Artenvielfalt, Biologie und Besonderheiten

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Schwimmpflanzen auf der Oberfläche von Gewässern. Unter günstigen Bedingungen können sie die gesamte Gewässeroberfläche komplett zuwuchern. Die in der Aquaristik weit verbreiteten Gattungen Cryptocoryne und Anubias leben an ihren natürlichen Standorten teilweise, zeitweise oder gar vollständig untergetaucht. Die meisten Araceen aber wachsen terres- trisch. Die überwiegende Zahl dieser Arten besiedelt den Boden gemäßigter, subtro- pischer oder tropischer Wälder. So auch unser einheimischer Aronstab (Arum macu- latum), der im zeitigen Frühjahr aus einer im Boden lebenden Knolle austreibt, blüht und Blätter bildet, die dann im Laufe des Sommers absterben, sodass der Fruchtstand mit den leuchtend orange bis hellroten Beeren im Herbst zumeist blattlos aus dem Waldboden ragt. Andere waldbewoh- nende Aronstabgewächse leben epiphytisch oder sind Kletterpflanzen. Gerade in diesen beiden Gruppen finden sich eine Reihe attraktiver Terrarienpflanzen. Blätter und Blüten Groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Aronstabgewächsen bezüglich Form und Größe der Blätter und Blütenstände. Manche Arten besitzen einfache, ungeteilte Blätter, während diese bei anderen gelappt oder gar stark durch- löchert sind, wie z.B. beim Fensterblatt (Monstera deliciosa). Typisch für die ganze Familie der Araceen ist der unverwechselbare Blütenstand. Bo- tanisch handelt es sich um einen „Spadix“ genannten Kolben mit ein- oder zwei- geschlechtlichen Blüten (manchmal mit sterilem Bereich). Der Spadix über- ragt ein einzelnes Hochblatt – „Spatha“ genannt – und sitzt auf einem mehr oder weniger langen Stiel. Die Blütenstände man- cher Aronstabgewächse gehören zu den größten überhaupt. So wird er beim Titanenwurz (Amorphophallus tita- num) aus Sumatra bis zu 3 m hoch. Die Blüten mancher Araceen verbreiten einen für uns mehr oder weniger unangenehmen Geruch. Dieser kann bei manchen Arten muffig oder faulig sein. Andere riechen penetrant nach Aas, Kot, Urin oder anderen unap- petitlichen Dingen. Damit werden insbesondere Flie- gen und Käfer angelockt. Einige Aronstabgewächse verstärken die Illusion eines verfaulenden Kadavers noch zusätzlich, indem sie in der Lage sind, die Temperatur des Spadix deutlich über die Umgebungstemperatur anzuheben. Bei manchen Araceen werden die Be- stäuber in speziellen Fallen gefangen, teilweise über Nacht arrestiert und mit Pollen bepackt wieder entlassen. Beim nächsten Blütenbesuch wiederholt sich dieser Vorgang, wobei der mitge- brachte Pollen die Blüten bestäubt. Allerdings verströmen nicht alle Araceen einen üblen Blütengeruch. So sind die Blüten der am häufigsten kultivierten Gattungen Anthurium (Flamingoblumen), Spathiphyllum (Scheidenblatt) und Zantedeschia (Kalla) geruchlos und locken Bestäuber mit bunter Spatha und Spadix. Weil Aronstabgewächse so vielgestaltig sind, insbesondere eine Anzahl tropischer Oben: Die Blätter des meist epiphy- tisch wachsenden Philodendron giganteum aus der Karibik kön- nen mehr als 1 m lang werden Unten: Aglaonema crispum aus Südostasien kann auch im Terrarium recht große, leuchtend rote Beeren bilden Aronstabgewächse oder Araceen (Araceae) bilden eine Familie krautiger, einkeimblättriger Pflan- zen (Monocotyledona) mit 125 Gattungen und rund 3.750 Arten. Die überwiegende Mehrheit der Gattungen gedeiht in den Tropen Lateinamerikas. So waren bis 2011 insgesamt 1.934 neotro- pische Arten bekannt, 1.189 weitere stam- men aus dem tropischen und subtropi- schen Asien, 152 aus Afrika, 78 aus dem Mittelmeerraum, je 23 aus Madagaskar und Australien sowie wenige Dutzend aus anderen Regionen wie Nordeuropa und Nordamerika (BOYCE & CROAT 2011). Bezüglich ihrer Lebensweise unterscheiden sich die verschiedenen Aronstabgewächse teilweise stark. So kennt man eine Reihe aquatischer Araceen. Wasserlinsen wie Lemna („Entengrütze“) und Wolffia (die kleinste Blütenpflanze der Welt) oder der weltweit in den Tropen und Subtropen verschleppte „Wassersalat“ (Pistia stratiotes) gedeihen als Artenvielfalt, Biologie und Besonderheiten 52 REPTILIA Pflanzen A r o n s t a b g e w ä c h s e i m T e r r a r i u m P hilodendron, Monstera, Scindapsus oder Epipremnum – alle diese ebenso bekannten wie beliebten Terrarienpflanzen gehören zu den Aronstabgewächsen. Diese artenreiche Familie kommt in aller Welt vor und bietet uns eine große Auswahl an Pflanzen für das Terrarium. Wenig bekannt ist, dass selbst als Zimmerpflanzen weit verbreitete Arten erstaunlich giftig sind. Und manche Vertreter riechen etwas eigenwillig. In dieser mehrteiligen Serie stellt Terrarienbepflanzungs-Experte Beat Akeret die Araceen vor und verrät zahlreiche Anwendungsbeispiele für die Terraristik. Text und Fotos von Beat Akeret Bei manchen Araceen werden die Bestäuber in Fallen gefangen REPTILIA Pflanzen 53 Der Kolbenfaden Aglaonema costatum eig- net sich hervorragend als Terrarienpflanze, weil er nicht allzu groß wird und auch noch bei mäßigen Lichtverhältnissen gedeiht

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Schwimmpflanzen auf der Oberfläche vonGewässern. Unter günstigen Bedingungenkönnen sie die gesamte Gewässeroberflächekomplett zuwuchern. Die in der Aquaristikweit verbreiteten Gattungen Cryptocoryneund Anubias leben an ihren natürlichenStandorten teilweise, zeitweise oder garvollständig untergetaucht. Die meisten Araceen aber wachsen terres-trisch. Die überwiegende Zahl dieser Artenbesiedelt den Boden gemäßigter, subtro-pischer oder tropischer Wälder. So auchunser einheimischer Aronstab (Arum macu-latum), der im zeitigen Frühjahr aus einerim Boden lebenden Knolle austreibt, blühtund Blätter bildet, die dann im Laufe desSommers absterben, sodass der Fruchtstandmit den leuchtend orange bis hellrotenBeeren im Herbst zumeist blattlos ausdem Waldboden ragt. Andere waldbewoh-nende Aronstabgewächse leben epiphytischoder sind Kletterpflanzen. Gerade in diesenbeiden Gruppen finden sich eine Reiheattraktiver Terrarienpflanzen.

Blätter und BlütenGroß sind die Unterschiede zwischenden verschiedenen Aronstabgewächsenbezüglich Form und Größe der Blätterund Blütenstände. Manche Arten besitzeneinfache, ungeteilte Blätter, während diesebei anderen gelappt oder gar stark durch-löchert sind, wie z.B.beim Fensterblatt(Monstera deliciosa).

Typisch für die ganze Familie der Araceenist der unverwechselbare Blütenstand. Bo-tanisch handelt es sich umeinen „Spadix“ genanntenKolben mit ein- oder zwei-geschlechtlichen Blüten(manchmal mit sterilemBereich). Der Spadix über-ragt ein einzelnes Hochblatt– „Spatha“ genannt – undsitzt auf einem mehr oder

weniger langenStiel. Die Blütenstände man-

cher Aronstabgewächsegehören zu den

größten überhaupt. Sowird er beim Titanenwurz(Amorphophallus tita-

num) aus Sumatra bis zu 3 m hoch. Die Blüten mancher Araceen verbreiten

einen für uns mehr oderweniger unangenehmenGeruch. Dieser kann beimanchen Arten muffig oderfaulig sein. Andere riechenpenetrant nach Aas, Kot,Urin oder anderen unap-petitlichen Dingen. Damitwerden insbesondere Flie-gen und Käfer angelockt.

Einige Aronstabgewächse verstärken dieIllusion eines verfaulenden Kadavers nochzusätzlich, indem sie in der Lage sind,die Temperatur des Spadix deutlich über

die Umgebungstemperatur anzuheben.Bei manchen Araceen werden die Be-stäuber in speziellen Fallen gefangen,

teilweise über Nacht arrestiert undmit Pollen bepackt wieder entlassen.

Beim nächsten Blütenbesuch wiederholtsich dieser Vorgang, wobei der mitge-brachte Pollen die Blüten bestäubt. Allerdings verströmen nicht alle Araceeneinen üblen Blütengeruch. So sind dieBlüten der am häufigsten kultiviertenGattungen Anthurium (Flamingoblumen),Spathiphyllum (Scheidenblatt) und Zantedeschia(Kalla) geruchlos und locken Bestäubermit bunter Spatha und Spadix.Weil Aronstabgewächse so vielgestaltigsind, insbesondere eine Anzahl tropischer

Oben: Die Blätter des meist epiphy-tisch wachsenden Philodendrongiganteum aus der Karibik kön-nen mehr als 1 m lang werden

Unten: Aglaonema crispumaus Südostasien kann auchim Terrarium recht große,leuchtend rote Beeren bilden

Aronstabgewächse oder Araceen(Araceae) bilden eine Familiekrautiger, einkeimblättriger Pflan-zen (Monocotyledona) mit 125

Gattungen und rund 3.750 Arten. Dieüberwiegende Mehrheit der Gattungengedeiht in den Tropen Lateinamerikas. Sowaren bis 2011 insgesamt 1.934 neotro-pische Arten bekannt, 1.189 weitere stam-men aus dem tropischen und subtropi-schen Asien, 152 aus Afrika, 78 aus demMittelmeerraum, je 23 aus Madagaskarund Australien sowie wenige Dutzendaus anderen Regionen wie Nordeuropaund Nordamerika (BOYCE & CROAT 2011).Bezüglich ihrer Lebensweise unterscheidensich die verschiedenen Aronstabgewächseteilweise stark. So kennt man eine Reiheaquatischer Araceen. Wasserlinsen wie Lemna(„Entengrütze“) und Wolffia (die kleinsteBlütenpflanze der Welt) oder der weltweitin den Tropen und Subtropen verschleppte„Wassersalat“ (Pistia stratiotes) gedeihen als

Artenvielfalt, Biologie und Besonderheiten

52 REPTILIA Pflanzen

Aronstabgewächse• im Ter ra r ium •

Philodendron, Monstera, Scindapsus oder Epipremnum – alle diese ebenso bekannten wie beliebten Terrarienpflanzen

gehören zu den Aronstabgewächsen. Diese artenreiche Familie kommt in aller Welt vor und bietet uns

eine große Auswahl an Pflanzen für das Terrarium. Wenig bekannt ist, dass selbst als Zimmerpflanzen weit

verbreitete Arten erstaunlich giftig sind. Und manche Vertreter riechen etwas eigenwillig.

In dieser mehrteiligen Serie stellt Terrarienbepflanzungs-Experte Beat Akeret die Araceen vor und verrät

zahlreiche Anwendungsbeispiele für die Terraristik.

Text und Fotos von Beat Akeret Bei manchenAraceen

werden die Bestäuber in

Fallen gefangen

REPTILIA Pflanzen53

Der Kolbenfaden Aglaonema costatum eig-net sich hervorragend als Terrarienpflanze,weil er nicht allzu groß wird und auch nochbei mäßigen Lichtverhältnissen gedeiht

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giftiger als die Blätter ist der Stamm. Bereitskleine Stücke können zu temporäremSprachverlust oder gar zum Tod führen.Der LD50-Wert von Stammsaft (bei oralerAufnahme) liegt bei 600–900 mg proMeerschweinchen. Zu beachten ist, dassauch abgeflossenes Gießwasser stark giftigsein soll (BROWN 2000).Insbesondere rankende Araceen wie Epi-premnum, Philodendron und Scindapsus mussman im Terrarium regelmäßig zurück-schneiden. Bei dieser Arbeit sollte mansich im Klaren sein, dass man mit giftigenPflanzen arbeitet. Der Kontakt mitan der Schnittstelle austretendemPflanzensaft kann zu Hautreizun-gen und allergischen Reaktionenführen. Man sollte für diese Ar-beiten deshalb Gummi- oderLatexhandschuhe tragen unddafür sorgen, dass keinesfallsSaft in die Augen (Schutzbrilletragen) oder auf Schleimhäutegelangt. Außerdem sind alleWerkzeuge wie auch Händeund Arme anschließend sorg-fältig zu reinigen. Und selbst-verständlich muss darauf ge-achtet werden, dass die imTerrarium lebenden Tierenicht mit dem Pflanzensaftoder frischen Schnittstellenin Kontakt kommen.

Essbare BlütenständeObwohl Araceen giftig sind, kann mandie Früchte mancher Arten gefahrlos essen.Den besten Geschmack haben die Früchtedes bekannten und häufig als Zimmer-pflanze kultivierten Köstlichen Fensterblatts(Monstera deliciosa). Die deutsche Bezeichnung„köstlich“ wie auch das Lateinische „deli-ciosa“ weisen auf den guten Geschmackder Früchte hin. Sobald der Fruchtstand

von M. deliciosa reifist, beginnt er an-

genehm fruch-tig zu riechen,

und es lösen

sich im unteren Teil kleine „Kacheln“ ab.Nun kann man den Fruchtstand leichtvon der Pflanze lösen. Allerdings darf mannicht den gesamten Fruchtstand auf einmalessen. Vielmehr ist nur der Teil reif, andem sich die „Kacheln“ selbstständiglösen. Diesen Bereich schneidet man abund isst ihn. Den Rest lässt man weiterreifen und schneidet jeweils ab, was reifist. Das Fruchtfleisch schmeckt dabei nacheiner Mischung aus Ananas, Banane undMelone. Allerdings kratzen die auch imFruchtfleisch vorhandenen Calciumoxa-lat-Kristalle in Mund und Rachen ein we-nig, ein Reiz, der auch noch für einigeZeit nach dem Genuss erhalten bleibt.Unreife Abschnitte sind ungenießbar.Achtung: Nicht alle Araceenfrüchte sindessbar! So sind z. B. die Beeren von Ant-hurium oder Arum genauso giftig wieandere Pflanzenteile. Man darf die Beerendeshalb nicht nur nicht essen. Man sollteauch Latexhandschuhe anziehen, wennman die Samen aus den Beeren drückt,um sie anschließend auszusäen.

Aronstabgewächse imTerrariumTrotz ihrer Giftigkeit sind viele Aronstab-gewächse beliebte und attraktive Terra-rienpflanzen. Die Gefahr, dass sich Am-phibien oder Reptilien an den Gewächsen

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Arten sehr einfach kultiviert werden kön-nen und manche über einen erheblichenTeil des Jahres blühen, haben sie seitvielen Jahrzehnten ihren festen Platz imZimmer- und Aquarienpflanzensortiment.Im Laufe der Zeit fanden immer wiederneue Arten ihren Weg in die kommerziellePflanzenzucht. Neben Naturformen istvon einigen Arten heute auch eine breitePalette an Zuchtvarianten verfügbar, diesich insbesondere bezüglich Blatt- undSpathaformen sowie in den Blütenfarbenunterscheiden. Gerade viele der kleinenund mittelgroßen tropischen und sub-tropischen Araceen eignen sich hervor-ragend als Terrarienpflanzen.

Araceen sind giftigWer Araceen als Terrarienpflanzen ver-wendet, sollte sich bewusst sein, dass diemeisten Vertreter dieser Familie mehroder weniger giftig sind. Der wissen-schaftliche Name Arum wie auch der um-gangssprachliche Namen „Aron“ leitetsich vom Arabischen Wort „Ar“ für „Feuer“ab (BROWN 2000). Ein Selbstversuch mit einem kleinen (!)Blattstück des einheimischen AronstabesArum maculatum verlief wie folgt: Nach demZerkauen fühlte ich zunächst nichts be-sonders. Nach einer halben bis ganzenMinute entwickelt sich dann plötzlich eineausgeprägtes Schärfegefühl, so als ob ich

eine scharfe Chilischote gegessen hätte.Dieses Gefühl hielt auch noch einige Zeitan, nachdem ich das Blattstück und denSaft ausgespuckt hatte. Arum maculatum giltals sehr giftige Pflanze. In ihrem dreistufigenToxizitätsindex ordnen ROTH et al. (2012)sie in die höchste Stufe (+++) ein. GrößereBlatt- oder gar Wurzeln-und Knollenstücke könnenzu starken Hautreizungen,Blasenbildung und heftigenSchleimhautreizungen füh-ren. Werden Pflanzenteileoder -saft verschluckt, somuss mit Herzrhythmus-störungen, Krämpfen undSchäden des Zentralnerven-systems gerechnet werden. Von Selbstver-suchen ist deshalb dringendst abzuraten!Für die Giftwirkung sind unterschiedlicheSubstanzen verantwortlich. Fast alle Araceenenthalten Oxalsäure und teilweise nadel-scharfe Calciumoxalat-Kristalle (Rhaphi-den), die zu Mikroverletzungen, etwavon Schleimhäuten führen, wenn manPflanzenteile isst. Die Rhaphiden besitzenfeine Längsrinnen – vergleichbar mit denFurchenzähnen von Giftnattern –, entlangderer lösliche Giftstoffe in die Wundeeindringen können (ROTH et al. 2012).Oxalsäure wie auch Calciumoxalat sindtoxisch und verursachen Hautreizungen.Allerdings sind die Konzentrationen meist

gering. So enthält Taro (Colocasia esculenta)nur rund 20 % so viel Oxalsäure wieSpinat (DUKE & AYENSU 1985). Für dieSchärfe bzw. Giftwirkung verantwortlichsind insbesondere Alkaloide, Glykosideund verwandte Substanzen, von denenmanche auch bitter schmecken. Bei den

meisten Arten ist die genaueZusammensetzung der In-haltsstoffe weitgehend un-bekannt. Von einigen Sub-stanzen weiß man, dass sieAllergien und Hautschädenhervorrufen können. Man-che schädigen außerdemdas Nervensystem. Produ-ziert werden die Stoffe ins-

besondere als Schutz vor Fraßfeinden.Soweit heute bekannt, sind die rund 50Vertreter der neotropischen Gattung Dief-fenbachia die giftigsten Aronstabgewächse(Toxizitätsindex +++). Zu dieser Gattunggehört mit D. seguine eine beliebte Zim-merpflanze. Von ihr existieren eine VielzahlKulturvarianten, die trotz ihrer Toxizitätauch immer wieder zur Bepflanzung vonTerrarien verwendet werden. Sowohl vomMenschen als auch von einigen Haustierensind Vergiftungen bekannt. Typische Symp-tome sind Übelkeit, Schwellungen derZunge, Benommenheit, Lähmungen undHerzrhythmusstörungen. 3–4 g Blättersollen tödlich sein (LEWIN 1929). Deutlich

Sowohl vom

Menschen als auch

von Haustieren

sind Vergiftungen

bekannt

Oben links: Aglaonema-Hybriden sind ausgespro-chen pflegeleichte und robuste Bodenpflanzen fürtropische Regenwaldterrarien

Oben rechts: Neben Farnen und einer fleischfres-senden Kannenpflanze ist dieses Zipfelfrosch-Aqua-terrarium mit Aglaonema commutatum bepflanzt

Seite rechtsOben links: Wollfia arrhiza ist die kleinste Blütenpflanze der Welt.Ihre Blätter werden nur wenige Millimeter groß.

Oben rechts: Alocasia cucullata – auch Chinesischer Taro genannt –stammt ursprünglich aus China, ist heute aber in vielen LändernLateinamerikas verwildert

Unten:Der Aronstab Arum pictum aus Südeuropabildet im Frühjahr dunkelviolette Blüten,die ziemlich unangenehm riechen undFliegen als Bestäuber anlocken

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vergiften, ist normalerweise minimal. Vor-sicht geboten ist bei pflanzenfressendenArten wie Grünen Leguanen (Iguana iguana)oder Landschildkröten. Solange man dieseTiere regelmäßig und artgerecht füttert,dürften sie sich in der Regel kaum an dengiftigen Pflanzen vergreifen, zumal Aron-stabgewächse mit ihren Säuren, Bitterstoffenund Calciumoxalat-Nadeln für die meistenReptilien wohl doch recht unangenehmschmecken dürften. Auf eine Bepflanzungmit der besonders giftigen Dieffenbachiawürde ich allerdings bei Arten, die ab-sichtlich oder unabsichtlich Pflanzenteilefressen könnten, grundsätzlich absehen. Wer Säugetiere oder Papageien pflegt,sollte sich ebenfalls überlegen, ob Araceendie richtige Bepflanzung darstellen.In den meisten meiner eigenen Terrarienwachsen Aronstabgewächse, ohne dasses damit jemals Probleme gab. Ich kenneauch keinen einzigen Fall, bei dem Terra-rientiere durch Araceen zu Schaden ge-kommen wären.Aufgrund ihrer weltweiten Verbreitungund des Vorkommens in den unterschied-lichsten Biotopen bilden die Aronstabge-wächse ein reiches Reservoir geeigneterTerrarienpflanzen. Da ihre Artenvielfalt inRegenwäldern sehr groß ist, eignen siesich insbesondere zur Bepflanzung feuchter,

geheizter Tropenterrarien. Philodendron, Mons-tera, Syngonium, Scindapsus oder Epipremnumsind Kletterpflanzen. Sie können zum Be-grünen von Stämmen, Ästen und Rück-wänden verwendet werden. Viele dieserArten sind so wuchsfreudig und robust,dass sie sich sogar zur Bepflanzung vonTerrarien mit wehrhaften Großreptilienwie Waranen oder Riesenschlangen eignen,die empfindlichere Gewächse ansonstenbinnen kurzer Zeit „platt machen“ würden.Aglaonema,Alocasia, Caladium, Dieffenbachia sowieviele Anthurium-Arten sind robuste Boden-pflanzen, die oft im Terrarium sogar blühen.Andere Anthurium-Arten sind Aufsitzerpflan-zen, die gut auf Epiphytenästen gedeihen– sofern man sie regelmäßig mit Wasserversorgt und nicht austrocknen lässt.Acorus, Spatiphyllum oder Zantedeschia kommenmit vernässten Böden zurecht, sodass siesich zur Bepflanzung der Uferzonen inAquaterrarien und Paludarien eignen. Obwohl meist als Wasserpflanzen verkauft,lassen sich auch Cryptocoryne und Anubiasauf eine terrestrische Lebensweise „um-kultivieren“. Wichtig ist insbesondere beiden weichblättrigen Cryptocorynen, dass

zumindest am Anfang der Umgewöh-nungsphase die Luftfeuchtigkeit ständighoch ist. Erst wenn genügend „Landblät-ter“ gebildet wurden, ertragen diese Pflan-zen auch etwas trockenere Bedingungen,wobei allerdings das Substrat nie aus-trocknen darf.Da eine Reihe von Aronstabgewächsenaus mediterranen bis gemäßigten Klima-zonen stammt, eignen sie sich zur Be-pflanzung von Freilandterrarien. Nebendem schon mehrfach erwähnten, einhei-mischen Arum maculatum bietet der Handeleinige Arten aus Südeuropa an, die abermehrheitlich auch in Mitteleuropa gutgedeihen. Meist werden diese Pflanzenals Zwiebeln verkauft. Diese gräbt manam besten im Herbst an der gewünschtenStelle im Boden ein. Sobald es im kom-menden Jahr wieder wärmer wird, treibendie Pflanzen aus. In der Regel erblühenim Laufe des Frühlings die oftmals rechtgroßen Blüten. Dabei ist allerdings zubeachten, dass gerade manche mediter-ranen Aronstäbe nicht nur attraktive Blütenbilden, sondern auch olfaktorisch einigeszu bieten haben, was nicht unbedingt je-dem Familienmitglied bzw. Nachbarn ge-fällt: „Liegt die tote Maus vielleicht beiIhnen im Garten?“ ...Es gibt aber auch Araceen aus eher tro-ckenen Gebieten. Eine in den letztenJahren regelmäßig im Handel angeboteneArt ist Zamioculcas zamiifolia, die von Keniabis ins nordöstliche Südafrika verbreitetist. Diese Pflanze ist leicht sukkulent undkommt auch mit zeitweise recht trockenenund warmen Bedingungen zurecht. Au-ßerdem ist sie sehr wuchsfreudig, bildetregelmäßig neue Blätter und kann imTerrarium sogar blühen. Ich verwendedie Art deshalb seit Jahren mit Erfolg zurBepflanzung meiner Terrarien für Step-penwarane (Varanus exanthematicus).

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Im Teil 2 in der nächsten REPTI-LIA (Nr. 114 , August 2015):

Kletternde Araceen als perfek-te Terrarienpflanzen für Wald-terrarien. Literatur online un-ter www.reptilia.de und am

Ende des letzten Teils.

Die attraktive Homalomena wallichii galtin freier Natur mehr als 190 Jahre lang alsverschollen und wurde erst 2011 im Re-genwald von Malaysia wiederentdeckt