Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus...

99
Aus der Anästhesiologischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler Untersuchung zur Qualitätssicherung des intraoperativen Recurrensmonitorings bei operativen Eingriffen an der Schilddrüse Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Christina Saalfrank-Schardt aus Münchberg

Transcript of Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus...

Page 1: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

Aus der Anästhesiologischen Klinik

der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler

Untersuchung zur Qualitätssicherung des intraoperativen

Recurrensmonitorings bei operativen Eingriffen an der Schilddrüse

Inaugural-Dissertation

zur Erlangung der Doktorwürde

der Medizinischen Fakultät

der

Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

vorgelegt von

Christina Saalfrank-Schardt

aus Münchberg

Page 2: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler

Referent: Prof. Dr. med. S. Albrecht

Koreferent: PD Dr. med. J. Schmidt

Tag der mündlichen Prüfung: 13. September 2010

Page 3: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

Meinen Eltern

in Liebe und Dankbarkeit

gewidmet

Page 4: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung 1 1.1 Zusammenfassung 1 1.1.1 Hintergrund und Ziele 1 1.1.2 Patienten und Methoden 1 1.1.3 Ergebnisse 1 1.1.4 Praktische Schlussfolgerungen 2 1.2 Summary 2 1.2.1 Introduction 2 1.2.2 Patients and methods 2 1.2.3 Results 3 1.2.4 Conclusion 3

2. Einleitung 4

3. Grundlagen 6 3.1 Das Organ Schilddrüse 6 3.1.1 Geschichte der Schilddrüsenchirurgie 6 3.1.2 Anatomie von Schilddrüse und Kehlkopf 8 3.2 Die Schilddrüsenoperation 11 3.2.1 Operationsindikation 11 3.2.2 Operativer Zugang 12 3.2.3 Resektionsverfahren 13 3.3 Recurrensmonitoring 15

4. Fragestellung und Zielsetzung 20

5. Patienten und Methoden 21 5.1 Patienten 21 5.1.1 Ein- und Ausschlusskriterien 21 5.1.2 Retrospektive Hauptgruppeneinteilung 21 5.2 Narkoseeinleitung und Narkoseaufrechterhaltung 22 5.3 Präoperative Vorbereitungen 24 5.4 Chirurgisches Vorgehen 24 5.5 Durchführung des IRM 25 5.6 Postoperativer Verlauf 26 5.6.1 Versorgung im Aufwachraum 26 5.6.2 Postoperatives HNO-Konsil 26

Page 5: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

5.7 Material und Geräte 27 5.7.1 Die Tubusoberflächenelektrode 27 5.7.2 Der Xomed®-Tubus 30 5.7.3 IRM / Neurosign® 100 32 5.8 Definitionen 33 5.8.1 Definition der Recurrensparese 33 5.8.2 Der Bodymass-Index 33 5.8.3 Der Cormack-Lehane-Score 34 5.8.4 Muskelrelaxantien 34 5.9 Datenauswertung, Datenerfassung und Statistik 35 5.9.1 Auswertung der HNO-Befunde gemäß dem Score von Chilla 35 5.9.2 Statistik 37

6. Ergebnisse 38 6.1 Beschreibende Statistik 38 6.1.1 Patientenkollektiv 38 6.1.2 Alter und Geschlecht des Gesamtkollektivs 39 6.1.3 Gruppenbildung aus dem Gesamtkollektiv 40 6.1.4 Demographische Daten der Studiengruppen 41 6.1.5 Postoperative Diagnosen und Resektionsverfahren 42 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit vom Einsatz verschiedener Muskelrelaxantien 47 6.2.3 Pareseraten in Abhängigkeit von Resektionsverfahren und postoperativen

Diagnosen 48 6.2.4 Pareseraten in Abhängigkeit von demographischen Merkmalen 49 6.3 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich 52 6.3.1 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich innerhalb der

Studiengruppen 53 6.3.2 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von

der Tubuskategorie 55 6.3.3 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von

demographischen Merkmalen 56 6.3.4 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit vom

Cormack-Lehane-Score 57

Page 6: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

7. Diskussion 58 7.1 Recurrensparese 58 7.1.1 Recurrensparese im Gesamtkollektiv 59 7.1.2 Anästhesie- und monitoringbedingte Einflüsse auf die Pareserate 61 7.1.3 Chirurgisch und demographisch bedingte Einflüsse auf die Pareserate 65

7.2 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich 67 7.2.1 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich innerhalb des

Gesamtkollektivs 68 7.2.2 Einflüsse der Tubusart auf die Schwere der postoperativen Veränderungen /

Läsionen im Kehlkopfbereich 72

8. Anhang 74 8.1 Der ASA-Score 74

9. Literaturverzeichnis 75

10. Abkürzungsverzeichnis 86

11. Abbildungsverzeichnis 89

12. Tabellenverzeichnis 89

13. Danksagung 91

14. Lebenslauf 92

Page 7: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

1

1. Zusammenfassung 1.1 Zusammenfassung

1.1.1 Hintergrund und Ziele

Intraoperatives Recurrensmonitoring (IRM) ist ein Standardverfahren zur

Überwachung des Nervus laryngeus recurrens und trägt zur Senkung der

Pareserate bei. Ziel dieser Arbeit war der retrospektive Vergleich der Rate an

Recurrensparesen und Läsionen im Kehlkopfbereich beim intraoperativen

Reccurrensmonitoring mittels separater Magstim®-Oberflächenelektrode und

Xomed®-Tubus, sowie die Untersuchung von Faktoren, die ein erfolgreiches

und nebenwirkungsarmes Neuromonitoring beeinflussen könnten.

1.1.2 Patienten und Methoden

In eine retrospektiven Analyse konnten die Daten von 188 Patienten

eingeschlossen werden, die sich einer Schilddrüsenoperation unterziehen

mussten. Alle Patienten waren sowohl präoperativ als auch postoperativ zur

Erhebung eines morphologischen und funktionellen Stimmbandbefundes

einer laryngoskopischen und stroboskopischen Kontrolle durch einen HNO-

Arzt unterzogen worden. Aus diesen Befunden wurden die Rate der

postoperativen Recurrensparesen und das Auftreten von postoperativen

Kehlkopfveränderungen nach Chilla ermittelt und mit dem durchgeführten

Recurrensmonitoring korreliert.

1.1.3 Ergebnisse

Die Rate an postoperativen Recurrensparesen betrug im Gesamtkollektiv der

vorliegenden Arbeit 2,74% bezogen auf 329 gefährdete Nerven (NAR:

„Nerves at risk“), ohne dass anästhesiologische oder operative

Risikofaktoren statistisch signifikant abzugrenzen waren. Die Wahl der

Tubusgröße hatte keinen Einfluss auf die postoperative

Recurrenspareserate. Beide Elektrodensysteme waren vergleichbar

zuverlässig. Mehr als 95% aller Nerves at risk konnten detektiert werden. Der

Xomed®-Tubus war jedoch im Vergleich zur separaten Magstim®-

Tubusoberflächenelektrode signifikant häufiger mit keinen bis lediglich

geringstgradigen postoperativen Kehlkopfveränderungen assoziiert.

Page 8: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

2

1.1.4 Praktische Schlussfolgerungen

Abweichend zu Ergebnissen aus anderen Kollektiven war die

Recurrenspareserate bei Rezidiv- und Malignomchirurgie nicht erhöht. Beide

untersuchten Elektrodensysteme erschienen in der Zuverlässigkeit und der

Rate der Nervendetektion als gleichwertig. Es zeigten sich jedoch

signifikante Vorteile des Xomed®-Tubus im Bezug auf postoperative

Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich. Obwohl der Xomed®-Tubus

teurer als die separate Klebeelektrode ist, scheint sein Einsatz vorteilhaft zu

sein, da neben dem Vorteil für den Patienten unter Umständen auch die

Folgekosten für eventuell nötige Nachuntersuchungen reduziert werden

können.

1.2 Summary

1.2.1 Introduction

The intraoperative nerve monitoring is a standard method to monitor the

recurrent laryngeal nerve (RLN). It helps to reduce the rate of postoperative

laryngeal nerve palsy. The aim of this study was to compare retrospectively

the rate of recurrent laryngeal nerve palsy and the lesions in the laryngeal

region when either the separate Magstim®-surface electrode or the Xomed®-

tube with integrated electrodes was used for nerve monitoring. Furthermore

we analysed possible factors that might support successful monitoring with

minimal side-effects.

1.2.2 Patients and methods

188 consecutive patients undergoing thyroid surgery were included in a

retrospective study. All the patients underwent a laryngoscopical and

stroboscopical vocal cord examination by an ear, nose and throat specialist

before and after the operation to assess the larynx. The rate of postoperative

laryngeal nerve palsy and the incidence of postoperative damage of the

laryngeal region according to Chilla have been analysed. The morphological

and functional findings of the larynx, the incidence of postoperative laryngeal

nerve palsy and the postoperative damage to the laryngeal region were

assessed and analysed.

Page 9: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

3

1.2.3 Results

Postoperative nerve palsy occurred in 2,73% of the 329 nerves at risk (NAR).

There were no significant risk factors for nerve palsy related to anesthesia or

surgery. The type of the electrode-system did not influence the rate of

postoperative nerve palsy. Both types of electrode-systems were comparably

reliable. More than 95% of all nerves at risk could be detected. However,

compared to the separate Magstim®-surface electrode the Xomed®-tube

was significantly associated with no or minimal postoperative lesions in the

laryngeal region.

1.2.4 Conclusion

Deviant from results of former studies, the rate of postoperative laryngeal

nerve palsy in patients with recurrent diseases or malignant tumors was not

elevated. Both electrode-systems seemed to have similar reliability.

However, there was a significant advantage of the Xomed®-tube related to

postoperative damage of the laryngeal region. Though the Xomed®-tube is

more expensive than the separate surface electrode, the avoidance of follow-

up costs of laryngeal damage might be an economic counterbalance.

Page 10: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

4

2. Einleitung Pathologische Veränderungen der Schilddrüse stellen ein häufiges

Krankheitsbild in Deutschland dar. Etwa jeder zweite Erwachsene über 45

Jahren leidet an einer krankhaften Veränderung der Schilddrüse (30). Je

nach Art der Erkrankung, sowie der Größe und Lage des Befundes kann eine

Schilddrüsenerkrankung entweder konservativ mittels medikamentöser

Therapie behandelt werden, oder aber eine chirurgische Intervention wird

notwendig. Jährlich werden in Deutschland etwa 80.000 bis 120.000

operative Eingriffe an der Schilddrüse vorgenommen (87). Dabei stellt die

anatomische Nähe der Schilddrüse zum N. laryneus recurrens (NLR) ein

besonderes Gefährdungspotenzial für iatrogene Verletzungen des Nervs dar:

2-3% aller Schadensersatzansprüche bei chirurgischen Eingriffen in

Deutschland betreffen Patienten nach Strumaoperation und werden fast

ausnahmslos aufgrund einer Schädigung des N. laryngeus recurrens gestellt

(55).

Im Bereich der Schilddrüsenchirurgie gehört es daher seit Jahren zum

operativen Standard, den Nervus laryngeus recurrens im OP-Situs zu

identifizieren, um temporäre und permanente Nervenschädigungen durch

Verletzung der Nervenstruktur zu vermeiden. Diese Nervenschädigungen

können mehr oder minder schwerwiegende Folgen haben: Diese reichen von

postoperativer Heiserkeit und Dyspnoe bis hin zur totalen Aphonie und

Erstickungsgefahr bei beidseitiger Stimmbandparalyse.

In der Literatur (37,67) wird die Häufigkeit bleibender Recurrensparesen bei

Schilddrüsenoperationen zwischen 0,5% und 2% angegeben, sofern der N.

laryngeus recurrens intraoperativ identifiziert wurde. War dies nicht der Fall,

so erhöhte sich die Anzahl der permanenten Nervenschäden sogar auf bis zu

9%.

Wesentlich häufiger sind passagere Recurrensparesen, die – abhängig von

Operationstechnik, Art und Größe des Befundes – vor allem bei malignen

Schilddrüsenerkrankungen und Rezidivstrumen bis zu 20% ausmachen

(20,52).

Page 11: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

5

Diese Zahlen machen deutlich, welch wichtigen Stellenwert die zuverlässige

Identifizierung des N. laryngeus recurrens besitzt.

Um dem Operateur die Identifizierung des Nerven im Operationsgebiet zu

erleichtern, wird seit Jahren das elektromyographische Monitoring des

Nervus laryngeus recurrens angewandt. Das Prinzip beruht darauf, dass die

als Nerv vermutete Struktur mit Strom stimuliert wird und das evozierte

Elektromyogramm der Kehlkopfmuskulatur erfasst und über eine

Signalverstärkung in akustische oder optische Signale umgewandelt wird, die

dem Operateur eine sichere Identifikation der Nervs ermöglichen.

Auch im chirurgischen Department des Universitätsklinikums Erlangen wird

das Recurrensmonitoring als Standardverfahren bei Eingriffen an der

Schilddrüse eingesetzt.

Zur Ableitung des EMG-Signals wurde an der Anästhesiologischen Klinik

zwischen 1998 und 2008 ein Spiraltubus mit separat aufgeklebter Magstim®-

Tubusoberflächenelektrode verwendet.

Die Anwendung der Tubusoberflächenelektrode etablierte sich in den

darauffolgenden Jahren als leicht anzuwendendes Standardverfahren, das

von allen Anästhesisten im Routine-OP-Betrieb bei Eingriffen an der

Schilddrüse eingesetzt wurde.

Im Februar 2008 wurde der Spiraltubus mit separat aufgeklebter

Tubusoberflächenelektrode an unserer Klinik von einem neu eingeführten

Spiraltubus mit integrierter Tubuselektrode, dem Xomed®-Tubus, abgelöst.

Grund dafür war die Vorstellung, dass sich hieraus eine Vereinfachung der

Handhabung des Recurrensmonitorings ergeben könnte und eine potentielle

Ablösung der Tubusoberflächenelektrode vom Tubus ausgeschlossen ist.

Page 12: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

6

3. Grundlagen 3.1 Das Organ Schilddrüse

3.1.1 Geschichte der Schilddrüsenchirurgie

Erkrankungen der Schilddrüse sind vermutlich so alt wie die Menschheit

selbst. Bereits Darstellungen aus dem alten Ägypten und aus dem alten Rom

zeigen Menschen mit Schwellungen im Bereich der Halsregion. Ob es sich

dabei tatsächlich um eine Schilddrüsenerkrankung handelt, ist jedoch nicht

mit absoluter Sicherheit zu sagen.

Ein Bericht von Hippokrates (460-370 v. Christus) führt konkreter zur

„Verdachtsdiagnose Schilddrüsenerkrankung“, als er von Gebirgsbewohnern

schreibt, die vermutlich aufgrund besonderen Trinkwassers an verdickten

Hälsen litten; er knüpft somit bereits eine kausale Kette zwischen dem – wie

wir heute wissen – jodarmen Trinkwasser und dem Auftreten einer Struma

(19). Auch Vitruv (ca. 70-10 vor Christus) beschreibt in seinem Werk „Homo

bene figuratus – Theorie des wohlgeformten Menschen“ Kröpfe bei

Alpenbewohnern.

Als Therapie der Schilddrüsenschwellung sind vor Ende des 18.

Jahrhunderts hauptsächlich konservative Ansätze überliefert, wie zum

Beispiel die orale Aufnahme von (jodhaltigem) gebranntem Meerschwamm,

kalzifizierten Eierschalen oder Seife. Auch die Applikation von Salben auf

den Kropf war eine damals übliche Therapiemethode (76).

Genauere Vorstellungen von der Anatomie der Schilddrüse bekam man zu

Beginn des 16. Jahrhunderts. Leonardo da Vinci beschrieb den Aufbau des

Organs und erstellte erste anatomische Zeichnungen der Drüse (36). 1543

erkannte auch der Anatom Vesal, dass die Glandula Thyreoidea aus zwei

Lappen besteht, die er jedoch als zwei gleichartige Organe deutete, welche

„wie Mandeln an den Seiten der Luftröhre angewachsen sind“ (76). Kurz

darauf findet Eustachius den Isthmus als Verbindung der Schilddrüsenlappen

und Giovanni Bathista Morgagni (1682-1771) beschreibt die drei Teile als

zusammengehöriges Organ (76).

Die immer detaillierteren Kenntnisse des Organaufbaus waren eine der

Grundvoraussetzungen für die ersten operativen Eingriffe an der

Schilddrüse. Der erste schriftlich überlieferte Bericht einer Operation an der

Page 13: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

7

Glandula thyreoidea erscheint 1791. Hier berichtet der französische Chirurg

Pierre-Joseph Desault (1744-1795) von einer Lappenentfernung einer

vergrößerten Schilddrüse. Eine totale Thyreoidektomie führt der deutsche

Chirurg Conrad Johann Martin Langenbeck (1776 -1851) im Jahre 1834

durch. Bald darauf erscheinen auch andere Resektionsmethoden in der

Literatur: Der Chirurg Johann Freiherr von Mikulicz-Radecki (1850-1905),

sowie Fritz de Quervain (1868-1940), favorisieren die subtotale

Schilddrüsenresektion mit dem Belassen eines Stück Restgewebes der

Drüse: Zum einen, um einer postoperativen iatrogenen Hypothyreose

vorzubeugen, zum anderen, um eine Verletzung des Recurrensnervs zu

vermeiden (18). Hier wird deutlich, dass mit dem Beginn der operativen

Schilddrüsenchirurgie sehr schnell auch die Komplikationen dieser Eingriffe

in den Blickpunkt des Interesses rückten. Der deutsche Physiologe Moritz

Schiff (1823-1896) erforschte 1856 im Tierversuch die Symptome der

Schilddrüsenunterfunktion nach Schilddrüsenentfernung an Hunden und

setzte um 1880 mit der Injektion von Schilddrüsenextrakten von Schafen den

Grundstein der Hormonersatztherapie, als deren eigentlicher Begründer aber

der englische Arzt George R. Murray (1865-1939) gilt, der die Ansätze des

deutschen Physiologen 10 Jahre später weiterverfolgte und seine

Erkenntnisse veröffentlichte (76).

Hinsichtlich der Minimierung von Komplikationen bei Schilddrüseneingriffen

konnte der „Vater der Schilddrüsenchirurgie“ Emil Theodor Kocher (1841-

1917) bahnbrechende Erfolge verzeichnen. Der Schweizer Chirurg, der 1909

den Nobelpreis für seine Arbeiten über „Physiologie, Pathologie und

Chirurgie der Schilddrüse“ erhalten hatte, minimierte die allgemeinen

Operationsrisiken wie Infektion und Nachblutung, die bis dato die häufigsten

Komplikationen dargestellt hatten. Er erreichte dies durch streng

antiseptisches Vorgehen und die sorgfältige, schichtweise Präparation der

anatomischen Strukturen und Darstellung der Blutgefäße bei mehreren

tausend Eingriffen. Die postoperative Letalität sank dadurch von 1878

(12,8%) bis 1917 (0,5%) dramatisch (19) und sein Vorgehen hat bis heute

Einfluss auf die modernen Operationstechniken.

Page 14: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

8

3.1.2 Anatomie von Schilddrüse und Kehlkopf

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ bestehend aus zwei

Schilddrüsenlappen (Lobus dexter und Lobus sinister), die durch eine

Gewebsbrücke, den Schilddrüsenisthmus, verbunden sind (Abb. 1). Als Rest

des embryonal angelegten Ductus thyreoglossus geht vom Schilddrüsen-

isthmus – gelegentlich auch von den mittleren oder oberen Lappenanteilen –

der Lobus pyramidalis ab. Die Schilddrüse liegt unterhalb des Schildknorpels

auf der Vorderseite der Luftröhre.

1: Cartilago thyroidea (Schildknorpel)

2: Lobus pyramidalis

3: Lobus dexter

4: Lobus sinister

5: Isthmus

6: Trachea (Luftröhre)

Abb. 1: Anatomie der Schilddrüse (29)

Sie wiegt bei erwachsenen Frauen bis zu 18 g, bei Männern bis zu 25 g (70).

Die Glandula thyreoidea ist von zwei Kapseln umhüllt. Zum einen von der

eigentlichen - zarten - Organkapsel (Capsula interna = „echte Kapsel“), die

bei der Schilddrüsenpräparation nicht eröffnet werden sollte, um Blutungen

aus dem Parenchym zu vermeiden. Die zweite, äußere Kapsel (Capsula

fibrosa oder externa = „chirurgische Kapsel“) ist derber und stellt einen Anteil

der prätrachealen Faszie dar (69,70). Bei der Präparation der Schilddrüse

geht man in den Raum zwischen Capsula interna und Capsula fibrosa ein

und kann hier relativ sicher die beiden Lappen bis zu den einmündenden

Gefäßstielen freilegen, da der Nervus laryngeus recurrens ausserhalb der

Capsula fibrosa liegt (19).

Page 15: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

9

Die Gefäßversorgung der Schilddrüse erfolgt über vier (bis fünf) große

Arterien. Die beiden „oberen Polgefäße“ (Aa. thyreoideae superiores)

entstammen der A. carotis externa der jeweiligen Seite. Sie versorgen

hauptsächlich die Schilddrüsenanteile vorne-oben und lateral. Die unteren

Polgefäße (Aa. thyreoideae inferiores) kommen aus dem rechten und linken

Truncus thyreocervicalis und treten seitlich in die Schilddrüse ein. Ihr

Versorgungsgebiet ist der hintere-untere und mediale Anteil der Schilddrüse.

Die beiden Arterienpärchen bilden untereinander ausgeprägte Kollateralen.

In 12% der Fälle existiert noch eine fünfte A. thyreoidea ima, die dem rechten

Truncus brachiocephalicus oder dem Aortenbogen entspringt (70).

Der venöse Abfluss erfolgt über die Vv. thyreoideae superiores in die

jeweilige V. jugularis interna, über die Vv. thyreoideae inferiores in die Vv.

brachiocephalicae und über die V. thyreoidea ima, die im Gegensatz zur

gleichnamigen Arterie fast immer ausgeprägt ist, und in die linke V.

brachiocephalica mündet (69).

Aufgrund der engen Nachbarschaft des N. laryngeus recurrens zur Glandula

thyreoidea ist die Kenntnis seines Verlaufs bei Schilddrüsenoperationen

unabdingbar, um Verletzungen und die daraus resultierenden Folgen wie

Stimmveränderungen, Heiserkeit, Atemnot oder sogar Erstickungsgefahr zu

vermeiden. Als Nervenast des X. Hirnnerven (N. vagus) entspringt der N.

laryngeus recurrens aus dem Truncus vagalis posterior, einem

Nervengeflecht, das dem distalen Drittel des Ösophagus dorsal anliegt.

Entwicklungsgeschichtlich gesehen gilt der Nerv als 6. Kiemenbogennerv.

Der linke N. laryngeus recurrens schlingt sich um den Aortenbogen, bevor er

in der Rinne zwischen Speise- und Luftröhre den Weg nach kranial nimmt.

Der rechte N. laryngeus recurrens dagegen umschlingt die rechte Arteria

subclavia bevor er auf gleiche Weise zwischen Ösophagus und Trachea in

Richtung Kehlkopf nach oben zieht. Auf dieser Seite ist auch das

Vorkommen des Nervus laryngeus non-recurrens als Normvariante

beschrieben, der in der Halsregion direkt vom Nervus Vagus aus zum

Kehlkopf zieht. Sein Vorkommen wird in der Literatur (25,7,78) mit circa 0,5

bis 0,8% angegeben.

Page 16: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

10

Wie der Name bereits vermuten lässt, versorgen die Rami tracheales als

Abzweigungen des N. laryngeus recurrens die Luftröhre, die Rami

oesophageales die Speiseröhre sensorisch und parasympathisch.

Auf beiden Seiten zieht der NLR hinter dem unteren Schilddrüsenpol nach

cranial und tritt mit der Arteria thyreoidea inferior in Beziehung. Meist liegt er

dorsal oder ventral dieses Gefäßes; allerdings sind zahlreiche Varianten des

Nervenverlaufes beschrieben, wodurch das intraoperative Auffinden zur

Herausforderung werden kann.

Beide Nerven durchziehen somit das Gebiet, das bei einer Operation im

Bereich der Schilddrüse von Bedeutung ist.

Als Endast des Nervus laryngeus recurrens ist der N. laryngeus inferior für

die motorische und sensible Innervation des Kehlkopfes zuständig und

versorgt alle inneren Kehlkopfmuskeln (Tab. 1). Von besonderer Bedeutung

ist die Tatsache, dass die Fasern für die Kehlkopfadduktoren und für die –

abduktoren im Inneren des Nerven so untrennbar miteinander verwoben

sind, dass es nach Durchtrennung des Nerven selbst mit einer

mikrochirurgischen Nervennaht praktisch unmöglich ist, die Funktion wieder

vollständig herzustellen.

Muskel

Funktion

Vorderer Anteil der

Stimmritze

Hinterer Anteil der

Stimmritze

M. cricoarythaenoideus

- lat. M. cricoarythaenoideus

- post.

Alleine: Verengung

alleine: Erweiterung

zusammen: Erweiterung

M. arytaenoideus

Verengung der gesamten Stimmritze

M. vocalis

direkte Spannungserhöhung der Stimmbänder

Tab. 1: Kennmuskeln des N. laryngeus recurrens [modifiziert nach (47)]

Page 17: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

11

3.2 Die Schilddrüsenoperation

3.2.1 Operationsindikation

Mit über 120.000 Eingriffen pro Jahr (87) gehören Operationen an der

Schilddrüse zu den häufigsten elektiven Eingriffen in Deutschland.

Abbildung 2 zeigt die häufigsten Indikationen zur Schilddrüsenoperation im

Jahr 2007.

Abb. 2: Häufigste Indikationen zur Schilddrüsenoperation im Jahr 2007 [nach (87)]

Die operative Therapie einer Schilddrüsenerkrankung ist immer dann

indiziert, wenn keine konservativen Alternativtherapien existieren, bzw. wenn

diese Therapien nicht den gewünschten Erfolg zeigen, oder vom Patienten

nicht vertragen oder eingehalten werden (71).

Page 18: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

12

Man unterscheidet zwischen absoluten und relativen Operationsindikationen.

Zu den absoluten Operationsindikationen zählen (71):

- sehr große Struma des WHO-Stadiums III

- schwere mechanische Beeinträchtigung durch die Struma

(Tracheal-, Ösophagusstenose, venöse Rückflussstauung)

- intrathorakale Struma

- maligner Schilddrüsentumor (oder schwerwiegender Verdacht)

- abszedierende Entzündung

Relative Operationsindikationen bestehen bei (71):

- mittelgrosser Struma

- Hyperthyreose mit Struma

- Rezidivstruma

- Thyreoiditis

3.2.2 Operativer Zugang

Der Zugangsweg zur Schilddrüse ist bei fast allen Schilddrüsenoperationen

gleich. Etwa 3 cm oberhalb des Jugulums wird der Kochersche Kragenschnitt

gesetzt. Das subkutane Fettgewebe, Platysma und die oberflächliche

Halsfaszie werden durchtrennt und die darunter liegende gerade

Halsmuskulatur wird in der Medianlinie gespalten und durch Haken zur Seite

gehalten. Nun wird die Schilddrüse unter der derben Capsula fibrosa

(Synonym: Capsula externa) freipräpariert und mobilisiert. Dabei wird der

Isthmus durchtrennt und von der Trachea abgelöst. Die Seitenlappen der

Schilddrüse werden dargestellt und je nach geplantem Operationsverfahren

und intraoperativem Befund wird das Schilddrüsengewebe reseziert (47).

Sowohl die Epithelkörperchen, als auch der Nervus laryngeus recurrens

sollten intraoperativ identifiziert werden (6,12,13,46,72), um eine Schädigung

dieser Strukturen zu vermeiden. Der Nervus laryngeus recurrens befindet

sich in der Regel in dem Dreieck, das von A. carotis (lateral), A. thyreoidea

inferior (cranial) und der Trachea (medial) gebildet wird.

Zur Vermeidung von Blutungen werden die Aa. thyreoideae inferiores und

die Aa. thyreoideae superiores in der Regel ligiert.

Page 19: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

13

3.2.3 Resektionsverfahren

Ziel einer Operation an der Schilddrüse ist es, krankhaftes Gewebe möglichst

vollständig zu entfernen, um Rezidiven vorzubeugen. Andererseits soll

möglichst genügend gesundes Gewebe erhalten werden, um eine Rest-

funktionalität des Organs zu sichern.

In Abhängigkeit von Art und Ausdehnung der Erkrankung der Glandula

thyreoidea stehen in der Schilddrüsenchirurgie daher verschiedene

Resektionsverfahren zur Verfügung (47)(Tab. 2).

Bei der Subtotalen Schilddrüsenresektion (Synonyme: subtotale

Strumaresektion, subtotale Thyreoidektomie) werden, je nach Ausmaß des

Befundes, die veränderten Schilddrüsenanteile reseziert und das normale

Gewebe weitgehend in situ belassen. Bei dieser Form der Schild-

drüsenresektion bleibt der dorsale Anteil der Glandula als Rest von 5 - 12 g

meist erhalten. Hauptindikation für die subtotale Schilddrüsenresektion stellt

die euthyreote Struma nodosa dar.

In Struma-Endemiegebieten kommt es allerdings häufig vor, dass nahezu die

gesamte Glandula thyreoidea von regressivknotigen Veränderungen

durchsetzt ist (24), so dass das Gewebe fast vollständig reseziert werden

muss und nur ein Rest gesunden Schilddrüsengewebes von 2 bis 5 g

belassen werden kann. Man spricht in diesem Fall von einer ausgedehnt subtotalen Schilddrüsenresektion (Synonym: near-total thyroidectomy).

Auch bei der Immunhyperthyreose Morbus Basedow und der multifokalen

Autonomie kommt das Verfahren zum Einsatz.

10 bis 20% der Strumapatienten zeigen den einseitigen Befall eines

Schilddrüsenlappens (24). Bei ihnen ist somit eine Hemithyreoidektomie

(Synonym: Lobektomie) möglich, bei der der erkrankte Schilddrüsenlappen

meist zusammen mit dem Isthmus entfernt, der gesunde Lappen aber

belassen wird. Weitere Indikationen für dieses Operationsverfahren sind die

unifokale Autonomie und der solitäre, malignitätsverdächtige kalte Knoten.

Die totale Thyreoidektomie wird hauptsächlich bei malignen

Schilddrüsenerkrankungen durchgeführt. Dabei werden beide Schild-

drüsenlappen inklusive des Isthmus und eventuell vorhandener Lobus-

pyramidalis-Anteile entfernt. Zusätzlich wird je nach Lymphknotenbefund

eine Neck-Dissektion (Synonym: Lymphadenektomie) unterschiedlichen

Page 20: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

14

Ausmaßes durchgeführt. Auch beim Morbus Basedow wird die totale

Thyreoidektomie gelegentlich gewählt, um das immunogene Gewebe

vollständig zu entfernen. Im Falle einer vollständig restriktiv-knotig

durchsetzten Schilddrüse (10% der Fälle) (24) kann dieses Operations-

verfahren sogar bei der benignen Struma multinodosa indiziert sein.

Bei Schilddrüsenresektionen und der (Hemi)thyreoidektomie wird der Nervus

laryngeus recurrens in der Regel immer dargestellt, um Schädigungen oder

Durchtrennungen desselben zu vermeiden. Lediglich bei der Entfernung

solitärer Knoten (Knotenresektion), kann im Einzelfall dann darauf

verzichtet werden, wenn sich der Befund (solitäres Adenom, solitärer kalter

Knoten, unifokale Autonomie) im Bereich des Isthmus zeigt, der anatomisch

nicht in direkter Nähe zum Nervus laryngeus recurrens liegt.

Operationsverfahren

Hauptindikationen

Subtotale Schilddrüsenresektion Euthyreote Struma nodosa

Ausgedehnt subtotale Schilddrüsenresektion

Morbus Basedow Multifokale Autonomie

Hemithyreoidektomie Malignitätsverdächtiger kalter Knoten Unifokale Autonomie

Totale Thyreoidektomie Schilddrüsenkarzinom Morbus Basedow Struma multinodosa

Knotenresektion Unifokale Autonomie Solitäres Adenom Solitärer kalter Knoten

Tab. 2: Operative Resektionsverfahren an der Schilddrüse [modifiziert nach (47)]

Page 21: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

15

3.3 Recurrensmonitoring

Einer der ersten Berichte von Verletzungen des Recurrensnervs mit

Stimmverlust stammt vom Billroth-Schüler Löffler. Dies zeigt, dass man sich

schon bald nach Beginn der ersten Schilddrüsenoperationen der

Komplikationen bewusst war, die eine Verletzung des Recurrensnervs mit

sich bringt: Schäden des Nervus laryngeus recurrens können von der

Veränderung der Stimmqualität und Heiserkeit bei einseitiger Verletzung bis

hin zur lebensbedrohlichen Ateminsuffizienz durch Verengung des

Glottisspaltes bei beidseitigem Schaden reichen. Es war also notwendig, die

Verletzung dieses - für die Stimmfunktion wichtigen - Nervs zu vermeiden.

Man versuchte dies anfangs ausschließlich durch spezielle

Operationstechniken: Mikulicz favorisierte die subtotale Schilddrüsen-

resektion und riet 1886 dazu, den posterolateralen Schilddrüsenanteil im

Sinne einer intrakapsulären Resektion stehen zu lassen, um den Nerven

nicht zu gefährden. Der „Vater der Schilddrüsenchirurgie“ Emil Theodor

Kocher versuchte bei Schilddrüseneingriffen die Nervenhüllfaszie des

Recurrensnervs nicht zu eröffnen. Er vertrat die Meinung, „dass der

Recurrensnerv auf`s schönste präpariert, indes auch ohne diese Präparation

sicher geschont werden könne“ (11). Schon hier zeichnet sich der Beginn

einer Diskussion ab, die die Welt der Schilddrüsenchirurgie bis in unser

Jahrhundert in zwei Lager spalten wird: Darstellung des N. laryngeus

recurrens – ja oder nein?

Trotz verschiedenster operativer Ansätze, eine Verletzung des Nervus

laryngeus recurrens zu vermeiden, blieb die Rate an Recurrensparesen in

den frühen Statistiken sehr hoch. 1877 verzeichnete Billroth (4) bei den 72

ersten Schilddrüsenoperationen eine Pareserate von 32%; 1909 betrug sie in

der Eisenbergschen Klinik (19) noch 23%. In der ersten Hälfte des letzten

Jahrhunderts schwankt sie zwischen 5 und 7%: Hotz (33) schreibt 1920 von

5%, Urban (19) 1938 von 7% und Richard (66) gibt 1949 wieder eine

Recurrenspareserate von 5% an. In den 40er Jahren des letzten

Jahrhunderts gelang es Lahey (50) zwar – entgegen des Kocherschen

Postulats - durch konsequente intraoperative Nervendarstellung die

permanente Pareserate des Nervus laryngeus recurrens auf unter 0,3% zu

Page 22: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

16

senken. Die Zahl der passageren Recurrenspareseraten blieb jedoch

weiterhin hoch, wie auch neuere Studien (82) beweisen.

Um die Sicherheit des N. laryngeus recurrens durch dessen Identifikation

noch besser zu gewährleisten, suchte man schließlich nach Methoden, die

über die bisherigen operativen Möglichkeiten hinausgingen (Tab. 3):

Jahr

Messverfahren

Autor

1966

Laryngealer Drucksensor

D. P. Shedd et al.

1970 Bipolare Nadelelektrode K. Flisberg et al.

1979 Laryngeale Mikroelektrode W. E. Davis et al.

1985 Digitale Palpation des Kehlkopfes A. G. James et al.

1988 Laryngeale Hakenelektrode R. J. Lipton et al.

1990 Visualisierung durch starres Bronchoskop D. J. Premachandra et al.

1992 Postcricoidelektrode J. L. Rea et. al.

1997

Doppelballontubus

W. Lamadé et al.

Tab. 3: Verfahren zur Nervendetektion und -überwachung [modifiziert nach Lamadé (52)]

Man versuchte zum Beispiel, die Muskelaktivität am Kehlkopf als indirekten

Indikator für die Intaktheit des Recurrensnervs optisch, palpatorisch oder

durch Druckmessung (84,62) zu erfassen. Aus praktischen Gründen verließ

man diese Methoden jedoch bald wieder und entwickelte das

elektromyographische Neuromonitoring.

Bei dieser Methode, die heute Standard bei Schilddrüsenoperationen in

Deutschland ist, führt ein elektrischer Reiz auf den Nerv zu einer evozierten

Kontraktion der Kennmuskulatur, die durch eine Elektrode erfasst und

optisch oder akustisch dargestellt wird. Die mechanische Reizung des

Nerven durch Zug oder Druck im Bereich des OP-Gebiets kann ebenfalls zur

Kontraktion der Muskulatur führen und am Monitor dargestellt werden.

Weiterhin kann ein gezielter Stimulus zur besseren Identifikation des Nervs

im OP-Gebiet mittels einer elektrischen Sonde durch den Operateur

abgegeben werden. Diese Stimulationssonde gibt elektrische Stromimpulse

im Milli-Ampere-Bereich ab und führt so bei intakter Nervenleitung zur

Erregung der Kennmuskulatur.

Page 23: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

17

Heutzutage verfolgt man mittels Recurrensmonitoring zwei Ziele: Zum einen

möchte man mit Hilfe der Elektromyographie den Nerv und seinen Verlauf im

Operationsgebiet auffinden und sicher identifizieren, zum anderen soll das

Recurrensmonitoring zur Funktionsüberwachung des Nerven dienen und

bereits intraoperativ Aussagen über die potentielle postoperative

Stimmlippenfunktion liefern.

Das erste Recurrensmonitoring mittels Elektromyographie am Menschen

wurde 1970 von Flisberg beschrieben. Er brachte vom OP-Situs aus eine

bipolare Stichelektrode durch das Ligamentum cricothyreoideum in das

Stimmband ein und konnte dort nach elektrischer Stimulation des Nervus

laryngeus recurrens ein EMG-Signal am Kehlkopf ableiten (84). Im Verlauf

wurden zudem Elektroden entwickelt, die nicht vom OP-Situs aus, sondern

präoperativ mittels direkter Laryngoskopie vom Rachen aus in die

Adduktorenmuskulatur des Larynx eingestochen werden. Nachteil dieser -

bis heute in Deutschland am häufigsten verwendeten (83,39,40) - Methode

der Applikation von Stich- bzw. Hakenelektroden liegt allerdings darin, dass

sie einerseits zu Verletzungen und Blutungen im Muskel führen können (24)

und ausserdem sehr leicht dislozieren. Jonas et al. berichten von einer

Ausfallrate um die 10% bei der Ableitung mittels invasiver Nadelelektroden

(39). Zudem besteht die Gefahr, dass der Tubus-Cuff während der

intraoperativen Nadelapplikation durchstochen wird (39).

Daher war man bemüht, weniger invasive Elektroden zu entwickeln, um die

Potentiale der Kehlkopfmuskulatur zu erfassen.

Die Postcricoidelektrode wurde 1992 von Rea et al. (64) vorgestellt. Dabei

handelt es sich um eine Elektrode, die unabhängig vom Tubus in die

Rachenhinterwand eingelegt wird. Diese paddelförmige Elektrode wird nach

der endotrachealen Intubation unter Laryngoskopie in den postcricoidalen

Raum hinter dem Larynx eingelegt. Dabei wird ihr kaudales Ende vom

oberen Ösophagusphinkter gestützt, lateral wird sie durch die Rachenwände

gehalten, so dass sie mit der Vorderseite Kontakt zum Kehlkopf hat. Hier

werden durch die integrierten Elektroden die Summenaktionspotentiale der

Kehlkopfmuskulatur, speziell die des Musculus cricoarythenoideus posterior

abgeleitet (65). Als hauptsächliches Problem bei der Anwendung dieser

Methode wird in Studien die Platzierung der Elektrode genannt. Besonders

Page 24: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

18

bei Frauen erwies sich diese oft als schwierig und verursachte Probleme bei

der Ableitung der Potentiale (64). Mangelnde Reproduzierbarkeit der

Ergebnisse führte dazu, dass nur wenige Patienten damit untersucht wurden

(24).

Die Gruppe um Lamadé (51,53,52,54,8) unternahm den Versuch, ein

kontinuierliches Neuromonitoring zu etablieren und entwickelte einen nicht-

invasiven Doppelballon-Tubus (EMG-Tubus). Das System beruht darauf,

dass sich auf jedem Ballon integrierte Elektroden befinden. Mit den distalen

Elektroden, die sich im Bereich der Luftröhre befinden kann der Nerv

transtracheal kontinuierlich stimuliert werden; mit den proximalen Elektroden

wird das Nervensignal erfasst. Eine absolut sichere Aussage über die

postoperative Stimmbandfunktion kann jedoch auch durch diese Methode zur

Zeit nicht getroffen werden, da es in geringem Maße falsch positive und

falsch negative Befunde gibt.

Als weitere nicht-invasive Methode beschäftigten sich T.M. Hemmerling et al.

(24) eingehend mit dem Recurrensmonitoring mittels separater

Tubusoberflächenelektrode (TOE) der Firma Magstim®, die auf den

Endotrachealtubus aufgeklebt wird. In ihren Studien fanden sie heraus, dass

diese einfach anzuwendende und kostengünstige Methode des

Recurrensmonitorings eine ebenso zuverlässige Möglichkeit zur Identifikation

des N. laryngeus recurrens darstellt, wie die Verwendung der Stich- und

Hakenelektroden, welche jedoch durch ihre Invasivität das Risiko von

Blutungen und Stimmbandhämatomen in sich bergen. Ein weiterer Vorteil der

separaten TOE besteht darin, dass sie nahezu auf jedem Tubus angebracht

werden kann, der mindestens einen Innendurchmesser von 6 mm besitzt.

Somit ist der Anwender nicht auf ein einzelnes Tubusmodell festgelegt und

kann bei speziellen Indikationen verschiedene Tuben anwenden (z.B. nicht

knickbarer Woodbridge®-Tubus bei Über-Kopf-Verklebung). Diese über-

zeugenden Vorteile der separat an den Tubus anzuklebenden TOE haben

dazu geführt, dass diese Art des Recurrensmonitorings einige Jahre lang

zum Standard an der Anästhesiologischen Klinik in Erlangen geworden war.

Als neue nicht-invasive Methode zur intraoperativen Recurrensidentifizierung

wird nun seit 2008 an der Anästhesiologischen Klinik in Erlangen ein Tubus

mit bereits integrierter Ableitelektrode verwendet (Xomed®-Tubus).

Page 25: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

19

Mit den vorhandenen Techniken ist man dem Ziel einer verlässlichen

Nervenidentifizierung bereits schon sehr nahe gekommen. In der Literatur

wird von Nervenidentifikationsraten zwischen 98% und 100% mit Hilfe des

Neuromonitorings berichtet (24,38,45,83). Die Pareseraten in diesen

Kollektiven waren mit 0,35 bis 0,9% (15,32,38,45,49,83) im Vergleich zu

Kollektiven ohne Nervenmonitoring (Pareseraten zwischen 9 bis 20%

(37,67,20)) sehr niedrig.

Das Prinzip der Funktionsüberwachung mittels Elektromyographie ist aktuell

noch Ziel intensiver Forschungen. Es beruht darauf, dass man das evozierte

Signal, das man nach Auffinden des Nervs erhält, qualitativ mit späteren

Signalen vergleicht, die während, oder am Ende der Operation aufgezeichnet

werden. Anhand der Signalstärke (gleichbleibend, abgeschwächt oder

vollständiges Verschwinden) versucht man, etwaige Schädigungen des

Nervs einzuschätzen (84). Der EMG-Befund kann unter Umständen zu

Konsequenzen im weiteren Operationsverlauf führen, z.B. wenn bei Verdacht

auf eine einseitige Recurrensparese von der Operation der Gegenseite in

gleicher Sitzung abgesehen wird. Ziel der aktuellen Forschung ist es,

Möglichkeiten zu finden, Fehler und Fehlinterpretationen des

Neuromonitoringsignals zu minimieren, um bei der Funktionsüberwachung

eine hohe Sensitivität und Spezifität zu erreichen (84).

Page 26: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

20

4. Fragestellung und Zielsetzung

Ziel dieser Arbeit zur Qualitätssicherung des intraoperativen Recurrens-

monitorings bei operativen Eingriffen an der Schilddrüse ist der retrospektive

Vergleich der Zuverlässigkeit in der Nervendetektion und der Häufigkeit von

Recurrensparesen sowie postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im

Kehlkopfbereich beim intraoperativen Recurrensmonitoring mittels des seit

2008 routinemäßig angewandten Xomed®-Tubus mit integrierter Tubus-

elektrode gegenüber der bis 2008 verwendeten separat anzubringenden

Tubusoberflächenelektrode.

Weiterhin soll die Arbeit potentielle patienten- bzw. anästhesiebedingte

Einflussfaktoren detektieren, welche ein erfolgreiches und nebenwirkungs-

armes Neuromonitoring fördern bzw. konterkarieren können.

Page 27: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

21

5. Patienten und Methoden 5.1 Patienten

Im Rahmen der Studie wurden retrospektiv die anonymisierten Narkose- und

OP-Protokolle sowie die HNO-Befunde von Patienten untersucht, die sich

zwischen November 2001 und August 2008 einer Schilddrüsenoperation am

Universitätsklinikum Erlangen unterzogen hatten.

5.1.1 Ein- und Ausschlusskriterien

Für die Untersuchung ausgewählt wurden die Datensätze von Patienten, die

sich elektiven Eingriffen an der Schilddrüse mit Recurrensmonitoring

unterzogen hatten und zum Zeitpunkt der Operation älter als 18 Jahre waren

sowie in der präanästhesiologischen Visite einem ASA-Score zwischen I und

III zugeteilt worden waren.

Ausgeschlossen wurden die Datensätze von Patienten, die nicht den

Einschlusskriterien entsprachen, bzw. deren Akten unvollständig waren.

Es wurden sowohl Patienten mit vorbestehendem Nervenschaden des

Nervus laryngeus recurrens ausgeschlossen, als auch Patienten, die sich

aus verschiedenen Gründen der routinemässigen postoperativen HNO-

Kontrolle nicht hatten unterziehen können.

5.1.2 Retrospektive Hauptgruppeneinteilung

Die eingeschlossenen Datensätze der Patienten wurden je nach Art des

Recurrensmonitorings (Tubusoberflächenelektrode vs. Xomed®-Tubus),

sowie nach der Art der Narkoseeinleitung (Intubation mit oder ohne

Muskelrelaxans) retrospektiv in 3 Hauptgruppen eingeteilt:

- TOR (Tubusoberflächenelektrode + Relaxans)

- TOO (Tubusoberflächenelektrode ohne Relaxans)

- Xomed (Xomed®-Tubus mit Relaxans)

Page 28: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

22

5.2 Narkoseeinleitung und Narkoseaufrechterhaltung

Die Narkoseeinleitungen innerhalb der Patientengruppen TOO, TOR und

Xomed waren im normalen OP-Betrieb sowohl von Assistenz, als auch von

Fach- und Oberärzten nach den Vorgaben der Standard-Operating-

Procedures (SOPs) der Anästhesiologischen Klinik durchgeführt worden:

Nach den üblichen Maßnahmen der Narkosevorbereitung wie dem

Überprüfen der Patientenidentität, der Vorerkrankungen des Patienten, des

Narkose-Equipments und der Medikamente wurden die Patienten an das

Basismonitoring angeschlossen, bestehend aus 3-poligem EKG,

Pulsoxymetrie, nicht-invasiver Blutdruckmessung und Relaxometer.

Nach einer 3-minütigen Präoxygenierungsphase wurde die Initialdosis des

Opiates intravenös verabreicht. Dabei kamen entweder 0,1 – 0,2 mg

Fentanyl oder aber Remifentanil mit einer Dosierung von 0,25 – 0,5

µg/kg/min. zum Einsatz. Bei eintretender Opioidwirkung (Schwindel,

Wärmegefühl) wurde das Hypnotikum appliziert.

Die Narkosen wurden gemäß SOP als TIVA (Total intravenöse Anästhesie)

durchgeführt. Im TCI-Modus (target controlled infusion) wurde dabei eine

Propofol-Zielkonzentration von 3 – 5 µg/ml Blut angestrebt. Wurde ohne TCI-

Modus gearbeitet, so erhielt der Patient einen initialen Propofolbolus von 1,5

– 2 mg/kg Körpergewicht; zur Narkoseaufrechterhaltung eine kontinuierliche

Infusionsrate Propofol von 6 – 8 mg/kg/h. Um den für Propofol typischen

Injektionsschmerz zu mildern, wurden kurz vor der ersten Propofolinfusion

insgesamt 40 mg Lidocain intravenös appliziert.

Nach Bewusstseinsverlust des Patienten und Erlöschen des Lidreflexes

wurde geprüft, ob der Patient sicher mit der Maske zu beatmen war.

Im Anschluß erhielten die Patienten der TOR und Xomed-Gruppe

standardmäßig 0,2 – 0,3 mg/kg Mivacurium als Muskelrelaxans und in

Ausnahmefällen 0,6 mg/kg Rocuronium oder 1 – 1,5 mg Succinylcholin.

Patienten der TOO-Gruppe wurden ohne Einsatz eines Muskelrelaxans

intubiert. In dieser Gruppe konnte die Kontrolle der elektromyographischen

Funktion der Elektroden sofort durchgeführt werden. Bei der TOR- und

Xomed-Gruppe konnte die Funktion erst nach Abklingen der Wirkung des

Muskelrelaxans überprüft werden.

Page 29: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

23

Nach SOP wurde der Tubus über einen auf der Stirn aufliegenden

Schaumstoffkeil über Kopf verklebt, um eine sichere Fixierung zu

gewährleisten und um das Beatmungs- und Monitoring-Equipment sicher aus

dem OP-Feld herauszuhalten. Um die Augen vor Druckschäden durch die

Verklebung zu schützen, wurde auf die sorgfältige Platzierung von

Augenklappen geachtet.

Zur sicheren Durchführung des Recurrensmonitorings wurde auf weitere

Gaben von Muskelrelaxantien verzichtet.

Die Beatmung erfolgte volumen- oder druckkontrolliert mit einem

inspiratorischen Sauerstoffgehalt (FiO2) zwischen 35% und 45%. Das

Tidalvolumen wurde primär mit 6 – 8 ml/kg KG appliziert, dann an den

endexpiratorisch gemessenen CO2-Partialdruck (PetCO2) angepasst, so

dass der Patient mit einem PetCO2 von 34 – 38 mmHg normoventiliert

wurde.

Etwa 20 Minuten vor Narkoseende wurde zur postoperativen

Schmerztherapie ein nicht-steroidales Schmerzmittel intravenös appliziert.

Dabei kamen Metamizol in einer Dosierung von 20 mg/kg KG oder

Paracetamol 15 mg/kg KG zum Einsatz. Zusätzlich erhielten die Patienten in

der Regel 5 mg Piritramid. Gegen Ende der Operation wurde die Applikation

der Narkosemedikamente zur Hautnaht gestoppt und die Patienten konnten

nach Wiedererlangen einer suffizienten Spontanatmung und der

Schutzreflexe extubiert und in den Aufwachraum verlegt werden.

Page 30: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

24

5.3 Präoperative Vorbereitungen

Nach Narkoseeinleitung wurden die Patienten in den Operationssaal

gebracht. Dort erfolgte die Lagerung in typischer „Strumaposition“: Der Kopf

wurde mithilfe eines Vakuumkissens in leichter Reklinationsstellung fixiert,

um dem Operateur den optimalen Zugang zum Operationsgebiet zu

ermöglichen.

Vor der endgültigen Befestigung der Beatmungsschläuche wurde in

Anwesenheit des Operateurs die Funktionsfähigkeit des Neuromonitorings

überprüft. Dazu wurde die Konnektionsstelle der Tubusoberflächenelektrode

bzw. der integrierten Xomed®- Elektroden mit dem Neurostimulator über ein

Kabel verbunden.

Nach Abklingen der Wirkung des Muskelrelaxans wurde ein elektrischer

Testreiz auf den N. laryngeus recurrens erzeugt. Dafür wurden 2 EKG-

Elektroden beidseits unmittelbar neben dem Schildknorpel am Hals

aufgeklebt, die mit einem Relaxometer verbunden wurden. Als Testreiz

wurde ein supramaximaler Stimulationsreiz abgegeben (Einzelreiz 1,0 Hz;

20 bis max. 30 mA; Impulsbreite 0,2 ms). Bei funktionsfähigem

Monitoringsystem wurden daraufhin am Neurosign® 100 Nervenmonitor die

EMG-Potentiale akustisch signalisiert und die Leuchtskala am Balkendisplay

der entsprechenden Seite zeigte einen vollen Ausschlag an. Wurde bei

30 mA kein Potential abgeleitet, wurde das Signal als nicht gefunden

gewertet. In gleicher Weise wurde die korrekte Lage der Tubuselektrode und

die Funktionsfähigkeit des Systems an der anderen Halsseite getestet.

5.4 Chirurgisches Vorgehen

Das Ausmaß der Schilddrüsenresektion richtete sich nach dem prä-

operativen Ultraschall und dem intraoperativen klinischen Befund.

Gemäß den Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Chirurgie wurde der N.

laryngeus recurrens bei Schilddrüsenresektionen in der Regel chirurgisch

dargestellt. Ausnahmen stellten isthmusnahe Resektionen einzelner Knoten

dar, bei denen aufgrund der anatomischen Verhältnisse auf die Nerven-

darstellung verzichtet werden kann. Die Darstellung erfolgte, indem die A.

thyreoidea inferior aufgesucht und angeschlungen wurde. Durch die

anatomische Nähe zum N. laryngeus recurrens wird dadurch die Erkennung

Page 31: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

25

und Präparation des Nervs erleichtert. Wurde eine totale Thyreoidektomie

durchgeführt, so wurde der Nerv bis zu seiner Einmündung in den Kehlkopf

dargestellt. Blieb ein zentraler Rest erhalten, dann erfolgte die Darstellung

des Nervs und die Sicherung mittels IRM soweit, dass sein Verlauf eindeutig

festgelegt war, so dass seine Struktur geschont werden konnte.

5.5 Durchführung des IRM

Zum intraoperativen Aufsuchen des N. laryngeus recurrens wurde die

Impulsfrequenz der Stimulationssonde auf 3 Hz und die Reizintensität zu

Beginn auf das Maximum von 1 mA eingestellt, später dann soweit reduziert,

bis noch immer ein deutliches akustisches und ein optisches Signal am

Balkendisplay zu erfassen waren. Sowohl während, als auch zum Ende der

Operation wurde der Recurrensnerv je nach Verlauf des Eingriffes wiederholt

stimuliert (Abb. 3), um seine Intaktheit sicherzustellen. Vorhandene oder

fehlende Signale wurden sowohl im Narkoseprotokoll, als auch im

Operationsprotokoll dokumentiert.

Abb. 3: Stimulationssonde im operativen Situs

Page 32: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

26

5.6 Postoperativer Verlauf

5.6.1 Versorgung im Aufwachraum

Nach der Extubation wurden die Patienten nach Schilddrüsenoperation in

den Aufwachraum gebracht, wo ihre Vitalwerte nach SOP für mindestens

zwei Stunden mittels Basismonitoring überwacht wurden. Zur Schmerz-

therapie kamen in der Regel Piritramid, Paracetamol und Metamizol zum

Einsatz. Fördermengen von Drainagen und der Halsumfang wurden

sorgfältig überwacht, um mögliche Nachblutungen zeitnah zu erkennen.

Die grobe Funktion des Nervus laryngeus recurrens wurde wiederholt

getestet, indem die Patienten zur Phonation des Wortes „Amerika“

aufgefordert wurden.

5.6.2 Postoperatives HNO-Konsil

Alle Patienten wurden vor der Schilddrüsenoperation durch einen (meist

niedergelassenen) Hals-Nasen-Ohren-Arzt und am 1. bis 5. postoperativen

Tag in der Hals-Nasen-Ohren–Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg einer

Kontrolle unterzogen. Dabei wurden Kehlkopf- und Stimmbefund

laryngoskopisch, stroboskopisch und phoniatrisch beurteilt.

Page 33: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

27

5.7 Material und Geräte

5.7.1 Die Tubusoberflächenelektrode

Zur Vorbereitung des Recurrensmonitorings mittels kommerziell erhältlicher

Tubusoberflächenelektrode (TOE) musste die separate Klebeelektrode

(Magstim-Company, Whitland, Wales, UK, GB) (Abb. 4) zuerst am Tubus

befestigt werden. Ihre Verwendung ist bei allen Tuben mit einem

Innendurchmesser von 6 mm oder mehr möglich, da bei kleineren Tuben

durch Faltenbildung der Elektrode Ableitungsprobleme auftreten können.

Abb. 4: Tubusoberflächenelektrode

a) Elektrodenteil

b) Flachbandkabel

c) Konnektionsstelle zum EMG-Monitor

Die Oberflächenklebeelektrode besteht aus 3 Teilen: Dem Elektrodenteil

(Abb. 4-a), der aus einem etwa 2 x 2 cm großem Kunststoffareal an ihrem

distalen Ende besteht, in den vertikal 6 Metallelektroden zur EMG-

Signalableitung eingearbeitet sind – pro Seite 3 Elektroden für jedes

Stimmband. Nach proximal verbindet das Flachbandkabel (Abb. 4-b), ein

etwa 1 cm breiter Kunststoffstreifen, die Elektroden mit der Konnektionsstelle

zum EMG-Monitor (Abb. 4-c). Die Tubusoberflächenelektrode ist für den

Einmalgebrauch entwickelt und nicht resterilisierbar (28).

a)b)

c)

Page 34: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

28

Die Elektrode wurde unter sterilen Kautelen ca. 1,5 cm oberhalb des Cuffs

innerhalb der schwarzen Markierungen zirkulär aufgeklebt (Abb. 5).

Der Elektrodenteil (Abb. 4-a) und das Flachbandkabel (Abb. 4-b) mussten

dabei an der konvexen Seite des Tubus zu liegen kommen, um den Kontakt

mit den Stimmlippen zu gewährleisten (Abb. 5).

Abb. 5: Fixierung der Tubusoberflächenelektrode

Unter- und Oberrand des Elektrodenteiles wurden mit je einem Steristrip am

Safety-Flex™-Tubus (kurz: Woodbridge®-Tubus) fixiert, um Verletzungen

durch scharfe Kanten zu vermeiden (Abb. 5)

Zur sicheren Ableitung des EMG-Signals ist die genaue Platzierung des

Elektrodenteils zwischen den Stimmlippen bei Intubation unabdingbar und

sollte sorgfältig überprüft werden (Abb. 6).

a)

Page 35: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

29

Abb. 6: Platzierung der Tubusoberflächenelektrode zwischen den Stimmlippen

Page 36: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

30

5.7.2 Der Xomed®-Tubus

Der Medtronic NIM™-EMG-Endotrachealtubus, kurz Xomed®-Tubus,

(Medtronic Xomed Inc., Jacksonville, USA) ist ein flexibler Endotrachealtubus

aus Silikon-Elastomer mit aufblasbarem Cuff, in den 2 paarige Elektroden

aus Edelstahl (Abb. 7-a) zur Ableitung der EMG-Signale bereits integriert

sind. Die Elektroden liegen etwa 2 cm oberhalb des Cuffs in einem farbig

markierten Bereich von etwa 3 cm Länge frei. Hier haben sie bei korrekter

Tubuslage Kontakt mit den Stimmbändern und die EMG-Signale können

über die Konnektionsstelle (Abb. 7-b) zum Nervenmonitor abgeleitet werden.

Das Einführen des Tubus entspricht der standardmäßigen Intubation mit

anderen Modellen; allerdings wird die Verwendung eines Führungsstabes

vom Hersteller empfohlen, da das Tubusmaterial sehr flexibel ist. Es ist

darauf zu achten, dass das farbig gekennzeichnete Areal ordnungsgemäß

zwischen den Stimmbändern platziert wird. Dies ist der Fall, wenn der farbige

Bereich nach Intubation noch etwa 1 cm über den Stimmbändern zu sehen

ist.

Abb. 7: Xomed®-Tubus

a) integrierte Elektroden

b) Konnektionsstelle zum Nervenmonitor

a

b

Page 37: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

31

Da sich bei gleichem Innendurchmesser (ID) die Aussendurchmesser (OD)

von Xomed®-Tuben und Woodbridge®-Tuben deutlich unterschieden (Tab.

4), wurden für die Untersuchungen eines etwaigen Zusammenhangs

zwischen Tubusgröße und postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im

Kehlkopfbereich die Aussendurchmesser als Kriterium angewandt.

6,0 mm ID

6,5 mm ID

7,0 mm ID

7,5 mm ID

8,0 mm ID

Woodbridge®-Tubus

8,4 mm OD

8,9 mm OD

9,7 mm OD

10,2 mm OD

11,0 mm OD

Xomed® -

Tubus

8,8 mm OD - 10,2 mm

OD - 11,3 mm OD

Tab. 4: Maße von „Woodbridge®“ – und „Xomed®-Tuben hinsichtlich Innen- und Aussen- durchmesser

ID: inner diameter (Innendurchmesser) OD: outer diameter (Aussendurchmesser)

Da die Tubusgrösse im Regelfall durch den Innendurchmesser angegeben

wird, in unserer Studie jedoch der Aussendurchmesser von Interesse ist,

wurden die Tuben nach ihrem Aussendurchmesser in 5 Gruppen eingeteilt:

Tubusgrösse 1: 8,4 mm OD Tubusgrösse 2: 8,8 mm OD + 8,9 mm OD Tubusgrösse 3: 9,7 mm OD Tubusgrösse 4: 10,2 mm OD Tubusgrösse 5: 11,0 mm OD + 11,3 mm OD

Page 38: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

32

5.7.3 IRM / Neurosign® 100

Das intraoperative Monitoring des Nervus laryngeus recurrens wurde mit

Hilfe des 2-Kanal-EMG-Nervenmonitors Neurosign® 100 (Fa. Magstim Ltd.,

Carmartheshire, UK; Vertrieb Inomed GmbH, 79331 Teningen) mit

integriertem Stimulator zur direkten Nervenstimulation durchgeführt (Abb. 8).

Abb. 8: Neurosign® 100

Die Reizintensität der konzentrischen, bipolaren Stimulationssonde (Fa.

Inomed, Teningen) kann zwischen 0,05 mA bis 5 mA variiert werden

(35)(Abb. 8-a), die Impulsfrequenz kann auf 3 oder 30 Hz eingestellt werden

(Abb. 8-b); die Impulsbreite beträgt 200 µs. Das von den Kehlkopfmuskeln

abgeleitete Summenaktionspotential wird am Nervenmonitor über ein

Balkendisplay (20 mV – 30 mV) (Abb. 8-c) für jede Seite optisch dargestellt;

zudem ermöglichen akustische Signale den Operateuren die Überprüfung

der Reizantwort ohne den Blick vom Operationsfeld abwenden zu müssen.

c

c

a b

Page 39: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

33

5.8 Definitionen

5.8.1 Definition der Recurrensparese

Als Recurrensparese wurden in dieser Studie Stimmlippenfunktions-

störungen bewertet, die in der postoperativen HNO-Kontrolle definitiv als

„Recurrensparese“ bezeichnet wurden. Wie in zahlreichen Vergleichsstudien

reichten diese von Minderbeweglichkeiten der Stimmlippen bis hin zum

vollständigen Stimmlippenstillstand.

Da in der vorliegenden Arbeit nur die erste postoperative HNO-Kontrolle des

1. bis 5. postoperativen Tages vorlag, konnten ausschließlich Aussagen über

primäre Recurrensparesen getroffen werden. Eine Unterscheidung zwischen

passageren / temporären (Restitutio ad Integrum innerhalb der ersten 6

Monate nach OP) und permanenten Recurrensparesen konnte aufgrund

fehlender Nachuntersuchungen nicht getroffen werden.

5.8.2 Der Bodymass-Index

Der Bodymass-Index (Körpermassenindex) ist eine allgemein anerkannte

Maßzahl für die Bewertung der Körpermasse eines Menschen. Er wird wie

folgt berechnet:

BMI = Körpergewicht [kg] / (Körpergröße [m])²

Zur Beurteilung des BMI wurde von der „World Health Organisation“ (WHO)

eine Gewichtsklassifikation für Erwachsene erstellt (Tab. 5):

Kategorie

BMI (kg/m²)

Starkes Untergewicht < 16 Mäßiges Untergewicht 16 – 17 Leichtes Untergewicht 17 – 18,5

Untergewicht < 18

Normalgewicht 18,5 – 25 Normalgewicht

Präadipositas 25 – 30 Übergewicht ≥ 25

Adipositas Grad I 30 – 35 Adipositas Grad II 35 – 40 Adipositas Grad III ≥ 40

Adipositas ≥ 30

Tab. 5: Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI (nach WHO, Stand 2008)

Page 40: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

34

5.8.3 Der Cormack-Lehane-Score

Der Cormack-Lehane-Score ist eine Gradeinteilung zur Beurteilung der

Intubationsbedingungen, die bei der direkten Laryngoskopie erhoben wird

(Tab. 6). Bei Grad III und Grad IV ist mit einer schwierigen Intubation zu

rechnen.

Grad I Larynxeingang vollständig sichtbar Grad II Nur hinterer Anteil des Larynxeingangs sichtbar Grad III Nur Epiglottis sichtbar Grad IV Nur weicher Gaumen sichtbar

Tab. 6: Gradeinteilung des Cormack-Lehane-Scores

5.8.4 Muskelrelaxantien

Da die verschiedenen Muskelrelaxantien, die in unserer Studie verwendet

worden waren, unterschiedliche Anschlagszeiten und Wirkdauer aufweisen

(Tab. 7), wurde im Rahmen der Studie untersucht, ob sich Unterschiede

bezüglich der Anzahl und Schwere der postoperativen Kehlkopf-

veränderungen / Läsionen in Abhängigkeit vom Muskelrelaxans ergaben.

Anschlagszeit (min.)

Wirkdauer (min.)

Succinylcholin 1 – 1,5 7 – 12 Mivacurium 1,5 – 2 15 -25 Rocuronium 1 – 1,5 30 – 40

Cisatracurium 4 – 6 30 – 40 Tab. 7: Anschlagszeit und Wirkdauer verschiedener Muskelrelaxantien

Page 41: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

35

5.9 Datenauswertung, Datenerfassung und Statistik

5.9.1 Auswertung der HNO-Befunde gemäß dem Score von Chilla

Die Befunde, die in den postoperativen HNO-Untersuchungen lupen-

laryngoskopisch, stroboskopisch und durch Stimmanalyse erhoben worden

waren, wurden nach einem Punktesystem von Chilla et al. (10) bewertet, das

in der Literatur als Score für Kehlkopfveränderungen allgemein anerkannt ist

(63,9).

Die Punktevergabe erfolgte gemäß dem Score nach Chilla et al. (10)

eskalierend nach

- der Schwere der organischen Schäden innerhalb

und außerhalb des Glottisbereiches (Tab. 8-a+b), sowie

- Störungen der Stimmbandfunktion (Tab. 8-c) und

- Pathologien des Stimmbefundes (Tab. 8-d)

Organische Veränderungen innerhalb des Glottisbereichs

Leicht Leichtes Ödem der Stellknorpelschleimhaut 2 Punkte Stimmbandödem und Stimmbandrötung 2 Punkte Schwer Stimmbandulzera und –granulome 16 Punkte Ulzera im Bereich der hinteren Kommissur 16 Punkte Ulzera im Bereich der vorderen Kommissur 36 Punkte Deutliche Stimmband- und Stellknorpelhämatome 16 Punkte Lumeneinengendes „Stellknorpelödem“ 16 Punkte Luxation oder Subluxation im Krikoarytänoidgelenk 36 Punkte

Tab. 8a: Organische Veränderungen innerhalb des Glottisbereichs [modifiziert nach (10)]

Organische Veränderungen außerhalb des Glottisbereichs

Leicht Kleine Hämatome 1 Punkt Kleine Schleimhauterosionen 1 Punkt Rötung und ödematöse Auflockerung der Schleimhaut 1 Punkt

Schwer Große Hämatome außerhalb des Glottisbereiches mit Schleimhauterosionen und Ödembildung

10 Punkte

Ulzera am Zungengrund, an der Epiglottis und im Trachealbereich (ebenso Granulome)

16 Punkte

Tab. 8b: Organische Veränderungen ausserhalb des Glottisbereichs [modifiziert nach (10)]

Page 42: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

36

Störungen der Stimmbandfunktion

Leicht Geringe Bewegungseinschränkung eines Stimmbandes 1 Punkt

Geringer phoniatrischer Restspalt (bzw. auch deutliches „hinteres Dreieck“) bei mehreren Frequenzen oder wechselnder Restspalt, der nicht bei allen Frequenzen vorhanden ist

1 Punkt

Geringe oder wechselnde Schwingungsanomalien 1 Punkt

Mittelgradig Deutliche Bewegungseinschränkung (Ab- und Adduktion) eines Stimmbandes

3 Punkte

Deutlicher phonatorischer Restspalt bei mehreren Frequenzen (den größeren Teil der Glottis einnehmend)

3 Punkte

Randkantenverschiebung eines Stimmbandes aufgehoben

3 Punkte

Ständige, deutliche Schwingungseinschränkungen oder –anomalien der Stimmbänder (Amplitudenverkürzung, ungleichmäßige, ungleichzeitige und „durchschlagende“ Schwingungen

jeweils 3 Punkte

Schwer Phonatorischer Stillstand eines Stimmbandes 16 Punkte

Stillstand eines Stimmbandes in Paramedian- oder Intermediärstellung

36 Punkte

Tab. 8c: Störungen der Stimmbandfunktion [modifiziert nach (10)]

Stimmbefund

Tonhaltedauer um mehr als 20 % eingeschränkt 1 Punkt Sprechtonlage um mehr als 2 Töne verändert 2 Punkte Leichte Veränderungen des Stimmklanges 1 Punkt Deutliche Veränderungen des Stimmklanges

(deutliche Dysphonie und Aphonie) 4 Punkte

Tab. 8d: Stimmbefund [modifiziert nach (10)]

Die Patienten wurden nach Chilla et al. (10) entsprechend der Gesamt-

punktzahl, die sich aus den morphologischen und stimmlichen

Veränderungen ergeben hatte, in fünf Gruppen eingeteilt (Tab. 9):

Gruppe

Punkte

Ausmaß der Schädigung

I 0 Kein Schaden II 1-2 Geringer Schaden III 3-15 Leichter Schaden IV 16-35 Mittelgradiger Schaden V > 36 Schwerer Schaden

Tab. 9: Gruppeneinteilung nach Chilla [modifiziert nach (10)]

Page 43: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

37

Bei der Erstellung des Scores hatten Chilla et al. darauf geachtet, dass „die

Addition mehrerer leichter funktioneller und organischer Schäden nicht einen

mittelgradigen oder sogar schweren Schaden ergeben konnte.“ (10)

Allerdings hatten sie „schwere Schäden sehr hoch bewertet, um so eine

unmittelbare Einordnung in die Gruppen IV und V zu erreichen.“(10)

Dies erklärt die nicht-linear eskalierende Punktezuordnung zu den

Pathologien in den Tabellen 8 a-d.

Spätere Nachsorgeuntersuchungen, die nach kontrollbedürftigen Befunden in

der ersten postoperativen HNO-Diagnostik vorgenommen worden waren,

konnten nicht in die vorliegende Arbeit einbezogen werden, da diese

Untersuchungen meist im niedergelassenen Bereich stattgefunden hatten,

und die Ergebnisse daher nicht vorlagen.

5.9.2 Statistik

Die aus den HNO-Untersuchungen und aus den Narkoseprotokollen

erhobenen Daten wurden mit Hilfe des Statistikprogramms „Statistica® 6.0“

(StatSoft, Inc. [2001]; STATISTICA für Windows, Tulsa, OK; USA)

ausgewertet. Die Daten wurden zunächst auf Normalverteilung untersucht

und anschließend je nach Fragestellung und Subgruppenanalyse mittels t-

Test, MWU-Test bzw. mit dem Kruskal-Wallis-Test (mehrfaktorieller ANOVA-

Test) verglichen.

Die Ergebnisse sind als Median (1. – 3. Quartile) dargestellt, als

Signifikanzniveau wurde p < 0,05 angenommen. (* = p < 0,05).

Normalverteilte Daten wurden als Mittelwert und Standardabweichung

angegeben.

Page 44: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

38

6. Ergebnisse 6.1 Beschreibende Statistik

6.1.1 Patientenkollektiv

Im Rahmen unserer Studie wurden retrospektiv die anonymisierten

Datensätze von 236 Patienten untersucht, die sich zwischen November 2001

und August 2008 einer Schilddrüsenoperation am Universitätsklinikum

Erlangen unterzogen hatten. Davon konnten 188 vollständige Datensätze mit

prä- und postoperativer HNO-Untersuchung ausgewertet werden (Abb. 9).

48 Patientendatensätze mussten aus folgenden Gründen von der

Auswertung ausgeschlossen werden:

In 27 Fällen lagen fehlende oder unvollständige Unterlagen vor. Desweiteren

wurden 15 Patientendatensätze ausgeschlossen, die fälschlicherweise unter

der Rubrik „Schilddrüsenoperation“ gelistet waren, sich jedoch anderen

Eingriffen im Halsbereich unterziehen mussten. Wegen vorbestehender

Recurrensparesen wurden insgesamt 5 Patientendatensätze aus-

geschlossen. Eine Patientin konnte aufgrund starken Würgereizes nicht

HNO-ärztlich untersucht werden und wurde daher ausgeschlossen (Abb. 9).

Page 45: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

39

Abb. 9: Übersicht über das Patientenkollektiv

¹ Die Patientin musste aufgrund von Intubationsschwierigkeiten mit einer Larynxmaske versorgt werden, so dass ein Recurrensmonitoring nicht möglich war

6.1.2 Alter und Geschlecht des Gesamtkollektivs

Bei den untersuchten Patienten handelte es sich um 188 erwachsene

Patienten (140 Frauen und 48 Männer), deren Alter zum Zeitpunkt der

Operation zwischen 20 und 81 Jahren betrug. Der Altersdurchschnitt lag bei

51 Jahren (Standardabweichung 14,5). Im Gesamtkollektiv zeigte das Alter

eine Normalverteilung.

236 gesichtete

Patientenakten

329 Nerves at risk

(NAR)

48 Patientenakten ausgeschlossen

27 fehlende /

unvoll-ständige

Patienten-akten

15 andere

Eingriffe

5 vorbe-

stehende Re-

currens-paresen

1 nicht

durch-führbare

post-operative

HNO- Kontrolle (starker

Würgereiz)

11 Tracheo-tomien

2 Ösophagus-

eingriffe

1 Isthmus-resektion ohne IRM

9 Laryngeal

nerve injury (LRNI)

188 Patientenakten eingeschlossen

314 intakte Nerven

6 nicht

beurteilbare Nerven

1 Schilddrüsen

-eingriff ohne IRM ¹

Page 46: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

40

6.1.3 Gruppenbildung aus dem Gesamtkollektiv

Die eingeschlossenen 188 Datensätze der Patienten wurden je nach Art des

durchgeführten Recurrensmonitorings (Tubusoberflächenelektrode vs.

Xomed®-Tubus), sowie nach der Art der Narkoseeinleitung (Intubation mit

oder ohne Muskelrelaxans) retrospektiv in 3 Hauptgruppen eingeteilt:

- TOR (Tubusoberflächenelektrode + Relaxans)

- TOO (Tubusoberflächenelektrode ohne Relaxans)

- Xomed (Xomed®-Tubus mit Relaxans)

Die erste Gruppe (TOR) von 57 Patienten hatte im Rahmen der

Schilddrüsenoperation einen Tubus mit aufgeklebter Tubusoberflächen-

elektrode erhalten und war im normalen OP-Betrieb nach den Standard-

Operating-Procedures (SOP) der Anästhesiologischen Klinik der Universität

Erlangen-Nürnberg eingeleitet worden. Die Patienten dieser Gruppe erhielten

ein Muskelrelaxans zur Intubation. Die Gruppe bestand aus 38 Frauen und

19 Männern im Alter von 21 bis 81 Jahren mit einem ASA-Score von I bis III.

Die zweite Gruppe von Patienten (TOO), war ebenfalls gemäß der SOP

eingeleitet, aber ohne Einsatz eines Muskelrelaxans intubiert worden, um

eine sofortige Lage- und Funktionskontrolle der Tubusoberflächenelektrode

zu ermöglichen. Sie umfasste 70 Patienten; davon 63 Frauen und 7 Männer

zwischen 20 und 80 Jahren, die einem ASA-Score von I bis III zugeordnet

worden waren.

Die dritte Gruppe (Xomed) umfasste 61 Patienten, davon 39 Frauen und 22

Männer zwischen 24 und 79 Jahren. Auch sie waren nach SOP eingeleitet

worden und hatten ein Muskelrelaxans zur ITN erhalten. Zum

Neuromonitoring waren sie mit dem Xomed®-Tubus intubiert worden, der ab

Februar 2008 die Tubusoberflächenelektrode an der Anästhesiologischen

Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg vollständig abgelöst hatte.

Page 47: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

41

6.1.4 Demographische Daten der Studiengruppen

Die demographischen Daten der 188 untersuchten Patienten sind in Tabelle

10 dargestellt. Die drei Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich Alter,

Gewicht, Größe BMI, OP-Dauer und Anästhesiedauer nicht signifikant

voneinander. In der TOO-Studiengruppe war der Anteil von Frauen

signifikant größer, als in den beiden anderen Gruppen TOR und Xomed.

TOR-Gruppe

TOO-Gruppe

Xomed-Gruppe

Patientenanzahl : 57 70 61 NAR¹: 102 122 105 Alter (Jahre): 48,1 ± 14,5 51,6 ± 14,6 53,0 ± 14,1 Geschlecht: weiblich männlich

38 (66,67%) 19 (33,33%)

63 (90,00%) * 7 (10,00%)

39 (63,93%) 22 (36,07%)

BMI² (kg/m²): 25,9 ± 5,4 25,4 ± 4,0 26,5 ± 5,5 ASA³-Klassifikation: I II III

17 (29,8%) 33 (57,9%) 7 (12,3%)

20 (28,6%) 47 (67,1%) 3 (4,3%)

18 (29,5%) 37 (60,7%)

6 (9,8%)

Tab. 10: Demographische Daten der Studiengruppen zur Auswertung der Recurrenspareserate, * = p < 0,05

¹ NAR: „Nerves at risk“ ² BMI: Bodymass-Index ³ ASA: American Society of Anesthesiologists

Page 48: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

42

6.1.5 Postoperative Diagnosen und Resektionsverfahren

Die postoperativ histologisch gesicherten Diagnosen verteilten sich wie folgt

auf die 188 untersuchten Patienten:

- Primäreingriffe bei benignen Schilddrüsenerkrankungen: 160 Patienten

- Eingriffe bei rezidivierenden benignen Erkrankungen: 16 Patienten

- Eingriffe bei Malignomen: 12 Patienten

Die genaue Diagnoseaufschlüsselung und die angewandten Resektions-

verfahren sind in Tabelle 11 und 12 dargestellt:

Postoperative

Diagnose

TOR-

Gruppe (n = 57)

TOO-

Gruppe (n = 70)

Xomed- Gruppe (n = 61)

Gesamt- Gruppe (n = 188)

Solitärer SD-Knoten 6 6 11 23 Autonomes Adenom 1 3 - 4 Struma multinodosa 43 36 28 107 Basedow-Struma 2 6 5 13 Strumarezidiv 2 6 8 16 Thyreoiditis 1 1 4 6 SD-Karzinom 1 8 3 12 NSD-Adenom 1 3 2 6 Thymom - 1 - 1 OP-Dauer (min) 121,65 ±

41,78 118,34 ±

46,00 112,66 ±

44,09 117,47 ±

44,00 Tab. 11: Verteilung der postoperativen Diagnosen innerhalb der einzelnen Gruppen

n = Patientenzahl

Resektionsverfahren

TOR- Gruppe (n = 57)

TOO-

Gruppe (n = 70)

Xomed- Gruppe (n = 61)

Gesamt- Gruppe (n = 188)

Thyreoidektomie 2 18 16 36 Hemithyreoidektomie 3 16 14 33 Hemithyreoidektomie + Schilddrüsen-resektion der Gegenseite

11 13 14 38

Schilddrüsenresektion beidseits 30 10 9 49

Schilddrüsenresektion einseitig 7 2 1 10

Eingriff bei M. Basedow 2 6 5 13

Nebenschilddrüsen-resektion - 3 2 5

andere¹ 2 1 - 3 Neck-Dissektion - 1 - 1

Tab. 12: Verteilung der Resektionsverfahren innerhalb der einzelnen Gruppen n = Patientenzahl ¹ Eine Halsexploration, eine Isthmusresektion mit einseitiger Knotenexploration und eine Thymomresektion

Page 49: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

43

6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens

6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen

In Tabelle 13 werden die Pareseraten des Nervus laryngeus recurrens

bezogen auf die Anzahl der Patienten in den verschiedenen Gruppen

dargestellt. Dabei wird unterschieden zwischen definitiv keinem post-

operativen Nervenschaden, gesicherter ein- oder beidseitiger Parese und

nicht sicher beurteilbaren Befunden, bei nicht eindeutigem HNO-

Kontrollbefund (Tab. 17 und 18).

Hinsichtlich des temporären oder dauerhaften Charakters einer Parese kann

in dieser Studie keine Aussage getroffen werden, da in der Regel nur die

erste postoperative HNO-Kontrolle am Haus durchgeführt wurde und keine

Verlaufsbefunde vorlagen. Aus diesem Grund werden die Recurrensparesen

in dieser Arbeit als „Laryngeal nerve injury (LRNI)“ bzw. „primärer

Nervenschaden“ bezeichnet.

Gesamt- Gruppe (n = 188)

TOR-

Gruppe (n = 57)

TOO-

Gruppe (n = 70)

Xomed-Gruppe (n = 61)

Kein Nerven-schaden

178 (94,68%)

55 (96,49%)

66 (94,29%)

57 (93,44%)

LRNI ¹ gesamt davon

7 (3,72%)

2 (3,51%)

2 (2,86%)

3 (4,92%)

einseitiger Schaden

5 (2,66%)

1 (1,75%)

2 (2,86%)

2 (3,28%)

beidseitiger Schaden

2 (1,06%)

1 (1,75%)

0 (0,00%)

1 (1,64%)

nicht sicher beurteilbarer Befund

3 (1,60%)

0 (0,00%)

2 (2,86%)

1 (1,64)

Tab. 13: Nervenschäden innerhalb der Studiengruppen bezogen auf die Patientenzahl = n

¹ LRNI: „Laryngeal nerve Injury“

Um eine sinnvolle Beurteilung hinsichtlich der Anzahl der verletzten Nerven

zu ermöglichen, ist das Konzept des „Nerve at risk“ (NAR) eingeführt worden.

Dieses Konzept beschreibt die Zahl der intraoperativ gefährdeten Nerven.

So sind beispielsweise bei einer Thyreoidektomie beide Nerven gefährdet

(NAR = 2), während bei einem einseitigen Eingriff, wie z.B. einer

Page 50: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

44

Hemithyreoidektomie, nur ein Nerv gefährdet ist (NAR = 1). Im Gesamt-

kollektiv ergab sich dabei eine Anzahl von 329 gefährdeten Nerven. In sieben

Fällen konnten die „nerves at risk“ aufgrund verschiedener Ursachen (Tab.

14) mittels IRM nicht vollständig stimuliert werden, so dass von den

insgesamt 329 NAR nur bei 319 Nerven ein intraoperatives EMG-Signal

abgeleitet werden konnte. Dies entspricht einer Identifikationsrate von 97% in

der Gesamtgruppe durch das Recurrensmonitoring.

Gruppe

NAR¹

Stimulierte Nerven

Grund für

unvollständige Stimulation

Postoperativer Nervenschaden

(LRNI²)

Fall 1 TOR 2 1

rechter NLR stark verschwielt, so dass IRM

nur links ableitbar nein

Fall 2 TOR 2 0 Elektrodendislokation nein

Fall 3 TOR 2 1

rechter NLR von Knoten umfasst, so dass IRM nur

links ableitbar nein

Fall 4 TOO 2 1

IRM links negativ aufgrund straffen

Berryl`schen Ligaments nein

Fall 5 Xomed 2 0 unbekannt nein

Fall 6 Xomed 2 1

rechter NLR stark verschwielt, so dass IRM

nur links ableitbar nein

Fall 7 Xomed 2 0 IRM bds. negativ wg.

Kabeldefekt Recurrensparese

links

Tab. 14: Ursachen fehlender Stimulationsantwort des intraoperativen Recurrensmonitorings in sieben Fällen ¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

TOR-

Gruppe NAR¹ = 102

TOO-

Gruppe NAR¹ = 122

Xomed- Gruppe

NAR¹ = 105

Separate Tubusoberflächenelektrode

NAR¹ = 224

Integrierte

Tubuselektrode NAR¹ = 105

Identifizierbare Nerven 98 121 100

Nicht-identifizierbare Nerven 4 1 5

Tab. 15: Nervenidentifikation innerhalb der Studiengruppen ¹ NAR = Nerve at risk

Page 51: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

45

Betrachtet man die mithilfe IRM identifizierbaren Nerven innerhalb der

Gruppen mit separater Oberflächenelektrode (TOR und TOO) und die der

Xomed-Gruppe, bei der die Elektrode in den Tubus integriert war (Tab. 15),

so ergeben sich die in Tabelle 16 dargestellten Nervenidentifikationsraten.

Zwischen beiden Gruppen waren die Nervenidentifikationsraten vergleichbar.

Ableittechnik

Rate der mittels IRM stimulierten Nerven

Separate Tubusoberflächenelektrode

97,76 %

Integrierte Tubuselektrode

95,24 %

Tab. 16: Nervenidentifikationsraten bei IRM mit separater bzw. integrierter Tubusoberflächen- elektrode

In der folgenden Tabelle (Tab. 17) wird die absolute Anzahl der verletzten

Nerven (LRNI = „laryngeal nerve injury“) bezogen auf die bei der OP

gefährdeten Nerven (NAR = „nerves at risk“) der einzelnen Gruppen

dargestellt. Bei den insgesamt drei Patienten, bei denen in der

postoperativen Kontrolle die Stimmlippenfunktion nicht sicher zu beurteilen

war (Tab. 18), waren intraoperativ jeweils beide Recurrensnerven gefährdet,

so dass sich die Anzahl der nicht beurteilbaren Nervenfunktionen auf

insgesamt sechs beläuft (Tab.17).

Gesamt- Gruppe NAR¹ =

329

TOR-

Gruppe NAR¹ =

102

TOO-

Gruppe NAR¹ =

122

Xomed- Gruppe NAR¹ =

105

Kein Nervenschaden

314 (95,44%)

99 (97,06%)

116 (95,08%)

99 (94,29%

LRNI² gesamt

9 (2,74%)

3 (2,94%)

2 (1,64%)

4 (3,81%)

nicht sicher beurteilbarer Befund

6 (1,82%) - 4

(3,28%) 2

(1,90%)

Tab. 17: Nervenschäden innerhalb der Studiengruppen bezogen auf NAR ¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

Page 52: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

46

NAR¹

Geschlecht

Alter

Grund für

unzureichende Beurteilbarkeit in der postoperativen HNO-Kontrolle

Fall 1 2 m 72 supraglottisches Hämatom mit massivem Larynxödem

Fall 2 2 w 51 grosse Intubationsgranulome

Fall 3 2 w 51 Schweres Kehlkopftrauma mit massivem Stimmlippenhämatom

Tab. 18: Gründe für unzureichende Beurteilbarkeit der Recurrensfunktion in der postoperativen Kontrolle ¹ NAR = Nerve at risk

Schließt man die nicht sicher beurteilbaren Befunde aus, so ergeben sich

folgende Raten an postoperativen Schädigungen (Tab.19):

Gesamt- gruppe NAR¹ =

323

TOR-

Gruppe NAR¹ =

102

TOO-

Gruppe NAR¹ =

118

Xomed- Gruppe NAR¹ =

103 Kein Nervenschaden

314 (97,21%)

99 (97,06%)

116 (98,31%)

99 (96,12%)

LRNI²

9 (2,79%)

3 (2,94%)

2 (1,69%)

4 (3,88%)

Tab. 19: Nervenschäden nach Ausschluss der „nicht sicher beurteilbaren“ Befunde

¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

Zwischen den Gruppen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede

hinsichtlich der Raten an postoperativen Nervenschädigungen.

Page 53: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

47

6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit vom Einsatz verschiedener

Muskelrelaxantien

Das Recurrensmonitoring ist im Falle einer anhaltenden Muskelrelaxation,

wie sie beispielsweise nach einer Narkoseeinleitung mit einem länger

wirksamen Muskelrelaxans vorstellbar wäre, nicht zuverlässig durchführbar.

Daher wurde untersucht, ob das Auftreten eines Nervenschadens abhängig

von der Auswahl des Muskelrelaxans ist, bzw. ob der vollständige Verzicht

auf ein Muskelrelaxans bei Narkoseeinleitung einen protektiven Effekt

hinsichtlich des Auftretens von Nervenschäden zeigt.

Tabelle 20 zeigt die Nervenschäden in Abhängigkeit vom verwendeten

Muskelrelaxans bezogen auf „Nerves at risk“.

Es konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Kein

Muskel-relaxans¹ NAR² =

122

Succinyl-cholin NAR² =

20

Mivacurium

NAR² = 170

Rocuronium

NAR² = 11

Cis-

atracurium

NAR² = 6

LRNI³

2 (1,64%) - 7

(4,12%) - -

Kein Nerven-schaden

116 (95,08%)

20 (100%)

161 (94,71%)

11 (100%)

6 (100%)

nicht sicher beurteilbarer Befund

4 (3,28%) - 2

(1,18%) - -

Tab. 20: Nervenschäden in Abhängigkeit von der Anwendung verschiedener Muskelrelaxantien

¹ entspricht der Gruppe „TOO“ ² NAR = Nerve at risk ³ LRNI = Laryngeal nerve injury

Page 54: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

48

6.2.3 Pareseraten in Abhängigkeit von Resektionsverfahren und

postoperativen Diagnosen

Es fanden sich hinsichtlich der Recurrenspareseraten keine signifikanten

Unterschiede zwischen Eingriffen, die beidseitig durchgeführt wurden und

somit beide Recurrensnerven gefährdet waren, und einseitigen Operationen

mit nur einem „Nerve at risk“.

Zur Risikostratifizierung der Grunderkrankung mit dem Risiko des Auftretens

von Nervenschäden erfolgte eine Subgruppenanalyse.

In der Gruppe der Patienten mit erhöhtem Pareserisiko (Malignome,

Rezidive) wurden keine, in der Gruppe der Patienten mit benignen

Schilddrüsenerkrankungen wurden bei sieben Personen (entsprechend neun

NAR) Recurrensparesen gefunden (Tab. 21).

Benigne Schilddrüsen- erkrankungen

Malignome

und Rezidiveingriffe

NAR¹ = 279 n² = 160 NAR¹ = 50 n² = 28 Kein Nervenschaden

266 (95,34%)

151 (94,38%)

48 (96,00%)

27 (96,43%)

LRNI³ 9 (3,23%)

7 (4,38%) - -

nicht sicher beurteilbarer Befund

4 (1,43%)

2 (1,25%)

2 (4,00%)

1 (3,57%)

Tab. 21: Nervenschäden in der Gruppe der an benignen Schilddrüsenerkrankungen leidenden und in der Gruppe der an Malignomen und Rezidiven leidenden Patienten ¹ NAR = Nerve at risk ² n = Patientenzahl ³ LRNI = Laryngeal nerve injury

Acht der neun postoperativ geschädigten Nerven traten in der Gruppe der

Patienten auf, die an einer Struma multinodosa operiert worden waren. Ein

Nervenschaden findet sich in der Gruppe der Resektionen bei Morbus

Basedow. Sowohl in der Gruppe der Karzinome, als auch in der Gruppe der

Rezidivstrumen traten in unserem Patientenkollektiv keine postoperativen

Recurrensparesen auf.

Auch in Abhängigkeit vom Resektionsverfahren ergaben sich in unserem

Gesamtkollektiv keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Recurrens-

pareserate.

Page 55: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

49

Zur Auswertung des Zusammenhangs zwischen der Dauer des operativen

Eingriffes und der Pareserate wurde die Operationsdauer gemäß OP-

Protokoll mit der Inzidenz von Paresen korreliert.

Die mittlere OP-Dauer aller Eingriffe betrug 117,5 Minuten. Der kürzeste

Eingriff erfolgte in 39 Minuten, der längste dauerte 256 Minuten.

Die meisten Eingriffe dauerten zwischen 90 und 180 Minuten. In dieser

Gruppe traten die meisten Schäden auf.

Es ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der

Recurrenspareseraten in Abhängigkeit von der Operationsdauer.

6.2.4 Pareseraten in Abhängigkeit von demographischen

Merkmalen

In der Gesamtgruppe (n = 188) befanden sich 25,53% Männer (n = 48) und

74,47% Frauen (n = 140). Eine Subgruppenanalyse zeigte dass die Inzidenz

von Recurrensparesen zwischen männlichen und weiblichen Patienten

vergleichbar war (Tab. 22).

Männlich NAR¹ = 87

weiblich

NAR¹ = 242

LRNI² 4 (4,60%)

5 (2,07%)

Kein Nervenschaden 81 (93,10%)

233 (96,28%)

nicht sicher beurteilbarer Befund

2 (2,30%)

4 (1,65%)

Tab. 22: Nervenschäden in Abhängigkeit vom Geschlecht

¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

Zur Untersuchung eines Einflusses des Alters auf die Inzidenz von Paresen

wurden die Patienten in sieben Altersgruppen eingeteilt. Das Altersintervall

betrug dabei je zehn Jahre. Tabelle 23 zeigt die Nervenschäden bezogen auf

die verschiedenen Altersgruppen. Es zeigte sich keine signifikanten

Unterschiede zwischen den Subgruppen.

Page 56: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

50

20-29 Jahre

NAR¹ = 26

30-39 Jahre

NAR¹ = 46

40-49 Jahre

NAR¹ = 76

50-59 Jahre

NAR¹ = 71

60-69 Jahre

NAR¹ = 73

70-79 Jahre

NAR¹ = 34

80-89 Jahre

NAR¹ = 3

LRNI² - - 2 (2,63%)

2 (2,82%)

3 (4,11%)

2 (5,88%) -

Kein Nerven-schaden

26 (100%)

46 (100%)

74 (97,37%)

65 (91,55%)

70 (95,89%)

30 (88,24%)

3 (100%)

nicht sicher beurteil-barer Befund

- - - 4 (5,63%) - 2

(5,88%) -

Tab. 23: Nervenschäden in Abhängigkeit vom Alter

¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

Im Gesamtkollektiv (n = 188) befanden sich 55 Patienten (29,26%) der

Gruppe ASA I; 117 Patienten (62,23%) wurde der Klasse ASA II zugeteilt

und 16 Patienten (8,51%) gehörten zur Kategorie ASA III.

Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den ASA-

Subgruppen hinsichtlich der Pareserate.

Der durchschnittliche BMI des Gesamtkollektivs lag bei 25,92.

Untergewichtig, d.h. einen BMI von ≤ 18, wiesen sieben Patienten (3,72%)

auf.

Die Anzahl der normalgewichtigen Patienten mit einem BMI zwischen 19 und

24 betrug 76 (40,42%).

An Übergewicht, d.h. einem BMI zwischen 25 und 29, litten 70 Patienten

(37,23%).

Adipositas, d.h. ein BMI ≥ 30, fand sich bei 35 Patienten (18,61%).

Tabelle 24 zeigt die Nervenschäden in Abhängigkeit vom BMI der Patienten.

Es fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den

Subgruppen.

Page 57: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

51

BMI ≤ 18 NAR¹ =

8

BMI 19-24

NAR¹ = 135

BMI 25-29

NAR¹ = 126

BMI 30-39

NAR¹ = 50

BMI ≥ 40 NAR¹ =

10

Kein Nerven-schaden

8 (100%)

128 (94,81%)

118 (93,65%)

50 (100%)

10 (100%)

LRNI² - 5 (3,70%)

4 (3,17%) - -

nicht sicher beurteil-barer Befund

- 2 (1,48%)

4 (3,17%) - -

Tab. 24: Nervenschäden in Abhängigkeit vom BMI (Bodymass-Index)

¹ NAR = Nerve at risk ² LRNI = Laryngeal nerve injury

Page 58: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

52

6.3 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

Bei der Auswertung der Stimmbandbefunde zur Beurteilung der

postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich, wurden

die sieben Patienten ausgeschlossen, bei denen postoperativ eine

Recurrensparese gesichert diagnostiziert wurde (Tab. 25). Grund hierfür war,

dass eine Recurrensparese im Rahmen einer Schilddrüsenoperation nicht

als Schaden nach Intubation anzusehen ist, sondern davon ausgegangen

werden kann, dass der Nerv im Rahmen des Eingriffes geschädigt wurde.

Ein Einschliessen dieser Patienten hätte aufgrund der hohen

Punktebewertung nach Chilla für die Immobilität der Stimmlippen zu einem

mittelgradigem bis schwerem Schadensscore bei den Patienten geführt und

die Statistik verfälscht.

TOR-Gruppe

TOO-Gruppe

Xomed-Gruppe

Ursprüngliche Patientenanzahl¹ n = 188

57 70 61

Ausgeschlossene Patienten² n = 7

2 2 3

Eingeschlossene Patienten³ n = 181

55 68 58

Alter (Jahre): 47,8 ± 14,6 51,6 ± 14,7 52,8 ± 14,1 Geschlecht: weiblich männlich

37 (67,27%) 18 (32,73%)

61 (90,71%) * 7 (10,29%)

38 (65,52%) 20 (34,48%)

BMI (kg/m²): 26,0 ± 5,5 25,3 ± 4,0 26,6 ± 5,6 ASA-Klassifikation: I II III

17 (30,9%) 32 (58,2%)

6 (10,9%)

20 (29,4%) 45 (66,2%) 3 (4,4%)

17 (29,3%) 35 (60,3%)

6 (10,3%)

Tab. 25: Demographische Daten der Studiengruppen zur Auswertung der postoperativen Kehlkopf- veränderungen bzw. –läsionen, * = p < 0,05

¹ zur Auswertung der Recurrenspareseraten ² mit postoperativer Recurrensparese ³ zur Auswertung der postoperativen Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

Page 59: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

53

6.3.1 Postoperative Veränderungen / Läsionen im

Kehlkopfbereich innerhalb der Studiengruppen

Abbildung 10 zeigt die Schwere der postoperativen Veränderungen bzw.

Läsionen im Kehlkopfbereich des Gesamtkollektivs (n = 181) ohne Patienten

mit postoperativer Recurrensparese.

Schweregrad 1-5 der Veränderungen im Kehlkopfbereich

Abb. 10: Übersicht über die postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich in der Gesamtgruppe¹

¹ Patienten ohne postoperative Recurrensparese

Die y-Achse zeigt dabei die Patientenzahl n; auf der x-Achse sind die

postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich als

Balkendiagramm dargestellt. Der Prozentsatz bezieht sich auf den Anteil von

n = 181 Fällen; die Ziffern 1 bis 5 geben den Schweregrad der

Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich an:

1 = keine Veränderungen

2 = geringe Veränderungen

3 = leichter Schaden

4 = mittelgradiger Schaden

5 = schwerer Schaden

Anz

ahl d

er P

atie

nten

[n]

Page 60: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

54

Fasst man die Fälle fehlender und geringstgradiger Veränderungen, sowie

die klinisch relevanten Fälle von leichten und mittelgradigen Läsionen

gegenüber schweren Schäden zusammen (Tab. 26), zeigt sich, dass in der

Xomed-Gruppe signifikant mehr Patienten keine bis höchstens

geringstgradige Veränderungen aufweisen, als in den Gruppen mit

aufgeklebter Larynxoberflächenelektrode (TOR und TOO).

Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich im Vergleich der drei Gruppen

hinsichtlich schwerer Kehlkopfschäden.

TOR-Gruppe

TOO-Gruppe

Xomed-Gruppe

Keine bzw. geringst- gradige Veränderungen

16,36 % 17,65 % 39,66 % *

Leichte bis mittel- gradige Läsionen

83,64 % 79,41 % 58,62 %

Schwere Schäden

0,00 % 2,94 % 1,72 %

Tab. 26: Übersicht über die postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich (zusammengefasst nach klinischer Relevanz) innerhalb der Studiengruppen , * =p < 0,05

In der Gruppe TOO, die ohne Muskelrelaxans intubiert wurde, traten sowohl

die leicht- bis mittelgradigen Schäden, als auch die schweren Schäden nicht

signifikant häufiger auf, als in der TOR-Gruppe, die mit Muskelrelaxation

intubiert worden war.

Page 61: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

55

6.3.2 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

in Abhängigkeit von der Tubuskategorie

Tabelle 27 gibt eine Übersicht über die Tubuskategorien (eingeteilt nach

Tubusaussendurchmesser) innerhalb der untersuchten Gruppen.

Tubusgrösse 1: 8,4 mm OD Tubusgrösse 2: 8,8 mm OD + 8,9 mm OD Tubusgrösse 3: 9,7 mm OD Tubusgrösse 4: 10,2 mm OD Tubusgrösse 5: 11,0 mm OD + 11,3 mm OD

Tubusgrösse

TOR

n = 55

TOO

n = 68

Xomed n = 58

Tubusgrösse 1 - 5 (7,35%) -

Tubusgrösse 2 6 (10,91%)

12 (17,65%)

28 (48,28%)

Tubusgrösse 3 36 (65,45%)

47 (69,12%) -

Tubusgrösse 4 4 (7,27%) - 28

(48,28%)

Tubusgrösse 5 9 (16,36%)

4 (5,88%)

2 (3,45%)

Tab. 27: Verteilung der Tubuskategorien innerhalb der 3 Gruppen (TOR/TOO/Xomed)

Die Tabellen 28 und 28a zeigen die postoperativen Veränderungen bzw.

Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von der Tubuskategorie.

Tubusgrösse

1 n = 5

Tubusgrösse

2 n = 46

Tubusgrösse

3 n = 83

Tubusgrösse

4 n = 32

Tubusgrösse

5 n = 15

I kein Schaden

1 (20,00%)

11 (23,91%)

6 (7,23%)

5 (15,63%)

1 (6,67%)

II geringer Schaden

1 (20,00%)

5 (10,87%)

8 (9,64%)

5 (15,63%)

1 (6,67%)

III leichter Schaden

3 (60,00%)

28 (60,87%)

65 (78,31%)

20 (62,50%)

12 (80,00%)

IV mittlerer Schaden

- 1 (2,17%)

3 (3,61%)

2 (6,25%) -

V schwerer Schaden

- 1 (2,17%)

1 (1,20%) - 1

(6,67%)

Tab. 28: Postoperative Veränderungen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von der Tubuskategorie

Page 62: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

56

Tubusgrösse

1 n = 5

Tubusgrösse

2 n = 46

Tubusgrösse

3 n = 83

Tubusgrösse

4 n = 32

Tubusgrösse

5 n = 15

Keine bzw. geringst- gradige Schäden

2 (40,00%)

16 (34,78%)

14 (16,87%)

10 (31,25%)

2 (13,33%)

Leichte bis mittel- gradige Schäden

3 (60,00%)

29 (63,04%)

68 (81,93%)

22 (68,75%)

12 (80,00%)

Schwere Schäden

- 1 (2,17%)

1 (1,20%) - 1

(6,67%)

Tab. 28a: Postoperative Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von der Tubuskategorie (zusammengefasst nach klinischer Relevanz) Tubusgrösse 1: 8,4 mm OD Tubusgrösse 2: 8,8 mm OD + 8,9 mm OD Tubusgrösse 3: 9,7 mm OD Tubusgrösse 4: 10,2 mm OD Tubusgrösse 5: 11,0 mm OD + 11,3 mm OD

Hinsichtlich der Tubusgrösse konnten bei der statistischen Auswertung keine

signifikanten Unterschiede in Bezug auf die postoperativen Veränderungen /

Läsionen im Kehlkopfbereich festgestellt werden.

6.3.3 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

in Abhängigkeit von demographischen Merkmalen

Hinsichtlich der Merkmale Alter und postoperativer Veränderungen /

Läsionen im Kehlkopfbereich konnte kein signifikanter statistischer

Zusammenhang festgestellt werden.

Ebenfalls kein signifikanter Zusammenhang bestand in unserer Studie

zwischen dem Bodymass-Index und postoperativen Veränderungen /

Läsionen im Kehlkopfbereich.

Page 63: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

57

6.3.4 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

in Abhängigkeit vom Cormack-Lehane-Score

Da mit steigendem Cormack-Lehane-Score eine zunehmend schwierige

Intubation zu erwarten ist, die möglicherweise das Risiko von

Intubationsschäden erhöht, wurde der Zusammenhang zwischen Cormack-

Lehane-Score und postoperativen Veränderungen / Läsionen im Kehlkopf-

bereich getestet.

Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Cormack-Lehane-

Score und postoperativen Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

konnte in unserem Studienkollektiv nicht festgestellt werden.

Page 64: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

58

7. Diskussion 7.1 Recurrensparese

Die Verletzung des Nervus laryngeus recurrens stellt nach wie vor eine

gefürchtete Komplikation nach Schilddrüsenoperationen dar (55). Die

Angaben der Literatur zur Häufigkeit permanenter Recurrensparesen nach

Schilddrüsenoperation schwanken zwischen 0,5 und 2%, sofern der Nerv

intraoperativ identifiziert werden konnte; ohne Nervendarstellung werden

bleibende Pareseraten bis zu 9% beschrieben (37,67). Passagere

Recurrensparesen, die sich innerhalb der ersten sechs Monate nach

Schilddrüsenoperation zurückbilden, werden sogar noch häufiger angegeben

(24). Besonders bei Operationen an Schilddrüsenkarzinomen oder Rezidiv-

strumen steigt die Rate an temporären Paresen bis auf 20% (20).

Verschiedene Studien konnten in der Vergangenheit aufzeigen, dass mit

Einführung des Recurrensmonitorings die Identifikationsraten des NLR

stiegen und einen konsekutiven Abfall der Pareseraten nach sich zogen

(24,49,39,44). Da Schilddrüsenresektionen mit über 120.000 Eingriffen pro

Jahr (87) zu den am häufigsten elektiv durchgeführten Operationen in

Deutschland gehören, wird der Stellenwert eines zuverlässigen

Recurrensmonitorings zur Vermeidung von Nervenschäden deutlich.

Einfluss auf die Anzahl der postoperativen Paresen haben sowohl patienten-

bzw. organbedingte, aber auch operationsbedingte Faktoren. 1984 konnten

Hermann und Kollegen (26) die Hauptfaktoren herausarbeiten, die das

Auftreten von Recurrensschädigungen begünstigen:

Den ersten großen Einflussfaktor stellt die Struma selbst dar. Hier spielen vor

allem die Größe des Befundes, seine Lokalisation, sowie seine Ausdehnung

eine wichtige Rolle. Von weiter Bedeutung ist die verbleibende Restfunktion

des erkrankten Organs.

Ein weiterer entscheidender Einflussfaktor ist die Operationstechnik. Das

Ausmaß der Resektion, die Art der Ligatur der A. thyreoidea inferior, sowie

die Darstellung oder Nicht-Darstellung des Nervus laryngeus inferior im

Operations-Situs können die Zahl der postoperativen Recurrensparesen

beeinflussen. Auch der Ausbildungsstand des Operateurs zählt zu den

Einflussfaktoren. Als patientenbedingte Faktoren sind Alter und Geschlecht

Page 65: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

59

von Bedeutung.

Die genannten Einflussfaktoren auf die Pareseraten des N. laryngeus

recurrens, die eher dem Gebiet der chirurgischen Versorgung zugehören,

wurden bisher in zahlreichen Arbeiten kontrovers diskutiert

(37,39,19,26,31,48,59,89,34,75,74,92,80,54,68,86,88,81,56,57).

Welchen Einfluss die Anästhesie, sowie die Art und Durchführung des

Recurrensmonitorings auf das Auftreten von Recurrenspareseraten hat, wird

seit der Entwicklung verschiedener elektromyographischer Ableitsysteme

ebenfalls kontrovers diskutiert.

7.1.1 Recurrensparese im Gesamtkollektiv

Im Gesamtkollektiv von 188 Patienten wurde bei sieben Patienten (3,72%)

eine postoperative Recurrensparese beobachtet. Fünf Patienten hatten dabei

einen einseitigen Nervenschaden erlitten; in zwei Fällen waren beide

Recurrensnerven betroffen. Bezogen auf die Anzahl der operierten

Schilddrüsenlappen und damit 329 Nerves at risk ergab sich eine

Recurrenspareserate von 2,74%. Im Vergleich mit den Zahlen der Literatur

ist die in der vorliegenden Untersuchung erhobene Pareserate als im

niedrigen Erwartungsbereich liegend anzusehen:

Hermann und Kollegen ermittelten 1991 in einer Studie (26) mit 12768

Nerves at risk eine Pareserate von 3,2%, eine ebenfalls sehr umfangreiche

Arbeit mit 6264 Nerves at risk von Bay und Kollegen (3) erbrachte eine

Pareserate von 3,1%. Mit 1,8% ermittelten Horch und Kollegen 1989 eine

niedrigere Pareserate bei 749 gefährdeten Nerven (31). Allerdings existieren

auch neuere Arbeiten, wie z.B. die Untersuchung von Steigerwald (19) aus

dem Jahr 1994, in der deutlich höhere Pareseraten (7,2% bei 706 NAR)

gefunden wurden.

Nicht immer entsteht die Recurrensparese durch eine vollständige

Durchtrennung des Nervus laryngeus recurrens. Häufiger sind intraoperative

Schädigungen durch Zug und Druck auf den Nerv. Weiterhin ist der Nerv

durch Quetschungen, Ligaturen, Klemmen, Hitzeschädigung durch

Thermokoagulation und postoperativ durch Hämatome, Ödeme und narbige

Verziehungen gefährdet (88,19). In diesen Fällen bilden sich viele der

Page 66: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

60

primären Paresen innerhalb der ersten 6 Monate zurück (5) und man spricht

von einer temporären Recurrensparese.

Wie auch in Untersuchungen von Bay (3), Horch (31), Hermann (26) oder

Steigerwald (19), konnten in dieser Arbeit temporäre und permanente

Recurrensparesen nicht differenziert werden. In der vorliegenden Studie

wurde in der Regel nur die erste postoperative HNO-Kontrolle während des

stationären Aufenthalts durchgeführt. Somit konnte aus Mangel an späteren

Kontrollbefunden keine Aussage über den weiteren Verlauf der Paresen

getroffen werden. Daher werden die Recurrensparesen unter dem Begriff

„Laryngeal nerve injury“ (LRNI) subsummiert. Als LRNI wurden alle

postoperativen Veränderungen der Stimmbandbeweglichkeit bis zum totalen

Stimmlippenstillstand zusammengefasst.

In Studien, in denen zwischen temporären und permanenten Nervenschäden

unterschieden wurde, waren deutlich höhere Raten an transienten Paresen

als an permanenten Nervenschädigungen zu verzeichnen:

So lag die Rate an transienten Recurrensparesen bei 1834 gefährdeten

Nerven 1995 bei Miller und Kollegen (59) bei 2,3%; die bleibenden

Nervenschädigungen betrugen 0,9%. Ähnliche Zahlen ermittelten Zoll und

Kollegen (19) 1996 bei 2111 Nerves at risk. In ihrer Studie lag die temporäre

Pareserate bei 2,2%, die permanente nur bei 0,5%. Wentrup und Kollegen

(89) ermittelten in einer größeren Studie im Jahre 1999 mit 3258 gefährdeten

Nerven eine Rate von 2,8% transienten Paresen und lediglich 0,5%

dauerhaften Paresen. Zahlreiche kleinere und neuere Studien

(27,37,48,19,85,36) zeigen ähnliche Ergebnisse.

Daher ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon

auszugehen, dass die in der vorliegenden Untersuchung gefundene Rate

von 2,74% LRNI sich ebenfalls sowohl aus temporären als auch aus

permanenten Schäden zusammensetzt.

Page 67: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

61

7.1.2 Anästhesie- und monitoringbedingte Einflüsse auf die

Pareserate

Generell kann das Neuromonitoring nur verlässlich durchgeführt werden,

wenn die Muskelrelaxation hinreichend abgeklungen ist, da nur dann ein

elektromyographisches Signal als Reizantwort erfasst werden kann. Das der

vorliegenden Untersuchung zugrunde liegende System zur Qualitäts-

sicherung des Recurrensmonitorings beinhaltet einen präoperativen

transcutanen Testreiz nach Ausschluss einer Restrelaxation durch das zur

Intubation applizierte Muskelrelaxans. Dabei wird der Kontakt der Ableit-

elektrode mit beiden Stimmbändern überprüft. Die Intubation ohne Relaxans

ermöglicht dagegen die sofortige Kontrolle der korrekten EMG-Elektroden-

lage.

Das Gesamtkollektiv wurde retrospektiv in drei Hauptgruppen (TOR-, TOO-

und Xomed-Gruppe) unterteilt, die unterschiedliche Monitoring- bzw.

Relaxans-Regime repräsentieren.

Zum einen wurde die Gruppe von Patienten, die standardmässig ein

Muskelrelaxans zur Intubation erhalten hatte (TOR- und Xomed-Gruppe),

den Patienten gegenübergestellt, die ohne Muskelrelaxans intubiert worden

waren (TOO-Gruppe). Die Pareserate der Patienten, die mit Muskelrelaxans

intubiert worden waren (TOR-Gruppe und Xomed-Gruppe) betrug 2,94%,

während die Patienten, die ohne Muskelrelaxans intubiert worden waren

(TOO-Gruppe) eine Pareserate von 1,64% zeigten. Es bestand hinsichtlich

der Recurrenspareserate kein statistisch signifikanter Unterschied (2 LRNI

von 122 NAR in der Gruppe ohne Relaxans; 7 LRNI von 207 NAR in der

Gruppe mit Muskelrelaxans). Trotz appliziertem Muskelrelaxans war die

präoperative transcutane Testreiz bei allen Patienten des Gesamtkollektivs

möglich, so dass zum Zeitpunkt der Präparation im OP-Gebiet von einem

funktionsfähigem Monitoringsystem mit abgeklungener Relaxanswirkung

ausgegangen werden konnte. Wir fanden in unserer Studie keine

signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Auftretens von postoperativen

Veränderungen und Läsionen des Kehlkopfs zwischen den beiden Gruppen.

In der Literatur finden sich jedoch Hinweise darauf, dass nach Intubation

ohne Muskelrelaxans Kehlkopfschäden wie Stimmbandhämatome oder

postoperative Stimmveränderungen häufiger auftreten können (58). Diese

Page 68: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

62

Daten beziehen sich allerdings auf Patienten, die sich einer

Routineintubation ohne intraoperatives Recurrensmonitoring unterzogen

hatten und andere Einleitungsregime aus Hypnotikum und Relaxans erhalten

hatten. Somit können in ihrem Fall Kehlkopfschäden ausgeschlossen

werden, die möglicherweise durch das wiederholte Anschlagen der

Stimmbänder an den Tubus während des Monitorings hervorgerufen werden,

wie es bei unserem Kollektiv vorstellbar wäre. Ob die Kehlkopfver-

änderungen durch dieses Anschlagen in beiden Gruppen unserer Studie

mögliche Schäden überlagern, die sonst nur durch den Intubationsvorgang

selbst auftreten könnten, müsste durch weitere Untersuchungen geklärt

werden.

Hinsichtlich der Art der elektromyographischen Ableitung konnten

Hemmerling und Kollegen bereits in den Jahren 2000 und 2001 in

verschiedenen Arbeiten (24,23,22) zeigen, dass die nicht-invasive

Tubusoberflächenelektrode im Vergleich zu den bis dato haupsächlich in

Deutschland verwendeten invasiven Nadelstichelektroden eine ebenso

zuverlässige Methode darstellt, um den N. laryngeus intraoperativ zu

überwachen (23). In ihren Studien ermittelten sie passagere Pareseraten von

2% bis 4%, sowie permanenente Recurrenspareseraten (RPR) zwischen 0%

und 0,6% für die nicht-invasive Tubusoberflächenelektrode. Diese

Pareseraten liegen im Rahmen der in der Literatur ermittelten Pareseraten

für Nadelstichelektroden: Jatzko und Kollegen (37) beschreiben bei 797

gefährdeten Nerven eine temporäre Pareserate von 3,6% und 0,5%

permanente Lähmungen; Herranz-Gonzales und Mitarbeiter (27) berichten

von 4,4% passageren Recurrenslähmungen und 2,3% dauerhaften Schäden

bei 513 Nerves at risk.

Eine weitere Fragestellung der vorliegenden Arbeit war der Vergleich des

Xomed®-Tubus mit der Magstim®-Tubusoberflächenelektrode hinsichtlich

der Zuverlässigkeit der Nervenidentifikation.

Verschiedene publizierte Vergleichsstudien konnten in der Vergangenheit

bereits aufzeigen, dass die mit Einführung des Recurrensmonitorings

einhergehenden Identifikationsraten des NLR einen konsekutiven Abfall der

Pareseraten nach sich zogen (83). In einem historischen Vergleich zwischen

Patienten des Würzburger Krankengutes, die sich zwischen 1992 und 1997

Page 69: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

63

einer Schilddrüsenoperation unterzogen hatten, und den Patienten einer

multizentrischen Studie zum Neuromonitoring zeigte sich, dass bereits mit

der Einführung der optischen Identifikation des Nerven 1992

(Identifikationsrate 70%) die RPR bei benignen Erkrankungen und Erst-

eingriffen von 4,1% auf 2% gesenkt werden konnte.

Durch die Verwendung des Neuromonitorings seit 1997 erhöhte sich die

Nervenidentifikationsrate auf 99,5% und die Recurrenspareserate fiel weiter

bis auf 1,7% (83).

Die Daten der Studie zur Qualitätssicherung der benignen und malignen

Struma der Ostdeutschen Arbeitsgruppe Qualitätssicherung und

Leistungserfassung in der Chirurgie zeigten niedrigere Recurrenspareseraten

bei Nervenidentifikation mithilfe IRM als bei alleiniger optischer Identifizierung

des Nerven (83).

Auch andere Studien zeigen bei hohen Identifikationraten des Nerven

vergleichsweise niedrige Recurrenspareseraten bei Einsatz des

Neuromonitorings (24,39,44).

Diese Zahlen lassen vermuten, dass eine hohe Nervenidentifikationsrate

erheblich zur Senkung der Recurrenspareseraten beiträgt.

In neueren Studien, in denen das Recurrensmonitoring mithilfe von invasiven

Nadelstichelektroden durchgeführt wurde, erreichten Jonas und Kollegen

Nervenidentifikationsraten zwischen 97,4% und 99,2% (39,40). Bei

Verwendung von separaten Tubusoberflächenelektroden berichten die

Arbeitsgruppen um Sirinvasan und Hemmerling unabhängig sogar von

Identifikationsraten von 100% (24,79).

Es bleibt in den erwähnten Arbeiten teilweise unklar, in wie weit die

Nervenidentifikation auch rein optisch ohne Nervenmonitoring möglich

gewesen wäre, bzw. ob ein Anteil der Nerven im Falle eines Versagens des

IRM ohne Recurrensmonitoring dargestellt wurde. Aus diesem Grund ist die

„Identifikationsrate“ immer eine sich überlagernde Größe aus optischer und

technischer Identifikation des Nervs.

Hemmerling et al. (24) konnten im Jahr 2000 darstellen, dass gerade bei

schwierigen Eingriffen an Karzinomen oder Rezidivstrumen das

Neuromonitoring von den Chirurgen zum Auffinden des Nervs als besonders

hilfreich empfunden wurde. Generell kann bei einer hohen Rate an

Page 70: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

64

Nervenidentifikation durch IRM auch von einer hohen

Gesamtidentifikationsrate des Nervs - bestehend aus optischer und

elektrischer Identifikation - ausgegangen werden. Ein Vorzug der

vorliegenden Studie ist die Differenzierung zwischen chirurgischer und

technischer Identifikation des Nervs.

In der vorliegenden Untersuchung konnten von 329 NAR im Gesamtkollektiv

319 Nerven (97%) mittels IRM intraoperativ identifiziert werden. Präoperativ

waren alle 329 NAR transcutan zu stimulieren. Diese Daten sind vergleichbar

mit den Angaben von Jonas, Sirinvasan und Hemmerling (24,39,40,79).

Mit einer Identifikationsrate von 95,24% unterscheidet sich die in den

Xomed®-Tubus integrierte Elektrode in unserer Studie nicht signifikant von

der separaten Tubusoberflächenelektrode (TOR und TOO-Gruppe) die eine

Identifikationsrate von 97,76% aufweist. Beide Gruppen liegen dabei im

Rahmen der in der Literatur angegeben Identifikationsraten und auch die

Raten an postoperativen Recurrensparesen unterschieden sich nicht

signifikant (5 Paresen bei 224 NAR bei Verwendung eines Woodbridge®-

Tubus mit aufgeklebter Tubusoberflächenelektrode (Pareserate 2,23%)

gegenüber 4 Recurrensschäden von 105 NAR bei Anwendung des Xomed®-

Tubus (Pareserate 3,81%)). Die Pareseraten liegen im Rahmen der in der

Literatur beschriebenen Nervenschäden. Somit erscheint das IRM mittels

integrierter Tubusoberflächenelektrode im Vergleich zur Tubusoberflächen-

elektrode und zu Nadelstichelektroden als gleichermaßen zuverlässig.

Page 71: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

65

7.1.3 Chirurgisch und demographisch bedingte Einflüsse

auf die Pareserate

Entgegen den Zahlen der Literatur (20) fand sich in unserem

Patientenkollektiv bei Patienten mit malignen Schilddrüsenerkrankungen

bzw. Rezidivstrumen keine erhöhte Recurrenspareserate im Vergleich zu

Patienten mit benignen Schilddrüsenerkrankungen.

Während in der Subgruppe der Patienten mit Malignomen in unserem

Kollektiv keine Recurrensparesen (RP) auftraten, fanden Zornig et al. (92)

nach Eingriffen an Malignomen eine Pareserate von 18,2%, Sailer und

Hockauf (75) berichten von 14% postoperativen Nervenschäden. Auch in der

Patientengruppe, die an Rezidiverkrankungen operiert worden war, traten in

der vorliegenden Arbeit keine RP auf, wohingegen Steiner (80) bei der

Operation von Rezidivstrumen eine Recurrenspareserate von 20% angibt;

Zornig et al. (92) sogar von 22,5% postoperativer Nervenschäden sprechen.

Auch hinsichtlich des Ausmaßes der Resektion zeigten sich in der

vorliegenden Studie keine signifikant unterschiedlichen Raten an

Recurrensparesen, obwohl in der Literatur (26) von einem erhöhten RP-

Risiko bei ausgedehnten Eingriffen wie der Hemithyreoidektomie oder der

Thyreoidektomie gesprochen wird.

Möglicher Grund für die im Gegensatz zur Literatur niedrigen

Recurrenspareseraten (RPR) in der Malignom / Rezidiv-Subgruppe könnte

die niedrige Fallzahl sein (Verhältnis zur Benignom-Gruppe 1:5,6). Ein

Zusammenhang zwischen Grunderkrankung und RPR kann somit in der

vorliegenden Studie nicht statistisch abgesichert werden. Als weiterer

Einflussfaktor könnte der Ausbildungsstand des Operateurs eine Rolle

spielen. Lamadé et al. (54) berichten von einer Lernkurve der Operateure,

die von niedrigen Pareseraten ausgehend nach etwa 50 Operationen einen

Anstieg der RP zeigt, um nach circa 150 Operationen wieder auf niedrige

Werte abzufallen. Da ausgedehnte und schwierige Eingriffe wie Malignom-

oder Rezidivoperationen an der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg in der

Regel von sehr erfahrenen Operateuren entweder selbst, oder zumindest

unter deren Aufsicht, durchgeführt werden, wäre in weiteren Untersuchungen

zu prüfen, ob diese Selektion einen Grund für die auffallend niedrige

Pareserate darstellen könnte.

Page 72: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

66

In ihrer Studie zu den „Risikofaktoren der Recurrensparese“ (26) fanden

Hermann et al. eine signifikant erhöhte RPR bei Frauen. In der vorliegenden

Untersuchung konnten diese Daten nicht bestätigt werden und es zeigte sich

kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der postoperativen

Nervenschäden zwischen den Geschlechtern. Entsprechend Hermanns

Ergebnissen bezüglich des Einflussfaktors Alter fand sich auch in unserer

Studie kein statistischer Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der

Rate an postoperativen Recurrensparesen.

Page 73: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

67

7.2 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

Häufig klagen Patienten nach kurzzeitiger endotrachealer Intubation über

stimmliche Veränderungen, Heiserkeit, Schluckstörungen oder

Missempfindungen im Kehlkopfbereich. Viele dieser Symptome sind

konservativ gut zu therapieren und reversibel. Jedoch können nach

Intubationsnarkose auch schwerwiegendere Schäden entstehen, wie

beispielsweise Aryknorpelluxationen oder Trachealverletzungen. Diese

müssen operativ versorgt werden und gelangen nicht immer zur Restitutio ad

Integrum.

Verschiedene Untersuchungen konnten bereits den Einfluss der

endotrachealen Intubation auf postoperative Veränderungen im

Kehlkopfbereich beschreiben (42,10,1).

Problematisch hinsichtlich dieser Untersuchungen ist zum einen, dass

Beschwerden wie Schluckstörungen oder Halsschmerzen sehr subjektiv und

somit schwer quantifizierbar sind; zum anderen, dass den durch

Stimmanalyse und Lupenlaryngoskopie erhobenen Diagnosen meist kein

präoperativer Kehlkopf- und Stimmbefund als Vergleichsbefund vorausgeht.

Da im Rahmen des in dieser Studie untersuchten Regimes zur

Schilddrüsenoperation sowohl präoperativ, als auch postoperativ eine HNO-

ärztliche lupenlaryngoskopische, stroboskopische und phoniatrische

Untersuchung des Kehlkopfes stattfand, ist dieses Patientenkollektiv gut zur

Untersuchung von postoperativen Kehlkopfveränderungen geeignet.

Bereits 1976 untersuchten Chilla und Mitarbeiter (10) funktionelle und

organische Kehlkopfschäden nach Kurzzeitintubation mit Hilfe eines eigens

von ihnen entwickelten Punktescores zur Bewertung von Stimm- und

Kehlkopfveränderungen. Dieser Score diente in den darauffolgenden Jahren

zahlreichen weiteren Studien zur Gewichtung von Kehlkopf- und

Stimmbandläsionen (10,63,9,17,8).

Page 74: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

68

7.2.1 Postoperative Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

innerhalb des Gesamtkollektivs

Im Vergleich zu den Vorbefunden aus der Literatur stellen sich die

Ergebnisse in der vorliegenden Untersuchung wie folgt dar:

13% der Patienten in unserer Studie wiesen keinerlei Veränderungen im

Bereich des Kehlkopfes oder hinsichtlich der Stimmfunktion auf.

Vergleichsweise höhere Zahlen an Patienten ohne pathologische Befunde

beschreiben sowohl Chilla und Kollegen (10) mit 31%, als auch die

Arbeitsgruppe um Pröschel und Eysholdt (63) mit 25%. Gabriel et al. (17)

beschreiben sogar einen Anteil von 72% Patienten ohne morphologische

Veränderungen im Kehlkopfbereich oder funktionelle Beschwerden

hinsichtlich der Stimmqualität.

Geringradige Veränderungen im Kehlkopfbereich oder des Stimmklanges

konnten in der vorliegenden Arbeit bei 11,5% der Patienten festgestellt

werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um minimale morphologische

Veränderungen wie Rötungen, leichte Ödeme oder Erosionen der

Schleimhaut im Kehlkopf- und Stimmbandbereich, sowie minimale

Änderungen der Schwingungsamplituden der Stimmbänder im

stroboskopischen Befund. Diese Veränderungen bedürfen keiner Therapie

und heilen in der Regel folgenlos aus. Die Untersuchungen von Chilla und

Kollegen (10) zeigen auch im Bereich der geringstgradigen Veränderungen

mit 26% einen höheren Anteil an Patienten. Pröschel und Eysholdt (63)

ermittelten 29% an Patienten mit den beschriebenen klinisch irrelevanten

Veränderungen. Die Daten von Gabriel et al. (17) sind mit 10% mit unseren

Zahlen vergleichbar.

Leichte Schäden, bestehend aus Stimmlippenhämatomen, Ulzerationen der

Schleimhaut, besonders an den Stimmbändern selbst, sowie Ein-

schränkungen der Stimmbandfunktion (aufgehobene Randkanten-

verschiebungen; phonatorischer Restspalt bei mehreren Frequenzen) mit

konsekutiv leicht verändertem Stimmklang, fanden sich im vorliegenden

Gesamtkollektiv mit 71% der Patienten am häufigsten. Dies stellt im

Vergleich zur Literatur eine deutlich höhere Rate dar. Pröschel und Eysholdt

(63) ermittelten in ihrer Arbeit nur 44% an Patienten mit leichtgradigen

Schäden; Chilla et. al. (10) 24% und Gabriel (17) mit seiner Arbeitsgruppe

Page 75: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

69

sogar nur 2%. Patienten mit diesen Veränderungen im Kehlkopfbereich sind

im Allgemeinen durch Stimmschonung und konservative Maßnahmen gut

therapierbar, so dass die Schäden in der Regel folgenlos abheilen.

An mittelgradigen Veränderungen im Kehlkopfbereich und in der

Stimmfunktion litten lediglich 3% der Patienten unseres Kollektivs. Als

Schäden treten hier häufig größere Hämatome, Ödeme und Ulzerationen

auf, die die Stellknorpel mit betreffen können oder sich weiter über den

Glottisbereich hinweg ausdehnen. Unter Umständen kann ein solcher Befund

bereits zur Einengung des Kehlkopflumens führen; in den meisten Fällen

verursacht er zumindest deutliche Bewegungseinschränkungen und

Schwingungsanomalien der Stimmbänder – folglich mit deutlichen Einbußen

in der Stimmqualität des Patienten. Mittels konsequenter – meist

konservativer – Therapie sind auch hier gute Ergebnisse zu erzielen, die die

Patienten meist zur Restitutio ad Integrum führt. Mit unseren Zahlen

vergleichbar sind die Ergebnisse von Pröschel und Kollegen (63), die in

ihrem Patientenkollektiv 2% mittelgradige Schäden finden; die

Arbeitsgruppen um Gabriel (17) und um Chilla (10) ermitteln hier mit 16%

bzw. 19% einen deutlich höheren Anteil.

Schwere Schäden wie massive Hämatome oder Ödeme,

Aryknorpelluxationen, Trachealverletzungen oder Intubationsgranulome, die

meist einer operativen Intervention bedürfen und nicht immer zur Restitutio

ad Integrum führen, werden in der Literatur bei Intubationsnarkosen mit

kurzer Liegedauer des Tubus selten beschrieben (2,60,43,9,73,14,21). Auch

in unserem Patientenkollektiv traten nur 2% (3 von 181 Fällen) schwere

Kehlkopfschäden auf. Bei Chilla (10), Gabriel (17), sowie Pröschel (63) und

Kollegen sind in keinem Fall schwere Schäden im Kehlkopfbereich

beschrieben.

Zum Vergleich mit der genannten Literatur ist zu erwähnen, dass Pröschel

(63) und Kollegen in ihrer Arbeit ausschließlich Patienten untersuchten, die

zwar im Hals-Nasen-Ohren-Berich operiert worden waren, jedoch nicht im

Bereich des Kehlkopfes, des Hypopharynx und der Halsweichteile, so dass

ein Recurrensmonitoring nicht durchgeführt wurde. Chilla et al. (10) machen

keine Angaben über die Operationsindikation ihrer Patienten, so dass davon

auszugehen ist, dass es sich zumindest nicht um ein reines Strumakollektiv

Page 76: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

70

mit Recurrensmonitoring handelt. Lediglich bei der Untersuchung von Gabriel

(17) und Kollegen handelt es sich um ein Kollektiv von Patienten, die sich

einer Strumektomie unterzogen hatten.

Hinsichtlich der vorliegenden Daten fällt auf, dass in unserer Studie die Fälle

in denen keine oder nur geringgradige Veränderungen im Kehlkopfbereich

auftraten, deutlich seltener sind, als in den Vergleichsstudien (10,63,17).

Grund für unterschiedliche Zahlen bei diesen minimalen Veränderungen

kann der Zeitabstand zwischen Intubationsnarkose und Kontrolltermin sein.

In unserer, wie auch in den meisten Vergleichsarbeiten wurde zwar die

postoperative HNO-ärztliche Kontrolle jeweils zwischen dem 1. und dem 5.

postoperativen Tag durchgeführt. Jedoch beschreibt Kaller (41), dass am

ersten postoperativen Tag noch Schäden erfasst werden können, die sich

bereits innerhalb der zwei darauf folgenden Tage wieder zurückbilden. Somit

wäre zum direkten Vergleich geringstgradiger Veränderungen eine genauere

Aufschlüsselung der postoperativen Kontrolltermine notwendig.

Dagegen treten in unserem Kollektiv die klinisch relevanten leicht- bis

mittelgradigen Schäden, die gezielter konservativer Therapie bedürfen,

häufiger auf, als zum Teil in der Literatur beschrieben (10,63,17).

Als Erklärung für diese Art von Schäden wird in der Literatur fast

ausschließlich die endotracheale Intubation als Ursache genannt. In unserer

Studie zeigte der Schwierigkeitsgrad der endotrachealen Intubation,

quantifiziert durch den Cormack-Lehane-Score, keinen statistisch

signifikanten Einfluss auf die Schwere der Schäden im Kehlkopfbereich.

Auch die Anwendung eines Muskelrelaxans zur Erleichterung der

endotrachealen Intubation und zur Erweiterung der Stimmlippenöffnung

zeigte hinsichtlich der Schäden im Kehlkopfbereich keinen statistischen

Unterschied zu den Patienten, die ohne Relaxans intubiert worden waren.

Ein Missverhältnis zwischen Kehlkopf und Tubusaussendurchmesser kann

bei der Anwendung eines relativ zu großen Tubus ebenfalls zu

Schädigungen im Bereich des Kehlkopfes führen, wie immer wieder in der

Literatur beschrieben wird (90,2,14,91,21). Da das Größenverhältnis des

Tubus zum Kehlkopf in der vorliegenden Arbeit – wie auch in

Vergleichstudien (77,10,63) – unbekannt ist, da präoperativ keine

Vermessung des Kehlkopfes zur Tubusgrössenwahl durchgeführt wird,

Page 77: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

71

können keine genauen Angaben hinsichtlich dieses Einflussfaktors gemacht

werden. Der Tubusaussendurchmesser allein hatte – wie auch bei den

Vergleichsstudien - keinen statistisch signifikanten Einfluss auf den

Schweregrad der Schäden. Andere mögliche Einflussfaktoren auf

Veränderungen im Kehlkopfbereich wurden dagegen bisher kaum

untersucht. So ist es beispielsweise vorstellbar, dass neben dem eigentlichen

Intubationsvorgang mit Laryngoskopie und Einführen des Tubus in die

Trachea auch die Lagerung des Patienten, die manuelle Manipulation im

Kehlkopfbereich während der Operation oder auch das Anschlagen der

Stimmbänder an den Tubus während der Aufwachphase oder während des

Recurrensmonitorings eine Rolle spielen.

Somit ist in der vorliegenden Arbeit nicht davon auszugehen, dass der Grund

für das vermehrte Auftreten von Kehlkopfschäden durch den Intubations-

vorgang selbst begründet ist.

Vielmehr sind einige Besonderheiten zu bedenken, die bei einer

Strumaoperation charakteristisch sind und eine Erklärung für das vermehrte

Auftreten leicht- bis mittelgradiger Schäden im Kehlkopfbereich liefern

könnten:

Da die Patienten für die Strumaoperation in ausgeprägter Reklinationstellung

gelagert werden, ist es vorstellbar, dass der Tubus in dieser Position durch

sein Anliegen mehr Druck auf den Kehlkopfbereich ausübt und dadurch

mehr leicht- bis mittelgradige Schäden, wie kleine Hämatome, Erosionen und

Ödeme, im Kehlkopfbereich hervorruft. Dieser Sachverhalt müsste im

Rahmen weiterer Studien geprüft werden.

Hinsichtlich der Manipulation im Bereich des Kehlkopfes durch den

Operateur ist zu bemerken, dass eine Quantifizierung dieser Manipulation

technisch schwierig ist. Sicher ist jedoch, dass im Rahmen einer

Strumaoperation aufgrund der anatomischen Nähe zum Kehlkopf größere

Zug- und Druckkräfte auf diesen einwirken, als es bei einer Operation an

anderer Stelle der Fall ist und dies zu vermehrten Affektionen in diesem

Bereich führen könnte.

Frühwald und Schmiedl fanden heraus, dass die Stimmbänder durch Husten

und Pressen in der Aufwachphase nach einer Intubationsnarkose hohen

Belastungen ausgesetzt sind, da sie wiederholt an den Tubus anschlagen

Page 78: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

72

(16). Ein ähnlicher Mechanismus findet durch wiederholte Nervenstimulation

während einer Strumaoperation statt, wenn die Stimmbänder durch Reizung

des NLR adduzieren und an den Tubus schlagen. Es ist nicht aus-

zuschließen, dass Stimmbandhämatome und Ödeme, wie wir sie in unserem

Patientenkollektiv gehäuft gefunden haben, durch den vermehrten Kontakt

mit der Tubusoberfläche entstehen.

Schwere Schäden im Bereich des Kehlkopfes fanden sich in unserem

Patientenkollektiv nicht signifikant häufiger als in den Vergleichsstudien, so

dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Strumaoperation und

die speziell damit einhergehenden Lagerungs- und Monitoringtechniken

damit in Verbindung stehen.

7.2.2 Einflüsse der Tubusart auf die Schwere der postoperativen

Veränderungen / Läsionen im Kehlkopfbereich

Die Autoren der Arbeiten zur Untersuchung von Schäden im Kehlkopfbereich

erwähnen zwar meist die Tubusgrösse, nur selten jedoch werden Angaben

zur Art des Tubus gemacht. Daher ist davon auszugehen, dass es sich bei

diesen Untersuchungen nicht um Patientenkollektive handelt, bei denen

ausschließlich Spezialtuben zum Einsatz kamen, wie es in der vorliegenden

Arbeit bei Strumaoperationen der Fall ist.

Zur Klärung der Frage, ob die Art des Tubus Einfluss auf den Schweregrad

der Intubationsschäden hat, wurde die Gruppe von Patienten, die zum

Recurrensmonitoring einen Tubus mit aufgeklebter Tubusoberflächen-

elektrode erhalten hatte (TOO und TOR), mit den Patienten verglichen, die

zur Strumaoperation mit einem Xomed®-Tubus mit integrierter Elektrode

intubiert worden waren (Xomed-Gruppe).

Die postoperativen Schäden im Kehlkopfbereich wurden für diese

Untersuchung nach klinischer Relevanz in 3 Subgruppen unterteilt. Eine

Gruppe beinhaltete Patienten ohne, bzw. mit lediglich geringstgradigen

Kehlkopfveränderungen, die zweite Gruppe setzte sich aus den Patienten mit

leicht- bis mittelgradigen postoperativen Schäden zusammen. Die schweren

Schäden wurden als selbständige Gruppe geführt

Page 79: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

73

Beim Vergleich der beiden Tuben zeigt sich, dass die Gruppe mit Xomed®-

Tubus signifikant häufiger keine oder lediglich geringstgradige Schäden

aufwies. Leichte bis mittelgradige Schäden traten in den Gruppen mit

Tubusoberflächenelektrode häufiger auf als in der Xomed-Gruppe.

Hinsichtlich schwerer Intubationsschäden zeigte sich zwischen den drei

Gruppen kein signifikanter Unterschied.

Eine mögliche Erklärung für das häufigere Auftreten leicht- bis mittelgradiger

Läsionen bei Intubationen mit aufgeklebter Larynxoberflächenelektrode

könnte darin liegen, dass trotz des Umwickelns der Oberflächenelektrode mit

Steristrips nicht verhindert werden kann, dass die Elektrode zu einer

Unebenheit auf der ansonsten glatten Oberfläche führt, die zu

Schleimhautaffektionen prädisponiert. Der Xomed®-Tubus wies in der

vorliegenden Untersuchung bei vergleichbarer Zuverlässigkeit bezüglich der

Rate der detektierten Nerven, bzw. der Rate der Recurrensparesen deutliche

Vorteile bei der Inzidenz von postoperativen Kehlkopfschäden auf.

Bei der Anwendung des Woodbridge®-Tubus mit Oberflächenelektrode, wie

sie in der Anästhesiologischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg

gehandhabt wird, belaufen sich die Kosten für das Material auf rund 37€. Ein

Xomed®-Tubus mit bereits integrierter Elektrode kostet etwa 68€ pro Stück.

Obwohl die Kosten für den Xomed®-Tubus primär höher sind als für das

Monitoringsystem mittels Tubusoberflächenelektrode, stellt sich die Frage, ob

durch die Reduktion von postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im

Kehlkopfbereich bei der Anwendung des Xomed®-Tubus neben dem Nutzen

für den Patienten auch noch Folgekosten reduziert werden könnten, die u. U.

im Falle therapiebedürftiger Kehlkopfschäden durch weitere HNO-Kontrollen

oder logopädische Therapie auftreten.

Page 80: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

74

8. Anhang

8.1 Der ASA-Score

Der „ASA-Score“, der 1963 von der „American Society of Anesthesiologists“

eingeführt wurde, teilt Patienten aufgrund der Schwere ihrer Grund-

erkrankungen in 6 Risikogruppen ein:

ASA 1: Gesunder Patient

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung

ASA 4: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung, die eine ständige

Lebensbedrohung darstellt

ASA 5: moribunder Patient, der ohne Operation voraussichtlich nicht

überleben wird

ASA 6: hirntoter Patient, dessen Organe zur Organspende entnommen

werden

Page 81: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

75

9. Literaturverzeichnis

1 Alessi DM, Hanson DG, Berci G Bedside videolaryngoscopic assessment of intubation trauma. Ann Otol Rhinol Laryngol (1989) 98: 586-590

2 Balestieri F, Watson CB Intubation granuloma. Otolaryng Clin N America (1982) 15: 567-579

3 Bay V, Engel U Schilddrüse. In: Carstensen G (Hrsg): Intra- und postoperative Komplikationen. Springer Verlag Heidelberg (1983) 112-124

4 Billroth Th Erfahrungen über die operative Behandlung des Kropfes. Wien Med Presse (1877) 1877: 47-70

5 Blomstedt B, Rydmark KE Paralysis of the recurrent laryngeal nerve following thyroidectomy. Acta oto laryngol (1960) 52: 150-156

6 Boeckl O, Pimpl W, Galvan G, Dralle H Wahl R, Rothmund W, Röher HD, Largiader F Wann Lappenteilresektion, wann Hemithyreoidektomie bei der Operation des isolierten Schilddrüsenknotens? Langenbecks Arch Chir (1990) 375 : 318-323

7 Brauckhoff M, Walls G, Brauckhoff K, Thanh PN, Thomusch O, Dralle H Identifcation of the nonrecurrent inferior laryngeal nerve using intraoperative neurostimulation. Langenbeck`s Arch Surg (2000) 386: 482-487

8 Brauer M Phoniatrische Evaluation des EMG-Tubus bei Schilddrüsenoperationen. Med Diss Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (2002) 2-63

9 Chilla R, Chilla-Wübbena U Intubationsschäden von Kehlkopf und Trachea - Ursachen, Formen, Therapie und endoskopische Früherfassung zur kontrollierten Prophylaxe. Anästhesist (1983) 32: 507-511

Page 82: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

76

10 Chilla R, Gabriel P, Ilse H Die Kurzzeitintubation als Ursache organischer und funktioneller Kehlkopfschäden. Laryng Rhinol (1976) 55: 118-123

11 Crile GW The prevention for abductor paralysis in thyroidectomy. Surg Gynecol Obstet (1929) 49: 538

12 Dralle H, Pichlmayr R Risikominderung bei Rezidiveingriffen wegen benigner Struma. Chirurg (1991) 62: 169-175

13 Farrar W Complications of thyroidectomy. Surg Clin North Am (1983) 63: 1353-1361

14 Feder RJ, Michell MJ Hyperfunctional, Hyperacidic and Intubation Granulomas. Arch Otolaryng (Chicago) (1984) 110: 582-584

15 Friedrich T, Staemmler A, Hansch U, Wurl P, Steinert M, Eichfeld U Anwendung des Neuomonitoring des Nervus laryngeus recurrens in der Schilddrüsenchirurgie - eine prospektive Studie. Zentralbl Chir (2002) 127: 414-420

16 Frühwald H, Schmiedl R Cuffschädigungen der Trachealschleimhaut bei Intubation. Laryng-Rhinol-Otol (1980) 59: 737-742

17 Gabriel P, Chilla R Dysphonie und Strumektomie. Chirurg (1978) 49: 576-579

18 Gemsjäger E Zur Strumachirurgie von Kocher bis heute. Schweiz Med Wochenschr (1993) 123: 207-213

19 Glatzel R Schilddrüsenchirurgie an einem städtischen Krankenhaus in den Jahren 1995-2006; Eine retrospektive Analyse. Med Diss Fakultät Charitè - Universitätsmedizin Berlin (2009) 6-97

Page 83: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

77

20 Gollwitzer M, Mattes P, Nagel B Über die Rückbildungsfähigkeit der Recurrensparese nach Stumaoperation. Med Welt (1982) 33: 172

21 Görisch I Intubationsgranulome. HNO-Prax (1990) 15: 237-240

22 Hemmerling T, Schmidt J, Bosert C, Jacobi KE, Klein P Intraoperative Monitoring of the Recurrent Laryngeal Nerve in 151 Consecutive Patients Undergoing Thyroid Surgery. Anaesth Analg (2001) 93: 396-399

23 Hemmerling TM, Schmidt J, Wolf T, Wolf SR, Jacobi KE Surface vs intramuscular laryngeal electromyography. Can J Anesth (2000) 47:9: 860-865

24 Hemmerling TM, Schurr C, Dern S, Schmidt J, Braun GG, Klein P Intraoperative elektromyographische Recurrensidentifizierung als Routinemaßnahme. Chirurg (2000) 71: 445-450

25 Henry JF, Andiffret J, Denizot A, Plau M The nonrecurrent inferior laryngeal nerve: review of 33 cases, including two in the left side. Surgery (1988) 104: 977-984

26 Hermann M, Keminger K, Kober F, Nekahm D Risikofaktoren der Rekurrensparese. Eine statistische Analyse an 7566 Strumaoperationen. Chirurg (1991) 62: 182-188

27 Herranz-Gonzales J, Gavilan J Complications following thyroid surgery. Arch Otolaryng Head Neck Surg (1991) 117: 516-18

28 Homepage der Firma Magstim Company, Whitland, Wales, UK, GB: http://www.neurosign.com/disposables/needleelectrodes/12755.html (abgerufen am 14. Juli 2009)

Page 84: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

78

29 Homepage der Spezialpraxis für Hormonstörungen, Schilddrüsen-, Nebenschilddrüsen-Krankheiten, Behandlung von Übergewicht und Folgeerkrankungen Praxis Dr. med. Karl-Jürgen Schmidt Bregenzer Straße 51 B D-88131 Lindau/B. - Germany www.schilddruese-bodensee.de/schilddruese.html (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. Karl-Jürgen Schmidt vom 04. August 2009)

30 Homepage Forum Schilddrüse e.V. (Hrsg): http://www.forum-schilddruese.de/bauteile/texte /fs_broschuere_operation.pdf (abgerufen am 18. Juli 2009)

31 Horch R, Dahl HD, Jaeger K, Schäfer Th Zur Häufigkeit der Recurrensparese nach Schilddrüsenoperationen. Zentralbl Chir (1989) 114: 577-582

32 Horn D, Rötzscher VM Intraoperative electromyogram monitoring of the recurrent laryngeal nerve: experience with an intralaryngeal surface electrode. A method to reduce the risk of recurrent nerve injury during thyroid surgery. Langenbeck`s Arch Surg (1999) 384: 392-395

33 Hotz G Beiträge zur Kropfoperation. Schweiz Med Wochenschr (1920) 50: 1

34 Huber P, Riccabona G Diagnostik und Therapie der Schilddrüsenerkrankungen. In: Diebold O, Junghans H, Zukschwert L (Hrsg): Klinische Chirurgie für die Praxis. Thieme Verlag Stuttgart (1979) 57-63

35 Internetseite der Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie des Städtischen Krankenhauses Martha-Maria Halle-Döhlau GmbH: www.neuromonitoring.de: Online-Atlas von H.J.Neumann: Operationstechnische Verfahren zur Risikominderung von Recurrensparesen; Intraoperatives neurophysiologisches Monitoring des Nervus laryngeus recurrens in der Schilddrüsenchirurgie und Mikrodissektion (abgerufen am 20.August 2009)

Page 85: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

79

36 Irsigler A Schilddrüsenchirurgie am Klinikum Ingolstadt in den Jahren 1996 und 1997: Indikationen, Komplikationen und Patientenzufriedenheit. Med Diss Ludwig-Maximilian-Universität München (2004) 1-83

37 Jatzko GR, Lisborg PH, Muller MG, Wette VM Recurrent nerve palsy after thyroid operations – principal nerve identification and a literature review. Surgery (1994) 115: 139-144

38 Jonas J Wie zuverlässig ist das Neuromonitoring des Nervus laryngeus recurrens in der Schilddrüsenchirurgie? Zentralbl Chir (2002) 127: 404-408

39 Jonas J, Bähr R Die intraoperative elektromyographische Identifikation des Nervus laryngeus recurrens. Chirurg (2000) 71: 534-538

40 Jonas J, Bähr R Intraoperatives Neuromonitoring des Nervus laryngeus recurrens - Ergebnisse und Lernkurve. Zentralbl Chir (2006) 131: 443 - 448

41 Kaller H Einige Fälle von Intubationsschäden des Kehlkopfes. HNO (1969) 17: 127

42 Kambic V, Radsel Z Intubation Leasions of the Larynx. Anaesth (1978) 50: 587-589

43 Keane WM, Denneny JC, Rowe LD, Atkins JP Complications of Intubation. Ann ORL (1982) 91: 584-587

44 Kienast A, Richter Ch, Neumann HJ Intraoperative neuromonitoring of the recurrent laryngeal nerve – routine use in thyroid gland surgery. Langenbeck`s Arch Chir (Suppl Kongressbd) (1998) 115: 1058-1060

Page 86: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

80

45 Kienast A, Weigmann F, Richter Ch Neuromonitoring des Nervus recurrens – kritische Betrachtung bei Patienten mit postoperativer Recurrensparese. Zentralbl Chir (2002) 127: 421-424

46 Klempa I Kommentar zu: Einfluß einer Strumaresektionstechnik auf die Läsionsrate des N. laryngeus recurrens. Chirurg (1987) 58: 259

47 Klomp HJ Schilddrüse und Nebenschilddrüsen. In: Henne-Bruns D, Dürig M, Kremer B (Hrsg): Duale Reihe Chirurgie. Thieme Verlag Stuttgart (2001) 655-678

48 Koch R, Boettcher M, Huschitt N, Hülsewede R Muss der Nervus recurrens bei der Schilddrüsenresektion immer freipräpariert werden? Eine prospektiv randomisierte Studie. Chirurg (1996) 67: 927-932

49 Kunath M, Hussock J, Marusch F, Horschig P, Gastinger I Identifizierung des Nervus laryngeus recurrens durch intraoperatives Neuromonitoring. Zentralbl Chir (1999) 124: 641-645

50 Lahey FH Routine dissektion and demonstration of recurrent nerve in subtotal thyroidectomy. Surg Gyncol Obstet (1938) 66: 775-778

51 Lamadé W, Fogel W, Rieke K, Senninger N, Herfarth Ch Intraoperatives Monitoring des Nervus laryngeus recurrens. Eine neue Methode. Chirurg (1996) 67: 451

52 Lamadé W, Meyding-Lamadé U, Buchhold Ch, Brauer M, Brandner R, Uttenweiler V, Motsch J, Klar E, Herfarth Ch (2000) Erstes kontinuierliches Nerven-Monitoring in der Schilddrüsenchirurgie. Chirurg 71: 552

53 Lamadé W, Meyding-Lamadé U, Hund E, Senninger N, Herfarth Ch Transtracheales Monitoring des Nervus laryngeus recurrens. Prototyp eines neuen Tubus. Chirurg (1997) 68: 193

Page 87: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

81

54 Lamadé W, Renz K, Willeke F, Klar E, Herfarth Ch Effect of training on the incidence of nerve damage in thyroid surgery. Br J Surg (1999) 86: 388-391

55 Lamadé W Deutsches Gebrauchsmuster Nr. 29520326.9 (Patent angemeldet). Deutsches Patentamt München (1995)

56 Mann B, Schmale P, Kleinschmidt S, Döhrmann A, Stremmel W Die Bedeutung der Recurrrensdarstellung und der Ligatur der A. thyreoidea inferior für Funktionsstörungen nach Schilddrüsenoperation. Akt Chir (1995) 30: 28-32

57 Mättig H, Bildat D, Metzger B Senkung der Rate an Recurrensparesen durch routinemäßige Darstellung der Nerven bei Schilddrüsenoperationen. Zentralbl Chir (1998) 123: 17-20

58 Mencke T Tracheal intubation with and without muscular relaxation. European Journal of Anaesthesiology (2006) 23: 351-356

59 Miller W, Butters M, Leibl B, Bittner R Qualitätssicherung in der Strumachirurgie am Parameter der Pareserate. Chirurg (1995) 66: 1210-1214

60 Naito K, Iwata S, Nishimura T Nine cases with postintubation granuloma of the larynx. Auris Nasus Larynx (Tokio) (1982) 9: 111-115

61 Pimpl W, Gruber W, Steiner H Verlaufsbeobachtung von Recurrensparesen nach Schilddrüsenoperation. Chirurg (1982) 53: 505-507

62 Premachandra DJ, Radcliffe GJ, Stearns MP Intraoperative Identification of the laryngeal nerve and demonstration of its function. Laryngoscope (1990) 100: 94

63 Pröschel U, Eysholdt U Kurzzeit-Veränderungen an Kehlkopf und Stimme nach Intubation. Laryngo-Rhino-Otol (1993) 72: 93-97

Page 88: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

82

64 Rea JL Postcricoid surface laryngeal electrode. Ear nose Throat J (1992) 71: 267-269

65 Rea JL, Khan A Clinical evoked electromyography for recurrent laryngeal nerve preservation: use of an endotracheal tube electrode and a postcricoid surface electrode. Laryngoscope (1998) 108: 1418

66 Richard M Über die Recurrenslähmung bei Strumektomie. Schweiz Med Wochenschr (1949) 79: 1184

67 Riddel VH Thyroidectomy: prevention of bilateral recurrent nerve palsy. Br J Surg (1970) 57: 1

68 Rieger R, Pimpl W, Riedl E, Boeckl O, Walclawicek HW Der Einfluß einer modifizierten Strumaresektionstechnik auf die Rate von Läsionen des Nervus laryngeus recurrens. Chirurg (1987) 58: 225-260

79 Rohen JW Topographische Anatomie - Kurzlehrbuch für Studierende und Ärzte. 9. verbesserte Auflage 1992 Schattauer Verlag Stuttgart New York (1992) 225-226

70 Röher HD Schilddrüse. In: Siewert JR (Hrsg): Chirurgie. 7. Auflage 2001 Springer Verlag Berlin Heidelberg New York (2001) 508-521

71 Röher HD Schilddrüse. In: Siewert JR (Hrsg): Chirurgie. 7. Auflage 2001 Springer Verlag Berlin Heidelberg New York (2001) 513

72 Rothmund M Kommentar zu: Einfluß einer Strumaresektionstechnik auf die Läsionsrate des N. laryngeus recurrens. Chirurg (1987) 58: 259-260

Page 89: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

83

73 Rudert H Über seltene intubationsbedingte innere Kehlkopftraumen. HNO (1984) 32: 393-398

74 Rueff EL, Mohr KU Recurrensschädigung bei Kropfoperationen. Befunde, Kriterien, Indikationen aufgrund der Ergebnisse bei 1596 Operationen. Münchner Med Wochenschr (1970) 10: 437-493

75 Sailer R, Hochauf H Die postoperative Recurrensparese und ihr Verlauf. Zentralbl Chir (1980) 105: 102-108

76 Schilddrüsennetz Hannover (Homepage) http://www.schilddruesenguide.de/medizingeschichte.html (abgerufen am 21. Juli 2009)

77 Schmidt-Sulzer D Intubationsschäden nach Kurzzeitintubation. Med Diss Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (1996) 1-56

78 Seiler CA, Wagner HE Der Nervus laryngeus inferior non-recurrens. Chirurg (1994) 65: 358-360

79 Sirinvasan V, Premachandra DJ Use of a disposable electrode for recurrent laryngeal nerve monitoring. J Laryngol Otol (1998) 112: 561

80 Steiner H Die Rezidivstruma, chirurgische Gesichtspunkte. Langenbeck`s Arch Chir (1966) 316: 94-100

81 Thomusch O, Machens A, Sekulla C, Ukkat J, Lippert H, Gastinger I, Dralle H Multivariate analysis of risk faktors for postoperative complications in benign goiter surgery: prospective multicenter study in Germany. World J Surg (2000) 24: 1335-1341

82 Thomusch O, Sekulla C Qualitätssicherungsstudie benigne und maligne Struma. Prospektive multizentrische Erhebungsstudie mit 7617 Patienten. Zentralbl Chir (2001) 126: 664-671

Page 90: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

84

83 Timmermann W, Dralle H, Hamelmann WH, Thomusch O, Sekulla C, Meyer Th, Timm S,Thiede A Reduziert das intraoperative Neuromonitoring die Recurrenspareserate bei Schilddrüsenoperationen? Zentralbl Chir (2002) 127: 395-399

84 Timmermann W, Hamelmann WH, Thiede A Schilddrüsenchirurgie: Neuromonitoring zur Schonung des Nervus recurrens. Dt Ärzteblatt (2004) 101: 19 A-1341 / B-1111 C/ 1075

85 Volkmer K Qualitätssicherung in der operativen Therapie von nicht malignen Schilddrüsenerkrankungen an der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg vom Januar 1997 bis Januar 1998. Med Diss Universität Würzburg (2003) 8-61

86 Wade SJ The morbidity of subtotal thyroidectomy. Br J Surg (1980) 48: 52

87 Weiss M, Weiss H Studienberichte, Versorgungsforschung – Ergebnisse von "Papillon 2007": Operation stellt bei Patienten mit Knotenstruma oft die erste Therapiemaßnahme dar. In: Vaupel R, Sanofi Aventis Marketing Schilddrüse (Hrsg): THY der aktuelle Schilddrüsenreport 1/2008 - Papillon Henning: 6 HarfeVerlag Bad Blankenburg (2008)

88 Weitensfelder W, Leyer G, Aigner H, Fellinger H, Tratting, J, Grünbacher G Die langfristige laryngoskopische Nachkontrolle bei Einschränkung der Stimmbandmotilität nach Strumaoperationen. Chirurg (1989) 60: 29-32

89 Wentrup R Die postoperativen Komplikationen der Schilddrüsenchirurgie in den Jahren 1985 - 1996 im Universitätsklinikum Charité, Standort Rudolf Virchow-Klinikum. Med Diss (1999) Humboldt-Universität Berlin (1999) 11-77

90 Weymuller EA Laryngeal injury from prolonged endotracheal intubation. Laryngoscope (1988) 98: 1-15

Page 91: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

85

91 Whited RE A Study of Endotracheal Tube Injury to the Subglottis. Laryngoscope (1985) 95: 1216-1219

92 Zornig C, De Heer K, Koenecke S, Engel U, Bay U Darstellung des Nervus recurrens bei Schilddrüsenoperationen. Chirurg (1989) 60: 44-48

Page 92: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

86

10. Abkürzungsverzeichnis

µs Mikrosekunde

A. Arteria

Aa. Arteriae

Abb. Abbildung

ASA American Society of

Anesthesiologists

BMI Bodymass-Index

(Körpermassenindex)

bzw. beziehungsweise

ca. zirka

CO2 Kohlendioxid

EKG Elektrokardiogramm

EMG Elektromyographie

et al. et altera

Fi inspiratorischer Flow (eines

Atemgases)

GB Great Britain

HNO Hals-Nasen-Ohren

Hz Hertz

ID inner diameter

(Innendurchmesser)

IRM Intraoperatives

Recurrensmonitoring

ITN Intubationsnarkose

KG Körpergewicht

kg Kilogramm

LRNI laryngeal nerve injury

mA Milliampere

mg Milligramm

min. Minute(n)

ml Milliliter

Page 93: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

87

mm Millimeter

mmHg Millimeter Quecksilbersäule

mV Millivolt

N. Nervus

NAR nerve(s) at risk (gefährdeter Nerv)

NLR Nervus laryngeus recurrens

O2 Sauerstoff

OD outer diameter

(Aussendurchmesser)

OP Operation(s)

Pet endtidaler Partialdruck (eines

Atemgases)

RLN recurrent laryngeal nerve

RP Recurrensparese

RPR Recurenspareserate

SOP Standard-Operating-Procedure

Tab. Tabelle

TCI Target controlled infusion

TIVA Total intravenöse Anästhesie

TOE Tubusoberflächenelektrode

TOO Subgruppenbezeichnung für

Gruppe mit

Tubusoberflächenelektrode ohne

Relaxans

TOR Subgruppenbezeichnung für

Gruppe mit

Tubusoberflächenelektrode +

Relaxans

u.U. unter Umständen

UK United Kingdom

USA United States of America

V. Vena

vs. versus

Vv. Venae

Page 94: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

88

WHO World Health Organisation

Xomed Subgruppenbezeichnung für

Gruppe mit Xomed®-Tubus

z.B. zum Beispiel

Page 95: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

89

11. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Anatomie der Schilddrüse [nach 29] ………………………………….…………………..…. 8

Abb. 2: Häufigste Indikationen zur Schilddrüsenoperation im Jahr 2007 [nach (87)] …………… 11

Abb. 3: Stimulationssonde im operativen Situs ……………………………………………………… 25

Abb. 4: Tubusoberflächenelektrode …………………………………………………………………... 27

Abb. 5: Fixierung der Tubusoberflächenelektrode ………………………………………………….. 28

Abb. 6: Platzierung der Tubusoberflächenelektrode zwischen den Stimmlippen………………… 29

Abb. 7: Xomed®-Tubus ………………………………………………………………………………... 30

Abb. 8: Neurosign® 100 ……………………………………………………………………………….. 32

Abb. 9: Übersicht über das Patientenkollektiv ………………………………………………………..39

Abb. 10: Übersicht über die postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich

in der Gesamtgruppe ………………………………………………………………………….. 53

12. Tabellenverzeichnis Tab. 1: Kennmuskeln des N. laryngeus recurrens [modifiziert nach (47)] ……………………….. 10 Tab. 2: Operative Resektionsverfahren an der Schilddrüse [modifiziert nach (47) ……………... 14 Tab. 3: Verfahren zur Nervendedektion und –überwachung [modifiziert nach Lamadé (52)]….. 16 Tab. 4: Maße von „Woodbridge®“ – und „Xomed®-Tuben hinsichtlich Innen- und Aussen-

durchmesser ……………………………………………………………………………...……. 31

Tab. 5: Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI (nach WHO, Stand 2008) …. 33 Tab. 6: Gradeinteilung des Cormack-Lehane-Scores ………………………………………………. 34 Tab. 7: Anschlagszeit und Wirkdauer verschiedener Muskelrelaxantien ……………………..….. 34 Tab. 8a: Organische Veränderungen innerhalb des Glottisbereichs [modifiziert nach (10)] …….. 35

Tab. 8b: Organische Veränderungen ausserhalb des Glottisbereichs [modifiziert nach (10)] …... 35 Tab. 8c: Störungen der Stimmbandfunktion [modifiziert nach (10)] ………………………………… 36 Tab. 8d: Stimmbefund [modifiziert nach (10)] …………………………………………………….…… 36 Tab. 9: Gruppeneinteilung nach Chilla [modifiziert nach (10)] ……………………………………... 36 Tab. 10: Demographische Daten der Studiengruppen zur Auswertung der Recurrens

Pareseraten …………………………………………………………………………………..... 41 Tab. 11: Verteilung der postoperativen Diagnosen innerhalb der einzelnen Gruppen …………... 42 Tab. 12: Verteilung der Resektionsverfahren innerhalb der einzelnen Gruppen …………………. 42 Tab. 13: Nervenschäden innerhalb der Studiengruppen bezogen auf die Patientenzahl………… 43 Tab. 14: Ursachen fehlender Stimulationsantwort des intraoperativen Recurrensmonitorings in

sieben Fällen……………………………………………………………………………………. 44 Tab. 15: Nervenidentifikation innerhalb der Studiengruppen ……………………………………….. 44 Tab. 16: Nervenidentifikationsraten bei IRM mit separater bzw. integrierter Tubusoberflächen-

elektrode ………………………………………………………………………………………... 45 Tab. 17: Nervenschäden innerhalb der Studiengruppen bezogen auf NAR ………………………. 45

Page 96: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

90

Tab. 18: Gründe für unzureichende Beurteilbarkeit der Recurrensfunktion in der postoperativen

Kontrolle ………………………………………………………………………………………… 46

Tab. 19: Nervenschäden nach Ausschluss der „nicht sicher beurteilbaren“ Befunde ……………. 46 Tab. 20: Nervenschäden in Abhängigkeit von der Anwendung verschiedener

Muskelrelaxantien ……………………………………………………………………………... 47 Tab. 21: Nervenschäden in der Gruppe der an benignen Schilddrüsenerkrankungen leidenden

und in der Gruppe der an Malignomen und Rezidiven leidenden Patienten ……………. 48 Tab. 22: Nervenschäden in Abhängigkeit vom Geschlecht …………………………………………. 49 Tab. 23: Nervenschäden in Abhängigkeit vom Alter ………………………………………………… 50 Tab. 24: Nervenschäden in Abhängigkeit vom BMI (Bodymass-Index) …………………………... 51 Tab. 25: Demographische Daten der Studiengruppen zur Auswertung der postoperativen

Kehlkopfveränderungen bzw. –läsionen ……………………………………………………. 52 Tab. 26: Übersicht über die postoperativen Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich

(zusammengefasst nach klinischer Relevanz) innerhalb der Studiengruppen …………. 54 Tab. 27: Verteilung der Tubuskategorien innerhalb der 3 Gruppen (TOR / TOO / Xomed) ……... 55 Tab. 28: Postoperative Veränderungen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit von der

Tubuskategorie ………………………………………………………………………………… 55 Tab. 28a: Postoperative Veränderungen bzw. Läsionen im Kehlkopfbereich in Abhängigkeit

von der Tubuskategorie (zusammengefasst nach klinischer Relevanz)……………….... 56

Page 97: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

91

13. Danksagung Meinen herzlichen Dank im Zusammenhang mit der Verfassung dieser Arbeit

möchte ich aussprechen:

Herrn Prof. Dr. med. S. Albrecht und Herrn PD Dr. med. J. Schmidt für die

Überlassung des Themas und die freundliche Betreuung.

Herrn Dr. T. med. Birkholz und Frau Dr. med. A. Irouschek für ihre stetige

Hilfsbereitschaft und Unterstützung bei der Datensammlung, Statistik und der

Ausarbeitung der Dissertation.

Herrn Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler für die Arbeitsmöglichkeiten an

seiner Klinik.

und nicht zuletzt meinem Mann für die unermüdliche seelische Unterstützung

und Hilfe in Computerfragen.

Page 98: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

92

14. Lebenslauf Persönliche Daten:

Name: Christina Saalfrank-Schardt, geb. Saalfrank

Anschrift: Hofmannstr. 9 91052 Erlangen Geburtsdatum: 26.12.1977

Geburtsort: Münchberg

Eltern: Margit und Hans-Dieter Saalfrank

Familienstand: verheiratet mit Michael Schardt

Konfession: evangelisch - lutherisch

Schulbildung:

1984 – 1988 Grundschule Weißdorf

1988 – 1997 Gymnasium Münchberg

1997 Abitur

Hochschulbildung:

WS 1997– SS 2004 Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Famulaturen:

April 2000: Prof. Dr. med. H.-U. Schwenk, Abteilung für

Pädiatrie, Städt. Krankenhaus Konstanz September 2000: Prof. Dr. med. H. Rupprecht, Abteilung für

Allgemeinchirurgie, Städt. Krankenhaus Hof August 2001: Prof. Dr. med. P. Betz, Institut für Rechtsmedizin,

Universität Erlangen-Nürnberg September 2001: Dr. med. H. Gärtner, Facharztpraxis für Innere

Medizin, Münchberg

Page 99: Aus der Anästhesiologischen Klinik Direktor ... - OPUS 4 · 6.2 Parese des Nervus laryngeus recurrens 43 6.2.1 Pareseraten innerhalb der Studiengruppen 43 6.2.2 Pareseraten in Abhängigkeit

93

Praktisches Jahr:

April - August 2003: Prof. Dr. med. R. Bötticher, Chirurgische Klinik I,

Klinikum Fürth August - November Prof. G. Nenci, Abteilung für Innere Medizin, 2003: Universitätsklinikum Perugia, Italien Dezember 2003 - Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler, März 2004: Anästhesiologische Klinik,

FAU Erlangen-Nürnberg Examina:

September 1999 Ärztliche Vorprüfung

März 2001 I. Staatsexamen

April 2003 II. Staatsexamen

Mai 2004 III. Staatsexamen

Beruflicher Werdegang:

seit 01.08. 2004 Weiterbildungsassistentin an der

Anästhesiologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg