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Auslandssemester an der NTNU 15.08.12 Hallo mein Name ist Philipp, ich studiere im 5. Semester Fahrzeugbau und habe die Ehre schon 2 Monate vor Semesterbeginn mit dem Bloggen anzufangen. Der Grund: Ein Auslandssemester in Norwegen. Hier geht es nämlich schon Mitte August los und somit bleiben von den Semesterferien nicht viele freie Tage übrig. Schon im ersten Semester informieren sich sehr viele über ein Semester im Ausland, wobei wenige es letztendlich auch durchziehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man im Verlauf des Studiums oft denkt „ach ich habe eigentlich gar keine Zeit für so etwas, vielleicht nächstes Jahr“. Bei mir kam allerdings irgendwann der Punkt, an dem ich mir sagte, ich mache es, egal ob ich ein Semester verliere. Ich brauchte einfach etwas Neues, bzw. ein wenig Abwechslung vom Studentenleben in Freiberg. Allerdings ist das nicht mal schnell organisiert: Die Deadline für eine Bewerbung für das Erasmusprogramm ist immer der 28. Februar und gilt für ein Jahr. Bis dahin muss man wissen, wo man hin will und am besten schon seine Kurse an der Uni ausgesucht haben. Das ist keine leichte Entscheidung, da man fast immer Kompromisse eingehen muss. Für mich stand fest, dass ich auf jeden Fall mein Englisch verbessern will und somit in ein englischsprachiges Land gehen wollte. Als erstes kommt einen natürlich England in den Sinn, welches mich auch kulturell interessiert hätte. Allerdings sind hier die Plätze sehr begrenzt und ich nahm den Tipp von Ansprechpartner Nr. 1 was Auslandsstudium angeht, Frau Lange an und bewarb mich für die NTNU in Trondheim, weil hier sehr viele Kurse in Englisch angeboten werden und die Einheimischen alle fließend Englisch sprechen. Ich hatte schon fast damit abgeschlossen den Platz zu bekommen, als dann im späten Juni meine Zusage kam und es ging in die heiße Phase: Bekomme ich auch Zimmer im Wohnheim? Auch das wurde mir Ende Juni bestätigt, wobei es hieß, dass ich mir das Zimmer mit Jemanden teilen muss. Das ist allerdings kein Problem für mich, da ich schon 9 Monate mit 6 Leuten bei der Bundeswehr ein Zimmer teilen musste. Wir sind hier in einem stillgelegten Krankenhaus untergebracht und es geht anderen, die kein Zimmer bekommen haben wesentlich schlechter, d.h. 50 Leute teilen sich, dank der Organisation „Roof over your head“, einen großen Raum mit Doppelstockbetten. Nun musste viel erledigt werden: Ein Kreditkarte beantragen, da hier fast alles damit bezahlt wird, bei der Versicherung bzw. Krankenkasse nachfragen, ob sich bei einem längeren Auslandsaufenthalt etwas ändert, Prüfungen vorverlegen vom zweiten Prüfungszeitraum, Flug

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Auslandssemester an der NTNU15.08.12

Hallo mein Name ist Philipp, ich studiere im 5. Semester Fahrzeugbau und habe die Ehre schon 2 Monate vor Semesterbeginn mit dem Bloggen anzufangen. Der Grund: Ein Auslandssemester in Norwegen. Hier geht es nämlich schon Mitte August los und somit bleiben von den Semesterferien nicht viele freie Tage übrig. Schon im ersten Semester informieren sich sehr viele über ein Semester im Ausland, wobei wenige es letztendlich auch durchziehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man im Verlauf des Studiums oft denkt „ach ich habe eigentlich gar keine Zeit für so etwas, vielleicht nächstes Jahr“. Bei mir kam allerdings irgendwann der Punkt, an dem ich mir sagte, ich mache es, egal ob ich ein Semester verliere. Ich brauchte einfach etwas Neues, bzw. ein wenig Abwechslung vom Studentenleben in Freiberg. Allerdings ist das nicht mal schnell organisiert: Die Deadline für eine Bewerbung für das Erasmusprogramm ist immer der 28. Februar und gilt für ein Jahr. Bis dahin muss man wissen, wo man hin will und am besten schon seine Kurse an der Uni ausgesucht haben. Das ist keine leichte Entscheidung, da man fast immer Kompromisse eingehen muss. Für mich stand fest, dass ich auf jeden Fall mein Englisch verbessern will und somit in ein englischsprachiges Land gehen wollte. Als erstes kommt einen natürlich England in den Sinn, welches mich auch kulturell interessiert hätte. Allerdings sind hier die Plätze sehr begrenzt und ich nahm den Tipp von Ansprechpartner Nr. 1 was Auslandsstudium angeht, Frau Lange an und bewarb mich für die NTNU in Trondheim, weil hier sehr viele Kurse in Englisch angeboten werden und die Einheimischen alle fließend Englisch sprechen. Ich hatte schon fast damit abgeschlossen den Platz zu bekommen, als dann im späten Juni meine Zusage kam und es ging in die heiße Phase: Bekomme ich auch Zimmer im Wohnheim? Auch das wurde mir Ende Juni bestätigt, wobei es hieß, dass ich mir das Zimmer mit Jemanden teilen muss. Das ist allerdings kein Problem für mich, da ich schon 9 Monate mit 6 Leuten bei der Bundeswehr ein Zimmer teilen musste. Wir sind hier in einem stillgelegten Krankenhaus untergebracht und es geht anderen, die kein Zimmer bekommen haben wesentlich schlechter, d.h. 50 Leute teilen sich, dank der Organisation „Roof over your head“, einen großen Raum mit Doppelstockbetten. Nun musste viel erledigt werden: Ein Kreditkarte beantragen, da hier fast alles damit bezahlt wird, bei der Versicherung bzw. Krankenkasse nachfragen, ob sich bei einem längeren Auslandsaufenthalt etwas ändert, Prüfungen vorverlegen vom zweiten Prüfungszeitraum, Flug

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buchen und natürlich das wichtigste, mein Zimmer in Freiberg untervermieten. Das war nicht ganz einfach, da es nicht viele gibt, die von August bis Dezember in Freiberg wohnen wollen. 2 Wochen vor Abreisebeginn hatte ich dann doch Glück und der Spanier Gilbert bekam mein Zimmer für September bis November- besser als gar nichts. Nachdem ich mein Zimmer in Freiberg für Gilbert vorbereitet hatte, verbrachte ich die letzte Woche in der Heimat und feierte mit Freunden eine Abschluss- bzw. Vorgeburtstagsparty. Gegen Ende des Tages vor der Abreise wurde ich dann auch ein wenig aufgeregt, weil es schon weiter weg ist zum Wohnheim, d.h.: Von Döbeln nach Berlin, Berlin nach Oslo, Oslo nach Trondheim, vom Flughafen mit dem Bus in die Nähe des Wohnheims und es dann noch finden. Es lief alles glatt bis auf den letzten Schritt. Ich stieg natürlich eine Station zu spät aus und musste mit 30 kg Gepäck noch mal 2 km laufen. Total kaputt vom Weg - Trondheim hat nämlich einige Berge - ging ich in das erstbeste Gebäude hinein, wo Reception dran stand. Ein bisschen verwundert war ich, weil vor dem Haus nur dunkelhäutige Männer waren. Diese waren allerdings sehr nett und ich kam mit einem gleich ins Gespräch und er fragte mich woher ich bin. Auf die Antwort, ich sei aus Deutschland fragte er verwundert, was ich dann hier wollte und holte lächelnd Jemanden vom Personal. Diese meinten dann dies sei das Asylheim und eine hilfsbereite Frau zeigte mir den Weg zum 100 m entfernten Studentenwohnheim, wo ich eigentlich hinwollte. Also letztendlich doch fast alles gut gegangen und ich habe Trondheim erfolgreich erreicht!

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21.08.12

Die erste WocheNun bin ich schon fast anderthalb Wochen hier, die Orientierungswoche ist vorbei und offiziell geht es jetzt mit Studieren los. Ein kurzer Zeitraum, jedoch gibt es sehr viel zu berichten.Ich will mit dem Einfachsten anfangen: Einkaufen. Mein erster Einkauf war im nächsten mittelgroßen Laden und ich habe mich mit den Basics - Brot, Aufschnitt, Pasta, usw. - ausgestattet. In Deutschland hätte man circa 25€ dafür bezahlt, hier waren es knapp 70€ - Willkommen in Norwegen! Die Preise hier waren in der ersten Woche das Hauptgesprächsthema bei uns, weil man eine Weile braucht, um das zu realisieren. Trotzdem geht es den Norwegern gut, weil sie ein durchschnittlich 50% höheres Bruttoeinkommen haben. Z.B. bekommt ein Straßenbauer hier im Schnitt 4850€ Brutto oder ein Arzt im Krankenhaus 7700€1. Es scheint als sei die Grenze zwischen gelernten Berufen bzw. physisch anstrengenden und studierten Berufen nicht so groß ist, wie in Deutschland, was ich vorbildlich finde. Soviel zum Thema Finanzen. Man sollte diesen Faktor auf jeden Fall für das Auslandssemester mit einkalkulieren, in dem man sich für ein Stipendium z.B. bewirbt.

Am ersten Tag wollte ich mir einen kleinen Überblick über die Stadt verschaffen und ging mit 2 Franzosen los. Zufällig war an gerade diesem Tag ein Treffen von amerikanischen Autos und wir haben mehr Bilder von diesen gemacht, als von der Stadt.

Samstag war hier im Wohnheim gleich die erste Floorparty und ich lernte viele neue Leute kennen. Mit ein paar von Ihnen bin ich den Folgetag in die Stadt gegangen und wir schauten uns den Hauptcampus der Uni an, die Nidaros Domkirche, sowie das Hafenviertel mit vielen Rockbars und Restaurants.

Vielleicht spielt das Wetter auch ein Rolle, aber Trondheim ist eine sehr schöne Stadt. Man hat das Gefühl, dass nicht einfach drauf los gebaut wird und danach festgestellt wird, wie schlecht das Gebäude zwischen den bestehenden integriert wurde. Zu traditionellen, älteren Gebäuden gesellen sich moderne Häuser, die viel mit Holz, Glas und teilweiße auch Sichtbeton gebaut worden. Am besten gefällt mir, dass es hier im Prinzip keine Neubaublöcke gibt, die das Stadtbild extrem herunterziehen. Z.B. weiß Dresdens oder auch Freibergs Innenstadt sehr zu gefallen, sobald man allerdings Richtung Autobahn fährt bekommt man schnell den Eindruck, dass ganze Stadtteile nur aus Wohnblöcken besteht. Hier ein großes Lob an Trondheim, dass so etwas nicht geduldet wird und man sich ernsthaft Gedanken macht, wie man viele Menschen unterbringt, ohne das Stadtbild zu verfälschen. Um jeden Sonnenstrahl von dem kurzen Sommer hier im Norden für den Winter zu speichern legten wir uns oft in die zahlreichen Parks, die überall in der Stadt verteilt sind. Anfangs der Orientierungswoche war für alle Studenten eine Party im Samfundet, einem runden Gebäude mit so vielen Räumen, dass man sich wie in einem Labyrinth vorkommt. Zuvor gingen wir in den Park nebenan und spielten gegen ein paar Norweger Kubb (auch Wikingerschach

1 http://www.elchburger.de/norwegen/auswandern/arbeiten/einkommen-und-gehaelter-in-norwegen

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genannt), wo 2 Teams a 6 Mann gegeneinander spielen und dabei mit Wurfhölzern die gegnerischen Holzklötze umschießen müssen. Für den Sieg hat es nicht ganz gereicht, aber es war ja auch das erste mal und wir haben noch genug Zeit zum üben. Zu späterer Stunde ging es dann ins Gebäude, wo auf allen erdenklichen Floors Musik von Rock über Charts bis Minimal aufgelegt wurde. Es war super Stimmung, die leider bloß ein wenig bei mir durch den Preis für ein 0,4 l Bier von 7,50€ getrübt wurde. Nichtsdestotrotz feierten alle absolut ausgelassen und ich machte mein ersten Crowdsurf, den ich sonst nur von Hardcore Konzerten her kannte, in einer Disco. Im nächsten Blog werde ich über den Rest der Orientierungswoche schreiben. Wenn ihr Fragen oder Wünsche habt, auf die ich mehr eingehen soll schreibt einfach einen Kommentar. Für alle die mich noch nicht kennen. Ich bin der dritte von links auf dem letztem Bild.

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27.08.12

Auf den Punkt gebracht:Wandern, Baden, Studieren und Partys

Langsam muss ich mal zur Gegenwart aufschließen, also schreibe ich jetzt eher über die markanten Ereignisse. Im zweiten Teil der Orientierungswoche ging es raus an die frische Luft wandern. Wir fuhren mit dem Bus ein Stück raus aus Trondheim und ich war erstaunt, was

für Steigungen ein Bus so bewältigen kann. Als alle, d.h. ca. 40 Leute, ausgestiegen waren, ging es gut 1 Stunde lang nur bergauf durch Wald, doch auf dem Gipfel kam ich mir fast wie im heimischen Elbsandsteingebirge vor. Hat sich der Aufstieg doch gelohnt! Nachdem ein paar Fotos geknipst wurden und alle was gemampft hatten, wanderten wir auf der anderen Seite

runter und kamen schließlich an einem kleinen See an, wo wir allerdings keine Zeit hatten baden zu gehen. Schade, weil es wirklich sehr schönes Wetter war, aber meine Füße habe ich trotzdem in dem Fluss daneben fix abgekühlt.Da ich aber unbedingt auch mal in Norwegen ins kühle Nass springen wollte, bin ich mit ein paar Leute vom Wohnheim gleich noch mal an den See- ja er war wirklich kalt, aber bestimmt auf Jahreshöchsttemperatur.

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Des weiteren hatten wir die Ehre den Nidarosdom kostenlos von Innen anzuschauen, welcher für eine 180.000 Mann starke Stadt schon recht beeindruckend und groß ist. Anfangs der Folgewoche machte ich mich auf dem Weg zu meinen, zumindest dachte ich das zu dem Zeitpunkt, ersten Kurs in der Uni - Norwegisch für Anfänger. Dieser wird auf einem anderen Campus weiter auswärts unterrichtet. Ich habe mich nicht großartig umgeschaut, aber mein erster Eindruck war: Ich bin hier doch in einer Shopping Mall?! Tatsächlich ist es allerdings ein sehr schönes Gebäude, da man durch die viel verwendeten Glasscheiben überall einen Blick reinwerfen kann und bei Vorlesungen, Übungen oder Projektarbeiten einfach mit zuschauen kann. Ich setzte mich in das Zimmer hinein, wo ich eigentlich Norwegisch hatte und langsam kamen ein paar Leute rein. Die 3 Mädels hinter mir fingen an norwegisch zu reden und ich wurde stutzig- hatten die schon vorher geübt? Natürlich nicht und ich fragte sie, ob es der Norwegisch Kurs für Anfänger ist. Lächelnd meinten die 3 nur, dass hier etwas anderes ist. Also ging ich raus und schaute mir noch mal genau die Email mit der Kursbeschreibung an. Wie so oft habe ich die Mail nicht bis zum Schluss gelesen und der Kurs beginnt erst im September - jetzt weiß ich wenigstens schon mal wo der Raum ist.Am Tag darauf hatte ich dann wirklich meinen ersten Kurs- Korrosion und Korrosionsschutz- und ich muss sagen so schlimm ist diese erweiterte Chemie auf Englisch gar nicht. In Deutsch hätte ich es nämlich auch nicht verstanden. Nein so schlimm war es natürlich nicht und danach ging ich mit den 2 Italienern Niccolo und Sara gleich in die Bibliothek das Script ausdrucken- Drucken kann man hier nämlich zum Nulltarif.

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Das Gebäude ist auch der absolute Wahnsinn und überzeugt vor allem durch den modernen Look durch massiven Einsatz von Holz und Sichtbeton. Die norwegischen Architekten haben es echt drauf, das muss man ihnen lassen.Ende der Woche wurde das Wetter wieder besser und ich ging mit ein paar Italienern zu den Volleyballplätzen. Dort wurden wir gleich in ein Team integriert und es wurde ein kleines Turnier spontan gestartet auf 3 Plätzen. Was den Beachvolleyball hier in Norwegen von dem im Deutschland um die Jahreszeit unterscheidet? In Deutschland verbrennt man sich die Füße vom heißen Sand. Hier in Norwegen schmerzen einem die Füße, weil der Sand so kalt ist.

Abends gingen wir dann ins Gossip. Das ist ein Club hier in Norwegen und für Studenten gab es Bier für nur 33 NOK (4,50€), was wirklich fast geschenkt ist hier. Besonders hat mir das Blechschild mit der folgenden Aufschrift gefallen: „GUYS- No Shirt, No Service / GIRLS - No Shirt, Free Drinks“. Erlebt habe ich es leider nicht, ansonsten nicht zu vergleichen mit Partys in Freiberg.

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05.09.12

Ab jetzt heißt es jeden Sonnenstrahl genießen

Als ich vor einer Woche den Blog schrieb brauchte ich selbst bis 22.30 kein Licht anschalten. Jetzt, bloß eine Woche später, ist es 21.30 schon total dunkel. Also heißt es soviel wie möglich zu unternehmen, da im Winter die Sonne für 4-5 Stunden angeblich bloß scheinen soll - ich kann es mir noch gar nicht vorstellen. Aus diesem Grund ging es an dem Tag nach der Party bei Sonnenschein mit der Polin Asia an den Hafen von Trondheim, wo angeblich ein Punk- und Hippiefestival sein sollte. Es wurde zunehmend alternativer - vergleichbar mit der Neustadt in Dresden- und ich fragte auf dem Weg einen Typen, der nur vom Festival sein konnte, wo es denn genau sei. Er meinte nur „The festival is in your mind“, was mir bestätigte, dass ich sehr nah sein musste.

Am Ende war es kein richtiges Festival, sondern eher ein Fest in einem Viertel von Trondheim und wir waren ein wenig zu früh dran, da noch keine Bands spielten. Nichtsdestotrotz war es ein sehr interessantes Erlebnis, da man hier sieht, dass Trondheim nicht bloß eine Schickimicki- Stadt ist, wo alles seine Ordnung hat. Auch hier gibt es alternative Ecken, in denen es nicht so aufgeräumt und sauber ist wie sonst überall, was allerdings nicht bedeutet, dass diese Stadteile keinen Reiz haben - im Gegenteil. Da steht ein Bus, der witzig angemalt war und innen voller Pflanzen und Sofas war und woanders wurde zwischen 2 Häusern eine kleine Bühne aufgebaut. Wir gingen dann noch weiter und entdeckten das von Architekturstudenten gebaute „Gigaphone“, was nicht anderes ist als ein Megaphone bloß in riesig.

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In der Woche drauf beschlossen wir alle an den Fjord in Trondheim Grillen zu gehen, da das Wetter wirklich klasse war. Wir suchten noch Holz zusammen, machten ein Feuer und ein paar von uns gingen auch noch baden. Ich ärgerte mich ein wenig nicht auch baden zu gehen, aber wie momentan 50% der Leute im Wohnheim hatte ich gerade mit einer Erkältung zu kämpfen.

Nun komme ich zu meinen Hauptereignis: Ein Cabine Trip ca. 150 km südlich von Trondheim. Diese sind sehr beliebt hier in Norwegen- auch unter Studenten. Cabines sind nicht anderes als ganz einfache Hütten, in denen es weder Strom, noch fließend Wasser gibt, dafür aber einen Kamin und Kerzen. Wir waren 9 Leute verschiedener Nationalität, d.h. ein paar Tschechen, Slowaken, Franzosen, ein Holländer und ich als einziger Deutscher, was mir besonders gut gefiel, da es hier auf meinen Flur sehr viele Deutsche gibt. Alle sind super drauf, bloß ich bin ja hier, um mein Englisch zu verbessern und nicht um Deutsch zu sprechen. Los ging es Samstag früh mit einem gemieteten Auto und nachdem wir auf dem Weg ein paar Schafe von der Straße jagen mussten erreichten wir das Ziel.

Gleich neben unserer Cabine ist ein kleiner Fluss (also doch fließend Wasser), dem wir Anfangs bei unserer Wanderung folgen, da wir im nächstgelegenen See baden wollen. Ich hatte die Karte und Kompass und größtenteils habe ich mich für den direkten Weg entschieden. D.h. wir gingen durch Sumpflandschaften, kletterten kleine Berge hoch und mussten einen Fluss auf einen Baumstamm balancierend überqueren- unterm Strich anstrengend, aber wir hatten viel Spaß. Am See angekommen stellten wir fest, dass man nirgendwo reingehen kann, da alles von Sumpf umgeben war. Also ging es nach einer kurzen Pause weiter und ich entschied mich mit Niels in den nächsten Fluss baden zu gehen. Allerdings schien dieser in den schneebedeckten Bergen nebenan seinen Ursprung zu haben, weil es wirklich unheimlich kalt war. Wieder angekommen wurde erstmal Holz

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gehackt, um draußen ein Feuer zu machen und Essen zu kochen. An diesem ließen wir den Abend gemütlich ausklingen

Am nächsten Tag regnete es als wir wach wurden und Niels, Morgan, Benedicte und ich entschieden uns eher zu starten und mit dem Auto entlang der Küste zu fahren und an interessanten Orten auszusteigen. Wir sahen öfters stillgelegte Betonbauten, die auf dem ersten Blick wie Bunker aussahen und ansonsten genossen wir die anschauliche Landschaft hier in Norwegen. Unterm Strich war es ein einzigartige Erfahrung 2 Tage komplett im Nirgendwo ohne Strom und fließend Wasser zu verbringen, die ich nur jeden weiterempfehlen kann, der vor hat in Norwegen seinen Urlaub zu verbringen.

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24.09.12

Berge und Meer: Trip zu den Lofoten InselnMittlerweile ist Alltag eingekehrt: Ich finde den Weg zum Supermarkt oder zurück zum Wohnheim ohne mich zu verlaufen. Auch beim Studieren weiß ich nun auf was es ankommt und in meinem Uni- Dropboxordner gesellen sich zu den Übungen die Lösungen, die man von diversen Leuten oder Internetseiten bekommt. Diese müssen wir jede Woche einreichen, um für die Prüfungen zugelassen zu sein. Wenn man das in manchen Fächern von Grund auf selber erarbeiten müsste (was der gute Herr Professor bestimmt so vor sieht) würde ich allerdings nicht wirklich Zeit haben für andere Sachen- ich nenne das optimiertes Zeitmanagement.Aus diesem Grund ging es letzte Woche für 6 Tage knapp 1000km nördlich von Trondheim über den Polarkreis zu den Lofoten Inseln. Mit vollbesetzten Auto fuhren wir - Vojta, Jana (Tschechen), Lorenzo (Italien) und Morgane (Frankreich) - in der Nacht los und erreichten nach 11 h Fahrt Bodo, wo wir mit der Fähre 4 h übersetzten und nochmals 2 h fahren mussten bis wir den kleinen Ort Henningsvær erreichten. Die Fahrt war anstrengend, aber auch wunderschön.

Die Gegend um den Polarkreis war seltsam, da stundenlang sprichwörtlich durch das Nirgendwo fuhr. Man sah kein Haus, kein Baum, kein See, sondern bloß die Straße vor sich. Direkt auf dem Polarkreis war ein Souvenierladen und um diesen herum waren tausende Steinmännchen von anscheinend allen Menschen, die einmal die Straße hochgefahren sind.Auf der Fähre konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen; anschließend schlief ich die restliche Zeit, was dank des hin- und hergeschaukels super ging!

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Am nächsten Tag erkundigten wir die Gegend und unternahmen im Regen unsere erste kleine Wanderung. Wir waren alle recht gut ausgerüstet, außer Lorenzo. Er hatte nur Turnschuhe, Jeans und einen Pullover/Winterjacke mit, da er alles in Italien gelassen hat.

Seine Schuhe waren natürlich sofort nass, aber er hatte immerhin einen Regenschirm mit. Den Tag drauf gingen wir bloß zu viert los - Lorenzo hatte Probleme mit dem Knie - und starteten unsere erste große Wanderung. Leider verloren wir schon nach 200m unseren Pfad und so gingen wir in gewohnter Masche einfach mit dem Kompass querfeldein. Dadurch erklommen wir relativ schnell 700 Höhenmeter auf den Berg, den wir für unser Ziel hielten. Oben angekommen genossen wir eine geniale Aussicht und wir entschieden uns nach unseren Mittag auf dem Kamm des Berges entlang zu laufen. Das wurde aber auch irgendwann problematisch, da sich die ursprüngliche Breite von 2 m auf einen 1 m reduzierte und wir uns zwischendrin an schräge Steinen mit den Händen entlang „abseilen“ mussten- links und rechts ging es bloß 200 m runter. Danach ging es Talabwärts und wir dachten schon endlich da zu sein, da wir schon das Tal sahen, doch wir wussten noch nicht, dass wir

eine komplett dichte Buschlandschaft mit Flüssen und Bächen zwischendrin durchqueren mussten. Nach nicht übertriebenen 20 Bach- und Flussüberquerungen waren dann meine neuen Meindl Wanderschuhe auch nass und wir waren froh und geschafft zugleich als wir ankamen. Nichtsdestotrotz eine der aufregendsten Wanderungen die ich je gemacht habe. Lorenzo kochte Abends für uns original Spagetti Carbonara, welche natürlich komplett

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anders ist und wir schauten uns unser Dorf bei Nacht an- sehr gemütlich Den zweiten Teil der Woche schreibe ich im nächsten Blog!

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09.10.12

Besuch von zu Hause Fern ab der Heimat kann man ja schlecht seine dreckigen Klamotten mal fix nach Hause bringen und Mutti den Rest erledigen lassen. Deswegen habe ich das noch angenehme, sonnige Wetter mit einen kleinen Waschausflug ins benachbarte Studentenwohnheim verbunden- wir haben keine Waschmaschinen in unseren Wohnheim. Jetzt sitz ich draußen in der Sonne und warte bis die Wäsche fertig ist.

Mein Trip auf den Lofoten Inseln liegt ein paar Wochen zurück. Wir wanderten die restlichen Tage, wie die vorhergehenden Tage viel und uns fiel immer auf, dass es so schöne Strände gibt, allerdings ist das Meer unter 10°C kalt ist. Nichtsdestotrotz ließen wir es uns nicht nehmen, machten ein Strandfoto (auf dem wir alle sehr schön gucken wie ich gerade sehe) und rannten ins Meer. Es war unvorstellbar kalt; beim Abtrocknen hat man gar nichts mehr gespürt. Nach unserem letztem Essen von Lorenzo mit anschließenden Dessert (ein Glas

Billig-Nutella und jeder einen Löffel) ging es am nächsten Tag gen Trondheim und der Alltag kehrte wieder ein bis letzte Woche dann meine Freundin Jule mich besuchen kam. Ich war schon Wochen davor hart am überlegen, was ich denn mit ihr mache, weil Trondheim zwar eine sehr schöne Stadt zum leben ist, aber keine Touristenstadt mit vielen Attraktionen. Also

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zeigte ich ihr einfach das, was mir gefallen hat. Wir unternahmen einen schönen Spaziergang an der Küste entlang bei wunderschönen Wetter und gingen ins Hafenviertel. Da man in Norwegen auf jeden Fall einen Cabine Trip mitgemacht haben muss reservierte ich fürs Wochenende eine ganz kleine Hütte- sollte ja gemütlich sein. Das Problem war bloß, dass wir nach 45min Busfahrt gut 20km Fußmarsch vor uns hatten. Das fand ich ja nicht schlecht, da es dann gleich die Wanderung für den Tag ist, aber es war leider die ganze Zeit eine Kiesstraße auf der immer mal ein Auto vorbeikam. Also entschieden wir uns nach 1.5h die Hand rauszuhalten und das dritte Auto hielt an und nahm uns mit- so macht Wandern Spaß!

Nach ausgiebiger Suche fanden wir unsere Hütte auf einer Insel zwischen 2 kleinen Flüssen und wir waren so froh getrampt zu sein, da wir sonst bestimmt in absoluter Finsternis angekommen wären. Ich hackte Holz, Jule versuchte sich auch dran (sorry :p) und wir machten draußen und in unserer Hütte den Kamin an, um Wasser zu kochen. Da wird einen erstmal wieder bewusst, wie einfach das Leben im Zeitalter von Induktionskochplatten ist- nach einer Stunde ständigen Holz nachlegen und hacken konnten wir unsere 5 Minuten Terrinen befüllen.

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Als wir wiederkamen hatten wir noch ein Tag, den wir nochmals für die Stadt nutzen. Jule bekam die Bridge of Happyness zu sehen und wir gingen durch ein paar Straßen, die ich selber auch noch nicht kannte. Alles in allem eine sehr schöne Woche und für meine Freundin ging es nach einen tollen Sonnenuntergang wieder Richtung Freiberg am nächsten Morgen.

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Trip nach Verdal zu Kvaerner und Bier brauen

Für Norwegen um die Zeit untypisch hat es die letzten Tage hier in Trondheim viel geschneit. Das macht den Leute hier allerdings nichts aus. Die Busse kommen genauso unpünktlich oder zu zeitig und viele Norweger haben Spikes auf ihre Autos aufgezogen, mit denen man ohne Probleme durch den Schnee fahren kann. Sonst bin ich immer mit den Fahrrad zu Uni gefahren, aber da nur meine Vorderradbremse funktioniert bin ich wieder auf Busfahren

umgestiegen. Das passt mir nicht ganz so, weil man immer auf die Zeit achten muss und nicht einfach losfahren kann wann man will. Das ist in Freiberg schon echt einfacher.Die letzten Wochen vergingen wie im Flug. Ich bin mit meinen Joining Technology (Fügetechnik) Kurs zu der Firma Kvaerner nach Verdal (nördlich von Trondheim) gefahren. Diese entwickelt und produziert sogenannte Jackets für Ölplatformen, welche nichts anderes sind als riesen Strukturen, die als Basis für Platformen dienen. Nach Ankunft wurden wir mit einen schönen Frühstück empfangen und uns wurde ein wenig über die Firma erzählt. Interessant ist, dass sie auch Jackets für das Offshore Windpark - Projekt in der Nordsee herstellen, welches allerdings in keinen

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guten Licht dasteht. Die Deutschen seien keine einfachen Klienten wurde gesagt, da sie „alles immer besser wissen“, was mir ein Schmunzeln ins Gesicht brachte. Z.B. gab es beim Transport und Aufbau Probleme und deswegen konnte Kvaerner nicht weiter produzieren, weil die Kapazitäten voll waren. Desweiteren wurde über eine Anti- Korrosions- Beschichtung

gesprochen, die nach Erfahrungen der Norweger nur dünn aufgetragen werden darf, da sie sehr spröde ist und bei dicker Auftragung sonst abplatzen würde. Für die deutschen Auftraggeber war es nicht genug und es wurde viel dicker beschichtet was zu oben genannten Problem führte- die Erfahrung fehle einfach wurde gesagt. Ich würde das jetzt so zusammenfassen, dass die deutschen die Nase im Automobilbau weit vorne haben, aber bei

Offshore-Projekten sollten sie doch besser zuhören und auf Erfahrung vertrauen. Der Angestellte fragte spaßeshalber noch ob denn hier Deutsche dabei seien; ich war der Einzige und entgegne bloß lachend „Ahhm yes sorry for that“. Anschließend gab es Schutzkleidung und es ging raus! Wir wurden auf dem Gelände rumgeführt und es war wirklich beeindruckend wie riesig die Konstruktionen sind-vdie Bilder sprechen für sich. Natürlich - ganz norwegertypisch- bearbeitete eine junge Blondine mit einen Winkelschleifer auch

2cm dicke Stahlrohre- die Frauenquote muss erhalten bleiben. Interessant war der betriebene Korrosionsschutz. Für Rohre, die später auf Ölplatformen in Meerestiefe nicht erreichbar sind wird nicht nur mit Farbe bzw. Opferanoden gearbeitet, da die Lebensdauer von 20 Jahren mit diesem Schutz nicht aussreicht. Es wird dafür eine Metalllegierung auf das Stahlrohr

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aufgeschweißt, um 50 Jahre Lebensdauer zu gewährleisten. Der Spaß kostet natürlich ein vielfaches mehr als oben genannte Techniken und ist sehr langsam. Nach Abgabe unsere Schutzausrüstung ging es nach Trondheim zurück.Wie die Überschrift verrät habe ich mich in den letzten Wochen mit Bier brauen beschäftigt. Bei 3,50€ für eine 0,5l Dose Bier im Supermarkt überlegt man sich 3 mal ob man jetzt wirklich Bier trinken will. Um diese Sorgen der Vergangenheit angehören zu lassen bin ich in einem Shop gegangen der gewisse Ausstattung anbietet. Also kaufte ich mir ein 25l Fass, ein Sifon, Fertigbiermix und 1.5 kg Zucker. Erst füllt man den Biermix, was nix anderes als Sirup ist, mit 2l kochenden Wasser in das Fass und fügt 1kg Zucker hinzu. Dann werden noch 20 l Wasser eingefüllt, Hefe reingemacht und dann heißt es käftig schütteln bis alles gelöst ist. Nach Aufschrauben des Sifon muss 7-10 Tage gewartet und dem Blubbern des Sifons

gelauscht werden. In der Woche hatte ich genügend Zeit, um mir Plastikflaschen für 23l Bier zusammenzusuchen. Schließlich kam der Tag und es wurden die Flaschen gefüllt und nochmals 1-2 Esslöffel Zucker hinzugefügt- das ist nötig um Kohlensäure zu produzieren. Nach 4 Tagen war Anstich und ich war sehr überrascht, dass das Bier echt trinkbar ist und auch in der Wirkung sich nicht verstecken muss. Das dritte Fass wird morgen aufgesetzt!

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26.11.12

StudienerfahrungenIn den letzten Wochen hat sich kaum Zeit für den Blog gefunden. Woran liegt es? In Norwegen gehen die Prüfungen so langsam los- genau genommen für mich am 03.12. Dennoch habe ich mir Zeit genommen mich mit meiner Freundin Jule in Oslo zu treffen und ich sitze gerade im Nachtzug zurück nach Trondheim.Da meine Zeit hier langsam gen Ende geht will ich einen kleinen Einblick in meine Studienerfahrungen hier in Trondheim geben:Wir hatten in Korrosions- und Korrosionsschutz ein Projekt, was fertig gemacht werden musste. Wir waren immer in Zweiergruppen - ich hatte meinen neugewonnenen Freund Lorenzo am Start- und bekamen eine Liste von Korrosionsproblemen rund um den Campus. Diese musste abgearbeitet werden; letztendlich haben wir uns zu acht die Aufgaben geteilt und jeder hat etwas dazu beigetragen. In den Aufgaben mussten wir u.a. diskutieren was für ein Werkstoff bei Geländern, Fahrradständern oder Dachrinnen verwendet wird, welche Art von Korrosionsschutz angewendet wird und warum es oder warum es nicht funktioniert. Das war gar nicht mal so uninteressant, da man sich normalerweise nie Gedanken, um so etwas macht. Dennoch werden so viele Fehler von größeren Firmen auch heute noch gemacht was Korrosionsschutz betrifft. Allerdings muss ich zugeben, dass dieses Projekt das einzige Interessante an dem Fach war, da so gute wie jede Vorlesung alles andere als erfrischend und lehrreich waren. Die wöchentlich abzugebenen Übungen waren schlichtweg nicht lösbar ohne die Lösungen von den vorherigen Semestern und in den 45 min Übung konnte man zwar Fragen stellen, aber wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll bringt einen das auch nichts. Ich hatte mit mehreren Chemiestudenten, die im vorletzten Mastersemester sind die Aufgaben zu Anfang versucht zu lösen und selbst diese wussten öfter nicht was zu tuen ist - Gott sei Dank hatten wir die Antworten (und Google Translate; die Lösungen waren auf Norwegisch). Ohne die wäre ich als werdender Fahrzeugbauer mit Grundkenntnisen in der anorganischen und physikalischen Chemie wohl komplett verloren gewesen.Es gibt allerdings auch wirklich coole Fächer wie Fügetechnik. Auch wenn hier der Vorlesende zu 40 % krank oder Termine hatte, war es doch für mich letzte Woche im Praktikum am interessantesten. Ich war erstaunt, dass eine 35.000 Studenten - Universität überhaupt ein Schweiß- und Trennpraktikum anbietet. Wir wurden in kleinere Gruppen eingeteilt und uns wurde erst Gas- und Plasmaschneiden gezeigt, wobei wir uns an letzteren selbst versuchen konnten. Absolut genial wie einfach man Metallplatten präzise schneiden kann! Eine beeindruckende Zahl beim Gasschneiden ist, dass man Stahlplatten mit bis zu einer Dicke von einen halben Meter zertrennen kann. Wofür genau man das braucht weiß ich nicht, aber Panzer oder Kriegsschiffe könnten bestimmt Anwendungsgebiete sein. Neben Löten und Hartlöten wurden uns schließlich verschiedene Schweißverfahren gezeigt. WIG/WAG war für uns nur zum anschauen, was wohl auch an der Schwierigkeit des Verfahrens liegt (aber man kann Aluminium klasse damit schweißen), wobei wir bei MAG uns selber versuchen konnten. Absolut genial wie schnell man nach kurzer Zeit ein paar Schweißerfolge erzielen kann und es macht verdammt viel Spaß. Selbst die eine Norwegerin, die sich dank knappen Rock und Leggins ein Loch durch letztere brannte, hatte am Ende trotzdem ein Lachen im Gesicht.Meine Erfahrungen mit Projektmanagement sind nicht so umfangreich, da es eine der sinnfreiesten Vorlesungen war, die ich jetzt erlebt habe. Es wird die ganze Zeit von allem und nichts geredet und komplett ohne irgendwelche Anwendungsbeispiele. Die wöchentlichen

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Übungsaufgaben hingegen sind gar nicht mal so uninteressant und haben mir vorallem allgemeines Wissen, wie man auch seine privaten kleinen Projekte optimiert gegeben. Als viertes Fach belege ich hier Norwegisch, da wenn ich schon mal hier oben im Norden bin auch was von der Sprache verstehen will. Norwegisch ist für uns Deutsche relativ einfach zu lernen, da einige Wörter und Satzstrukturen ähnlich sind und man sich dadurch automatisch Eselsbrücken baut. Dennoch bin ich nicht der Sprachgenie und muss viel mehr dafür machen als ich gedacht habe. In den letzten 4 Monaten habe ich knapp 600 Wörter gelernt und jetzt muss ich mich nur noch eine Woche vor der Prüfung mit der Grammatik anfreunden. Es mag zwar sein, dass mir die Sprache nicht wirklich viel für mein Studiumsverlauf bringt, dennoch war es sehr schön etwas anderes mal wieder zu machen und aktiv am Unterricht teilzunehmen. 2 Jahren in den Vorlesungssälen zu vertrocknen und auch in Übungen wenig aktiv gefordert zu sein tut niemandem gut.Ich hatte letzte Woche mit dem Norweger Paul öfter Kontakt, da wir zusammen Korrosion lernen und ich war beeindruckt, dass die Maschinenbauer hier alle Zutritt zu den Werkstätten haben. Und diese sind nicht schlecht ausgestattet - auf ersten Blick konnte ich 4 Fräsmaschien, 3 Drehbänke, viele verschiedene Schweißgeräte usw. finden. Richtig neidisch wurde ich als er sagte, dass sie letztens erst die Karosserie seines Autos repariert haben und dafür natürlich alle Geräte nutzen durften. Da werde ich mich wohl in Freiberg noch mal genauer erkunden, ob wir auch solch eine Möglichkeit haben, da meiner Meinung nach eine kleine Universität wie Freiberg solche Sachen anbieten sollte. Erst durch das Anwenden versteht man wirklich was wirklich der Fräser macht oder was es für Unterschiede gibt wenn man der Strom pulst beim Schweißen. So geht es mir zumindest.

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FazitRückblickend auf die vergangenen Monate muss ich sagen, dass es eine der besten Erfahrungen war, die ich je gemacht habe. Ich bin ganz ohne Erwartungen und Vorurteile nach Trondheim, weil ich es bisher nur von einem Skispringen Computerspiel kannte, welches ich mit 10 Jahren gespielt hatte. Völlig neu waren die Cabine Trips für mich und ich empfehle euch diese defintiv soviel mitzumachen, wie es nur geht. Für das Wintersemester ist immer das Persaunet Student Housing offen, welches wie in den ersten Beiträgen erwähnt ein stillgelegtes Krankenhaus ist. Als erstes war ich ein wenig enttäuscht keinen richtigen Wohnheimplatz zu haben und mir ein Zimmer mit Jmd anderen und den Flur mit 35 anderen Studenten zu teilen. Aber im Nachhinein war es das beste, was es für ein halbes Jahr gibt, da wir insgesamt 160 Leute waren auf 5 Flurs verteilt und man konnte ständig mit Leute Sachen unternehmen. Leute die in Moholt z.B. waren mussten mit 3 anderen Leuten eine Wohnung teilen und oft waren die Leute nicht die beste Wahl, wodurch bei einigen langeweile aufkam und sie zu uns gekommen sind öfters. Also falls ihr die Wahl habt macht nach Persaunet, auch wenn das Gebäude ein wenig runtergekommen erscheint. Hier ein Video was ich gedreht hatte in den letzten Tagen, als schon fast alle weg waren: http://www.youtube.com/watch?v=k0DSA7HyKh4Zum Thema Geld gebe es noch etwas zu schreiben: Unterschätzt die Kosten nicht. Als ich gelesen habe man braucht 1000€ im Monat dachte ich mir bloß, dass ich sparsam bin und das nicht brauche. Tatsächlich kratzte ich oft an der 1000€- Grenze, und das obwohl ich mein Bier selbst gebraucht habe. Behaltet es einfach im Hinterkopf, aber lasst euch nicht davon unterkriegen, weil es ist ja bloß für 5 Monate ein höherer finanzieller Aufwand.Ich hoffe ich konnte euch mit meinen Beschreibungen Trondheim und Norwegen näher bringen und wünsche euch viel Spaß, falls die Entscheidung auf Trondheim fällt! Bei Fragen könnt ihr mich gerne anrufen oder eine Email schreiben!