ARTUELLES UND WISSENVVVERTES IN WORT … .4. NEUF NAZI WAR CRIMES DISCLOSURE ACT Oeclassitied and...

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ARTUELLES UND WISSENVVVERTES IN WORT UND BUD Audi die USA haben ihre Problerne. Wird Eisenhower se lOsen? — (Vgl. Reisebericht end „tst Eisenhower konservoti.?"). BAS NEUF .4. NAZI WAR CRIMES DISCLOSURE ACT Oeclassitied and Approve44ei- Release by the Central Intelligence Agency Date:

Transcript of ARTUELLES UND WISSENVVVERTES IN WORT … .4. NEUF NAZI WAR CRIMES DISCLOSURE ACT Oeclassitied and...

ARTUELLES UND WISSENVVVERTES IN WORT UND BUD

Audi die USA haben ihre Problerne. Wird Eisenhower se lOsen? — (Vgl. Reisebericht end „tst Eisenhower konservoti.?").

BAS

NEUF.4.

NAZI WAR CRIMES DISCLOSURE ACT

Oeclassitied and Approve44ei- Releaseby the Central Intelligence AgencyDate:

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XIII. MieglÜckter Menschenraub

Gebdude der Kaniglich•Britisd,en Botschoft im Siiden der Sundeshouptsiodt

Mit Berichten aus den Akten des SSD /tette Baer die Methoden ant-gezeigt, nach denen die Bewohner der Sowjetzone zu Agenten geprentwerden. mese Dokumente sind eine Warnung ter jeden lleutschen. Baerselbst kann nur durch westliche Hine aus den Getahren bereft werden,in denen er schwebt. Er berichtet daraber:

Durch die Wiedergabe dieserDokumente bin ich von meinemcigentlichen Thema etwas abge-kommen, aber eben nur etwas.Derartige Beweisstacke miissen— Wie meine eigenen Erlebnisse— jedem Menschen im freienWester/ zur Kenntnis gebrachtwerden. Nicht oft genug kOnnendie teuflisthen Methoden ange-prangert werden, deren sith derOsten bedient.

Ich hatte zuBeginn meiner „Lauf-bahn" als Agent keine Ahnungvon diesen Methoden. Erst spa-ter erhielt ich gewisse Einblicke.Molder, mein Verbindungsmann,hatte eine grtiBere Praxis aufzu-weisen. Jetzt wundere ich michnicht mehr, daB er lange Zeitauch mir gegeniaber so milltrau-isch war, id/ wtirde es heutenicht enders machen.Das MiBtrauen schien sith abernach meiner Berlin-Reise gelegtzu haben. ich hatte jedenfallsdas Gefilhl. Urn so erstaunterbin ich, als ich ihn einige Zeitsneer wieder aufsuche. Ich habemich bereit erklart, noch eineWeile mit ihm in Verbindung zubleiben, urn die fiir ihn

tige Verbindung nitht abreifienzu lessen.Nach kurzer Einleitung erOffil-ster mir, daB der Doictor glekchlame, ich solle nods einmal vorden Liigendetektor gesetzt wer-den. Erst bin ids nur erstaunt,dann empOrt:

„Zum Kudtuck nochmal, ichdenke, Sic haben endlich Ihrverdammtes Mil3trauen fiber-wunden, jetzt fangt der Zirkuswieder von learne an! Ich denkegar nicht daran, diesen BIOdsinnwelter mitzumachen! Ich babegetan, was ich konnte, ich binsogar nach Berlin geflogen, urnSic endlich zu ilberzeugen —jetzt 1st es genug!"Molder 1st mein Ausbruch sicht-lich unangenehm.Dann sagt er:„Bitte, Herr Baer, beruhigen Sicsida. Ich will Sie damit clothnicht beleidigen! Ich karin Ihnenverraten, dafl diese fIberprilfun-gen durth den Detektor eineRoutinemaBnahme sind, denenauth ith unterworfen bin. Inmehr oder weniger regelmdBigenAbstanden werden Ids undmeine Kollegen und Mitarbeitereinem Test unterzogen. Und

wenn Ste emn reines Gewissenhaben — und das haben Siedoch — darns kann es Ihnen clothnichts ausmathen?"„Damit haben Sie einerseitsrecht, andererseits sind das eberaMethoden, die im gewOhnlichenLeben nicht iiblidt sind. Ich habeIhnen nun einmal den kleinenFinger gereicht — jetzt mull ichIhnen wohl oder :libel auch dieganze Hand lessen'?"Wieder filhle ich, wie wenig ichmich zu diesem seltsamen TBerufeigne,Da sthellt es, und Molder Mtden Doktor eintreten. Der Dok-tor hat wieder semen Koffermit dem Det.ektor bei aids, dener nach der BegriiBung sorgffil-tig aufbaut.Dann erklart Molder mite„Herr Baer, wir werden heutcdie einzelnen Fragen nicht mitIhnen durthspreehen. Die Fra-gen shad alle wieder so abge,faBt, da6 Sic mit „Ja" ,oder.,Nein" beantworten kiinuen.Sollten Sic sich tiber eine Fragenicht ganz klar sein, dart .' sagenSic bitte „stopp!"Der Doktor befestigt die dreiKabel an meinem KOrper. Mol-der setzt shit halb hir ter michund beginnt auf em n Zeichen desDoktors mit semen Fragen:..Stimmt es. da6 Sic mit derEisenbahn hierher gefahrensind?"

„Stimmt es, dal Sic sich mit We-ber und Kudriozow in Ostberlingetroffen habeci?"

Und so geht ea weiter Fragen,die aids auf Tatscehen in mei-nem Beridd, betiehen, wechselnab mit Fragen, die sich mit lii-eherlichen NebensaM,Ichkeitenbefassen. Einzelne Fragen wer-den wiederholt, die R.aaktionwar Inscheinend nieht zetrieden-stellend. Auf diem. Art und Wei-se beantworte ida während dernachsten Stunde vier Koinplexevon je zebn bis zv:Olf Fragen.Nach jedern Komplex legt derDokter eine Pause von etwazehn Minuten ein. well meinrechter Arm durth die Korn-presse zur Blutdruckkontrolleabgeschniirt wird and cinzw-sehlafen drcht. Die Fragm sindidle klar and einwamdffel zu be-antworten.Ais die Prazedne,,..yorbei\verde /eh wieder ins Netieniiiia:

dauert diesmal nicht lenge, undals Molder mich wieder zuriick-holt, 1st der Doktor mit seinemKoffer schon verschwunden: DieFrage nach dem Ergebnis desTestes spare ich mir, Molderwiirde cloth eine ausweichendeAntwort geben, soweit kenne ichihn schon.-„Herr Baer", beginnt er nun, alswir wieder Platz genommen ha-ben, „ich sagte Ihnen schon, daSwir mit dem Ergebnis Ihres Be-suches in Berlin sehr zufriedensind. Wir wollen den Kontaktmit Ihren• Auftraggebern inLeipzig nicht abreiflen Lassenund werden ihnen einen Briefschreiben. Selbstverstandlich Oathdem Geheimverfahren, das Sicmitgebracht haben."Ida materbreche ihni • •„Haben Sle ilbrigens schon her-aus, urn was es sich dabei han-delt? 1st es wirklich eine ganzneue Saitte, wits Kedriazah,hauptete9"„Dorilber .kann ich Timen garetehts sagen. Damit beschaftignitsich unsere CLemiket, • dal: 1stutcht rnain Ressort."Ida hatte mir gleich cienken kiln-(Ica. dal3 . er mir auch au,7 dieseFrau keine Antwort gibt.vergease eben inimer wiet:nr,dae, helm Geheimdienst jedergegen jecle9 miBtruuireb ist.Molder billet midi emschliellencl,in etwa 1.4 Tagen wieder .Aar+)G. zu kommen. Ida milsse ab andzu in Leipzig etwas von mir !W-ren lessen, sonst wrirden Weberund Kudriazow mihtranisch.Ausdiesem Grunde solle Ida danneinen Brief nach Leipzig sthrei-ben — selbstverstindlieh unterINCalders IControlle.

•Zum naehsten Treff bringt Mol-der Schreibjaapier und die bei-den Umelillige mit. in denen sichder praparierte Bog.-.n befindet.Von nouem bewundere ic5 dimVorsicht, mit der Molder tear-geht. Er vermeidet es peinlich,irgend elwas oboe Handschuheanzufassen. • was mit dem Ostenin Beriihrung • kommen kiinnte.Die Vorderseite des Bridles anden lieben Onkel Fritz ist balderledigt. 1th sehreibe sic wiedermit deutschen Buchstaben unitversiellter Handrchrift. Jetztkornmt die wesentlich kompli-ziertere Rtickseite, die oath demGeheimverfahren beschrieban,werden Auf meine,Frage,

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holt Molder einen Zettel dusseiner Mappe:„Ich habe bier eine Meldung be-sorgt; die sehr geheimnisvoltund wichtig aussieht. Sie it ausirgendeinem Grunde nicht inder Presse erschienen. Lesen Siesic durch und schreiben Sie siedann auf, aber in Ihrem eigenenStil."lob nehme den Zettel. Es handeltsich urn eine MeIdung, dalll einein Deutschland stationierte ame-rikanische Einheit zu einemUbungsschieBen mit Raketen-waffen irgendwo in die afrikani-sche Wiiste gefahren ist uncleinige Details der Waite. Eskann sich natiirlich dabei oururn eine unwesentliche Sadiehandeln, sonst wiirde Moldermir die Meldung nicht geben.Andererseits mull sie — durchmich mittels GeheimverfahrenObermittelt — in Leipzig span-nend genug wirken.Sorgfaltig male ich in Block-schrift meinen Bericht air OnkelFritz. Er wird sich gewill iibersemen gehorsamen Neffen freuen.Dann stecke ich den Brief in denvorbereiteten Umschlag undgebe Molder die Ursthrift zurVernichtung. Die Umschlage mitden praparierten Bogen steckt orwieder vorsichtig ein. Damit 1stder Zweck unseres heutigenTreffs erfilllt und ich bin ent-lessen. In drei Wochen soli kbwieder nach G. kommen.

In der Zeit bis zum nachstenTreff mit Molder gehe ich mei-ner Arbeit in Bonn nach. DieErinnerung an die Fahrt nachBerlin verblalit immer mehr.Aber ems weili ich ganz genau,wean ich daran denke — es wardas letzte Mal, keine zehn Pferde!airmen mich jemals wieder nachOstberlin schleifen.Allmahlich la& auch mein be-ginnender Verfolgungswahn nachund ich sehe nicht mehr erst nachlinks und rechts, ehe ich auseiner Tiir trete. Idt fahre auchnicht mehr zusammen, wenn esabends bei mir schellt. Es kannnur em n Bekannter sein, der michbesuchen will. Ich babe meineRuhe wiedergefunden und ahnezum Gliick nicht, daB sic nocheinmal griindlich gestOrt werdensoil.

Beim nachsten Treff babeMolder nichts Neues zu bench-ten. Das macht ihm nichts aus,.er unterhalt sich zu gerne tiberalte Begebenheiten mit mm. Im-mer wieder mull ich ihm erzah-len, wie Weber inich im Septem-

ber 1955 zum erstenmal in Leip-zig angesprochen hat. Undimmer wieder mull ich ihmschildern, wie Weber und Ku-driazow aussehen, welche Ge-wohnheiten sie haben und wiesie sich benehmen. Molder hatwieder Fotos bei slob, die er mirzeigt, aber auf keinern kann icheinen von den beiden entdecken.Zwei Tage verbringe ich mitdiesen Gesprathen in G., dannfahre ich wieder zurlick nccliBonn. Molder hat unter anderemvon Berlin gesprochen; wie schiines ware, wenn ich noch einmalhinfahren wiirde. Aber Leh habegleich abgewinkt, weil ich nichtdie geringste Lust dazu habe.Man soli das Schidcsal nicht her-ausfordern.

Mitte Mai treffe lob Molder wie-der. Ich bin diese Fahrten nathG. nun leid und frage ihn, wielange das Spiel denn noch gehensoil.Er ist betroffen:„Aber Herr Baer, ich habe Ihnendoch oft und deutlich gesagt, wiewertvoll Ihre Verbindung nadadem Osten filr uns ist. Sic wol-len uns jetzt doch nidat drauf-setzen?"„Das natiirlich nicht, ich sehenur den Grund nicht em, dal3 ichso oft hierherkomme."„Wir miissen miteinander in Ver-bindung bleiben. Es kann jedenTag etwas Unvorhergeseheneseintreten. Hinzu kommt, daB un-ser Beruf nun einmal zum gro-Ben, urn nicht zu sagen zumgrOBten Tell aus Warten bestehtWenn ich Ihnen erzahlen klinnte,wie oft und wie lange ich beiverschiedenen Gelégenheitenschon warten muBte! Das geh6rtnun einmal dazu.Sie wollen nicht mehr nach Ber-lin fahren, das sehen wir —wenn auch nur ungern — em.Jetzt miissen wir irgendeinenWeg finden, daB Sic hier imWesten mit Ihren AuftraggebernKontakt aufnehmen !airmen. IchweiB noch nicht, wie und ob dasmdglith sein wind, versuchenmilssen wir es jedenfalls unddazu miissen wir warten.Es 1st ja mOglich, daB sich einesTages jemand bei Innen meldet,der von Weber oder Kudriazowgeschidct wird. Ob und wanndas sein wird, kann natiirlichkein 1VIensch voraussehen. DamitSic mich dann sofort verstandi-gen kännen, gabe ich Ihnen biereine Telefonnummer, unter derSic mich jederzeit erreichenkOnnen. Wenn kb selbst nicht (labin, wird mm r Ihre Nachricht so-fort tibermittelt, und ich kann in

einigen Stunden bei Ihnen sein.Aber nun lassen Sic uns dochnoth einmal ilber den vereinbar-ten Treff am 2.Juni in Berlinsprechen. Sind Sic wirklich un-ter keinen Umstanden bereit,diesen Treff einzuhalten?"„Nein, Herr Baer, unter gar kei-nen! Ich schame mich nicht, Ihnenzu sagen, dal3 ich im Yam ganzgemeine Angst hatte, als ich hin-fuhr."„Ich habe - Ihnera aber gesagt, daBIhnen nichta passierea witrde,und das hat doch gestinarnt."„Das gebe Ich zu, und trotzdem!Sic wissen, wie angelegentlichsich Kudriazow beim letztenTreff nach meiner Adresse er-kundigt hat. Ich bin slither, daBich jetzt — und wenn auch ourvon Zeit zu Zeit — beschattetwerde. Da kann es leicht passie-ren, daB eine Fahrt hierherbeobachtet wird."In der Beziehung kOnnen Sic

beruhigt sein. Von dem Momentan, wo Sic bier auf dem Bahnhofankommen, werden Sic von tinsabgeschirmt und es ware meinenLenten unter alien Umständenaufgefiglen, wenn Sic beobachtetworden waren. Ich kann Ihnenversichern, daB von dieser Seite_keine Gefahr für Sic besteht.Und damit entfallt doch eigent-Lich auch der Grund Ihrer Wei-gerung?"Er hat recht, ich babe mich selbergefangen. Trotzdem widerspretheich ihm:„Selbst wenn Ihre Versicherun-gen.-Joch so glaubhaft ldingen —ich werde emn eigentiimliches Ge-fiihk nicht los, wenn ich an Ber-lin denke. Es stimmt, lob kannkeine Tatsachen anfiihren, diegegen eine Fahrt sprechen, aberirgend etwas in mir straubt sichdagegen."„Menschlich kann ich Sic absolutverstehen. Andererseits kann ichIhnen versichern, dal3 Ihnen auchtheses Mat nichts geschehenwiirde. Bitte iiberlegen Ste sich

die Sache doch noch einmal biszum nachsten Treff. Sic wollenuns doch helfen. Damit kiinntenSic es am beaten."Dann zeigt er mir wieder neueBilder, aber auch dieses Mal istkeiner meiner Bekannten dabei.Als Molder mich abends entliiI3t.bittet er mich, ich solle mir dochnoch einmal die Fahyt nach Ber-lin ilberlegen. In einer Wochesoli ich ihm meinen EntschluBmitteilen,

Meine Gedanken kreisen natur-gemal3 wahrend der folgendenWoche standig urn den einenPunkt — soil ich noch einmalnach Berlin fahren oder nicht?Immer wieder sage ich Nein,— der Mensch versuthe die G6t-ter nicht! Aber dann meldet sicheine andere Stimme: Gib es dochzu, dal3 du die Hose veil hastund nicht die Nase! Feige bistdu, das ist alles! Du mOchtest dichdriidcen vor dem, was du groB-spurig „deine Pflicht", •genannthast! Einmal ist es gut gegangen,warurn soil es nicht noch einmalgutgehen!Der innere Schweinehund tobt,geifert tux' windet sich von dieserStimme. Ja, und dann liegt entest an der Kette. Dieser Zustandtr•tt aber erst ate der Fahrt machG. em, auf der ich mich endgtiltigentscheide, doch noch einmal nachBerlin zu fahren.Gleith nach meiner Ankunftfragt Molder:„Nun, Herr Baer, haben Sie sichdie Sache nods einmal tiberlegt?"„Ja — ich fahre! Aber jetzt end-gilltig zum letzten Mal!"Molder lacht:„Na endlich! Aber ich kann Ihnenversprechen, dali ich Sie dannmit Berlin in Rube lassen werde.Nun ems milssen Sie schaffen —sagen Sie Kudriazow in Berlin.daB Sic ohne aufzufallen nicht

, mehr kommen Ithrinen. Siesen es auf irgendeine Art schaf-

Ohne Selbstrnord, - ober wie?

fen, da0 Cr mit Ihnen einen Treffhier im Westen ausmacht. SagenSie. flail die Fahrten nach BerlinVerdatht erregen milssen. Abernun lessen Sie uns die Einzel-heiten besprechen."Im Laufe der folgenden linter-redung sagt Molder, da0 ich ent-g rigen den Weisungen Kudriaiowsnicht mit der Eisenbahn fahrensoil. Ich soil wieder das Flugzeugbenutzen. er halt das far rich-tiger. Mir ist es recht, fiir Ku-driazow ,vird mir schun eine Aus-rede einfallen.Dams besprethen wir, was ichKudriazow berichten soli, wel-

Bekanntschaften ich erwah-nen soli und welche nicht. Immerwieder weist mich Molder daraufhin, da0 der nachste Treff unbe-dingt im Westen stattfinden mullIch erinnere Molder daran, dafiiris meine Ankunft in Berlinbrietlich in Leipzig anmeldenmull. Wir verabreden uns fiir dennachsten Morgen. Er will dasSchreibmatereial mitbringen, daser heute nist bei sirs hat. An-schliellend soli ich gleich nachBonn zurfickfahren, urn die Flug-karte zu besorgen.Ich meine, das Winne ich dochtelefordsch von hier ans.Molder widerspricht:„Auf keinen Fall! Es ist leichtfestzustellen, daLl der Anruf ausG. kommt. Wie wollen Sie dasmotivieren, falls Kudriazow Siedanach fragt? Wir milssen mitallem rechnen und daher vorsich-tig sein. Fahren Sie jetzt bittein die Stadt, nehmen Sic em n Ho-telzimmer und kommen Sic mor-gen urn neun Uhr wieder her."Am nachsten Morgen wird derSpiegel wieder demontiert undOnkel Fritz bekommt einen Briefvon seinem Neffen. Auf derRrickseite aber steht, unsichtbarnach dem Geheimverfahren ge-schrieben:„N 3. KOMME WIE VEREIN-BART AM 2. JUNI 10 UHR ZURINTERNATIONALEN SUCH-

HANDLUNG AM ALEXANDER-PLATZ. BENUTZE FLUGZEUG.BERICHTE mONDLICH."Noch einmal scharft mir Molderdann seine Verhaltungsmatire-gein ein. Ich bekomme auch wie-der die beiden Postkarten mit —eine nach der Ankunft in Berlin-

Tempelhof einzuwerfen, eine vordem Rackflug in den gleichenBriefkasten. Dann versichertMolder mir zum letzten Mal, da0ich ganz beruhigt reisen kanne.Trotzdem babe iris das gleicheunangenehme Gefilhl in derMagengrube wie vor der Fahrtim Marz, nur in verstarktemMarie. Aber das wird vorbei-gehen, des weiB ich jetzt aus Er-fahrung.Ich verabschlede mich rasch vonMolder, urn meinen Zug noch zuerreithen. Hoffentlich bekommeich nods einen Flugschein!Nach meiner Riickkehr liegt inmeinem Zimmer in Bonn einBrief auf dem Tisch — von Max-lies. Iris schaue • auf den Post-stempel und lese HUCKINGEN!Sic 1st also im Westen, bei ihrerTante, von der sic schon in Leip-zig gesprochen hat. Aber warumkommt sic nicht hierher, warumschreibt sic?Der Umschlag fliegt beiseite, ichentfalte den Brief:„Lieber Fred, ich bin seit einigenTagen hier be! meiner Tante. Soilids eirtmal zu Dir komrnen?Schreib mir doch bitte, wle Dudarriber denkst . . ."Der Brief geht nods waiter, aberiris aberlege erst einmal — Steist also schon langere Zeit inHuckingen. Warum meldet sicaids nicht eher? Warum kommtsic nicht direkt zu mir, wie wires in Berlin abgemacht haben?Wieder alles Fragen, die ohneAntwort bleiben. Wenn Ids dochjetzt Molder erreichen kannte!Und in em paar Tagen Siege iriswieder nach Berlin.Ich mull schnell handeln.Iris setze mich gleich hin undschreibe ihr, daB ich in Duisburgzu tun habe und sic dort erwarte,zwei Tage spater soli sic michdort am Bahnhof abholen. DenBrief werfe in gleich in den Ka-sten.Es scheint mir im Moment ambesten, ale erst einmal an einemneutralen Ort zu treffen, dannkann ich weitersehen.Zwei Tage danach steige ich inDuisburg aus dem Zug und geheauf die Sperre zu, hinter der irisMarlies entdedce. Sic hat sichaugenscheinlich vollkommen neueingekleidet. Das kann kern Ge-

schenk von ihrer Tante seM,dean von dieser hat sic mir inLeipzig err:atilt, sic lebe von einerRente. Ruhig, kühl und gelassenbegrilflt sic mtch, gensu wie inBerlin.Wir verlassen den Bahnhof undgehen in em Café.Nachdem wir unsere Bestellungaufgegeben haben, frage iris sic:„Warum bist du nicht einfach zumir nach Bonn gekommen?"Marlies ist etwas verlegen undsucht eine Antwort, damn sagt sic:„Na ja, ich wate nicht, ob dirmein Besuch angenehm war."„Aber des ist doch Unsinn, sobatten wir es doch in Berlin aus-gemacht."„Gewil3 — trotzdem. Aullerdembabe ich mich erst mat anstândigeingekleidet, ich war jeden Tagdebit- unterwegs."„Ich babe es schon gemerkt. Wohast du denn die Gelder dazuher? Du siehst blendend aus inden Sachets, aber die milssendoch eine Menge gekostet haben."Wieder zagert sic omit der Ant-wort. Dann meint sic:,,Weifit du, meine Eltern habennods Aktien von friiher her bierauf einer Bank. Devon babe 'icheinige -verkauft und mir dafilrdie Sachen angeschafft."Also wenn das stimmt, dannfresse ich einen Besen mit derdazugeharigen Putzfrau!Dazu diese Verlegenheit, dasSuchen nach einer Begriindung,alles spricht dear, daf3 zum min-desten diese Begrandung fiir dieHerkunft des Geldes — nun, s-a-gen wir, erfunden 1st. Ids weif3,woher man. Geld bekommt, wennman angeblith zu Besuch nachWestdeutschland fang. Der so-wjetische Nachrichtendienst 1stda nicht geizig mit Westmark.Iris babe genug von der Kaffee-hausumgebung, iris brauche drin-gend triadic Luft. Nachdem idsgezahlt habe, gehen wir ins Freie.Meine Gedanken jagen sich.Was soil ids nun nsachen?Das alte, vertraute Verhaltnisaufnehmen, 1st mir unmaglich.In meinen persiinlichen Angele-genheiten kann ich midi nichtderartig verstellen. Andererseitsdart ids Marlies nicht so deutlichzu verstehen geben, dall ich sicdurchschaut habe, ich mull sicirgendwie hinhalten. Eine Idee,emn Kanigreich far eine Idee!SchlieBlich babe ich mich Moldergegeniiber verpflichtet, in eini-gen Tagen nach Berlin zu fahren.Dort machte ids nicht gerade als„Verdfichtigter" angekiindigt wer-den.Wahrend wir tins die Auslagender Geschafte ansehen und da-bei langsam weiterschlendern,aberlege ich krampfhaft, mitwelcher Begrilndung ich einerneuen Begegnung, wenigstens vormeiner Berliner Reise und voreiner Besprechung mit Molder,zunachst einmal ausweichen kann.Ich frage sic, wie lenge sic nodsim Westen bleiben wolle?„Oh, ids kann gut nods 14 Tagehierbleiben. Iris will eventuellnods meine Tante in Hamburgbesuchen."Da kommt mir emn Einfall, aller-dings kein guter, wie ich bei mei-ner Ankunft in Berlin feststellenkann.

„Es tut mir lent." sage ich zuMarlies, „dee in dicta nicht gleichfar eine Weile mit nach Bonnnehmen kann. Aber meineRude wird eben renoviert, irisbin selbst ausquartiert. Ich hoffe,daG sic in acht Tagen fertig lat.Kommst du dann zu mir riiber?"Iris bedaure sehr, daf3 wir in die-sem Augenblidc nebeneinanderhergehen und ids ihr nicht ins Ge-sicht schen kann. Vielleicht Miteids mir durith die Beobachtungihrer Reaktion auf meine Auf-forderung einige Aufregung er-spart.Marlies sagt nach kurzem ZO-gem:.„Wenn es nicht anders geht —in Ordnung. Schreibst du mirvorher?"Ja, iris werde sic benachrichtigen,wenn ich aus Berlin zuriidcge-kommen bin. Ich habe es jetzt je-denfalls vor. Dan es spater nichtdazu kommt, ergibt aids aus denEreignissen, die aids dann in Ber-lin kurz nach meiner Ankunft ab-spielen.

Es hat geklappt! Der Flug wareigentlich ,ausverkauft, ich babeeine zuriickgegeberie Kane er-wischt. .Glack mull der Menschhaben! In Wirklichkeit bin ichinnerlich gar nicht so gliidclich.Aber ich fasse rlas Intermezzoals Wink des Schidcsals auf, daftids then doch nach Berlin soil.Wieder einmal merke ich, daftich Nerven habe. Ids Icicle auchwieder am langst vergessenenVerfolgungswahn. Und zum er-sten Male glaube ids auch zubemerken, dal3 ich beobachtetwerde. Mehrfach ist mir, als obich auf der Stralle den gleichenFiguren begegne. Dann wiederkommt es mir von, als wenn je-mend hinter mir herginge. Irisargere mich ilber mich selbst,aber ids kann das Unbehagennicht unterdracken.Ith rede mir zu, dal3 es bestimmtMolders Leute sind, wenn ichilberhaupt beschattetDoris auch die langste Wochevergeht, und am 1. Juni steigeich zum dritten Male in den Auto-bus, der mich zum FlughafenWahn bringt. Hier ertappe ichmich dabei, da0 ich die Mitfah-renden genau studiere. Oh wohleiner von Ihnen mich beschattet?Und wenn, kommt er in Moldersoder Kudriazows Auftrag?Dann aber sage iris mir, da3 esUnsinn ware, wenn einer vonKudriazows Leuten mitflage.Morgen friih bin ids in Ostber-lin, da hat er alles viel bequemer,wenn en wirklich Lunte gero-then haben sollte. Hier kann endoch nichts unternehmen undeine Beschattung wiirde nununnatige Unkosten verursachen.Etwas getrastet, aber deshalbnicht weniger unruhig, klettereich in die wartende Maschine.Im Gegensatz zu den FlUgen imJanuar mind Marz ist es jetzt hellbeim Abflug. Ober dem Schauenvergesse iris eine Weile das neueAbenteuer, dem ich omit einigenhundert Stundenkilometer ent-gegenbrause.Die Stewardessen erklaren net-terweise wahrend des Flugesdie„Gegend, nachdem sie

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• 0mit der ungesunden Gesichts-farbe angelangt, als der Oberwiederkommt. Win warten, biser gegangen ist, dann sagt meinSchutzengel:„Ich kann mir denken, wie iiber-rascht Sic sired. Viel kann ichIhnen assets nicht sagen, nur dasNatigste. Ida brauche mich wohlnicht vorzustellen, daS Kenn-wort und die Tatsache, dal3 winSic hier erwartet haben, windIhnen genug sagen."„Allerdings. Aber was war dennmit der Taxe los und ..."„Eins nach dem anderen. — Esging allerdings etwas rasch. DieTaxe war gar keine Taxe. Jeden-falls saBen darin einige Leute,die im Ostseirtor zu Hause sindund die den dringenden Wunschbatten, Sie schon heute und nichterst morgen zu sehen und zusprechen."Was denn, ich sollte entfithrt

wend en?"„So kann man es nennen, ja. Win— die Mannschaft, die den Wa-gen abflng undSie am Einsteigenhinderte — hatten den Auftrag,auf Sic aufzupassen."„Dann wuBten Sic also schonvorher, daB die Burschen so et-was vorhatten?"„Darauf kann ich Ihnen leiderkeine Antwort geben. Ftir Sieist ja auch die Hauptsache, daa

Ich habe mich gefaat und spmeI , , nichis possiert 1st."mit. Ich bin gerade bee der Davie ' ;;Naf.i'kh8lif Ictr bin. allnarish4Ch

„Herr Baer, haben Sie IhreHaare vergessen?"Im ersten Moment verschlagt esmir die Sprache — das mit Mol-der von banger Zeit verabredeteStichwort! Dann stottere ich:„Nein — nein, ich — ich babesic zu Hause gelassen!"Der Unbekannte zieht mich amArm mit sich in das Gebaude:„Stecken Ste den Apparat daweg! Ihren Koffer habe ichschon aufgesammelt. KommenSic mit."Benommen gehe ich neben ihmher durch den breiten Gang, derzum .Flughafenrestaurant ftihrt.Ich bin nicht miLitrauisch, damein Begleiter sich einwandfreials Molders Mann zu erkennengegeben hat, aber vollkommenratios. Immer nods schweigendfiihrt er mich zu einem TischLind hilft mir hatlich aus demMantel, dann setzen win uns.„Hatters Sie einen guten Flug?"Der leichte Ton ist fiir den Oberbestimmt, der an unseren Tischkommt. Ich bestelle mir einendoppelten Kognak, ich braucheihn dringend. Der Unbekanntesagt, nachdem der Ober gegan-gen tat, UM die Bestellung aus-zuftihren:.Win unterhalten uns gleich iiberden Vorfall, wenn der Ober hierwar. Wie war der Flug?"

torischen Kaffee serviert haben.Der alte Herr, der neben mirsitzt, 1st kurz nach dem Start ein-geschlafen und Mat sich bis zurLandung nicht sstiren. Ids nehmeraids seines Kaffees an, ich kannihn brauchen.Die Maschine rutscht durch einigeLuftliicher. Vor mir erhebt sichsehr pliitzlich eine Dame, die vorturd Minuten noch ganz gutaussah, und verschwindet hintenin einer kleinen Kabine, die sichvon innen versdsllel3entallt. Macheiner Viertelstunde kommt dieDame wieder. Sic sieht nicht vielbesser aus, als vor ihrem Weg-gehen, aber einmal ist ja such dergrtiate Magen leer.Neidisch betrachte ich den schla-fenden alten Herrn neben mir.Ich fiirchte, ich kann die ganzeNacht nicht schlafen. lets wollte,es ware schon morgen frtih. Un-sinn, morgen Nachmittag millitees sein, clann hatte ich alles hin-ter mir! Ich bin also in Gedan-ken wieder bet meinem Lieb-lingsthema angelangt. Die Ste-wardess hat nods einen Kaffeeilber, die Dame vorne hat an-scheinend keinen rechten Appe-tit. Ich trinke die dritte Tasse.Es 1st Musket geworden und wirnahern uns Berlin. Soeben ha-ben wir taut Ansage der Stewar-dess Magdeburg ilberflogen. Ichblicke aus dem Fenster und seheFrier und da Lichter aufblitzen.Mein Magen rumort, aber nichtwegen des Schaukelris oder we-gen des Kaffees. Die alten One-then nahmen an, daB die Seeledes Menschen im Zwerchfell sitzt.Im Moment bin ich ganz ihrerAnsicht.Ein Schild leuchtet auf:

„BITTE NICHT RAUCHEN!BITTE GURTE ANLEGEN!"

Die Maschine geht tiefer, manmerkt es nun am Druck auf demTrommelfell. Ich schlucke Luft,es ntitzt nur nicht Wel. Da 'eau-then links vorwarts die Lichtervon Berlin au!. Es ist em n mar-chenhafter Anblick. Der alte Herrneben mix ist von der Stewardessgeweckt worden und sieht suchhinunter. Die Maschine geht jetztabwarts wie em n Fahrstuhl, dieMotoren laufen langsamer. Jetztschweben wir in einer groBenKurve dem Rollfeld zu, dessenPositionslichter regelmaaig auf-blitzen. Aus der Pilotenkabinehtirt man deutiich das Tuten derFunlepeilung. Wir huschen Oberein ge Ha usergruppen, fiber Muneund schon rout das Flugzeug aufder Erde.Auf einer betonierten Rollbahn,links und rechts von roten Lamp-then flankiert, rollt die Maschinezum Flughafengebaude. Nods emnkleiner Rude, eine letzte Schwer.-kung, wir stehen still.Eine fahrbare Leiter wird an diegetiffnete Kabinentiir geschoben.Ich mache den Gurt los, bleibeaber noch sitzen. Ich habe ziem-lich welt vorne Plate genommenund will warten, bis die. anderenPassagiere das Flugzeug verlas-sen haben. Allmahlich leert sichder Gang. Ich ziehe meinen Man-tel an und gehe als letzter dieTreppe hinunter. Wieder kannich es — wie einst im Mare —vermeiden, daa der „dienst-tuende" Fotograf mich knipst.

Jetzt noch quer durch die riesigeHalle und die Treppe in das Ge-baude hinauf.An der Geptickausgabe sind nurnods zwei Reisende.Ich gebe ais letzter meinen Ge-packschein ab und erhalte meinenKoffer. Gemiitlich schlendere ichurn einige Ecken zum Postschal-ter, um die erste Kane einzu-werfen. Wenn es doch schon diezweite ware! Ich ahne nicht,daa ich nicht mehr dazu kommensollte, die • zweite einzuwerfen.

Beim Einwerfen sehe ich michunauffailig um, aber ich "kannkeinen von Molders Leuten ent-dedcen. Ich lerne es eben nie!Ich Uberlege einen Augenblick,ob ich im Hotel anrufen soli. Idslasse es dann, es wird schon emnZimmer fret seta. Langsam geheich nun Ausgang und trete in dieTM*, die .nach auBen fiihrt.Wie gerufen faint eine Taxe vor.In den nachsten SekundenstUrzen sich die . Ereignisse, sodal3 :eh sie mu- noch milhsamrekonstruieren kann, als ich wie-der zur Ruhe gekommen bin.Im gleichen Moment, in dem ichauf die Wagentiire der schwar-,zen Limousine zugehe, wird sicvon innen geOffnet. Ich nehme an,daB der Fahrer sic entgegen-kommenderweise aufgemacht hatund bilcke mich, urn einzustet-gen. Ids habe den rechten Fullschon zum Einsteigen erhoben,da sehe ich im 'Dunkeln auf denRticksitzen links und rechts indie Edcen gedrildct zwei ttnkennt-lithe Gestalten. Erie ich nods be-griffen habe, um was es sichhandelt, werde ich nach hintenvon dem Wagen weggerissen.Zugleich springt jemand an mirvorbei in den .Wagen, imgleichen Moment stehen aberauch — wie aus dent Roden ge-wachsen — N.M. oder sechs . Ge-stalten in Zivil urn den Wagenherum und reiBen an der am-deren Seite den Schlag auf.Ich selbst bin durch denSchwung, mit dem ich zurtickge-rissen wurde, bis an die Tiir zu-riidcgetaumelt. Ida habe meineGaspistole in der Hand, und ichweii3 bis heute noch nicht, wiesie aus der Gesaatasche datrinie-kommen ist. Der Koffer 1stgendwo in die Gegend gefloi-en.Schnell springe lets riickwartsdurch die offene Tiir in eineNische — nun babe ich wenig-stens Rtickendeckung.Was hier eigentlich gespielt wird,weil3 ich zwar immer noch nicht.

sehe aber, daB das Roll-kommando urn den Wagen eben-falls Pistolen in den Handershalt. aber die Dinger sehen nichtso eus, als ob man damit nunLarin machen kannte. Mir istalles egal, ids will mit meinemKrachmacher Josballern, urn dieLage . endgilltig zu klaren.SchlieBlich sind wir in West-Ber-lin und nicht in einem Wildwest-filmgelande.Ids drUcke mit dem Daumen dieSicherung nach unten und denkedabei: Wenn es jetzt gleichknallt, dann werden sich die mitdem schlechten Gewissen ver-drticken und • vielleicht einigestammige Polizisten anrtidcer..Da sagt neben mir eine Manner-stimme:

Die beliebte

fli [OE PNitDie Memoiren des K6nigs der Clowns

Wir beginnen den Abdruck seiner Memoiren an einem der interessantesten und intimsten Punkte seinesgroBen Artistenlebens, mit der von semen AnhOngern und Bewunderern oft gestellten Frage nach derEntstehung seiner Gags in der nachsten Ausgabe unserer Zeitschrift Nr. 13 vom 19. Juni.

Am 30. Oktober 1954 sitzt in Caine, Hamburger Garderebe emnKiinstler vor dens Spiegel. Fein sauberlich aufgereiht, stehen doSchminktOplchen und Dusan. Der Mann great noch einmal our Pod.,-quash. and fiihn bedochtsem and such*. Ober die Gesichtsmaske,die it sids soeben aufgelegt hat. Die so lunge gewohnten Gesten sindMm fast cum Ritual geworden: Jeder Handgriff folgt, wie in all denvergangenen Johren, mit ungestOrter Konzentration and Sommlung.Dann zieht or die weiten Hosen an, den foltigen Mantel und di.Riesenlotschen, die ihn emn Menschenalter long Ober die Biihnen derWell bogleitet haben end with einen letzten priifenden Blick in denSpiegel, aus dein ihm der Clowns-Kopf des „Greek" entgegenlodst.Am Abend dies., 30. Oktober 1954 trill der beriihmte KOnig derClowns cum letzten Male out die Biihne. Aus eigenem Witten be-schlieSt damit der Schweizer Karl Adrian Wetted, seine Kiinstler-laufbahn au( der Halle seines Erfolges, von Millionen verehrt endgeliebt, am Vet seiner kiinstleristhen Sehnsuda angelangt.Grad, bleiben von nun an die kiistlichen Erinnerungen an 60 Jahreernsthofter, hatter Arbeit and vielfaltigen, rouschenden Beifalls.Seinen Freunden in alter Well warden sie in den Memeiren insGeoiichtnis zurikkgerufen, die der Mundus.VerIng Stuttgart sinter dimTitel „Grath: Nit — Die Memoiren des KOnigs derClowns" zusommenfaBle, end die wit ' mit Genehmigung des Ver.loges gsweise veraffentlichen.Ob man Greeks Laufbahn nun mit jenem Plakat beginnen ram, dosor sick els Knob* selbst malle and mit dam der viillig Unbekannterein Auftreten eh „bekannter Musiker and Artist" in, Hotel sumHirsch des wellvergessenen Darts Ville 's, ankiindigt — oder mitjenem •rsters Vertrog mut dem drittklassigen „Manager" Miseray assLe Lode, oder mit dim 1. Oktober 1903 im siidfranzOsischen Nimes,wo der Name „Grath" can der Taufe geheben ward., AdrianWeftach hat 'anger als sin Menschenalter seiner Kunst gelebt endbier einzigartige Leishmgen hervorgebracht.

BROCK,

'It

diran gewdhnt.auf die:. Fragnn.die mid: am moisten interessie-ren, keine Antv;orten zu bekom-men. Aber nun langt es mir.Haben Ste etwas dagegen. ,wennich jetzt in mein Hotel fahreund mich in die Klappe loge? Dieinichste Taxe wird ja wohl echtsein!"„Dtifiir kann di nicht garantie-i'en und aus diesem Grunde'muBich Sic auch bitten, die Nacht

• Ober bier zu bleiben und mitdem Morgenftugzeug wieder zu-rackzufliegen. Bine, geben Stemir Ihren Flugschein, ich lasseibis umbuchen."„Das sind ja herrliche Aussich-ten! Die letzten Nachte babe ichkaum schlafen kiinnen wegen dermorgigen Besprechung, jetzt istdie Sache geplatzt und nun las-sen Sic mich nicht schlafen!"Mein Schutzengel lacht zuerst.&tin wird er ernst:„Ich glaube, Herr Baer, die Sache.ist else schlaflose Nacht wert.Wenn wir nicht rechtzeitig ein-gegriffen hatten ...! Obrigens— mein Kornpliment zu IhrenNerves — wenn Ste jetzt schla-fen •IcOnnen!"„Ste babes recta. aus dem Schlatwiirde doch nichts. Und wenn Siees far richtiger halten — dannbleibe ich also hier sitzen undwarte auf das Morgenflugzeug.Leisten Ste mir dabei Gesell-schaft?"'„Nets. Sic werden sich denkenktinnen, daf3 ich heute nachtnoch einiges zu erledigen babe.Aber Ste brauchen sich keineSorgen zu machen — wit lassenSte bier nicht aus den Augen!Man muB mit allem rechnen."Wie oft habe ich diese Wortevon Molder gehtirt!Er fahrt fort: •.,Ich lasse Ihnen nachher den ge-anderten Flugschein bringen.Und jetzt — leben Ste wahl undguten Flug!".,Danke! Und — vielen Dank, da0Ste so gist auf mich aufgepaBtbabes! Wenn ich jetzt darandenke, daB die Sache auch hatteschiefgehen ktinnen! Nochmals— vielen Dank! Unit noch eineFrage: Kann ich mir etwas zulesen besorgen?"

Draufien 1st em Kiosk imGang. Uberhaupt — hier ins Ge-biiude ktinnen Sic sich fret be-wegen. nut verlassen Ste esbitte nicht."Mit diesen Worten geht meinSchutzengel. Er unit seine Leutebabes mir die Freiheit, sehrwahrscheinlich sogar das Lebengerettet. Andere bekommen farso etwas Orden und Ehren-zeichen, sie mfissen es nebenbeiund maglichst unauffallig tun.Wieder babe ich eine neue Seitedes Geheimdienstes kennenge-lernt. Es ist die letzte.

Damit endet meine Geschichte.Die Geschichte eines Agentenzwischen Oat und West. Sicwurde nicht geschrieben urn derSensation Willen. sic 1st !eidernicht: se .nsationell. Sic ware es.wenn sie einmalig ware. Sictcdoeh nur eine kleine Begeben-heit am Runde unserer stiirmiSchbewegten Zeit. Der Kampf mit

allen selbst den schmutzigstenMitteln, ist heute etwas AMU-

kein Mensch regt sichmehr darOber auf. Die Methodenjedoch, mit denen dieser Kampfim Dunkel geftihrt wird, sind inder Offentlic.hkeit zu wenig be-kannt. Unit die Offentlichkeit,urn jeden einzelnen Menschen zuwarnen vor der Gefahr, die imOsten lauert — darum wurdedieser Bericht verOffentlicht.

Und um jeden einzelnen Men-schen zu warnen, well auch er indieses Netz hineingezogen war-den kann. Wenigstens, wenn erim Osten unserer Heimat wohnt.Keiner sollte den Stab brechenilber denjenigen, der — mit teuf-lischen Mitteln dazu gezwungen— als Agent in den Westonkommt. Er ist es vielleicht ge-worden aus — Angst, aus der unsalien angeborenen Angst vor un-

•vorstellbaren Repressalien. Mansoil ihm den Weg bahnen in dieFreiheit, in der er ohne Angstleben und arbeiten kann.Zugleich aber miissen wirdie wit unser Lebon und unsereHeimat lieben, die Augenoffenhalten. Wir alle miissendurch unsere Aufmerksamkeitdas HOchste schtitzen, das wirhaben — die Freiheit.

— Ende —

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