubach das Kirchweihfest gefeiert. Die schöne Pfarrkirche Sankt Laurentius ist für den Ortbesucher wieder ein herrliches Bild vom Mittelpunkt des kleinen Ortes Holztraubach wo von weitem die neue Zachäusfahne zu sehen ist. Blättert man in der Chronik der Pfarrei St. Laurentius Holztraubach, so kann man erfahren, daß die erste Kirche in Holztraubach von den Traubecken erbaut wurde, da Holztraubach erst 1356 urkundlich erwähnt wird, darf man davon ausgehen, daß die erste Kirche in Holztraubach um das 13. Jahrhundert erbaut wurde. Als Eigenkirchenherren bestimmten die Traubecken den Pfarrer von Holztraubach. Das Pfarrwiddum umfasste 129 Tagwerk an Äckern, Wiesen, Waldungen und Ödungen. Erster bekannter Pfarrer in Holztraubach war Pfarrer Charl. Die Pfarrei Holztraubach sammelte 1459 für den Dombau in Regensburg. Schwer hatte die Pfarrei St. Laurentius unter dem 30 – jährigen Krieg zu leiden. Folgen des Krieges waren ungebaute Felder, das Überwachsen der Felder mit Gebüsch und Mangel an Saatgetreide, an Zugtieren und Geräten. Nach dem 30 – jährigen Krieg konnte die Pfarrei St. Laurentius Holztraubach jahrelang nicht besetzt werden.

Pfarrbücher beginnen 1704 Die Pfarrbücher von Holztraubach beginnen 1704. Am Pfingstdienstag Wallfahrteten die Holztraubacher nach Haindling. Seit 1752 erhielten die Wallfahrer an diesem Tag einen vollkommenen Ablaß durch Papst Benedikt XIV. In Haindling wurde ein Amt mit Predigt gehalten. 1845 wurde Scharn aus Grafentraubach nach Holztraubach eingepfarrt, ebenfalls 1877 Hörgelsdorf und Stofflach. Letztere gehörten zur Pfarrei Pinkofen. Am längsten war unter den bekannten Pfarrern Dekan Rieder Pfarrer in Holztraubach. Er erhielt im Jahre 1847 auf Vorschlag des Senats der königliche Universität München die Pfarrei Holztraubach. Während seiner beinahe 40 – jährigen Tätigkeit in Holztraubach machte er interessante Aufzeichnungen. Sie stellten für die Historiker eine wertvolle zeitgenössische Quelle dar.

Den „ Zehnt“ in Geld Gleich zu Beginn seines Amtsantrittes wurde der Geistliche mit dem damals revolutionären Verhältnissen in Bayern konfrontiert. Der politisch engagierte Pfarrer ließ sich als Wahlmann bei der Wahl zum Parlament nach Frankfurt aufstellen. 1848 beschloß die Ständeversammlung (Landtag) in München, daß ab sofort die Bauern ihren Zehnt (Abgaben) nicht mehr in natura, sondern fixiert, das heißt in Geld festgelegt, zu leisten hätten. Diese Maßnahme betraf auch die Pfarrei St. Laurentius Holztraubach. Da der Pfarrer zugleich Vertreter des staatlichen Lehensherren war, trat für Pfarrer Rieder bei der Fixierung dieses Zehnts selbst in der eigenen Pfarrei große Schwierigkeiten auf. Den Bauern erschien verständlicherweise die neue Steuerfestlegung in Geld „ viel zu hoch „. Einsprüche und Beschwerden waren die Folge. Doch dem aufgeschlossenen Seelsorger gelang es, durch sein religiöses

10

Page 11: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Engagement zu seiner Freude im Jubiläumsjahr 1851 das gespannte Parteien-verhältnis sichtlich zu verbessern. Auch die Obereigentumsablösung der elf früher zur Pfarrkirche Holztraubach gehörigen Anwesen wurde zur Zufriedenheit aller geregelt. Im Jahre 1873 wollte die Pfarrgemeinde das 25 – jährige Priesterjubiläum ihres Seelsorgers feiern und zwar nach seinem Wunsch „ durch eine heilige Mission „. Weil aber Missionen am Deutschen Reich als reichsgefährlich erachtet wurden, so wurde dafür eine dreitätige Geisteserneuerung von Weltpriestern veranstaltet. Dekan Rieder war auch Bauer. Er bewirtschaftete, wie die meisten Landpfarrer seiner Zeit, einen Bauernhof, das sogenannte Pfarrwiddum in Holztraubach mit 129 Tagwerk.

Umfangreiche Renovierungsarbeiten In erster Linie war Rieder jedoch Pfarrer und Seelsorger seiner Gläubigen in Holztraubach. Da verwundert es nicht, wenn seine besondere Aufmerksamkeit der Renovierung der Pfarrkirche und Neuanschaffung im kirchlichen Bereich galt. So wurden 1857 die zwei Seitenaltäre neugefasst, im Jahre 1861 die Kirche und der Kirchturm renoviert, ein Eichenglockenstuhl aufgestellt und eine neue große Glocke aufgezogen, dazu die Turmuhr großenteils erneuert. Es wurden laut Aufzeichnungen in den Jahren 1875 bis 1877 viele weitere Neuanschaffungen getätigt, eine neue Kanzel, Traghimmel. Während die ersten Anschaffungen in Gulden ausgezeichnet sind, wurde ab 1877 in Mark bezahlt. Bei all diesen kirchbaulichen Maßnahmen und Neuerwerbungen hebt Pfarrer Rieder immer wieder die Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit und Spendenfreudigkeit seiner Holztraubacher Pfarrkinder hervor und er hat so ihrer Freigiebigkeit ein bleibendes Denkmal gesetzt. Der Seelsorger stiftete in seinem Nachlass einen Armenfonds mit 3600 Mark und vermachte der Pfarrkirchenstiftung testamentarisch 28.918 Mark. Pfarrer Schmirle bezeichnet Pfarrer Georg Rieder als den größten Wohltäter der Pfarrei St. Laurentius Holztraubach. Die jetzige Pfarrkirche wurde 1889 umgebaut und 1894 durch Bischof Ignatius von Senestrey geweiht. So war 1994 der 100. Geburtstag der jetzigen Pfarrkirche St. Laurentius. Durch urkundliche Erwähnung ist Pfarrer BGR Johann Rohrmeier der 20. Pfarrer der Pfarrei St. Laurentius Holztraubach. Die Pfarrei St. Laurentius Holztraubach ist nicht nur der Mittelpunkt der kleinen Ortschaft Holztraubach, sondern auch zum Schmuckstück von Holztraubach geworden.

Franz Zierer

11

Page 12: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Flurbereinigungskreuz von Upfkofen erhielt neuen Standort

Als eine der ersten Gemeinden im ehemaligen Landkreis Mallersdorf führte die damalsselbstständige Gemeinde Upfkofen die Flurbereinigung ab 1952 durch. Zur Erinnerungwurde 1954 an der Straße nach Mallersdorf, heute SR 59, zwischen dem Romerberg unddem Ort ein Flurbereinigungsgedenkstein aufgestellt. Pfarrer Franz Xaver Messner, derletzte Kurat von Upfkofen, weihte das Feldkreuz und viele Dorfbewohner nahmen anden Feierlichkeiten teil. Über 50 Jahre stand der Flurbereinigungsgedenkstein inunmittelbarer Nähe der Straße. Als 2008 die SR 59 auf fünfeinhalb Meter verbreitertwurde, musste er aus Sicherheitsgründen entfernt und ein neuer Standort gesuchtwerden. Marktgemeinde und Kreisrätin Margarethe Stadler fand bei Hans Bäumel einoffenes Ohr. Er und seine Frau stellten 40 Quadratmeter Grund in der sogenannten„Saulocka“ zur Verfügung und der Bauhof der Marktgemeinde Mallersdorf Pfaffenbergübernahm die Renovierung des Steines und das Pflastern der unmittelbaren Umgebung.Die Baufirma Fahrner sorgte für das nicht einfache Versetzen der zwei Buchen Heisterund spendete zusätzlich zwei Ruhebänke.

Fleißiges Gießen und das Pflanzen eines roten Ahornstrauches durch die Familie Bäumelvervollständigten die Anlage, die am 11. Mai 2010 Ziel vieler Gläubiger beim Bittgangvon der Kuratiekirche St. Martin Upfkofen aus war.

Pfarradministrator Patrice Banza Kabwende segnete Flurbereinigungskreuz und dieneue Anlage, „die allen als Platz der Ruhe, des Friedens und des Erholens dienen möge“,so der Priester. Mit Liedern, begleitet von Daniel Harlander (Akkordeon) und VinzenzReif (Trompete) wurde das Ereignis gefeiert. Margarethe Stadler erinnerte an dieFlurbereinigung, den Ausbau der SR 59 und bezeichnete den neuen Standort als würdigund gelungen. Sie hob den weiten Blick über die heimatlichen Fluren und auf die Dörferhervor und insbesondere den freien Blick bis zur Walhalla.

12

Page 13: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Bereits am 15. August 2010 pilgerten vieleGläubige der Pfarrei Ascholtshausen – die KuratieSt. Martin Upfkofen gehört zu dieser Pfarre, diesich seit 1. September 2010 zurPfarreiengemeinschaft Pfaffenberg HolztraubachAscholtshausen zusammenschloss im Rahmender Pfarrwallfahrt zum Flurbereinigungskreuz inder Saulocka, um dort zu beten, zu singen undanschließend gemeinsam bei Kaffee und Kuchen,gereicht vom Pfarrgemeinderat, zu feiern.Kirchenpfleger Hans Bäumel gab Aufschluss überden neuen Standort. So sei der Name derFlurnummer mit „Saulocka“ wohl daraufzurückzuführen, dass vor mehr als 80 Jahren inUpfkofen der Hirta Florian die Schweine undZiegen der Bauern zu dem Grundstück trieb undsich die Tiere dort wohl fühlten, weil eine kleineWasserstelle vorhanden war. Nachdem nichtmehr gehütet wurde, wurde das Grundstück mit

der Vertiefung als Schutthalde genutzt. Nach Einführung der Müllabfuhr konnte dasGrundstück vom damaligen Jagdpächter Hans Bäumel erworben, renaturiert und durchZukauf von der Flurbereinigung Pinkofen vergrößert werden. Eichen, Ahorn, Tannen,Obstbäume und Sträucher und vor allem das Flurbereinigungskreuz zieren nunmehr dieSaulocka, die alle erholungssuchenden Spaziergänger und Naturfreunde zum Ausruheneinlädt.

Fotos: Das Flurbereinigungskreuz fand einen neuen Standort, wurde gesegnetund Ruhebänke laden zum Verweilen ein. Ernestine Bäumel

13

Page 14: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Kirchen und Kapellen der Heimat

Expositurkirche St. Nikolaus Franken

Das Dorf Franken liegt idyllisch im Tal des Altbachs zwischen Neuhofen, Haader und Hadersbach. Scherbenfunde und schwarze Stellen im Boden lassen vermuten, dass sich das Dorf früher höher gelegen in nordwestlicher Richtung unterhalb Reuth befand und

wahrscheinlich im 30-jährigen Krieg abgebrannt ist. 1865 wurde die Expositur Franken eingerichtet, die damals noch zur Pfarrei Martinsbuch gehörte. Der Friedhof befand sich noch lange Zeit in Martinsbuch, zu dem durch den Wald ein Totenweg führte. Heute gehören Dorf und Expositur zur Gemeinde und Pfarrei Laberweinting. Die Kirche ist von einem eigenen Gottesacker für Franken und Reuth umgegeben. In Franken wirkte von 1953 bis 1985 der schon zu Lebzeiten legendäre Expositus Alois Späth.

Im Jahre 1869 wurde die Kirche St. Nikolaus im neugotischen Stil als Nachfolgebau einer Kapelle errichtet, aus der noch einige Figuren stammen dürften. Das Gotteshaus ist ausnahmsweise nach Norden und nicht wie üblich nach Osten ausgerichtet. Das Kirchenschiff hat drei Achsen mit spitzbogigen Fenstern. Der eingezogene Chor schließt in fünf Seiten eines Achtecks. Der quadratische Turm erscheint über dem Südgiebel als Dachreiter mit gekröpftem Spitzhelm. In der kleinen Glockenstube unter dem Zifferblatt hängen drei Glocken, die zu den Gottesdiensten und zum Angelusgebet rufen. Im Pfarrhaus befindet sich noch eine weitere kleine Glocke, die möglicherweise vom Vorgängerbau stammt aber klanglich nicht zum Geläute passt. Die Glocken haben die Kriegswirren unbeschadet überstanden und wurden nicht, wie in vielen anderen Pfarreien, als kriegswichtiges

14

Page 15: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Material eingeschmolzen. Man betritt die Kirche über einen segmentbogigen Eingang an der Südseite im Untergeschoss des Turmes. Über dem Portal wacht in einer rundbogigen Nische eine kleine Figur des hl. Josef. Der Chor ist mit einem sternförmig figurierten Netzgewölbe überzogen. Die gekehlten Rippen entspringen halbrunden Spitzkonsolen und vereinigen sich im Gewölbescheitel an runden Schluss-Steinen. Bunte Glasfenster mit Motiven von St.

Nikolaus und St. Josef tauchen den Chor in gedämpftes Licht. Das Schiff ist flach mit einer Holzdecke gedeckt. Die einheitliche, neugotische Einrichtung stammt aus der Bauzeit der Kirche. Die Altäre sind mit Fialen, Giebeln, Türmchen und Kreuzblumen bekrönt. Der neugotische Hochaltar ist in drei Schreine gegliedert. Über dem Tabernakel steht das Kreuz, flankiert von zwei Engeln; im linken Schrein die Figur des Kirchenpatrons St. Nikolaus von Myrha mit drei Äpfeln auf einem Buch. Im rechten Schrein sieht man die Figur des hl. Bonifatius mit seinem Attribut der Axt. Die Seitenaltäre Herz-Jesu und Herz-Maria sind dem Hochaltar ähnlich und mit Fialen und seitlichen Blumenornamenten in durchbrochenem Schnitzwerk ausgestattet. Im Chorbogen ist noch die zweiteilige Kommunionbank mit Dreipass-Ornamenten erhalten. Beim rechten Seitenaltar steht das aus hellem Sandstein gefertigte Taufbecken. Vom quadratischen Sockel geht der profilierte Schaft in ein Achteck über, auf den die mit Ornamenten verzierte achteckige Schale folgt. Die Abdeckung besteht aus einer achteckigen Pyramide aus Holz mit geschnitzten gotischen Ornamenten und einer Kreuzblume. Der Korpus des Kreuzes, das im spitz zulaufenden Chorbogen hängt, dürfte vom selben Bildhauer, wie die Figur des hl. Sebastian aus dem 19. Jahrhundert stammen. Links im Chor steht auf einer Wandkonsole die Figur des hl. Bruder Konrad. Die früher hier angebrachte Figur des hl. Wendelin ist nicht mehr vorhanden. An der Ostwand des Langhauses befindet sich die sechseckige Kanzel. Die Felder und die Treppe sind mit Drei- und Vierpasselementen und reichlich Rankenwerk verziert. Der Schalldeckel wiederholt die Grundform der Kanzel und trägt einen hohen Aufbau mit Fialen und Kreuzblumen. An der Westwand des Kirchenschiffs hängt die Nachbildung einer Altöttinger Madonna im Rosenkranz. Die Figur aus dem 19. Jahrhundert ging leider verloren und wurde von einer Familie aus Franken neu gestiftet. Auf der geräumigen Empore befindet sich in der Breite des einspringenden Turmes die einmanualige Orgel mit dreigeteiltem Prospekt in historischer Rahmenbauweise mit drei Registern und Pedalanlage. Die Felder der geraden Emporenbrüstung sind mit gotischen Ornamenten belebt. Bei der Treppe ist der Beichtstuhl untergebracht. Weitere Bilder und Informationen zur Kirche Franken und zu anderen 800 Kirchen und Kapellen aus dem Altlandkreis Mallersdorf und angrenzenden Gebieten finden Sie auf der Internetseite der ArGe Naherholung unter www.labertal.com

Quellen: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Schilderung Erich Sicheneder, Franken – Richard Stadler, Okt. 2010

15

Page 16: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Stadtmarketing nimmt Gestalt an Mitgliederzahl wächst stetig an

Der im März 2010 gegründete Stadtmarketingverein Geiselhöring e.V. kann zum Ende dieses Jahres bereits eine viel versprechende Bilanz ziehen. Die Zielsetzung „Geiselhöring in seiner Gesamtheit zu positionieren“ ist für den neuen Verein mit mittlerweile fast 90 Mitgliedern die wesentliche Aufgabe. Die Vorstandschaft mit 1. Vorstand Bernhard Krempl trat regelmäßig zusammen und tüfftelte an verschiedenen Projekten, Ideen und deren sofortigen und künftigen Umsetzung. Bereichssprecher für die verschiedenen Bereiche Gastronomie, Handwerk-Handel-Dienstleistung, Kultur und Vereine sowie Unternehmer der Region wurden gewählt und arbeiten mit großem Engagement und selbstständig an weiteren Projekten, welche die Stadt nach innen und außen attraktiver machen sollen. Die Bachelorarbeit von Sonja Attenberger, einer FH-Studentin an der Uni Deggendorf nannte Krempl als weitere Hilfestellung bei der Bewältigung der geplanten Aufgaben des Stadtmarketings. Er stellte fest, dass die jetzige Auswertung eine bereits vor mehreren Jahren gemachte Umfrage von „Lebensqualität durch Naherholung“ verfestige und es zeige sich, dass alte Probleme nach wie vor die selben wären. Es gelte die Wünsche und geforderten Maßnahmen zu überprüfen und so gut wie möglich in Zukunft umzusetzen. Man sehe sich bestätigt, wie die Anziehungskraft für Geiselhöring gesteigert und das Wohlbefinden der Einwohner verbessert werden könne. In den vergangenen Monaten wurden unabhängig davon bereits verschiedene Aktivitäten neu begonnen bzw. verbessert und erweitert. Beispielsweise fand die „Sommernacht mit offenen Biergärten“, eine erste neue Veranstaltung im Jahreskreislauf, regen Anklang trotz widriger Wetterumstände. In den verschiedenen Gastronomiebetrieben wurde Musik und Kulinarisches geboten. Auch 2011 will man die Sommernacht wieder mit in die Festivitäten einbinden.

16

Page 17: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Ein besonderer Höhepunkt war die 2. Geiselhöringer Lichternacht am 11. September.

An einem herrlichen Spätsommertag verwandelte sich der Stadtplatz samt Nebenstraßen mit den vielen Akteuren, offenen Geschäften und einem großen kulinarischen Angebot in einen großen Tummelplatz. Als sich die „blaue Stunde“ über die Stadt legte und alle aufgestellten Gläser mit Kerzen zu leuchten anfingen, konnte man die besondere Stimmung spüren. Rathaus, Bürgerhaus, Mälzerei, Linskirche und andere Gebäude waren besondere Glanzpunkte durch eine phantasiereiche Illumination. Die Anwohner beteiligten sich außerdem mit beleuchteten Fenstern und weiterem Kerzenlicht am einmaligen, romantischen Flair. Auf dem Stadtplatz und in verschiedenen Hinterhöfen spielte Musik von Jazz über Punk, Rock, Pop, Trommelmusik bis zu bayerischer Musik. Es herrschte reges Treiben mit Jonglage und Zauberei für Kinder und Erwachsene. Showtanzgruppen, Jugendbands, Streetdance, Jazz am Bürgersteig, eine Dessous-Show oder Wortlichterkerzen sind nur einige Aktionen, die geboten wurden. In der Rosengasse zogen die Jäger mit einem beleuchteten Diorama und Jagdhornmusik die Besucher an. Das Highlight war die „Feuershow“ der Specialeffects aus Österreich, mit 6 jungen Burschen, die mit spektakulärer, gefährlicher Feuerakrobatik und perfekter Illusion kleine und große Zuschauer begeisterten. Eine weitere Attraktion waren mehrere blinkende und leuchtende Motorräder, die pünktlich bei Nachteinbruch in Geiselhöring eintrafen. Das „Museum der Seefahrt hatte geöffnet. Die Stadt- und Pfarrbücherei stellte den „leuchtenden Bücherherbst“ vor, einen Stock höher erzählte Daniela Lochner im prächtigen Kostüm ein Märchen für Jung und Alt. Für die Kleinen konnte man eine Kinderbetreuung nützen. Am Pfarrplatz war eine Ruhezone mit Fackeln und Kerzen eingerichtet, in der Kirche konnte man im Kerzenlicht die Stille genießen und innere Einkehr halten. Einen leisen Ausklang erlebten die Gäste bei Harfenmusik in der Dingolfinger Straße. Fast alle Geschäfte auf dem Stadtplatz, aber auch abgelegene Geschäfte, hatten für die Besucher ihre Türen offen. Das Angebot wurde von vielen Besuchern genutzt. Zwischendurch konnte man in einer Gastwirtschaft oder in einem der Cafes einkehren. Rund ums Rathaus wurde von

17

Page 18: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

verschiedenen Vereinen ebenfalls Essen und Trinken angeboten. Die Auswahl reichte von bayer. Brotzeit und regionalen Schmankerln über Wildgerichte der Jäger in der Rosengasse bis hin zu Kaffee und Kuchen, mexikanischem Chilli con Carne und vielem mehr. Ein besonderes Angebot an internationalen Spezialitäten gab es auch im Jugendzentrum in der Straubinger Straße. So war Geiselhöring mit seinen historischen Giebelhäusern und mit all den Attraktionen wieder ein Erlebnis der besonderen Art, was sich an der überaus großen Besucherzahl von ca. 6000 Besuchern zeigte. Wieder hervorragend unterstützt wurde man von der EON Bayern, den Geiselhöringer Banken Sparkasse, Raiffeisen und Volksbank. Am 10. September 2011 findet die Lichternacht wieder statt.

18

Page 19: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Im Oktober gastierte die Kleinkunstbühne des STATT-THEATERS aus Regensburg in der Maxhütte in Geiselhöring. Die Veranstaltung "Ärmel hoch und Keine Bewegung!"...war ausverkauft. Der Stadtmarketingverein möchte auch künftig Veranstaltungen dieser Art und andere nach Geiselhöring holen. Die rege Nachfrage nach den Eintrittskarten zeigte, dass Interesse besteht. „Es ist schön, wenn die Menschen zusammen kommen, sich treffen und angenehme Stunden miteinander verbringen“, so Vorstand und Bürgermeister Bernhard Krempl. Auch so entsteht ein Wir-Gefühl. Der Christkindlmarkt am 04.und 05. Dezember 2010 mit dem Hobbykünstler- und Bastlermarkt soll ebenso dazu beitragen, wie weitere geplante Veranstaltungen im nächsten Jahr. Maxi Schafroth (09. April 2011in der Labertalhalle) und Hans’ Klaffl (18.September 2011 in der Labertalhalle) stehen u.a. für 2011 auf dem Programm der Veranstaltungen des Marketingvereins. Aber nicht nur auf der Veranstaltungsebene ist der neue Verein aktiv geworden. Um die Stadt nach außen attraktiver zu machen, Angeregt von Beispielen anderer Städte, hatte Vorstand Krempl die Idee einer Stadtführung in Geiselhöring. Schließlich hat Geiselhöring auch eine interessante Vergangenheit mit vielen bemerkenswerten Geschichten und Anekdoten aus vergangenen Zeitabschnitten.

In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv hat Daniela Lochner dann die wesentlichen Daten für eine geplante „Wirtshausführung um 1900“ zusammen getragen und eine Themenführung erstellt. In ca. 75 Minuten erfahren Sie versteckt in vielen lustigen Geschichten viele Informationen und Fakten über das frühere Wirtshausleben in

19

Page 20: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Geiselhöring, die Brauereien, die Sitten und Bräuche um 1900. Abschluss der Führung bildet ein gemütliches Beisammensein im Gasthof Erl mit einem kostenlosen kleinen Getränk. Die Resonanz war bisher nach jeder Führung sehr gut. Die Darstellung des Themas durch die beiden Mägde Vevi und Burgl (alias Angela Ramsauer und Marlies Lochner) sowie dem Redlbacher mit Frau (alias Alois Hauner und Daniela Lochner) kommt sehr gut an. Ab 2011 ist eine „aktuelle Stadtführung“ geplant. Die Recherchen dazu sind bereits angelaufen. „Geiselhöring zum Kennenlernen – Geschichte und Gegenwart“ wird sie heißen und sie kann mit weiteren Modulen kombiniert werden, die zusätzlich angeboten werden. So kann man sich in naher Zukunft ein Paket schnüren und Geiselhöring von einer besonderen Seite kennen lernen. Ob der Besuch des Schifffahrtsmuseums, eine Kirchenführung (kath. oder evang.), Betriebsbesichtigungen und Kräuterwanderungen oder eine Kombination mit den bereits bestehenden Führungen des Eiskellervereins e.V. in Haindling, die verschiedenen Module sollen miteinander verknüpft werden und einen Besuch in Geiselhöring interessant machen. Ein weiteres Zeichen für die Attraktivität einer lebendigen Kleinstadt soll der demnächst erhältliche „Einkaufsführer“ werden. „Geiselhöring hat viel zu bieten“, so die Worte vom 1. Vorstand und Bürgermeister Bernhard Krempl. „Wir haben Parkplätze, kurze Wege und alle für die Grundversorgung wichtigen Geschäfte, Betriebe und Institutionen vor Ort“, so Krempl weiter. Ein Grund mehr, eine Zusammenfassung davon mit allen notwendigen Infos in einem Heft anzubieten und regional sowie auch überregional zu verteilen. Die Broschüre wird in verschiedene Sparten unterteilt, so dass jeder wichtige Bereich erfasst wird. Von Einkaufen, Dienstleistungen, Gesundheit und sozialen Einrichtungen bis hin zu Kultur, Freizeit und Vereinen sowie den wichtigsten Rufnummern erstrecken sich die aufgeführten Informationen. „„Mit dieser Broschüre leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsförderung. Denn neben unseren Bürgerinnen und Bürgern möchten wir auch neue Familien ansprechen, die vor der Entscheidung stehen, nach Geiselhöring zu ziehen.“ Um auch gestalterisch tätig zu werden, favorisiert der Marketingverein zusammen mit den örtlichen Obst- und Gartenbauvereinen eine Aktion „Geiselhöring blüht auf“. 2011 will man verschiedene öffentliche Anlagen, die bisher ein „kümmerliches Dasein“ fristeten, mit blühenden Pflanzen beleben und dafür Paten suchen, die sich gerne mit ihrem grünen Daumen um diese „blühenden Inseln“ kümmern. Stadtmarketing hat sich auch das Zukunftsthema „Elektroenergie“ für die nächsten Jahre auf die Fahnen geschrieben. Mit einer Beteiligung an der „Modellregion E-Wald“ des Landkreises Straubing-Bogen möchte man einen Beitrag für die Region und die Stadt Geiselhöring mit ihren ländlichen Strukturen leisten. Viele Einwohner sind auf die Beförderung mit dem Auto angewiesen. Die Stadt ist von einem Radwegenetz umgeben. Darum setzt Stadtmarketing auf umweltfreundliche Fortbewegungsmittel wie Elektrobikes und in naher Zukunft sicher auch auf Elektroautos. Daher soll die erforderliche Infrastruktur dazu geschaffen werden, d.h. in erster Linie verschiedene Stationen mit Elektrotankstellen, um den Kauf von Elektroautos forcieren zu können. Außerdem baut man auf einen sanften Ökotourismus. „Wir möchten in Zusammenarbeit mit dem Landkreis unsere Region in dieser Hinsicht stärken“ so Vorstand Krempl. Der

20

Page 21: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Labertalradweg führt bereits über Straubing in den Bayer. Wald. Auch der „Via Nova“, der von Passau kommend bis nach Weltenburg führen soll, wird mit dem Anschluss in Haindling durch das Stadtgebiet führen. „Als Modellstadt möchten wir eine Vorbildfunktion übernehmen und zeigen, wie auch eine Kleinstadt dazu beitragen kann, wirtschaftliche Wachstumschancen zu ergreifen und gleichzeitig umweltverträglich zu agieren“ so Krempl. Dass Klima und Umweltschutz wichtig sind möchte man mit einer geplanten Ausstellung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt beweisen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Ostbayern hat bereits begonnen und wird ebenfalls besonders vom Stadtmarketingverein begleitet. Viele weitere Ideen liegen bereits vor, einige Projekte sind bereits in Arbeit (z.B. die Diskussion über ein Bonuskartensystem, eine Ideenwerkstatt u.v.m.). Für den Jahreskreislauf will man einen Flyer erstellen, der die wichtigsten Veranstaltungen und Feste beinhaltet. Frühjahrs- und Herbstmarkt sollen wieder aufgenommen werden, die Organisation des Geiselhöringer Bürgerfest 2011 liegt bereits in den Händen der Gastronomie und wird am 09.und 10. Juli 2011 auf dem Stadtplatz wie gewohnt stattfinden. Das Aufgabengebiet ist vielfältig - Maßnahmen koordinieren, Interessen bündeln und die Stadt positiv gestalten. Geiselhöring nach vorne zu bringen und „Erfolgreich sein mit mehr Miteinander“, strebt Vorstand Krempl an. Dazu ist es auch notwendig „Werte neu zu entdecken“ und die Bürgerinnen und Bürger einzuladen, am Entwicklungsprozess teilzunehmen.

Barbara Glöbl

21

Page 22: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Aus der „guten alten Zeit“: Geiselhöring vor 170 Jahren Als man im Labertal noch eine eigene Tracht trug. Beschäftigte ich mich in den letzten Jahren vorwiegend mit der Heimatgeschichte von Mallersdorf-Pfaffenberg, so steht bei nachfolgendem Bericht Geiselhöring im Mittelpunkt. Mit ein Grund dafür: ich habe in der Laberzeitung vom 23. August 1960 einen herrlichen Artikel entdeckt. Leider ist mir der Verfasser unbekannt. Ich habe die Abhandlung etwas redigiert und auch mit neueren bzw. aktuelleren Angaben ergänzt. Es geht um Geiselhöring vor genau 170 Jahren. Das Jahr 1840 fällt in die Biedermeierzeit. Das altbayerische Volk hatte sich von den schweren Folgen der napoleonischen Kriege wieder erholt. Es genoss seine Rechte und Freiheiten die durch eine Verfassung geschützt waren. Der Verkehr mit den umliegenden Städten und Orten wurde, da es noch keine Eisenbahn gab, durch Boten aufrecht erhalten. Der Reiseverkehr geschah in der Postkutsche. Den Poststall unterhielt immer das heutige Anwesen der kürzlich verstorbenen Frau Maria Gritsch (früher bekannt auch unter Waag-Scheitl) in der Regensburger Straße. Zu dem damaligen Redlbacheranwesen gehörten noch das frühere Katholische Jugendheim, das seinerzeitige Fahrradgeschäft Scherm und die Gebäude, wo heute die Sparkasse steht. Auf diesem Anwesen betrieb die Familie Redlbacher eine für die damaligen Verhältnisse respektable Brauerei und eine mehrere hundert Tagwerk große Landwirtschaft. Die Nachkommen dieser angesehenen Geiselhöriger Bürgerfamilie leben heute in Straubing. Weil in dem größten Anwesen der Regensburger Straße die Post untergebracht war, nannten noch vor 50 Jahren viele ältere Einwohner von Geiselhöring das ansteigende Straßenstück zwischen der ehemaligen Autowerkstatt Rohrmeier (jetzt Reifenfachhandel Bauer) und der Sparkasse, den Postberg.

Bild: Alte Ansicht des Gasthofes und der Brauerei der Post in der Regensburger Straße.

22

Page 23: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Bild: Der „Postberg“, die heutige Regensburger Straße, aufgenommen im Oktober 2010.

Das „Goldene Handwerk“. Das Handwerk, das noch in Zunftordnungen eingeteilt war, stand in hoher Blüte. Viele Gewerbe, die damals , als es noch keine Industrie gab, notwendig waren, gibt es heute nicht mehr. Die Gürtler waren eine Art Silberschmied, die Zeugmacher fertigten leichtere Schürzen und Hemdenzeug im Gegensatz zu den Tuchmachern, die die schweren Stoffe erzeugten. Ein wesentlicher Beruf waren die Färber. Ein besonderes Ansehen genossen die Gerber oder Lederer, wie man sie damals nannte. Der Maler war damals noch kein Zimmermaler. Das besorgte der Maurer – er verstand noch Heiligenbilder und Portraits oder sonstige Bilder anzufertigen. Zu erwähnen sind noch die Nagelschmiede, die Hut- und Mützenmacher, die Handstricker und die Gold- und Silberschmiede. Alle diese Handwerker einschließlich des Baders alter Prägung waren damals noch in Geiselhöring ansässig. Sämtliche Gebrauchsgüter des täglichen Bedarfs für Geiselhöring und sein weites Hinterland wurden von Geiselhöringer Handwerkern produziert, Besonders stark war das Gerber- und Lederer-Handwerk durch die angesehene Familie Kuchler vertreten. Was trug man um 1840? Die Kleidung war um 1840 sehr reizvoll. Die älteren Frauen, besonders die vom Land, trugen noch die Labertaler Tracht, von der sich ein sehr schönes Exemplar im Germanischen Museum in Nürnberg erhalten hat. Zu ihr gehörte auch der buntbestickte „Zögerer“ aus Bast. Die Männer des Bürgertums trugen helle Hosen, die mit einem Ledersteg gestrafft waren, dazu einen blauen oder hechtgrauen Überrock, ein Mittelding zwischen Frack und Gehrock. Dazu den farbigen Zylinder und manchmal auch einen Kragen, den man „Vatermörder“ nannte. Ein Spazierstock mit rundem Knopf aus Silber oder Elfenbein gehörte zu dieser Kleidung. Als Fußbekleidung gab es eine Art Gummistutzen. Die Bürgersfrauen und Mädchen trugen das geschnürte Mieder und die Ringelhaube in

23

Page 24: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Silber, Gold oder Schwarz. Besonders Vornehme trugen im Sommer das geblümte Biedermeierkleid mit dem weiten Rock, auch Krinoline genannt. Dazu gehörten auch ein weiter Strohhut, dessen Krempen mit bunten Bändern nach unten gebunden wurden, unter denen die Stopsellocken hervorquollen. Auch bei den jungen Männern waren die Locken beliebt, selbst wenn sie dazu eine Brennschere brauchten. Dazu trugen sie Koteletten bis zu den Ohrläppchen, während sich die älteren Männer die Schläfenhaare ins Gesicht strichen. In jedem größeren Ort, so auch in Geiselhöring, gab es eine Bürgerwehr. Zu Übungszwecken oder auch an Festtagen zwängte man die bürgerlichen „Schmerbäuche“ in die malerische Uniformen. Bild: Von der Tracht der Labertaler habe ich kein Bild gefunden. Diese Aufnahme zeigt zwei Frauen und einen Mann in der Straubinger Tracht um 1840. Die Berufe. Das Einwohnerverzeichnis aus dieser Zeit gibt ein klares Bild über die soziale Schichtung der Bevölkerung Geiselhörings um das Jahr 1840. Vorwiegend waren der Handwerkerstand und der Kaufmannsberuf vertreten. Ihm folgte der Tagelöhner- bzw. Arbeiterstand. Es gab vor 170 Jahren folgende selbständige Berufe: sieben Kaufleute, sechs Weißbäcker, fünf Metzger, fünf Schneider, drei Tuchmacher, drei Zeugmacher, drei Schreiner, drei Küfner, zwei Weißgerber, zwei Hufschmiede, zwei Boten und Obsthändler, zwei Lebzelter, zwei Färber, zwei Weinwirte, zwei Schlosser, zwei Lederer, zwei Gärtner, zwei Seifensieder, zwei Wagner, zwei Schwarzbäcker, zwei Seiler, einen Kirschner und Knopfmacher, einen Chirurgen und Schreibmateralienhändler, einen Glaser und Zinngießer, einen Tafernwirt mit Branntweinbrennerei und Metzgerei, einen Fragner und Obstler, ein Säckler, einen Kaminkehrer, einen Tuchscherer, einen Branntweinbrenner, einen Riemer, einen Uhrmacher, einen Drechsler, einen Gürtler, einen Hutmacher, einen Mützenmacher, einen Mehlber, je einen Nagelschmied, Stärkemacher, Buchbinder, Sieber, Maler und Seiderer. Die anderen Familien waren Ökonoms- und in der Mehrzahl Tagelöhnerfamilien. Die Bevölkerung Geiselhörings bestand damals aus 297 Familien mit 1198 Seelen. Heute zählt die Stadt Geiselhöring rund 6800 Einwohner. Eingerechnet sind dabei auch die übrigen neun Ortsteile. Von den damaligen Familien leben heute noch unmittelbare Nachkommen in Geiselhöring. Die Winbauers, die Engelharts, die Girthofers und die Erdls

24

Page 25: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

sowie nicht zuletzt meine Frau Sieglinde (eine geborene Loichinger) gehören dazu. Der Markt Geiselhöring bestand damals vor 170 Jahren aus 361 Haupt- und Nebengebäuden. Der Ort hatte 28 Straßen- und Gassenbezeichnungen.

Bild: Der Katasterauszug von Geiselhöring im Jahre 1813

Eine Bahn und einen Bahnhof gab es in der damaligen Zeit noch nicht. Vor 170 Jahren zog noch der Ortshirte ruhig und gelassen mit seiner Viehherde durch die Straßen des Marktes, über denen seit Jahrzehnten längst der Verkehr rollt. Handwerkerfleiß und Handel schufen einen gewissen Wohlstand. Überschaut man heute den früheren Markt, aus dem längst eine Stadt geworden ist, so wird klar, dass 170 Jahre die Struktur eines Ortes und seiner Bewohner entscheidend zu ändern vermögen. Anmerkungen zum Schluss. Trotz aller Veränderungen nicht nur in baulicher Sicht: Es ist ein schmuckes Stück Labertal, dieses Geiselhöring mit seinem wunderschönen Stadtplatz. In Geiselhöring und seiner Umgebung begegnen sich Tradition und Moderne. Geiselhöring ist von alter Tradition und maßvoll moderner Gesinnung. Herrlich auch die Kirchen des Hauptortes und der umliegenden Ortsteile. Es hat schon seine Reize, dieses Labertal und dies wird mir in diesen Tagen noch besser bewusst, als ich mit meiner Familie im Goldenen Oktober von ausgedehnten Wanderungen heimkomme. Welch schöner Zufall, dass wenige Tage, nachdem ich diesen Bericht fertiggestellt habe, mir meine Kollegin Helga Müller einen Aufsatz von Oberlehrer Georg Holzer zeigte. Thema dieses wahrscheinlich über 70 Jahre alten Berichtes: „In der Heimat ist es schön – Plauderei über den Bezirk Mallersdorf“. Herr Holzer schrieb darin u. a. „ Es ist doch herrlich, eine Spanne Zeit in den Schönheiten unseres Heimatbezirkes, eingehüllt in den prangenden Schleier herrlichster Naturfreude, zuzubringen. Auch bei uns gibt es viele lauschige Plätzchen des Ruhens und Stillesein, des Träumens, Wanderns und Erholens. Da wird unsere Sehnsucht nach lichten, sonnigen Weiten, nach der sanften Stimmung der Täler gestillt“. Herrlich melancholisch. Finden Sie nicht auch? A l o i s L e d e r e r

25

Page 26: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Die Entstehung des Löwendenkmals – vor über 100 Jahren ein schwieriges Unterfangen

- Vortrag mit Dr. Katharina Weigand – Unklarheit über Restfinanzierung bis heute -

Im vergangenen Jahr wurde in der Nachbargemeinde Schierling das 100-jährige Bestehen des

Löwendenkmals von Eggmühl gefeiert. Die Historikerin Dr. Katharina Weigand erarbeitete dazu

erstmals exklusiv die Entstehungsgeschichte dieses Denkmals.

Am 15. Oktober 2010 präsentierte sie im Gasthaus „Zum gemütlichen Treff“ auf Einladung der

Arbeitsgemeinschaft Naherholung Mittleres Labertal die Forschungsergebnisse.

ArGe-Vorsitzender Klaus Storm betonte in seiner Einführung, dass der „Löwe von Eggmühl“ vor

100 Jahren nur deshalb entstehen konnte, weil geschichtsbewusste und ebenso hartnäckige Bürger

allen Bedenken und Hürden der Bürokratie und Politik zum Trotz selbstbewußt, konsequent und

schlitzohrig zugleich, die Denkmal-Idee von Pfarrer Josef Schnirle umsetzten.

Vorbemerkungen:

„Ein symbolischer Grabhügel, darauf ein sitzender Bronzelöwe auf einem hohen Sockel aus

Muschelkalk: das markanteste Denkmal in der Marktgemeinde Schierling, der Löwe von Eggmühl.

In stummer Trauer das Schlachtfeld überblickend, hält er einsame Grabwache für die Tausende in der

„Schlacht bei Eggmühl“ am 22. April 1809 Gefallenen. Riesige Heerscharen hatten die menschliche

Unvernunft in Bewegung gesetzt. Im Gesichtskreis von Schierling und Eggmühl prallten sie

aufeinander. Napoleon I. – in seinem Gefolge auch die Bayern – siegte und triumphierte. Die

Österreicher unter Erzherzog Karl unterlagen und flohen. Die Opfer des Sieges und der Niederlage

deckten die Walstatt. Die weite Flur wurde für die Namenlosen die letzte Ruhestätte in Einzel- und

Massengräbern. Längst hatte das Leben die Gräber und die Erinnerung an die in ihnen Ruhenden

überwuchert, als sich beherzte Männer zusammentaten, den Gefallenen zum 100. Jahrestag der

mörderischen Schlacht ein würdiges Denkmal zu setzen“.

Dies war ein Auszug aus dem Buch „Meine Heimat vor 200 Jahren“, herausgegeben von meinem

alten Schulspezl Franz Spacek aus Schierling , ebenso wie ich, eine Art „Hobby-Heimatforscher“.

Die Sache mit dem Denkmal machte mich neugierig, zumal ich wußte, dass der frühere Pfarrer von

Pfaffenberg, Josef Schnirle, ebenfalls ein „Heimatkundler“, aus dessen Fundus ich schon viel

gebrauchen konnte, eine tragende Rolle spielte.

Durch Vermittlung von Adolf Wallner aus Schierling, Marktkämmerer im dortigen Rathaus, kam

schließlich der Kontakt mit Dr. Weigand aus München zustande.

Dr. Katharina Weigand, Akademische Oberrätin vom Historischen Seminar der Ludwig-Maximilian-

Universität München durchleuchtete in einem äußerst akribisch vorbereiteten Vortrag die

Entstehungsgeschichte des Löwen von Eggmühl und dabei ganz speziell die Verdienste des

bekannten Pfaffenberger Heimatforschers und Priesters Josef Schnirle, nachdem in Mallersdorf-

26

Page 27: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Pfaffenberg auch eine Straße benannt wurde (es gibt auch die Schreibweise Joseph Schnierle). Die

Besucher mußten zuweilen schon schmunzeln und manchmal auch den Kopf schütteln über die

anscheinend schon vor über 100 Jahren ausufernde Bürokratie.

Zunächst erläuterte die Historikerin dass viele Sinngehalte, wie bayerisches Wappentier, Todesmut

der Gefallenen usw. im Eggmühler Löwen zusammenfließen. Die Bandbreite der intendierten

Botschaft dieses Denkmals reicht von der Unterstellung eines heroisch-siegesstolzen Charakters bis

zum Befund, daß uns der von gebürtigen Bayern initiierte und mitten in Bayern aufgestellte

Eggmühler Löwe nicht als triumphierendes Siegesdenkmal entgegentritt. Dabei war es 1809 den mit

Kaiser Napoleon verbündeten Staaten gelungen – und zu den an der Schlacht beteiligten Truppen

gehörten ja gerade und vor allem bayerische Kontingente- , den Österreichern eine entscheidende

Niederlage beizubringen. Ohne Frankreich und Bayern jedoch besonders hervorzuheben, sind

stattdessen am Steinsockel des Monuments die Wappen aller am Feldzug beteiligten Staaten

gleichberechtig nebeneinander angebracht, außer den Wappen der siegreichen Verbündeten

Frankreich, Bayern, Würtemberg, Baden und Hessen sieht man eben auch das von Österreich.

Bayern um 1900.

Dr. Weigand ging in der Folge auch der Frage nach, welchen Einfluß die politische und

gesellschaftliche Situation in Bayern um 1900, wenige Jahre vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs

auf die Entstehungsgeschichte des Löwen von Eggmühl ausübte und wie dieses Denkmal den

„Zeitgeist“ dieser Jahre wiederspiegelt. Vor diesen innenpolitischen Hintergründen im Königreich

Bayern ist es zu sehen, wenn der damalige Pfarrer von Unterlaichling, Josef Schnirle, als erster die

Inititive für ein Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von Eggmühl ergriffen hat. Vom 25.

September 1905 datiert sein Schreiben an das Bezirksamt Mallersdorf, in dem er den dortigen

Amtschef aufforderte, eine solche Denkmalerrichtung nicht zur zu genehmigen, sonder sie auch nach

Kräften zu unterstützen. Laut Dr. Weigand schrieb Schnirle wörtlich „Wiederholt schon wurde von

Leuten aus dem Volk das Bedauern ausgesprochen, daß gar kein öffentliches Erinnerungszeichen an

dieses welthistorische Ereignis – außer etwa der Kanonenkugeln in der Kirchenmauer zu

Unterlaichling – zu sehen sei“. Das Datum der Enthüllung des angedachten Monuments legte

Schnirle bereits fest, nämlich den 22. April 1909, den 100. Jahrestag der Schlacht. Unklar waren

freilich noch der Standort, die Finanzierung und das Aussehen. Schnirle schwebte ein aus Stein

errichtetes Rundgebäude, eine Rotunde vor, bekrönt von einem Schlachtensymbol, etwa zwei

gekreuzten Säbeln und eine Wand im Innern sollte mit einem Gemälde der Eggmühler Schlacht

ausgemalt werden.

In der Folge schilderte die Historikerin den Lebensweg von Pfarrer Schnirle, von dem es

unterschiedliche Schreibweisen des Namens gibt. Dieser wurde 1860 in Pfaffenberg geboren und

1885 zum Priester geweiht. Nach verschiedenen priesterlichen Stationen kam er 1911 nach

Pfaffenberg zurück, wo er 1936 verstarb. Auch die heimatgeschichtlichen Arbeiten von Schnirle

27

Page 28: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

listete die Referentin auf, die es bedauerte, dass es von dieser Persönlichkeit zu wenige Daten und

Nachlässe gibt.

Viele Stellen „mischten“ mit.

Zurück zur Entstehungsgeschichte des Denkmals: Dr. Weigand zählte all die Stellen und Ministerien

auf, welche mit dem Bau konfrontiert waren. Natürlich ging es dabei nicht nur um die Gestaltung,

sondern auch um das „liebe Geld“. Das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und

Schulangelegenheiten reagierte ebenso zurückhaltend, wie verschiedene andere Institutionen. In

Eggmühl und Umgebung wurde man hellhörig. Pfarrer Schnirle fand schließlich mit Heinrich Leher,

dem Redakteur der 1889 gegründeten populärwissenschaftlichen und auf Gesamtbayern

ausgerichteten Zeitschrift „Bayerland“ einen schlagkräftigen Mitstreiter. Man fasste einen

Denkmalverein ins Auge und am 11. März kam es zur Gründungsversammlung, in der die

Funktionsträger bestimmt wurden. Wenig später verabschiedete man die Satzung und jedes

Vereinsmitglied hatte jährlich einen Mitgliedsbeitrag von einer Mark zu entrichten.

Keine Rotunde.

Pfarrer Schnirles Plan, eine Rotunde, fand aufgrund der befürchteten hohen Kosten keine Mehrheit.

Zunächst wollte man den prominenten Münchner Erzgießer, Ferdinand von Miller der Jüngere, mit

Entwurf und Ausführung des Denkmals beauftragen. Akut wurde natürlich bald die Geldfrage. Im

April 1907 hatte man leglich 672 Mark in der Kasse und zwei Jahre später sollte Einweihung sein.

Ferdinand von Miller veranschlagte die Kosten auf 7000 bis 8000 Mark und fügte hinzu „Bei dieser

Summe bleibt allerdings mir gar nichts, ich opfere aber gern meine Tätigkeit dem Gedanken der

Errichtung eines solchen Monuments“. Die Monate August bis November 1907 beanspruchte das

Genehmigungsverfahren, wobei man streng auf den Dienstweg achtete. Am 15. November 1907 war

es schließlich soweit: Dem Amtschef des Bezirks Mallersdorf wurde mitgeteilt: „Im Namen Seiner

Majestät des Königs haben seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Verweser

allergnädigst geruht, die Errichtung eines Denkmals zum Gedächtnis der in der Schlacht bei Eggmühl

gefallenen Krieger nach Massgabe des vorgelegten Entwurfs zu genehmigen ….“. Auch eine

Sammlung für dieses Denkmal wurde genehmigt. Das Jahr 1908 sollte zur Desillusionierung des

Eggmühler Denkmalvereins werden, was die Kosten anbelangte. Fast überall holte man sich eine

Abfuhr ein. Zuschüsse gingen, wenn überhaupt, nur spärlich ein. Die Landräte der Oberpfalz und von

Niederbayern genehmigten je 100 Mark und bei der Haus- Sammlung gingen innerhalb von zwei

Jahren nur 15 Mark ein.Spenden kamen aus dem Hause Thurn und Taxis, dem Staat Württemberg

und 50 Mark vom Distriktsrat Mallersdorf. Immer wieder suchte man nach Möglichkeiten der

Kostenersparnis. Schließlich gab man den Löwen nicht in Bronze in Auftrag, sondern aus Kupfer.

Mit der Anfertigung beauftragte man den Münchner Bildhauer Hygin Kiene. Der unterbreitete dem

Denkmalverein sofort das Angebot, das ausgewählte Grundstück in Eggmühl selbst in Augenschein

zu nehmen und auf eigene Kosten eine Skizze für das Monument anzufertigen. Plötzlich kam der

28

Page 29: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Löwe von Waakirchen ins Spiel. Unklar, so Dr. Weigand ist, wer letztendlich den Gedanken

hatte, den Löwen von Waakirchen, der dort seit 1905 an den Aufstand der Oberländer gegen die

Österreicher 1705 erinnerte, einfach noch einmal anfertigen zu lassen, nun für Eggmühl. Bevor sich

der Eggmühler Denkmalverein jedoch für diese Lösung entschied, ließ man sich vom damaligen

Waakirchener Bürgermeister schriftlich ein „Attest“ bezüglich der Zufriedenheit der Waakirchener

Bürger mit ihrem Denkmal ausstellen. Ein Lächeln konnten sich die Zuhörer in diesem

Zusammenhang nicht verkneifen. Auszugsweise heißt es darin: „Unterfertigter (also der

Waakirchener Bürgermeister) bestätigt, daß die Ausführung des Löwen in jeder Beziehung

meisterhaft ist und Herrn Kiene einstimmig größtes Lob gespendet wurde“. Durch dieses Schreiben

war die Entscheidung für die Kopie des Waakirchner Löwen und für den Bildhauer Kiene gefallen.

Bild: Der Löwe von Waakirchen, aufgenommen von

Klaus Storm am Kirchweihsonntag 2010

Glanzvolles Fest.

Letztendlich wurden die Arbeiten im Jubiläumsjahr

abgeschlossen und am 22. August 1909 war

Einweihung. Dr. Weigand schilderte die große Feier,

welche zu einer organisatorischen Meisterleistung

wurde. Rund 100 Krieger-, Militär- und

Veteranenvereine kamen und es wurden markige

Reden gehalten, Fahnen geschwenkt und Kränze

niedergelegt. Die höhergestellten Persönlichkeiten der

Öffentlichkeit glänzten aber durch Abwesenheit. Nur

der Regierungspräsident von Niederbayern war

zugegen. Den Eggmühlern war es aber egal: Sie hatten es geschafft, das Denkmal stand und der Ort

war von Gästen schier überfüllt. Die Anschaffungskosten von 4500 Mark wurden eingehalten. Am

Ende fehlten aber 600 Mark Wer zum Schluß die verbliebene Summe übernahm, konnte die

Referentin trotz umfangreichen Aktenstudiums im Staatsarchiv Landshut nicht ausfindig machen. Dr.

Weigand bei ihrem Resümee am Ende: „Ich hoffe, daß der Löwe von Eggmühl mindestens weitere

100 Jahre überdauert, als Erinnerung an die Schlacht des Jahres 1809 einerseits, aber mindestens

ebenso als Erinnerung an die Probleme beim Umgang mit Geschichte zu Beginn des 20.

Jahrhunderts“.

29

Page 30: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Bild: Der Löwe von Eggmühl erinnert seit Bild: Die Erinnerungsmedaillen

über 100 Jahren an die grausame Schlacht von der Einweihung im Jahre 1909

P.S. Ein paar Daten zum Schluß: Von den 60.000 Mann auf französischer Seite fielen 1200 und 4000

wurden verwundet. Bei den 35.000 Österreichern waren ca. 6000 Tote und Verwundete zu beklagen.

Bild :1. Vorsitzender Klaus Storm überreicht zur Erinnerung an den Abend in Pfaffenberg an

Dr. Weigand das Labertaler Lesebuch VI

Alois Lederer

30

Page 31: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Liebe Leserin, lieber Leser, in den Labertaler Igeleien 1 habe ich geschrieben: „Das Thema „Gesundheit“ ist aktuell, seit es uns Menschen mit seinen Unzulänglichkeiten gibt! Der Gebrauch mancher Heilpflanzen ist Jahrtausende alt. Wir entdecken und schätzen die „Pflanzenmedizin“ wieder. Wenn man einmal erfahren hat, dass Kräuter helfen, dann wächst die Verbundenheit mit der Natur und so beginnt die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur, die eine wesentliche Voraussetzung für den Heilerfolg ist. Wenn Sie in unserem schönen Labertal wandern oder radeln und in den herrlichen Wäldern Erholung suchen, so bedenken Sie, dass es keine Unkräuter gibt. Jede noch so kleine und scheinbar unwesentliche Pflanze hat ihre Berechtigung und Bedeutung“.

Taraxacum officinalis – Löwenzahn, Pusteblume, Maiblume Mit Löwenzahn übersäte Wiesen bieten reichlich Nektar. Der in der Signaturenlehre des Mittelalters verbreitete Glauben, dass Löwenzahnblüten aufgrund ihrer Farbe als Heilmittel gegen Gelbsucht benutzt werden können, kann als überholt betrachtet werden. Jedoch weist der lateinische Name der weit verbreiteten Sippe Taraxacum officinalis auf die Bedeutung als Heilpflanze schon in früherer Zeit hin. Die Heilwirkung wird auf die enthaltenen ätherischen Öle, Vitamine B2, C und D, das Provitamin A, die Gerb- und Bitterstoffe sowie die hohen Konzentrationen von Kalium-verbindungen und anderen Spurenelementen zurückgeführt. So schreibt man dem Löwenzahnkraut eine blutreinigende Wirkung und eine die Tätigkeit innerer Drüsen und

damit die Gallesekretion anregende Wirkung zu. Außerdem soll Löwenzahnkraut die Nierentätigkeit verbessern. Die pharmazeutische Industrie bietet zahlreiche Löwenzahnprodukte vom Frischpflanzensaft bis zu Blutreinigungstees an. Verschiedene Länder beispielsweise Ungarn, Polen und Bulgarien, bauen dafür Löwenzahn in landwirtschaftlichen Kulturen an. Es existieren verschiedene Kultursorten. Junge, noch wenig bittere Löwenzahnblätter können einem Frühlingssalat beigemengt werden. Die Pflanzen erreichen ein Alter von fünf bis zehn Jahren und überwintern mit Hilfe einer nähr- stoffspeichernden Pfahlwurzel. Diese Löwenzahnwurzel erntete man früher zur Herbstzeit, da zu dieser Zeit der Inulingehalt am höchsten ist (bis zu 40%). Sie diente unter anderem als Kaffeeersatz. Die in voll erblühtem Zustand geernteten goldgelben Köpfchen der Kuhblume können außerdem zu einem pollenreichen Sirup verarbeitet werden oder garnieren Salate und Suppen, während die noch geschlossenen Knospen mariniert als Kapernersatz verwendbar sind. Löwenzahn kann im Garten angebaut werden. Durch Zusammenbinden der Blattrosette erreicht man gebleichte, mild schmeckende Blätter für Salate. Mit den Blütenständen färbte man früher die Butter ein. Nicht zuletzt gelten die Blätter des Löwenzahns als beliebtes Haustierfutter: Milchfutter für Kühe sowie Mastfutter für Schweine. Sie sollen als Hühnerfutter die Eierproduktion fördern. Klaus Storm

31

Page 32: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Angela Marmor - Kräuterpädagogin www.lustaufunkraut.de „Unser täglich’ Brot“ – gestern und heute

Seit Urzeiten ist Getreide Grundnahrungsmittel für die Menschheit und wurde früh in Kultur genommen. Der Ackerbau begann mit dem Sesshaftwerden der Menschen und findet seinen Höhepunkt mit den heute technisierten Anbaumethoden und hoch gezüchteten, ertragreichen Getreidesorten. Wirtschaftliche wie gesellschaftliche Faktoren haben sich in den letzten 100 Jahren grundlegend verändert, damit auch der Umgang mit dem Brot. Wer das Brot backen nun eigentlich erfunden hat, darüber kann man nur spekulieren. Das bisher wohl älteste Brot, ein verkohltes Gerstenbrot, fanden Archäologen in der

Schweiz (Twann am Bieler See) und datierten den Fund auf rd. 3.700 Jahre v. Chr.. Überall, wo Menschen das Nahrungsmittel Getreide anbauten, konnte das Brot erfunden worden sein - zu unterschiedlichen Zeiten wie auch in den verschiedenen Kulturkreisen. Anfangs waren es Fladenbrote aus Mehl und Wasser, gebacken oder vielmehr getrocknet auf heißen Steinen oder in heißer Asche. Wohl ab der Steinzeit wurde dann auch die Backtechnik weiterentwickelt. Im Alten Ägypten und bei den Griechen gab es bereits eine nennenswerte „Brotkultur“ (z.B. Brot als Opfergabe und „Währung“). Die Römer schauten bei den Griechen über den Zaun und übernahmen Einiges. Bei Ausgrabungen in Pompeji entdeckte man eine römische Bäckerei mit Kornmühle und Backofen. Bis ins 19. Jahrhundert blieb diese Backofenform weitgehend unverändert. Erst danach kam es zur Modernisierung der Backtechnik. Dennoch stand weit in das Mittelalter für viele Getreidebrei (meist aus Hirse) auf dem täglichen Speisezettel – einen Backofen hatte nicht jeder. Das Brot für das einfache Volk war dunkel und grob. Weißbrot galt als Luxus, den sich lange Zeit nur Reiche leisten konnten. Nicht zuletzt die Französische Revolution sorgte dafür, dass verbreitet mehr Weizen angebaut wurde und das einfache Volk teilhaben konnte an alten Privilegien der Reichen. …Butter und Schmalz… gehören nicht in den Brotteig – bestenfalls auf das fertige Brot. Mehl, Wasser, Salz und ein Backtriebmittel (Hefe und/oder Sauerteig, oft auch Ura genannt) sind die allein erforderlichen Zutaten - dem Geschmack und vor allem auch der Verdauung zuträglich sind die typischen Brotgewürze wie Fenchel, Kümmel, Anis und Koriander. Beim traditionellen Sauerteigbrot, wird etwa 1/3 des Mehls gesäuert. Sauerteig kann man nicht nur mit Roggen, sondern auch mit Weizen, Dinkel und anderen Getreidearten herstellen und er ist maßgeblich an Geschmack, Haltbarkeit und Frische eines Brotes beteiligt. …unser täglich Brot… Ein alter Ausspruch bringt mit wenigen Worten auf den Punkt, welche Bedeutung das tägliche Brot für das Überleben hatte: „Alt‘s Brot is net hart, aber koa Brot, des is hart!“.

32

Page 33: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Angela Marmor - Kräuterpädagogin www.lustaufunkraut.de Bis in die Nachkriegszeit galt Brotfrevel als „schweres Vergehen“. In den Religionen verschiedener Kulturkreise ist das Brot häufig erwähnt, so auch in unserer Bibel (z.B. Speisung der 5000). Brot brechen und teilen war sicher eine der ersten Traditionen um dieses wertvolle und gesunde Nahrungsmittel. Noch heute bringt man vielerorts einem neuen Nachbarn Brot und Salz und wünscht damit Wohlstand und Glück. Hungrige Menschen dagegen waren leicht in Aufruhr zu versetzen und in der Geschichte wurden mehr Kriege um Getreide und die Ländereien für dessen Anbau – also letztlich um Brot – geführt als um Gold oder andere Dinge. Einen „Brotfrieden“ gab es 1918 als die Ukraine sich mit umfangreichen Weizenlieferungen Land und Autonomie erkaufte. Auch ist nachzulesen, dass der Verlust von einigen Provinzen, die für das Römische Reich wertvolle Kornkammern waren, letztlich dessen Untergang einläutete. Brot und Brauchtum Vor Jahrtausenden Opfergabe für die Götter, Totenbeigabe, Festspeise, Orakel ist Brot heute noch Sinnbild für Nahrung, Leben und Wohlergehen und kann in religiösen Überlieferungen, Legenden, Mythen und Bräuchen weit zurückverfolgt werden. Viel ist uns heute nicht mehr davon geblieben – alte Traditionen, akut vom Aussterben bedroht. Brot und Gebäck begleiteten regional unterschiedlich einst die Feste durch das ganze Jahr: Christstollen, Neujahrsringle, Dreikönigskuchen, Fasnachtkrapfen, Horaffen, Osterbrot, Auszog’ne, Sonnwendrad, Allerseelenzopf, Taufbrot, Leichenweck, Martinsweck und auch Glut- oder Sengzelten. Viele dieser Gebäckarten gelten als Gebildebrot. Der Symbolgehalt solcher Bräuche hat sich im Laufe der Zeit nicht selten gewandelt. Es lohnt sich, mit Menschen der „alten“ Generation über solches Brauchtum zu sprechen, kommt doch dabei oft überraschend Interessantes ans Licht. Alte Traditionen sollten vor dem Vergessen bewahrt werden, hatten sie doch oft tieferen Sinn, der sich uns in unserer heute modernen Welt nicht ohne weiteres offenbart. Abgewandelt in unseren Alltag integriert können uns solche Bräuche helfen, eine neue Wertschätzung für unsere Umwelt und Mitmenschen zu erfahren und uns wieder zu „erden“. Brot backen war früher oft eine Gemeinschaftsarbeit. An einem zentralen Platz im

Dorf stand der Ofen, es gab fast immer eine Backordnung und bei der Arbeit wurden die neuesten Informationen ausgetauscht. Weil so ein Backtag ein richtig großes „Geschäft“ war, fand er nur alle paar Wochen statt. Damit am Ende jeder sein eigenes Brot wieder herausfand, wurden die Brote gekennzeichnet, z.B. mit einem Brotstempel – jede Familie hatte ihr eigenes Symbol.

Alter Backofen in einem Museumsdorf Brot backen - heute wieder aktuell

33

Page 34: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Angela Marmor - Kräuterpädagogin www.lustaufunkraut.de Der Backofenhadern… …ist nicht der Wischlappen, mit dem man den Ofen von der Asche säubert, sondern ein weiterer Begriff für Glut- oder Sengzelten. Regional gibt es für solches Brotgebäck unzählige Namen wie z.B. Urazelten, Scharrfleckl, Schoarnblattl oder Feserl hier bei uns. Die Zubereitung ist dabei ziemlich variabel und wo Brot gebacken wurde, gab es an diesem Tag meist auch Glutzelten. Wer jetzt nicht weiß, was damit gemeint ist, dem sei gesagt, dass es sich dabei vielleicht um die bayerische Urform der Pizza handeln könnte – wer weiß schon, wo die Italiener sich das abgeschaut und dann das Rezept ein bisschen geändert haben…? Im traditionellen Holzbackofen hat man diese Fladenbrote vor dem Einschießen der Laibe oder in der Nachhitze gebacken und hatte eine schnelle Brotzeit (im wahrsten Sinne!) nach der schweißtreibenden Arbeit des Teigknetens. Pur, mit Butter, Honig oder auch mit Speck und Zwiebeln belegt, sind solche Fladen ein Hochgenuss – vor allem auch für Kinder, die sie gerne selber machen. Man isst sie am besten warm, frisch aus dem Ofen. Natürlich lässt sich solches Gebäck auch im Elektrobackofen herstellen – ideal mit einem Backstein, den man vorher ordentlich durch Vorheizen auf Temperatur gebracht hat.

Schon gewusst? Bei soviel elementarer Bedeutsamkeit ist es nicht verwunderlich, dass Begriffe und Redewendungen rund ums Brot und Backen in unserem täglichen Sprachgebrauch gang und gäbe sind – ohne, dass wir uns dessen oft noch bewusst sind. Einige Beispiele dazu: Brötchengeber, brotlos sein, frisch gebacken, Backfisch, sich die Finger verbrennen, durchs Feuer gehen… Früher unterschied man zwischen Brot (gesäuert) und Laib (ungesäuert), während man heute unter Laib die Form des Brotes versteht. Die englische „Lady“ kommt von „hlaf=(Brot-)Laib und bedeutet „Brotherrin“ und der „Lord“ kann übersetzt werden mit „Herr, dessen Brot einer isst“. Viele weitere interessante Informationen rund um das Brot findet man auf der Internetseite des Museums der Brotkultur: http://www.museum-brotkultur.de Museum zur Technik und Geschichte des Mahlens und Backens sowie der Sozial- und Kulturgeschichte des Brotes Salzstadelgasse 10, 89073 Ulm

Glutzelten im Steinbackofen

34

Page 35: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Angela Marmor - Kräuterpädagogin www.lustaufunkraut.de Eine kleine Zeitreise zu alten Brotrezepten Brotsterz Schlemperer, Bauerngeiz, Würgler Es entsprach der Ehrfurcht vor dem Brot, dass sparsame Leute altes Brot nicht wegwarfen, sondern es hart werden ließen, dann zerkrümelten oder auf dem Reibeisen rieben, mit Milch einweichten, in die Bratreine taten und es aufschmälzten. Etwas nachgesalzen und oft auch mit Kümmel überstreut oder gezuckert, gab es ein recht nahrhaftes Gericht. Brotschnittl Wasserschnittl, Ehhaltenküachl Brotschnitten in der Größe einer halben Hand werden in Pfannkuchenteig gewälzt und eine Weile darin belassen, bis sie etwas von der Feuchtigkeit angesaugt haben. Der verwendete Teig soll etwas dickflüssig sein. Dann kommen die in Teig geschlagenen Schnitten in ochendes Wasser bis sie durch sind und oben schwimmen, werden in der gut gefettenten Reine gebacken bis sie sich leicht anbräunen. Sie werden mit zerlassenem Fett übergosen, kommen noch einmalkurz ins Rohr und geben, mit saurer Milch gegessen, eine delikate Mahlzeit. Urastriezl Beinerne Maultasche, Roggastrudl Der Brotteig (gleich ob von Roggen- oder Weizenmehl) wird zu dünnen Zelten ausgewalkt, mit Zwetschgenmus oder Preiselbeeren belegt, zusammengerollt und in der Reine herausgebacken. Dabei darf an Fett nicht gespart werden. Backerl Kieslstoa, Roßbolln Vom Brotteig (oder auch von einem Hefeteig) werden Kugeln von der Größe eines kleinen Apfels geformt, in der gut gefetteten Reine etwas flachgedrückt, durchgebacken, bis sie sich leicht bräunen und mit zerlassenem Fett bestrichen. Oftmals wurden die kleinen Brote auch mit einem Gemisch von Fett, Ei und Zucker überzogen. Sie waren ein beliebtes Kinderbrot für die Schulpause oder ein Wegbrot für alle Gelegenheiten. Quelle: „Die niederbayerische Kuchl“ von Paul Friedel (1971) Empfehlenswerte Bücher: „Brotgeschichten aus Hohenlohe“, Silberburg-Verlag „Brot und Heimat“ und „Mit Laib und Seele“, Annelie Wagenstaller, Eigenverlag „Brot für Genießer“, R. Bertinet, Christian Verlag „Brotrezepte aus ländlichen Backstuben“ Landbuchverlag Hannover

35

Page 36: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Buntes Allerlei

von Gudrun Nixdorf Aus dem Lexikon des Aberglaubens: Hauswurz Dieses Dickblattgewächs (Sempervivum tectorum) ist vor allem unter der Bezeichnung Donnerwurz bekannt, denn seine ihm im Volksglauben zugeschriebene wesentliche Eigenschaft ist, dass es ein Haus bei Gewittern vor dem Blitzschlag bewahrt. Deshalb wurde es in früheren Zeiten und auch heute noch vor allem auf die Dächer gepflanzt. Doch nicht nur Blitz und Donner, auch Krankheiten, Zauberei und überhaupt Unglück soll die Donnerwurz von den Bewohnern des Hauses, auf dessen Dach, Mauer oder Zaunpfosten sie wächst, zuverlässig abhalten. Daneben finden ihre dickfleischigen Blätter in der Volksmedizin Verwendung: Sie wurden gegen Warzen, Krämpfe und Fieber benutzt. Schließlich galten die Blüten der Hauswurz insofern als zukunftsdeutend, als sie angeblich ein baldiges besonderes Ereignis in der Familie ankündigen. Gähnen Sich beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten, wird heutzutage als reiner Akt der Höflichkeit betrachtet. Dabei geht diese Handlung auf den alten, auf der ganzen Welt verbreiteten Glauben zurück, dass es gefährlich sei, den Mund weit zu öffnen, ohne ihn gleichzeitig zu bedecken. Befürchtet wurde zum einen, dass die Seele dabei aus dem Körper fliehen, zum anderen, dass böse Geister in ihn eindringen und die betreffende Person in Besitz nehmen, sie also besessen machen könnten. Im Rheinland unterwarf man sich daher Räucherungen, wenn man glaubte, auf diese Weise >dämonisiert< worden zu sein, und im Böhmerwald wischte man sich in einem solchen Fall mit dem Hemdzipfel dreimal über das Gesicht. Währen das Gähnen allgemein eher als negative >Handlung< einzuschätzen ist, wird das gemeinsame Gähnen bei uns und beispielsweise auch in Frankreich als Zeichen großen Einverständnisses betrachtet. Und gähne man am Jahresende, ist dies nach weitverbreiteter Überzeugung unbedingt als gutes Vorzeichen für das kommende Jahr zu werten . Aus dem Tageskalender: Das Wort >Oktober< unter der Lupe Unser zehnter Monat des Jahres hatte einst einen poetischen Namen:>Windumemanoth< hieß er im Althochdeutschen, Weinlesemonat. In unseren Breiten ist der Oktober noch heute der Hauptmonat der Weinlese und Weinfeste. Seinen heutigen Namen hat er aber aus dem Lateinischen: Nach dem alten römischen Kalender war der Oktober nämlich der >mensis October<, der achte Monat des Jahres (octo = acht). Erst mit der Kalenderreform im Jahre 153 vor Christus rutschte der Oktober weiter nach hinten auf den zehnten Platz. Aus : Bayerisch auf Deutsch von Prof. Dr. Ludwig Merkle

36

Page 37: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Wammerl: In alten Zeiten bedeuteten > wamba, wamma wampa< den Bauch des Menschen oder Tieres; englisch >womb< heißt heute noch der Mutterleib. Hierzuland bezeichnet man den Schweinebauch so. Wampn: Aus demselben Stamm >wamba, wampa, wamma< hat sich auch die >Wampn< entwickelt. Schon im Mittelhochdeutschen spezialisiert sich ihre Bedeutung auf den besonders dicken Bauch. Das Adjektiv dazu >dickbäuchig<, heißt >wampert>. wax: Es sei >wax<, sagt man (mit hellem a), wenn man ohne Schuhe durch Stoppelfelder oder über spitze Steine geht. >Wahs< und >wehse< bedeutet mittelhochdeutsch >schneidend, scharf<. Früher wurde das Wort auf alles mögliche, auf kalte Winter, herbe Weine, böse Schullehrer, rauhe Hemden usw. angewendet, heute wird es hauptsächlich noch von Barfüßern gebraucht. Und in der bayerischen Geografie: Der >Waxenstein< ist der scharfe Stein

wist: So sagt der Fuhrmann zu seinem Pferd, wenn er möchte, dass es sich nach links bewegt. Er spricht damit beinahe mittelhochdeutsch:>winster< (althochdeutsch>winistar<) bedeutet>links<. Man vermutet, dass das Wort mit >wenden< zusammenhängt. Rechtsherum heißt >hott>. hott: Pferde wissen: das heißt >dreh dich rechts herum>. >Hott< hängt mit mittelhochdeutsch>hotzen> = > schnell laufen< oder > in Bewegung setzen< zusammen und mag mit den slawischen Wörtern >choditi<, >hoditi< = >gehen< verwandt oder zumindest verschwägert sein.

Kalendersprüche: Ich finde das Alter nicht arm an Freuden; Farben und Quellen dieser Freuden sind nur anders. Wilhelm von Humboldt Ein Mädchen und ein Gläschen Wein kurieren alle Not: und wer nicht trinkt und wer nicht küsst, der ist so gut wie tot. Johann Wolfgang von Goethe

37

Page 38: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Den Enkelkindern erzählt "Oma, kannst du uns eine wahre Geschichte erzählen?"" – Wie oft berichteten Opa und ich von "wahren Begebenheiten" aus unserem Leben auf den Spaziergängen mit euch, und wie gern habt ihr unsere Geschichten gehört.

Also hört zu, meine Lieben: Auf dem Weg zur Schule musste ich in der Hafnerstadt, einem Stadtteil von Zwiesel, immer an einer Schar Gänse vorbei. Sie liefen frei umher und waren sehr angriffslustig. Immer rannten sie mir unter großem Geschrei mit ihren langen Hälsen nach und wollten mich zwicken und beißen. Natûrlich hatte ich Angst vor ihnen. Eines Tages, ich hatte am Nachmittag noch Handarbeit und mein Strickzeug mit den Stricknadeln in einem Netz dabei, versuchte ich wieder einmal an den Gänsen vorbei zu kommen – vergeblich. Sie hatten mich entdeckt und verfolgten mich mit fûrchterlichem Geschnatter und aufgerissenen Schnäbeln. Da wusste ich mir nicht anders zu helfen, als mit meinem Strickbeutel um mich zu schlagen. Ich weiß nicht wie, aber ich musste den Gänserich, der einen besonders langen Hals machte, mit einem Schlag so böse erwischt haben, dass eine Stricknadel quer in seinem Hals stecken blieb. Der Gänserich krächzte, das konnte er noch, und ich lief so schnell ich konnte davon. Die Geschichte vom aufgespießten Gänserich verbreitete sich rasch in der Nachbarschaft, aber keiner hatte mich in Verdacht. Der Gänserich war bald wieder gesund und die Gänse wurden von da an im Garten eingesperrt.

Wie ihr euch denken könnt, war Sport natûrlich von klein auf mein Lieblingsfach, und wenn dann kurz vor den Sommerferien die Bundesjugendspiele mit Laufen, Springen und Weitwurf nahten, begann ich fleißig zu trainieren. Aber nicht nur im Sportunterricht wollte ich ûben, auch zuhause. Springen und Laufen ûben war einfach, das konnte man ûberall. Schwieriger war es schon mit dem Werfen zwischen all den Häusern. Aber da gab es ja den Regen. Der Fluss war ziemlich breit und ich wollte mal sehen, wie weit ich kommen wûrde. Ich stellte mich also ans Wasser, Kieselsteine lagen genug herum, und begann zu werfen. Am gegenûber liegenden Ufer war eine Steinmauer

38

Page 39: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

und etwas weiter dahinter stand ein Haus. Ich ûbte und ûbte, bis ich es schaffte die Mauer zu treffen. Schon wollte ich aufhören und setzte zum letzten Wurf an. Der flache Stein segelte ûber den Fluss, weiter hoch ûber die Mauer und, oh Schreck, in ein Fenster des Hauses. Es krachte fûrchterlich. Ich sah noch das Loch in der Fensterscheibe, dann rannte ich davon. Um abzuwarten, was passieren wûrde, versteckte ich mich im Garten. Da sah ich auch schon eine Frau ûber die Brûcke auf unser Haus zukommen. Rasch lief ich zu meiner Mutter und beichtete ihr, was ich angestellt hatte. Meine Mutter ging der Frau entgegen und sagte ihr, dass ich die Scheibe eingeworfen hätte und wir fûr den Schaden aufkommen wûrden. Die Frau erzählte ihr dann den Rest der Geschichte: Ihr Mann war von der Arbeit nach Hause gekommen und sie hatte ihm gerade Kaffee gekocht und eingeschenkt. Als sie ihm noch Milch aus einem Krug dazugießen wollte, knallte es plötzlich, alles spritzte durchs Zimmer und sie hatte nur noch den Henkel in der Hand.

Der Schreck stand ihr noch im Gesicht, aber als sie sah, wie meine ersten Tränen der Reue kamen, streichelte sie mir ûber den Kopf und meinte, schon wieder freundlich gestimmt: "Es ist ja Gott sei Dank nichts Schlimmeres passiert."

Übrigens, bei den Bundesjugendspielen habe ich eine Ehrenurkunde und eine Medaille bekommen; besonders viele Punkte erzielte ich im Weitwurf.

(Christine Anders)

39

Page 40: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Von Kohl und Königen

'It's very important to talk to plants. They respond, I find.' Prince Charles

('Es ist sehr wichtig mit Pflanzen zu reden. Ich finde, sie antworten einem.' Prinz Charles.)

Anmerkung:

Es ist nicht unwichtig, dass Brussels sprouts nichts mit Brüsseler Spitzen zu tun haben, aber viel mit Rosenkohl.

rächtig anzusehen in seiner Uniform eines Ehrenobersten des Kräuterlichen Leibregiments Ihrer Majestät – eine Bekleidung, die er, natürlich, und mit dem üblichen sicheren Flair für diese Dinge, selbst entworfen hatte – ging er langsam knirschenden Schrittes den Kiespfad entlang, die Hände in riesigen leinenen

Handschuhen für Gartenzeremonien hinter dem Rücken gefaltet, die Designer-Gummistiefel zu schimmerndem Smaragdgrün aufpoliert, die vergoldete Wasserkresse seiner Schulterstücke leuchtend im Glanz der Highgrove-Sonne seines Landsitzes, und inspizierte die dicht gedrängten Reihen.

Etwa auf halbem Weg bei der ersten Reihe blieb er stehen, lächelte sein bezauberndes, wenngleich schüchternes Lächeln und zupfte an seinem Ohrläppchen. Seine hohe Strohhaube schwankte leicht.

'Guten Morgen', sagte er.

Ein nervöses Zittern, das an dieser Stelle auch zu erwarten war, breitete sich wellenförmig über die Reihe aus.

'Guten Morgen', Königliche Hoheit.

Des Prinzen Stirn kräuselte sich, wie sie es hin und wieder zu tun pflegt.

'Verzeihen Sie', sagte der Prinz, 'Sie sind, äh –'

'Rosenkohl, Sir.'

Der Prinz nickte.

'Ah. Rosenkohl. Ganz klar. Alles in Ordnung, Rosenkohl?'

'Läuft wie geschmiert. Beste Bohne. Erste Sahne.'

'Na wunderbar!', rief der Prinz. 'Prächtig! So soll's sein.' Er blickte nach links, die Reihe hinauf.

'Und wie steht's mit Ihnen, Herr, äh?'

Panik ergriff die benachbarte Pflanze. Nichts kam heraus außer einem heiseren und undeutlichen Krächzen.

'Entschuldigung, Sir, aber er heißt auch Rosenkohl.'

'Tatsächlich?', rief der Prinz. 'Sind Sie sicher? Wie ungewöhnlich!'

'Wir heißen alle so', sagte der erste Rosenkohl.

'Wie, jeder in diesem Beet?', rief der Prinz aus. 'Alles eine Familie?'

Des Prinzen Auge wurde feucht.

' Guter alter Gloucestershire-Name, stimmt's?', murmelte er. Er zog ein Tuch aus der Tasche seiner scharlachroten Kittelbluse und schnäuzte sich.

P

40

Page 41: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Ein weiterer Rosenkohl hüstelte diskret. 'Verzeihung, Sir', sagte er (später würde ihm bei dem Gedanken an seine Kühnheit schwindlig werden), ' aber wir sind eigentlich Belgier, aus was Sie Belgien zu nennen belieben wollen. Untertänigster Diener, Sir.'

Der Prinz, erstaunt, wiegte sich auf seinen Gummiabsätzen. ' Lieber Gott!', rief er. Er dachte kurz nach. Heftig zerrte er an seinem Ohrläppchen. Er drehte an seinem Siegelring. 'Wackeres kleines Belgien, richtig?', meinte er zum Schluss.

Eine Biene dröhnte vorbei. Langsam fiel ein Blatt. Eine ferne Glocke schlug. Der Rosenkohl war sich nicht sicher, aber er spürte wie er wuchs.

'Aber wir sind jetzt hier, Sir', sagte er schließlich. 'In England.'

'Ja', sagte der Prince of Wales. 'Das seid ihr wohl!'

Er lachte.

Alle lachten.

'Sagen Sie', sagte der Prinz und nahm seinen Pflanzstock aus gehämmertem Silber unter seinem Arm hervor und schwenkte ihn ein wenig durch die Gegend, 'womit beschäftigen Sie sich im Moment? Als, äh, Rosenkohl?'

Der Rosenkohl, der endlich fühlte, dass das Eis ringsherum etwas schmolz, wurde lockerer.

'Mit Wachsen', antwortete er.

'Mit Wachsen', wiederholte der Prinz und nickte. 'Aha, so ist das. Das muss irgendwie gewissermaßen verbunden sein mit, äh …'

'Wir fangen klein an und allmählich werden wir größer', erklärte der Rosenkohl. 'Bis wir groß genug sind. Bis wir, technisch gesehen, erwachsen sind.'

'Faszinierend', murmelte der Prinz, 'faszinierend! Wer hätte das gedacht! Und wahrscheinlich erforderte dieses ganze, äh, Wachsen, das Sie machen müssen – die riesigen gebleichten Garten-handschuhe beschrieben ein paar vage ausdrucksvolle Kreise in der Luft – eine Art besonderer Ausbildung.'

' Ja, hauptsächlich an Stöcken empor. Während der ersten paar Monate. Sie benutzen so eine Art, wie heißt das noch …?'

'Spalier', soufflierte ein Flüstern von der hinteren Reihe.

'Spalier', sagte der Rosenkohl.

'Spalier also?', erkundigte sich der Prinz, die Stirn gefurcht, auf die Lippe beißend. ' Spalier. Donnerwetter. Spalier.'

'Laienhaft ausgedrückt, Königliche Hoheit', erklärte der Rosenkohl, 'Schnüre.'

'Ach ja', rief der Prinz und nickte heftig. ' Die gute alte Schnur! Das erklärt so manches. Verstehe. Schnur.'

Er beugte sich leicht nach vorn und starrte auf den einen oder anderen Rosenkohl.

'Und abgesehen von der Ausbildung, vermute ich doch, dass der Beruf ein paar besondere, äh, professionelle Kenntnisse erfordert?'

Der benachbarte und bislang schweigsame Rosenkohl, plötzlich kühn geworden durch die, wie er meinte, neu entstandene zwanglose Atmosphäre, ergriff nun das Wort.

'Selbstverständlich, Königliche Hoheit, Sir', rief er. 'Sie würden es zunächst einmal nicht für möglich halten, wie viel Fotosynthese dabei nötig ist!'

'Du redest, wenn man dich anspricht', murmelte der erste Rosenkohl.

'Nein, nein!', rief der Prinz.' Nur frei heraus. Kein Strafexerzieren. Kein Krawattenzwang, klar?'

41

Page 42: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Er lachte wieder.

Und wiederum stimmten alle in sein Lachen ein. Einer oder zwei, tatsächlich, wurden, recht untypisch für Rosenkohl, hysterisch. Nebenbemerkungen wurden gemurmelt. Man puhte 'Puhs'. Klar, als Königliche Hoheit war er ein bisschen ein Witzbold, und wohlgemerkt, es war ihnen egal.

'Diese Foto-Geschichte', sagte der Prinz, als sie sich alle wieder einigermaßen erholt hatten, 'was genau hat es damit auf sich?'

'Eigentlich', sagte der zweite Rosenkohl, ' und wenn Eure Königliche Hoheit in Ihrer gnädigen Allmächtigkeit mir vergeben möge, dass ich mich kurz fasse, entnehmen wir der Luft CO� und Wasser und wandeln sie in Kohlenwasserstoffe um, indem wir, nun, darauf möchte ich nicht länger eingehen, indem wir sie ins Licht halten.'

'Um Himmels willen. Das klingt ja echt kompliziert. Und trotzdem schafft es jeder, grün zu werden?'

'Einwandfrei, Sir. Darauf sind wir, nun, gewissermaßen, stolz. Obwohl wir's eigentlich nicht sollten.'

'Unsinn!' Der Prinz presste die Hände zusammen und breitete sie in leidenschaftlicher Bewegung wieder aus. 'Wenn nur mehr Menschen in diesem unserem großartigen Lande mehr stolz darauf wären, dass sie . . . ' er ließ die Feststellung in beredter Weise unvollendet und wandte, mit jenem in seinem Stand so ausgeprägten Zeitgefühl, seine Aufmerksamkeit einer kleineren Pflanze neben dem Weg zu.

'Und Sie lernten, hm, all das in Belgien?'

Die Pflanze sagte nichts.

Nach ein oder zwei langen Minuten klopfte der Prinz mit seinem Pflanzstock an seinen Gummistiefel.

'Geht es Ihrem Kollegen gut?', erkundigte er sich, geringfügig gereizt. Der Tag war für die Jahreszeit zu heiß, er musste zwanzig oder noch mehr Beete besuchen, bei den Spargeln eine Rede halten, einen hundertjährigen Schmetterlingsblütler ehren, ein neues Frühbeet eröffnen, eine angefaulte Quitte mit den aufrichtigen Genesungswünschen Ihrer Majestät trösten.

'Bitte untertänigsten Pardon Ihrer Königlichen Hoheit', murmelte der Rosenkohl, 'er ist eine Karotte.'

'Eine Karotte? Eine Karotte?'

'Sie werden zwischengepflanzt', erklärte der Rosenkohl.

Der Prinz starrte auf das Büschel neben seiner Schuhspitze.

'Ist er taub', wollte er wissen.

Die Rosenkohle johlten. Wie ein Echo, hin und her, ging die Frage durch die Reihen. Das würden sie noch ihren Enkelkindern erzählen. So oder ähnlich. Der Tag, an dem der Prince of Wales sagte Ist sie taub?

'Nein, Eure Hoheit, er ist nicht taub, er arbeitet unterirdisch. Sie müssten schon schreien.'

'Unterirdisch? Lieber Himmel! Ist das eine neue Art von, na wie heißt das, Verfahren?'

'Nein, nein, das ist der überlieferte und altehrwürdige Vorgang bei den Karotten. Die roten Teile wachsen nach unten, Sir.'

'Sie meinen -?'

42

Page 43: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Aber trotz der Eindringlichkeit, mit der die Frage gestellt war, trotz des eifrigen Bemühens der Rosenkohle, eine wirkungsvolle Aussage zu machen, war es, traurigerweise, zu spät. Der Wecker seiner Armbanduhr klingelte. Es war Zeit weiterzugehen. Mit einer einzigen, geübten, unbeschreiblich königlichen Bewegung, schritt der Prinz zu einer vorbereiteten Parzelle, pflanzte geschickt eine Steckrübe, streute darüber eine Prise Knochenmehl aus dem maßgeschneiderten Täschchen an seiner Hüfte, zog an einer Kordel, um eine eingesetzte Gedenktafel zu enthüllen, die seinen Besuch bestätigte, grüßte, winkte und entfernte sich.

Der dritte Hochruf verklang unter den versammelten Gemüsen.

'Einer der Gentlemen', sagte der erste Rosenkohl, ' die die Natur geschaffen hat.'

'Anmut', murmelte sein Nachbar. 'Charme. Geschmack. Stil.'

'Er ist viel größer als ich dachte', sagte ein Rosenkohl aus der zweiten Reihe.

'Habt ihr gemerkt, wie er mir über meine Befangenheit weghalf?', sagte der erste Rosenkohl.

'Meiner Meinung nach', rief ein Rosenkohl von der vierten Reihe, ' haben die Medien das mit seinen Ohren reichlich übertrieben.'

'Und was für ein Sinn für Humor!', rief der erste Rosenkohl. 'Das mit der tauben Karotte!'

'Er könnte zur Bühne gehen', sagte der Rosenkohl aus der zweiten Reihe.

'Charisma', sagte der Rosenkohl neben ihm. 'Mehr kann man nicht sagen.'

Nachdenkliches Schweigen senkte sich hernieder.

Bis der erste Rosenkohl seufzte, innehielt und am Ende ausdrückte, was alle empfanden.

'Ich hätte nie geglaubt, dass der Kerl Vegetarier wäre', sagte er.

(Alan Coren, 1938 - 2007: Of Cabbages and Kings; Übersetzung Volker Anders)

43

Page 44: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Herbst von Gudrun Nixdorf

Wenn die Nebel ihre Schleier

Legen über Feld und Flur Dunstig liegt der kleine Weiher

Hörst das laute Quaken nur Leiser durch die dicken Schwaden

Von dem lieben Federvieh. Unser Nutzen ist ihr Schaden-

Und alsbald sind sie >perdu< !

Ist die Natur auch noch so heil, Alles Gute wird gegessen –

Ach wie sind wir doch verfressen; Und Gott denkt sich seinen Teil.

Segnet uns mit Jahreszeiten, Lässt es gut beizeiten regnen Aber in den anderen Breiten

Wächst kein Korn ohne sein Segnen!

Möchte er dass wir gefragt sind? Sollen wir ihn hier vertreten,

Gar mit Handeln statt mit Beten, Wie ein gutes Gotteskind ?

Unser Glaube ist so leise

Wie die dicken Nebelfelder - Und der Gott geht durch die Wälder

Singt ganz neu die alte Weise Von der Liebe, seinen Kindern; Helft ihnen die Not zu lindern, Die sie ohne Schuld bedroht!

Sieh`das goldene Abendrot,

Durch die Nebel blass sich dehnen - Zuversicht , du bist nicht tot ,

Weil die Menschen sich noch sehnen Nach Vollkommenheit auf Erden Und ein immerwährend Werden .

44

Page 45: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Partnerschaft

Die gemeinsame Exkursion der ArGe mit den tschechischen Partnern fand am Samstag, 18.09.2010 statt. 6 Labertaler trafen sich am Ecker Sattel am Fuß des Riedelsteins bei herrlichem Bergwetter mit 50

tschechischen Freunden und wanderten nach herzlicher Begrüßung und Wiedersehensfreude zum Gipfel mit dem Waldschmidtdenkmal. Nach dem Abstieg zu den Rauchröhren bewunderten wir viele Kletterer und genossen am Steinbühler Gesenke die herrliche Aussicht. Die Tschechen waren sehr beeindruckt. Auf der Kötztinger Hütte erwartete uns eine verdiente Brotzeit und ein frisches Bier. Michal Valenta und Dusan Žampach freuten sich besonders über unser bayerisches Weißbier. Nach einem Abstecher zur Kapelle auf dem Mittagsstein war Gut Eschlsaign unser Ziel. Bei Kaffee und Kuchen erholten wir uns von der 5-stündigen Wanderung und wechselten nach Böhmisch Eisenstein zum gemeinsamen Abendessen und gemütlichem Beisammensein. Gegen Mitternacht startete der tschechische Bus zurück nach Winterberg; alle freuen sich schon auf das Wiedersehen im Herbst (19.-20.-21. November) zur Jahresschlusssitzung im Böhmerwald. Wir Vertreter der ArGe nutzen den Sonntag zu Wanderungen Richtung Lackaberg, Hurkental und Zwieseler Waldhaus. Es war ein wunderschönes Wochenende.

Klaus Storm

45

Page 46: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

40-jähriges Jubiläum im Jahre 2010!

Der Nationalpark Bayerischer Wald

Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava (Böhmerwald) bilden das Herzstück des Grünen Dachs Europas und „Waldschutzgebiet Mitteleuropas“. Der im Jahre 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald ist der erste und damit älteste Nationalpark Deutschlands. Auf einer Fläche von 243 km² finden sich hier 320 km gut beschilderte Wanderwege und 170 km Langlaufloipen. Nationalpark – Philosophie

In diesem größten Waldnationalpark Deutschlands mit „Rachel“ (1.453 m), „Lusen“ (1.373 m) und „Großem Falkenstein“ (1.315 m) darf sich die Natur nach ihren eigenen Gesetzen frei entwickeln. Morsche Baumriesen, Totholzanteile und eine großflächige Walderneuerung verwandeln diesen ehemaligen Wirtschaftswald in einen „wilden“ Wald. Dabei ist der Mensch nicht ausgeschlossen, sondern soll diese Entwicklung vielmehr bei der Entstehung einer neuen Waldwildnis hautnah miterleben. Der „Wanderer“ begegnet im Nationalpark aber nicht nur ursprünglichen Wäldern, die eine Vorstellung der einstigen Urwälder in Deutschland geben. Ganz unvermittelt und hautnah sieht er sich in Zwiespalt versetzt. Infolge heißer, trockener Sommer Mitte der 1990-er Jahre und schneearmer Winter brachte ein 3-5 mm großer Winzling, der Borkenkäfer, auf großer Fläche den Fichtenwald insbesondere in den Hochlagen um Lusen und Rachel zum Absterben. Im Schutze der alten Baumskelette und noch Jahrzehnte später auf dem liegenden Moderholz wächst zum Erstaunen der Betrachter eine neue, ungemein vielfältige Baumgeneration zu einer grenzenlosen, "wilden Waldnatur" heran.Informationen und Faltblätter für die Nationalpark-Einrichtungen und Veranstaltungen erhalten Sie bei den "NP-Informationsstellen" und bei den Touristinformationen vor Ort. Quelle: Nationalparkverwaltung Reinhold Erlbeck, Mitglied der ArGe, hat sich um den NP sehr verdient gemacht!

46

Page 47: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

47

Page 48: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

48

Page 49: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

49

Page 50: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Auf dem Weg nach Weihnachten:

Was die Hoffnung kann Eine kleine, alte Frau trifft am Feldrand auf eine zusammengekauerte Gestalt, die Traurigkeit. Sie setzt sich zu ihr und fordert die Gestalt auf, ihr doch zu erzählen, was sie bedrückt. Die Traurigkeit seufzt darauf tief: Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. „Ach, weißt du", beginnt sie zögernd, „es ist einfach so, dass mich niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest. Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: „das Leben ist heiter“. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: „Gelobt sei, was hart macht“. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: „Nur Schwächlinge weinen“. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen“. „Oh ja", bestätigt die alte Frau, „solche Menschen sind mir schon oft begegnet“. Die Traurigkeit sinkt noch weiter in sich zusammen. „Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Eher legen sie sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu“. Die Traurigkeit schweigt und weint, erst schwach, dann schließlich immer stärker und ganz verzweifelt.

Da nimmt die alte Frau die zusammengesunkene Gestalt tröstend in die Arme und flüstert liebevoll: „Weine nur, Traurigkeit, ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Erstaunt richtet sich die Traurigkeit auf: „Aber - wer bist du eigentlich?" – „Ich", sagt die kleine, alte Frau schmunzelnd, „ich bin die Hoffnung!"

Nacherzählt nach einem Märchen

50

Page 51: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte

Im nächsten Leben würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.

Ich würde nicht so perfekt sein wollen. Ich würde mich mehr entspannen.

Ich wäre ein bisschen verrückter,

mehr in Flüssen schwimmen.

Ich war einer dieser klugen Menschen,

Freilich hatte ich auch Momente der Freude,

aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,

würde ich versuchen, viel mehr gute Augenblicke zu haben. Falls du es noch nicht weißt:

aus diesen besteht nämlich das Leben;

nur aus Augenblicken - vergiss nicht den jetzigen.

Wenn ich noch einmal leben könnte,

würde ich von Frühlingsbeginn an

bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.

Und ich würde mehr mit Kindern spielen,

wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Jorge Louis Borges, gefunden von Beirätin Hilde Weigl

51

ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen. Ich würde nicht so gesund leben.

Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen, Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen,

die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.

als ich es gewesen bin,

Page 52: Arbeitsgemeinschaft Naherholung "Mittleres Labertal" e.V. 73 Dez 2010.pdf · zur Oper „Nabucco“ von G.Verdi und hier legten Dirigent und Musiker nochmals ihr ganzes musikalisches

Impressum Herausgeber: ArGe Naherholung Mittleres Labertal e.V.

84066 Mallersdorf-Pfaffenberg Bankverbindungen: Sparkasse Mallersdorf Kto.-Nr.5001137 (BLZ 743500000) „Labertaler Igeleien“ 1. Vorsitzender: Klaus Storm (08772/224) – E-Mail: [email protected] 2. Vorsitzender: Johann Bachmeier (09423/2434) Beiratsvorsitzender: Dr. Hans Kirchinger (08772/5630) Geschäftsführer: Ludwig Karl (08772/96120) Schatzmeister: Josef Braun (08772/1237)

Arbeitsgruppe: Hermann Albertskirchinger (08772/5690 Redaktion: Klaus Storm, Gudrun Nixdorf, Mallersdorf-Pfaffenberg Schlussredaktion: Richard Stadler, Hofkirchen Druck: Fischer Geiselhöring Auflagenhöhe: 800 (Juli 2009)

Wir danken unseren Sponsoren: Stadt Geiselhöring; Markt Mallersdorf-Pfaffenberg; Gemeinde Laberweinting; Kloster Mallersdorf; Sparkasse Mallersdorf; Volksbank Straubing / Pfaffenberg; Familie Bittner; Damenrunde Mallersdorf; Mallersdorf; , Mallersdorf; Druckerei Fischer, Geiselhöring; Lilo Fromm, Dingolfing; Waltraud Gerlich, Pfaffenberg; Dr. Eduard Goß, Laberweinting; Rosamunde Huber, Laberweinting; Huber-Mühle, Oberlindhart; Karl Lippert, Pfaffenberg; Ingrid Michel, Bärenapotheke Straubing; Manfred Morhard, Pfaffenberg; Dr. Hermann Pickl, Mallersdorf; Brauerei Stöttner, Pfaffenberg; Therapiezentrum Stoll, Pfaffenberg; Hilde Weigl, Mallersdorf; Familie Wisznewski, Habelsbach

Das Lesejournal der ArGe Naherholung kann und will keine Konkurrenz zur Tagespresse sein. Es ist vielmehr eine Möglichkeit, in der Zusammenstellung, Reihenfolge, persönlichen Gestaltung, im Umfang und vom Inhalt der Beiträge her eine Nachlese anzubieten und Zusatzinformationen zu geben. Es will ein “Buntes Allerlei“ darstellen, das aus dem Bereich der ArGe Naherholung und ihrer Aktivitäten wie auch über Interessantes aus dem Mittleren Labertal und den benachbarten Gebieten berichtet. Auch einmal über den Zaun hinauszuschauen soll nicht verwehrt sein. Die “Labertaler Igeleien“ erscheinen zweimal im Jahr, und zwar im Frühjahr und im Herbst. Ansprechende und im Umfang passende Beiträge werden gerne angenommen. Sie sollten etwa jeweils bis Ende März bzw. September bei der Redaktion vorliegen. Beiträge sind an den Vorsitzenden oder den Geschäftsführer zu richten. Jeder Beitrag soll insgesamt (mit schon platziertem Bildmaterial) ein bis zwei DIN A4 Seiten (2cm Rand) umfassen und muss druckfertig als Winword Datei auf CD-Datenträger oder Email-Anhang vorliegen. Das Bildmaterial geht in den Besitz der ArGe über. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder.