Atemnot | Luftnot | Dyspnoe · 2 Die Behandlung eines Klienten mit Dyspnoe aus Sicht der...
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Atemnot|Luftnot|Dyspnoe
DievorliegendeAusarbeitungzumThemaDyspnoehabeich2014imRahmenmeinesStudi-umsderKomplementärtherapieanderSteinbeisHochschuleBerlinverfasst.EswurdenkeineanderenalsdieangegebenenQuellenbenutzt.
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Inhaltsverzeichnis
DefinitionderDyspnoe........................................................................................................2
UrsachenundDifferentialdiagnosenderDyspnoe..............................................................3
SchweregradderDyspnoe...................................................................................................4
Atempädagogik/AtemtherapiebeiDyspnoe......................................................................5
ElementederatempädagogischenInterventionbeiDyspnoe.............................................7
AusblickundWegeausderDyspnoe.................................................................................10
Literaturverzeichnis............................................................................................................11
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DieBehandlungeinesKlientenmitDyspnoeausSichtderAtempadagogik/Atemtherapie
DefinitionderDyspnoeDasWortDyspnoekommtausdemgriechischenundheißtübersetztAtemnot.Essetztsichzu-
sammenausdenbeidenTeilen„dys“und„pnoe“,wobei„dys“imBrockhausmit„miss…“und
„übel…“verzeichnet ist.„Pnoe“ istdieLuft.SynonymefürAtemnotsindLuftnot,Lufthunger,
Atemlosigkeit.
IFYOUCAN´TBREATHENOTHINGELSEMATTERS–dasistdasMottoderamerikanischenAtem-
wegsliga. Es verdeutlicht den Stellenwert unddieWichtigkeit einer freien und gesundenAt-
mung.AtemnotwirdjenachSchweregradalssehrelementarundbedrohlicherlebt.Atemnot
wieauchSchmerzensindsubjektiveEmpfindungenderBetroffenenundwerdenaufganzunter-
schiedlicheWeiseinihrerArtundIntensitätbeschrieben.InderMedizinwirdvonder„Sprache
derAtemlosigkeit(LanguageofBreathlessness)“gesprochen.FolgendeBeschreibungenwerden
vonBetroffenenimZusammenhangmitihrenAtembeschwerdenoftverwendet:
• IchbekommenichtgenugLuft• Ichkannnichtrichtigatmen• IchhabeeinEngegefühlinderBrust• Ichkannnichtrichtigdurchatmen• MeinAtemistschwereralssonst • IchhabeeinErstickungsgefühl• Ichmussmehratmen• DasAtmenistanstrengender• MeineAtmungistoberflächlich• Ichkannnichteinatmen• Ichkannnichtausatmen• Ichfühlemichatemlos
DieListelässtsichnochweiterfortsetzenundzeigtsowohldiesprachlicheVielfaltalsauchdie
Spannbreiteder subjektivenEmpfindungen,diehintereinerDyspnoe stehenkönnen. Inden
RichtlinienderAmericanThoracicSociety(ATS)wirdDyspnoedefiniertals„subjektivunange-
nehmeWahrnehmungderAtmung,diesichausqualitativumschriebenenEmpfindungenvon
unterschiedlicher Intensitätzusammensetzt.“1Dabeibeschreibtderjenige,derunterDyspnoe
1ATSAmericanThoracicSocietyIssuesConsensusStatementonDyspnea,1999
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leidet,denSchweregradunddiedarausresultierendenBeschwerden.Dr.ThomasBrackschreibt
in seinem Artikel über Dyspnoe: „Atemnot dient als Warn- und Schutzmechanismus des
Atemsystems vor schädlichen Entgleisungenwie Hyperkapnie, Hypoxie undÜberlastung der
Atempumpe.“2
UrsachenundDifferentialdiagnosenderDyspnoeDyspnoekanneineVielzahlvonUrsachenhabenundzähltzudenhäufigstenSymptomen,die
zueinerArztkonsultationführen.Zunächsteinmalwirdunterschiedenzwischenderakutauftre-
tendenAtemnotundderchronischenAtemnot.DieakuteAtemnotentstehtinnerhalbkürzester
ZeitundkannZeicheneinerlebensbedrohlichenSituationsein.VonchronischerAtemnotspricht
manwenndieBeschwerdenlängeralseinenMonatandauern.InjedemFallistdasSymptom
Dyspnoeimmerdifferentialdiagnostischgenauestensabzuklären,umgeeigneteBehandlungs-
möglichkeiteneinleitenzukönnen.ImFolgendensindmöglicheUrsachenvonAtemnotaufge-
listet:
• PulmonaleErkrankungen:obstruktiveAtemwegserkrankungen(Asthma,COPD,Em-physem),Pneumonien,Lungenembolie,Pneumothorax,Lungenfibrose,Tumoren/Me-tastasen,etc.
• kardiovaskuläreErkrankungen:Herzinfarkt,Herzinsuffizienz,Herzmuskelentzündun-gen,Herzrhythmusstörungen,Herzklappenfehler,etc.
• renaleErkrankungen• emotionaleundpsychosomatischeStörungen:Panikattacken,Schmerzen,Angst,Hy-
perventilation• sonstigeErkrankungen:Anämie,Schock,Sepsis,Medikamentennebenwirkung,neuro-
muskuläreStörungen,etc.
DieseAuflistungistkeineswegsvollständig,zeigtaberdiegroßeBandbreitedermöglichenUr-
sachenundweisthinaufdieabsolutnotwendigeumfassendedifferentialdiagnostischeVorge-
hensweisebeiAtemnot.SietrittinvielenFällenalsErstmanifestationaufoderauchnachlänge-
remBestehenderErkrankung.WeiterwirddieDyspnoeunterschiedenineineobjektiveDysp-
noe,beidereinSauerstoffmangeldeutlichnachweisbaristundineinesubjektiveDyspnoeohne
messbaren Sauerstoffmangel. Inden vonderWeltgesundheitsorganisation (WHO) veröffent-
lichtenStatistikenausdemJahr2008zurMortalität(Sterblichkeit)undzumVerlustvonLebens-
jahren (DALY:disability–adjusted lifeyears)wirdersichtlich,dasssowohlkardiovaskuläreals
auchpulmonaleErkrankungenzuden10häufigstenTodesursacheninderWHO-RegionEuropa
zählen.
2Brack,T.:Breathlessness:E-Fortbildung,HausarztPraxis2009;98:703-709
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SchweregradderDyspnoeZurEinschätzungundFeststellungdesSchweregradeseinerDyspnoestehenverschiedeneSka-
lenzurVerfügung.VonderAmericanThoracicSocietywurdedieATS-Skala3definiert.Sieteilt
dieDyspnoein5StufeneinjenachSymptomatikundAusprägungsgrad:
• Grad0:keineDyspnoe;keineAtemnot–außerbeideutlicherkörperlicherAnstren-gung
• Grad1:mildeDyspnoe;KurzatmigkeitbeiraschemGehenoderleichtemAnstieg• Grad2:mäßigeDyspnoe;KurzatmigkeitbeinormalemGeheninderEbene;Pausen
zumAtemholenauchbeieigenemTempo• Grad3:schwereDyspnoe;PausenbeimGehennacheinigenMinutenodernachetwa
100MeternimSchritttempo• Grad4:sehrschwereDyspnoe;zukurzatmig,umdasHauszuverlassen;Luftnotbeim
Redenund/oderbeimAnziehen
DasindividuelleEmpfindenderDyspnoekannmitderBorg-Skala4erfasstwerden.DieEinteilung
erfolgtentwederdurchdenBetroffenenselbstoderdenbehandelndenArztoderTherapeuten.
Erfasstwirddiewährendderletzten24StundenempfundeneAtemnotineinerSkalavon1–
10.DieBorg-SkalawirdinderKardiologie,PulmologieundSportmedizinangewendet:
• 0=überhauptkeineAtemnot• 0,5=sehr,sehrmilde(knappwahrnehmbar)• 1=sehrmilde• 2=milde• 3=mäßig• 4=rechtschwer• 5=schwer• 6• 7=sehrschwer• 8• 9=sehr,sehrschwer(fastmaximal)• 10=maximaleAtemnot
BeideSkalensindMöglichkeitenzurQuantifizierungderDyspnoesowohlinakutenSituationen
alsauchbeichronischenVerläufenundgeradedaauchzurErstellungundAnpassungvonBe-
handlungsplänen.
3ATSAmericanThoracicSocietyIssuesConsensusStatementonDyspnea,19994Borg,G:Category-Ratio-Skala(BorgCR10,ScalenachBorg),1982,1998,2004
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EineweitereMöglichkeitstelltdievisuelleAnalogskala(VAS)5dar,alssemiquantitativesVerfah-
renzursubjektivenMessungderEmpfindungAtemnot.DabeibewertetderBetroffenedieemp-
fundeneAtemnotaufeiner10cmlangen,unskaliertenLinie(rotesXinderfolgendenSkala).Der
AnfangderLinieentsprichtkeinerAtemnotunddasEndederstärkstenvorstellbarenAtemnot.
I---------------------X-------------------------------------------I
KeineAtemnotstärkstevorstellbareAtemnot
Atempädagogik/AtemtherapiebeiDyspnoeNimmteinKlientmitdemSymptomDyspnoeatempädagogische Interventionen inAnspruch
musssichergewährleistetsein,dassdieDyspnoemedizinischunddifferentialdiagnostischab-
geklärtist.DieweiterenAusführungengehendavonaus,dassdiesderFallistundimbestenFall
inkomplementärerZusammenarbeitmitdenbehandelndenÄrztenundTherapeutengearbeitet
wird.
FürmeineTätigkeitalsAtempädagoginsinddabeidieBereichepulmonaleErkrankungen,kardi-
ovaskuläreErkrankungen,emotionaleundpsychischeErkrankungenambedeutendsten,daich
inengerberuflicherAnbindungansLungenzentrumUlmtätigbin.DasLungenzentrumUlmist
einepneumologischeGemeinschaftspraxismehrererFachärztemitdenFachbereichenInnere
Medizin,Lungen-undBronchialheilkunde,Allergologie,SchlafmedizinundUmweltmedizin.
Menschen,dieAtemnotempfinden,habenimwahrstenSinnedesWortesNotmitihremAtem.
DieseNotführtzudemGefühlnichtgenügendLuftzubekommenunddieswirdsubjektiväu-
ßerstunterschiedlicherlebt.TrittDyspnoeaufbeiungewohnterkörperlicherAnstrengungwird
siealsnormaleReaktiondesKörperserlebt.MangelndeFitness,schlechteKondition,keinregel-
mäßiger Sport – das sind gängige und verständliche Erklärungsversuche. Selten wird da die
AtemnotalsBedrohungerlebt.TrittsiejedochohneerklärbareUrsacheauf,führtAtemnotrecht
schnell zuunangenehmen körperlichenBeschwerden,welchewiederumnegativ verstärkend
wirken.AtemnotistsowohlfürdieBetroffenenalsauchderenUmfeld(Angehörigeundbehan-
delndePersonen)einstress-undangstauslösendesSymptom.DieentstehendeAngstkannzur
VerstärkungderAtemnotführen.SchwereAtemnotwirdalssehrelementarundbedrohlichbis
hinzuTodesangsterlebt.WerAngsthatatmetentsprechend–schnellerundflacher.Soführt
AngstzunochmehrAtemnot,einechterTeufelskreiskannentstehen.
Für diemeistenMenschen ist derAtemganz selbstverständlich undwird nur dannbewusst
wahrgenommen,wennernichtwiegewohntautomatischfunktioniert.InderAtemarbeitgehen
5Assessment:Dyspnoeskalen;physiotherapie11-12/08,S.46
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wirvoneinemdreiphasigenAtemrhythmusaus:Einatem,AusatemundAtempause(Atemruhe).
DieserursprünglicheAtemrhythmusisteindynamischesWechselspieljenachmomentanemBe-
darfundversorgtzuverlässig,unermüdlichundvollkommenautomatischunserenKörpermit
demlebensnotwendigenSauerstoff.DiesesunbewussteAtemgeschehenkönnenwirbewusst
beeinflussen,wirkönnendenAtemanhalten,dieAtemfrequenzbeeinflussen,dieAtemtiefeva-
riierenetc.unddarüberhinauskönnenwirdenAtemerspüren/erfahrbarerlebendurchacht-
samesÜbenganznachdemKernsatzvonIlseMiddendorf(BegründerinderAtemlehredesEr-
fahrbarenAtems):„WirlassenunserenAtemkommen,wirlassenihngehenundwirwarten,bis
ervonselbstwiederkommt.“6
DenureigenenindividuellenAtemrhythmusbrin-
gen Situationen der Atemnot ganz empfindlich
durcheinander.Dies ist ganz leicht selbst auszu-
probierenundwirdoftinSchulungsveranstaltun-
genimBereichAtemwegserkrankungenfürPati-
enten und deren Angehörige als Selbsterfah-
rungseinheitdurchgeführt:
AtmenSiedurcheinendünnenStrohhalmüberei-
nen Zeitraum vonmaximal dreiMinuten. Dabei
symbolisiert der Strohhalm eine Verengung der
Atemwege (Atemwegsstenose). Achten Sie da-
rauf,dasssiesichdabeidieNasezuhalten.Siekönnenjederzeitabbrechen,stellensichaber
bittefolgendeFragen:
• WieerlebenSieihreAtmung?VerändertsichderAtem?• WasnehmenSiewahr?WelcheGefühletretenauf?• WaskönnteIhnenhelfen?
Jeder,derdenVersuchdurchführt, ist froh,denStrohhalmschnellwieder zurSeite legenzu
können.GenausoaberwirdAtemnotempfundenundzwarganzunabhängigdavonobmessbare
objektiveVeränderungeninderLungenfunktionoderanderenMesswertenvorliegenodernicht.
Undjederwirdfeststellen,dassrechtschnelleinRingenumdenAtemeinsetzt,obwohlkeinerlei
körperlicheAnstrengungdurchgeführtwird.BeiInteressekannderVersuchbeileichterbismit-
telschwererkörperlicherAnstrengungdurchgeführtwerden.MenschenmitchronischerDysp-
6Middendorf,I.:DerErfahrbareAtem;EineAtemlehre;JunfermannVerlag,Paderborn2007,9.Auflage,S.19
aus
Pause
ein
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noe,beispielsweisebeiCOPDoderanderenschwerwiegendenErkrankungen,müssenihrenAll-
tagbewältigensowohlinRuhealsauchinAnstrengung.ZuwartenbisderAtemvonselberwie-
derkommt ist ineinerSituationderAtemnotnichtmöglich.Ganz imGegenteil, zuerst istdie
AtempausewegunddadasGefühlderNotvorherrscht,bleibenwirmeistimAtemholen,alsoin
derEinatmung,gefangen.DasgehtletztendlichzuLastenderAusatmung.ZielderAtemarbeit
isthieranersterStelledenFokusaufdiePhasederAusatmungzu lenkenunddenAusatem
dabeimöglichstüberdieLippenbremseausströmenzulassenundsofürEntlastungundErleich-
terungzusorgen.Alle3Atemphasensindgleichwichtig. ImEinatemnehmenwirauf, lassen
Lebeninunseinströmen.ImAusatemdrückenwirunsaus(Sprache,Lachen,Singen,Weinen,
Handeln,etc.).InderAtempausesindwirscheinbarnurda.Dochdieses„Nur-da-Sein“istäu-
ßerstwichtig,dientesdochderRegenerationundausderPauseherausentstehtderImpulsfür
denneuenEinatem.Überträgtmanden3-phasigenAtemrhythmusaufdasalltäglicheLeben–
vielströmtaufunsein,wirgebenvielindieWeltundinderPausedürfenwireinfachsein.Soist
diePauseeingroßesAtemthemabeiderBehandlungvonDyspnoe.Ruhezeiteneinbauen, im
AlltagundvoralleminanstrengendenPhasendasrechteMaßfinden,denAtemalsKrafterle-
ben,AtemundAnstrengungverbinden,etc.sindwichtigePunkteinderBewältigungvonDysp-
noe.
ElementederatempädagogischenInterventionbeiDyspnoeZurDarstellungderWirkweisederAtempädagogik/AtemtherapiewähleichhiereinBeispiel
ausderTechnik.ZahnrädersindsicherlichjedemeinBegriffundeinmühelosesIneinandergrei-
fen von Zahnrädern ist ein faszinie-
rendesSpiel.Vergleichsweisemühe-
lossolltenverschiedeneAspekteder
Atemarbeit wie Zahnräder ineinan-
dergreifen.
Wissen:AufderWissensebene sind
Kenntnisseüberdiephysiologischen
und pathophysiologischen Zusam-
menhängerundumdieAtmungun-
erlässlichumprofessionellundkom-
petentarbeitenzukönnen.
Üben:Zielistes,denAtemwiederinseinereigenenLebendigkeitfreizuzulassen.Dazubietet
dieAtempädagogik/AtemtherapieeineVielzahlvonÜbungen,dieregulierendundberuhigend
Lösung
Üben
Wissen
8
aufdenAtemundseinenRhythmuswirken.IdealerweisekönnensichdiebeidenAspekteergän-
zenimSinneeineskomplementärenMiteinanders,dabeisolltedieatempädagogische/atem-
therapeutischeBehandlungvonKlientenmitDyspnoediefolgendenElementebeinhalten:
• Element1:TheoretischesWissenrundumdasAtemgeschehenunddieDyspnoe:Die-
sesWissenumfasstnebenanatomischemundphysiologischemGrundwissenüberdie
AtmungdendreiphasigenAtemrhythmusunddarüberhinausdiedifferentialdiagnosti-
schenÜberlegungenundSchritte,diezursicherenAbklärungeinerDyspnoezubeach-
tensind.IstdieUrsachederAtemnotgeklärtundkannverstandenwerden,wirktdas
schonangstminderndundsomiterleichternd.
• Element2:Notfall-Selbstmanagement:HauptzielistesdieAtemnotzuerleichtern.
AtemerleichterndeKörperstellungenunddieLippenbremsesinddabeiunerlässlich.Si-
cheresundruhigesHandelnwirktauchaufdenAtemberuhigend.WirdvomBetroffe-
nenkörperlicherfahrenundmentalverstanden,dassdurchdasAnwendenderLippen-
bremsedieAtemnoterleichtertwerdenkann,istihrschonvielMachtgenommen.In
jedemFallsolleinindividuellerNotfallplanerarbeitetwerdenmitwirksamenatembe-
ruhigendenÜbungen.Selbstmanagementheißtauch,dassdieNotfallübungenerlernt
undgeübtwerdenundzwarimbeschwerdefreienZustand,sodasssieimNotfallsi-
cherabrufbarsind.
• Element3:EigenesindividuellesAtemgeschehenerfahrenganzimSinnedesKernsat-
zesderLehredeserfahrbarenzugelassenenAtems:WirlassendenAtemkommen,wir
lassenihngehenundwartenbiservonselbstwiederkommt.DieDreiheitvonSamm-
lung–Atem–EmpfindungbildetdieGrundlage.DerindividuelleAtemjedesEinzelnen
istgeprägtvonseinerbisherigenBiographieundvonsämtlichenEinflüssenundGege-
benheitenseinermomentanenLebenssituation.SowieeinMenschlebt,soatmeter
auch,seinAtemmusteristgewissermaßeneinSpiegelseinerDenk-,Gefühls-und
Handlungswelt.
• Element4:ErlernenvonatemberuhigendenÜbungen,Lösungs-undEntspannungs-
möglichkeitenaufzeigenundüben:dieAtemarbeitisteineressourcenorientierteund
gesundheitsförderndeMethode.Hieristesbesonderswichtiganmöglichenvorhande-
nenRessourcenanzuknüpfenunddarauseinenindividuellenÜbungswegzuentwi-
ckeln.Atemübungenkönnenwunderbarlösendundentspannendwirken,denkenwir
nuraneinwohligesDehnenundRäkeln,dasunsnebenkörperlichemRaumauchspür-
barmehrRaumzumAtmenverschafft.Atemarbeitansichwirktregulierendaufden
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SpannungszustandundkanndemzufolgealsMethodederEntspannunggesehenwer-
den.EsgibtvieleweitereEntspannungsverfahren,angefangenmitderProgressiven
MuskelrelaxationnachJacobsen,demAutogenenTraining,Yoga,etc.–dieListelässt
sichfortsetzen–dieanerkanntsindundderenWirksamkeitdurchStudienbelegtist.
FürKlientenisteshilfreich,einefürsiepraktikableEntspannungsmöglichkeitzuerler-
nenundauchzupraktizierenganzimSinnederStressreduktionundderProphylaxe
derAtemnot.OftkennenKlientenschonEntspannungsverfahren,dannkanndortan-
gesetztwerden.AlsganzheitlichorientierteAtempädagogen/Atemtherapeutensoll-
tenwirnichtnurdieeigeneMethodesehen,sondernintegrativdenken.
• Element5:ZusammenhängeerkennenzwischendemeigenenAtemverhaltenunddem
AuftretenvonAtemnot.DieReflektiondesinderAtemarbeitErlebtenhilftdaseigene
AtempotentialzuentwickelnundaufbauendaufdeneigenenRessourcendieAtmung
zuharmonisiereninganzheitlicherHinsicht.DemfolgtdasIntegrierendergewonne-
nenErkenntnisseindenAlltag.
Atemarbeitsetztkeinenleistungs-undfunktionsfähigenKörpervoraus,sondernorientiertsich
andenvorhandenenGegebenheiten.WesentlicheArbeitsweisensinddieSchulungderWahr-
nehmungs-,Sammlungs-undEmpfindungsfähigkeit.SiewendetsichimGrundsatznichteiner
bestimmtenKrankheitoderdemSymptomdirektzu,sondernsetztandengesundenPotentialen
desMenschenan.Soistesnichtverwunderlich,dassbeiDyspnoeWahrnehmungsübungenan
denFüßensehrwirkungsvollerlebtwerden.
ImAkutgeschehenderDyspnoewirdnatürlichsymptombezogengearbeitet,sobaldsichdiese
jedochberuhigthat kannamganzenKörpergearbeitetwerden,denndortwo ich spüre,bis
dorthinkannsichauchdieAtembewegungausgehendvomZwerchfelldurchsetzen.Wirddie
WahrnehmungaufKörperregionengelenkt,diebishernichtwahrgenommenwurden,wirdauch
derAtemindieseRichtungengelockt.SokanndieganzeBandbreitederAtemarbeitangewen-
detwerden.BesondersbewährthabensichausmeinerSicht:
• dieErschließungdesunterenundmittlerenAtemraumes
• dieStärkungderZwerchfell-undFlankenatmung
• GelenkarbeitundfließendeAtembewegungen
• Vokalarbeit
• derFokusaufdemAusatem,derPauseunddemVertrauen,dassderEinatemdannvonselberwiederkommt
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ImmeristderindividuellesituativeAtemdesKlientenwegweisendundzeigtdasMaß,indem
gearbeitetwerdenkann.„Wenigeristmehr“und„inderRuheliegtdieKraft“sindSprichwörter,
diewirimUmgangmitDyspnoeachtendürfen.
AusblickundWegeausderDyspnoeEinmalimJahrfindetderDeutscheLungentagstatt.DerLungentag2014stehtunterdemMotto:
GESUNDELUNGE–GRUNDLAGEDESLEBENS.InseinemGrußwortschreibtderVorsitzendedes
DeutschenLungentagse.V.,HerrProf.Dr.Bergmann:
„DieAtmung istessentiell:OhneAtmunggibteskeinmenschlichesLeben.…Wergesund ist,kannvielestun,damitdiessobleibt.AndererseitsgibtesheutehervorragendediagnostischeundtherapeutischeMöglichkeiten,dieErkranktenofteineKontrolleihrerErkrankungundeineguteLebensqualitätermöglichen.7
GenauanderStellekannundsolldieAtemarbeiteinewertvollekomplementäreTherapiemög-
lichkeitdarstellen.Obgesundodereingeschränkt,ganzindividuellgiltfolgendes:
„DerUrsprungdesAtemsliegtnichtdarin,dasswir ihnmachen,sonderndass„es“zuatmenbeginnt.DamitistunsLebengeschenkt.MitdemerstenAtemzugkommenwiraufdieWeltundmitdemletztenAtemzugverlassenwirsiewieder.DerAtembegleitetunsunserganzesLebenlang.ErwirdunsmitjedemAtemzugwiedervonneuemgeschenkt.UnsereAufgabeistes,diesesGeschenkanzunehmen,sorgsamdamitumzugehen,eszupflegenundkreativzunutzen.UnterdiesenBedingungenkannunsderAtemeinLebenlangeineunerschöpflicheEnergie-undKraft-quellesein.“8
MitderSichtweisedesAtemsalsGeschenkmöchteichdieseAusarbeitungschließen.
7Bergmann,K.C.:17.DeutscherLungentage.V.GesundeLunge-GrundlagedesLebens,2014,S.38Faller,N.:AtemundBewegung,Springer-Verlag,WienNewYork2009,2.Auflage,S.5
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Literaturverzeichnis
Assessment:Dyspnoeskalen;physiotherapie11-12/08,S.46
ATSAmericanThoracicSocietyIssuesConsensusStatementonDyspnea,1999
Bergmann,K.C.:17.DeutscherLungentage.V.GesundeLunge-GrundlagedesLebens,2014
Borg,G:Category-Ratio-Skala(BorgCR10,ScalenachBorg),1982,1998,2004
Brack,T.:Breathlessness:E-Fortbildung,HausarztPraxis2009;98:703-709
Faller,N.:AtemundBewegung,Springer-Verlag,WienNewYork2009,2.Auflage
Middendorf,I.:DerErfahrbareAtem;EineAtemlehre;JunfermannVerlag,Paderborn2007,9.Auflage