Aus derPraxis Keine Lieferung ohne Fehler€¦ · ISO 3269 Werte für eine AQL (Annehmbare...

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www.schrauben-gross.de Keine Lieferung ohne Fehler Bei globaler Massenfertigung von Normteilen sind Abweichungen nicht aus- zuschließen. Doch bis zu welcher Grenze wird das Prüflos noch angenommen? HOHE QUALITÄT SICHERT ERFOLG Festgelegte Fehlerraten sorgen für Sicherheit Die Abkürzung ppm stammt aus dem englischen und be- deutet „parts per million“ – Teile pro Million. In der Tech- nik wird diese Abkürzung für den millionsten Teil verwendet, analog zur Angabe Prozent für den hundertsten Teil. Im Bereich der Qualtätssiche- rung dient diese Einheit zur Bestimmung von Fehlerraten; die Angabe 100 ppm bedeutet damit, dass bei 1.000.000 Stück geprüften Teilen lediglich 100 Stück auf bestimmte, zu verein- barende Kriterien fehlerhaft sein dürfen, bevor die Ware ge- genüber dem Lieferanten über- haupt reklamationsfähig ist. Eine Vorreiterrolle von in den letzten Jahrzehnten immer niedriger werdenden Feh- lerraten übernimmt u. a. die Automobilindustrie, da der Ausfall eines einzigen Teils nicht selten zum Ausfall des gesamten Fahrzeugs führt. Ein möglichst hohes Qualitäts- level bereits im Produktent- stehungsprozess sichert den Erfolg nachhaltig, wobei sich selbstverständlich der Fertigung nachgeordnete dienstleistende Prozessschritte ebenfalls nicht Ihrer Ver- antwortung bezüglich dem Produkt entziehen können. Grundsätzlich erfordern be- stimmte Anforderungen in Bezug auf festgelegte, verein- barte Kriterien bzw. Fehlerra- ten immer eine der Produktion nachgeschaltete, kosten- pflichtige Sortierprüfung. inside: eins12 W erden Verbindungselemente gemäß Norm ohne weitere Anforderungen oder Vereinbarungen bestellt, sprechen wir ausschließlich von handelsüblicher Massen- ware – sofern nicht im Vorfeld ausdrücklich anderes vereinbart wurde. Bei diesen Bestel- lungen von mechanischen Verbindungsele- menten ist immer die internationale Norm DIN EN ISO 3269 „Annahmeprüfung“ mit- geltend einbezogen. Sie gilt jedoch nicht für Verbindungsele- mente, die n für automatische Verschraubung vorgesehen sind, n besonders hohe Anforderungen erfüllen sollen, n spezielle Fertigungsverfahren/Prüfmaß- nahmen erfordern, n eine besondere Rückverfolgbarkeit und Dokumentation bedingen. Hierfür sind stets entsprechende, besondere Vereinbarungen bereits bei der Anfrage – spätestens jedoch bei der Bestellung – zwi- schen Besteller und Lieferer zu treffen. Diese Kriterien können beispielsweise eine Sortier- prüfung auf Fremdteile, Gewinde ja/nein, längensortiert etc. umfassen. Handelsübliche Lagerware im Allgemeinen ist für diese spe- zifischen Anforderungen in der Regel übri- gens nicht geeignet. Da bei der globalen Massenfertigung von Normteilen für die allgemeine Verwendung aus wirtschaſtlichen Gründen nicht von Lie- ferungen ohne vereinzelte Fehler oder feh- lerhaſten Teilen ausgegangen werden kann, ist die Erwartung von 0-Fehlerlieferungen grundsätzlich nicht normkonform (siehe ISO 3269, Abs. 3.1 – 3.4). Für Stichprobenanweisungen in der Waren- eingangskontrolle des Bestellers gibt DIN EN ISO 3269 Werte für eine AQL (Annehmbare Qualitätsgrenzlage) vor, denen eine Ac (An- nahmezahl) zugeordnet ist. Ac bedeutet die maximale Anzahl von fehlerhaſten Tei- len innerhalb einer Stichprobe, bei der das Prüflos noch angenommen wird und damit nicht reklamierbar ist, sowie n – die Anzahl der Verbindungselemente in der Stichprobe angibt. Die Zuordnung der AQL-Werte richtet sich nach n Produktart/-gruppen: etwa Schrauben, Muttern, Scheiben, Bolzen, Stiſte und Niete n Produkt-(Toleranz-) Klassen: A, B oder C n Hauptmerkmale = AQL-Wert 1,0-1,5 z. B. Schlüsselweite (bei warmgeformten Teilen = AQL-Wert 2,5) n Nebenmerkmale = AQL-Wert 1,5-4,0 z. B. Mutternhöhe n Mechanische Eigenschaſten = AQL-Wert 0,65-1,5 Zu den Hauptmerkmalen gehören alle für die Funktionserfüllung der Teile wichtigen Details wie Antrieb oder Gewinde. Zu den Nebenmerkmalen zählen etwa geringfügige Maß- oder Formabweichungen, die jedoch die Verwendbarkeit im Allgemeinen nicht beein- trächtigen. Am Beispiel einer Sechskantmut- ter DIN 934 auf Gewinde-Lehrenhaltigkeit (AQL1,0) bezogen bedeutet das konkret, dass von 250 Stück geprüſten Muttern insgesamt fünf Stück nicht lehrenhaltig sein müssen, bevor ab der sechsten entdeckten Mutter die Lieferung überhaupt reklamierbar ist. Wir sprechen von unsortierter Lagerware. Aus der Praxis Aus der Praxis Für die Praxis Für die Praxis Ac AQL 0,65 1,0 1,5 2,5 4,0 0 8 5 3 - - 1 50 32 20 13 8 2 125 80 50 32 20 3 200 125 100 50 32 4 315 200 125 80 50 5 400 250 160 100 - Die nachfolgende Tabelle gilt als Beispiel für eine Stichprobenanweisung pro Merkmal. Detallierte Angaben sind der Norm DIN EN ISO 3269, sowie der Stichprobenanweisung gemäß DIN EN ISO 2859 zu entnehmen TECHNIK: Qualitätsmanagement Diesen Praxis-Tipp finden Sie als PDF-Download unter www.schrauben-gross.de

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Keine Lieferung ohne FehlerBei globaler Massenfertigung von Normteilen sind Abweichungen nicht aus-zuschließen. Doch bis zu welcher Grenze wird das Prüfl os noch angenommen?

HOHE QUALITÄT SICHERT ERFOLGFestgelegte Fehlerraten

sorgen für Sicherheit

Die Abkürzung ppm stammt

aus dem englischen und be-

deutet „parts per million“

– Teile pro Million. In der Tech-

nik wird diese Abkürzung für

den millionsten Teil verwendet,

analog zur Angabe Prozent

für den hundertsten Teil.

Im Bereich der Qualtätssiche-

rung dient diese Einheit zur

Bestimmung von Fehlerraten;

die Angabe 100 ppm bedeutet

damit, dass bei 1.000.000 Stück

geprüften Teilen lediglich 100

Stück auf bestimmte, zu verein-

barende Kriterien fehlerhaft

sein dürfen, bevor die Ware ge-

genüber dem Lieferanten über-

haupt reklamationsfähig ist.

Eine Vorreiterrolle von in den

letzten Jahrzehnten immer

niedriger werdenden Feh-

lerraten übernimmt u. a. die

Automobilindustrie, da der

Ausfall eines einzigen Teils

nicht selten zum Ausfall des

gesamten Fahrzeugs führt.

Ein möglichst hohes Qualitäts-

level bereits im Produktent-

stehungsprozess sichert den

Erfolg nachhaltig, wobei

sich selbstverständlich der

Fertigung nachgeordnete

dienstleistende Prozessschritte

ebenfalls nicht Ihrer Ver-

antwortung bezüglich dem

Produkt entziehen können.

Grundsätzlich erfordern be-

stimmte Anforderungen in

Bezug auf festgelegte, verein-

barte Kriterien bzw. Fehlerra-

ten immer eine der Produktion

nachgeschaltete, kosten-

pfl ichtige Sortierprüfung. ■

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Werden Verbindungselemente gemäß Norm ohne weitere Anforderungen

oder Vereinbarungen bestellt, sprechen wir ausschließlich von handelsüblicher Massen-ware – sofern nicht im Vorfeld ausdrücklich anderes vereinbart wurde. Bei diesen Bestel-lungen von mechanischen Verbindungsele-menten ist immer die internationale Norm DIN EN ISO 3269 „Annahmeprüfung“ mit-geltend einbezogen.Sie gilt jedoch nicht für Verbindungsele-mente, dien für automatische Verschraubung

vorgesehen sind,n besonders hohe Anforderungen erfüllen

sollen,n spezielle Fertigungsverfahren/Prüfmaß-

nahmen erfordern,n eine besondere Rückverfolgbarkeit und

Dokumentation bedingen.Hierfür sind stets entsprechende, besondere Vereinbarungen bereits bei der Anfrage – spätestens jedoch bei der Bestellung – zwi-schen Besteller und Lieferer zu tre� en. Diese Kriterien können beispielsweise eine Sortier-prüfung auf Fremdteile, Gewinde ja/nein, längensortiert etc. umfassen. Handelsübliche Lagerware im Allgemeinen ist für diese spe-zi� schen Anforderungen in der Regel übri-gens nicht geeignet.Da bei der globalen Massenfertigung von Normteilen für die allgemeine Verwendung aus wirtscha� lichen Gründen nicht von Lie-ferungen ohne vereinzelte Fehler oder feh-lerha� en Teilen ausgegangen werden kann, ist die Erwartung von 0-Fehlerlieferungen grundsätzlich nicht normkonform (siehe ISO 3269, Abs. 3.1 – 3.4).

Für Stichprobenanweisungen in der Waren-eingangskontrolle des Bestellers gibt DIN EN ISO 3269 Werte für eine AQL (Annehmbare Qualitätsgrenzlage) vor, denen eine Ac (An-nahmezahl) zugeordnet ist. Ac bedeutet die maximale Anzahl von fehlerha� en Tei-len innerhalb einer Stichprobe, bei der das Prü£ os noch angenommen wird und damit nicht reklamierbar ist, sowie n – die Anzahl der Verbindungselemente in der Stichprobe angibt.Die Zuordnung der AQL-Werte richtet sich nachn Produktart/-gruppen: etwa Schrauben,

Muttern, Scheiben, Bolzen, Sti� e und Niete

n Produkt-(Toleranz-) Klassen: A, B oder Cn Hauptmerkmale = AQL-Wert 1,0-1,5 z. B. Schlüsselweite (bei warmgeformten

Teilen = AQL-Wert 2,5)n Nebenmerkmale = AQL-Wert 1,5-4,0 z. B. Mutternhöhen Mechanische Eigenscha� en = AQL-Wert

0,65-1,5Zu den Hauptmerkmalen gehören alle für die Funktionserfüllung der Teile wichtigen Details wie Antrieb oder Gewinde. Zu den Nebenmerkmalen zählen etwa geringfügige Maß- oder Formabweichungen, die jedoch die Verwendbarkeit im Allgemeinen nicht beein-trächtigen. Am Beispiel einer Sechskantmut-ter DIN 934 auf Gewinde-Lehrenhaltigkeit (AQL1,0) bezogen bedeutet das konkret, dass von 250 Stück geprü� en Muttern insgesamt fünf Stück nicht lehrenhaltig sein müssen, bevor ab der sechsten entdeckten Mutter die Lieferung überhaupt reklamierbar ist. Wir sprechen von unsortierter Lagerware. ■

Aus der

PraxisAus der

Praxis

Für die

PraxisFür die

Praxis

Ac AQL

0,65 1,0 1,5 2,5 4,0

0 8 5 3 - -

1 50 32 20 13 8

2 125 80 50 32 20

3 200 125 100 50 32

4 315 200 125 80 50

5 400 250 160 100 -

Die nachfolgende Tabelle gilt als Beispiel für eine Stichprobenanweisung pro Merkmal.

Detallierte Angaben sind der Norm DIN EN ISO 3269, sowie der Stichprobenanweisung

gemäß DIN EN ISO 2859 zu entnehmen

TECHNIK: Qual i tätsmanagement

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