Arbeitsgestaltung ist Arbeitsplatzgestaltung I Informatorische Belastungen und Beanspruchungen bei...
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Arbeitsgestaltung ist Arbeitsplatzgestaltung I
Informatorische Belastungen und Beanspruchungen bei einer simulierten Schiffsführungsaufgabe
Referat von Marko Deede
Gliederung
Fragestellung und Ziel
Methodik
Versuchsdurchfürung
Ergebnisse
Diskussion der Ergebnisse
Ableitung für die Praxis
Fragestellung und Ziel
Untersuchung der informatorischen Belastung und Beanspruchung bei der Schiffsführung
Analyse der Handlungen bzw. Handlungsfolgen sowie der begleitenden physiopsychologischen Reaktionen auf der Brücke
Aus den Erkenntnissen Veränderungsmaßnahmen unter dem Aspekt der beanspruchungsbezogenen Auswirkungen diskutieren
Methodik - Modellsituation
Durchführung in Schiffsführungs- und Simulationsanlage (SUSAN) der Fachhochschule Hamburg
Methodik - Belastungsindikatoren
bei der Schiffsführung wird die Art der Tätigkeit maßgeblich durch die Situation bestimmt (Wetterkontrolle, Positionsbestimmung,...)
jede auftretende Belastung stellt spezifische Anforderungen an Informationsaufnahme, Verarbeitung und Umsetzung
Aufgabenstruktur bildet sich daher in Bedienung von Geräten und Instrumenten ab.
Mit einer Aufzeichnung dieser Aktivitäten kann die Belastungssituation dokumentiert werden.
Methodik - Beanspruchungsindikatoren
Zur physiologischen Messung der auftretenden mentalen Beanspruchung:
Herzschlagfrequenz
Lidschlagfrequenz
Stirn-EMG
Messung des subjektiven Beanspruchungserlebens
Künstler-Fragebogen
Methodik - Belastungsvariationen
5 unterschiedliche Situationsvarianten mit unterschiedlichen Anforderungsniveaus hinsichtlich der Informationsaufnahme, Verarbeitung und Umsetzung.
Situation I: „Entgegenkommer“
Situation II: „Radarausfall“
Situation III: „Freier Seeraum“
Situation IV: „Kurswechsel“
Situation V: „Fischer und Reede“
Methodik - Belastungsmessung
Belastungsmessung durch Beobachtung von geräte- bzw. tätigkeitsbezogenen Variablen9 Kategorien
Sicht (extern)RadarKarteMaschinentelegraphKommunikation (Telefon, Funk, Walky Talky)PeildiopterDeccaHandbücherDokumentationen
Methodik - Beanspruchunsmessung
Messung der physiologischen BeanspruchungsreaktionenHerzschlagfrequenz mit EKG durch Brustwanddreieck-AbleitungStirn-EMG am musculus frontalis (Stirnmuskel)Lidschlagfrequenz über EOG ober- und unterhalb des rechten Augapfels
Messung des subjektiven Beanspruchungserlebens in vier unterschiedlichen Dimensionen mit Künstler-Fragebogen (46 stimmungsbezogene Adjektive)
AnspannungLeistungsfähigkeitMotivationErmüdung
Versuchsdurchführung -Versuchspersonen
Versuchspersonen Anzahl: 20 Nautikstudenten der FH Hamburg
Alter: 25-31 JahreSimulatorerfahrung: 14-30 Stunden
In Untersuchung eingegangen: Vps: N= 12 (bei subjektiver Beanspruchungsmessung waren alle 20 Datensätze brauchbar)
AufgabeAnsteuerung eines Hafens mit vorgegebener Ankunftszeit mit einem Containerschiff der Express-Klasse
Versuchsdurchführung - Ablauf
Ablauf
Erläuterung des Versuchs
Künstler-Fragebogen (vorher)
Anlegen der Elektroden
Testen der Physiologischen Parameter
Ruhepause (10 Minuten)
Aufgabe und Kapitänsorder
Beginn der Simulation: 90 Minuten Fahrt mit obigen Situationen
Künstler-Fragebogen (nachher)
Versuchsende
Versuchsdurchführung - Darstellung des Fahrtenverlaufes
Ergebnisse - Belastungsdokumentation - prozentuale Häufigkeiten
Änderungen der Auftretenshäufigkeiten für Radar, Maschinentelegraph, Kommunikation, Handbücher und Dokumentationerlaubt Rückschlüsse auf Tätigkeitsstruktur
Ergebnisse - Belastungsdokumentation - Häufigkeiten / Konkordanz
Bei Häufigkeitsvergleich der Situationen I-V nur geringe Unterschiedlichkeit der VariablenausprägungÜber Konkordanzkoeffizienten wird die Unterschiedlichkeit deutlicher
Ergebnisse - Belastungsdokumentation -Übergangshäufigkeiten
Untersuchung der Übergangshäufigkeiten unter Berücksichtigung des Konkordanzkoeffizienten (Bedeutung)
typische (signifikante) Übergänge:• Situation I: Radar-Karte, Karte-Radar, Karte-Sicht
• Situation II: Decca-Karte
• Situation III: Sicht - Kommunikation, Kommunikation - Kommunikation, Sicht - Peildiopter
• Situation IV: Karte - Decca, Kommunikation - Sicht
• Situation V: Sicht - Maschine, Sicht - Decca, Decca - Karte
Ergebnisse - Beanspruchungsdokumentation
Zweifaktorielle Varianzanalyse
für Herzschlagfrequenz bedeutsame Wechselwirkung zwischen „Situation“ und „Person“ Alpha = .75
nicht aber für Lidschlagfrequenz oder EA des Stirnmuskels
Ergebnisse - Dokumentation des subjektiven Beanspruchungserlebens
Gegenüberstellung Vorher-Nachher-Meßwerte
signifikante Empfindungsveränder-ungen
• Verminderung der Leistungsfähigkeit u. Motivation
• Steigerung der Anspannung und Ermüdung
Ergebnisse - Korrelative Abhängigkeiten der Belastungs- und Beanspruchungsvariablen
Das empirische Material reicht für eine Einbeziehung der Nutzungshäufigkeiten und Bedeutung der Arbeitsmittel in die Beanspruchungsanalyse nicht aus.Bei weiterer Auswertung Verzicht auf Gewichtung der Bedienungs- und Übergangshäufigkeiten.Stattdessen Kanonische Korrelation zur Beschreibung der Zusammenhänge zwischen Belastungs- und Beanspruchungsparametern.
Situation I: Radar, Karte, Kommunikation, EA, Lidschlagfrequenz
Situation II: Radar, Herzschlagfrequenz
Situation III: Kommunikation, Peildiopter, Radar, Decca, Herzschlagfrequenz, LidschlagfrequenzSituation IV: Decca, Peildiopter, Karte, HerzschlagfrequenzSituation V: Maschine, Kommunikation, Herzschlagfrequenz
Diskussion der ErgebnisseBelastungsmessung
Durch gerätebezogene Dokumentation von Tätigkeitsfolgen liessen sich situationsbezogene informatorische Belastung differentieren.
BeanspruchungsmessungKein eindeutiger Nachweis, dass Veränderung der physiologischen Parameter auf Variation der Belastungssituation zurückgeht
für Herzschlagfrequenz signifikante Wechselwirkung zwischen Person und Situation. Weist auf wenig strukturierte Aufgaben mit vielen Handlungsmöglichkeiten hin.
Subjektive BeanspruchungsmessungAnspannungssteigerung zur Kompensation von Motivation, Ermüdung und Leistungsfähigkeit = erhöhte Leistungshergabe
Diskussion der ErgebnisseDie ermittelten Zusammenhänge der kanonischen Korrelation lassen zwar keine gerichtete Ursache -Wirkungs-Interpretation zu, aber dennoch sind differenzierte Aussagen über die bestimmenden Variablen möglich. Jede Situation läßt eine bestimmte Tätigkeitsstruktur erkennen, die sich in den Ausprägungen der Variablen widerspiegelt.
Situation I: KollisionsschutzmaßnahmenSituation II: Maßnahmen zur Fehlerbehebung im Radarsystem und Navigation mit anderen Hilfsmitteln (Karte, Decca)Situation III: Planung der im weitern Verlauf anfallenden ManöverSituation IV: Überrwachung und Kontrolle des KurswechselsSituation V: fortlaufende Anpassung der Schiffsgeschwindigkeit und des Kurses an Fahrwasserbedingungen
Ableitungen für die Praxis
Was läßt sich aus den Ergebnissen für die optimale Brückengestaltung ableiten?
Jede Situation verlangt spezifische Informationsverarbeitung und Tätigkeitsabläufe
z.B. Situation I• aus den Übergangen Karte-Sicht und Karte-Radar
kann geschlossen werden, dass bei Bedienung des Radargerätes sowohl eine gute Rundumsicht als auch unmittelbarer Zugriff auf die Karte gewährleistet sein sollte.
Ableitungen für die PraxisOrientierung der Brückengestaltung an den erforderlichen Tätigkeitsabläufen bestimmter Fahrabschnitte
betriebszustandsbezogene Arbeitsplätze mit fahrabschnittsspezifischer Gerätepositionierung
Erhöht die Entscheidungssicherheit und erhält die Leistungsfähigkeit
90 % der Fahrtzeit kann mit folgender Unterteilung der Betriebszustände abgedeckt werden:
„Hohe See“
„Küstennahe Fahrt“
„Revier“
Ableitungen für die Praxis9 Arbeitsplätze
BeratungSteuern Kontrolle Fahren Information ÜberwachungKartentischKommunikationDokumentation
werden 3 Arbeitsbereichen zugeordnet
Kommando
Technik / Sicherheit
Planung / Dokumentation
Ableitungen für die Praxis
Der Wachhabende nimmt je nach Betriebszustand und Arbeitsbereich einen entsprechenden Arbeitsplatz ein.
Ableitungen für die Praxis
Ableitungen für die Praxis
Ableitungen für die PraxisArbeitsbereich: Planung / Dokumentation
mit den Arbeitsplätzen• Planung (Kartentisch und integrierter Navigationsanlage)• Kommunikation ( mit Funktelegrafie-Terminal)• Dokumentaion (Kurs-, Ruderlagen- und Wetterkartenschreiber,
Echograph und Drucker)
Arbeitsbereich Technik / Sicherheitmit den Arbeitsplätzen
• Maschienenüberwachungs- u. Informationssystem - zentraler Bereich (aktuelle Prozessdaten, sowie Zu- oder Abschaltung von Maschienenteilen)
• Sicherheit (unabhängige Überwachungsstation mit Feueralarm und Eingriffsmöglichkeiten für die Bereiche Aufbau, Ladung, Maschine)
Schiff Ahoi!!!