AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM...

4
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT · Juni 2016 AUF DEM PRÜFSTAND Ein Bier zur Fussball-EM am Fernseher gehört für viele dazu. Aber welches? Roger Brügger, der Schweizer Meister der Bier-Sommeliers, hat aus allen 24 Ländern der Euro 2016 ein Bier getestet. Und drei Entdeckungen gemacht. Text: Christian Bürge · Fotos: Remo Ubezio

Transcript of AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM...

Page 1: AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM PR FSTAND Ein Bier zur Fussball-EM am Fernseher geh rt f r viele dazu. Aber welches?

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT · Juni 2016

AUF DEM PRÜFSTANDEin Bier zur Fussball-EM am Fernseher gehört für viele dazu. Aber welches? Roger Brügger, der Schweizer Meister der Bier-Sommeliers, hat aus allen 24 Ländern der Euro 2016 ein Bier getestet. Und drei Entdeckungen gemacht.Text: Christian Bürge · Fotos: Remo Ubezio

Page 2: AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM PR FSTAND Ein Bier zur Fussball-EM am Fernseher geh rt f r viele dazu. Aber welches?

Juni 2016 · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT

135 EURO 2016 BIERTEST

Er schwenkt das Glas unter der Nase. «Honig. Auch eine Ca-ramelnote. Dazu etwas Grasi-ges, Kräuteriges. Sonst nicht allzu viel Aromen. Es ist lang

anhaltend bitter, mit einer dezenten Restsüs-se. Aber sie haben wohl auf den weltweit be-gehrten Aromahopfen verzichtet, der kostet natürlich.» Roger Brügger hat schon schlech-tere Biere getrunken als das Chopper India Pale Ale aus der Slowakei. Aber auch schon sehr viele bessere. Was er alles aus einem Bier herausriecht, ist erstaunlich. «Das dau-ert eine Weile», sagt der Langenthaler. «Ir-gendjemand muss dir einmal sagen: Dies und das hat es drin. Dann erkennst du es wie-der. Es braucht Referenzen.» Dabei beschäf-tigt er sich noch gar nicht so lange professi-onell mit der Materie. Zum 40. Geburtstag, vor vier Jahren, feiert er mit seinen Freunden im Restaurant «Braui» und erhält ein Brauset geschenkt. Er probiert, tüftelt – «und schliesslich fand ich es nicht nur lässig, son-dern auch geschmacklich gut.» 2014 meldet er sich für den Schweizer Bier-Sommelier-Kurs an, «dann machte er eine steile Karrie-re», sagt der Wirt und hält seine Hand schräg nach oben. Brügger lächelt. Als 2015 die ers-te Biersommelier-Schweizer-Meisterschaft ausgeschrieben wird, geht er aus Neugier hin – und gewinnt auf Anhieb. Mit einem Punkt Vorsprung. An der WM in Brasilien doppelt er mit Rang 5 nach. Nicht allen ge-fällt das. Er hat schon Braumeister gesehen, die an der Schweizer Meisterschaft davon-gestapft sind, weil gleich zwei Quereinstei-ger abräumten. Den Spass am Bier hat es ihm nicht verdorben.

«MUSS INTERESSANT RIECHEN»Was macht ein gutes Bier aus? «Es muss in-teressant riechen, dann ist man auf gutem Weg. Und wenn es noch lang anhaltend, aus-balanciert und harmonisch ist, dann sieht es gut aus. Aber ich bin kein Snob. Das India Pale Ale von Doppelleu beispielsweise ist sauber gemacht. Wenn es das erste IPA ist, dass man trinkt, hat man ein gutes Erlebnis. Solche Biere öffnen Türen. Sie sind wie Sprungbretter.» Eine Rangliste der 24 ge- testeten Biere kann er beim besten Willen nicht machen. «Man kann nicht Kraut mit Rü-ben vergleichen. Aber ich habe drei Entde-ckungen: Das Olmo aus Italien, ein Strong Amber Ale, das Orval aus Belgien, ein Trap-

pistenbier, und das XXA aus der Schweiz, ein India Pale Ale. Ein überwältigendes Bou-quet. Die Bitterkeit wird perfekt ausbalan-ciert durch die Aromatik.» Brügger arbeitet im Produktmanagement einer Maschinen-bau!rma. Natürlich gibt es die Versuchung, bei einer Brauerei professionell einzusteigen und sein Wissen einzubringen. «Aber bis jetzt hat sich noch nichts konkret ergeben. Ich lasse das offen.»

Was trinkt er gar nie? «Ich trinke schon mal ein Lager, aber wenn ich wählen kann, dann nicht. Und eine Sorte, die ich praktisch nie trinke, ist das Weizen. Weil ich schnell genug davon habe. Das Geschmacksschema sind Bananen und Gewürznelken. Aber ich kann ein Weizen degustieren und sagen, ob es besser oder schlechter ist.» Immer in seinem Kühlschrank hat er ein «Abbaye de Saint Bon-Chien» aus der Brauerei BFM in Saigne-légier. «Ein elf Prozent starkes, leicht saures, fassgereiftes Bier, das mit dem Alter ge-winnt.» Welches ist der grösste Fehler, den man machen kann? «Wenn man nie etwas an-deres probiert als sein Standard-Helles. Die Welt bietet so viel!»

QUAL DER WAHL Roger Brügger testet im Restaurant «Braui» in Langenthal, das für seine Bierkultur bekannt ist, alle Biere der EM-Teilnehmer.

«Die Amerikaner sind in Sachen Bierkultur gut zehn Jahre voraus. Sie sind der Massstab. Aber auch die Schweiz muss sich nicht verstecken» Roger Brügger

V

Page 3: AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM PR FSTAND Ein Bier zur Fussball-EM am Fernseher geh rt f r viele dazu. Aber welches?

136

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT · Juni 2016

SCHWEDENWISBY STOUT

TÜRKEIEFES LAGER HELL

WALESMONTY’S SUNSHINE

POLENZYWIEC LAGER HELL

ALBANIENPEJA PILS

SLOWAKEICHOPPER IPA

RUMÄNIENTERAPIA PLATIN

ITALIENOLMO

RUSSLAND6 PORTER

EURO 2016 BIERTEST

WEISSE BRÄUHAUS Schneider Weisse lanciert regelmässig Spezialbiere unter dem Label Tap X. Mathilda Soleil ist ein Weizenbock, ein Weizen-bier mit 7 Prozent Alkoholgehalt. Es duftet nach Honig, Äpfeln und Con!türe. Im Mund massiv, alkoholisch wärmend. Der Geschmack hält lange an.

CHODOVAR Ein prämiertes Bier an den European Beer Star Awards 2005. Die Farbe ist dunkelbraun. Man riecht Caramel, dunkle Brotrinde und Malz. Im Mund ist das Schwarzbier leicht süsslich, mit wenig Bitterkeit. Ein leichtes, aber vollmundiges Bier.

SCHLOSSBRAUEREI EGGENBERG Das Bier (14%) hat seine Wurzeln in der Schweiz. Früher wurde es bei Hürlimann gebraut. Das Samichlaus riecht stark nach Honig, Malz und Trockenfrüchten. Es ist süss und intensiv. Man kann es wie Wein lagern und erhält gerundete Aromen.

DEUTSCHLANDMATHILDA SOLEIL

TSCHECHIENCHODOVAR

ÖSTERREICHSAMICHLAUS

GOTLANDS BRYGGERI Das Wisby Stout ist schwarz wie die Nacht, so wie es sich für ein Stout gehört. Man riecht die starken Röstaromen, Kaffee und sogar einen Hauch von Holzasche. Im Mund ist das Bier sehr bitter und trocken, ohne jedoch zu schwer zu sein.

EFES Ein sehr helles Bier. Man riecht feine Noten Stroh und !ndet einen Hauch Honig. Die Bitterkeit ist ausgeprägt. Etwas Metallisches mischt sich in den Abgang. Das Bier ist leicht, wohl auch, weil nicht nur Malz, sondern auch Reis und Zucker mitverbraut wurden.

MONTY’S PRO Dieses Golden Ale ist im Mund angenehm leicht. Es schmeckt frisch und hat einen ganz leichten Malzgeschmack. Dazu eine blumige Note. Der Körper ist schlank. Es ist leicht trocken im Gaumen, mit einer mittleren Bitterkeit.

CLINICA DE BERE Dieses Weizenbier hat eine hellgelbe Farbe mit starker Trübung. In der Nase zeigen sich sofort die stiltypischen Aromen nach Gewürznelken, und auch ein wenig Banane schwingt mit. Ebenso der leichte Weizenbierhefe-Geruch. Das Bier ist sehr spritzig und dezent säuerlich.

CR/AK Das Strong Amber Ale (8,2%) hat eine schöne Amberfarbe mit leichter Trübung. Die frischen Aromen haben etwas Kräuteriges, Blumiges. Das Bier ist bitter und durch seine Stärke fast schon ölig im Mund. Der Abgang ist lang. Man sollte das Bier nicht unterschätzen.

BALTIKA BREWERIES Das Bier ist dunkelbraun und klar. Es riecht intensiv nach dunklen Dörrfrüchten und Malz. Den Alkohol-gehalt bemerkt man schon beim Riechen. Im Mund ist das 6 Porter süsslich und ölig. Es !ndet sich kaum Bitterkeit. Das Bier hat einen langen, wärmenden Abgang.

ZYWIEC Das Bier ist schön hellgelb und klar im Glas. Es hat leichte Aromen nach Mais, wenig Hefegeruch und ist ansonsten sehr neutral in der Nase. Der Geschmack ist süsslich-herb, mit moderater Bitterkeit. Ein typischer Vertreter dieses Bierstils.

PEJA Das Pils hat ein schönes klares Goldgelb im Glas. Man riecht einen Hauch von Honig. Die Hopfung ist sehr schwach ausgeprägt. Es ist trocken, bitter und kurz im Abgang. Ein neutrales Bier.

KALTENECKER Man riecht eine Honig- und Caramelnote. Dazu etwas Grasiges, Kräuteriges. Sonst nicht allzu viele Aromen für ein India Pale Ale. Es ist langanhaltend bitter. Es ist weich im Gaumen, mit einer dezenten Restsüsse.

FOTO

S: R

EM

O U

BE

ZIO

Page 4: AUF DEM PR FSTAND - bier.swiss · 2016. 6. 7. · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT áJuni 2016 AUF DEM PR FSTAND Ein Bier zur Fussball-EM am Fernseher geh rt f r viele dazu. Aber welches?

Juni 2016 · SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT

137

UNGARNDREHER CLASSIC

SCHWEIZXXA

KROATIENKARLOVACKO

BELGIENORVAL

UKRAINELVIVSKE PORTER

NORDIRLANDTWISTED HOP

ENGLANDMAGUS LIGHT BITTER

PORTUGALSAGRES PILS

ISLANDICELANDIC WHITE ALE

SPANIENINEDIT WITBIER

IRLANDO’HARA’S IRISH RED

FRANKREICHSEX, ALE AND ROCK ’N’ ROLLESTRELLA DAMM

Das Witbier, gebraut mit Orangenschalen, ist ein Rezept, das zusammen mit Starkoch Ferran Adrià für sein weltbekanntes Restaurant «El Bulli» kreiert wurde. Es ist von hellgelber Farbe, mit ausgeprägtem Orangenaroma. Es ist spritzig, erfrischend und samtig im Gaumen.

CARLOW BREWING COMPANY Ein Red Ale ist von rötlicher oder rotbrauner Farbe. Die Färbung wird durch Spezial-malze erreicht. Das Irish Red riecht herb, mit leichten Röstaromen und einer leicht grasigen Note. Es hat eine moderate Bitterkeit, gepaart mit einem cremigen Gefühl.

SAINTE CRU Ein Double IPA steht für hö-heren Alkoholgehalt (in die-sem Fall 8,5%) und eine starke Hopfung während des Brau-prozesses und im Gärtank. Das Bier riecht nach Rock ’n’ Roll. Etwas Wildes, gar Hefti-ges ist riechbar. Hier drückt der Alkoholgehalt durch.

DREHER Ein hellgelbes, klares, typisches Lagerbier, mit dezenter Aromatik. Es hat eine leichte Bitterkeit in einem generell schlanken Körper. Das Bier ist eher unspektakulär.

BIERFACTORY RAPPERSWIL Das XXA hat, typisch für die India Pale Ales, ein überwältigendes Bouquet, das vom grosszügigen Einsatz von Aromahopfen stammt. Hier dominieren die Grapefruit und andere Zitrusfrüchte. Die Bitterkeit wird perfekt ausbalanciert durch die Aromatik.

KARLOVACKO Das helle Lager hat eine goldgelbe, klare Farbe und sehr dezente Aromen. Ein Hauch von Hefe ist zu erahnen. Im Mund hinterlässt das Bier einen leicht säuerlichen Eindruck, mit einem kurzen, aber weichen Abgang.

THE DURHAM BREWERY Das Bier hat eine strohgelbe Farbe mit leichter Trübung. Die Aromen sind zitrus-fruchtartig und leicht malzig. Die Malzigkeit ist typisch für viele englische Bitter Ales. Am Gaumen spürt man die leichte Bitterkeit. Es ist eher trocken im Abgang.

SAGRES Schönes, klares Strohgelb im Glas. Man riecht einen Hauch von Honig. Sehr schwach ausgeprägte Hopfung. Trocken, bitter und kurz im Abgang. Ein sehr neutrales Bier.

EINSTÖK Ein hellgelbes, naturtrübes Witbier, dem neben den klassischen Zutaten auch Hafer, Orangenschalen und Koriandersamen zuge-geben wurden. Das ergibt ein spritziges, fruchtiges Bier, ohne nennenswertes Bitteres, mit einem angenehmen, leicht cremigen Mundgefühl.

ORVAL Orval ist ein Trappistenbier, gebraut von Mönchen in einem Kloster in Belgien. Ein spezieller Hefestamm ergibt ein unverkennbares Aroma. Man riecht etwas Herbes, Stallgeruchartiges. Das stört nicht, im Gegenteil. Es ist ein komplexes Bier, das am besten noch gelagert wird.

LVIVSKA PIVOVARNYA Dieser Porter hat neben den typischen Malznoten auch einen Hauch von Weinaromen im Bouquet.

HILDEN BREWERY Ein Pale Ale mit einer Fülle an Aromen, die durch die Verwendung von zwei Aromahopfensorten kommt.