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Aufklären, verb. reg. act. wieder klar, heiter machen.1) Eigentlich. Das Wetter, der Himmel klärt sich auf. Bey aufgeklärten

Himmel.2) Figürlich. (a) Sein Gesicht klärt sich allgemach auf, wird heiter.(b) Deutlich machen, erklären. Ich hoffe, daß sich indessen das

Räthsel aufklärensoll. Klären sie mir doch diese Stelle ein wenig auf.(c) Viele deutliche Begriffe beybringen. Ein aufgeklärtes und

unbefangenes Gewissen. Ein aufgeklärter Verstand, der viele deutliche Begriffe hat. Aufgeklärte Zeiten, da man von vielen Dingen klare und deutliche Begriffe hat.

Grammatisch=kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit

beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber derOberdeutschen, von Johann Christoph Adelung. Zweyte vermehrte

undverbesserte Auflage. Leipzig 1801.

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Die Aufklärung ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität. Der Begriff Aufklärung steht als Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte, die Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit einschließt.

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Verschiedene Phasen innerhalb der Aufklärung

•1720-1755 Frühaufklärung: Rationalismus (Verstandesaufklärung), Gottsched

•1750-1770 empfindsame Hochaufklärung: Einheit von Herz und Geist Vernunftsaufklärung), Bodmer und Breitinger, Klopstock, Lessing

•1770-1790 Spätaufklärung

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Aufklärung (1720-1800)

Empfindsamkeit (1720-1789)

Sturm und Drang (1765-1786)

Weimarer Klassik (1786-1805)

Romantik (1795-1840/48)

Biedermeier

Junges Deutschland

Vormärz (1830-1848)

Realismus (1848-1890)

Aufklärung (1720-1800)

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Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert worden. Es existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das "Heilige Römische Reich deutscher Nation" hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden. Das luxuriöse Hofleben vieler Kleinstaatenfürsten wurde meist zu Lasten der Bevölkerung gezahlt. Wichtig waren auch einige Kriege, wie die Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744-1745), der Siebenjährige Krieg (1756-1763), nachdem Preußen zur Großmacht aufsteigt, und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg gegen England (1775-1783).

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Deutschland leidet noch am 30-jährigen Krieg; Deutschland leidet noch am 30-jährigen Krieg; dennoch: scheinbar dauerhafte europäische Ordnung dennoch: scheinbar dauerhafte europäische Ordnung = Absolutismus= Absolutismus

während der Aufklärung: erster(1740-1742) und während der Aufklärung: erster(1740-1742) und zweiter(1744-1745) schlesischer Kriegzweiter(1744-1745) schlesischer Krieg

Siebenjähriger Krieg (1756-1763)Siebenjähriger Krieg (1756-1763)

Preußen wird GroßmachtPreußen wird Großmacht Ausbildung der Aufklärung ging von Handelsstädten Ausbildung der Aufklärung ging von Handelsstädten

wie Hamburg oder Leipzig auswie Hamburg oder Leipzig aus Teilung PolensTeilung Polens

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BürgertumBürgertum: : AdelAdel::

- keine politische Macht und - wenig politische Macht keine politische Macht und - wenig politische Macht

Privilegien ( Fürsten haben politische Privilegien ( Fürsten haben politische

- Träger des Merkantilismus Macht)Träger des Merkantilismus Macht)

- hohe Steuerlast - Steuerfreiheit undhohe Steuerlast - Steuerfreiheit und

- Abgaben an den Grundherren GrundherrschaftAbgaben an den Grundherren Grundherrschaft

- ArmutArmut

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politische Forderungen:

- Freiheit und Gleichheit der Bürger

-Rechtsstaat, Grundrechte

- geschriebene Verfassungen

- Gewaltenteilung

- politische Mitsprache im Staat       

wirtschaftliche Forderungen:

- Sicherung des Privateigentums

- Trennung von Staat und (Wirtschafts-) Gesellschaft

- „Selbstinteresse“ der Bürger als Triebkraft

- freies Spiel der wirtschaftlichen Kräfte

soziale Forderungen:

- Abschaffung feudaler Privilegien

- gesellschaftliche Hierarchie nicht durch Stände und Privilegien, sondern durch materiellen Besitz, Bildung und Leistung

- Schutz vor fürstlicher Willkür

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Schaffung von kritischen Menschen - Leben nach „vernünftigen“ Grundsätzen (Rationalismus) - dem Überlieferten mit Skepsis begegnen - Orientierung an Nützlichkeit und Fortschritt - Toleranz gegenüber Andersdenkenden - Handeln aus Einsicht und nicht aus Furcht vor Strafen Erfahrung wissenschaftliche Erkenntnis Zentralisierung der Staaten nicht die Abschaffung des Absolutismus (aufgeklärter

Absolutismus) Lebenssinn im Diesseits, statt Hoffen auf ein Jenseits weltlich- , philosophisches Weltbild, statt theologisch-,

religiösem

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Wertesystem = bürgerliches Selbstverständnis geltende Werte: - Belesenheit (Rolle der Literatur) - Bescheidenheit - Tüchtigkeit - Freundschaft - Gelassenheit und Zufriedenheit - ökonomische Tugenden (virtutes oeconomicae), Bsp: Fleiß, Gehorsam - kritisches Denken auf Grundlage der Vernunft - rationales Denken und Autonomie des Individuums - Sittlichkeit erreichte Öffentlichkeit und Verbindlichkeit

allgemeine Norm Geltungsbereich: Familie, Schule, Erziehung (ökonomische Tugenden galten auch

im staatlichen und gesellschaftlichen Bereich) alle Menschen von Natur aus gleich Wertesystem wird deutlich im bürgerlichen Trauerspiel (Bsp: „Das Leben der Gräfin

von G.“

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vorindustrielles Bürgertum: aufsteigend durch Handel und Gewerbe

gekennzeichnet durch Besitz (Kapital und Produktionsmittel), Bildung, Rechte, Freiheit, Ämter

Kaufleute, Unternehmer, Handwerker, Beamte, Professoren, Studenten

haben zunehmend in der Literatur Einfluss genommen (viel bekannte Philosophen und Dichter stammen aus dem Bürgertum)

Beamte, Kaufleute, Advokaten, Lehrer, Händler, Handwerker, Bauern

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Veränderung in Politik, Gesellschaft menschl. Verstand Maßstab aller Dinge Bürger gegen Adel Aufstieg d. Bürgertums / Weiterbildung Kritik an Kirche Freiheit Humanität Vernunft (Rationalismus) Toleranz Gleichheit Optimismus selbstständiges Denken Autonomie

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Im 18. Jahrhundert spricht man vom Anbruch der Modernen Zeit. In den Städten bildete sich ein neues Bürgertum heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte. Der Feudalismus wurde dadurch allmählich verdrängt. Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem Adel wuchsen. Das Bürgertum akzeptierte nicht mehr die gottgegebene Vorherrschaft der Adligen, sondern stellte einen eigenen Selbstbestimmungsanspruch. Die Bürgerlichen beriefen sich auf die Vertreter der Aufklärung, die für eine Herrschaft der Vernunft eintraten.

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Perfektibilität

›natürliches Licht‹(Vernunft)

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BarockPessimismus (Vanitas)

AufklärungOptimismus (Perfektibilität)

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Nicolas Boileau-Despréaux1636-1711

Rien n‘est beau que le vrai.Nichts als das Wahre ist schön.

Anthony Ashley Cooper3rd Earl of Shaftesbury

1671-1713For all beauty is truth.

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· Johann Christoph Gottsched (1700-1766)· Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)· Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)· Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)· Christoph Martin Wieland (1733-1813)· Immanuel Kant (1724-1804)· Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)· Johann Elias Schlegel (1719-1749)· Anna Luise Karsch (1722-1791)· Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)· Friedrich von Hagedorn (1708-1754)· Johann Jakob Bodmer (1698-1783)· Albrecht von Haller (1708-1777)· Christian Ewald von Kleist (1715-1759)· Christian Felix Weiße (1726-1804)· Sophie von La Roche (1730-1807)· Luise Adelgunde Kulmus (1713-1762)· Gottlieb Konrad Pfeffel (1736-1809)

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Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in physikalisch- und moralischen Gedichten (1721) – Brockes

Versuch einiger Gedichte oder erlesene Proben poetischer Nebenstunden (1729) – Hagedorn

Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) – Gottsched

Sterbender Cato (1732) – GottschedVersuch Schweizerischer Gedichten (1732) – HallerPietisterey im Fischbein-Rocke (1736) – Luise

Adelgunde KulmusVersuch in poetischen Fabeln und Erzählungen

(1738) – HagedornKritische Abhandlung von demWunderbaren in der

Poesie (1740) – BodmerDeutsche Schaubühne nach den Regekn der alten

Griechen und Römer eingerichtet (1740/45) – Gottsched

Sammlung neuer Oden und Lieder (1742-52) – Hagedorn

Hermann (1743) - J. E. SchlegelVersuch in scherzhaften Liedern (1744-58) – GleimFabeln und Erzählungen (1746-48) – GellertLeben der schwedischen Gräfin G (1747-1748) -

GellertGrundlegung einer deutschen Sprachkunst (1748) –

Gottsched

Der junge Gelehrte (1748) - LessingDer Triumph der guten Frauen (1748) - J. E. SchlegelDie stumme Schönheit (1748) - J. E. SchlegelDer Frühling (1749) - Chr. v. KleistDie Juden (1749) – LessingDie verwandelten Weiber oder Der Teufel ist los (1752) - Chr. WeißeMiß Sara Sampson (1755) – LessingAuserlesene Gedichte (1764) – KarschLaokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766) – LessingDie Geschichte des Agathon (1766/67) – WielandMinna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (1767) – LessingHamburgische Dramaturgie (1767-1768) – LessingGeschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) - Sophie von La RocheEmilia Galotti (1772) – LessingNathan der Weise (1779) – LessingOberon (1780) – WielandGedichte (1792) - Karsch

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Die Philosophen der Aufklärung waren es, welche den Beginn der Moderne eigentlich einläuteten. Sie wirkten auf die Dichter vieler europäischer Länder und prägten diese. Der wichtigste Philosoph in Deutschland wurde Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. Mit seinem Werk "Was ist Aufklärung?" beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit. „

Sapere aude!" Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

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Christian WolffVernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der

Seele des MenschenHalle 1719

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Aufklärung ist der Ausgang des Menschen ausseiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seinesVerstandes ohne Leitung eines anderen zubedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seinerohne Leitung eines andern zu bedienen.

Immanuel Kant (1784)

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Dass die Menschen, wie die Sachen jetztstehen, im Ganzen genommen, schon im

Stande wären, oder darin auch nur gesetztwerden könnten, in Religionsdingen sich ihres

eigenen Verstandes ohne Leitung einesAndern sicher und gut zu bedienen, daran fehlt

noch sehr viel. Allein, dass jetzt ihnen dochdas Feld geöffnet wird, sich dahin frei zu

bearbeiten, und die Hindernisse derallgemeinen Aufklärung, oder des Ausgangesaus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit,allmählich weniger werden, davon haben wirdoch deutliche Anzeigen. In diesem Betracht

ist dieses Zeitalter das Zeitalter derAufklärung, oder das Jahrhundert Friederichs.

Friedrich II.von Preußen1712-1786

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Die irdische Welt ist für den Menschen kein Ort des Leidens und der Buße. Vielmehr hat die irdische Welt einen Eigenwert, denn der tugendhafte Mensch kann in ihr dauerhaft glücklich sein.

Gott will vernünftige Menschen glücklich machen. Der vernünftige Mensch, der mittels seines Verstandes die moralischen Normen der Welt erkennt, ist von Gott zum Glück bestimmt.

Tugend und Laster werden weitgehend innerirdisch belohnt und bestraft. Der Tugendhafte wird garantiert glücklich, der Lasterhafte garantiert unglücklich.

Der Mensch neigt prinzipiell zum Guten, wenn er es erkennt. Wenn sich der Mensch lasterhaft verhält, dann fehlt ihm nur die Erkenntnis des moralisch Richtigen und Guten.

Dem lasterhaften Menschen kann deshalb mittels Erziehung geholfen werden, Erkenntnis in das moralisch Richtige zu bekommen.

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Die Dichtung des 18. Jahrhunderts wandelte sich stark: im Mittelpunkt stand nicht mehr das Lob der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern das bürgerliche Leben und die Aufklärung des Bürgertums. Die Leserschaft aufklärerischer Dichtung war zunächst gering, da die größten Bevölkerungsteile weder lesen noch schreiben konnten. Doch auch die Bürgerlichen, die lesen konnten, befassten sich meist mit religiöser Dichtung. Es musste darum erst eine literarisch interessierte Gesellschaft und eine breite Leserschaft geschaffen werden. Moralische Wochenschriften, die eine Aufklärung des Bürgertums zum Ziel hatten, und Lesegesellschaften förderten eine literarisch interessierte Öffentlichkeit. Die Abkehr von der höfischen Dichtung bewirkte auch eine Ablösung der Hofdichter. An ihre Stelle trat nun der freie Schriftsteller. Doch dieser hatte es im 18. Jahrhundert nicht leicht, war er zwar finanziell von fürstlichen und kirchlichen Gönnern unabhängig, doch konnte er kaum von den geringen Auflagen seiner Werke leben. Durchschnittliche Auflagen eines Werkes oder einer Zeitschrift von einem bekannten Dichter lag etwa bei 2000 Exemplaren. Die meisten Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage durch Nebeneinkünfte, z.B. als Beamter. Eine wichtige Rolle bei der literarischen Veröffentlichung spielte die Zensur. Das beste Beispiel hierfür ist der Streit zwischen dem orthodoxen Pastor Goeze und Gotthold Ephraim Lessing. Dieser endete damit, dass der Herzog von Braunschweig über Lessing eine Zensur verhängte, seine religionskritischen Arbeiten nicht zu veröffentlichen. Den Aufklärern gelang es jedoch nicht, die Zensur abzuschaffen. Im Gegenteil, nach der Französischen Revolution 1789 wurde sie noch verschärft. Es gab allerdings noch einen Faktor, der den Buchmarkt des 18. Jahrhunderts prägte: die Gründung von Verlagen und Buchhandlungen. Die Leser konnten zwar nun Bücher besser beziehen, doch gerieten viele Schriftsteller in Abhängigkeit ihrer Verleger. Auch der Konkurrenzdruck der Autoren untereinander erschwerte die Situation. Es konnten nur die Schriftsteller sich auf dem Markt behaupten, deren Werke sich der Leserschaft angepasst hatten. Die Ablösung der höfischen Dichter hatte auch eine Ablöse der höfischen Dichtung zur Folge. An ihre Stelle trat nun eine Literatur, welche die Ideen der Aufklärung vertrat: Vernunft, Humanität und Nützlichkeit. Die aufklärerischen Ideale wurden auf sämtliche literarische Gattungen übertragen.

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spielte eine besondere Rolle. Hier hoffte man die Zuschauer und Leser besser erziehen und verändern zu können, als in anderen literarischen Gattungen. Im 18. Jahrhundert versuchten viele Bürgerliche sich als Schauspieler zu bewerben, um Rollen zu spielen, die ihnen im wirklichen Leben versagt blieben.

Weder das Wandertheater noch das Hoftheater konnte für die aufklärerischen Ideen genutzt werden. J.Ch. Gottsched versuchte allerdings das Wandertheater für ein bürgerliches Publikum interessant zu machen, indem er ihr Niveau hob. Er arbeitete mit einigen Schauspielertruppen zusammen, darunter Caroline Friederike Neuber (1697-1760), eine Schauspielerin und Leiterin einer eigenen Theatergruppe. Gottsched hatte das klassizistische französische Theater zum Vorbild. In seinen eigenen Dramen versuchte er es mit Einhalt von Zeit, Ort und Handlung, Ständeklausel, usw. zu realisieren.

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1730 Versuch einer Critischen Dichtkunst

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* 2.2.1700 in Judittenkirch (Ostpreußen) t 12.12.1766 in Leipzig Studierte Theologie, später Philosophie Nach Zwangsrekrutierung, floh er 1724 nach Leipzig 1730 außerordentlicher Professor für Poetik 1734 ordentlicher Professor 1730 „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die

Deutschen“ Nach 1740 Literaturstreit mit den Schweizern Bodmer

und Breitinger

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1. Lehre der 3 Einheiten    2.  Dramatische Handlung 3. Ständeklausel 4. Botenbericht 5. Postulat der Wahrscheinlichkeit

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Aristoteles Wolff Locke

Racine Molière Corneille

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In seiner Literaturtheorie Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) verurteilte er die Barockdichtung aus der Sicht der Aufklärer. Er widersetzte sich der Normen- und Regelpoetiken des Barock und trat für eine Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der Deutschen Dichtung ein. Kern der Poetik Gottscheds war ein aristotelischer Grundsatz, die Nachahmung der Natur, und eine Forderung von Horaz, dass die Verbindung von Vergnügen und Nutzen die Aufgabe der Dichtung sei. Gottsched setzte die Gesetze der Natur mit den Regeln der Vernunft gleich. Unter "Nachahmung" verstand er jedoch nicht die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe, sondern lediglich eine Ähnlichkeit des Erdichteten. Gottsched forderte zudem die Einhaltung von Zeit, Ort und Handlung im Drama, wie auch schon Aristoteles. Doch dagegen setzte sich Lessing später ein. Nach Gottsched sollte auch der literarische Schaffensprozess nach den Regeln der Vernunft geschehen. Der Dichter sollte sich einen moralischen Lehrsatz zu Grunde legen und darauf eine Handlung aufbauen. Gottsched vertrat weiterhin die Ständeklausel: Adlige und Fürsten sollten nur in Tragödien und Heldendichtungen, Bürger und Leute von geringem sozialen Status hatten nur in Komödien und Romanen aufzutreten. Der Dichter sollte bei Gottsched ein Erzieher der Leserschaft im Sinne der Aufklärung sein.

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Verbesserung der deutschen Schaubühne

Unterhaltung des Publikums Belehrung des Publikums

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Literatur für

„Gebildete“ (Adel) Hauptdarsteller: Adel Dramatische

Darstellung Soll Mitleid erwecken Form: gewählte

Sprache, Verse

Literatur für „Pöbel“

(Volk) Hauptdarsteller: Volk Lächerliche

Darstellung Soll Gelächter

erwecken Form: Prosa

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Wollen zunächst wie Gottsched eine Reform der dt. Literatur

Differenzieren sich mit der Zeit von Gottsched Auseinandersetzung um John Miltons

„Verlorenes Paradies“ Aufspaltung Gottsched -

Bodmer+Breitinger Literaturtheorie die sich gegen Gottsched

abgrenzt Streitschrift Gottscheds („Dichterkrieg“)

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In der Critischen Dichtkunst (zuerst 1730, 4. Auflage

1754), seinem literaturtheoretischen Hauptwerk, argumentierte Gottsched für seine rationalistische Dichtungsauffassung, gemäß der Poesie Regeln zu folgen habe, welche sich mit den Mitteln der Vernunft begründen lassen. Der Phantasie räumte Gottsched keine Freiheiten gegenüber dem Vernünftigen ein und auch das Wunderbare wurde durch die leibnizsche und wolffianische Theorie der möglichen Welten reglementiert. Aus diesen Vorgaben ergab sich Gottscheds ablehnende Haltung zur Darstellung übernatürlicher Erscheinungen, deren literarisches Paradigma in der zeitgenössischen Diskussion John Miltons religiöses Epos Paradise Lost war. Gottsched, der auch in seinen philosophischen Schriften dem Deismus nahestand, lehnte religiöse Themen als Gegenstand der Literatur ab.

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Literatur (Kunst)

erschafft eine Welt,

die versucht, die reale Welt zu zeichnen und analysierbar zu machen, zu repräsentieren.

oder die versucht, eine Welt darzustellen, wie sie sein sollte oder sein könnte.

realistisch idealistisch

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Sowohl für die Welt als auch für das Theater gilt:• sinnvolle Regeln• wahrscheinlich (nicht dem Verstand

widersprechen)• Möglichkeit der Einsicht in das moralisch

Richtige• Erziehung des Menschen• Welt und Theater verhalten sich isomorph• Abbildungsrelation von Welt und Literatur

mittels Verstand und Sprache

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Heroischer Alexandriner6-hebiger Jambus mit Mittelzäsur,paarweise gereimtCATO. […]Rom hatte triumphiert: doch das war deine Pflicht.Ein Bürger dient dem Staat, der Staat dem Bürger nicht.(3.3, 877f.)v – v – v – / v – v – v – (a)v – v – v – / v – v – v – (a)

Die erste Umsetzung seiner Dramentheorie war das Trauerspiel Sterbender Cato (1732). Gottsched versuchte ein Dramenmodellaus englischen und französischen Dramen zu schaffen, welches zum Vorbild fürandere Dramaturgen dienen sollte. Doch seine Orientierung am französischenKlassizismus brachte ihm bald viel Kritik ein, v.a. Lessing war es, der GottschedsDramen stark verurteilte, denn die Dichter wurden mit zu vielen Regeln eingeengt.

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60 v. Chr. Triumvirat: Cäsar, Crassus, Pompejus 58–51 v. Chr. Gallischer Krieg 1.1.49 v. Chr. Senat verlangt v. Cäsar Entlassung des

Heeres 7.1.49 v. Chr. Cäsar überschreitete den Rubikon:

Bürgerkrieg 9.8.49 v. Chr. Sieg Cäsars bei Pharsalus über Pompejus 1.8.47 v. Chr. Sieg Cäsars über Pharnakes bei Zela

(„veni vidi vici“) 6.4.46 v. Chr. Sieg Cäsars über die Republikaner bei

Thapsus (Africa) Selbstmord des Marcus Porcius Cato in Utica (Africa) 15.3.44 v. Chr. Ermordung Cäsars u. a. durch Marcus

Junius Brutus (Ehemann von Catos Tochter Porcia)

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• Verbindung historisch-politischer mit privat-familiärer Handlung

• individuelles Fehlverhalten Catos:– Tugendrigorismus– Zweifel am Theodicée-Gedanken• Systemwandel von der alten

republikanischer Ordnung hin zur neuen monarchischen Ordnung

- selbstverantwortliches Handeln vs. fremdbestimmendes Schicksal

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CATO.So unterwerft den Staat nur billigen

Gesetzen,Und laßt durch keine Macht des Landes

Wohl verletzen.(4.5, 1387f.)

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• Allgemeinwohl für alle Bürger gerecht durchsetzen• keine Verstellung• Verrat ist kein politisches Mittel• keine Blutgier/Grausamkeit• empfindsamer/sogar für den Feind fürsorglicher

Herrscher• Affektkontrolle, keine Ausbrüche von Leidenschaft,Herrscherrolle steht über der privaten Person• Krieg ist nur das letzte politische Mittelpolitisches Verhandeln höherwertiger als

kriegerisches Handeln

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1. Auf der ideologisch-religiösen Ebene eliminiert sich die in ihrer Tugendstrenge rigorose, mitleidlose, versuchende und strafende Gottesvorstellung selbst.

2. Auf der Ebene der politisch-gesellschaftlichen Systeme wird unabwendbar der Wandel zur Monarchie vorgeführt, der metaphorisch für das Recht des Sohnes in der Kindergeneration auf eine tugendhafte eigenständige soziale Rollen- und Sinnfindung steht.

3. Auf der familiären Ebene pocht die Frau aus der Kindergeneration auf das Recht zu einer Versöhnung von Gefühl und Verstand, welche es ermöglicht die Gehorsamspflicht gegenüber den Eltern mit einer autonomen erotischen Rollen und Sinnfindung der Kindergeneration in einem privaten Bereich zu verbinden.

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1. Friedrich Gottlieb Klopstock(Fortsetzung)• Geb. 1724 in Quedlinburg, Harz, 16 jüngere Geschwister• 1745 Studium der Theologie und Philosophie in Jena, ab 1746 in Leipzig• 1748 in den Bremer Beiträgen (Neue Bey- träge zum Vergnügen des Verstandes und des Witzes, hg. von Leipziger Studenten) die ersten 3 Gesänge des Messias, sensationeller Ruhm• ab 1748 „Hofmeister“ in Langensalza. Liebe zur Kusine Maria Sofia Schmidt – „Fanny“• 1850 auf Einladung Johann Jakob Bodmers in Zürich• 1751 Ruf durch Friedrich V. nach Dänemark: ‚freier Schrift- steller‘ dank königlicher Pension, zur Vollendung des Messias: Kopenhagener Kreis, „die nördliche Verpflanzung der witzigen Köpfe Deutschlands“ (Lessing)

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• 1754 ebd. Heirat mit Meta Moller• bis 1770 überwiegend in Dänemark• 1770 nach Altona• 1773 der 16. bis 20. Gesang des Messias: 20.000 Verse, vom 19. bis 50. Lebensjahr • 1774 Ruf als Hofrat nach Karlsruhe• Besuche bei seiner Göttinger Gemeinde (dem „Hainbund“) und in Frankfurt beim jungen Goethe• noch 1774 zurück nach Altona, wo er bis zum Tode inmitten seiner Dichterfreunde (Voß, Claudius, Gerstenberg u.a.) bleibt

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• 1788/89 Unterstützung der Französischen Revolution (Ode Sie, und nicht wir)• 1792 Ehrenbürger der Französi- schen Republik• noch im selben Jahr entsetzte Abwendung von der Terror- herrschaft (Ode Der Angriffskrieg)• 1791 zweite Ehe, Ausflüge nur zum „Weihrauch-Einsammeln“• 1803 80jährig gestorben in Altona, Begräbnis wie ein Staatsakt• Grabstätte an der Ottenser Kirche in Altona als Wallfahrtsort

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KultdichterundDichterkult

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„Klopstock!”

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„…daß mein geweihter Arm Vom Altar Gottes Flammen nehme.“

Klopstock,Widmungs-Odezum Messias

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„[Wir] gingen noch des Abends nach einem nahgelegnen Dorfe. Der Abend war außerordentlich heiter, und der Mond voll. Wir überließen uns ganz den Empfindungen der schönen Natur. Wir aßen in einer Bauerhütte eine Milch, und begaben uns darauf ins freye Feld. Hier fanden wir einen kleinen Eichengrund, und so-gleich fiel uns allen ein, den Bund der Freundschaft unter diesen heiligen Bäumen zu schwören. Wir umkränzten die Hüte mit Eichenlaub, legten sie unter den Baum, und faßten uns alle bey den Händen, und tanzten so um den eingeschloßenen Stamm herum; riefen den Mond und die Sterne zu Zeugen unseres Bundes an, und versprachen uns eine ewige Freundschaft.“

Johann Heinrich Voß über die Weender Ereignisse am 12. 9. 1772

Klopstock: Der Hügel und der Hain (Ode).

Carl Friedrich Cramer: Klopstock. Er, und über ihn . 1748 / 1790.

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Göttinger Hainbund

12 Mitglieder, u.a.:Ludwig H. C. HöltyJohann Heinrich VoßCarl Friedrich CramerHeinrich Christian BoieGottfried August Bürgerdie Brüder Fritz und Chr. StolbergJohann Anton Leisewitz

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Der Hain und sein Feindbild:Christoph Martin Wieland

‚deutscher‘ Sturm und Drangversus…

‚französische‘Aufklärung und Rokoko-Sinnlichkeit

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Klopstock: Aufklärung, Empfindsamkeit, Politik

• der ‚natürliche’ Mensch als Freund -> Republik• Nation als bürgerlicher Staat• Verwirklichung und Selbstartikulation des Individuums als Selbstzweck• Integration von autonomer Vernunft und emanzipiertem Gefühl • der Dichter als kunstreligiöser Priester und Prophet – und als Bild des vollendeten freien Menschen• Dichter als Beruf und Berufung (der kunstreligiöse Prophet als Unternehmer im Literaturbetrieb)• „erster Popstar der deutschen Lyrik“ (Petersdorff)

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Klopstock: neue Politik, neue Poesie

• die Poesie der Republik: Neuentdeckung der griechischen Oden-Formen für die deutsche Dichtung (und die großen Themen und letzten Dinge: Dem Allgegenwärtigen, Dem Erlöser, Dem Unendlichen, Die Sprache, Die Glückseligkeit aller – ‚Anti-Brockes‘)• die menschliche als dichterische Freiheit: Entwicklung eigener, ‚freier’ Odenformen• die politische als poetische Freiheit: der Weg zur ungebundenen Poesie• die ‚Nation‘ als kollektive Individualität: die ‚nordische’ Mythologie als ‚eigene’ Kulturtradition

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„sapphische Ode“

Mein Wäldchen (Gut Eckhof bei Kiel, Graf und Gräfin Holck)

[…]

Wenn von dem Sturm nicht mehr die Eich‘ hier rauschet,Keine Lispel mehr wehn von dieser Weide:Dann sind Lieder noch, die vom Herzen kamen,Gingen zu Herzen.

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„asklepidaeische Ode“

Klopstock: Der Zürchersee

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht,Auf die Fluthen zerstreut; schöner ein froh Gesicht,

Das den grossen GedankenDeiner Schöpfung noch einmal denkt.

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[…]

Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh,Und der Jünglinge Herz schlug schon empfindender,

Schon verriet es beredterSich der schönen Begleiterin.

Hallers Doris, sie sang, selber des Liedes werth,Hirzels Daphne, den Kleist, zärtlich wie Gleimen liebt,

Und wir Jünglinge sangen,Und empfanden, wie Hagedorn.

Jetzt empfing uns die Au in die beschattendenKühlen Arme des Walds, welcher die Insel krönt;

Da, da kamest du, Freude!Volles Maßes auf uns herab!

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[…]

Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeistrung Hauch,Wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem sanft

In der Jünglinge Herzen,Und in die Herzen der Mädchen gießt.

Ach du machst das Gefühl siegend, es steigt durch dichJede blühende Brust schöner, und bebender,

Lauter redet der LiebeNun entzauberter Mund durch dich!

[…]

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Klopstock: Die Sommernacht

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab In die Wälder sich ergießt, und Gerüche Mit den Düften von der Linde In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab Der Geliebten, und ich seh in dem Walde Nur es dämmern, und es weht mir Von der Blüte nicht her.

Ich genoss einst, o ihr Toten, es mit euch! Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung, Wie verschönt warst von dem Monde, Du o schöne Natur!

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Klopstock: Die frühen Gräber

Willkommen, o silberner Mond,schöner, stiller Gefährt der Nacht!Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Des Maies Erwachen ist nurSchöner noch, wie die sommernacht,Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke träuft,Und zu dem Hügel herauf röthlich er kömmt.

Ihr Edleren, ach! es bewächst Eure Male schon ernstes Moos.O wie war glücklich ich, als ich noch mit euchSahe sich röthen den Tag, schimmern die Nacht!

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Freie, ‚pindarische‘ Oden – Klopstock: Die Frühlingsfeier

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Nicht in den Ozean der Welten alleWill ich mich stürzen! schweben nicht,Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts,Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn!

Nur um den Tropfen am Eimer,Um die Erde nur, will ich schweben, und anbeten!Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am EimerRann aus der Hand des Allmächtigen auch!

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[…]

Mit tiefer Ehrfurcht schau ich die Schöpfung an,Denn du!Namenloser, du!Schufest sie!

Lüfte, die um mich wehn, und sanfte KühlungAuf mein glühendes Angesicht hauchen,Euch, wunderbare Lüfte,Sandte der Herr? der Unendliche?

Aber jetzt werden sie still, kaum atmen sie.Die Morgensonne wird schwül!Wolken strömen herauf!Sichtbar ist der kommt der Ewige!

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Nun schweben, und rauschen, und wirbeln die Winde!Wie beugt sich der Wald! wie hebt sich der Strom!Sichtbar, wie du es Sterblichen sein kannst,Ja! das bist du, sichtbar, Unendlicher!…Seht ihr den Zeugen des Nahen den zückenden Strahl?Hört ihr Jehovas Donner?Hört ihr ihn? Hört ihr ihn,Den erschütternden Donner des Herrn?...Seht ihr den neuen Zeugen des Nahen, den fliegenden Strahl?Hört ihr hoch in der Wolke den Donner des Herrn?Er ruft: Jehova! Jehova! Jehova!Und der geschmetterte Wald dampft!…

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Ach! schon rauscht, schon rauschtHimmel, und Erde vom gnädigen Regen!Nun ist, wie dürstete sie! die Erd‘ erquickt,Und der Himmel der Segensfüll‘ entlastet!

Siehe, nun kömmt Jehova nicht mehr im Wetter,In stillem, sanftem SäuselnKömmt Jehova,Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens!

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2. Der Anti-Klopstock: Matthias Claudius (1740–1815),der „Wandsbecker Bote“

Klopstock:

Willkommen, o silberner Mond,schöner, stiller Gefährt der Nacht!Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Claudius:Der Mond ist aufgegangenDie goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar;Der Wald steht schwarz und schweiget,Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar.

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Als der Hund tot war

Alard ist hin, und meine Augen fließen Mit Tränen der Melancholie!Da liegt er tot zu meinen Füßen! Das gute Vieh!

Er tat so freundlich, klebt’ an mich wie Kletten, Noch als er starb an seiner Gicht.Ich wollt ihn gern vom Tode retten, Ich konnte nicht.

Am Eichbaum ist er oft mit mir gesessen, In stiller Nacht mit mir allein;Alard, ich will dich nicht vergessen, Und scharr dich ein,

Wo du mit mir oft saß’st, bei unsrer Eiche, Der Freundin meiner Schwärmerei. –Mond, scheine sanft auf seine Leiche! Er war mir treu.

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Karsch:Ein Gebet an den Mars

Du Gott des Krieges, lass die Erde!

[…]

Begib vom Kampfplatz dich zurück,Geharnischt wie du bist, an Haupt, an Arm und Fuße.Cupido zieht dich aus, und deinem ersten KusseDankt unsre ganze Welt ihr Glück.Der Zorn in einer Frau rief, Mavors, dich hernieder,Die Sehnsucht einer Frau hol dich den Göttern wieder,Und ewig komm uns nicht zurück.

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Gleim: An das achtzehnte Jahrhundert

Mit Kriegen fingst du an, mit Kriegen endest du,Mit Säbel- und mit Federkriegen,Jahrhundert! Allen KriegeszügenSah Gott vom höchsten Himmel zu!

War, Kriege sehen, sein Vergnügen?

Nein! rief’s vom Himmel, Menschenkind!Nein! aber eure Seelen sindVon Gott dem Schöpfer frei erschaffen,Das Reich der Tugenden, das ReichDer Wissenschaften lag vor euch,Und ihr erwähltet Waffen!

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Claudius: Kriegslied *

’s ist Krieg! s’ ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein!’s ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blass,Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halb totIm Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten In ihrer Todesnot?

* hier: der Bayerische Erbfolgekrieg 1778/79

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Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg,Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch’ und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins GrabVersammleten, und mir zu Ehren krähten Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun!’s ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein!

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Goethe, Das Buch Annette (1775),Die Laune des Verliebten (Amine), Leipzig 1767/68und die Leipziger „Witz“-Kultur des späten Rokoko

Chr. F. Gellert Joh. W. L. Gleim

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Die Nacht

Gern verlass ich diese Hütte,Meiner schönen Aufenthalt.Und durchstreich mit leisem TritteDiesen ausgestorbnen Wald.Luna bricht die Nacht der Eichen,Zephyrs melden ihren Lauf,Und die Birken streun mit NeigenIhr den süßten Weihrauch auf.

Schauer, der das Herze fühlen,Der die Seele schmelzen macht,Wandelt im Gebüsch im Kühlen.Welche schöne, süße Nacht!Freude! Wollust! kaum zu fassen!Und doch wollt ich Himmel dirTausend deiner Nächte lassen,Gäb mein Mädchen eine mir.

Vom Rokoko zum „Sturm und Drang“

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Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, „Schleswigsche Litteraturbriefe“(Briefe über die Merkwürdigkeiten der Literatur, Schleswig) 1766:

„Ich glaube, dass nur das Poesie sey, was das Werk des poetischen Genies ist.“

„Der beständige Ton der Inspiration ..., die wir mit bewunderndem Enthusiasmus dem gegenwärtigen [d.h.anwesenden] Gotte zuschreiben: diese Hitze, diese Stärke, diese anhaltende Kraft, dieser überwältigende Strom der Begeisterung ... – das ist die Wirkung des Genies.“

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Die Meynungen der Weltweisen sind Lesarten der Natur und die Satzungen der Gottesgelehrten Lesarten der Schrift. [...]Die Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in dem Dialecte seiner Werke; – in allen Ein Ton von unermeslicher Höhe und Tiefe!“ „Poesie [ist] die Muttersprache des menschlichen Geschlechts.“

Johann Georg Hamann:Aesthetica in nuce (1762)

„Reden ist übersetzen – aus einer Engelsprache in eine Menschensprache, das heißt, Gedanken in Worte, – Sachen in Namen, – Bilder in Zeichen; die poetisch oder kyrilogisch [auf Gott bezogen], histo-risch oder symbolisch oder hieroglyphisch – und philosophisch oder charackteristisch seyn können…

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Auch der Roman erlebte, ähnlich dem Drama, eine Blütezeit in der Aufklärung. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde diese literarische Gattung jedoch als unbedeutend und verachtenswürdig abgetan. Man hielt zunächst nichts von Abenteuer-, Liebes-, Schäfer- oder Schelmenromanen. Erst die Aufklärer erkannten das Potential des Romans und machten sich an dessen Weiterentwicklung heran. Doch dies konnte nur geschehen, indem der höfische Roman durch den bürgerlichen Roman abgelöst wurde. Die Forderungen an den bürgerlichen Roman ähnelten den an des bürgerlichen Dramas. Der adlige Held sollte durch einen bürgerlichen Protagonisten ersetzt werden. Es hatte auch eine Änderung in der Art des Erzählens zu erfolgen: die schwülstige Erzählart im höfischen Roman mußte abgeschafft werden. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die meisten deutschen Romane Übersetzungen ausländischer Werke. Bereits um 1770 waren alle anderen Romanformen vom bürgerlichen Roman verdrängt. Christoph Martin Wieland galt als erster Epiker mit seinem Werk Agathon (1766-1767). Er enthielt schon einige Neuerungen, aber er galt noch als Nachahmung ausländischer Dichter. Einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Romans machten Christian Fürchtegott Gellert und Sophie von La Roche. Gellerts Leben der schwedischen Gräfin G (1747-1748) und La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) trugen zwar bürgerliche Züge und verkörperten bürgerliche Ideale, doch gelang der Durchbruch mit einem "echten" bürgerlichen Roman erst Goethe mit seinem Werther (1774).

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Neben bürgerlichen Romanen spielten auch autobiographische Romane und satirische Formen eine

bedeutsame Rolle. Georg Christoph Lichtenberg verfasste unzählige Aphorismen über Politik, Staat, Religion, Gesellschaft, Literatur und Philosophie in seinen sogenannten Sudelbüchern. Er gilt als der bedeutendste deutsche Aphoristiker überhaupt.

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Die höfische Dichtung wurde im Bereich der Lyrik schon viel eher abgelöst, als in den

anderen Bereichen, etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Lyrik der Aufklärung

wies ein sehr großes Spektrum auf, sie reichte von Gedankenlyrik, Lehrgedichten

über Oden und Hymnen bis zu Balladen. Die Aufklärungslyrik war von Subjektivität

und teils starken Gefühlsregungen bestimmt. Eine ungewöhnliche Dichterin der Aufklärung war Anna Louisa Karsch (1722-

1791),denn sie stammte nicht aus dem Bildungsbürgertum sondern einer sozial

tieferenSchicht. Doch ihre Gedichtsammlung Auserlesene Gedichte (1764)

beeindruckteviele zeitgenössische Dichter. Aus einer erst in den neunziger Jahren des 20.Jahrhunderts veröffentlichter Briefsammlung ging hervor, wie intensiv sie sich mit ihrer Zeit und der Literatur auseinandersetzte.

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(1733-1813)

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*1733 bei Biberach +1813- Pfarrersohn- fromme, pietische

Erziehung- Studiert zuerst

Philosophie, dann Jura, beides ohne Abschluss

- 1750: Verlobung mit Cousine Sophie Gutermann

Bestimmung zum Dichter in dieser Jugendliebe

- 1769: Professor der Philosophie in Erfurt

- Werke erschienen im „Teutschen Merkur“

(literarische Zeitschrift)- kulturhistorische Leistung:

Vermittlung fremdsprachiger Dichtung

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Schauplatz: griechische Antike

Verbannt aus Athen sucht tugendhaften

Ort Entführung durch

cicilische Piraten Schiff: Begegnung mit

Jugendliebe Psyche Smyrna: Verkauf als

Sklaven an Hippias Hippias will aus

Agathon seinen Nachfolger machen

will ihn von Schwärmerei heilen

Agathon verteidigt hedonistischen Glauben

Hippias schickt ihn zu Danae (Hetäre), weil Agathon nur „seelisch lieben“ kann

Agathon erliegt Danae Verwalter des Gutes

von Danae ständig in ihrer Nähe gibt platonische

Haltung auf Erinnerung an Psyche wird depressiv

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erzählt Danae von seinem Leben

Hippias‘ Bekehrungsversuch schlägt in sofern fehl, als dass er aus der Hetäre eine innig liebende Frau gemacht hat

Rächt sich für Niederlage, indem er Danaes‘ Vergangenheit aufdeckt

Agathon verlässt Danae

Hof des Dionysius von Syrakus

gewinnt Sympathien des Tyrannen, aber seine Pläne scheitern

Aufstand: entgeht dem Tode mit knapper Not

Sagt Hippias‘ Gastfreundschaft ab

wendet sich an Freund seines Vaters

trifft verheiratete Psyche wieder

es stellt sich heraus, dass Psyche seine Schwester ist

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trifft Danae wieder, die aus Trauer ein zurückgezogenes und der Tugend geweihtes Leben führt

Er will sie heiraten, sie lehnt ab

Sie bekennt, unter dem Namen Chariklea ein tugendhaftes Leben führen zu wollen

Angespornt durch ihr Vorbild macht er Beichte an Archytas

Archytas erkennt, dass es nur 2 Maßnahmen bedürft, um Agathon zu einem glücklichen Menschen zu machen:

-Verhinderung eines Wiederaufflammens der Liebe zu Chariklea

-Kopf und Herz in Einklang mit den wesentlichen Aufgaben eines moralischen Menschen in Einklang zu bringen

Agathon sieht sich in Grundauffassung gestärkt Weltreise

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Bei der Beobachtung anderer Völker erkennt er, „dass wahre Aufklärung zu moralischer Besserung das einzige ist, worauf sich die Hoffnung besserer Zeiten, das ist, besserer Menschen, gründet“.

Kehrt in Harmonie mit sich selbst zu Freunden zurück

widmet sich „mit Vergnügen und Eifer den öffentlichen Angelegenheiten der Republik“.

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Aufklärungsliteratur Entwicklungs-und

Bildungsroman Komischer und

ironischer Erzählstil Held keine Wunsch-

oder Traumnatur, sondern mit Fehlern

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1. Das individuelle Gefühl des Subjekts ist die zentrale, aufgewertete Kategorie in der Person, die alle Figurenhandlungen begründet und zugleich durch eine gefühlte Moral der Maßstab ihrer Bewertung als tugendhaft oder lasterhaft ist.

2. Das Figurenarsenal setzt sich aus den gebildeten Teilen der Ober- und Mittelschicht zusammen (Großbürger und Landadel).

3. Vorgeführt werden ernste Handlungen innerhalb der Privatsphäre (Familie/Freunde).

4. Es werden keine komischen oder lächerlichen Elemente integriert.5. Breit dargestellt werden die verbalisierten emotionalen Innenwelten der

Figuren, die Anlass zur Rührung und Empfindsamkeit auf der Bühne geben.

6. Tragender Held des bürgerlichen Trauerspiels ist oftmals eine Heldin. Die Frau wird zur das Drama tragenden Person aufgewertet.

7. Haben wir ernste Normverstöße der Protagonisten im privaten Bereich (erotische Verführung zu vor-/außerehelichem Verkehr, Abkehr vom christlichen Glauben, zu wenig Gefühl = Verwandtenmord, zu viel Gefühl = Inzest), dann kommt es zu einem schlechten Ende mit Toten und/oder Wahnsinnigen auf der Bühne: bürgerliches Trauerspiel.

8. Haben wir keine ernsthaften Normverstöße, also nur Verfehlungen, die sozial durch Familie und/oder Freunde korrigiert werden können, dann haben wir ein gutes Ende, das heißt, keine Toten oder Wahnsinnigen auf der Bühne: rührendes Lustspiel.

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Gotthold Ephraim Lessing(1729-1781)

• geboren in Sachsen (Kamenz)• 1746-48 studierte Theologie, dann Medizin in Leipzig• 1748-67 größtenteils in Berlin: F. Nicolai und M. Mendelssohn• 1767-70 Dramaturg in Hamburg (Hamburgische Dramaturgie)• 1770-1781 Bibliothekar in Wolfenbüttel

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Hauptschriften

•Bis 1755: Stücke in der französischen Tradition• 1755 Miß Sara Sampson –erstes deutsches ‚bürgerliches Trauerspiel‘• 1766 Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie• 1767 Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück• 1767/69 Hamburgische Dramaturgie• 1772 Emilia Galotti• 1779 Nathan der Weise

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Gottscheds Literaturtheorie war der des Barock zwar weit voraus, doch hinderte sie die Weiterentwicklung der bürgerlichen Literatur: durch Festlegung des literarischen Schaffensprozesses, Einhaltung der Ständeklausel und der drei Einheiten des Dramas und den aristotelischen Grundsatz von der Nachahmung der Natur. Seine Literaturtheorie wurde von Lessing am heftigsten kritisiert. Er lehnte alle Forderungen Gottscheds ab, ohne aber von den aufklärerischen Ideen abzuweichen. Lessings Standpunkt überwand die feudalen Literaturtheorien endgültig.

Die Überwindung der Ständeklausel von Lessing wurde dadurch ermöglicht, daß der Mensch nicht mehr nach seinem sozialen Status handelt, sondern darüber hinausgeht. Lessing gab der Literatur eine neue Funktion: es sollte eine sittliche Läuterung des Leserpublikums erfolgen, anstatt einer moralischen Belehrung nach Gottsched.

An die Tragödie stellte Lessing besondere Forderungen: Angst, Furcht und Mitgefühl sollten beim Leser und Zuschauer erweckt werden. Der Leser sollte sich mit den Protagonisten auseinandersetzen können, mit ihnen mitfühlen und sich davor fürchten, das gleiche Schicksal zu erleiden. Der Held durfte deswegen keine ideale Figur darstellen, sondern er mußte ein reale Person darstellen. Lessing fordert, im Gegensatz zu Gottscheds Nachahmung der Natur, eine poetische Nachahmung, d.h. die Dinge sollen vom Dichter nicht naturalistisch wiedergegeben werden, sondern Unwichtiges und Nebensächliches soll weggelassen werden, damit nur das Wichtigste übrigbleibt. Lessing schrieb seine Gedanken zur Dramentheorie in der Hamburgischen Dramaturgie (1767/1768) nieder.

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Lessing, der Gottscheds Dramentheorie und -praxis stark kritisierte, hatte die Idee von einem

deutschen Nationaltheater. Dieses Theater sollte nicht von anderen Ländern beeinflusst werden und musste aktuell sein. Lessings Forderungen konnten nur in einem bürgerlichen Theater umgesetzt werden. Mit der Idee eines Deutschen Nationaltheaters verband Lessing auch die Vorstellung von der Schaffung eines bürgerlichen Dramas. In Hamburg wurde 1765 eine stehende Bühne gegründet, doch geriet sie schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Die Idee wurde bald auch von den Fürsten getragen, so wurde 1776 die Weimarer Hofbühne von Joseph II. zum Nationaltheater erklärt; 2 Jahre später wurde das Mannheimer Nationaltheater gegründet.

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Lessing verfasste in der Hamburgischen Dramaturgie seine Gedanken zur Dramentheorie. Er brachte die Entwicklung des bürgerlichen Dramas weit voran, mit Minna von Barnhelm, Emilia Galotti und Nathan der Weise schuf Lessing Werke, die bis heute noch zum Standartrepertoire vieler Bühnen gehört.

Sein wohl bedeutendste Tragödie ist der Nathan. In diesem Drama bricht Lessing mit der bisherigen Theatertradition, daß Juden nur als lächerliche Darsteller auf der Bühne waren. Außerdem kämpft er damit gegen antisemitische Vorurteile. Während des Nationalismus in Deutschland, 1933 bis 1945, wurde es verboten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Drama wieder auf deutschen Bühnen gespielt.

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Sir William SampsonWaitwell, sein DienerSara Sampson, seine TochterMellefont, Lebemann, ihr GeliebterLady Marwood, seine Ex-GeliebteArabella, ihre 10-jährige Tochter

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Verführung und Verführbarkeit sind moralindifferente anthropologische Konstituenten.Verführung und Verführbarkeit sind Komponenten im

Wesendes Menschen, die nicht an sich moralisch sind.Es kommt zu einer Gleichsetzung von familiärer und

erotischer Liebe.Vorfreudianischer Ödipalisierung: Sprachlich und

strukturell rückt Saras Vater für Sara an die Stelle des Ex-Geliebten.

In dieser latenten ödipalen Familienstruktur rivalisieren Vater

Sampson und Geliebter Mellefont um Sara.

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Hettore Gonzaga Prinz von GuastallaMarchese Marinelli, sein KammerherrGräfin Orsina, seine ehem. MätresseOdoardo Galotti, OffizierClaudia Galotti, seine FrauEmilia Galotti, beider TochterGraf Apiani, ihr Verlobter

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Die Person darf sich nur partiell in ihren gemäßigten emotionalen Potenzialen als Subjekt realisieren.

Lessings Emilia zeigt eine neue Konzeption der Person, bei der das Subjekt durch emotionale Potenziale gefährdet ist, die in der Person selbst angelegt sind.

In Lessings Emilia Galotti wird eine Konzeption der Person greifbar, die sich jenseits sozial legitimer und institutionalisierter, tugendhafter, verbindlicher Werte und Normen autonom selbst verwirklichen könnte.

In Lessings Emilia Galotti wird die neue Konzeption der Person im Sturm und Drang schon denkbar, aber gerade eben noch abgewehrt.

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1779 3 Drucke14.04.1783 UA. Berlin, Döbbelin27.07.1801 EA. Magdeburg28.11.1801 EA. Weimar, SchillerSept. 1945 Deutsches Theater, Berlin

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1. MuslimeSultan SaladinSittah, seine SchwesterAl-Hafi, ein Derwisch2. JudenNathan, ein reicher KaufmannRecha, seine (Pflege-) Tochter3. ChristenDer PatriarchDaja, Rechas GesellschafterinDer TempelherrEin Bettelmönch

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Im 18. Jh. erlebte auch die Fabel im ihren Höhepunkt, obwohl ihre Geschichte schon über 2000 Jahre alt ist. Der Grieche Äsop schrieb im 6. Jahrhundert vor Christus die ersten Fabeln, welche später zum Vorbild für viele andere Fabeldichter wurde. Im Mittelalter wurden in Deutschland die ersten Fabeln geschrieben. In der Reformation wurde sie zum politisch-religiösen Diskussionsmittel, besonders von Martin Luther, genutzt. Von den Dichtern des Barock wurde sie allerdings kaum geachtet. Erst in der Aufklärung blühte sie wieder auf. Lessing fasste sogar eine eigene Fabeltheorie (1759) ab. Er hatte die Absicht, das Selbstwertgefühl des Menschen zu stärken, indem er die Schwächen des Menschen aufzeigte. Die Entwicklung der Fable im 18. Jahrhundert lässt sich in drei Stufen einteilen: zu Beginn des Jahrhunderts wurden in der Fabel v.a. die Ideen der Aufklärung und moralische Lehren veranschaulicht; ab 1750 stellte man zunehmend die soziale Kritik an der Gesellschaft dar; gegen Ende des 18. Jahrhunderts übte man politische Kritik, besonders an den feudalen Herrschern und ihrer Lebensweise. Die Struktur der Fabel unterscheidet sich von einem Dichter zum anderen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: das menschliche Handeln und Denken sowie Andeutungen von gesellschaftlicher und sozialer Probleme wurde auf die beseelte und unbeseelte Natur übertragen. Veranschaulicht wurde dies durch satirische Elemente und durch eine erzieherische und belehrende Erzählweise. Viele Fabeldichter hatten antike Fabeln (z.B. von Äsop) zum Vorbild. Einen wichtigen Einfluss auf die deutschen Fabeldichter übte der französische Dichter La Fontaine (1621-1695).

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