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Aus anderen medizinischen Verbänden Pressemitteilungen Vom 18. bis 20. Oktober 1979 führt die Bundesvereinigung für Ge- sundheitserziehung e. V. in Bad Nenndorf eine Informationsta- gung zum Thema „Rheuma und Gesundheit" durch. Ziel dieser Veranstaltung sind eine allgemeine Information weiter Kreise, ein Beitrag zur Verbesserung der Rheumatikerbetreuung, eine Unter- richtung aller Berufsgruppen, die mit Rheumapatienten zu tun ha- ben. Zielgruppe sind: Ärzte, weitere Berufe, die Rheumakranke betreu- en, Patienten, entsprechende Organisationen und Institutionen sowie Sozial- und Krankenversicherungsfachleute und Politiker. In Referaten, Arbeitsgruppen, Podiumsdiskussion und einer Me- dienschau wird das Thema „Rheuma und Gesundheit" eingehend dargestellt und diskutiert. Programm und Auskunft durch die Bun- desvereinigung für Gesundheitserziehung e. V., Simrockal- lee 12, 5300 Bonn 2, Telefon 02221/35 39 17. Aus der pharmazeutischen Industrie Nachruf Dr. med. Karl Hans Hellmich ist für uns alle völlig unerwartet, im Alter von 56 Jahren, aus dem Leben geschieden. Der Verstorbene war über 30 Jahre ein hochgeschätzter Mitarbei- ter des Jso-Werkes Regensburg und ein begeisterter Anhänger und Verfechter der Naturheilweisen. Als sachkundiger Referent, vor allem für sein Spezialgebiet, die Jso-Komplex-Heilweise, ist er für viele Verordner und Lernende eine bekannte und markante Erscheinung gewesen. Seine Beliebtheit verdankte er der außerordentlichen Fähigkeit, seine hohen fachlichen Kenntnisse den Zuhörern lebensnah und mit stets auf die Bedürfnisse der Praxis abgestellten Hinweisen zu vermitteln. Sein Tod hinterläßt eine schmerzliche Lücke, die kaum jemals wieder zu schließen sein wird. In unser aller dankbarem Gedenken wird er weiter lebendig blei- ben. JSO - WERK REGENSBURG Juni 1979 J. Sonntag & Söhne KG Nervocor - Schwörer Ampullen s. c , i. m., i. v. Zusammensetzung: 1 ml Injektionslösung enthält: Chininum arsenicos. D 6, Selenium D 10, Ginseng D 4, Conium D 6, D 12, Strophanthus D 4, Ambra D 4, Spigelia D 6, D 12 ää 0,01 ml in physiologischer Natriumchlo- ridlösung. Indikationen: Nervöse Erschöpfung, Neurasthenie, Altersschwäche, Rekonva- leszenz. Vasomotorische Labilität, Kreislaufschwäche, Cor ner- vosum. Zur allgemeinen Stimulierung. = (0 O U V) I n g Beschwerden, die im weitesten Sinnein Zu- o> sammenhang mit dem Essen auftreten und o) sich durch Schmerz im Oberbauch, Druck- c empfindlichkeit in der Gallenblasengegend, 5 Völlegefühl, Fettunverträglichkeit oder Me- g teorismus auszeichnen, sind auf Störungen 2 im Leber-Galle-Verdauungssystem zurück- E zuführen. Eine wirksame Therapie muß g deshalb den gesamten, weil physiologisch •g zusammengehörenden Funktionskreis glei- •5 ^ chermaßen berücksichtigen, um das fein •* abgestimmte Zusammenspiel der komple- 5 *: xen Wechselwirkungen optimal zu erfassen. « {3 Dabei müssen neue Erkenntnisse über die "c § Pathogenese des Beschwerdenkomplexes Jj g berucksichtigtwerden.wonachdieStörun- 2 TJ gen der organischen Funktionsabläufe in "S.5 hohem Maße durch vegetative Fehlregula- | ^ tionen geprägt sind, die ihrerseits durch £ g emotionale Reizüberflutung ausgelöst wer- den. BILICURA wird den modernen psycho- somatischen Aspekten gerecht. BILICURA enthält eine ausgewogene Kombination von bewährten Stoffen, die polyvalent, aber •5 gezielt auf die somatischen und psychi- £ sehen Vorgänge normalisierend einwirken. 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Funktionsstörungen im Leber Galle Ethavenn hydrochlond 10 mg y 0) Verdauungssystem Dyskinesien der INDIKATIONEN Krampfartige Schmerz- .S _ Gallenwege Cholecystitis Cholangit s zustande bei Störungen im Leber Galle- \W > Cholecystektom esyndrom Gallenab Verdauungssystem (Cholecystopathien. 75 !2 llußstorungen Fettunvertraglichkeil Dyskinesien der Gallenwege Gallenab- Zi, (H Obstipation Meteorismus fluBhmderungen Gallenkolik) « g DO P STEZGUNDANWESDUNGSWEISE ^^Tnl^e^S^S w Normdosierung 3mal täglich! 2 Dragees gees einnehmen Tageshochstmenge -. ._• unzerkaut zum Essen einnehmen 3 m a ( 2 Dragees ^ C BILICURA 50/100/500 Dragees SPASMO BILICURA 50 Dragees DM 11 70 ^ DM 9 80/17 40/F34 10 Verschreibungspfi chtig" Müller/Göppingen - Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Phys. Med. u. Reh. 8/79, 20. Jahrg. 373

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Aus anderen medizinischen Verbänden

Pressemitteilungen

Vom 18. bis 20. Oktober 1979 führt die Bundesvereinigung für Ge-sundheitserziehung e. V. in Bad Nenndorf eine Informationsta-gung zum Thema „Rheuma und Gesundheit" durch. Ziel dieserVeranstaltung sind eine allgemeine Information weiter Kreise, einBeitrag zur Verbesserung der Rheumatikerbetreuung, eine Unter-richtung aller Berufsgruppen, die mit Rheumapatienten zu tun ha-ben.Zielgruppe sind: Ärzte, weitere Berufe, die Rheumakranke betreu-en, Patienten, entsprechende Organisationen und Institutionensowie Sozial- und Krankenversicherungsfachleute und Politiker.In Referaten, Arbeitsgruppen, Podiumsdiskussion und einer Me-dienschau wird das Thema „Rheuma und Gesundheit" eingehenddargestellt und diskutiert. Programm und Auskunft durch die Bun-desvereinigung für Gesundheitserziehung e. V., Simrockal-lee 12, 5300 Bonn 2, Telefon 02221/35 39 17.

Aus der pharmazeutischen Industrie

Nachruf

Dr. med. Karl Hans Hellmich ist für uns alle völlig unerwartet, imAlter von 56 Jahren, aus dem Leben geschieden.Der Verstorbene war über 30 Jahre ein hochgeschätzter Mitarbei-ter des Jso-Werkes Regensburg und ein begeisterter Anhängerund Verfechter der Naturheilweisen.Als sachkundiger Referent, vor allem für sein Spezialgebiet, dieJso-Komplex-Heilweise, ist er für viele Verordner und Lernendeeine bekannte und markante Erscheinung gewesen.Seine Beliebtheit verdankte er der außerordentlichen Fähigkeit,seine hohen fachlichen Kenntnisse den Zuhörern lebensnah undmit stets auf die Bedürfnisse der Praxis abgestellten Hinweisen zuvermitteln.Sein Tod hinterläßt eine schmerzliche Lücke, die kaum jemalswieder zu schließen sein wird.In unser aller dankbarem Gedenken wird er weiter lebendig blei-ben.

JSO - WERK REGENSBURGJuni 1979 J. Sonntag & Söhne KG

Nervocor - Schwörer Ampullen s. c , i. m., i. v.

Zusammensetzung:1 ml Injektionslösung enthält: Chininum arsenicos. D 6, SeleniumD 10, Ginseng D 4, Conium D 6, D 12, Strophanthus D 4, AmbraD 4, Spigelia D 6, D 12 ää 0,01 ml in physiologischer Natriumchlo-ridlösung.

Indikationen:Nervöse Erschöpfung, Neurasthenie, Altersschwäche, Rekonva-leszenz. Vasomotorische Labilität, Kreislaufschwäche, Cor ner-vosum. Zur allgemeinen Stimulierung.

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Ing Beschwerden, die im weitesten Sinnein Zu-o> sammenhang mit dem Essen auftreten undo) sich durch Schmerz im Oberbauch, Druck-c empfindlichkeit in der Gallenblasengegend,5 Völlegefühl, Fettunverträglichkeit oder Me-g teorismus auszeichnen, sind auf Störungen2 im Leber-Galle-Verdauungssystem zurück-E zuführen. Eine wirksame Therapie mußg deshalb den gesamten, weil physiologisch•g zusammengehörenden Funktionskreis glei-•5 ̂ chermaßen berücksichtigen, um das fein;£ •* abgestimmte Zusammenspiel der komple-5 *: xen Wechselwirkungen optimal zu erfassen.« {3 Dabei müssen neue Erkenntnisse über die"c § Pathogenese des BeschwerdenkomplexesJj g berucksichtigtwerden.wonachdieStörun-2 TJ gen der organischen Funktionsabläufe in"S.5 hohem Maße durch vegetative Fehlregula-| ^ tionen geprägt sind, die ihrerseits durch£ g emotionale Reizüberflutung ausgelöst wer-

den. BILICURA wird den modernen psycho-somatischen Aspekten gerecht. BILICURAenthält eine ausgewogene Kombinationvon bewährten Stoffen, die polyvalent, aber

•5 gezielt auf die somatischen und psychi-£ sehen Vorgänge normalisierend einwirken.E Bei starke.!, krampfartigen Schmerzen ist= SPASMO-BILICURA angezeigt, das durchO = den Zusatz neurotrop und muskulotrop wir-•o .b kender Spasmolytica eine schnelle und zu-§ 5 verlässige Schmerzbefreiung gewährleistet.i. «»-O BILICURA SPASMO-BIUCURA

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JE 4? Funktionsstörungen im Leber Galle Ethavenn hydrochlond 10 mgy 0) Verdauungssystem Dyskinesien der INDIKATIONEN Krampfartige Schmerz-

. S _ Gallenwege Cholecystitis Cholangit s zustande bei Störungen im Leber Galle-\W > Cholecystektom esyndrom Gallenab Verdauungssystem (Cholecystopathien.75 !2 llußstorungen Fettunvertraglichkeil Dyskinesien der Gallenwege Gallenab-Zi, (H Obstipation Meteorismus fluBhmderungen Gallenkolik)

« g DOPSTEZGUNDANWESDUNGSWEISE ^ ^ T n l ^ e ^ S ^ Sw Normdosierung 3mal täglich! 2 Dragees g ees einnehmen Tageshochstmenge- . . _ • unzerkaut zum Essen einnehmen 3 m a ( 2 Dragees

^ C BILICURA 50/100/500 Dragees SPASMO BILICURA 50 Dragees DM 11 70^ DM 9 80/17 40/F34 10 Verschreibungspfi chtig"

Müller/Göppingen - Chemisch-Pharmazeutische Fabrik

Phys. Med. u. Reh. 8/79, 20. Jahrg. 373

RECORSAIM-HERZSALBEDas älteste, percutane Kardiakum, seit 5 Jahrzehnten bewährt, dabeiin Wirkung und Anwendung stets weiterentwickelt und verbessert.

Cor nervös., coronare und periphere Durchblutungsstörungen^pectanginöse Beschwerden, Segmenttherapie.In 100g Salbe: Extr.Crataeg.2,2g,-Valerian.1,7gTinct.Convall.0,8g,-CastoK0,6g.Camph.1,0g.Menthol.0,5g.Nicotin.0,155g. QR 30g DM 6,14Recorsan-Gesellschaften Gräfelfing und Lüneburg

Wirkung:Nervocor-Schwörer Ampullen sind aufgrund ihrer wohlausgewo-genen Zusammensetzung vorzüglich geeignet zur Behebung vonStörungen des Vegetativums und des nervös gestörten Herzens.

Strophanthus, das Herzmittel ohne kumulative Wirkung, verstärktdie Herzkontraktion ohne Gefäßverengung und hilft bei infektiösenMyocardschädigungen sowie bei Koronasklerose. Es ist bei Dila-tationen der Ventrikel angezeigt und übt bei Herzneurosen eineentschieden beruhigende Wirkung aus.

Spigelia wird angewandt bei akuten schmerzhaften Erkrankungendes Herzens, Beklemmung, Angstzuständen, nervösem Herz-klopfen, Kompensationsstörungen.

Ambra hilft bei nervöser Erschöpfung, nervöser Herzerregung,Herzklopfen, Flattern, Schlaflosigkeit bei nervöser Erschöpfungund Überreiztheit.

Diese Wirkung wird verstärkt durch Conium und Ginseng, dieebenfalls bei nervöser Erschöpfung, Schwindelanfällen, Zitternund Herzschwäche eingesetzt werden.

Selenium ist aufgrund seiner Wirkung auf das Nervensystem undChininum arsenicosum als Rekonvaleszentenmittel in Nervocor-Schwörer enthalten.

Dosierung:2 bis 3mal wöchentlich 1 Ampulle s. c, i. m. oder i. v. Nach erreich-ter Besserung 1 mal wöchentlich.

Kontraindikationen: Keine

Handelsform: Packung mit 10 Ampullen zu 1,1 ml

Hersteller:Ernst Schwörer, Pharmazeutische Fabrik, 6901 Wiesenbach beiHeidelberg

Neue Phytopharmaka

Rhinogen

ZusammensetzungArsenic. alb. D 4500 mg, Sinapis nigra 0 150 mg, Ailanthus gland.0100 mg, Aralia racem. 0100 mg, Salix alba 0 50 mg, Rosa 0 50mg, Cyclamen europ. 0 25 mg, Euphrasia off. 0 25 mg, Passifloraincarn. 0 25 mg, Sabadilla 0 15 mg, Corrig. ad 100 g.

AnwendungsgebieteNervöser Schnupfen, Heuschnupfen und seine Begleiterschei-nungen, Infektionsschnupfen, Erkältungsschnupfen, Nasen- undStirnhöhlenkatarrh.

Charakteristik des Präparates und der InhaltsstoffeDie Zusammensetzung des Präparates ermöglicht eine umfas-sende Therapie häufig auftretender Schnupfenformen sowie Er-krankungen der Nebenhöhlen. Die Möglichkeit, den bald saisonalauftretenden Heuschnupfen zu behandeln, ist besonders hervor-zuheben.

Arsenic. alb. Niesen, Brennen, Stirnkopfweh, Katarrhe derLuftwege, Heuschnupfen

Sinapis nigra: Enzündungen aller Art, insbesondere derRespirationsorgane

Ailanthus gland.: Infektionskrankheiten, Heuschnupfen,Verschleimung, Jucken, Reizungen,Katarrhe, Kälteempfindlichkeit, wundmachende Nasen-sekrete

Salix alba: Adstringens gegen NeuralgienRosa: Adstringens

Cyclamen europ.: Niesen, Schnupfen, Nasenkatarrh

Euphrasia: Wässriger Schnupfen mit mildem Sekret,Schleimhauterkrankungen

LEUKONARheuma-Bad

Zusammensetzung:100 g enthalten:Ol, Pini 1,5 g, Camphora 3,0 g, Ol. Thymi 4,0 g,Ol. Terebinth. rectif. 10,0 g, Methyl, salicyl. 15.0 g.Indikationen: Subakutes rheumatisches FieberInfektarthritis, primär chronische Polyarthntis

Hersteller:Dr. Atzlngtr * Co. KG,•390 Passau

Depositeur für Österreich:Disperga Ges. m. b. H., Wien

Depositeur für die Schweiz:Medinca, 6301 Zug

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Passiflora incarnat: Nervöser Schnupfen

Sabadilla: Krampfhusten, nervöses Niesen, Trockenheitin der Nase, Tränen, Lichtscheu, Heu-schnupfen, nervöser Schnupfen.

Dosierung:Am 1. Tag 3 x 30 - 40 Tropfen, danach 3 - 5 mal täglich 1 0 - 1 5Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.

Handelsform:Tropfen zu 30 ml, 100 ml

Hersteller: Pharmakon Rodler, Albert-Schweitzer-Str. 52, 6521Flörsheim-Dalsheim

Preisausschreiben

Sebastian Kneipp-Preis 1980 ausgeschrieben

Der seit 1971 für wissenschaftliche Arbeiten vergebene Kneipp-Preis in Höhe von 10 000 - DM wird auch 1980 wieder verliehenwerden. Bewerber um diesen Preis haben die Möglichkeit, Arbei-ten, die der Kneipp-Therapie eine Bereicherung durch neue Er-kenntnisse vermitteln, dem Kneipp-Zentralinstitut einzureichen.Die Arbeiten können sich auf das Gebiet der Hydrotherapie, Be-wegungslehre, Phytotherapie, Diätetik oder Ordnungslehre be-ziehen. Prämiert werden auch Forschungsergebnisse, die in An-lehnung an Kneipp eine Form der Präventation oder Rehabilitationdarstellen.

Bewerber werden gebeten, in sich abgeschlossene Originalma-nuskripte oder bereits publizierte Arbeiten, die nicht älter als zweiJahre sind, in doppelter Ausführung in deutscher, englischer oderfranzösischer Sprache an folgende Adresse einzureichen:

Sebastian Kneipp Zentral-InstitutPostfach 5960, 8700 Würzburg

Einsendeschluß ist der 1. Februar 1980. Die Zuerkennung desPreises erfolgt unter Ausschluß des Rechtsweges durch dasPreisrichter-Kollegium, dem namhafte Wissenschaftler deutscherUniversitäten angehören. Der von Apotheker Luitpold Leusser ge-stiftete Preis kann auf Antrag der Jury auch geteilt werden.

Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sa-natorienPraxisvertretung in biologisch ausgerichteter Allge-meinpraxis für etwa 6 Wochen in der Zeit von Oktober bisDezember 1979 gesucht.

Praxiserfahrung vorhanden, ebenso Erfahrungen in Neu-raltherapie, Akupunktur, Homöopathie.

Anfragen richten Sie bitte an:Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V.- Geschäftsstelle -Alter Weg 297290 Freudenstadt - Kniebis, Tel.: 07442/21 11

CcmetoluHHt

NEPHROLOGIKUM

zur spezifischenLangzeittherapievonNEPHROPATHIEN

Indikationen: Chronische Pyelonephritis; chroni-sche interstitielle Nephritis; chronische Glomeru-lonephritis; Schwangerschaftsnephropathie; Pro-phylaxe bei rezidivierender Konkrementbildung;Zystitis. • Kontraindikationen und Nebenwirkungensind bisher nicht bekannt. • Zusammensetzung:100g enthalten 29 g Mazerat aus: Herb. Centaur.0,6 g, Fruct. Cynosbat. sin. Semin. 1,0 g, Rad.Levistic. 0,6 g, Fol. Rosmarin. 0,6 g - 1 Drageeenthält: Herb. Centaur. 18 mg, Fruct. Cynosbat.sin. Semin. 30 mg, Rad. Levistic. 18 mg, Fol.Rosmarin. 18 mg. • Dosierung: 3mal täglich 'l2 bis1 Teelöffel oder 1 bis 2 Dragees. • Handelsformen:Canephron OP mit 100 ml DM 8,95, OP mit 60Dragees DM 8,95, OP mit 240 Dragees DM 26,80;Großpackungen mit 500 ml, 1000 ml und 1000Dragees.

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20. Jahrgang

August 1979 Heft 8

Physikalische Medizinund Rehabilitation

Zeitschrift für praxisnahe MedizinOrgan des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e.V.

Schriftleitung'

H. Haferkamp, Mainz, R. F. Weiß, Marstetten-Aitrach, K Schimmel, Pnen

und K. H. Caspers, Bad Fussmg. Organ des Zentralverbandes der Arzte

für Naturheilverfahren e.V., Sitz Stuttgart.

Wissenschaftlicher Beirat:

M v Ardenne (Dresden) - A Becker (Hannover)-H Bialonski (BadGodesberg)-JBrand (Konigstein) - F Brantner (Villach) - N Breidenbach (Salem-Beuren) - PDosch (Grunwald b München) - H Fleischhacker (Wien) - K Franke (Bad Lauter-

berg)-P Fnck(Mainz)-W Gawhck(BadTolz)-H Giesenbauer(Bremen-Lesum)-H Harmsen (Hamburg) - E Hollischer (Baden-Baden) - H Huneke (Dusseldorf) -W H Kahleret(BadSalzuflen)-J Kaiser (Bad Wonshofen) - G Kellner (Wien)-KKotschau (Schloßberg) - W Kohlrauscti (Freudenstadt) - H Kolb (Wetzlar) - HKrauß (Berlin)-R v Leitner (Berlin)-H Mensen (Bad Rothenfelde)-W v Nathu-sius(Hirzenhain)-H D Neumann (Buhl)-H Paul (Bad Godesberg)-A Pischinger(Wien)-A Rost (Tubingen) - H Seyfarth (Leipzig) - W Schauwecker (Bensheim) -R G Schenck (Aachen) - H Schlüter (Berleburg) - O Schumacher-Wandersieb(Bad Munstereifel) - R Voll (Plochingen) - H L Walb (Homberg, Kr Aisfeld) - HWinterberg (Mannheim) - W Zimmermann (München)

R.Hänsei Pflanzliche Beruhigungsmittel

Zusammenfassung

Es wird über den gegenwärtigen Stand der Wirkstoff-forschung auf dem Gebiet der pflanzlichen Sedativa be-richtet. Neuere Entwicklungen betreffen den Rausch-pfeffer, den Baldrian und den Hopfen. Die Wirkstoffedes Rauschpfeffers vom Typ des Kawains zeichnensich durch ein Wirkungsprofil aus, das dem der zentra-len Muskelrelaxantien vom Typ des Mephenesins ent-spricht. Die im Baldrian vorkommenden Valepotriatelassen sich als milde Thymoleptika (Holm) kennzeich-nen. Im Falle des Hopfens gelang es vor kurzem Löf-felholz, eine motilitätshemmende Wirkung derÄtherfraktion nachzuweisen, so daß auch dieser Drogeeine somatische Wirkkomponente zukommen dürfte.Kombinationspräparate aus Baldrian und Hopfen wir-ken im Tierexperiment amphetaminantagonistisch(Ammon) und am Menschen nach Versuchen in derSchlafkammer (Müller-Limroth) schlafinduzierend.Im Vergleich mit synthetischen Schlafmitteln, Sedativaund Psychopharmaka ist die maximale Wirkungsstärkeder Phytopharmaka gering. Dafür haben andererseitsdie Pflanzenpräparate den Vorzug, weitgehend frei anunerwünschten Nebenwirkungen zu sein; sie führenvor allem nicht zu Gewöhnung und Abhängigkeit. Dienicht-medikamentöse Behandlung der Schlaflosigkeitverdient in jedem Falle den Vorzug gegenüber der me-dikamentösen. Wenn aber Arzneimittel gegeben wer-den müssen, dann sollte versucht werden, so weit wienur irgendwie möglich und so bald wie möglich diestark wirkenden Mittel durch milde wirkende Sedativapflanzlicher Herkunft zu ersetzen.

SummaryA review is given on the pharmacologically active con-stituents of some medicinal plants used as CNS-seda-tives in folk medicine. Newer developments extendmainly to three plants: to piper methysticum valeriana,and hops. The active constituents of piper methysti-cum, e. g. kawain and yangonin, are marked by a profilewhich is very similar to that of the synthetic muscle re-laxants. The valepotriates from valeriana-root can becharacterized as mildacting thymoleptics (Holm). Justrecently Löffelholz has succeeded to demonstrate theoccurence of so far chemically unknown substances inthe lipophilic fraction of hops, which are able to reducethe motility of experimental animals; these experimentspossibly indicate that the therapeutic activity shown byhops-extractives on men is not a mere placebo effectbut may be produced to some extent by an active con-stituent. Valeriana and hops, when given as a combineddrug-preparation, showed antagonistic activities to-ward amphetamine with mice, and sleep-inducing qua-lities (double blind studies) with men (Ammon, Müller-Limroth).

In comparison with the synthetically produced hypnot-ics, sedatives and tranquilizers the sedatives of plantorigin show only a Iower intrinsic activity. On the otherside they have the advantage to be free of most of theunwanted side effects which are exhibited by the syn-thetics - among others development of tolerance andemotional dependence. The Chief benefit which isbrought about by replacing the synthetics by innoc-uous preparations in therapy partialiy of fully is an in-direct one: by helping to combat undue relianceon hyppnotics and trenquilizers and thus to keep offavoidable risks from the patient.

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Hansel, Pflanzliche Beruhigungsmittel Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Über pflanzliche Schlafmittel zu referieren - und zwar vom natur-wissenschaftlichen Standpunkt aus - scheint mir ein ziemlichschwieriges Unterfangen zu sein Die Ausgangssituation, die Be-urteilung des therapeutischen Wertes, ist reichlich widersprüch-lich Drogen wie Baldrian und Hopfen finden in keinem modernenLehrbuch der Pharmakologie mehr Erwähnung Andererseits hal-ten Arzt und Patient in vielen Landern - nicht nur bei uns - an dertherapeutischen Verwendung dieser Drogen als wirksam festWie kann man sich dieses Auseinanderklaffen zwischen Theorieund Praxis begreiflich machen? Die hiermit berührte Problematikzu durchdenken, fordert von der Darstellung her, die pflanzlichenSedativa nicht isoliert zu betrachten, sondern in Beziehung zu set-zen zu anderen therapeutischen Möglichkeiten Zu nennen sinddie Möglichkeit, synthetische Hypnotika und Tranquillantien zuverordnen und die Möglichkeit, nichtmedikamentose Maßnahmenzu ergreifen unter Einschluß von solchen einer psychotherapeuti-schen Beeinflussung

Zur Exposition meines Vortrages gehören zwei weitere Vorerlau-terungen Welche Arzneipflanzen bzw Drogen habe ich in ersterLinie im Auge, wenn ich von pflanzlichen Schlafmitteln bzw Se-dativa spreche? Und ferner Welcher Art ist der Bewertungsmaß-stab9 Zunächst also dazu, welche Drogen im vorliegenden Zu-sammenhang „pflanzliche Schlafmittel heißen sollen Nicht ge-dacht ist an ZNS-sedierende Drogen mit starker Wirkung wieOpium, Rauwolfia und Haschisch Keine Stellung nehme ich so-dann zu Drogen, von denen zwar Wirkungen behauptet werden,zu deren Nachweis aber keine modernen pharmakologischen Ar-beiten vorliegen Über drei Drogen werde ich ein paar Einzelheitenvortragen über den Rauschpfeffer, den Baldrian und den HopfenWas nun die Bewertung von pflanzlichen Schlafmitteln anbelangtso gilt für sie aus Gründen, die spater klargelegt werden, in beson-derer Weise, was für alle Arzneimittel inklusive natürlich auch fürdie Hypnotika und Tranquilizer gilt Es gibt für ihren therapeuti-schen Wert keine streng objektive Beweisführung im naturwissen-schaftlichen Sinne Immer fließen in die Beurteilung subjektiveElemente ein Wo immer wir etwas auffassen, tragen wir mit hin-ein, was unsere Auffassung ermöglicht und formt Wir urteilennicht voraussetzungslos Je nach den beteiligten Interessen falltdie Bewertung eines Arzneimittels anders aus Der unabhängigePharmakologe an der Universität, der zum Erfolg getriebene Leiterder Forschungsabteilung in der pharmazeutischen Industrie, derArzt, der Apotheker beurteilen ein Arzneimittel anders als diekaufmannischen Leiter und die Werbeleiter der pharmazeutischenIndustrie, und diese wiederum anders als die Krankenkassenfunk-tionare und die Laien Wie J Buchi (1963) richtig sieht legen allediese Beurteilungsgruppen sehr verschiedenartige und verschie-den strenge Maßstabe an Denn ihre Beziehung zum Arzneimittel,ihre Aufgaben, Interessen und Verantwortlichkeiten sind nicht aufdenselben Nenner zu bringen Es wäre reizvoll, die Stellung zuden pflanzlichen Schlafmitteln aus der Perspektive jeder dieserBeurteilungsgruppen darzustellen Ich muß mich hier mit Andeu-tungen begnügen Der experimentell arbeitende szientifisch-po-sitivistisch eingestellte Pharmakologe halt sie für ganz und garentbehrlich Die fuhrenden Lehrbucher wie der Goodman-Gillmander Forth-Henschler-Rummel, auch die nicht pharmakotherapeu-tisch orientierten Bucher von Fullgraf-Palm und Kummerle-Gar-ret-Spitzky erwähnen kein einziges der pflanzlichen SchlafmittelDem gegenüber steht die bis jetzt nicht abreißende Kette an wis-

senschaftlichen Publikationen über Wirkungen dieser Drogen imTierexperiment und über Wirksamkeiten am MenschenWie soll man von diesen gegensätzlichen Beurteilungsergebnis-sen ausgehend zu einem vermittelnden Standpunkt gelangen?Zunächst einmal halte ich den von J Buchi (1963) bezogenenStandpunkt für richtig Die einzig maßgebliche Bewertung einerArznei kann nur durch den Kliniker oder durch den praktizierendenArzt erfolgen, was naher zu begründen gilt Die Wirkung einesArzneimittels ist nicht einzig und allein eine Wirkung des StoffesDaß die richtige Indikationsstellung vorliegen muß, ist trivial Aberes hangt die Wirksamkeit des Mittels auch eng mit der psychopa-thologischen Situation zusammen, in die es eingreift Daher kannder Apotheker — obwohl Arzneimittelfachmann - kein Therapeutsein da er die individuell variable Ausgangssituation nicht kennt,aber auch der Arzt, der sie nicht erkennt, wird kein hervorragenderTherapeut sein können Als Beispiel dafür, daß sich nur aus derindividuellen Arzt-Patient-Situation heraus eine Arzneimittelwir-kung beurteilen laßt, nicht aber vom Experimentiertisch her, las-sen Sie mich die zentral dampfende Wirkung des Koffeins anfuh-ren Naturlich ist Koffein in erster Linie eine ZUS-stimulierendeSubstanz Dennoch gibt es genügend Personen, die behaupten,nach Kaffee besonders gut einschlafen zu können Bei alteren Pa-tienten bringt man diesen paradoxen Koffeineffekt mit einer bes-seren Durchblutung des Gehirns in Zusammenhang, obwohl an-sonsten das Alter hinsichtlich des Schlafes gegen Koffein beson-ders empfindlich ist Weidner (1961/62) hatte sogar die Anwen-dung von Kaffee als Einschlafmittel zu einem ganzen System aus-gebaut Der paradoxe Koffeineffekt beschrankt sich nicht auf Er-wachsene hyperkinetische Kinder zeigen nach Kaffee ebenfallseine Beruhigung Eine sinnvolle Erklärung für die paradoxe Kof-femwirkung laßt sich bisher nicht gebenParadoxe Reaktionen beschranken sich nicht auf ZNS-stimuhe-rende Substanzen Wir stoßen auf sie auch bei den ZNS-damp-fenden Stoffen, die dann stimulieren Paradoxe Reaktionen derchemisch-synthetischen Hypnotika gehören zu den unerwünsch-ten Nebenwirkungen dieser Arzneimittelgruppe Besonders bei al-teren Patienten können Schlafmittel statt zur Dampfung zur Erre-gung fuhren Im übrigen wird auch vom Baldriantee Analoges be-richtet Man sollte nicht mehr als eine Tasse trinken, da Uberdosie-rung Kopfschmerz erzeugen und eine anregende Wirkung herbei-fuhren könne

Wir halten fest Der Wert eines Arzneimittels beruht nicht aus-schließlich auf den ihm innewohnenden reinen Stoffeigenschaf-ten, er ist wesentlich mitbedingt durch das ärztliche Können Hinzutritt aber- und das ist für die weitere Betrachtung wichtig - als wei-terer wichtiger Grund die Möglichkeit einer psychischen Beein-flussung des Kranken Die Wirksamkeit der Arznei ist m a W dieResultante dreier Faktoren der somatischen Arzneimittelwirkung,der individuellen Ausgangslage des Kranken und der psychody-namischen Wirkung der Arzneiapphkation Ziel einer wissen-schaftlichen Pharmakotherapie ist es, die Anteile, welche die dreiFaktoren am Zustandekommen einer therapeutischen Wirksam-keit am Menschen haben möglichst genau zu kennen Für dieSchlafmittel pflanzlicher Herkunft ist eine exakte Aufschlüsselungwegen fehlender Untersuchungen nicht möglich Eine grobe Ein-schätzung mochte ich aber dennoch versuchen Denn in welcheranderen Richtung sonst kann eine Antwort auf die eingangs auf-geworfene Frage nach der Therapienische für die pflanzlichen

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Hansel, Pflanzliche Beruhigungsmittel

Schlafmittel innerhalb der Gesamtpalette an Hypnotika-Tranquil-izer-Sedativa gesucht werden?Das Problem nun, das sich stellt, kann nicht direkt angegangenwerden Wir lassen daher unsere Frage zunächst unbeantwortetund versuchen erst einmal herauszufinden, wie es mit der wissen-schaftlichen Rationalität der Schlafmittel allgemein bestellt ist Ichführe hier knapp thesenartig aus

1 . Eine rationale Pharmakotherapie der Schlaflosigkeit gibtes bisher nicht

Ich gehe so vor, daß ich beschreibe was man unter einer rationa-len Pharmakotherapie versteht, und dann zeige, daß diesen For-derungen nicht genügt wird Nach H Schaefer(1963) ist eine ra-tionale Therapie nur dann möglich, wenn drei Bedingungen zu-

O gleich erfüllt sind „Es muß erstens eine exakte Diagnose möglich,also eine typische Erkrankung - gegeben sein, es muß zweitensvon dieser Erkrankung die Atiologie oder Pathogenese bekanntsein, es muß drittens eine Methode bekannt sein, in den nunmehrbekannten Mechanismus der Erkrankung wissenschaftlich einzu-greifen ' Wie ist demgegenüber der gegenwartige Stand der For-schung'' Zunächst einmal halten wir fest, daß die neurophysiologi-schen und neurochemischen Mechanismen des Schlaf-Wach-Zyklus noch nicht entgultig geklart sind und Gegenstand aktuellerForschung darstellen Noch viel weniger wissen wir über die Neu-ropathophysiologie und Pathochemie der Schlaflosigkeit Vermu-ten laßt sich, daß mehr als ein Mechanismus zu Schlaflosigkeitfuhrt, da die Arten der Schlaflosigkeit sehr mannigfach sind Undschließlich zur Arzneimittelwirkung Weder von den Tranquilizern,den Neuroleptika, den Hypnotika, Sedativa und zentralen Muskel-relaxantien ist der molekularbiologische Wirkungsmechanismusbekannt Selbst für eine so einfach erscheinende Wirkung wie dienarkotische Wirkung gibt es bis heute keine einheitliche und all-gemein anerkannte Deutung (Ch Stump, 1978) Alle die vielen

s-\ subtilen pharmakologischen und pharmakobiochemichen Expe-rimentaluntersuchungen zum Angriff der ZNS-sedierenden Stoffean bestimmten Hirnstrukturen sind wissenschaftlich von hohemErkenntniswert, sie dürfen aber nicht darüber hinwegtauschen,daß der eigentliche Wirkungsmechanismus nicht bekannt ist DiePharmakotherapie von Schlafstörungen mit Hypnotika, Sedativaund Tranquilizern stellt daher eine rein symptomatische Behand-lung dar

2. Jede Pharmakotherapie von Schlafstörungen hat einepsychodynamische Komponente

Der Schlaf kommt durch physiologische und durch psychologi-sche Ursachen zustande Ebenso haben Schlafstörungen so-matische und psychische Ursachen „Ein peinlicher Einfallkann genauso gut schlafverscheuchend wirken wie ein knattern-des Motorrad vor dem Haus (Rem-Schneider Physiologie, S435) Und wie K Jaspers (Psychopathologie, 8 Aufl, 1965) aus-fuhrt, bedarf es, damit Schlaf eintritt, einer hinzukommenden auto-suggestiven Wirkung des Bewußtseins Andererseits ist ein zu

heftiger Wille zum Schlaf bei Zweifel, ob der Schlaf auch eintritt,eine Verhinderung „Wer schlafen will, bleibt wach ' Wenn nunaber psychische Phänomene am Zustandekommen von Schlafeine so wichtige Rolle spielen, dann muß sicher wohl auch bei denSchlafmitteln die psychosomatische Arzneimittelwirkung geradehier voll zur Auswirkung gelangen Man wird vermuten dürfen, daßes rein somatisch wirkende Schlafmittel überhaupt nicht gibtWenn wir eine Skala sinkender Relation somatischer Wir-kung/psychodynamische Wirkung aufstellen wollten, dann wur-den am Anfang der Reihe die narkotisch wirkenden Mittel, amEnde der Reihe die Plazebopraparate anzuordnen sein Die nar-kotisch wirkenden Mittel erzwingen das Einschlafen durch Lah-mung bestimmter Areale des ZNS Sie sind keine Schlafmittel imeigentlichen Sinne, denn sie wirken erholend, nicht durch Erzeu-gung von Bewußtlosigkeit, sondern nur indirekt durch den ver-möge des Mittels eingeleiteten natürlichen Schlaf Und die Schei-narznei Ein Mensch kann zum Einschlafen allein dadurch kom-men, daß er aufgrund der Einnahme eines bloß vermeintlichenSchlafmittels den Schlaf erwartet

3. Synthetische und pflanzliche Schlafmittel:das Problem ihrer Unbedenklichkeit

Von der Relation somatische Wirkung/psychodynamische Wir-kung hangen wesentlich auch Art und Schwere von unerwünsch-ten Nebenwirkungen ab welche die Hypnotika und Sedativa auf-weisen Ein Blick auf die Umsatzstatistik des Arzneimittelmarktesbelehrt uns, daß die chemischen Schlaf- und Beruhigungsmittel zuden am häufigsten verordneten Arzneimitteln überhaupt gehörenKein Einsichtiger halt es für denkbar, daß alle diese Mittel stets kri-tisch d h bei Vorliegen einer echten Indikation von den Ärztenverordnet werden Aber keine Statistik berichtet über die Schadenan der Volksgesundheit, die durch die unkritische Verordnung vonHypnotika (inklusive natürlich der Psychopharmaka) angerichtetwerden Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den Beitragüber Schlafstörungen von H Wellhomer, eines kompetentenFachmannes, in dem ausgezeichneten Buch über Pharmako-therapie und klinische Pharmakologie (G Fullgraf und DPalm Herausgeber) Toleranzentwicklung und die Ausbildungvon psychischer Abhängigkeit die Forderung einer schon beste-henden psychischen Fehlhaltung sind danach häufiges Ergebniseiner unkritischen Dauerverordnung Hinzu gesellen sich uner-wünschte Wirkungen auf die Leber, das Blut und allergische Reak-tionen Wie steht es demgegenüber mit den Nebenwirkungen derpflanzlichen Sedativa9 Unerwünschte Nebenwirkungen, wie siefür die chemisch-synthetischen Präparate eigentümlich sind, feh-len den pflanzlichen Sedativa Die Anwendung von Baldrian undHopfen auch über lange Zeiträume hin ist nach dem gegenwarti-gen Stand unserer Kenntnisse weitgehend unbedenklich Das willnicht heißen, daß sie völlig frei an unerwünschten Nebenwirkun-gen (= u NW) seien Ich habe bereits das Beispiel des Baldrian-tees erwähnt, der bei Uberdosierung zu Kopfweh als erstes Anzei-chen von Intoxikation fuhrt Noch ausgeprägter zeigen sich u NWbeim exzessiven Gebrauch des Kawatnnkens, worauf ich spaternoch zurückkomme Dennoch Bei sachgemäßer Anwendungkönnen pflanzliche Schlafmittel und Sedativa als frei von u NW

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Hansel Pflanzliche Beruhigungsmittel Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

gelten Spätestens aber an dieser Stelle meldet sich Kritik von Sei-ten der theoretischen Wissenschaften zu Wort und zwar mit derbekannten These Arzneistoffe die keine u NW aufweisen, ste-hen im Verdacht, auch keine Hauptwirkung zu besitzen Wer dieseThese akzeptiert wird - das ist die Konsequenz - in den pflanzli-chen Schlafmitteln nur wenig mehr als Hilfsmittel der Autosugge-stion sehenDiese szientifische These ist naturlich in dieser Allgemeinheit nichthaltbar und leicht zu widerlegen Sie gilt vor allem nicht für Arznei-mittel der Substitutionstherapie Askorbinsäure beispielsweise istbei Skorbut eine lebensrettende Substanz, ansonsten aber ist sieauch bei hoher Dosierung weitgehend ungiftig Dennoch steckt inder These auch ein wahres Moment, auf das hinzuweisen im Zu-sammenhang mit den Schlafmitteln nicht unwichtig erscheint Esgibt keinen Wirkstoff der gleichsam punktuell wirken wurde, d hnur eine einzige Wirkung aufweisen wurde Jeder Arzneistoff istdurch ein ganzes ,Wirkungsspektrum gekennzeichnet Hinsicht-lich einer erwünschten Wirkung unterscheiden sich Wirkstoffe dar-in daß es für jeden Wirkstoff individuell eine Dosis gibt bei derenÜberschreiten sich die Wirkung nicht mehr weiter steigern laßtMan nennt dies die maximale Wirkdosis eines Pharmakons Nunverlaufen zwar die Dosis-Wirkungskurven von erwünschterHauptwirkung und u NW nicht parallel, doch zeigt die Erfahrung,daß hohe „intnnsic activity sich auf beides erwünschte Haupt-wirkungen und unerwünschte Nebenwirkungen erstrecktBei den zentral dampfenden Pharmaka laßt sich dosisabhangigdie folgende Reihung aufstellen Sedierung-^ Schlafe Narkose-»Koma -» Tod Diese Reihung gilt für die narkotisch wirkendenSchlafmittel vom Typus der Barbiturate Bei den Einschlafmittelnvom Typus der Benzodiazepine verlauft hingegen die Dosis-Wir-kungs-Kurve derart flach, daß auch bei hoher Dosierung Stell- undHaltereflexe weitgehend erhalten bleiben Sie wirken nicht narko-tisch Die pflanzlichen Schlafmittel setzen die Kette sinkender ,in-trinsic activity' und abnehmender Steilheit der Dosis-Wirkungs-Beziehung fort Die Frage, die sich aufdrangt ist Sprechen dievergleichsweise milden pflanzlichen Mittel überhaupt noch anwenn man sie mit Methoden prüft, welche zur Prüfung robusterstark wirkender Schlafmittel entwickelt wurden"? Die Antwort isteindeutig positiv, und ich werde nunmehr der somatischen Wir-kung der drei schon mehrfach genannten Drogen den ganzen vier-ten Abschnitt diese Referates widmen

4. Untersuchungen zur sedierenden Wirkung des Rausch-pfeffers, von Baldrian und Hopfen

a) Die sedativ-tranquillisierende Wirkung des RauschpfeffersEs handelt sich um eine in Ozeanien vorkommende Droge DieStammpflanze ist ein 2 bis 5 m hoch werdendes Strauchgewachsdessen Wurzelstock bei den Eingeborenen Ozeaniens zur Zube-reitung eines Getränkes verwendet wurde Der englische Seefah-rer James Cook (1728 bis 1779) der Entdecker der Inselwelt desPazifischen Ozeans, lernte als erster Europaer die merkwürdigeSitte des Kawatnnkens kennen Die Wurzeln werden zuerst ge-schalt gereinigt und in mundgerechte Stucke geschnitten So-dann werden die Wurzelstucke gekaut bis sie zu einem feinen,fasrigen Detntus geworden sind, dabei darf nichts von dem im

Munde sich ansammelnden Saft hinuntergeschluckt werden So-bald das Kauen beendet ist, kommt der Bissen in eine Holzschus-sel und wird mit kaltem Wasser übergössen Man laßt einige zeitextrahieren, seiht ab und trinkt aus einer halben Kokosnußschaleals Becher Lange Zeit hielt man den Kawatrank für eine Art alko-holisches Getränk Es kommt nach Genuß kleiner Mengen zu psy-chomotonscher Anregung, nach Genuß größerer Mengen beob-achtet man Unfähigkeit zum Gehen und Stehen und SchlafsuchtIm Unterschied zur Rauschwirkung des Alkohols soll aber bis zumEintritt des Schlafzustandes das Bewußtsein der Trinker stets klarbleiben Auch wird der durch Kawatrinken indizierte Schlaf über-einstimmend als überaus erfrischend und ohne Nachwirkungenbeschrieben Die Analogie zur Alkoholwirkung ist demnach einebloß oberflächliche und der Name Rauschpfeffer, den die briti-schen Matrosen der Droge gaben, irreführend Bereits vor etwahundert Jahren (1886) wies der Berliner Toxikologe/. Lewin aufdie ganz andersartige, eigentümliche beruhigende Wirkung desKawatnnkens hin

Auch die Intoxikationserscheinungen nach chronischem Kawaab-usus haben keine Parallele mit denen des Alkoholismus Nachethnograpischen Veröffentlichungen kommt es nach exzessivemKawagenuß zu einer besonderen Hauterkrankung, der Oberkör-per, besonders die Ruckenpartien sind dicht wie mit Schuppenbedeckt Nach Absetzen des Kawatnnkens klingen die Hauter-scheinungen wieder ab Daß sich Intoxikationen primär an derHaut zeigen, durfte seine Ursachen in der Lipophihtat der Kawam-haltsstoffe haben Lipophile Stoffe haben eine gewissen Affinitatzu epidermalem Gewebe und können dort gespeichert werden(Man denke an Stoffe wie Gnseofulvin, Karotin u a m )Die wirksamen Inhaltsstoffe der Kawadroge (pharmazeutischRhizoma Kawa) sind bekannt Es handelt sich um N-freie Laktone,deren Bauprinzip dadurch gekennzeichnet ist, daß ein sechsghe-driger Laktonring über eine C2- Brücke mit einem Benzolring ver-knüpft ist Der Benzolring kann ein (Kawaintyp) oder auch zweiDoppelbindungen (Yangonintyp) enthaltenDie Inhaltsstoffe wurden im Zeitraum von 1960 bis 1970 einge-hend pharmakologisch und klinisch geprüft, vor allem von H JMeyer und Mitarbeitern in Freiburg Um das Ergebnis vorweg zunehmen Die Kawalaktone vereinigen in sich das Wirkungsbildzentraler Muskelrelaxantien vom Typus des Mephenesms und dertranquillisierend wirkenden Synthetika vom Typus des Meproba-mats

Im Tierversuch kommt es nach Laktongaben zu einer motorischenInaktivierung und Erschlaffung der Skelettmuskulatur entspre-chend dem Typ einer aufsteigenden Lahmung Jedoch wird dieNerv-Muskel-Ubertragung nicht gehemmt Charakteristisch ist,daß vor allem polysynaptische Reflexe gedampft werden, wohin-gegen monosynaptische Massenreflexe (z B der Patellarseh-nervreflex) praktisch unbeeinflußt bleiben Höhere Dosen fuhrenzu Koordinationsstorungen sowie zum Verlust von Stell- und Hal-tereflexen Mit den synthetischen Muskelrelaxantien teilen die Na-turstoffe die Eigenschaften eines ausgeprägten Antagonismusgegenüber Strychnm und gegenüber anderen experimentell her-vorgerufenen Krämpfen (durch Pentetrazol und Bemegnd, Elek-troschock) Untersuchungen der Laktone auf ihre hirnelektrischeAkivitat zeigten, daß sie anders als etwa Mephenesin nicht selektivzentrale Muskelrelaxantien darstellen, daß sie vielmehr in mittle-ren muskelrelaxierenden Dosen ähnlich wie Sedativa-Hypnotika

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Hansel, Pflanzliche Beruhigungsmittel

die Spindeltatigkeit vermehren und die Schwelle für die EEG-Weckreaktion (ausgelost durch penphere Reize oder durch elek-trische Stimulation der mesenzephalen Retikularformation) erho-hen Gleich den Tranquilizern verringern somit die Kawalaktonedie Erregbarkeit des limbischen Systems, was bekanntlich alsHinweis dafür gewertet wird, daß die emotionelle Erregbarkeit ge-dampft und die Stimmungslage erhöht wird

b) BaldrianDer Baldrian, Valenana officinalis, ist eine krautige Pflanze, die inEuropa und Asien verbreitet vorkommt Die Baldriandroge, d i dieValenanae radix der Apotheken, besteht aus den Rhizomen mitanhangenden Wurzelbarten Der charakteristische Baldriange-ruch haftet der frisch gegrabenen Wurzel nicht an, er entwickeltsich erst beim Trocknen und wird im Laufe der Lagerung infolgeFreisetzung von Isovalenansaure immer aufdringlicherBekanntlich werden Hauskatzen, aber auch andere katzenartige

~\ Raubtiere, vom Geruch des Baldrians stark angezogen „Die Kat-zen aber walzen sich wie sinnlos, gleichsam im höchsten Rau-sche, auf jenen Pflanzen herum " Dieses Phänomen ist noch nichtaufgeklart, doch hat es wohl sicher engste Beziehungen zu denPheromon-Wirkungen Bei dem die Katzen attrahierenden In-haltsstoff handelt es sich nicht um die für den Menschen gewöhn-lich beeindruckende Isovalenansaure, sondern um das Actinidin,in biochemischer Sicht ein Monoterpen (Indoid), in das Stickstoffeingebaut ist Das pheromonartige Prinzip der Katzenminze ent-halt das nämliche indoide Kohlenstoffsystem, allerdings ohne N im

— MolekülEs gibt wenig Arzneidrogen, die in chemischer und pharmakologi-scher Hinsicht so intensiv untersucht wurden, wie gerade der Bal-drian Allem Forscherfleiß zum Trotz ist es bisher nicht gelungen,die Wirkstoff-Frage zu klaren Darunter versteht man die Aufdek-kung einer lückenlosen Kausalkette von der präzisen Indikations-stellung beim Menschen zu der Kenntnis nach Menge und Art derfür diese Wirksamkeiten am Menschen verantwortlichen Inhalts-stoffe, möglichst unter Klarung des Wirkungsmechanismus impharmakologischen Experiment Zu einem nicht unerheblichen

<J Teil durften die Schwierigkeiten, das Wirkstoffproblem zu klarenmit der Instabilität bestimmter Inhaltsstoffe zusammenhangenDie sogenannten Valepotnate stellen labile Verbindungen dar, dieäußerst saure- und temperaturempfindlich sind In den meistenhandelsüblichen Arzneizubereitungen des Baldrians, wie derTinktur und dem Fluidextrakt, sind sie nicht mehr nachweisbar,ebensowenig in unsachgemäß geernteter und gelagerter DrogeSomit ist es sinnvoll, zu unterscheiden zwischen Wirkung und An-wendung von valepotnarfreien und von valepotnathaltigen Präpa-raten Zwar durchschaut man die Situation bisher nicht vollständig,doch durfte die folgende Verallgemeinerung Zutreffendes wieder-geben Valepotnate als Reinstoffe wirken nicht sedierend, son-dern im Gegenteil koordmationssteigernd In einer erst kürzlichvon E Holm et al (1978) durchgeführten neurophysiologischenUntersuchung an Katzen kennzeichnen die Autoren die Valepo-triatwirkung als Imipramin-artig, d h als die eines milden Thymo-leptikums Valepotnatfreie Baldnanzubereitungen hingegen wir-ken sedierend (siehe hierzu die Diskussion anläßlich der „Wurz-burger Gespräche über die Kneipp-Therapie", Band 3 [Phyto-therapie], 1976, S 46) Welche Wirkungen valepotnathaltige Bal-drianpraparate zeigen, ist bisher nicht experimentell studiert

Die wirksamen Substanzen der valepotnatfreien Baldnanprapa-rate sind nicht bekannt In mehreren pharmakologischen Ver-suchsanordnungen wurden sedierende Eigenschaften nachge-wiesen (Literatur bei F Auster und/ Schafer Arzneipflanzen, 18Lieferung, Leipzig 1958) Bei der Prüfung nach Methoden, wie siefür Hypnotika entwickelt wurden, erwiesen sich die Effekte als al-lerdings vergleichsweise geringDie neuste Baldrianforschung, wie sie in der Endeckung, der Iso-lierung, Konstitutionsauf Warung und pharmakologischen Prüfungder Valepotnate gipfelte, scheint mit ein typisches Beispiel für dietemporare Überbewertung neuer Forschungsergebnisse zu seinWenn ich die Sachlage richtig sehe, dann haben diese Forschun-gen das Wirkstoff problem des Baldrians mehr verwirrt als geklartDenn wie bereits erwähnt, wurden die Jahrhunderte über Bal-drianpraparate therapeutisch verwendet, von denen man anneh-men muß, daß sie valepotnatfrei - zumindest sehr arm an Valepo-triaten - waren Auf dieser Sorte von Präparaten fußt unserevolksmedizinische Erfahrung mit dem Baldrian Was ist nun heuterichtig Sollte Vorsorge getroffen werden, daß in den baldnanhalti-gen Arzneimitteln die Valepotnate enthalten sind, oder sollte imGegenteil dafür Sorge getragen werden, daß sie vor der therapeu-tischen Verwendung abgebaut werden? Bisher scheint niemandsich dieser Frage - mit therapeutischer Zielsetzung - angenom-men zu haben

c) Der HopfenDer Hopfen (Familie Cannabinaceae) ist eine zweihausigeSchlingpflanze, d h männliche und weibliche Bluten sind auf ver-schiedenen Pflanzen verteilt Kultiviert werden die weiblichenPflanzen Die männlichen Pflanzen werden ausgerottet, um Be-staubung zu verhindern, die infolge genetischer Aufspaltung dieaus den wertvollen Zuchtsorten erhältlichen Zapfen entwertenwurde Natürlich wird demzufolge Hopfen ausschließlich vegetativvermehrt

Medizinisch verwendet werden einmal die vor der völligen Reifegeernteten Fruchtstande (= Hopfen schlechthin, Strobuh Lupulider Apotheken), sodann die von den Tragblattchen abgetrenntenbraunen Drusenschuppen (= Hopfendrusen, Glandulae humuliLupuli)Beide Drogen - die Drusen allerdings in höherer Konzentration -enthalten zwei Gruppen von relevanten Inhaltsstoffen ätheri-sches Ol, das für den aromatischen Geruch des frischen Hopfensverantwortlich ist, und Bitterstoffe (insbesondere Humulon undLupulon), die natürlich den stark bitteren Geschmack bedingenBeim Altern und Lagern des Hopfens gehen rasch chemische Um-setzungen vor sich beispielsweise wird aus den Bitterstoffen Iso-valenansaure abgespalten mit ihrer wenig angenehmen Geruchs-note Durch Behandeln mit Schwefeldioxid lassen sich postmor-tale Veränderungen mit unerwünschten Auswirkungen auf Ge-ruch, Geschmack und Farbe der Droge verhindern Für pharma-zeutische und medizinische Zwecke bestimmter Hopfen darf aufkeinen Fall geschwefelt werden

Daß der Hopfen und daraus hergestellte Zubereitungen (z B derAufguß 10 g auf 0,5 Liter Wasser) beim Menschen sedativ-hypno-tisch wirkt, ist verschiedentlich angezweifelt worden Zumindestam gesunden Menschen erzeugten selbst große Gaben von Hop-fen keine erheblichen Wirkungen (zit bei O Gessner Gift- undArzneipflanzen von Mitteleuropa, Heidelberg 1974, S 346)

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Hansel, Pflanzliche Beruhigungsmittel Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Demgegenüber steht eine ganz neue pharmakologische Studievon K Loffelholz (1978) Gemessen wurde die Motihtat von Mau-sen vor und nach Applikation der verschiedenen, aus Hopfen ge-wonnenen Extraktfraktionen Als motilitatsmindemd, also als se-dierend, erwies sich eine lipophile Extraktfraktion Die therapeuti-sche Relevanz dieser interessanten Beobachtung zu beurteilen,dazu ist es allerdings noch zu früh Zu überlegen wäre sodann, obsich nicht hinter dem volksmedizinischen Terminus „schwachesBeruhigungsmittel" eine alte Beobachtung im Sinne einer Tonus-senkung verbirgt (Beeinflussung einer „Überspannung"), jeden-falls zeigen alkoholische Auszuge aus Hopfen experimentellstarke spasmolytische Wirkung auf die glatte Muskulatur, wobeider muskulotrope Anteil gegenüber dem neurotropen überwiegt(ref Chemical Abstracts 72, 41267 [1970])Bei allen kontraren Diskussionen um die Wirksamkeit von Hopfensollte nicht außer acht bleiben, daß die Primarbeobachtungen überseine sedierenden Eigenschaften am Menschen gleichsam imGroßexperiment gemacht wurde Beim Pflücken und Sortieren derzur Bitterung des Bieres in großem Umfange gesammelten Hop-fendolden wurde der hypnotische Einfluß zuerst entdeckt Wenndiese Beobachtungen der Hopfenpflucker richtig waren, dannmußten aber die Wirkungen auf olfaktonschem Wege ausgelostworden sein Die innerliche Anwendung von Hopfen wäre dannkaum die richtige Anwendungsweise, um das „Primarexperiment"zu wiederholen, viel eher die Anwendung in Form eines Hopfen-bades In den Hopfenanbaugebieten war es früher der Brauch, fri-sche Hopfendolden in das Kopfkissen zu stopfen, um das Ein-schlafen zu fordern (K Kahnt, Die Psychotherapie, Berlin 1906, HSchulz, Wirkung und Anwendung der deutschen Arzneipflanzen2 Aufl Leipzig 1929) Daß durch verhältnismäßig schwache olfak-tonsche Reize im Tierexperiment signifikante Effekte hervorgeru-fen werden, wurde zuerst von D I Macht unüG Ch Ting gezeigt(Expenmental Inquiry into the Sedative Properties of Some Aro-matic Drugs and Fumes Journ of Pharmacol and Expenm The-rapeut 18, 361 [1921])

c) Gemische aus Baldrian und HopfenNeuere Untersuchungen liegen vor, die mit Präparaten durchge-führt wurden, die Baldrian und Hopfen in Kombination enthaltenAn der tierexpenmentellen Untersuchung von HPT Ammon(1976) ist vor allem von Interesse, daß erstmals ein Antagonismusgegenüber Amphetamm nachgewiesen werden konnte Wurdeden Versuchstieren gleichzeitig mit dem Amphetamm die Kombi-nation aus Baldrian und Hopfenextrakt verabreicht, so war ihr Er-regungszustand über die gesamte Versuchsdauer hm signifikantniedriger als mit Amphetamm allem Dasselbe Präparat wurde anschlafgestorten Patienten im Schlaflaboratorium geprüft (Doppel-blindversuch, Ableitung und Aufzeichnung von Elektroenzephalo-grammen, Elektrookulogramm und Elektromyogramm) Es gelangzu zeigen (IV Muller-ümmroth, 1976), daß das kombinierte Bal-drian-Hopfen-Praparat bei schlafgestorten und zusatzlich lar-mexpomerten Probanden die larmbedingten EEG-Veranderun-gen zu bessern vermag

Schlußbemerkungen

Mit meinen Ausfuhrungen verfolgte ich die folgende ZielsetzungIch wollte zeigen, daß die synthetischen Schlafmittel, Sedativa und

Tranquilizer keine rationalen Arzneimittel im strengen Sinne dar-stellen Sie werden rein symptomatisch angewendet Sie gehörenheute zu den umstrittensten Arzneimitteln, und zwar aus zweiHauptgründen einmal wegen ihrer unerwünschten Nebenwirkun-gen und sodann wegen ihrer massenhaften unkritischen Verord-nung Die pflanzlichen Sedativa sind keine bloßen Plazebos, auchmit Methoden geprüft, wie sie für die stark wirksamen Mittel ent-wickelt wurden, konnten Wirkungen nachgewiesen werden Hinterden Phänomenen des Schlafes und der Schlaflosigkeit steckt dasbisher ungelöste Problem der psychophysischen Wechselwir-kung, daher kann es nicht überraschen, daß Schlafmittel, Sedativaund Tranquillantien auch psychodynamische Wirkungen entfal-ten Es laßt sich vermuten, daß bei den pflanzlichen Sedativa derpsychodynamische Anteil an der Gesamtwirkung hoher ist als beiden stark wirkenden Synthetika Wo aber liegt nun - das ist dieKernfrage - die „Therapienische" für die Pflanzenpraparate9 Ichantworte Ihr Nutzen ist pnmar ein indirekter, indem sie helfen, diemißbräuchliche Verwendung starker Mittel einzudämmen ZurBehandlung von Schlafstörungen ließen sich vielleicht die folgen-den Grundsatze aufstellen

1 Die nichtmedikamentose Therapie von Schlafstörungen ver-dient in jedem Fall den Vorzug vor der Verordnung von Medi-kamenten (nach H Wellhomer, 1977)

2 Bevor stark wirkende Mittel gegeben werden, sollte zunächstversucht werden, die mild wirkenden pflanzlichen Präparate zuverordnen

3 Stark wirkende Mittel werden nur indiziert und über kurze Zeitgegeben werden

4 Wenn stark wirkende Mittel gegeben werden, sollte versuchtwerden, sich möglichst unter allmählicher Reduktion der Do-sierung mit Hilfe der Pflanzenpraparate „auszuschleichen'

5 Wenn ein Mittel gesucht wird, das bevorzugt psychotherapeu-tische Funktionen beim Patienten erfüllt, dann sollten nichtPräparate gegeben werden, die zur somatischen Abhängigkeitvom verordneten Mittel fuhren können, es sollten Präparategewählt werden, die in dieser Hinsicht ungefährlich sind, alsodie Phytopraparate

Wenn derart verfahren wird, entspricht die Verordnung auch vonBaldrian und Hopfen allen Kriterien einer wissenschaftlichen The-rapie

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Anschrift des Verfassers Prof Dr R Hansel, Institut für Pharmakognosteund Phytochemie, Konigin-Luise-Straße 81, D-1000 Berlin 33

o E.-G. Schultze Thalassotherapie - Ein NaturheilverfahrenKuren mit Kindern an der See - Indikationen und Kontraindikationen

o

ZusammenfassungNach einer Übersicht über die klimatischen Wirkungs-faktoren des Meeresküstenklimas: thermisch-hygri-scher, Strahlungs- und Aerosolkomplex werden dieeinzelnen Indikationen für die Thalassotherapie be-sprochen. Voran stehen die Erkrankungen der Atemor-gane und der Haut. Wesentlich für die Wirksamkeit derKuren ist eine richtige Kurvorbereitung, Beseitigungvorhandener Krankheitsherde, Behandlung vorhande-ner Krankheitsschübe, Auswahl der richtigen Patientenzur richtigen Jahrszeit für den richtigen Kurort. Von be-sonderer Bedeutung ist die Nachbehandlung nach derKur, Vermeidung falscher Lebensgewohnheiten undSchaffung eines gesunden, körperlich trainierendenTageslaufs in gesunder Umgebung (Wohnraumsanie-rung!). Wichtig ist die Beachtung der zahlreichen par-tiellen und absoluten Kontraindikationen des Meeres-küstenklimas, um Fehlschlage und Enttäuschungen zuvermeiden.

SummaryFollowtng a survey of the climatic efiective factors o1seashore climate: thermo-hygric, radiation- and aero-sol-complex, the individual indications for thalasso-therapy are discussed.In first line, iliness of respiratory organs and of the skinare mentioned. Most essential for the effectiveness ofeures is a proper preparation of them, elimination ofexistant focusses and treatment of acute iliness episo-des, choiee of proper patients at proper seasons for anappropriate place of curing. Of particular importance isthe treatment foliowing the eure, avoiding of wrongmodes of living and introduetion of a physical trainingin a healthy surrounding (Dwelling space sanitation). Of

particular importance is also the observation of thenumerous partial and absolute contraindications ofseashore climate in order to avoid malpractices anddeeeptions.

Die Thalassotherapie - die Meeresheilkunde - feiert in der deut-schen Kinderheilkunde in zwei Jahren ihren hundertsten Geburts-tag Im Winter 1881/82 hat der Marburger Pathologe M W Be-neke mit 47 Erwachsenen und mit sechs Kindern auf Norderneyüberwintert und aufgrund des erfolgreichen Abschlusses dieserKur die Gründung von mehreren Seehospizen für Kinder an Nord-und Ostsee veranlaßt Das 1883 auf Fohr gegründete Seehospizwird heute als „Hamburger Kinderheim" gefuhrt, das am 1 61886 auf Norderney erföffnete „Seehospiz Kaiserin Friedrich"wird heute von Prof Menger geleitet

Ausschlaggebend für diese Gründungen waren vor allem klimato-logische Gesichtspunkte, wobei die relative Ausgeglichenheit derLufttemperatur durch die Einwirkung des Golfstroms und die Be-schaffenheit des Aerosols im Vordergrund der Betrachtung stan-den Wir verdanken den Ärzten Carl Haberlin und Heinrich Pflei-derer exaktere Untersuchungen, die in unserer Generation vonmehreren Forschern vor allem auf physiologischem Gebiet undauf dem klinischen Sektor ergänzt wurdenDa die Kräfte der Natur in unseren Betrachtungen im Vordergrundstehen sollen, sei zuerst auf die klimatischen Besonderheiten desMeereskustenklimas eingegangen Der jahreszeitliche Wechselder Luftströmung (West-Ost und Ost-West) wird durch die Dre-hung der Erde und die unterschiedliche Abkühlung der Luft überMeer und Land verursacht (auf dieF/obnschen Theorien kann hiernicht eingegangen werden), an der Nordsee überwiegt die Luft-strömung vom Meer her Diese hat im Sommer einen kühlenden,im Winter-u a durch den Einfluß des Golfstroms —einen erwär-menden Einfluß Die Windgeschwindigkeit nimmt vom Meer herzum Landesmnem hin standig ab, die am Meer infolge der höhe-ren Windgeschwindigkeit bestehenden Besonderheiten, die Not-wendigkeit des Windschutzes besonders für kleine Kinder, wer-

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Schultze, Thalassotherapie Phys Med. u Reh 8/79, 20. Jahrg

den leider oft vergessen Wahrend der milderen Jahreszeit fordertder Wind am Strand und auf dem Watt durch Hautmassage dieAbhärtung; bei höheren Windgeschwindigkeiten, vor allem imWinter, kann es aber ohne Windschutz leicht zu Überforderungenkommen. Diese treten vor allem bei Neigung zu Sinusitis und Otitismedia auf und machen sich besonders bei nervös erregbaren Km-

Jan. Feb. März April Mai Juni

calcm 2d900

800

700

600

500

400

300

200

100

dem bemerkbar. Wir haben absichtlich Temperatur und Wind anden Anfang der Betrachtungen gestellt, da sie - richtig dosiert -den wesentlichen Einfluß auf das Kurkind nehmen und zur Abhär-tung beitragen Selbstverständlich muß - je nach Witterung undJahreszeit einerseits und Widerstandsfähigkeit des Kindes ande-rerseits - eine allmähliche, gut dosierte Heranführung an das See-

Juli Aug. Sept. Okt Nov. Dez.

Konstitutionelles Ekzem von Kindern

i^HB^HHHKonstitut. Ekzem mit starker vegetativer Dysregulation

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Dyshidrotisches Ekzem

Urticaria und Strophulus; sowie Furunkulose

Liehen ruber

Akne vulgans und iuvenihs

Ichthyosis vulgaris, Psoriasis vulgaris und Prurigo vulgaris

Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept Okt Nov. Dez.

Kur empfohlen | | | j | i | | | | | | l i i Kur bedingt empfohlen J Kur nicht empfohlenAbb 1 • Die vorherrschenden Wetterlagen und die Indikationen für Atemwegserkrankungen und Kreislauf im Nordseegebiet. Temperatur und Windge-schwindigkeit nach 50jahngen Beobachtungen (1888-1937) in WykaufFohr (nach Leistner, W, und Schultze, E.-G med Welt [Stuttg ]25[N F] 373[1974]

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klima erfolgen, wozu eine entsprechende Schulung der Mitarbeiterrespektive der Eltern notig ist Oft fehlt beim Stadter der für dasVerständnis des Klimas erforderliche InstinktDie Sonnenscheindauer spielt in der Werbung der Urlaubsgebietedie größte Rolle Sie ist an unseren Küsten winters wie sommersselbstverständlich kurzer als am Mittelmeer Wahrend man gegenReisen ab Schulalter in die Lander des Mittelmeeres bis Mai undab September nicht viel in klimatischer Hinsicht einwenden kann,so stellt die Warme der Sommermonate mit gestörtem Nachtschlafinfolge mangelnder Abkühlung sicherlich eine Überforderung dar,die zu gesteigerter Nervosität und mangelnder Erholung fuhrt Beidieser rein thermischen Betrachtungsweise sind Reisestreß, In-fektionen diverser Art, Möglichkeiten der ärztlichen Versorungusw nicht einbezogen

Da der Urlaub mit der Familie üblicherweise keine 4 Wochen dau-ert, ist es ein immer mehr zunehmendes Problem, wie lang eineKur am Meer durchgeführt werden sollte, durchgeführt werdenkann Da sich die Eltern aus diversen Gründen wahrend der Schul-ferien von ihren Kindern nicht trennen wollen - meist haben sie dasübrige Jahr für die Hinder keine Zeit - wird eine langfristige not-wendige Verschickung in ein Kinderkurheim immer seltener Dersogenannte Schulstreß und die Erwartungshaltung der Eltern ver-hindern Kuren wahrend der Schulzeit, wiewohl die positiven Erfah-rungen mit sinnvoll durchgeführten Kuren seit Jahrzehnten auch inder schulischen Situation im Anschluß an eine Kur das Gegenteilbeweisen Es wird noch viel Aufklärungsarbeit erfordern, bis die zZ teilweise desolate Lage der Kurheime sich wieder ändert ZumTeil sind auch finanzielle Grunde für den Ruckgang der Mnderku-rerrmaßgebend, es muß nachdrücklich betont werden, daß es eineKurzsichtigkeit der Krankenkassen, der Versicherungsanstalten,der Sozialamter u v m ist, die vorbeugenden und heilenden Ge-sundheitsmaßnahmen der Klimatherapie immer weiter zu reduzie-ren, Dauerbehinderten jedoch ohne Berücksichtigung eines Erfol-ges einer Kurmaßnahme solche Kuren laufend zu gewahren DasJahr des Kindes sollte dazu anregen, diesen Fragenkomplex er-neut zu überdenken

Indikationen für das Seeklima

Die Indikationen des Seeklimas für das hndesalter ergeben sichaus der Wirkung der Khmafaktoren, von denen der thermisch-hy-grische Wirkungskomplex und der Aerosolkomplex nach Pfleide-rer die größte Rolle spielen Die in Gruppen durchgeführte gezielteFreiluftexposition, verbunden vor allem mit körperlichem Trainingdurch Spiel und Sport fuhrt zu einer den meisten Stadt- und auchLandkindern fehlenden Abhärtung und körperlichen KräftigungWenn auch die letzten Zusammenhange zwischen Abhärtung undAbwehr von Erkältungskrankheiten und anderen Infektionen nochfehlen, so sind diese Verkettungen doch nicht zu leugnen Äveckder Anhartungsmaßnahmen ist

a) ein Adaptationssyndrom nach Selye, das man durch den Kli-mawechsel im großen und ganzen erreicht, durch Abhar-tungsmaßnahmen diverser Art verstärkt

b) eine Verminderung neurovegetativer Erregbarkeit,c) eine Herabsetzung der Allgemeinreaktion bei niederer Haut-

temperatur

d) Bei einer gleichsinnigen Reaktion von Gefaßsystemen derHaut und der Schleimhaute der Atemwege entstehen gunstigeWirkungen auf den Respirationstrakt, besonders bei chronischentzündlichen Affektionen

An den Atemschleimhauten unterstutzt die Kuhle der Luft die Ver-flüssigung des Schleimes und die Reinigung Die Freiluftbehand-lung fuhrt zu Kreislauftraining, bei richtiger Dosierung über das ve-getative Nervensystem zu einer Ireislaufberuhigung und zur Her-absetzung der Perspiratio insensibilis Dies bedeutet eine niedereTrinkmenge der Kinder gegenüber dem Heimatort Die fehlendeSchwule stellt einen schonenden Einfluß dar, wahrend eine hoheWindgeschwindigkeit eine starke Belastung insbesondere fürKleinstkinder und Säuglinge ist

Das von Glanzmann aufgestellte Schema der Diathesen, d h dieÜbersicht über die Verflechtungen der durch Vererbung und Um-welt entstandenen Krankheitsdispositionen und die damit ent-standenen Grundbefindlichkeiten der Kinder hat auch heute nochin der Balneologie seine Bedeutung Voran stehen die Erkrankun-gen der Atemwege als Hauptindikationen für die Thalassothera-pie, aber auch die verschiedenen Störungen in der Rekonvales-zenz nach Krankheiten und Operationen, allgemeine Entwick-lungsstorungen, Schwachen des Bindegewebes und der Musku-latur, Über- und Untergewicht sind wesentliche und aussichtsrei-che Indikationen einer Kur an der See

Kurfahigkeit bei Kuren an der See

Die Kurfahigkeit ist bei der Verschickung an die See eine beson-ders wesentliche Sache Hierzu ist eine Anzahl von besonderenKurvorbereitungen häufig notig Es dürfen keine akuten Krankhei-ten oder Schübe chronischer Erkrankungen bestehen Allergiensollten ausgetestet und die Wohnung saniert, eventuell mit einerDesensibilisierung begonnen sein Außerdem sind vorhandeneSinusitiden oder Otitiden vor der Kur zu sanieren, Adenotomienund eventuell notwendige Tonsillektomien möglichst vor der Kirdurchzufuhren und Kieferdeformitaten der Regulierung zuzufüh-ren Besonders bei den Erkrankungen der Atemwege ist außerden wiederkehrenden Infektionen eine Allergie schon im Kindesal-ter eine häufige Ursache, Anamnese und Allergenteste könnenhäusliche Schadfaktoren ermitteln, die zu der erwähnten Wohn-raumsanierung fuhren sollten Manchmal sind erhebliche Investi-tionen oder gar ein Umzug notwendig, oft genügt es, das Schlaf-zimmer allergenfrei zu machen Haustiere jeglicher Art sind fastimmer zu entfernen Dies wird oft übersehen, wiewohl 35% derAsthmatiker schon im ersten Lebensjahrzehnt erkranken und 15%des Heuschnupfens im gleichen Alter beginnt Die Nordseekusteist bei Allergien gunstiger als die Ostseekuste, die Klimatherapiehilft sowohl im Sinne einer Allergenkarenz bei richtiger Quartier-wahl (i), außerdem ist besonders im Kindesalter der Himawechselfür längere Zeit durch seine umstimmende Wirkung nützlich Diesebesonders deutliche Khmawirkung im Kindesalter ist u a daraufzurückzuführen, daß Infektanfalligkeit und Allergie zu diesemZeitpunkt nocht weitgehend überlagert sind, und der Klimareizsich besonders positiv auf die Infektneigung auswirktBei Frontdurchgangen, die an der See gehäuft vorkommen, wirdder kindliche Organismus stark gefordert Selbstverständlich sind

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Schultze, Thalassotherapie Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

lab I Kurvorbereitung

Für alle Indikationen gelten folgende Grundsatze1 Der Patient muß kurfähig sein das heißt nicht nur transportfähig oder

reisefahig sondern für die Belastung durch das Reizklima geeignet2 Akute Krankheiten sind mit üblichen Methoden zu Hause zu behandeln

sie sind für ein Reizklima nicht indiziert3 Akute Krankheitsschube chronischer oder chronisch rezidivierender

Krankheiten sind zu Hause zu behandeln, erst nach völligem Abklingendes Krankheitsschubes darf mit der Klimatherapie begonnen werden

4 Vor der Khmakur ist eine Fokussuche und Sanierung durchzufuhren, daim Reizklima mit Exazerbationen zu rechnen ist Es ist auf kranke Zah-ne chronische Tonsilhtiden rezidivierende Appendizitiden Sinusiti-den, Cholezystopathien und vieles andere zu achten Prinzipiell ist einefreie Nasenatmung für eine erfolgreiche Khmakur am Meer erforderlich,das heißt Adenoide und Muschelhyperplasien der Nase sind vor der Kurzu beseitigen Im Kindesalter ist eine unnötige Tonsillektomie jedochwegen großer Gaumenmandeln ohne chronisch entzündliche Reaktio-nen zu vermeiden

5 Allergentestungen sollten abgeschlossen, ein Desensibilisierung be-gonnen sein

6 Eine chronische Otitis media purulenta mit offenem Trommelfell solltesaniert werden und mit einem Ventil oder einer Tympanoplastik ver-schlossen ein Mittelohrpolyp entfernt und ein Tubenkatarrh vor der Kurabgeschlossen sein

7 Bei Kieferdeformitaten (hoher schmaler Gaumen, Stellgaumen, Vorbiß,Lutschgebiß usw ) ist eine frühzeitige Regulierung notwendig, Lippen-und Gaumenspalten benotigen eine baldige plastische Operation umeine reguläre Nasenatmung zu ermöglichen

8 Der häufig auftretende Wunsch vor einer notwendigen Operation erstnoch einmal abzuwarten und eine Khmakur zu versuchen sollte strenggeprüft werden'

zu Zeiten gehäufter Witterungswechsel die Zahl der interkurrentenErkrankungen bei Kindern am Meer hoher als bei ruhiger Wetter-lage Auf Fohr sind die kontinentalen Luftströmungen mit mehr so-genannten Erkältungskrankheiten bei hndern gekoppelt als See-winde Die gemeinsame Beobachtung von Wetter und Auftretenvon Krankheiten führte u a zu einer Aufstellung von jahreszeitli-chen Empfehlungen für die verschiedenen Lebensalter undKrankheiten Bestimmend waren als Witterungsfaktoren die mit-tägliche Lufttemperatur und die Windgeschwindigkeit, die auslangjährigen täglichen Mitteln errechnet wurdenWahrend der Anpassung im Reizklima macht der Mensch regel-mäßig wiederkehrende Phasen durch die sich bei schwächerenPersonen und Kindern deutlicher als bei robusten Menschendurch Befindensstorungen, körperlichen Beschwerden, Aufflak-kem ruhender Krankheitsherde oder auch interkurrenten Erkran-kungen bemerkbar machen können Von den diversen Parame-tern, die aus dem Kreislaufsystem und Hormonsystem als Folgeder Einwirkung auf das Dienzephalon ausgewählt wurden, sei dasAbsinken des Gammaglobuhns im Blutserum der Kinder bis in die4 Aufenthaltswoche und die Unruhe des kindlichen Pulses wah-ren der gleichen Zeit als Beispiel angeführt Auch die Häufigkeitder interkurrenten Erkrankungen an den einzelnenen Aufenthalts-tagen korreliert mit den von Luhr aufgestellten Anpassungspha-sen Aus diesem Grunde sollte man Kinder auch ohne chronischeSchädigung nicht unter vier Wochen ans Meer bringen Als Aus-nahmen können Schulkinder über 10 Jahre ohne Krankheitser-scheinungen im Sommer auch unter vier Wochen an die deut-schen Küsten reisen, dies hat dann wohl einen Erholungswert,dient jedoch nicht der körperlichen Kräftigung oder gar der langeranhaltenden sogenannten „Umstimmung" Da diese Jugendli-chen üblicherweise ohne interkurrente Erkrankungen den Aufent-

halt am Meer genießen können, werden sie in den meisten Fallenauch einen sichtbaren Nutzen von dem Seeaufenthalt haben Beijüngeren oder gar anfälligen Kindern jedoch ist vor einem Kurz-aufenthalt am Meer zu warnen, insbesondere in den Zeiten stärke-rer Witterungswechsel, dies gilt vor allem für die oft nur für achtoder vierzehn Tage durchgeführten Schulfahrten ans Meer

Zusatzliche Kurmaßnahmen

Über die Anwendung zusätzlich gezielter Maßnahmen in der Be-kämpfung vorhandener Erkrankungen sind für die einzelnen Le-bensalter und Krankheitsstadien unterschiedliche Aspekte vor-handen Die Inhalation mit verstaubtem Meerwasser stellt einenstarken Reiz dar für den das Kind - nicht nur psychisch - vital ge-nug sein muß Vitalkapazitat und Atemstoß gehen bei Seewasser-inhalation vorerst zurück und nehmen erst allmählich zu Bei ein-geschränkter Atmung kann dies zu aktuter Atemnot fuhren Diesogenannte jodhaltige Luft der nordfriesischen Inseln enthalt nachCauer 3,16 bzw 4,8^g/m3Jod Diese geringe Jodmenge reicht zukeinerlei Substituierung aus und somit ist auch am Meer eineJodtherapie medikamentös durchzufuhren In höherem Maßewurden in früheren Jahrzehnten durch Verbrennung von SeetangJodgase in die Luft geschickt Heute findet man bei Genuß man-cher Lebensmittel aus dem engeren Kustenbereich, z B bei Dün-gung mit Tangen, etwas höhere JodmengenDas Seebad kann - sinnvoll angewandt - eine wertvolle Unter-stutzung der Abhärtung sein, Bewegungsbader mit erwärmtemSeewasser fordern eine ganze Anzahl von hygienischen und or-ganisatorischen Folgerungen, bei deren Nichtbeachtung Schadennicht zu vermeiden sind Die Wiederaufwarmung nach dem Badedauert jedenfalls zwei Stunden, in dieser Zeit ist auf die entspre-chende Umgebungstemperatur, Korperbewegung, Kleidung,Windschutz zu achten, winterliche Außentemperaturen undSturmböen sind dazu ungeeignet Die von dem gewärmten Bewe-gungsbad weit gestellten Hautkapillaren sind durch kaltes Du-schen nach dem Bade zu schließen

Von den zahlreichen-individuell anzuwendenden Maßnahmen -sei nur noch auf die Notwendigkeit von Atemgymnastik, Kranken-gymnastik und Massagen - eventuell mit Abklopfen und Hange-lage - hingewiesenFür die aus anderen Gründen zur Kur kommenden Kinder ist ne-ben den erwähnten Behandlungen für die Atemwegsstorungennoch an besondere Diatformen, Massagen u a zu denkenEin besonders wesentliches Indikationsgebiet des Seeklimas sinddie Hautkrankheiten Die Begründung liegt vor allem wie bei denübrigen Indikationen in der Beeinflussung über den Klimawechselmit seinen bereits besprochenen Folgen Neben weiteren Khma-faktoren spielen der thermisch-hygnsche Wirkungskomplex undder Aerosolkomplex die größte Rolle Für den Hautkranken ist esbesonders gunstig, daß auch in den Sommermonaten am MeerÜberwärmung oder Schwule kaum auftreten Die im Laufe derWochen eintretende humorale Veränderung laßt eine Steigerungder Kortisolproduktion im Meereskustenklima eintreten, die ab 4Woche merklich ist und eine Hormoneinsparung bei Kortikoid-therapie ab 4 Woche zulaßt Die Sonneneinstrahlung, die bei kla-rer Luft und weitem Horizont an den Meeresküsten intensiv ist, ist

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Phys Med u. Reh. 8/79, 20 Jahrg Schultze, Thalassotherapie

besonders für einige Hautkrankheiten wichtig, die mit einer inten-siven Verhornung einhergehenDer Säugling sollte durch entsprechende Ernährung und Pflegebei auftretendem Ekzem behandelt werden und möglichst nicht andie See reisen Das Ekzem des größeren Kindes ist eine wesentli-

che Indikation des Seeklimas, insbesondere dann, wenn es mitweiteren Erscheinungen des allergischen Formenkreises kombi-niert ist, wie Pollmose, Asthma bronchiale oder asthmoide Bron-chitis Hierfür gelten die über die allergische Diathese gemachtenBemerkungen Die kranke Haut hat viel von einem Seeaufenthalt,

Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt Nov. Dez.

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Atemwegserkrankungen ohne Dekompensation

Atemwegserkrankungen mit leichter Dekompensation

Nasennebenhöhlenerkrankungen und Otitis media

Herz- und Kreislauferkrankungen mit Witterungsempfindlichkeit

Zarte und besonders anfällige Kranke sowie Kleinkinder

5,0

Kleinstkinder, kranke Kleinkinder

| Kur empfohlen m$8mmKur bedingt empfohlen JKur nicht empfohlen

Abb 2 Strahlung und Indikationen für Hautkrankheiten im Nordseegebiet Der jährliche Verlauf der Idealstrahlung, der Globalstrahlung und des Rela-tivwertes in Wyk auf Fohr für 1951 bis 1960 Die Punkte geben maxima/e Bestrahlungsstärken an heiteren Tagen an (nach Leistner, W, und Schultze,E-G Med Welt [Stuttg ] 25 [N F] 383 [1974]

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Schultze, Thalassotherapie Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

wenn sie unbedeckt der Luft ausgesetzt werden kann und nichtbedeckt werden muß, es werden jedoch auch wahrend der kuhle-ren Jahreszeit durchaus erfolgreiche Kuren von Kindern mit kon-stitutionellem Ekzem am Meer durchgeführt Hierzu sind aller-dings neben dem Klimawechsel und der Freilufttherapie zumeistdiätetische Maßnahmen (besonders Fernhalten von Sauren jegli-cher Art aus der Nahrung u a m ) und pflegensche Maßnahmennotig Ferner spielt die Bekleidung eine wesentliche Rolle Psona-sis und Ichthyosis-Schuppenflechte und Fischschuppenhaut soll-ten nur in der sonnigen Zeit ans Meer reisen Zu warnen ist vor ei-ner Uberdosierung oder Langzeittherapie mit Kortikoiden wegender Gefahr des Pseudo-Cushing usw und vor einer Langzeitt-herapie mit Kortikoidsalben wegen der Hautatrophie Was angeb-lich weder systemisch noch lokal angreifende moderne Neu-schopfungen bringen werden, ist noch nicht voll zu übersehenMilde und indifferente sowie juckreizstillende Salben sollten überlängere Zeit und vor allem im Stadium der Lichenifizierung beikonstitutionellem Ekzem genügen Teerhaltige Salben dürfen beiBesonnung nicht benutzt werden

Die Bestrahlung der Haut laßt die Homschicht wachsen, so daß diemittelwelligen UVB-Strahlen nicht mehr bis zur Kutis hindurch-dringen können und nur die langwelligen UVA-Strahlen weiter diePigmentschicht treffen Daher ist eine vorsichtige, allmählich ge-steigerte Dosierung der Bestrahlungsdauer - abhangig von Jah-res- und Tageszeit - notwendig Hinzu kommt noch eine wech-selnde Strahlenempfindlichkeit der Haut, die teilweise individuellnach dem Hauttyp (hell, mittel, dunkel) einzuordnen ist, im übrigennach der Vorbestrahlung und Jahreszeit zu beurteilen ist Beimanchen Hautkrankheiten ist daher besonders im Winter durch-aus eine Bestrahlung mit künstlichen Strahlern angezeigt, es emp-fiehlt sich auch eine Bestrahlungssene vor geplanten Reisen ansMeer dann, wenn keine natürliche Bestrahlung eine Verdickungder Homschicht zu Hause vorbereitend erreichen kann Zu langeund zu häufige Bestrahlungen mit künstlichen Strahlern, auch denheute in verschiedenen Formen hergestellten Solarien, könnenHautschaden, Degenerationen und Basaliome zur Folge habenDie diversen Lichtschaden können hier innerhalb des abzuhan-delnden Themas nicht besprochen werden Akute Schaden undLichtdermatosen verbieten eine weitere BestrahlungAußer den genannten besonderen Behandlungsmaßnahmen wieDiät, Hautpflege und Bestrahlung stehen am Meer sowohl imFreien wie — in gewärmter Form — in Bewegungsbecken oderWannen Meerwasserbader zur Verfugung Die Art der Hauter-krankung und das Krankheitsstadium lassen unterschiedlicheMöglichkeiten der Bader zu Betont werden muß dabei die War-meempfindlichkeit des Neurodermitikers, vor allem bei subakutenoder gar akuten Formen Häufig besteht auch eine Chloruberemp-findhchkeit, so daß öffentliche Bader auch mit Vorsicht zu versu-chen sind Wegen der meist gestörten Wiederauffettung der Hautsind Salben oder Ole nach dem Bade zu verwenden Auch dieSchlickbehandlung, meist als Pinselung verwandt, muß wegen derunterschiedlichen Verträglichkeit mit Vorsicht aufgetragen wer-den Gutes sieht man besonders bei Akne juvenihsBei allen Indikationen, die durch eine lang genug durchgeführteKur am Meer eine Besserung erhatten können, ist der Dauererfolgvon der weiteren Behandlung am Heimatort, insbesonders abervom weiteren Verhalten zu Hause abhangig Generell sollte ge-sagt werden, daß das Leben des Kindes auf die vorhandene chro-

nische oder subchronische Erkrankung oder Störung einzustellenist und daß auch zu Hause Maßnahmen zu einer gesunden Le-bensführung ergriffen werden müssen Im allgemeinen laßt sichdie Wirkung der Klimakur für 6 bis 9 Monate erkennen Das bedeu-tet, daß rechtzeitig an Kurwiederholungen gedacht werden mußBesonders bei Asthma bronchiale und auch bei Neurodermitissollte möglichst in jedem Jahr ein Aufenthalt am Meer durchge-führt werdenDie Kontraindikationen des Meereskustenkhmas wurden aus dennegativen Erfahrungen mit Kinderkuren seit Generationen entwik-keltTab II Kontraindikationen des Meereskustenklimas

1 Akute Krankheiten und akute Krankheitsschube chronischer Krankhei-ten

2 Chronische Krankheiten mit Neigung zu Dekompensation3 Krankheiten, bei denen der Reiz des Meeresklimas eine Verschlechte-

rung erwarten laßta) zehrende Prozesse wie nichtopenerte Tumoren, Pemiziosa, Leu-

kämie auch unter zytostatischer Behandlung,b) Erkrankungen der ableitenden Harnwege anatomischer, degenera-

tiver und entzündlicher Art, Harnsteine (bei Dialysepatienten laufenin letzter Zeit Untersuchungen am Meer),

c) Herz- und Kreislaufkrankheiten mit Neigung zu Dekompensation,d) schwere Neuropathie und Psychopathie,e) stärkere Hormonentgleisungen wie Thyreotoxikose Hypothyreose,f) Diabetes insipidus, Morbus/lcW/son,g) progressive Muskeldystrophieh) schwere Stoffwechselstorungen, die zu Entgleisungen neigen,i) schlecht eingestellte oder einstellbare zerebrale Krampfanfalle,k) stark gestörtes vegetatives Nervensystem bei Kindern mit astheni-

schem Habitus, vom erethischen Typ mit motorischer Unruhe undSchlafstörungen

Außer diesen absoluten Kontraindikationen sind noch einige Ein-schränkungen auch bei weiteren Erkrankungen erforderlich Beirezidivierender Otitis media und Sinusitiden sind die windreichenund kühlen Wintermonate zu meiden, eine Kur sollte nur zwischenApril und Dezember stattfinden

Bei Diabetes mellitus ist auch bei leichteren Formen stets eine sta-tionäre Kur notwendig, geeigneter sind Kuren in den Diabetiker-heimen des Mittelgebirges

Bei Pollinose ist besonders wahrend der Blutezeit auf eine geeig-nete Unterbringung zu achten - keinesfalls zwischen Marschwie-sen oder auf Bauernhöfen Dies gilt auch für tierallergische Asth-matiker

Sollten irgendweiche Unklarheiten hinsichtlich Indikation und Un-terbringung bestehen, sollte stets Verbindung mit dem Kurort oderdem Kurheim aufgenommen werden, da man an Ort und Stelle ambesten individuelle Ratschlage erteilen kann

Literatur1 Schultze, E-G Meeresheilkund Urban & Schwarzenberg, Berlin,

München, Wien 1973, Taschenbuch 102 Schultze, E-G Meeresheilkunde, Deutscher Baderverband e V

Bonn 19773 Schultze, E-G Kurbehandlung von Kindern und Jugendlichen an der

See ZAIIg Med 54,1033(1978)4 Meeresheilkunde (Thalossotherapie) Indikationen, Kontraindikatio-

nen Fortschr Med 96,504 (1978)5 Deutscher Arztekalender 1979, 52 Jahrgg Urban & Schwarzenberg,

Munchen-Wien-Baltimore, S 316 Deutscher Baderkalender 1978/79, Deutscher Baderverband e V

Bonn im Druck

Anschrift des Verfassers Dr med E-G Schultze, Rebbelstieg 15,D-2270 Wyk auf Fohr

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C. C. Schnorrenberger Grundlagen und Möglichkeiten der Phytotherapie mit traditionellenchinesischen Heilmitteln in der modernen westlichen Medizin

ZusammenfassungDie chinesische Arzneitherapie beruht auf einer jahr-tausendealten Empirie, die zum Ausgangspunkt neuerErkenntnisse in der modernen westlichen Heilkundewerden kann. Traditionelle chinesische Arzneimittetbestehen aus tierischen, pflanzlichen und minerali-schen Naturstoffen, z. B. Wurzeln, Blättern, Blüten vonPflanzen, die zu Rezepten zusammengestellt und demPatienten als Teeaufguss, Pillen, Säfte oder Pulver ver-abreicht werden. Grundlage zur Anwendung der tradi-tionellen chinesischen Heilmittel bzw. Phytotherapeu-tika ist das Verständnis der Lehre der traditionellenchinesischen Medizin, die ausschließlich qualitativeVeränderungen berücksichtigt und stets auf die Ganz-heit des menschlichen Körpers ausgerichtet ist. Vor-aussetzung einer sinnvollen Anwendung der traditio-nellen chinesischen Arzneiverordnung ist somit einechinesische Diagnose, die aus wissenschaftstheoreti-schen und medizinisch-praktischen Gründen mit einermodernen westlichen Diagnose kombiniert werdenmuß, wenn der Patient nicht in Gefahr gebracht werdensoll. Dieses in China übliche Vorgehen ist auch für diewestliche Welt eine unabdingbare Notwendigkeit. DieAnwendung traditioneller chinesischer Heilmittel fürden Westen steht und fällt ferner mit deren medizi-nisch-pharmakologischer Erschließung nach westli-chen wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Allerdingssollten auch bekannte westliche Phytotherapeutika indie 17 bzw. 19 Hauptgruppen der traditionellen chinesi-schen Arzneimittel eingeordnet werden, damit Wir-kungsvergleiche zwischen westlichen und chinesi-schen Arzneipflanzen bzw. Naturstoffen möglich sind.Krankheiten treten in China wie im Westen mit gleicherSymptomatik auf. Die gleichartige praktische Erfah-rung chinesischer und westlicher Ärzte bildet also denLeitfaden bei der Aufarbeitung traditioneller chinesi-scher Heilmittel für den Westen. Die ausschließlicheVerwendung einer traditionellen chinesischen Dia-gnose bei der Anwendung chinesischer Heilmittel, wiedies gelegentlich von westlichen Nichtmedizinern, Si-nologen oder Heilpraktikern propagiert wird, hat medi-zinisch als Kunstfehler zu gelten. Risikolos können tra-ditionelle chinesische Medikamente deshalb nur vonapprobierten westlichen Ärzten verordnet werden. Inärztlicher Hand kann die ganzheitlich ausgerichtetetraditionelle Heilkunde Chinas indessen ein Gegenge-wicht zur Überspezialisierung einer einseitig ausge-richteten, rein positivistisch orientierten Organmedizinwerden.

SummaryThe Chinese drug-therapy is based on thousands ofyears old empirical experiences which are meantime,

Potential starting points for research for new results inmodern western medicine. Traditional Chinese drugsconsist of animal, vegetable or mineral natural sub-stances, e.g. roots, leaves, buds of plants the composi-tiort of which is given in the medical prescription andwhich are delivered to the patients in form of infusions,pills, juices or powders. The base of the appiication ofthe traditional Chinese drugs, respectively phyto-drugsis the understanding of the basic doctrine of the tradi-tional Chinese medicine, respecting only qualitativetransformations and being always aware of the unity ofthe human body. Proper appiication of traditional Chi-nese methods of treatment presupposes a Chinesediagnosis to be combined, for medico-practical rea-sons, with a modern western one. This for order to pro-tect the patient from possible danger. This proceedingin use, since long, in modern China, is a necessity forthe Western world too. The appiication, however, of tra-ditional Chinese drugs in Western medicine is exclusi-vely possible after a thorough research concerned withtheir composition and qualities, using modern Westernmethods. On the other hand, known Western phyto-therapeutic drugs ought to be compared with the re-spective Chinese substances, by ranging them into the17, respectively 19 basic groups of Chinese drug classi-fication in order to make possible comparisons of effi-ciency of Western and Chinese medical plants, respec-tively natural substances. Disease Symptoms in Chinado not differ from the ones in the West. The anatogouspractical experience of Chinese and Western practio-ners constitutes therefore, the guiding line for celebra-tion of traditional with Chinese for the West. The exclu-sive employment of a traditional Chinese diagnosesat the appiication of Chinese drugs, as propagatetoccasionally by uninitiated Westerners sinologistsand lay practioners, would be erroneous.Free o1 risks is the prescription of Chinese drugs onlywhen done by certified Western medical practitioners.In their hands, traditional Chinese medicine, based onthe idea of physical unity of the body can balance purelypositivistic Western organ-medicine.

Entsprechend der Überschrift behandelt mein Referat drei Sach-gruppen:

1. die Grundlagen der Phytotherapie mit traditionellen chinesi-schen Heilmitteln,

2. die therapeutischen Möglichkeiten dieser Arzneistoffe und

3. die Frage, wie sie in der modernen westlichen Medizin ver-wendet werden können.

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Schnorrenberger, Phytotherapie mit chinesischen Heilmitteln Phys. Med. u. Reh. 8/79, 20. Jahrg.

1. Die Grundlagen

Es handelt sich bei der chinesischen Medizin um jahrtausende-lange Erfahrungen vieler chinesischer Ärztegenerationen. DieseEmpirie wurde anhand der chinesischen Naturphilosophie syste-matisiert und in einem etwa 6.000 Bände umfassenden medizini-schen Schrifttum sorgfältig registriert. So wird uns auch der Arz-neischatz der chinesischen Heilkunde in zahlreichen klassischenWerken überliefert, von denen ich Ihnen die beiden wichtigstennennen möchte. Zunächst das Buch Shen-Nung Ben-Cao-Jing,den ältesten Arzneiklassiker Chinas, der in der Dynastie der DreiReiche (220 bis 280 n. Chr.) aufgezeichnet wurde, in seinen An-fängen aber bis etwa 500 Jahre weiter früher zurückreicht. In die-sem Werk sind zahlreiche Heilmittel pflanzlicher, tierischer undmineralischer Herkunft beschrieben, die man nach chinesischerGepflogenheit in drei Gruppen einteilt:

1. allgemeine Heilmittel (darunter solche zur Krankheitsverhü-tung),

2. Heilmittel für pathologische Zustände (also die eigentlichenTherapeutika),

3. giftige Arzneistoffe.

Das zweite erwähnenswerte Werk ist das Ben-Cao Gang-Mu, dasim Jahr 1578, in der Ming-Dynastie, von dem Arzt und Botaniker LiShi-Chen veröffentlicht wurde. Es stellt den bedeutendsten chine-sischen Klassiker der Arzneikunde dar. Das Werk enthält insge-samt 1.892 Heilmittel. Davon werden 376 besonders häufig bei derRezeptur verwendet, 144 der 376 sind pflanzlichen Ursprungs,also Phytotherapeutika in unserem Sinne; die übrigen stammenvon Tieren oder Mineralien. Streng genommen ist die chinesischeArzneiverordnung keine reine Phytotherapie, denn sie verwendetauch Tier- und Mineralstoffe. Im internationalen Sprachgebrauchhat sich indessen der Begriff der chinesischen Pflanzenheilkundefür die Lehre von den traditionellen chinesischen Medikamenteneingebürgert. In Hongkong nennt man die traditionellen chinesi-schen Ärzte „Herbalisten", d. h. Kräuterärzte. Aus diesem Grundverwende ich im Titel dieses Vortrags den erweiterten Begriff„Phytotherapie".

Abb. 1: Zu therapeutischen Zwecken verwendete Wasservogel (Darstellung aus dem Ben-Cao Gang-Mu).

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Fortsetzung Seite 397

Editorial

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Die ,,Rote Liste 1979" ist erschienen, wie bisher herausgege-ben vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Sieist allen praktizierenden Ärzten kostenlos zugegangen. Wersie nicht erhalten hat, kann sie beim Verlag Editio Cantor inAulendorf (Württ.) reklamieren, und wer darüber hinausnoch ein zweites Exemplar kaufen will, bekommt es im übli-chen Buchhandel (Preis DM 42,-).Die neue Rote Liste 1979 umfaßt 8800 Präparateeinträge mit11 052 Darreichungsformen und 18 413 Preisangaben. 95%der Pharmazeutischen Firmen sind darin vertreten. Das sindalle, die dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrieangehören. Die Zahl der Präparate ist um 450 gestiegen. Essind hauptsächlich chemisch definierte Präparate, insgesamt320, und überraschend viele Homöopathika, etwa 93, waswahrscheinlich mit der Bestimmung des neuen Arzneimittel-gesetzes zusammenhängt, das für Homöopathika keine Zu-lassung, sondern nur eine „Registrierung" verlangt. Die Zahlder Hersteller, deren Präparate in der Roten Liste aufgeführtsind, hat sich von 478 auf 458 erniedrigt.Von der Gesamtzahl der 8800 Präparateeinträge entfallen6570, also die große Mehrzahl, auf chemisch definierte Präpa-rate, 1330 auf Präparate pflanzlicher Herkunft, 487 auf Or-ganpräparate und 413 auf Homöopathika.Gliederung und Umfang der neuen Roten Liste blieben imwesentlichen unverändert. Die Arzneimittel sind nach 86Anwendungsgebieten oder Wirkstoffklassen zusammenge-stellt. Das ermöglicht einen gewissenPreisvergleich, obwohler immerhin schwierig genug bleibt, vor allem aber einen Ver-gleich hinsichtlich der Zusammensetzung der einzelnen Mit-tel bei im wesentlichen gleichen Indikationsgebieten.Insgesamt ist die neue Rote Liste das derzeit wohl vollständig-ste und beste Nachschlagebuch für unsere Arzneimittel. DieBearbeiter haben sich sichtlich große Mühe gegeben, den neu-esten Stand zu erfassen und übersichtlich darzustellen. Mankann diese Neuauflage wirklich als ein gelungenes Werk be-zeichnen.

Drei amtliche Arzneibücher sind am1.7.1979 in Kraft getreten

Drei „Amtliche Ausgaben" von Arzneibüchern sind am1.7.1979 in Kraft getreten: das Europäische Arzneibuch Band3 (Ph. Eur. III; 594 Seiten, geb. DM 86,-), das DeutscheArzneibuch 8. Ausgabe 1978 (DAB 8; 680 Seiten, geb. DM80,-), und das Homöopathische Arzneibuch, 1. Ausgabe 1978(HAB 1; 94 Seiten, geb. DM 19,-, Loseblattausgabe mit einerRingbuchdecke DM 26,-). Damit sollen nunmehr neue,übersichtliche Verhältnisse im Arzneiwesen geschaffen wer-den. Leider ist dies jedoch nicht gelungen, wie aus den Kom-mentaren im Fachschrifttum hervorgeht. Sie sind sich in die-ser Beziehung einig und differieren höchstens darin, daß dieeinen ihre Kritik noch recht vorsichtig, die anderen aber gera-

dezu massiv vorbringen. 14 Delegationen mußten bei der Er-arbeitung des Ph. Eur. III ihre Meinung abstimmen, und da-bei ging es nicht ohne Kompromisse ab. Viele Delegationenvertraten in erster Linie die nationalen Interessen ihrer Län-der, aber darüber hinaus waren auch die wissenschaftlichenMeinungen und Kenntnisse sehr verschieden. Das führt Apo-theker Dr. Horst Spegg (Marienapotheke Stuttgart) zu derFeststellung: „Viele Köche verderben den Brei"! (BeilageDtsch. Apotheker Zeitg. Juli/August 1979).Eine weitere Verwirrung wurde geschaffen durch den Ge-brauch einer anglisierten Form des Lateins, die sich von demklassischen Latein, wie wir es in der Schule gelernt haben, er-heblich unterscheidet. Mit dem Deutschen Arzneibuch 8.Ausgabe steht es nicht besser. Die beiden Arzneibücher wur-den auch nicht aufeinander abgestimmt. So heißt es z.B. imDAB 8: Pilocarpini hydrochloridum, im Ph. Eur. III dage-gen: Pilocarpinii nitras. Begonnen wurde mit der Einführungder sogen. E-Nomenklatur. Man versteht darunter die Ver-kürzung der Umlaute -ae und -oe auf -e. So heißt es z.B. jetztDiethylstilbestrol statt bisher Dwethylstilboestrol. Aber auchdas wird nicht einmal einheitlich durchgehalten, denn nachwie vor heißt es z.B. Äthanol bzw. Aethanolum und Äthyl-morphin. Jod wird zukünftig mit einem / geschrieben, z.B.lodi solutio statt bisher Tinctura Jodi, in gleicher Weise KIund NaI statt KJ und NaJ. Sogar bei den Injektionsformenwird die I-Schreibweise eingeführt z. B. Insulini solutio iniec-tabilis statt in/ectabilis.

Neue Nomenklatur der Drogen

Besonders einschneidend sind die neuen Bestimmungen überdie lateinischen Bezeichnungen der Drogen. Sie stehen grund-sätzlich im Nominativ Singular und werden stets klein ge-schrieben. Z.B.

Menthae piperitae foliumAdonidis herbaGentianae radixLini semen.

Die Kamillenblüten, uns allen bekannt als Flores chamomil-l'ae, heißen zukünftig Matricariae flos, und die RömischenKamillen, Flores chamomillae romanae, werden jetzt Anthe-midis /los genannt. Man würde sich also erheblich umstellenmüssen und geradezu neu lernen, wollte man wirklich derneuen Nomenklatur folgen. Aber dazu dürfte es vorläufignoch nicht kommen. Es regt sich dagegen überall ein berech-tigter Widerstand. Dazu schreibt Dr. Spegg u.a.: „Man sollsich doch nichts vormachen: Eher geht ein Kamel durch einNadelöhr, als daß ein niedergelassener Arzt unser anglisiertesLatein lernt, um korrekt rezeptieren zu können! Man brauchtkein Pessimist zu sein um zu erkennen, daß das neue Arznei-buch den Niedergang der individuellen Rezeptur beschleuni-gen wird. Wer gehofft hatte, mit der Fertigstellung des Arz-

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neibuches ein Werk in die Hände zu bekommen, mit dem dievielschichtigen Probleme der gegenwärtigen praktischenPharmazie besser gemeistert werden können, sieht sich bitterenttäuscht."Ungewöhnlich ist für uns vor allem die Bezeichnung ,,flos"für das altgewohnte „Flores". Man muß sich fragen, ob undweshalb derartige tiefgreifende Umstellungen überhauptnotwendig sind. Darüber herrscht selbst in maßgeblichenFachkreisen keine Einigkeit. Man weist vielmehr darauf hin,daß nunmehr eine wahrhaft babylonische Sprachverwirrungentstanden sei und alles schwieriger statt einfacher wurde.Man wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit in der Praxisgrößtenteils bei der alten Nomenklatur bleiben und die Neue-rungen noch für längere Zeit einfach ignorieren. Das trifftganz besonders für die Ärzte zu, die bei ihrer Rezeptur an denalten, gewohnten Schreibweisen ruhig festhalten werden, undsie können dies um so eher tun, als diese altgewohnte No-menklatur weltweit eingeführt und verständlich ist. Geradewir Ärzte soüten uns diesen neuen Bestrebungen, Änderungenum jeden Preis herbeiführen zu wollen, mehr aus ideologi-schen als aus wissenschaftlichen Begründungen heraus, ernst-lich und hartnäckig widersetzen. Ein Schaden kann dabei je-denfalls nicht entstehen, da, wie gesagt, die Bezeichnungeneindeutig und international gebräuchlich und verständlichsind. Wir werden das Lernen der neuen Nomenklatur getrostder nächsten oder übernächsten Generation überlassen kön-nen!

Warum so viele Anglizismen im deutschenwissenschaftlichen Sprachgebrauch?

Die Bestrebungen, ein anglisiertes Latein und überhaupt dieenglische Sprache hervortreten zu lassen, beobachtet manauch im übrigen heutigen medizinisch-wissenschaftlichenSchrifttum. Sie ist schon weitgehend in die Umgangssprachebei Kongressen usw. eingegangen. Man glaubt, seine wissen-schaftlichen Fähigkeiten dadurch beweisen zu müssen, daßman möglichst viele Anglizismen gebraucht. Das macht sichbesonders bei Pulikationen jüngerer Wissenschaftler der Uni-versitäten bemerkbar. Fraglos sind manche Begriffe aus deranglo-amerikanischen wissenschaftlichen Welt gut und habensich wegen ihrer Kürze und Eindringlichkeit durchgesetzt,wie etwa „Streß" und „Rehabilitation". Aber bei vielen an-deren muß man sich doch fragen, ob sie wirklich notwendigsind oder nur gebraucht werden, um sein „wissenschaftlichesNiveau" zu beweisen. So haben sich heute schon „Screening"statt „ungezielte Auslese" oder „compliance" bzw. non-compliance anstelle von Mitarbeit bzw. nicht ausreichenderMitarbeit des Pat. weitgehend eingeführt. Weshalb muß es„Workshop" statt des guten deutschen Wortes „Arbeitsta-gung" heißen? Ist die Bezeichnung „indiskriminierte Scree-ning-Profile" wirklich viel besser und eindeutiger als „unge-zielte Auslese-Untersuchungen"?

Diese Beispiele ließen sich leicht und in erheblichem Ausmaßevermehren. Jeder Leser einer wissenschaftlichen Zeitschrift,ja sogar von Tageszeitungen, wird täglich darauf stoßen. Be-steht für die Verwendung derartiger Anglizismen wirklicheine Notwendigkeit? Gleiches gilt übrigens auch von der Aus-

sprache englisch-amerikanischer Worte. Die Engländer spre-chen bekanntlich selbst die lateinischen Fachausdrücke wieetwa Pneumonie in ihrer Art aus, so daß sie uns zunächst un-verständlich sind. Weshalb sollen wir nicht das gleiche tun?Sollten wir nicht ganz einfach das vielgebrauchte Wort,,Z.«-ser" nach unserer Weise mit einem ,,a" aussprechen, statt inder englischen Weise mit dem Zwischenlaut zwischen e und ä,also etwa „Laeser" sagen?

Rückzug der deutschen Spracheaus der Medizin?

Prof. Herbert Lippen von der Abteilung für Funktionelle undAngewandte Anatomie der Medizinischen Hochschule Han-nover zog die Aufmerksamkeit auf sich durch einen bemer-kenswerten Aufsatz „Rückzug der deutschen Sprache aus derMedizin? (Med. Klinik. 73: 487-496, Nr. 14, 1978). Er ana-lysierte anhand sorgfältiger Tabellen die Zahl der deutschenmedizinischen Zeitschriften, die ihren bisherigen deutschenTitel in die englische Sprache übertragen haben, z.B. „Archivfür Kreislaufforschung" umbenannt in „Basic Research inCardiology" oder „Ergebnisse der Anatomie und Entwick-lungsgeschichte" in „Advances in Anatomy, Embryologyand Cell Biology". Das ergibt eine lange Liste, die noch nichteinmal vollständig ist. Von den 2378 Zeitschriften, die Band1977 des Index Medicus erfaßt, führen 61,8% einen engli-schen und nur 8,2% einen deutschen Titel. Im Jahre 1879,also vor rund 100 Jahren, war der Anteil der Zeitschriften mitdeutschen Titeln noch 24,8%, war also dreimal so hoch wieheute. Der steile Anstieg der englischen Titel vollzog sich erstin den letzten 20 Jahren. Die Ursache dürfte vor allem diewirtschaftliche Entwicklung seit Ende des zweiten Weltkrie-ges sein. Wir scheinen in einer Situation zu stehen, in der dieNationalsprachen zugunsten einer einzigen Wissenschafts-sprache überwunden werden sollen. Weltweit steht heute dieenglische Sprache in ihrer Verbreitung an der ersten Stelle, ge-folgt allerdings von der deutschen Sprache und erst danachvon der französischen.

Frankreich macht jedoch diese Anglisierung der wissen-schaftlichen Sprache nicht mehr mit. Es gibt in Frankreich seit1972 eine Kommission für die medizinische-wissenschaftli-che Terminologie und darüber hinaus für eine Sprachbereini-gung auf allen Gebieten, die 350 aus dem Englischen stam-menden Ausdrücke umfaßt. Sie soll künftig statt des „Knowhow" der original französische Ausdruck „Savoire faire" ge-braucht werden. Statt „Tanker" soll es nunmehr „Navire ci-terne" (Zisternenschiff) heißen, und außerdem wurde ange-ordnet, das englische Wort, wo es nicht zu umgehen ist, fran-zösisch auszusprechen, z.B. statt „Pipeline" etwa,,Pieplien"zu sagen. Man sieht also, es geht auch anders, ohne daß die„Wissenschaftlichkeit" darunter leidet.Wir wollen gewiß keine engstirnige, nationale Einengung undBegrenzung, aber wir müssen uns andererseits auch dagegenwehren, allzuwillig einer Überfremdung zu folgen. Das fran-zösische Beispiel zeigt, wie man es machen kann und daß sichdurchaus ein Mittelweg finden läßt. Darum sollten auch wiruns in Deutschland bemühen.

R.F. Weiß

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Buchbesprechungen

Wege in der Gefahr. Eine Studie über Wirtschaft, Gesell-schaft und Kriegs Verhütung. Von Carl Friedrich von Weiz-säcker. Carl Hanse Verlag, München, 1976, 268 Seiten, Lei-nen 28,- DM.

Ein höchst bemerkenswertes Buch, wahrhaft aktuell und ge-radezu spannend zu lesen, weil es mitten hineinführt in diebedrohlichsten Probleme der Gegenwart, nämlich die Aufga-ben der Verhütung eines dritten Weltkrieges. Wir erfahren,daß er durchaus möglich ist, ja daß die Gefahr weit größer ist,als meistens angenommen wird. Die Menschen der heutigenZeit haben es sich gleichsam angewöhnt, diese Gefahr zu ver-drängen. Sie wollen es nicht wahrhaben, daß so vieles unmit-telbar auf dieses Risiko hinweist. Gerade deshalb bemüht sichder weltweit hochgeschätzte Verfasser Wege zu zeigen, wiedie Menschheit dieser Gefahr doch noch entgehen könnte. Esmuß eine Bewußtseinsänderung eintreten, die eines Tagesauch für das politische Bewußtsein entscheidend werdenkann. Um diesen Bewußtseinswandel herbeizuführen, dersich heute bereits in vielen Menschen vollzieht, meist fern vonder Politik, ist eine Aufklärung notwendig. Wir müssen an dieVernunft appellieren und offen bereit sein, auf sie zu hören.Leicht wird dies nicht sein, aber vielleicht ist es doch eineMöglichkeit, die größte Beachtung verdient. Dem glänzendgeschriebenen Buch mit seinen tiefschürfenden Gedanken istjedenfalls weiteste Verbreitung und vor allem Beachtung zu•wünschen. R. F. "Weiß

A.-M. Ducommon: Auch Wir Fahren Ski. 1977.il!. 157Sei-ten, kart. 23,- sFr. Verlag Hans Huber, Bern/Stutt-gart/Wien.

Nach Schätzungen werden, etwa 1500—2000 Kinder mit Zere-bralparesen jährlich in der Bundesrepublik geboren, bis zu 14Jahren gibt es etwa 21 000.In den letzten Jahren ist die Frage sportlicher Betätigung beiZerebralparese immer mehr in den Blickpunkt der Öffent-lichkeit gerückt worden. Verschiedene Sportarten (leichtath-letische Übungen, Trampolinspringen, Schwimmen, Radfah-ren, Rudern) wurden erprobt und teilweise sogar wett-kampfmäßig ausgeübt. Die Reittherapie hat als ergänzendeBehandlungsmaßnahme inzwischen eine besondere Bedeu-tung erlangt.Seit 1965 beschäftigte sich vor allem E. König mit der Mög-lichkeit des Skisports für Zerebralparetiker. Schon bei den er-sten Kursen ergab sich die Einsicht, daß vor allem der Gräten-schritt beim Aufwärtssteigen oder das Stemmen durch ande-re, kein pathologisches Bewegungsmuster hervorrufendeÜbungen, zu ersetzen sind.Inzwischen hat die Autorin 60 Kurse mit insgesamt 1800 Ze-rebralparetikern in Zusammenarbeit mit über 400 Therapeu-tinnen, Skilehrern und Mitarbeitern betreut und ihre zahlrei-chen, einzigartigen Erfahrungen in einer übersichtlichen, mit

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zahlreichen Abbildungen versehenen, pädagogisch wertvollaufgebauten Broschüre niedergelegt.Dieser Ratgeber bildet eine wertvolle Grundlage für alle, diesich mit dem Skifahren von Kindern, Jugendlichen und Er-wachsenen mit zerebralen Bewegungsstörungen befassen.Eine Fülle von Informationen über die verschiedenartigenkörperlichen Behinderungen, über zusätzliche Störungenund über die therapeutische Vorbereitung des Skifahrens sindebenso wiedergegeben wie der Tagesablauf eines Skikursesund Anregungen zur Gestaltung der Trockenskischule, einvielfältiges und gut aufgebautes Programm des Skiturnensund des eigentlichen Skiunterrichts, verbunden mit altersge-mäßen Spielaktivitäten.Die Auswertung von Tests als Arbeitshilfe zur Stundengestal-tung und zur Beurteilung der Fortschritte wird besprochen.In einem eigenen Kapitel ist ein Leitfaden zur Vorbereitungund Durchführung von Skiwanderungen, Ausbildung vonÜbungsleitern und Organisation von Kursen wiedergegeben.Das Buch wird seiner Aufgabe voll gerecht, indem es einer-seits die skifahrerischen Möglichkeiten für die Zerebralpare-tiker selbst wie für die Übungsleiter aufzeigt, andererseits dieZusammenarbeit zwischen den medizinischen und sportpäd-agogischen Fachkräften durch sachliche Information verbes-sert. K. Jung, Münster

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Herausgeber Dr med W. Bruggemann, Band 1 Hydro-therapie, Band 2 Bewegungstherapie, Band 3 Phytother-apie der Wurzburger Gespräche über die Kneipptherapie.Veranstalter Apotheker L Leusser, Verlag Sebastian-Kneipp Zentral-Institut, Forschungszentrum des Kneipp-Heilmittel-Werkes 8939 Bad Wonshofen, 1972, 1973, 1976Zu erhalten gegen Schutzgebuhr im Wonsana-Haus, 8939Bad Wonshofen

Forschungsergebnisse der Physiotherapie als Gegenstandmehrerer Tagungen sind der Inhalt dieser Schriften Der Bandüber die dritte Tagung (1976) hegt nun auch vor Es ist dasVerdienst von Apotheker L Leusser, dieses Diskussions-undErfahrungsmatenal einem größeren Kreis zuganglich gemacht zu habenHier sollen jetzt nicht die Einzelheiten besprochen werdenEs soll aber darauf hingewiesen werden, daß ausgesprocheneExperten dieses Forschungsgebietes sich mit der Wirkungs-weise der Hydrotherapie, der Bewegungstherapie und derPhytotherapie befaßt haben und herausgefunden haben, daßdie Rhythmusforschung im Rahmen der Kybernetik die Re-sorption durch die Haut, die Ansprache des gesamten Kor-pers über die konzertierte Aktion von Kreislauf und Atmungdurch die Bewegungstherapie und die Wirkung phytothe-rapeutischer Präparate heute belegt sind Dies ist im Zeitalterder „Jagd auf die Phytotherapie" dringend notwendig, zumalwir aus Erfahrung langst wissen, daß phytotherapeutischePräparate voll wirksam sind, wahrend die Nebenwirkungenrelativ gering sein können, hingegen bei chemischen Prapara-

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ten und bei Auszugspraparaten aus Pflanzen dies nicht immergesagt werden kannNicht nur die Kommissionen für die pharmazeutischen Fra-gen in der Medizin, sondern alle Arzte und Wissenschaftler angroßen Kliniken sollten sich dieser Dinge annehmen und denInhalt dieser Gespräche sehr genau studieren Wahrend vielemoderne Präparate der ernstzunehmenden pharmazeutischenIndustrie nach kurzer Zeit wieder von der Bildflache ver-schwinden, halten sich aus Erfahrung - und nunmehr zumTeil wissenschaftlich bewiesen - Phytotherapeutika bereitsüber Jahrtausende Dies ist der vielleicht nicht ganz kleineUnterschiedDeshalb sind diese Wurzburger Gespräche sehr wesentlich,neben den Kongressen des Kneipparztebundes, der Deut-schen Gesellschaft für Physiotherapie, die jährlich in BadWorishofen stattfinden Die Veröffentlichungen über diesenletzteren Arztekongreß finden wir sehr gut zusammengefaßtauszugsweise wiedergegeben im Archiv und der Forschungs-stelle des Kneippartztebundes, Ärztliche Gesellschaft fürPhysiotherapie e V , Bad Worishofen, herausgegeben vonProf Dr Franke und Sanitatsrat Dr Kaiser, ebenfalls in en-ger Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der WürzburgerGesprachsergebmsse Dr med W Bruggemann Das Archivist über den Kneipparztebund in Bad Wonshofen, KathrinerStraße 9, Herrn Paul Fels, ebenfalls gegen eine Schutzgebuhrzu erhalten W von Nathusius

Grundzuge der praktischen Seelenheilkunde. Von Dr F.Kunkel, 2 Aufl 1977, durchgesehen und herausgegeben vonProf Dr W. Kretschmer, Tubingen, 142 Seiten, br Hippo-krates Verlag, Stuttgart, ISBN 3-7773 0462-3, 31,80 DM

Die Bedeutung dieses Buches hegt dann, daß es wichtige per-sönliche Gedanken eines bedeutenden Schopfers psychothe-rapeutischer Theorien und Methoden kurz zusammengefaßtpräsentiert, andererseits aber auch die klassischen Schulen derPsychotherapie, angefangen beiFreud undAdler bis zu Kret-schmer und Jung, charakterisiert und kritisch bewertetUm 1930 gestaltet der Berliner Arzt und Psychotherapeuteine selbständige, noch heute gültige Charakterologie mit derEntwicklung von Personlichkeitsbildern und Reifungsaufga-ben, die weit über die beengenden Einseitigkeiten Freuds undAdlers hinausgehend - einige der fruchtbarsten psychologi-schen Ansätze der heutigen Zeit darstellenDieses Buch kann einer doppelten Absicht dienen, indem esdem praktischen Arzt wie dem Medizinstudenten, aber auchgerade dem Pädagogen und dem interessierten Laien diejenigeKenntnis der neuen Seelenheilkunde zu vermitteln versucht,die er für seine tagliche Arbeit im Umgang mit bzw bei derFuhrung von Menschen notig hat Andererseits tragt es dazubei, durch die verschiedenen psychotherapeutischen Systemehindurch zu einer einheitlichen Auffassung sowohl der seeli-schen Krankheiten als auch der Heilungsprozesse zu gelan-gen

Diese Zweiteilung in Charakterpathologie und Charakter-therapie wie überhaupt eine einfache, klare, naturliche undlebensnahe Sprache und Aufgliederung wird einen breiten Le-serkreis gewinnen können Weiterfuhrende Literatur ist in ei-nem Anhang wiedergegeben, ebenso sind die übrigen Werkedes Autors übersichtlich zusammengestellt

K Jung, Munster

Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Phys. Med. u. Reh. 8/79, 20. Jahrg. Schnorrenberger, Phytotherapie mit chinesischen Heilmitteln

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In jüngerer Zeit sind zum klassischen chinesischen Arzneischatz

zahlreiche neue Medikamente aus dem Pflanzen-, Tier- und Mine-

ralreich hinzugekommen. In einem 1977 in der VR China erschie-

nenen dreibändigen „Großen Lexikon der chinesischen Arznei-

stoffe" werden insgesamt 5.767 Arzneimittel angegeben, davon

4.773 reine Phytotherapeutika, 740 Tierstoffe, 82 Mineralien und

172 besondere Einzelsubstanzen, wie z. B. Hefen.

Im Ben-Cao Gang-Mu sind alle damals gebräuchlichen Arznei-

stoffe, so wie sie in der Natur vorkommen, bildlich dargestellt.

(3 Abb. aus dem Ben-Cao Gang-Mu:

1. Tierstoffe2. Heilpflanzen3. Mineralien)

In der traditionellen chinesischen Medizin wurden Wurzeln, Blät-ter, Blüten oder sonstige Teile dieser Mittel von Ärzten, die stetsauch Kräuter- bzw. Arzneikundige waren, zu Rezepten zusam-mengestellt. Diese fertigte der Apotherker für die Patienten an.Uns sind eine ganze Reihe klassischer Rezepte überliefert, die inChina noch heute von Ärzten und Kliniken in ihrer originalen Formangewendet werden, und zwar mit größtem Erfolg. Allerdings istfür den praktischen Einsatz all dieser Arzneistoffe die Theorie der

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traditionellen chinesischen Medizin verbindlich, die ich im Abrißdarstellen muß, wenn ich einen Eindruck von der spezifisch chine-sischen Arzneiverordnung vermitteln soll.Chinas traditionelle Heilkunde deutet die Phänomene der Welteinschließlich des Menschen und der ihn umgebenden Natur alsResultat der Wechselwirkung zwischen Yin und Yang, den zweikomplementären Aspekten einer einheitlichen Wirklichkeit. Auchder menschliche Körper, seine physiologischen und psychologi-schen Funktionen sowie seine pathologischen Veränderungenwerden mit Hilfe der Dialektik von Yin und Yang interpretiert. Eshandelt sich bei der Yin-Yang-Theorie, ebenso wie bei der heute inChina teilweise aufgegebenen Lehre der Fünf Elemente, um vor-wissenschaftliche Denkmodelle, die den Ansprüchen modernerNaturwissenschaft nicht genügen, weil sie nicht quantifizierbarsind. Der chinesischen Medizin geht es in ihrer überlieferten Formausschließlich um Qualitäten. Ihre Grundbegriffe (Yin und Yang,Leere und Fülle, Kälte und Hitze, Essenz [Jing], Funktion bzw.„Energie" [Qi], Körpersäfte usw.) sind nicht eindeutig im Sinnewissenschaftlicher Definitionen. Organische und funktioneile An-teile, Subjektives und Objektives, Materielles und Energetisches,Psychisches und Physisches vermischen sich bei allen Begriffender chinesischen Medizin. Es wäre falsch, die chinesische Heil-kunde deshalb als primitiv oder gar unwissenschaftlich abzutun.Sie vermag nämlich die moderne westliche Medizin in wichtigen

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Abb. 2: Chinesische Heilpflanzen: Polygonum-Arten u. a. (Darstellung aus dem Ben-Cao Gang-Mu).

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Schnorrenberger, Phytotherapie mit chinesischen Heilmitteln Phys. Med. u. Reh., 8/79, 20. Jahrg.

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Abb. 3: Zu Heilzwecken verwendete Mineralien: Azurit, Vermiculit, Arsenolit u. a. (Darstellung aus dem Ben-Cao Gang-Mu).

Bereichen entscheidend zu ergänzen, was wir im folgenden nochsehen werden.Von der Yin-Yang-Dialektik abgeleitet ist die Lehre der Speicher-und Hohlorgane des menschlichen Organismus, wobei die chine-sische Medizin fünf Speicherorgane (Leber, Herz, Milz, Lunge,Niere, zusäztlich Perikard) unterscheidet, in denen das „Qi" (dieOrganfunktionen im weitesten Sinne), das Blut, die Körpersäfteund die geistig-seelischen Aktivitäten (chinesisch: Shen) „gespei-chert" werden. Zugeordnet sind den Speicherorganen die sechsHohlorgane Gallenblase, Dünndarm, Magen, Dickdarm, Blaseund die sogenannten „Drei Erwärmer", die die inneren Organe to-pographisch und funktionell auf der Höhe des Brustkorbs (ObererErwärmer), des Oberbauchs (Mittlerer Erwärmer), und des Unter-bauchs (Unterer Erwärmer) zusammenfassen. Typisch für diechinesische Medizin ist auch die Theorie des Meridiansystems(Jing-Luo), welches das Körperinnere mit"dem Äußeren, die obe-ren Partien mit den unteren verbindet, die inneren Organe unter-einander verknüpft und den Kreislauf von Blut und Qi (Funktion)ermöglicht. Auch die Pathologie der chinesischen Medizin gehtvom Yin-Yang-Denken aus, wobei das Verhältnis zwischen kör-pereigener Abwehrkraft (chinesisch: Zheng) und pathogener Stö-rung (chinesisch: Xie) die entscheidende Rolle spielt. Als Krank-heitsauslöser gelten die „Sechs krankheitserzeugenden Widrig-

keiten": Wind, Kälte, Sommerhitze, Nässe, Trockenheit und Feuer.Krankheitsfaktoren sind ferner Infektionen, psychische Belastun-gen, falsche Ernährung, körperliche Erschöpfung. Auch einigekörpereigene Produkte wie Schleimflüssigkeiten und gestautesBlut kommen als Krankheitsursachen in Frage, femer äußere Ver-letzungen, Bisse von Tieren, Befall durch Insekten und Parasiten.Diagnostik betreibt der traditionelle chinesische Arzt anhand dervier (bzw. fünf) klassischen Untersuchungsmethoden Sehen, Hö-ren und Riechen, Fragen und Tasten. Besondere Bedeutungkommt hier der Zungen- und Pulsdiagnostik zu. Dabei werdenausschließlich qualitative Veränderungen von Körperstrukturenund -funktionen festgehalten, die als Grundlage zur Bestimmungeines Krankheitssyndroms (chinesisch: Bian-Zheng) dienen.Etwa 120 solcher Syndrome bilden die Grundlage der chinesi-schen Therapie mit Arzneimitteln, Akupunktur, Moxabrennen,Massage usw. Ein Syndrom der chinesischen Medizin faßt ver-schiedene, oft scheinbar völlig heterogene Einzelsymptome zu-sammen. Beispielsweise finden sich beim Syndrom der „Leeredes Nieren-Yin" Schwindel, Flimmern vor den Augen, Taubheit,Ohrensausen, Schlaflosigkeit, trockener Mund, schlechte Zähne,psychische Erregung, Nachtschweiß, Kreuzschmerzen, Knie-schmerzen, eine rote Zunge und ein feiner schneller Puls. Thera-peutisch wird in der chinesischen Medizin nicht das Krankheits-

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Symptom angegangen, sondern das gesamte Syndrom mit einerauf die Grundstorung (in diesem Fall die „Leere des Nieren-Yin)gerichteten Behandlung Die traditionelle chinesische Medizin istdemnach ausgesprochen ganzheitlich orientiert, denn sie faßtverschiedenste Symptome sinnvoll unter einem Hauptnenner,eben dem Syndrom, zusammen Vor allem aufgrund diesesGanzheitskonzepts stellt die traditionelle chinesische Heilkundeeine wesentliche Ergänzung der Möglichkeiten der modernenwestlichen Medizin dar

2. Die therapeutischen Möglichkeiten

Allein nach einer westlichen Diagnose laßt sich die sehr differen-zierte chinesische Arzneiverordnung nicht durchfuhren Der Arzt,der Phytotherapeutika aus dem Arzneischatz der traditionellenMedizin Chinas einsetzen will, muß sich anhand chinesischer Dia-gnostik orientieren und ein typisches Krankheitssyndrom heraus-arbeiten Wie findet man aber nun zum entsprechenden chinesi-schen Krankheitssyndrom das passende chinesische Medika-ment bzw die Medikamentenkombination'' - Sämtliche chinesi-schen Arzneistoffe sind nach ihrer hauptsächlichen pharmakolo-gischen Wirkung in 17 (bzw 19) Gruppen eingeteilt, die sich ausder Wirkung des Stoffes bei bestimmten Erkrankungen ergeben *So enthalt dieersfe Gruppe Medikamente zur „Auflockerung derOberflache" (Jie-Biao) Es werden damit im Sinne der chinesi-sehen Medizintheorie „oberflächlich" sitzende Erkrankungen be-handelt, beispielsweise grippale Infekte, Schnupfen, Anhydrosisusw

D\e zweite Gruppe enthalt Arzneimittel zum „Kuhlen der Hitze"(Qmg-Re) Sie wird eingesetzt bei fieberhaften Erkrankungen, beiEntzundungszustanden, bei „Hitzeerkrankungen" im Sinne derchinesischen MedizinDie dritte Gruppe enthalt Mittel zum „Vertreiben der Kalte" (Qu-Han) Diese Stoffe finden Verwendung bei Erkaltungen und Kalte-zustanden im Sinne der chinesischen HeilkundeDie vierte Gruppe enthalt Mittel zum Abfuhren (Xie-Xia) D\e fünfteGruppe besteht aus Stoffen zum „Vertreiben der Nasse" (Qui-Shi) Hierher gehören Diuretika und Arzneien, die im Sinne derchinesischen Medizin Nasse im Korper umwandeln und zur Aus-scheidung bringenDie sechste Gruppe besteht aus Stoffen zum „Vertreiben desWindes" (Qu-Feng) Um ihre Wirkung zu verstehen, muß man dieBedeutung der pathologischen Dimension „Wind" in der chinesi-schen Medizin kennen Dazu gehören Schmerzzustande, rheu-matische Erkrankungen, Kopfschmerzen, aber auch Schlaganfal-le, Krämpfe, ParkinsonismusIn der siebten Gruppe sind Medikamente zusammengefaßt, dieden Schleim im Korper umwandeln (Hua-Tan) Auch der Begriffdes Schleims der chinesischen Medizin enthalt wesentlich mehr,als der Begriff „Schleim" in der modernen westlichen HeilkundeDie achte Gruppe enthalt Medikamente zur „Befeuchtung vonTrockenheit' (Run-Zao) im Korper Dies ist in der chinesischen

* Diese Einteilung variiert in den verschiedenen Akademien der traditio-nellen chinesischen Medizin Chinas (Peking Shanghai, Canton usw),geht aber stets von den gleichen Hauptgruppen aus

Therapie u a notig bei trockener Bronchitis oder aber bei Zustan-den der ,Bluttrockenheit", wofür die westliche Heilkunde kein be-griffliches Äquivalent hatDie neunte Gruppe enthalt Stoffe zur Anregung des Appetits(Xiao-Dao)D\ezehnte Gruppe betrifft Medikamente, die das „Qi" (die Korper-funktionen) regulieren (LI-QI)Die elfte Gruppe enthalt Stoffe zur Regulation des Blutes (Li-Xue)Die zwölfte Gruppe besteht aus Medikamenten, die zur Stärkungund Kräftigung dienen (Bi-Yu)Die dreizehnte Gruppe enthalt Beruhigungsmittel (Zhen-Qian)Die vierzehnte Gruppe enthalt „zusammenziehende" Stoffe imSinne der chinesischen Medizin (Se-Sou)Die fünfzehnte Gruppe besteht aus Mitteln gegen Wurmer und Pa-rasitenDie sechzehnte Gruppe enthalt Brechmittel (Cui-Tu)Die siebzehnte Gruppe enthalt Betäubungsmittel (Ma-Zui)Daneben gibt es noch eine Reihe von Sondergruppen zur äußerli-chen Anwendung am Korper, gegen Tumoren bzw Schwellun-gen, gegen SchlangenbisseFast nie wird in der traditionellen chinesischen Medizin ein pflanz-licher, tierischer oder mineralischer Grundstoff allein verordnet Eswird eine Rezeptur angestrebt, in der mehrere Medikamente mitder gleichen Wirkung enthalten sind Dabei stutzt sich die traditio-nelle chinesiche Heilkunde - wie gesagt - oft auf überlieferte klas-sische Rezepte Diese Rezepte sind im Hinblick auf die eingangsgenannte Syndromdiagnostik der chinesichen Medizin zusam-mengestellt worden und können einstweilen auch nur auf dieserBasis verordnet werden Von einer Reihe Rezpiuren gibt es in chi-nesischen Apotheken käufliche Fertigpraparate Davon mochteich Ihnen drei vorstellen, deren Wirkungsweise nach meinen Er-fahrungen über die Möglichkeiten westlicher Therapeutika hin-ausgeht

Zunächst das im ganzen Fernen Osten bekannte chinesiche Grip-pemittel „Yin-Chiao-Pien" Es besteht aus Teilen von neun chine-sichen Heilpflanzen, deren chemische Analyse bekannt ist DasMittel ist wirksam gegen Fieber, Infekte, Husten, wirkt außerdemberuhigend und schweißtreibend Grippale Infektionen mitSchnupfen und Husten sind gewohnlich nach 3 Tagen abgeklun-genEin weiteres Medikament mit besonders interessanter Wirkung istdas Präparat „Liu-Wei Di-Huang-Wan" Es bewirkt nach der The-orie der chinesischen Medizin eine Stärkung des Yin und des Blu-tes Seine Anwendung empfiehlt sich vor allem bei alteren Men-schen, insbesondere bei Frauen mit Erschöpfung, Anämie,Kreuzschmerzen, Schwindel, Ohrensausen und HitezwallungenMir ist kein Medikament der westlichen Medizin bekannt, das diesezusammenfassende Wirkung bei chronischer Erschöpfung leistenkonnte, weshalb durch dieses Präparat bei uns eine therapeuti-sche Lücke geschlossen wurde

Schließlich will ich noch das in China ebenfalls sehr beliebte Fer-tigpraparat „Liu-Shen-Wan" erwähnen, in deutscher Überset-zung „Sechs-Gotter-Pillen" Es wird sowohl bei inneren als auchbei äußeren Erkrankungen angewendet Nach westlicher Dia-gnose ist es indiziert bei Tonsillitis mit Halsschmerzen, äußerlichverwendet man es bei Furunkeln oder anderen entzündlichenProzessen der Haut Die therapeutische Wirkung der „Liu-Shen-Wan" ist das , Kuhlen der Hitze", also eine Art Antipyrese

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und das Ausscheiden von Krankheitsgiften. Die fertigen Pillen sindschwarz, nicht größer als ein Stecknadelkopf. In ihnen sind Stier-knochen, Moschus, die Margerite und Krötengift enthalten. Nimmtman eins oder zwei dieser Kügelchen auf die Zunge, breitet sichsofort intensives Kältegefühl in der Mundhöhle aus. In der chinesi-schen Medizin spricht man davon, daß hier „die Hitze" bzw. „dieEntzündung gekühlt" wird. Die Liu-Shen-Wan können eineschmerzhafte Mandelentzündung innerhalb wenigerstunden völ-lig zum Verschwinden bringen, was ich 1976 bei einem Studien-aufenthalt in China am eigenen Leib erfahren habe.

3. Chinesische Heilmittel und moderne westliche Medizin

Die von der westlichen Phytotherapie zu leistende Aufgabe bei derEinführung traditioneller chinesischer Heilmittel in die modernewestliche Medizin hat zwei Anforderungen gerecht zu werden:

1. Die chinesischen Heilmittel bzw. Phytotherapeutika und ihreIndikationen müssen mit uns im Westen bekannten Phytothe-rapeutika verglichen und nach westlichen Gesichtspunktenpharmakologisch analysiert werden.

2. Unsere westlichen Phytotherapeutika sollten in die 17 bzw. 19Hauptgruppen der traditionellen chinesischen Arzneimitteleingeordnet werden, die ich oben geschildert habe. Dies ist

nötig, um mit traditionellen chinesischen Ärzten und Kräute-rexperten in Erfahrungsaustausch treten zu können.

Zahlreiche chinesische Phytotherapeutika sind uns auch in unse-rer westlichen Pflanzenheilkunde bekannt. Aus den 17 Gruppenerwähne ich hier folgende:

1. Gruppe (Auflockerung der Oberfläche): Beifuß (Artemisia),Zimt, Schachtelhalm (Equisetum), Ephedra (wir kennen dasEphedrinl).

2. Gruppe (Kühlen der Hitze): Paeonia, Gardenia, der Samender Forsythie.

4. Gruppe (Abführmittel): Cannabis sativa (Hanfsamen).5. Gruppe (Vertreiben der Nässe): Cardamon.6. Gruppe (Vertreiben des Windes): Enzian.7. Gruppe (Verteiben des Schleims): die Aster, die armenische

Kirsche.9. Gruppe (Appetitanreger): Hopfensamen, Crataegus.

10. Gruppe (Regulieren des Qi): Magnolie, Orangenschalen.11. Gruppe (Regulieren des Blutes): Artemisia anomala, Tuja, Li-

gusticum.12. Gruppe (Stärkungsmittel): Spargel, Ginseng, chinesiche En-

gelswurzel (Angelica Sinensis)13. Gruppe (Beruhigungsmittel): Tuja-Samen usw.

Die zweite Aufgabe, nämlich die Einordnung westlicher Phyto-therapeutika in die genannten 17 (bzw. 19) Hauptgruppen der chi-nesischen Medikamentenordnung, ist bisher noch nicht in Angriff

Eqisctuin hiemale L.

Abb. 4: Equisetum (aus einem modernen chinesischen Lehrbuch derPhytotherapie).

Ephedra sinica Stapf

Abb. 5: Ephedra (aus einem moderenen chinesischen Lehrbuch der Phy-totherapie).

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Schnorrenberger, Phytotherapie mit chinesischen Heilmitteln

Tab I Vergleich zwischen westlichen und traditionellen chinesischen Diagnosen Kopfschmerzen, Hypertonie (aus C C Schnorrenberger, Lehrbuchder chinesischen Medizin für westliche Arzte -die theoretischen Grundlagen der chinesischen Akupunktur und Arzneiverordnung Hippokrates Verlag,Stuttgart 1978)

Westliche Diagnose Chinesische Diagnose (Bian-Zheng) Chinesisches Therapie-Verfahren

4 Hypertonie a) Leber-Feuer flammt aufwärts(73143 )

b) Y/n-Leere mit sehr starkem Yangc) Leere des Yin von Leber und Nieren

(7 3 3 10)d) Yin und Yang sind beide leer

a) Beruhigen der Leber (Pmg-Gan), Kuhlen bzw Klaren derHitze (Qmg-Re) Oder Kuhlen und Abfuhren des Leber-Feuers (Qmg-Xie Gan-Huo)

b) Ernähren des Yin (Zi-Ym), Verbergen des Yang (Qmg-Yang)c) Ernähren und Tonisieren bzw Starken von Leber und Nieren

Zi-Bu Gan-Shen)d) Ernähren des Yin (Zi-Ym), Tonisieren des Yang (Bu-Yang)

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5 Kopfschmerzen(einschließlich Migräne)

A) durch äußere Ursachen

a) Wmd-Kalte-Kopfschmerz

b) Wind-Hitze-Kopfschmerz

c) Wind-Nasse-Kopfschmerz

B) durch innere Schädigung

d) Leber-Yang- Kopfschmerz

e) 0/-Leere-Kopfschmerz

f) Blut-Leere-Kopfschmerz

g) Nieren-Leere-Kopfschmerz

h) Schleim-Nasse-Kopfschmerz

i) Blut-Stauungs-Kopfschmerzen

a) Befordern bzw Vertreiben des Windes (Shu-Feng), Verteilender Falte (San-Han)

b) Befordern bzw Vertreiben des Windes (Shu-Feng) Kuhlen derHitze (Qmg-Re)

c) Vertreiben des Windes (Qu-Feng) Besiegen der Nasse(Sheng-Sru)

d) Beruhigen der Leber (Pmg-Gan), Verbergen des Yang(Qian-Yang)

e) Fordern des 0/ (YI-QI), Aufwartsleiten des Yangc) (Sheng-Yang)f) Ernähren des Blutes (Yang-Xue) Fordern des Yin (Yi-Yin)g) Vermehren bzw Ernähren des Yin (Zi-Ym), Tonisieren bzw

Starken der Nieren (Bu-Shen)h) Starken der Milz (Jian-Pi), Vertreiben der Nasse (Qi-Shi),

Umwandeln des Schleims (Hua-Tan)i) Beleben des Blutes (Huo-Xue) Vertreiben der Stauung (Qu-Yu)

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genommen worden Da zahlreiche chinesische Heilmittel in glei-cher bzw ähnlicher Form auch bei uns im Westen vorkommen,lassen sie sich in der Rezeptur vermutlich durch europaischePflanzen, Tierstoffe oder Mineralien ersetzen Erst nach dieserVerbindung zwischen westlicher und chinesischer Phytotherapiewäre eine gewisse Anpassung der chinesischen Arzneiverord-nung an die Phytotherapie des Westens möglich Der westlicheMediziner, der chinesische Phytotherapeutika anwenden will, muß- wie bereits gesagt - vorläufig noch eine chinesische Syndrom-diagnose stellen Um einen Eindruck von der Verbindung moder-ner westlicher und traditioneller chinesischer Diagnostik zu geben,zeige ich in den folgenden Diapositiven, wie sich westliche Dia-gnosen zu traditionellen chinesischen Syndromdiagnosen verhal-ten In keinem Fall ist eine westliche medizinische Diagnose miteiner traditionellen chinesischen Diagnose identisch Die Ge-meinsamkeiten zwischen beiden Medizinsystemen sind nur durchIdentität des vorliegenden Krankheitsbildes, also durch arztlich-khnische Erfahrung, zu finden Denn bei der praktischen Arbeitsteht der westliche Arzt der gleichen Realität der Erkrankung ge-genüber wie sein chinesischer Kollege

Durch diese Gegenüberstellung wird sowohl die westliche alsauch die chinesische Diagnostik im Hinblick auf die vorliegendeWirklichkeit der Erkrankung relativiert Beispielsweise ist es beimWmd-Kalte-Kopfschmerz notwendig, nach den Regeln der chine-sischen Arzneiverordnung den „Wind zu vertreiben" und die„Kalte zu verteilen", beim Schleim-Nasse-Kopfschmerz ist eswichtig, die Nasse zu vertreiben und den Schleim umzuwandelnusw Diese Differenzierung, die für die chinesische Arzneiverord-nung wesentlich ist, vermag die westliche Krankheitseinteilungnicht zu leisten Es ist dabei zu beachten, daß Symptome wie

Schwindel, Kopfschmerzen, Hypertonie inneihalb der chinesi-schen Syndrome einen unterschiedlichen Stellenwert haben, jenachdem mit welcher Grundstorung sie gekoppelt sind (Dies istübrigens bei den Syndromen in der westlichen Medizin, wennauch unter anderen Voraussetzungen, ähnlich)Für den im Westen behandelnden Arzt, das muß hier scharf her-ausgestellt werden, kann die traditionelle chinesische Diagnostikallem aber nicht genügen, wenn der Patient mit der therapeuti-schen Sicherheit behandelt werden soll, auf die er Anspruch hatStets bedarf es einer Verbindung modemer westlicher und tradi-tioneller chinesischer Methodik Die diagnostischen Methoden derchinesischen Heilkunde, die sich nur nach qualitativen Verände-rungen richten und auf medizinische Technik ganz verzichten,sind viel zu einseitig, um damit alle der modernen westlichen Me-dizin bekannten Krankheiten feststellen zu können Auch d\e the-rapeutischen Möglichkeiten der traditionellen chinesischen Medi-zin sind wegen des Fehlens medizinischer Technologie begrenztStets muß vor der Anwendung traditioneller chinesischer Heilme-thoden eine Untersuchung vrwXwestlicher Diagnostik durchgeführtwerden Anschließend ist dann die westliche Diagnose durch einetraditionelle chinesische Diagnose zu erganzen, wenn das pas-sende chinesische Heilmittel bzw Rezept herausgefunden wer-den soll Eine ausschließliche Verwendung der traditionellen chi-nesischen Diagnostik hat bei uns im Westen als medizinischerKunstfehler zu gelten Deshalb kann chinesische Medizin für denPatienten risikolos auch nur von approbierten Ärzten, nicht abervon Heilpraktikern, oder - wie dies neuerdings Mode wird - vonphilologisch orientierten Sinologen ausgeübt werden Damitwurde ein medizinischer Rückschritt eingeleitet, den wir uns nichtleisten können

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Lehmacher, Weibliche Sexualhormone Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Andererseits weiß gerade der naturheilkundlich orientierte westli-che Arzt, wie wichtig in der gegenwartigen Situation die Besinnungauf eine „Ganzheitsmedizin" ist Zwar ist der Begriff der Ganzheit,um den es in der traditionellen Heilkunde Chinas (wie auch in un-serer westlichen Naturheilkunde) geht, im Sinne moderner Natur-wissenschaft eine bloße Hypothese, die nicht bewiesen werdenkann Andererseits lauft die einseitig naturwissenschaftlich ausge-richtete, rein positivistisch orientierte Organmedizin des WestensGefahr, sich in einer Uberspezialisierung zu verzetteln, was demPatienten nicht immer zuträglich ist Wir kennen dies aus westli-chen Kliniken, wo man anstelle eines kranken Menschen nur nocheinen Magen, einen Tumor, eine Gallenblase, eine Struma odereinen Blutdruck behandelt, das Ganze also zugunsten eines ein-zelnen verdrangt und den Patienten auf ein bloßes Symptom re-duziert Auf lange Sicht hat eine solche Medizin natürlich keineChance Diese Medizin ist es auch, die bei der Kritik der westlichenÖffentlichkeit am Arztestand das eigentliche Ärgernis bildet,selbst wenn das nicht immer explizit zum Ausdruck kommt Hierlagen die Möglichkeiten einer Ergänzung zwischen modernerwestlicher und traditioneller chinesicher Medizin, die ich Ihnenheute am Beispiel der chinesischen Phytotherapeutika darzustel-len versucht habe Es gibt eine Vielzahl chinesischer Präparate,von denen unsere Patienten im Westen profitieren konnten Zuvorbedarf es einer eingehenden Prüfung all dieser Medikamente an-hand westlicher wissenschaftlicher Methodik, die in der Bundes-republik Deutschland durch das Bundesgesundheitsamt in Berlinbeaufsichtigt wird Arzte, die chinesische Medikamente bereits

jetzt in ihrer Praxis verwenden mochten, können dies legal aufdem Wege über eine Apotheke tun, die die betreffenden Heilmittelin China oder in Hongkong für einen bestimmten Patienten be-stellt Dabei ist es natürlich schwierig, wertvolle von nutzlosenPräparaten zu unterscheiden, und so wird die Verordnung traditio-neller chinesischer Heilmittel bei uns vorläufig noch zu den thera-peutischen Ausnahmen gehören

Literatur1 Shen-Nung Ben-Cao-Jing Neuausgabe Internationaler Buchverlag

Hongkong 19762 Li Shi-Chen Ben-Cao Gang-Mu Neuausgabe Commercial Press,

Hongkong 19743 Zhong-Yi Fang-Yao-Xue Hrsg vom Guang-Dong Zhong-Yi Xue-

Yuan, Canton 19764 Schnorrenberger C C Lehrbuch der chinesischen Medizin für westli-

che Arzte Die theoretischen Grundlagen der chinesischen Akupunkturund Arzneiverordnung, Stuttgart 1978

5 Schnorrenberger, C C, Klang Ching-üen Klassische AkupunkturChinas (Huang-Di Nei-Jing Ling-Shu) Des gelben Kaisers Lehrbuchder inneren Medizin, 2 Teil Stuttgart 1974

6 Schnorrenberger, C C Chinesische Medizin In Wörterbuch medizi-nischer Grundbegriffe Herderbucherei, Freiburg 1979

7 Schnorrenberger, C C Der Stellenwert traditioneller chinesischer undmoderner westlicher Diagnostik, Phys Med Rehab 5 213-219,1977

Anschrift des Verfassers Dr med Claus C Schnorrenberger, DeutschesForschungsinstitut für chinesische Medizin, Silberbachstraße 10, D-7800Freiburg

A. Lehmacher Statt synthetischer weiblicher SexualhormoneNaturdrogen mit Hormonwirkung

ZusammenfassungDie Technik und Chemie dehnen sich immer schnellerund breiter aus, auch im arztlichen Bereich. Ob immerzum Vorteil? Das betrifft u. a. das Sexualhormon östro-gen. Immer öfter wird davor gewarnt, mit Recht. Einweibliches Sexualhormon, Phytoestrol, bestehend auspflanzlichen Drogen bringt nur Nutzen, keinen Scha-den, vergl. Urteil z. B. aus der Tübinger Univ.-Frauen-klinik.

SummaryTechnical and chemical sciences extend their respec-tive realms more and more, a Statement also valid inmedicine. Is this always an advantage? E.g. and amongother drug problems, this question arises when dealingwith the sex hormone estrogen. The number of warn-ings of it is growing, which is fully justified. A femalesex hormone, phytoestrol, consisting of herb drugs,brings but advantage, without being potentiallynoxious - compare, e.g., medical opinion from theTübingen Gynaecological University Clinic.

Natura sanat,medicus curat

Chemie und Technik sind in erstaunenerregender Entwicklung zueinem unentbehrlichen Sem und Haben der Kultur-Menschheitgeworden, auch des Arztes, zu seinem unübertrefflichen Nutzen,nur zu seinem Nutzen"? Bezüglich Chemie hat schon vor Jahr-zehnten der bedeutende Berliner Kliniker Heubner gesagt: DieMedizin steht im Banne der ChemieDie Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft gab imDeutschen Arzteblatt 1978/22/1306 bekannt Sie berat, wie derArzt mögliche Risiken eines erforderlichen Hormonersatzes we-gen khmakerischer Ausfallerscheinungen nach dem Stand unse-rer heutigen Erkenntnisse so weit wie möglich vermeiden kannDer deutsche Frauenarztekongreß 1978 sagt Die Qstrogenbe-handlung sei mit erhöhtem Krebsrisiko verbunden Das fand be-sonderes Interesse bei den mehr als 2000 TagungsteilnehmernImmer noch gelte, was Butenandt 1933 sagte, nämlich daß allekörpereigenen prohferationsfordemden Stoffe, auch östrogen, alsKo-Karzinogene gelten

Einige Aussagen aus einem Aufsatz „von Feministinnen"1 „EineArztin sagt, von Seiten der breiten Ärzteschaft scheine keinerleiWille zur Selbstkritik zu sein Die Vorwurfe haben alle ihre Wurzelnin dem Erlebnis des rein wissenschaftlichen fachbezogenen Ab-

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Lehmacher Weibliche Sexualhormone

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laufs des Kontaktes zwischen Arzt und Patient vom ersten Arztbe-such bis zur Operation' Eine andere Arztin sagt „Ich als Arztinund als Frau meine Es lohnt sich, doch mal ganz offen hinzuhö-ren Die Homöopathie, derer sich die Frauen auch bedienen, ist altund die Akupunktur noch alter Beides hat seine Daseinsberechti-gung" Ferner sagt ein Arzt „Hexengefluster Die Frauen gehennicht gern zum Frauenarzt Man sollte überlegen, was wir bessermachen können, um das Vertrauen zu gewinnen" Endlich sagteine Patientin „Seit über einem Jahr war ich bei einigen Gynäko-logen in Behandlung wegen Pilzinfektion Die wiederholte Be-handlung mit Antibiotika war ohne Erfolg Ich wandte mich schließ-lich an die Feministinnen, wurde aufgeklart, Behandlung mitMilchsaurestabchen oder Joghurt, innerhalb von 8 Wochen hatteich eine normale Scheidenschleimhaut Diese vorparacelsischeEmpfehlung wird hoffentlich bald aufgegriffen, weil sie wenigerUnheil anrichtet als die moderne Chemotherapie'Daher sollte ein Ostrogenersatz bis zur Klarung der Sachlage nurbei entsprechender klarer Indikation erfolgen Das bedeutet eineAnerkennung verdiendende Begründung, daß seit der Conter-gan-Tragodie von 1959 bis 1962 maßgebliche Stellen in ihrenGutachten vorsichtig geworden sind Dem Arzt konnte das imDrange der Sprechstunde als ein bürokratisches Diktat bei demheutigen Bedarf an Östrogenen erscheinenEine begründete Aussage zum Thema hat Prof Engelhardt, Chef-arzt der 3 Medizinischen Klinik in Kiel veröffentlicht Bei 20,6%wurden Nebenwirkungen von Medikamenten festgestellt bei 4Patienten war eine medikamentöse Nebenwirkung wesentlicheTodesursache, bei 7 Fallen kam es zu schwerem Herzversagenunter Östrogenbehandlung eines ProstatakrebsesWie weltweit über Östrogene diskutiert wird, besagt der in biologi-scher Therapie bekannte Dr Weiß in Berichten über pflanzlicheHeilmittel Sie stehen wieder im Vordergrund, allerdings beim Lai-en mehr als beim Arzt

Pflanzliche Heilmittel stehen wieder im Vordergrund

In einer Pressekonferenz der Apothekerkammer heißt es, der Laiesei interessiert an naturgemäßen Heilmitteln und man wolle einenillustrierten Ratgeber über Heilpflanzen kostenlos abgeben DieSchulmedizin solle sich das spottische Lachein bezuglich Natur-heilkunde abgewöhnenIn Polen besteht seit 1947 ein Institut für HeilpflanzenforschungDie Erfolge der Volksmedizin beruhen nicht nur auf Suggestionsondern auf Erfahrung vieler Jahrhunderte Tatsächlich gibt esPflanzenstoffe mit HormonwirkungIn diesem Zusammenhang seien die heute reichlich diskutiertenNebenwirkungen der Pille erwähnt Statt derselben trinken Wild-volker 6 Monate einen Aufguß von Lithospermium In Tibet verhü-tet die Erbse Schwangerschaft, wenn sie als Hauptteil der tägli-chen Nahrung reichlich genossen wird Ähnliches wird über Indienberichtet Aber die meisten Arzte und Patienten wünschen eine si-chere Sofortwirkung Die pflanzlichen Hormone halt man für zufal-lig So denkt man auch bezüglich der Homöopathie, eine in kurzeüber die Welt verbreitete Lehre (Lehrstuhle in Indien und Amerika,wesentlicher Teil der Antroposophie) Aber woher nehmen, sagtder übliche Arzt, denn der Arzneimittelunterncht kennt nur wissen-

schaftliche Aussagen über künstlich hergestellte Medizin, pflanzli-che überhaupt nicht mehr das war einmal Ein Institut für Phyto-chemie der Freien Universität Berlin sagt, daß aus dem Samendes Granatapfels, bekannt als uralte Fruchtbarkeitsdroge, Ostro-gen isoliert wurde Ostrogenstoffe fand man in Klee und Rhabar-ber Das Medikament Phytoestrol von Muller, Goppingen, enthaltaußer Hopfenextrakt Rapontizin der türkischen RhabarberwurzelZum Thema sei mein Fall von Cusft/ng-Syndrom kurz bespro-chen, dessen Behandlung entgegen dem Rat von zwei innerenKliniken Bestrahlung oder Operation, ohne Stahl Strahl undkünstliche Hormone, drei normale Schwangerschaften und Ge-burten, danach normale Regel und Gesundheit als Erfolg erlebte26jahnge Tochter eines Gutsbesitzers, nie Regelstörung, nachund wahrscheinlich infolge Abbruch eines Ehegelobnisses seit 5Jahren Amenorrhoe Gesicht Hals, Schultern gedunsen, blaurot,deutlicher Bart, an Armen und Beinen fast handtellergroße psona-sisartige Flecken Blutdruck 180/100, Protemune, Esbach 2,5,einzelne Ery, BSG 2/8 Cholestnn 250, Blutbild und übriger Befundnormal Therapie Phytoestrol, nach 4 Wochen normale Regel undseitdem regelmäßig (3 Zyklen Phytoestrol, außerdem betontepflanzliche Rohkost bis zu 5 Reistagen nacheinander und Rohobstdazu, Hydrotherapie, Homöopathie, zwischen und nach denSchwangerschaften normale Regel und allgemein gesund

Urteile über Phytoestrol

Nun folgendes wissenschaftliche Urteil über Phytoestrol aus derUniversitats-Frauenkhnik Tubingen Knorr, Lehr und Probst be-richten Mit Rapontizin, Bestandteil des Phytoestrol, aus der türki-schen Rhabarwurzel laßt sich mit derselben gleichen Sicherheiteine Blutung hervorrufen wie mit anderen Hormonen Die Verträg-lichkeit ist im Gegensatz zu synthetischen gut, es eignet sich füralle Indikationsgebiete der Follikelhormonbehandlung Die östro-genwirkung des Hopfens, 2 Teil des Phytoestrol wird zwar nichtweiter besprochen jedoch sei bemerkt, daß Hopfenpfluckennnenschon nach einigen Tagen Blutungen haben und daß Hopfen nach/W/en-Do/sy-Test die meisten Östrogene enthalt (Koch undHeim) Nun sei zum Thema Agnolyt, (Madaus, Köln) hergestelltaus Agnus castus, erwähnt Die alten Bezeichnungen „Keusch-lamm und .Monchpfeffer weisen auf das Genitale hinFolgender Fall aus meiner ambulanten Praxis sei erwähnt 25 jah-nge Regel stets sehr unregelmäßig, alle 6 bis 10 Wochen, zeit-weise stark bis zu zwei Wochen Dauer, seit der BerufsaufnahmeRegel starker, Dauer 6 bis 8 Wochen, zunehmende allgemeineSchwache, Nervosität Kältegefühl Alle mögliche anderseitigeBehandlung erfolglos, auch eine Ausschabung VerordnungAgnolyt ohne Unterbrechung tägliche Bewegung draußen, min-destens eine Stunde, Fußwechselbader Zunehmende Besserungder Regel und allgemein nach 4 Monaten nach schriftlichem Be-richt, fast normale Menstruation Dieser Fall ist naher von mir be-schrieben zum Thema, Funktionelle Blutungen" und die Ursachesei in einer Störung der zentralen Zyklus-Regulation zu sehenDen Beweis erbrachte Haller Agnolyt bremst die Produktion desfollikelstimuherenden Hormons FSH steigert die Ausschüttungdes luteinisierenden und luteomammotropen Hormons LH undLMTH (bestens bewahrt zu Bruststillung), also eine pflanzliche

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Podszus Biologische Vollwertkost Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Droge, die kein Hormon ersetzt aber wohl die Produktion derOvarhormone reguliertZur Bestätigung diene folgendes Zwei Falle der eigenen Praxismit deutlicher pramenstrueller Mastodynie wurden mit Agnolyt ge-heilt Ferner folgende Falle von Albus 24jahnge, pramenstruellerHerpes an Lippen Zahnfleisch, Mundschleimhaut, (flussige Kost)Besserung bei Regelbeginn Vielfaltige Therapie ohne jeden Er-folg Heilung mit Agnolyt, Auslaßversuch positivEin anderer Fall Vor der Regel Entzündung beider Knie, Heilungmit Agnolyt, nach Auslaßversuch RezidivMit diesen Besprechungen über Phytoestrol und Agnolyt durfteder Inhalt des Themas bewiesen sein Außer diesen beiden für dieFrauenheilkunde im Vordergrund stehenden Naturdrogen gibt eseine Anzahl solcher Medikamente z B VincaminausVincaminor,über das etwa 300 Arbeiten vorliegen (Störung der Hirndurchblu-tung)

Folgende Aussagen von Schreiber bezüglich östrogen im Rheini-schen Kammerblatt (Die Östro-Genasfuhrten) möge derenschnelle Verbreitung erklaren Die deutsche Frau fand endlich ih-ren sie verjungenden Liebe und Wohlbefinden ungeahnt stei-gernden, Ehe- und Lebensbedrangnisse losenden Retter Deramerikanische Frauenarzt Wilson, wendiger Damendoktor, ver-steht zu fabulieren Sein Buch war Anlaß zu Massenverordnungenvon Östrogen Die Illustrierte , Quick' hat ihr Geschäft mit denMemoiren des Damendoktors zu machen verstanden EnglischerTitel „Femina for ever', deutsch „Die vollkommene Frau" Dar-aufhin erzeugte die Pharmaindustrie eine Unzahl von syntheti-schen Ostrogenen Einige Jahre früher war das dem Frauenarztbekannte einzige Östrogen Progynon erfunden worden Eine dies-jährige internationale Tagung über Krebsvorsorge sagt Ostrogensteht unter dem verstärkten Verdacht, Krebs zu erregen

Endlich durften folgende Behauptungen aus einer Arbeit von Her-get mit dem Thema Zusammenhang haben Unsere chemiebela-stete Nahrung (Weißmehl, Zucker, erhitzte Fette) ist reich an Cho-lestenn und arm an Östrogen Umgekehrt ist die östliche Nahrungreich an Östrogen und arm an Cholestenn Größter Teil der östli-chen Nahrung ist ungeschälter Reis und andere Pflanzenkost DieFolgen sind die zunehmende männliche westliche Sterilität, dieöstliche Fruchtbarkeit, westlich zunehmende Fibromyoadenoma-tose der Prostata Letztere ist im Osten fast unbekannt, ganz un-bekannt bei Tieren außer den Haushunden, deren Nahrung diegleiche wie die ihres Herrn ist Rohe Pflanzenkost, besonders kaltbereitete Fette, enthalten reichlich Ostrogen Nach Grandel hatMaiskeimol 4000, Olivenöl 400, raffiniert 25, Schmalz 10 EinheitenOstrogen pro kg Mauseeinheiten Hergets Behauptungen findendeutliche Bestätigung durch Kaiser und Schneider „Das Korpus-karzinom ist gemäß der Arbeit der Munchener Frauenklinik sie-benmal häufiger als in Osaka/Japan Ferner bestätigt dies Haki-mova für Fibromyome ist Verminderung der östrogene typischDer „Club of Rome", sein Problem Menschheitsentwicklung,warnt vor Übersteigerung der Technik Die Warnung sollte auchdie Chemie betreffen

Unebenheiten dieses Aufsatzes möge man dem 90jahngen AutorverzeihenErste internationale Tagung in New York zur Krebsvorsorge, ver-anstaltet von der Deutschen Krebshilfe mit der American HealthFoundation, eines der wichtigsten Ergebniss Ostrogen-Medi-kamente können Uteruskrebs hervorrufen (Teilnahme von 53Wissenschaftlern aus USA, Kanada, Europa, Japan)

Anschrift des Verfassers Dr A Lehmacher Roteichenweg 8, D-5000Köln 80

w. Podszus Der therapeutsiche Wert biologischer Vollwertkost*

ZusammenfassungLaßt Eure Nahrungsmittel so naturlich wie möglichsein. Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein.Wenn diese aber durch Kontamination mit Bioziden,Uberdungung, durch technische Manipulationen undfalsche Küchenverarbeitung ihren biologischen Wertverloren haben, sollte man umdenken und nach Wegensuchen, wieder zur gesunden Urnahrung - zum Le-bensmittel, das allein Leben zu vermitteln in der Lageist - zurückzufinden. Und diese Nahrung kann nur voneinem Boden kommen, der in den ökologischen Kreis-lauf der Natur eingeschlossen ist; dann hat sie thera-peutischen Wert.

SummaryFood ought to correspond to nature as much as possi-ble. Your food ought to be your medicine, too. When,

however, our food has lost its biological values throughcontamination with biocides, overfertilizing, technicalmanipulations and wrong cooking to think over the nu-tritional traditions and to search for ways of a return tothe sound primaeval nourishment, food as a means oflivelihood which alone keeps life going on. And thisfood can but come from a soil included into the Systemof natural ecological circulation, only then food willagain be of therapeutical value.

Der Wert oder die Qualität der Ernährung ist sehr vielschichtig undlaßt sich nicht durch einige wenige Fakten beschreiben Einigeseien aufgezahlt

1 Handelsklassen,

* Meinem verehrten Lehrer Lothar Straßburg gewidmet

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Podszus, Biologische Vollwertkost

2 der industrielle Verarbeitungs- oder Gebrauchswert,3 der biologische Wert4 das Nahrungsintegral, ein Begriff von Bircher-Benner,5 die sinnvolle Zusammensetzung von Eiweiß, Kohlehydraten

und Fett,6 diese Komposition in Verbindung mit den lebenswichtigen Zu-

satz- oder Inhaltsstoffen und andere Versuche einer Begriff-serklarung werden die lebensspendende und Heilwirkung derNahrung niemals erklaren können

Die analytischen Methoden haben immer Grenzen Kollath sagteeinfach „Laßt die Nahrungsmittel so natürlich wie möglich sein "Das „Nahrungsintegral" definiert diesen Ausspruch wie folgt Esist eine Wirkungs- und Nahrungseinheit, die Bewertung für einNahrungsmittel, das aus der Natur stammt und seine naturgebun-dene Organisation noch voll enthalt in Form von Nahrfaktoren,Wirk- und Spurenstoffen, Vitaminen, Biokatalysatoren, Mineral-salzen, Aromastoffen, Fermenten, Eiweißgehalt und -qualitat, so-wie anderen noch unbekannten Bestandteilen oder Faktoren, diebei der Verdauung, Assimilation usw eine Rolle spielen

Biologischer und therapeutischer Wert

Schuphan hat den ernährungsphysiologischen und Glatzel denbiologischen Wert an die Spitze gestellt Welche Faktoren aberbeeinträchtigen diesen biologischen und damit therapeutischen

— Wert unserer Nahrungsmittel''I Die Luftverunreinigung, sie ist ungeheuer! Pro Jahr regnen

ca 20 Millionen Tonnen Fremd-, Schad- und radioaktiveStoffe auf die Erde nieder

II Die Art der Nahrungsmittelherstellung1 Die Monokulturen erfordern eine kunstliche oder mine-

ralische Düngung Damit kommt es zu erheblich größe-rer Anfälligkeit gegen Insektenbefall und Pflanzen-krankheiten usw

2 Diese alleinige mineralische Düngung berücksichtigtO nicht, daß die Pflanzen ca 70 Stoffe zu gesundem

Wachstum benotigen Sie sind anfälliger3 Hierdurch ist wiederum eine Behandlung mit sogenann-

ten Pflanzenschutzmitteln erforderlich4 Die fehlerhafte technische Bearbeitung des Bodens, die

das ökologische Gleichgewicht der einzelnen Erd-schichten zerstört,

5 und damit den Humusboden neben anderen noch zuerwähnenden Faktoren abbauen

6 Die Überweidung, wodurch die Nutzpflanzen vollständigaufgebraucht werden und dann die Tiere minderwertigernährt werden

7 Die „Fleischproduktion" in Tierfabriken

III Die z T jahrelange Lagerung (notwendig durch Überpro-duktion), die erhebliche Wertverluste nach sich zieht

IV Die industrielle „Veredelung' mit Hinzufugen von zahlrei-chen naturfremden, chemischen Stoffen Es handelt sichhier um Konservierungs-, Schonungs-, Bleichungs-, Bega-sungsmittel (z B Blausaure), Emulatoren, Stabilisatorenu v a Mittel, die nach Prof Becker die Vitamine, die Ami-

no-Schwefelgruppen und die Doppelbindungen der unge-sättigten Fettsauren zerstören

V Das unsachgemäße Verarbeiten in der Küche, z B durchKochen mit Weggießen des Kochwassers, Ubersalzen,mangelnde Wurzkunst der Hausfrau, Genußmittelmiß-brauch usw

VI Aus dem Verpackungsmaterial können unerwünschteFremdstoffe in die Nahrungsmittel gelangen

VII Die radioaktive Bestrahlung kann zu Schädigungen vonErbgut und Fertilitat,zu Krebs, Leukämie u a Erkrankungenfuhren

Die Mengen an Pestiziden

Zu diesen Punkten ist noch einiges zu sagen Die Hochstmengen-verordnung besagt, daß pro Gramm ein Zusatz von chemischenMitteln in einer Größenordnung von 1 100 000 und darüber, alsoD 5 bis D 6 unbedenklich seien Das ist vorzugsweise an Rattengeprüft worden Wir wissen von der homöopathischen Behand-lung, wie gut D 5 oder D 6 schon bei 3 mal 1 Tablette helfen kön-nen Stellen wir uns einmal vor, wie die Einnahme von 1000 (1000gr Nahrung pro Tag) mal D 5 oder D 6 wirken Vor dem langsamenTod haben die Menschen bei der fast abergläubischen Einstellungzur Wissenschaft keine Angst Die schleichenden Vergiftungensind aber das Unberechenbare Denn es ist bekannt, daß derKrebs von der ersten Zellatypie bis zur Entdeckung 10 bis 15 Jahrebenotigt Die Kumulation und Speicherung im Fettgewebe undKnochen, sowie die sehr lange Halbwertzeit sind ja bekannt Werhat je darüber geforscht, welche Wirkungen diese Pestizide, derenMetabohten mit anderen chemischen Substanzen auch Medika-mente haben

Schuphan stellt fest „Absolute Behauptungen wie Dieser oderjener Pestizidruckstand ist in der vorgeschriebenen Menge garan-tiert unschädlich, können und sollen wir nicht aufstellen Wir wis-sen heute, daß, wenn zwei bestimmte Pestizide zusammenkom-men, sich ihre Wirkung vervielfachen kann Außerdem ist bekannt,daß Dosierungen, die jahrelang als völlig unschädlich galten, nichtselten korrigiert werden mußten, weil sich erwies, daß die Stoff-wechselprodukte von Pflanzenschutzmitteln viel giftiger waren alsdie Pflanzenschutzmittel selbst Für diese Anzahl von Möglich-keiten der Kombinationen hat Eichholtz den Begriff „toxische Ge-samtsituation ' geprägt Über 1 Million Tonnen Biozide sind in denletzten 20 Jahren über die Erde verteilt worden Trotzdem ist dieVernichtung der sogenannten Schädlinge nicht gelungen, im Ge-genteil Inzwischen gibt es - die Zahl wird verschieden angegeben- 180 bis 240 absolut resistente Schadinsekten, darunter warenbereits 1971105 Übertrager gefährlicher Krankheiten wie Malana,Gelbfieber, Filanosis und Beulenpest, und die nützlichen, das öko-logische Gleichgewicht einhaltenden, sind umgebracht wordenUnsere wichtigsten Helfer — die insektenfressenden Singvogel —wurden und werden Jahr um Jahr in einem anderen Krieg, vorwie-gend in Italien, um 250 bis 300 Millionen dezimiert Allein diesejährlich fehlenden Vogel konnten in einem Monat ca 45 Millionenkg Insekten fressen Um das auszugleichen, müssen Zehntau-sende von Tonnen Gift über die Lande verteilt werden Man denkeauch hier an den Kostenfaktori Eine weitere Verminderung der

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Podszus, Biologische Vollwertkost Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg

Vogel tritt durch die Insektizide selbst ein „Der stumme Früh-ling" ruckt naher'Welche Auswirkungen sind nun auf Menschen durch Biozide be-kannt oder wahrscheinlich'?

1 Arbeitsunfähig oder sogar getötet durch die Einwirkung vonSchädlingsbekämpfungsmitteln wird jedes Jahr etwa 1/2 Mil-lion Menschen

2 Aplastische Anämien bis zur Panmyelophtise,3 Abnahme der Erythrozyten,4 Anstieg des Kaliumspiegels5 Absinken der Adenosintriphosphatataktivitat,6 Cholestennasehemmung,7 Impotenz mit Keimdrusenbeeintrachtigung,8 Augenstorungen,9 Leberschaden Die häufigste Infektionskrankheit ist heute die

Hepatitis, möglich auf der Basis der Vorschadigung durch Al-kohol und Insektizide

10 Über eine toxische Hepatose ist eine Schwächung der Im-munabwehr denkbar hier liegen sehr interessante Untersu-chungen aus Taschkent vor

11 Der Verdacht einer Karzinogenese ist durchaus gegebenNicht umsonst verlangen praktisch alle Krebsbehandler ausdem naturheilkundlichen Lager eine biologisch einwandfreieNahrung In Amerika ist die häufigste Todesursache für Kin-der der Krebs Und die allgemeine Malignomhaufigkeit nimmtweiter zu Nach Krokowski sind wir in den letzten 25 Jahrenkaum einen Schritt bezuglich einer Erfolgssteigerung derFunf-Jahres-Uberlebensraten weitergekommen Jährlich er-kranken 200 000 Menschen in Deutschland neu an Krebs DieInsektizide sind Ferment- und Stoffwechselgifte, und sie wir-ken gegen Kleinstlebewesen aber auch alle anderen Tiereeinschließlich Saugetiere schädlich Leukämie induzierendeKarzinogene, teratogene und mutagene Wirkungen werdenimmer wieder beschrieben

12 Die Schädigung des ZNS ist eine der schwerwiegenden Fol-gen Die synthetischen, organischen Phosphorverbindungensind Derivate des Nervengases Tabun Durch Cholestenna-sehemmung kommt es zu einer Anreicherung von Azetylcho-lin Hiermit zu einer Uberaktivitat des Nervensystems NachKontakt mit Organphosphorverbindungen sind schizophre-nieahnliche Symptome aufgetreten EEG-Veranderungensind durch Aldrin und Dieldnn beschrieben worden

DDT ist ein Nervengift

DDT ist zwar bei uns verboten, aber nach wie vor im Wasser inPflanzen und Tieren festzustellen Es ist ein ausgesprochenesNervengift Die Anreicherung in der Nahrungskette bis zum Men-schen ist bekannt Das Zwischenglied „Tier' ist zum Teil schwergeschadigt Ob nicht die große Zunahme von vegetativ nervösen,von Verhaltensstörungen bis zur psychiatrischen Krankheit auchmit der wachsenden chemischen Kontamination zusammen-hangt?

Der ungeheure Kostenaufwand auf dem Sektor Gesundheit welt-weit hat zu keiner entscheidenden Krankheitseindammung ge-

fuhrt Es muß aber irgendwo begonnen werden, am besten anPunkten die wir persönlich andern können„Laßt Eure Ernährung so natürlich wie möglich sein'"Prof Gottschewski fordert mit vielen anderen, besonders denKrebsbehandlem, eine radikale Abkehr von allen schädlichen Zu-sätzen Rachel Carson nennt sie „Elixiere des Todes'

Biologischer Landbau

Diese bisher aufgezeichneten Probleme wurden sich völlig erübri-gen wenn man zum ökologischen Landbau zurückkehrte Wirwurden außerdem Millionen Tonnen Ol und sehr viel Energie ein-sparen Der Bauer gibt im Durchschnitt, außer für Düngemittel, bisca DM 300,-pro Hektar für Insekten- und Unkrautvertilgungsmit-tel aus Die vielen Milliarden DM für Subventionen zur Lagerungund Vernichtung der Überproduktion kommen zu dieser immen-sen Rohstoffverschwendung hinzu Biologischer Landbau ist vielbilliger auf lange Sicht, und gesunder'Neben der Biozidkontammation wird der Wert der Nahrung durchUberdungung gemindert und z T kommt es zu gefährlichenSchädigungen von Boden, Pflanze und Mensch Es ist hier an dasÜbermaß von Stickstoff zu denken, wodurch es nach Schuphan zugroßer Anfälligkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten und Schäd-lingsbefall, vermindertem Geschmack, Haltbarkeit von Obst, Ge-müse und Kartoffeln kommt Ebenfalls werden Nährwert und Ge-halt an Mineralstofien reduziert, und es kommt zur Vermehrungvon Schadstoffen Die Erkrankungen von Säuglingen bis zum töd-lichen Ausgang sind allgemein bekannt In unbiologischen Men-gen angewendet wird nicht nur der Humusboden aufgezehrt, son-dern es werden die Flusse und das Grundwasser erheblich verun-reinigt Wenn Stickstoff im Übermaß zugeführt wird, gehen dieentsprechenden Mikrosymbionten des Bodens zugrunde DiePhosphatuberdungung und Phosphatlebensmittelzusatze bewir-ken eine Bindung von Spurenelementen durch Komplexbildun-gen, und die Mineralien werden durch Fermentumfunktiomerungin die Zellen fehl eingelagert

Was glauben wir nun, mit der Uberdungung zu gewinnen? DieMengenertrage sind zu steigern, aber nicht die Qualität, und jedeQualitätsminderung, z B bei Eiweiß, die das pflanzliche-biologi-sche Gleichgewicht stört, ist mit gesundheitlichen Risiken verbun-den Durch einseitige mineralische Düngung enthalten die Nah-rungsmittel zu wenige oder keine Spurenelemente und Mineralienmehr Es braucht nicht erwähnt zu werden, welche Bedeutungdiesen Nahrungs-Erganzungsstoffen als Biokatalysatoren zu-kommt Bei deren Mangel oder Fehlen finden sich schwere ge-sundheitliche Schaden Holtmeier hat sich bei der Abklärung eini-ger dieser Krankheiten sehr verdient gemacht Zu den Vitaminensei nur folgendes Zitat von Heepe erwähnt „Im Gegensatz zumkunstlich hergestellten Gemisch meist synthetischer Substanzenliegen die Vitamine im Lebensmittel in ihrem ursprünglichen Ver-teilungsverhaltnis vor, stabilisiert durch verschiedene Schutzstoffebegleitet von Mineralien, Eiweißen, Lipiden, Kohlehydraten, vielenanderen Wirkstoffen und Bausteinen der Pflanzenzelle, mit denensie z T in vielfaltiger Wechselbeziehung stehen "

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Viele Ernährungslehren

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Es gibt zahlreiche Ernährungslehren Sie haben unbedingt in Ein-zelfallen ihre therapeutische Bedeutung Sie hier isoliert zu be-trachten, wurde über das Thema hinausgehen Jedoch solltenauch diese Nahrungen den Grundatz der biologischen Wertigkeitund Naturbelassenheit berücksichtigenNach dieser notwendigen Vorschau betrachten wir die einzelnenNahrungsgruppen A) Eiweiß B) Kohlehydrate C) FettWelches Eiweiß ist am wertvollsten? Muß der Mensch unbedingtFleisch essen? Das kann mit ,,nem" beantwortet werden Welchenegativen Aspekte, die es bei rein pflanzlich ernährten Menscheneinfach nicht gibt, müssen wir beim Fleischverzehr berücksichti-gen? (Besonders beim übermäßigen Fleischverzehr)

I 1 Antibiotikaruckstande mit Resistenzbildung,2 Hormonbeifugungen,3 Pestizidruckstande (bis 71,7% - Pfeilsticker - ) ,4 Kontamination mit anderen Substanzen wie Arsen, Blei,

Hg und anderen Schwermetallen, Schilddrusenhemm-stoffen, NN-Hormonen, Tranquilizern, Nitrosammen mithöchstem Gehalt in Speck und Schinken u a ,

5 Virusdepots, d h 2 bis 3 Monate halten sich Viren imFleisch trotz Tiefkühlung, (.Schweinegrippe")

Damit ist die beste Therapie das Weglassen des Fleisches'II Direkte Auswirkungen auf den Organismus

1 Ubersauerte Stoffwechsellage, wodurch es zu einemdeutlichen Leistungsabfall in der Muskulatur kommt, derbei Alkahsierung wieder aufgehoben wird

2 Übermäßige Harnsaurebildung,3 Entstehung von toxischen Eiweißzerfallsprodukten wie

Skatol, Indol, Phenol usw, deren Durchwanderungdurch die Darmwand vermittelst Oberflachenentspan-ner möglich wird

4 Überwiegen von Faulnisbaktenen,5 Obstipationsneigung,6 Nach Fleischgenuß kommt es zu Kapillarspasmen in der

Peripherie,7 Starker Bluteinstrom in den Bauchraum nach der Mahl-

zeit mit Kreislaufstörung bei Gefährdeten,8 Das Fleisch ist nicht frisch sondern fermentativ verän-

dert, es ist „Tierleichenfleisch"IM Der moralisch-ethische Gesichtspunkt darf nicht unberück-

sichtigt bleiben Die meisten Tiere werden in unwürdigsterWeise in Tierfabriken gezüchtet

IV Der weltwirtschaftliche Faktor bezüglich Ernährung ist fürdie Menschheit zukunftsentscheidend Für den Umwegüber das Tier benotigt man ca 7mal so viel Land wie für eineäquivalente Menge an pflanzlichen Nahrungsmitteln

Der Eiweißbedarf

Wenn der Eiweißbedarf zusatzlich durch Fleisch gedeckt werdensoll, welches ist in erster Linie zu gestatten? Dasjenige von natür-lich aufgewachsenen und möglichst mit biologisch einwandfreiem

Futter versorgten Tieren, sonst vom Lamm, Hammel, Jungwildund Rind Über die Schadwirkungen von Schweinefleisch hatReckeweg einen beachtenswerten Artikel geschrieben „Schwei-nefleisch und Gesundheit"Eine besondere Verirrung ist dieAf/cins-Diat als ideale Vorausset-zung für das Entstehen von Herz-Kreisiauf-Krankheiten, GichtuswDas Fischeiweiß ist hochwertig, aber die Kontamination der Bin-nengewässer und Meere mit Schadstoffen aller Art ist beängsti-gendMit dem pflanzlichen steht das Milcheiweiß - am besten aus biolo-gischer Erzeugung - an der Spitze der Wertigkeit Aus ungekoch-ter Milch haben die Menschen früher ihre Mundsymbionten rekru-tiert, wir konnten es heute auch mit Demeter-Milch tun Kefir undJoghurt sind selten zu essen Diese beiden Arten werden mit anta-gonistisch starken Keimen angesäuert und sind nicht echt imDarm ansiedlungsfahig Sie können die physiologische Flora ver-drangen Homogenisierte Milch ist in der Lage, die feinsten Kapil-laren kurzzeitig zu verschließen und z B pektanginose Anfallehervorzurufen

Das pflanzliche Eiweiß ist, wenn es ,,so natürlich wie möglich" ge-nossen wird, in Qualltat dem tierischen ebenbürtig, vor allem inden Körnerfrüchten, mit Ergänzung von Soja, Nüssen und Hülsen-früchtenÜber Fett ist nicht sehr viel zu sagen, es sollte vorwiegend pflanzli-cher Herkunft sein aus kaltgepreßten Ölen mit ausreichend Gehaltan ungesättigten Fettsauren, welche eine besondere Stoffwech-selaktivitat besitzen Also Sonnenblumen-, Maiskeim-, Distel-,Leinöl Ein Anteil Butter, auch wegen der fettlcslichen Vitamine,aber frische, am Herstellungstage abgepackte, ist nützlich

Die Bedeutung der Kohlenhydrate

Kohlenhydrate mußten in Form von Vollkornerzeugnissen geges-sen werden Bruker hat den Begriff geprägt,, Zucker zaubertKrankheit herbei" Die beste Gesundheits- und Vitalrtatskonserveist ohne Zweifel das unversehrte Korn Bruker und Schnitzer ha-ben das größte Verdienst, auf diese Urnahrung besonders hinzu-weisen Im Vollkorn entspricht die natürliche Proportion zwischenKohlehydrat und Eiweiß nach Heupke ungefähr der der Mutter-milch Der Keimkorper ist Trager von Vitaminen, Fett, Spurenele-menten, Mineralien, Enzymen, Phytohormonen, Aroma- und an-deren Wirkstoffen Er hat von allen Nahrungsmitteln den größtenpositiven Einfluß auf die Zellatmung ,, Besser in Korner, als vorzei-tig ins Gras beißen" schrieb Prof Dickerson Damit wird von ihm-wie jetzt von vielen anderen - ein Hinweis auch auf die Wertigkeitder Ballast- oder Faserstoffe gegeben Die Hyperhpidamie dasKolon-Ca , die Divertikulose, das Colon imtabile, Hiatushemien,Obstipation, Hamorrhoiden, Variköse, auch Diabetes mellituskönnen durch Verzehr von Nahrungsmitteln mit ausreichend Bal-laststoffen verhindert oder gebessert werdenAn erster Stelle der Vollkornnahrung sollte der Brei aus fnschge-mahlenem - in der Steinmuhle - Korn von biologischem Anbaustehen, am gunstigsten aus Weizen, Hafer, Roggen, Gerste,Buchweizen, Hirse, Mais An zweiter Stelle das Brot' Dieses mög-lichst nur von biologischem Korn, denn im Rahmen der EWG sindallein über 100 Zusatzstoffe für die Brotherstellung zugelassen

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Am besten man backt es selbst aus frischgemahlenem Korn. Dennes werden im Rahmen des Mahlprozesses zur Herstellung der üb-lichen Backwaren aus dem vollen Korn 35 lebensnotwendigeWirkstoffe ausgesondert.Der Zuckerverzehr hat große Ausmaße angenommen, und es sindrelative Vitaminmangelzustände häufig zu beobachten. Nur durchvollwertige Kohlenhydrate wird der Glykogengehalt der Muskula-tur ausreichend aufgefüllt. Denken wir da an die gewaltigenMarsch- und Kampfleistungen der altrömischen Truppen, ermög-licht durch den Genuß des Fladenbrotes. Den größten biologi-schen Wert auch bezüglich Infektabwehr haben wir von dem un-gekochten Brei zu erwarten, weil hier die Redoxsysteme, Fermen-te, Eiweiße, Vitamine und andere Wirkstoffe nicht durch die Hitzezerstört oder verändert werden. Es sei an die Poffengerschen Kat-zenversuche oder an Kollaths Mesotrophielehre erinnert.

Der Wert der Kartoffel

Die Kartoffel, vorrangig als Pellkartoffel, und der ungeschälte Reishaben ebenfalls einen hohen Stellenwert.Die naturbelassen erzeugte Frischkost nimmt neben der Vollkorn-nahrung in der therapeutischen Wertigkeit den ersten Platz ein.Sie ist eine Heil- und Dauerkost mit vielfältigen Funktionen, vondenen nur einige hervorgehoben werden können. Die Bircher-Schule führt an: Normalisierung des Blutdrucks (Besserung bei fi-xiertem, arterio-sklerotischen oder nephrogenem), Abnahme derBlutviskosität bei ausreichender Zufuhr von blattgrünen Salaten,Anstieg des Hb-Gehaltes. Das grüne Blatt enthält „eingefangenenSonnenschein". Die blutchemischen Werte bessern sich, Haut-krankheiten heilen, Magen- Darm-, besonders Leberkrankheitenund Obstipation sind günstig zu beeinflussen, der Eiweißbedarf istgeringer (ein hoher Eiweißbedarf scheint ein Beweis für fehler-hafte Ernährung zu sein, nach Kollath). Seeger stellt fest, daß esdurch Rohkost zu einer optimalen Vermehrung der Zellatmungkäme. In vielen Pflanzen befinden sich Spuren von antibiotischenSubstanzen, z. B. in allen Kressearten, Meerrettich u.a. Die fibri-nolytische Aktivität des Blutplasmas wird durch Zwiebelgenuß ge-steigert. In Orangenölen fand man starke antimikrobielle Wirkstof-fe. Die roten Beete gehören unabdingbar in die Diät Krebskrankerwegen ihrer vielen Wertanteile, besonders des Farbstoffes.Diese Fakten mögen genügen, um darauf hinzuweisen, daß dienicht manipulierte Frischkost mit dem Vollkorn die beste Gesund-heiteversicherung ist, die es gibt. Das sind im wahrsten Sinne desWortes „Lebensmittel". Sie sollte möglichst viele Anteile vonPflanzen über der Erde und unter der Erde enthalten, und sie istvor den Mahlzeiten zu genießen.

Zur Rohkost gehört auch Obst. Es ist nicht mit Gemüse und des-sen Säften in einer Mahlzeit zu essen. Biologisch einwandfreieFrüchte sind vorzuziehen, da bis 40 chemische Behandlungen ineiner Saison vorgenommen werden.„Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein" sagte einstH/p-pokrates. Aber Heilmittel mit zu vielen Nebenwirkungen haben ei-nen fragwürdigen Wert. Die Nahrung muß auf einem gesundenBoden gewachsen sein, welcher in den ökologischen Kreislauf or-ganisch eingeschlossen ist. Die biologische Landwirtschaft ver-sucht offensichtlich, ihre Maßnahmen den Bedürfnissen des sich

selbst regulierenden Ökosystems anzupassen. Auch eine Über-düngung mit Mineralien beeinträchtigt neben den Bioziden dieHumusflora und die Qualität des entsprechenden Nahrungsmit-tels. Mansholt sagte einmal: „Chemische Mittel und Kunstdüngerzüchten dumme Bauern. Wenn wir so weitermachen, können wirdie Weltbevölkerung nicht mehr ernähren. Wenn wir mit biologi-schen Mitteln arbeiten, werden wir immer Landwirtschaft betrei-ben können. Solange es Sonne, Wasser, Boden und Mikroorga-nismen gibt, werden wir ein ökologisches Gleichgewicht habenund ständig produzieren können."

„Wir Menschen können auf die Dauer niemals gesünder sein alsalle die Organismen, von denen wir leben, und es kann dem Men-schen nicht gut gehen, wenn seine Haustiere krank und unfrucht-bar, seine Kulturpflanzen nicht widerstandsfähig gegen Virus undInsekt sind, ja es kann letzten Endes dem Menschen nicht gut ge-hen, wenn es dem Organismus Muttererde schlecht geht. Das istdas Geheiminis biologischer Güte." (Rusch)

Die Güte der biologisch-dynamisch erzeugtenLebensmittel

Wie kann man diese Güte biologisch-dynamisch erzeugter Le-bensmittel gegenüber konventionellen feststellen?

1. Die Eiweißqualität und oft der prozentuale Anteil sind besser.2. Die Fermentaktivitäten sind ausgewogener und führen zu we-

niger schnellem Verderb.3. Der Vitamin-C-Gehalt ist höher.4. Die Saftausbeute und -qualität sind bei Gemüse besser.5. In der Kupferchloridkristallisation zeigen die Produkte einen

größeren Reifegrad, der einem sonnengewachsenen Nah-rungsmittel entspricht. Dazu steht im Gegensatz die künstlichgedüngte Nahrung, die Bilder wie bei Schatten- oder Treib-hausgewächsen zeigt, oder wie man sie bei höherem Verwel-kungsgrad findet.

6. Das Getreide hat eine um 4 bis 6% höhere Mehlausbeute undbessere Backqualität. Der Klebergehalt liegt bis 16% über demDurchschnitt.

7. Die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten und Insektenbefall ist deut-lich herabgesetzt.

8. Die genetische Kraftreserve der Pflanzen ist stärker, denn ver-schiedene üblich erzeugte Feldfrüchte sind nicht mehr fort-pflanzungsfähig.

9. Durch die höhere Futterqualität und Fortfall der chemischenMittel ist der Viehbestand vitaler, damit sowohl das Fleisch alsauch die Milch besser und gesünder und die Fruchtbarkeit grö-ßer.

10. Ausgewogener Mineralstoff- und Spurenelementgehalt.11. Die Kontamination mit den eingangs angeführten Zusatzstof-

fen zur Nahrung entfällt.12. Der ernährungstherapeutische Wert ist dadurch ohne Zweifel

bedeutend höher.

Die Ernährung ist nicht ein in Kalorien o. a. technischen Einheitenmeßbarer Energieprozeß, sondern vermittelt Gesundheit und Le-ben. Dieses Leben in einem gesunden Organismus stellt ein kom-pliziertes System von sich selbst und gegenseitig steuernden Re-

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gelkreisen dar, die alle Lebensfunktionen innerhalb der Grenzeneines natürlichen Fließgleichgewichtes halten. Die erste und wich-tigste Bedingung ist dabei, daß über die Ernährung alle notwendi-gen Substanzen zugeführt werden, welche diese Regelsystemezu ihrem Funktionieren brauchen, und daß alle jene Stoffe fernge-halten werden, die ihr Funktionieren beeinträchtigen - exogeneHomotoxine - (Schnitzer).

Wenn dem menschlichen Organismus in kranken Tagen dieseVollwertkost angeboten wird, bekommt er alte Bausteine, sichselbst zu regenerieren, zu gesunden und gesund zu bleiben. Ei-nige Fallbeschreibungen mögen das erläutern:1. Frau R., eine 1971 20jährige Patientin mit schwerer Hepatitis,lag 2 Monate im Krankenhaus. Mäßige Besserung. AmbulanteBehandlung einschließlich Kur in Kissingen mit den üblichen Le-bertherapeutika und relativ guter Kost änderte für 3 Jahre nichts anden Befunden und dem Befinden. Erst mit Eröffnung eines Deme-ter-Ladens und Genuß biologisch dynamischer Ernährung, min-destens zur Hälfte als Rohkost, und vielen Breigerichten brachteohne Medikamente nach 2 Jahren vollständige Normalisierungder Befunde.

2. Frau B., eine 37jährige Patientin, hatte durch verschiedenepsychosomatische Umstände mit Mangelkost eine Anämie von48% Hb. Da sie Eisen in jeder Form ablehnte, und mir bekanntwar, daß sie in Österreich ein Ferienhaus besaß, empfahl ich ihr,dort hinzufahren und jeden Tag so viel eßbares Grün roh zu sich zunehmen, wie sie konnte. Nach 6 Wochen war der Hb-Gehalt auf70% angestiegen, und die Patientin war wohlauf.

3. Während eines Urlaubes habe ich mich mit meiner Frau bereiterklärt, bei den Wirtsleuten (wir waren derzeit die einzigen Gäste)zu essen, wenn diese meine Belehrung annähmen. Die Wirtinhatte eine schwere Obstipation mit verschiedenen homotoxikolo-gisch bedingten Krankheitssymptomen wie Migräne, Rheuma,Kreislaufstörungen, Fettsucht usw. Ihr Mann litt an rezidivierendenMagenulzera, ebenfalls Kreislaufstörungen, vegetativer Labilität,depressiven Verstimmungen usw. Nach 3 Wochen Vollwertkost,die der Mann bereits nach einigen Tagen gut vertrug, waren alle

Krankheitssymptome bei dem Ehepaar überwunden, und die 3Kinder verlangten von ihrer Mutter bei unserem Abschied, daß siesie genau so gut ernähren müsse wie zu unserer Zeit. Die Suchtnach Süßigkeiten war bei ihnen auch in dieser kurzen Zeit ver-schwunden.

Diese Fälle ließen sich weiter vermehren. In meiner Praxis betreueich seit 15 Jahren im Durchschnitt 800 Patienten. Die Krankheits-statistik sieht entsprechend einer strengen Führung ganz andersaus als in üblichen Praxen; auch hier seien nur einige Beispieleerwähnt: Trotz hohen Altersdurchschnitts treten im Jahr nur etwa 1Infarkt, 1 Apoplexie, selten Leberzirrhose, Cholezystiden, Panka-tiden, Hyperlipoproteinämien, Ulcera ventriculi et duodeni, Koliti-den, Grippepneumonien und Thrombophlebitiden auf, es gibt nur2 Patienten mit fixiertem Hypertonus, die erst kürzlich übernom-men wurden. In 15 Jahren hatte ich nur eine erst vor 3 Jahrenübernommene Patientin mit Diabetes mellitus, peripheren Duch-blutungsstörungen und Gangrän. Die Krebshäufigkeit ist wesent-lich niedriger und die Ca-Mortalität unbedeutend (1 Patient mit 80,1 Patient mit 87 Jahren in den letzten 2 Jahren). Im gleichen Zeit-raum sind 31 Patienten verstorben mit einem Durchschnittserle-bensalter von 80,6 Jahren. Herausgenommen sind hier 1 Patientmit einem schweren Herzvitium und Transposition der großen Ge-fäße und 1 Patientin mit primärbiliärer Zirrhose, zu der Prof.Schettler sagte, sie wäre die Patientin mit der ihm bekanntenhöchsten Überlebenszeit, was nur auf die biologische Vollwertkostzurückzuführen wäre.

Man darf nun aber aus der Ernährungslehre keine Weltanschau-ung machen und extreme Strenge verlangen, dann wird man viel-leicht einzelne Spitzenerfolge haben, jedoch niemals die er-wünschte Breitenwirkung. Auch sollte nicht erwartet werden, daßdie Ernährung allein lebenserhaltend ist. Der Mensch lebt nichtvon Brot allein, sondern auch von geistigen Dingen, Freude, psy-chischen Anteilen, Luft und Bewegung, die neben der Nahrungentscheidend iür Wohlbefinden und Wohlergehen sind.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. W. Podszus, Steglitzer Damm 8,D-1000 Berlin 41.

Viele Symptome-eine Ursache: Magnesium-Mangel

MAGNESIUM VERLA®verhindert Mangel-Zustände bei Diätkuren, chronischem Aikohotabusus, bei Einnahme von Kontrazeptiva,zur Therapie bei nächtlichen Wadenkrämpfen, latenter Tetanie, stenokardischen Beschwerden,zur Prophylaxe bei Calciumoxalatstein-Diathese

Zusammensetzung: Dragees: 1 Dragee enthalt mono Magnesium L-diglutamat 100 mg Magnesiumcitrat tert 3 H2O 230 mg Magnesiummkotinat 5 mg Magnesium-Gehalt 3.3 mval(40 mg) Konzentrat: 1 Beute! (5 g) enthalt mono-Magnesium-L diaspartat 1803 mg Aneurmnitrat (Vit BD2mg Riboflavin (Vit B2) 3 mg Pyndoxm-HCI (Vit B6) 3 mg. verdauliche Kohle-hydrate 2800 mg Magnesium-Gehalt 10 mval(121 56 m^ Ampullen- \ AmpuUe {\G m\\ enthalt mono-Magt\esvum-L-dAglulama\ \ 9 Magnesium-Gehatt 6 3mvaH77mg)Indikationen: Magnesiummangei bei Ernährungsstörungen Diät cnron Alkoholabusus wahrend der Schwangerschaft und Stillzeit bei Einnahme von Kontrazeptiva EklampsiePraeklampsie Spasmophihe latente und normolcalcamische Tetanie Myaig"ie nacht! Wadenkrampfe Spasmen zerebraler und penpherer Gefäße Migräne Adjuvans bei Cephalalgiestenokardischen Beschwerden essent Hypertonie Zur Prophylaxe bei Calciumoxalatstem Diathese Thrombosegefahrdung Myokardnekrosen bei Pankreatitis LeberzirrhoseHypercholestennamie Arte noskle roseKontraindikationen: Niereninsuffizienz Anurie ExsikkoseMg-Ampullen: Myasthenia gravis AV-Block Niereninsuffizienz Anurie Exsikkose Die Injektion von Magnesium Verla bei gleichzeitiger Herzglykosidtherapie ist nur in Fallen vonTachykardie bzw Tachyarrhythmie angezeigtNebenwirkungen: Bei zu rascher intravenöser Injektion kann es im Einzelfall zu Bradykardie Uberleitungsstorungen penpheren Gefaßerwetterungen Verschwinden des PateUarrefiexesund - im Extremfall - zur Atemlähmung kommen Diese Erscheinungen lassen sich durch intravenöse Caiciuminjektion sofort beheben

Handelsformen und Preise-50 Dragees DM 6 50 150 Dragees DM 16 15Konzentrat 20 Beutel DM 9 30 50 Beutel DM 20 95 3 Ampullen DM 4 60 10 Ampullen DM 14 10 VERLA-PHARM Arzneimittelfabrik 8132 TUTZING

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D. Müller-Plettenberg 85. Tagung der Deutschen Gesellschaft fürinnere Medizin in Wiesbaden vom 22. bis 26. April 1979

Das große Internistentreffen in der Wiesbadener Rhein-Main-Hal-le, bei dem fast 3000 Teilnehmer aus 20 Landern registriert wur-den, stand unter dem Vorsitz von W Gerok (Freiburg/Br), der fürseinen Festvortrag das Thema „ Grenzbereiche der gegenwarti-gen Medizin" gewählt hatte Hierbei setzte er sich u a mit den Be-langen von Wissenschaft und Gesellschaft auseinander die sichim Grenzbereich treffen und überschneiden Er ging davon aus,daß das Grundgesetz in seinem § 5 jedem Burger die Freiheit derwissenschaftlichen Forschung garantiert Völlige Unabhängigkeitder Wissenschaft von der gesellschaftlichen und politischen Um-welt wäre jedoch ein nostalgisches Mißverständnis dieses Ge-setzartikels Wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre Anwendunggreifen tief in gesellschaftliche Belange ein, die Aufwendungen derGesellschaft ermöglichen die Wissenschaft überhaupt erst Des-halb sei es verständlich und legitim, wenn politsiche Instanzenwelche die Gesellschaft repräsentieren, sich in die Belange derForschung einschalten und Forschungspolitik betreiben Hierbeiergeben sich einige schwierige Grenzbereiche, namhch die Set-zung von Prioritäten, die Beurteilung der Relevanz von For-schungsprojekten sowie die Planung der ForschungKongreßprasident Gerok erwähnte zwei eindrucksvolle Beispieleum zu zeigen, wie schwierig und problematisch die Beurteilung derwissenschaftlichen Relevanz von Forschungsprojekten sein kannBei zwei bahnbrechenden Entdeckungen, die spater mit dem No-belpreis ausgezeichnet wurden nämlich bei der Entdeckung desCitratzyklus durch Krebs und bei der Entdeckung des Prinzips derRadioimmuno-Assays durch Yalow und Berson wurden die er-sten Publikationen von den Fachberatern der entsprechendenwissenschaftlichen Zeitschriften abgelehntNicht weniger schwierig erweist sich ein prognostisches Urteilüber die gesellschaftliche Relevanz eines ForschungsprojektsAls Beispiel welches für viele steht, wurde die Erforschung derPolymorphie von Serumproteinen durch Blumberg erwähnt wel-che hinsichtlich der gesellschaftlichen Relevanz sicher zunächstnicht positiv beurteilt werden konnte, denn es war eine typische„Elfenbeinturm-Forschung" Diese Arbeiten haben aber zur Ent-deckung des Australia-Antigens gefuhrt und damit wahrscheinlichden Schlüssel für die Losung eines sozial eminent wichtigen Pro-blems geliefert, namhch der Beherrschung der Hepatitis B

Erkrankungen des Dünn- und Dickdarmes

Zu den Vortragen über Erkrankungen des Dünn- und Dickdarmesgehorte ein Beitrag von W Mohr (Hamburg) über infektiöse Darm-erkrankungen in den Tropen, die heute durchaus eine Rolle spie-len, nachdem so viele Menschen als Touristen oder aus berufli-chen Gründen in tropische und subtropische Gebiete fahren, dortunter anderen hygienischen und klimatischen Bedingungen lebenund auch Darminfektionen ausgesetzt sind Deren Problematikbesteht nicht zuletzt dann daß sie oft erst nach Ruckkehr zumAusbruch kommen und daß sie durchaus diagnostische Schwie-rigkeiten bereiten könnenVon der Amobiasis als der häufigsten tropischen Parasiteninfek-tion des Darmes muß man wissen, daß sie über längere Zeitasymptomisch bleiben kann, solange namhch die Infektion auf das

Darmlumen (Zysten- und Minutaformen von Entamoba histolytica)beschrankt bleibt Erst wenn zustazhche Noxen wie bakterielle In-fektionen, Diatfehler oder Abkühlung hinzutreten, entwickeln sichaus den Minutaformen die gewebsaggressiven Magnaformen, diedann zum Bild der Amobenruhrfuhren, welche mit blutig-schleimi-gen Durchfallen, diffusen Bauchschmerzen und Übelkeit, aberohne Fieber einhergeht Da die serologische Diagnostik im akutenStadium oft keine verlasshchen Resultate liefert, muß die Dia-gnose durch Untersuchung des Stuhls im frischen und gefärbtenPräparat gestellt werden Die bedrohlichste Komplikation derAmobenruhr ist der extraintestinale Befall, namhch der Leberab-zeß, der in etwa 20% der Erkrankungen zu erwarten ist, und mitFieber, schmerzhafter Lebervergroßerung Leukozytose und er-höhter BSG einhergeht Die Frühdiagnose einer extraintestmalenAmobiasis, für die neben der Rontgenuntersuchung auch dieSzintigraphie und Sonographie sowie serologische Methoden zurVerfugung stehen, ist besonders wichtig, weil bei rechtzeitiger Er-kennung ein operativer Eingriff in den meisten Fallen vermeidbarist, nachdem heute zur Behandlung des Leberabszesses potentePharmaka wie Clont, Dametin und Furamid compund zur Verfu-gung stehen

Der Vortrag von A L Blum (Zürich) über diätetische und medika-mentöse Behandlungsmoglichkeiten bei Darmleiden wurde we-gen Erkrankung des Autors von seinem Mitarbeiter A Sonnen-berg (Zürich) verlesen Zu den wesentlichen Behandlungszielenbei Dunndarmerkrankungen gehören die Verbesserung der Re-sorption von Kalorien, die Inaktivierung von Gallensalzen bei derchologenen Diarrhöe die Ausschaltung von Gluten und Laktosebei der einheimischen Sprue bzw bei Laktasemangel sowie dieBekämpfung einer bakteriellen Fehlbesiedelung

Der Wert der Kleie

Als relativ neu und praktisch bedeutsam wurde die diätetische Be-handlung mit faserreicher Kost, speziell mit Kleie, bezeichnet Bisvor wenigen Jahren galten Faserstoffe noch als Irritantien Heutewerden sie als Therapeutika eingesetzt, und zwar weil Verdachtbesteht daß eine ganze Reihe von Erkrankungen einschließlichAppendizitis, Karies, Kolonkarzinom Hermen, Hamorrhoiden undObstipation durch eine faserarme Ernährung verursacht oder zu-mindest begünstigt werden Durch eine Behandlung mit faserrei-cher Kost bzw mit Kleie kann der Druck im Kolon gesenkt werden,es kommt zu einer Erhöhung des Stuhlvolumens, was einer be-stehenden Obstipation entgegenwirkt, außerdem können dabeidie Beschwerden einer Divertikulose vermindert werden, ausneueren Untersuchungen geht hervor daß durch Kleie auch eineSenkung des Serumcholestenn-Spiegels erreicht werden kann

Die Osteoporose in der Diskussion

Im Rahmen einer Vortragsreihe über Knochenstoffwechsel- undKnochenerkrankungen aus internistischer Sicht kam u a F Kuh-lencordt (Hamburg) zu Wort, der sich mit der Osteoporose befaßte

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Phys Med u Reh 8/79, 20 Jahrg Muller-Plettenberg, 85 Tagung der Internisten

und eingangs daran erinnerte, daß der Knochen- und Kalzium-stoffwechsel enge Wechselbeziehungen zum Endokrinium, zumGastrointestinaltrakt und zu den Nieren aufweist Diese engen Be-ziehungen zwischen Knochenbilanz und Kalziumbilanz lassensich auch aus dem von Frost aufgestellten Nomogramm entneh-men Bei einer permanent negativen Kalziumbilanz von täglich200 mg muß mit einem Verlust an Knochenmasse von rd 6% imJahr gerechnet wrden

Bei der generalisierten Osteoporose unterscheidet man zwischeneiner primären und sekundären Form - je nach dem, ob die Atiolo-gie auch nach umfangreicher internistischer Untersuchung unge-klärt bleibt oder ob die Erkrankung eines anderen Organsystemsfür den Skelettprozeß verantwortlich gemacht werden muß Kuh-lencordt bemerkte hierzu, daß besonders die postklimaktenschebzw postmenopausische Osteoporose oft zu der Annahme verlei-tet, daß diese Begriffe eine ätiologische Bedeutung haben InWirklichkeit kennzeichnen sie aber nichts anders als den Zeitpunkt

/~\ der Diagnosestellung Damit solle nicht angezweifelt werden, daß^ die Abnahme der Ovarfunktion im Klimakterium durchaus für den

physiologischen Knochenverlust der Frau von Bedeutung istFrauen, deren Knochenmasse in dieser Phase jedoch unterhalbder physiologischen Schwankungsbreite liegt, haben definitions-gemaß eine Osteoporose, die nicht durch das Klimakterium zu er-klaren istWenn nach wie vor über Wert und Unwert einer Ostrogentherapiediskutiert wird, so resultieren die unterschiedlichen Auffassungennach Ansicht des Vortragenden in erster Linie daher, daß meist

— nicht klar definiert wird, ob bei den zu behandelnden Frauen wirk-lich ein Osteoporose im Sinne der Definition vorliegt, oder ob derVerlust der Knochenmasse noch im Bereich der altersentspre-chenden physiologischen Abnahme gelegen ist Dabei handelt essich nicht nur um einen graduellen Unterschied, sondern in einemFall um Gesunde und im anderen Fall um Frauen mit einer Osteo-porose ungeklärter AtiologieWie der Vortragende weiter ausführte, sind die therapeutischenMaßnahmen bei allen Formen der Osteoporose in erster Linie aufeine Positivierung der Knochenbilanz ausgerichtet, was entweder

O durch eine Stimulation der Formation, durch eine Bremsung derResorption oder durch eine Kombination beider Möglichkeiten er-reicht werden kann Für die Stimulation der Knochenneubildungsteht heute praktisch nur Natnumfluorid zur Verfugung Behand-lungsversuche mit Wachstumshormon brachten keine überzeu-genden Ergebnisse Derzeit laufen an der Hamburger Klinik Ver-suche einer Osteoporosebehandlung mit einem synthetischenFragment des Parathormons, dessen Effektivität derzeit abernoch nicht beurteilt werden kann Von allen anderen im Handel be-findlichen Medikamenten wie östrogenen, anabolen Steroiden,Kalzium i v oder Calcitonin kann nach den Ausfuhrungen vonKuhlencordt lediglich eine Bremsung der pathologischen Kno-chenresorption erwartet werden

Gastrointestinale Prostaglandine

Aus dem Vortrag von Frau B M Peskar (Freiburg/Br) übergastromtestinale Prostaglandine war zu entnehmen, daß diesezahlreiche und unterschiedliche Effekte auf verschiedene Funk-

tionen des Magen-Darm-Kanals ausüben Sie beeinflussen dieMuskulatur, die Sekretion, die Durchblutung und haben einen so-genannten zytoprotektiven Effekt, d h sie schützen die Schleim-haut des Verdauungskanals vor Ulzerationen Besonders genauuntersucht wurden dabei die Wirkungen von Prostaglandin (PG)der E- und F-Gruppe sowie in letzter Zeit diejenige von Prostacylin(PGk)Für den therapeutischen Einsatz von PG bei gastrointestinalen Ul-zera ist es bedeutungsvoll, daß eine Hemmung der Sauresekre-tion durch diese Hormone nicht Folge einer vermindertenSchleimhautdurchblutung ist, sondern daß die PG trotz Hemmungder Sauresekretion die Durchblutung der Mukosa sogar noch stei-gernNach den bisher vorliegenden Untersuchungsergebnissen halt esFrau Peskar für wahrscheinlich daß zumindest im Fall der medi-kamentös induzierten Ulzera (z B durch Aspirin oder Indometa-cin) einer verminderten Synthese endogener PG in der gastrointe-stinalen Schleimhaut eine pathogenetische Bedeutung zukommtIn solchen Fallen wäre ein Behandlung mit exogenen PG oderPG-Analogen eine Kausaltherapie Ob auch das nicht-medika-mentos bedingte Ulcus pepticum eine PG-Mangelerkrankung ist,laßt sich derzeit nicht sagen Immerhin scheint eine symptomati-sche Behandlung mit PG auch in solchen Fallen möglich Der end-gültige Stellenwert dieser Gewebshormone in der Physiologie undPathophysiologie des Verdauungstraktes muß jedenfalls erstnoch abgeklärt werden

Auflosung von Gallensteinen

Aus dem Vortrag von H J Weis (Bamberg) über Cholelithiasis undCholelitholyse war zu entnehmen, daß eine an Cholesterm über-sättigte Gallenblase die wesentliche Voraussetzung ist für die Ent-stehung von Gallensteinen Deren medikamentöse Auflosung ba-siert auf dem pathophysiologischen Prinzip, daß oral verabreichteGallensauren ebenso wie die in der Leber produzierten einementerohepatischen Kreislauf unterliegen Die Wirkungsweise derChenodesoxycholsaure (CDC) und auch der Ursodes-oxycholsaure (UDC) basiert darauf, daß diese einerseits zu einerHemmung der intrahepatischen Cholestennsynthese fuhren undandererseits den Gallensaurepool vergrößern, wodurch die ur-sprünglich mit Cholesterm übersättigte Galle soweit untersattigtwird, daß sich Cholesteringallensteme allmählich dann auflosenWeis bestätigte die Erfahrungen anderer Autoren, wonach Steineim Choledochus und in der Gallenblase, die großer sind als 2 cmim Durchmesser, für eine htholytische Therapie wenig geeignetsind Auch kalzifizierte Steine, Pigmentsteine sowie Cholestenn-steine in einer rontgenologisch nicht darstellbaren Gallenblasekönnen medikamentös nicht aufgelost werden Wenn diese undandere Kontraindikationen beispielsweise Hepatitis, Leberzirrho-se und Malabsorptionssyndrom beachtet werden, betragt die Er-folgsrate einer medikamentösen Gallenstemauflosung etwa 60 bis70%

G Mockel (Hamburg) vertrat den Standpunkt, daß bei der medi-kamentösen Steinauflosung das Prinzip des Nil nocere weitge-hend verwirklicht werden kann, da gravierende Nebenwirkungenbei der CDC-Behandlung nicht bekannt sind Allerdings kommt es

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bei etwa 20% der Patienten zu Erhöhungen der Transaminasen,die jedoch passagerer Natur sind. Abhängig von der CDC-Dosie-rung treten bei etwa einem Drittel der Steintrager wassnge Durch-falle im Sinne einer chologenen Enteropathie auf, die durchgleichzeitige Gabe von essentiellen Phospholipiden (EPL-Sub-stanzen) reduziert werden können. Störende Nebenwirkungen ei-ner CDC-Behandlung können auch durch additive Verwendungvon Beta-Sitostenn verringert werden, weil dadurch die taglicheCDC-Dosis gesenkt werden kann. Als Vorteil einer Kombinationvon CDC mit UDC gilt, daß letztere den sogenannten lithogenenIndex senkt, nicht lebertoxisch ist und außerdem zu einem gerin-geren Anstieg der Lithocholsaure fuhrt als dies unter CDC alleinder Fall ist. Um die Röntgenstrahlendosis im Verlauf einer Stein-auflösungskur herabzusetzen, sollten zur Verlaufsbeobachungregelmässige Ultraschallaufnahmen gemacht werden, bei denenGallensteine bis zu 5 mm Durchmesser als Binnenecho bzw. alsSchallschatten erfaßt werden können.

In zahlreichen Kurzvortragen des Wiesbadener Internistenkon-gresses, die in vier Parallelsitzungen abgewickelt wurden, wurdenu. a. Themen aus der Psychosomatik, der Gastroenterologie undOnkologie abgehandelt.

Psychosomatik bei der Lumbago

Frau M. Kutemeyer (Berlin) sprach über psychosomatischeAspekte bei Patienten mit Lumbago-Ischias-Syndrom (US), beidenen häufig das Ausmaß der Beschwerden durch den objektivenBefund nicht hinreichend erklärt werden kann. Deshalb wurde bei40 LIS-Patienten der Frage nachgegangen, ob psychosozialeFaktoren bei der Therapieresistenz und auch bei der Entstehungder Symptome eine Rolle spielen Bei der Mehrzahl dieser Kran-ken konnte eine auffallige Getriebenheit und Uberaktivität, zu-

gleich eine verborgene Unsicherheit festgestellt werden, die durchuberstrenge Selbstanforderung und durch „Uberaufrechthaltung"lange Zeit kompensiert wurde. Nach den Erfahrungen Frau Küte-mayer ist es zweckmäßig, diese Patienten, die aufgrund ihrerStruktur einer direkten Psychotherapie nicht zugänglich sind, zu-nächst durch Bettruhe und Wärme zu behandeln und dann durcheine Kombination von entspannenden physiotherapeutischenMaßnahmen und entlasteten Gesprächen den gestörten Rhyth-mus von Spannung und Entspannung wiederherzustellen. Da-durch gelingt es nicht selten, sich anbahnende klinische Besse-rungen zu beschleunigen und Rezidiven vorzubeugen, und es läßtsich auch in fraglichen Fallen ein eventuelle Operationsindikationsicherer stellen.

Das Colon irritabile

Die Langzeitprognose des Colon irritabile war das Thema von W.Rösch (Erlangen), der darauf hinwies, daß es sich hier um eineAusschlußdiagnose handelt, nämlich um eine funktionelle Erkran-kung mit Dickdarmbeschwerden ohne morphologisches Substrat.Bei 264 Patienten, bei denen vor 5 und mehr Jahren die klinischeDiagnose eines irritablen Kolons gestellt worden war, wurden dieklinsche Symptomatik, der weitere Verlauf sowie das Ansprechenauf therapeutische Maßnahmen analysiert. Dabei ergab sich, daßbei 50% der Erkrankten eine Besserung eintrat, die von ihnenselbst als spontan angesehen wurde, gleichzeitig aber verlagertensich die Beschwerden auf andere Organe und traten als Magen-symptome, funktionelle Herzbeschwerden oder Kopfschmerzen inErscheinung. 20% der Patienten waren bei der Nachuntersu-chung beschwerdefrei, bei etwa 1 /4 bestand die Symptomatik desColon irritabile (Wechsel von Durchfall und Obstipation mit undohne Schleim und Blutbeimengungen im Stuhl) weiter oder hatten

Stadium I und

Stadium II

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418 Phys Med. u. Reh. 8/79, 20. Jahrg.

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eher zugenommen. Von der Mehrzahl der Patienten werden diäte-tische und physikalische Therapiemaßnahmen als nicht praktika-bel bezeichnet, 26% von ihnen halten alle bislang durchgeführtenBehandtungsmaßnahmen 1ür nutelos.

Diagnostik des kolo-rektalen Karzinoms

Aus dem Vortrag von P. Frühmorgen (Erlangen) über Entwicklun-gen des kolo-rektalen Karzinoms im Hinblick auf moderne dia-gnostische Verfahren war zu entnehmen, daß der allgemeinenZunahme dieser Geschwulstform Fortschritte in der Prophylaxeund Diagnostik gegenüberstehen. Der modifizierte Gujak-Test (z.B. als Hämoccult-Verfahren) habe sich als eine aussagekräftigeVorsorgeuntersuchung zur Selektion von Risikogruppen erwie-sen, die einer weiteren Diagnostik zugeführt werden müssen.Durch die Polypektomie bestehe erstmals die Möglichkeit eineraktiven Karzinomprophylaxe im kolo-rektalen Bereich. Falls diemit modernen diagnostischen Methoden gemachten ErfahrungenAllgemeingut werden und sich die Koloskopie mit Polypektomieals Routinemethode allmählich durchsetzt, wird neben einer frü-heren Erkennung kolo-rektaler Karzinome auch eine Karzinom-prophylaxe möglich sein.

Neu Methode der Darmreinigung

Darmreinigung und eignet sich zur Vorbereitung für endoskopi-sche oder röntgenologische Dickdarmuntersuchungen. Zwar än-dern sich dabei die Serumnatrium- und Chloridkonzentrationengeringiügig, doch kommt es nicht zu wesentlichen Störungen desWasser- und Elektrolythaushaltes; die Darmpassagezeit verkürztsich ganz erheblich.Im Rahmen des Filmprogramms der Internistentagung 79 wurdeals Uraufführung der von N. P. Schenker für die Pharma-SchwarzGmbH/Monheim hergestellte Fortbildungsfilm „Die instabile An-gina pectoris" präsentiert, an dessen Gestaltung 18 Kardiologen,Kardiochirurgen, Physiologen und Pathologen aus 6 Ländern be-teiligt waren. Die wesentliche Aussage dieses Films besteht darin,daß ein Wechsel von stabiler zu instabiler Angina, der häufig durchSinustachykardien und/oder durch einen plötzlichen Blutdruckan-stieg eingeleitet wird, stets als Alarmsignal gewertet werden muß.Ein solcher Patient muß baldmöglichst stationär aufgenommen,intensiv überwacht und mit adäquaten Mitteln therapiert werden,um seinen Zustand zu stabilisieren und eine Progression zum aku-ten Infarkt hin möglichst zu verhindern. Diese Forderung wird miteindrucksvollen Zahlen begründet: Während etwa 7% aller Pa-tienten mit stabiler Angina pectoris jährlich einen Infarkt erleiden,liegt die Infarktquote bei den Kranken mit instabiler Angina pecto-ris zwischen 24 und 50%. Wenn ein Kranker außerhalb der Klinikeinen Infarkt erleidet bzw. nicht sofort eingeliefert wird, beträgt dieSterblichkeitsrate 70%; sie sinkt auf 20%, sofern der Infarktpatientbereits im Krankenhaus liegt. Aus dieser Differenz ergibt sich dieChance, die Sterblichkeit beim Herzinfarkt wesentlich zu verrin-gern bzw. sein Auftreten um Jahre hinauszuzögern.

K.Kiene (Düsseldorf) stellte dieintestinale Perfusion als Methodezur Darmreinigung vor. Hierbei erhalten die Patienten innerhalbvon 2 bis 3 Stunden über eine Magen- oder Duodenalsonde 5 bis 7Liter einer angewärmten Elektroytlösung. Eine solche Perfusionerweist sich als eine wirksame und zeitsparende Maßnahme zur

Anschrift des Verfassers: Dr. med. D. Muller-Plettenberg, HerzkamperStraße 1a, D-5600 Wuppertal 2.

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald

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Neue Apparate

Neues automatisches Blutdruckmeßgerät zur Selbstmes-sung

Bekannte Autoren fordern seit langem die Selbstmessung durchden Patienten und führen dafür folgende Gründe an:Die einmalige Messung in der Praxis hat lediglich Stichproben-wert. Erst die regelmäßige Messung

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Herausgeber:Zentralverband der Arzte für Naturhellverfahren e V , sowie die dem Zentralverband angeschlosse-nen Gesellschaften und ArbeitsgemeinschaftenInternationale Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll e V ,Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therapie nach Croon e VDeutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e VInternationale Medizinische Arbeitsgemeinschaft für Haematogene Oxydationstherapie e VInternationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e V ,Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e VDeutsche Gesellschaft für Thermographie e V ,Arbeitsgemeinschaft für SymbioselenkungArbeitsgemeinschaft für GesundheitsvorsorgeArbeitsgemeinschaft für Phytotherapie,Arbeitskreis für Homöopathie,krztegesellschaft 1ur NaUitheitoeriahren (Physiotherapie) e V Berlin

Schriftleitung:Dr med H Haferkamp, Am Eselsweg 81, 6500 Mainz 22, Tel 3 49 42,Dr med F R Weiß, Vogelherd 1, 7971 Aitrach/Wurtt,Dr med K Schimmel, von-Scheffel-Straße 3, 8210 Pnen/ChiemseeDr med K H Caspers, Hochrainstraße 50, 8399 Bad Fussing 1

Mitteilungen der Schriftleitung:Zuschriften mit Originalen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate redaktionelle Nachrichten undVerbandsangelegenheiten werden an Herrn Dr Haferkamp erbetenOriginalen und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert Die Schnftleitung be-halt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vorGrundsatzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommenAlle Manuskripte sind direkt an die Schnftleitung zu richten Grundsätzlich werden nur solche Arbei-ten angenommen, die vorher weder im Inland noch im Ausland veröffentlicht worden sind Die Ma-nuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig anderen Blattern zum Abdruck angeboten werden - Mit derAnnahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist die aus-schließliche Befugnis zur Wahrnehmung der Verwertungsrechte im Sinne des § 15 f des Urheber-rechtsgesetzes - Übersetzung, Nachdruck- auch von Abbildungen - , Vervielfältigung auf fotome-chanischem oder ähnlichem Wege oder in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funk- und Fernsehsen-dung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen-auch auszugsweise-sind nur mit schrift-licher Zustimmung des Verlages gestattet - Für den personlichen Gebrauch dürfen von Beitragenoder Teilen von diesen einzelne Kopien hergestellt werden — Jede im Bereich eines gewerblichenUnternehmens hergestellte Kopie dient im Sinne von § 54, Abs 2 UmG gewerblichen Zwecken undist gebührenpflichtig Die Gebuhr betragt DM -,40 je vervielfältigte Seite Sie wird entrichtet entwe-der durch Anbringen einer entsprechenden Wertmarke oder durch Bezahlung an die VG WORT,Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49,8000 München, von der weitere Einzelheiten zu erfragensind

Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an anderer Stelle veröffentlichtwerden- Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten die beim Abdruck dem Text vorgeschaltet

wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollte aber 10 Druckzeilen nicht überschrei-ten Die Schnftleitung wird ohne Kosten eine englische Übersetzung veranlassen, sofern Sie esnicht vorziehen, diese selbst zu verfassen

- Die Arbeit sollte von den Charaktenstika des mundlichen Vortrages befreit und noch vom Autor sobearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt

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Anzeigenverwaltung: Marhs Jess Postfach 120/140 D-3110 Uelzen 1

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Druck: Druckerei Karl Neef GmbH & Co Bahnhofstraße 25 3120 Wittingen

Diese Ausgabe umfaßt 52 Seiten und Umschlag

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