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1 Auf dem Weg zu einer Energiewende- Roadmap für das Ruhrgebiet Spannungsvolle Transformationen zu nachhaltigen Emissionsminderungen Dokumentation der Zwischenkonferenz vom 17.06.2015 im LVR-Industriemuseum Oberhausen IN KOOPERATION MIT: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Koordination) Kulturwissenschaftliches Institut Essen Technische Universität Dortmund, Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen GEFÖRDERT DURCH:

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Auf dem Weg zu einer Energiewende-Roadmap für das Ruhrgebiet Spannungsvolle Transformationen zu nachhaltigen Emissionsminderungen

Dokumentation der Zwischenkonferenz vom 17.06.2015 im LVR-Industriemuseum Oberhausen

IN KOOPERATION MIT:

• Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (Koordination)

• Kulturwissenschaftliches Institut Essen • Technische Universität Dortmund,

Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung

• Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung

• Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen

GEFÖRDERT DURCH:

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Inhalt

1   ENERGIEWENDE REGIONAL GESTALTEN 3  1.1   Dokumentation Session I: Anforderungen an die regionale Steuerung der

Energiewende 5  1.2   Dokumentation Session II: Energieversorgung und -versorger im Wandel 7  1.3   Dokumentation Session III: Energiewende ohne Bewusstsein? Die Rolle des

Individuums im soziokulturellen Transformationsprozess 9  1.4   Dokumentation Session IV: Energiewende und Strukturpolitik 11  1.5   Dokumentation der Session V: Regionale Siedlungsstrukturen und Mobilität 13  1.6   Dokumentation Session VI: Energiewende im Quartier 16  1.7   Abschlussplenum 18  

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1 Energiewende regional gestalten

Auf dem Weg zu einer Energiewende-Roadmap für das Ruhrgebiet

Rund 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßte das Forschungskonsortium am 17. Juni 2015 im LVR-Industriemuseum Oberhausen zur Zwischenkonferenz des Rahmenprogramms zur Förderung der Energiewende in den Kommunen des Ruhrgebiets, kurz: "Energiewende Ruhr".

Vorgestellt und diskutiert wurde, was im Rahmen des Projektes bisher erarbeitet wurde. Ziel des Projektes ist es, Ende 2016 Eckpunkte einer Roadmap Energiewende Ruhr vorzustellen.

Die Zwischenkonferenz startete mit einer Begrüßung durch Dr. Klaus Kordowski von der Stiftung Mercator und einer Vorstellung des Rahmenprogramms durch Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH).

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Prof. Dr. Dietrich Fürst (Leibniz Universität) referierte zum Thema „Die Region als Handlungsebene in der Energiewendepolitik“. PD Dr. Dieter Rehfeld vom Institut für Arbeit und Technik hielt eine weitere Keynote zur „Energiewende als strukturpolitische Aufgabe im Ruhrgebiet“. Moderator Kai Rüsberg (Freier Journalist) führte durch die Veranstaltung.

Die Zwischenbilanz des Projektes wurde in sechs unterschiedlichen Sessions (I-VI) sowie einem Abschlussplenum zusammengetragen und diskutiert. Den Output dieser Diskussionen finden Sie in einem kompakten Format auf den folgenden Seiten. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren Input, ihre Kommentare und Ideen.

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1.1 Dokumentation Session I: Anforderungen an die regionale Steuerung der Energiewende

Die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Transformationsaufgabe ist nur durch einen integrativen Ansatz im Zusammenspiel von nationaler, Landes-, regionaler und kommunaler Ebene zu bewältigen. Während auf den übergeordneten Ebenen die flankierenden Rahmenbedingungen entwickelt werden müssen, kommt den Kommunen eine zentrale Schlüsselrolle in der aktiven Umsetzung der Energiewende zu. Allerdings besteht eine große Kluft zwischen den gesetzlichen Klimaschutzzielen und den realen kommunalen Handlungsmöglichkeiten. Auch deshalb spielt die regionale Ebene in diesem Zusammenhang eine zunehmend wichtige Rolle in der Unterstützung und Koordination der interkommunalen Zusammenarbeit zu den Themen Klimaschutz und Energiewende. Die Session befasste sich mit den Anforderungen an eine regionale Steuerung der Energiewende und stellte mögliche strategische und instrumentelle Ansätze vor.

In seinem Beitrag ging Dr. Ralf Schüle (Wuppertal Institut) vor dem Hintergrund der bisherigen Erkenntnisse auf die institutionellen und organisatorischen Anforderungen einer erfolgreichen Energiewende in der Metropole Ruhr ein. Dabei betonte er die Notwendigkeit, die drei parallelen Diskurse – Transformation der Energiewirtschaft, Energiewende und regionale Strukturpolitik, Bewahrung der Handlungsfähigkeit der Kommunen – in einen strategischen Rahmen auf regionaler Ebene einzubetten: eine Energiewende-Roadmap für das Ruhrgebiet.

Anschließend präsentierte Dr. Wolfgang Beckröge vom Regionalverband Ruhr die zahlreichen Aktivitäten des Planungsverbandes in den Themenfeldern Klimaschutz und Energiewende. So ist der Klimaschutz als Fachbeitrag Bestandteil der formellen Regionalplanung. Darüber hinaus werden im Rahmen von informellen Prozessen – wie die „Nachhaltige Metropole Ruhr“ – in funktionalen und zielgerichteten Kooperationen strategische Ziele für die gesamte Region erarbeitet. Dr. Beckröge betonte insbesondere die unterstützende Rolle des Verbandes für die Kommunen – durch die Bündelung von Informationen, die Moderation von Prozessen oder das Lobbying auf überregionaler Ebene. Für die Entwicklung einer Energiewende-Roadmap empfahl er, an vorhandene regionale Netzwerke anzudocken und ein gemeinsam definiertes, poltisches Ziel an den Anfang zu stellen – dann erst stelle sich die Frage, wie man dieses gemeinsam erreichen könne.

Neben einer Roadmap ist auch die mögliche Rolle eines Klimaschutzfonds für die Region in der Diskussion. Deshalb war Harald Halfpaap von proKlima, dem enercity Fonds in Hannover, geladen, um die Erfahrungen mit diesem Instrument vorzustellen. Der enercity Fonds wurde 1998 mit dem Ziel gegründet, die kommunalen Klimaschutzaktivitäten in der Region Hannover grundsätzlich zu fördern, die Bürgerinnen und Bürger zu beraten und zu informieren und insgesamt Standards für Projekte zu setzen und zu erhöhen. Seit 1998 wurden in 25.861 Maßnahmen über eine Million Tonnen CO2 vermieden. Die langjährigen Erfahrungen zeigen starke positive Effekte auf die regionale Wertschöpfung und die Umsetzungsqualität im Neubau und bei Modernisierungen. Wenngleich eine Vernetzung von

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Akteuren stattfindet und Kommunen personell und fachlich entlastet werden, handelt es sich in Hannover nicht um ein Steuerungs- und Koordinationsinstrument kommunaler Klimaschutzaktivitäten. Als eine große Herausforderung für die Initiierung eines solchen Instruments beschreibt Harald Halfpaap die Akquise finanzstarker Partner.

Die Erkenntnisse aus den Präsentationen und der anschließenden Diskussion fließen in den weiteren Prozess der Entwicklung einer Energiewende-Roadmap ein.

Präsentationen zum Download:

BEITRAG AUS DEM PROJEKT

Institutionelle und organisatorische Anforderungen einer erfolgreichen Energiewende in der Region

Dr. Ralf Schüle und Miriam Fekkak, Wuppertal Institut

GASTVORTRÄGE

Strategieansätze der Regionalverbunds Ruhrgebiet: Information, Konzeption, Projekte und Planung

Dr. Wolfgang Beckröge, Regionalverband Ruhr (RVR)

Klimaschutzfonds zur lokalen Umsetzung am Beispiel der Region Hannover

Harald Halfpaap, proKlima – Der enercity-Fonds (Hannover)

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1.2 Dokumentation Session II: Energieversorgung und -versorger im Wandel

Die Transformation des Energiesystems ist eine enorme technologische, infrastrukturelle und unternehmerische Herausforderung. Dabei geht es aber nicht nur um rein technische Veränderungen: Politische Rahmenbedingungen müssen entsprechend gesetzt werden, Geschäftsmodelle müssen entwickelt werden, die Einbindung in gesellschaftliche Kontexte muss erfolgen. Aus technologischer Sicht ist von Interesse, wie das gezielte Vernetzen unterschiedlicher Infrastrukturbereiche einen Beitrag dazu leisten kann, Effizienzpotenziale zu heben und damit ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Infrastruktursystem zu schaffen.

In diesem Zusammenhang befasste sich die Session dabei mit den beiden inhaltlichen Schwerpunkten Wärmewende und Energiedienstleistungen.

Im ersten Teil präsentierte Dr. Johannes Venjakob (Wuppertal Institut) Zwischenergebnisse aus dem Teilprojekt "Transformation und Vernetzung städtischer Infrastrukturen". Vorgestellt wurden die Ergebnisse aus einem Expertenworkshop, bei dem mit Hilfe einer Cross-Impact-Bilanzanalyse Entwicklungspfade zu einer zukünftigen und zukunftsfähigen Kraft-Wärme-Kopplung im Ruhrgebiet entwickelt wurden. Herausgestellt wurde dabei die Bedeutung der Quartiersebene als Versorgungsebene der KWK sowie die Schlüsselstellung der Vernetzung dezentraler KWK-Anlagen in Smart Grids als wesentlicher Baustein einer effizienten KWK. Den zweiten Vortrag zum Thema Wärmewende hielt Thomas Döking von der Fernwärme Niederrhein GmbH. Er stellte das technische und infrastrukturelle Konzept hinter der Dinslakener Fernwärmeversorgung vor und gab einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten. Als ein wichtiges Strategieelement wurde hierbei der Zusammenschluss der großen Fernwärmeschienen herausgestellt. Dieser bringt mehr Flexibilität in das Versorgungsystem, ermöglicht die Ausweitung der industriellen Abwärmenutzung und erlaubt die verstärkte Integration der Abfallwirtschaft in die Wärmebereitstellung.

Der zweite Teil der Session behandelte die Rolle der Stadtwerke im Kontext der Energiewende und dabei speziell das Thema Energiedienstleistungen. Dr. Kurt Berlo und Oliver Wagner (Wuppertal Institut) stellten zu Beginn Zwischenergebnisse aus dem Teilprojekt "Stadtwerke der Zukunft" vor. Sie präsentierten umfangreiche Recherchearbeiten zur aktuellen Struktur und zu den angebotenen Dienstleistungen der Stadtwerke im Ruhrgebiet. Dabei hoben sie besonders hervor, dass auch in Zukunft die Stadtwerke als ein Schlüsselakteur zur Umsetzung der Energiewende anzusehen sind. Denn sie verfügen über die nötigen Vor-Ort-Kenntnisse und fördern Dezentralität, Public Value sowie Kunden- und Bürgernähe. In der Re-Kommunalisierung wird zudem eine Erweiterung der Wertschöpfungsketten gesehen. Ergänzt wurden diese Einschätzungen durch einen Vortrag von Martin Schniederjan von der Stadtwerke Bochum GmbH. Er stellte die Geschäftsfelder der Stadtwerke dar und zeigte zukünftige Tätigkeitsbereiche auf. Diese werden zum Beispiel im Bereich der Energieaudits und des Energiemanagements gesehen. Er wies jedoch auch darauf hin, dass angesichts sich ständig ändernder Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden Veränderungen der Handlungsspielräume die Aufgaben der Stadtwerke stetig komplexer werden

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Präsentationen zum Download:

Transformation und Vernetzung städtischer Infrastrukturen am Beispiel KWK und Wärmenetze

Dr. Johannes Venjakob, Wuppertal Institut

Stadtwerke als strategischer Akteur der Energiewende im Ruhrgebiet

Dr.-Ing. Kurt Berlo und Oliver Wagner, Wuppertal Institut

Fernwärmeschiene Niederrhein Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr

Thomas Döking, Fernwärmeverbund Niederrhein

Energiedienstleistungen der Stadtwerke Bochum GmbH

Martin Schniederjan, Stadtwerke Bochum

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1.3 Dokumentation Session III: Energiewende ohne Bewusstsein? Die Rolle des Individuums im soziokulturellen Transformationsprozess

Im Mittelpunkt der Session stand die Frage, welche Rolle individuellen Akteuren als Treiber bei der Energiewende zukommt: Braucht es für eine erfolgreiche Transformation hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft tatsächlich einen Bewusstseinswandel oder folgt das individuelle Verhalten in erster Linie den Anreizen und Vorgaben, die durch strukturelle Rahmenbedingungen gesetzt werden?

Der erste Teil der Session bestand aus zwei Vorträgen, die im Anschluss von Dr. Martin Held (Evangelische Akademie Tutzing) kommentiert wurden. In ihrer Präsentation unterstrich Dr. Lea Schmitt (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) das Potenzial nachhaltigkeits-bezogenen, zivilgesellschaftlichen Engagements für die Energiewende. Diese Akteure können mit ihrem Tun in ihrem sozialen Umfeld Wandel bewirken und sind Teil lokaler Governance-Prozesse. Sie illustrierte ihre konzeptuellen Ausführungen am Beispiel des bürgerschaftlichen Vereins „Die Urbanisten“ in Dortmund, der sich mit Hilfe von Aquaponik für eine nachhaltige Form der Lebensmittelproduktion an industriellen Altstandorten im Ruhrgebiet einsetzt. Dr. Martin Held begrüßte das erweiterte Verständnis von Energiewende, die mikrosoziologische Fundierung der Forschung sowie die ethnografische Erhebung der Daten. Darüber hinaus betonte er die Notwendigkeit der Einbindung der Ergebnisse in einen multi-level-Governance-Ansatz. Anschließend zeigte Kristina Went (Fachhochschule Dortmund) die zentrale Bedeutung der persönlichen Ansprache als Teil der Aktivierung von Menschen mit Migrationshintergrund für den aktiven Klimaschutz. Ziel des Projektes ist eine Aktivierung von Mietern und Eigentümern zur energetischen Gebäudemodernisierung bzw. zu energieeffizienterem Verhalten. Die Einbindungen von Migrantenselbstorganisationen und Multiplikatoren wurde als ausschlaggebend für einen erfolgreichen Aktivierungsprozess erkannt. Herr Dr. Martin Held bewertete den interkulturellen Fokus der Zielgruppen für den Transformationsprozess als sehr positiv und unterstrich die Bedeutung muttersprachlicher Multiplikatoren. Dies zeigte sich exemplarisch zudem an der Überlegenheit einer community-orientierten Ansprache der MigrantInnen im Vergleich zu einem zu einer quartiersbezogenen Ansprache.

Im zweiten Teil der Session eröffnete Prof. Marcel Hunecke (FH Dortmund) ein Gespräch im Plenum. Einigkeit herrschte über die Relevanz von Einzelakteuren. Als hemmende Faktoren für eine regionale Energiewende wurden prekäre Beschäftigungsverhältnisse, geringe Wertschätzung von bürgerschaftlichen Engagement in der Arbeitswelt, Silopolitik, Zielkonflikte und –hierarchien, Konkurrenz um Fördergelder und die als konservativ wahrgenommenen Gruppen innerhalb der Verwaltung genannt. Herausfordernd sei es, MigrantInnen zu erreichen. Deren soziale Lage und politische Entwicklungen in den Herkunftsländern würden Aufmerksamkeit und Engagement anderweitig fokussieren. Darüber hinaus solle man neben „TreiberInnen“ auch auf „BremserInnen“ der Energiewende blicken. Es wurde neben Informationskampagnen auch eine sensualistische Herangehensweise gefordert (z.B. Narrative, Klimafasten, Energiesparpartys). Die

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Vernetzung aller Akteure solle Kräfte bündeln und Synergien erzeugen, wenngleich allgemeingültige Lösungen auf Grund der Unterschiedlichkeit der 52 Kommunen kaum möglich erschienen. Partizipationsmöglichkeiten im politischen als auch wirtschaftlichen Bereich (z.B. Open Innovation) wurden für die Umsetzung der Energiewende als förderlich betrachtet.

Präsentationen zum Download:

MODERATION

Prof Dr. Marcel Hunecke FB Angewandte Sozialwissenschaften, FH Dortmund

BEITRAG AUS DEM PROJEKT

Agenten des Wandels als dezentrale Treiber der Energiewende

Dr. Lea Schmitt Kulturwissenschaftliches Institut Essen

Aktivierung von MigrantInnen zur energetischen Gebäudesanierung

Kristina Went FB Angewandte Sozialwissenschaften, FH Dortmund

GASTKOMMENTARE

Dr. Martin Held Evangelische Akademie Tutzing

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1.4 Dokumentation Session IV: Energiewende und Strukturpolitik

Angesichts veränderter Wettbewerbs- und Standortbedingungen in der Energieversorgung einerseits und der politischen Vorgaben zum Klimaschutz bzw. der Energiewende andererseits, steht das Ruhrgebiet noch immer vor großen strukturpolitischen Herausforderungen.

Die Session „Energiewende und Strukturpolitik“ befasste sich mit der Frage, welche Transformationsherausforderung die Energiewende für die Wirtschaft des Ruhrgebietes als Ganzes, speziell aber auch die Energiewirtschaft bedeutet. Welche Risiken, aber auch Chancen, birgt die Energiewende für die regionale Wirtschaft? Zudem wurde diskutiert, inwieweit Erfahrungen mit einem Strukturwandel und die dabei erzielten Erfolge, dem Ruhrgebiet bei der Transformationsaufgabe Energiewende hilfreich sein können.

Prof. Dr. Manfred Fischedick verdeutliche zunächst die Bedeutung des Ruhrgebiets mit der dort ansässigen Stahl- und Chemieindustrie sowie den dortigen Großkraftwerken für den Erfolg der Energiewende. Ohne einen grundlegenden Wandel der (Energie-)Wirtschaft im Ruhrgebiet ist die Erfüllung nationaler Klimaschutzziele nicht möglich. Dies impliziert aber auch, dass diese einem hohen Anpassungsdruck unterliegt, welchem sie nur durch die Schaffung hoher Innovationsdynamik und dem Aufbau neuer Geschäftsfelder begegnen kann. Dezentralisierung, Energie- und Energieeffizienzdienstleistungen und Erneuerbare Energien sind Optionen, mit denen die Energiewirtschaft auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren kann auch bereits reagiert. Dennoch ist die Herausforderung Energiewende noch nicht von allen als Chance erkannt worden. Es müssen für viele Unternehmen neue Wege der Innovationsentwicklung und –diffusion beschritten werden. Die Kooperation von Unternehmen verschiedener Branchen in Clustern sollte aktiv gesucht und gefördert werden. Zudem müssen zahlreiche Hemmnisse überwunden werden: Viele Technologien sind noch nicht zur Marktreife entwickelt, die Finanzierung von Innovationen ist häufig nicht einfach, Beharrungskräfte etablierter Stakeholder können sehr stark sein und alle derart umfassenden Veränderungsprozesse bedürfen gesellschaftlicher Beteiligung und Akzeptanz. Dennoch hat das Ruhrgebiet mit seinen vielen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, und im Speziellen auch die Energiewirtschaft im Ruhrgebiet, das Potenzial, zu den Gewinnern der Energiewende zu gehören.

Fabian Stütz von der IHK zu Dortmund befasste sich mit den standortpolitischen Chancen und Risiken der Energiewende. Chancen entstehen, der mit der Energiewende assozierte Innovationsdruck hilft, zum neuen Fortschrittsmotor zu werden, Wettbewerbsvorteile durch einen effizienten Umgang mit Energie und Ressourcen zu erzielen und eine Unabhängigkeit von Energieimporten zu schaffen. Dennoch verdeutlicht Herr Stütz auch die Risiken, die viele Unternehmen in der Energiewende sehen: Steigende Energiekosten bei abnehmender Versorgungssicherheit, eine Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der internationalen Konkurrenz und eine gestiegene Unsicherheit. Für eine Energiewende-Roadmap gibt Herr Stütz drei Anregungen: Eine Beteiligung der Unternehmen am Prozess zur Energiewende-Roadmap ist wichtig, setzt aber voraus, dass deren Interessen adressiert und Chancen für die Unternehmen aufgezeigt werden. Eine stärkere Kooperation der

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relevanten Akteure aller Städte und Gemeinden des Ruhrgebiets ist von großer Bedeutung. Außerdem sollte die Energiewende-Roadmap auch die Erfolge des Ruhrgebietes nach außen, insbesondere an die nationale und europäische Politik, kommunizieren.

Herr Börje Wichert von der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH beschrieb den Wandel im Ruhrgebiet von einer schwerindustriell geprägten Region zu einer vom Dienstleistungssektor geprägten Wirtschaft. Eine Stärke der Region ist daher die Fähigkeit, mit Wandel umzugehen und das im Strukturwandel gewonnene Erfahrungswissen. Anhand des Leitmarktes Ressourceneffizienz verdeutlicht Herr Wichert, wie mehrere Projekte dazu beitragen, diese für die Zukunft des Ruhrgebietes wichtige Branche weiterzuentwicklen.

Präsentationen zum Download:

BEITRAG AUS DEM PROJEKT

Die Energiewende als Treiber und Bedingung der regionalen Strukturpolitik

Prof. Dr. Manfred Fischedick, Dr. Ralf Schüle Wuppertal Institut

GASTKOMMENTARE

Standortpolitische Chancen und Risiken der Energiewende

Fabian Stütz, IHK zu Dortmund

Vom Mekka der fossilen Energieträger zur Ressourceneffizienzregion Nr. 1

Börje Wichert Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr)

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1.5 Dokumentation der Session V: Regionale Siedlungsstrukturen und Mobilität

Die Herausforderungen der Energiewende sind groß und erfordern tiefgreifende Transformationen städtischer und regionaler Strukturen. Gegenwärtige Politikansätze im Ruhrgebiet beschränken sich bisher auf kleinteilige Maßnahmen, die den Erfordernissen zur Gestaltung der Energiewende nicht gerecht werden. Ein Hemmnis hierfür stellen fehlende Wirkungsanalysen und -prognosen dar, die abschätzen, welche Wirkungen mit Maßnahmen der Siedlungs- und Verkehrsplanung und darüber hinausgehenden Maßnahmen auf die Reduzierung von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen erzielt werden können und welche Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Maßnahmentypen bestehen.

In der Session V wurden erste vorläufige Ergebnisse der beiden Teilprojekte „Integriertes Modell Ruhrgebiet 2050“ und „Regionaler Modal Shift“ vorgestellt. In ihnen wird ein Simulationsmodell der städtischen Siedlungsentwicklung, Mobilität und Umwelt weiterentwickelt und eingesetzt, um die Wirkungen von Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und des Übergangs zu erneuerbaren Energien auf Wirtschaft, Verkehr, Lebensqualität und Umwelt im Ruhrgebiet abzuschätzen.

In seinem Einführungsvortrag legte Dr.-Ing. Klaus Spiekermann dar, dass die Herausforderungen der Energiewende alle Bereiche der Stadtentwicklung betreffen. Daher ist es notwendig, von einer isolierten Betrachtung von Maßnahmenwirkungen dazu überzugehen, verstärkt die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Maßnahmen zu beachten, wie dies mit dem „Integrierten Modell Ruhrgebiet 2050“ ermöglicht wird.

Prof. Dr.-Ing. Felix Huber erläuterte in seinem Vortrag den Modellansatz des „Integrierten Modell Ruhrgebiet 2050“. Bevölkerungs-, Siedlungs-, Bebauungs- und Mobilitätsstrukturen sind in hoch dynamischen Prozessen miteinander verknüpft. Um die Entwicklungen und Wechselwirkungen in diesen Bereichen modellhaft darzustellen, liefert das „Integrierte Modell Ruhrgebiet 2050“ für jedes Simulationsjahr bis zum Prognosehorizont 2050 Informationen über kleinräumige Entwicklungen von Einwohnern, Arbeitsplätzen, Flächennutzung und Bebauung, Mobilitätskennzahlen und Umweltauswirkungen. Mit dem Integrierten Modell Ruhrgebiet 2050 sollen sowohl bedingte Prognosen („Welche Wirkungen wären bei Verwirklichung einer bestimmten Kombination von Maßnahmen zur Energieeinsparung zu erwarten?“) als auch Backcasting-Szenarien („Welche Kombination von Maßnahmen müsste verwirklicht werden, um die Energieeinspar- und Kohlendioxidminderungsziele zu erreichen?“) durchgeführt werden.

Im dritten Vortrag erläuterte Björn Schwarze die Methodik des „Integrierten Modell Ruhrgebiet 2050“ und der Maßnahmenszenarien. Er legte dar, dass das Ruhrgebietsmodell das bestehende, für das östliche Ruhrgebiet entwickelte IRPUD-Modell räumlich, zeitlich und inhaltlich erweitert. Über einen Zeitraum von sechzig Jahren (1990-2050) prognostiziert das Ruhrgebietsmodell die Standortentscheidungen von Unternehmen, Wohnungsbauinvestoren und Haushalten, die aus ihnen resultierenden Wanderungen und Pendlerbewegungen, die Entwicklung der Bautätigkeit und damit verbundenen Änderungen der Flächennutzung, die

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Auswirkungen von Flächennutzung und Verkehr aus Energieverbrauch und Umwelt und die Wirkung von Maßnahmen zu Flächennutzung, Wirtschaft, Wohnen, Infrastruktur und Verkehr. Im Ruhrgebietsmodell werden Flächennutzungs-, Verkehrs- und Kombinationsszenarien simuliert. Die Kombinationsszenarien dienen zur Erkennung möglicher positiver oder negativer Synergien zwischen Maßnahmen. Wegen der Bedeutung der Energiepreise für die Umsetzung der Energiewende werden alle Szenarien mit zwei verschiedenen Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Energiepreise durchgespielt (A- und B-Szenarien). Bereits arbeitsfähig ist das Teilmodell Personenverkehr.

Prof. Dr.-Ing. Michael Wegener präsentierte erste vorläufige Ergebnisse zur Forschungsfrage „Sind polyzentrische Städte energieeffizienter?“ Am Beispiel der Personenmobilität wurden Szenarien modelliert, um die Auswirkungen der polyzentrischen Siedlungsstruktur im Ruhrgebiet auf die Energieeffizienz zu analysieren. Dabei wurde die vielfach geäußerte Hypothese überprüft, dass polyzentrische Stadtregionen kürzere Wege und mehr Wege mit umweltfreundlichen Verkehrsarten erlauben als monozentrische oder dispers bebaute Stadtregionen. Es wurden fiktive Siedlungsstrukturen des Ruhrgebiets modelliert und die mit ihnen verbundene Mobilität verglichen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Hypothese, polyzentrische Städte seien energieeffizienter als monozentrische Städte, mit der angewandten Methode nicht bestätigt werden konnte: Unter allen betrachteten Szenarien ist das Szenario mit dem höchsten Grad an Zentralisierung (Verdichtung) das energieeffizienteste und das Szenario mit dem höchsten Grad an Dezentralisierung (Zersiedlung) das am wenigsten energieeffiziente. Diese vorläufigen Ergebnisse werden im weiteren Projektverlauf um weitere Wirkungen (z.B. Wirtschaftsentwicklung, soziale Gerechtigkeit, Umwelt) und Wechselwirkungen ergänzt.

Im fünften Vortrag präsentierte Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter erste vorläufige Modellierungsergebnisse von Maßnahmen zur Veränderung des regionalen Modal Splits im Personenverkehr des Ruhrgebiets. Analysiert werden die Verlagerungspotenziale (Modal Shift) vom motorisierten Individualverkehr zum Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, öffentlicher Verkehr) durch eine Kombination aus Push- und Pull-Maßnahmen. Pull-Maßnahmen zielen darauf ab, umweltfreundliche Mobilität mit dem Umweltverbund attraktiver zu machen (z.B. Taktverdichtung im öffentlichen Verkehr, Förderung des Rad- und Fußverkehrs, Einführung eines Bürgertickets), während Push-Maßnahmen darauf abzielen, das Autofahren weniger attraktiv zu machen (z.B. Ruhrgebietsmaut, flächenhafte Tempolimits, Umverteilung von Straßenraum). Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass beachtliche Reduktionspotenziale in Bezug auf Energieverbrauch und Kohlendioxidemissionen erzielt werden können, wenn solche verkehrsplanerischen Maßnahmen ambitioniert und flächenhaft im gesamten Ruhrgebiet umgesetzt werden. Restriktionen (push) wirken dabei stärker als Anreize (pull), die Durchführung mehrerer Maßnahmen bringt zusätzliche Effekte zur Reduktion der Pkw-Benutzung und durch die Kombination mehrerer Maßnahmen können die Effekte von Einzelmaßnahmen in geringem Umfang verstärkt oder abgeschwächt werden.

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Präsentationen zum Download:

MODERATION

Spiekermann & Wegener Stadt- und Regionalforschung (S&W)

BEITRÄGE AUS DEM PROJEKT

Raum und Verkehr in der Energiewende

Prof. Dr.-Ing. Felix Huber Bergische Universität Wuppertal

Ruhrgebietsmodell und Szenarien

Björn Schwarze Spiekermann & Wegener (S&W)

Sind polyzentrische Städte energieeffizienter?

Prof. Dr.-Ing. Michael Wegener Spiekermann & Wegener (S&W)

Regionaler Modal Shift

Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter Wuppertal Institut

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1.6 Dokumentation Session VI: Energiewende im Quartier

Während in Session I die Bedeutung der regionalen Ebene für eine erfolgreiche Energiewende diskutiert wurde, befasste sich Session VI mit der Frage, wie die Konzentration auf eine kleinteiligere Ebene, d.h. das Quartier, neue Chancen für die Energiewende bietet. Besonders im Fokus standen dabei die für Quartiersentwicklungsprozesse relevanten Akteure und deren Aufgaben und Verantwortung bei einer Energiewende im Quartier.

Die Session wurde von Prof. Christa Reicher moderiert. Neben einer Podiumsdiskussion unter Beteiligung der Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer, beinhaltete die Session Präsentationen der Zwischenergebnisse eines Teil- und zweier Umsetzungsprojekte des Rahmenprogramms Energiewende Ruhr.

Daniel Bläser zeigte erste Ergebnisse aus der Erstellung einer Landkarte der Energiewende für das Ruhrgebiet. In der Landkarte der Energiewende werden verschiedene kommunale Aktivitäten in den Feldern Klimaschutz, Energiearbeit und Städtebau beleuchtet und der aktuelle Stand für die Städte und Gemeinden des Ruhrgebiets dargestellt. Beispielsweise zeigt diese das Vorhandensein eines kommunalen Klimaschutzkonzeptes und den bisherigen Stand bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Michael Neitzel präsentierte anschließend den Zwischenstand des Umsetzungsprojektes „Energetische Quartierstypen“. Auf Basis einer Quartiersdatenbank, welche sozio-ökonomische, demographische und energetische Merkmale von Quartieren abbildet, wurde einenergetisches Typisierungsmodell entwickelt. Durch die räumliche Definition und Typisierung von Quartieren, gelingt die Analyse von Energieeffizienzpotenzialen sowie Hemmnissen, die der Realisierung dieser entgegenstehen. Das Modell hilft dabei, spezifische Handlungsstrategien und Energieeffizienzkonzepte für Quartiere bzw. den jeweiligen Quartierstyp zu entwickeln. Mit maßgeschneiderten Quartiersstrategien lassen sich die Akteure eines Quartiers sowie unterschiedliche Eigentümer besser einbinden, da sie gezielt angesprochen und beteiligt werden können. Johannes Rolfes konzentrierte sich in seinem Vortrag zum Stand des Umsetzungsprojekts „Gartenstadt der Zukunft“ auf die bisherigen Erfahrungen für das Modellquartier in Herten-Westerhold. Durch den dominiertenden Gebäudebestand aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bietet dieses Quartier besonderes Potenzial für energetische Verbesserungen. Das Umsetzungsprojekt untersucht in diesem Kontext die Frage, wie durch kooperative energetische Quartiersentwicklung, d.h. unter Einbindung und Aktivierung der für das Quartier relevanten Akteure, ein auch auf andere vergleichbare Quartiere im Ruhrgebiet übertragbares Standardverfahren für den Weg zu einer „Gartenstadt der Zukunft“ entwickelt werden kann.

Die anschließende Podiumsdiskussion zwischen Prof. Dr. Viktor Grinewitschus, Irja Hönekopp und Michael Neitzel befasste sich schwerpunktmäßig mit der Rollenverteilung unterschiedlicher Akteure für die Energiewende im Quartier. Welche Akteure müssen wie und wann beteiligt werden, um Quartiersentwicklungsprozesse voranzutreiben? Der Kommune kommt im Zuge einer langfristigen Stadtentwicklungsplanung insbesondere die Aufgabe zu, Quartiere für Entwicklungsprojekte und -programme auszuwählen. Sie ist

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verantwortlich für die strategische Steuerung und Koordination dieser Prozesse. Auch bei der Ansprache und Kommunikation mit den relevanten Akteuren im Quartier kann die Kommune ihre Position als zentraler Ansprechpartner für (Stadt-)Gestaltung gewinnbringend einsetzen. Einigkeit während der Diskussion wurde auch über die Rolle der Energieversorger erzielt: Bei der Erarbeitung von Quartiersentwicklungskonzepten muss der lokale Energieversorger von Beginn an eingebunden werden, um aufeinander abgestimmte Konzepte für eine konsistente Strategie und unter Berücksichtigung wechselseitiger Abhängigkeiten mitdenken zu können. So sollte beispielsweise bei der Konzeptionierung eines Nahwärmenetzes zur Quartierversorgung die energetische Sanierung des Gebäudebestandes im Quartier mitgedacht werden, um die ökonomisch wie ökologisch bestmögliche, aber insbesondere realisierbare und finanzierbare Lösung zu finden.

Präsentationen zum Download:

MODERATION

Prof. Dr. Christa Reicher Fakultät für Raumplanung, Städtebau,

Stadtgestaltung und Bauleitplanung, TU Dortmund

BEITRÄGE AUS DEM PROJEKT

Die Landkarte der Energiewende des Ruhrgebiets - die Rolle der Kommunen

Daniel Bläser TU Dortmund

Energetische Quartierstypen – Umsetzungsstrategien für mehr Energieeffizienz

Michael Neitzel InWIS Forschung & Beratung GmbH

Die baukulturelle Perspektive – Gartenstadt der Zukunft

Johannes Rolfes TU Dortmund

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1.7 Abschlussplenum

 

 

Im Rahmen eines Abschlussplenums wurden die Ergebnisse, Kritik- und Anregungspunkte aus den verschiedenen Sessions mit den Leiterinnen und Leitern der Sessions resümiert.

Unter der Moderation von Kai Rüsberg diskutierten die Projektleiter Dr. Ralf Schüle und Dr. Johannes Venjakob (Wuppertal Institut) anschließend die bisherigen Ergebnisse und neuen Erkenntnisse aus der Konferenz mit drei kommunalen Akteuren die Herausforderungen für die Umsetzung der Energiewende in der Region.

Es diskutierten: Kai Lipsius vom Umweltamt der Stadt Essen; Dr. Babette Nieder, Beauftragte des Bürgermeisters für Energie und Innovation der Stadt Herten und Dr. Andreas Groh vom Bereich Umweltschutz der Stadt Oberhausen.

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Darüber wie es mit er Energiewende Ruhr weitergeht, sprach Kai Rüsberg (Moderator der Konferenz) mit Dr. Klaus Kordowski von der Stiftung Mercator am Rande der Konferenz. Das Video mit dem Interview steht auf dem YouTube-Kanal "e: Motion" zur Verfügung.

Das Rahmenprogramm "Energiewende Ruhr" läuft bis Ende 2016. Bis dahin wird weiter intensiv in den Teilprojekten daran gearbeitet, zentrale Bausteine einer Energiewende Roadmap für das Ruhrgebiet zu identifizieren. Die Zwischenkonferenz diente als erstes Feedback zu bisherigen Projektaktivitäten und zur partizipativen Ausarbeitung der zentralen Bausteine - die Ergebnisse der Diskussionen in den Konferenz-Sessions fließen in diesen Prozess ein.

Bilder:

Simon Bierwald / INDEED Photography