Ariane Gilgenberg: Karamell - Ein Pferdekrimi

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Leseprobe: Ariane Gilgenberg: Karamell - Ein Pferdekrimi, Taschenbuch, 176 Seiten, 10,90 Euro. Luisa hat ein ehrgeiziges Ziel, sie will eine große Springreiterin werden. Doch die Pferdehändlerin Carola Park zerstört ihre Pläne. Sie hat Luisas Schimmelwallach übel zugerichtet. Das Mädchen ist verzweifelt und fühlt sich schuldig an dem Unglück. Da trifft Luisa auf einen jungen Fuchswallach. Er ist ein Budjonny, eine russische Pferderasse, die niemand kennt. Luisa ist verzaubert von ihm und seiner Ausstrahlung. Seine großen schwarzen Augen, sein zierlicher Kopf und der Goldglanz in seinem Fell lassen sie dahin schmelzen. Kann der Goldfuchs ihr neuer Weggefährte werden? Ist er das richtige Springpferd für sie? Erneut droht Unheil von der habgierigen Pferdehändlerin. Neid und Missgunst schlagen Luisa auch von einer anderen Seite entgegen.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lektorat: Hedda EsselbornSatz: Sandy PennerTitelbild: Ariane GilgenbergInnenillustrationen: Michaela Gilgenberg-Curati

1. Auflage 2012ISBN: 978-3-86196-138-3

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt.

Copyright (©) 2012 by Papierfresserchens MTM-Verlag Heimholzer Straße 2, 88138 Sigmarszell, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

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Ariane Gilgenberg

KaramellEin Pferdekrimi

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Inhalt

Ein schrecklicher Fehler 7Veilchens richtiger Riecher 22Krümel, Keks und Karamell 40Unerwünschter Anruf 53Ein Schrecken nach dem anderen 64Überraschung auf dem Mandelhof 78Zweifel 90Tuniergeflüster 99Etikettenschwindel 114Giftschlangen 120Herzklopfen 135Auf leisen Hufen 148Tunierturbulenzen 153Gerechte Strafe 165

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Wütend feuerte Luisa die Gerte auf den Springplatz und zerrte ihren Reithelm vom Kopf. Ihre Locken fielen ihr wild zerzaust auf die Schultern und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Wieder war Luisa mit Condor, ihrem Schimmel-wallach, aus der Springprüfung ausgeschieden!

Es war Anfang April. Die Frühjahrssonne ließ das zarte Grün der Bäume leuchten und den Waldboden duften. Ein herrlicher Tag für das erste Freilandturnier im Jahr. Mäd-chen und Jungen in weißer Reithose und dunkler Reitjacke saßen stolz auf ihren Pferden. Zahlreiche Zuschauer be-völkerten den Turnierplatz. Eltern und Großeltern standen in Scharen um den Parcours, sie wollten ihre Sprösslinge bewundern und mit ihrem Applaus beflügeln. Ab und zu schnalzte es leise aus einer Ecke, wenn das Ross nicht so wollte wie sein Reiter. Andere hoben verstohlen einen Fuß, in der Hoffnung, das Pferd damit fehlerfrei über die Hin-dernisse heben zu können.

Auch Luisa war mit ihren Eltern Thomas und Anna Fal-kenberg sowie ihrer kleinen Schwester Neele hierher ge-fahren. Doch der sonnige Frühjahrstag und die mitfiebern-den Zuschauer halfen bei Luisa nicht.

Mit gesenktem Kopf ritt Luisa zum Pferdehänger, wo bereits ihr Vater auf sie wartete. Er blickte seiner Tochter zerknirscht entgegen.

„Papa, Papa“, schluchzte Luisa, „ich kann nichts dafür!“„Ja meine Kleine“, tröstete sie ihr Vater, „ich weiß, ich

habe alles gesehen. Du bist vollkommen richtig geritten.

Ein schrecklicher Fehler

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Es hat alles gepasst und plötzlich hat Condor den Mut ver-loren.“

„Condor hat Angst! Er hat Angst vor blauen Stangen. Deshalb hat er verweigert. Als ich das Hindernis noch ein-mal anreiten wollte, hat er schon von Weitem gescheut und dann ist er auch noch gestiegen.“ Wieder kullerten dicke Tränen über Luisas Wangen. Sie war furchtbar ent-täuscht! Wie so oft war sie voller Hoffnung in den Spring-parcours geritten.

Aus der Ferne wurden die Falkenbergs heimlich beob-achtet. „Dieses Mädchen lernt nie reiten“, schimpfte eine knochige Gestalt mit roten Haaren leise vor sich hin. „Was soll schon aus dem Kind werden. Die Eltern haben keine Ahnung von der Reiterei. Und den Bock kann man auch vergessen. Ein Stinkstiefel ist das. Schade um die Zeit, die ich in ihn gesteckt habe. Aber“, schoss es Carola durch den Kopf, „eigentlich gut für mein Geschäft. Ich könnte diesen dummen Falkenbergs eines von meinen Pferden verkau-fen.“

Sie rieb sich die Hände und war schon wieder bester Laune. „Ich muss sie nur gut im Auge behalten“, raunte sie und marschierte zu ihrem Jeep. Dort nahm sie sich die Liste ihrer Verkaufspferde vor. „Ah, da ist der ungarische Braune. Der springt richtig gut. Manchmal allerdings muss ich ein wenig nachhelfen … Was könnte ich für den verlangen?“

Sie trommelte mit einem Stift auf ihrer Liste herum und überlegte. „Zu teuer darf er nicht sein, sonst kaufen sie ihn nicht. Zu billig auch nicht, sonst denken die Falken-Leu-te, er hätte irgendwas.“ Carola kicherte listig vor sich hin. „Kriegen die sowieso nicht raus.“

Ihr tanzten schon die vielen Scheine vor den Augen her-um und sie überlegte, was sie mit dem Geld alles anfangen könnte. Endlich einmal Urlaub machen. Die Reiterei war ein

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Knochenjob, von dem sie sich erholen musste. Besonders dieser ungehobelte Condor hatte ihr mächtig zugesetzt. Er hatte sie mehrmals abgeworfen.

Inzwischen kam Luisas Mutter angerannt. Auf ihrem Kopf wippte eine Sonnenbrille in Schräglage. Sie brachte die Gerte und den Reithelm mit. „Luisa, mein Mädchen“, rief sie, „das war knapp. Bin ich froh, dass du nicht her-untergefallen bist!“

Liebevoll strich sie ihrer Tochter über den Rücken. Doch Luisa stieß die Hand ihrer Mutter weg. „Ich bin eben schlecht geritten“, schniefte sie unwirsch. „Wahrscheinlich waren wieder die Zügel zu lang oder sonst etwas.“

Luisas Mutter ignorierte den Zorn und wendete sich ihrem Mann zu. „Thomas, ich flehe dich an. So kann das nicht weitergehen. Mir ist das zu gefährlich! Verstehst du das?“

Luisas Vater nickte zögernd. „Wieso bleibt Condor seit einigen Wochen immer an blauen Hindernissen stehen? Und wieso führt er sich so wild auf? Was machen wir falsch?“

Plötzlich stand Pauline, Luisas Pferdefreundin, da und schaute schüchtern zu Luisa hoch. „Ich muss dir etwas sa-gen“, flüsterte sie.

Luisa wischte sich verstohlen die Tränen aus dem Ge-sicht und versuchte normal auszusehen. Ihre Eltern son-derten sich feinfühlig ab.

„Luisa, es tut mir so leid, dein Pech mit Condor.“„Leid? Wenn man so blöd reitet wie ich?“, erwiderte

Luisa patzig. „Nein, nein, das stimmt nicht.“ Pauline machte eine

Pause und fuhr sich verlegen durch die Haare. „Dein Pferd“, druckste sie, „war doch bei Carola Park zur Ausbildung? Nicht wahr?“

„Ja, und?“

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„Und du weißt doch, dass ich bei ihr arbeite?“„Ja.“„Sie, sie“, stotterte Pauline, „sie war zu Condor sehr böse.“Luisa riss die Augen auf. „Was?“ Hektisch sprang sie von

Condor herunter. In der Magengegend spürte sie einen stechenden Schmerz. „Pauline, bitte sag mir, was los ist.“

„Luisa“, sagte Pauline noch etwas leiser, „was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben, sonst wird Carola überall herumtratschen, dass ich lüge und dann bin ich meinen Job los.“

Luisa nickte und Pauline berichtete in allen Einzelheiten von Carolas Machenschaften.

„Aber das ist ja ganz furchtbar“, brauste Luisa auf. „Wa-rum erzählst du mir das erst jetzt?“

„Ich habe mich nicht getraut!“„Ja“, hauchte Luisa. Alles in ihr hatte sich zusammen-

gezogen, ihre Brust schmerzte und sie bekam kaum noch Luft. Benommen und mit schlotternden Beinen stieg sie auf Condor. Ohne ein Wort an Pauline und ihre Eltern ritt sie davon in den angrenzenden Wald, erst ein paar Meter im Schritt, dann im zügigen Galopp. Sie ließ sich einfach von Condor tragen, vertraute seiner Wegführung. Erst als sie eine Waldlichtung erreichte, parierte sie ihn zum Schritt durch und blieb nach ein paar Metern stehen.

„Ach Condor“, weinte sie, „was hat diese Hexe mit dir gemacht? Und ich bin schuld. Ich allein. Wäre ich besser geritten, dann wärst du nie woanders hingekommen. Ich dachte, dass sie dich ausbilden wird und ich dich dann viel besser reiten kann. Aber sie hat dir nur Angst gemacht. Wie kann ich das wiedergutmachen? Könntest du nur mit mir reden.“ Condor senkte den Kopf und zupfte ein paar Gras-halme ab. Luisa schaute in die Ferne. Undeutlich nahm sie ein zeterndes Vogelpärchen wahr. Ihr Bauch rebellierte er-neut und ihr wurde ein bisschen übel.

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Nach einer Weile richtete sich Condor wieder auf. Luisa strich seufzend über seinen Hals und wischte sich mit dem Ärmel der Reitjacke die Tränen weg. „Komm mein Guter, wir reiten zurück. Mama und Papa müssen alles erfahren.“

„Da bist du ja“, rief ihre Mutter vorwurfsvoll. „Du bist ohne Helm in den Wald geritten und warst so lange weg. Ich habe mir Sorgen gemacht.“

Statt einer Antwort stieß Luisa hervor: „Mama, diese schreckliche Carola Park. Wir hätten ihr Condor nie geben dürfen.“

„Wieso?“, fragte ihr Vater. „Pauline hat mir grausige Sachen erzählt. Sie arbeitet in

dem Stall von Carola und hat alles gesehen.“„Was gesehen?“„Carola wollte Condor zwingen, über einen Wassergra-

ben zu springen. Und“, Luisa schluckte, „sie hat ihn dabei richtig verprügelt. Zuerst mit einer Gerte, dann mit einer Peitsche und zum Schluss“, Luisa konnte nur noch kräch-zen, „hat sie es sogar mit einer Eisenstange versucht.“ Wie-der brach sie in Tränen aus.

„So ist das?“ Herr Falkenberg verzog seinen Mund zu einem schmalen Strich. Seine Hände ballte er zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten. „Jetzt weiß ich auch, warum unser Condor seit einiger Zeit nicht mehr über blaue Stangen springen will. Alles, was blau ist, könn-te ein Wassergraben sein und der ist für ihn gefährlich und schmerzvoll.“

Fassungslos ließ Luisas Mutter ihre Schultern hängen. Sie setzte sich auf die schmutzige Laderampe des Pferde-hängers und stützte ihre Arme auf den angewinkelten Bei-nen ab. „Ich kann das alles nicht glauben. Wir haben einen großen Fehler gemacht. Diese Park hat unseren Condor ruiniert und wir haben es nicht gemerkt.“ Wut kochte in ihr

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hoch. Sie sprang auf, klopfte sich den Pferdemist von ihrer Jeans und schritt unruhig umher. „Verklagen müsste man die Frau! Condor ist jung, stammt aus einer guten Zucht, hat sehr viel Sprungkraft. Und jetzt?“ Nach einer Pause sagte sie gefasst: „Condor darf keinen Sprung mehr sehen. Nur so kann er vergessen, was ihm diese Park angetan hat.“

„Keinen Sprung mehr sehen?“, wiederholte Luisa. „Aber Mama, das geht nicht! Er ist doch ein Springpferd. Und ich wollte mit ihm auf die großen Jugendturniere fahren.“ Fast lautlos fügte sie hinzu: „Er kann doch nichts dafür.“

Luisas Mutter nickte stumm. Ihr Vater strich sich be-dächtig über seine Bartstoppeln, lüftete seine Schirmmüt-ze und setzte sie wieder auf. Dann tätschelte er Condors Hals und legte seine Hand auf der Mähne ab. „Luisa, wir müssen jetzt an Condor denken und an das, was für ihn gut ist.“ Er zögerte. „Condor ist schick. Er könnte auch im Dres-surviereck Punkte sammeln. Da gibt es keine gefährlichen blauen Hindernisse. Was meinst du, könnte der Schimmel einem Dressur-Mädchen Freude schenken? Vielleicht fin-den wir jemanden in unserem Stall, der Condor ausbildet. Oder“, und in seinem Gesicht zuckte es ein wenig, „oder wir verkaufen ihn.“

„Nein, Papa, nein, niemals!“, schrie Luisa verzweifelt auf. „Du darfst ihn nicht verkaufen. Bitte Papa. Ich habe ihn doch so lieb. Er ist doch mein Condor!“

„Ist schon gut Luisa“, versuchte er seine Tochter zu be-ruhigen, „aber wir müssen darüber reden, wie es weiter-gehen soll.“

„Gar nicht, es geht gar nicht weiter“, entgegnete Lui-sa heftig. Sie beugte sich vornüber und umarmte Condors Hals, als wollte sie ihn für immer festhalten. Leise kullerten Tränen aus ihren Augen und versickerten in seiner schwar-zen Mähne.

Luisas Mutter tat der Anblick ihrer Tochter unendlich