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Ausgabe 2/2007 Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

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Ausgabe 2/2007Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundesund der Deutschen Olympischen Gesellschaft

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ie Welt gerät aus den Fugen, aber die gute Nachricht ist,dass die zunehmende Schieflage und inzwischen sogar ein

drohendes Endzeit-Szenario beim Namen genannt werden. Undzwar von der internationalen Wissenschaft mit einer Deutlich-keit, die nichts zu wünschen übrig lässt. Der Weltklimaberichtder Vereinten Nationen alarmiert die große Politik ebenso, wieer die einzelnen Menschen in ihrer Lebensgestaltung aufrüttelt.Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Und die hat, liebeLeserinnen und Leser, etwas mit Verwässerungstendenzen durchpolitische Verantwortungsträger in führenden Industrienationenund Schlüsselländern für das Klima-Desaster zu tun, wasletztlich dringend notwendige Sofortmaßnahmen zur Scha-densbegrenzung verhindert. Dass dies zudem das individuelleProblembewusstsein nicht gerade stärkt, liegt auf der Hand.Dabei sollte längst klar sein: Jeder Einzelne muss sich in seinenVerhaltensweisen angesprochen fühlen, und kein Lebensbereichbleibt hier ausgespart.

Dies führt auch schnurstracks zum Thema "Sport und Umwelt",dem wir in dieser OF-Ausgabe einen großen Komplex widmen.Natürlich könnte man das Ganze kleinteilig betrachten und sichan jüngeren Veröffentlichungen orientieren, die sportlicheHandlungen Jugendlicher auf Bolzplätzen oder gar Kinderbe-geisterung auf Spielplätzen mit der Umweltsünderkartei inVerbindung bringen. Da werden Lärmschutzklagen angestrengt,die eigentlich als umweltpolitisches Armutszeugnis entlarvtgehören, weil sie allein die Kläger in ihrer Kleinkariertheitbloßstellen. Nein, das sind nicht die Umweltprobleme, die derSport heraufbeschwört. Die haben ein anderes Kaliber undbasieren auf Wettkampfkalendern, die die Jahreszeiten ignorie-ren, oder auf Sportarten, die fast zwangsläufig der Natur einSchnippchen nach dem anderen schlagen. Sie haben zu tun mitungebremster Eventhysterie in einer Welt, die dabei zum hoch-leistungssportlichen Abenteuerspielplatz wird, und schließlichmit einer Freizeitlawine, weil man ja auch breitensportlich nichtnachstehen will.

Sicher, der Sport nimmt in der Weltrangliste der Klimaschädigerund Ressourcenvernichter einen Platz ziemlich weit hinten ein.Aber er kann, wenn die Klimabotschaft der Vereinten Nationenin seinen Reihen ernst genommen wird - Stichworte Vorbildwir-kung und globaler Aktionsradius -, umweltpolitische Zeichenvon besonderer Güte setzen. Die Reaktionen des InternationalenOlympischen Komitees lassen immerhin hoffen. Und der deut-sche Sport hat in Sachen Umweltschutz ohnehin eine beach-tenswerte Tradition, die jetzt mehr denn je verpflichtet.

Ihr Harald Pieper

InhaltOF Mosaik 4OF-Podium: Prof. Jürgen Hubbert 6Megaereignisse zwischen Magie und Massenware 8Prof. Dr. Hans-Jürgen SchulkeDer Sport auf dem Weg zur Selbbstzerstörung 12Prof. Dr. Helmut DigelEs geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport 14Anno HeckerSven Felski oder Die Vereiinstreue eines Profis 16Dr. Andreas MüllerOF-Interview mit Frank Busemann 20Michael GernandtDie Gewalt im Stadion ist ein vielschichtiiges Problem 22Dr. Christoph FischerOF-Kommentare 24Jörg Hahn, Dr. Andreas Höfer, Michael Gernandt, Dr. Hans-Dieter Krebs Vor uns die Sintflut?Der Klimawandel fordert auch den Sport heraus 26Holger SchückMobilität und Sport: Im Spannungsfeld zwischen Schädigungder Umwelt und Verbesserung der Lebensquaalität 30Rainer HippEuropa und der Sport 34Walter MirwaldStuttgart: Europäische Sporthauptstadt 2007 34Gunter Barner40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanzder guten Taten 38Steffen HaffnerDie Reformfreude der Sportvereine ist beachtlich 42Friedhard TeuffelWWenn der Verein zum Zufluchtsort für Kinder undJugendliche wird 45Bianka Schreiber-RietigMark- und Meilensteine im Verhälltnis Kirche und Sport 48Dr. Hans-Dieter KrebsWas macht eigentlich ...? Martin Lauer 50Steffen HaffnerOlympismus und Olympische Spiele inn Deutschland 52Prof. Dr. Ommo GrupeAdolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerkanischer Turner,Revolutionär und Architekt einer neuen Welt 56Prof. Dr. Michael KrügerAnmerkungen zu Sport und Film in Deutschland 60Herbert SomplatzkiOF-Galerie:Sportliche Vielfalt in den Skulpturen von Birgid Helmy 63Klaus H. SchopenNachrichten des Deutschen Olympischen Sportbundes 66Nachrichtenn der Deutschen Olympischen Gesellschaft 76Impressum 88Deutsches Sport & Olympia Museum 90Nachrichten dees Deutschen Olympischen Instituts 94

Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion

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Sportabzeichen-Aktion:"Millionen in Bewegung"

as Deutsche Sportabzeichen erhältdank der ARD neuen Schwung. Mit

Hilfe des wochentäglichen Ratgebers "ARD-Buffet", der vom Südwestdeutschen Rund-funk (SWR) produziert wird, soll in diesemJahr endlich die magische Schallmauer voneiner Million abgelegten Sportabzeichendurchbrochen werden. "Millionen in Bewe-gung" ist der Schwerpunkt, den sich EndeMärz der Präsident des Deutschen Olympi-schen Sport-bundes(DOSB), Dr.Thomas Bach,und dieModeratorindes Ratge-bers, EvelinKönig,gemeinsamsetzten.

Jahr für Jahrstellen sich weit über 900.000 Menschenden fünf Prüfungen des einzigen deutschenSportsordens, die ein bewährter Test für dieeigene Fitness sind. Nun sollen noch mehrBewegungswillige für das Deutsche Sport-abzeichen begeistert werden, nicht, umeinen Eintrag in das Guiness-Buch derRekorde zu schaffen, sondern um zurGesundheitsförderung mehr Bewegung inden Alltag der Menschen zu bringen. "ImSport geht es ja immer wieder darum,besser zu werden, deshalb legen wir dieMesslatte jetzt ganz schön hoch. Und wenn

wir unser Ziel erreichen, dann legen wir sieeben noch ein Stückchen höher", meinteThomas Bach bei der Vorstellung der Aktionin Berlin.

Der Sportorden, den auch die BARMER alslangjähriger Partner und Ferrero seit kurzemfördern, ist jetzt ein zentraler Bestandteilvon "ARD-Buffet", das jeden Tag in derWoche zwischen 12.15 und 13.00 Uhr läuft.Regelmäßig soll bis Mitte Juli aus verschie-denen Perspektiven über das Sportabzeichenberichtet werden, aus medizinischer Sicht,aus der Sicht der richtigen Bekleidung oderals Tipp für eine vernünftige Ernährung.Häufig besteht dann für die Zuschauer auchdie Möglichkeit, sich per Telefon eineneigenen Ratschlag zu holen.

Um das Sportabzeichen hautnah zeigen zukönnen, begleitet "ARD-Buffet" eine 6-köpfige Wiesbadener Familie aus dreiGenerationen durch ihren Trainings- undPrüfungs-"Alltag". Mehrfach wird über OpaNorbert (67), Tochter Petra (44) und die vierEnkelkinder Kathrin (22), Patrick (17),Dominik (15) und David (8) berichtet.

Höhepunkt der Aktion ist eine Sondersen-dung von "ARD-Buffet" am Samstag, 7. Juli2007, vom Sportabzeichen-Tag in Heidel-berg. Dort wird "ARD-Buffet" live von einerOpen-Air-Bühne vom Sportabzeichentaggesendet, bei dem 2.000 Freiwillige denSportorden erwerben sollen. Interessentenkönnen sich auf einer Hotline-Nummer01376 - 787800 (25 Ct./Anruf aus dem Dt.Festnetz) oder im Internet unter www.ard-buffet.de anmelden. Weitere Informationenzum Sportabzeichen auf www.deutsches-sportabzeichen.de.

Bundestag billigt Europarats-Initiativegegen Doping

er Deutsche Bundestag hat in zweiterund dritter Lesung dem Zusatzproto-

koll zum Übereinkommen des Europaratsgegen Doping zugestimmt. Die Erweiterungdes Vertragstextes regelt innerhalb Europasdie gegenseitige Anerkennung von Doping-kontrollen. Danach können Aktive vonausländischen Kontrolleuren zu verbindli-chen unangemeldeten Trainingskontrollengebeten werden. Zuvor hatte der Sportaus-schuss des Parlaments einstimmig diesesZusatzprotokoll vom September 2002gebilligt. Die Europarats-Initiative wirdnunmehr in einem völkerrechtlichen Ver-fahren ratifiziert. Bereits im Dezembervergangenen Jahres hatte der Bundesratkeine Einwendungen erhoben.

Der Europarat ist eine zwischenstaatlicheInstitution mit 46 Teilnehmerländern.Deutschland war 1994 dem Übereinkom-men beigetreten, das die erste internationa-le Vereinbarung zur Anti-Doping-Bekämp-fung war. Erst kürzlich hatte der Bundestagder UNESCO-Antidoping-Konventionzugestimmt, nach der der Welt-Antidoping-Code geltendes Recht ist.

Ältester Olympionike derWelt - ein Musik-Professoraus München

eit dem Tod des französischen Rad-sport-Olympiasiegers von 1928, Roger

Beaufrand, der am 13. März im Alter vonüber 98 Jahren starb, ist nun ein deutscherProfessor der älteste lebende Olympiame-daillengewinner der Welt. Allerdings han-delt es sich nicht um einen Athleten,sondern um den Komponisten HaraldGenzmer, der 1936 in Berlin eine Bronze-medaille in der Kategorie "Musik, Solo undChorgesang" gewann. Der MünchnerProfessor, der am 9. Februar bei guterGesundheit gleichfalls seinen 98. Geburts-tag feiern konnte, war einst an der BerlinerHochschule für Musik einer der begabtestenSchüler von Harry Hindemith. Zeitweisestudierte er auch bei Richard Strauss undHans Pfitzner.

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Genzmer war 27 Jahre alt und arbeitete alsKorrepetitor an der Breslauer Oper, als eraufgefordert wurde, sich an den Olympi-schen Kunstwettbewerben zu beteiligen, diezwischen 1912 und 1948 auf dem Pro-gramm standen. Er reichte daraufhin einMusikstück ein, dem er den Titel "DerLäufer" gegeben hatte und das der Jurygefiel. Das Werk blieb sein einziger sportli-cher Ausflug. Seinen Preis erhielt er imBerliner Olympiastadion, wo er wie dieSportler vor der Riesenkulisse von 100.000Zuschauern aufs Siegerpodest steigendurfte. Allerdings verlor er später dieMedaille in den Bombennächten des 2.Weltkriegs, den er als Klarinettist einerMilitärkapelle überlebte.

Nach Kriegsende baute der gebürtigeBremer die Hochschule für Musik in Freiburgauf, bevor er 1957 nach München berufenwurde. Dort war er bis zu seiner Pensionie-rung als Lehrer für Kompositionen tätig.Doch zur Ruhe will sich der mit einerVielzahl von Preisen bedachte HaraldGenzmer noch lange nicht setzen. Er gehörtheute zu den meistaufgeführten deutschenGegenwartskomponisten und vollendete mitfast 90 Jahren noch eine Sinfonie.

Vancouver in guter vor-olympischer Verfassung

ürzlich hat sich die IOC-Koordinie-rungskommission für die XXI Olympi-

schen Winterspiele 2010 in Vancouver überden Fortgang der Vorbereitung auf die

kommenden Olympischen Winterspielebeschäftigt. Etwas weniger als drei Jahre vorden Spielen zeigte sich das Gremiumbeeindruckt von den Vorbereitungen in denBereichen Sportstätten, Marketing, Logistik,Transport und Technologie.

Naturverträglicher Sportmuss gewährleistet bleiben

as Kuratorium Sport und Natur erwar-tet vom Deutschen Bundestag, dass bei

der Neuordnung des Naturschutzrechtsnach der Föderalismusreform der akzeptier-te Status des Natursports im Bundesnatur-schutzgesetz erhalten bleibt und nicht inder Abweichungsgesetzgebung zersplittertwird. "Anderenfalls ist zu erwarten, dass dieerreichten Qualitätsmerkmale des derzeiti-gen Bundesnaturschutzgesetzes weitgehendrückgängig gemacht werden und dieUnterschiede in der Landesgesetzgebungzu- statt abnehmen", heißt es in einemPositionspapier, das die drei MillionenMitglieder starke Vereinigung verfasst hat.Nach dem derzeitigen Bundesnaturschutz-gesetz, das die Erholung des Menschen infreier Natur gewährleistet, sind natur- undlandschaftsverträgliche sportliche Betäti-gungen der Erholung zuzurechnen.

Die bisherige Rahmengesetzgebung habedie Ausformung von 16 verschiedenenUmsetzungen in Landesrecht erlaubt, stelltdas Kuratorium fest, dessen Vorsitzender dersportpolitische Sprecher der Bundestags-fraktion Bündnis 90/Die Grünen, WinfriedHermann, ist. Unterschiedliche Regelungenzum Betretensrecht seien nicht nachvoll-ziehbar, weil Wanderwege, Flüsse undKlettergebiete sowie der Schutzbedarf derNatur nicht an Landesgrenzen halt mach-ten. "Verbote in einem Bundesland führenzu wachsendem Freizeittourismus unddamit zur Zunahme von Verkehr und zuneuen Problemen in angrenzenden Bundes-ländern", was also zu Verdrängungseffektenführe, heißt es.

Organspenden retten Lebenie die Deutsche Stiftung Organtrans-plantation (DSO) bekannt gegeben

hat, ist die Zahl der im Jahr 2006 inDeutschland durchgeführten Transplanta-tionen von 3.910 im Jahr 2005 auf 4.032

gestiegen. Erstmals konnten damit über4.000 schwer kranke Menschen gerettetwerden. "Dies war nur möglich, weil 1.259Menschen bundesweit nach dem Tod ihreOrgane gespendet haben, das sind 3,2Prozent mehr als im Jahr zuvor", erklärteDSO-Vorstand Prof. Dr. Günter Kirste.Beigetragen hat dazu auch der VereinSportler für Organspende (VSO). In dem vonSporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb 1998gegründeten Verein erinnern mehr als 50Olympiasieger und Weltmeister mit ihremEngagement andere Menschen daran, demunvermeidlichen Lebensende einen beson-deren Sinn zu geben. Gemeinsam mit denPartnern der Bundeszentrale für gesund-heitliche Aufklärung (BZgA) und der DSOverteilt der VSO bei bedeutenden Sportver-anstaltungen und Großereignissen auchOrganspendeausweise.

Olympia-Medaillen fürPeking vorgestellt

enau 500 Tage vor den OlympischenSpielen in Peking hat das chinesische

Organisationskomitee die Medaillen ent-hüllt, die erstmals in der olympischenGeschichte mit Jade verziert sind. Auf derRückseite der Gold-, Silber- und Bronzeme-

daillen ist jeweils ein Ring weißer, hellgrü-ner und dunkelgrüner Jade eingelegt. Dieolympischen Medaillen für die Spiele inPeking sollen "Edelmut und Tugend" symbo-lisieren. Auf der Vorderseite der siebenZentimeter großen Olympia-Medaillenbefindet sich das Standarddesign mit Nike,der griechischen Göttin des Sieges, wie esvom IOC vorgegeben wird.

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port- und Kulturförderung" haben eine lange Tradition inunserer Gesellschaft. Bereits die frühen Herrscher hieltensich Künstler, Sportler und Narren zum eigenen Vergnü-

gen und zur Steigerung ihrer Reputation. An ihre Stelle tratenspäter vor allem Industrielle, die die Allgemeinheit an einem Teilihres Reichtums teilhaben lassen und sich selbst ein "Denkmal"setzen wollten. Man sprach von Mäzenen. Nach dem zweitenWeltkrieg förderten insbesondere kommunistische StaatenKünstler und Sportler, um die Überlegenheit ihres Systems zudemonstrieren. Dieser Wettstreit der Nationen undGesellschaftssysteme gebar die so genannten Staatsamateure.

Sport als Mittel der Selbstdarstellung des Systems erleben wirheute z.B. in China, wo eine zentrale Sportbehörde die Spitzen-sportler von morgen bereits im jüngsten Kindesalter "rekru-tiert". Eine Demonstration des Erfolges dieser - nicht nur imSport - aufsteigenden Weltmacht erwartet uns nach Athen2004 bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking! Sportgehört heute aus vielen Gründen auch hier zu Lande zu denwichtigen Elementen unserer Wohlstands- und Mediengesell-schaft. Der Deutsche Olympische Sportbund betreut rund 27Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Vereinen. Insbesonderebeim Vereinssport lernen junge Menschen schon früh, wie mansein Talent verbessern und über sich hinaus wachsen kann.Aber was noch viel wichtiger ist: sie lernen Regeln zu achten,Niederlagen einzustecken und sich für ein gemeinsames Zieleinzusetzen.

Sportliche Aktivitäten kosten nicht nur Kraft und Energie, son-dern sie erzeugen auch Umsatz und Wertschöpfung - undschaffen somit Arbeitsplätze. Die deutschen Haushalte geben imJahr über 39 Milliarden Euro für "Sport" aus! Außerdem unter-stützt körperliche Bewegung die Prävention, Behandlung undRehabilitation. Es herrscht ein verstärktes Bewusstsein über daswertvolle Gut "Gesundheit" im Denken und Handeln vielerMenschen. Gesunde Ernährung und Sport gelten als Vorausset-zungen für ein langes und gesundes Leben. Zudem befindet sichder Körperkult auf einem Allzeit-Hoch.

Der Sport wird nach wie vor auch als Maßstab für die Leistungs-und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gesehen. Während anden Olympischen Spielen 1900 in Paris 26 Nationen teilnahmen,waren es in Athen 2004 über 200. Sport ist einer der bestenWege zur Völkerverständigung, auch wenn die altgriechischeRegel, dass während der Olympischen Spiele Friede zu herrschenhabe, nicht mehr gilt. Dagegen hat - wie vor mehr als 2.000Jahren in Rom - das Motto "Brot und Spiele" immer noch hoheBedeutung. Dies sieht man am Beispiel "Fußball" und sicher auchim Rennsport. Sportler wie Michael Schumacher, Jürgen Klins-mann und Michael Ballack werden zu Vorbildern, die die Men-schen in diesem Land zur Leistung motivieren.

Höher, schneller, weiter: Was für den Sport gilt, gilt auch für dieWirtschaft, für Forschung, Technologie und beinahe alle Teileunserer Gesellschaft. Leistung gehört zu den Grundelementenunserer Gesellschaft. Ohne Leistung ist unsere Kultur unvorstell-

bar. Leistung ist die Voraussetzung für Erfolg - für weltweittätige Unternehmen ist diese einfache Weisheit von fundamen-taler Bedeutung.

Leistung ist die Basis für attraktive und erfolgreiche Produkteund Dienstleistungen. Sie schafft Arbeit und Beschäftigung. Undsie ist Träger des Fortschritts und des Wohlstandes. Was verbin-det also Sport und Wirtschaft? Das Erfolgsstreben, die Suchenach Spitzenleistungen und Markenwerten! Längst sind Sportlerfür Unternehmen zu Identifikationsfiguren bzw. Imageträgerngeworden. GroßeSportereignissewerden zurBühne für dieUnternehmens-und Produktdar-stellung. Beideswird gezielt fürdie Inszenierungvon Markeneingesetzt undals Instrumentder Kundenbin-dung.

Sponsoring heißtdiese moderneForm der Förde-rung, mit demZiel symbioti-scher, gegensei-tiger Unterstüt-zung. Circa 3Milliarden Europro Jahr werdenin Deutschlandfür Sponsoringausgegeben, davon drei Viertel für Sport-Sponsoring (im Ver-gleich: nur 5 % für Kunst und Kultur).

Die Verbindung von Sport und Wirtschaft ist also eine zuneh-mend wichtige aber nicht selbstverständliche Allianz. Es bedarfberechenbarer, wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um dienotwendigen Grundlagen für eine enge Kooperation zu schaffenund zu erhalten. Klar ist: Sein Talent nutzen, sich dem täglichen,harten Training stellen, um immer wieder Höchstleistungen zuerreichen, erfordert ein Umfeld mit optimalen Voraussetzungen.Spitzensportler müssen die Chance bekommen, sich zeitweiseganz auf Leistung und Erfolg konzentrieren zu können - das istheute ohne materielle Förderung undenkbar.

Da andererseits Herrscher und Mäzene weitgehend ausgestorbensind und unser Staat das Defizit verwaltet, muss die Wirtschafthier soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.Richtig gelebt, kann die Partnerschaft von Sport und Wirtschafteine für beide Seiten lohnende Investition sein: für Sportler und

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Unternehmen und damit letztlich auch für die Sportbegeistertenin aller Welt. Voraussetzung sind gleich gesinnte Interessen, derFit mit Marken- und Unternehmensimage, die Bereitschaft derSportler zu Kommunikation und Kundenevents und natürlichErfolge!

Sportliche Erfolge sind also nicht nur wichtig für die Athleten,für Verbände, für die interessierte Öffentlichkeit und das Wohl-befinden unserer Gesellschaft. Sie sind die Währung, mit der derSport die finanziellen und materiellen Leistungen der Wirtschaft

verzinst. Die Optimierung der Leistungsförderung in Deutschlandist deshalb eine zentrale Aufgabe des DOSB.

Wir brauchen die Neuordnung der Olympiastützpunkte undLeistungszentren sowie der Verantwortung der Fachverbändeund der Landessportbünde und neue Auswahl- und Förderkrite-rien. Kurzum: die Struktur des deutschen Leistungssports mussauf den Prüfstand.

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat daran größtes Interesse,denn sie steht für eine Erfolgsstory, die mit der Gründung durchWilli Daume und Josef Neckermann 1967 begann. Stiftungensind durch ihre Satzung langfristig und berechenbar angelegt.Je leerer die öffentlichen Kassen, desto wichtiger werden Stif-tungen für Teile der öffentlichen Finanzierung. Privates Engage-ment muss das staatliche Handeln ergänzen. Realistisch gese-hen, wird es dies in Zukunft an manchen Stellen sogar ersetzenmüssen. Die Deutsche Sporthilfe hat dies erfolgreich praktiziert,indem wirksame und zeitgemäße Förderungskonzepte entwi-

ckelt wurden. So sind im Spitzenbereich das Leistungsprinzipund die sportliche Fairness die entscheidenden Förderungskrite-rien.

Die Deutsche Sporthilfe hat seit ihrer Gründung im Jahr 1967über 40.000 Sportler bei ihren Wettkampfvorbereitungen indivi-duell gefördert - mit der starken Unterstützung durch die deut-sche Wirtschaft. Insgesamt wurden rund 350 Millionen Euroausgezahlt (derzeit jährlich rund 10 Millionen Euro für dieFörderung von 3.800 Athleten).

Deutschland befindet sich in einer neuen Dimension des hartenglobalen Wettbewerbs. Dies stellt auch eine neue Belastung fürdie Gesellschaft und den einzelnen Bürger dar, der besorgt istüber Entwicklungen irgendwo auf dem Globus, die ihn treffen,die er aber nicht beeinflussen kann. Verunsicherung ist die Folge.

Wir brauchen deshalb Vorbilder, die sich im internationalenWettbewerb erfolgreich behaupten. Der Sport und die Wirtschaftkönnen sie liefern. Wie das Beispiel der Fußball-WM 2006 zeigt,können insbesondere im Sport Erfolgserlebnisse geschaffen undmöglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Das istein Ziel, das Politik, Wirtschaft und Sportorganisationen vereint.

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe wird mit der Unterstützung derWirtschaft dazu beitragen, dem Spitzensport in diesem Landeden gebührenden Platz zu verschaffen und den Menschenpositive Leitbilder und Werte zu vermitteln. Zugegeben: einsportliches Ziel - aber wie die jetzt 40 jährige Geschichte derStiftung beweist, ist es zu schaffen!

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Sport und Wirtschaft - eeine wichtige,aber nicht selbstverständliche AllianzVon Prof. Jürgen Hubbert, Vorsitzender von Stiftungsrat und Aufsichtsrat der Stiftung Deutsche Sporthilfe

OF-PODIUMOF-PODIUM

nvergessen bleibt der märchenhafte WM-Sommer2006 der Fußballer. Noch sind spannende Spiele,fröhliche Fans, bunte Fahnen und eine beseelte Stim-

mung über dem ganzen Land gegenwärtig. Hockey undReiten kamen ähnlich fröhlich hinzu. 2007 werden es nochmehr Weltmeisterschaften in Deutschland sein: Eben habendie Handballer mit einem fantastischen Fest das WM-Jahr alsWintermärchen begonnen, dann sind u.a. Faustball, Kanu,Rudern, Triathlon, Turnen und Radsport an der Reihe. In denfolgenden Jahren sind von den olympischen SportartenEishockey und Leichtathletik fest gebucht, vielleicht dem-nächst noch Curling, Judo, Schwimmen und Frauenfußball2011. Ein Ende des WM-Booms ist nicht erkennbar, jedes Jahrinszeniert Deutschland praktisch ein kleines Olympia.

Die Politik hat sich - ermuntert von einer nutznießendenMedienbranche - fraglos auf den Tanz um die globalenKälber eingelassen. Und Sportfunktionäre nennen ohnesoziale Skrupel zweistellige Millionenbeträge an Organisati-onskosten für ihr Weltereignis. Leise Zweifel sind gleichwohlangemessen: Wird der WM-Boom immer - bei geringerwerdender Bevölkerung - die grenzenlose Zuschauerresonanzfinden, werden durch Energieressourcen rasch reich gewor-dene Regionen das - dann vielleicht weniger von der Kon-junktur begünstigte - sportbesessene Deutschland überbie-ten, vor allem wird irgendwann eine Übersättigung desöffentlichen Interessens an internationalen Sportgroßveran-staltungen eintreten, weil die Begeisterung nicht beliebigwiederholbar ist? Und nicht zuletzt: Tragen die kurzfristigen

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Spektakel zur Entwicklung der jeweiligen Sportart in ihrerganzen Breite und Tiefe - also bis in die Schul- und Vereins-ebene - bei?!?

Magie und Mobilität - zur Zukunft derMegaeventsWas sind Ursachen für die deutsche Vorreiterrolle als Welt-meister im Veranstalten von Weltmeisterschaften: Organisati-onskraft "made in Germany" einschließlich einer hervorra-genden Infrastruktur, verbandsspezifischer Funktionärsehr-geiz, Hoffnung auf finanziellen Gewinn, Stärkung des Stand-

orts Deutschland und seiner Regionen, Anstrengungen imVorfeld einer neuen Olympiabewerbung? Vielleicht von allemetwas, eines aber ganz bestimmt: Im Zuge besserer Standort-Wahrnehmung bemühen sich immer mehr Regionen umhochkarätige internationale Meisterschaften. Sie sehen sichdurch die Erfolge und die massenhafte Begeisterung derZuschauer bei der Fußball-WM 2006 bestätigt, Hockey wieReiten und Handball haben - auf bescheidenerem Niveau -den Eindruck bestätigt und temporär Menschen wie Metro-polen verzaubert. Magic Moments sind mehr als Tabellen undErgebnislisten.

Sie treffen auf ein relativ neues Element der Transportgesell-schaft: Die ohnehin seit Jahren steigende Nachfrage nach

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MegaereignissezwischenMagie undMassenwareWeltmeisterschaften inDeutschland - wieviel geht noch?Von Hans-Jürgen Schulke

Städtekurzreisen - komfortable Hotels bieten ihre anWochenenden freien Kapazitäten günstig an - wird nichtmehr allein durch Musicals und Museen erfüllt, sondernimmer mehr durch spektakuläre Sportevents. Bei den großenStadtmarathons ist das seit längerem zu bilanzieren (beimBerlin-Marathon werden Umsatzsteigerungen von 50 Millio-nen Euro geschätzt), Olympia findet vor den Augen von einerMillion ausländischer Touristen vor Ort statt, Länderspielewerden zunehmend mehr zu Bildungsurlauben. Und seinenvorläufigen Höhepunkt fand die Entwicklung bei der Fußball-WM 2006, als 2 Millionen ausländische Enthusiasten ohnePlan und Platz im Stadion nach Deutschland reisten, nur umbei der großen Party dabei zu sein und ihr schließlich daseinzigartige internationale Flair zu verschaffen. Mit demPublic Viewing auf den großen Marktplätzen waren sie dannmehr dabei als manche teuren Ticketinhaber im hochgesi-cherten Stadion. Die Fußball-EM 2008 in Österreich und derSchweiz wird die Invasion der Fans und Flaneure bestätigen,wobei die kleineren Stadien den Drang auf die Plätze mitVideo Walls noch erhöhen werden.

Erfolgreiche Großveranstaltungen sind kein Naturereignis undkeine Selbstverständlichkeit. Sie haben technische, sozialeund kulturelle Gründe, die es jeweils originell organisatorischaufzugreifen gilt. Nur dann wird der Sport seine führendeRolle im üppigen Eventangebot halten. Nicht zuletzt schläftdie außersportliche Konkurrenz nicht: Rockkonzerte, Gesangs-und Filmfesivals, Kirchentage, Papstbesuche, Motorradmee-tings sind Beispiele für massenhafte Selbstverständigung.Was macht den Sport zum unumstrittenen Premiumproduktim Eventangebot? Eine spannungsvolle Bewegungsanalyse,die vor rund 200 Jahren beginnt.

Der moderne Wettkampfsport mit Reiten, Rudern, späterFußball, Rugby, Tennis ist zunächst keine Sache für Zuschauergewesen bzw. nur dort, wo das Wetten um den Sieg einegroße Rolle spielte. Beim Fußball dauerte es über 50 Jahre, biseine fünfstellige Zuschauerzahl erreicht wurde - zunächstmusste eine aus eigener Praxis geborene Expertenschaft unddann eine neuartige Stadionarchitektur erwachsen. Erst mitFernsehübertragungen seit 1950 konnten Milliarden vonZuschauern bei Weltereignissen erreicht werden und verhal-fen umgekehrt dem Sport zu seiner unglaublichen Populari-tät.

Zuschauen zwischen Identifikationund ProjektionWas aber macht den Sport so ansehnlich? Früher war es dieIdentifikation mit den Erfolgen von "unseren" Sportlern undMannschaften - sie standen für die eigene Schule, den Verein,die Region oder Religion, den Betrieb oder die gesellschaftli-

che Klasse und schließlich - mit der Realisierung des National-staatsgedankens - für die eigene Nation. Olympia, Weltmeis-terschaften und Länderspiele geben dafür die sportliche Form.Das ist auch heute noch so, wenngleich eher symbolisch - dieIdentifizierung mit einer Bundesligamannschaft, die ganzüberwiegend aus Fußballnomaden unterschiedlichster Erdteilebesteht, hat keinen kommunalen oder klassenspezifischenBezug. Und der Gedanke ist vielleicht nicht ganz abwegig,dass irgendwann einmal Global Player eigene Mannschaftenaufs Spielfeld schicken werden. Brauchen Nike und Adidas aufewig den DFB mit seiner Nationalmannschaft?

In der hochentwickelten Mediengesellschaft, in der innovati-ve Kommunikationstechnologien die Arbeit immer stärkerintensivieren und die eigene körperliche Anstrengung zurück-drängen, wird der Wunsch nach Entspannung und Ausgleichdrängender. Ansehnlicher Sport bietet - im Unterschied zuMusik und Theater - authentische Spannung mit leibhaftigerPräsentation. So kommt bei einem Fußballspiel, im Grundebei jedem sportlichen Kampf der unvorhersehbare Ablauf, die

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Überraschung bei einzelnen Aktionen und das Unwahrschein-liche beim Resultat ins Spiel. Das Sportevent inszeniert eineDramatik, die weit über die Routinen des virtuellen Arbeits-platzes und der Alltagsverrichtungen hinausgeht: Sieg undNiederlage, Triumph und Schmerz, Brüderlichkeit und erbit-terte Feindschaft, eigentlich die zeitlich befristete Projektiondes ganzen Dramas von Leben bis Tod.

Hinzu kommen heute weitere Projektionen. Das ist zum einendie athletische Leistung der Menschen. War vor 50 Jahren derSpitzensportler ein bewegungstalentierter, ansonsten ganzähnlicher Mensch wie Du und ich, so ist er heute als Ergebnishochprofessioneller Ausbildung in seiner Artistik unerreichbarweit vom motorischen Anforderungsprofil an den Durch-schnittsbürger entfernt und vermittelt uns die Botschaft: Daskönnten wir Menschen als Gattung leisten, so würden wirgerne sein und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen,denn im Sport sind wir kurz von unserer Alltäglichkeit, auchVerletzlichkeit und Sterblichkeit enthoben (und paradoxerwei-se zugleich am stärksten bedroht, wie schon Bert Brechtnotierte).

Zweitens projiziert ein internationales Event ein globalesEmpfinden, den Entwurf von "Weltgesellschaft". Welthandel,Internet, Migration, globaler Tourismus relativieren Regionali-tät und Nationalität. Das geregelte, gleichberechtigte Zusam-mentreffen bei internationalen Sportevents produziert Hoch-spannung, die sich sogleich in Amplituden heiterer Gelassen-heit bei den Fans aus aller Welt auflöst. Gewalttätige Fans ineiner Sportart sind zwar Medienereignis, unter der Masse derZuschauer aber eine nur ärgerliche Marginalie. Das vorrevolu-tionäre Schiller`sche Topos "Alle Menschen werden Brüder"schwebt heute - bei der Fußball-WM 2006 greifbar undbegreifbar - über dem Ereignis. Hier werden die Zuschauervon Konsumenten zu Akteuren für ihre eine Welt.

Je erfolgreicher es gelingt, in einem großen Sportevent dieIdentifikationen und Projektionen der Menschen mit dentechnischen Möglichkeiten bewegend zusammenzuführen,desto nachhaltiger wird seine Zukunft sein. Der große Sportist dann noch nicht vor seinem Ende.

Die Erosion der Häufigkeit:Sportevents auf dem Weg zum Zirkus?Weit problematischer erweist sich die Flut an internationalenPokalveranstaltungen unterhalb von zeitlich und örtlichkonzentrierten Meisterschaftsrunden. Bereits heute ist derTerminkalender mit hunderten solcher Sportevents wie Seri-en, Turnieren, Weltcups, Pokalspielen, internationalen Cham-pionships bis zur Unübersichtlichkeit gesättigt, berichtet dasFernsehen stundenlang - gelegentlich wie die Öffentlich-

Rechtlichen ganztägig - über Sportereignisse, ist der Boule-vard seitenlang mit Ballgeschichten und Banalitäten ver-stopft, füllen sich Regale in Buchhandlungen mit sportlicherGebrauchsprosa.

Jeden Montag belegen diese internationalen Ereignisse desSports seitenweise die Ergebnislisten überregionaler Gazetten.Orte, Rekorde, Personen, Bedeutung und Besonderheit ver-schwinden im Kleingedruckten oder erhaschen im Fernsehenvielleicht noch einen Seitenblick beim Nachmittagskaffee. Derkurze Kick beim Finale ist nach einem Wimpernschlag ver-löscht. In treffender Selbstverständlichkeit wird bei diesenEvents vom Formel 1/Ski/Tennis - oder sonstwie Zirkusgesprochen. Die

Übergänge zwischen den faszinierenden Festen des Sportsund routinierter Wochenendunterhaltung werden penetrant,Magie wird zur überall und für jedermann erhältlichen Mas-senware. Die Industrialisierung der Sportevents führt zu ihrerVerselbständigung, lässt Herkunft und Basis des Sports ver-gessen. Ist der drohende sportliche Klimawandel schon eineunbequeme Wahrheit?

Ist das Ganze noch Sport? - Sportevents als SportentwicklungDas Geschäft beim Veranstaltungszirkus ist notorisch: Her-richtung der Sportstätten, Gewinnung von Sponsoren, Siche-rung der TV-Übertragung, Betreuung der Journalisten, Logis-tik von Athleten und Material. PR as everywhere. Für allesgibt es professionelle Dienstleister und Agenturen. Die Sport-verbände tragen das Regelwerk und zur Siegerehrung bei.Bewegen diese Events die Basis in den Vereinen, den Nach-wuchs in der Schule und die älter werdende Breite? Vielleichtbefördern sie die öffentliche Wahrnehmung einer Sportart,ihre Popularität. Bei Quotenbringern wie Boxen, Skifliegenoder Formel 1 wissen wir, dass dadurch keine Volksmassen zurEigenaktivität provoziert werden.

Die Zusammenhänge von Sportevents und Sportartentwick-lung sind komplexer. Beim DFB ist das vor der WM 2006strategisch bedacht und über Vereins- wie Schulkampagnenbis heute ausgebaut worden. Die Handballer hatten wenigerGewissheit über die Kraft ihrer Sportart (gleichwohl dieResonanz auf dieses athletische Mannschaftsspiel wie auchdie Menge moderner Sporthallen vorab bekannt war; alleindem öffentlich-rechtlichen Fernsehen war das nicht zu ver-mitteln) und wollen nun aus dem Wintermärchen zumindestnoch einen Frühlingsaufbruch in ihren Vereinen wecken. DieTurner bemühen sich, ihre Weltmeisterschaft im Septembermit einer bundesweiten Kinderturnkampagne zu verbinden.Die Judoka inszenieren nur eine eng begrenzte Zahl an Welt-cups, verbinden diese dann mit Fachkongressen, Trainerfort-bildungen, Mitmachmöglichkeiten für Jugendliche und Schul-kampagnen; die Triathleten gehen ähnliche Wege.

andball ist ein faszinierendes Spiel. Dieser Satzbliebe auch dann richtig, wenn Deutschland inder Vorrunde der Hallenhandball-Weltmeister-

schaft ausgeschieden wäre. Mehr als 22 MillionenZuschauer ließen sich vom Sieg Deutschlands im End-spiel über Polen begeistern. Für viele von ihnen schiendieser Satz allerdings an die Bedingung geknüpft zu sein,dass man Handball mit einem Siegestaumel verbindenkann. Nicht das Spiel fasziniert, sondern der Sieg. VonSieg zu Sieg wächst die Faszination, und am Ende gehtdas Ganze in eine großangelegte Orgie über.

Handball ist dabei beliebig ersetzbar. Anstelle von Hand-ball könnte es auch Basketball sein. Auch die Volleyball-spielerinnen könnten Gleiches hervorrufen. Würdendeutsche Leichtathleten wieder vermehrt siegen, sokönnten sie Ähnliches bewirken, wie dies ja auch imWintersport bei den Biathleten der Fall ist. Das sogenannte "Wintermärchen", das auf das "Sommermär-chen" des Jahres 2006 folgte, ist somit kein Märchen. Esist vielmehr die konsequente Fortsetzung von dem, wassich aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 inDeutschland bereits ereignet hat. Nicht der Fußball istdabei das Außergewöhnliche gewesen, sondern dieMassen sind es, die ein Objekt ihrer "Begierde" benötigen.

Der Sport bietet dazu den idealen Ort, er offeriert einePlattform zur Identifikation durch die Massen. DasIdentifikationsbedürfnis scheint dabei ins Unermesslichezu wachsen. Soll dieses Bedürfnis mittels Sport befriedigtwerden, dann ist der Sport in eine Welt des "Events" zuüberführen. Er muss zum Spektakel und zur Show, zumKonsumerlebnis und zum "adventure" werden. Die Lärm-kulisse wird dabei zum Markenzeichen, und selbst für"Die Zeit" scheint es angemessen zu sein, über einSchallmessgerät zu berichten, das einen Spitzenwert bei118 Dezibel im Spiel Deutschland gegen Frankreich beider Handball-WM aufwies. Dies sei lauter als ein Press-lufthammer. Distanzlos wird diese Lärmqualität detailliertbeschrieben.

Die Frage sollte erlaubt sein, was dabei mit dem Sportgeschieht und ob die Entwicklungen, die dabei zu erken-nen sind, eine wünschenswerte Perspektive zeigen. Wirdder sportliche Wettbewerb in ein Event verwandelt, daszeigt sich schon auf lokaler und regionaler Ebene, wird er

Show, Event, OrgieNoch steht die Nutzung von internationalen Sportgroßver-anstaltungen für eine nachhaltige Verbands- und Sportar-tenentwicklung am Anfang. Eine Reihe von Verbändenhaben sie noch nicht entdeckt und organisieren ihre Veran-staltungen genügsam vor sich hin. Hier ist ein breiter Erfah-rungsaustausch durch den DOSB hilfreich, wie er ansatzwei-se beim Zukunftskongress 2004 in Bremen begonnen wor-den ist.

Nicht hilfreich ist die jüngste Stellungnahme der Europäi-schen Sportministerkonferenz zur Besteuerung und Kosten-last bei sportlichen Großveranstaltungen. Die Ablehnung dersteuerlichen Entlastung ist allein kameralistisch gedacht, dieAblehnung einer Finanzierung größerer Kongresse im Rah-men von internationalen Meisterschaften reduziert sie aufden sportlich-technischen Ablauf. Eine zukunftsorientierteSportentwicklungspolitik könnte die Steuererträge (Quellen-steuer) bei den Events zur Veranstaltungsentwicklung imSinne des nationalen Verbandes oder der Region einsetzen,Kongresse als Veranstaltungsbestandteil ausdrücklich fordernund möglichst vielen Interessenten zugänglich machen. DieStädte wissen ohnehin, dass sie steuerlich am meisten vonden Touristen an Sportveranstaltungen und Kongressenprofitieren.

Wo der Sport seine Zukunft veranstaltet - Die übersehenen Weltereignisse des SportsVielleicht ist die beginnende Veranstaltungsdebatte eindeutsches Luxusproblem. Andere Länder - man denke nur anAfrika und Südamerika - würden unbändige Kräfte freisetzen,um gelegentlich ein internationales Großereignisse durchfüh-ren zu dürfen. Bei einer allzu konzentrierten Nabelschau hilftgelegentlich ein Blick über den Zaun. Dort kann man im Jahr2007 zwei Weltereignisse des Sports entdecken, zu denennoch keine deutschen Bewerbungsunterlagen verschicktworden sind. Im August findet in Vorarlberg mit 30.000Akteuren die Weltgymnaestrada statt, in der bei unzählbarenVorführungen auf Strassen und Plätzen in tänzerischer,akrobatischer oder clownesker Form die unendliche Leichtig-keit des Bewegtseins zelebriert wird. Und zwei Monate späterfeiern über 10.000 geistig behinderte Athleten und Betreuermit herzerfrischender Fröhlichkeit in 20 Sportarten in Shang-hai ihre Special Olympics World Games. Beide Veranstaltun-gen zeigen in jeweils ganz eigener Art den Zauber einesSportfestes, stellen eine gelungene Balance zwischen Magie,Masse und Moneten her. Sie sind Katalysatoren für nachhal-tige wie wirksame Sportentwicklung. Die diesjährige Triath-lon-WM in Hamburg hat mit konsequenter Beteiligung vonBreitensportlern daraus gelernt. Der Sport auf dem OF

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zu einem sozialpsychologischen Ventil, bei dem Menschen"Luft ablassen" können, Aggressionen auf Dritte projizieren,insbesondere auf die Gegner, und heimische Spieler undAthleten zu "local heros" erhöht werden. Dann werden aberauch sehr schnell wichtige Maximen und Grundsätze, die denSport bislang konstitutiv geprägt haben, in den Hintergrundgedrängt. Immer häufiger gehen sie verloren oder werdenzumindest in Frage gestellt. Dies gilt vor allem für das Prinzipdes Fair Play, für die Achtung der Würde des Gegners und fürdie Anerkennung von dessen Leistungen. Beginnen Pfeifkon-zerte schon beim Ballbesitz des Gegners, wird er in der Aus-übung von Würfen gezielt gestört, wird sein Einlaufen aufdas Spielfeld mit Pöbeleien begleitet, wird im Chor zu verlet-zenden Schlachtgesängen angestimmt, so wird dabei immerwieder, oft nur in kleinen Schritten das Fundament des Sportsverletzt, auf dem er bis heute eine besondere kulturelleBedeutung für die Gesellschaften dieser Welt hat gründenkönnen.

Wer in Köln beim Endspiel der Handball-WM mit dabei seinkonnte und wem das ethische Fundament des Sports etwasWichtiges ist, der konnte sich über die dabei zu beobachten-den Erscheinungsformen nur noch wundern, empören oderschämen. In vieler Hinsicht wurde er hilflos in seiner angeb-lich veralteten Vorstellung von den Werten des Sportszurückgelassen. Frankreich, Deutschlands Gegner im Halbfina-le, wurde beim Spiel um Platz 3 gnadenlos ausgepfiffen.Polen, der Gegner im Endspiel, wurde ohne jeglichen Respektvon den Zuschauern behandelt. Das Gebaren und Verhaltender Massen konnte nicht anders als mit jenem Wort gedeutetwerden, das dazu passt: Aggressiver Chauvinismus. Angetrie-ben wurde dabei das Publikum von einem Marktschreier, dersich als offizieller Hallensprecher bezahlen lässt, dessenpeinliche Handlungsanweisungen jedoch nicht einmal aufVolksfesten anzutreffen ist. Köln steht dabei für eine Entwick-lung, die den Sport prägt, wenn er den angeblich modernenIdeologien des Eventmanagements unterworfen wird. Ver-gleichbares zeigt sich uns Spieltag für Spieltag im Berufsfuß-ball. In der Basketball-Bundesliga und beim Eishockey lässtsich die Perversion des Fair Play ebenso beobachten wie beiBerufsboxveranstaltungen. Immer mehr Sportarten werdenvon dieser gefährlichen Manipulation erfasst.

Mit hehren Worten ist der organisierte Sport bemüht, in dasGrundgesetz aufgenommen zu werden. Seine Praxis straftsolchen Anspruch jedoch Lügen. Auf der Vorderbühne spielt

man das Spiel der Aktion "Keine Macht den Drogen"; wennder Sport aber zur Sache selbst kommt, ist er Drogenersatzund fordert den Drogenkonsum. Diese Beobachtungenmachen deutlich, dass der Sport nicht durch Dritte gefährdetwird. Er selbst ist auf dem besten Wege, sich durch jeneArrangements zu gefährden, die er offensichtlich als zeitge-mäß und modern erachtet.

Das schöne Handballspiel und mit ihm immer mehr Sportar-ten sind leider zum Sportevent geworden. Die Massen kön-nen sich mit ihnen identifizieren. Ob der Sport dabei gewon-nen hat, stellt sich diesen Massen nicht als Frage. Alle, diesich des Handballs in den WM-Tagen bemächtigt haben,waren an der Besonderheit dieses schönen Spiels nur ganzgering oder gar nicht interessiert. Dass taktische Meisterleis-tungen vollbracht wurden, dass die deutsche Nationalmann-schaft unter der Leitung von Heiner Brand in der Lage war,sich mit mehr als 60 ausgetüftelten Spielzügen auf jedegegnerische Mannschaft individuell einzustellen, dass derBundestrainer eine psychologische Führungskunst demons-trierte, wie man sie so im Handball noch nie antreffen konn-te, dass der internationale Handball technisch und taktischeine enorm dynamische Entwicklung in Bezug auf das Leis-tungsvermögen der Weltklassespieler aufweist: All dies hatweder die Massen noch die Massenmedien, die die Weltmeis-terschaft begleitet haben, interessiert. Im Zentrum standvielmehr ein inszenierter Patriotismus, dessen Steigerungdurch die Siege der deutschen Mannschaft massenmedialausgekostet werden konnte. Oft wurde dabei nicht einmalbemerkt, dass selbst die Regeln des journalistischen Anstan-des offensichtlich keine Barriere mehr darstellen. Im Hand-ball haben sich dabei genau jene Erscheinungsformen einge-stellt, die wenige Monate zuvor das Fußballevent mit seinenanonymen Massen prägte.

Eines wird dabei offensichtlich. Der Sport befindet sich immerschneller und immer intensiver in einer Entwicklung, in derall jene Merkmale, die ihn als besonders bedeutsames Kultur-gut geprägt haben, gefährdet sind. In Bezug auf diese Merk-male kann dies durchaus als ein Prozess der Selbstzerstörunggedeutet werden. Nicht von außen wird der Sport bedroht,wie dies manche Funktionäre behaupten. Sie selbst sind es,die ihn bedrohen. Diejenigen, die Verantwortung im Sportübernommen haben, lassen zu oder fördern es sogar, dassdem Sport seine ethische Basis entzogen wird. Es ist schwervorstellbar, dass wirkliche Liebhaber des Sports interessiertsind, dass er zur Show und zum Event absinkt. Vermutlichhaben sich die Verantwortlichen von Marketing-Agenturenberaten lassen. Deren Interesse gilt allerdings weniger demSport als dem Geschäft mit ihm.

um jeden Preis:

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Weg zur Selbstzerstörung Von Helmut Digel

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nd, was willst du werden? Klose! Natürlich. Das warim letzten Sommer. Inzwischen spielt sich DirkNowitzki wieder in den Vordergrund. Allerdings

scheint Pascal Hens auch en vogue. Die Stimmung magschwanken zwischen Basketball-Star drüben und Handball-Weltmeister hier, aber der Berufswunsch unter sportbegeis-terten Pennälern abseits der Bolzplätze ist fixiert: Profi, dabraucht man nicht nachrechnen, ein Traumjob.

Sie schwärmen alle von ihrem Sport, nicht nur die Dollar-Millionäre aus dem gelobten Land des Basketballs oder jenepaar Handballspieler, denen nach dem Triumph von Köln dieVergoldung ihrer Mühen winkt. Auch André Lange kann sichein Leben ohne Bobfahren längst nicht mehr vorstellen. MarkWarnecke hat es erst Ende März in Melbourne geschafft, mitdem Brustschwimmen auf höchstem Niveau aufzuhören, imreifen Alter von 37: "Die Leidenschaft hilft über alle Wellentä-ler hinweg." Es gibt noch eine Ehrung, Danksagungen, Blu-mensträuße und eine Vitrine voller Medaillen und Pokale.Reminiszenzen von unschätzbarem Wert. Nur wahrscheinlichunverkäuflich. Und deshalb beginnt für die Warneckes desdeutschen Sports nach dem Ausstieg ein zweites Leben miteinem nächsten großen Ziel, falls sie nicht ins Schwimmengeraten wollen: Die Sicherung der Rente.

Jan-Olaf Immel ist längst dabei und doch noch im Spiel.Dienstags fährt er von der Schule zur Sporthalle. Vom Dienstzum Dienst. Erst schwitzt er zweimal pro Woche als Diplom-sportlehrer am Wiesbadener Elly-Heuss-Gymnasium, dann alsSpieler des TV Großwallstadt. Er spricht von Disziplin, dassman sich zusammenreißen muss, wenn beides gehen soll.Muss. Handball st ein Traum für Immel, den Olympiazweiten,Europameister; aber keine Goldgrube. Wer spielen will, sollterechtzeitig zu denken beginnen, um nach dem letzten Wurfam Zug zu bleiben. Also hat Immel studiert. Früher, mit einerTrainingseinheit am Tag, ging es noch leicht, spielend. Heute,

mit täglich zwei Einheiten, ist es eine Kunst: erst den Trainerüberreden, dann den Finanzvorstand, schließlich den Dozen-ten: "Dann geht es", sagt Immel, "wenn auch sicher nicht inder Regelstudienzeit. Man verdient gutes Geld und kriegtnoch was für später hin."

Das duale Prinzip ist nicht die Regel. In den großen Klubs, dieneben der Bundesliga noch in der Champions League ihrGlück versuchen, bleibt den Spitzenspielern kaum Zeit füreine berufsbildende Nebenbeschäftigung. Weil der Alltags-kreislauf rundschleift: trainieren, reisen, spielen, trainieren."Deshalb steht in den Verträgen auch drin, dass jede Neben-tätigkeit genehmigt werden muss", sagt Spielerberater Wolf-gang Gütschow. Studium inklusive. Zwar kümmern sich dieVereine mehr oder weniger gut um eine Berufsausbildung fürihre Zwanzigjährigen. Danach aber heißt es: Trainieren wieein Fußballprofi, kassieren wie ein guter Regionalliga-Kicker.Zwischen 6.500 und 18.000 Euro, so die "Sport-Bild", verdie-nen Handball-Nationalspieler pro Monat. Agent Gütschowhält die Angaben für realistisch. Ein durchschnittlicher Profi,sagt er, erhält etwa 10.000 Euro brutto. Macht, bei Steuer-klasse III, 6.500 bis 7.000 netto. "Wenn einer 15 Jahre durch-hält", fügt Gütschow hinzu, "dann sollte er ein Haus gekauftund abbezahlt haben." Blüm hätte doch recht gehabt: DieRente wäre sicher.

Vielleicht steckt noch mehr drin. Die jungen Weltmeisterspüren schon einen Mehrwert. Lars Kaufmann berichtete vonAngeboten, die drei Mal höher waren als sein Gehalt inWetzlar. Spielerberater Gütschow registrierte schon vor derWM die Bereitschaft potenter Klubs, für große Ziele auf dereuropäischen Bühne mehr zu investieren: "Das Kapital ist da,aber die Spieler nicht. Ich könnte vier für den Rückraum linkssofort unterbringen." Wenn das keine Perspektive ist, etwabeizeiten vom Basketball zum Handball zu wechseln. LinkeFlügelmänner mit starkem Zug zum Korb gibt es wie Sand am

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Es geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport Von Anno Hecker

Meer. Seit der radikalen Öffnung der Grenzen für Spielerjeder Nationalität ist der Lebensstandard für die Nowitzkisder zweiten und dritten Kategorie hier zu Lande deutlichgesunken. Man spielt nicht unbedingt schlechter in derBundesliga, aber mehr für weniger Geld. Gute Ausländergreifen für rund 35.000 bis 85.000 Euro (netto) nebst Woh-nung und Auto pro Jahr zu. Und sind so stark, dass sie Deut-sche mehrfach aufwiegen: "Ich bekomme für einen National-spieler zwei bis drei Amerikaner von gleicher Qualität", sagtder Leverkusener Manager Otto Reintjes. Und so hat eineLandflucht eingesetzt. Das Gros der Nationalspieler wirft unddribbelt im Ausland. "Es geht sicher nicht nur ums Geld", sagtder frühere Frankfurter Aufbauspieler Pascal Roller, "aber inItalien oder Spanien kann man das Dreifache verdienen."Einen Spieler vom Format Demond Greene, der geschätzte250.000 Euro brutto erhalten soll, leisten sich allenfallsBundesligagrößen wie Alba Berlin. Der Rest des deutschenNachwuchses zwischen den Körben schaut sich die Bundesli-gapartien überwiegend von der Bank aus an: Die zehnBegabtesten im Alter bis zu 24 Jahren kommen auf Einsatz-zeiten von durchschnittlich zehn Minuten, also auf ein Viertelder Spielzeit. Selbst Johannes Herber gehört dazu, ein Natio-nalspieler und WM-Teilnehmer. Dessen Handballkollegen sindin diesem Alter schon deutlich weiter. Michael Kraus darf sichnicht nur Weltmeister nennen. Der 23 Jahre alte Spielmacherübernahm auf dem Weg zum Titel spielentscheidende Verant-wortung.

Und was haben Sie gemacht? Als Profi auf der Bank geses-sen! Das Risiko, mit spätestens 18 Jahren ganztags auf denSport zu setzen und nach ein paar Jahren mehr oder wenigermittellos in einem Bewerbungsgespräch zu stranden,erscheint immer höher. Zumal die jüngste Bildungsoffensivejüngere Hochschulabsolventen mit größeren Qualifikationenzum Ziel hat. Konzerne wie Bayer Leverkusen bieten jungenBasketballspielern mit einer parallelen Ausbildung etwa zumBürokaufmann zwar Perspektiven für das Leben nach demSport. Doch Bayer ist nicht überall. In ganz Deutschland aberklopfen Profis aus allen Herren Ländern an, die notfalls bereitsind, das Trikot für eine Handvoll Dollars (2.500 Euro) überzu-streifen. "Da kann ich meinem Jungen doch nicht zur Basket-ballkarriere raten", sagt der Vater eines Junioren-National-spielers. Man spielt das Prinzip Hoffnung: "Aber wenn erdoch das Zeug für einen Spitzenspieler hat?"

André Lange ist ein Spitzenpilot. Der Star des Bobsports inden vergangenen Jahren, Weltmeister, Olympiasieger mitbeiden Schlitten, hoch dekoriert mit allen möglichen Medail-len. Ein Schumacher des Eiskanals. Für die Rente wird erdennoch nach der Karriere schuften müssen. Selbst diebesten Bobfahrer oder Rodler kommen pro Saison mit ihrenEinkünften aus "selbstständiger Tätigkeit", Prämien für dieErfolge, kaum über 20.000 Euro hinaus. "Ich bin als Pilot",sagt Lange zu seiner Berufsbezeichnung, "in der glücklichen

Lage, mich nicht auf andere Dinge konzentrieren zu müssen."Weil sein Lohn für die Erfolge im Namen der Bundesrepublikjeden Monat überwiesen wird: Lange steht im Sold der Bun-deswehr. Wie die meisten deutschen Kollegen, wenn sie nichtbei der Bundespolizei eine Chance nutzen: ein geregeltesEinkommen trotz des Sonderauftrags fern der Truppe. InOberhof oder auf allen Bahnen der nördlichen Hemisphärewird zwar nicht unbedingt die Freiheit des Landes verteidigt,aber zur Freude der Regierung am Glanz des Vaterlandespoliert. Jedenfalls reicht dem Verteidigungs- und dem Innen-minister der Image-Gewinn, die Finanzierung der Staats-Profis zur rechtfertigen. Zumal der Sport liefert: 65 Prozentaller Medaillen bei den Winterspielen in Turin wurden alleinvon Soldaten im Trainingsanzug gewonnen.

Mit den Prämien, den Einnahmen durch persönliche Sponso-ren, dem Gehalt des Dienstherren und der monatlichenUnterstützung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe lässtsich leben. Sparsame Zeitgenossen wie Lange bringen es mit30 zum Bau eines Häuschens. Zumal die Ausgaben im Winterüberschaubar bleiben: Für Kost und Logis bei den Wettkämp-fen, für den Transport zahlt der Verband, für Kleidung mitun-ter ein Sponsor. "Natürlich müssen unsere Athleten Spitzen-leistungen bieten, immer wieder", sagt der Generalsekretärdes Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, StefanKrauß, "andernfalls fällt man relativ schnell aus der Förde-rung." Aber nicht wie aus heiterem Himmel in die Perspektiv-losigkeit. Der junge Rodler, der es nie schaffte, der IkoneGeorg Hackl oder Weltmeister David Möller im Eiskanalannähernd zu folgen, läuft inzwischen ganz zufrieden Streifein Dresden.

Aber selbst ohne doppelten Boden und Netz muss man nichtuntergehen. Ein erstklassiger deutscher Ruderer hat nachseiner Karriere laut Statistik einen Job als Steuermann ineinem akademischen Beruf vor sich. Weil diese Amateure mitprofessioneller Einstellung ihre Wege wie wahre Lebenskünst-ler organisieren? Trainingslager zahlen die Vereine, wenn siekönnen. Andernfalls leiten die Sportler auch schon mal die"lebenswichtige" Elite-Förderung der Sporthilfe um. "Zeitma-nagement" ist das Zauberwort, die erfolgreiche Bewältigungvon Studium und Training die inoffizielle Reifeprüfung fürhöhere Aufgaben im wirklichen Leben. Der Sport als Schule.Denn auf größere Rücksicht sollte ein Ruderer nicht vertrau-en, wenn er sich in die Riemen legen will. In Cambridgestehen deutsche Ruderer um 5.30 Uhr auf, um schon vordem Studium das Training absolvieren und dem Unmut derProfessoren entgehen zu können: Sie sollen Denker werden,nicht Ruderer, mahnen die Dozenten, falls die Leistung nach-lässt. Handball-Spieler Immel setzt dagegen auf die Kombina-tion von Körper und Geist zur Überwindung aller Hindernisse:"Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich den Nachwuchs sehe.Da sind viele intelligente Kinder darunter. Die werden Spit-zensport und Ausbildung gut verbinden."

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Sven Felski oder Die Vereinstreue eines Profis in Zeiten sportlichen SöldnertumsVon Andreas Müller

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as entschiedene Gegenteil von Legionärswesen undSöldnertum hat im deutschen Sport einen Namen:Sven Felski heißt der Mann, der trotz seiner 32 Jahre

noch nie bei einem anderen als seinem Berliner Heimatvereinauf Torjagd ging. Der Eishockeyspieler hat für das Profiteamdes EHC Eisbären gerade seine 15. Saison absolviert und nocheinen laufenden Vertrag bis 2008. Die Beständigkeit des"ewigen Eisbären" sucht hier zu Lande ihresgleichen und istim modernen Berufssport gleichermaßen mustergültig undanachronistisch. "Es ist ein komisches Gefühl, dass pausenlosneue Spieler kommen und man selber immer noch da ist.Manchmal fühlt man sich richtig blöd", beschreibt Felski denZwiespalt. "Das Geschäft ist so schnelllebig, da ist es fastunmöglich, dass es so etwas noch gibt. Ich staune manchmalselber darüber. Andererseits finde ich es schade, dass soetwas ausstirbt. Wenn die Profis ihren Vereinen, in denen sieausgebildet und groß geworden sind, etwas zurückgeben,dann ist das doch gut. Wir haben zwar einige junge deutscheSpieler im DEL-Team, aber von ihnen kommt kein einziger ausBerlin. Das finde ich sehr schade. Wenn ich bedenke, dass dieJungen gleich am Beginn ihrer Karriere zwei Mal Meistergeworden sind und ich über 15 Jahre darauf warten muss-te…"

Der Kufencrack, der für die Eisbären und den Vorgänger-ClubEHC Dynamo schon 710 Partien in der Bundesliga bzw. in derDeutschen Eishockey-Liga (DEL) absolvierte und damit eineneinsamen Klubrekord hält, staunt in ruhigen Stunden manch-mal selbst über sich. "Wahnsinn", spricht es dann in ihm."Wahnsinn, wie viele Spieler ich in meiner Zeit hier kennengelernt habe! Ich könnte heute nicht mehr sagen, wer vordrei oder vier Jahren in unserer Mannschaft gewesen ist. Dasist eigentlich noch nicht lange her, aber ich könnte es nichtsagen und die Fans wissen es bestimmt auch nicht." WährendKritiker meinen, das Wechselkarussell im bezahlten Sportdreht sich heute so schnell, dass die Fans kaum mehr dieNamen der Spieler auf Rasen, Eis oder Parkett unfallfreiaussprechen können, verhält es sich beim Eisbären-Anhangmit der Personalie Felski komplett anders. Der Berliner Jungewird vom Publikum geradezu als Kultfigur verehrt. "MeinenNamen können die Eisbären-Fans ganz gut aussprechen, dasist schön. Vor allem die Fans wissen es zu würdigen, wenn einSpieler an einem Verein hängt", weiß das "Urgestein". "Ande-rerseits ist es eine Herausforderung für mich, jedes Jahr mitneuen Jungs zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich hier einenBonus habe und muss mich in der Mannschaft jedes Jahr neudurchsetzen."

Wie oft Felski zu Beginn jeder Saison die Neuankömmlingeaus Kanada, den USA, Schweden, Finnland oder Tschechien indie örtlichen Bedingungen im und am Stadion in Berlin-Hohenschönhausen eingeweiht hat und wie oft er sich fürdie Arbeitskollegen als uneigennütziger Berlin-Führer ver-dient gemacht hat, weiß er nicht zu sagen. In jedem Fall ist

es ein großer Vorteil für die "Wandervögel" in der Branche,dass sie mit Felski einen wirklichen Insider in ihren Reihenhaben, wenngleich der besondere Status innerhalb derMannschaft kaum Würdigung erfährt. "Die Neuen fragen amAnfang der Saison meistens danach, wo man gut essengehen oder wo man bestimmte Sachen einkaufen kann, odersie erkundigen sich nach den Sehenswürdigkeiten in derStadt. Woher man kommt und welche sportlichen Stationenman hinter sich hat, das interessiert normalerweise kaum",berichtet Felski, der mit Frau Manuela und Töchterchen Laura(7) im Stadtteil Pankow zuhause ist und einst noch vor demMauerfall von der Eiskunstlauf-Abteilung des SC DynamoBerlin zu den Puckjägern wechselte.

Bei besonders wichtigen Siegen zeigt er nach der Schlusssire-ne hin und wieder trotz Montur noch einen kleinen Dreh-sprung und facht damit den Jubel der Fans zusätzlich an.Einer der Team-Kollegen, der sich ausnahmsweise stark fürFelskis spezielle Sportler-Vita interessierte, ist der SchwedeThomas Steen gewesen. In der nordamerikanischen ProfiligaNHL selbst viele Jahre und beinahe eintausend Matches langbei den Winnipeg Jets unter Vertrag und dort selbst einelebende Legende, hatte Steen seinen jüngeren Berliner Kolle-gen wohl auch wegen dieser Parallelen besonders geschätzt."Er wollte von mir sehr genau wissen, wie es hier früher imVerein war. Meistens interessieren sich Profis für solcheDinge, die es von ihrem Format her gar nicht nötig hätten,sich intensiver damit zu beschäftigen."

Für Spezies von Mitspielern vom Schlage eines Steen hatFelski inzwischen eine ebenso feine Nase entwickelt wie fürdie besonderen Einzelheiten von Berufsauffassungen inner-halb der Mannschaft. "Es gibt Profis, die sich mit dem Verein,für den sie spielen, identifizieren wollen, und es gibt andere,die hier nur jeden Monat ihr Geld abholen wollen. Denen istes egal, ob sie ein rotes oder ein blaues Trikot anhaben.Söldner eben", schildert Felski seine jahrelangen Beobachtun-gen. In Bezug auf die Fußball-Bundesliga hatte Franz Becken-bauer die "Söldner-Mentalität" Ende vergangenen Jahresscharf kritisiert. "Bei vielen Profis herrscht inzwischen eineSöldner-Mentalität. Klappt's beim einen nicht, gehe ich haltzum nächsten. Ich weiß nicht, wie lange sich die Vereine einesolche Einstellung gefallen lassen", hatte die Lichtgestalt desdeutschen Fußballs in einer Kolumne gefragt und zugleichfür Ausländerbeschränkungen plädiert, wie sie zum Beispielin der DEL schon lange Praxis sind. In jeder Bundesliga-Elfsollten laut Beckenbauer mindestens sechs Spieler stehen, diefür die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind.

"Die interessieren sich für gar nichts und sind meistens schondaran zu erkennen, dass sie jede Saison für ein anderes Teamspielen. Bei denen kann ich Vieles nicht nachvollziehen", gibtder 103-malige deutsche Eishockey-Nationalspieler Felskiseine persönlichen Eindrücke wider. "Genau so wenig können

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diese Profis wahrscheinlich begreifen, wie man ein Leben langbei ein- und demselben Verein sein kann. Mittlerweile kannich diese Charaktere ziemlich gut einschätzen, wobei manzwischen typischen Söldnern und solchen Spielern unter-scheiden muss, die eben hin und wieder mal wechseln. Dasgehört zum Geschäft. Außerdem kann man es sich nichtimmer aussuchen. Wenn die Charaktere in der Mannschaftpassen und die Truppe funktioniert, dann ist die Chance groß,sportlich Erfolg zu haben. Man merkt sofort, wenn alle aneinem Strang ziehen."

Von Bundestrainer Uwe Krupp wird Felski auf Grund seinerbesonderen, vor allem seiner Stetigkeit geschuldeten Beob-achtungsgabe "schon hin und wieder mal ins Gespräch gezo-gen". Das Eisbären-Management hingegen nutzt die besonde-

ren psychologischen Fähigkeiten seines dienstältesten Ange-stellten kaum. "Kurioserweise kommt es auch immer malwieder vor, dass mich Leute aus anderen Vereinen ansprechenund etwas über Spieler wissen wollen, die früher mal bei unsin Berlin gespielt haben", plaudert Felski aus dem Nähkäst-chen. Immerhin habe es mit der Eisbären-Vorstandsetagebereits erste Gespräche über seine persönliche Zukunft gege-ben. "Ich könnte mir vorstellen, das, was ich hier im Laufemeiner Karriere mitbekommen habe, später weiterzuvermit-teln. Ob als Nachwuchstrainer oder in einer anderen Funktion,das ist alles noch völlig offen."

Angebote von anderen Vereinen für einen der schnellstendeutschen Flügelflitzer auf Kufen hat es zur Genüge gegeben.Einmal, Anfang der 90er Jahre, als seinen Verein große finan-

zielle Probleme drückten, warder Wechsel nur an derAblösesumme gescheitert."Damals gab es bei mir schondie Überlegung, es woanderszu probieren", gesteht Felski."Doch wenn man sich wohlfühlt, wenn man die Familieund Freunde um sich hatund bei einem Verein ist, derprofessionell geführt wird,dann gibt es für einen Wech-sel keinen triftigen Grund.Natürlich muss die eigeneLeistung stimmen, der Trai-ner muss dich einsetzen. EineSaison lang habe ich hierfast nur draußen auf derAuswechselbank gesessen,weil der Trainer immer nurauf die ausländischen Spielergesetzt hat, wir Deutschenfür ihn nur Ergänzungsspie-ler waren. Damals wurde ichgar nicht gebraucht, und ichbin nur deshalb bei denEisbären geblieben, weil ichnoch einen gültigen Vertragfür die nächste Saison hatte."

Neben der eigenen Absicht,einem Klub die Treue zuhalten, brauche es Felskizufolge immer auch etwasGlück. Wenn der Verein inKonkurs gehe, dann bleibeeben keine andere Wahl, alseinen anderen zu suchen."Ich bin froh, hier alle Zeiten

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miterlebt zu haben, die guten wie die schlechten. Es istwichtig, beide Seiten mitzuerleben, die Jahre, in denen sichder Verein durchbeißen muss, und die Jahre, in denen espraktisch von alleine läuft wie in den vergangenen Jahren mitdem Finaleinzug 2004 und den beiden Meisterschaften 2005und 2006", beschreibt der Mann mit der Rückennummer "11"als Markenzeichen seine persönliche Berufssportler-Philoso-phie. "Natürlich sind Zeiten, wo es rund läuft, viel angeneh-mer als Zeiten, wo es drunter und drüber geht und dieZukunft total ungewiss ist. Oder wenn man als Titelverteidi-ger die Play-Offs verpasst wie in diesem Jahr. Aber alle Erleb-nisse bilden eine Einheit und schweißen einen mit dem Vereinzusammen. Man muss sich mit jeder Situation neu auseinan-dersetzen. Bei alledem ist mir mein Heimatverein natürlichviel näher als einem Spieler aus Kanada oder aus Skandina-vien." Noch bestens könne er sich zum Beispiel an die Seriengegen Schwenningen erin-nern, als die Berliner gleichmehrere Jahre hintereinanderin den "Play downs" gegenden Abstieg gespielt haben."Mit Andy Murray hatten wirdamals einen Trainer, der auseiner Mannschaft mit wenigPotenzial das Maximumherausgeholt hat. Daranhabe ich gemerkt, dass er einwirklich großer Trainer ist. Soetwas kann man nicht nuran Titeln festmachen."

Für ein Angebot aus dernordamerikanischen ProfiligaNHL, die weltweit als besteEishockey-Liga gilt, wäreFelski womöglich schwachgeworden. Doch dafür sei esjetzt zu spät, beurteilt er dieAussichten realistisch. Einmalimmerhin habe es einenAnbahnungsversuch gege-ben, den das damalige Nach-wuchstalent aus Unerfahren-heit gar nicht so rechtdurchschaut hatte. ZumGlück für seinen Heimatver-ein. Bei einer Junioren-WMsei einmal ein Agent von denSan Jose Sharks auf ihnzugekommen. "Dieser Mannwusste mehr über mich, alsich selber. Er wollte mich inein Vorbereitungscampeinladen. Irgendwie hatte ich

damals gar nicht geschnallt, was die von mir wollten. Viel-leicht ist das ein großer Fehler gewesen, aber ich war kurznach 1990 vollauf zufrieden damit, dass wir plötzlich 14Teams in der Liga hatten und nicht mehr nur zwei wie zuDDR-Zeiten."

Zu kosten, wie es ist, für eine andere Mannschaft auf Tore-jagd zu gehen, das hat Felski eigentlich nicht mehr vor. "Daist nicht mein Bestreben", unterstreicht er. Selbst ohne gülti-gen Vertrag bis 2008 wiege die Enttäuschung über die ver-passten Playoffs in der abgelaufenen Saison keinesfalls soschwer, dass sich daraus für ihn ein Grund ableiten könnte,seinen Hauptstädtern den Rücken zu kehren. Ganz im Gegen-teil. "Die Eisbären sind im deutschen Eishockey eine Top-Adresse. Ich fühle mich wohl und ich möchte hier nochspielen, so lange mir mein Beruf Spaß macht."

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Sven Felski in Zahlen und FaktenFelski wurde am 18. November 1974 in Berlin geboren und lebtheute mit Frau Manuela und Tochter Laura (7) in Berlin-Pankow

Seine sportliche Karriere begann ursprünglich beim SC DynamoBerlin als Eiskunstläufer, er wechselte aber bald in dieEishockey-Abteilung und brachte es 1990 noch auf drei Länder-spiele für die Junioren-Auswahl der DDR

Für die Profimannschaften des EHC Eisbären und des Vorgän-gers SC Dynamo Berlin bestritt Felski insgesamt 710 Spiele undist damit einsamer Rekordhalter

2005 und 2006 gewann Felski mit seinem Klub die DeutscheMeisterschaft, Markenzeichen des Außenstürmers ist dieRückennummer "11"

International brachte es Felski auf 103 Länderspiele. Er nahm anden Weltmeisterschaften 1998, 2001, 2003, 2005 und 2006 teilsowie an den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin

Bisher kam Felski für seinen Verein in der Ersten Bundesliga (seit1992) bzw. in der Deutschen Eishockey-Liga (seit 1994) auf 146Tore und 221 Vorlagen und hält derzeit bei der Rekordquote voninsgesamt 367 Scorerpunkten.

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m Juni 2006 ernannte das Präsidium des Deutschen OlympischenSportbundes (DOSB) den ehemaligen Olympiazweiten und WM-Dritten im Zehnkampf, Frank Busemann, sowie die beiden ebenfalls

nicht mehr aktiven früheren Weltklasse-Athletinnen Monique Gar-brecht-Enfeldt (Eisschnelllauf) und Meike Evers (Rudern) zu Vertrauens-leuten, die allen Sportlern und Sportlerinnen "zur Verfügung stehen, dieim Zusammenhang mit dem Thema Doping Rat oder Hilfe suchen" (Ausder DOSB-Pressemeldung vom 19. Juni 2006). Die Erfahrung im Anti-dopingkampf zeige, so DOSB-Präsident Thomas Bach damals, "dass essich beim Thema Doping zumeist um abgeschottete Zellen oder Netz-werke handelt. Hier müssen wir neue Wege gehen und Sportlern dieMöglichkeit geben, sich an integere Personen außerhalb dieser Netz-

werke zu wenden". Über die Problematik seiner Aufgabe hat sich das"Olympische Feuer" (OF) im März mit Frank Busemann, 32, unterhalten,der heute in Witten als Unternehmensberater, Motivationstrainer undGesundheitsmanager tätig ist.

OF: Es war zu hören, dass Sie sich in Ihrem Job als Vertrauensmann inAntidopingfragen nicht gerade überarbeiten müssen, so gern Sie estäten. Wird Ihre Telefonnummer, die beispielsweise über Google jeder-mann zugänglich ist, tatsächlich so selten angewählt?

BUSEMANN: Speziell bei diesem Thema schon. Man kann nicht sagen,dass diese Nummer benutzt wird, wofür sie eigentlich eingerichtetwurde. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir viel Arbeit haben würden,ob Interesse vorhanden ist. Zwei-, dreimal ist die Nummer schon inAnspruch genommen worden, aber nicht direkt von betroffenenAthleten, die den Absprung (vom Doping), wie es eigentlich mal geplantwar, schaffen wollen, sondern in anderen Sachen.

OF: Geht es Ihren Partnerinnen Evers und Garbrecht-Enfeldt ähnlich,meldet sich da auch keiner? Es kann ja wohl nicht sein, dass deutschenAthleten das Thema Doping nicht unter den Nägeln brennt. Eigentlichist es ja paradox, dass den Vertrauensleuten offenbar kein Vertrauengeschenkt wird.

BUSEMANN: Bei den Partnerinnen sieht es ähnlich aus. Wir haben unsnatürlich gefragt, woran es liegt. Ist der Zugang zu uns zu schwer, istkein Bedarf vorhanden, sind irgendwelche Hemmungen da, werden erstandere Wege beschritten und werden wir erst als letzter Ausweg inAnspruch genommen?

OF: Ist die Einrichtung der Vertrauensleute allen Kader-Athleten zurKenntnis gebracht worden, gibt es Kommunikationsprobleme?

BUSEMANN: Mittlerweile kann keiner der Athleten, die im Hochleis-tungssport unterwegs sind, mehr behaupten, dass er von der Existenzdieser Einrichtung nichts weiß. Da haben uns die Medien unheimlich

geholfen, das wird doch gelesen, deshalb wissen die Sportler, dass manuns kontaktieren kann. Bleibt die Frage: Wollen sie es überhaupt? Es istja ein heikles Thema, weil derjenige sich irgendwo in einem Unrechts-bereich bewegt und nicht weiß, ob er da `raus will und wie er dasmachen soll.

OF: Und Ihre Antwort?

BUSEMANN: Wir, die nicht angerufen werden, können im Grunde nurhoffen, dass es keinen Bedarf gibt. Und jegliches Hineininterpretierennicht sein darf: Dass die Gruppe von Athleten, die von Trainern undMedizinern zum Doping verführt und angeleitet wird und deshalb nichtmitmacht.

OF: So interpretieren Sie das Nichtzustandekommen von Telefonge-sprächen als DOSB-Vertrauensmann. Was sagt denn der ehemaligeSportler Busemann dazu?

BUSEMANN: Aus der Erfahrung, die ich als Nichtsportler gemachthabe - als Sportler kann man sich mit dem Thema Doping nichtbeschäftigen, weil es die eigene Leistungsfähigkeit hemmt, wenn manimmer sagt, der Gegner ist sowieso gedopt -, was ich nach dem Sportalles mitbekommen habe, muss ich für mich leider feststellen: Es gibtAthleten, die dopen. Bleibt abzuwarten, warum sie das tun, warum sie

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"Der Weg zum sauberenSport geht nur über diePrävention"Frank Busemann, Anti-Doping-Vertrauensmann des DOSB

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nicht raus wollen. Klar, es ist einfacher, so weiter zu machen. Aber mitdiesem Unrecht die ganze Karriere zu verbringen, immer in Gefahrkontrolliert zu werden, das ist ganz schön nervenbelastend.

OF: Wie hat sich denn das DOSB-Präsidium, dem die Einrichtung derVertrauensleute doch ein Anliegen gewesen ist, den Ablauf vorgestellt?

BUSEMANN: Weil erkannt wurde, dass des Dopings überführteAthleten ihre Hintermänner niemals preisgeben, war die Idee, übereinen externen Kreis diesbezüglich einen neuen Weg zu beschreiten.Wichtig ist zu wissen: Wir sind keiner Weisung unterworfen und tretenals unabhängige Gruppe auf, wir müssen nichts befolgen, was HerrBach besser erklärt. Wir dürfen ruhig mit konträrer Meinung reingehen.

OF: Aber ist es nicht naiv anzunehmen, auf diese Weise an die Leutehinter den Athleten heranzukommen?

BUSEMANN: Könnte schon sein, dass das in Richtung Naivität geht.Aber wir müssen doch verschiedene Parameter anbieten, um demProblem Herr zu werden. Wir bieten hier einen kleinen Baustein an.Vielleicht verläuft die Aktion in zwei, drei Jahren vollkommen im Sande,weil kein Bedarf vorhanden ist. Um das festzustellen, müssen wirMöglichkeiten schaffen.

OF: Auch wenn Ihnen eine Antwort schwer fällt: Was glauben Sie hatden DOSB bewogen, Sie für diesen Job zu gewinnen?

BUSEMANN: Tatsächlich müssten dazu andere Leute befragt werden.Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, weil ich denke, Vertrauensmann fürAntidopingfragen kann nur jemand sein, bei dem die Öffentlichkeit unddie Auftrageber davon ausgehen können, dass der Angesprochene inseiner Aktivenzeit sauber war.

OF: Haben Sie spontan zugesagt oder wollten Sie erst einmal dasAngebot überschlafen?

BUSEMANN: Nicht nötig, über sauberen Sport habe ich schon dasganze Leben nachgedacht, ich habe zugesagt, bevor Herr Bach dieletzte Frage gestellt hatte.

OF: Wie haben Sie sich denn auf die Aufgabe vorbereitet. Nur zu sagen"lass die Finger davon", das kann es doch nicht sein. Sie müssen dochmit einem Konzept daran gegangen sein.

BUSEMANN: Wir hatten uns im Vorfeld getroffen und uns gefragt,was wird auf uns einströmen, haben verschiedene Szenarien durchge-spielt. Zum Beispiel wenn jemand anruft und sagt: Ich dope und will daraus. Wir fragten den DOSB-Justitiar, ob wir zur Verschwiegenheitverpflichtet sind oder dazu, uns zu offenbaren. Bisher trat jedoch nochkein Fall ein, den wir durchgespielt haben. Wir gehen jedoch davon aus,dass nur 20 Prozent dessen, was notwendig ist, durchgespielt wurde.Unser Problem ist doch: Leute, die dopen, sind immer einen Schrittweiter als Leute, die das verhindern wollen. Die dopen mit Mitteln, dienoch gar nicht bekannt sind. Deshalb können wir uns nicht hineinver-setzen in das, was sich in den Köpfen der Doper abspielt.

OF: Wurde Hilfe geholt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur(NADA) oder bei Pädagogen und Psychologen?

BUSEMANN: Nein, deren Plätze können wir nicht einnehmen.

OF: Sollten junge Athleten anrufen, müsste es doch vorrangig umpräventive Maßnahmen gehen.

BUSEMANN: Der Weg zum sauberen Sport geht nur über die Präven-tion. Leute, die dopen, haben in den ersten fünf Minuten ein Unrechts-bewusstsein, nach einer Woche verschwimmt das schon alles, nach dreiMonaten sind sie sich keiner Schuld mehr bewusst und denken, dasmacht jeder, das ist ganz normal, verdrängen komplett, dass es verbo-ten ist. Deshalb ist die Aufklärung bei jungen Sportlern so wichtig. Ichsprach vor kurzem mit einem Verfasser einer Präventionsschrift, die eran junge Athleten verteilen wollte. Die sagten dann aber nur, siewürden nicht dopen. Darum gehe es jetzt gar nicht, sondern erst malnur um Informationen, um im Thema drin zu sein, zu wissen, welcheSchäden durch Doping auftreten können, irgendwann, so der Verfasserzu seinen Gesprächspartnern, käme der Superdoktor, der dich reinzie-hen will, deshalb ist die Aufklärung notwendig.

OF: Also so früh wie möglich?

BUSEMANN: Ja, die Versuchung darf einen 20-, 21-Jährigen nicht wieein Blitz treffen. In diesem Alter sollte, wenn vorher präventiv gearbei-tet wurde, keine Diskussion mehr entstehen: Dopen oder nicht dopen.

OF: Sie hatten es zuvor schon angedeutet: Gibt es eine Dopingszeneim deutschen Spitzensport? Es hat sich ja herausgestellt, dass unserKontrollsystem längst nicht so perfekt ist, wie häufig dargestellt.

BUSEMANN: Ich spreche nur Vermutungen aus, habe keine Beweise,sage aber: Ja, es gibt eine, so traurig das ist, eine in groß angelegtemStil.

OF: Sie sind ein ehemaliger Leichtathlet, dessen Verband im dopendenSportler einen strafrechtlich zu verfolgenden Betrüger sieht. Ihr Auf-traggeber Thomas Bach dagegen sieht den Athleten eher nicht imMittelpunkt des Betrugs. Wo stehen Sie eigentlich in dieser Diskussion,ist Ihre Position ein Handicap für Ihre Arbeit?

BUSEMANN: Ich stehe auf dem Standpunkt und vertrete ihn auchnach außen: Dopende Sportler sind Betrüger. Kontakte zu einemVertrauensmann mit einer solchen Einstellung zu suchen, macht dieSache nicht leichter. Ob es daran liegt, dass keine Anrufe kommen? Ichweiß es nicht.

OF: Wie wollen Sie denn nun weiter verfahren. Wenn Sie merken, dasbringt nichts, schreiben Sie dann Präsident Bach ab und sagen: Lösenwir das Projekt wieder auf, es ist gescheitert?

BUSEMANN: Darauf wird es hinauslaufen. Aber erst muss abgeklärtwerden, ob es wirklich so ist, ob es eine Flaute ist, ob es an ungewöhn-lich harten Äußerungen gegen Doping liegt, die ich treffe und die dieLeute einschüchtern und sich deshalb mir nicht anvertrauen. Dannmüsste man es mit anderen Vertrauensleuten probieren.

Das Interview führte: Michael Gernandt

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ls Italiens Meister Inter Mailand zuletzt imViertelfinale der Champions League beimFC Valencia scheiterte, flogen die Fäuste

der Profis. Nach den spanischen Jagdszenen sprachValencia-Coach Quique Sanchez Florez offen von"Krieg". Zeitgleich erklärte der neue Präsident derEuropäischen Fußball-Union UEFA, Frankreichsehemaliger Mittelfeldregisseur Michel Platini, denKampf gegen die Gewalt zu den Hauptaufgabenseiner Amtszeit. "Wenn wir uns jetzt schon selbstwie Hooligans aufführen, dann addio Glaubwür-digkeit", fiel Inter-Präsident Massimo Moratti zuden Unglaublichkeiten von Valencia ein.

Wochen zuvor machten wütende Hools in Dresdennach dem Regionalligaspiel zwischen Dynamo unddem VfL Osnabrück Jagd auf die eigenen Profis,mit dessen Leistungen im Stadion sie nicht mehrzufrieden waren. Ein derartiges Szenario gab esauch in der Zweiten Bundesliga in Köln. Früherhielt das legendäre Marathontor den Mob nochvom Sturm auf ihre Lieblinge ab. "Wir sind Kölnerund ihr nicht", hörte man dann. Und wenn diemillionenschweren Idole in ihren Badelatschenzum Gespräch ausrückten, beruhigte sich dieSzene. Am Ende wurden Autogramme geschrieben.

Als in Catania der Polizist Filippo Raciti nachgewalttätigen Auseinandersetzungen starb, erreich-ten die gewalttätigen Auseinandersetzungen eineneue Ebene. Der internationale Aufschrei warheftig, jeder halbwegs kundige Politiker in Europadrängte sich ins Kameralicht, um mit harschenForderungen an die Öffentlichkeit zu treten. Dasseiner bestimmten Kategorie von Krawallmachernnur mit repressiver Gewalt zu begegnen ist, zweifeltauch Deutschlands führender Fan-Forscher GunterA. Pilz nicht mehr an. Die Blicke des Soziologie-Professors aus Hannover sind aber dennoch nichtso kurzsichtig wie die mancher Politiker, die nurForderungen aufstellen, wenn Kameras in der Nähesind, in der politischen Umsetzung dann aber zuumständlichen Kleingeistern werden.

In Italien fand die politische Klasse heraus, dass nur wenigeStadien den Sicherheitsanforderungen entsprechen, dieallerdings ein früherer Innenminister als verbindlich entwi-ckelt hatte. Mit "Geisterspielen" wurden die Klubs nach denAusschreitungen von Catania bestraft. Inzwischen sind in denArenen Spruchbänder, Fahnen, Lautsprecher, Trommeln undSirenen verboten. Ultras, die rassistische und nationalistischeSymbole tragen, können zukünftig rechtlich verfolgt werden.Bei Verletzung von Sicherheitsbeamten drohen bis zu zehnJahre Haft.

Pilz fordert für Deutschland einen Solidaritätsfonds derfinanzkräftigen Bundesliga. Der Deutsche Fußball-Bundmüsse nicht nur Fan-Projekte unterstützen, viel wichtiger sei,"die Vereine in den unteren Ligen finanziell in die Lage zuversetzen, in ihren Stadien in die Sicherheit zu investieren".Neu ist es nicht, dass sich die gewalttätigen Auseinanderset-zungen aus den streng bewachten Multifunktionsarenen derBundesliga in die maroden Stadien in Regional- und Oberligaverlagert haben. Weil dort der Mob nicht damit rechnenmuss, von Sicherheitskräften an Schlägereien gehindert zuwerden. Nicht nur im Osten der Republik sind diese Tenden-

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Die Gewalt imStadion ist einvielschichtigesProblem, dassich nicht mitGewalt lösenlässtVon Christoph Fischer

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zen zu beobachten, sondern auch im Westen. In Baden-Württemberg muss die Polizei gelegentlich in Hundertschaf-ten ausrücken, wenn es die Menschen in die Stadien vonFreiburg, Ulm, Stuttgart, Reutlingen und Mannheim drängt.

Landespolizeipräsident Erwin Hetger forderte zuletzt, die inder Oberliga ausgesprochenen Stadionverbote bundesweitauch auf die Bundesliga auszudehnen. "Gewalttäter unter-scheiden auch nicht zwischen Profi- und Amateurligen",sagte Hetger. Im Ländle sollen in der Ober- und Regionalligain Zukunft bei Auswärtsspielen von Klubs mit Problemfan-

Potenzial szenekundige Beamte eingesetztwerden.

Szenenwechsel: Nach den Ausschreitungenbei der Pokal-Begegnung des 1. FC LokLeipzig gegen die Reserve des ZweitligistenErzgebirge Aue Anfang Februar waren beiStraßenschlachten 39 Beamte verletztworden. 300 Beamte waren gegen 800Randalierer chancenlos, Polizisten wurdenvon den Hooligans regelrecht gejagt. "Eshätte Tote geben können", sagte der Vorsit-zende der Gewerkschaft der Polizei (GdP),Konrad Freiberg. Ein Beamter hatte sogareinen Warnschuss aus der Dienstpistoleabgegeben. Landesweit sagte der DFBdaraufhin 60 Meisterschaftsspiele in denAmateurklassen Sachsens ab.

Das Problem sei nur durch die enge Koope-ration zwischen Vereinen und der Polizei zulösen, sagte der SPD-Innenpolitiker DieterWiefelspütz in der Frankfurter Rundschau:"Nur mit dem Polizeiknüppel auf den Kopf,das ist das Allerdümmste, was einem dazueinfallen kann." Steffen Kubald, Präsidentdes Traditionsklubs 1. FC Lokomotive Leipzigund früher selbst ein Hooligan, muss seinenKlub von rechten Gewalttätern befreien,wenn er die Zukunft des Vereins sichern will.Regelmäßig überpinselt Kubald die Schwei-nereien auf den Mauern der Stadiontoilet-ten, das Hakenkreuz und natürlich auch dieWorte "Kubald", "Rücktritt", "jetzt".

Dynamo Dresden wurde in den vergangenenzwei Jahren vom Deutschen Fußball-Bundmit Strafgeldern in Höhe von 131.000 Eurobelegt. "Für das Geld würde ich lieber einenguten Stürmer holen", fällt Dynamo-Geschäftsführer Volkmar Köster dazu ein.Bitter nötig wäre das Geld für Fanprojekte, indenen perspektivlosen Jugendlichen vielleicht

doch noch so etwas wie Halt gegeben werden kann, weiß auchDFB-Sportdirektor Matthias Sammer, selbst aus Dresden. "DiePerspektivlosigkeit der Jugendlichen schafft Angst. Und werkeinen sozialen Halt hat, neigt leichter zur Gewalt", sagt derEuropameister von 1996. Und ist häufig offener für rechtsradi-kale Parolen.

In Sachsen unterstützte die Landesregierung Fanprojektebisher nicht. Erst als sich die Konflikte häuften, änderte diePolitik, wie so oft, ihre Meinung.

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Wo sind die Sternstunden?eutschland, ein Wintersportmärchen. Wer wollte das schließlichnoch hören? Bis Ende März ging der Sendemarathon des

Fernsehens, erschienen sattsam vertraute Bilder, wenn wir ARD oderZDF einschalteten. Holmenkollen Oslo und Evi Sachenbacher, Lahtiund Ronny Ackermann und Magdalena Neuner, Lillehammer undMartin Schnitt, Zwiesel und Maria Riesch und Lenzerheide, MonikaBergmann-Schmuderer, Kathrin Hölzl, Planica, Kuopio, Orte undPersonen verschwammen vor unseren Augen, die Begriffe schwirr-ten im Kopf umher, vertraut wurden uns die Strafrunden und derTelemark, mal wieder eingefädelt und zu spät am Tisch, zu vielAnstellwinkel in der ersten Flugphase, und der Startläufer hatteeinen schnellen Ski. Preisfrage: Wie viele Weltmeisterschaftenhatten die Eisschnellläufer schon in dieser Saison? Sind in Bob undRodeln wirklich schon alle Entscheidungen gefallen? Wie oft schie-ßen die Biathletinnen eigentlich bei einem Massenstartrennen?

Der Show- und Mediensport bewegt sich durch die Welt wie AndreHellers Traumtheaterinszenierungen, hochprofessionell organisiertan jedem Ort, perfekt in Szene gesetzt von der Fernsehregie, einRennen wie das andere, uniform und verwechselbar; die Werbeban-ner stets am selben Fleck, der Biathlon-Bundestrainer unbeirrthinter seinem Fernrohr, der Arm des Skisprung-Trainers wie festbetoniert am Fahnenstiel; lediglich kleine Filme, in denen die jeweili-gen Schauplätze in einer Art und Weise vorgestellt werden, diejeden Tourismusmanager beglücken sollte, sorgen für einen RestUnterscheidbarkeit.

Was soll das Lamento eigentlich? Es geht darum, wovon der Sportlebt, was den Athleten antreibt, die Zuschauer genauso fesselt wieMedien und Sponsoren, es geht um den besonderen Augenblick, daseinzigartige Ereignis, das unwiederbringliche Erlebnis. Das gehtverloren. Wo sind diese Sternstunden, von denen jeder spricht? JedeWoche Siegerehrung, Nationalhymne, Sportler auf dem Podium.Wer zählt die Titel, Plaketten und Pokale, die Gesamtweltcupgewin-ner, die Disziplinbesten, die Tagessieger? Der Winterspitzensportunserer Tage ist ein breiter, emotionaler Strom, der jede Erinnerungan Details mit sich reißt. Wer hat noch mal in Antholz so herzlichgeweint nach dem Triumph, wer in Sapporo?

Die Sportverbände und die Fernsehsender sorgen für Masse, dieKlasse aber verliert sich in der allwöchentlichen Wintersport-Soap.Wer erkennt im Weltcup-Winter-Wust noch die Weltmeisterschaf-ten, die über den Tag hinaus bedeutende Leistung? Diese Nivellie-rung bedeutet auch eine Geringschätzung der Athleten.

Jörg Hahn

Beim Zeus: Wie werden wir Europa?er Europa zur Herzensangelegenheit erheben möchte, magsich von einer jungen, liebreizenden Dame gleichen Namens

inspirieren lassen. Wie in einer der berühmten Sagen des klassischenAltertums überliefert, fiel besagte Tochter eines guten Hauses demwohl größten Egomanen seiner Zeit ins Auge, der im Zuge amourö-sen Überschwanges weder Kosten noch Mühen scheute, die holdeUnschuld für sich einzunehmen. Dass es sich jenseits mildernder

Umstände letztlich doch um einen Fall von Entführung handelte,muss der Liebesgeschichte eine unschöne Note verleihen, dochimmerhin bescherte sie der Leidtragenden neben drei Söhnen einenPlatz im großen Buch der Überlieferung - und dem von unsbewohnten Teil der Erde einen Namen.

Nach einer langen wechselvollen Geschichte ist aus dem geographi-schen Raum ein politisches Gebilde geworden, das nach wie vorgroße Hoffnungen weckt, aber auch Skepsis hervorruft. SechsStaaten haben sich vor genau fünfzig Jahren zu einer Union zusam-mengefunden, um Europa eine neue Perspektive, ja eine möglichstglorreiche Zukunft zu geben - eine Vision, der sich bis heute 21Visionäre angeschlossen haben. Zunächst stand die angestrebteGemeinschaft im Zeichen ökonomischer Interessen, dann wurdeverstärkt auch um einen Schulterschluss in politischen Fragengerungen. Inzwischen zielt das Bemühen nicht zuletzt auf dieSchaffung einer verbindenden Identität, die freilich nicht am Reiß-brett herausgebildet werden kann, sondern allein in den Köpfen undHerzen der Menschen zu entstehen vermag. Nur dort lässt sich derStier bei den Hörnern packen, nur dort können wir Europa werden.

Hat die Einführung einer gemeinsamen Währung sicher das ihregetan, muss die Kultur ein Übriges leisten, um damit auch den Sportins Spiel zu bringen. Diesem aber wohnt der europäische Gedankeseit langem inne, während er zugleich auch dessen Grenzen verkör-pert. Schließlich ist die Begegnung ebenso Programm der Bewegungwie die Konfrontation in der Natur der Sache liegt. Denn will mansich messen oder vergleichen, muss es ein "wir" und "die Anderen"geben, so wie Identifikation mit Abgrenzung einhergeht. Ansonstenwürden Sportlerinnen und Sportlern letztlich die Gegnerinnen undGegner ausgehen. Man stelle sich nur eine Fußball-WM ohneDeutschland und Holland, Italien und Spanien, England und Frank-reich, stattdessen mit "Europa" vor. Dies dürfte kaum gemeint sein,wenn im Blick auf eine europäische Integration das Potenzial desSports in Rede steht. Was aber dann? Vielleicht sollten wir die Fragefür den Augenblick einmal im Raum stehen lassen, um stattdessendie Laufschuhe zu schnüren oder uns aufs Fahrrad setzen. Sovielnämlich scheint gewiss: Geht es den Menschen allerorten gut, kannes mit Europa so schlecht nicht bestellt sein.

Andreas Höfer

Halblang mit Marathonen Deutschen gehen die "Finisher" aus. Wie das denn? Hat derKlimaschutz schon wieder versagt? Keineswegs. Nicht alles ist

Ozonloch und Ceozweiausstoß geschuldet. Finisher sind, klar doch,Menschen, die einen Marathlonlauf beenden, demnach das Gegen-

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teil von "Quittern", die wiederum Menschen sind, die beim Mara-thon vorzeitig aussteigen. Beide zusammen gehören ins sich aus-breitende Reich des Anglizismus, der unsere Sprache unterwandertwie die Italiener das Münchner Oktoberfest. Andererseits: Soll manvon "Beendern" reden oder umständlich von Läufern, die das Ren-nen durchgestanden haben? Knackig-kurz ist angesagt. Und klingtFinisher nicht viel sportlicher als ein adäquater deutscher Begriff?Sei`s drum.

Kommen wir zur Sache. Die deutschen Marathonfreunde habenleicht irritiert registriert, dass die Zahl der Finisher 2006 rückläufigwar, 17.000 weniger als im Vorjahr, bei einzelnen Rennen bis zu 19Prozent (in den USA dagegen legten die bis zum Schluss Standhaf-ten um 3,7 Prozent zu). Und überhaupt: Weniger Marathonrenneninsgesamt und Anstieg der Durchschnittszeit aller Finisher. Demnachwechselt der sportive Deutsche auf die Kriechspur zurück, ist derBoom schon wieder beendet? Die Wahrheit, so hat es den Anschein,liegt in der Mitte. Gelaufen wird immer noch, bis die Socken qual-men, nur offenbar nicht mehr so lang, nicht mehr 42,195 Kaemm.Das Motto der Bewegungsfreaks heißt jetzt: Macht mal halblang.Halbmarathons liegen im Trend, ebenso Straßen- und Volksläufeüber noch kürzere Distanzen. 4.000 solcher "Sprints" (im Vergleichzum Marathon) führt der Deutsche Leichtathletik-Verband imAngebot. Knapp zwei Millionen nehmen es wahr.

Bei der Ursachenforschung für diese Entwicklung zum Nachteil desMarathonlaufs stößt man auf die Konkurrenz Walking, die ältereSportfreunde und frustrierte Langsamläufer anzieht, sowie dieFaktoren Aufwand und Gesundheit. Will meinen: Wer den "langenKanten" bei ansprechender körperlicher und seelischer Verfassungbeenden und Folgelasten vermeiden will, muss sich Zeit lassen, nichtim Rennen, aber in der Vorbereitung. Die Überlegung, Freizeit abernicht mehr ausschließlich, weil medizinisch notwendig, in dasHobby Marathon zu stecken, findet offenbar in zunehmendemMaße Anhänger. Das ist angesichts der deutlich weniger aufwändi-gen, gesünderen und vergnüglicheren Beschäftigung mitRennen/Läufen über kürzere Strecken nicht verwunderlich. Undwelche Rolle gelegentliche Todesmeldungen vom Marathon auf dieStreckenwahl der Hobbyläufer spielen, ist ja wohl noch nicht unter-sucht worden.

Wenn der Reiz des Marathons sich tatsächlich zu verflüchtigenbeginnt, müssen Organisatoren von kommerziellen Laufveranstal-tungen reagieren, rechnet sich ihr Geschäft (und das der Sportarti-kelindustrie) doch vor allem durch üppige Starterfelder. Heißt dieGleichung künftig also: Kleine Strecken großer Umsatz.

Michael Gernandt

Von schmerzenden Wahrheitenuch im Sport ist es so wie in manchen Familien: gewisseWahrheiten werden, weil sie schmerzliche Gefühle auslösen,

verschwiegen oder nur diskret angesprochen. Im Sport schmerzendie Enthüllungen über Stasi-Verstrickungen. Sie enden oft mit derStandardausrede, niemandem geschadet zu haben, obwohl alleBerichte von den MfS-Schergen willkürlich ausgebeutet werdenkonnten und wurden.

Nach über 60 Jahren auftauchende Enthüllungen über NS-Lebens-läufe können schmerzen, aber wie jede Wahrheit auch frei machen.So hat Bernd Wedemeyer-Kolwe die nicht immer lupenreine NS-Vergangenheit von Funktionären des LSB Niedersachsen, die nach1945 wieder im Sport, aber nicht alle im früheren Beruf tätig waren,offengelegt. Zwei Beispiele: Fritz Becker, dank Fürsprache von CarlDiem 20 Jahre LSB-Geschäftsführer, war schon 1931 Parteimitgliedund hat im Reichssportamt Führungsfunktionen bekleidet (sein LSB-Vorgänger Harry Domke gehörte seit 1932 der NSDAP an). Hans-Joachim Benecke, zwölf Jahre stellvertretender LSB-Vorsitzenderund Turnerfunktionär, hat in seiner Dissertation über das Dietwesen"fanatisch für nationalsozialistische Erziehungsmethoden Stellung"bezogen und als Hochschuldozent Karriere gemacht.

Jüngere Historiker scheuen sich nicht, bisher Verschwiegenes ansLicht zu bringen. Nils Havemann enthüllte die Verstrickungen desDFB-Präsidenten Felix Linnemann bei der Judenverfolgung. Derhundertjährige Ruderclub am Wannsee (RAW) Berlin verwies inseiner die NS-Zeit kritisch beleuchtenden Festschrift, dass WolfgangFreyeisen, Parteimitglied seit 1931, die Ruderer der SS-LeibstandarteAdolf Hitler als eigene Ruderriege im RAW "mit ganzjährigemGehalt" betreute. Der Vater der ARD-Sportschau, Hugo Murero, von1936-1942 Reichstrainer im Basketball, gehörte seit 1933 der Parteian; er scheint nach 1945 als nicht belastet eingestuft worden sein,was seine Karriere beim NWDR und als erster Sportchef im WDR-Fernsehen erklärt. Bereits 1995 hat Karl Adolf Scherer - ohnespürbares Echo - auf die NS-Vergangenheit von Ritter von Halt,Guido von Mengden, Gerd Abelbeck, Georg Xandry oder Carl Koppe-hel hingewiesen.

Wer von den Helfershelfern der roten Diktatur zu Recht Aufrichtig-keit verlangt, darf sich bei der Aufarbeitung der braunen Vergan-genheit nicht um unangenehme Wahrheiten drücken. Nur - wer inden Medien und der Wissenschaft eine solch späte Gewissenserfor-schung verlangt, muss sich hüten, sich zu weit aus dem Fenster zulehnen, denn eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Sport-journalismus im Dritten Reich steht noch immer aus.

Hans-Dieter Krebs

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issenschaft und Politik sind sich in großer Mehrheiteinig: Der klimapolitische Halbschlaf ist endgültigbeendet, und die Zeit für bloße Klimakosmetik

scheint vorbei zu sein. In der Tat, der menschengemachteTreibhauseffekt, der aus einem immensen Energieumsatzentstanden ist, sorgt in unseren Breiten für ungewöhnlichheiße Sommer, zerstörerische Naturkatastrophen, abschmel-zende Alpengletscher und zunehmende Überflutungen.Renommierte Experten warnen mit hart gezeichneten Bildern:Gehe der Klima-Wahnsinn ungebremst weiter, dauere es wohlkeine hundert Jahre mehr, bis die "Heißzeit" ein für allemal

aus dem Ruder gelaufen ist. Das arktische Eis sei dann endgül-tig verschwunden, der Eispanzer Grönlands sei unabänderlichabgetaut, so dass der Meeresspiegel um sieben Meter anstiege.Sylt und andere nord- oder ostfriesische Inseln gingen unter;Kiel, Hamburg und Rostock müssten geräumt werden; Berlinläge wegen des enormen Temperaturanstiegs am Rande derSahara in einer typischen Steppenlandschaft.

Angesehene Klimaforscher weisen darauf hin: Die aktuellentwickelten Szenarien, die seit Jahresanfang die Schlagzeilenprägen, unterschätzten eher die sich anbahnende Entwick-

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Vor uns die Sintflut? Der Klimawandel fordertauch den Sport herausVon Holger Schück

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lung, als dass sie zu Übertreibungen neigten. Obwohl sichglobale Risiken dieser Art einer exakten wissenschaftlichenBerechnung entziehen, geben doch die Klimaberichte derVereinten Nationen und des ehemaligen Weltbank-Cheföko-nomen Nicholas Stern fundierte Anhaltspunkte, dass dieErderwärmung weiter voranschreiten und diese durch unge-hemmtes Wachstum endgültig außer Kontrolle geratendürfte. Schuld daran soll der dramatische Anstieg der Emis-sionen von Kohlendioxid (CO2) sein, das durch die Verbren-nung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgase -alles Reste früherer Organismen, also kohlenwasser-stoffge-

sättigter Lebensmatsch - kontinuierlich in die Lufthülle derErde freigesetzt wird. Brandrodungen in den Tropen erhöhenden Ausstoß sogar noch um ein Drittel. Der Hauptanteildieser Emissionen wird zwar von der Landbiomasse und denWeltmeeren aufgenommen, 35 Prozent davon steigen jedochin die Atmosphäre auf.

Kohlendioxid, eine chemische Verbindung aus Kohlenstoffund Sauerstoff, absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung derSonne, hält sie somit in der Erdatmosphäre zurück. Der CO2-Gehalt der Luft beträgt zwar nur 0,038 Prozent; nach Was-serdampf ist Kohlendioxid das wirksamste Treibhausgas undmitverantwortlich für ein lebensfreundliches Klima auf unse-rem Planeten. Ohne diese Gase wäre die Erde mit Minus 18Grad Celsius ein klirrend kalter Himmelskörper, mit ihrer Hilfeerhöht sich auf der Erdoberfläche die mittlere Temperatur aufPlus 15 Grad Celsius. Gängige Erkenntnis ist: 550 GigatonnenCO2 stammen aus natürlichen Quellen, 32 Gigatonnen sindvon Menschen verursachte CO2-Emissionen. Tendenz: stei-gend.

Eine weitere Erhöhung der CO2-Abgase - 2030 soll derAusstoß schon 44 Milliarden Tonnen betragen - dürfte in dennächsten hundert Jahren für eine Temperatur-erhöhung vonmindestens vier Grad, in der Arktis bis zu sechs Grad Celsiussorgen. Grund dafür sollen die folgenschweren Aufheizeffek-te der Atmosphäre sein, denn durch Veränderung der Anteilevon Spurengasen wird die Wärmeabstrahlung der Erde inRichtung All, das etwa 80 bis 100 km über der Erdoberflächebeginnt, vermehrt behindert. Denn die Treibhausgase Kohlen-dioxid, Methan und auch einige Fluorchlorkohlenwasserstoffeabsorbieren ein bestimmtes Frequenzband der Infrarotstrah-lung, so dass ein Teil des infraroten Lichts unsere Sphärenicht verlassen kann. Der zivilisatorisch bedingte Anstieg desCO2-Gehalts der Atmosphäre bilde also einen Heizmechanis-mus, lautet die Kernthese der besorgten Klimaforscher. DieFolgen: Die Atmosphäre wird aufgeheizt, die Lufttemperatursteigt an. Höhere Temperaturen führen wiederum zu einervermehrten Ausgasung von Kohlendioxid aus den Weltmee-ren. Wird das Wasser wärmer, dürfte unausbleiblich Methan-gas aus den Meeren blubbern, was den Treibhauseffekt weiterverstärkte.

Unstrittig ist, dass die Erdatmosphäre eine wärmespeicherndeWirkung hat. Man kann sie mit dem Glasdach eines Treibhau-ses in einer Gärtnerei vergleichen, wo Licht und Wärme insInnere einstrahlen, wobei das Entweichen feuchtwarmer Luftund die Abstrahlung von Wärme im Wellenlängenbereichdurch die Hülle verhindert wird, weil das Glas undurchlässigist. Schon 1957 warnte der US-Ozeanograph Roger Revellevor einer globalen Erwärmung, ausgelöst durch den stärkerenCO2-Gehalt der Atmosphäre. Das blieb außerhalb der Fach-welt unbeachtet.

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Der Durchschnittsdeutsche verursacht etwa zehn bis 20 Ton-nen CO2 pro Jahr. Rein natürlich geben wir ungefähr 350 kgdes farb- und geruchlosen Gases über die Atmung ab; täglichalso etwa 1 kg: Es ist das Endprodukt unseres zum Lebenser-halt erforderlichen Stoffwechsels. Der überwiegende Teilresultiert aus unserem modernen Lebenswandel und demWirtschaftskreislauf. So verursacht ein Flug von Hamburgnach München pro Passagier 170 Kilogramm CO2. Wer diegleiche Strecke mit dem Auto fährt, emittiert nur 125 kg, wersie zu Fuß geht, verhält sich klimaneutral. Tatsächlich stam-men nur 11,9 Prozent des Klimagases aus den Pkw-Auspuffen- so hat es das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung(DIW) ermittelt. Damit ist der Individualverkehr also nicht dergroße Buhmann; dennoch haben die Hersteller hier zu Landeviel zu wenig getan, mit neuen Technologien schadstoffärme-re und spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. Hybridantrieb,Wasserstoff oder Biokraftstoffe und kleinere, effizientereAutos könnten für einen spürbar geringeren Ausstoß sorgen.Als größte Verschmutzer gelten nach wie vor Kraft- undFernheizwerke (43,2 Prozent der CO2-Emissionen), Industrieund Gewerbe (24,8) und Privathaushalte (13,0).

Alle Emittenten sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damites zur Jahrhundertwende nicht um 6 Grad wärmer wird.Wenn der Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden könnte,bliebe die Klimakatastrophe mit fatalem Ausmaß aus - das istdie Kernforderung, die weltweit in politischen Diskussionenkonsensfähig ist. Selbst in den USA und in China wird inzwi-schen von einem Wendepunkt oder sogar von einem nachhal-tigen "ökologischen Neuanfang" gesprochen. Diesmal wird dieDebatten-Karawane wohl nicht folgenlos weiterziehen. Alleindas Klimaschutzprogramm der Bundesregierung umfasst 150Maßnahmen: Dazu gehören der Handel mit Emissionsrechtenfür Kraftwerke und Fabriken genauso wie der Ausbau dererneuerbaren Energien. Glühbirnenverbot, Tempolimit undEindämmung der Billigfliegerei sind weitere Vorschläge ausdem Treibhaus der Berliner Politik. Dabei sollte, den Plänen derdeutschen Energieriesen zum Trotz, viel stärker darauf hinge-wirkt werden, so schnell wie möglich keine fossilen Brennstof-fe mehr zur Warmwasserbereitung und zur Heizung zu ver-wenden. So könnte gerade in den Sommermonaten eineerhebliche Reduzierung von CO2 erreicht werden.

Der Appell zu Veränderungen geht ausnahmslos an alleIndustriestaaten. Was der zwischenstaatliche Klimabeirat IPCCin seinem vierten Weltklimabericht Anfang Februar aufge-zeigt hatte, war ein umweltpolitischer Urteilsspruch mitapokalyptischen Warnungen. Nationale Rahmen allein sindzur Eindämmung der Klimafolgen nicht erfolgversprechend,globale Aktivitäten werden verlangt. Fatalismus und Verdrän-gung sind genauso fehl am Platze wie Alarmismus und über-stürzter Aktionismus. Behäbiger umweltpolitischer Trott oderdie vor Ignoranz strotzende Hoffnung, in der Weite unseresUniversums sei das Quäntchen Sonderdreck doch nur ein

Sandkorn in der Schöpfungswüste, erweisen sich als nichthilfreich.

"Was soll die ganze Aufregung?", heißt es dieser Tage immerwieder mit dem Argument: Klimawandel sei doch erdge-schichtlicher Alltag. Ein relativierender Verweis auf viel schlim-mere klimatische Phasen der Erdgeschichte, als die OzeaneBadewannentemperatur hatten, ist auch deshalb unredlich,weil die Menschheit eine zivilisierte Gemeinschaft ist, dieVerantwortung gegenüber nachfolgenden Generationenwahrzunehmen hat, und weil wir technologisch in der Lagesind, das Vermeidbare auch zu vermeiden. WissenschaftlicheBerechnungen, es käme zu keinem planetaren Supercrash,selbst wenn die Menschheit alles verfeuerte, was die Erde anfossilem Brennstoff hergäbe, mögen zwar stimmig sein, sindaber die falsche Denkschablone von Gegnern des Mainstreams,die gern einmal gegen den Strom schwimmen wollen. Undwas hat dies alles mit dem Sport zu tun? Nicht gerade wenig -und zwar im umfassenden wie im spezifischem Sinne.

Die Hitzewelle in Europa 2003 soll 35.000 Todesopfer gefor-dert haben; dies dürfte sich weiter potenzieren. Denn höhereTemperaturen sorgen für thermischen Stress mit einer erhöh-ten Sterblichkeit, vermindertem Wohlbefinden und Erkrankun-gen gerade älterer Mitbürger. Klettern die Temperaturen über30 Grad, werden Bewegung und Sport im Freien zu einergesundheitlichen Belastung. Mehr Grünflächen in den Städtenlindern zwar die Hitze, wenn der Asphalt dampft, sind aller-dings kein Allheilmittel. Sport sollte bei extremer Hitze mitbesonderer Vorsicht betrieben werden, weil der Körper bis zuanderthalb Liter Flüssigkeit verliert. Wird die körperlicheBelastung zu groß und der Flüssigkeitsmangel zu stark, provo-ziert der klimabedingte Schwitzkasten einen Kreislaufkollaps.

Ins Gerede gekommen ist wieder einmal der Motorsport mitseinen vielen Facetten. Außerhalb der Rennsportgemeinde giltes als nicht mehr nachvollziehbar, dass jedes Jahr die Wüsten-Rallye Dakar als "letztes großes Abenteuer der Menschheit"zelebriert wird, die ökologischen Bedenken aber ausgeblendetbleiben. Und die 800 PS starken Boliden der Formel eins, die60 bis 80 Liter Spezialbenzin auf 100 km verbrauchen und 1,5kg CO2 pro km ausstoßen, sind die absoluten Klimasünder.Eigentlich unverantwortlich: Pro Fahrzeug werden in derSaison über 50 Tonnen CO2 emittiert, die Flugmeilen desTrosses summieren sich hinzu. Noch sind umweltfreundlicheTechnologien im Vollgassport ein Fremdwort. Allerdings kanndie Eliteklasse des Motorsports nicht mehr länger dem Klima-schutz davonbrausen - deshalb wurde eine "Grüne Formeleins" als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Ab 2011 sollen Rapsöloder andere Biostoffe in die Tanks der Rennmaschinen rinnen.Doch noch immer wehren sich einige Ewiggestrige der Bran-che, auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. IhreArgumente strotzen vor Einfalt: 99 Prozent des CO2 bei einemRennen werden von den Zuschauern verursacht (wenn

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100.000 Besucher in 50.000 Pkws geschätzte 150 km für Hin-und Rückweg zurücklegen). Nach diesem Kalkül belastet einFußball-Wochenende in Deutschland die Umwelt höher als dieVollgasorgien in einer Rennsaison.

Die milden Winter in unseren Breiten mit wenig Schneeverlangen für den Wintersport eine Neuorientierung. "Gegendie Erderwärmung, die nicht nur im Flachland, sondern auchin den Bergen zuschlägt, wird neuerdings mit allen verfügba-ren Kanonen geschossen", tadelt der sportpolitische Sprecherder Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, WinfriedHermann. Der Politiker kritisierte gemeinsam mit anderenUmweltschützern, dass zur Jahreswende für den Biathlon-Weltcup in Oberhof 80 Lkws aus Bremerhaven 4.000 Kubikme-ter Splittereis, das sonst zur Kühlung von frischem Fischbenötigt wird, in den Thüringer Wald transportiert wurden.Mindestens 150 Tonnen CO2 wurden dabei freigesetzt - eineKlimasünde des Sports. Hermann, der auch Vorsitzender desKuratoriums Sport und Natur ist, rügt: "Es wäre doch dieVerrücktheit auf die Spitze getrieben, wenn man die Folgendes Treibhauseffekts, der auf die energieintensiven, klimabelas-tenden Lebensweisen in den Industrieländern zurückzuführenist, damit bekämpft, dass man mit viel Energieaufwand denWinter mit Eis und Kunstschnee selber schafft - nach demMotto: Wenn die Natur nicht will, werden wir das selbstmachen."

Die Auswirkungen des sich anbahnenden Klima-GAUs treffendie Ferienregionen in den Mittelgebirgen bereits heute emp-findlich. Umstellen müssen sich auch die deutschen Alpenre-gionen: FIS-Rennen in den 34 deutschen Skigebieten werdenbis auf das Zugspitzplateau schon bald nicht mehr ausgetra-gen werden können. Ein Grad Erwärmung bedeutet, dass sichdie Schneegrenze um etwa 150 m verschieben wird. DerSkisport könnte sich aus unseren Breiten schneller verabschie-den, als viele erwarten. Häufige Verlegungen und Ausfällealpiner wie nordischer Wettbewerbe sorgen bereits für neueEntscheidungsgrundlagen. Norwegen, der Kaukasus und dersibirische Permafrostboden dürften schon bald begehrteStandorte werden. Sogar der Präsident des IOC, JacquesRogge, deutete zu Jahresbeginn Konsequenzen für die Vergabeder Austragungsstätten Olympischer Winterspiele an; künftigeBewerber müssen erwartbar sichere natürliche Schneeverhält-nisse dokumentieren.

Ist die sich anbahnende Klimakatastrophe nur Bluff undSchwindel, pure Scharlatanerie? Es gibt in der wissenschaftli-chen Erörterung sui generis unterschiedliche Meinungen. Soheißt es, Anteile des CO2 in der Luft im Spektrum von mehre-ren Zehntel Promille hätten keinerlei Wirkungen auf dieWärmespeicherfähigkeit und die Dichte der Luft. Die Zunahmedes CO2-Gehalts könnte nun einmal die direkte thermischeAbstrahlung der Erdoberfläche ins All nicht vollständig unter-binden. Durch diese Abstrahlung werde die Luftschicht in der

mittleren Atmosphäre sogar immer kühler. Die so genannteMesosphäre werde also kälter und schrumpfe um einigeKilometer pro Jahrzehnt.

Andere Forscher stellen wiederum fest: Mindestens 90 Prozentder Treibhauswirkung sei dem Wasser geschuldet, dem Was-serdampf (H2O), und erst der Rest einigen Gasen, Kohlendioxid(CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), Ozon (O3),und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Dabei seien dieSpurengase als Bewirker des Treibhauseffekts relativ unbedeu-tend, denn die Atmosphäre könne bis zu vier Prozent Wasser-dampf enthalten; hingegen seien nur knapp 0,04 ProzentKohlendioxid, dem mengenmäßig bedeutendsten Spurengas.Und eine Erhöhung des CO2-Anteils könne nun einmal keineAuswirkungen auf das Klima haben. Denn Treibhausgaseverlangsamten die Wärmeabgabe der Erde und könnten aufkeinen Fall die Transportrichtung der Wärmeabfuhr ändern.Eine thermische Rückstrahlung der angeregten Kohlendioxid-Moleküle in die warme erdnahe Zone sei nicht möglich, dennes gebe nur dann eine Wärmeübertragung, wenn der Senderwärmer ist als der Empfänger. Da die Temperatur in der Höhepro Kilometer um etwa 6 Grad abnimmt, sei es im größten Teilder Atmosphäre extrem kalt. Nach dem Wissensstand derPhysik, genauer gesagt: der Thermodynamik, sei es ausge-schlossen, dass es durch CO2-Spurenanteile in der Luft zueiner Erwärmung kommen kann. Lediglich der Wassergehaltder Atmosphäre sei klimawirksam, und dessen Wirkungendürften keine katastrophalen Ausmaße annehmen.

Auch wenn die Meinungen der Experten auseinandergehen,sollten wir nicht abwarten, ob sich die Theorie von der Klima-katastrophe bewahrheitet oder nicht. Denn die mittlere Auf-enthaltszeit von heutigen CO2-Emissionen in der Lüfthüllebeträgt 120 Jahre; die tatsächlichen Auswirkungen werdensich also erst in einigen Jahrzehnten zeigen. Die Alarmsignalesollten Grund genug sein, den übermäßigen Ausstoß vonTreibhausgasen einzudämmen: Wirkungsvolle Klimaschutz-maßnahmen sind erforderlich, der Übergang in eine kohlendi-oxidarme Energieversorgung ist wünschenswert. Nicht nur dieDreckschleudern der Industrie müssen verschwinden - einjeder kann sich für Verhaltensweisen und Produkte entschei-den, die den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich verringern.Wir sollten beim "liebsten Spielzeug" anfangen: Brauchen wirgepanzerte Luxuslimousinen, die wenige Kilogramm Menschmit einer Tonne Metall umhüllen und deren Verbrennungsmo-tor im Zeitalter des technisch diversifizierten Fortschrittsüberholt ist? Die Antwort lautet: nein.

"Meton ariston" - "Maßhalten ist das Beste". Zeugt dieser2.500 Jahre alte Sinnspruch des griechischen Weisen Cleobu-lus von Lindos immer noch lebendig von brennender Aktuali-tät? Ja! Auch der moderne Sport und die internationale Olym-pische Bewegung werden durch den Klimawandel besondersherausgefordert. OF

as tun Sie oder möchten Sie in Zukunft tun, umdas Klima zu schonen?", so lautete die Frage vonInfratest dimap Ende Februar/Anfang März. 80%

der Deutschen, so die Demoskopen, wollen weniger Autofah-ren. Gleichzeitig wird der Bundesregierung von den Befragtenvorgeworfen, nicht genügend für den Klimaschutz zu tun.Der Bürger selbst allerdings lässt zwischen der verbalenWillensbekundung und seiner tatsächlichen Handlungsweiseeine große Lücke klaffen.

Dies beweist die Studie "Mobilität und Sport", die vom Insti-tut für Verkehr und Umwelt in Stuttgart für Baden-Württem-berg erstellt worden ist. Auftraggeber war das damaligeMinisterium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg,Kooperationspartner der Landessportverband Baden-Würt-temberg (LSV).

Zu den Ergebnissen dieser in Deutschland bisher einmaligenStudie:

über 8 Milliarden Kilometer jährlich werden allein inBaden-Württemberg für Sportaktivitäten gefahren, davon mehr als 1 Milliarde Kilometer als Zuschauer durchden Besuch von Sportveranstaltungen,und über 1 Milliarde Kilometer durch Transporte zumSporttreiben der Kinder,

knapp die Hälfte aller "Sportler" fährt mit dem Auto, die Mehrzahl sitzt allein im Auto,nur 4% der Sportaktiven nutzen öffentliche Verkehrsmittel, nur bei Distanzen unter 1 Kilometer wird das Rad genutztoder gelaufen.

Bei diesen Ergebnissen wurden die Fahrten der Funktionsträ-ger der Sportorganisation (Schiedsrichter, Trainer, Jugendlei-ter, Vorsitzende, etc.) noch gar nicht erfasst. Rechnet man dieFahrleistungen der Sportaktivitäten auf die Bundesrepublikhoch, kommt man bei angenommenen 5 Milliarden Kilome-tern je Bundesland auf die beinahe unglaubliche Zahl von 80Milliarden Kilometer pro Jahr, die für den Sport in Deutsch-land gefahren werden.

Wirkung und Belastung des Sportverkehrs auf dieUmwelt

Die generellen Verkehrsprobleme, d.h. die Folgewirkungenauf Flächenbeanspruchung und Klimaschutz müssen ange-sichts der gezeigten Dimensionen des Sportverkehrs höchsteBeachtung finden. Im Hinblick auf Umwelt- und Klima-schutz lässt sich im Rahmen eines dynamischen Sportent-wicklungs-Szenarios verdeutlichen, um welche Faktoren eshierbei geht:

Mobilität und Sport:Im Spannungsfeld zwischen Schädigung der Umwelt undVerbesserung der LebensqualitätVon Rainer Hipp

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W"

In Baden-Württemberg würde sich bei einer fortgeschriebe-nen Jahresfahrleistung des gesamten PKW-Sportverkehrs bis2020 ein weiterer Anstieg

des Treibstoffverbrauchs um 10,5 % (2010) und noch um2,5 % (2020) trotz sinkender Verbrauchswerte; und des C0²-Ausstoßes um 0,65 % (2010) trotz vermindertemGrenzwert auf 140 g pro Kilometer ergeben.

Aus den Antworten der Befragten in der Studie ergibt sichein insgesamt komplexer Meinungsspiegel, der gerade aufGrund teilweise erheblicher individueller Unterschiede Anlassgibt, zu untersuchen, ob sich Gruppen mit ähnlichen Einstel-lungs- und Verhaltensmustern zeigen. In einem erstenAnsatz, der auf dem sozialwissenschaftlichen Verfahren derClusteranalyse basiert, lassen sich drei ähnlich große Gruppenidentifizieren, die eine unterschiedliche PKW- bzw. öffentli-che Verkehrs (ÖV)-Affinität zeigen und sich auch in anderenMerkmalen zum Teil deutlich, zum Teil aber auch nur margi-nal gegeneinander abgrenzen:

Gruppe 1 ("Eingefahrene Autonutzer"):

Sie zeigt eine sehr deutliche Affinität zum Autofahren, hoheSport-Mobilität und hohe PKW-Verfügbarkeit. Sie lebt

schwerpunktmäßig im ländlichen Raum, in größeren Haus-halten, ist erheblich auch in Kindersport-Aktivitäten einge-bunden und hat überwiegend eine eher negative Einstellungzum öffentlichen Verkehr. Motive der Sportausübung sindinsbesondere gesundheitlich orientiert.

Gruppe 2 ("Aufgeschlossene Autonutzer"):

Sie zeigt auf der Einstellungsebene eine weniger deutlichePKW-Affinität und bewertet auch den ÖV tendenziell positi-ver. Trotzdem werden Sportwege, erst recht im Kinder- undJugendsport, meist im PKW bewältigt - aus Bequemlichkeitoder Zeitknappheit. Diese Gruppe hat das höchste Bildungs-niveau, fährt aber im Mittel auch die meisten Kilometer fürSportzwecke.

Gruppe 3 ("Zweckangepasste ÖV-Nutzer"):

Sie weist einen hohen Anteil an Jüngeren und Älteren auf,lebt überwiegend im verdichteten Raum und ist in Einstel-lung und Verfahren ausgesprochen ÖV-freundlich orientiert.Sie legt insgesamt deutlich weniger Kilometer für sportin-duzierte Zwecke zurück als die anderen Gruppen. Es bestehtnur ein geringes Wegeaufkommen für Kinder- und Jugend-sport. Alle Sportwege-Aktivitäten sind in dieser Gruppe

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durch einen hohen Fußgänger- und Radfahrer-Anteilgekennzeichnet.

Abwägung zwischen Sport und Umwelt

Die durch die Studie ohne Zweifel bewiesenen Umweltbelas-tungen, die als Folgewirkungen des Verkehrs durch Sportakti-vitäten und Sportveranstaltungen entstehen, entwickeln sichangesichts der Größenordnung der sportbedingten Jahres-fahrleistungen für die Zukunft als wachsendes Problemfeld,das einer sachlichen Abwägung bedarf.

Der Zuwachs an Sportaktivitäten bedingt einen weiterenAnstieg an Sportverkehr. Dadurch wächst - wie erwähnt -auch die Belastung für Umwelt und Natur. Dazu sollen einigeselbstverständliche Thesen dargestellt werden:

Bei der Erhaltung der Umwelt geht es um Fragen von Lebenund Überleben. An diesen Fragen ist auch die Sportorgani-sation, sind alle Sportler interessiert, weil sie alle leben undüberleben wollen. Sport eröffnet Möglichkeiten und Chancen übrigens füralle, menschlicher leben zu können. Besser, gesünder,fröhlicher, vielleicht sogar länger leben zu können. Auchdaran sollten alle interessiert sein. Weil Überleben Voraussetzung menschlichen Lebens ist,haben der Sport und seine Organisationen gewiss dortzurückzustehen, wo seine Funktionen Überleben ins Risikobringen.Wo Umweltbelastungen aus dem Bereich des Sportsmenschliche Existenz nicht in Gefahr bringen, ist abzuwä-gen, was für die Allgemeinheit unter Aspekten der Lebens-qualität nützlicher, wichtiger ist: Die (gestörten) Umwelt-güter und Umweltinteressen oder die durch den Sportgeförderten Güter und Interessen. Speziell in diesemBereich werden Diskussionen stattfinden, Einsichten ver-mittelt und Kooperationen vollzogen werden müssen.

Zwischen Grundsatz und persönlicher Betroffenheit

Wir alle und jeder Einzelne akzeptieren relativ leicht allgemei-ne Grundsätze, auch Verhaltensvorschriften wie:

Schutz dem Wald, Wider die Umweltverschmutzung, Kampf dem C0²-Ausstoß,Für Hybridautos und das sofort …

Kehrt sich aber die gebilligte Verhaltensnorm individuellgegen einen selbst, beginnen häufig Widerstand und Ärger.Wie viele Reden sind schon - um ein Beispiel zu nehmen -gegen das Eigentum gehalten worden und wie selbstver-ständlich sind die Redner dabei doch davon ausgegangen,dass das eigene Eigentum (natürlich) geschützt bleibe. Solche

Erfahrungen sind übertragbar. Wenn wir das wissen und unsstets gegenwärtig machen, steigen unsere Chancen, Vernünf-tiges zu Wege zu bringen.

Der Sport lebt mit oder unter einem Trauma. Er fühlt sichgelegentlich als leicht spielbares Instrument der Politik. Eswäre schlimm, wenn an der Sportorganisation partiell einerigide Umweltpolitik vollzogen würde, die im Übrigen vorArgumenten aus dem Bereich der Wirtschaft und Industrieund auch vor anderen privaten Wünschen zurücksteckenwürde.

Überzeugungsbildung innerhalb der Sportorganisation undihre Kooperationsfähigkeit nach außen werden also auchdavon abhängen, dass das Verhalten der Politik und desUmweltschutzes in sich schlüssig ist.

Keine Frage: Der Sport schafft Belastungen! Wie übrigensandere menschliche Wünsche und Bedürfnisse auch! Siemögen - verglichen mit der Belastungsproduktion anderer"Hersteller" - relativ bescheiden sein.

Aber es gibt sie! Das zeigt ganz eindeutig die Studie "Mobili-tät und Sport". Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass dieSumme aller Belastungen auch die weniger Gewichtigen mitprägen.

Es gilt also, abzuwägen:

Die Sportorganisation kann und will nicht verlangen, dassjedermann überall seinen Wunschsport betreiben kann.Andererseits sollten Natur- und Landschaftsschutz nichteine Wunschsportart ganz oder nahezu ganz von derAusübung effektiv ausschließen können. Es sollte möglichsein, in einer gegenseitigen Abstimmung Konsens zuerzielen, wo der Schutz von Biotopen Vorrang haben sollvor der Ausübung des Sports, hier: einer bestimmtenSportart.Wo die Inanspruchnahme von Landschaft und ihre unmit-telbaren und mittelbaren Folgen ökologisch unbedenklichoder nur unwesentlich ökologisch relevant sind, sollte diePräferenz des Sports Anerkennung finden. Wo die menschlichen Lebensgrundlagen durch den Belas-tungsbeitrag des Sports in ein offenkundiges Risiko geratenkönnen, muss die Sportorganisation akzeptieren, zurück zustehen.

Voraussetzung aller Abwägung und allen Abwägungsverhal-tens ist das wechselseitige Gehör, das Sich-Anhören. Auchrichterliche Entscheidungen sind Abwägung. Dort gilt derverfassungsrechtliche Grundsatz des "audiatur et altera pars."Wir sollten ihn auch - wie selbstverständlich - in unsereBeziehungen aufnehmen.

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Handlungsansätze für eine nachhaltige Entwicklungdes Sportverkehrs

Als Voraussetzung für geeignete und längerfristig angelegteHandlungskonzepte müssen zunächst die Potenziale definiertwerden, die hinsichtlich Einsparungen im Energieverbrauch,Klimaschutz und Flächennutzung zu einer Umweltentlastungund Ressourcenschonung beitragen und in verschiedenenStufen für den Sport und seine Organisation erschlossenwerden können. Priorität aus der Sicht der vorliegenden Studiewird eindeutig dem Sektor des Energieverbrauchs eingeräumt.Laut Shell-Szenarien aus dem Jahr 2004 werden sich diePKW-Treibstoff-Verbrauchswerte (im Flotten-Durchschnitt)durch fahrzeugtechnologische Entwicklungen in den nächs-

ten zehn Jahren von heute 8,5 Liter pro 100 Kilometer lang-fristig in 6,5 Liter pro 100 Kilometer entwickeln (2010: 7,8Liter/2020: 7,0 Liter) und selbstregulierend zu einer Entlas-tung beitragen. Weitergehende Verbrauchsreduktionen könn-ten darüber hinaus im Sportbereich durch eine

Dämpfung der PKW-Fahrleistungsentwicklung (Kilometer proJahr) auf der Basis von Fahrgemeinschaften und einer höhe-ren Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowiedurch eine forcierte Kommunikation und vermehrte Nutzung undVerbreitung des seit längerem erfolgreichen Ökotrainings(Sprit-sparendes Fahren)

erreicht werden. Die Reduzierung desTreibstoffverbrauchs bei den PKW-Fahr-leistungen hätte summarisch sowohldie erwünschte positive Auswirkung aufeine Minderung des C0²-Ausstoßes alsauch auf eine Minderung toxischerSchadstoffe und wäre insofern einwertvoller Beitrag für die Stabilisierungund Verbesserung des Klimaschutzes.

Im Hinblick auf die sportinduziertenVerkehrs-Probleme bei der Flächennut-zung stehen Fragen des Flächenbedarfsfür die Verkehrserschließung - insbeson-dere Parkierungsflächen - sowie Aspektedes Verkehrslärms im Vordergrund. Auchin dieser Richtung könnte prinzipielldurch eine Erhöhung der Transportan-teile des öffentlichen Personen-Nahver-kehrs im Verhältnis zum Individualver-kehr eine wünschenswerte Entwicklungverstärkt werden.

Auf der Grundlage dieser technologi-schen, infrastrukturellen und konzeptio-nellen Ansätze besteht insgesamt einerealistische Chance, die im Sporterkannte und inzwischen auch sportpo-litisch offensiv angegangene Umwelt-problematik den Sportaktiven übergeeignete Medien verständlich zumachen. Es hat sich gerade durch diekonkreten Erkenntnisse der Studie"Mobilität und Sport" und die im Ansatzbereits gebildeten Verhaltens-Clusterdie Überzeugung verstärkt, dass mitdiesem Prozess eine langfristig angeleg-te Sensibilisierung und Motivation fürMinderung der jeweiligen Probleme zuerreichen ist. OF

n Berlin knallten die Sektkorden. 50 Jahre europäischeVerständigung, 50 Jahre Römische Verträge wurden großgefeiert. Die Repräsentanten der 27 Mitgliedsstaaten der

Europäischen Union, allen voran die deutsche EU-Ratspräsi-dentin Bundeskanzlerin Angela Merkel, würdigten, dass auseinem Sechser-Club ein riesiger Staatenverbund gewachsenist. Die Bevölkerung feiert mit. Das Thema Europa ist aktuell.Europa ist in aller Munde. Und der Sport ist an prominenterStelle mit dabei.

Nicht nur, dass sich am 12. und am 13. März Sportministerund Delegationen aus den EU-Mitgliedsstaaten unter derLeitung von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble inStuttgart mit Themen wie "Sport und Ökonomie", "Sport undGewalt", Integration und Sport" und "Dopingbekämpfung"auseinandergesetzt haben. Auch unter dem Dach des Deut-schen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit seinen 27 Millio-

nen Mitgliedschaf-ten und mehr als90.000 Vereinenwurde die beson-dere Note "Europa"im ersten Halbjahr2007 gesetzt.

"europa(S)meister"heißt die Initiativedes DOSB zurdeutschen EU-Ratspräsident-schaft, die sichzum Ziel gesetzthat "Für Deutsch-land in Europawerben - Europain Deutschland

sichtbar machen". In allen 16 Landes-sportbünden werden 16 Beispiele fürtäglich gelebtes Europa im Sport vor Ortvon 16 Europameisterinnen bzw. Euro-pameistern präsentiert. "europa(S)meis-ter" stellt Projekte aus den unterschied-lichsten gesellschaftlichen Bereichen vor:von Integration über Gesundheit oderregionaler Wirtschaftsförderung bis hinzu Ausbildung und Beschäftigung. "Diedeutsche EU-Ratspräsidentschaft bieteteine hervorragende Gelegenheit zuzeigen, dass Sport nicht nur Europameis-terinnen und -meister ermittelt, sonderndass die wichtigen europäischen Thementagtäglich im Sport gelebt werden", sagtDOSB-Präsident Dr. Thomas Bach zu der

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Europa und der Sport - ein gesellschaftspolitischer Dauerbrenner mit aktueller InitiativeVon Walter Mirwald

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ber den wahren Wert der Auszeichnung streiten sichdie Gelehrten. Unbestritten ist dagegen: Die Plakettewiegt schwer und ihr Glanz strahlt so hell über der

Stadt wie der Stern von Mercedes. Stuttgart ist die Europäi-sche Sporthauptstadt 2007. Verliehen wird das Prädikat vonder eigens dafür gegründeten Organisation "European Capitalof Sports Association" (ACES) jeweils für ein Jahr. Die ACESsitzt in Rom, italienische und spanische Sportagenturenhaben sie 1999 gegründet. Wem der Prestige bringende Titelverliehen wird, entscheiden gestrenge Juroren. Städte könnensich nicht bewerben, sie werden gekürt.

Das wichtigste Kriterium: Die Auserwählte muss sich überden Zeitraum von mindestens fünf Jahren besonders um denSport bemüht haben - und das nicht nur im Spitzenbereich.Die Prüfer achten auf die sportliche Infrastruktur, die kom-munale Nachwuchsförderung, innovative Projekte und aufdie Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Stuttgarts Oberbürger-meister Dr. Wolfgang Schuster strahlte wie nach einergewonnenen Wahl, als er Ende Januar die goldene Trophäeentgegennahm. Seine Stadt hatte sich als erste deutscheKommune gegen 43 Konkurrenten durchgesetzt. Ihr Namesteht fortan eingraviert neben zuvor ausgezeichneten Städ-

Sport, Spaß und Stuttgart: Die Schwaben-Metropole

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ten wie Madrid, Stockholm, Glasgow, Alicante, Rotterdamund Kopenhagen. Und irgendwie scheint es, als sei damit der12. April 2003 ein für allemal vergessen. Damals platzteschon im ersten Wahlgang jäh der Traum von der Bewer-bung für die Olympischen Sommerspiele 2012. Stuttgartbekam 15 von 135 möglichen Stimmen, die Präsentation warso bieder wie peinlich, und die Häme der Konkurrenten trafdie Macher vom Neckar bis ins Mark. Ein bittere Niederlagefür die bewegte Stadt, die nach der Leichtathletik-EM 1986mit dem Olympic Cup des Internationalen OlympischenKomitees (IOC) und im Anschluss an die Leichtathletik-WM

1993 mit der Fair-Play-Trophäe der Unesco ausgezeichnetworden war.

Jetzt meldet sich die sportbegeisterte Metropole zurück. DerACES-Award gilt dabei nur als äußeres Zeichen eines innerenWandels, der in den vergangenen Jahren Erstaunliches zuStande brachte. Nach einer kurzen Phase der Besinnung hatdie baden-württembergische Landeshauptstadt den Sport alsStandortfaktor wieder belebt. "Eigentlich hätte Stuttgartdiese Auszeichnung gar nicht nötig, denn die Kommune istauch so die europäische Sporthauptstadt 2007", sagte DOSB-

ist Europäische Sporthauptstadt 2007 Von Gunter Barner

Initiative, für die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirm-herrschaft übernommen hat.

Und dass dies mehr ist als eine Pflichtübung im Halbjahr derdeutschen Ratspräsidentschaft, zeigt ein Schreiben der Bun-deskanzlerin an den DOSB-Präsidenten, in dem es heißt: "Mitgroßem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu der Initiative‚europa(S)meister' gelesen und mit Freude zur Kenntnisgenommen, dass Europa - entgegen vieler Unkenrufe - inauch für unsere Bevölkerung direkt wahrnehmbaren Berei-chen, wie dem des Sports, tagtäglich gelebt wird." Die EU-Ratspräsidentin schreibt weiter: "Die Initiative verdient imeuropäischen, aber auch deutschen Interesse, große Öffent-lichkeit. Aus diesem Grunde möchte ich die Initiative unter-stützen und bin gerne bereit, die Schirmherrschaft im Rahmender deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen."

Die "große Öffentlichkeit", auf die die Bundeskanzlerin undSchirmherrin hinwies, wird natürlich vom DOSB und seinenLandessportbünden gezielt gesucht. Jeder Landessportbundstellt seine Aktion mit dem jeweiligen Europameister bzw. derEuropameisterin in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstal-tung vor. Für den Auftakt sorgte der Landessportbund Rhein-land-Pfalz, für den die Langstreckenschwimmerin AngelaMaurer das Projekt "Sport und Sprache" präsentierte. InMainz-Mombach verbindet der Landessportbund einenSchwimmkurs für deutsche und muslimische Frauen miteinem Sprachtraining. Das Projekt setzt europäische Schwer-punktthemen wie Integration, Gender Mainstreaming undlebenslanges Lernen in die Praxis um und fördert darüberhinaus den sportlich-kulturellen Austausch der Frauen unter-einander.

Ein zweites Beispiel: In Hamburg steht Hockey-NationalspielerSebastian Biederlack für das Projekt "Gesundheitsförderungdurch Bewegung". Im Rahmen von Gesundheits- und Bewe-

gungsschulungen für ältere Arbeitssuchende in kleinen undmittleren Unternehmen setzt die Aktion die europäischenAnsätze Gesundheit, Prävention, Beschäftigung und Integrati-on um. Ziel ist ein breites Qualifizierungs-, Beratungs- undVermittlungsangebot für Arbeitssuchende und von Arbeitslo-sigkeit bedrohte Menschen über 45 Jahre. Außerdem werdendie Unternehmen auf die durch den demographischen Wandelentstehenden Herausforderungen vorbereitet.

Unter den namhaften Athletinnen und Athleten, die dieAktion "europa(S)meister" unterstützen, sind auch die DOSB-Integrationsbotschafterin und Karate-Europameisterin EbruShik Ahmad, die Sprinterinnen Gabi und Birgit Rockmeier, dieEisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann, der Zehn-kampf-Olympiazweite von Atlanta 1996, Frank Busemann, derTrampolinspringer Dennis Luxon und die Schwimmer VolkerMeeuw und Klaus Steinbach, letzter NOK-Präsident undPersönliches Mitglied im DOSB. Die Europameister stehen Patefür wöchentliche Quizfragen. Es winken Preise zu Sport- undKulturveranstaltungen in ganz Europa. Als Hauptpreis verlostder DOSB mit Unterstützung der Zurich Gruppe Deutschlanddrei Reisen zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking.

Der deutsche Sport hat allerdings Europa nicht erst im Zei-chen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft entdeckt. Viel-mehr führt der DOSB mit der Initiative "europa(S)meister" seintraditionelles Engagement für die europäische Verständigung -auch mit dem Sport und durch den Sport - fort. Bereits seit1993 ist die größte Bürgerbewegung Deutschlands mit einereigenen Interessenvertretung in Brüssel präsent. Dafür hatsich ganz besonders die Spezialistin für Europafragen imfrüheren Deutschen Sportbund, die langjährige Vizepräsiden-tin Erika Dienstl, engagiert. Mittlerweile zählen acht nationaleDachsportorganisationen und die Europäischen OlympischenKomitees zu den Kooperationspartnern der DOSB-Vertretungin der europäischen Hauptstadt.

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Präsident Dr. Thomas Bach. Ein Großereignis jagt neuerdingsdas andere. Im Sommer 2006 feierten die Schwaben nochenthusiastisch das kleine Finale der Fußball-Weltmeister-schaft. Im Januar dieses Jahres strömten die Zuschauer zuden Vorrundenspielen der Handball-WM in die nagelneuePorsche-Arena. Anfang September steigt die Turnweltmeister-schaft, vom 25. bis 30. September werden die Straßen-Rad-weltmeister gekürt, Ende November erlebt die Automobilstadtdie Tanz-WM - und zwischendurch messen sich die bestenLeichtathleten der Welt im Daimler-Stadion beim WordAthletics Final der IAAF.

"Wir wollen noch mehr solcher Topveranstaltungen", sagt dieehrgeizige Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann. Die

ehemalige Handballspielerin denkt dabei an Tennis, Tischten-nis, Volley- und Basketball. Die Voraussetzungen im sogenannten Neckarpark sind nahezu ideal. Das 55 Hektargroße Sport-, Erlebnis- und Freizeit-Zentrum rund um dasGottlieb-Daimler-Stadion bietet Möglichkeiten, die auchinternational keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Das neueMercedes-Museum fasziniert seine Besucher. Das erst kürzlicheingeweihte Carl-Benz-Center - mit Restaurants, Hotels,Kongressräumen und der Nachwuchsakademie des VfB Stutt-gart - dient bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten alsschmuckes Domizil für die Fans. Das Daimlerstadion selbstzählt zu den modernsten und großzügigsten Arenen inEuropa. Und nur einen Steinwurf weit entfernt eröffnen die"Zwillinge" Schleyerhalle und Porsche-Arena dem regionalen

Als Mittler zwischen Sportorganisationen und politischenEntscheidungsträgern in den EU-Institutionen vertritt das EU-Büro die Interessen des Sports in EU-Gesetzgebungsverfahrenund unterstützt seine Mitgliedsorganisationen praxisnah beiFragen rund um EU und Sport. Einen Schwerpunkt stellthierbei die Beratung zur Umsetzung von sportbezogenenProjekten in EU-Förderprogrammen dar.

Sport und Europa ist demnach keine Eintagsfliege im Zusam-menhang mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sondernein überaus erfolgreicher sport- und gesellschaftspolitischerDauerbrenner. Dabei können wir bis ins Jahr 1881 zurückbli-

cken, als auf eine französische Initiative hin mit dem Europäi-schen Turnverband, der Federation Européenne de Gymnasti-que (FEG), die erste Sportorganisation auf europäischer Ebenegegründet wurde. Und bereits 1891 führten die Eisschnellläu-fer und Eiskunstläufer ihre ersten Europameisterschaftendurch, gefolgt von den Ruderern zwei Jahre später und weite-ren Sportarten noch im 19. Jahrhundert.

Als Fußnote sei hinzugefügt, dass sich in den letzten dreiJahrzehnten auf europäischer Ebene sowohl bei den Sportor-ganisationen (ENGSO, EOC, Fachverbände) wie staatlicherseits(CDDS, Europäische Sportministerkonferenz) und in gemisch-

ten Formen (EuropäischeSportkonferenz, EuropäischesSportforum) vielfältige konti-nentale Sportstrukturenentwickelt haben. Undschließlich ist es auch gegenerhebliche Widerständegelungen, den Bereich Sportim Entwurf für eine europäi-sche Verfassung zu veran-kern. Dies hatte der damaligePräsident des DeutschenSportbundes, Manfred vonRichthofen, mit der Bemer-kung begleitet: "Wer einEuropa der Bürger aufbauenund festigen will, der sollteden Sport als treibende Kraftbegreifen und seine sozialenund kulturellen Handlungs-felder offensiv nutzen."

Dieser Satz hat an Aktualitätnichts verloren.

Regelsportbetrieb wie auch dem Event-Sport völlig neueChancen. Im neuen Stuttgarter "SpOrt", einem Sport-, Bil-dungs- und Dienstleistungszentrum für Sportbünde, Fachver-bände und Vereine, haben sich Vermarkter, ein Fitnessstudiound Unternehmen für den Sportstättenbau angesiedelt.

"Im Neckarpark schlägt das sportliche Herz unserer Stadt",sagt Susanne Eisenmann stolz. Sie begreift den Sport alswichtiges Instrument des Standortmarketings für die 600.000Einwohner große Landesmetropole. Wie andere Städte kämpftauch Stuttgart gegen den Bevölkerungsschwund. "Immermehr Firmen beziehen in ihre Standort-Überlegungen Freizeit-, Sport- und Erlebnis-Möglichkeiten mit ein", sagt die Sport-bürgermeisterin und lässt in ihrem Bemühen nicht locker.

Ende Januar lud Stuttgart zu einem internationalen Kongresszur "Integration im Sport", vor wenigen Wochen trafen sichdie Sportminister der Europäischen Union zu zweitägigenBeratungen am Neckar, im Herbst bittet die Landeshauptstadtihre 440 Vereine (160.000 Mitglieder) zum großen Kongressüber die städtische Sportentwicklung. "Wir wollen uns fithalten für die Zukunft", sagt Susanne Eisenmann, "und derSport spielt dabei in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle."Sport, Spaß und Stuttgart - irgendwie gehört das seit jeherzusammen.

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ie Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe vorvierzig Jahren war ein Akt der Notwendigkeit. DieOlympischen Spiele von 1972, die ein Jahr vor der

Unterzeichnung der Stiftungsurkunde am 26. Mai 1967 inBerlin an München vergeben wurden, dürften der entschei-dende Impuls dafür gewesen sein. Willi Daume hatte dieBewerbung als Trotzreaktion auf die Teilung der gesamtdeut-schen Olympiamannschaft 1965 eingefädelt und zum Erfolggeführt. Der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes(DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK)nutzte die Begeis-terung für dieSpiele im eigenenLand, Überlegun-gen für einebessere Betreuungder bundesdeut-schen Athleten inkonkretes Handelnumzumünzen. DieChancenungleich-heit der weitge-hend puristischenwestdeutschenAmateure gegen-über den Staats-amateuren desOstblocks und denUS-amerikani-schen Hochschul-amateuren waraugenfällig. DieVorstellung, diewestdeutschenSportler könntensich gegen dieimmer stärkerwerdenden DDR-Athleten in Mün-chen blamieren,wirkte zusätzlichals Triebkraft.

Im Herbst 1966 bat Willi Daume die Deutsche OlympischeGesellschaft (DOG), die sich bislang über das Sammeln vonSpenden an der Finanzierung bundesdeutscher Olympia-Expeditionen beteiligt hatte, die Gründung einer unabhängi-gen Stiftung vorzubereiten. Am 9. November des Jahresempfahlen in Düsseldorf DSB, NOK, Bundesausschuss Leis-tungssport, DOG und das Organisationskomitee der Olympi-schen Spiele 1972, eine "Stiftung Deutsche Sporthilfe" insLeben zu rufen. Schon zwei Wochen später beriet das DOG-Präsidium eine Satzung und Geschäftsordnung für die künfti-ge Stiftung. Und als Anfang 1967 DSB und NOK dem Regel-

werk zustimmten, war der Weg für das Förderwerk des deut-schen Sports frei.

Formal vollzogen die DOG und der DSB den Gründungsakt.Am Abend des 26. Mai 1967 unterzeichneten im BerlinerHotel Kempinski vor dem Notar Carl Scholz für die DOG derenPräsident Georg von Opel und ihr Schatzmeister WernerPeterssen sowie für den DSB Präsident Willi Daume undSchatzmeister Walter Wülfing die Stiftungsurkunde. DieAnschubfinanzierung der Stiftung, die ihren Sitz von Beginn

an in Frankfurt am Main hatte, war schon im Januar 1967mit der Entscheidung von Bundespostminister Werner Dollin-ger gesichert, Zuschlagsbriefmarken für die OlympischenSpiele 1972 herauszugeben. Daraus wurde nach den Spielendie Sportbriefmarke, deren Erlös Jahr für Jahr der Sporthilfeund Wohlfahrtsverbänden zugute kommt und die nach wievor die wichtigste finanzielle Säule der Stiftung darstellt.Mehr als 120 Millionen Euro hat die Sporthilfe seit 1968 ausdieser Quelle geschöpft. 3,5 Millionen waren es im WM-Jahr2006. Für 2007 wird mit 2 Millionen gerechnet.

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40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanzder guten Taten Von Steffen Haffner

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Bevor es zur Gründung der Sporthilfe kam, glückte WilliDaume mit der (Er-)Findung von Josef Neckermann alsVorsitzender ein Geniestreich. Der erfolgreiche Versandhau-schef war damals eine der Symbolfiguren des bundesdeut-schen Wirtschaftswunders. Am 12. Mai, genau zwei Wochenvor der Geburt der Sporthilfe, gelang es "Eisen-Daume" amRande des Wiesbadener Reitturniers in einer turbulentenNachtsitzung, den anfangs widerstrebenden Würzburgerweich zu klopfen. Der hoch dekorierte Dressurreiter übertrugden Erfolgsslogan "Neckermann macht's möglich" auf die

Sporthilfe. "Necko", wie er liebevoll genannt wurde, identifi-zierte sich mit der ihm eigenen Mischung aus Perfektionis-mus, Arbeitseinsatz und Beharrlichkeit mit der neuen Aufga-be. Im Interesse der Sache schonte er weder seine Mitarbei-ter noch die Vorstandsmitglieder der Stiftung. Seine nächtli-chen Anrufe waren gefürchtet.

Josef Neckermann war sich nicht zu schade, persönlich beiden Großen der Wirtschaft Klinken zu putzen, um möglichstviele Spenden zu sammeln. Leicht kokettierend nannte er sich"Bettler der Nation". Von 1970 an machte er die Idee des

Wiesbadener Sporthilfeklubs für einen "Ball des Sports" zurSache der Sporthilfe. Alsbald wurde daraus das renommier-teste gesellschaftliche Ereignis der Bundesrepublik. Und bisheute hat der Ball bei seinem Streifzug durch die Jahrhun-derthalle und Festhalle in Frankfurt, die Rheingoldhalle inMainz und die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden trotz mancherSchwankungen seine Spitzenstellung gehalten. Zwischeneiner Million und zwei Millionen D-Mark und zuletzt 800.000Euro kamen als Erlös einer meist gut bestückten Tombola derSporthilfe zugute.

Wichtiger noch alsder pekuniäre Ertragaber war dasRenommee, das mitder swingendenNacht verbundenwar. Denn bei allermassenhaftenBegeisterung, wiesie sich nach demKriege vor allem1954 beim Fußball-Wunder von Bernund 1972 bei denOlympischen Spielenvon München Bannbrach, war es umdie gesellschaftlicheAnerkennung desSports in den fünf-ziger und sechzigerJahren schlechtbestellt. Der Ball desSports, bei dem sichdie Hautevolee derBonner Republikvom Bundespräsi-denten über denBundeskanzler bishin zu Ministern,von Konzernchefsüber Showstars bis

hin zu Sportassen vergnügte, sorgte für einen Durchbruchzum Besseren.

Nicht zu übersehen war eine konservative Tönung des Balls.Wer Geld für die Sporthilfe gab, handelte nicht selten auseinem antikommunistischen Impuls heraus. Auch wenn es inder alten Bundesrepublik verpönt war, dies zuzugeben, konn-te sich der Sport im Westen Deutschlands dem Wettstreit derpolitischen Systeme nicht entziehen. Auffällig war, wie gera-de Verfechter einer entschiedenen Haltung gegenüber demOstblock wie Franz Josef Strauss beim Ball stürmisch gefeiert

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Josef Neckermann und Willi Daume

wurden. Es versteht sich von selbst, dass dies Proteste derlinken Szene auf den Plan rief. Für die Leistungskritiker der68er Studenten-Revolution stand die Sporthilfe für ihr Feind-bild Establishment. So mussten 1969 die fein gewandetenGäste, die auf dem Weg vom Parkhaus zum Sporthilfe-Kon-zert der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan imFrankfurter Opernhaus waren, einen Hagel von Tomaten,Farbbeuteln und Wasserduschen über sich ergehen lassen.Dennoch wurde das Ereignis ein großer Erfolg und trug derStiftung 340.000 Mark ein.

Die Sporthilfe war in jenen Jahren ohne ihren großen Vorsit-zenden Josef Neckermann nicht vorstellbar. (Diskus-) LieselWestermann sprach coram (Ball-) publico von "Mutter Bayer"und "Vater Neckermann". Und drückte damit die enormePopularität des Sporthilfechefs und Sportkameraden bei denAthleten aus. Diese Beliebtheit erhielt einen deutlichenDämpfer, als Neckermann sich vehement für den Boykott derOlympischen Spiele 1980 in Moskau einsetzte. Das bezeichne-te er später als seinen größten Fehler. Und es brauchte einigeJahre, bis er diese Scharte wieder ausgewetzt hatte. In derSpätphase seiner Ära, nachdem sein Unternehmen wegen

wirtschaftlicher Schwierigkeiten in andere Hände übergegan-gen war, betrieb der Preuße aus Franken die Führung derSporthilfe als Full-Time-Job. Und da Josef Neckermann sichweitgehend selbst als die Sporthilfe fühlte, fiel es ihm schwer,aus Alters- und Gesundheitsgründen den Weg für einenNachfolger frei zu machen. Ein Kandidat wie der langjährigeWirtschaftsminister Hans Friderichs, den "Necko" selbst insSpiel gebracht hatte, fiel dem Eigensinn des Altmeisters zumOpfer.

Nach erheblichen, in den Medien ausgetragenen Turbulenzensprang Willi Daume als Nothelfer ein und führte die Sporthil-fe neben seiner Hauptverpflichtung als NOK-Präsident zwi-schen 1988 und 1991 mit leichter Hand. Dann gewann er denerfahrenen, kürzlich verstorbenen WAZ-Mann Erich Schu-mann für diese Aufgabe. Der Essener Manager, der Verlagesammelte wie andere Leute Briefmarken, galt als sachlicherArbeiter. Schumann leitete die Stiftung fünf Jahre lang routi-niert, scheute aber die großen Auftritte. Damit verlor dieSporthilfe in der Öffentlichkeit zusehends an Kontur.

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Erich Schumann Hans-Ludwig Grüschow

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Hans-Ludwig Grüschow, der zwischen 1997 bis 2005 an derSpitze der Sporthilfe stand, zeichnete sich durch seine Nähezu den Athleten aus. Als Vorstands- und später als Aufsichts-ratsvorsitzender der Techem AG gewann der ehemaligeSchatzmeister der Stiftung besonders mittelständische Unter-nehmen als Partner. Im Umgang mit den großen Konzernentat er sich dagegen schwerer. Als die Sporthilfe wirtschaftlichin unruhiges Fahrwasser geriet, wurde die Deutsche Sport-Marketing GmbH, die Finanzmittel für das NOK und dieSporthilfe generierte, neu strukturiert. Unter Führung des

langjährigenstellvertretendenStiftungs-Vorsit-zenden HemjöKlein solltenGroßunternehmenals Förderer bis zudreißig MillionenD-Mark im Jahraufbringen unddafür vielfältigeMöglichkeitenerhalten, sichwerblich darzu-stellen. Aus diesenhochfahrendenPlänen wurdenichts. Zurzeitbringt die DSMjährlich zweiein-halb MillionenEuro für dieSporthilfe, der esgelungen ist,durch eine solideHaushaltsführungihre Finanzlage zustabilisieren.

In die AmtszeitGrüschows, der imSommer 2005wegen der Affäre

Mohren zurücktrat, fällt der Wandel der rituell erstarrtenKuratoriumssitzung zum lockeren, durch die Republik rotie-renden "Fest der Begegnung". In dieser Zeit wurde mit derBerliner Gala "Goldene Sportpyramide" ein weiteres gesell-schaftliches Ereignis geschaffen. Aus dem Sozialwerk desdeutschen Sports wurde in diesen Jahren die Athleten-Ser-vice-Gesellschaft.

Der jetzige Sporthilfechef Hans Wilhelm Gäb übertrug seineErfahrungen als Vizepräsident General Motors Europa undAufsichtsratsvorsitzender von Opel auf die Stiftung. Er ver-

schlankte den Vorstand von siebzehn auf bis zu sechs Mitglie-der. Zusätzlich installierte er einen Aufsichtsrat. Der frühereJournalist, Tischtennis-Nationalspieler und Tischtennis-Präsident bemüht sich seitdem, das Profil der Sporthilfe zuschärfen. Nach der Wende war in der Öffentlichkeit dasGefühl dafür abhanden gekommen, Athleten weiter fördernzu sollen. In den Medien nährte die Verengung auf telegeneProfisportarten wie Fußball, Formel 1 oder Boxen die falscheSicht, dass die Athleten ja ohnehin Geld scheffelten. Gäbbemüht sich, dieses Zerrbild zu recht zu rücken. Inzwischenist die Sporthilfe mit ihrem Leitbild, mit der Markenkampagne"Leistung. Fair-Play. Miteinander." und mit dem Sporthilfeeidin die Offensive gegangen. Auf diese Weise sollen Werte wieFair-Play und sportlicher Anstand gestärkt und der Doping-seuche entgegen gewirkt werden. Mit dem Sporthilfeeidverpflichten sich die 3.800 von der Sporthilfe gefördertenAthleten, die Finger vom Doping zu lassen und im Falle vonVerstößen Geld zurück zu zahlen. Mit diesen Aktionen ist dieStiftung so etwas wie die ideelle Vorausabteilung des deut-schen Sports geworden.

Die Förderaktivitäten der Sporthilfe haben sich in den vierJahrzehnten zu einem Strauß von Hilfen für Athleten entwi-ckelt. Vorbei die Zeiten, als es anfangs vor allem darum ging,den Spitzensportlern ein paar Rumpsteaks zu bezahlen.Längst wird auch der Nachwuchs-, der Behindertensport undder nichtolympische Sport unterstützt. Die Athleten erhaltenZuwendungen aus der Regel- und Eliteförderung, bekommenStipendien und Erfolgsprämien, erhalten Geld für Nachhilfe-unterricht und Studienbeihilfen sowie Verdienstaufall, kön-nen mit Unterstützung im Beruf rechnen. Und haben dasgute Gefühl, rundum versichert zu sein. Der Turner RonnyZiesmer, der Handballer Joachim Deckarm und mancheandere, die von Unglücksfällen beim Sport schwer geschla-gen wurden, profitieren in besonderer Weise davon. BeimEliteforum der Sporthilfe auf Schloss und Gut Liebenberg beiBerlin kommen Athleten immer wieder zu prägenden Begeg-nungen mit hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichenLebens wie Schriftsteller Martin Walser, Künstler MarkusLüpertz, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Ex-ZDF-Intendant Dieter Stolte, Fernsehmann Alfred Biolek undvielen anderen zusammen. Und daraus entwickelt sich dasSelbstbewusstsein, selber über den Sport hinaus zur Elite desLandes zu gehören.

Die Bilanz der guten Taten der Sporthilfe nimmt sich ein-drucksvoll aus. Die Zahlen spiegeln die Leistung der Stiftungnur unzureichend wider, sind aber dennoch respektabelgenug. Die Sporthilfe unterstützt rund 3.800 Athleten täglichmit 33.000 und jährlich mit 12 Millionen Euro. In den vierzigJahren ihrer Gründung wurden fast 40.000 Athleten mit fast350 Millionen Euro gefördert. Schon lange und noch immergilt: Die Sporthilfe ist für den deutschen Sport und seineAthleten unentbehrlich. OF

Hans Wilhelm Gäb

s war schmerzhaft.Vor mehr als fünfJahren hat Wolf-

Dietrich Brettschneidermit einer Studie denSportvereinen inDeutschland alle schönen Grundsätze um die Ohren gehau-en, an die sie bisher geglaubt hatten. Der schlimmste Vor-wurf des Paderborner Sportwissenschaftlers lautete: Vereinefördern die körperliche und soziale Entwicklung von Jugend-lichen kaum. Auch der Forscher war schockiert. "Es warenfürchterliche Ergebnisse", sagte Brettschneider damals, "mirtun diese Daten selbst weh." Der Sport war deshalb soerschüttert, weil sein Fundament getroffen war, die Vereine.Auf einmal stand ihr sportlicher, aber auch gesellschaftlicherAnspruch in Frage. Im Verein sollte doch Sport am schönstensein, so hatte der Deutsche Sportbund damals geworben undauf Plakaten gleich noch Fragen gestellt, die nur Vereine

beantworten sollten: Wo sind Vorbilder auch Freunde? Werholt die Kinder von der Straße? Wo wird Gesundheit mittrai-niert? Wer macht Kinder stark gegen Drogen? Wo bleibenSenioren jung? In einer Zeit, in der andere Großorganisatio-nen schwer zu kämpfen hatten, schien sich der Sport nochzu behaupten. Und dann das.

Die Brettschneider-Studie wurde zum Schlagwort für eineSelbstüberschätzung des Vereinssports. Doch jetzt, gut fünfJahre später, sagt Brettschneider: "Die Studienergebnisse sindpositiv gewendet worden, als Steilvorlage für Reformen undeine Neuorientierung." Was hat sich seitdem getan? Zum

Die Reformfreude der Zwischen Selbstüberschätzung E

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einen haben die Sportvereine wohl eine realistischere Selbst-wahrnehmung angenommen. "Vor der Studie hieß es: DerSport ist verantwortlich für alles Gute, für alles Schlechte istdie Gesellschaft verantwortlich. Das hat sich geändert", sagtBrettschneider. Die Vereine haben sich offenbar auch vomAutomatismus verabschiedet, dass ihre Mitglieder sofortbeweglicher, gesünder, umgänglicher werden, wenn sie einenAufnahmeantrag ausgefüllt haben. Vor allem aber hat dieStudie die Schlüsselfiguren des Vereinssports in den Fokusgerückt: die Übungsleiter.

Vielleicht hatten manche Vereine zuvor zu hierarchischgedacht, von oben nach unten. Wenn der Vorstand gutbesetzt ist, dann werden sich auch sportliche Erfolge einstel-len und das Vereinsleben wird aufblühen. Die Studie hat zumUmdenken veranlasst und die Arbeit in vielen Vereinen vomKopf auf die Füße gestellt. "Das ist wohl die wichtigsteReaktion auf die Studie: Die Deutsche Sportjugend hatsofort eine Qualitätsoffensive eingeleitet und eine Reformder Übungsleiterausbildung durchgesetzt bis hinunter in dieLandesverbände", sagt Brettschneider. Diese Reform solltevor allem eines bewirken: dass derÜbungsleiter nicht mehr überfordertist. Denn zuvor sollte er den Mitglie-dern nicht nur beibringen, wie manseine sportlichen Leistungen verbessernkann, sondern auch gleichzeitig nochvorbeugen vor Drogenmissbrauch,Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Daswar zu viel. Und vor allem: Darauf warer nicht vorbereitet.

Inzwischen bekommen die Übungslei-ter in ihrer Ausbildung ein besseresRüstzeug mit. "Jetzt wird Sozialkom-petenz und pädagogische Kompetenzin explizit ausformulierten Modulenbehandelt, um psycho-soziale Res-sourcen zu mobilisieren", sagt Brett-schneider. Die Reformfreude erstrecktesich auf alle großen Verbände - bis aufeinen. Der Fußball tanze weitgehend

aus der Reihe, sagt der 63 Jahre alte Sportpädagoge. "Tiefergreifende strukturelle Veränderungen hatte ich schon vorder WM angesprochen. Nun kann sich - so verrückt es sichanhört - der WM-Erfolg negativ auswirken. Weil man sagt:So schlecht kann doch alles nicht gewesen sein. Der Fußballist geblendet vom Erfolg." Das habe gravierende Folgen. ImFußball, sagt Brettschneider, werde nach wie vor falschtrainiert, mit einer einseitigen Konzentration auf Technik.Genau diese Konzentration bewirke jedoch, dass Kinder undJugendliche den Spaß am Sport verlieren. "Zahlreiche Studi-en haben gezeigt, dass gerade diejenigen, die früher diebesten Leistungen erbracht haben, eher aus dem Sportaussteigen als diejenigen, die später begonnen undzunächst vielseitig trainiert haben." In Berlin brüstet sichein Vereinspräsident damit, seine kleinen Mitglieder persön-lich vom Kindergarten abzuholen und anschließend mitihnen zu trainieren. Eine schöne Geschichte für die Boule-vardpresse. Ein Schauermärchen für jeden Sportwissen-schaftler.

Sportvereine ist beachtlichVon Friedhard Teuffel

und Neuorientierung:

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Auch bei der Drogenprävention schlage der Fußball inDeutschland einen falschen Weg ein. Der Fußball mache sichselbst etwas vor, wenn er behaupte, dass die Jugendlichenüberall trinken und rauchen, nur nicht im Fußballverein."Nirgendwo wird so viel getrunken und geraucht wie imFußball und im Handball. Es geht aber auch nicht nur darum.Die Hemmschwellen zu harten Drogen werden durch frühenAlkohol- und Nikotinkonsum immer geringer", sagt Brett-schneider.

So sehr der Forscher die Selbstkritik in weiten Bereichen desFußballs vermisst, so sehr hat er sie in anderen Verbändengefunden. Das ist ein guter Anfang, vor allem, weil sich derSport immer größeren Herausforderungen gegenübersieht.Die Gesellschaft wird immer älter, es gibt steigende sozialeKonflikte, etwa durch Migration, der Bewegungsmangel beiKindern wird immer auffälliger. Außerdem muss sich derSportverein auch noch gegen kommerzielle Anbieterbehaupten. Wie kann er das alles schaffen?

Er schafft es schon in vielen Regionen Deutschlands, selbstin den sozialen Krisengebieten der großen Städte. Vereine,die diese Herausforderungen bewältigen, haben einigesgemeinsam. Es lässt sich im wesentlichen unter drei Schlag-worte fassen: Qualifizierung, Ausdifferenzierung und Koope-ration. Auf gutes Personal kommt es also an und darauf, dassdie Angebote auf die einzelnen Mitglieder zugeschnittensind. Ein Beispiel: Der Berliner Verein SV Empor Köpenick legtseit einigen Jahren einen Schwerpunkt auf den Vorschul-sport. 468 der knapp 1.400 Vereinsmitglieder sind Vorschul-kinder. Um sie kümmern sich Übungsleiter, die sich auf denSport mit Kindern spezialisiert haben und auch noch psycho-logische Kenntnisse mitbringen. Ein weiterer Grund für denErfolg des Konzepts ist die Kooperationsfreude des Vereins.Seitdem die Köpenicker mit Kindergärten zusammenarbeiten,hat sich die Zahl ihrer Vorschulsportler fast verdoppelt.Davon haben alle etwas, auch der Kindergarten, denn er darfsich das Siegel "Bewegungsintensive Kita" an die Tür heften.

Von Beginn an hält sich der Verein an die Erkenntnis, dassallgemeines Training für Kinder sinnvoller ist als spezielles."Die Kinder müssen von allem etwas können, dann sind siespäter körperlich intelligenter", sagt VereinsgeschäftsführerinAngelika Lehmann. Beim SV Empor Köpenick trainieren siedaher ihre Geschicklichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Schnel-ligkeit und Beweglichkeit. Im Vorschulsport lernen die Kinderdie Grundrechenarten des Körpers. Der TSV Bayer 04 Lever-kusen hat gleich eine eigene Abteilung für allgemeinenKinder- und Jugendsport gegründet, in der zurzeit 2.700Kinder im Alter zwischen einem Jahr und acht Jahren Sporttreiben - "spielerisch, allgemein und grundmotorisch", sagtdie Abteilungsleiterin Anne Wingchen. Viele Elemente kom-men dabei aus dem Turnen. "Früher als mit acht Jahrenmüssen sich die Kinder nicht für eine Sportart entscheiden",

sagt Wingchen, "unsere Erfahrung ist: Je später sie sichspezialisieren, desto eher landen sie im Leistungssport." VieleVereine hätten den Schock der Brettschneider-Studie garnicht gebraucht. Sie haben schon vorher, teils instinktiv, teilswohlüberlegt das Richtige getan und einen Wunsch erfüllt,den Brettschneider an den Sport hat: Er müsse sozialerwerden. Leistungssport - auf jeden Fall. "Aber es muss auchmöglich sein, Leistung zu relativieren. Die Höhe der Aufga-ben in Passung zu bringen mit dem persönlichen Kompe-tenzniveau - jemanden nicht zu überfordern und nicht zuunterfordern", sagt Brettschneider. Das gilt für den Nach-wuchsbereich genauso wie für den Seniorenbereich. Ent-scheidend sind auch hier - die Übungsleiter. Das bestätigtetwa Elke Schramm, die beim Berliner Klub "Kietz für KidsFreizeitsport" Seniorengruppen betreut und dem Verein inBerlin damit zu einem ausgezeichneten Ruf verholfen hat.Wenn die 64-Jährige eine Gruppe leitet und beispielsweiseeinen Einbeinstand vorführt, dann wackele sie manchmal mitAbsicht ein bisschen, um zu zeigen, dass sie ebenfalls anihren Schwächen arbeiten müsse. "Man muss auf die Bedürf-nisse der älteren Leute eingehen und Ansprechpartner sein",sagt sie.

Viele Vereine haben erkannt, dass ältere Menschen heutevitaler sind und andere Ansprüche haben und ihre Angebotean sie angepasst. Dieser Anpassungsprozess wird auch imNachwuchsbereich weitergehen mit den bewährten MittelnQualifizierung, Differenzierung und Kooperation. "Man mussGruppen mit unterschiedlichen Niveaus einrichten. Aber dasfindet nicht überall Befürworter", sagt Brettschneider. "DiePole wandern schließlich immer weiter auseinander. Auf dereinen Seite stehen immer mehr Eliteschulen, auf der anderenSeite Konzepte, die auch weniger Begabten eine Chancegeben. Die Diskussion um die Ausrichtung der Sportvereineund ihrer Jugendarbeit wird darum an Heftigkeit zunehmen."Sie ist jedenfalls schon voll im Gange, teilweise ausgelöstdurch die Studie von Wolf-Dietrich Brettschneider, der selbsteinen Lernprozess mitgemacht hat. "Die Eliteförderung standund steht bei mir nicht in Frage, aber ich habe mir zu wenigeGedanken gemacht um jene, die im Schatten stehen: überge-wichtige Kinder zum Beispiel." Die müsse man nun verstärktemotional ansprechen, Frusterlebnisse vermeiden und ihnenstattdessen vermitteln: Ich kann das. Der Sport müsse alsosich um einzelne Gruppen intensiver kümmern, auch umMigrantenkinder und um Mädchen, denn der Jugendbereichder Sportvereine sei immer noch eine Männerdomäne, weilmännliche Übungsleiter dominierten und sich die Angeboteinhaltlich zu wenig an den Bedürfnissen der Mädchen orien-tierten. Diese Anforderungen mögen einigen Vereinen nochunbekannt sein. Doch viele Vereine in Deutschland müssensich ihre Arbeit nicht mehr von der Wissenschaft neu bestim-men lassen. Sie sind täglich dabei, kleine aber sinnvolle Ant-worten auf große gesellschaftliche Fragen zu geben.

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ein Kind tut so etwas nicht!" Und dann tut esgenau das, was Eltern im Brustton der Überzeu-gung empört zurückgewiesen haben. Zum Bei-

spiel: Koma-Saufen, Handy-Mobben, Gewalt-Computerspie-le, sich zum Prügeln mit Linken, Rechten oder Banden tref-fen. Von Kiffen, Rauchen ganz zu schweigen. Eltern von derRolle. Nun regen sich alle wieder auf: Diese Kinder, dieseJugendlichen - am besten ab mit allen ins Erziehungs-Campbei RTL. Achtung: Teenager außer Kontrolle! Politiker rufen -nachdem ein 16-jähriger Berliner sich mit über 50 Tequilasins Koma gesoffen hat - nach einer neuen Prohibition "Alko-holverbot für Minderjährige" und meinen, damit sei es danngetan.

Genau das ist das Problem: Kinder und Jugendliche werdenin dieser Gesellschaft nicht ernst genommen, es sei denn, siemachen Schwierigkeiten. Und wir begegnen ihnen nur mitVerboten - schon von klein auf: Spielen verboten, sprechenverboten, toben verboten. Kinder- und Jugendpolitik undsomit Familien- und Bildungspolitik werden seit Jahrzehntenzweitrangig und meist nur unter dem finanziellen Aspektdiskutiert: Der Nachwuchs soll Probleme auf dem Arbeits-markt entschärfen und vor allem die Rentenkassen füllen.Oder es werden ideologische Grabenkämpfe geführt, wiederzeit der skurrile Streit um Krippenplätze.

"Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unseres Landes." InSonntagsreden wird diese Phrase gerne von Politikern, aberauch von Wirtschaftsbossen oder Gewerkschaftern gedro-schen. Über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Gesellschaftwird viel gefaselt, aber die entscheidenden Investitionen indas Wohl von Kindern und Heranwachsenden finden nichtstatt. Der Lebensraum von Kindern wird weiter in den Hin-tergrund gedrängt. Beispiel: Eine Kommune entscheidet sichfür das Teeren einer Straße und gegen den Spielplatz, weilnicht genug Geld da ist. Die Prioritäten richten sich nachdem Einfluss der Lobbyisten. Gesamt-Konzept - Fehlanzeige.

Unseren Kindern geht es doch gut. Sie haben alles. KeinenKrieg erlebt, wachsen im Überfluss auf, haben keine Proble-me. Was soll also die Kritik? Könnte es sein, dass wir daEiniges übersehen? Etwa Konsum- oder Wohlstandsverwahr-losung auf der einen Seite? Und Kinderarmut, ausgelöstdurch Arbeitslosigkeit oder familiäre und soziale Umstände,auf der anderen Seite? Was wissen wir Erwachsene - nochdazu wenn wir keine Kinder haben -, was in den Köpfen vonMädchen und Jungen wirklich vorgeht? Was sie bewegt,erschreckt, was sie mögen? Welcher vom Job genervte Vaterhört sich gerne an, wenn seine vierjährige Tochter sich überden langweiligen Kita-Tag und die ungerechte "Tante Moni-ka" beschwert, wie viel Unterricht mal wieder in der Schuleausgefallen ist und wie viele Bewerbungen nun der Sohne-mann abgeschickt hat - und nicht einmal eine Antwortbekommt. Hat man nicht selbst Sorgen genug im Beruf oderwegen der Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverwirklichung,dem Ehepartner? Und dann auch noch um den Nachwuchskümmern? Nein danke - und überhaupt: "Mein Kind tut sowas nicht!" Wegschauen und Probleme nicht wahrnehmenoder einfach aussitzen. Oder anderen die Schuld zuweisen,wenn Kinder nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte.

Kümmern und Kummer haben nicht nur einen gemeinsamenWortstamm, sondern Folgen... wer sich nicht kümmert, wirdsich mit Kummer auseinandersetzen müssen. Es sollte unsschon kümmern, dass Deutschland kein kinderfreundlichesLand ist. Wir haben es nun zum wiederholten Mal schriftlichbestätigt bekommen: Jüngst im UNICEF-Report. Unter 21Industriestaaten landete die Bundesrepublik auf Rang elf -einem beschämenden Mittelmaß-Platz. Kriterien der Unter-suchung waren: die materielle Situation, Gesundheit, Bil-dung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweiseund Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder undJugendlichen. Befragt wurden 11-, 13-, und 15-Jährige.Besonders erschreckend in dieser Studie war: ZwischenEltern und ihren Söhnen und Töchtern herrscht Funkstille. 50

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Teenager außer Kontrolle - Eltern von der Rolle

Wenn der Verein zum Zufluchtsortfür Kinder und Jugendliche wirdVon Bianka Schreiber-Rietig

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Prozent der 15-Jährigen beklagen sich über die Sprachlosig-keit - dass sich Väter und Mütter zu wenig Zeit nehmen, ummit ihnen zu reden. Also auch nicht mitbekommen, dass sieLiebeskummer haben, oder Essstörungen, dass sie in derKlasse, mit Lehrern oder Ausbildern Probleme haben.

Ganz zu schweigen vom regelmäßigen Trinken und davon,dass manche Kids schon mit elf Jahren Kettenraucher sind.Nirgends, so belegt UNICEF, gibt es unter den 11-, 13- und15-Jährigen so viele Raucher wie in Deutschland. Auch beimAlkohol greifen deutsche Jugendliche gerne zu - nur briti-sche Kids sehen noch öfter zu tief ins Glas. Bei gesunderErnährung halten sich Kinder und Jugendliche dagegen eherzurück. Und in Deutschland kommt zum Beispiel rund einDrittel der Befragten ohne Frühstück zur Schule. Auch Sporttreibt - da ähneln sich wie in den Ernährungsfragen dieErgebnisse aller Länder - nur ein Drittel der Befragten anfünf Tagen in der Woche. Eltern sind auch da Meister desVerdrängens und Wegguckens: Kritik von außen wird oftsofort als "falsch und ungerechtfertigt" zurückgewiesen:denn Fehler zugeben würde ja auch bedeuten, mal selbst zureflektieren, wie das mit der Erziehung der eigenen Spröss-linge eigentlich so läuft. Ursachenforschung? Nein, dieanderen sind schuld.

Egoismus ist alles. Über die Stränge schlagen wird sogarnoch belohnt: Mit den Worten: "Ist ja alles nicht so schlimm.Hier hast Du 20 Euro - mach Dir einen schönen Nachmittag",reagierte eine Mutter auf Schmierereien ihres Filius an derEingangstür der Schule. Und schon brauste Mama vom Hof.Das ist eine Gewissen beruhigende Erziehungsstrategiemancher Eltern. Und so braucht man sich nicht zu wundern,wenn schon im Kindergarten kleine Zicken und kleineMachos die "Bestimmer" sind und diese Rolle auch nichtmehr abgeben werden. Eltern als Vorbild? Häufig taugen sienicht dafür.

Wenn niemand von der Familie oder kein Lehrer da ist, mitdem das Kind oder der Teenie sich unterhalten können, dannsuchen sie sich jemanden anderen: Das mag die beste Freun-din sein oder die Gang. Oder sie bleiben allein, vertreibensich die Zeit am Computer oder Fernsehen, an Spielautoma-ten oder sie hängen einfach rum. Manchmal sind Jugend-zentrum oder Sportverein eine Art Zufluchtsort, wo sie im Übungsleiter einen Zuhörer finden und in den Mitspielern soetwas wie Leidensgenossen sehen. "Hier sind Leute, die sichfür mich interessieren. Wir reden nicht nur über Basketball,sondern auch über Schule, Freundin und so", antwortet Felixauf die Frage, warum er nahezu jeden Tag im Vereinsheimaufläuft, obwohl er kein Training hat. Und ist sich da mit denProbanden der UNICEF-Studie einig: 70 Prozent bejahten dieFrage, ob sie ihre Altersgenossen freundlich und hilfsbereitfinden. Hier schneidet Deutschland überdurchschnittlich gutab. Der 14-jährige Felix hat zu Hause alles - nur niemanden,

der auf ihn wartet. "Meine Eltern kommen meist nicht vor20.00 Uhr. Da bin ich halt lieber hier", sagt der Gymnasiast.Und da haben die Eltern Glück. Manche landen auch beirechten Rattenfängern. Elf-, Zwölfjährige aus Felix' Schuletreffen sich auf einem Spielplatz, wo die Flasche kreist. "Damerken die Eltern nicht einmal, dass die erst gegen 22.00Uhr zu Hause sind - mit einer Fahne." Bis zu dem Moment,wo Fremde dann nicht wegschauen und mal die Polizei zudem "Treffpunkt" rufen. "Da war dann was los", sagt Felix."Die Eltern standen Kopf."

Natürlich bleiben auch nicht immer vor dem Klubhaus dieProbleme draußen. "Bier trinken habe ich beim Ruderngelernt. Da habenuns die AltenHerrn immer zueiner Rundeeingeladen", sagtMark, aber beiihm blieb alles imRahmen. Anderehaben dagegen imSportverein auchschon mal eineSaufkarrierebegonnen. "Diesind dann irgend-wie schon anfäl-lig, labil", sagtÜbungsleiter Jan,der sich in denletzten Jahrenöfter "alsGesprächsthera-peut und Sozialar-beiter, Tröster undRatgeber" gefor-dert sieht, dennals Tennis-Trainer.

Der Verein alsWohnzimmer,Sozialstation,Gesundbrunnenund Kommunika-tionszentrum.Über ihn sindgesellschaftlicheProbleme undVerweigerungs-haltung besondersim Kinder- undJugendbereichhereingebrochen.

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Und über Betreuer und Trainer, die häufig überfordert sind."Viele Heranwachsende erleben beim Sport so was wieGeborgenheit. Oder einen Wohlfühlfaktor. Erfahren Gemein-schaft und Anerkennung. Und lernen gleichzeitig, mit Ent-täuschungen und Niederlagen umzugehen, und dass sieRücksicht nehmen und anderen Respekt entgegen bringenmüssen, um ein Teamplayer zu bleiben", sagt Jan.

Und nur saubere Leistung ist "cool", erzählt Mel. "Wir hattenhier mal einen Jungen, der war vorher mit seinen Kumpels inso einer Mucki-Bude. Dort hat er auch irgendein Pulvereingepfiffen. Dann tauchte er hier auf, wollte mit Handballspielen. Und im Hantelraum hat er sein Pülverchen

geschluckt. Das haben wir ihm aber schnell abgewöhnt - under spielt auch ohne super gut." Drogen nein danke - egal inwelcher Form. "Wie passen denn auch Sport, Gesundheit undFitness mit Tabletten zusammen?", fragen die Jugendlichenund finden die ganze "Dopingproblematik zum Kotzen".

Das sei genau der Punkt, wo "wir hingetrieben werden",meint Lukas. "Es muss immer alles super sein. Es werdenkeine Grenzen akzeptiert. Druck von allen Seiten. Es mussimmer noch eins drauf gesetzt werden", sagt der 15-Jährigeund beklagt außerdem, "dass man sich doch auch auf nie-manden mehr verlassen, ja keinem vertrauen kann". Vorbil-der? "Na, da braucht man ja nur jemanden wie Jan Ullrichanschauen. Oder Sänger wie Robbie Williams." Life is aCabaret. Oder nur im Rausch zu ertragen? Immer nur Jubelund Party, wie es die zweifelhaften Promi-Leitwölfe vorle-ben? Ja, Vorbilder: Schwimmerin Nele erzählt von der Freun-din, die sich nur noch von Cola und Aspirin ernährt hat, weilsie sich zu dick fühlte. Niemand zu Hause hat es mitbekom-men, auch in der Schule keiner. Die Trainerin der Kinder-schwimmgruppe hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt unddann Alarm geschlagen. Probleme, die auch bei Jan ankom-men.

Oberflächlichkeit, Ellenbogen-Gesellschaft, Konsumverblö-dung, Mediensteuerung, Macht, Image, Disziplinlosigkeit,Zwänge, Druck sind Wörter, die in einer Diskussionsrundemit Berliner Jugendlichen immer wieder auftauchen. Siefühlen sich im Stich gelassen, allein. Das kommt dannmanchmal im Gespräch wieder hoch, auch wenn es langezurückliegt. "Ich wurde immer zu Kindergeburtstagen einge-laden, durfte aber nie selbst einen feiern. Meiner Mutter wardas zu viel Stress, dabei hätte ich auf alle Geschenke verzich-tet, wenn ich nur einmal eine Party hätte geben dürfen",sagt der 16-jährige Alexander bitter. Zuwendung gab es nurin Form von Geld und Präsenten. Die Runde hat gut zuge-hört. Für Alex wird es demnächst im Klubhaus eine Überra-schung geben: Alle in dem kleinen Verein sind dabei, umseinen ersten Kindergeburtstag zu organisieren mit Topf-schlagen, Süßkram und Girlanden - auch wenn er dannschon 17 wird.

"Manche von uns erleben hier beim Sport zum ersten Mal,dass wir alle füreinander Zeit haben und sie uns nehmen",sagt Linda, die sich wie die meisten in dieser Jugendtruppenicht über mangelndes Interesse ihrer Eltern beschwerenkann. Aber einige eben schon. Und dann doch noch Glücks-Momente - etwa für Tobias: Beim Finale um die Stadtmeis-terschaft tauchte unerwartet sein Vater auf, der bis dato niefür seinen Sohn viel Zeit hatte. Er schließt den neuen Tennis-Champion in die Arme. Kleine Geste, große Wirkung... Will-kommen in einer verlässlichen, emotionalen Lebensumweltmit glücklichen Kindern. OF

or 40 Jahren hat der heute noch thematisch aktuelleBriefwechsel zwischen dem DSB-Präsidenten WilliDaume und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von

München und Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz,das Miteinander des Sports mit den Kirchen einen wichtigenSchritt vorangebracht. Zwei Jahre zuvor hatten 1965 Daumeund Kurt Scharf, der Präses der Evangelischen Kirche inDeutschland (EKD), die Diskussion auf höchster Ebene aufge-nommen. Den Anstoß zu dieser richtungweisenden Korrespon-denz gab ein wegleitendes Gespräch von Scharf mit Daume inder Evangelischen Akademie Bad Boll. Und Bad Boll stehtsymbolisch wie kaum eine andere Institution für vielfältigeImpulse und Anstöße in der kritisch-offenen Partnerschaft vonKirche und Sport, die stets neuen Nachdenkens und zukunfts-gerichteter Überlegungen bedarf. Die Kontinuität und zugleichdie vorbildliche ökumenische Ausrichtung des Dialogs zwischenden großen Kirchen und dem Sport in Deutschland habeninzwischen Marksteine gesetzt.

Dem geschichtsbewussten Zeitgenossen fällt freilich auf, daßvieles, was den Sport heute im Innersten bewegt, schon imgenannten Briefwechsel ins Visier genommen worden ist,wenngleich sich das Umfeld umgestaltet hat. So hat PräsesScharf 1965 auch der Politik ins Stammbuch geschrieben: "AlsKirche bedrückt es uns zu sehen, wie in der gesamten Erzie-hung der Leib, der dem Menschen von seinem Schöpfer alsGabe und Aufgabe anempfohlen ist, nicht oder kaum zurEntfaltung seiner Möglichkeiten kommt."

Neben der Resignation verbreitenden Tatsache, dass heuteScharfs Nachfolger ähnliche Feststellungen treffen müssen,stellt sich die Frage: Haben die beiden Kirchen in ihren Schulenund Internaten durchwegs "Verbesserungen in eigener Zustän-

digkeit" vorgenommen, wie esPräses Scharf für die Evange-lische Kirche vor 42 Jahrenangesprochen hat? Denn derAppell von 1965 findet seinenWiderhall im Spitzengespräch2007 des DOSB mit denbeiden großen christlichenKirchen - allerdings miteinem gewichtigen Umbruch,dem teilweise hohen Stun-denausfall im unersetzbarenSport- und Religionsunter-richt, obwohl beide unwider-sprochen entscheidend diePersönlichkeitsentwicklungder Kinder und Jugendlichenfördern. Nun streiten Kirchenund Sport sozusagen Seit anSeit und müssen eine nichtnur strategische Allianz gegen

eine weitere Auszehrung von Religions- und Sportunterrichtschmieden.

1967 beherrschte der zwar unterhöhlte Amateurismus dieSportideologie. Die 68er hatten noch nicht zum Kampf gegenLeistung aufgerufen. Vom Doping sprachen nur Experten inkleinen Zirkeln. Millionenzuschüsse von Sponsoren warenUtopie. Doch damals konstatierte Kardinal Döpfner fast pro-phetisch: "Die Bedrängnis des Leistungssports [kommt] wenigervom Leistungsprinzip als solchem, als vielmehr aus demmenschlich so manipulierbaren Management. So haben wirChristen unsere Stimme nicht gegen den Leistungssport alssolchen zu erheben, sondern Front zu machen gegen jede Formder Unredlichkeit, Unwahrhaftigkeit und Bestechlichkeit, diesich so leicht in die Austragsformen des Leistungsvergleichseinschleichen können."

Dass sein Nachfolger in München, Josef Ratzinger, der jetzigePapst Benedikt XVI., in seiner Betrachtung vor der Fußball-WM1978 gewarnt hat, das Spiel dem "düsteren Ernst des Geldes"zu unterwerfen und es "aus einem Spiel in eine Industrie" zuverkehren, verdeutlicht die bedrohliche Kontinuität und Zuspit-zung der Gefahren. Hier erheben die Kirchen nicht den morali-schen Zeigefinger, sondern sie versuchen, ihren Partnern imSport, wenn sie denn auf das Wort der Kirchen hören wollen,"da, wo wir helfen können, die Hilfe nicht [zu] versagen". DiesesLeitmotiv von Kurt Scharf gilt seit über 42 Jahren im Verhältnisvon Kirche und Sport, heute mehr denn je.

Dieser Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt;die vielen kleinen alltäglichen Gemeinsamkeiten in den Pfarr-gemeinden und Vereinen ohne laute Resonanz seien dankbarerwähnt. Dass die Verantwortlichen an der Basis durch das

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Eine humanistische Allianzals HoffnungsträgerMark- und Meilensteine imVerhältnis Kirche und SportVon Hans-Dieter Krebs

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Wort von oben sich gestützt und ermutigt sehen wollen, dieserstille Wunsch ist angekommen, denn als Ergebnis des erstenSpitzengesprächs des DOSB-Präsidenten Thomas Bach mitBischof Wolfgang Huber und Kardinal Karl Lehmann steht dieAusarbeitung einer Grundsatzerklärung für den Beginn des 21.Jahrhunderts bevor. Die Einladung von Thomas Bach, jeweilseinen Seelsorger in das Olympiateam für Peking 2008 zuentsenden, verfestigt die wertvolle Tradition der "Olympiapfar-rer" in ökumenischem Miteinander. Diese Gemeinsamkeit hatder DOSB sichtbar demonstriert, als er die Ludwig-Wolker-Plakette, die den Namen eines katholischen Geistlichen undMitgründers des DSB nach dem Zweiten Weltkrieg trägt, demmit dem Sport eng verbundenen Ratsvorsitzenden der EKDBischof Huber verliehen hat.

Der Sport und die Kirchen treffen sich nicht nur in oder amRande der Arena. In Zeiten sozialen Umbruchs sind sie durchgemeinsame Werte und Ziele miteinander verbunden undtragen Verantwortung für den Zusammenhalt der Gesellschaft,die körperliche und seelische Gesundheit sowie die Integritätder Menschen. Ganz konkret erfüllt sich die gemeinsameAufgabe in der Sicherung der Kultur des Sonntags, einem vonAnfang schwierigen Feld, und heute besonders in der Integrati-on von Zugewanderten, Minderheiten und Ausgegrenzter, diedie Kirchen und der Sport erreichen können.

Ein Hauch der ökumenisch geprägten Partnerschaft von Kir-chen und Sport in Deutschland durchwehte auch jenes alsMeilenstein beurteilte dreitägige internationale Symposium"Zur christlichen Sicht des Sports" Anfang März 2007 in Mainz.Diese Veranstaltung war nicht nur eine bedeutsame Plattformfür tiefgründige Beiträge hochkarätiger Experten über anthro-pologische, theologische und pastorale Aspekte des Sports,sondern hier stellte sich nach einer ersten Bestandsaufnahme2005 die junge Sektion Kirche und Sport im Päpstlichen Ratfür die Laien vor. Diese Abteilung geht auf eine der letztenInitiativen von Johannes Paul II. zurück, der selbst vielseitigerfahrener Sportler war und den Sport als "Zeichen der Zeit"aufwertete. Nur vier Tage nach der anrührenden Feier desHeiligen Jahres 2000 für die Sportler im Olympiastadion vonRom kam die fraglos vom Papst ausgehende Anweisung, einesolche Sektion Kirche und Sport auf den Weg zu bringen. Dasvatikanische Sportreferat ist seit 2004 vom amerikanischenPater Kevin Lixey besetzt.

Erbe und Leitbild für die Verantwortlichen im PäpstlichenLaienrat, vor allem dem Sekretär dieses vatikanischen "Ministe-riums", dem aus Siegen stammenden Kurienbischof JosefClemens, ist das Bekenntnis von Johannes Paul II. aus demJahre 2000: "Sport kann, ohne seine wahre Natur zu verlieren,Antworten auf die Bedürfnisse unserer Zeit geben: Sport, derdie Schwachen schützt und niemanden ausgrenzt, der diejungen Menschen aus der Falle der Apathie und Indifferenzbefreit, der einen gesunden Wettkampfgeist in ihnen erweckt.

Sport, der einen Beitrag zur Emanzipation ärmerer Länderleistet, der Intoleranz ausrottet und eine brüderlichere undeinigere Welt aufbaut. Sport, der zur Liebe des Lebens beiträgt,der Opferbereitschaft, Respekt und Verantwortung lehrt undzur vollen Entfaltung jeder menschlichen Person führt."

Die vielschichtigen Erkenntnisse des international besetztenMainzer Symposiums, das von der Wissenschaftlichen Kommis-sion des Arbeitskreises Kirche und Sport der Katholischen Kirchein Deutschland und dem vatikanischen Laienrat veranstaltetwurde, darf man als eine Vorlage verstehen, denen jetzt Torefolgen müssen, wie es Bischof Clemens, der 19 Jahre Sekretärdes damaligen Kardinals Ratzinger war, bildhaft ausgedrückthat. Das kann als berechtigte Hoffnung interpretiert werden,dass nach vielen wegweisenden Worten der Päpste eine ersteStellungnahme des Vatikans zum Sport in unserer Zeit als"Stärkung der Brüder im Dienst an den Nächsten" und als"Angebot einer zweckfreien Hilfe bei der Lösung der drängen-den Fragen des Sports ohne Hintergedanken" angestrebt wird.

Eine nachdrückliche Erklärung mit globaler Wirkung dürfte denDienst an dem Menschen, den Erhalt seiner Würde und dieAussage gegen die Instrumentalisierung der Athleten in denMittelpunkt stellen. Der Tübinger Ethikprofessor Dietmar Miethverwies auf die beeindruckenden ökumenischen Erfahrungenin Deutschland und brachte angesichts der weltweiten Dimen-sion der Probleme des Sports sogar eine "humanistische Alli-anz" mit anderen Religionsgemeinschaften ins Gespräch.

Viele Impulse des Mainzer Symposiums werden in Romankommen, wirken aber auch auf den deutschen Sport zurück.Thomas Bach sprach nicht nur als DOSB-Präsident, sondernauch als einflußreicher IOC-Vizepräsident, dass das gemeinsa-me Bemühen von Kirchen und Sport "um Fairness, menschli-ches Miteinander, friedlichen Wettbewerb ohne Manipulationund um internationale Begegnung uns nicht dazu verleitendarf, den Sport zu einer Ersatzreligion machen zu wollen. DerSport ist keine Religion und muss sich entsprechenden Versu-chen widersetzen." Den Sport wie Avery Brundage zur Religiondes 20. Jahrhunderts hochzustilisieren, das bleibt eine Episode.Damit ist jedoch die fortdauernde Idolisierung des Sports undseiner Aushängeschilder längst nicht gebannt.

40 Jahre nach dem Briefwechsel Daumes mit dem begeistertenBergwanderer Kardinal Döpfner gewinnt das Gespräch desSports mit der katholischen Kirche eine universale Dimension.Vom Nachdenken über die christliche Sicht des Sports, dasVerbindendes und Herausforderndes zutage brachte, stehen dieVerteidigung und Unterstützung eines humanen Sports unver-ändert auf der Tagesordnung dieses Dienstes der Kirchen. Daserwünschte Wort des Vatikans kann solche Bemühungen imAufruf, in kritischer Begleitung und Rückbesinnung auf dieverletzlichen Werte im Sport ins Bewusstsein des Weltsportsbringen.

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er Ortsname Lauf könnte symbolischer kaum sein. Hier, in derKleinstadt an der Pegnitz unweit Nürnbergs, wohnt MartinLauer, Weltrekordläufer im Hürdenlauf und Olympiasieger in

der Sprintstaffel. Das Autokennzeichen vor dem properen Haus weistauf seinen Besitzer hin: LAU-ER. Hier hat sich das Idol der spätenfünfziger Jahre gemeinsam mit seiner Frau, einer Nürnbergerin, eingeschmackvolles Domizil eingerichtet. "Ich bin ein heimatvertriebenerKölner. Das Kölsch darf nicht ausgehen, das schmuggeln wir beiNacht und Nebel über die bayrische Grenze." Die Lauers haben sichnicht in der fränkischen Provinz vergraben. "Die Kinder sind gut aufdie Schiene gesetzt." Der Sohn wohnt mit seinen zwei Jungen gegen-über, die Tochter mit ihrem dreijährigen Töchterchen in Frankfurt."Wir sind mobil." Reisen gehört zum Lebensstil. Auf den Seychellenhaben sie sich gerade Neid erregende Bräune geholt.

Doch Strandurlaub ist wenigerihre Sache. Zu zweit haben siedie abenteuerlichsten Reisenüberstanden. "Das verbindet. DasWichtigste ist mir meine Frau",mit der er seit vierzig Jahrenverheiratet ist. Sie haben Austra-lien nach allen Himmelsrichtun-gen durchquert. Sind durch dieWüste Atacama und dann dieAnden entlang nach Südengefahren, wurden ausgeraubtund verfehlten so ihr TraumzielFeuerland. Ein Schock. Dennochwerden China-Pläne geschmie-det, diesmal im Schutz einerGruppe. Der Totempfahl an derTür zum lichten Wohnzimmer istein sperriges Mitbringsel aus Nordamerika. Erstmals sind sie 1968 zuzweit losgezogen, mit dem Auto von San Francisco nach Mexiko zuden Olympischen Spielen. Mit 31 hätte er dort als Athlet noch voll aufder Höhe sein können. Doch war er "nur" als Journalist dabei. DasSchicksal hatte ihn acht Jahre vorher aus der (Lauf-)Bahn geworfen.Warum das so kam, das ist Anfang des Jahres zum 70. Geburtstag inden Medien ausgebreitet worden.

Martin Lauer war so etwas wie ein Liebling der Götter. Einer, demreiche Begabungen in die Wiege gelegt wurden. Als Junge war er im

Dreikampf unschlagbar. Denn er warf den Schlagball oft doppelt soweit wie der Nächstbeste. "Ohne Schlagball wäre ich vielleicht Fußbal-ler geworden." Verblüffend seine Vielseitigkeit: "Ich musste mich inallem versuchen." Schon mit siebzehn wurde er deutscher Meister imFünfkampf. "Ich habe zwei Mal die Woche konsequent trainiert. Ichhabe alles in anderthalb Stunden reingepackt. Denn mein Bestrebenwar immer, möglichst wenig Zeit auf dem Platz zuzubringen." Dennes gab ja sonst so viel zu erleben, so viel zu tun. "Mit 14, 15 war fürmich klar: Ich wollte Diplom-Ingenieur werden. Das war mein Ziel…Ich habe studiert wie ein Besessener, um schnell fertig zu werden.Den Zehnkampf habe ich mir aufgespart für die Zeit danach." Den-noch wurde der Neunzehnjährige schon 1956 in Melbourne Olympia-fünfter im Zehnkampf, dazu Olympiavierter im Hürdensprint. DreiJahre später hätte er in Düsseldorf um ein Haar den Zehnkampf-Weltrekord gebrochen. Da lief er gleich einmal die 100 Meter in 10,2

Sekunden, das war Weltbestzeit.Doch den Diskus warf er nachzwei ungültigen Versuchen stattder möglichen 52 nur 36 Meterweit, aus dem Stand. Die Chancewar vertan. Das wurmt ihn nochheute.

Das war im Jahr 1959, an dessenEnde er zum "Welt-Leichtathle-ten" gewählt wurde. Eine Aus-zeichnung, die kein deutscherAthlet vor ihm und nach ihmerreicht hat. Und das lag anjenem legendären 7. Juli. Dastürmte er im Zürcher Letzigrundbei kalifornischen Bedingungenzum seiner Zeit sagenhaften

Weltrekord von 13,2 Sekunden über 110 Meter Hürden. Und eröffnetedamit die kaum enden wollende Serie von Weltrekorden an dieserKultstätte der Leichtathletik. 45 Minuten später ließ er gleich denzweiten Streich über 200 Meter Hürden folgen. Wer darin einebesondere physische Anstrengung sieht, wird von Lauer belehrt:"Dieser Lauf passte einfach gut in mein Belastungsprogramm. Wennan diesem Tag nur ein einziges Rennen gewesen wäre, hätte ich dasGanze ohnehin noch zu einem richtigen Training ausgebaut. Sokonnte ich wenigstens einen kompletten Trainingstag sparen." Andiesem zweiten Weltrekord in 22,5 Sekunden "bissen sich Leute wie

WWas macht eigentlich ...?as macht eigentlich ...?

Martin LauerMartin LauerVon Steffen Haffner

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Edwin Moses,Reynaldo Nehemiahund Colin Jacksondie Zähne aus".Angeblich soll dieMarke 1998 unter-boten worden sein."Aber kurz vorherwar die offizielleListe für dieseStrecke schongeschlossen wor-den."

Am Morgen hatteLauer noch in Kölndie Vorlesung

besucht und am Nachmittag auf dem Zürich-See eine Segelpartieeingeschoben. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Drei Jahre späterbeklagte der Sechsundzwanzigjährige in dem Bildband "Aus meinerSicht", in dem er mit bemerkenswert reifen Texten sein schreiberischesTalent verriet, dass dieser Segeltörn in den Berichten über Gebührhervorgehoben wurde: "Wenig glaubhaft und deshalb unerwähntblieb die Gewissheit in mir, einen Weltrekord zu laufen. Mit den erstenSchritten beim Einlaufen gehörte die Bestleistung mir, ich freute michauf sie, war mir ihrer so sicher, wie man das nur in Augenblickenhöchsten Selbstvertrauens, höchster Selbsteinschätzung sein kann.Aus dieser Hochstimmung heraus musste der neue Weltrekord gebo-ren werden. Froh angekündigt. Auf der Suche nach dem Quell dervollbrachten Leistung gehen sie an der Seele, die in solchen Augenbli-cken offen da liegt wie nie, blind vorbei. Denn sie suchen - Helden."Die Schlagzeilen nach dem Doppelschlag von Zürich "waren gigan-tisch". Am nächsten Morgen in der Vorlesung sagte der Professor fürStrömungsmechanik: ,Sie da, hoffentlich können Sie auch so gutStrömungsmechnanik wie Hürden laufen.' "Mit einer Verachtung, dieich noch heute spüre." Dabei war ihm der Ruhm ohnehin suspekt."Ruhm bedeutet, man wird vereinnahmt. Und ich wollte mich nievereinnahmen lassen. Was ich an Ruhm erlebt habe, hat sich inSchulter klopfen ausgedrückt."

In Rom 1960 wurde Lauer als Schlussläufer gemeinsam mit BerndCullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf Olympiasieger in derSprintstaffel. Und das mit dem Handikap einer Knochenhautentzün-dung, die ihn im Hürdensprint beim Aufsetzen des linken Fußesbehinderte und wieder nur Platz vier zuließ. Eine sich über Monateerstreckende Spritzenkur sollte nach den Spielen für Abhilfe sorgen. Indieser Zeit wurde der Athlet, der sich heute noch als "physisch undgeistig immer sehr wehrhaft" einstuft, wegen ungebührlichen Verhal-tens gegenüber Funktionären für ein halbes Jahr gesperrt. "Ich bin inLänderkämpfen immer als Punktesammler in die Schlacht geworfenworden. Das hat mir das Gefühl gegeben, unentbehrlich zu sein. Dalässt man sich ungern als Rotzlöffel behandeln." 1961 sollte es wiederzur Sache gehen. Aber die letzte unsterile Spritze der Serie und dieanschließende unsachgemäße Behandlung sollte das Leben desHimmelstürmers einschneidend verändern.

Die Entzündung lief dermaßen aus dem Ruder, dass es plötzlich nichtmehr um Sport oder nicht Sport, sondern um Leben und Tod ging. Eswar, als wären die Götter neidisch geworden, so unbarmherzig schlu-gen sie zu. Ein halbes Jahr lang kam der Patient nur sporadisch zu

Bewusstsein und untersagte den Ärzten jedes Mal, das Bein zuamputieren. Das Maß des Unglücks quoll über, als bei einem Autoun-fall nach dem Besuch im Krankenhaus seine Freundin ums Leben kamund sein Bruder bleibende Verletzungen erlitt. Dazu drückten immen-se Schulden für Krankenhaus- und Anwaltskosten. Noch vom Kran-kenbett aus schrieb Lauer für verschiedene Zeitungen. Dank einesgeschenkten Tonbandgeräts und auf der Grundlage einer qualifizier-ten musikalischen Ausbildung empfahl er sich als Sänger "der leichtenMuse" und komponierte auch. Bei den Leichtathleten war er schonlängst als der Mann mit der Gitarre bekannt. Auch mit dem Akkorde-on und dem Saxophon kann er gut umgehen. Mit seinem Erstling"Sacramento" glückte Lauer gleich ein voller Erfolg. Auf einen Schlagwar er sämtliche Schulden los. Mit Westernsongs wie "Taxi nachTexas" oder "Die letzte Rose der Prärie" verkaufte er bis auf denheutigen Tag sechs Millionen Tonträger. Während einer Amerika-Tournee an der Seite von Lale Andersen, Lolita und Ivo Robic wurdeder singende Athlet mit seinen Krücken Umstände halber meist amLagerfeuer platziert. Einmal avancierte er im Opernhaus von Chicagovor 5.000 Besuchern zum Alleinunterhalter.

Die dramatische Erkrankung hatte ihn im Studium, wo er schon imExamen stand, um eineinhalb Jahre zurückgeworfen. Dennocherreichte er seine Ziele, wurde 1972 in München der Verantwortlichefür die olympische Zeitmessung und war später als Diplom-Ingenieurfür Kernverfahrenstechnik unter anderem an der Entwicklung des"Schnellen Brüters" in Kalkar beteiligt. 1964 nach Tokio reiste MartinLauer als Journalist. "Ursprünglich war hier die Goldmedaille imZehnkampf angesagt." Und er wäre kaum zu schlagen gewesen. "Ichhabe Rotz und Wasser geheult. Das sollten ja meine Spiele werden. Eswar nur ein winziger Trost, dass mein Kumpel Willi Holdorf Goldgewann." Martin Lauer ist "der Unvollendete" (Michael Gernandt inder Süddeutschen Zeitung) unter den großen Athleten. Das Schreibenfür renommierte Zeitungen und Zeitschriften hat er seitdem beibehal-ten. Lange Jahre erschien in der "Welt" seine scharfzüngige Kolumne"BeLauert", die er kürzlich aus Anlass seines 70. Geburtstags einge-stellt hat. Ein Verlust.

"Ich habe nach wie vor Interesse an der Leichtathletik, auch wenn ichheute mit gemischten Gefühlen vor dem Fernseher sitze. Ich binzutiefst überzeugt davon, dass heute so gut wie keiner mehr aufirgendwelche Nachbrenner verzichtet. Es tut mir leid um die wenigen,auf die das nicht zutrifft." In seinen Kolumnen hat er gewettert gegenDoping, gegen die Kindervergifter, gegen die Lügner und Heuchler.Mehr Freude hat er an den Nachwuchsathleten. So als Vorsitzenderder Leichtathletik-Gemeinschaft Lauf/Pegnitztal mit ihren elf Verei-nen. "Da bin ich die Galionsfigur, die mit dem Hut rumgeht, damit wirden Sportbetrieb finanzieren können."

Martin Lauers Leben ist nach wie vor bunt, die Interessen sind vielfäl-tig, von der Fachliteratur über Kernkraft bis hin zu den Entwicklungenim Islam. Und hin und wieder greift er zur Gitarre und singt, etwawenn Athleten von einst wie Ingrid Mickler-Becker, Armin Hary undManfred Germar zu Gast sind. Im Keller haben seine Kinder einenFitnessraum eingerichtet, als sie selbst noch Leichtathleten waren.Und der Vater ist stolz, dass beide es mit viel weniger Talent zunationalen Erfolgen gebracht haben. Hier erhalten sich die Lauers ihreKondition. Nicht zuletzt für den traditionellen Segelurlaub am Tegern-see. "Denn der Flying Dutchman ist ein Turngerät auf dem Wasser",das körperlich voll fordert. Besonders wenn nur ein Bein gesund istund das andere Bein verteufelt weh tut.

n Deutschland gibt es zahlreiche und zum Teil anspruchs-volle Veröffentlichungen zur Olympischen Idee. Carl Diemzum Beispiel hat Beachtliches dazu beigesteuert, und

auch von Willi Daume gibt es bemerkenswerte Vorträge undAufsätze, in denen er sich zu Fragen des Olympismus und derOlympischen Spiele äußert. Beide haben sich dabei an Cou-bertins Grundaussagen orientiert und versucht, sie zeitgemäßzu interpretieren und praktisch umzusetzen: Diem 1936 alsGeneralsekretär des Organisationskomitees der OlympischenSpiele in Berlin - das für die Spiele verantwortliche Organisa-tionskomitee wurde schon vor 1933 gewählt, Präsident warTheodor Lewald, Generalsekretär Carl Diem, der eine im Nazi-Jargon "Halbjude", der andere "weißer Jude" - und Daume alsPräsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele1972 in München, dessen Generalsekretär Herbert Kunze war.

Ingesamt wurden in Deutschland fünf Anläufe unternommen,die Olympischen Spiele in eine deutsche Stadt zu holen. Dererste Anlauf führte zur Vergabe durch das InternationaleOlympische Komitee an Berlin 1916; die Durchführung kamwegen des Ersten Weltkriegs nicht zustande. Der vierteAnlauf "Berlin 2000" scheiterte kläglich mit und an einerschlecht vorbereiteten Bewerbung, die Leipziger Bewerbungendete bekanntlich ebenfalls enttäuschend. Die zweite unddritte Bewerbung waren dagegen erfolgreich. Berlin erhielt -mit seiner Bewerbung und der Vergabe durch das Internatio-nale Olympische Komitee 1931 noch vor der nationalsozialis-tischen Machtergreifung - den Zuschlag für die Spiele 1936.Die dritte Bewerbung bescherte München die Spiele 1972, dienun in einer demokratischen Bundesrepublik stattfindenkonnten.

Diem und Daume waren nicht nur durch ihre Verdienste umdie Entwicklung des Sports insgesamt ausgewiesen, sondernsie waren vorzügliche Kenner des Olympismus und des olym-pischen Sports. Für beide waren die Spiele ein Kulturereignis;beide wollten, dass die Forderungen Coubertins, die Spielemüssten zeitgerecht, modern, als "Fest" gestaltet werden,sollten die Einheit von Sport, Kunst und "Geist" widerspiegeln,eingelöst würden. Aber für beide erfolgte diese Einlösungjeweils unter politischen Voraussetzungen, die unterschiedli-cher gar nicht sein konnten.

Die "Berliner" SpieleFür Diem sollte der olympische Sport von einem Bild desMenschen bestimmt sein, das an seiner körperlich-geistigenGanzheit und dem Streben nach Selbstgestaltung orientiertund damit der neuhumanistischen Tradition des 19. Jahrhun-derts verpflichtet und das zugleich vom Spiel als der - nachSchiller, auf den Diem sich gern bezog - Versöhnung vonNatur und Geist und ihrer Aufhebung in einem Spiel undSchönheit verpflichteten olympischen Ideal bestimmt war.Vermutlich war dies aber ein zu idealistisches und zu wenigpolitisches Bild, das spätestens in der Zeit des Nationalsozia-lismus dann auch an seine Grenzen stieß.

Zusammen mit Lewald hat sich Diem bemüht, bei den Olym-pischen Spielen 1936 in Berlin - trotz schwieriger politischerUmstände - etwas von der Olympischen Idee im Sinne Cou-bertins zu erhalten und sichtbar zu machen. Ritterlichkeit,

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Olympismus und Olympische Zwischen Idealität und

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Friedlichkeit, Amateurismus sollten auch für die Spiele inBerlin Leitprinzipien sein, die es zu achten und umzusetzengalt. Diem hatte wohl gehofft, dass dies auch unter der Nazi-Diktatur möglich sei - was den sportlichen Teil der Spielebetraf, war dies sicherlich der Fall; was jedoch ihre "Ideologie"und ihren "Festcharakter" angeht, also ihre Verbindung mitKultur, Kunst und Musik, war dies wesentlich schwieriger.

Denn auch wenn Diem und Lewald geglaubt haben sollten,den politischen Missbrauch der Spiele durch die Nationalso-zialisten vermeiden zu können, solche Erwartungen zerschell-ten letztendlich an der politischen Realität - wenn wohl auchnicht ganz. Die Urteile über die Berliner Spiele fallen deshalbunterschiedlich aus. Manche Sporthistoriker sprechen von derNazi-Olympiade und von den Spielen unter dem Hakenkreuz;Philip Noel-Baker - langjähriger Minister in englischen Kabi-netten, Friedensnobelpreisträger, Olympiateilnehmer undgroßer Freund des olympischen Sports - hingegen bedauertesein Leben lang, dass er die Spiele 1936 wegen der Rassenpo-

litik Hitlers und der Nationalsozialistenboykottiert habe. Er bedauerte dieswegen der großen Athleten, die in Berlinstarteten und deren Start er verpasste,und wegen der Kraft des Sports, die fürihn selbst im politischen Missbrauchnoch sichtbar blieb. Sir Philip und späterLord schrieb dazu, dass die Spiele voraller Welt sichtbar gemacht hätten, wiefalsch, stupide und obszön der Rassis-mus Hitlers war, wie man in einem Briefvon ihm an den "Guardian" vom März1980 lesen kann. Zur eigentlichenBotschaft der Spiele wurde: "that thegreatest athletes in the world were blackmen". Und weiter: dass die Sportler inBerlin über die Grenzen von Rasse undNation hinaus dem gleichen Ideal vonSportkameradschaft und Freundschaftverbunden waren. Diese Botschaft, dievon den Spielen ausging, widerlegtenach Ansicht von Noel-Baker die Nazi-Ideologie und die Nazi-Politik - "to

anyone with eyes to see". Christiane Eisenberg, die bekannteHistorikerin und Sportgeschichtsexpertin, teilt offensichtlichdiese Auffassung.

Man kann Diem und Lewald sicherlich nicht vorwerfen, dasssie die Möglichkeit des olympischen Sports, zu Fairness,Friedlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft beizutragen,überschätzt haben; überschätzt haben sie aber offensichtlichdie Widerstands- und Abwehrkräfte des Sports gegen politi-schen Missbrauch. Im Nachhinein kann man solche Einschät-zungen allerdings auch leichter als Fehleinschätzungenerkennen als in den Jahren bis 1936. Nur hat man dabei zubedenken, dass die Erkenntnis, dass auch der olympischeSport ein politisches Phänomen ist, eine vergleichsweise neueErkenntnis ist und dass diese Einsicht nicht zuletzt aus denbitteren Erfahrungen der nationalsozialistischen Ära erwuchs.Dies schließt zweierlei ein: einmal, dass die Umsetzung olym-pischer Ideale auch von politischen Voraussetzungen abhän-gig ist, und dann, wie gering die Möglichkeit einzuschätzenist, umgekehrt diese Voraussetzungen mit Hilfe der olympi-schen Ideale zu verändern. Aber dies heißt nicht, dass sieüberflüssig sind. Ideale liefern Kriterien zur Beurteilung derRealität, und sie stärken zumindest das Wissen darum, dasses auch anders und besser sein könnte und dass die Verlet-zung von Menschenrechten, dass Unfriedlichkeit und Unter-drückung zur Olympischen Idee in eindeutigem Widerspruchstehen.

Die Spiele in MünchenEs war Willi Daume, der sich in seinem Wirken von dem Zielleiten ließ, das Coubertinsche Gedankenerbe "zeitgerecht" zuinterpretieren und es praktisch und organisatorisch angemes-sen und konsequent umzusetzen. In der zu einer Demokratiegeläuterten Bundesrepublik war dies für ihn allerdings auchleichter als in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur.Er wollte zeigen, dass Olympische Spiele "anders" aussehenkönnen und doch "authentisch" bleiben. Mit viel Gespürdafür, wie Olympische Spiele gestaltet werden müssen, um ineiner modernen Medienwelt Bestand haben zu können, ohnedabei ihren ideellen Gehalt preiszugeben, und auch über-

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Spiele in Deutschland: Realität Von Ommo Grupe

zeugt, mit den Spielen nicht nur etwas von einem neuenpolitischen und kulturellen Selbstverständnis Deutschlands -friedlicher, entspannter, gelassener, farbiger, internationalerund weltoffener - sichtbar machen zu können, gelang es ihm,nicht nur die Spiele für 1972 nach München zu holen, son-dern sie auch nach diesen Vorstellungen zu planen und zuorganisieren. Dabei wusste er sehr wohl, dass der Weg dahinauch vor politischen Einflussnahmen nicht sicher war. Manmusste dazu nicht an 1936 erinnern; auch nach dem ZweitenWeltkrieg war es schwer, den olympischen Sport von den Ost-West-Konflikten frei zu halten.

Daume stand wie Coubertin in der Tradition gebildeten undweltoffenen europäischen Denkens, der Kunst, Literatur undMusik der Welt, aber auch den aufklärerischen Vorstellungendes 19. Jahrhunderts: Dies wollte er alles (irgendwie) mit demSport verknüpfen und umgekehrt das von vielen als eigent-lich unversöhnlich Angesehene so weit möglich in einemNeuen versöhnen, dies nicht nur theoretisch, sondern auchpraktisch. Dies hieß für ihn, vor allem im Sport mehr zu sehenals nur Sport. Sport war für Daume Ausdruck und Teil deskulturellen Lebens mit engen Beziehungen zu Kunst, Musik,Theater und Literatur und zu gesellschaftlichen Institutionenwie Schule, Wissenschaft und Kirchen. So weit diese Bezie-hungen nicht oder noch nicht ernst genommen wurden,musste man dies korrigieren. Die Olympischen Spiele botendazu in besonderer Weise Anlass und Gelegenheit.

Daume nannte die ihn dabei leitende Olympische Idee eine"Menschheitsidee". Sie sei universal, hatte Avery Brundage inTokio erklärt, als er den Olympismus als die "Religion des 20.Jahrhunderts" bezeichnete. Obwohl Daume dessen Prinzipien-treue lobte - gegenüber einer solchen Vermischung desOlympischen mit dem Religiösen war er skeptisch.

Olympisch: Das ist für Daume die Idee der Leistung. Sie stehtaber für mehr als nur für das Messbare und Bewertbare. Siesoll Ausdruck der Arbeit an sich selbst sein, ein Medium derSelbsterprobung. Nicht das Ergebnis, der Weg ist das Wichti-ge, so formulierte er in Anlehnung an Erich Fromm.

Olympisch: Das steht für die Bildung von Körper, Kopf undHerz, also für die Verbindung von Athletik, Klarheit derGedanken und Fairness im Handeln. Die sportlich-olympischeHochleistung ist ihre schönste Ausdrucksform; aber dasPrinzip, das sie leitet, soll möglichst für alle Leistungs- undAltersstufen gelten.

Olympisch: Das ist die Idee der Fairness. Fairness unterschei-det den Sport von bloßem Körpertraining und folgenlosemZeitvertreib. Die Einhaltung sportlicher Regeln, der Verzichtauf unberechtigte Vorteile, dies bedeutet, den Sport auf einehöhere kulturelle Stufe zu stellen. Die Zukunft des Sportshängt für Daume davon ab, ob er sich von dieser Idee der

Fairness leiten lässt. Aber Daume wusste auch, dass es einlanger Weg ist, der gegangen werden muss, dies zu erreichen.Er machte selbst seine bitteren Erfahrungen als Vorsitzendervon nationalen und internationalen Fair Play-Initiativen, aberauch seine positiven, da sich immer wieder großartige Sport-lerinnen und Sportler fanden, die mit dem von ihm initiiertenFairnesspreis ausgezeichnet werden konnten, übrigens einerder wenigen Sportpreise, die auch einen hohen künstleri-schen Wert haben.

Olympisch: Das ist auch für Daume eine Idee des Friedens.Der Olympismus löst Konflikte nicht, aber er kann ein Modellfür den Umgang mit Konflikten sein. Er setzt die Akzeptanzdes kulturellen Andersseins und die Toleranz für weltanschau-liche und religiöse Unterschiede voraus. Man muss die kultu-relle Vielfalt für eine Bereicherung der Menschheit halten; ihrGegenteil hieße Eintönigkeit. Vor allem in diesem Sinne warder Sport für Daume politisch; für unpolitisch hat er ihn imGrunde nie gehalten. Gegen die politische Inanspruchnahmedes Sports - für welche Zwecke auch immer - hat er sichentschieden gewandt, ist dabei manches Mal auch unterle-

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gen; den gegen seinen Willen beschlossenen Boykott derMoskauer Spiele hat er im Grunde nicht verschmerzen kön-nen. Auch nach dem Zusammenbruch der großen politischenSysteme in dieser Welt werde die friedensstiftende Kraft desolympischen Sports benötigt, vielleicht sogar dringlicher alszuvor, erklärte er. Er hat Recht behalten.

Auch für Daume hat der Olympismus seinen Kern in der Ideeder Ganzheit. Ganzheit ist einmal die individuelle Ganzheitvon Kopf, Herz und Körper. Sie ist aber auch so etwas wieeine kulturelle Ganzheit, genauer: sportliche und olympischeAthletik in Verbindung mit und als Teil der Kultur. Immerwieder hat Daume sich bemüht, diese Verbindung zubeschreiben und sie herzustellen. Auf einmalige Weise ist ihmdies bei den Olympischen Spielen in München in der Verbin-dung des Sports mit Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Ballett undWissenschaft, mit einer glanzvollen Architektur, mit städti-schem Leben, improvisierenden Straßendarbietungen, mas-senhafter Kommunikation zwischen Bürgern, Besuchern undAthleten gelungen. Ein einmaliges Weltereignis, ein "Kultur-fest" war München geworden - oder hätte dies werden sollen,Zeichen für den tiefen Menschheitswunsch - wie Daumesagte - nach Friedlichkeit und "Freisein von Lebensangst".Hätte München werden sollen und auch können - wenn nichtein tödlicher Schlag die Stadt der Spiele getroffen hätte undschmerzhaft daran erinnerte, wie unfriedlich und gewalttätigdiese Welt auch sein kann und wie zerbrechlich demgegen-über die Idee des Friedens, der im Olympismus und bei denSpielen manifest werden sollte.

Trauer, Schmerz, Hilflosigkeit legten sich damals über vieleMenschen in Deutschland und in der ganzen Welt. Seitdemsind die Spiele immer noch gewachsen, größer, teurer, auf-wändiger, spektakulärer und weltumspannender geworden;aber immer auch noch beeindruckend in ihrer manchmalschlichten, unverstellten und unmittelbaren Menschlichkeit,in ihren universellen Gemeinsamkeiten, ihrer künstlerischenAusdrucksstärke und symbolischen Kraft. Aber man benötigtinzwischen auch fast eine ganze Armee, zumeist zivil geklei-det, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Trotz allem: Derolympische Sport blieb für Daume eine der wenigen Möglich-keiten der symbolischen Darstellung der Idee des Friedens inder Welt.

Olympische "Illusionen"?Welche Funktion kann das Olympische in dieser Welt haben,so lautete deshalb eine seiner zentralen Fragen, die er sichimmer wieder stellte, die durch Gegensätze bestimmt ist,durch Gegensätze zwischen "Armen und Reichen, Privilegier-ten und Unterprivilegierten, Hungrigen und Satten, Farbigenund Weißen", durch Gegensätze zwischen "Resignation undHoffnung, Frieden und Streit"? Seine Antwort: "Nur durch das

Anstreben sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Verstän-digung, Abbau von Spannungen, Toleranz, Fairness", durch denGeist "kompromissloser Solidarität" mit den Zukurzgekomme-nen und Hilfebedürftigen. Nur unter diesen Voraussetzungenkönne der Olympismus seine heute notwendige Veränderungerfahren - er nennt dies ihre "abendländische Entschränkung"-, die es ihm erlaubt, sowohl humanpolitische Funktionen zuübernehmen, als auch "Real-Utopie" zu sein: In einer nochimmer "von Gewalt, Revanche, Terror und Revolte" bestimm-ten Welt "Demonstration gegen die Gewalt" und für dasfriedliche Zusammenleben der Völker - Olympismus also nichtals eine Art Heilsverkündigung, sondern als Ausdruck derVerständigung und der Möglichkeit des friedlichen Fortschritts.

Aber es ist auch keine Frage, dass Daume mit solchen Aussa-gen an die Grenzen der Möglichkeiten des olympischenSports und seiner Idee stößt, sie vermutlich sogar überschrei-tet. Das wusste er sehr wohl. Um so zu sprechen, benötigtman tiefergehende Quellen. An dieser Stelle wurde Daumezum friedensbewegten Weltbürger. Die Münchner Spielewaren ein Stück Realisierung seiner olympischen "Vision".Aber dies konnten sie nur einige Tage sein, so lange, bis ebendie Realität der Gewalt, gegen die sie Zeichen hätten setzensollen, auf brutale Weise in sie einbrach. Es gab "zehn wun-dervolle olympische Tage", schrieb Daume im NOK-Standard-werk über München. "Dann wurden wir aus dem Paradiesschöner und liebenswerter Illusionen vertrieben, und niemalswerden wir uns dorthin zurückziehen können."

Waren dies alles nur Illusionen? Vermutlich nicht. Dazu warDaume zu sehr Realist. Wie Coubertin war er kein Freund vonUtopien. Seine Vision eines besseren Sports in einer etwasbesseren Welt bleibt. Sie hatte in München für Tage realeGestalt gewonnen, dahinter kann man nun nicht mehrzurück, die Bilder sind da und bleiben im historischenGedächtnis gegenwärtig, und sie zeigen auch immer wieder,welche Möglichkeiten der olympische Sport haben kann. DieOlympische Bewegung darf nicht "in sich selbst ruhen", siemuss "die Auseinandersetzung mit der Gegenwart" immerwieder suchen, schrieb Daume. Es könne etwas Verbindendesim Sport sein. Aber dazu sei es notwendig, den verbindendenGeist von Fairness, Kameradschaftlichkeit, Friedlichkeit undInternationalität auch öffentlich deutlich zu machen. Daumehat dieses Ziel nie aufgegeben. Seinen Realitätssinn hat ermit der Bereitschaft verbunden, neben dem Machbaren dasMögliche zu denken und es - wenn möglich - auch zu tun.

Wenn nun die beiden zum DOSB "verschmolzenen" nationa-len Sportorganisationen - NOK und DSB -, deren Präsidentund Ehrenpräsident Daume war, die sich das Wort "olym-pisch" ausdrücklich in ihren neuen Namen geschriebenhaben, wirklich zusammenwachsen sollen, dann ist es ange-bracht, sich auch an die wechselhafte Geschichte und Bedeu-tung von "olympisch" im deutschen Sport zu erinnern. OF

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Adolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerkanischerTurner, Revolutionär undArchitekt einer neuen WeltVon Michael Krüger

m August des Jahres 1846 wurdedas erste deutsche (nicht schwäbi-sche) Turnfest in Heilbronn abge-

halten", schrieb Adolf Cluss in einemBrief vom 14. September 1904, in demer, am Ende seines ereignisreichenLebens stehend, "eine Episode ausmeinen jungen Jahren" erzählte, die ihmsein Leben lang "im Gedächtnis" blieb.Wer war Adolf Cluss, was hat er mitdem Turnfest von 1846 zu tun undwelche Bedeutung haben er und einTurnfest vor fast 160 Jahren für denmodernen, olympischen Sport?

Adolf Cluss wurde am 14. Juli 1825 alsSohn einer Handwerkerfamilie in Heil-bronn geboren, einer schwäbischen Stadt am Neckar, dievielen Schwaben und Nichtschwaben nicht zuletzt wegen desguten "Trollinger" bekannt ist. Den kennt und schätzt manauch im fernen Washington, der Hauptstadt der VereinigtenStaaten. Hierher hat es Adolf Cluss im Jahr 1848 verschlagen,nachdem er aus Deutschland ausgewandert ist. Und inWashington hat er schließlich Karriere gemacht: Er galt als"Architekt Washingtons". Zahlreiche öffentliche Gebäude derEnde des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Bundeshauptstadtwurden von ihm entworfen und gebaut: Kirchen, Regierungs-gebäude, Stadthallen und Märkte, Museen, militärischeEinrichtungen, Kultur- und Kongresshallen, Schulen, Collegesund Universitäten. Die meisten Gebäude mussten im 20.Jahrhundert der stürmischen architektonischen Modernisie-rung Washingtons weichen, aber einige stehen noch heute.Das eindrucksvollste ist das renovierte NationalmuseumWashingtons, das Cluss von 1879 bis 1881 erbaute. Es istebenso wie seine anderen Bauwerke nicht nur Zeichen derKreativität, Schaffenskraft und des persönlichen Ansehensvon Adolf Cluss in der Washingtoner Gesellschaft, sondernauch steinerner Zeuge der Kulturleistungen einer ganzenGeneration von deutschen Auswanderern. Für diesen Kultur-transfer vom "alten Europa" in die Neue Welt stehen beson-ders die jungen Menschen, in der Regel Handwerker undArbeiter, die ihr Vaterland im Zuge der Revolution von1848/1849 verlassen mussten.

Zur Erinnerung an sie fanden von Oktober 2005 bis Februar2006 zeitgleich Ausstellungen in Heilbronn und Washingtonstatt, in deren Mittelpunkt Adolf Cluss stand. Mit Unterstüt-zung des Transatlantischen Programms der BundesrepublikDeutschland, des Deutschen Historischen Instituts inWashington und nicht zuletzt der Stadt Heilbronn und desStadtarchivs konnte in deutscher und englischer Sprache einBand zu Adolf Cluss mit dem Titel "Revolutionär und Archi-tekt. Von Heilbronn nach Washington" veröffentlicht werden.Außerdem fanden Tagungen und Kongresse statt. Ein Sympo-

sium in Heilbronn, das in Zusammenar-beit mit dem Institut fürSportgeschichte Baden-Württemberge.V. durchgeführt wurde, widmete sichspeziell dem Turnfest von 1846 - einemEreignis, das für Adolf Cluss und vieleAuswanderer in der fernen, neuenHeimat Lebensprägend war.

Die meisten dieser deutschen Auswan-derer der Zeit um die Revolution von1848/49 waren Turner und Revolutio-näre. Cluss selbst gehörte als junger,knapp 20jähriger Mann zum radikalen,frühsozialistischen Flügel der Turnbe-wegung. 1844 ging Cluss, wie dasdamals bei Handwerkern üblich war,

auf Wanderschaft. In Mainz bekam er 1846 eine Anstellungbei einer der ersten Eisenbahngesellschaften in Deutschland,der Hessischen Ludwigsbahn. Gleichzeitig schloss er sich demMainzer Turnverein an. Im Sommer 1846 wanderte er mitseinen Mainzer Turnbrüdern zu dem besagten legendärenTurnfest nach Heilbronn, wo die ganze "Sippschaft", wie erschrieb, im Haus seiner Eltern einquartiert wurde.

Nach dem Turnfest wurde Cluss zum Sekretär des neugegründeten Mainzer Arbeiterbildungsvereins gewählt. 1847schloss er sich dem "Bund der Kommunisten" mit Sitz inBrüssel an, über den er intensiven Kontakt mit Karl Marx undFriedrich Engels pflegte. Nach seiner Auswanderung in dieUSA stand er bis weit in die 1850er Jahre regelmäßig mit KarlMarx in brieflichem Kontakt. Marx hielt große Stücke aufseinen jungen Freund und betrachtete ihn als seinen wich-tigsten "Agenten" in der neuen Welt. Umso enttäuschter undverärgert war er über Cluss, als dieser von seinen kommunis-tischen Visionen abließ, sich statt dessen dem wirklichenLeben in Washington zuwandte und zu einem der angese-hensten Bürger der neuen Hauptstadt der USA aufstieg. Seinbürgerschaftlich-soziales Engagement hat er jedoch beibe-halten. Cluss war in zahlreichen Vereinen der Hauptstadtaktiv, natürlich auch bei den Turnern, und er arbeitete uner-müdlich für das Wohl der Bürger der Hauptstadt.

Turnen und Turnfeste als Mittelpunktebürgerlicher LebensformDas Turnfest in Heilbronn bildete sicher nur einen kleinen Teildes riesigen Erfahrungshorizonts ab, aus dem Cluss für seinspäteres Leben schöpfte. Aber es war mehr als nur ein Turn-fest. Es stand für eine grundlegende Auffassung und Ideevom Leben, von der Rolle, die der Einzelne in Gesellschaft,Politik und Kultur spielen sollte, und von der grundsätzlichen

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Beziehung des Staates zu seinen Bürgern. Auch dies bedeute-te in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Begriff "Turnen".

Auf den Turnfesten kam am markantesten zum Ausdruck, was"Turnen" damals bedeutete, wie dieses Turnen praktischaussah, welche Inhalte, welche Turn- und Umgangsformendiese spezifische Körper- und Bewegungskultur prägten, undwelche ideellen, geistigen und politischen Kräfte diesesTurnen bewegten. Das prägendste Turnfest vor der Revolutionvon 1848 fand 1846 in Heilbronn statt; auch wenn es invielerlei Hinsicht nicht ganz die Erwartungen erfüllte. DerHistoriker Dieter Düding spricht sogar von einem"Fehlschlag", weil es nicht gelungen sei, das wichtigste politi-sche Ziel dieses vormärzlichen Turnertreffens zu erreichen,nämlich ein wirklich "nationales" Turnfest auszurichten, vondem dann auch der nationale Zusammenschluss der Turnerhätte ausgehen können. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.Heilbronn war ein Erfolg, weil sich hier zum ersten Mal undunter Beteiligung und Anteilnahme weiter Kreise der Bevöl-kerung die Kultur des Turnens und des Sports im Sinne einerbreiten bürgerschaftlichen Bewegung artikulierte.

Das Fest-Album zur Erinnerung an das Turnfest in Heilbronn,herausgegeben von der Heilbronner Turngemeinde und ihremSprecher Rudolf Flaigg, den man den "schwäbischen Frühso-zialisten" zurechnen kann, um eine Formuliereung des Lan-deshistorikers Otto Borst aufzugreifen, liefert eine anschauli-che Vorstellung von der turnerischen Vereinskultur der1840er Jahre, sowohl in ihrer politisch-gesellschaftlichen alsauch körperkulturellen Ausprägung.

Freies Turnen als Symbol der Freiheit des GeistesBemerkenswert bereits an den ersten Zeilen dieses Festbe-richts von Heilbronn ist die enge Verbindung, die zwischendem freien turnerischen Bewegen an den Geräten und an derfrischen Luft, den "Kraftäußerungen" des Leibes und derFreiheit des Geistes, der Rede und des Wortes hergestelltwird. Das aktive, freie Turnen an den Turngeräten ist Aus-druck und Symbol dieser allgemeinen Freiheit, und es ist einTeil dieser Freiheit des Bürgers selbst. Aus dieser Sicht wirdverständlich, warum beides seinen Platz bei diesen frühenTurnfesten fand, das Turnen und sogar Preisturnen, und dasReden und Singen, das Debattieren und Dichten. Der wesent-liche Inhalt dieser neuen Freiheit und Kraftäußerung bestandin dem Willen und der Möglichkeit, sich frei und ohne Unter-schied des Alters und des Standes zu treffen, seine Kräfte zuentfalten, miteinander zu messen und füreinander einzutre-ten. 35 Vereine aus ganz Deutschland hatten Vertreter nachHeilbronn entsandt, die insgesamt ca. 3.400 Mitglieder in denTurnvereinen repräsentierten, vom kleinsten Verein, Geislin-

gen mit 15 Mitgliedern, bis zur größten Turngemeinde, Dres-den mit ca. 900 Mitgliedern.

Aus der Beschreibung des Turnfestes von Heilbronn gehthervor, wie vielfältig die Turnvereinskultur damals war. DieseTurnvereine waren weder "nur" politische Vereine, noch warenes nur Vereine zur Pflege körperlicher Übungen. Sie warenauch Geselligkeitsvereine, Männervereine, Handwerksvereine,Bürgervereine, Vereine zur Entfaltung bürgerlicher Tugendenund Wertvorstellungen, Vereine zur Vermittlung historischenund politischen Wissens, Vereine zur Pflege deutscher Liederund Gesänge, Sozial- und Hilfsvereine, Vereine zur Verbrei-tung vaterländischer Gesinnungen, Vereine zur Bildung undErziehung im weitesten Sinne usw.

Turnvereine und ZivilgesellschaftDie Turnvereine geben Beispiele ab für das, was heute als"Zivilgesellschaft" bezeichnet wird; eine Bürgerbewegung, diesich frei und unabhängig vom Staat organisiert und engagiertund öffentliche Aufgaben im bürgerschaftlichen Interessewahrnimmt. Die Unterschiede der politischen, sozialen undkulturellen Orientierung der einzelnen Vereine waren nebenden politischen Rahmenbedingungen der wesentliche Grund,warum es bis zur 1848er Revolution nicht zu einem Zusam-menschluss aller Turnvereine in Deutschland kam, bzw.warum die Versuche einer nationalen Einigung der Turnerscheiterten. Von ausschlaggebender Bedeutung für diesesScheitern waren die revolutionär aufgeheizte Situation imJahr 1848 sowie die Unterdrückungs- und Verbotsmaßnah-men der verantwortlichen Regierungen im Deutschen Bundvor und nach der Revolution, die viele der jungen und enga-gierten Turner in die Emigration trieb.

Viele Turnvereine, in Mannheim, Köln und Heidelberg, wurdenaufgelöst und verboten, hatten sich dann wiedergegründet,waren erneut beobachtet und bespitzelt worden usw. Es kamzu einer politischen Radikalisierung in einigen Turnvereinen.Viele riefen zur allgemeinen Bewaffnung auf und hielten dieTurner, weil sie körperlich besonders geschult und kräftigseien, für die natürliche Vorhut der nun mit Waffen kämpfen-den Revolution. Obwohl sich die Mehrheit der Vereinezurückhielt, schlossen sich doch viele Turner den Bürgerweh-ren an und wollten nun mit der Waffe in der Hand für Frei-heit und Vaterland kämpfen.

Radikalisierung des Turnens Als bekannt wurde, dass bei der Ermordung des FürstenLichnowski, eines konservativen Abgeordneten der FrankfurterNationalversammlung, auch Männer mit Turnerhut undTurnerjacke gesehen wurden, war die Empörung in der

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Öffentlichkeit und in den Turnvereinen groß. Auch Freundedes Turnens wandten sich "schaudernd" ab, wie es nun hieß.Die Spaltung in radikale und gemäßigte Kräfte der Turnereiwar nun endgültig. Die Turnvereine galten aus der Sicht derRegierungen als gefährliche Herde der Revolution und desAufruhrs. Alle Versuche eines nationalen Zusammenschlussesder Turnvereine scheiterten.

Dies gelang erst nach langen Jahren der politischen Reaktionbeim diesmal wirklich ersten allgemeinen deutschen Turn-und Jugendfest 1860 in Coburg. Die 1848er-Aktivisten warennun fast 15 Jahre älter und besonnener geworden, die radi-kalsten Vertreter der politischen Turnerei waren ausgewan-dert, und in Coburg konnte nun die Turnkultur "neu aufge-stellt" werden, wie man heute sagen würde; d.h., dort wurdendie Grundlagen für ein neues Selbstverständnis und einestabile Organisation geschaffen. Vieles von dem, was schon inHeilbronn zu erkennen war, konnte sich jetzt entfalten: eineKultur des Turnens und der Turnvereine, die ihren Mittelpunktin der Pflege und Entwicklung einer volks- und nationalerzie-herischen Körper- und Bewegungskultur findet und nicht inrevolutionärer, oppositioneller Politik. Dieser Prozess derEntpolitisierung und Zivilisierung des Turnens, z.T. mit demneuen Namen "Sport", ist bis heute im Gange.

Bis heute versteht sich der Dachverband des deutschenSports als gesellschaftliche Kraft, die mehr ist und sein willals nur ein Sportverband. Er sieht sich auch als eine Organisa-tion, die das Wohl der Bürger insgesamt im Blick hat, die sichfür Bildung und Erziehung der jungen Menschen einsetzt undsich für die freie Entfaltung der Kräfte und Möglichkeiten derBürgerinnen und Bürger einsetzt. Insofern steht auch dermoderne Sport in der Tradition der 1848er Turner; auch vondenen, die nach Amerika auswandern mussten.

Brücke in die neue Welt Der Traum von einer freieren, besseren und gerech-teren Gesellschaft blieb lebendig. Viele Turner, dienach Amerika auswandern mussten, nutzten späterihre Erfahrungen aus dem deutschen Turnvereins-leben in der neuen Welt. Mit zu den ersten Dingen,die sie nach ihrer Ankunft in Amerika unternah-men, zählte die Gründung von Turnvereinen. Derberühmte Sohn Heilbronns, Adolf Cluss, gehörteebenfalls zu denen, die ihren Traum von bürgerli-cher Freiheit und bürgerlichem Engagement in denVereinigten Staaten umsetzten. Als Architekt derHauptstadt und angesehener Bürger Washingtonsstand er in der ersten Reihe der deutschen Ein-wanderer in den USA. Das alte deutsche Turnenbaute so gesehen eine Brücke zwischen dem "altenEuropa" und der neuen Welt, über die viele Men-

schen gingen, die ihre Heimat verlassen mussten und einebessere Zukunft in Amerika suchten.

Vieles von dem, was beim Turnfest in Heilbronn - stellvertre-tend für die Turnvereins- und Turnfestkultur insgesamt -vorgeturnt und vorgelebt wurde, fand unbeabsichtigt, abertrotzdem nicht ohne innere Logik, eine Fortsetzung im olym-pischen Sport und bei den Olympischen Spielen unserer Tage.Es war kein Zufall, dass Gustav Struve, der radikale Anführerder badischen Revolution von 1848/49 und nach seinerFlucht in die USA Gründer des New Yorker Turnvereins, 1855im "Belletristischen Journal" der "New Yorker Criminalzei-tung" und in der Amerikanischen Turnzeitung dazu aufrief,Turnfeste nach dem Vorbild der Olympischen Spiele in derAntike abzuhalten; eine Idee, die im Übrigen so verbreitetwar, dass sie Eingang in das Meyersche Conversationslexikonder Ausgabe des Jahres 1848 fand: Turn- und Gesangsfestehätten das Ziel, hieß es da, "ächte deutsche Volksfeste zuwerden, ähnlich den Olympischen Spielen der Griechen. Wiediesen liegt ihnen zunächst der Zweck ob, die durch politi-sche Grenzen getrennten deutschen Stämme durch das Bandder Kunst zu vereinigen".

150 Jahre später haben die Olympischen Spiele den Zweck,die durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Grenzengetrennten Völker und Nationen auf der ganzen Welt durchden Sport und die Kultur zusammen zu führen, wenn manwill im friedlichen Wettstreit zu "vereinigen". Der Wettkampfist das "Band der Kunst" des Sports, durch das dieses Kunst-stück der internationalen kulturellen Kommunikation undIntegration ermöglicht wird. Wie damals sind auch heuteMenschen und Athleten gefragt, die sich dem Wettbewerbstellen, die Brücken schlagen können, wie Adolf Cluss und dieausgewanderten Turner, und die sich für eine bessere, friedli-chere und fortschrittliche Welt einsetzen.

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as besondere Merkmal des Sports ist die Bewegung,sowohl für den Athleten, als auch den Zuschauer. Fürden aktiven Sportler ist es die konkrete Bewegung

seines Körpers, für den Zuschauer der Anblick dieser Bewe-gung, die in seinem Gehirn jenes Bewegtsein erzeugt, dass inStadien und Sporthallen zu unterschiedlichen Gefühlsausbrü-chen verleitet; wobei Freud und Leid sehr eng beieinanderliegen, im Wechselbad größter Gefühle.

Schon zu jener Zeit, "als die Bilder laufen lernten", in denschwarz-weißen Jahren nach Erfindung der Kinematographiealso, war die menschliche Bewegung ein Anreiz, um sie aufdas Zelluloid-Material des Films zu bannen. Zwar waren diese"bewegten Bilder" damals noch ein etwas stolpernder Anblick,doch im Laufe der weiteren technischen Entwicklung wurdensie immer harmonischer, bis sie die heutige Perfektionerreichten, die sie manchmal "natürlicher" erscheinen lassenals in der Wirklichkeit.

Das "Volksmedium" Fernsehen hat zu dieser Entwicklung sehrviel beigetragen. Es hat jedoch auch mit seinen Eigenartendie Sichtweise des Publikums beeinflusst; nicht immer zumBesten. Doch es ist ihm gelungen einer gigantischen Zahl vonZuschauern eine Teilhabe an Sportereignissen zu gestatten,die weit über die Kapazitäten der riesigsten Stadien hinaus-reicht und in früherer Zeit undenkbar war.

Der Film, als historischer "Vorläufer" des Fernsehens, spielt imKanon moderner Massenmedien in einer anderen Kategorie.Denn hier steht nicht die Live-Übertragung eines Sportereig-nisses im Vordergrund, sondern eine künstlerische Gestaltung,die andere dramaturgische Akzente erfordert und über dasTagesereignis hinausführt.

Nun bedient sich der Film ja einer Täuschung. Entsteht dochdie "augenscheinlich" wahrgenommene Bewegung bei derFilm-Projektion durch die Trägheit unseres Gehirns, das nichtin der Lage ist, jene 24 fotografischen Einzelbilder, die da ineiner Sekunde an unseren Augen vorbeiflimmern, auch alseinzelne Bilder zu erkennen. So entsteht in unseren Hirnen derAnschein von Bewegung, was dem menschlichen Hang zur

Bewegte und

Anmerkungen zu Sport und Film 60

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Illusion durchaus entgegen zu kommen scheint. Vielleichtauch aus diesem Grunde sind "bewegte Bilder" inzwischen sobeliebt, dass sie oft sogar der Wirklichkeit vorgezogen werden.

Der Sport im deutschen Film hat ein recht ansehnliches Alter.Schon in den 1920er Jahren hat dieses Thema Einzug in dendeutschen Spielfilm gehalten. So war etwa der erste Filmauf-tritt jener später zu zwiespältigem Sportfilm-Ruhm gelang-ten Leni Riefenstahl in einem Lichtspiel, das - "Der heiligeBerg" geheißen - im Skifahrer- und Bergsteigermilieu desJahres 1924 spielte. Und auch in "Der große Sprung", einersportlichen Filmkomödie aus dem Jahre 1927, mimte FrauRiefenstahl eine Ziegenhirtin, deren Geißen zum großenGaudi des Publikums Ski fahren konnten.

Dass sich diese Art der sportlichen Betätigung von Ziegen inder Wirklichkeit nicht hatte durchsetzen können, bestätigtnur die große Illusionsfähigkeit des Films; anderenfallsbestünden heute vielleicht die Olympischen Winterspiele ausganz anderen Teilnehmergruppen, was dem Selbstbewusst-sein des sportlichen Homo sapiens durchaus nicht förderlichwäre. Denn welche menschliche Mannschaft verlöre leichtenHerzens eine 4x10 Kilometer-Skilanglauf-Staffel ausgerech-net gegen ein Ziegenbock-Quartett?

Auch die Popularität von Sportidolen wurde schon früh fürden Film genutzt. Denn schon 1930 durfte der damaligeMeisterboxer Max Schmeling in dem Lichtspiel "Liebe im Ring"auftreten. Da spielte er einen treuherzigen Burschen, der Box-Meister wird und von einer jungen "Lebedame", repräsentiertdurch die äußerst ansehnliche Olga Tschechowa, so becirctwird, dass er seine Verpflichtungen als Faustkämpfer sträflichzu vernachlässigen beginnt. Aber seine alte und treue Liebe,gespielt von der damals sehr bekannten FilmschauspielerinRenate Müller, holt ihn mit ihrer Anhänglichkeit wieder dahinzurück, wo ein Boxer dieses Formats hingehört: in den Ringnämlich. Eine Geschichte also wie im richtigen Leben ...

Aber dann kommt "Reitet für Deutschland". Man schreibt dasJahr 1941, und Willi Birgel, in Gestalt eines Freiherrn vonLangen, trabt gekonnt über die großdeutsche Leinwand.

"Reitet für Deutschland"erzählt die Filmgeschichteeines deutschen Herrenrei-ters, der sein altes Kriegs-pferd wieder gefunden hatund zum ersten MalDeutschland auf einem

Turnier im Ausland vertritt - und im Kriegsjahr 1941, natür-lich zum Siegen verurteilt ist! Doch nun wollen wir unsjenem Film zuwenden, der wie kein zweiter Sportfilm nochüber Jahrzehnte hinaus die Gemüter erregte. Es ist LeniRiefenstahls Film über die Olympischen Spiele 1936.

Die ausgebildete Tänzerin Riefenstahl hatte sich in einemrelativ kurzen Zeitraum, "mit den Waffen einer Frau", wiemanche behaupten, von einer filmischen Anfängerin zurLieblings-Regisseurin des Diktators Adolf Hitler hochgearbei-tet. Mit dem Monumentalfilm "Triumph des Willens", der denNürnberger Parteitag 1934 der Nationalsozialisten in unge-wöhnlichen Bildern spiegelte, hatte sie bereits neue Wege derAufnahmetechnik beschritten. So setzte sie beispielsweiseKameraleute auf Rollschuhen ein, um Massenszenen nochdynamischer zu gestalten.

Den Vorschlag Adolf Hitlers, sie sollte einen Film über dieOlympischen Spiele in Berlin fertigen, nahm sie mit anfängli-cher Skepsis entgegen. Ihr Hauptargument, die Fertigstellungeines so großen Werkes würde etwa zwei Jahre dauern,erledigte Adolf Hitler mit dem Satz: "Und wenn Sie zehnJahre brauchen, die Hauptsache ist, dass es ein Kunstwerkwird!"

Von höchster Stelle so beauftragt, machte sie sich daran, dasvon Hitler verlangte Kunstwerk zu realisieren. Um dieses Zielzu erreichen, ging sie rücksichtslos vor. Sie "überschwemmte"die Olympischen Spiele mit einem Heer von Kameraleutenund Technikern. Und es war ihr gleich, ob diese die Sportlerstörten oder nicht. Sie wollte möglichst viele hervorragendeAufnahmen haben, denn die Spiele dauerten nur 14 Tage, ihrFilm jedoch sollte noch in Jahrzehnten sehenswert sein.

Aus den Erfahrungen des Reichsparteitags-Films "Triumphdes Willens" hatte sie gelernt, möglichst viele Aufnahmen ausmöglichst verschiedenen Blickpunkten und Perspektiven zumachen und Gegensätze herauszuarbeiten. Temposzenenwurden gegen Zeitlupe gesetzt, volle Zuschauerränge gegeneinsame Läufer, um möglichst viel Spannung zu erzeugenund die ursprüngliche Atmosphäre künstlich nachzugestalten.

bewegende Bilder:

in Deutschland Von Herbert Somplatzki

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Aus fünf- bis sechshundert Stunden Filmmaterial wurdendann jene beiden Teile zusammengeschnitten, die diesen Filmzu einem Welterfolg werden ließen - und den Nazis jenenerwünschten Prestige-Erfolg bescherten, der mitgeholfen hat,ihre Terrorherrschaft nach außen zu übertünchen.

Trotz aller berechtigten Einschränkungen hat dieser Filmdurch manche filmtechnische Neuerung Maßstäbe gesetzt. Erhat aber auch dazu beigetragen, dass nach Ende des ZweitenWeltkrieges das monumentale filmische Pathos vermiedenwurde und der Sportfilm nach neuen, bescheideneren Wegensuchte.

Erst in der Aufbruchzeit der 1960er Jahre begann sich derSport dann wieder intensiver dem Film zuzuwenden. In derLehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalenbeispielsweise wurden damals bereits Grundlagen der prakti-schen Filmarbeit vermittelt. So reiste etwa eine Gruppe derSportjugend NRW 1968 nach Berlin, um dort, in der Zusam-menarbeit mit dem Jugendfilmstudio Berlin, einen Film überdas Deutsche Turnfest zu drehen. Es entstand: "Sechs Tage -vier F - und eine halbe Stadt", ein Film, der bei den "Interna-

tionalen Sport- Amateurfilm-Tagen 1968" in Duisburg dieSilbermedaille und das Prädikat "Bester sozialkritischer Film"erhielt.

Dieses Filmfestival in Duisburg war als Idee des Landessport-bundes NRW entstanden und sollte Impulsgeber für dieEntwicklung des Sportfilms in Deutschland werden. Unter derFührung seines Präsidenten Willi Weyer, im HauptberufInnenminister des Landes, war der LSB-NRW damals für neueIdeen "ein offenes Feld". Und so entwickelte sich in denFolgejahren auch eine intensive Zusammenarbeit mit deminternational renommierten Filmfestival "Oberhausener Kurz-filmtage", die bis über die Olympischen Spiele München 1972hinaus anhielt und immer mehr Internationalität erlangte.

Die Gründe, warum die angestrebte Entwicklung eines eigen-ständigen "Sportfilm-Festivals" dann doch nicht zustandekam, sind nicht mehr zu eruieren. Eine Manifestation wäresicherlich eine gute Chance gewesen, Sport und Film zusam-men zu führen, zum Vorteil beider.

Dann hat es doch ziemlich lange gedauert, ehe sich eine neueGeneration von Regisseuren wieder dem Thema Sport ingroßem Rahmen filmisch näherte. In diesem Zusammenhangmuss der Name Sönke Wortmann genannt werden. Denn erstmit seinem Film über die Fußballweltmeisterschaft 1954 -"Das Wunder von Bern" - ist wieder ein deutscher Sportfilmvon Rang entstanden. Sönke Wortmann, schon durch Spielfil-me mit anderer Themensetzung bekannt, hatte die bestenVoraussetzungen für diesen Film mitgebracht. Denn über seinhandwerkliches "Know how" hinaus brachte er die Erfahrun-gen eines langjährig praktizierenden Sportlers in dieses Film-werk mit ein und verlieh durch sein Wissen den gestaltetenSpielszenen gesteigerte Authentizität - und brachte darüberhinaus jungen Zuschauern auch ein Stück deutscher Nach-kriegsgeschichte näher.

Sein zweiter großer Sportfilm, "Deutschland - ein Sommer-märchen", konzentrierte sich dann gänzlich auf die Authenti-zität des Dokumentarischen. Mit seinen Filmaufnahmen zuSpielbeginn, in der Halbzeitpause oder nach Spielende in derUmkleidekabine brachte uns Sönke Wortmann in eine vomZuschauer sonst nicht wahrnehmbare Nähe von Spielern undTrainer. Mit dieser Innensicht, durch das Medium Film kanali-siert, blieb eine emotionale Nähe zur deutschen National-mannschaft auch nach dem Ende der Weltmeisterschaft 2006dem Filmzuschauer erhalten.

Der deutsche Sportfilm ist wieder im Gespräch. Und es wäredem Kulturgut Sport durchaus angemessen, sich dieseskünstlerischen Mediums mehr als bisher zu nähern. Vielleichtsogar durch ein eigenes internationales Sportfilm-Festival,das den Anspruch des Sports, ein Kulturgut unserer Zeit zusein, auch mit Blick in die Zukunft bestätigt.

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s junge Mädchen mit dem Kopftuch ballt dieFäuste, setzt zu einem kraftvollen Kickboxer-

Tritt an - und erstarrt mitten in der Bewegung.Diese Skulptur der Wiesbadener Künstlerin BirgidHelmy ist eines der Exponate der Ausstellung"sportlich", die im Sport & Olympiamuseum Kölngezeigt wird. "Sport interessiert mich auch wegenseiner sozialen Funktionen, zum Beispiel bei derIntegration", erklärt die Bildhauerin die Wahlihres Motivs. Ein paar Meter weiter ist eine Grup-pe kleinerer Skulpturen platziert, die Jugendlichein trendiger Streetwear darstellt. Die Figurenprobieren gerade einen Sprung oder klettern überHindernisse: eine Hommage an die neue Sportart"Parcours", ein akrobatischer Hindernislauf undgleichzeitig eine Kletterpartie mitten durch die

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DSportlicheVielfalt in denSkulpturen vonBirgid Helmy

Stadt, bei der auch hohe Mauern überwunden werdenmüssen.

Mit der ebenfalls ausgestellten Skulpturen-Gruppe kleinerSkateboard-Fahrer hat Birgid Helmy kürzlich den Kunst-wettbewerb der Deutschen Botschaft Warschau für sichentscheiden können. Des Weiteren sind Gruppen von Fuß-ballspielern, Kunstspringern und Hockeyspielern zu sehen -alle in Aktion, alle mitten im Spiel oder Sprung "eingefro-ren".

Etwas aus der Reihe fällt ein fast lebensgroßer Junge inShorts, der sich scheinbar in einer Angriffsstellung fürBoxer übt. "Es ist wie ein Initiationsmoment", sagt Helmy."Er ist nicht wirklich in Aktion, er posiert. Vielleicht voreinem Spiegel." Sie habe sich für die Skulptur von Bildern

des 12-jährigen Muhammad Ali und des jungen MaxSchmeling inspirieren lassen. "Vielleicht meine ‚unsport-lichste' Arbeit."

Birgid Helmy, Jahrgang 1957, hat nach dem Studium derSozialpädagogik an der FH Wiesbaden (Schwerpunkt Thea-terpädagogik) eine Ergänzung dieses Studiums durch einekunsttherapeutische Weiterbildung vorgenommen. Eineberufliche Neuorientierung gab es während der Erziehungs-phase der beiden Töchter. Seit 1995 widmete sie sich demStudium der Bildhauerei an der Akademie für BildendeKunst, Universität Mainz, bei Frau Prof. Biederbick. DasDiplom erwarb Birgid Helmy 2001, Meisterschülerin war sie2002.

Klaus H. Schopen

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Europa-Abend des DOSB in BrüsselDie Landesvertretung Baden-Württembergstand ganz im Zeichen des Sports, als derDeutsche Olympische Sportbund (DOSB) amMittwoch, 28. März 2007 in Brüssel seinenEuropäischen Abend veranstaltete.

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßtestrahlend eine illustre Besucherschar mitdem für Sport zuständigen Bundesinnen-minister Wolfgang Schäuble an der Spitzeder 300 geladenen Gäste. Drei Tage nachdem Jubiläum zur Unterzeichnung derRömischen Verträge gratulierte Bach"Europa zu seiner 50-jährigen Erfolgsge-schichte."

"Wir stehen in Europa vor so großen undvielfältigen Herausforderungen. Eine davonist, Europa fühlbar und erlebbar zu machen,dafür ist Sport ein Hoffnungsträger, weil erzeigt, wie Europa funktionieren kann alsEuropa der Bürgerinnen und Bürger", sagteBach in seiner Begrüßungsrede: "Sport hateine positive Grundstimmung für das Zusam-mengehörigkeitsgefühl in Europa geschaffen,es gelingt Grenzen zu überwinden."

Nachrichten des DOSB

Dr. Thomas Bach - Glückwunsch an EuropaZum 50. Jahrestag der Römischen Verträge gratulierte Dr. Thomas Bach, Präsident

des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

"Am 25. März 1957 unterzeichneten sechsStaaten den Vertrag von Rom zur Grün-dung der Europäischen Wirtschaftsgemein-schaft. Im Jahr 2007 feiern 490 MillionenEuropäer in 27 Mitgliedsstaaten der EU den50. Jahrestag dieser Unterzeichnung. DieGlückwünsche des deutschen Sports geltenallen Verantwortlichen, die diese einzigarti-ge Entwicklung ermöglicht haben.

Europa ist ein Kontinent mit unterschiedli-chen Traditionen und Sprachen, der geeintist durch gemeinsame Werte wie Demokra-tie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. DieEU verteidigt diese Werte und fördert dieZusammenarbeit der Völker Europas, indemsie die Einheit unter Wahrung der Vielfaltstärkt und sicherstellt, dass Entscheidun-gen möglichst bürgernah getroffen wer-den.

Der Sport spielt für die Umsetzung dieserWerte eine ganz wichtige Rolle. Nichtallein, weil er mit der Olympischen Idee einfester Teil dieses Wertesystems und derIdeengeschichte Europas ist, sondern auchund vor allem deshalb, weil er zeigt, wieEuropa funktionieren kann. Mit seinerGrenzen und Ideologien überschreitendenAkzeptanz ist er ein Vorreiter für Europaund hat in den zurückliegenden fünf

Jahrzehnten einen bedeutenden Beitrag fürdie Zusammengehörigkeit unseres Konti-nents geschaffen.

Ausdruck dessen ist die Begeisterung füreuropäische Wettbewerbe von Europa-meisterschaften bis hin zu den Europäi-schen Olympischen Jugendspielen. Aberauch abseits der Schlagzeilen und Fernseh-übertragungen gelingt es dem Sport undseinen europaweit über 350 MillionenMitgliedern in 800.000 SportvereinenGrenzen zu überwinden, menschliche und

soziale Dimensionen zu verdeutlichen undeine integrierende Kraft zu sein.

Insbesondere im Zeitraum der deutschenEU-Ratspräsidentschaft ist es dem DOSBein Anliegen, sportrelevante Handlungsfel-der der EU darzustellen, den alltäglichenBeitrag der Sportorganisationen zur euro-päischen Integration sichtbar zu machenund zu verdeutlichen, welches Potentialseine Strukturen besitzen.

Auch für die fortschreitende europäischeIntegration wird der Sport eine zentraleRolle spielen. Gerade die EU kann geeigneteRahmenbedingungen schaffen, um dieEntwicklung des Sports und seiner Struktu-ren in den Mitgliedsstaaten zu unterstüt-zen. Notwendig hierfür ist eine rechtlicheVerankerung des Sports im kommendenEU-Vertragswerk.

Mit seiner Aktion "europa(S)meister"; unterder Schirmherrschaft der EU-Ratspräsiden-tin und Bundeskanzlerin, Frau Dr. AngelaMerkel, liefert der DOSB derzeit Beispiele fürdie Umsetzung europäischer Themen auflokaler und regionaler Ebene im Sport. DieseProjekte in den 16 deutschen Bundeslän-dern machen Europa für die Bürger erlebbarund bringen Europa den Menschen näher."

DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident:Dr. Thomas Bach

Der DOSB-Präsident dankte Minister Schäu-ble für dessen Unterstützung, die Autono-mie des Sports zu fördern. Bach: "Der Sportbraucht Partnerschaft und Förderung, nichteine einseitige Regulierung."

Der deutsche Innenminister betonte inseiner Begrüßungsrede das Subsidiaritäts-prinzip, das er als "überlegenes Prinzip"lobte, welches sehr gut zum Prinzip derEhrenamtlichkeit passe, die "den Sport auchso wertvoll macht. Man muss auch daraufverzichten können, alles selber regeln zuwollen. Wir würden viel ärmer werden,wenn wir Engagement unterdrückenwürden. Es ist nicht wahr, das alles nurnach dem Gesetz wirtschaftlicher Effizienzgeht."

EU-Kommissar Ján Figel' erklärte, dass es"an der Zeit sei, etwas zum Wohle desSports zu tun. Der Sport ist ein starkesZugpferd zu einem friedvollen, vereintenKontinent."

Baden-Württembergs MinisterpräsidentGünter Oettinger begrüßte als HausherrEuropameister und Medaillengewinner,darunter das DOSB-PräsidiumsmitgliedClaudia Bokel (Fechten) und Gäste aus derpolitischen Szene Brüssels, indem auch erdie Partnerschaft zwischen Politik und Sportunterstrich. "Beides ist eine Friedensidee,Sport ist das geeigneste Instrument fürVölkerverständigung, er ist der Marktplatzauf dem sich Menschen kennen lernen."

Mit dem Beispiel seiner Kinder, die in derJugendmannschaft des VfB StuttgartFußball spielen, gemeinsam mit Kindern ausanderen Teilen Europas und "auch einigenaus Norddeutschland. Ihr gemeinsamesSpiel dient der Integration der Erwachse-nen", sagte Oettinger, der die Entschei-dungsträger des Sports aufforderte, diePartnerschaft mit den Schulen noch engereinzugehen: "Der Mannschaftssport ist vonüberragender erzieherischer Funktion."

IOC gibt Besetzung seinerGremien bekanntDr. Thomas Bach, Präsident des DeutschenOlympischen Sportbundes, leitet auchweiterhin die "Juristische Kommission"sowie die "Kommission für Sport undRecht" des Internationalen OlympischenKomitees (IOC). Darüber hinaus ist Bach

Mitglied der "Marketing-Kommission", derKommission für "Fernsehrechte und NeueMedien" und der "Kommission zur Vorberei-tung des Kongresses 2009". Zudem bleibt erVorsitzender der "DisziplinarkommissionAnti-Doping", die sich unter anderem mitdem Dopingskandal um dieösterreichischen Skilangläufer bei denOlympischen Winterspielen Turin 2006beschäftigt. Thomas Bach war bei denOlympischen Winterspielen 2006 erneutzum Vizepräsident gewählt worden, nach-dem er diese Funktion gemäß Satzung2004 turnusgemäß verlassen hatte. "Fürdie Berufung in derart zentrale Verantwor-tungsbereiche bin ich dem IOC auch imInteresse des deutschen Sports sehr dank-bar. Sie gewährleistet im Hinblick auf dieFortsetzung der Aufgaben Kontinuität undist Ausdruck einer engen und vertrauens-vollen Zusammenarbeit mit PräsidentRogge und dem gesamten ExecutiveBoard", kommentierte Dr. Bach die Mitar-beit in den wichtigen Steuerungsgremien.

Walther Tröger, das zweite deutsche IOC-Mitglied, zugleich Mitglied des DOSB-Präsidiums, ist weiterhin Vorsitzender derKommission "Sport für alle", der auchDOSB-Vizepräsident Walter Schneelochangehört. Darüber hinaus ist Tröger Dele-gierter für den Behindertensport. Auch erarbeitet zudem in der Kommission zurVorbereitung des IOC-Kongresses2009 mit.

Weitere deutsche Vertreter in IOC-Kommis-sionen sind: Dr. Roland Baar (Umweltkom-mission), Ilse Bechthold (Kommission fürFrauen und Sport), Matthias Berg (Kommis-sion Sport und Recht), Joseph Fendt (Um-weltkommission), Stefan Kürten (Radio-und TV-Kommissi-on), Prof. Dr. KarlLennartz (Kommissi-on für Kultur undOlympische Erzie-hung), Hans-Hermann Mädler(Presse-Kommissi-on), Prof. Dr. Nor-bert Müller (Kom-mission für Kulturund OlympischeErziehung), Dr. h.c.Klaus Schormann(Kommission fürKultur und Olympi-sche Erziehung).

DOSB-Präsident empfingIOC-Mitglied AjánDOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hat am26. März 2007 IOC-Mitglied Dr. Támas Ajánzu einem Gespräch in Frankfurt am Mainempfangen. Im Beisein von Claus Umbach,Präsident des Bundesverbandes DeutscherGewichtheber, ging es u.a. um die Zusam-menarbeit zwischen dem deutschen unddem internationalen Gewichtheberverband.Dr. Tamás Aján ist Präsident des Internatio-nalen Gewichtheberverbandes (IWF) undVizepräsident der Vereinigung der Interna-tionalen Fachverbände (GAISF). Darüberhinaus ist Aján auch Präsident der Olympi-schen Akademie Ungarns. Vor dem Hinter-grund der Gründung der Deutschen Olympi-schen Akademie am 4. Mai 2007 in Frank-furt am Main galt das Interesse Bachs undAjáns deshalb auch der Zusammenarbeit aufdem Gebiet von Bildung und OlympischerErziehung. Der Besuch Ajáns beim Deut-schen Olympischen Sportbund fügt sich aneine Reihe weiterer Gespräche, die DOSB-Präsident Dr. Bach im März mit internatio-nalen Sportvertretern geführt hat. Unteranderem hat er dabei IOC-VizepräsidentinAnita Lourdes de Frantz und eine Delegationdes saudischen Sports begrüßt. Im Laufe desheutigen Tages empfängt er Vertreter desInternationalen Kickbox-Verbandes.

Ilse Bechthold vom IOCausgezeichnetIlse Bechthold hat Anfang März im Olympi-schen Museum in Lausanne die "Women

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Ilse Bechthold (ganz rechts) anlässlich der Preisverleihung zur Wo-mens and Sport Trophy mit den übrigen Kontinental-Preisträgerinnen,Weltsiegerin Patia Simpson-Miller und IOC-Präsident Dr. Rogge.

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Europa-Abend desDOSB inBrüssel

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and Sport Trophy 2007" (für Europa) entge-gengenommen. Das IOC verlieh den begehr-ten Preis an weitere Kontinentalpreisträge-rinnen und als World-Trophy an die jamai-kanische Premierministerin und ehemaligeSportministerin Portia Simpson Miller fürihre weltweit herausragenden Verdienste.

"Natürlich freue ich mich riesig über dieseAuszeichnung. Es war eine echte Überra-schung für die ich sehr dankbar bin",erklärte die Frankfurterin Ilse Bechthold. ZurWürdigung ihrer langjährigen Verdienstewar Frau Bechthold dem IOC sowohl vomDOSB als auch vom Internationalen Leicht-athletik-Verband (IAAF) als Preisträgerinvorgeschlagen worden. "Die Verdienste vonIlse Bechthold für die Rolle der Frauen imSport sind einzigartig. Sie hat stets Verant-wortung übernommen und ist Vorbild fürviele andere Frauen in Sportorganisationen.Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrermenschlich verbindlichen Art hat sie denFrauen in zahlreichen Gremien des Sports inbeeindruckender Weise Gehör verschafft. Inder IAAF und im IOC war sie dabei auch fürunser Land und den deutschen Sport eineganz wichtige Sympathieträgerin", würdigteDOSB-Präsident Dr. Thomas Bach diePreisträgerin. Ilse Bechthold hat sich übermehrere Jahrzehnte hinweg für die Belangevon Frauen engagiert. Wichtige Stationenim deutschen und im internationalen Sportwaren der DLV, die mittlerweile im DOSBfusionierten Dachorganisationen DeutscherSportbund und NOK für Deutschland, derInternationale Leichtathletik-Verband (IAAF)und dasIOC.

DOSB-Langzeitprojekt in RuandaZur Entwicklung des heimischen Fußballsentsendet der Deutsche Olympische Sport-bund im Rahmen eines sog. Langzeitprojek-tes den Sportexperten Michael Weiß nachRuanda. Die Maßnahme wird durch dasAuswärtige Amt finanziert und in engerZusammenarbeit mit dem DeutschenFußball-Bund und Partnern in Ruandadurchgeführt. Sie basiert auf einer bereitsbestehenden engen Zusammenarbeitzwischen dem DFB und dem ruandischenFußball-Verband. Die Partner in Ruanda sindinsbesondere an der Aus- und Fortbildungvon Multiplikatoren, der Förderung desJugendfußballs insbesondere für Mädchen,

Talentförderung, Behindertensportprogram-men sowie der gezielten Förderung derU17-Auswahl Ruandas interessiert. Bereits2005 und 2006 hatten zwei Kurzzeitprojek-te des deutschen Sports in dem zentral-afrikanischen Land stattgefunden. ZumAuftakt der zunächst auf zwei Jahre befris-teten Maßnahme, die zwei Mal, bis auf einemaximale Laufzeit von vier Jahren, verlän-gert werden kann, erfolgt ein Lehrgang mitDFB-Coach Erich Rutemöller. Im Aprilwerden ruandische Offizielle zu einemLehrgang in Deutschland anreisen.

DOSB-Arbeitsgruppe prüft EuGH-Urteil zumThema SportwettenDer Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)beschäftigt sich eingehend mit dem im Märzergangenen Urteil des Europäischen Ge-

richtshofes zum Thema Sportwetten. "Wirwerden das Urteil sorgfältig daraufhinprüfen müssen, welche Auswirkungen es aufden deutschen Markt hat. Unabdingbar fürden Sport ist die Gewährleistung der finan-ziellen Mittel, die er bislang aus den Sport-wetten erhalten hat, auch für die Zukunft",sagt DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach.

Der Europäische Gerichtshof hat am Diens-tag im Strafverfahren gegen MassimilianoPlacanica und andere für gemeinschafts-rechtswidrig erklärt, dass in Italien Vermitt-ler, die für Rechnung ausländischer Unter-nehmen Wetten sammeln, mit Strafebedroht sind.

Unter Vorsitz von Dr. Michael Vesper, Gene-raldirektor des Deutschen OlympischenSportbundes, wird in Kürze eine hochrangi-ge Arbeitsgruppe die Thematik diskutieren.Der Gruppe werden führende Vertreter derSpitzenverbände, darunter auch des Deut-schen Fußball-Bundes und der DeutschenFußball Liga sowie der Landessportbündeangehören.

"Wir erwarten, dass eine europafeste undverfassungsgemäße Lösung gefunden wird,

die die Finanzierung der gemeinnützigenAufgaben des Sports sicher stellt", erklärtMichael Vesper: "Jetzt sind die Ministerprä-sidenten der Länder gefordert. Es solltemöglich sein, eine Regelung zu erreichen,die der Rechtssprechung des EuropäischenGerichtshofes und des Bundesverfassungs-gerichtes folgt und dem Sport mit seinen90.000 Vereinen hilft."

Informationen aus demDOSB-PräsidiumMichael Vesper wird "Chef de Mission"der deutschen Olympia-Mannschaft

Michael Vesper wird das deutsche Olympia-Team bei den Sommerspielen 2008 inPeking als "Chef de Mission" anführen. Der54jährige ehemalige Sportminister Nord-rhein-Westfalens ist seit dem 1. Oktober2006 Generaldirektor des Deutschen Olym-

pischen Sportbundes (DOSB). Zum stellver-tretenden "Chef de Mission"; berief dasDOSB-Präsidium in seiner Sitzung amDienstag in Frankfurt am Main den DOSB-Direktor Leistungssport, Bernhard Schwank(46).

Leitender Mannschaftsarzt der deutschenOlympiamannschaft in China wird Prof. Dr.Wilfried Kindermann aus Saarbrücken. Der66jährige war bereits bei vier OlympischenSpielen in derselben Funktion für dasehemalige NOK für Deutschland im Einsatz.

Dr. Michael Vesper, Generaldirektor desDOSB.

Bei der FIFA WM 2006 in Deutschland warKindermann als Chef-Mediziner für dasdeutsche Organisationskomitee tätig.Leitender Physiotherapeut im deutschenTeam wird Klaus Eder (53) aus Donaustauf.Das DOSB-Präsidium verabschiedete inFrankfurt darüber hinaus die Grundsätze zurNominierung der OlympiamannschaftPeking 2008, die auf der Homepage desDOSB (www.dosb.de) zum Download bereitstehen.

DOSB gründet Stiftung Deutscher Sport

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)hat die Stiftung Deutscher Sport ins Lebengerufen. Stiftungszweck ist die Förderungdes deutschen Sports in all seinen Erschei-nungsformen. In diese Stiftung fließen diedrei Millionen Euro ein, die der DOSBdankenswerterweise aus dem Gewinn derFußball-WM vom DFB erhalten hat. DieSatzung kann ebenfalls in Kürze im Internetauf der DOSB-Homepage herunter geladenwerden.

Deutsche Olympische Akademie WilliDaume wird am 4. Mai gegründet

Am 4. Mai 2007 tritt der Vorstand derDeutschen Olympischen Akademie WilliDaume zu seiner konstituierenden Sitzungzusammen. Das DOSB-Präsidium benanntedie Vizepräsidentin Bildung und OlympischeErziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, zurVorstandsvorsitzenden. Dem Vorstand sollenweiterhin angehören: Hans-Peter Krämer(Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen imDOSB), Ingo Weiss (Mitglied des DOSB-Präsidiums und Vorsitzender der DeutschenSportjugend), Prof. Dr. Helmut Altenberger(Mitglied Kuratorium Olympische Akademie),Prof. Dr. Manfred Lämmer (Vorsitzender derEuropäischen Fairplay Initiative), Dr. KlausSchormann (Präsident Internationaler undNationaler Verband für Modernen Fünf-kampf, IOC-Kommission Kultur und Olympi-sche Erziehung, Sylvia Schenk (Stellvertre-tende Vorsitzende von Transparency Inter-national).

Hans-Peter Krämer und Michael Vesperin DSM-Aufsichtsrat bestimmt

Generaldirektor Dr. Michael Vesper wurdevom Präsidium gemeinsam mit Schatzmeis-ter Hans-Peter Krämer als Vertreter desDOSB in den Aufsichtsrat der DeutschenSport-Marketing GmbH benannt. Der DOSBhat 49 Prozent der Anteile an der DSM

übernommen, 51 Prozent hält die StiftungDeutsche Sporthilfe. Der Aufsichtsratbesteht aus vier Mitgliedern, je zwei vonDOSB und DSH.

Europäischer Fairplay-Kongress inFrankfurt

Vom 17. bis 20. Oktober 2007 ist der DOSBin Frankfurt Gastgeber für den 13. Europäi-schen Fairplay-Kongress. Für die Eröff-nungsfeier am 17. Oktober ist der Kaisersaalim Frankfurter Römer reserviert. Parallel zurHauptveranstaltung findet ein Jugendkon-

gress statt. Im Blickpunkt des Kongressesstehen die "olympischen Werte" in ihremSpannungsfeld von Anspruch und Wirklich-keit.

DOSB fordert Erhalt der dritten Schul-sportstunde in Gymnasialer Oberstufe

In einem Brief an die Kultusminister derLänder wird der Deutsche OlympischeSportbund die Beibehaltung der drittenSportstunde auch in der Gymnasialen

Oberstufe fordern. Hintergrund sind dieDiskussionen in Nordrhein-Westfalen, diedritte Stunde abzuschaffen und den Sportnicht mehr als Abiturfach zuzulassen.

Beirat Sportentwicklung berufen

Elf Personen werden dem Beirat Sportent-wicklung des Deutschen OlympischenSportbundes angehören. Das DOSB-Präsidi-um berief folgende Experten und Expertin-nen: Deutsches Sportabzeichen: FrankWittchen, Geschäftsführer Breitensport LSVSaarland; Ehrenamt/bürgerschaftliches

Engagement und Integration:SebastianBraun, Sportsoziologe, Uni Paderborn;Frauen und Gleichstellung(Gender Main-streaming): Ilse Hartmann-Tews Sportsozio-login, Abteilung Geschlechterforschung,DSHS Köln; Gesundheit: Iris Pahmeier, UniVechta; Seniorensport/Sport mit Älteren:Andreas Kruse, Gerontologe, Uni Heidelberg;Sport und Familie: Manfred Wegner, Sport-pädagoge, Uni Kassel; Sport und Gesundheit:Winfried Banzer, Sportmediziner, Uni Frank-furt; Hans-Hermann Dickhuth, Sportmedizi-

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Informationsblatt zum Europäischen Fairplay Kongress

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ner, Uni Freiburg; Sportentwicklung, Vereins-/Verbandsberatung: Christian Wopp, Sport-soziologe, Uni Osnabrück; Sportstätten undkommunale Sportstättenentwicklung: RudolfBehacker, Sportamtsleiter München, Vorsit-zender der Arbeitsgemeinschaft deutscherSportämter; Umwelt und Sport: RainerBaake, Bundesgeschäftsführer DeutscheUmwelthilfe; Wissensmanagement: AnnaFernandez, Diakonisches Werk der EKD,Stuttgart, Abt. Wissensmanagement/Zen-trum Kommunikation

Mitgliederversammlung in Hamburg

Die nächste Mitgliederversammlung desDOSB wird am 8. Dezember 2007 in Ham-burg stattfinden.

Weitere Themen

In Berichten befasste sich das DOSB-Präsidium mit der Entschädigung für dieOpfer des Dopingsystems der ehemaligenDDR. Bis April wird darüber beraten, wiedie noch offenen Fälle zu behandeln sind.Im Mai werden dann die Gespräche mitden Anwälten stattfinden. Der DOSB wirdprüfen, ob eine Aussicht auf Erfolgbesteht, den Dopingopfern zu einerdauerhaften Rente zu verhelfen. Solltediese Prüfung positiv ausfallen, wird derDOSB sich dafür einsetzen.

Verabschiedet wurde auf der Präsidiums-sitzung die neue Geschäftsordnung fürdas Direktorium.

Ebenso beschäftigte sich das Präsidiummit dem Thema Sportwetten, Dr. MichaelVesper hat diesbezüglich die entsprechen-den weiteren Schritte eingeleitet.

Im Nachklang des Gespräches des DOSBmit der katholischen und evangelischenKirche wird eine Arbeitsgruppe einGrundsatzpapier über die Zusammenar-beit erstellen.

Das Präsidium beschließt die Mitwirkungdes DOSB in der Initiative "Lokale Bünd-nisse für Familien"; in Form einer aktivenPartnerschaft.

Michael Vesper erstattet dem PräsidiumBericht zum Stand der Aufnahme Sportins Grundgesetz.

DOSB und SPD für Aufnahme des StaatszielsSport ins GrundgesetzAnlässlich eines Gesprächs zwischen demPräsidenten des Deutschen OlympischenSportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, undDOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vespermit dem SPD-Präsidium erklärten DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und der Partei-vorsitzende der SPD, Kurt Beck: Der Deut-sche Olympische Sportbund und die Sozial-demokratische Partei Deutschland betonengemeinsam die gesellschaftspolitischeBedeutung des Sports für Gesundheit, fürIntegration, für Bildung, für nationaleRepräsentanz und für den Zusammenhaltunserer Gesellschaft. Dabei gehören Breiten-sport und Leistungssport untrennbar zu-sammen. DOSB und SPD sind deshalb indem Ziel einig, den Sport gemeinsam mitder Kultur als Staatsziel in das Grundgesetzaufzunehmen. Wir verstehen dies auch alsWürdigung der mehr als sechs MillionenMenschen, die sich ehrenamtlich im Sportengagieren, und der gesellschaftspolitischwichtigen Rolle, die der Sport inne hat. DemSport soll deshalb eine entsprechendeStellung im Grundgesetz eingeräumtwerden, damit er seinen vielfältigen Aufga-ben gerecht werden kann.

Mit mehr als 27 Millionen Mitgliedschaftenerreichen die Sportvereine Menschen querdurch alle Teile der Bevölkerung. BeideSeiten begrüßen die jetzt vorliegende Linie

im Kampf gegen Doping. Doping muss ohneToleranz bestraft und unterbunden werden.Dafür bietet die gefundene Lösung mit einerAusweitung der gesetzlichen Möglichkeitengegen den Handel mit Dopingsubstanzensowie die unmittelbare Bestrafung der desDopings überführten Athleten ausschließlichdurch die Sportgerichtsbarkeit das nötigeInstrumentarium.

Ziel ist es, den Kampf gegen Doping künftig,unter anderem durch eine höhere Kontroll-dichte, effektiver zu führen. Gewürdigtwurde die Initiative "Hilfen für Helfer" desBundesfinanzministers, durch die dasehrenamtliche Engagement im Sport unddarüber hinaus weiter gestärkt wird. DieSozialdemokratische Partei Deutschlandsbleibt dem deutschen Sport ein verlässlicherPartner. Beide Delegationen verständigtensich auf die Fortführung des regelmäßigenGedankenaustauschs.

"Millionen in Bewegung" -DOSB und ARD werben fürDeutsches SportabzeichenMit Unterstützung des vom Südwestrund-funk produzierten TV-Magazins "ARD-Buffet" will der Deutsche OlympischeSportbund (DOSB) 2007 eine Millionen-Schallmauer durchbrechen. "Wir wollengemeinsam dafür sorgen, dass in diesemJahr mehr als eine Million Menschen dasDeutsche Sportabzeichen ablegen", erklärteDOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei der

Vorstellung derAktion "Millionen inBewegung". Ge-meinsam mit SWR-Intendant Prof.Peter Voß und"ARD-Buffet"-Moderatorin EvelinKönig präsentierteThomas Bach am27. März 2007 inBerlin die auf dreiMonate angelegteKampagne. "DieARD und der DOSBverfolgen eingemeinsames Ziel.Wir wollen dieMenschen dazubringen, sich zurErhaltung ihrer

Am 19.03. traf sich in Berlin der SPD-Vorsitzende Kurt Beck mit demPräsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ThomasBach, und Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB (v.l.).

Gesundheit mehr zu bewegen. Das Sportab-zeichen ist für alle Menschen, egal welchenAlters und welchen Geschlechts, ein perfek-ter Fitness-Test. Die Sendung ARD-Buffetrichtet sich als Familiensendung an alleAltersstufen. Die Partner passen also sehrgut zusammen. Wir sind sehr glücklich, dasswir mit der ARD diese Kooperation eingehenkonnten", sagte Bach. Die Kampagne "Mil-lionen in Bewegung" ist zwischen dem 10.April und dem 7. Juli 2007 ein Programm-schwerpunkt in der Mittagssendung desErsten. "Normalerweise werden in Deutsch-land im Schnitt rund 900.000 Sportabzei-chen pro Jahr erfolgreich abgelegt. Wirmöchten mit dieser gemeinsamen Aktionbeitragen, die Schallgrenze zu durchbre-chen. ARD-Buffet ist ein Ratgeber für Leibund Seele, wir wollen Anregungen für eineaktive und gesunde Lebensgestaltunggeben. Das Sportabzeichen gehört dafraglos dazu", erklärte Prof. Peter Voss. DasARD-Buffet wird deshalb die Aktion dreiMonate lang immer wieder in Gesprächenmit Studiogästen, Telefon-Sprechstundenund Film-Beiträgen aufgreifen. Außerdembeobachtet die Sendung wochenlang eineGroßfamilie mit der Kamera, deren Mitglie-der alle das Sportabzeichen ablegen möch-ten.

Den Startschuss zu der Kampagne "Millio-nen in Bewegung" geben DOSB-PräsidentDr. Thomas Bach und Moderator Ernst-Marcus Thomas im "ARD-Buffet" am 10.April 2007 ab 12.15 Uhr. Höhe- und End-punkt der Sportabzeichen-Aktion ist eineSondersendung am Samstag, den 7. Juli2007 vom "Festival des Sports" in Heidel-berg. Sie wird live von einer Open-Air-Bühne in der Neckarstadt ausgestrahlt. Aufeinem angrenzenden Sportplatz werdenüber 2.000 Sportlerinnen und Sportlerwährend der laufenden Sendung ihreletzten leichtathletischen Disziplinen für dasSportabzeichen absolvieren. Unter derInternetadresse "www.deutsches-sportabzei-chen.de":http://www.deutsches-sportabzei-chen.de sind Informationen zum DeutschenSportabzeichen erhältlich.

Frauensportaktionstag am 5./6. MaiDas erste Sportwochenende im Mai 2007 inDeutschland gehört den Frauen und Mäd-chen. Am 5./6. Mai startet der DeutscheOlympische Sportbund (DOSB) unter der

Schirmherrschaft der Bundesfamilienminis-terin, Ursula von der Leyen, den 1. Bundes-weiten Frauensportaktionstag. Angemeldethaben sich 65 Vereine in Großstädten undländlichen Gebieten, die diesen erstenAktionstag gestalten. Es wird alles angebo-ten, was Frauen und Mädchen begeistert,gesund erhält und die Gemeinschaft zusam-men schweißt, verspricht die VizepräsidentinFrauen und Gleichstellung des DOSB, IlseRidder-Melchers. Botschafterin des Aktions-tages ist die Olympiasiegerin im Biathlon,Kati Wilhelm. Die Sportlerin des Jahres 2006fordert alle Mädchen und Frauen auf, dieChance des Aktionstages zu nutzen: "Allekönnen mitmachen, ob jung oder alt, geübtoder ungeübt, zugewandert oder mitHandicap." Der Anteil der Mädchen undFrauen im organisierten Sport ist auf zurzeitzehn Millionen Mitglieder gestiegen. In

einem Sportverein angemeldet sind heute58 Prozent der Mädchen im Alter vonsieben bis 14 Jahren. Trotzdem gibt esHandlungsbedarf: Junge Männer sind mit38 Prozent fast doppelt so häufig Mitgliedim Sportverein wie junge Frauen im Altervon 19-26 Jahren. Der Anteil von Auslände-rinnen ist noch geringer. Ministerin Ursula

von der Leyen sieht denn auch im Sport dieKraft "zur gesellschaftlichen Integration undChancengleichheit". Neben dem Bundesmi-nisterium für Familie, Senioren, Frauen undJugend unterstützt die Deutsche Telekomden 1. Bundesweiten Frauensportaktionstag.

DOSB will mehr junge Migrantinnen in die Sportvereine holenDer Deutsche Olympische Sportbund willausgewählte Integrationsprojekte nutzen,um bundesweit mehr Mädchen und Frauenmit Migrationshintergrund in die Sportverei-ne zu holen. Laut einer vom in Auftraggegebenen Studie der Universität Bielefeld

treiben ausländische Mädchenim Gegensatz zu den Jungenwenig Sport. In der Altersgruppeder10 - 11 jährigen Mädchen istder Anteil der deutschen Kinderin den Sportvereinen dreimal sohoch wie der ihrer Altersgenos-sinnen mit Migrationshinter-grund.

Im Vorfeld des InternationalenFrauentages (am 8. März 2007)forderte die VizepräsidentinFrauen und Gleichstellung, IlseRidder-Melchers, in Frankfurt dieSportvereine auf, die Ergebnisseder Studie umzusetzen. Es sindinsgesamt 54 bestehendeIntegrationsprojekte untersuchtworden. Ihr Erfolg ist übertrag-bar, wenn die Vorgehensweiseübernommen wird, sagte Rid-der-Melchers: Eine Grundvo-raussetzung ist, dass sich dieVereine über die Bedürfnisse derMädchen klar werden. Tanzen,Schwimmen, Fußball undKampfsportarten seien dieattraktivsten Angebote für jungeAusländerinnen. Projekte solltenim frühen Kindesalter beginnenund Netzwerke mit Kindergär-

ten, Grundschulen und Ausländervereinenaufbauen. Die Attraktivität der Angebotekönne mit zusätzlichen Inhalten wie Sprach-kursen gesteigert werden. Nach dem Schrittin den Verein sollten Migrantinnen langfris-tig in alle Ebenen der Verbandsarbeit einge-bunden werden. Die Integrationsbotschafte-rinnen Ebru Shikh Ahmad (mehrfache

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Dem Sport eng verbunden: Familienministerin Ursula vonder Leyen (r.), hier in Begleitung von Gesundheitsministe-rin Ulla Schmidt.

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Karateeuropameisterin) und Anna Dogonad-ze (Trampolin-Olympiasiegerin) verdeutlich-ten, dass Integration durch Sport keineEinbahnstrasse sei - Deutsche und Migran-ten kämen sich beim Sport so schnell näherwie in kaum einem anderen gesellschaftli-chen Feld und entwickelten sich danngemeinsam weiter.

Der DOSB will bis Sommer 2007 interessierteVerbände und Vereine zu einem Workshopeinladen, um aus diesem Kreis in zehnStädten mit hohen Ausländerinnenanteilen

zielgruppenorientierte Angebote aufzubauenoder bestehende zu verstärken. Der Sportgeht damit gezielt eine der wichtigstengesellschaftlichen Herausforderungen an soRidder-Melchers, er kann es, denn er istIntegration.

Neun Medaillen für dasdeutsche EYOF-TeamFünf Medaillen erkämpften die deutschenNachwuchs-Wintersportler am Schlusstag

des Europäischen Olympischen Jugendfesti-vals (EYOF) im März 2007 im spanischenJaca. Im Biathlon Verfolgungsrennen über7,5 km belegten Anne Domeinski (SC MotorZella-Mehlis), Miriam Gössner (SC Garmisch-Partenkirchen) und Maren Hammerschmidt(SK Winterberg) die Plätze eins bis drei.Silber gewannen Benjamin Thym (WSVScheibe Alsbach) in der Biathlon-Verfolgungder Jungen sowie die 4×5 km Skilanglauf-Mixed Staffel mit Sebastian Eisenlauer (SCSonthofen), Tim Tscharnke (SV Biberau),Esther Mende (SC Oberstdorf) und Monique

Siegel (WSC Erzgebirge Oberwie-senthal). Sebastian Eisenlauer(7,5 km Distanz, klassischer Stil)und Tim Tscharnke (10 kmFreistil) hatten zuvor bereitsGold in Einzelwettbewerbenerkämpft. Die Medaillenausbeutedes deutschen Teams vervoll-ständigten Monique Siegel (7,5km Skilanglauf, Freistilrennen)und Anne Domeinski (6 kmSprint) mit ihren Bronzemedail-len. "Die Konkurrenz wird vonVeranstaltung zu Veranstaltunggrößer und wir fahren nebenden neun Medaillen auch miteiner Menge sehr guter Platzie-rungen auf den Rängen fünf bisacht nach Hause", zog DOSB-Abteilungsleiterin Sabine Krapfals Chef de Mission des deut-schen EYOF-Teams zufriedenBilanz. Die deutsche Delegationbestand aus 33 deutschenTeilnehmerinnen und Teilneh-mern unter 18 Jahren (17Mädchen und 16 Jungs derJahrgänge 1990/1991). Siegingen in den Sportarten Snow-board, Alpiner Skilauf, Skilang-lauf, Biathlon und Eiskunstlaufan den Start und deckten dabeinahezu das gesamte Wett-

kampfprogramm ab. Lediglich im Eishockeywar kein deutsches Team gemeldet worden.Die Europäischen Olympischen Jugendspielegehen auf eine Idee von IOC-Präsident Dr.Jacques Rogge zurück. Ziel ist es, die besteneuropäischen Jugendlichen an die Olympi-sche Bewegung und die Anforderungen desinternationalen Spitzensports heranzuführenund dabei zugleich die europäische Integra-tion voran zu treiben.

In einem Zweijahresabstand finden dieEuropäischen Olympischen Jugendfestivalsjeweils im Winter und im Sommer in den

nicht-olympischen Jahren mit ungeradenJahreszahlen statt.

Deutscher Schulsportpreisdes DOSB und der dsjUnter dem Motto "Schulsport tut Schule"haben der Deutsche Olympische Sportbund(DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj)den mit 10.000 Euro dotierten DeutschenSchulsportpreis ausgeschrieben. Teilnahme-berechtigt sind alle beruflichen Schulen derBundesrepublik Deutschland. Ziel des Wett-bewerbs ist es, beispielhafte und zukunfts-weisende Konzepte an beruflichen Schulenauszuzeichnen, die sich über einen längerenZeitraum in der Praxis bewährt haben. DieGeldpreise (1. Preis 5000 Euro, 2. Preis 3000Euro, 3. Preis 2000 Euro) sind zweckgebun-den für Bewegungs-, Spiel- und Sportange-bote zu verwenden. Abgabe der Bewer-bungsunterlagen ist der 21. Mai 2007. FürRückfragen steht Ute Markl unter Telefon069/6700322 oder E-Mail: [email protected] zurVerfügung.

Jugend trainiert für OlympiaMehr als 700 Nachwuchssportlerinnen undNachwuchssportler folgten der Einladungnach St. Andreasberg und Clausthal-Zeller-feld, wo vom 26.2. bis zum 2.3.2007 dieBundessieger des Schulwettbewerbs JUGENDTRAINIERT FÜR OLYMPIA in den SportartenSkilanglauf und Judo ermittelt wurden. DerDeutsche Olympische Sportbund war vor Ortmit einem abwechslungsreichen Rahmen-programm vertreten. Neben pädagogischausgerichteten Aktivitäten stellte ein Abend-programm mit dem Titel „DOSB Action-Time“ein Highlight des Winterfinals dar. 660Jugendliche, ihre Trainer und Betreuer sowiezahlreiche weitere Gäste ließen sich imKurhaus von St. Andreasberg zwei Stundenlang von einem Programm aus Tanz, Akroba-tik und Musik begeistern. Höhepunkt desAbends war eine Talkrunde mit Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn, Olympia-Silberme-daillengewinner Sven Loll und den beidenfrischgebackenen HandballweltmeisternJohannes Bitter und Oliver Roggisch.

Freude am Sport auch in Berlin-Kreuzberg, wo Migran-tinnen begeistert die Erfolge der Weltmeisterschaftenim Handball und Fußball feierten.

Winterfinale desSchulsportwettbe-werbs Jugend trai-niert für Olympia

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2. "Kinder bewegen"-Kongress ein voller ErfolgGroßer Resonanz erfreute sich der zweite"Kinder bewegen"-Kongress unter demMotto "Energien nutzen" vom 1. bis 3. März2007 in Karlsruhe. Bereits sechs Wochen vordem Termin konnten die Veranstalter, dieUniversitäten Karlsruhe und Konstanz, dasForschungszentrum für den Schulsport ander Uni Karlsruhe, die AOK Baden-Württem-berg und die Bundesforschungsanstalt fürErnährung und Lebensmittel, vermelden,

dass die 800 Tickets vergeben sind. Mit derEntscheidung, während der dreitägigenVeranstaltung auf dem Campus der Univer-sität Karlsruhe die Bedeutung von Bewe-gung, Spiel und Sport, das bewegte Lernensowie die Ernährungs- und Bewegungssi-tuation von Kindern und Jugendlichen inden Mittelpunkt zu stellen, hatten sieoffensichtlich den Nerv vieler getroffen.Auch die Deutsche Olympische Gesellschaft,deren gleichnamiges Modellprojekt "Kinderbewegen" als Namensgeber des KongressesPate stand, war wie schon bei der ersten

Auflage vor zweieinhalb Jahren als Partnerbeteiligt.

Georg Wacker, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Kultus,Jugend und Sport, wies in seinem Grußwortzur Eröffnung darauf hin, dass eine breiteanregende Bildung und Erziehung derKinder und Jugendlichen das Fundamentder Gesellschaft sei. Karlsruhes Sportbürger-meister Harald Denecken, der zugleichstellvertretender DOG-Landesvorsitzenderist, brachte seine Freude darüber zumAusdruck, dass die Stadt wiederholt Gastge-ber dieser hochkarätigen Veranstaltung an

der Exzellenzuniversität Karlsruhe seindürfe.

Nach den Grußworten hatten die Kinder desDOG-Modellkindergartens St. Judas Thaddäusaus Karlsruhe Neureut ihren großen Auftritt:mit ihrem Bewegungslied macht sie denKongressteilnehmern und -teilnehmerinnenvor, wie es geht. Und diese durften im An-schluss gleich selbst aktiv werden, als sie sichmit einem kleinen Aerobicprogramm vonihren Sitzen reißen ließen.

Im Eröffnungsvortrag präsentierten Profes-sor Klaus Bös (Sportinstitutsleiter an derUniversität Karlsruhe), Professor AlexanderWoll (Universität Konstanz) und Dr. AnetteWorth (Universität Karlsruhe) die Ergebnisseder so genannten MoMo-Studie, dem erstenSurvey zur Fitness und Aktivität von Kindernund Jugendlichen. Das Motorik-Modul(MoMo) ist einer von vier Bereichen derbundesweiten Studie zur Kinder- undJugendgesundheit (KiGGS) des BerlinerRobert-Koch-Instituts. Über drei Jahrehaben die Sportwissenschaftler mehr als4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 4und 17 Jahren getestet, um für die Zukunft

repräsentative Ausgangsdaten zur Einschät-zung der generellen Leistungsentwicklungzu erhalten.

In Einzelbereichen konnte die Studie bereitszeigen, dass die motorische Leistungsfähig-keit der Kinder zurückgegangen ist - wieetwa im Standweitsprung seit 1976 um 14Prozent. Zudem lassen sich allgemeineAussagen zum Leistungsstand treffen. Soerreicht fast die Hälfte der Kinder beim

Nachrichten der DOG

Prall gefüllter Hörsaal bei der Eröffnung des 2. "Kinder bewegen"-Kongresses in Karlsruhe Geschäftsstellenleiterin Kathrin Hillgärtnermit einer Kongressteilnehmerin am Standder Deutschen Olympischen Gesellschaft

Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveauund ein Drittel ist nicht in der Lage, zweioder mehr Schritte rückwärts auf einemBalken zu balancieren. Die Ergebnisseverdeutlichen auch, dass Faktoren wieÜbergewicht, soziale Schicht und Aktivitätdie motorische Leistungsfähigkeit beeinflus-sen und beispielsweise Kinder mit niedrige-rem sozialen Status weniger aktiv sind alsKinder aus Familien mit höheren Einkom-men.

Über die Bedeutung von Bewegungsförde-rung in Kombination mit gesunder Ernäh-rung sowie geeignete Präventions- undInterventionsmöglichkeiten konnten sich dieTeilnehmer und Teilnehmerinnen währendder drei Kongresstage umfassend informie-ren. Vorträge von renommierten Wissen-schaftlern wie Professor Renate Zimmer,Professor Gerald Hüther und ProfessorGisela Lück sowie Arbeitskreise und Praxis-workshops standen dabei für sie zur Aus-wahl. Zusätzlich bot eine FachausstellungGelegenheit zum Einblick und Austausch

über Aktivitäten und Initiativen von Organi-sationen und Institutionen.

Auch die Deutsche Olympische Gesellschaftpräsentierte ihr Modellprojekt "Kinderbewegen" an einem Informationsstandsowie in einem Arbeitskreis und zweiPraxisworkshops. Besonders viel Anklangfanden die Ideen und Anregungen zurspielerischen Vermittlung olympischerWerte im Kindergarten. Mit dabei warenauch Erzieherinnen der von der DOG geför-derten Modellkindergärten, die den Kon-gress zum Austausch untereinander, aber

auch zur Weiterbildung nutzten und dabeiviele Impulse für ihre Arbeit mitnehmenkonnten.

Zeit für Gespräche auch abseits der zentra-len Themenstellung "Kinder bewegen" botdie stimmungsvolle "Come-together-Party"am Freitagabend. Mit einem bunten Pro-gramm mit Rope-Skipping-Show, Kinderzir-kus, Zauberkunst, afrikanischer Trommel-kunst sowie Livemusik sorgte sie bereitseinen Tag vor dem Abschluss für das i-Tüpfelchen auf den Kongress.

Auf ein Wiedersehen beim 3. "Kinder bewe-gen"-Kongress!

Unterstützung für "Kinderlaufen für Kinder"Die Deutsche Olympische Gesellschaftunterstützt in diesem Jahr die bundesweite

Aktion "Kinderlaufen für Kinder"zugunsten vonUNICEF, dem Kin-derhilfswerk derVereinten Nationen.Wie hier im "Olym-pischen Feuer" wirdsie in ihren Medienregelmäßig überdiese lohnenswerteInitiative informie-ren.

Worum es bei"Kinder laufen fürKinder" geht:anderen Kindern aufder Welt helfen, sichselbst mehr bewe-gen und dabei auch

noch viel Spaß haben. Generell kann sichjede interessierte Schule beteiligen und eineeigene Spendenlaufaktion organisieren.Dazu muss sie sich nur im Vorfeld bei derInitiative "Kinder laufen für Kinder" anmel-den, einen Laufparcours festlegen undGeldgeber finden. Am Aktionstag laufendann die Kinder so weit und so lange siekönnen, denn für jeden einzelnen absolvier-ten Kilometer geben die Spender einenvorab festgelegten Beitrag. Die gesammelteSumme wird dann ganz offiziell an denUNICEF-Botschafter überreicht und geht indie UNICEF-Hilfsprojekte "Schulen für

Afrika" und "Wasser für Äthiopien". DieSchirmherrschaft für die bundesweitenLäufe übernimmt das Kultusministerium derjeweiligen beteiligten Bundesländer.

Für alle weiteren Interessenten veranstaltetdie Initiative "Kinder laufen für Kinder"außerdem zwei große Spendenlaufeventsselbst: am 6. Mai in München und am 23.September in Hamburg. Beim Auftakt amMünchner Flughafen mit Familienfest,Spendenlauf und buntem Programm istdann in jedem Fall auch die Deutsche

Olympische Gesellschaft vor Ort, um ihrEngagement und insbesondere das Projekt"Kinder bewegen" mit spielerischen Aktivitä-ten zur Völkerverständigung vorzustellen.Und natürlich sind auch alle DOG-Mitglie-der herzlich eingeladen!

Weitere Informationen gibt es unterwww.kinder-laufen-fuer-kinder.de oderdirekt bei der Initiative "Kinder laufen fürKinder“, Änne Jacobs, Tel 089 218965360,[email protected].

6 Läufe in 6 deutschenStädtenSommerzeit = Olympic-Day-Run-Zeit! ImJuni findet wieder der Lauf für die olympi-sche Idee statt, mit dem die olympischeBewegung weltweit den Geburtstag desInternationalen Olympischen Komiteesfeiert. Ausrichter des Olympic-Day-Run inDeutschland, der unter Schirmherrschaftdes Deutschen Olympischen Sportbundessteht, sind die jeweiligen Zweigstellen derDeutschen Olympischen Gesellschaft inKooperation mit regionalen Partnern. DerStartschuss fällt am 20. Juni mit Laufveran-staltungen in Kiel und Wernigerode, danachfolgen Bad Sobernheim (23. Juni) undLeipzig (24. Juni), ehe die Serie am 29. Juniin Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis)

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Bunte Unterhaltung bei der "Come-together-Party" mit denJonglierkünstlern vom Karlsruher Kinderzirkus

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und Gimmeldingen/Pfalz ihren Abschlussfindet.

Der Olympic-Day-Run ist offen für alle, dieFreude an der gemeinsamen Bewegunghaben. "Leistung macht Spaß - das Mottoder Deutschen Olympischen Gesellschaftkommt bei diesem Laufevent der besonde-ren Art ideal zum Tragen ", betont Dr. Hans-Joachim Klein. Der DOG-Präsident hofft,dass sich die Olympiabegeisterten wiederzahlreich beteiligen.

Für alle, die bei den Olympic-Day-Run-Veranstaltungen in den sechs deutschenStädten aktiv dabei sein wollen, gibt esnähere Informationen bei der Bundesge-schäftsstelle (Tel 069 69501615) oder imInternet unter www.DOG-bewegt.de.

DOG-Jugend

Griechenland ...eine Faszination für sich!Was macht die Faszination Griechenlandaus?

Eine schwierige Frage, die allerdings jeder,der einmal dort gewesen ist, sich selbersofort beantworten kann. Diejenigen, die beider Studienfahrt der DOG nach Griechen-land teilnehmen, werden ein Land mitstarker Durchdringung von Land und Meererleben. Denn es gibt keinen Ort, der weiterals 90 km vom allseits geliebten Wasserentfernt ist. Ein Land, das eine Geschichtevorzuweisen hat, welches bis in die prähisto-rische Zeit zurückreicht. Ein Land, welchesglanzvolle Höhepunkte, schmerzvolle Nie-dergänge und heroische Ereignisse erlebthat. Insbesondere natürlich die OlympischenSpiele. Wo haben diese ihren Ursprung?Welche Disziplinen gab es im Gegensatz zuheute? Wer hat an diesen Spielen teilge-nommen? Wie und wo hat man trainiert? Alldas sind "Geheimnisse", die auf der Tour vonAthen über Korinth bis hin zu dem OrtOlympia gelüftet werden.

Wer nun glauben mag, dass man bei dieserFahrt nur mit Kultur konfrontiert wird, irrt.Die vielen Möglichkeiten für eigene Erkun-dungstouren, Sonne, Strand und Meer sindjedem Teilnehmer stets eine wahre Freude.Besonders wenn man mit Leuten aus demgesamten Bundesgebiet Freundschaften

schließen und sein eigenes Netzwerk imSport aufbauen oder erweitern kann. Beitraumhaften Sonnenuntergängen sprechendie imposanten Ruinen aus verschiedenenEpochen und Kulturen Bände. Dieses Feelingkann man nicht beschreiben, man muss eserleben! Und wo kann man das besser alsmit einer Organisation, die etwas von demMythos Olympia versteht.

Wenn Ihr das Gefühl erleben wollt, inriesigen Sportstadien, Theatern oder Palästenzu stehen, wo einst Tausende lebten, feier-ten, jubelten, kämpften und Sport trieben,dann solltet Ihr nicht zögern, Euch bei dieserFahrt anzumelden! Die Fahrt wird zu einemgroßen Teil von Sponsoren getragen, damitauch die Möglichkeit zur Teilnahme andieser Veranstaltung nicht am Geldbeutelscheitert. Weitere Informationen findet Ihrin der Ausschreibung am Ende der DOG-Nachrichten.

Die DOG mit ihren professionellen Reiselei-tern freuen sich auf Eure Teilnahme!

Dennis Buttler

Berlin

3. olympische Gesprächs-runde an historischem OrtZum dritten Mal hatte die Deutsche Olympi-sche Gesellschaft Berlin die Vertreter derFachverbände der olympischen Disziplinen

eingeladen, um mit ihnen im regelmäßigen"olympischen" Gedankenaustausch zubleiben.Obwohl alle Teilnehmer schon oft dasBerliner Olympiastadion bei verschiedenstenVeranstaltungen erlebt hatten, waren allesichtbar begeistert, einmal abends dasbeleuchtete leere Stadion von der Ehrenhalleaus zu bewundern.

DOG-Vizepräsident Dieter Krickow erläuterteden sehr interessierten Gästen die viel-schichtigen Varianten einer möglichenBewerbung Deutschlands für OlympischeSommer- bzw. Winterspiele.

Um aus politischer Sicht die Stimmung inder Stadt für Olympische Spiele zu beschrei-ben, war Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsi-

dentin des BerlinerAbgeordnetenhau-ses und sportpoliti-sche Sprecherin derSPD-Fraktion, alsGesprächsgasteingeladen. Sehroptimistisch berich-tete sie von derDynamik, die in denletzten Monaten imHinblick auf dieBereitschaft derStadt, sich fürsportliche Großer-eignisse "stark" zumachen, ausgeht.Sei es unter wirt-schaftlichen, touris-tischen, integrativen

3. olympische Gesprächsrunde der Deutschen Olympischen Gesell-schaft im Berliner Olympiastadion mit Vertretern der Fachverbändeund Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin des Berliner Abgeord-netenhauses und sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.

Ehrengast Karin Seidel-Kalmutzki (rechts)zog die Gewinner des anlässlich derBerliner Familiensportmesse durchgeführ-ten Olympiaquiz'.

oder erzieherischen Aspekten - seit derFußball-Weltmeisterschaft scheint vielesleichter machbar.

Besonders erfreut zeigte sie sich darüber,dass schon heute an vielen Orten auf dieLeichtathletik-WM 2009 hingewiesen wird,so dass die Menschen in der Stadt sich sehrfrühzeitig auf dieses Großereignis freuenund mit ihm identifizieren können. AllenGästen und insbesondere der DeutschenOlympischen Gesellschaft gab sie mit aufden Weg, sich immer und immer wieder fürmögliche Olympische Spiele in Deutschlandstark zu machen. Frei nach dem Motto"Steter Tropfen höhlt den Stein".

Weiteres Thema der 3. olympischen Ge-sprächsrunde war die Familiensportmesse inBerlin 2007, die unter vielerlei Gesichtspunk-ten ein großer Erfolg war. Die DeutscheOlympische Gesellschaft LandesgruppeBerlin war mit einem Infostand an mehrerenOrten vertreten. Die Antwortkarten des dortveranstalteten Olympischen Gewinnspielswurden an diesem Abend von Frau Seidel-Kalmutzki gezogen. Als Preise gab es Kartenfür das DFB-Pokalendspiel, eine Besichtigungdes Olympiastützpunktes sowie Tickets fürdas ISTAF 2007 zu gewinnen. Allen Gewin-nern herzlichen Glückwunsch!

Coburg

Neuer Impuls für die Mitgliederwerbung"Hürden überwinden. Mit uns." - Unterdiesem Motto unterstützt die SparkasseCoburg-Lichtenfels die Deutsche OlympischeGesellschaft, Zweigstelle Coburg.

Mit viel Engagement versucht die DOG-Vorstandschaft neue Mitglieder zu werben.Ein neuer Flyer soll nun Interessenten dieZiele der Deutschen Olympischen Gesell-schaft noch näher bringen. Vor allem dieUnterstützung und Förderung durch dieVergabe von Patenschaften an junge Sport-ler ist ein großes Anliegen. Die Vermittlungder olympischen Idee, das Aufzeigen derVorbildfunktion von erfolgreichen Sportlernfür die Jugend sind Grund genug, neueSponsoren und Mitglieder zu werben.

Viel Unterstützung erhält die Kreisgruppehier von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels.

Bei der letzten Vorstandsitzung konnte derSparkassendirektor Siegfried Wölki das neueProspekt an den Vorsitzenden Prinz Andreasvon Sachsen, Coburg und Gotha sowie dengeschäftsführenden Vorstand, BürgermeisterHans-Heinrich Ulmann, überreichen. Erverband die Unterstützung seines Unter-nehmens mit der Hoffnung auf einen regenZuwachs von weiteren Mitgliedern undFörderern für die Olympische Bewegung.

Angelika Weid geehrtAngelika Weid ist Sportlerin des Jahres 2006in Coburg. Die Zweigstelle der DeutschenOlympischen Gesellschaft ehrt damit dieCoburgerin für ihre herausragenden Leis-tungen im Orientierungslauf.

Angelika Weid führt, leitet und verwaltet diegrößte und erfolgreichste Orientierungs-laufabteilung in Bayern und ist selbst nochdabei. "Sie gehört in ihrer Altersklasse zurdeutschen Spitzenklasse", stellte Hans-Heinrich Ulmann, geschäftsführenderVorsitzender der Deutschen OlympischenGesellschaft Coburg, in seiner Laudatioheraus. Zusammen mit ihrem Ehemanngründete sie 1976 die Abteilung Orientie-rungslauf im TV Coburg-Neuses. Bis 1999war sie stellvertretende Abteilungsleiterin,Jugendbetreuerin und Trainerin in Personal-union, danach übernahm sie die Abteilungs-leitung.

Um noch mehr Zeit für ihren Sport aufbrin-gen zu können, verkürzte sie ihre Arbeitszeit

und trainiert seit her an vier Tagen proWoche in 52 Wochen im Jahr, sagte Ul-mann. In der Saison von April bis Oktoberfährt sie mit ihrem Wohnmobil mehr als10.000 km, ist an fast jedem Wochenendezu Wettkämpfen unterwegs und hat immerNachwuchsathleten "im Gepäck". Als Sport-lerin und Mensch ist sie ein Vorbild undverdient die Auszeichnung als Sportlerin desJahres 2006 zu Recht, betonte Hans-Heinrich Ulmann.

Eberhard Fröbel

Darmstadt

Olympiapins als Leidenschaft

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Seit fast 60 Jahren sammelt der Darmstäd-ter Gerhard Fröhlich (links) olympischeMemorabilia. Mittlerweile hat der 85Jähri-ge ein halbes Museum mit ca. 10.500 Pins& Auszeichnungen zusammengetragen.Von solcher Sammlerleidenschaft zeigtesich auch der Vorsitzende der DOG Darm-stadt, Walter Schwebel, begeistert, als erGerhard Fröhlich im Februar die "goldene20"-Ehrennadel plus Urkunde für seinelangjährige Mitgliedschaft in der Deut-schen Olympischen Gesellschaft überrei-chen konnte.

Coburgs Oberbürgermeister NorbertKastner, Angelika Weid und der 2. Bürger-meister Hans-Heinrich Ulmann, zugleichgeschäftsführender Vorsitzender der DOGCoburg (von links).

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Heilbronn-Unterland-Hohenlohe

Einsatz für Fair PlayBei der Mitgliederversammlung der Kreis-gruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe derDeutschen Olympischen Gesellschaft im TSGVereinsheim in Heilbronn wurde der seithe-

rige Vorstand bestätigt. Vorsitzende istSigrid Seeger-Losch, stellvertretenderVorsitzender Ortwin Czarnowski. Außerdemgehören dem Vorstand Susanne Sauer sowieEhrenmitglied Dr. Werner Sauer an.

In ihrem Tätigkeitsbericht ging SigridSeeger-Losch auf die Aktivitäten der letztendrei Jahre ein, wobei die herausragendenVeranstaltungen die traditionellen Unterlän-der Olympia-Stammtische im August 2004und 2006 im Festzelt beim UnterländerVolksfest waren. Diese hatten wieder großeResonanz gefunden, treffen sich doch hierjedes Mal bekannte Sportlerinnen undSportler von damals und heute sowieverdiente Frauen und Männer des Sports zueinem Fest der Begegnung. Besonders fürdie älteren Sportler ist es jedes Mal Freudeund Genugtuung zu erfahren, dass sie nichtvergessen sind. Außerdem würdigte die DOGHeilbronn-Unterland-Hohenlohe mehrfachPersonen mit der Leistungsplakette für ihrbeispielhaftes ehrenamtliches Engagement.

Aus einem Schreiben des Landesvorsitzen-den Theo Götz zitierte Seeger-Losch, dass

neben den anderen Leitzielen der DOG derEinsatz für Fair Play immer noch großeBedeutung habe. Jeder Tag würde deutlichmachen, wie zutreffend damals die Feststel-lung von Willi Daume war: "Ohne Fairnessverkommt der Sport - und die Gesellschaft".Olympiateilnehmer Ortwin Czarnowskistellte den Anwesenden einige interessantevon ihm organisierte Aktionen vor, mit der

er vor allem dieJugend auf denunverzichtbarenWert von Fair Playaufmerksam ma-chen möchte.

Bei der Versamm-lung wurde auchüber die Steigerungdes Bekanntheits-grades der DOGdiskutiert, dennSorge bereitetweiterhin dieabnehmende Mit-gliederzahl in derKreisgruppe. Bei denWahlen in dreiJahren soll derVorstand verjüngtund erweitertwerden.

Für langjährige Mitgliedschaft konntenEinzelmitglieder, Kommunen und Organisa-tionen mit Nadel und Urkunde ausgezeich-net werden:

- 15 Jahre: Stadtverband fürSport, Wilma Bittihn;

- 20 Jahre: Herbert Betzen-hauser, Emil Burock, Ferdi-nand Czak, Ortwin Czar-nowski, Sportkreis Heilbronn,Turngau Heilbronn, Dr.Jürgen Merkt, SportfreundeNeckarsulm, Dr. WernerSauer, Sigrid Seeger-Losch;

- 30 Jahre: Erna Schwarz;

- 40 Jahre: Gemeinde Blaufel-den, Hans Bort, GemeindeBraunsbach, SportclubKocherstetten, Mustang-Bekleidung GmbH.

Hochstift Paderborn

"Ideale aus dem Sport aufden Alltag übertragen""Wenn man einmal Olympische Spiele erlebthat, dann muss man sich einfach engagie-ren, um den olympischen Gedanken weiterzu tragen", sagt Dr. Hans-Joachim Klein,Olympiateilnehmer im Schwimmen 1960und 1964, mehrfacher Medaillengewinnerund heute Präsident der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft. Er war beim 2. Olympi-schen Abend in Paderborn, der unter demMotto "Faszination Olympia gestern - heute- morgen" stand, ebenfalls dem PhänomenOlympia auf der Spur wie der Präsident desDeutschen Olympischen Sportbundes undFecht-Olympiasieger 1976, Dr. Thomas Bach,für den hinter der Faszination Olympiafolgendes steckt: "204 Nationen an einemPlatz unter einem Dach zu versammeln, dieim friedlichen Wettstreit gegeneinanderantreten, über alle Kulturgrenzen undSprachbarrieren hinweg." Der Präsident desdeutschen Sportdachverbandes dankte derDeutschen Olympischen Gesellschaft fürihren Beitrag, diese Faszination immerwieder den Menschen näher zu bringen.

Besonders aktiv ist auf diesem Gebiet die110 Mitglieder zählende DOG-Zweigstelle imHochstift Paderborn unter der Leitung ihrerVorsitzenden Margit Budde, deren Einladungzum 2. Olympischen Abend in den Spiegel-saal der Residenz Schloss Neuhaus fast 350

Während des 2. Olympischen Abends in Paderbornzeichnete DOG-Vorsitzende Margit Budde die VereineGrün-Weiß Paderborn, vertreten durch den PräsidentenHorst Wiczynski (links), und den Turn- und Sportvereinvon 1913 Usseln, vertreten durch den PräsidentenChristian Holtel (rechts), für 50jährige DOG-Mitglied-schaft aus.

Ehrungen bei der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe (vonlinks): Emil Burock, Dr. Werner Sauer, Joachim Klotz (Turngau Heil-bronn), Sigrid Seeger-Losch, Heiner Sefranek (Mustang Bekleidungs-werke), Ferdinand Czak, Klaus Ranger (Sportkreis Heilbronn), ErnaSchwarz, Ortwin Czarnowski, Kurt Scheffler (Stadtverband für Sport).

Gäste folgten, die vor der Podiumsdiskussi-on zum Thema "Vom Schwimmenlernenzum Olympiasieger - Breitensport undSpitzensport" zunächst der sportpolitischenStandortbestimmung des DOSB-PräsidentenDr. Thomas Bach lauschten. Bach erinnertean die positiven Resonanzen der Fußball-WM und der Handball-WM in Deutschlandund sagte: "Wir sind in Deutschland in einereinzigartigen Situation. Kein Land der Weltveranstaltet so viele internationale Titel-kämpfe. Wir haben bei der Fußball-WM undder Handball-WM erlebt, welche Identifika-tionskraft vom Sport ausgeht, die weit mehrist als das Schwenken der Deutschland-Fahne." Der DOSB-Präsident unterstrich,dass der Sport wie kein anderes Feld geeig-net sei, Menschen zusammen zu führen. DieNiederlage im Augenblick sei nicht das Endealler Dinge. Vielmehr sage ein altes chinesi-sches Sprichwort "Die Niederlage ist dieMutter aller Siege".

Sport sei - so Bach weiter - gelebte Integra-tion, denn es gelänge im Sport, sozialeSchichten, die isoliert sind, an die Gemein-schaft heranzuführen. Auch deshalb gehöreder Sport ins Grundgesetz, um noch deutli-cher zu zeigen, welche gesellschaftlicheKraft in ihm steckt. Bach ging in Paderbornauch auf die aktuelle Doping-Diskussion ein,hob hervor, dass unter der Leitlinie der"Null-Toleranz-Politik" eine Einigkeit im

Sport erzielt werdenkonnte und begrüß-te entsprechendeGesetzesvorberei-tungen der Bundes-regierung, umkünftig die Hinter-männer, die dieAthleten unverfro-ren an Grenzwerteherandopen würden,zu entlarven undhärter und besserbelangen zu können.Bach: "DiesenSumpf müssen wiraustrocknen."

Für die Zukunftnannte Bach in dervon dem ZDF-Reporter Wolf-Dieter Poschmanngeleiteten Podiums-diskussion zweiHauptaufgaben: Esmüsse versucht

werden, auch bei der durch die demografi-sche Entwicklung verursachten geringerenZahl an Talenten noch mehr Kinder zumSport zu bekommen, damit aus einer großenBreite eine Spitze entstehe. Außerdemmüssten den Athleten bessere Möglichkei-ten geboten werden, Schule und Beruf mitdem Spitzensport zu verbinden. Es gelte, daserfolgreiche System der Eliteschulen auchauf die Hochschulen zu übertragen. Dazusolle mit einer Auszeichnung ein Anreizsys-tem geschaffen werden. Zudem müsse"noch mehr Unter-nehmen der Wirt-schaft klar gemachtwerden, dass Top-sportler in denmeisten Fällen auchSpitzenkräfte imBeruf sind". Christi-an Keller, Welt- undEuropameister imSchwimmen, forder-te in Paderborn dieGründung einerStiftung, die sichzur Aufgabe setzt,Sportler nachBeendigung derKarriere zu betreuen.

Bei der Analyse desSpitzensports freute

sich Thomas Bach in Paderborn darüber,dass Deutschlands Sportler im Winter nachwie vor die Nummer eins sind. Allerdingssehe es in den Sommersportarten nicht sogut aus. Nach einer italienischen Studiewürde das deutsche Olympiateam fürPeking 2008 auf Rang neun eingestuft.Bach: "In 24 Monaten werden wir keinekomplette Tendenzumkehr erzwingenkönnen, aber bis London 2012 soll derAufschwung kommen." Von einer Olympia-teilnahme 2012 in London träumt der 15Jahre alte Paderborner Nachwuchsschwim-mer Troy Arnicke, fünffacher deutscherJahrgangsmeister und Mitglied im D/C-Kader des Deutschen Schwimm-Verbandes.Er trainiert derzeit schon 14 Stunden in derWoche, häufig auch schon frühmorgens vorder Schule und hat klare Ziele: "Es ist schön,oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich willetwas erreichen, will zeigen, was ich kannund später einmal Vorbild für die Kindersein." Jürgen Fornoff, der Generalsekretärdes Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV),führte die vielschichtige Diskussion aberauch einmal weg vom Spitzensport: "VieleKinder und Jugendliche müssen in unseremLand erstmals das ‚Nicht-Ertrinken' lernen.Das Wettkampfschwimmen ist da eine ganzandere Sache."

Die Deutsche Olympische Gesellschaft siehtsich auch im Breitensport gefordert. "Olym-pia beginnt vor der Haustür", sagt diePaderborner DOG-Zweigstellen-VorsitzendeMargit Budde und beschreibt ihre Arbeit ander Basis: Seit drei Jahren wird im Paderbor-ner Kindergarten Römerstraße in Zusam-menarbeit mit dem Sportamt der Stadt und

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Gruppenbild vor dem Schloss Neuhaus. Von links: Günther Ruthe-meyer (Vorstand DOG), Lilli Schwarzkopf (EM-Dritte im Sieben-kampf der Leichtathleten), DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein,Troy Arnicke (Jahrgangsmeister im Schwimmen), Dr. Norbert Börste(Vorstand DOG), Heiner Kortebusch (Vorstand DOG), ZDF-ModeratorWolf-Dieter Poschmannn, Pader-borns DOG-Vorsitzende MargitBudde, Jürgen Fornoff (Generalsekretär Deutscher Schwimm-verband), Meinolf Päsch (E.ON Westfalen-Weser) und Willi Schluerz(DOG).

Illustre Runde auf dem Podium. Von links: Paderborns DOG-Vorsitzende Margit Budde, Schwimm-Hoffnung Troy Arnicke,Schwimm-Ikone Christian Keller, DSV-Generalsekretär Jür-genFornoff, Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf, E.ON-Vorstandsvorsit-zender Henning Probst, DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und ZDF-Moderator Wolf-Dieter Poschmann.

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der Universität ein Modellprojekt für mehrBewegung im Kindergarten durchgeführt.Patin für dieses Projekt ist die erfolgreicheLeichathletik-Siebenkämpferin Claudia Tonn,Olympiateilnehmerin in Athen 2004, die dieKinder regelmäßig besucht. Margit Budde:"In dieser Einrichtung lernen die Kinderbereits schwimmen. 80 Prozent von ihnenmachen das Seepferdchen." Lilli Schwarz-kopf aus Paderborn, Bronzemedaillengewin-nerin im Siebenkampf bei den Leichtathle-tik-Europameisterschaften 2006, hat füreinen Kindergarten in Bad Driburg-Dringen-berg die Patenschaft übernommen. DiesesModell der Paderborner DOG ist auf diegesamte Republik übertragbar. Denn, wiesagte DOG-Präsident Klein in Paderborn:"Ideale aus dem Sport gilt es auf den Alltagzu übertragen." Dort, wo dies noch nichtfunktioniert, sollte schleunigst mit derUmsetzung begonnen werden.

Walter Mirwald

Miltenberg-Obernburg

"Kinder bewegen" ist ProgrammVom Jahr 2007 sind erst drei Monate"aufgebraucht" und doch hat sich bereitsviel getan in der Deutschen OlympischenGesellschaft, Zweigstelle Miltenberg-Obernburg. Nicht ohne Stolz verkündetVorsitzende Rosi Dauphin, dass in diesemkurzen Zeitraum im Rahmen der DOG-

Aktion "Kinderbewegen" nicht nur13 Sportspielekistenan Kindergärtenübergeben werdenkonnten, sondernauch zwei weitereEreignisse vielBewegung inKindertageseinrich-tungen brachten.

Die insgesamt 40.Spielekiste imLandkreis Miltenbergüberreichte RosiDauphin Mitte Märzgemeinsam mit demVertreter des Sponsors von der VolksbankMiltenberg, Manfred Stapf, an den Kinder-garten "St. Josef" in Freudenberg. Umrahmtvon zahlreichen erwartungsfrohen Kindernnahmen Kita-Leiterin Maria Dinkel, Bürger-meister Heinz Hofmann, Pfarrer HansBender und ElternbeitratsvorsitzendeSusanne Gallas die Kiste in Empfang.

Einige Wochen zuvor hatten Kinder undErzieherinnen des Kindergartens "Pusteblu-me" in Sulzbach-Soden ebenfalls Grund zurFreude, als sie ebenfalls stolze Besitzer derDOG-Spielekiste wurden. Neben BurkhardAppel und Rosalinde Roth vom SponsorRaiffeisenbank Obernburg waren Gemeinde-bürgermeister Peter Maurer und NorbertElbert (Vorsitzender des Johanniszweigver-eins als Träger der Einrichtung) sowie dieLeiterin Ruth Nickel und ElternvertreterinKatja Sommer weitere Zeugen dieses erfreu-lichen Ereignisses.

Ende März löste deramtierende Welt-meister im Einer-Kunstradfahren derMänner, DavidSchnabel ausNiedernberg beiAschaffenburg, seinVersprechen zurDemonstration einer"Weltmeister-Trainingsstunde" vorKindern und Erzie-herinnen der Kin-dertagesstätte"Tabaluga" inKlingenberg-Trenn-furt ein. Die Einrich-tung ist seit Herbst

letzten Jahres "Kinder bewegen"-Modellkin-dergarten. Nachdem Schnabel, einer der"Sportpaten" dieser Einrichtung, zunächstsein Spezialrad erklärt hatte, verfolgtenmehr als 80 Kinder der Tagesstätte sowieKinder der 4. Grundschulklasse gespanntund mucksmäuschenstill die akrobatischenÜbungen des Rad-Champions. Er demons-trierte dem staunenden Publikum die Kür,mit der er im November zum 2. Mal in FolgeWeltmeister wurde. Schnabel vergaß auchnicht, eindringlich davor zu warnen, solcheRad-Kunststücke nicht zuhause oder aufder Straße durchzuführen, sondern nur miteinem Trainer in der Sporthalle. Nach langanhaltendem Beifall gab es Autogrammkar-ten für alle.

Ihre anderen Sportpaten, die Handballfrau-en von der HSG Sulzbach-Leidersbach,besuchten die "Tabaluga"-Kinder am 10.März beim Bundesligaspiel gegen den SCMarkranstädt in der AschaffenburgerUnterfrankenhalle. Als besonderes Highlightdurften die Mädchen und Jungen dieSpielerinnen beim Einlaufen begleiten. Nachder Begegnung gab es dann noch einErinnerungsfoto mit dem Maskottchen, der"HSG-Biene".

Helmut Gesierich

München

Initiative zur Bündelungder KräfteNach dem Führungswechsel an der Spitze -Joachim Ebener übernahm den Vorsitz von

Kunstweltmeister David Schnabel mit seinen Patenkindern und denErzieherinnen der "Kinder bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga"in Klingenberg-Trennfurt

Die Mädchen und Jungen des Kindergartens "Pusteblume" inSulzbach-Soden freuen sich über die prall gefüllte "Sportspielekis-te", die ihnen Rosi Dauphin, die Vorsitzende der DOG Miltenberg-Obernburg, mitgebracht hat.

Harald Strötgen - ist schnell deutlichgeworden, dass die seit fast vier Jahrenanhaltende Frischluftzufuhr für die Münch-ner DOG-Stadtgruppe an Stärke nocheinmal zugenommen hat. Wie angekündigthaben sich die Münchner ein ehrgeizigesund anspruchsvolles Ziel gesetzt - und esMitte März tatsächlich in Angriff genom-men: Sie wollen dazu beitragen, "den Anteilder Bayern und insbesondere der Münchne-rinnen und Münchner an OlympischenSpielen wieder größer werden zu lassen"(aus einem Einladungsschreiben an interes-

sierte Sportfördergruppen). "Die Einheit vonSport und Olympia", deren Symbol nach wievor das Stadion unter dem Zeltdach ist, sollnach Vorstellungen der Ebener-Mannschaftin der Olympiastadt von 1972 wiedernachhaltiger betont und wahrgenommenwerden.

Die bayerische Landeshauptstadt hat wohl1,3 Millionen Einwohner, 670 Sportvereineund 390.000 aktive Sportler - aber immerweniger Starter bei Olympischen Spielen.Das mag ein großstädtisches Phänomensein, zumal in einem Gemeinwesen wieMünchen mit seinem vom Spitzensportablenkenden immensen Freizeit- undKulturangebot, ist aber wohl in erster Linieder erdrückenden Präsenz dreier Profiklubs(Bayern, 1860, Unterhaching) im Fußballgeschuldet. In ihrem Schatten fristenOlympische Sportarten mit internationalem

Anspruch ein karges Dasein. Der Fußballdrückt sie an die Wand, beansprucht dasInteresse der Öffentlichkeit und der Wirt-schaft allein für sich. Da hilft es auch nichtentscheidend weiter, dass der Olympiasportin München ein infrastrukturelles Umfeld(Übungsstätten, Olympiastützpunkt) vorfin-det, das vorbildlich ist.

Den Ansatz zu punktueller Hilfestellungsieht die DOG München in ihrer Initiativezur Bündelung von durchaus vorhandenen,aber einzeln still vor sich hin werkelndenSportfördergruppen und ihres Potentials. Ineinem ersten Treffen mit Vertretern derGruppierungen (darunter die Medaillenge-winner von 1972, Klaus Wolfermann undPaul Barth sowie Olympiapark-PressechefArno Hartung) wurde die Bereitschaft zueiner notwendigen konzertierten Aktionfestgeklopft. Absichtserklärungen, verkrus-tete Strukturen aufzubrechen, machten dieRunde. Ein nächstes Treffen Anfang Maiwurde vereinbart. Dann sollen konkreteVorschläge auf den Tisch und zur Umset-zung vorbereitet werden.

Ein erstes Beispiel, wie Hilfe aussehen kann,hat die DOG München beim März-Treffenselbst vorgestellt: Sie unterstützt finanziellseit Februar den herausragenden Leichtath-leten der Stadt, den gerade erst 20 Jahrealten deutschen Hallenmeister über 60Meter, Christian Blum aus Unterhaching. DieVereinbarung wurde am Olympiastützpunktbesiegelt und sieht für Blum die Verpflich-tung vor, die Antidopingrichtlinien einzu-halten. Der junge Sprinter, der von derStatur her wie ein Gegenentwurf zu denüberseeischen Muskelbergen seiner Zunfterscheint, freut sich über die DOG-Hilfe -hilft sie ihm doch, sich weiterhin auf denLeistungssport konzentrieren zu können.

Michael Gernandt

Odenwald

Patenschaftstreffen mit denKindergärtenIn Sachen Bewegungsförderung setzt dieDOG Odenwald auch auf gegenseitigeBefruchtung. Die Zweigstelle unterstütztneben dem Städt. Kindergarten "Flohzirkus"in Michelstadt, Modellkindergarten derInitiative "Kinder bewegen", weitere Oden-

wälder Kindertageseinrichtungen in Formvon Patenschaften. Das Ziel: die Einrichtun-gen sollen voneinander lernen und vongesammelten Erfahrungen profitieren. Zu

diesem Zweck hatte die DOG Odenwald ihrePatenkindergärten am 7. März zu einemErfahrungsaustausch eingeladen.

15 Teilnehmerinnen, Sozialpädagoginnen undErzieherinnen aus den Kindergärten Reichels-heim, Erbach, Michelstadt und Höchst, warender Einladung zum nachmittäglichen Ge-spräch bei Kaffee und Kuchen gefolgt. Sieerfuhren zunächst von einem Angebot dermehrfachen Fitness-Weltmeisterin GabrielaScheu, die den Einrichtungen ein Referatzum Thema "Fit Kids statt dicke Kinder" fürElternabende vorschlug.

Christina Schuller vom "Kinder bewegen"-Modellkindergarten in Michelstadt berichteteanschließend über die Förderung von Bewe-gungserfahrung im Wasser. Systematisch,temperamentvoll und facettenreich beschriebsie die Notwendigkeit, dass Kinder mit demnassen Element vertraut werden, und begeis-terte ihre Kolleginnen dafür, die Wasserge-wöhnung in ihr Programm aufzunehmen.

DOG-Vorstandsmitglied Philipp Schmitt, derzugleich auch Pate des Kindergartens Rei-chelsheim ist, warb für das Thema "Bewe-gung in der Natur". Die Begegnung mit derNatur sei den Kindern fremd geworden, soSchmitt. An anschaulichen Beispielen zeigteer auf, dass Entdeckungen der Pflanzen undTiere für Kinder eine wertvolle Bereicherungsind.

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Die DOG München mit dem VorsitzendenJoachim Ebener greift Sprinttalent Christi-an Blum unter die Arme.

Während seines Besuchs beim Basar desKindergartens Steinmetzstraße in Höchstübergab Horst Neff, stellvertretenderVorsitzender der DOG Odenwald eineSpende von 50 Euro an die Leiterin DorisKrawitz und Frau Vogtländer. Der Kinder-garten ist schon seit Jahren DOG-Paten-kindergarten.

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Der ebenfalls zur Runde gehörende Schul-beauftragte Manfred Kirschner zeigte sichvon der der Arbeit in den Patenkindergärtender DOG Odenwald beeindruckt. Er machteden Erzieherinnen Mut, ihre Arbeit aktivfortzusetzen.

In der abschließenden, äußerst lebendigenDiskussion ging es um die Alltagserfahrun-gen und Wünsche der Einrichtungen. Zuletzteren gehörte auch die Wiederholungdieses Erfahrungsaustausches, die für denHerbst dieses Jahres vorgesehen ist. EinThema wird dann auch die Bewegungsför-derung in Familien mit Migrationshinter-grund sein.

Juniorsportler des Odenwaldkreises geehrtEinen besonderen Höhepunkt bei derSportlerehrung des Odenwaldkreises stelltseit einigen Jahren die Ausrufung desJuniorsportlers oder der Juniorsportlerin desJahres dar. 2007 fiel die Wahl auf den 16Jahre jungen Aaron Sauter aus Beerfelden,der als Sportschütze für den SV Falken-Gesäß startet. Bei den Deutschen Meister-schaften 2006 hatte er im Einzel-Wettbe-werb mit Kleinkaliber-Sportpistole und -Luftpistole den ersten Platz belegt. Auch inder Einzel-Entscheidung bei den Hessen-meisterschaften (Freie Pistole) hatte SauterRang eins erzielt.

Hubert Hey, Vorsitzender der KreisgruppeOdenwald der Deutschen Olympischen

Gesellschaft, übergab ihm bei der Kreis-Sportlerehrung in Michelstadt die Anerken-nungsurkunde der DOG, die auch LandratHorst Schnur mit unterzeichnet hatte. Mitder Ehrung war ein Geldpreis von 250 Euroverbunden - als Gemeinschaftsgeschenk desKreises und der DOG. Hubert Hey bezeich-nete Aaron Sauter als sportliches Vorbild fürdie Schützenjugend. In einer Zeit, in derComputerspiele und der tägliche Umgangmit dem Medienangebot immer mehr zumKerninhalt im Leben Heranwachsenderwerden, schütze die Begegnung im Sport-verein vor Vereinsamung. Dabei lerne derjunge Sportler vor allem Beharrlichkeit undDisziplin als Grundvoraussetzungen für denspäteren Lebenserfolg.

Aaron Sauter dankte für die Auszeichnungmit persönlichen Worten und beeindruckteauch hier mit seiner Ruhe.

Ideelle Unterstützung fürSchulolympioniken Die DOG Odenwald will die Zusammenarbeitmit dem Gymnasium Michelstadt neuaktivieren. In einem ersten Gespräch zwi-schen dem DOG-Vorsitzenden Hubert Hey,dem Schulbeauftragten der Zweigstelle,Manfred Kirschner, der auch Rektor an derGrundschule am Treppenweg in Erbach ist,und der Schulleitung ging es um die Frage,wie die olympische Idee speziell in derSportklasse 5 vermittelt werden kann.

Mit Vorträgen und Diskussionen plant dieZweigstelle, die Schüler zunächst für dasThema zu begeistern. Zusätzlich will sie dieAbschlussauftritte mit den aktiven underfolgreichen Teilnehmern der Aktion‚Jugend trainiert für Olympia" begleiten.

Die Schulleitung vertreten durch HerrnOberstudiendirektor Aderhold und HerrnStudiendirektor Eckhart zeigte sich gegen-über den Ideen sehr aufgeschlossen undsagte zu, die Gründung einer Patenschaftunterstützen. Die Umsetzung ist noch fürdas laufende Schuljahr vorgesehen und dieSchule freut sich, dass die olympischenBestrebungen der Schülerinnen und Schülerauf sportlicher Ebene nun durch die DOGOdenwald auch ideell begleitet werden.

Odenwald-Tauber

Weitere lokale "Kinder bewegen"-InitiativeFür die Aktion "Kinder bewegen" kann dieDeutsche Olympische Gesellschaft Oden-wald-Tauber den erfolgreichen Start einerweiteren regionalen Aktion im Kampf gegenBewegungsarmut bei Kindern vermelden. InLohrbach im Neckar-Odenwald-Kreis startetesie im Beisein zahlreicher Eltern und Vertre-ter der beteiligten Einrichtungen ein vielversprechendes Pilotprojekt mit der Ball-schule Heidelberg in Zusammenarbeit mitdem örtlichen Kindergarten und unterstütztdurch den Rotary-Club Mosbach-Buchen.

Über 40 Mädchen und Jungen im Alterzwischen drei und sechs Jahren haben somitdie Gelegenheit, regelmäßig unter fachkun-diger Anleitung der Übungsleiterinnen ihremnatürlichen Bewegungs- und Spieldrang zufrönen, und das in kleinen Gruppen und vorallem mit dem Universalspielgerät Ball. DieAnschubfinanzierung dieses Projektes durchDOG-Zweigstelle und Rotary-Club soll vorallem den Eltern die Besonderheit und denWert dieses speziellen Bewegungsangebotesvermitteln, um das Angebot fest zu etablie-ren und nachhaltig zu gestalten.

Bei der Vorstellung und Eröffnung desProjektes unterstrich Zweigstellenvorsitzen-der Michael Knaus den unschätzbaren Wertsolcher Bewegungsangebote für die Gesund-heit der Kinder, aber auch die Bedeutungeines solchen Pilotprojektes, das hoffentlichbald und viele Nachahmer finden möge.Optimistisch stimmt dabei die Beurteilungvon Kindergartenleiterin Elisabeth Kiefer, diesich sicher ist, "dass dieses Konzept richtigist und nachhaltig wirkt". Sie äußerte sichzuversichtlich, dass das Angebot von denKindern und Eltern angenommen werdenwird und nachhaltig gestaltet werden kann.

Wie spontan und begeisternd sich das Motto"Kinder bewegen" umsetzen lässt, konntendie Gäste sodann bei der ersten Übungsein-heit live miterleben und die Sponsoren sichüberzeugen, dass ihre Hilfe sinnvoll inves-tiert ist.

Die Kinder jedenfalls ließen sich von denprominenten Gästen keineswegs beeindru-cken. Völlig unbeeinflusst beschäftigten siesich mit dem Ball, rollten, warfen, fingen

Der Juniorsportler des Jahres 2007 imOdenwaldkreis, Aaron Sauter (SV Falken-Gesäß), mit dem DOG-Vorsitzenden HubertHey (links) und dessen Stellvertreter HorstNeff (zweiter von rechts) sowie dem ErstenKreisbeigeordneten Dietrich Kübler (Mitte)und dem Kreistagsvorsitzenden RüdigerHolschuh.

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und kickten ihn so engagiert, dass dasZuschauen Spaß machte. Ihre Freude an derBewegung war unverkennbar, wie nebenbeiwurde ihre Beweglichkeit gefordert undgefördert. Das spielerische Engagementzeigte sehr schnell Wirkung, schon nachwenigen Minuten kamen die ersten insSchwitzen.

Sehr zufrieden über den Start äußerten sichZweigstellenvorsitzender Knaus und auchder Präsident des Badischen SportbundesHeinz Janalik als Schirmherr der BallschuleNeckar-Odenwald, der Außenstelle derBallschule Heidelberg, eines Kooperations-projekts zwischen dem Institut für Sport undSportwissenschaft so wie der UniversitätHeidelberg. Er strebt eine Erweiterung unddauerhafte Integration dieses gesundheits-fördernden Angebotes an und forderte alstragende Basis die Vernetzung von Schule,Kindergarten, Kommune und Vereinen, dennnur bei deren gemeinsamem Bemühenkönne es gelingen, möglichst viele Kinder inallen Altersstufen zu erreichen.

Auch die Zweigstelle Odenwald-Tauber derDeutschen Olympischen Gesellschaft freutsich über diesen neuerlichen Erfolg. Sie wirdauch weiterhin ‚am Ball bleiben' und istbereits auf der Suche nach weiteren interes-sierten Kindergärten sowie kooperationsbe-reiten Vereinen und Sponsoren.

Walter Jaufmann

Trauer um Manfred ManingerDie Deutsche Olympische Gesellschaft,Zweigstelle Odenwald-Tauber trauert tieferschüttert um ihr VorstandsmitgliedManfred Maninger, das völlig überraschendam 23. Februar im Alter von nur 60 Jahrenverstarb.

Oberstudiendirektor Maninger, seit 1997Leiter der Kaufmännischen Schule in Tau-berbischofsheim, war nicht nur im Schulwe-sen eine geschätzte Persönlichkeit, brachteer doch seine Fachkompetenz und seinWissen in einer Reihe von schulischenGremien auf Landes- und Bezirksebene ein.Darüber hinaus war er in der Vereinsweltseiner Heimatgemeinde Dittwar sehr enga-giert. Aber auch der Fechtclub Tauberbi-schofsheim, der Deutsche Orden, der Lion-

sclub und der Main-Tauber-Kreis verlorenmit ihm eine hochgeschätzte Persönlichkeit.Und nicht zuletzt natürlich die DOG Oden-wald-Tauber, in der er sich seit der Einglie-derung des Main-Tauber-Kreises als Vertre-ter der Schulen dieses Kreises in der erwei-terten Vorstandschaft eingebracht hat. DieZweigstelle sagt Danke für seine Mitarbeitund Unterstützung und wird ihn in ehren-der Erinnerung behalten.

Pfalz

Erste Kindergarten-Olympiade in MeckenheimEine Premiere gab es am 7. Februar inMeckenheim - für die 60 Kinder aus denzwei örtlichen Kindertageseinrichtungenfanden die 1. "Olympischen Kindergarten-Spiele" statt. Die Idee zu dieser besonderenVeranstaltung hatte der Ortsbürgermeisterhöchstpersönlich: Heiner Dopp, Rekord-Nationalspieler, Landestrainer im Hockeyund außerdem Vorstandsmitglied der DOGPfalz, hatte sich 5 spielerischen Disziplinen

ausgedacht, die sowohl Beweglichkeit alsauch Geschicklichkeit und Körperbeherr-schung erforderten.

Die Sporthalle war mit Fahnen der Deut-schen Olympischen Gesellschaftgeschmückt. Nachdem der Vorsitzende derDOG Pfalz, Carlo von Opel, die Wettbewerbe

für eröffnet erklärt hatte,ging es auch schon los mitLaufen, Balancieren, Sprin-gen, Krabbeln, Werfen undFangen. Nicht nur diewettkämpfenden Mädchenund Jungen, sondern auchrund 100 Zuschauer hatteneinen Riesenspaß an denBewegungsübungen, dieäußerst kurzweilig vomModerator - auch dieseAufgabe hatte Heiner Doppübernommen - kommentiertwurden.

Zu dieser besonderen Veran-staltung waren genau wiebei den Olympischen Spielender Großen nicht nur dieVertreter der regionalen undüberregionalen Presse,sondern mit Dr. Alois Bierl,Jürgen Brecht und HeinerDopp auch wahrhaftigeOlympiamedaillengewinner

dabei. Diese nahmen dann auch die Ehrungder Siegerinnen und Sieger vor. Die Bestenerhielten Gold-, Silber- und Bronzemedailleund jedes Kind erhielt eine Urkunde derDeutschen Olympischen Gesellschaft.

Das Zielwerfen auf die Olympischen Ringe war eine derfünf Disziplinen.

Heiner Dopp, Bürgermeister, Rekord-Nationalspieler, Landestrainer im Hockeyund außerdem Vorstandsmitglied der DOGPfalz, hatte die Idee für die Kindergarten-Olympiade in Meckenheim.

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Als zum Abschluss die "Großen" Olympioni-ken ihre im Rudern, Fechten und Hockeygewonnenen Medaillen (1xGold, 2xSilber,1xBronze) zeigten, waren es nicht nur dieKinder, die einmal eine echte Olympiame-daille in ihren Händen halten wollten.

Ein Dankeschön gab es für all die fleißigenHelfer, die Kindergärtnerinnen, die Helfervom Meckenheimer Sportverein und denSportpädagogen Wolfgang Ziegler, diedurch eine hervorragende Organisation zumGelingen dieses Tages beigetragen hatten.Und Verbandsbürgermeisterin Marion Maginsprach den Wunsch aller Beteiligten aus:diese Olympischen Kindergarten-Spielesollten doch bitte nicht wie das großeVorbild erst wieder in vier Jahren stattfin-den.

Die DOG Pfalz hat's vernommen. Interessier-te Kindergärten aus der Region mögen sichbitte direkt an die Bezirksgruppe(www.DOG-Pfalz.de) wenden.

Reutlingen

Zum 37. Mal - der Reutlinger Sportlerball!Unter dem Motto "Faszination Sport" hatteder Reutlinger Sportkreis Anfang März zuseinem 37. Sportlerball geladen. Wiederkonnte der Sportkreisvorsitzende Karl-HeinzWalter in der Listhalle viele Festgäste

begrüßen: aktive Sportler, ehrenamtlicheFunktionäre, Freunde und Förderer desSports, regionale Polit-Prominenz undVertreter der Wirtschaft. Die Schirmherr-schaft hatte traditionell Landrat Dr. ThomasReumann übernommen.

Das vielseitige Programm sorgte für einegelungene Unterhaltung der 500 Gäste. DieRhönrad-Gruppe des SV Auingen begeister-te genauso wie die Talentschule des TSVUrach (Leitung Conny Götzendorfer) und dieAkrobatik-Gruppe der TSGV Albershausen(Leitung Günter Mäußnest). Atemberaubendwar der Auftritt des Jongleurs Robin Meh-nert mit seiner artistisch perfekten Vorfüh-rung, und die Lateinformation des 1.TCLudwigsburg zeigte tänzerisches Können aufsehr hohem Niveau.

Der Höhepunkt des Abends nahte jedochmit der Ehrung der erfolgreichsten Sportlerund Sportlerinnen des vergangenen Jahres.

Zur Sportlerin des Jahres gewählt wurdeKatharina Haase (TSV Böhringen, Mountain-bike, deutsche Meisterin, 6.Platz bei derWM), den 2.Platz belegte Nina Morgenstern(SG Dettingen, Triathlon), den 3.Platzerreichte Gabriele Stanger (TSV Dettingen,Mountainbike).

Sportler des Jahres wurde - wie bereits2004 - Michael Göhner (TSG Reutlingen,Triathlon, 5.Platz bei den EM), auf dem 2.Platz folgte Timo Zeiler (TSV Trochtelfingen,Leichtathletik) und den 3. Platz belegte TimKneule (TV Neuhausen, Handballer).

Mannschaft des Jahres wurden die Hand-ballerinnen des TuS Metzingen (2. Bundesli-ga 6. Platz), gefolgt vom TSV Dettingen(Rope-Skipping) und dem TV Neuhausen(Triathlon).

Den Sonderpreis für Behindertensportlererhielt die Judogruppe der TSG Reutlingen:Simon Ganzner, Daniela Schepanek, Jeremi-as Staiger, Patric Steimle und ManuelVollmer.

Mit dem Fairness-Preis der DeutschenOlympischen Gesellschaft wurde Erich Jud(SG Dettingen) ausgezeichnet. Jochen Zeller,Vorsitzender der DOG-Kreisgruppe Reutlin-gen, hob in seiner Laudatio die Vorbildfunk-tion von Erich Jud hervor.

In mehr als 40-jähriger Tätigkeit im Sport,in Verein und Schule hat er in herausragen-

der Weise den fünf goldenen Fair-Play-Regeln der Deutschen Olympischen Gesell-schaft entsprochen. Erich Jud ist ein Beispielfür Toleranz und Integration, ein Vorbild beider Übernahme von Ehrenamt und Verant-wortung, ein überzeugender Förderersportlicher Leistung. Er engagiert sich alsüberaus kompetenter Trainer, Betreuer sowieSportwart, ist zugleich als Oberschulamtsbe-auftragter und Schulsportverantwortlichertätig und fungiert darüber hinaus alsVereinsvorsitzender.

Der Fairness-Preis der Deutschen Olympi-schen Gesellschaft ist verbunden mit einemGeldpreis der Bezirksvereinigung der Volks-und Raiffeisenbanken im Kreis Reutlingenund wurde überreicht durch deren Vorsit-zenden Bernd-Dieter Reusch.

Mechthild Juny

Schwarzwald-Bodensee

"Stille Helfer" gewürdigtZwei "stille Helfer" des Sports wurden imRahmen der diesjährigen Sportlerehrung derStadt Tuttlingen am 17. März mit derPlakette für besondere Leistungen derDeutschen Olympischen Gesellschaft ausge-zeichnet.

Gemeinsam mit zahlreichen TuttlingerSportlerinnen und Sportlern standen auchKarin Trommer und Vladimir Tapal auf derBühne der Tuttlinger Stadthalle. Beideerhielten diese besondere Ehrung aus denHänden des Oberbürgermeisters MichaelBeck, der zugleich Vorsitzender der DOGSchwarzwald-Bodensee ist, für ihr langjäh-riges ehrenamtliches Engagement. Mit derAuszeichnung verbunden war ein Geschenk-gutschein, gestiftet von der VolksbankDonau-Neckar, den deren Vorstand WinfriedBaumann persönlich an die sichtlich über-raschten Geehrten überreichte.

Karin Trommer organisiert in der Turnge-meinde Tuttlingen 1859 e.V. seit zehnJahren das gesamte Catering beim "Volley-ball-Event für Kids". Sie ist außerdemverantwortlich für das Eltern-Kind-Turnenund engagiert sich für die Kooperation desVereins mit den örtlichen Kindergärten. So"bewegt" sie wöchentlich die Kinder vonfünf Einrichtungen und in einem Kindergar-ten die Eltern gleich mit. Vor wenigen

Vorbild für Fair Play und Leistung: Erich Judnimmt den Fairness-Preis der DeutschenOlympischen Gesellschaft und die damitverbundene Geldprämie aus den Händendes DOG-Vorsitzender Jochen Zeller (rechts)und Bernd-Dieter Reusch (Mitte) von derVolksbank entgegen.

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Wochen hat Karin Trommer ihr Zertifikat alsstaatlich geprüfte Übungsleiterin für denBereich Kindersport erhalten.

Karin Trommer wirkt auch als sehr aktiveMultiplikatorin: So verknüpft sie ihre Funk-tion als stellvertretende Gesamtelternbei-ratsvorsitzende der Tuttlinger Schulen mitder Elterninitiative des vom SchwäbischenTurnerbund betreuten Projektes "Kinder -unsere Zukunft: Tuttlingen bewegt sich".

Vladimir Tapal engagiert sich bei denTuttlinger Sportfreunden e.V. 1965 dafür,dass die Vereinszeitung "TSF-Aktuell" drei-bis viermal jährlich in ansprechender Ge-staltung und Bebilderung erscheint. Vladi-mir Tapal ist auch sonst derjenige, der dasVereinsgeschehen fotografisch festhält unddokumentiert. Er richtete 1999 den Inter-netauftritt des Vereins ein, den er bis heutemit überdurchschnittlichem Engagement

und hohem persönlichen Zeit-aufwand pflegt. Auch dieHomepage des seit 2004 jährlichin Tuttlingen stattfindendenSportevent "Run&Fun" wird vonVladimir Tapal betreut.

Für die beiden Tuttlinger "stillenHelfer" kam diese Anerkennungihrer sportlichen Leistungendurch die Deutsche OlympischeGesellschaft ganz und garüberraschend. Mit dieser beson-deren Auszeichnung fand dieSportlerehrung einen gelunge-nen Abschluss.

Südniedersachsen

EreignisreicheHerbst-WintersaisonDie Herbst-Wintersaison 2006/07 war beider Deutschen Olympischen Gesellschaft,Zweigstelle wieder von erfolgreichenVeranstaltungen geprägt. Dabei war dierege Beteiligung der Mitglieder, vor allemaber auch zahlreicher Interessierter aus dersonstigen (Sport-)Öffentlichkeit erfreulich.

Nachdem Anfang November im Rahmenihres jährlichen Herbstforums der Olympia-sieger im Gehenvon 1980 in Moskauund vielfachenWelt- und Europa-meister, HartwigGauder, zu Gast beiden Göttingern war,stand Ende Januarwieder die traditio-nelle Winterfahrt zueinem sportlichenHighlight an. Zielwar dieses Mal derBesuch der Sport-und KulturstadtMünster, wo derdortige Sportamts-leiter Bernd Schir-witz Gastgeber war.Als Ehrengast des"Olympischen

Abends" war Ruth Klimke, Vizepräsidentinder Deutschen Reiterlichen Vereinigung(DRV) und Witwe des vielfachen Dressur-Olympiasigers Rainer Klimke, eingeladen.Sie stellte die DRV vor und plauderte mehrals unterhaltsam aus dem Leben einerReiterfamilie im Hochleistungssport. DieserAbend und Münster insgesamt waren schonallein die Reise von Göttingen nach West-falen wert. Den Höhepunkt bildete dannaber am folgenden Tag der Besuch desHauptrundenspiels der Handball-WMDeutschland-Island in der DortmunderWestfalenhalle. Die Göttinger DOG'lerfeierten - wie schon in Sydney 2000 undAthen 2004 - mit der deutschen Mann-schaften einen großen Erfolg auf dem Wegzum WM-Titel.

Aber auch die Alltagsaktivitäten der Be-zirksgruppe Südniedersachsen kommennicht zu kurz. So konnte das im KreisGöttingen, im Kindergarten in Friedland,initiierte Modellprojekt "Kinder bewegen"nach dreijähriger Laufzeit im Dezembereine erfolgreiche Bilanz der Förderungdurch die DOG und ihren Partner Opelziehen. Diese entsprach geradezu ideal derGrundidee des Projektes, Hilfe zur Selbsthil-fe zu leisten. Der Träger des Kindergartens,die Gemeinde Friedland, erklärte jetzt nachAuslauf der Förderung, dass die Einrichtungselbstverständlich in der Modellstruktur als"bewegter Kindergarten" weitergeführtwird.

Zu den laufenden Aktivitäten der Bezirks-gruppe gehören auch die Patenschaften fürKinder und Jugendliche im leistungsbezo-

Oberbürgermeister Michael Beck, Vorsitzender der DOGSchwarzwald- Bodensee überreicht Vladimir Tapal imBeisein des Präsidenten des Stadtverbands für Sport,Wolfgang Wuchner (links), sowie von Winfried Bau-mann (rechts) von der Volksbank Donau-Neckar diePlakette für besondere Leistungen der DOG.

Karin Trommer erhielt ebenfalls die Plakettefür besondere Leistungen der DeutschenOlympischen Gesellschaft aus den Händenvon Michael Beck.

Die Göttinger DOG'ler als ganz normale Touristen in der Sport- undKulturstadt Münster…

genen Nachwuchssport. Zur Zeit werdenfünf Sportlerinnen und Sportler sowie dreiMannschaften aus den Sportarten Leicht-athletik, Schwimmen, Rythmische Sport-gymnastik, Handball und Basketball überPaten aus der Deutschen OlympischenGesellschaft und deren Kooperationspart-ner, insbesondere der Sparkasse Göttingen,durch finanzielle Unterstützungen undBetreuungen gefördert.

Zum Abschluss der Wintersaison stand imMärz noch ein Begegnungsabend mit‚ihrem' Mitglied und Deutschen Mehr-kampf-Hallenmeister in der Leichtathletik,Jacob Minah aus Göttingen, auf demProgramm. Der Göttinger Modellathletberichtete unter anderem von seiner erstenTeilnahme an den Halleneuropameister-schaft Anfang März in Birmingham/Groß-britannien.

Wolfgang Buss

Zwickau

Sportförderpreise vergebenAn Stelle des langjährigen Fair-Play-Wettbewerbes im Zwickauer Sport vergibtdie Stadtgruppe Zwickau der DeutschenOlympischen Gesellschaft seit dem vergan-genen Jahr Sportförderpreise in drei Kate-gorien. Zum einen wird die/der besteEinzelsportlerin bzw. Einzelsportler desjeweiligen Jahres ausgezeichnet. Ein zweiterPreis geht an den Sportverein / die Sport-mannschaft / die Einrichtung des Jahres.Und schließlich wird der Trainer, Übungslei-

ter bzw. Sportfunk-tionär des jeweili-gen Jahres geehrt.Mit den Preisenmöchte die DOGZwickau besonderenLeistungen auf demGebiet des Breiten-,Behinderten-,Nachwuchs- undLeistungssports desJahres ehren. Diesportliche Leistungzählt dabei ebensowie außergewöhnli-ches Engagementfür Fair Play undIntegration.

Für die Sportförderpreise 2006 konnten dieSportorganisationen der Stadt Zwickau unddes Zwickauer Landes ihre Vorschläge bisMitte Januar 2007 bei der DOG Zwickaueinreichen - und Anfang Februar war esdann endlich soweit. Im Rahmen der"Sportler des Jahres"-Veranstaltung derStadt Zwickau am 3. Februar gab dieDeutsche Olympische Gesellschaft diePreisträger bekannt.

Gewinnerin des Förderpreises für Einzel-sportler wurde die 17jährige SchwimmerinLuzie Metschke. Als mehrfache Medaillen-gewinnerin bei sächsischen und süddeut-schen Meisterschaften gehört die Gymnasi-astin zu den Besten ihres Jahrgangs inDeutschland.

Die Sportkindertageseinrichtung "Zwergen-land" erhielt den Förderpreis in der Katego-rie Sportverein/Mannschaft/Einrichtung.Mit der Auszeichnung würdigte die DOGZwickau das beispielhafte Engagement derKita für Bewegung und Gesundheit derKinder und ihrer Familien.

Der dritte Sportförderpreis wurde an denStützpunktleiter beim Radsportverein ESVLok, Klaus Müller, vergeben. Seit Jahrzehn-ten bringt der 72Jährige seine Fachkompe-tenz und seine menschlichen Qualitätenzum Wohle des Nachwuchsradsports ein.

Alle Ausgezeichneten erhielten neben deröffentlichen Anerkennung Urkunde, Pokalund Einkaufsgutschein sowie die bestenWünsche der DOG Zwickau für die Zukunft.

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… und als begeisterte Handballfans beim WM-Spiel Deutschlandgegen Island in der Dortmunder Westfalenhalle

Olympisches FeuerZeitschrift des Deutschen OlympischenSportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft

Herausgeberkollegium:Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),Steffen Haffner, Michael Gernandt

Chefredakteur: Harald Pieper

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,Kerstin Henschel

Redaktionsanschrift:Dr. Stefan VolknantDeutscher Olympischer SportbundOtto-Fleck-Schneise 12, 60528 FrankfurtTelefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27E-Mail: [email protected]

Harald PieperStieglitzstraße 263263 Neu-IsenburgTelefon: 0 61 02 / 5 22 62

Herstellung, Vertrieeb & Verlag:Peter Kühne VerlagTheodor-Heuss-Straße 1163303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71E-Mail: [email protected]

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag derDeutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten.

Druck: HMS-Druckhaus GmbHBenzstraße 57 - 59, 63303 DreieichTelefon: 0 61 03 / 93 39-0.

Das Olympische FFeuer ist zu beziehen durch:Geschäftsstelle der Deutschen OlympischenGesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: [email protected], Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nichtunbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSBbzw. der DOG entsprechen.

Titelgrafik: Eberhard Stroot

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:picture-alliance/ddpaWolfgang Desombre Deutsche Sporthilfe-Verena Günther IOCThierry MonasseJUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIAKlaus Sarsky Jo SauerHerbert Somplatzki Markus Stegner

ImpresImpressumsum

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Deutsches Sport & Olympia Museum

Sport macht sexyAm 23. März 2007 wurde im DeutschenSport & Olympia Museum die große Sonder-ausstellung "Sport macht sexy" eröffnet. Einen Rundgang finden Sie in der OF-Galeriein der nächsten Ausgabe des OlympischenFeuers. An dieser Stelle sollen Zitate von Dr.Michael Vesper und Professor Walther Trögerdie Ausstellung auf den Punkt bringen:

"Macht Sport also sexy? Ja unbedingt! -Sport begeistert, macht sinnlich, erzeugtWohlgefühl. Sport macht selbstbewusst,schafft Erlebnisse, bringt Menschen zusam-men. Sport ist Bewegung, Emotion undWettkampf. Sport hilft den eigenen Körperbewusst zu erleben. Sport lässt lachen undweinen, ist nicht neutral. All das zusammengenommen, in einem Satz: Sport machtsexy!", Dr. Michael Vesper.

"Der Begriff "sexy" steht modern für Attrak-tivität, Lebens- und Sinnenfreude undZuwendung. Was wäre besser geeignet als

Synonym oder Attribut für den Sport, wiewir ihn wünschen und darstellen wollen.",Professor Walther Tröger.

SammlerkartePünktlich zur 8. Internationalen Sammler-börse hat das Deutsche Sport & OlympiaMuseum eine eigene Sammel-Editionkreiert. Vierteljährlich wird ab sofort miteiner Sondereintrittskarten-Edition ansporthistorische Ereignisse erinnert werden.Diese Eintrittskarten erscheinen in einerlimitierten Auflage von 250 Exemplaren undwerden von Hand nummeriert. Sie könnendurch ein um 2,00 € erhöhtes Eintrittsgeldan der Museumskasse erworben werdenund berechtigen zum einmaligen Besucherder Ausstellung des Deutschen Sport &Olympia Museums. Außerdem sind dieSammlerstücke [email protected] erhältlich.

Als erstes Motiv ist im März 2007 eineDarstellung des Münchner Olympiastadions

Eröffneten gemeinsam die Sonderausstellung "Sport macht sexy: Kurator Ansgar Molzber-ger, Vorstandsvorsitzender Professor Walther Tröger, Direktor Dr. Christian Wacker undMuseumssprecher Klaus H. Schopen.

Wenn nicht jetzt, wanndann!Die Erinnerungen an die Handball-Weltmeisterschaft 2007 werden nochlange in den Herzen der Menschenweiterleben. Das Wintermärchen, dasmit dem 1. Platz der deutschen Mann-schaft endete hat Einzug ins DeutscheSport & Olympia Museum gehalten.Stücke des Hallenbodens vom Endspiel,darunter ein Sieben-Meter-Punkt, einBall mit den Unterschriften des Teamsvon Bundestrainer Heiner Brand unddas Maskottchen "Hannibal" als lebens-große Figur, sind spannende Objekte,die nun die Sammlung des Museumsergänzen. Im Foyer wurde eine Vitrineeingerichtet, die an den Triumph vom 4.Februar 2007 erinnert.

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 2/2007Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. SchopenInternet: www.sportmuseum.info

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erschienen, diesem folgt im Juni eine histori-sche Aufnahme von Kurt Brumme, aufge-nommen während einer Radioreportage imGlück-Auf-Stadion in Sodingen/ Herne inden 50er Jahren. Im September erscheintdann das Deckblatt eines Schmucktele-gramms, das zu den Olympischen Spielen1936 in Berlin herausgegeben wurde und imDezember schließlich beendet ein Foto, dasMax Schmeling 1928 bei Training zeigt, dasJahr.

8. IMOS-Sammlerbörse imDeutschen Sport & Olympia Museum Am Sonntag, 11. März 2007, veranstaltetedas Deutsche Sport & Olympia Museum diemittlerweile 8. Internationale Sammlerbörse.Das Museum, die "Internationale Motiv-

gruppen Olympiaden und Sport" IMOS unddas Sportamt der Stadt Köln hatten einabwechslungsreiches Programm vorbereitet.

Bei freiem Eintritterwartete diezahlreichen Besu-cher, Sportbegeis-terten und Sammlerwieder ein Groß-tauschtag im Foyer.Händler und Privat-sammler aus Über-see und Europaboten attraktiveObjekte, Erinne-rungsstücke, Litera-tur, Memorabilien,Briefmarken undMünzen zu denThemen Olympiadeund Sport an.

Um 12 Uhr gab es eine Autogrammstundemit berühmten Sportlern. Gekommen warenMedaillengewinner der Olympischen Spielevon 1956 in Melbourne und 1960 in Rom,unter anderem Martin Lauer, Gold über4x100m 1960, die ehemaligen Kanuten FritzBriel und Theo Kleine, Silber im Zweier Kajak1956, Wolfgang Behrendt 1. Olympiasiegerder DDR im Boxen 1956 sowie MichelScheuer, Gold im Zweier-Kanu 1956. EineFreude war es auch, den ehemaligen Steu-ermann im Ruderzweier Reiner Borkowskiund die Kugelstoßerin Marianne Werner-

Die Sonderstempel der 8. InternationalenSammlerbörse der IMOS im DeutschenSport & Olympia Museum.

München 1972 Kurt Brumme

Berlin 1936 Max Schmeling

Die Motive der Sammlerkarten 2007

Professor Walther Tröger (1. Reihe, 2.v.r.) und Charly Biernat (2. Reihe,2.v.r) freuten sich über zahlreiche Olympiateilnehmer, die an derAutogrammstunde der 8. Internationalen Sammlerbörse teilnahmen.

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Ader begrüßen zu können. Gemeinsam mitdem Vorstandsvorsitzenden des DeutschenSport & Olympia Museums, Professor WalterTröger, sorgten diese "Helden aus früherenTagen" für großes Gedränge am Auto-gramm-Tisch und waren überrascht wiegroß das Interesse an ihren Erfolgen nachzum Teil über 50 Jahren noch ist.

Zwei exklusive Sonderstempel, die ein"Sonderpostamt" der Deutschen Post AGanbot, rundeten das Programm ab. DieBesucher konnten an einem Stand denStempel des Deutschen Sport & OlympiaMuseums "Vor 75 Jahren: Erste Briefmarkezu Olympischen Winterspielen", den Stempeldes Sportamtes "WM-Stadt Köln", Sonder-marken und diverse andere für Philatelisteninteressante Objekte erwerben.

Da bereits jetzt die ersten Anfragen für die9. Sammlerbörse im März 2008 vorliegen, istsich Organisator Charly Biernat, der 2.Vorsitzende der IMOS - InternationaleMotivgruppen Olympiaden und Sport e.V.,sicher, dass auch im nächsten Jahr an dieErfolge der Vorjahre angeknüpft werdenkann.

Jahrespressekonferenz 2007Am 12. März 2007 hatten der Vorstandsvor-sitzende des Deutschen Sport & OlympiaMuseum Professor Walther Tröger undMuseumsdirektor Dr. Christian Wacker zueiner Jahrespressekonferenz in die Kurt-Brumme-Galerie des Deutschen Sport &Olympia Museums eingeladen. Gemeinsamwollten sie das zurückliegende Jahr zusam-menfassen und eine Ausblick auf daskommende Jahr geben.

Walther Tröger betonte, dass die schwieri-gen Anfangsjahre des Museums überwun-den sind und der Bestand des Museums,unter der Voraussetzung, dass alle, die diefinanzielle Mitverantwortung für dieMuseumsexistenz tragen, auch ihre zugesi-cherten Grundleistungen erbringen, gesi-chert ist.

Christian Wacker betonte, dass das Museumzunehmend auch aus Eigeninitiative viel zurStabilisierung seiner wirtschaftlichenGrundlagen beiträgt und verwies auf dieguten Entwicklungen in den BereichenSonderausstellung, Abendveranstaltungenund Besucher hin.

145.616 Menschen besuchten 2006 dasMuseum gegenüber 102.147 im Vorjahr.Dies bedeutet einen Anstieg um 42,5 %,was nicht nur auf die herausragendenSportereignisse des Jahres 2006 zurückzu-führen ist, denn dieser Trend setzte sichauch in den ersten drei Monaten 2007 fort.

Über die zurückliegenden Ereignisse wurdenhier bereits berichtet, der Ausblick auf dasJahr 2007 verspricht weitere interessanteAusstellungen und Projekte.

Der großen Sonderausstellung "Sport machtsexy", die am 23. März 2007 eröffnet wurde,werden in diesem Jahr noch zwei Ausstel-lungen folgen:

"Kilometerfresser" - Eine Ausstellung anläss-lich des 10-jährigen Jubiläums des KölnMarathon, vereint mit großformatigenBildern die schönsten Szenen dieser Veran-staltung. Parallel dazu sollen Kölnerinnenund Kölner aufgerufen werden, ihre persön-lichen Erinnerungsstücke für diese Ausstel-lung im Sommer abzugeben. Die Besuchergestalten die Ausstellung also selbst, wobeidie Hoffnung besteht, eine Fülle von Erinne-rungen präsentieren zu können. NachAusstellungsende werden die Gegenständenatürlich wieder zurückgegeben.

"Coubertin und die Kultur" - Auch dieseAusstellung wird im Museum konzipiert undstellt erstmalig Bilder der KünstlerfamiliePierre de Coubertin aus. Vor dem Hinter-grund des hohen Kulturinteresses Couber-tins wird schnell klar, weshalb die Kunst-und Kulturwettbewerbe der frühen Olympi-schen Spiele einen sehr hohen Stellenwerthatten. Die Ausstellung wird anschließendin Paris, Tartu, Lausanne und London ge-zeigt.

Kleinere Präsentationen finden in steterFolge im Salon statt: "sportlich - Skulpturenvon Birgid Helmy" wird zur Zeit gezeigt;eine Präsentation von japanischen Netsuke-Figuren, Tonfiguren mit Sumoringerdarstel-lungen aus dem 17./18. Jahrhundert folgtim Juni und weitere Themen werden derNachlass von Adelson gemeinsam mit demBasler Sportmuseum sowie die SammlungEgidius Braun und die Sammlung Hahn sein.

Insbesondere um im Veranstaltungsbereichzukünftig flexibler und effizienter handelnzu können wurde im Dezember 2006 die -dksm- Deutsche Kultur & Sport MarketingGmbH, als stiftungseigene Gesellschaft

gegründet. Nun ist es dem Museum mög-lich, komplexe Veranstaltungen eigenständigund ohne Agentur abzuwickeln. Mit seinenPartnern hat die -dksm- bereits das "Cham-pions Dinner" des Landes NRW zur Ehrungder Medaillengewinner des Landes (300Gäste), das public viewing zum Handball (ca.3.000 Gäste an drei Tagen), die Partyveran-staltung "sounds good" (ca. 500 Gäste) unddie Präsentation des neuen Porsche (ca. 700Gäste) eigenständig durchgeführt.

Das einzigartige sportliche Ambiente desMuseums, das auch den Gästen der Veran-staltungen offen steht, unterstützt dasambitionierte Ziel des Museums, ein heraus-ragender Veranstaltungsort in Köln zu seinund diese Position zu festigen. Allein imJahr 2006 wurden über 120 Veranstaltun-gen im Museum durchgeführt.

Für drei weitere Projekte sind bereits dieGrundsteine gelegte und an ihrer Entwick-lung wird intensiv gearbeitet werden. Mitdem Aachener Verlag Meyer & Meyer wurdeeine Partnerschaft vereinbart und als erstesgemeinsames Projekt das Magazin zurAusstellung "Sport macht sexy" produziert.Mit der Sportredaktion des Kölner Stadtan-zeigers wurde auf Grundlage der Diskussi-onsrunden zum Fußball und zum Handballeine Veranstaltungsreihe konzipiert, dieunregelmäßig stattfindend 2007 Fahrtaufnehmen soll.

Außerdem wird das Museum im Herbst2007 mit dem griechischen Antikendienst inOlympia und Elis sowie dem DeutschenArchäologischen Institut in Athen eineForschungsprojekt am antiken Hippodrom inOlympia und den Gymnasien in Elis, demOlympischen Dorf der Antike, durchführen.Mit einem Radarmessgerät werden unterir-dische Mauerzüge kartiert, um Erkenntnisseüber die Strukturen dieser Gebäude zugewinnen. Beide Anlagen sind bislangunbekannt.

Die Maske war seinMarkenzeichenJoseph "Peppi" Heiß, geboren 13. Juni 1963,in Garmisch-Partenkirchen ist einer derbekanntesten deutschen Eishockeyspieler. Erspielte auf der Position des Torhüters von1980 bis 2001in der Bundesliga. Dreimalnahm er an Olympischen Spielen teil undstand von 1990 bis 1998 bei acht Weltmeis-

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terschaften für die deutsche Mannschaft imTor.

Zur Legende wurde Peppi Heiß beim KölnerEishockeyclub "Die Haie". Ausschlaggebendhier für waren nicht zuletzt seine von DieterFlink in Handarbeit angefertig-ten Torwart-Masken, die auf-grund des Designs mit Haifisch-zähnen Kultstatus erreichten.Auffallend waren auch dieAbplatzungen im Stirnbereich,die nicht etwa durch das Ab-wehr des heranfliegenden Pucksentstanden, sondern durch dieKopfstöße der Mitspieler nachEnde der Partie, die als Dank fürden guten Rückhalt auf dem Eisgalten.

In der zweiten Drittelpause derBundesliga-Partie Kölner Haiegegen die Augsburger Pantheram 23. Februar 2007 übergabPeppi Heiss eine dieser Maskennun an das Deutsche Sport &Olympia Museum. Besonders beeindrucktedabei, dass der aus Bayern stammendeTorhüter auch sechs Jahre nach seinemletzten offiziellen Spiel für den KEC von denFans gefeiert wurde, als hätte er soebeneinen bedeutenden Sieg durch seine Leis-tung errungen.

sportlichAm 3. März 2007 wurde im Salon desDeutschen Sport & Olympia Museum eineinteressante Kunstausstellung eröffnet. ImMittelpunkt der Ausstellung "sportlich -

Skulpturen vonBirgid Helmy" stehtder sportiv bewegte,menschliche Körper;in den Skulpturenfestgehalten ist einAugenblick eineskomplexen Bewe-gungsablaufs.Helmys Arbeitensuchen die absoluteKonzentration, diefokussierte Intensi-tät, in die derSportler versunkenist, nehmen sie auf,zeichnen sie nach.

Farbenfroh undleicht kommen die auf Stelenmontierten Steinguss-Figuren daher. Dar-stellungen von Fußballerinnen, Hockeyspie-lerinnen und Boxern finden sich ebenso inder Ausstellung wie von Skatern undParkour-Läufern.

Ausführlich wird die Ausstellung in derOF-Galerie des vorliegenden Heftes vorge-stellt.

TAMindoor-Europacup begeisterte das PublikumDer 15. TAMindoor-Europacup fand vom 9.bis 11. März 2007 in Köln mit einem Siegder favorisierten italienischen Mannschaftbei den Herren und mit einem Triumph derfranzösischen Damen statt.

Zehn Nationen und rund 150 Aktive nah-men teil, Austragungsort war die DeutscheSporthochschule in Köln. In Deutschlandwird erst seit einigen Jahren wieder Tambu-rello gespielt, nachdem der traditionsreicheSport über Jahrzehnte verschwunden war.Das junge deutsche Herren-Team landetenauf einem beachtlichen dritten Platz, dieDamen auf Rang vier. "Ich bin sehr zufrie-den mit unserem Abschneiden", sagte derdeutsche Teamchef und SpitzenspielerNorman Kempf, "vielleicht gibt es jetzt denentscheidenden Schritt nach vorne für uns.Wir haben hochklassige Spiele geliefert undgesehen."

Das Endspiel der Männer vor rund 300Zuschauern endete erst nach anderthalbStunden mit einen hauchdünnen 13:12-Erfolg der Italiener über Frankreich imTiebreak. Diese beiden Ländern sind iminternationalen Vergleich führend.

Die Auftaktveranstaltung des Turniers fandin der Kurt-Brumme-Galerie des DeutschenSport & Olympia Museums statt. Hier trafensich auch alle Teilnehmer und die Organisa-toren am Vorabend der Finalspiele zu einemBesuch der Ausstellung. In vier Sprachenwurde den Sportlern die Zeitreise durch2500 Jahre Sportgeschichte präsentiert.

Zum Abschluss überreichte der Organisatordes Turniers Dirk Ertel gemeinsam mit denKapitänen der deutschen Damen- undHerrenmannschaft Museumsdirektor Dr.Christian Wacker ein in den Museumsfarbengestaltetes Tamburello, verbunden mit derHoffnung, dass auch diese Sportart zukünf-tig in der Ausstellung präsentiert wird.

Gemeinsam mit der Künstlerin Birgid Helmy eröffnetenKurator Ansgar Molzberger (l.) und MuseumsdirektorDr. Christian Wacker (r.) die Ausstellung.

Torwart-Legende Peppi Heiß übergibt eine seinerKultmasken an Museumsdirektor Dr. Christian Wacker,mit dabei der Maskendesigner Flink.

Dirk Ertel und die Kapitäne der deutschen Mannschaf-ten überreichen Christian Wacker das Museums-Tamburello.

Das A und O:Neuer Name, neue Aufga-ben, neue InfosHaben die Leserinnen und Leser sich andieser Stelle bislang über die Aktivitätendes Deutschen Olympischen Institutsinformieren können, wird sich in Zukunftdie Deutsche Olympische Akademie präsen-tieren.

Die 17. Mitgliederversammlung am 4. Maiim Frankfurter Goethe-Haus ist eine außer-

ordentliche und schon insoferneine besondere, als es die letztedes DOI und zugleich die ersteder DOA sein wird. Sollte damitvielleicht keine neue Zeitrech-nung beginnen, ist es dochallemal mehr als eine Änderungdes Namens. Durch die Einbe-ziehung des früheren Kuratori-ums Olympische Akademie undOlympische Erziehung des NOKfür Deutschland erhält das DOIein erweitertes Aufgabenspek-trum, was auch auf den Info-Seiten im Olympischen Feuerseinen Niederschlag erfahrenwird.

Wenn die Einrichtung fortanein "A" im Schilde führen wird,bleibt sie doch dem "O", näm-lich der olympischen Sacheverpflichtet - und hilft schonvon daher auch weiterhin beider Erfüllung eines satzungsge-mäßen Auftrags des DeutschenOlympischen Sportbundes. Beiallem Engagement der Haupt-

und Ehrenamtlichen, wird der Erfolg letzt-lich von der Unterstützung von Partnernund Mitstreitern abhängig bleiben. Vordiesem Hintergrund nutzen wir die Gele-genheit gerne, uns bei allen Freunden undFörderern des DOI ganz herzlich zu bedan-ken und verbinden dies mit der Bitte, auchder DOA gewogen zu bleiben.

Festliche Gründung imGoethe-HausWenn bei der Gründung am 4. Mai derwohl größte deutsche Dichter, ein gebürti-ger Frankfurter, Pate stehen wird, mag dies

als ein gutes Omen sowie als ein Indizdafür angesehen werden, dass sich die DOAnicht nur der historischen, politischen undpädagogischen Dimension des Olympismusverschrieben hat, sondern auch seinerkulturellen Bedeutung Rechnung tragenwird. Zwar verspricht der Rücklauf derverschickten Einladungen ein "ausverkauf-tes" Goethe-Haus, doch es besteht zumin-dest die Möglichkeit, sich unter 069/6700396 oder [email protected] über freie Plätze zuerkundigen. Ansonsten sei auf die Info-Seiten im nächsten Olympischen Feuerverwiesen, in denen über den Verlauf derVeranstaltung sowie die ersten Aktivitätender DOA berichtet werden wird.

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