Artemis Quartett Markus Groh - koelner- · PDF file2 PROGRAMM Johann Sebastian Bach 1685...

24
Quartetto 3 Artemis Quartett Markus Groh in memoriam Friedemann Weigle Sonntag 6. Dezember 2015 20:00

Transcript of Artemis Quartett Markus Groh - koelner- · PDF file2 PROGRAMM Johann Sebastian Bach 1685...

Quartetto 3

Artemis Quartett Markus Grohin memoriam Friedemann Weigle

Sonntag6. Dezember 201520:00

Bitte beachten Sie:

Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff taschen tücher des Hauses Franz Sauer aus.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen.

Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird.

Vordruck/Lackform.indd 2-3 11.07.14 11:16

Quartetto 3

Artemis Quartett Vineta Sareika Violine Gregor Sigl Viola Eckart Runge Violoncello

Markus Groh Klavier

in memoriam Friedemann Weigle

Sonntag 6. Dezember 2015 20:00

Auf der Tournee »in memoriam Friedemann Weigle« nimmt das Artemis Quartett Abschied von seinem im Juli 2015 verstorbenen Bratschisten, Freund und Kollegen. Die vom Artemis Quartett für dieses Konzert ausgewählten Werke standen ihm in besonderer Weise nahe.

2

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 / Astor Piazzolla 1921 – 1992Partita für Triozusammengestellt und arrangiert für Streichtrio vom Artemis Quartett – in memoriam Friedemann Weigle

Robert Schumann 1810 – 1856Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier Es-Dur op. 47 (1842)Sostenuto assai – Allegro ma non troppoScherzo. Molto vivaceAndante cantabileFinale. Vivace

Pause

Johannes Brahms 1833 – 1897Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Nr. 3 c-Moll op. 60 (1873 – 74)Allegro ma non troppoScherzo. AllegroAndanteFinale. Allegro comodo

3

In memoriam Friedemann WeigleAuf dieser Tournee ›in memoriam Friedemann Weigle‹  ist es dem Artemis Quartett ein besonderes Anliegen, auf der Bühne von seinem lieben Freund Abschied zu nehmen und ihn noch-mals als Mensch und Künstler zu würdigen. Dafür haben Vineta Sareika, Gregor Sigl und Eckart Runge Werke von Komponisten ausgewählt, die ihm in besonderer Form nahe standen.

Das Quartett schreibt: »Die ›Partita für Trio‹ spannt mit Auszügen aus Bachs Goldberg- Variationen, der Englischen Suite BWV 808 und der Sinfonia BWV 795 sowie mit zwei Piazzolla-Fragmenten aus Oblivion und Fuga 9 einen Bogen von den Anfängen von Friedemanns Biogra-fie als Sohn eines Kirchenmusikers bis hin zu seiner erfüllten Zeit im Artemis Quartett. Als wir 2012 unsere Bach-Piazzolla-Suite konzipierten, widmete er sich mit großer Hingabe dem Arran-gieren der Werke Johann Sebastian Bachs. Er hatte eine ganz besondere Affinität zur Musik dieses Komponisten, die er von Kindesbeinen an in die Wiege gelegt bekommen hatte. Ebenso faszinierte ihn seit seiner Jugend populäre Musik von Rock bis Jazz. Ja, er erwähnte oft mit Stolz, seine ersten öffentlichen musikalischen Auftritte als Schlagzeuger in einer Rockband gehabt zu haben. Seine Neugier für neu zu entdeckende Musik-formen zeigte sich wieder, als er im Artemis Quartett Piazzollas Tango Nuevo kennen und lieben lernte.

Auf Friedemanns Trauerfeier spielten wir im Streichtrio die Aria aus den Goldberg-Variationen. Daraus erwuchs die Idee, ihm zu Ehren eine Partita zu arrangieren, die diese beiden Aspekte seiner musikalischen Leidenschaften vereinen würde, und in der Besetzung zu dritt zugleich zeigt, dass uns ein geliebter Mensch fehlt.

Wer Friedemann Weigle im großen Bratschensolo des Brahms-Quartetts op. 67 erleben konnte, der spürte sofort, wie sehr sein Herz für die deutsche Romantik schlug. Nichts lag daher näher, als mit Schumann und Brahms zwei großartige Meister dieser Epoche auszuwählen, um ihn und seine einzigartige Weise, diese emotionale Musik zu empfinden, zu ehren.

4

Friedemann Weigles letzte vollendete CD-Einspielung als Brat-scher des Artemis Quartetts, mit Johannes Brahms Quartetten op. 51,1 und op. 67, die im September 2015 erschien. Diese Auf-nahme ist somit auch ein Teil des künstlerischen Vermächtnisses dieses außergewöhnlichen Musikers und sei seinem Andenken gewidmet.«

Das Artemis Quartett ist dankbar für Spenden an das Frie-demann-Weigle-Programm zur Aufklärung über bipolare Depression bei jungen Musikern, ein Programm im Rahmen der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Bank für Sozial wirtschaft, Kto: 3474200, BLZ 86020500, IBAN: DE73860205000003474200, SWIFT / BIC: BFSWDE33LPZ, Kennwort: Friedemann-Weigle- Programm.

5

ZUM KONZERT

Johann Sebastian Bach / Astor Piazzolla: Partita für Trio

Geplant war diese Herbst-Tournee des Artemis Quartetts anders, mit anderem Programm und natürlich mit der Stammbesetzung. Noch im Sommer 2015 hatte das Ensemble an einer Dvořák-Einspielung gearbeitet, doch ganz fertig geworden ist die CD dem Vernehmen nach nicht, weil Bratscher Friedemann Weigle, dieser musikalische Feingeist, unerwartet gestorben ist. So wurde die zuvor produzierte Einspielung des c-Moll-Streichquartetts von Johannes Brahms zum diskographischen Vermächtnis.

Zwischen einem entspannt daherkommenden Andante und einem sehr farbigen Variationen-Satz hat Brahms ein Agitato eingefügt – eine Hommage an die Bratsche, und damit in dieser Aufnahme auch eine Hommage an Friedemann Weigle. Die Brat-sche gibt den Ton an. Sie hält den Melodiefaden fest in der Hand, während die anderen Instrumente nur das rhythmische Korsett liefern. Geigen und Cello müssen mit Dämpfer spielen.

Für das Tournee-Programm hat man sich ebenfalls für ein »in memoriam Friedemann Weigle« entschieden. Bereits 2012 hatte das Artemis Quartett Musik von Johann Sebastian Bach und Astor Piazzolla miteinander kombiniert. Ein kühner Schritt? Nicht wirklich! Als Zwölfjährigem hatte sich Piazzolla erstmals das Tor zu Bachs Kosmos geöffnet. »Ich war sofort hypnotisiert und hörte regungslos zu«, so Piazzolla. Das war 1933. Auf dem Bandoneon war Piazzolla bereits bestens bewandert, und in der Folgezeit lernte er, auch Bachs Musik auf diesem Instrument zu spielen. Er vertiefte seinen Blick für Kontrapunkt und Harmonielehre – und mit diesem Rüstzeug revolutionierte er später die Tangomusik.

Als das Artemis Quartett sich erstmals an eine Verbindung von Bach und Piazzolla wagte, wählte man Fugen aus dem Wohltem-pierten Klavier und der Kunst der Fuge aus und Titel wie Muerte del ángel und Milonga del ángel. Über die neue Bach-Piazzolla-Kom-bination, »Partita für Trio«, schreibt das Ensemble: »Die Partita für Trio spannt mit Auszügen aus Bachs Goldberg-Variationen, der Englischen Suite BWV 808 und der Sinfonia BWV 795 sowie mit

6

zwei Piazzolla-Fragmenten aus Oblivion und Fuga 9 einen Bogen von den Anfängen von Friedemanns Biografie als Sohn eines Kir-chenmusikers bis hin zu seiner erfüllten Zeit im Artemis Quartett. Als wir 2012 unsere Bach-Piazzolla-Suite konzipierten, widmete er sich mit großer Hingabe dem Arrangieren der Werke Johann Sebastian Bachs. Er hatte eine ganz besondere Affinität zur Musik dieses Komponisten, die er von Kindesbeinen an in die Wiege gelegt bekommen hatte. Ebenso faszinierte ihn seit seiner Jugend populäre Musik von Rock bis Jazz. Ja, er erwähnte oft mit Stolz, seine ersten öffentlichen musikalischen Auftritte als Schlagzeu-ger in einer Rockband gehabt zu haben. Seine Neugier für neu zu entdeckende Musikformen zeigte sich wieder, als er im Arte-mis Quartett Piazzollas Tango Nuevo kennen und lieben lernte. Auf Friedemanns Trauerfeier spielten wir im Streichtrio die ›Aria‹ aus den Goldberg-Variationen. Daraus erwuchs die Idee, ihm zu Ehren eine Partita zu arrangieren, die diese beiden Aspekte sei-ner musikalischen Leidenschaften vereinen würde, und in der Besetzung zu dritt zugleich zeigt, dass uns ein geliebter Mensch fehlt.«

Robert Schumann: Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier

Es-Dur op. 47 (1842)

»Abends spielten wir Roberts Es dur Quartett zum ersten Male bei uns, und ich war wahrhaft entzückt wieder von diesem schönen Werke, das so jugendlich und frisch ist, als wäre es das Erste.« So Claras Tagebuch-Eintrag nach dieser Premiere am 5. April 1843.

Entstanden war dieses Klavierquartett schon ein paar Monate zuvor. Am 7. November 1842 vermerkt Robert: »am Quartett angef. zu schreiben«, und keine drei Wochen später heißt es: »Das Quartett fertig aufgeschrieben.« Auch an Franz Liszt schreibt er über dieses Werk am 3. Januar 1843: »Auch ein Quartett für Pia-noforte etc. und ein Trio hab’ ich fertig – aber noch nicht gehört.« Einen Tag nach der Erstaufführung im Leipziger Gewandhaus – unter anderem mit Clara am Klavier und Freund Ferdinand David

7

an der Geige – teilt Schumann seinem Verleger Friedrich Wil-helm Whistling mit: »Wir haben gestern das Quartett zum ersten-mal gespielt, und es nimmt sich recht effektvoll aus, ich glaube, effektvoller als das Quintett. Doch darüber steht mir selbst kein Urteil zu.« Es dauert noch ein Vierteljahr, bis er sein Opus 47 Whistling zum Druck anbietet. Dieser nimmt dankend an, wartet allerdings mit der Erstveröffentlichung bis zum Mai 1845.

Schumanns Klavierquartett und -quintett bilden ein ungleiches Duo. Das Quintett ist nur drei Monate früher entstanden, beide Werke stehen in derselben Tonart Es-Dur. Der Charakter aller-dings ist ein völlig anderer: Das Quintett wirkt sinfonischer, das Quartett intimer, feinsinniger, raffinierter – vielleicht auch, weil sich hier eine stilistische Nähe zu Felix Mendelssohn Bartholdy nachweisen lässt, gerade im zweiten Satz, diesem klingenden Perpetuum mobile.

Schumann liebte das Komponieren nach Gattungen: In den frü-hen Jahren fast schrieb ausschließlich Klaviermusik, 1840 wurde sein »Liederjahr« mit Zyklen wie den beiden Liederkreisen und Dichterliebe, 1841 schrieb er zwei Sinfonien (von denen eine spä-ter als seine ‚Vierte‘ geführt werden wird). 1842 wurde schließ-lich zum Kammermusik-Jahr. Wie so oft bei Schumann ging der praktischen Erprobung neuer Formen ein intensives, ver-gleichendes und urteilendes Studium anderer Werke voraus. In diesem Fall waren es unter anderem die späten Quartette Beet-hovens. In seinem Klavierquartett greift Schumann die langsame Einleitung des Kopfsatzes im weiteren Verlauf noch einmal auf, mit ihrem ursprünglichen Tempo – wie bei Beethoven! Auch die motivische Verzahnung erstreckt sich nicht isoliert auf einzelne Sätze. Das Thema im Finale ist ohne den ersten Satz kaum vor-stellbar; gleichzeitig verklammert es Schumann mit einer kleinen Melodie aus der Coda des dritten Satzes.

Wie später auch Brahms, so sieht Schumann in seinem Klavier-quartett das Klavier nicht in der Führungsrolle und die Streicher nicht nur in begleitender Funktion – er möchte alle Instrumente gleichberechtigt miteinander verweben. So erscheint es im Nachhinein fast schon als logische Vorstufe, dass Schumann erst wenige Wochen zuvor seine drei Streichquartette abgeschlossen

8

und er sich dabei mit kleineren Streicher-Besetzungen vertraut gemacht hatte. Man könnte fragen, inwieweit Zufall oder Absicht dahinter stecken, dass Schumann seine Kammermusikbesetzun-gen mit Klavierbeteiligung zunehmend reduziert hat: Auf sein Quintett folgte das Quartett, 1847 schrieb er sein erstes Klavier-trio, schließlich die Violinsonaten.

Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 3 c-Moll op. 60

Clara Schumann war nicht immer die uneingeschränkt begeis-terte Brahmsianerin, als die sie oft dargestellt wird. Am 23. Juli 1875, eine Woche nachdem ihr Brahms sein drittes Klavierquar-tett vorgespielt hatte, schreibt sie: »Über das Quartett habe ich noch viel nachgedacht, die drei letzten Sätze sind mir tief ins Gemüth gedrungen, aber, dürfte ich es mir erlauben es zu sagen, ich finde den ersten nicht auf gleicher Höhe stehend, es fehlt mir darin der frische Zug, obgleich er in der ersten Melodie liegt. Ich hätte ihn mögen noch einmal hören um mir klar zu werden, warum er mich nicht warm machte.« Die Wirkung blieb nicht aus. Brahms nahm die Arbeit an diesem Werk wieder auf, um es endgültig abzuschließen. Lange genug hatte es ihm Schmerzen bereitet. An Joseph Joachim heißt es: »Ein Lied für sie ist besser geraten als das neue Quartett, vor dem ich ernstlich warne!«

Die Entstehungsgeschichte erstreckt sich über einen selbst für Brahms ungewöhnlich langen Zeitraum: rund zwei Jahrzehnte! Daher ist die Bezeichnung »Nr. 3« etwas irreführend. Als Brahms sich im April 1856 – wenige Wochen vor Robert Schumanns Tod – erstmals mit diesem Werk beschäftigt, sind die Klavierquartette Nr. 1 und 2 noch gar nicht in Planung. Sie entstehen erst in den frühen 1860er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt ruhen jedoch die Arbeiten an Nr. 3.

Ursprünglich stand das Werk in cis-Moll; doch nach einer Pro-benaufführung in Düsseldorf war Brahms unzufrieden. Joseph Joachim nahm anschließend die Noten mit nach Hannover,

9

prüfte eingehend und teilte Brahms mit: »Das Quartett mit sei-nem herben Ernst im ersten Satz dem innig tiefen Andante und der gedrängten Leidenschaft im konzisen Finale habe ich oft, zu immer neuer Freude durchgegangen.« Vor allem im ersten Satz sah Joachim eine »kühne, tiefe Kraft und geniale Kombinations-Gabe«. Dennoch ließ er eine Reihe von Vorschlägen folgen, was noch zu ändern sein könnte.

Es folgten mehrere kleinere Arbeitsphasen, im Winter 1873/74, im Sommer 1874 in Rüschlikon, schließlich im Sommer 1875 in seinem Urlaubsdomizil nahe Heidelberg. Inzwischen war die ori-ginale Tonart verschwunden, und Brahms hatte zwei komplette Sätze ausgetauscht. Nachdem er die endgültige Form gefunden hatte, pries er das Werk seinem Verleger Simrock mit einem selt-samen Wortschwall an: »Einen Vorteil hat das Stück. In welcher Weise Sie auch meinem Talent mißtrauen, dies kann sich ent-schuldigen. Halten Sie mich jetzt fürs altersschwach und philis-trös, oder meinen Sie gegenteils, jetzt lerne ich endlich einiges – dies Quartett ist zur Hälfte alt, zur Hälfte neu – es taugt also der ganze Kerl nichts!«

Noch vor der letzten Überarbeitung hatte bereits im Oktober 1874 eine Aufführung in Leipzig mit dem Florentiner Quartett stattge-funden. Die Premiere der Endfassung spielte Brahms dann im Wiener Musikverein mit Mitgliedern des Hellmesberger Quartetts am 18. November 1875. Aus dem cis-Moll war inzwischen c-Moll geworden – eine Tonart, die seit Beethoven auf ihren tragischen Charakter hin festgelegt ist, und die Brahms in den 1870er Jah-ren mehrfach umtreibt, etwa in seiner 1876 fertiggestellten ersten Sinfonie. Ist es Zufall, dass in Beethovens drittem Klavierkonzert – in c-Moll! – der Mittelsatz in E-Dur steht und dass Brahms für die langsamen Sätze sowohl im Quartett als auch in seiner Sinfo-nie ebenfalls E-Dur wählt?

Brahms hat vermutlich über kein Werk so ausführlich und mit so vielen verschiedenen Personen korrespondiert wie über dieses Klavierquartett. Seinem Freund Bilroth gegenüber nannte er die-ses Werk ein »Kuriosum«, eine »Illustration zum letzten Kapitel vom Mann im blauen Frack und gelber Weste.« Klar, wer gemeint ist: Goethes Werther! Diese Anspielung führt noch einmal zurück

10

in die Anfangsjahre der Entstehung. Der langsame Satz war für Brahms als musikalische Liebeserklärung an Clara gedacht, die diese jedoch nicht erkennen wollte. Ganze zwölf Jahre lang hat Brahms dazu geschwiegen; erst 1868 gesteht er einem Freund: »Nun stellen Sie sich einen Menschen vor, der sich eben tot-schießen will, und dem nichts andres mehr übrig bleibt.« Seinen Verleger ermuntert er: »Außerdem dürfen Sie auf dem Titelblatt ein Bild anbringen. Nämlich einen Kopf – mit der Pistole davor. Nun können Sie sich einen Begriff von der Musik machen. Ich werde Ihnen zu dem Zweck meine Photographie schicken! Blauen Frack, gelbe Hosen und Stulpstiefel können Sie auch anwenden.«

Christoph Vratz

11

BiOGRAPhiEN

Artemis QuartettDas in Berlin ansässige Artemis Quartett wurde 1989 an der Musikhochschule Lübeck gegründet und zählt heute zu den weltweit führenden Quartettformationen. Wichtige Mentoren waren Walter Levin, Alfred Brendel, das Alban Berg Quartett, das Juilliard String Quartet und das Emerson String Quartet. Erste Preise beim ARD-Wettbewerb 1996 und ein halbes Jahr später beim Premio Borciani bedeuteten für das Quartett den internati-onalen Durchbruch. Dennoch folgten die vier Musiker zunächst einer Einladung des Wissenschaftskollegs zu Berlin, um ihre Studien als Ensemble zu vertiefen und im interdisziplinären Aus-tausch mit renommierten Wissenschaftlern erweitern zu können. Seit seinem erfolgreichen Debüt in der Berliner Philharmonie 1999 gastiert das Quartett in allen großen Musikzentren und bei internationalen Festivals in Europa, den USA, Japan, Südamerika und Australien. Der Verein des Beethoven-Hauses Bonn zeich-nete das Artemis Quartett bereits im Jahr 2003 für Verdienste um die Interpretation der Werke Beethovens mit der Ehrenmitglied-schaft aus. In Strings Attached widmete der Filmregisseur Bruno Monsaingeon den Musikern 2001 ein eindrucksvolles Porträt zur Aufführung von Beethovens Großer Fuge op. 133.

12

2009 unterstrich das Artemis Quartett zum zwanzigjährigen Bestehen seine besondere Affinität zur Musik von Beethoven in einem Gesamtzyklus, der über zwei Spielzeiten u.a in Berlin, Wien, Brüssel, Florenz, Köln, Frankfurt, London, Paris und Rom zur Aufführung kam. Als krönender Abschluss erschien 2011 die Gesamtaufnahme der Beethoven-Streichquartette in einer CD-Box. Das Beethoven Complete-Projekt des Quartetts wurde mit dem bedeutenden französischen Grand Prix de l’Académie Charles Cros ausgezeichnet. Das Artemis Quartett gestaltet seit 2004 eine eigene, von Publikum wie Kritik begeistert aufgenom-mene Serie in der Berliner Philharmonie und wurde zudem 2011 zum Quartett in Residenz am Wiener Konzerthaus ernannt.

Die Zusammenarbeit mit Musikerkollegen war dem Ensemble von Anfang an eine wichtige Inspiration. So war das Artemis Quartett mit Musikerpersönlichkeiten wie Sabine Meyer, Elisa-beth Leonskaja, Juliane Banse und Jörg Widmann auf Tournee. Die künstlerische Zusammenarbeit mit einigen Partnern ist auch in diversen Einspielungen dokumentiert, u. a. mit den Klavier-quintetten von Schumann und Brahms mit Leif Ove Andsnes, dem Schubert-Quintett mit Truls Mørk oder Arnold Schönbergs Verklärter Nacht von Arnold Schönberg mit Thomas Kakuska und Valentin Erben vom Alban Berg Quartett.

Das Artemis Quartett blickt auf eine umfassende Diskographie zurück. Die Einspielungen des Ensembles wurden mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik, dem Gramophone Award, mehrfach mit dem Diapason d’Or und dem ECHO Klassik ausge-zeichnet. 2014 erschien eine Einspielung mit Werken von Men-delssohn Bartholdy und im Herbst 2015 die Aufnahme der beiden Brahmsquartette op. 51,1 und op. 67.

Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ist für das Ensemble stets ein wichtiger Teil der künstlerischen Arbeit, nicht zuletzt auch um den Blick für das Neue in etablierter Musik zu schärfen. Komponisten wie Mauricio Sotelo (2004), Jörg Wid-mann (2006) und Thomas Larcher (2008) schrieben Werke für das Artemis Quartett. 2014 fand in Frankfurt die Uraufführung eines Konzerts für Quartett und Orchester von Daniel Schnyder statt. Neben ihrer Konzerttätigkeit sind die Musiker Professoren

13

an der Universität der Künste in Berlin und an der Chapelle Musi-cale Reine Elisabeth in Brüssel.

In der Kölner Philharmonie war das Artemis Quartett zuletzt im Juni 2013 zu Gast.

14

Markus GrohMarkus Groh, geboren 1970 in Süd-deutschland, studierte bei Konrad Rich-ter in Stuttgart und bei Hans Leygraf in Berlin und Salzburg. Bereits während seines Studiums gewann er zahlreiche Preise bei nationalen und internationa-len Wettbewerben. Seit er 1995 den Ers-ten Preis beim Königin-Elisabeth-Wett-bewerb in Brüssel gewann, hat er sich international als einer der vielseitigs-ten Pianisten seiner Generation etab-

liert. Heute konzertiert er mit so renommierten Klangkörpern wie dem New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra, dem Cleveland Orchestra, dem San Francisco Symphony Orchestra, dem National Symphony Orchestra Washington, dem London Symphony Orchestra, den St. Petersburger Philharmonikern, dem Netherlands Philharmonisch Orkest, dem New Japan Philharmo-nic Orchestra sowie dem Tokyo und dem Osaka Philharmonic Orchestra. In Deutschland spielt er u. a. mit dem Deutschen Sym-phonie-Orchester Berlin, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Ber-lin, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Orchester der Deut-schen Oper Berlin, den Bamberger Symphonikern sowie vielen Rundfunkorchestern.

Markus Groh gibt Klavier-Recitals u. a. in der Londoner Wigmore Hall, in der Tonhalle Zürich, im Palais des Beaux-Arts in Brüssel, im Konzerthaus Berlin, in der Laieszhalle Hamburg, im Gewand-haus Leipzig, im Herkulessaal München, in der Alten Oper Frank-furt sowie u. a. in Düsseldorf, Stuttgart, Amsterdam, Paris, Athen, Tokio, Mexiko City, Toronto, Seattle, Washington D.C. und New York. Er ist ein regelmäßiger Gast bei Festivals wie dem Schles-wig-Holstein Musik Festival, den Ludwigsburger Schlossfestspie-len, den Schwetzinger Festspielen, dem Rheingau Musik Festival, dem MDR Musiksommer, der Schubertiade Schwarzenberg, dem Kissinger Sommer sowie den Festivals in Oslo, Davos, Echter-nach, Ljubljana und Lockenhaus. 2001 gründete Markus Groh das »Bebersee Festival« im Norden Berlins.

15

2006 veröffentlichte Markus Groh seine erste Solo-SACD mit Liszts Klaviersonate h-Moll, der Fantasie und Fuge über B-A-C-H sowie der Solo-Version des Totentanzes. Die Aufnahme wurde u. a. mit dem »Editor’s Choice« des Gramophone Music Magazine und dem Supersonic Award des Magazins Pizzicato ausgezeich-net. Außerdem avancierte die CD in den USA zur »Recording of the Month« (Musicweb International) und erhielt im deut-schen Fachmagazin Piano News die Höchstpunktzahl für »Inter-pretation« und »Klang«. Eine weitere SACD mit Brahms’ späten Klavierstücken op.  116 bis 119 erhielt 2008 im Fono Forum die Auszeichnung »Stern des Monats« sowie die höchsten Auszeich-nungen in der Piano News.

Zuletzt hörten wir Markus Groh in der Kölner Philharmonie im April 2007.

Centrum Köln

Vom Einsteigerklavier bis zum Konzertfl ügel – besuchen Sie das

C. Bechstein Centrum Köln!

C. Bechstein Centrum KölnIn den Opern Passagen · Glockengasse 6 · 50667 KölnTelefon: +49 (0)221 987 428 [email protected] · bechstein-centren.de

17

KölNMUsiK-VORschAU

Dezember

DI0820:00

Piotr Anderszewski Klavier

Johann Sebastian BachPartita für Klavier e-Moll BWV 830 (1726 – 31)aus Klavierübung I

Robert SchumannPapillons op. 2 (1829 – 32)für Klavier

Karol Szymanowski 1882 – 1937Metopy (Metopen) op. 29 (1915)Drei Poeme für Klavier

Béla Bartók 1881 – 194514 Zongoradarab (14 Bagatellen) op. 6 Sz 38 (1908)für Klavier

19:00 Einführung in das Konzert

Piano 3

MI 0920:00

Filmforum

Orchester und ihre Städte: London

Der Elefantenmensch (The Elephant Man)Großbritannien 1980, 119 Min., OmU. Wir zeigen die Digitalfassung.Regie: David Lynch

KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln

Karten an der Kinokasse

DO 1020:00

Benjamin Clementine voc, pAlexis Bossard dr

FR 1120:00

Maria João Pires Klavier

London Symphony OrchestraDaniel Harding Dirigent

Wolfgang Amadeus MozartKonzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 271

Anton BrucknerSinfonie Nr. 4 Es-Dur2. Fassung

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

Internationale Orchester 3

SO 1315:00

Filmforum

Der Lieblingsfilm von Valer Sabadus

DelicatessenFrankreich, 1991, 99 Min., OmURegie: Jean-Pierre Jeunet/Marc Caro

Medienpartner: choices

KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln

Karten an der Kinokasse

DO 1720:00

Höhner Weihnacht

Bereits zum achten Mal sammelt die Kölner Philharmonie für bedürftige Menschen und freut sich über Ihre Mithilfe: Wir bitten Sie, dem christ-lichen Geist des Weihnachtsfestes entsprechend, Weihnachtsgeschenke für Kölner Obdachlose unter dem Baum im Foyer der Kölner Philharmonie abzulegen.

18

SO 2020:00

Valer Sabadus Countertenor

Concerto KölnMayumi Hirasaki Konzertmeisterin

Mit Werken von Niccola Conforto, Geminiano Giacomelli, Juan Marcolini, Nicola Antonio Porpora, Johann Adolf Hasse, José de Nebra u. a.

Carlo Broschi – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Farinelli – war ein gefeierter Kastrat des 18. Jahrhun-derts. Ab 1737 ging er nach Spanien, um ausschließlich für König Philipp V. zu singen. An Farinellis Madrider Zeit erinnern die Interpreten des Abends mit glanzvollen Kastratenarien und spani-schen Tänzen.

Baroque … Classique 3

DO 2415:00

Heiligabend

Blechbläser der Kölner Dommusik

Kölner DomchorEberhard Metternich Leitung

Mädchenchor am Kölner DomOliver Sperling Leitung

Christoph Biskupek Moderation

Wir warten aufs Christkind

ihR NächsTEs ABONNEMENT-KONZERT

MO25Januar20:00

Kelemen Quartet Barnabás Kelemen Violine / Viola Katalin Kokas Violine / Viola Gábor Homoki Violine / Viola László Fenyö Violoncello

Henry Purcell Nr. 6 a-Moll Z 740Nr. 8 G-Dur Z 742Nr. 10 a-Moll Z 744aus: Vierstimmige Fantasien (1680)

Raymond Murray Schafer Streichquartett Nr. 3 (1981)

Béla Bartók Streichquartett Nr. 1 a-Moll op. 7 Sz 40 (1908 – 09)

Joseph Haydn Streichquartett d-Moll op. 76,2 Hob III:76 »Quinten-Quartett«aus: 6 Quartetti (Erdödy-Quartette) op. 76 (1797?)

Kaum hatte sich das nach seinem Primarius Barnabás Kelemen benannte Streichquartett 2010 gegründet, gewann es innerhalb kürzester Zeit bedeu-tende Wettbewerbe. Bei seiner ersten US-Tournee 2011 feierte die Presse das ungarische Ensemble für sein »elektri-sierendes und äußerst flexibles Spiel«. Das u. a. von András Schiff und Günter Pichler geförderte Erfolgsquartett gibt sein mit Spannung erwartetes Philharmonie-Debüt und beweist mit einem Programm, das vom Barock bis in die Moderne reicht, seine ungeheuer vielseitige Musikalität.

Quartetto 4

Werke von Niccola Conforto, Geminiano Giacomelli, Juan Marcolini, Nicola Antonio Porpora, Johann Adolf Hasse und José de Nebra

Carlo Broschi – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Fari-nelli – war ein gefeierter Kastrat des 18. Jahrhunderts. Nur wenig geläufi g ist, dass er auf dem Zenit seines Ruhmes seine Karriere beendete, um in Spanien ab 1737 ausschließlich für König Philipp V. zu singen. An Farinellis Madrider Zeit, in der er zum mächtigen Opernimpresario aufstieg, erinnern die Interpreten des Abends mit glanzvollen Kastratenarien und spanischen Tänzen.

Sonntag 20. Dezember 2015 20:00

Foto

: Hen

ning

Ros

sValer Sabadus Countertenor

Concerto KölnMayumi Hirasaki Konzertmeisterin

Concerto

Köln

zum 30.

Redaktion: Sebastian LoelgenCorporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbHTextnachweis: Der Text von Christoph Vratz ist ein Original beitrag für dieses Heft.Fotonachweise: Detlef Eden S. 14; Molina Visuals S. 11

Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner- philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Köln koelner- philharmonie.de

Foto

: Jul

ian

Har

grea

ves

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Freitag11.12.2015

20:00

Gefördert durch

Daniel Harding Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 271

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur 2. Fassung

Maria João Pires Klavier London Symphony Orchestra