ARGE Jahresbericht 2013

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Herausgeber: ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus Karmeliterplatz 2 8010 Graz // Grabenfeldstraße 12a 8600 Bruck an der Mur // Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Christian Ehetreiber // Grafik & Layout: Michael Schuh

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tritt ein bring gluck herein...

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Aus dem inhalt

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013

SEITE 04 Christian Ehetreiber: Editorial:

Risse und Verwerfungen in den Fundamenten

Europas. Die Eliten machen business as usual!

Werden die BürgerInnen souveräne Souveräne

ihrer Zukunft?

SEITE 08 Christian Ehetreiber:

Wohnzimmer Steiermark - Heimat für alle hier leben-

den Menschen?

SEITE 14 Bianca Angerer:

Generationendialog erobert YouTube

SEITE 18 Bettina Ramp:

Wir sind Graz 2.0. Diversität hautnah erlebbar

mit Kindern…

SEITE 22 Martina Mauthner-Tarkusch:

ARGE Jugend Beratungsstelle. Jugend als Spiegel unserer Versäumnisse?

SEITE 26 Margarita Kastanara-Baumgartner:

Schule ohne Rassismus - Rethinking Stereotypes

SEITE 30 Dominik Knes:

Das 10. Human Rights Festival

02

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ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013

03

SEITE 34 Bettina Renzler:

Der Obersteirische Jugendprojektfonds

SEITE 38 Corinna Furtmüller:

Zeugnisse des Grauens. Darstellung des Ersten Weltkriegs im Werk von Otto Dix

SEITE 41 Vier Fragen an…

SEITE 42 Christian Ehetreiber:

Unser ARGE Jahresbericht – ein Forum für Widerrede zum Thema „Konsum. Macht.

Menschenrechte“& Karl Wimmler: „Die Konsumenten sind schuld!“

SEITE 48 Bianca Angerer:

Massengrab Mittelmeer

SEITE 50 Bettina Renzler:

Cohousing als (neue) alternative Form

des Zusammenlebens

SEITE 52 Christian Ehetreiber:

Betteln in Graz „Ewige Wiederkehr des Gleichen“ oder „Beschreiten neuer Wege“?

SEITE 54 Martina Mauthner-Tarkusch:

Ist Geiz immer geil?

SEITE 56 Christian Ehetreiber:

Zwei Auszeichnungen für sein Werk und Wirken – Wir freuen uns mit Heimo Halbrainer

SEITE 58 Pressestimmen“ – Die ARGE Jugend in den Medien

SEITE 66 Facebook Thementag - Auszüge

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ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus | JAHRESBERICHT 2013

EDITORIAL

Risse und Verwerfungen in den Fundamenten Europas. Die Eliten machen business as usual! Werden die BürgerInnen souveräne Souveräne ihrer Zukunft? | Christian Ehetreiber

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

12,2% oder insgesamt 26,2 Millionen

Menschen suchen in den Staaten der EU

28 einen Job. Die Arbeitslosenquote bei

jungen Menschen bis 25 Jahren in der

EU beträgt aktuell 23,4%, das heißt: fast

jede/r vierte junge Erwachsene sucht

einen Arbeitsplatz. In Griechenland,

Spanien oder Portugal trifft es fast

die Hälfte der jungen Erwerbsarbeits-

losen. Dazu kommen noch Millionen

an sogenannten working poor, deren

oft mehrfache Erwerbstätigkeit keine

menschenwürdige Existenz ermöglicht.

Wer kann sich in Anbetracht des eu-

ropäischen Arbeitslosigkeitsdesasters

allen Ernstes noch wundern, wenn die

BürgerInnen der Lösungskompetenz der

Eliten in Politik und Wirtschaft zutiefst

misstrauen und dieses Misstrauen die

Demokratie und ihre Institutionen in

Europa insgesamt zu zerstören droht?

Wer kann erstaunt sein, wenn 100 Jahre

nach 1914 zu viele politisch Kurzsich-

tige in die kollektive Regression des

Nationalismus einschwenken und das

„nationale Lied gegen Brüssel“ anstim-

men? Die alte Leier, „Europa den Bür-

gerInnen zu (v)erklären“, wird immer

ChRiStian EhEtREiBERGeschäftsführer der aRGE Jugend

04

Massenproteste in Athen. Foto: Die Zeit

DIE BÜRGER-INNEN WERDEN

DIE ZUKUNFT AKTIV IN DIE hAND

NEhmEN mÜssEN!

linKS

Drei Professoren über die Finanzkrise

Bayerns Ministerpräsident Horst See-hofer über den „Primat der Finanzmärkte gegenüber der Politik“

Bruno Kreisky über Arbeitslosigkeit und Verschuldung

Chin Meyer über den Grundmechanismus des Abzockens an Börsen

Kabarettist Pelzig erklärt die Finanzkrise

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05

AN DEN BöRsEN WIRD WEITERhIN

GEZocKT!

wieder angestimmt! Doch werden sich

die Millionenheere an Arbeitslosen,

Verarmten und Prekarisierten mit

den Stehsätzen pathetisierender Eu-

roparhetorik einlullen lassen?

NeoliBerAliSMuS: AuF Die Müll-HAlDe Der WeltGeSCHiCHte!Die unter dem Etikett „neoliberale

Revolte“ seit den 1990er Jahren gras-

sierende kollektive Verdummung der

tonangebenden politischen, wirt-

schaftlichen und medialen Eliten

haben ein Europa der Unfreiheiten

produziert: Massenarbeitslosigkeit,

Downsizen des Sozialstaates, Staats-

verschuldung durch astronomische

Profitakkumulation in den Händen

einer oligarchischen Minderheit, die

Wiederkehr totalitärer und antide-

mokratischer Bewegungen, eine brei-

te Politik- und Demokratieskepsis

samt Vertrauensverlust in die staat-

lichen und europäischen Institutio-

nen. Doch die Machteliten Europas

machen trotz der massiven Risse und

Verwerfungen, trotz Banken- und

Wirtschaftskrise einfach weiter wie

bisher: Gewinne werden privatisiert

und in Steueroasen geparkt, Verluste

werden von den politischen Handlan-

gern der Shareholder verstaatlicht,

deren Propagandaparole stets laute-

te, der Staat sei der schlechteste aller

Unternehmer! Der angeblich schlech-

teste aller Unternehmer ist aber im-

mer gut genug, um ihm die Risiken

und Verluste der Abzockerei oder der

profitgeleiteten Massenentlassungen

umzuhängen. Der Hypo-Alpe-Adria-

Skandal repräsentiert in nuce dieses

europäische Sittenbild, das in den

vergangenen Jahrzehnten ein neoli-

berales Wirtschaftsmodell etabliert

hat. Wir zitieren stets gerne Stefan

Schulmeisters treffliches Bonmot,

wonach der Neoliberalismus jene

Krankheit im wirtschaftlichen Sys-

tem sei, für deren Therapie er sich

hält.

Die BürGeriNNeN WerDeN Die ZuKuNFt AKtiV iN Die HAND NeH-MeN MüSSeNDas neoliberale Wirtschaftsmodell

hat in den Worten Noam Chomskys

nur den Zweck verfolgt, einen Wohl-

stand sichernden europäischen Sozi-

alstaat sukzessive durch einen „So-

zialismus der Reichen“ zu ersetzen,

der überdies die sozialstaatliche

Politik im phraseologischen Sperr-

feuer der neoliberalen Propaganda-

lügen systematisch desavouiert hat.

Doch obwohl die Tragödien des Neo-

liberalismus mittlerweile überall

in Europa sichtbar zutage liegen, ist

dieser massenwahnartig adorierte

Verblendungszusammenhang noch

längst nicht auf der Müllhalde der

Geschichte entsorgt. Die neolibera-

len Ideen müssen von uns BürgerIn-

nen entzaubert, zurückgewiesen und

mit alternativen Konzepten bekämpft

werden, die das Gemeinwohl in den

Brennpunkt rücken. Die BürgerIn-

nen werden daher ihre politischen

Anliegen in den kommenden Jahren

viel stärker, beharrlicher und ener-

gischer selbst in die Hand nehmen

müssen. Sie werden sich politisch gut

informieren, zusammenschließen

und Widerstandsformen entwickeln

müssen gegen das neoliberale Wort-

geklingel, gegen den Massenbetrug

am Gemeinwohl und den ruinösen

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ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Politikkonzepten konsequent durch

Bürgerprotest jede Zustimmung ver-

weigern. An den Börsen wird näm-

lich weiterhin gezockt, was das Zeug

hält, die nächste Spekulationsblase

ist längst im Entstehen, die Finanz-

transaktionssteuer wird nach dem

Börsenschock von 2008 verschleppt,

ein europaweit einheitliches Steuer-

system, das Vollbeschäftigung, sozi-

ale Sicherheit, Bildung, Entwicklung

und Einkommensgerechtigkeit durch

eine faire Besteuerung schafft, fin-

det sich nicht auf der europäischen

Agenda.

Der SouVeräNe SouVeräN: Ver-StriCKuNGeN erKeNNeN uND Ge-MeiNSAM ANDerS HANDelN!Der souveräne Souverän der europäi-

schen Demokratie kann aber freilich

nicht jede Schuld und Verantwortung

am europäischen Desaster an „die da

oben“ abschieben, es sich im bieder-

meierlichen Ohrensessel im Sinne

einer „gelangweilten Zuschauerde-

mokratie“ bequem machen. Das ist

die Rechthaberpolitik des Stammti-

sches. Die UnionsbürgerInnen sind

„Part of the Game“, nicht nur Opfer:

als KonsumentInnen des Kaufrau-

sches, als WählerInnen der neoli-

beralen Politik-Büttel im Joch der

Finanzmärkte, als Nachplapperer

der neoliberalen Propaganda, als

Rädelsführer beim Zurückdrängen

des Sozialstaates, als Gralsritter des

„Geiz ist geil“ oder gar als Mitma-

cherInnen der Zockerei im Kleinen.

„Die da oben“ konnten ihren neoli-

beralen Wahnsinn nur etablieren,

weil „wir da unten“ dies mehrheitlich

geduldet, ermöglicht oder selbst mit-

produziert haben. Das sei all jenen

Linken ins Stammbuch geschrieben,

die persönliche Verantwortung sowie

individuelle und kollektive Hand-

lungsspielräume stets ausblenden

und die Gesellschaft in sozialphilo-

sophischer Retro-Brille immer noch

in Klassen denken.

„FrieDeNSProjeKt euroPA“ Be-Deutet: SoZiAleS euroPA Der VollBeSCHäFtiGuNG, Der MeN-SCHeNreCHte uND DeMoKrAtieAls überparteiliche NGO sind wir

ein kommunikativer Knotenpunkt,

um den zum Glück ebenfalls europa-

06

NETZWERKE UND BÜNDNIssE FÜR

DIEsEs NEUE EURopA schAFFEN

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ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

weit spürbaren Widerstand gegen die

neoliberalen Zugrunderichter in den

kommenden Jahren zu verschärfen.

Wir werden in Anbetracht der mitei-

nander verschränkten Krisenphäno-

mene – Massenarbeitslosigkeit, Ar-

mut, Budgetdefizite durch Bedienung

von Profitinteressen, Demokratie-

verdrossenheit, Rückkehr in den Na-

tionalismus, Gewalt und Rassismus

– weiterhin im überparteilichen Di-

alog mit den VordenkerInnen für eu-

ropäische Lösungen bleiben, um das

„Friedensprojekt Europa“ offensiv

neu zu denken: als Europäische Uni-

on für Vollbeschäftigung, für eine

menschenwürdige soziale Sicherheit

aller in Europa lebenden Menschen,

für Gesundheit, Bildung und Frei-

heit auf Basis eines Menschenbildes,

das den Menschen in seiner Vielfalt

respektiert, diese fördert und den

Menschen nicht auf „Humankapital“

reduziert. Wir laden alle politisch

denkenden Menschen mit Weitblick

ein, mit uns für ein soziales Europa

der Menschenrechte, der sozialen

Sicherheit und der Freiheit trotz der

stürmischen Zeiten einzustehen,

also die Idee eines vernunftbegab-

ten Europas weiterzudenken und

programmatisch umzusetzen! Wir

sollten Netzwerke und Bündnisse für

dieses neue Europa schaffen und uns

nicht entmutigen lassen! Ein öko-

logisches und soziales Europa der

Vollbeschäftigung, der Demokratie

und Menschenrechte, der sozialen

Sicherheit, der Bildung, Kultur und

Fairness werden wir niemandem

zwischen London und Warschau,

zwischen Oslo und Athen erklären

müssen, denn ein solches Europa ist

dann selbsterklärend bzw. es wird

dann von jedem Bürger und jeder

Bürgerin erklärt und zum weltweiten

Exportschlager werden! Wir erachten

das als herausforderndes, komplexes,

jedoch jedenfalls lohnendes Ziel, an

einem solchen Europa mitzuarbeiten.

ArGe juGeND 2013 eroBert iN-terNet uND WeB 2.0Das Jahr 2013 stand bei allen unse-

ren Projekten im Zeichen einer sys-

tematischen Nutzung von Internet

und Web 2.0. Peter Webhofer, Julian

Ausserhofer und Harald Zettler sei

für die freundliche und nachdrück-

liche Überzeugungsarbeit, die neuen

Kommunikationskanäle gut zu nut-

zen, an dieser Stelle ausdrücklich

gedankt. Unser ARGE-BLOG, unsere

Facebook-Präsenz und das FLICKR-

Bilderarchiv sind mittlerweile Kom-

munikations-, Vernetzungs- und

Dokumentationsforum der von uns

geleisteten Bildungs- und Projekt-

arbeit. Immer wieder werde ich mit

mitleidigem, spöttischem oder sar-

kastischem Unterton gefragt, ob

wir wirklich glauben, mit unseren

BLOG-Texten und Facebook-Postings

politisch etwas zu verändern. Ich

erwidere darauf, dass die österrei-

chische Melange aus „Nichtssagen,

Nichtstun, Sudern und Raunzen“ si-

cher noch weniger geeignet ist, das

öffentliche Bewusstsein ein wenig

mitzugestalten. Ohne Internet und

Web 2.0 zu überschätzen, erachten

wir es als eine exzellente Möglich-

keit, um unsere politische Bildungs-

und Öffentlichkeitsarbeit mit mehr

Resonanz zu versehen und virtuelle

Communities zu festigen. Im Brenn-

punkt unserer gesamten Bildungs-,

Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit

steht aber trotz technologischer In-

novationen immer das direkte Ge-

spräch mit den Menschen, der Dialog

und die Kooperation.

Für unsere ARGE Jugend war das

Jahr 2013 ein sehr hartes, herausfor-

derndes, jedoch erfolgreiches Jahr:

Mit der Wanderausstellung „Wohn-

zimmer Steiermark“ und dem mul-

timedialen ZeitzeugInnenprojekt

„Generationendialog erobert You-

tube“ konnten wir gleich zwei neue

Leitprojekte erfolgreich auf Schiene

bringen. Das schulische Diversity-

Projekt „Wir sind Graz“ erhielt ein

überarbeitetes Projektdesign und

eine ehrenvolle Auszeichnung durch

die UNESCO als Dekadenprojekt „Bil-

dung für nachhaltige Entwicklung“.

Das 10. Human Rights Festival hat

sich zu einem der jungen Markenzei-

chen unserer Menschenrechtsstadt

Graz entwickelt. Auch alle anderen

Projekte und Leistungen konnten wir

gut weiterentwickeln, wovon Sie sich

in diesem Jahresbericht überzeugen

können.

Ich bedanke mich bei allen unseren

ProjektförderInnen, KundInnen und

ProjektpartnerInnen und bei mei-

nem engagierten und kompetenten

ARGE-Team für die seit vielen Jahren

bestehende gute Zusammenarbeit.

Erst unser mit Kompetenzen, Her-

zensenergie und dem sprichwörtli-

chen Sinn für die wichtigen Dinge

ausgestattetes Netzwerk an wunder-

baren ProjektpartnerInnen ermög-

licht langfristig den einen oder ande-

ren sichtbaren Fortschritt für mehr

Demokratie und Menschenrechte in

unserer schönen Steiermark.

Herzlichst

Christian Ehetreiber

07

lEITpRojEKT„WohNZImmER sTEIERmARK“

Page 8: ARGE Jahresbericht 2013

„WOhnZiMMERStEiERMaRK“ - Heimat für alle hier lebenden Menschen? Die Wanderausstellung zum Thema „Zusammenleben in Vielfalt“ | Christian Ehetreiber

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

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vor der eigenenTur kehren...

Page 9: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

Im Dezember 2012 lud uns Integrati-

onslandesrätin Bettina Vollath ein,

ein Konzept für die Entwicklung einer

Wanderausstellung zum Thema „Zu-

sammenleben in Vielfalt“ zu verfassen.

Die Grundidee zu diesem beteiligungs-

orientierten Netzwerksprojekt bestand

darin, die Kernanliegen der vom Land

Steiermark ressort- und parteiübergrei-

fend beschlossenen „Charta des Zusam-

menlebens in Vielfalt“ auf multisenso-

risch ansprechende Weise in den Dialog

mit den BürgerInnen zu bringen. Motto:

Steiermark – Wir halten zusammen!

Der QuereiNStieG iNS NetZWerKS-ProjeKtBereits im Jänner 2013 starteten wir die

kurze Vorbereitungsphase: Formierung

des Projektteams unter der umsichti-

gen Leitung von Margarita Kastanara-

Baumgartner, bestens unterstützt von

Dominik Knes und Dagmar Stoppa-

cher; Planung des steiermarkweit an-

gelegten Netzwerksprojektes; Einbezug

der zwei talentierten jungen Gestal-

terinnen Binela Licina und Christin

Grabner, begleitet von Erika Thüm-

mel (FH Ausstellungsdesign Joanneum

Graz); später noch verstärkt durch den

Grafiker Michael Schuh; Bildung eines

externen BeraterInnenzirkels und der

Projektsteuerungsgruppe; Start der

Jugendbeteiligungsphase in allen Re-

gionext-Regionen. Unser Team schmie-

dete dazu einen der vielen Schlüssel

zum Erfolg: Wir fragten die Jugendli-

chen, was sie selbst unter „Vielfalt“ ver-

stehen, entwickelten daraus ihre Ide-

en, die dann zu den einzelnen Objekten

für die Ausstellung führten. Trotz des

problematischen Quereinstiegs mitten

im Schuljahr beteiligten sich 15 Pro-

jektgruppen mit über 280 jungen Ak-

tivistInnen. Jede Gruppe arbeitete an

ihren Ideen zum Thema „Zusammenle-

ben in Vielfalt“. Wir besuchten mit der

Jugend 35 steirische Unternehmen, um

eine Videoreportage über das Zusam-

menarbeiten in Vielfalt zu machen. Ge-

meinsam mit Integrationslandesrätin

Bettina Vollath begleiteten wir die

09

Das Ausstellungsteam der ARGE Jugend. Foto: Joachim Hainzl

vor der eigenenTur kehren...

ChRiStian EhEtREiBERGeschäftsführer der aRGE Jugend

linKS

Die Charta des Zusammenlebens in Vielfalt des landes Steiermark

„Wohnzimmer Steiermark“: Projektin-formation und Porträts der beteiligten jugendlichen

Die Steiermarktournee mit lr Vollath zu den jungen Projektgruppen

Presseinformation zum „Wohnzimmer Steiermark“ (eröffnung der Ausstel-lung an der HlW Sozialmanagement der Caritas Graz)

Fotos zur Wanderausstellung

Soviel Neuland mit Wirkungen! Die Wanderausstellung „Wohn-zimmer Steiermark“ hat Neuland betreten: 15 Jugendgruppen erarbeiteten die Objekte, 35 steirische Un-ternehmen führten Dialoge zum „Zusammen Arbeiten in Vielfalt“, die Erstpräsentation erfolgte im ORF-Landesstudio, bislang 9 steirische Gemeinden werden die Ausstellung zeigen. Wir können stolz auf unser gemeinsames Werk sein!

Page 10: ARGE Jahresbericht 2013

Der Chor des BG-BRG Liebenau Graz bei der Eröffnung am 9.12.2013 im Landesstudio Steier-mark. Foto: ARGE

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Jugendgruppen vor Ort in der Werk-

stattphase des Projektes, um Wert-

schätzung auszudrücken und die

einzelnen Ideen zu diskutieren.

DAS DeSiGN: WoHNZiMMer & SPriCH-WorteDie beiden Gestalterinnen Binela

und Christin legten ein überzeugen-

des Design vor. Die Ausstellung sollte

als Wohnung umgesetzt werden, um

auf diese Weise zu signalisieren: Die

Steiermark ist Heimat für alle hier

lebenden Menschen. Sprichwörter

und Redewendungen markierten

einen „roten Faden“ durch die er-

läuternden Texte. Von jeder jungen

Projektgruppe konnte zumindest

jeweils ein vorgeschlagenes Objekt

nach Verpassen des gestalterischen

Feinschliffs in die Ausstellung ein-

gebaut werden. Zwischen Juni und

November 2014 fertigte unser mitt-

lerweile multiprofessionelles Pro-

jektteam das „Wohnzimmer Steier-

mark“, investierte in jedes Objekt

und Kleinod spürbar viel Engage-

ment und Herzblut. Jedes Exponat

versprüht die Aura des Einsatzes

um gute inhaltliche und gestalteri-

sche Lösungen, macht das Gesamt-

werk zu einem lebendigen Kosmos

der Vielfalt.

Die eröFFNuNG AM 9.12.2013 iM orF lANDeSStuDio SteierMArKAls ORF-Intendant Gerhard Draxler

unser Ausstellungsprojekt anläss-

lich des Tages der Menschenrechte

für eine ganze Woche kostenlos in

das ORF-Landesstudio einlud, wuss-

ten wir, dass uns ein beachtliches

Ausstellungsprojekt gelungen ist. Die

einhellig positiven Rückmeldungen

unserer Gäste im ORF Steiermark er-

füllten unser gesamtes Projektteam

mit Glück und Stolz. Ein knappes

Jahr intensivster Arbeit – von geleb-

ter Jugendbeteiligung über Konzep-

tarbeit, Gestaltung, Organisation,

Recherchen, Film-, Foto- und Krea-

tivarbeiten, Medien- und Öffentlich-

keitsarbeit bis zum kniffligen Pro-

jektmanagement – hatte sich für die

BesucherInnen ebenso gelohnt wie

für unser Projektteam. In den Jahren

2014 und 2015 geht unsere Wander-

ausstellung auf Tournee durch die

Steiermark, beginnend an der HLW

Sozialmanagement der Caritas Graz.

10

Jugendbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg - Tour durch die steirischen Partnerschulen BAKIP Hartberg. Foto: ARGE

Der Bettler - eine Material-sammlung über Einführung und Aufhebung des Bettelver-botes in der Steiermark. Foto: ARGE

Page 11: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

moTTo: sTEIERmARK - WIR

hAlTEN ZUsAmmEN

PROjEkT-gRuPPEn

15

Grundlage des Wohn-zimmers Steiermark - Die Charta des Zusam-menlebens in Vielfalt.

Batewannenenten transportieren die Vielfalt an mehrsprachigen Sprichwörtern. Foto: ARGE

Zahlen

Daten

Fakten

VIELFALT =

Wenn die Katzeaus dem Haus ist, tanzen die Mäuse

auf dem Tisch.

Wer andereneine Grube gräbt,fällt selbst hinein.

Ausstellung Wohnzimmer Steiermark www.argejugend.at

Es wird nicht so heiß gegessen,

wie es gekocht wird.

Ausstellung Wohnzimmer Steiermark www.argejugend.at

My o vlku a vlk za dvermi.– Tschechisch –

Blumen als Botschafter der Vielfalt. Foto: ARGE

280 jUGENDlIchE

IntervIews mIt

35 steirischen Unternehmen

Page 12: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

StatEMEntS

Christin GrabnerStudentin der FH-Joanneum „Ausstellungsdesign“

Mitarbeiterin (Gestaltung) beim Projekt „Wohnzimmer Steiermark“ | Christin Grabner

12

Während der Zusammenarbeit im

interdisziplinären Team war es für

uns wichtig, das Thema „Vielfalt“ in

seiner ganzen Bandbreite zu zeigen

und nicht nur die Vorstellung von

einer heilen Welt zu präsentieren,

sondern auch vorhandene Reibungs-

punkte aufzudecken. Wir haben uns

gemeinsam dafür eingesetzt, das

„Wohnzimmer Steiermark“ zu einer

erstklassigen Ausstellung zu ma-

chen. Das war nicht immer einfach,

da jedes Teammitglied mit seinem

eigenen beruflichen wie privaten

Hintergrund, seiner eigenen Einstel-

lung und seinen Ideen an die Sache

herangetreten ist. Aber gerade das

Bewusstmachen dieses individuel-

len Blickwinkels auf eine Sache trägt

dazu bei zu verstehen, wie vielfältig

und komplex unsere Gesellschaft

eigentlich ist.

Für mich leistet die ARGE Jugend

gegen Gewalt und Rassismus täg-

lich eine tolle und wichtige Arbeit für

Jugendliche wie auch für die Gesell-

schaft. Vor allem in einer Zeit, in der

– global gesehen – wirtschaftlich und

politisch starke Umbrüche stattfin-

den, halte ich es für äußerst wichtig,

Perspektiven aufzuzeigen, wie ein

Zusammenleben in Vielfalt funkti-

onieren kann. Damit trägt die Aus-

stellung einen großen Teil dazu bei,

positiv in die Zukunft zu blicken und

Vielfalt in Kultur, Sprache und Ku-

linarik im Alltag, als etwas äußerst

Bereicherndes wahrzunehmen.

der Gestalterinnen

DIE ARGE lEIsTET WIchTIGE ARBEIT

Page 13: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Binela LicinaStudentin der FH-Joanneum „Ausstellungsdesign“Mitarbeiterin (Gestaltung) beim Projekt „Wohn-zimmer Steiermark“ | Binela Licina

Gäbe es keine Vielfalt, dann wäre

auch nicht so ein großartiges Pro-

jekt wie das WOHNZIMMER STEI-

ERMARK entstanden. Bei diesem

Projekt sind Menschen mit unter-

schiedlicher Herkunft, Alter und

Ausbildung zusammengekommen

und haben mit ihren vielen Talen-

ten, Interessen und Eigenschaften

gemeinsam eine wunderbare und

erfolgreiche Ausstellung geschaf-

fen und der „Charta des Zusam-

menlebens in Vielfalt“ Leben

eingehaucht. Die Inhalte der Charta

werden somit nicht nur in der Aus-

stellung gezeigt, sondern wurden

durch das Projekt und die vielen Ak-

teurInnen auch tatsächlich gelebt.

Für meinen Teil ist die Tatsache,

dass so viele Menschen an dem Pro-

jekt gearbeitet haben, ein sehr großer

Pluspunkt für das gesamte Projekt,

denn so kommen viele unterschied-

liche Blickwinkel auf das Thema zu-

stande. Es ist sehr wichtig für unsere

Gesellschaft, dass es solche Projekte

gibt und dass so viele Menschen wie

möglich, AkteurInnen genauso wie

BesucherInnen, mit dem Thema Viel-

falt in Berührung kommen.

Die Zusammenarbeit mit der ARGE

Jugend gegen Gewalt und Rassismus

hat insgesamt über ein Jahr gedauert,

und ich habe diese Zeit als eine sehr

positive Erfahrung erlebt. Man kann

die Zusammenarbeit zwischen Men-

schen aus verschiedenen Bereichen

als eine Herausforderung sehen – ich

sehe sie vor allem aber als eine Chance,

seinen Horizont zu erweitern und

sich auf professioneller und persön-

licher Ebene weiterzuentwickeln.

Es IsT WIchTIG FÜR UNsERE

GEsEllschAFT, DAss Es solchE pRojEKTE GIBT

13

Die beiden Gestalterinnen Christin Grabner und Binela Licina. Foto: ARGE

Page 14: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

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BianCa anGERERProjektmitarbeiterin Beratungs-stelle in Bruck an der Mur und für

„Generationendialog erobert Youtube“ in Graz

Es war eine äußerst bereichernde Erfahrung für mich, unser Projekt das Jahr über wachsen zu sehen, angefangen von den zahlreichen lebhaften und anregenden „Generationendialogen“ über die Online-Übertragungen und Dreh-arbeiten bis hin zum Entstehen unserer Plattform. Besonders beeindruckt haben mich dabei die sehr persönlichen Einblicke in die österreichische Zeitgeschichte von unseren Zeitzeug_innen bzw.das Engagement und die Leidenschaft zahlreicher junger Menschen.

sich ein bild vonjemandeMmachen

Page 15: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Seit über einem Jahrzehnt ist die ARGE Jugend in der Zeitzeug _ innenarbeit tä-

tig – für unser Projekt „Generationendialog erobert YouTube“ beschritten wir im

Jahr 2013 jedoch Neuland und brachten die Zeitzeug _ innenarbeit ins Web 2.0.

Über die Online-Plattform www.generationendialog-steiermark.at, die

ab Mai 2014 freigeschalten wird, möchten wir den steirischen Zeitzeug_innen-

schatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Dies geschieht über Ge-

nerationendialoge: Jugendliche und junge Erwachsene tauschen sich mit Zeit-

zeug_innen und Expert_innen über gesellschaftlich relevante Themengebiete

wie „Mobilität, Heimat und Migration“ oder die „1950er und 1960er Jahre aus

Jugendsicht“ aus und erkunden dadurch Unterschiede und Gemeinsamkeiten

zwischen den Generationen.

Der intergenerative Dialog fördert die Bildung eines wechselseitigen Verständ-

nisses, schärft die moralische Urteils- und Diskursfähigkeit der Jugendlichen

und ermöglicht den Zeitzeug_innen, ihren reichen Erfahrungsschatz weiter-

zugeben. So formuliert auch Mag. Jessica Cernko, eine unserer Projektpart-

ner_innen aus dem Abteigymnasium Seckau. „Ich mache bei diesem Projekt

mit, weil ich es als eine großarti-

ge Möglichkeit finde, die jüngere

Vergangenheit anhand berüh-

render Geschichten und in Form

von Interviews kennenzuler-

nen. Diese Form der politischen

Bildungsarbeit fördert auch das

generationenübergreifende Ler-

nen und trägt zur Bewusstseins-

bildung für aktuelle politische

Entwicklungen im Wandel der

Geschichte bei.“

15

Seckauer Jugend in Aktion. Foto: ARGE

Generationen-dialog erobert

YOUtUBE Die Zeitzeug_innenarbeit wird über das Internet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht | Bianca Angerer

Page 16: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

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Die Jahre zwischen 1945 und 1955 aus Sicht der Frauen, WIKU Graz, Zeitzeuginnen Gertrude Horst und Johanna Janko. Foto: ARGE

Die Produktion von Kurzclips. Foto: ARGE

Unser Zeitzeuge Sandor Vandor in Bad Radkersburg Foto: ARGE

Dreh in Vordernberg. Foto: ARGE

Straßeninterviews zum Thema Lager Liebenau. Foto: ARGE

Über 130 Jugendliche waren bei unserer Kick-off Veranstaltung dabei. Foto: ARGE

Page 17: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Die Generationendialoge werden filmisch festgehalten und in Form von Kurzclips

auf der Onlineplattform sowie auf YouTube veröffentlicht. Die Dialoge erfolgen

aber nicht nur „real“, sondern auch „virtuell“ über das Livestream-Portal Adobe

Connect. Dabei können interessierte Akteur_innen ihre Meinungen, Fragen und

Anregungen virtuell in den Dialog einbringen und sofort Antworten der Diskutie-

renden erhalten. Im Schnitt diskutierten 80 Personen bei unseren Dialogveran-

staltungen im Internet mit! Die Ergebnisse der realen und virtuellen Dialogrun-

den können jederzeit auf der Online-Plattform abgerufen werden. Diese enthält

neben den entstandenen Kurzvideos zusätzliches Informations-, Archiv- und Bild-

material zu den gewählten Themen jeder Projektgruppe, wie zum Beispiel wissen-

schaftliche Dossiers von renommierten Historiker_innen und anderen Expert_in-

nen. Auch werden sämtliche Akteur_innen mit einem Kurzporträt abgebildet.

14 Projektgruppen mit über 220 jungen Menschen aus fünf Regionext-Regionen,

an die 40 Zeitzeug_innen und zahlreiche Aktivist_innen trugen und tragen wei-

terhin zum großen Erfolg dieses österreichweit einzigartigen Projektes bei, das in

den nächsten Jahren mit Sicherheit seine Fortsetzung finden wird!

17

Sandor Vandor - Ein Überlebender des Arbeitslagers St. Anna am Aigen, BORG Bad Radkersburg, 7.11.2013 Foto: ARGE

Zahlen

Daten

Fakten

THEMEn-gEBIETE

14

14Gruppen

11 OnLInE-ÜBERTRAgungEn

fAnDEn IM jAHR 2013 STATT

PERSONEN DISKuTIEREN IM

SCHNITT BEI DIAlOGVERANSTAl-TuNGEN REAl uND

VIRTuEll

80

Page 18: ARGE Jahresbericht 2013

WiR Sind GRaZ 2.0 Diversität hautnah erlebbar mit Kindern … | Bettina Ramp

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

18

nicht alles unter

eine decke stecken

Page 19: ARGE Jahresbericht 2013

WiR Sind GRaZ 2.0 Diversität hautnah erlebbar mit Kindern … | Bettina Ramp

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

…DieSeS Motto VerFolGeN Die SCHuleN DeS „Wir SiND GrAZ-NetZWerKeS“Dem Integrationsprojekt „Wir sind

Graz“ ist es auch im vergangenen

Schuljahr gelungen Diversity mit den

unterschiedlichsten Schwerpunkten

wie Interkulturalität, Interreligiosität

und Vielfalt des Brauchtums als Chance

zu sehen. Seit dem Jahr 2007 betreut die

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassis-

mus im Auftrag des Ressorts für Bil-

dung und Integration der Stadt Graz...

…DAS iNteGrAtioNSProjeKt „Wir SiND GrAZ 2.0“ Die DirektorInnen, PädagogInnen und

die Kinder der Schulen des „Wir sind

Graz-Netzwerkes“ haben Diversität in

ihren Alltag integriert und sind somit

schon einen Schritt weiter. Das Projekt

setzt sich zum Hauptziel, dass alle Be-

teiligten des Schulalltages – Kinder,

Lehrerinnen und Lehrer, Direktorin-

nen und Direktoren bis zu den Eltern

– die Buntheit der Stadt Graz als Mehr-

wert und Gewinn für das Zusammen-

leben erleben. Somit ist Vielfalt in den

Köpfen der Beteiligten verankert und

der Nutzen erfahr- und erlebbar!

VerSCHieDeNHeitDas gesellschaftliche Zusammenle-

ben ist durch eine Vielfalt von Unter-

schieden und Gemeinsamkeiten ge-

kennzeichnet. Verschiedenheit ist kein

Grund für eine ungleiche Verteilung

von Bildung – dieses Motto begleitet

unser Projekt. Wir verstehen Integra-

tion nicht als einseitigen Prozess, son-

dern als einen umfassenden Weg, sich

menschlich zu begegnen.

Einen wesentlichen Bestandteil bildet

jedes Jahr der Volksschulaustausch

– die „Weltreisen in Graz“. Schul-

austauschprojekte bilden in höheren

Schulen einen fixen Bestandteil im Un-

terricht. Manchmal ist es gar nicht not-

wendig, in andere Länder zu reisen, um

andere Kulturen kennenzulernen.

19

Das Netzwerk von Wir sind Graz fängt bei den Kindern an. Foto: ARGE

nicht alles unter

eine decke stecken

BEttina RaMPBereichsleiterin Graz

Das Projekt „Wir sind Graz“ bedeutet für mich „best-practice“ in der Integrationsarbeit, wir ar-beiten mit Kindern und erreichen über unsere Zielgruppe auch die Eltern und viele weitere Multipli-katorInnen - so wird der Gedanke eines vielfältigen Zusammenle-bens weitergetragen!

WIR VERsTEhEN INTEGRATIoN NIchT

Als EINsEITIGEN pRoZEss, soNDERN

Als EINEN UmFAssENDEN WEG, sIch mENschlIch ZU

BEGEGNEN!

Page 20: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Unsere Volksschulkinder fahren mit

der Straßenbahn durch Graz und er-

kunden so ein für sie neues Umfeld.

Durch den Klassentausch wird für

SchülerInnen und LehrerInnen die

Möglichkeit geschaffen, Einblicke in

für sie unbekannte und fremde Le-

benswelten vor Ort zu bekommen. Im

vergangenen Jahr haben wir gemein-

sam mit der Abteilung für Bildung

und Integration dieses Herzstück der

„Wir sind Graz-Projektarbeit“

weiterentwickelt. Die Weltreisen

begleiten die Schulen das gesam-

te Schuljahr und ermöglichen eine

schulübergreifende Projektarbeit im

Volksschulalter. Eine innovative El-

ternbildungsreihe sichert zusätzlich

die elterliche Beteiligung an den ein-

zelnen Standorten.

Neue erFAHruNGeN MACHeNSchulaustauschprojekte haben eine

lange Tradition in höheren Schulen.

Sprachaufenthalte dienen auch zum

Kennenlernen neuer Kulturen und

Lebenswelten. Darin liegen neue

Chancen für junge Menschen, denn

die Vision einer europäischen Gesell-

schaft rückt durch das beispielhafte

Vorleben der jungen Generation nä-

her.

Die Volksschuldirektorinnen Sabine

Sanka und Maria Rossegger unter-

streichen in ihren Rückmeldungen

den Nutzen für die Kinder durch

die gemeinsame Projektarbeit. „Mit

dem Projekt ,Wir sind Graz‘ wird den

Schulen die Gelegenheit einer maß-

geschneiderten Unterstützung zur

Förderung des ,Miteinanderlebens

und Voneinanderlernens‘ geboten“,

resümiert Maria Rossegger, Direk-

torin der Volksschule Brockmann

in Graz.

HoHe AuSZeiCHNuNG AlS DeKA-DeNProjeKt„Wir sind Graz“ gehört seit Jahren

zum fixen Bestandteil der Förderung

von soziokultureller Vielfalt und

Menschenrechten an Grazer Volks-

schulen. Diese Initiative erhielt am

3. Dezember 2013 von der Österrei-

chischen UNESCO-Kommission eine

Auszeichnung als Dekadenprojekt

im Bereich „Bildung für nachhaltige

Entwicklung“.

20

Die Vielfalt finden die Kinder auch in der Kulinarik. Foto: ARGE

ElTERlIchE BETEIlIGUNG AN

EINZElNEN sTANDoRTEN

Page 21: ARGE Jahresbericht 2013

Die Weltreise führt uns auch in den Wald. Foto: ARGE

Die VS Triester ist bereit für

den Austauschtag. Foto: ARGE

Die VS Triester auf Erkun-

dungsreise im ehemaligen

Dominikanerkloster. Foto: ARGE

Kinder der VS Triester erfor-schen den Griesplatz. Foto: ARGE

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Zahlen

Daten

Fakten

21

vOLkS-ScHuLEnnahmen im Schuljahr

2012/2013 teil

15

VOlKS-SCHulEN

nahmen im Schuljahr 2013/2014 teil

16

WElTREISEN IM

SCHulJAHR

2012/2013 (Anm.: Volksschulen

wechselten den Standort)

4

elterNreiHeNdavon fand 1 Sommerfest in

verbindung mit dem Lerncafé

der caritas graz-Seckau statt

16

Page 22: ARGE Jahresbericht 2013

aRGE JUGEnd BERATUNGSSTELLE Jugend als Spiegel unserer Versäumnisse? | Martina Mauthner-Tarkusch

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Jugendliche müssen sich in unserer

schnelllebigen Zeit vielen Herausfor-

derungen stellen und sind jeder gesell-

schaftlichen Änderung direkt ausge-

setzt.

Wobei einige Faktoren besonders hervor-

zuheben sind: Die Lebenswelten junger

Menschen sind durch das permanente

Vordringen von neuen Medien, des Web

.2.0 und unterschiedlicher sozialer Netz-

werke gekennzeichnet. Damit verbunden

ist die Verhaltensweise, die gesamte Per-

sönlichkeit nach außen zu transportie-

ren, das eigene Leben, Tun, Denken und

die Gefühle online zu stellen. Kein Platz

für Kinder und Jugendliche – die Mög-

lichkeiten, sich im öffentlichen Raum,

in Parks, auf Grünflächen zu bewegen,

scheinen immer geringer zu werden.

Die Leistungsanforderungen an die jun-

gen Menschen werden immer stärker,

Befürchtungen und Ängste, eine schlech-

te Ausbildung zu bekommen, nicht genü-

gend Fremdsprachen zu sprechen, belas-

ten schon früh.

Die Zeit, sich mit Eltern über aktuelle ge-

sellschaftspolitische Tendenzen auszu-

tauschen, ist in den Hintergrund getreten

– ein Grund scheint die verstärkte Indivi-

dualisierung der Gesellschaft zu sein.

22

jemandeM den spiegel vorsgesicht halten

Page 23: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Die Jugendlichen sind somit ein Spie-

gel unserer Gesellschaft, unserer Er-

wachsenenwelt. Die daraus folgenden

Schieflagen zeigen sich bei Jugendli-

chen in unterschiedlichen Settings,

denen wir von der ARGE Jugend gegen

Gewalt und Rassismus mit unserer Be-

ratungsstelle verstärkt begegnen und

auch in der direkten Arbeit ein Stück

weit entgegenwirken.

VerBAle AttACKeN, PrüGeleieN, BullyiNG, AuSGreNZuNG Die Auseinandersetzung mit Streit und

Konflikten bzw. das konstruktive Lösen

derselben wird in ju-

gendlichen Lebens-

welten eine immer

größer werdende

Herau sforder u n g.

Die Handlungsmög-

lichkeiten zwischen

Schlagen und Hauen

auf der einen Seite

und Schreien und

Weglaufen auf der

anderen Seite sind in vielen Fällen sehr

begrenzt vorhanden. Hierbei ist es un-

erlässlich, den Handwerkskoffer der

jungen Menschen mit neuen handhab-

baren Tools aufzufüllen und zu erwei-

tern. „Wir werden ernst genommen mit

unseren Schwierigkeiten und können

beim Probieren von Neuem auch mal

scheitern“, so eine Rückmeldung von

Vanessa, einer Schülerin der BHAK

Bruck an der Mur.

„I werd gmobbt“ – diese und ähnliche

Sätze hören wir sehr oft von jungen

Menschen. Der Begriff Mobbing wird

des Öfteren „inflationär“ verwendet.

Daher ist es vonnöten, genauer hin-

zuschauen und alle AkteurInnen in

einen Lösungsprozess einzubinden.

Es macht wenig Sinn, sich nur mit den

direkt Beteiligten (TäterInnen und Op-

fer) zu beschäftigen.

Bei Mobbingprozes-

sen im schulischen

Setting muss die

ganze Klasse, also

auch die aktiven und

passiven Teilneh-

merInnen, mit ein-

gebunden werden.

Dabei ist wichtig

anzumerken, dass

jede Intervention nützlich ist. Unheil-

sam ist es, wenn nichts getan wird und

es keine Zeit für Problemlösungen gibt.

Dies verhärtet die Fronten und führt

zu noch massiverem Selbstwertver-

23

MaRtina MaUthnER-taRKUSCh

Bereichsleiterin Bruck an der Mur

Die Beratungsstelle ermöglicht es in unterschiedlichen Formen und mit verschiedenen Möglichkeiten punktgenau auf die Bedürfnisse der Jugendlichen vor Ort einzu-gehen.

WIR WERDEN ERNsT GENommEN mIT

UNsEREN schWIERIG-KEITEN UND KöNNEN BEIm pRoBIEREN VoN

NEUEm AUch mAl schEITERN

„I WERD GmoBBT“ - DIEsE UND

ähNlIchE säTZE höREN WIR sEhR oFT VoN jUNGEN

mENschEN

Page 24: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

24

Workshop der Beratungsstelle - an der Vielfalt beißen wir uns keine Zähne aus. Foto: ARGE

Zahlen

Daten

Fakten

lust des/der Gemobbten. Unheilsam ist

es auch, wenn der junge Mensch nicht

ernst genommen wird – unter dem Mot-

to „ist doch eh nicht so schlimm“ oder

„was dich nicht umbringt, macht dich

nur härter“. Ein planvolles Vorgehen

gegen Mobbing ist gefragt, unter Einbe-

zug von allen SchülerInnen, LehrerIn-

nen und Eltern.

iN GuteN HäNDeN …Die beste Intervention gegen Mobbing

ist die Prävention. Wolfgang Kindler

schreibt in seinem Buch „Schnelles

Eingreifen bei Mobbing“, dass es Sinn

macht, gemeinsam im Kollegium, aber

auch mit externen PartnerInnen, zu

überlegen, welche Strukturen in der

Schule geeignet und umsetzbar sind,

um schulischem Mobbing entgegenzu-

wirken. Genau das setzen wir in un-

serer Beratungsstelle um. Beratung

bei der ARGE Jugend bedeutet, mit den

KundInnen gemeinsam Lösungen zu

entwickeln, wobei wir unser Erfah-

rungswissen und unsere Expertise ein-

bringen.

Ein Workshop-Spiel zum Thema Klassenklima. Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen! Foto: ARGE

STunDEn454workshops

EINSATZORTE(Schulen,

Jugendzentren,

Gemeinden)

66

REfEREnTInnEn-29-

Page 25: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

„Sozialkontakte, ohne die neuen Medien zu verteufeln“

Statement von Juri Höfler, Lehrer am BORG Kindberg und langjähriger

ARGE-Projektpartner

Foto: Thorben Wengert_pixelio.de

Für die Motivation unseres Projekt-

teams ist die ARGE unser wichtigster

externer Partner. Ein Team, das mit

einer solcher Tatkraft, Freundlich-

keit und Enthusiasmus die Ideen der

obersteirischen Jugend unterstützt,

ist eine wertvolle Stütze und ein

sichtbares Fangnetz im Hintergrund.

Förderungen, die über ein Online-

Formular beantragt und über die re-

elle Gebarung des Schulbudgets abge-

wickelt werden, sind wichtig, haben

aber kein Gesicht. Ihr, liebes ARGE-

Team, habt für uns ein Gesicht, sogar

ein freundlich-wohlwollendes. Ihr

seid präsent! Herzlichen Dank für

diese Form der Unterstützung.

SoZiAlKoNtAKteIhr setzt auf echte Sozialkontakte,

ohne aber neue Medien zu verteu-

feln. In diesem Bereich sehe ich auch

in Zukunft ein wichtiges Aufgaben-

gebiet: richtiger Umgang mit sozialen

Medien, Cybermobbing, digitale Fal-

len, persönliches Zeitmanagement,

Altersbeschränkungen bei Compu-

terspielen – einige Beispiele, wo we-

der unsere Jugendlichen noch wir als

LehrerInnen zufriedenstellend gang-

bare Wege gefunden haben.

Wir brauchen euer ständiges heilsa-

mes in die Wunden der Gesellschaft

Legen: gegen Ausgrenzung verschie-

dener Bevölkerungsgruppen, gegen

Gewalt in der Sprache, gegen soziale

Ungerechtigkeiten, für beharrliche

Erinnerungsarbeit wider dem Ver-

gessen. Die Achtung und Wertschät-

zung jedem einzelnen Menschen

gegenüber trägt eure Arbeit und ihr

tragt diese Einstellung nicht nur in

die weite Welt, sondern in die Herzen

der Jugendlichen unserer Region.

Herzlichen Dank!

GAsTKommENTAR

25

Gastkomment

ar

Page 26: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus |JAHRESBERICHT 2013

26

MaRGaRita KaStanaRa-BaUMGaRtnER

Projektleitung Wanderausstellung Wohnzimmer Steiermark und

Schule ohne Rassismus in Graz

daGMaR StOPPaChERProjektmitarbeiter Wanderaus-

stellung Wohnzimmer Steiermark und Schule ohne Rassismus in Graz

Hunderte SchülerInnen und LehrerInnen haben sich in den letzten Jahren mit den Themen-schwerpunkten von „Schule ohne Rassismus“ auseinandergesetzt. Es freut mich sehr, dass wir hier gemeinsam einen aktiven Beitra-gen gegen Rassismus und gegen Diskriminierung in der Steiermark geleistet haben.

Die Steiermark ist vielfältig. Aber wie vielfältig ist sie wirklich? In meiner Arbeit sind statistische Werte wichtig, da dadurch die Vielfalt der Steiermark wahrge-nommen sowie spürbar gemacht werden kann. Durch die Statistik bekommen wir darüber hinaus ein Bild, wie viele Facetten unsere Projekte haben.

AN sich arbeiten

Schule ohne Rassismus

REthinKinG StEREO-tYPES Project: „School without Racism“ | Margarita Kastanara Baumgartner

Page 27: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus |JAHRESBERICHT 2013

It is human nature to form biased opi-

nions of other people based on their

attributes. Although a person’s iden-

tity cannot be summed up in just one

label, we often tend to concentrate on

limited or distorted aspects. This is be-

cause the responses of different human

groups to each other are the product

of a complicated system of social rela-

tions and authority. To discover some

of the mechanisms explaining how this

whole process works, we need to exa-

mine the role of stereotypes, prejudice

and ethnocentrism.

During a year of various workshops, se-

minars and gathering, we try to under-

stand the hate process that leads peop-

le to act in a particular way. Hate, this

extreme aversion or hostility against

somebody or something, is divided into

two categories: the rational and the

irrational. Unfair acts can inspire

rational hate and irrational hate tran-

spires when a person hates others be-

cause of race, religion, sexual orienta-

tion, ethnicity or national origin. Low

self-esteem and an insecure personali-

ty can lead somebody to hate others. It

is the easy way of feeling secure within

a group and of targeting negative fee-

lings against somebody else, particu-

larly by relegating a person or group of

people to a lower status. Of course not

all insecure people are haters, but all

haters are insecure people.

SCHool WitHout rACiSMThe initiative „School without Ra-

cism“ guides kids and teenagers to

realize the importance of respecting

human rights and fight against racism

and discrimination. The contribution

of the young people to an anti/racist fu-

ture is the ultimate goal.

Some examples of the projects taken

place last year are the following: HlW

Social Management Graz with the

focal point on “Migration – Then and

Now”. During this project young people

studied the various aspects of migrati-

on and dealt with the developing cha-

racter of migration in Austria. In this

context, they investigated the resulting

prejudices and stereotypes.

27

Magnis et volescim nonsece perspe voluptur? Quis explabo. Abor atis demCae. Occae nis et. Foto: ARGE

AN sich arbeiten

BAKIP Hartberg tries to figure out why im-migrants are coming to Austria. Foto: ARGE

Page 28: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

In NMS Kaindorf the emphasis was

on right wing extremism. The school

focused on the content “New Right ten-

dencies in Austria”. In this area they

mainly studied current youth cultures

and Web 2.0.

lBS Feldbach discussed the meaning

of “home“ and the use of socio-cultu-

ral diversity in practice. Is Austria or

Feldbach a home only for people who

were “born here”? Do immigrants find

in Styria also their new home? Sever-

al photographic collections, including

portraits of the lives of different cha-

racters, have been created during this

project. Home definition and inter-

culturality were reflected in several

directions. The youth group has also

traced the international and intercul-

tural roots of the “Styrian meal plan”.

28

Teenagers discussing migration. Foto: ARGE

All different - all equal. Foto: ARGE

ProjeK-tSCHuleN

nahmen mit 19

Schulklassen teil

10

Zahlen

Daten

Fakten

KICK-OFF-vERAnSTALTungEn

3

Lehr-lings-foren2

124 Stunden

themenspezifische

Workshops

40 Stunden

Startwork-shops

Page 29: ARGE Jahresbericht 2013

Statement Franz BrugnerDirektor der NMS Kaindorf

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

Wir von der NMS Kaindorf bei Hartberg machen seit sieben Jahren beim Projekt

„Schule ohne Rassismus“ der ARGE Jugend mit. Aus unseren Erfahrungen können

wir mit Fug und Recht sagen, dass unsere SchülerInnen ungemein von den einzel-

nen Workshops, die im Rahmen des Projektes angeboten werden, profitiert haben.

Einerseits kamen sie dadurch mit VertreterInnen anderer Kulturen in persönlichen

Kontakt, andererseits veränderte sich dadurch nachhaltig – möglicherweise nicht

unisono, aber zumindest mehrheitlich – ihre weltanschauliche Sicht punkto Asyl-

werberInnen und Minderheitenfragen. Das eine und andere negativ besetzte Vorur-

teil wurde dadurch aufgeweicht und die Bereitschaft, sich mit dem „Fremden vor

der eigenen Haustür“ auseinanderzusetzen, geweckt. Zusätzlich wurden dadurch

unsere SchülerInnen motiviert, sozialkritische Themen aus diesem Bereich aufzu-

greifen und in Form einer Theaterarbeit auf die Bühne zu bringen. Fazit: Wir hatten Jahr für Jahr durchwegs eine höchst positive Resonanz aller beim

Projekt „Schule ohne Rassismus“ mitwirkenden SchülerInnen. Den politischen EntscheidungsträgerInnen im Land möchten wir Folgendes sa-

gen: Die Fördergelder, die in die ARGE Jugend investiert werden, sind bestens

„verzinst“ – indem sie die Mitmenschlichkeit fördern und solcherart unsere zuneh-

mend heterogene Gesellschaft ein Stück lebenswerter machen. Franz BrugnerNMS Kaindorf

29

Page 30: ARGE Jahresbericht 2013

DAS 10.Human RigHtS FESTIVALEin Zusammentreffen hunderter Jugendlicher, eine Platt-form für großes Engagement und Kreativität, eine gemein-same Botschaft; Jeder Mensch soll dieselben Rechte besitzen! | Dominik Knes

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

30

dOMiniK KnES Projektmitarbeiter Wanderaus-

stellung Wohnzimmer Steiermark und Schule ohne Rassismus

„Das Human Rights Festival ist eines meiner persönlichen Highlights. Ich bin begeistert von all den Jugendlichen, die sich für gelebte Menschenrechte voll ins Zeug legen. Auch 2014 erwartet uns ein Top-Event beim mittlerweile 11. Human Rights Festival am 26. Juni in den AK Kammersälen.“

uber dentellerrandblicken

linKS

Human rights Festival der ArGe jugend

Startnext

Nachlese des Human rights Festival der ArGe jugend

julian le Play

Bericht Kleine Zeitung

11. Human rights Festival der ArGe jugend

Page 31: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

„Jung, dynamisch, engagiert“, drei Ei-

genschaften, die sich nicht nur häufig

in Lebensläufen finden lassen – es sind

auch die drei Merkmale, die in jeder

Hinsicht kennzeichnend für das Human

Rights Festival geworden sind. Mittler-

weile hat sich das Festival einen Namen

in der gesamten Steiermark gemacht,

denn viele hochkarä-

tige Projekte, Stars

aus allen Medien und

vor allem zahlreiche

junge und engagierte

Menschen prägen den

Event – und das seit

nunmehr einem Jahr-

zehnt.

ARGE Jugend Geschäftsführer Mag.

Christian Ehetreiber ist stolz auf das

lange Bestehen des Festivals: „Das Hu-

man Rights Festival hat sich längst zu

einem Markenzeichen der Menschen-

rechtsstadt Graz entwickelt. Die jungen

Menschen präsentieren ihre Projekt-

arbeiten, bekommen stets ein anspre-

chendes Musik- und Kulturprogramm

als Dankeschön für ihre ehrenamtliche

Arbeit und sind unsere BotschafterIn-

nen für Frieden und Gewaltfreiheit.

Wir werden das Human Rights Festival

weiterführen und dabei stets auf Konti-

nuität durch Innovation setzen!“

Das ist im letzten Jahrzehnt jedenfalls

gelungen, denn nicht

nur die Jugendprojek-

te waren innovativ,

auch die Vielfalt der

teilnehmenden Stars

kann sich durchaus

sehen lassen: Mir-

jam Weichselbraun,

Tom Walek, Roman

Gregory, Manuel Ru-

bey oder die Band Russkaja sind nur ei-

nige der Berühmtheiten, die dazu bei-

getragen haben, dass das Festival auch

stets zu einem Highlight wurde.

VielFAlt SPürBAr GeMACHtAm 21. Juni 2013 eröffnete das 10. Hu-

man Rights Festival unter dem Motto

DAs hUmAN RIGhTs FEsTIVAl - EIN mAR-

KENZEIchEN DER mENschENREchTs-

sTADT GRAZ!

31

Ausgezeichnet - unsere jungen Stars. Foto: ARGE

Zahlen

Daten

Fakten

BESUCHER-INNEN

668

SCHULTYPEN:BHS, lBS, NMS, AHS

SOPNSORING5.390,-

Euro

Page 32: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

„Destination: Vielfalt leben!” Diesmal

jedoch nicht im Grazer Orpheum: Wir

stiegen im letzten Jahr auf eine neue,

größere Location um und wechselten

in die Grazer Kammersäle der Arbei-

terkammer.

AuSGelASSeNe StiMMuNGViele junge Menschen nahmen daran

teil und genossen die Festivalstim-

mung in vollen Zügen. Mit charmant-

amüsanter Moderation führten Ro-

man Gregory und Barbara Fleißner

durch das vielfältige Programm, und

Julian Le Play, vielen bekannt als „Mr.

Spielberg“, sorgte mit seinen bewegen-

den Melodien und eingängigen Beats

für beste Stimmung. Mit dabei waren

19 ARGE-Partnerschulen, wovon 16

als „Schule ohne Rassismus“- Schulen

ausgezeichnet wurden. Junge Men-

schen, die sich für eine gelebte Kultur

der Menschenrechte richtig ins Zeug

gelegt haben, präsentierten beim Fes-

tival ihre Projekte und zeigten, dass

soziokulturelle Vielfalt kein Klotz am

Bein der SteirerInnen sein muss, son-

dern eine enorme Bereicherung dar-

stellt – vorausgesetzt, man lässt sich

darauf ein.

32

Das ARGE Jugend Team begrüßt die Jugendlichen. Foto: ARGE

Die BesucherInnen des 10. Human Rights Festivals. Foto: ARGE

SCHuleNWAreN

Vor ort

19

Zahlen

Daten

Fakten

01. HLW Sozialmanagement02. BORG Deutschlandsberg

03. LBS Feldbach04. HS Kaindorf

05. LBS Gleinstätten06. BHAK Mürzzuschlag

07. BAKIP Hartberg08. NMS Feldbach

09. LBS Mureck10. HS Hausmannstätten

11. HAK Fürstenfeld12. HBLA Leoben

13. BHAK Eisenerz14. NMS Dr. Renner

15. WIKU Graz16. Musikhauptschule Weiz17. HLW Deutschlandsberg

18. BORG KIndberg 19. LBS Hartberg

Page 33: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

33

Barbara Fleißner und Roman Gregory führen mit Witz und Charm durch das Festival. Foto: ARGE

Emil aus der BHAK Fürsten-feld hat einen Rapsong für das Festival vorbereitet. Foto: ARGE

Ein Theatestück der HS Kaindorf. Foto: ARGE

Die HS Kaindorf präsentiert das Theaterspiel gegen Vorurteile. Foto: ARGE

Farid verblüfft eine junge Besucherin. Foto: ARGE

Page 34: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

34

BEttina REnZlERProjektmitarbeiterin Beratungsstelle,

Jugendstudie und OJPF in Bruck an der Mur

Es ist schön zu sehen, wie sehr die Jugendlichen sich mit ihren viel-fältigen Projektideen identifizieren und sich auch über den Unter-richt hinaus dafür engagieren!

sich an etwas reiben

Page 35: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Schrille Performances, stimmungsintensive Songs, ein frecher Rap und selbst pro-

duzierte Videos sind nur einige der vielseitigen Produkte von Jugendlichen, die

sich im Zuge des Obersteirischen Jugendprojektfonds kreativ entfalten durften.

KreAtiVität GePAArt Mit tAteNDrANG: Der eiNSAtZ Der juGeND Für eiN GeSellSCHAFtliCHeS MiteiNANDer!12 Jahre dauert sie schon, die Ära des Obersteirischen Jugendprojekt-

fonds. Jugendliche setzen hierbei zu Inhalten, die ihnen besonders am Her-

zen liegen, ein aktives Zeichen. 2013 war Zusammenleben in Vielfalt das alles

übergreifende Thema, das von allen 230 Jugendlichen mit 11 innovativen Pro-

jektideen und äußert bühnenreifen Präsentationen umgesetzt wurde.

35

Harte Arbeit am Konzept. Foto: ARGE

Der Obersteirische JugendproJekt-fonds 12 Jahre Obersteirischer Jugendprojektfonds | Bettina Renzler

Page 36: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

„Das Thema ist etwas, das uns alle sehr berührt und uns allen viel geben wird“,

betonte Frau BH Dr. Gabriele Budiman bei der Abschlusspräsentation am

18.06.2013 in Mürzzuschlag.

eNGAGierte ProjeKteIn Kooperation mit dem SHV Bruck-Mürzzuschlag, dem SHV Leoben, dem Land

Steiermark und der Stadt Bruck an der Mur durfte die ARGE Jugend wieder

zahlreiche engagierte Projekte in den Regionen Bruck-Mürzzuschlag und Le-

oben unterstützen. Die Jugendgruppen aus verschiedensten Settings (Klassen,

Theatergruppen, Jugendeinrichtungen) nutzten auch 2013 wieder die Inhalte

der begleitenden Workshops, anhand derer sie ihre Ideen durch Tools im Pro-

jektmanagement, Marketing und Präsentieren professionell umsetzen konn-

ten. Dadurch gelang es ihnen, mit ihren Performances wahrlich ins Staunen

zu versetzen!

SPrACHeNVielFAltGesellschaftliches Miteinander bedeutet für die Jugendlichen zum Beispiel,

Sprachenvielfalt anzuerkennen:

„Wir wollen keine Sprachbarrieren,von Russland, Kroatien bis zum Mürzer Stadtkern,

meine Damen und Herren,wir woll’n nix vu‘ eich, nur verstand’n wean.“

So lautet der Refrain von dem Sprachenrap, den eine Jugendgruppe selbst ver-

fasst und zu dem sie einen Musikclip produziert hat. Im Clip zeigen die Jugend-

lichen mehrere Szenarien, in denen Sprachbarrieren zu Missverständnissen

oder gar zu Ausgrenzungen führen. Das Video weist auf die nötige Achtsamkeit

im Umgang und das Verstehen von Sprache(n) hin und erzeugt durch seine Ge-

nialität Sprachlosigkeit.

36

Zertifikatübergabe. Foto: ARGE

Sprachbarrieren... Foto: ARGE

Das Musical. Foto: ARGE

Page 37: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

BEgLEITEnDE wORkSHOPS MIT 114 TEILnEHMERInnEn3

37

Zahlen

Daten

Fakten

Tanz- und Theater-performance. Foto: ARGE

Mit Spaß und Leiden-schaft bei der Sache. Foto: ARGE

230 Jugendliche

2013

12 PRO-JEKTE

in Bruck-Mürzzu-

schlag und Leoben

6pRojEKT-

pRäsENTATIoNEN

VoR oRT

abschluss-

präsentatIon In

mürzzuschlag

1

SEIT12 Jahren

Page 38: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ZEuGNISSE DES GRAuENS.Darstellungen des Ersten Welt-kriegs im Werk von Otto Dix Der Künstler hielt seine Kriegserlebnisse in mehreren hundert beeindruckenden Werken fest | Corinna Furtmüller

38

CORinna FURtMüllER Projektmitarbeiterin „Wir sind Graz“

und „Generationendialog erobert Youtube“ in Graz

Erinnerungen und Ermahnungen an die Schrecken eines Krieges sollen immer – nicht nur heuer, 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs – präsent sein! Die ARGE Jugend leistet durch das ZeitzeugInnen-Projekt einen bedeutenden Beitrag dazu.

kein blatt vor den mund nehmen

ApoKAlypTIschE höllE DER WIRK-

lIchKEIT

linKS

Anlässlich des 100-jährigen Gedenkens des ersten Weltkriegs zeigt das Kunst-museum Stuttgart die Mappe »Der Krieg« von otto Dix

Page 39: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Die Thematik des Krieges nimmt im

Werk des Künstlers Otto Dix (*1891

Untermhaus bei Gera, † 1969 Singen)

einen entscheidenden Stellenwert ein.

Seine vielfältige Auseinandersetzung

mit dem Kriegsgeschehen kann als

einmaliges Zeugnis des Ersten Welt-

kriegs angesehen werden und wird da-

rüber hinaus als die aussagekräftigs-

te Dokumentation des Krieges in der

bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts

bezeichnet.

Diese Zeilen aus Erich Maria Re-

marques 1929 veröffentlichtem Ro-

man „Im Westen nichts Neues“

beschreiben die damals verbreitete

Begeisterung für den Kriegsdienst.

Und wie unzählige junge Männer mel-

dete sich auch Dix als Freiwilliger.

Der Künstler erhielt beim Militär

eine Ausbildung als Artillerist und

Maschinengewehrschütze. Im Herbst

1915 kam er als Gefreiter an die fran-

zösische Front und erlebte schließlich

als Unteroffizier alle Schrecken des

Krieges. Ende 1917 war er in Russ-

land und ein Jahr darauf meldete er

sich in Gent zur Luftwaffe und blieb

schließlich bis zum Ende des Krieges

in seinem Ausbildungslager in Schnei-

demühl.

Während des Kriegsdienstes entstan-

den mehrere hundert Zeichnungen

sowie farbige Aquarelle und Gou-

achen, in welchen der Künstler das

Erlebte festhielt. Ungeschönt schil-

derte er die Schrecken des Ersten

Weltkriegs. Es sind etwa 500 Werke

auf Papier, natürlich in kleinem For-

mat, die Dix zwischen den Kämp-

fen fertigte. Diese Arbeiten nann-

te der Künstler rückblickend eine

„wahnsinnige Übung von vier Jahren“.

Dix musste die Bilder dieser schreck-

lichen Erlebnisse, die ihn laut eige-

nen Aussagen auch nachts in seinen

Träumen verfolgten, weiter künstle-

risch verarbeiten. Zehn Jahre nach

Kriegsbeginn schuf er einen Grafikzy-

klus, in dem er eben diese Erlebnisse

zu bannen versuchte. Sozusagen als

Reportage des Grabenkriegs entstan-

den 50 Radierungen für jeweils fünf

Mappen von zehn Blättern mit dem

Titel „Der Krieg“, von dem 70 Exem-

plare gedruckt wurden. Der Künstler

bevorzugte die Darstellung nächtli-

cher Szenen, da er dadurch das Grau-

en des Krieges besonders deutlich

hervorheben und die Dramatik durch

Lichteffekte steigern konnte. Für eine

Buchausgabe der Radierfolge schrieb

der französische Schriftsteller und

Pazifist Henri Barbusse das Vorwort,

in dem er unter anderem Dix‘ realis-

tische Darstellungsweise als „apoka-

lyptische Hölle der Wirklichkeit“ be-

zeichnete.

DAS triPtyCHoN „Der KrieG“ AlS reSultAt Aller KrieGSerleB-NiSSe DeS KüNStlerSDix begann die Arbeit am bekannten

„Kriegstriptychon“ im Jahr 1929 wäh-

rend seiner Beschäftigung als Profes-

sor an der Dresdner Kunstakademie.

Das Werk, nach eigenen Angaben

ein eindeutiges Anti-Kriegswerk, be-

schäftigte ihn immer wieder, bis es

schließlich nach drei Jahren fertigge-

stellt wurde. Der Themenkreis Krieg,

den Otto Dix bisher nur in Einzelbil-

dern – mit Ausnahme des grafischen

Werks – zeigte, wurde nun in der mo-

numentalen Form des Triptychons zu-

sammengefasst.

leSeN Sie Weiter

„Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mussten darauf schießen. Die erste Granate, die ein-schlug, traf in unser Herz.“

39

Otto Dix, Sturmtruppe geht unter Gas vor, 1924 Radierung, 35,2 x 47,5 cm, Kunstmuseum Stuttgart. Aus: Mappe Der Krieg

kein blatt vor den mund nehmen

Page 40: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

40

Quellen:

corinna furtmüller, Das Triptychon

im 20. jahrhundert als Reaktion auf

politische geschehnisse, Diplomar-

beit, graz 2010, 30-51

Otto Dix, Triptychon Der Krieg, 1929-32. Mitteltafel 204 x 204cm, Flügel 204 x 102cm, Predella 60 x 204cm, Staatliche Kunstsamm-lungen, Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden

Otto Dix, Leuchtkugel, 1917. Gouache, 40,8 x 39,4cm Städtische Galerie Albstadt, Stiftung Sammlung Walther Groz

Page 41: ARGE Jahresbericht 2013

4Fragen an: ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

JAHRESBERICHT 2013 ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus

JAHRESBERICHT 2013

41

1. Ich bin Schülerin der HLW Sozialmanagement in Graz.

2. Wir haben über die Schule viele gemeinsame Projekte mit der ARGE Jugend gemacht.

3. Engagement, jugendlich, fleißig, Anti-Rassismus

4. Machen Sie so weiter, da es wirklich etwas bewirkt!

1. Ich unterrichte in der HLW Sozial-management der CARITAS, meine Gegenstände sind Rechnungswesen, Betriebswirtschaft und Sozialma-nagement.

2. Eine super Zusammenarbeit in den letzten Jahren, von der meine Schülerinnen sehr profitiert haben!

3. Vielfalt in allen Bereichen, Offen-heit, Professionalität und Spaß!

4. Bleibt alle so wie Ihr seid – das passt genau!

1.Was machen Sie beruflich bzw. welche Ausbildung machen Sie gerade?

2.Was verbindet Sie persönlich mit der ARGE Jugend?

3.Vier Wörter, die Ihnen zur ARGE Jugend spontan in den Sinn kommen:

4.Was geben Sie uns für 2014 mit auf den Weg?

AnnA THALER

AnnELIESE BuCHBERGER

FRAnZ KREMSER

1. Ich bin Geschäftsführer der Lehr-lingshäuser der Wirtschaftskammer Steiermark Betriebsgesellschaft m.b.H

2. Die Zusammenarbeit in mehreren Lehrlingsprojekten, unter anderem dem Projekt „Lehrlinge erleben Vielfalt“.

3. Überparteilich, Menschenrechte, Vernetzung, Jugendstudie.

4. Weiterhin attraktive und interessante Angebote für Jugendliche im Zusam-menhang mit soziokultureller Vielfalt und gegen Gewalt und Rassismus.

FRAnZ STAnGL

1. Ich bin Kustos im UniGraz@Museum.

2. Mich verbindet mit dem Team der ARGE Jugend eine über zehnjährige äußerst produktive Zusammenarbeit bei

unterschiedlichsten Projekten. Ob als Referent oder Projektmitarbeiter hatte ich stets das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag zur Gesell-

schaftspolitik zu leisten.

3. Kollegial-kooperativ-konsensorientiert-korrekt.

4. Der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus wünsche ich für 2014 und darüber hinaus viel Kraft und Energie und dass all die zarten Pflänzchen

demokratiepolitischer Bildungs-arbeit in Zukunft saftige

Früchte tragen.

Page 42: ARGE Jahresbericht 2013

UnSER aRGE-JahRESBERiCht – EIn fORuM fÜR wIDERREDE zuM THEMA „KOnSUM. MaCht. MEnSChEnREChtE“Macht unser bewusstes Konsumverhalten mehr Menschenrechte oder nicht? | Christian Ehetreiber

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

42

„Die da oben sind Schuld! Daher müssen doch die da

oben was verändern! Wir können eh nichts tun!“ Dieses

Argumentationsmuster hören wir tagaus, tagein zu fast

jedem politischen Thema. Im Gefolge einer marxisti-

schen Gesellschaftstheorie mit milieutheoretischer Im-

prägnierung verfügt die Redeweise von denen da oben

– gemeint sind damit die machthabenden und einfluss-

reichen gesellschaftlichen Eliten – ungebrochen über

eine gewisse Evidenz. Doch seit dem „Kommunistischen

Manifest 1848“ hat sich unsere Gesellschaft weiterentwi-

ckelt. Eine nach Produktionsmittelbesitz vorgenommene

Klasseneinteilung der Gesellschaft lässt sich heute nicht

widerspruchsfrei aufrecht erhalten, wie überhaupt die

Reduktion der Menschen auf Klassenzugehörigkeit aktu-

ell kaum mehr Akzeptanz findet.

DeMoKrAtie AlS „MuPPetS-SHoW“, Der SouVeräN AlS StAtler & WAlDorF?Die Redeweise von denen da oben blendet überdies den

mündigen Bürger/die mündige Bürgerin und sein/ihr in-

dividuell und kollektiv gegebenes Handlungspotenzial

klammheimlich aus. Sie suggeriert im Sinne einer „Stat-

sich die hande in unschuld waschen

Page 43: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ler-Waldorf-Demokratie“ – das sind die beiden zynischen Nörgler und Besserwis-

ser von den Logenplätzen der Muppets-Show – man könne es sich als BürgerIn im

parlamentarisch-demokratischen System einfach bequem machen, nur noch die

da oben politisch tätig sein lassen und sich selbst als ExpertIn für eh fast alles in

seinem Wohnzimmer zurücklehnen, ohne dabei politisch aktiv zu werden.

HANDluNGSSPielräuMe NutZeN: reAlität oDer illuSioN?Unser gesellschaftspolitisches Modell ist anders: Wir gehen von individuell und

kollektiv stets gegebenen Handlungsspielräumen für die „Verbesserung der Welt“

aus, die es auf Basis von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit

zu erkennen, zu nutzen und zu erweitern gilt. Hans Putzers Bücher „Essen Macht

Politik“ und „Hungerkriege“ verdeutlichen die Handlungsspielräume der Bürger-

Innen in deren Rolle als kritische KonsumentInnen und bildeten den Impuls für

unsere Bildungsreihe „Konsum. Macht. Menschenrechte“, die wir seit einigen Jah-

ren durchführen. Die Grundidee dazu lautet: „Jede/r von uns kann durch sein/ihr

Konsumverhalten einen spürbaren Beitrag für eine gerechtere Welt leisten!“

Der üBerSCHätZte KäuFer?Karl Wimmler hinterfragt diesen Ansatz, über kritisches und bewusstes Konsum-

verhalten die Gesellschaft zu verändern, in seinem Gastkommentar ganz grund-

sätzlich: „Denn nur in einem immer wieder weit überschätzten Ausmaß haben

Käufer von Waren Einfluss auf deren Herstellungs- und Handelsweise. Einzelne

Nischen mögen da und dort existieren, genutzt und erweitert werden. Am Grund-

problem ändern sie nichts. Denn dann ginge es nicht nur um fair trade, sondern

auch um fair MADE“, so Karl Wimmler. Der Autor geht in seinem Gastkommentar

auch anerkennend auf die zeitgeschichtliche Erinnerungs- und Gedenkarbeit der

ARGE Jugend ein, die „nicht mit dem Stiefel des Besserwissers im Nachhinein“

gemacht werde, sondern „um die Zwänge und Widersprüche, um die Schwierig-

keiten und Verzweiflungen, um die Verführungen und Katastrophen vieler Men-

schenschicksale Bescheid weiß.“ Ich bedanke mich bei meinem Freund (!) Karl

Wimmler für den lesenswerten Gastkommentar.

Wie DeNKeN uNSere leSeriNNeN uND leSer DArüBer?Wir freuen uns, wenn auch die Leserinnen und Leser des ARGE-Jahresberichtes

ihre geschätzte Meinung zum Thema „Konsum. Macht. Menschenrechte –

Macht unser bewusstes Konsumverhalten mehr Menschenrechte oder

nicht?“ mitteilen wollen. Zuschriften bitte an die ARGE-Facebookseite https://

www.facebook.com/argejugend oder an [email protected]

43

ChRiStian EhEtREiBERGeschäftsführer der aRGE Jugend

jEDE/R VoN UNs KANN DURch

sEIN/IhR KoNsUmVER-

hAlTEN EINEN spÜRBAREN BEI-TRAG FÜR EINE GEREchTERE WElT lEIsTEN

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Page 44: ARGE Jahresbericht 2013

>DIE KOnSumEntEn

SInD SCHuLD!<

Gastkommentar von Karl Wimmler

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Ist er ein Freund? Ich weiß es nicht. Vieles an seiner Ar-

beit schätze ich. Und nach allem, was ich weiß, hält er

mich umgekehrt jedenfalls für keinen Idioten. Wir ken-

nen uns nicht wirklich gut. Bei verschiedenen Gelegen-

heiten, die uns beide berühren, laufen wir uns seit Jahren

immer wieder über den Weg. Er ist einer, der sich mit den

dunklen Seiten der Vergangenheit beschäftigt. Nicht nur

akademisch und abstrakt, sondern auch konkret. Und

dabei geht es in Ländern wie dem unseren vor allem und

weiterhin zuvorderst um die Periode des Faschismus und

Nationalsozialismus. Wie spielte sich das eigentlich ab in

genau jener Umgebung, in die wir danach hineingeboren

wurden? Seltsam eigentlich, dass es immer noch um die-

selben Fragen geht, wie nach dem Ende dieser Systeme:

Wer waren die Opfer? Wer hat Widerstand geleistet? Wie

war das eine und das andere möglich? Wer waren die Tä-

ter? Wie wurden sie es? Wer waren die Helfer der einen

und der anderen? Welche Umstände führten zum einen

und zum anderen? Welche Spielräume boten sich dem

einzelnen, der aufrecht durchs Leben gehen und nicht

schuldig werden wollte? Jene Menschen, die solche Prob-

lemstellungen für ihr Verhalten im gegenwärtigen Leben

für bedeutsam erachten, werden problemlos weitere Fra-

gen stellen können.

Mein freundlicher Bekannter legt besonderen Wert da-

rauf, insbesondere Jugendliche sensibel zu machen für

jene Möglichkeiten, die eine Gesellschaft ins Verderben

stürzen können oder davor bewahren. Und er war in der

Regel immer in der Lage, zwischen Opfern und Tätern

einen klaren Trennungsstrich zu ziehen. Nie verlangte

er sozusagen rückwirkend einen Heroismus des Wider-

stands von durchschnittlichen Bürgerinnen und Bürgern

in jener dunklen Zeit. Wohl aber war es ihm immer auch

44

GAsTKommENTAR

Page 45: ARGE Jahresbericht 2013

45

darum zu tun, die Erinnerung an jene Menschen zu för-

dern oder aufrecht zu erhalten, die aus Menschlichkeit,

Nächstenliebe oder politischem Weitblick Widerstand ge-

leistet, Menschen vor der Vernichtung bewahrt oder auch

nur kleine Zeichen des aufrechten Gangs gesetzt hatten.

Auf jene vielen anderen aber, die sich vor der Macht er-

schreckten und fürchteten und sich vor ihr beugten, ohne

von ihr direkt zu profitieren und eine besondere persönli-

che Schuld auf sich zu laden, tritt er nicht mit dem Stiefel

des Besserwissers im Nachhinein. Er begegnet ihnen mit

dem Verständnis eines aufmerksamen Zeitgenossen, der

um die Zwänge und Widersprüche, um die Schwierigkei-

ten und Verzweiflungen, um die Verführungen und Katas-

trophen vieler Menschenschicksale Bescheid weiß.

Im Unterschied zu diesem historischen Blick meines

freundlichen Bekannten gehört es zur üblichen und weit

verbreiteten Betrachtung aller Übel in der Welt, die Sicht

auf die Schuldigen derselben und deren Nutznießer zu

verdunkeln und immer wieder neu zu vernebeln. Wenn

zum Beispiel der Präsident der Wirtschaftskammer

Österreich erklärt, die Ergreifung der Macht durch die

Nationalsozialisten in Deutschland sei „unvermeidlich“

gewesen, „weil der Trend der Zeit autoritäre Regime be-

günstigte“, so unterschlägt er, dass dieser „Trend“ im Fall

des Faschismus und Nationalsozialismus von den Indus-

triekapitänen Deutschlands, Österreichs oder Italiens

herbeifinanziert wurde. Und suggeriert mit dem Wort

„Trend“, das früher einmal auch mit „Gottes Wille“ um-

schrieben wurde, ein für die gesamte Bevölkerung der

jeweiligen Länder bestimmtes „Schicksal“, wogegen fol-

gerichtig kein Mensch etwas ausrichten konnte. Und auf

gleiche Weise funktionieren auch all jene hilflosen Er-

klärungsversuche der heutigen Wirtschafts- und Finanz-

krisen, die diese auf eine „dem Menschen an sich“ eigene

„Gier“ zurückführen, womit die Ursachen dieser krisen-

haften Entwicklungen bequem gleichmäßig auf alle Men-

schen verteilt werden können (außer auf die Diagnostiker

der „Gier“, die diese durchschaut haben und vor ihr somit

gefeit seien).

Wie ich selbst ist auch mein freundlicher Bekannter, von

dem ich nicht weiß, ob er mich als Freund betrachten

würde, ein in äußerst unregelmäßigen Abständen Schrei-

bender von Leserbriefen. Vielleicht geht es ihm wie mir,

dass auch er sich manchmal hinterher ärgert, abermals

diesem sonderbaren missionarischen Drang nachgegeben

und dieser oder jener Zeitung, diesem oder jenem Maga-

zin wieder einmal sinnlos einige Zeilen übermittelt zu ha-

ben – unabhängig davon, ob diese nun eines Abdrucks für

würdig befunden wurden oder nicht. Vermutlich aber hat

er sich gefreut, als einmal ein Leserbrief von ihm nicht

nur im regionalen Zentralorgan, sondern tags darauf mit

identem Wortlaut auch in der überregionalen angebli-

chen „Qualitätszeitung“ veröffentlicht wurde. Anläss-

lich eines wieder einmal publik gewordenen „Skandals“

wegen verfälschter Lebensmittel schrieb da mein freund-

licher Bekannter: „Die ‚Bösewichte‘ sind nicht die Han-

delskonzerne, sondern all jene Konsumenten, die immer

noch mehr Waren und noch höhere Qualität zu immer

absurderen Preisen verlangen.“ Und: „Die Konsumen-

ten hätten es in der Hand, faire Preise für qualitätsvol-

le Waren zu bezahlen!“ Das nun ist nicht nur eine weit

verbreitete, sondern auch eine sonderbare Diagnose.

Foto: Thorben Wengert_pixelio.de

Gastkomment

ar

Page 46: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Denn der Einfluss „der Konsumenten“ auf Herstel-

lung und Qualität der von ihnen konsumierten Wa-

ren und auf die Art des Handels mit diesen Waren

ist nur eine gern verbreitete und gern gehörte Schi-

märe. Oder glaubt jemand im Ernst, eine Handvoll

Bauernmärkte und Bioläden wären ein Rezept für

gesunde Ernährung von acht Millionen Österrei-

chern beiderlei Geschlechts oder hunderter Millio-

nen Europäer. Oder die „fair trade“-Blumensträuße

aus Kenia beim Discounter samt den noch billigeren

„fair traide“-Bananen hätten etwas mit Fairness

und Gerechtigkeit gegenüber den Produzenten zu

tun? Ganz abgesehen davon, dass die Flugzeuge, mit

denen diese Waren transportiert, das Kerosin, mit

dem diese betankt werden, wohl nicht „fair“ gehan-

delt wurden? Eher also hat die weltweite Ausbeutung

der Ressourcen, lohnabhängigen und Bauern ein

für manch „kritische“ Geister humaneres Mascherl

bekommen. und selbst, wenn dieses Mascherl nicht

völlig belanglos wäre, stellt sich doch zunächst ein-

mal die Frage nicht des Handels und der Handels-

konzerne, sondern der Herstellung der Produkte.

„Die Konsumenten“ sind Käufer von Waren, deren

Erzeugungsziel nicht die Produktion von Werten,

sondern die Erzielung von Profit war.

Weshalb auf der Hand liegt: „Wir leben in einer Welt, die

von allem den Preis, jedoch von nichts den Wert kennt.“ - Er-

staunlich, dass jemand, der zu dieser Einsicht gelangt ist,

nun just den Käufern der Waren vorhält, dass sie beim Kauf

auf den Preis schauen. Gerade das aber hat mein freund-

licher Bekannter, der mit dem eben zitierten Satz seinen

Leserbrief einleitete, getan. Und den Satz nicht weiterge-

dacht. Denn nur in einem immer wieder weit überschätz-

tem Ausmaß haben Käufer von Waren Einfluss auf deren

Herstellungs- und Handelsweise. Einzelne Nischen mögen

da und dort existieren, genutzt und erweitert werden. Am

Grundproblem ändern sie nichts. Denn dann ginge es nicht

nur um fair trade, sondern auch um fair MADE – nicht nur

von Nahrung, sondern auch von Autos und anderen Trans-

portmitteln, von Gebrauchsgegenständen, Elektrogeräten

und vielem anderen, was in aller Welt zum täglichen Leben

gehört. Nicht zuletzt auch von Dienstleistungen wie – ja,

warum nicht – von sozialen Einrichtungen, Versicherun-

gen und dergleichen.

46

"Wir leben in einer Welt,

Die von allem Den Preis,

jeDoch von nichts Den

Wert kennt“

Page 47: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Wer „den Konsumenten“ die Schuld an minderwertigen

Produkten gibt, kann sich schwerlich auf den deutschen

Satiriker Kurt Tucholsky berufen, der vor fast achtzig Jah-

ren am Nazismus zerbrach und vor dessen Machtantritt

schrieb:

Sag mal, verehrtes Publikum:

Bist du wirklich so dumm?

Denn Tucholsky reimte zuvor:

Jeder Direktor mit dickem Popo

spricht: »Das Publikum will es so!«

Jeder Filmfritze sagt: »Was soll ich machen?

Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!«

Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:

»Gute Bücher gehn eben nicht!«

Tucholskys Frage „an das Publikum“ war nicht in erster

Linie rhetorisch. Denn er schrieb auch:

Was macht man mit Arbeitermassen?

Entlassen! Entlassen! Entlassen!

Wir haben die Lösung gefunden:

Krieg den eignen Kunden!

Dieweil der deutsche Kapitalist

Gemüt hat und Exportkaufmann ist.

Wußten Sie das nicht schon früher?

Gott segne die Wirtschaftsverführer!

Kann es sein, dass mein freundlicher Bekannter bei Tu-

cholskys „Frage an das Publikum“ die Lektüre beendet und

auf die geheimen und die sichtbaren Verführer und Verur-

sacher vergessen hat?

(Quellen: Der Standard, 11.2.2013, Kleine Zeitung,

24.2.2013, Der Standard, 25.2.2013)

47

Foto

: VTo

ny

Heg

ewal

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pix

elio

.de

karl wimmler, geboren 1953, auf-

gewachsen in der Obersteiermark,

lebt in graz. Er ist freier Schrift-

steller, Autor und Mitarbeiter von

cLIO, verein für geschichts- und

Bildungsarbeit in graz. (Quelle:

http://www.wimmler.at/)

"Wir leben in einer Welt,

Die von allem Den Preis,

jeDoch von nichts Den

Wert kennt“

Page 48: ARGE Jahresbericht 2013

massen-grabmittel-meerEs gäbe möglichkeiten, Flüchtlinge zu schützen, ohne den Wohlstand Europas zu gefährden. Jetzt liegt es an der Politik | Bianca Angerer

48

BianCa anGERERProjektmitarbeiterin Beratungs-stelle in Bruck an der Mur und für

„Generationendialog erobert Youtube“ in Graz

EINE FAIRE UND sINNVollE

EINWANDERUNGs-polITIK ZU

BETREIBEN sTEllT EINE ImmENsE

hERAUsFoRDER-UNG FÜR DIE EU-

sTAATEN DAR

den mantel des schweigens uberetwas legen

Page 49: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Für die einen Urlaubsort, für die anderen Todesfalle –

ständig erreichen uns Schreckensmeldungen über un-

zählige Menschen, die beim Versuch, das Mittelmeer von

Afrika nach Europa zu überqueren, ums Leben gekom-

men sind. Das Ertrinken von 300 Flüchtlingen im Oktober

2013 vor der italienischen Insel Lampedusa war der tragi-

sche Höhepunkt einer an Unglücken reichen Geschichte.

Man spricht offiziell von 8.000, und inoffiziell von 25.000

Menschen, die seit 1990 in der Hoffnung auf eine bessere

Zukunft ihr Leben vor den Toren Europas lassen mussten.

SCHlArAFFeNlAND euroPAUnmenschliche Bedingungen und Perspektivenlosigkeit

in den Heimatländern, korrupte Schlepper_innen, Syste-

me in den Herkunftsländern, an denen viele zerbrechen

und oft auch das Unwissen über das „Schlaraffenland“

Europa ziehen unzählige Menschen nach Europa. Trotz

verschärfteren Überwachungsmaßnahmen der Außen-

grenzen der EU steigt die Anzahl der Toten jährlich. Die

Flüchtlinge kommen in der Hoffnung auf ein besseres Le-

ben, jedoch oft gepaart mit unzureichenden Kenntnissen

über die Bedingungen, die sie in Europa erwarten. Ange-

lockt von Schlepper_innen, die ihnen Utopisches verspre-

chen.

eiNe letZte reiSeFür viele ist es die letzte Reise. Schätzungen zufolge er-

reicht jeder achte Flüchtling sein Ziel nicht und findet

seine letzte Ruhestätte in den nassen Gräbern des Mittel-

meers oder des Atlantiks. Die Überfahrt stellt jedoch nur

die erste Hürde im Kampf um eine bessere Zukunft der

Flüchtlinge dar, es folgen Razzien der Grenzpolizei, der

Existenzaufbau im Untergrund. Für den Großteil jedoch

bedeutet eine „gelungene“ Überfahrt die Ausweisung in

ein Auslieferungslager. Nur für wenige Glückliche sind

diese eine Zwischenstation, bevor ihr Asylantrag bewil-

ligt wird.

euroPäiSCHe GreNZPolitiKDie vermehrten Katastrophen haben zahlreiche Diskussi-

onen in der EU angefacht und in Anbetracht dieser Tatsa-

chen werden Fragen nach der europäischen Grenzpolitik

immer lauter. Frontex, die Europäische Agentur für die

operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der EU,

spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die

Grenzsicherung erfolgt durch die Patrouille von Schif-

fen, Helikoptern und Drohnen, um Flüchtlingsboote zu

entdecken. Auch Anrainerstaaten der EU, wie etwa nord-

afrikanische Länder, unterstützen die EU bei der Grenz-

sicherung, um illegaler Migration Einhalt zu gebieten.

eiNe ABSCHreCKuNGGrundsätzlich müssen Schiffe etc. Flüchtlingen in Seenot

zwar helfen, jedoch drohen Haftstrafen, wenn jemand

Flüchtlinge bei der „illegalen“ Einreise unterstützt – eine

Abschreckung für viele. Nach den neuesten Bestimmun-

gen jedoch dürfen Flüchtlingsboote, die von Frontex

aufgespürt werden, nicht mehr abgefangen und zurück-

geschickt werden, sondern diese dürfen nur mehr War-

nungen aussprechen und Anweisungen geben, nicht in

Territoritalgewässer eines Eu-Staates einzudringen.

leSeN Sie Weiter

49

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Page 50: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

Praktisch, Oekologisch, Miteinander,

Achtsam, Lustvoll und Integrativ, sechs

Adjektive, die für eine bestimmte Ge-

meinschaft die Welt bedeuten. Ihre Mit-

glieder haben sich für ein gemeinschaft-

liches Wohnen entschieden, wo weder

Alter, Geschlecht, Herkunft, Religions-

zugehörigkeit noch Status eine Rolle

spielen.

eiNe SieDluNG oHNe GArteNZäuNe uND NoCH Viel MeHr…

Nach einigen Jahren der Planung sind

die ersten BewohnerInnen der Pomali-

Gemeinschaft (Pomali steht für

Praktisch, Oekologisch, Miteinander,

Achtsam, Lustvoll und Integrativ) im

Dezember 2013 in ihr eigens entwickel-

tes Gemeinschaftswohnprojekt einge-

zogen. Mit viel Freude stellen sich die

Pomalis der Herausforderung des ge-

meinsamen Lebens. Dabei stehen Ziele

wie Beziehungen, Kultur und Feiern,

Selbstversorgung, Solidarität, Umfeld-

pflege sowie Ökologie im Vordergrund.

Einen besonderen Stellenwert erhal-

ten die Kinder als die Zukunft unse-

rer Gesellschaft. Unter dem Motto „Es

50

Cohousingals (neue) alternative form des ZusammenlebensGemeinsames Wohnen, wo gute Beziehungen untereinander gepflegt und möglichst ökologisch, nachhaltig und in Vielfalt gelebt wird | Bettina Renzler

BEttina REnZlERProjektmitarbeiterin Beratungsstelle,

Jugendstudie und OJPF in Bruck an der Mur

in meiner badewanne

bin ich kapitan

Es BRAUchT EIN DoRF Um EIN KIND

ZU ERZIEhEN

linKS

http://www.kravogel-coaching.at/cohousing

http://www.youtube.com/watch?v=-oatyqyaf-k

http://www.gemeinsamwohnen.at/links

http://www.cumpane.com/ ; http://www.kleinezeitung.

at/allgemein/bauenwohnen/2759220/kumpel-nebenan.

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Page 51: ARGE Jahresbericht 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“ wollen die Po-

malis ihre Nachkommen in Gemeinschaft mit den Wer-

ten Gesundheit, Ökologie, Nachhaltigkeit und Vielfalt

erziehen. Nach langen Verhandlungen mit dem Bauträger

sind die einzelnen Wohnungen nicht durch Gartenzäune

getrennt, was den Gemeinschaftssinn und die Offenheit

auch nach außen hin verdeutlichen soll.

„Diese Wohnform verbindet Leben in geschützter Pri-

vatatmosphäre mit den Vorzügen einer tragfähigen Ge-

meinschaft“, erklärt Helmut Deubner, ein Experte des

Cohousings. Dennoch weiß jede/r, der oder die sich

schon einmal Wohn- oder Lebensraum geteilt hat, dass so

ein Zusammenleben organisiert sein muss. Die Pomalis

haben sich hierbei für eine beteiligungsfördernde Orga-

nisations- und Entscheidungsstruktur entschieden: die

Soziokratie. Diese gliedert sich in verschiedene autono-

me Arbeitskreise ohne Hierarchie. Jede/r Pomali bringt

Zeit und Humanressourcen mit ein, muss in mindestens

einem, darf aber höchstens in drei Arbeitskreisen ver-

treten sein. So wird eine Zusammenarbeit gewährleistet,

ohne, dass sich jemand überengagiert.

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„Gemeinsam“ ist das Motto der „Pomali-Familie“!Fotos: www.pomali.at

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Betteln in graz: „Ewige Wiederkehr des Gleichen“ oder „Beschreiten neuer Wege“?neue Lösungsansätze zum Thema „Betteln in Graz“ werden 2014 erarbeitet | Christian Ehetreiber

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hinterverschlossenenvorhangen

ChRiStian EhEtREiBERGeschäftsführer der aRGE Jugend

linKS

Foto zu unserer Zeitung „Der Bettler“ bei der Ausstellung „Wohnzimmer Stei-ermark“

Protestmail gegen die neuerliche Bett-lerhetze in der Kronen Zeitung 2013

Die öffentlichen Stellungnahmen Christi-an ehetreibers gegen BettelverboteArGe jugend und Grazer Menschen-rechtsbeirat

Das österreichische Forum gegen Bettel-verbote, gegründet von joachim Hainzl und Kolleginnen

Presseaussendung des Menschenrechts-beirates zum VfGH-urteil „Aufhebung des steirischen Bettelverbotes“

Die reportage von Colette Schmid zum neuerlichen Aufflammen der Bettelde-batte 2013

Nur bei wenigen politischen Themen be-

gegnen wir Friedrich Nietzsches Denk-

figur der „Ewigen Wiederkehr des Glei-

chen“. Das Thema „Betteln in Graz“

gehört zu jenen Dauerbrennern, wo

stereotyp wiederkehrende Argumen-

tationsmuster seit Jahrzehnten die

öffentliche Debatte prägen. Doch der

beharrliche Widerstand der Arbeits-

gruppe gegen Bettelverbote im Grazer

Menschenrechtsbeirat wie auch des

Grazer Menschenrechtsnetzwerkes stößt

zunehmend auf stärkere Akzeptanz in

der Stadt- und Landespolitik, in den

Medien und bei den solidaritätsfähi-

gen Bürgerinnen und Bürgern. Bürger-

meister Mag. Siegfried Nagl setzt im

Jahr 2014 eine Arbeitsgruppe ein, um

neue Lösungsansätze zu erarbeiten.

Wie werden die Hardliner von Ultra-

links bis Ultrarechts auf den notwendi-

gen Kurswechsel reagieren?

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ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus JAHRESBERICHT 2013

BettelN Nur DeS NACHtS? eiN FASCHiNGSSCHerZ Der FPöDie Zeichen für den „Ausbruch aus

der ewigen Wiederkehr des Gleichen“

mehren sich: Die parteiübergrei-

fende Ablehnung des absurden FPÖ-

Vorschlages im steirischen Landtag,

das Betteln nur während der Nacht-

stunden zu erlauben, ist ein klares

Zeichen. Die Klubchefs Christopher

Drexler und Walter Kröpfl nannten

den FPÖ-Vorschlag zu Recht einen

„Faschingsscherz“.

BürGerMeiSter NAGl WieDer iM DiAloG Mit MeNSCHeNreCHtSBei-rAt uND ZiVilGeSellSCHAFt Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl

stellte sich im Jänner 2014 im Gra-

zer Menschenrechtsbeirat dem offe-

nen Dialog. Im Februar 2014 führ-

ten der Grazer Bürgermeister und

Gemeinderat Thomas Rajakovics

ein weiteres Gespräch mit Christian

Ehetreiber in dessen Rolle als Ko-

ordinator der Arbeitsgruppe gegen

Bettelverbote des Grazer Menschen-

rechtsbeirates. Die Quintessenz da-

raus: Bürgermeister Nagl nimmt die

Anregung des Grazer Menschen-

rechtsbeirates auf, eine interins-

titutionelle Arbeitsgruppe einzu-

richten, um im parteiübergreifenden

Dialog einen neuen Weg der Versach-

lichung und Deeskalation der öffent-

lichen Debatte zum Umgang mit „Bet-

teln und Armut“ auf Grundlage des

VfGH-Urteils zur Aufhebung des stei-

rischen Bettelverbotes zu beschreiten.

Der Grazer Bürgermeister werde persön-

lich die MenschenrechtssprecherInnen

der Gemeinderatsfraktionen, die Exe-

kutive und Justiz, Fachleute der Verwal-

tung, die Caritas, die Vinzenzgemein-

schaft, die SozialpartnerInnen, das

AMS, NGO-VertreterInnen, den Grazer

Menschenrechtsbeirat, VertreterInnen

der Wirtschaft, der Medien und weitere

Persönlichkeiten zu dieser Arbeitsgrup-

pe einladen, um „an allen Schrauben der

Thematik gemeinsam sinnvoll zu drehen

und Optimierungen zu erzielen“.

Das in den beiden Gesprächen mit

Bürgermeister Nagl erzielte Ergebnis

kann in Anbetracht der jahrzehnte-

langen polarisiert geführten Debatte

zwischen BefürworterInnen und Geg-

nerInnen eines Bettelverbotes nicht

hoch genug eingeschätzt werden. Denn

das nun vereinbarte „Z‘ammsitzen und

gemeinsame Lösungen entwickeln“ er-

öffnet erstmals einen Ausweg aus der

„ewigen Wiederkehr des Gleichen“.

Abzuwarten bleibt freilich, ob die

lautstarken FundamentalistInnen von

Links- und Rechtsaußen von den kons-

truktiven Kräften neutralisiert werden

können, oder ob dort „der Geist, der

stets verneint“, sein erwartungsgemä-

ßes Verharren im Stillstand der Stereo-

type verteidigen wird.

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Grazer Persönlichkeiten setzen sich nieder für das Recht der BettlerInnen. Foto: Kleine Zeitung

Armenpfarrer Wolfgang Pucher - ein Wahrzei-chen der Stadt Graz wie der Uhrturm.Foto: Maryam Mohammadi

Schülerin der BAKIP Judenburg als Bettlerin in Graz. Foto: Hainzl

Tauben dürfen in der Herrengasse um Futter betteln. Foto: Hainzl

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IST Geiz IMMER Geil?„Geiz ist nicht immer geil – Wie groß ist die Macht der kritischen KonsumentInnen?“ | Martina Mauthner-Tarkusch

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MaRtina MaUthnER-taRKUSCh

Bereichsleiterin Bruck an der Mur

wir haben nicht ewig zeit

GEGEN KoNZERNE UND BANKEN

KöNNEN WIR Eh NIchTs TUN!

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ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

Gibt es die Macht der KonsumentIn-

nen als Verbündete für mehr Men-

schenrechte oder trifft genau das

Gegenteil zu? „Gegen Konzerne und

Banken können wir eh nichts tun!“,

sagen die einen. „Mit einem kriti-

schen Konsumverhalten hätten wir

sehr wohl Einfluss auf Konzerne und

Banken, wenn wir über das nötige

Wissen und Bewusstsein verfügen“,

sagen die anderen. Westliche Han-

delsketten produzieren unter ande-

rem in Bangladesh, wo bei einem

schrecklichen Einsturz eines Fab-

rikgebäudes 2013 über 600 Menschen

starben.

Ein Zitat von David Horvath, Verein

Südwind, beschreibt treffend die

Handlungsspielräume der Konsu-

mentInnen: „Ich glaube schon, dass

kritische KonsumentInnen etwas

bewirken können. Die Markenun-

ternehmen müssen nur genug Druck

verspüren, dann bewegen sie sich

doch. Dafür braucht es natürlich

viel Information über die Missstän-

de und über die Optionen, die jedeR

einzelne [sic] hat.“ An der beachtli-

chen Medienberichterstattung sieht

man, dass die Produktionsbedingun-

gen der eigenen Konsumgüter den

Menschen nicht egal sind. Sehr viele

sind betroffen, fassungslos oder ver-

ärgert.

Die westlichen Handelsketten schie-

ben die Schuld an der Billigproduk-

tion dem Kauf und Konsumverhalten

der westlichen BürgerInnen zu. Dazu

wird immer wieder festgehalten,

dass es unverantwortlich ist, den

KonsumentInnen die Schuld an den

Missständen bei der Erzeugung bzw.

Verarbeitung von Waren zuzuschie-

ben, denn die „Geiz-ist-geil“-Men-

talität wurde ja von der Wirtschaft

über die Werbung auf die Konsument-

Innen übertragen bzw. von diesen

erzeugt. Wobei der Hinweis auf die

Leistbarkeit von ökologischem Kauf-

verhalten nicht unbedacht bleiben

sollte.

GeHt uNSer WoHlStAND Zu uNGuNSteN ANDerer MeNSCHeN uND DereN SoZiAleN reCHteN?Waren es im Frühjahr die Produktions-

bedingungen in Bangladesh, sind es

zu Beginn des Jahres 2014 die kata-

strophalen Lohnbedingungen der

NäherInnen in Kambodscha, die die

Bekleidungsindustrie wieder in die

Schlagzeilen rückt. Die Polizei und

das Militär eröffneten am Freitag,

dem 3. Jänner 2014, das Feuer auf

demonstrierende ArbeiterInnen. Die

NäherInnen verdienen 2,30 Euro

pro Tag. Sie kämpfen nun für ihre

Rechte auf der Straße. In Kambod-

scha verschärft sich der Protest in

der Textilbranche. Hunderttausende

ArbeiterInnen streiken, die meisten

Fabriken mussten die Produktion

einstellen.

In Kambodscha ist der Textilsektor

im Export führend. Die Einkünfte

dieses Wirtschaftssektors belaufen

sich laut „Spiegel“ auf 5 Mrd. Dollar

im Jahr. Geliefert wird hauptsäch-

lich nach Europa und in die USA. Für

die meisten Frauen ist der Textilsek-

tor die einzige Möglichkeit, Geld zu

verdienen.

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Faire Löhne und faire Arbeits-bedingungen sollten im Mittel-punkt stehen. Foto: Didi01_pixelio.de

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ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

zwei Auszeichnungen für sein werk und wirken - Wir freuen uns mit Heimo HalbrainerSeine Arbeit wurde gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet, mit dem Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark und mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Graz | Christian Ehetreiber

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licht auf etwas werfen

hEImo: EIN solITäR DER ZEITGEschIchTs-

FoRschUNG

ChRiStian EhEtREiBERGeschäftsführer der aRGE Jugend

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ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

ARGE Jugend gegen Gewalt und RassismusJAHRESBERICHT 2013

Gleich zwei namhafte Auszeichnungen durfte

Heimo Halbrainer für sein Werk und Wirken als

Zeitgeschichtler wie auch als politischer Bildner

entgegennehmen: den Erzherzog-Johann-For-

schungspreis des landes Steiermark 2013 und

den Grazer Menschenrechtspreis 2013. Ganz

besonders freut es uns, dass Heimo Halbrainer den

„Forschungspreis des Landes Steiermark“ für das

gemeinsam mit Werner Anzenberger und Christian

Ehetreiber 2013 herausgegebene Buchprojekt „Die

Eisenstraße 1938-1945“ erhalten hat: für seinen al-

lein und sorgfältigst recherchierten zweiten Band

„Archiv der Namen. Ein papierenes Denkmal der NS-

Opfer aus dem Bezirk Leoben“ wie auch für seine den

jeweiligen Forschungsstand repräsentierenden Tex-

te des ersten Bandes. Mit dem „Archiv der Namen“

– Neuland in der Forschung – hat Heimo Halbrainer

den von Nazihand Ermordeten im Bezirk Leoben ein

bleibendes Erinnerungszeichen gewidmet.

ZeitGeSCHiCHte AlS MeDiuM Der PolitiSCHeN BilDuNG VerBiNDet Clio Mit Der ArGe juGeNDMit Heimo Halbrainer und seinem Verein CLIO ver-

bindet uns eine jahrzehntelange äußerst produktive

Zusammenarbeit zu den Themen „Neue Erinnerungs-

kultur an die Opfer von Faschismus und Nationalso-

zialismus“ und „Demokratie- und Menschenrechts-

bildung via Zeitgeschichte“. Die Zusammenarbeit

startete mit der ZeitzeugInnenarbeit zum Thema

„Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit“

bereits Mitte der 1990er Jahre: Unvergessene Zeit-

zeugInnengespräche mit Maria Cäsar, Franz Schick,

Max Muchitsch, Franz Leitner, Alfred Setscheny

und vielen weiteren faszinierenden Persönlichkeiten

des Widerstandes gegen das NS-Regime brachten die

weitgehend ausgeblendete Widerstandsgeschichte in

Form intergenerativer Dialogveranstaltungen ins Be-

wusstsein der jüngeren und älteren Generation. Die

staunenden Mitwirkenden erfuhren erstmals vom

„Todesmarsch ungarischer Jüdinnen und Juden durch

die Eisenstraße“ oder vom bewaffneten Kampf der

Partisanengruppe Leoben-Donawitz gegen die Nazis.

Die AuSGeBleNDete GeSCHiCHte iN DeN DiAloG Der GeNerAtioNeN eiNBriNGeNDie Reihe und die Methode „Jugendliche im Dialog

mit ZeitzeugInnen und HistorikerInnen“ gehört zu

den tragenden Säulen der politischen Bildungsar-

beit des Vereins CLIO wie auch unserer ARGE Jugend

gegen Gewalt und Rassismus. Das Grundkonzept

ist einfach: vor allem jüngere Menschen mit ihren

eigenen Fragen und Themen in den Dialog mit Zeit-

zeugInnen und HistorikerInnen bringen, ausgehend

von einer guten inhaltlichen Vorbereitung und auf

Grundlage des jeweils aktuellen Forschungsstandes,

den Heimo Halbrainer in all diesen Projekten stets

profund recherchiert und lesbar einbringt. Aktuell

bereiten wir den steirischen ZeitzeugInnenschatz

gemeinsam mit Heimo Halbrainer und Peter Webho-

fer über Internet und Web 2.0 für die weltweite Nut-

zung auf.

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licht auf etwas werfen

Heimo Halbrainer mit seiner Frau Ulrike

und dem jüngeren Sohn Lukas.

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„Schule ohne Rassismus“ Kleine Zeitung / 22.6.2013

„Beratungsstelle“ der Ennstaler / Nov.2013

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Pressestimmen

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„Generationendialog goes Youtube“ Der Neue Mahnruf / 13.6.2013

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„Wohnzimmer Steiermark“ Die Woche / 26.6.2013

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„Wohnzimmer Steiermark“ Kleine Zeitung / 15.3.2014

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Wohnzimmer Steiermark“ Kleine Zeitung / 20.3.2014

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„Generationendialog goes Youtube“ Meine Woche / 21.11.2013

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„Obersteirischer Jugendprojekt-fonds“/ Die Woche / 26.6.2013

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„Wohnzimmer Steiermark“ Kleine Zeitung / 14.6.2013

„Wir sind Graz 2.0“ ORF.at / 7.3.2014

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Facebook Thementagnach anfänglicher Skepsis ist das Projekt nun ein voller Erfolg | Dominik Knes

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Im März 2013 hat die ARGE Jugend eine Innovation im Bereich des bildungspoliti-

schen Diskurses geschaffen: den Facebook Thementag. Nach anfänglicher Skepsis

– „Das ist kein geeigneter Ort für eine Diskussion dieser Art!“, „Das Medium ist

hierfür nicht brauchbar!“, hieß es von so mancher Seite – wagten wir den Schritt

dennoch. Im Nachhinein betrachtet können wir stolz verlautbaren: das Web 2.0

Experiment ist geglückt! Über 100 DiskutantInnen beteiligen sich an unseren

Online-Diskussionen. Wer diese in Zukunft mitverfolgen möchte oder sich selbst

einbringen möchte, möge sich mit der ARGE Jugend unter „www.facebook.com/

argejugend“ befreunden.

Hier haben wir drei Auszüge aus unseren Thementagen:

dOMiniK KnES Projektmitarbeiter Wanderaus-

stellung Wohnzimmer Steiermark und Schule ohne Rassismus

uber sich

hinauswachsen

ÜBER 100 DIsKUTANTINNEN

BETEIlIGEN sIch AN UNsEREN oNlINE-

DIsKUssIoNEN

thementag

"betteln“

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www.argejugend.at www.facebook.com/argejugendlike us on

thementag "asyl“

thementag

"betteln“

thementag

"konsumverhalten“

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die welt nicht schwarz weiss sehen