Aus Der Theologie Der Fahreddin Razi-1912

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 Aus der Theologie des Fachr al din al Razi. 1 ) Mehr als im Zentrum des Cha]ifates, wo eine verfolgungssüchtige Orthodoxie nicht selten jede freie Geistesregung terrorisierte 2 , konnten in den östlichen Provinzen des islamischen Reiches freiere Strömungen sich ungehindert entfalten. Ebenso wie die Philosophie nicht im Schatten des zentralen Chalifates, sondern unter dem Schutz der auf dem Bod.en des alten Iran emporkommenden Fürstentümer g e ~ dieh, so konnte auch der dogmatische Rationalismus fern von der Wirkungssphäre der bagdadischen Dunkelmänner erfolgreicher zur Geltung kommen als in ihrer bedrohlichen Umgebung. Wir meinen die m u t a z l t s c h e Richtung, die in den östlichen Provinzen ungehindert sich ausbreiten, ja sogar ins Volk dringen konnte, als ihr am Sitze des Chalifates nach dem Überhandnehmen der ascariti schen Formeln der Boden völlig entzogen war. Aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts stehen uns bemerkenswerte Zeugnfas,e für diese Erscheinung zur Verfügung. Aus Chüzistan be richtet der Reisende Ibn l;Iauij:al, daß dort die muctazilitische Richtung vorherrscht; selbst gewöhnliche Arbeiter interessieren sich für die Fragen derselben, und es sei nicht ungewöhnlich, daß zwei Lastträger während ihrer Arbeit sich über Kalämstoffe unterhalten 3). Ähnliches berichtet al-Mu}>addasi aus der Provinz Färis. Der größte Teil der dortigen Theologen, ohne Unterschied ihrer Zugehörigkeit .zu einer d,er rituellen Schulen madähib), bekenne sich in der Dogmatik zur Mu tazilah 4 . In Rejj und I).azwin - bezeugt derselbe Schriftsteller gebe sich sogar Fanatismus ;,:~:jQ,::.) kund für die Lehre vom 1) Vortrag gehalten auf dem 16, interna.t. Orientalistenkongreß zu Athen April 1912. 2 ) Über dies,e Zustände vgl. di,e Abhandlung: Zur G1schfrhi1 der ~ n b l i t i s c k i n Be- wegungen ZDMG. LXII 1-28). 3) Bibl Gcograp k Arab ed. DE GOEJE II. 174, 5. 4) ibid.. III a 43,9,. 12.

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Fahreddin er-Razi'nin Kelam Anlayışından

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  • Aus der Theologie des Fachr al-din al-Razi. 1)

    Mehr als im Zentrum des Cha]ifates, wo eine verfolgungsschtige Orthodoxie nicht selten jede freie Geistesregung terrorisierte 2), konnten in den stlichen Provinzen des islamischen Reiches freiere Strmungen sich ungehindert entfalten. Ebenso wie die Philosophie nicht im Schatten des zentralen Chalifates, sondern unter dem Schutz der auf dem Bod.en des alten Iran emporkommenden Frstentmer ge~ dieh, so konnte auch der dogmatische Rationalismus fern von der Wirkungssphre der bagdadischen Dunkelmnner erfolgreicher zur Geltung kommen als in ihrer bedrohlichen Umgebung. Wir meinen die m u ' t a z i l i t i s c h e Richtung, die in den stlichen Provinzen ungehindert sich ausbreiten, ja sogar ins Volk dringen konnte, als ihr am Sitze des Chalifates nach dem berhandnehmen der ascariti-schen Formeln der Boden vllig entzogen war.

    Aus der 2. Hlfte des 10. Jahrhunderts stehen uns bemerkenswerte Zeugnfas,e fr diese Erscheinung zur Verfgung. Aus Chzistan be-richtet der Reisende Ibn l;Iauij:al, da dort die muctazilitische Richtung vorherrscht; selbst gewhnliche Arbeiter interessieren sich fr die Fragen derselben, und es sei nicht ungewhnlich, da zwei Lasttrger whrend ihrer Arbeit sich ber Kalmstoffe unterhalten 3). hnliches berichtet al-Mu}>addasi aus der Provinz Fris. Der grte Teil der dortigen Theologen, ohne Unterschied ihrer Zugehrigkeit .zu einer d,er rituellen Schulen (madhib), bekenne sich in der Dogmatik zur Mu'tazilah 4). In Rejj und I).azwin - bezeugt derselbe Schriftsteller

    gebe sich sogar Fanatismus (;,:~:jQ,::.) kund fr die Lehre vom

    1) Vortrag gehalten auf dem 16, interna.t. Orientalistenkongre zu Athen April 1912. 2) ber dies,e Zustnde vgl. di,e Abhandlung: Zur G1schfrhi1 der ~anbalitisckin Be-

    wegungen (ZDMG. LXII 1-28). 3) Bibl. Gcograp.k. Arab. ed. DE GOEJE II. 174, 5. 4) ibid.. III a 43,9,. 12.

    ~~--------

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

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  • 238 [214]

    Erschaffensein des Korans 1) - die Unduldsamkeit gegen Anders-denkende ist ein rnu->!,Jt JJ v...Jt (Ras'il al_-hulag, Kairo 1908, I, 11 9 v. u.) entsprechend dem ~_ii und J~ der Mu

  • 242 [218] er machte Propaganda fr die muctazilitische Bekenntisform die er selbst vor Niim al-mulk, dem Beschtzer der Ascariten zur Schau trug 1), und konnte von sich rhmen, da niemand auer ihm brig sei, der fr dasselbe kmpfte 2). Sein Korankommentar, ber dessen Umfang verschiedene bertreibende Nachrichten miteinander wett-eifern (bis zu 700 Bnden), wurde als wa~f beim Grabe des Ab I:Ianifa deponiert, in dessen Nhe (~ t.Y-t ~ i.:hr. ~._?~} j~~4 ..:-~ olf _,

    1) Bei Sujti 1. c. -3) Abulmal;tilsin ed. POPPER .807; auch der Arzt Ibn Ga.zla '(t 493) vermachte seine

    Bcher dem~ ._r-1 ~' ibid. 8171 I. 4) Vgl. ZDMG. LXII 9. S) Vgl. ber se.ine Verfolgung der Mu taziliten, A\lmed b. Ja\ljl ed. ARNOLD, Al~

    Mu

  • [219] 243

    sie hielten und fr den sie kmpften. Und den mit dem Einzug der

    Trkenhegemonie in Bagdd zur Geltung kommenden Umschwung,

    kann uns, im Vergleich mit den bisher angefhrten Daten,. z. B. die

    Tatsache veranschaulichen, da der in Karch, einer als s.1

  • 244 [220]

    bezeichnet auch all)ahabi Chwrizm als berwiegend mu

  • 246 [222:]1 muclita~ar al~Kaiif erwhnt wird; ein Andalusier, Mubammed b. ir b. ~I _r..c.:s w w~

    Lo ~ ~ 4M .!1.!?'_,_...> ~f ~t o~Lvi 1'..ly:a.JI o:A:-?-' 6.~ L5:..~ L~)I ~t vL..; r).J!J.s. L'ft L..o ~ .d.~t ~ ~ft'; .,;,~' ~~_,

    In der sehr ausfhrlichen Biographie bei Ibn ab~ U~eibi'a (II 26, 3 v. u.) wird dies Detail nicht erwhnt, sondern: 1>er wandte sich auch nach den chw11rizmischen Landen und er krankte dort; an den Folgen dieser Erkrankung starb er in Her!lh.

    HuseyinVurgu

  • [223] 247

    der Mu'tazilah vorgeschoben war. Keinesfalls kann demnach von einer

    ))Ausrottung derselben 1 ) gesprochen werden.

    II.

    Fachr al-din aI - RzI ist die hervorragendste Erscheinung der

    spekulativen Theologie im Islam

  • 252 [228]

    werden die des ta>wil bedrftigen mutafbiht in Klassen geordnet die ta>wtl-Flle des Korans und des .l;Iadit in systematischen Ordnungen aneinandergereiht: im allgemeinen wird eine Theo r i e des t. en t-worfen und seine Anwendung geregelt 1).

    Wenn nun die breite Berechtigung, die dieser hermeneutischen Methode zugebilligt, ja fr sie gefordert wird, im Grunde eine Kon-zession an die Mu_;i~ 0~ \;J~~,'I u""'~

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

  • 254 [230]

    Verstandesbeweise die Berechtigung zum ta>wil motivieren, im Stiche gelassen. Davon aber kann keine Rede sein, da - wie CARRA DE VAux aus dem bloen miverstandenen Titel eines Werkes des Fachr aldin ~_r..Jf ~L~I yl.;r;{ folgert 1), - dieser sich mit der Er-leuchtungsphilosophie :i) im Sinne SuhrawardI's beschftigt habe. Das Buch enthlt, wie uns auch die von demselben gegebenen ausfhr-lichen Inhaltsbersichten GoscHES und AHLWARDTS 3) zeigen, eine Verbindung der Probleme des Kalm mit denen der aristotelischen Philosophie, vermehrt um einen den Forderungen des Islams ange paten Schluabschnitt ber rein theologische Fragen ~~)II ~ ~I, ber Gott, seine Attribute, ber Notwendigkeit der Prophetie. Von Mystizismus im Sinne der Erleuchtungsphilosophie< ist darin keine Spur.

    III.

    Worin Fachr aldin al-Rzi ein groes Ma der Freiheit in An-spruch nimmt,. das ist sein unabhngiges Verhalten gegenber dem I:Iadit und wenn es auch bei Buchari und Muslim als glaubwrdiges und wohl bezeugtes Material Aufnahme gefunden hat. Wir knnen es ihm freilich nicht besonders anschreiben, da er isolierte fld-Traditionen, deren Inhalt seinen dogmatischen berzeugungen zuwiderluft, einfach als unzustndig ablehnt. Man knne wohl Regeln der gesetzlichen Praxis aus solchen QueHen ableiten, knne aber seine Glaubensvorstellungen ber das Wesen und die Attribute Gottes nicht auf so problematischem Grunde aufbauen 4). Alle Kompetenten stimmen darin berein, da auf solche Einzell:iadite nur Vermutungen, aber nicht sicheres Wissen gegrndet werden knne 5).

    Cl ,

    1) Avicenne I 53 Anm, Vgl. Gaziili: 235. Er setzt die Aussprache ~;;;:'_.;;;..,J!

    c.

    voraus, whrend ~-i...:::..+JI das richtige ist.: s t 1 i c h , im Gegensatz gegen g r i e -

    c h i s c h (insofern ihre Resultate die Grundstze des hlams in Frage stellen). 2

    ) oder wie DnENBOURG, Manuscrits arabes de l' Escurial zu no. 67 5. 692 angibt: orecherches spiritualistes'I ..

    3) GoscHE, ber ,GhazzlI's Leben und Werke (Phil. Hist. Abhandl. d. Preu.js.chen Akad. d. WW., Berlin 1859) 292; 310-n; AHLWARDT, Arab. Verzeichnis no. 5064.

    4) Asits al-la~dTs 205-210. Dieselbe Distinktion macht Averroes in bezug auf die

    Kompetenz des igmc; er knne nur.in

  • [231] 255 Und in der Tat entspricht seine Berufung auf diese Regel der

    Traditionsbehandlung formell dem Standpunkt der allgemeinen Ortho-doxie 1.). Formell: denn keinesfalls dachten die Vertreter der letzteren an die Anwendung, die Fachr al-din von ihrer Regel macht. Denn

    mit ihrem ~t ~ ~ haben sie im Gegenastz zu ~ .bJI nur den Grad der theoretischen Sicherheit eines in Frage stehenden J:laditspruches konstatieren, nicht aber - wie Fachr al-din - einen Unterschied zwischen ihrer Geltung als gesetzlicher und dogmatischer Richtschnur 2) feststellen wollen. Ferner bt Fachr al din in der Motivierung seiner Anschauung eine so rcksichtslose Kritik an der Autoritt des l;Iadit, wie sie wohl einem Vertreter der as. L.-:~ i-.~. ~....:i.H. ,l.!"'Lnlll. ~) (Da~busi, 'Ta,sis aln~;ar. 47) wo zah[re1.che Be1sp1ele fur dlrn be1derse1bge Anwendung dieser Regel). Hier ist also Malik dem ra,i gnstiger als Ab. f,lanifa und seine S 'hule.

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

  • 256 [232] 53, 29) .... , Ferner: unter allen berlieferern nehmen die Genossen den hchsten Rang ein. Nun wissen wir aber, da ihre berlieferungen nicht in absoluter Weise als sichere Kunde zu betrachten sind. Dies kann aus der Tatsache bewiesen werden, da diese berlieferer ein-ander angreifen und ungebhrlicher Dinge beschuldigen~ Ist es nicht allbekannt, da 'Omar gegen Chalid b. al-Walid aufgetreten ist, da Ibn Mas,sim {der Prophet) berichtete mir und 'Ali unterbrach ihn mit den Worten: Wann war er denn dein Freund? und hat nicht
  • [233] 257

    der Gewhrsmann der Bevorzugung des 'Ali verdchtig ist; oder wenn

    er, wie Ma

  • 258 [234] denen aberglubische Vorstellungen ihre Sttze finden 1). Einer der hervorragendsten Vertreter ihrer Bestrebungen - al-Na??ilm - fllt das denkbar abflligste Urteil ber den Wert des I:fadit und seine Trger. Ab Hurejra sei der verlogenste Mensch gewesen; und ,er lt einige der angesehensten Genossen Revue passieren, um ihnen zur Last fallende Verfehlungen nachzuweisen; damit beweist er, da solche Leute doch nicht den Anspruch auf unbedingte Glaubwrdigkeit haben. Diese Kritik der Genossen, der Autoritten des I:Jadit, wird aus Schriften des Mu~~ JI r_,$ 0 ..o L..Jl.J ~ .)l~.:>~4 ~~ \..._,; ~u....1~ ,~, L5l..c:.!I ~ o~:li.!11 Ab I;Iajjli.Il al-Tau1.t1d'i, Mu#bast (ed. Bombay) 130 oben ber ma'd: (jkt, ~_,..ii.c J r)' U"'WI U""'PJ J i..:.,:...~I 0L. .. H

    i~Ll:i.:dl_, ~~! ~I LA!?"G ~I 0_,.~ 0 1 ~ ~\.$i...\4

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

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  • [235] 259

    Iogen 1) als Argument fr die Glaubwrdigkeit weit verbreiteter An-

    schauungen anerkennen: die Unmglichkeit trgerischen Einver

    stndnisses der Berichterstatter 2). Nach der Auffassung der Mu Ck>..~\ L,..-J.~ ~!,J'_, Jchudah Hal!:!wI, Chazari

    ed. thRSCHFELD iSo, 2 M~'nOY N~~ Oil [r!]in::; 'SV nj, N? 1"1lJNOj iri~ hl]NOl p~

    iss penult. ri~~~s~ ~~, ';i.;.~in 1"~SiK ?no ,Sv nj, tot?, vgt ibid. 192, io; 220,

    17; 252, I3 Zeitschr. fr hehr. Bibliographie 1898, 93, 7 iiv~~ ,,,~~~N oip~~ 'tol:(mi l:'.j0'' ~b ''~iO~ \~:J:;)

    3) Auf jdischer Seite stimmt dazu der Standpunkt des Kar:im al-Kirkisnnl s. die $-

    publikati.on I. FRIEDLNDERS in ZA XXVI 981 3i 109, 6 (ber _,.b!_,."i). 4) Sahrastanl 63, 7 u. Sie lassen nur igma1 gehen. 5) Far* 165, 9 v. u. 313, 3 ff.

    6) Entschiedene Ablehnung des Glaubens an berlieferte Wunder des Mu\1amrncd

    bei NaHlim, ibid. 114. 134 Hingegen hat ein sp:i.terer Mu1tazilit, der obcncrwtlhntc cAh

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

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  • 260 [236] keit der Berichte nur dann anerkannt werden, wenn sie von nicht weniger als zwanzig Gewhrsmnnern 1) herrhren, von denen minde-stens einer zu jenen gehren mu, denen das Paradies sich,er ist 2). Die Mitteilungen von Unglubigen und Sndern (wir haben bei Na~~am gefunden, .da diese Leute auch unter den Genossen Mnner dieses Charakters finden), wenn sie auch den Bedingungen des tawatur (s. oben) entsprechen und die Annahme eines trgerischen Einverstnd nisses ausgeschlossen ist, knnen keine Beweiskraft haben, es sei denn, da einer des Paradieses teilhaftigen mit ihnen ist 3). Man mu nun wissen, da der Mu
  • [237] .261

    Nach der allgemeinen Charakteristik seiner Anschauungsweise

    werden wir nun auch einzelnen konkreten Beispielen nhertreten. Wir wollen es ihm nicht hoch anrechnen, wenn er sich gegen

    legendarische in l;Iaditformen gekleidete ~U!?!?!?erzhlungen, die mit Koranbelehrungen in keinerlei Verbindung stehen 1), vllig ablehnend verhlt; ebenso auch, da er fr mythische Ausschmckungen korani~ scher Begriffe nichts mehr als ein Achselzucken hat. hnliche Unter suchungen - so sagt er bei Gelegenheit der in der Legende pnktlich angegebenen Mae der Arche Noah's - interessieren mich nicht, denn sie sind Dinge, deren Kenntnis vllig berflssig ist und an die sich gar kein Nutzen anknpfen lt; sich darin zu vertiefen, ist also von berflu. Dasselbe Urteil fllt er auch ber die traditionelle Legende, da Iblis mit in die Arche eingegangen sei (~ ~_,Jl \'!ljJ' ~_,'j!J,) 2). Ganz unverhohlen gibt er seinem Mimut Ausdruck gegen die l:ladite,

    die mit Anknpfung an Sure 27, 84 ber das vor der Auferstehung hervor tretende apokalyptische Tier (dbbat al-ard) sich in grotesken Fabeln ergehen und die in orthodoxe Korankommentare (z. B. BajQwi z. St.) auf Grund ihrer f.laditbeglaubigung Eingang gefunden haben. Sie berbieten einander in der Schilderung der riesenhaften Gre jenes Untieres. Whrend sich einige mit 6o Ellen begngen, lassen andere den Kopf der dbba in die Wolken ragen und der Zwischenraum zwi sehen seinen beiden Hrnern sei eine Parasange (/arsack) weit. Die dbba sei ein Mischgeschpf: befiedert und beflgelt, habe sie den Kopf des Stiers, Augen des Schweins, Ohren des Elefanten, Hrner des Widders, Hften des Rindes, den Schwanz des Ziegenbocks, die Hufe des Kamels. Auch ber ihr Hervortreten aus der Erde hat man die

    Phantasie ins Unermeliche gesteigert. Bei ihrer Gre dauert es

    drei Tage, bis ihre Gestalt bis zu ihrem Drittel sichtbar wird. Dies alles wird im Namen des Propheten gelehrt und ist im Kreise der islamischen Orthodoxie ziemlich anerkannt. Dadurch fhlt sich Fachr al~dln nicht bedingungslos gebunden. 1>Aus der Schrift (dem Koran) kann von allen diesen Dingen nichts bewiesen werden. Wenn man

    sicher feststellen kann, da sie vom Propheten stammen, knnen sie angenommen werden; wenn nicht, so hat man auf dieselben nicht

    zu achten 3). Es versteht sich, da Fachr al din die zweite Annahme vorauss,etzt.

    Aber auch an ernster auftretenden I:Iaditsprchen macht er seine

    Fr,eiheit geltend. Dies erweist er ganz bestimmt an einem Beispiel.

    1) Jpna fot 2n a illl yL:i:f 0 1: ;i.l1asH> oY,lk> ') Ma/atrlt altaib V 87. 3) ibid. VI 581.

    HuseyinYapkan Not , s. 85

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

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    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

  • 262 [238]

    IV.

    Fachr al-din ist einer der eifrigsten Verteidiger des Dogmas von der S n d l o s i g k e i t d e r P r o p h e t e n. Er hat dies Thema auer an den geeigneten Stellen seines Korankommentars in einer besonderen Schrift behandelt, in der er von Prophet zu Prophet die auf ihre Verfehlungen deutenden Koranstellen im Sinne seiner eigenen Anschauungen erklrt und die zuwiderlaufenden E"rklrungen der Andersdenkenden mittels reichlicher Hufung der Argumente widerlegt 1).

    Wir wollen nicht behaupten, da sein Standpunkt in der 'i~maFrage eine Hinneigung zu muctazilitischen Anschauungen bedeute; denn es handelt sich dabei um eine von der Orthodoxie zwar auf das bestimmteste geforderte Lehre, in deren Definition jedoch groe Un-bestimmtheit obwaltet und eine feste Formel sich nicht ausgestaltet hat~). Jedoch es verdient als ein fr die Charakteristik der Mu

  • [239] 263 Wenn auch diese Nachrichten ber den Umfang der fr die Pro-

    pheten geforderten w.a ~I Gil Lbj!_, ~-'~ ~_, v.+&.!4 ':}! ~~I ~, ~I )~ ~ t).j! ~GJ!

    ,-t'P 0 1 W 0~1_, ye.-JI l:!.l!J ~ 0~~ ~I r-.3 }~ l'JL~.-; . l!, :;?i 0_,! ~-' .hLI L-1.-I 1 ,-:-:- .J lJ 2) Far!t 210. Vorlesungen ber den Islam 220 unten. Darum macht auch Zamachsarl

    im Ko.S~llf 1 477 oben (zu m2, 51) den Gegnern (sie versteht er ja immer unter b_;~~H

    ~~,) den Vorwurf, da sie an der SUndlosigkeit Josefs, trotz der Ehrenerklrug

    der Fra.uen, mkeln und es filr unerllich halten, seinen Pelz zu sUiupeno ...:,:....J1.'-'

    ;111 l:i_,} j j..>...i l.'.JI O" .~.:..! ~~ ~, JL..o L.:..l ~ "-"! b:.:J,_,..:.::...:.;;\JI, ~-R-o....JI II.~~!~ ~~ .... ~

    .,!

    3) Ohne Unterschied ob Muijammed oder die ihm vorhergehenden Propheten. 4) Ausgeschlossen wird dadurch die Zeit vor ihrer Berufung.

  • (241] 265

    nicht frdern, wenn wir hier die exegetische Methodik des Fachr al-

    din an den einzelnen Fllen 1 ) eingehender reproduzieren wrden. Die Einsicht in dieselbe ist durch eine unschwer zugngliche Zusammen. stellung erleichtert, die der Missionar A. T. UPSON in einer Schrift, in der er vom christlichen Standpunkte aus an dem islamischen Dogma von der Sndlosigkeit aller Propheten (mit Ausnahme J esu) Kritik bt, dargeboten hat :i). Fr unseren Zweck, den Nachweis des Ver hltnisses des Fachral din zum I:IadTt, ist eine Einzelheit von speziellem

    Interesse. Wohl htten die Verteidiger der absoluten Von Ab Hurejra: Der Prophet sagte: Abraham hat nur dreimal

    unwahre Aussagen getan; zwei davon um Gottes willen: als er (den

    1) Ma/lltf/i algafb zu Sure 2, 34-35 (I 456)i 71 149 (IV 433); H 44-47; (V,. 91 unten) :o, 94 ff. (VI 97 ff.): 21, 64. 87 (VI 164. 188); 37, 87 (VII, 151) 381. 20 IT. (Vll 185).

    :11) Ta1lTm al~

  • 266 [242] Gtzendienern gegenber) sagte, da 'er krank sei' (Sure 37, 87); als er (nach Zertrmmerung der Gtzenbilder) sagte: ,ihr (der Gtzen) ,grter habe es verbt' (Sure 2 1, 64); ein drittes Mal, als er seine Frau Sara als seine Schwester ausgab.

    \Vhrend nun andere Ausleger sich damit begngen, alle mglichen Anstrengungen aufzubieten, um durch die Deutung der in Betracht kommenden Wrter und durch die Darlegung der Umstnde, unter denen sie Abraham gebrauchte, das Vorgehen dieses Propheten zu entschuldigen, greift Fachr aldin das ihm und dem (ifmaDogma. prinzipiell unbequeme l;Iadit, das eines Propheten wenn auch nur der Notlge zeiht, in seiner Wurzel an. Dieses ijadit - sagt er - darf nicht angenommen werden, denn es ist nicht erlaubt, dem Abraham das Lgen zuzumuten. Darauf entgegnete man mir: Wie drfe man glaubwrdige berlieferer (die den Spruch im Namen des Propheten tradieren) der Unwahrheit zeihen? Ich habe darauf die Antwort: Da ,hier zwei Dinge einander gegenberstehen: entweder dem Chalil oder dem berlieferer das Lgen zuzuschreiben,, so mu man notwendiger-weise davon berzeugt sein, da der letztere die Unwahrheit (im Namen MuQ.ammeds) berichtet habe. Zur mglichen Rettung des I:Jadit setzt er allerdings hinzu, da in dem Text desselben das Wort Lge vieUeicht zu deuten sei: i>was wie Lge aussieht 1) 4-is l!..i~ 0~ .... JI 0 fa, 0 t ~~~ L~ ~

    In seinem ta>w'il Kapitel ber die Deutung des in den Texten Gott zugeschriebenen Auges kommt er auch auf das vielberufene Daggal J:Iadit zu sprechen, dessen Autoritt Ibn 'Omar ist: Der Prophet erhob sich einst in der Versammlung der Leute, und nachdem er Al~h wrdig gepriesen hatte, brachte er den Daggal zur Sprache: Ich warne euch vor ihm - sprach er - so wie jeder Prophet sein Volk vor ihm gewarnt hat (und auch Noah sein Volk warnte). Aber ich sage euch ber ihn (den Daggl) etwas, was noch kein Prophet seinem Volk gesagt hat, da er nmlich einugig sei; aber Gott ist nicht einugig 2). (Der Daggl tritt mit dem Anspruch der Gttlichkeit auf.) In einer auf Ibn

  • [243] 267

    da der Verstorbene wegen des W einens der Hinterbliebenen bestraft

    wrde 1) - worauf ihm

  • 268 [244] In demselben verwerfenden Ton spricht er ber Legenden, aus

    denen man die Verfehlungen des Knigs Salomo folgern kann. Man msse den das Dogma der .) !j~-' .r.~' ~ 0 u 0 1, ~~> ~ 0 1 ~-:-.:.~ L...; lSJ1.AJ ..J.JI yL:.:r ~ L..a ~

    1 ... r~ .... 'MI """ """ -L9.J~I ~~ L..; 11.:':-!'.i ~.c. (cod. ~ ........ ) ~..x- L~ illl .J.f, '.:.;.J..f .J LA w Cr w w w

    . .........AJI 11.~ ~.lb L...e . ,,.JI ~>! ~sJI IJ...)7) .c.L...-.J ...,i:; jw ~ 1..,r - '-7 1 1..5 _, " 1) Die Rationalisten fhren ihnen unangenehme Ej:adite auf Erfindung von ~Li;

    zurck; HouTSMA in ZA, XXVI 199, 21.

    2) cr~ma fol. 21 I b lSlc 1,;,:,,.]-.) W ~1, Jfo+Jf A ~~! JJ~o.)l.,n

    i...~1 J 4.ii l-4;"_}1.)..j" ~ ol:lL.(> O' Lc-J,i ~~L;, ~~Jll ~ y_,.::-_, u>ttll olc~_,..,a 0 ..a ,1 li..>..>~+H ~J oA _ro~n

    3) ibid. fol. 213 a ~~'....\.> O" uaL~t O' 0,_;s~H ~ J..r. 0.>..ll ~L; )~~ ~; \.r L~* '-,..l~ J~ ~ 2i.1.bl~ iY,~I itlJ.;.:; ~T, t'ldl

    L~I olilJ~'

    ") ibid. fol. 138 b J..!i~ ltl~~ ,) )>~~ ~ ~~Al: ~!~}! lj.J.; i:} ~ ~cr~:i

    .s) Ass al-ta~dTs I2 I, 5.

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinYapkan NotZeitschrift fr Assyriologi

  • [245] 269

    da der groe Gtze die Zertrmmerung vollbracht habe (r;..:~-:-S .J....:),

    so bleibt die vereinzelte Variante nicht unerwhnt: r--..Jl.;~~-s' ~L_:

    vielleicht war es ihr grter 1 ). Dadurch wird Abraham der Notlge

    einigermaen entlastet 2).

    V.

    \~/enn vvir bisher an einigen Punkten beobachten konnten, da

    Fachr al-din in der Kritik der traditionellen Ouellen den Mu 5), mu zurckgewiesen werden. Nicht Gott spricht, die Rede entsteht nicht an ihm selbst, sondern

    kraft seiner schpferischen Allmacht (darauf halten die MuHil'(/i'la, ed. E. D. Hoss

    (Ca.lcutta 19rn1 Bibi. lndl. N. S. no. 1246) 81 7-1 i.

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

    HuseyinVurgu

  • 270 [246]

    Lauterscheinungen, hrbare artikulierte Laute und geordnete Rede, die seinen Willen zu Gehr bringen. Dies ist die Theorie vom

    o_,......a_, U_;-> _,..;, ~ .j (;_,...l.;S, ~ ii...LII 19~ 1), die fast ausnahmslos in allen Schulen der vielverzweigten Mu1 j .. ..; 4) Sahrastni 35, 3 ..... i;. ~.(,;.;JI ...otl. _..i:. ..1 .

  • [247] 271

    nung an einem Substrat. Die Schule der Bakrijja gleicht den aus

    dem Koran gefolgerten Glauben daran, da die Seligen Allah am Ge

    richtstage unmittelbar erschauen, mit ihren spiritualistischen Ge

    sichtspunkten durch die Erklrung aus: da Gott eine Gestalt er-

    schaffen werde, die er dem Blicke der Seligen aussetzt; diese Gestalt

    ist das Objekt ihres Schauens und aus ihr wird die an sie gerichtete

    Rede hrbar 1).

    Es ist merkwrdig, da diese Anschauungsweise nicht nur von den

    jdischen Kalm:Jnhngern aufgegriffen wurde, um die Schriftstellen

    und mehr noch die Agdth zu rechtfertigen, in denen von gttlichem

    Erscheinen und Sichtbar- oder Hrbarwerden die Rede ist, sondern

    da. auch ein so offensiver Gegner der Mutakallimn, wie es beispiels

    weise der Aristoteliker MaimnI ist, diese muerschaffenen Glorie (/.'l nibhr,

    kbhod nibhr) sich angeeignet hat :2). Auch Maimni's muslimischer

    Zeitgenosse hat sie zur Rettung aus einer exegetischen Schwierigkeit

    benutzt. Sure 2 v. 206: Erwarten sie denn etwas anderes, als da

    Allh zu ihnen kommt im Schatten des Gewlkes, und die Engel?

    \Vas soll man unter dem Kommen Gottes im Schatten des Ge

    wlks verstehen? Das Entstehen von ganz bestimmten artikulierten

    Lauten (u~ o!_,...;.ol dies ist in solchen Fllen der Terminus

    der Mu'taziliten) 3) in diesem Gewlk; diese Laute weisen hin auf die

    Anordnung GottesGott erschafft im Gewlk

    geordnete Schriftzeichen; diese Zeichen sind offen sichtbar, weil das Ge-

    wlk stark hell ist, und die Zeichen von schwarzer Farbe sind. In diesen

    Zeichen wird auf die an die Versammelten ergehenden Verheiungen

    und Drohungen hingewiesen~< 4). Dies ist vllig der mu