hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe

Das Magazin für

»Prachtstück«:

Esoteric K-01 X

Sonderdruck Ausgabe 2/2016

Der Dezember 1984 war kalt und nass. Mit öffentlichenVerkehrsmitteln machte ich mich damals auf den Wegzu einem Essener Händler, der einen gebrauchten Phi-

lips CD 100 annonciert hatte. Nachdem 500 Deutsche Mark denBesitzer gewechselt hatten, trug ich den kompakten Player in einerPlastik tüte heim. Vier Wochen zuvor hatte ich mir meine ersteCompact Disc, das Dire-Straits-Album »Love Over Gold«, gekauft,und endlich konnte ich es mir auf meinem eigenen Player an-hören. Aber was waren das noch für Zeiten: Nach dem Einlegender CD muss te der Plastik-Deckel des Philips von Hand geschlos-sen werden, und eine Zeitanzeige gab es mangels Display nicht.Grüne LEDs zeigten die Zahl der Tracks an, für die Programmie-rung gab es eine zweite LED-Leiste.

Meine CD- und später auch SACD-Sammlung ist in über dreiJahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Doch während ich dasDire- Straits-Album heute noch immer gerne und oft höre, habendie CD-Spieler bei mir regelmäßig gewechselt. Gerne erinnere ichmich an den Denon DCD-1800, einen Arcam Delta 70 oder denauch aktuell immer noch genutzten Marantz SA-KI Pearl. Sie mar-kierten allesamt immer einen deutlichen Sprung in der Wieder-gabequalität. Was natürlich die Frage nach sich zieht, wie viele Stu-fen diese Treppe nach oben noch hat.

In Ausgabe 4/2014 von hifi & records hatte ich den oberstenAbsatz in jeder Hinsicht erreicht: Esoteric Grandioso heißt nichtnur so, sondern klingt auch bei entsprechend perfekter Verarbei-tung einzigartig und eben exakt so, wie es der Name verheißt. Die-se für Normalsterbliche kaum erschwingliche vierteilige Kombi hatjedoch zwei Geschwister. Der Esoteric K-03X, »kleinster« Sprossder Serie, gab sich in Ausgabe 3/2015 ein gelungenes Stelldichein.Auch er legte eine süchtig machende Wiedergabe an den Tag, dieden vielen klanglichen Vorurteilen gegenüber der Digitaltechnikeinfach die Grundlage entzog. Jetzt fehlt nur noch einer, und denkonnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen: den K-01X.

Voraussetzung für klangliche Klasse ist anschei-nend mechanische Masse. Satte 31 Kilogramm unddamit drei mehr als der K-03X bringt der größereBruder auf die Waage. Dank dreier gelenkiger Spe-zialfüße, die eine Entkopplung von der Stellflächebewirken, steht er kippelfrei im Rack. Was für einansehn licher Player dieser Esoteric K-01X doch ist!Seine Inbetriebnahme stellt mich vor keinerlei Pro-bleme, da sie der des K-03X entspricht. Auch beimK-01X kann das Signal symmetrisch oder per Cinchausgegeben werden, allerdings ist vor dem Hö render aktive Ausgang im übersichtlichen Menü ent-sprechend auszuwählen. Sämtliche Funktionen desPlayers lassen sich zwar auch am Gerät steuern, inder Praxis wird es jedoch wohl überwiegend die klarstrukturierte Fernbedienung sein, die dafür zumEinsatz kommt.

Technisch hat diese gewaltige Maschine natürlicheiniges zu bieten. Der über fünf Kilogramm schwe-re Laufwerksblock entspricht exakt dem aus demEsoteric-Flaggschiff Grandioso P1. Wenn die CDoder SACD auf dem Antriebspulley liegt, wird sievon oben über ihre gesamte Fläche von einem Plat-tenteller angedrückt, der an einer massiven, zweiZentimeter dicken Stahlbrücke hängt. Flatterbewe-gungen des Tonträgers sind somit nicht mehr mög-lich, die Präzision beim Auslesen der Pits von derOberfläche steigt. Für den exakten Takt zur Unter-drückung jeglicher Jitter-Fehler sorgt ein span-nungskontrollierter Kristall-Oszillator, der aus -schließlich für die Japaner hergestellt wird.

Anschließend wandert das digitale Signal in zweiMono-Wandlersektionen, die denen des GrandiosoD1 entsprechen. Esoteric verwendet pro Kanal acht32 Bit-DACs von AKM (AK 4495 S) und für dieanschließende Strom/Spannungswandlung dieOperationsverstärker Muses 02. Ein cleverer Algo-rithmus soll den vielen parallel geschalteten Wand-lerbausteinen eine rechnerische Auflösung von 35Bit entlocken, was auf dem Papier um den Faktor2.048 über einem 24-Bitler liegt. Diese Esoteric-Tech nik soll maßgeblich für die feine Mischung ausanalogem Klang bei gleichzeitig bester Auflösung

D I G I T A L

Seine Bauweise erinnert an einen Tresor, er kostet

ein Vermögen und klingt, als sei er nicht von dieser

Welt. Gestatten, hier kommt der Esoteric K-01X.

Test: CD/SACD-Player Esoteric K-01X

Prachtstück2/2016 hifi & records

D I G I T A L

notwendiger Mac/PC-Treiberzum Download bereit.

Der K-01X bereitet einembereits nach dem Drückender Open-Close-Taste echteSinnesfreude. Die eigentlicheSchublade ist durch ein Torverschlossen. Bevor also dieLade ausfährt, öffnet sicheine Klappe. Nach dem Ein-fahren schließt sie die SACDoder CD im Laufwerk ein. Im

Menü lässt sich einstellen, ob die CD-Daten im Original oder mit Zwei-, Vier-oder Achtfach-Upsampling beziehungs-weise DSD-Auflösung gewandelt wer-den sollen. Ist das erledigt, kommt derMoment, auf den ich mit größter Span-nung gewartet habe: »Play«.

Die Lautsprecher Avantgarde AcousticUno freuten sich über den spürbaren In-formationsmehrwert, den der EsotericK-01X von der ersten Sekunde an liefert.Ich verspreche Ihnen, dass Sie in weni-ger als einer Minute bereits eine Vorstel-lung von einer anderen Wiedergabe -dimension bekommen. Eleanor McEvoys

Labor-Report

Esoteric K-01X (DSD/CD sym.)

Klirrfaktor (THD+N) 0,012%IM-Verzerrungen (SMPTE) 0,0016%IM-Verzerrungen (CCIF) 0,0030%Fremdspannung (20kHz-Filter) -102,6dB Geräuschspannung (A-bewertet) -105,1dBWandlerlinearität: -50 / -60 / -70dB 0,012 /0,001 /0,031dB-80 / -90dB 0,099 /0,103dBKanaldifferenz 0,025dBAusgangsspannung 3,44VAusgangswiderstand (1kHz) 50,7ΩLeerlauf-Leistungsaufnahme 15W

Wenn man die theoretischen 35 Bit

des K-01X verlustfrei auf die ana-

loge Seite bringen könnte, würde der

Störabstand bei -210 dB liegen. Mit 16-

Bit-Daten von der CD muss sich auch der

Esoteric mit der Hälfte begnügen, aber

selbst das ist Weltspitze und besser als

der mehrteilige Grandioso. Interessanter-

weise sind die Störabstände im DSD-Mo-

dus etwas besser, bei den Klirrwerten

liegt PCM 4fs niedriger (0,0013%). Den

im Hochton abfallenden Frequenzgang

zeigten bislang alle Player des Hauses.

Frequenzgang: Esoteric K-01X

Klirrspektrum: Esoteric K-01X

Störspektrum: Esoteric K-01X

verantwortlich sein und ein Höchstmaßan Linearität bei niedrigstem Verzer-rungsniveau garantieren.

Für die Stromversorgung sitzen imUntergeschoss des Players gleich vierRingkerntransformatoren: einer für dasLaufwerk, einer für den Schubladen -mechanismus und die digitalen Schalt-kreise – und dann besitzt doch tatsäch-lich jeder D/A-Wandler eine eigeneStromversorgung. Somit sollen negativeBeeinflussungsmöglichkeiten auf Ebe-ne der Stromzufuhr vollständig ausge-schlossen sein. Was für ein unfassbarerAufwand. Kaum der Erwähnung bedarfes natürlich, dass das gesamte Innenle-ben des K-01X in elektrotechnischer Per-fektion ausgeführt ist.

Die beiden Wandler sind übrigensnicht ausschließlich für die interne Kostda. Sie können auch von außen zuge-führte Digitalsignaleverarbeiten. Interes-sant ist dabei derUSB-Eingang, dersowohl DSD 2,8 und5,6 Megahertz alsauch PCM mit bis zu384 Kilohertz Sam-plingfrequenz ver-steht. Diese Grenzenliegen wahrschein-lich deutlich überdem, was dem K-01Xin der Praxis zuge-führt wird, aber im-merhin funktioniertes. Auf der Esoteric-Website steht zudemein für diese Formate

Vollgepackt mit Technik: Innenleben

des Esoteric K-01X mit dem massiven

VRDS-NEO-Laufwerk. Vier auf der

Rückseite angeordnete Ringkerntrafos

kommen noch hinzu.

hifi & records 2/2016

Album »Yola« eignet sich in seinerSACD-Ausführung hervorragend, umUnterschiede hörbar zu machen. Es istder Titel »The Rain Falls«, der die Esote-ric-Grandioso-Welt erobert. Zunächstbestechen gar nicht die Feinheiten, dieMakellosigkeit des musikalischen Flus-ses oder der sagenhaft sonore Bass, es istdie komplett geänderte Atmosphäre derWiedergabe. Nicht ich bin es, zu dem dieMusik über die Lautsprecher kommt,sondern es ist die Musik, die mich mit-ten ins Geschehen hineinzieht. Das habeich so bisher nur ein einziges Mal ge -hört, und ja richtig, das war mit dermehrteiligen Grandioso P1 und D1.

Mit zunehmender Hördauer fällt auchdie Sanftheit der Wiedergabe auf. Nichtdass die Klänge in Watte gepackt wären,das ist nicht der Fall, aber sie sind freivon jeglicher Harschheit oder Härte. Soabsurd es klingen mag, aber diese digi-tale Wiedergabe ist gar nicht »digital«.

Das mache ich auch an dem Faktumfest, wie lange ich der Musik lauschenkann. Es gibt spektakuläre Wiedergabe-systeme, die ich nach einer Viertelstun-de nicht mehr hören mag. Und es gibtdiesen Esoteric-Player, der zwischen denNoten immerzu signalisiert, dass er ger-ne weiter Musik wiedergeben möchte,wenn’s denn recht ist.

Zu guter Letzt ist sie dran: »Love OverGold«, gekauft 1984, gespielt sicherlicheinige hundert Mal. Ich kann inzwi-schen sogar schon die durch das Rauf-und Runterziehen der Mischpultreglerentstehenden Rauschfahnen genau un-terscheiden. Und jetzt erklingt jeder ein-zelne Gitarrenton in einer Glaubhaftig-keit, singt Mark Knopfler tatsächlich mitseiner Charakterstimme so der vermu-teten Wirklichkeit entsprechend, dassnichts mehr zwischen der Musik undmir steht. 32 Jahre nach dem PhilipsCD 100 hat die digitale Wiedergabetech-nik mit dem Esoteric K-01X ein Niveauerreicht, das locker sogar noch über denAnsprüchen selbst der kritischsten Mu-sikhörer liegen dürfte.

EsotericK-01X

BxHxT 44,5 x 16,5 x 44 cm

Garantie 2 Jahre

Preis 20.000 Euro

Vertrieb Pioneer & Onkyo Europe

Gutenbergstraße 3

82178 Puchheim

Telefon 08142 - 4208-10

Der Esoteric K-01X isteine überragendeHigh- End- Aud io -

Komponente. Digitale Musik erklingt mitder Geschmeidigkeit eines analogen Ton-trägers bei gleichzeitig deutlich hö he rerDynamik, kompletter Rausch- und na tür -lich Knackfreiheit sowie einer energe -tischen Intensität, die im Bereich inte-grierter Digitalmaschinen ihresgleichensucht. Schade, dass der K-01X für einePlastiktüte zu schwer ist, aber ich werdeeinen Weg finden, seine Performancedauerhaft zu genießen. Olaf Sturm

Fazit

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