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O TT FRIED . Die Bamberger Studentenzeitung Campus Das passt nicht: 1/5 weniger Stu- dienbeiträge = 1/3 weniger Lehrmittel 6 Ersti-Special Unbedingt machen: Unsere Lieblings- beschäftigungen in Bamberg 12 Zur Sache Leider beschlossene Sache: Der zweite NPD-Parteitag in Bamberg 15 Kultur Endlich eingetroffen: Zwölf Künstler sind in die Villa Concordia gezogen 23 Ausgabe 70 12. Mai 2010 // Jahrgang 15 www.Ottfried.de 02 10 Auslaufmodell: Unseren Hochschulgruppen fehlen engagierte Mitglieder. Endet das Zeitalter von Mit- bestimmung, Kulturangebot und FekiObst? Seite 4 und 5

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OTTFRIED.Die Bamberger Studentenzeitung

CampusDas passt n icht : 1/5 weniger Stu-dienbei t räge = 1/3 weniger Lehrmit te l

6 Erst i -Spec ia lUnbedingt machen: Unsere L iebl ings-beschäft igungen in Bamberg

12 Zur SacheLeider beschlossene Sache: Der zwei te NPD-Parte i tag in Bamberg

15 Kul turEndl ich e ingetrof fen: Zwölf Künst ler s ind in d ie Vi l la Concordia gezogen

23

Ausgabe 7012. Mai 2010 // Jahrgang 15 w w w. O t t f r i e d . d e

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Auslaufmodell:

Unseren Hochschulgruppen fehlen engagierte Mitglieder. Endet das Zeitalter von Mit-bestimmung, Kulturangebot und FekiObst?Seite 4 und 5

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OTTFRIED. Die Bamberger Studentenzeitung, erscheint zwei Mal im Semester, jeweils im Mai und im Juli bzw. im Dezember und im Januar. Zusätzlich erscheint im Winterse-mester eine Erstsemester-Ausgabe.Herausgeber und Redaktion verstehen OTTFRIED als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung oder Weltanschauung verpfl ichtet ist. Für namentlich gekenn-zeichnete Artikel übernimmt der Autor die Verantwortung.

Herausgeber & V.i.S.d.P.:Jan David Sutthoff

Chefredaktion:Katarina Johannsen, Katharina Müller-Güldemeister, Anieke Walter

Anzeigen: Katharina Krappmann (verantwortlich)[email protected] Redaktionsanschrift:OTTFRIED

c/o Jan David SutthoffHeiliggrabstraße 6396052 Bamberg

E-Mail:[email protected]:www.ottfried.de

Layout und Redaktion: Sebastian Burkholdt, Jürgen Freitag, Johannes Hartmann, Christian Hellermann, Viktoria Klecha, Malte E. Kollenberg, Ka-tharina Krappmann, Katharina Lampe, Elpida Lazariotis, Dan-ny Luginsland. Eugen Maier, Mario Nebl, Stephan Obel, Eli-sabeth Oertel, Miriam Scheff-ler, Christine Schmäl, Charlotte Schöberl, Daniel Stahl, Rebec-ca Wiltsch, Philipp Woldin, Jana Wolf

Mitarbeiter der Ausgabe:Anja Bartsch, Mechthild Fi-scher, Nicole Flöper, Bianka Morgen, Antonia Schier, Jose-phine Wilke

Titelbild:Johannes Hartmann

Redaktionsschluss: 3. Mai 2010

Druck:Meister-Druck,96206 LichtenfelsAufl age: 3 000 Stück

Impressum

EditorialNeue Stadt, neues Glück, neue Zeitung. In dieser 70. OTTFRIED-Ausgabe möchten wir alle „Neuen“ in Bamberg herzlich mit einem Ersti-Special begrü-ßen (S. 12-14). Studierende, die sich durch Hochschularbeit nicht mehr engagieren? Das trifft auf Bam-berg nicht grundsäzlich zu. Im letzten Semester konnten Bam-berger Studierende durch Pro-teste einige ihrer Forderungen durchsetzen – zum Beispiel die Überarbeitung der Bachelor-/Masterstrukturen. Trotzdem: Viele Hochschulgruppen kla-gen über rückläufi ge Beteili-gung. Wie das zusammenpasst, lest Ihr auf den Seiten 6-7.

Zum Sommersemester 2010 wurden die Studienbeiträge auf 400 Euro gesenkt. Doch welche Auswirkungen haben diese Umstrukturierungen auf die Lehre? (S. 4-5)Und was haben Zigaretten-stummel und Kunst miteinan-der zu tun? (S. 23-25) Fragen über Fragen, auf die OTTFRIED um eine Antwort nicht verlegen ist. Die Chefs wün-schen viel Spaß beim Lesen!

KATARINA JOHANNSEN

KATHARINA MÜLLER-GÜLDEMEISTER

ANIEKE WALTER

CHEFREDAKTION

Aus der Redak t ion |Gut zu w issen |Ers t i -Spec ia l |Zur Sache |Serv i ve |Bamberg |Ku l tur |Spor t |Wel t |Kehrse i te

Beiträge von OTTFRIED könnt ihr von nun an auch öfter im Internetradio hören: Wir kooperieren mit dem Bamberger Studentenradio Univox. Für mehr Infos zum Programm klickt www.uni-vox.de.

Hört uns im Radio!

Beim Pro Campus-Pres-se Award, einem Ranking von Studierendenpublika-tionen, haben wir es wie-der unter die besten Zehn geschafft. Insgesamt hat-ten sich 42 Medien be-worben. Den ersten Platz

OTTFRIED wieder unter den besten Zehnbelegte die INJEKTION von der Universität Ham-burg vor der eigenart von der Berliner Universität der Künste und der Züri-cher Studierendenzeitung der Universität und ETH Zürich. Die Plätze vier bis

zehn wurden nicht genau ermittelt. Bei dem Wett-bewerb bewertet eine Jury aus professionellen Jour-nalisten deutschsprachige studentische Zeitungen und Magazine.

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Treffen der Giganten

Geschichten aus dem

Hut

Symphoniker spielen für

Studierende

Wer schreibt am besten?

Freund oder Feind? Das ist die Frage, die die Bamberger Konferenz beschäftigt. Organisiert wird diese von AEGEE. Die Hochschulgruppe hat sich vorgenommen, vom 18. bis 20. Juni den Austausch zwischen Russland und Europa, insbesondere im Be-reich der Wissenschaft, zu fördern. Im Mittel-punkt steht das Verhält-nis der beiden Giganten zueinander; inwiefern Konfl iktpotenzial da ist, aber auch, wie sich die Zusammenarbeit ausbauen lässt. Am 18. Juni um 18 Uhr wird die Konferenz in der Aula eröffnet. Abends tritt die Berliner Ska-Jazz-Elektro-Pop-Band Skazka Orchestra auf. Außerdem kommt der Politikwissenschaftler Klaus von Beyme.

Der Bamberger Schreib-zirkel lädt ein zur er-sten Lesung unter dem Motto Geschichten aus dem Hut. Der Kreis aus fünf Studierenden präsentiert eine Aus-wahl selbst geschrie-bener Kurzgeschichten, in denen der Alltag in seinen zahlreichen Fa-cetten dargestellt wird. Martin Beyer, freier Autor und Dozent am Lehrstuhl für Neue-re Deutsche Literatur-wissenschaft, rief die Gruppe im September 2009 ins Leben, um den Studierenden eine Plattform für eigenes kreatives Schreiben zu geben. Die Lesung fi n-det am 19. Mai im Treff des E.T.A.-Hoffmann-Theaters statt. Karten sind für drei Euro an der Abendkasse erhält-lich.

Die Bamberger Sym-phoniker packen auch in diesem Jahr einmal extra für Studieren-de ihre Instrumente aus. Diesmal am 26. Mai, wie gewohnt in der Konzert- und Kon-gresshalle. Auf dem Programm steht dieses Jahr die Symphonie Nr. 3 in D-Moll des öster-reichischen Kompo-nisten Gustav Mahler. Ermäßigte Karten für Studierende gibt es bei Vorlage des Studenten-ausweises für fünf Euro. Die Karten sind erhält-lich beim bvd-Karten-service oder direkt an der Abendkasse. Kar-ten ohne Ermäßigung kosten 15 Euro und können ausschließlich am Konzerttag an der Abendkasse erstanden werden. Los geht es um 19.30 Uhr im Joseph-Keilberth-Saal.

Wer schreibt die beste Kurzgeschichte zum Thema „Fertig“? Stu-dierende der Univer-sität Bamberg können ihre Texte mit maximal 1 000 Wörtern bis zum 1. Juni per E-Mail an [email protected] einreichen. An den Start gehen ne-ben den Studierenden auch Häftlinge der Ju-gendvollzugsanstalt Ebrach. Eine Jury aus renommierten Autoren wie Kurt Kreiler, Nev-fel Cumart und einem Mitglied der OTTFRIED Redaktion wählt die besten Geschichten aus. Zusätzlich gibt es einen Publikumspreis, der per Internet-Ab-stimmung vergeben wird. Die Gewinner erhalten Bücher sowie Einkaufsgutscheine bis zu 50 Euro. Veranstalter sind Feki.de und die-Villa Concordia. Infos auf www.feki.de.

Meinung!

Wir wollen wissen, was ihr über uns denkt! Nutzt die Möglichkeit und schickt uns eure Leserbriefe per E-Mail an [email protected].

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Vom Aussterben bedroht?Viele Hochschulgruppen kämpfen an der Uni Bamberg ums Überleben, sie haben Probleme mit sinkenden Mitgliederzahlen. Schuld daran soll zunehmender Egoismus sein. Doch Studierende engagieren sich nach wie vor – nur anders.

Viel Flyern um Nichts. Früher habe es aus-gereicht, ein, zwei Tage vor Beginn eines Workshops zu fl yern. Heute müsse eine ganze Woche intensiv geworben werden, um wenigsten ein paar Interessierte an-zulocken, erzählt Silke Haber, Vorstands-mitglied bei Bambus. Viele der Bamberger Hochschulgruppen klagen über man-gelndes Engagement. Sie haben es schwerer als früher, Studierende für eine aktive Be-teiligung zu gewinnen. „Wir haben mehr Marketing-Aufwand, aber es kommt we-niger zurück“, bedauert Georg Kuhnert, langjähriges Market Team-Mitglied, die Entwicklung. Ohne öffentlichkeitswirk-same Aktionen ist es schwer, wahrgenom-men zu werden. Doch die sind aufwendig. Gerade den kleineren Gruppen würden die entsprechenden Ressourcen fehlen, um auf sich aufmerksam zu machen, sagt der Vorsitzende der Liberalen Hochschul-gruppe, Nicolas Thoma. Hinzu kommt, dass die Motive der Studierenden, sich zu beteiligen, immer egoistischer werden. „Es macht keiner was, ohne dass er etwas dafür zurück bekommt“, bemängelt Silke Haber. Doch ehrenamtliche Arbeit diene nun ein-mal nicht primär der eigenen Sache. Und so gibt es kaum eine Hochschulgruppe, die sich mit steigenden Mitgliedszahlen brüs-ten kann. Stattdessen kämpfen viele um ihr Überleben auf dem Campus.Auch außerhalb der Unimauern sinkt die Bereitschaft, sich in Organisationen zu en-gagieren. Professor Harald Schoen, Lehr-stuhlinhaber für Politische Soziologie, weist daraufhin, dass es sich um eine ge-samtgesellschaftliche Entwicklung han-delt. „Mitgliedschaft war immer ein Minderheitenphänomen“, erklärt er. Aber ein Blick auf die politischen Parteien in der Bundesrepublik macht deutlich: Seit

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Jahren gehe die Mitgliederzahl zurück, sagt Schoen. Waren früher noch fünf Prozent der Bevölkerung in Parteien tätig, sind es heute lediglich drei. Außerdem bestätigen Untersuchungen, dass sich jüngere Par-teimitgliedern verstärkt engagieren, um persönlichen Nutzen zu ziehen – nicht aus Uneigennützigkeit.Was sind die Ursachen für die Probleme der Hochschulgruppen? Viele Vorstände bestehen mittlerweile fast ausschließlich aus Diplom- und Magisterstudierenden. Ist also der Bolognaprozess Schuld an der mangelnden Beteiligung?

Keine Zeit fürs Ehrenamt

Angesichts der Tatsache, dass sinkendes Engagement ein gesamtgesellschaft-licher Trend ist, scheint die Argumen-tation fragwürdig. Sicher, die Stun-denpläne sind straffer organisiert und die Studienzeiten kürzer. Beides macht es Bachelor- und Masterstudierenden nicht leichter, Zeit für ehrenamtliche Tätigkeit zu haben. Doch ist dies nicht der Grund für die Probleme – höchstens ein Verstärker. Aber was dann? Sind die Studierenden von heute schlicht Egoisten, für die ehrenamt-liches Engagement ein Anachronismus ist? Ein Blick zurück in das vergangene Jahr lässt an einer simplen Erklärung Zweifel aufkommen.Als im November vergangenen Jahres eini-ge Studierende der Otto-Friedrich-Univer-sität spontan die U7 blockierten, entstand mit der Aktion Bamberg brennt ein Protest, der schon kurze Zeit s p ä t e r

von Vielen aktiv unterstützt

wurde. Über mehrere Wochen debattieren täglich

hunderte von Studierenden über die Missstände im Hochschulsystem

und entwarfen gemeinsam Reformvor-schläge. Von einem Tag auf den anderen war Hochschulpolitik en vogue. Der Pro-test erreichte seinen Höhepunkt, als einige Vertreter der Universität zu einer Diskussi-on in der U7 erschienen. Dort sammelten sich dicht gedrängt rund 800 Studierende. Zusätzlich wurde das Geschehen in wei-tere Vorlesungssäle der U5 per Livestream übertragen. Doch bald darauf ebbte die Beteiligung ab. Bis heute ist lediglich ein kleiner Kern übrig geblieben, der sich nach eigener Aussage mittlerweile alle zwei Wo-chen regelmäßig trifft. Nichtsdestotrotz hat die Aktion Erfolge vorzuweisen: Die Uni-versitätsleitung präsentierte einen Zehn-Punkt-Plan, in dem sie sich mit verschie-denen Forderungen auseinandersetzte. Zudem wurden die Studienbeiträge erst-

malig auf 400 Euro gesenkt. Die Pro-testaktion beweist, dass die

Studierenden von heu-te keinesfalls

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schal desinteressiert und unmoti-viert sind.

Nimmt also das Engagement gar nicht ab, sondern ändert es lediglich seine Form? Weg von der langfristigen Bindung an Organisationen mit einem breiten Pro-gramm, hin zu zielgerichteten kurzfristi-gen Aktionen?

Keine festen Gruppenstrukturen

Die 23-jährige Elvira Sellin ist eine der vie-len Studierenden in Bamberg, die nicht in einer Hochschulgruppe aktiv sind. Als die U7 besetzt wurde, entschied sie sich spon-tan mitzumachen. „Ich habe bei den Plenen mitgehört, abgestimmt und zwei, drei Mal selber Vorschläge gemacht“, erzählt sie. Auch beteiligte sie sich beim Designen und Verteilen der Flyer. Keine Hierarchien, das gefi el ihr besonders. Stattdessen hät-ten alle auf gleicher Augenhöhe auf dem Boden gesessen, schwärmt Sellin von der Atmosphäre in der U7. „Jeder konn-te einsteigen, mitmachen und etwas dazu sagen.“ Der Protest bot für sie eine Möglichkeit, sich abseits fes-ter Gruppenstrukturen für die Ge-meinschaft einzusetzen. Pro-fessor Schoen bestätigt, dass mangelndes Interesse an einer Mitgliedschaft n i c h t

gleichzusetzen sei mit mangelndem En-gagement. Inwieweit jedoch solche Alter-nativen eine feste Beteiligung ersetzen, sei unklar, sagt Schoen. „Die Befunde hierzu sind nicht eindeutig.“Kulturpessimismus verdeckt die Tatsa-che, dass die Gründe für die Probleme der Hochschulgruppen komplex sind. Wir sind nicht einfach nur teilnahmsloser und des-interessierter geworden. In einer Gesell-schaft, in der die Bedeutung des Indivi-duums immer stärker betont wird, scheint für Viele eine dauerhafte Bindung an feste Strukturen wenig reizvoll. Ohne ein lang-fristiges Engagement werden die Hoch-schulgruppen in ihrer jetzigen Form aus-sterben.STEPHAN OBEL

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Mit 500 Euro war alles besserIm Februar beschloss der Senat, die Studienbeiträge auf 400 Euro zu senken. Die Freude war groß, währte aber nur zwei Monate. Fehlberechnungen führten zu Engpässen in der Lehre. Die sollen jetzt ausgebügelt werden, doch der Überblick fehlt. Wir versuchen ihn zu geben.

Die Euphorie unter den Studierenden war groß, Anfang des Jahres: Der Senat ver-abschiedete am 10. Februar seine Ände-rungssatzung zur Senkung der Studien-beiträge auf 400 Euro. Doch schon zwei Monate später, mit dem Start des neuen Haushaltsjahres am 1. April, kam das böse Erwachen. Alle vier Fakultäten (Huwi, GuK, SoWi und WIAI) schlugen einen massiven Sparkurs ein. Das bekommen nun auch die Studierenden zu spüren.

Politik: Drei Stellen gekürzt

In der Politikwissenschaft beträgt die Zu-weisung in diesem Jahr 60 000 Euro weni-ger. Diese Kürzung konnte zum Teil durch Restmittel aufgefangen werden. Trotzdem: „Der Anpassungsdruck kam für uns ziem-lich plötzlich und wirkte sich sofort auf die Lehre aus, wir mussten schnell auf die Si-tuation reagieren“, sagt Professor Thomas Saalfeld vom Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft. Das heißt: In der Po-litikwissenschaft sind ein Drittel der aus Studienbeiträgen fi nanzierten Lehrkraft-kapazitäten ersatzlos weggefallen. Von neun halben wissenschaftlichen Mitarbei-terstellen sind drei gekürzt worden. Das

bedeutet: 15 Stunden weniger Lehre in der Woche. „Entscheidend ist, dass die durch die Einführung der Studienbeiträge er-möglichten Verbesserungen teilweise wie-der zurückgefahren werden müssen und dass dies als Schock kam“, sagt Saalfeld.Die Kurse werden größer, die Qualität der Betreuung nimmt massiv ab. Innerhalb der Politikwissenschaft bemüht man sich nun um Schadensbegrenzung. „Wir ver-suchen, Kündigungen zu vermeiden und Stellen aus anderen Mitteln zu fi nanzieren. Dennoch können einige Verträge nicht ver-längert werden“, so Saalfeld. Auch aus Stu-dienbeiträgen fi nanzierte Mittel für Hilfs-kräfte wurden gestrichen oder gekürzt. Diese sind unter anderem für die Pfl ege des Virtuellen Campus (VC) und die Zu-sammenstellung der Unterlagen für Semi-nare zuständig.

Germanistik: Tutorien entfallen

Nicht besser sieht es in der Germanistik aus. Auch hier beträgt die Zuweisung im Jahr 2010 nur noch 73,4 Prozent der Zuwei-sung des Vorjahres. Einige Seminare ent-fallen daher komplett. Im letzten Semester konnte noch zu jedem Einführungssemi-

nar am Lehrstuhl für deutsche Sprachwis-senschaft ein begleitendes Tutorium ange-boten werden, im Sommersemester 2010 nur noch ein Tutorium für alle. „Die Kür-zung kam sehr schnell und in dieser Höhe unerwartet und wirkt sich schon in diesem Semester negativ auf die Lehre aus“, sagt Professor Thomas Becker vom Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft. Im näch-sten Wintersemester würden noch Ausga-benreste für die Lehre verwendet werden. Danach könne es zu weiteren Einschnitten in der Lehre kommen.Es habe jedenfalls nicht gut funktioniert, die Kürzungen aufzufangen. Da hätten sich manche falsche Vorstellungen gemacht, sagt Professor Becker.

Was sagt die Uni-Leitung dazu?

Der Vizepräsident für Lehre und Studium an der Universität Bamberg, Professor Se-bastian Kempgen, sagt, dass die Folgen der Senkung voraussehbar waren: „Denen, die diese Zusammenhänge zum damaligen Zeitpunkt klar gesehen haben, waren die Konsequenzen bewusst. Anderen vielleicht nicht in ganzer Deutlichkeit.“Fakt ist: Die Studienbeiträge wurden nur

um 100 Euro gesenkt. Trotzdem bekom-men die meisten Fächer seit April 30 Pro-zent weniger Geld als im Vorjahr. Warum? Und wer trägt die Schuld an dem Desa-ster?

300 000 Euro zu viel verteilt

Die Zuweisungen an die Fakultäten be-ruhen auf Schätzungen. Die Uni überlegt zentral vor Semesterbeginn: Wie viele Studierende zahlen im nächsten Semester Gebühren? Auf Basis dieser Schätzungen verteilt die Uni-Leitung anschließend Mit-tel an die Fakultäten – obwohl die Gelder noch gar nicht eingenommen wurden. Im Winter 2009 waren diese Schätzungen der Uni-Leitung jedoch zu optimistisch. Fakul-täten und zentrale Stellen haben 300 000 Euro mehr zugewiesen bekommen, als die Uni dann tatsächlich eingenommen hat. Die Folge: Ein Minus, das jetzt ausge-glichen werden müsse, sagt Vizepräsident Kempgen. Außerdem: Pro Familie müssen nur noch für ein Kind Studienbeiträge bezahlt wer-den. In Bamberg zahlen deshalb jetzt nur noch zwei Drittel der Studierenden Gebüh-ren.

Grafi k: Mario Nebl

Beispiel Politikwissenschaft

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Die Uni ging offenbar fälschlicherweise da-von aus, dass einige Fächer nicht das gan-ze ihnen zugewiesene Geld ausgegeben ha-ben. Daraus schloss die Uni-Leitung, dass die 500 Euro Studienbeiträge nicht ge-braucht würden. Ein Fehler. Was lief falsch? Die Studienbeiträge wer-den auf die Fakultäten verteilt. Jede Fa-kultät hat ihre eigene Regelung, wie sie die Gelder verteilt und was mit den Über-schüssen passiert. Die Dekanate in den Fa-kultäten hatten keinen Einblick in die Stu-dienbeitragskonten der einzelnen Fächer. Sie hätten dadurch auch nicht auf falsche Entwicklungen reagieren können, sagt Vi-zepräsident Kempgen. Der Überblick sei so verloren gegangen. „Insgesamt wurden drei Viertel der Gelder oder mehr ausgege-ben oder für schon eingestelltes Personal festgelegt, während in der kleinsten Fa-kultät WIAI dieser Betrag unter 50 Pro-zent liegt“, so Kempgen. Im Klartext: Die meisten Fakultäten haben schlecht gewirt-schaftet.

Die Folgen

All das hat jetzt gravierende Folgen für die Lehre. Die Fakultäten versuchen mit ande-

ren Mitteln die Lehre aufzufangen – auch um weitere Unruhe im Mittelbau zu verhindern. Im Haushaltsjahr 2010/2011 sollen alle noch vor-handenen Reserven eingesetzt werden, um die Situation der Lehre zu verbessern. „Im näch-sten Haushaltsjahr würden weitere Kürzungen davon abhängen, in welcher Höhe die Beiträge neu festgesetzt werden. Das würde dann den Mittelbau sowie aus Studienbeiträgen beschäf-tigte Studierende betreffen“, so Kempgen. Ein klares Bekenntnis zur Beitragssenkung sieht anders aus. Die Höhe der Beträge wird zu Be-ginn des Wintersemesters 2010/2011 im Senat überprüft und dann gegebenenfalls neu festge-legt. Auch der Hochschulrat strebt Änderungen an: „Es soll eine Controllerstelle eingerichtet wer-den, die allen Beteiligten (Unileitung, Senat, Fakultäten, Fächern) jederzeit Auskunft über den Mittelabfl uss geben kann“, sagt Vizepräsi-dent Kempgen. Hier geht es allerdings nur um Auskünfte. Die inhaltliche Festlegung für die Verwendung der Studienbeiträge bleibt in der Hand der Fakultäten. Kempgen betont jedoch, dass die Fakultäten dazu angehalten seien, ihren Bedarf an Studi-enbeiträgen und deren Verwendung in diesem Sommersemester zu diskutieren. Die Ergeb-nisse sollen dann im Wintersemester im Senat zusammengetragen werden.

Und was sagt die Studierendenvertretung?

Für Matthias Sommer von der Studierenden-vertretung stellt die Kürzung der Studienbei-träge keine Fehlentscheidung dar. Sie verdeut-liche nur die miserable staatliche Ausstattung der Universitäten. Die Ausgabe der Studienge-bühren soll auch weiterhin unterbunden wer-den, um auf diese Weise den politischen Druck auf den Bayerischen Landtag zu erhöhen. Sein Ziel: die Abschaffung aller Studienbeiträge. „Wir möchten die Senkung der Studienge-bühren als politischen Akt verstanden wissen und wollen darauf hinweisen, dass jede Erhö-hung der Gebühren ein ebenso politischer Akt ist.“ Jede „Sach“-Argumentation mit gekündi-gten Stellen versuche diesen Umstand zu ver-nebeln und sei unangebracht. Professor Thomas Becker ist skeptisch: „Grundsätzlich bin ich gegen Studienbeiträge. Angesichts der Verschlechterung der Lehre bin ich allerdings wieder für eine Erhöhung. Wir brauchen das Geld dringend.“Und aus München wird es wohl nicht kommen. Vizepräsident Kempgen schließt unter den jet-zigen gesetzlichen Bestimmungen Ausgleichs-zahlungen des Freistaats aus.

JAN DAVID SUTTHOFF

ANIEKE WALTER

Hier gestopft, dort aufgerissenK O M M E N T A R

VON JAN DAVID SUTTHOFF

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Die Situation ist traurig und sie zeigt, dass in Bamberg etwas schief läuft. Studienbei-träge sollen der Verbesserung der Lehre dienen, so steht es im Hochschulgesetz. In Bamberg aber dienen sie momentan der Grundversorgung. Das wird durch die Fol-gen der Beitragssenkung um 100 Euro deut-lich: Stellen wurden gestrichen, Lehrveran-staltungen entfallen, die Bamberger Lehre leidet. Das sind keine Luxusprobleme, son-dern Unzumutbarkeiten. Was also tun?, fragt sich die Uni und schafft eine Controllingstelle, die Überblick über die Finanzen verschaffen soll. Und sie fordert von den Fakultäten, besser mit dem Geld hauszuhalten. Das aber ist nicht machbar, sagen die Professoren. Sie wollen deshalb die 500 Euro zurück, um Mindeststandards für die Lehre zu bieten. 500 Euro? Die kämen auch der Uni-Leitung gelegen. Das sagt sie einerseits zwar nicht so deutlich, spricht sich andererseits aber auch nicht für den Senatsbeschluss vom Februar aus. So vermittelt sie den Eindruck, die Sen-kung der Studienbeiträge sei ungewollt ge-wesen. Alles hat also den Anschein, dass der Senat im Wintersemester den Rückschritt vom Fortschritt beschließen wird. So löblich die Beitragssenkung auch war, weil die Bam-berger Uni damit als erste vom bayerischen Höchstsatz von 500 Euro abwich: Sie war of-fenbar nichts wert. Hebt die Uni die Studienbeiträge wieder auf 500 Euro, könnte sie vermutlich kurzfristig Haushaltslöcher stopfen. Das Dilemma da-bei ist, dass die Löcher an anderer Stelle wieder aufreißen würden, weil die Univer-sität nicht in der Lage ist, mit Studienbei-trägen die notorische Unterversorgung zu stoppen. Die Uni-Leitung muss Druck auf den Freistaat Bayern ausüben. Der ist jetzt am Zug, mehr in Bildung zu investieren. Hat das denn nur die Studierendenvertretung verstanden?

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Täuschungsversuch, durchgefallenDie Fakultät GuK plant eine Richtlinie für den Umgang mit Plagiaten. An derFakultät WIAI löst man das Problem seit längerem über ein spezielles Lehrkonzept. Ein Blick auf eine Grauzone zwischen dreisten Täu-schungsversuchen und urheberrechtlicher Fahrlässigkeit.

„Mitten in den Ferien habe ich eine Mail bekommen, es gebe Klärungsbedarf be-züglich meiner Hausarbeit.“ Für Carina Mehlis, Politikstudentin aus Bamberg, wa-ren die Ferien nach ihrem ersten Semester damit praktisch zu Ende. Was begann, war purer Stress. Sie würde in einer Lehrver-anstaltung durchfallen, weil sie ein Plagiat eingereicht habe. So lautete die Entschei-dung ihrer Dozentin. Und das, obwohl die Studentin, damals noch im ersten Seme-ster, genau so vorgegangen war, wie es ein Dozent in einer anderen Lehrveranstal-tung explizit gutgeheißen hatte. „Ich hätte einfach zu nahe an den Quellen argumen-tiert“, schildert Carina den Vorwurf, der sie die ECTS-Punkte kostete. Die Dozentin kannte den Quellentext so gut, dass es ihr aufgefallen war.Bei einem so sensiblen Thema wie dem Plagiieren besteht allemal Klärungsbe-darf. Versehen, Absicht, Wiederholungstat – wann liegt welches Vergehen vor und

wie soll man darauf reagieren? Carinas Fall steht beispielhaft für die vielen Unsi-cherheiten, nicht nur in der Politikwissen-schaft. Auch an anderen Stellen fehlt ein einheitlicher Umgang mit dem Problem. Die Fakultät Geistes- und Kulturwissen-schaften (GuK) versucht seit zwei Jahren, Klarheit zu schaffen und eine fakultätsin-terne Richtlinie für den Umgang mit Pla-giaten zu verabschieden. In der nächsten Fakultätsratssitzung im Juni soll es endlich gelingen.

Die Zahl der Plagiate an der GuK steigt

„Wir wurden im letzten Semester in zu-nehmendem Maße mit Plagiaten konfron-tiert“, beschreibt GuK-Dekan Klaus van Eickels die Situation an seiner Fakultät. Insbesondere Betrugsversuche in Form von Copy-and-Paste-Plagiaten, bei denen man fertige Inhalte lediglich kopiert, sollen durch die Richtlinie in Zukunft unterbun-

den werden. Um das zu schaffen, müssen sich die Mitglieder der betreffenden Kom-mission noch bei zwei Knackpunkten eini-gen: Einsatz von Software zum Aufspüren von Plagiaten und weitergehende Sankti-onen, etwa im Wiederholungsfall. Es sollen aber nicht alle Überführten über einen Kamm geschert werden. Man müs-se unterscheiden zwischen Studierenden, die sich dreist einen Vorteil verschaffen und jenen, die in einer psychisch belasten-den Situation keinen Ausweg sehen, meint van Eickels. Auch müsse man mit Studi-enanfängern, die in Fragen von wissen-schaftlicher Arbeit und Urheberrechts-verletzungen noch nicht fi t sind, anders verfahren. So wie Carina in ihrem ersten Semester.

WIAI ist kaum betroffen

In diesem Punkt sieht auch Christoph Sch-lieder, Dekan der Fakultät Wirtschafts-

informatik und Angewandte Informatik (WIAI), den ersten Schritt für korrekte Leistungsnachweise. „Man muss Studie-renden erklären, was es heißt, Neues zu schaffen in einem Umfeld, in welchem man schon Vorhandenes nutzt.“ Lehrende dürften außerdem keine Arbeitsthemen in Form von Titeln vergeben und die Studie-renden allein lassen. Es sei didaktisch sinn-voller, eine Arbeit mit Studierenden - über mehrere Sprechstunden hinweg - weiter zu entwickeln. Das erschwere eine Übernah-me fertiger Inhalte. Zusätzlich müssten die Spielregeln explizit genannt werden. An der WIAI sei solch ein Vorgehen gängige Praxis und Plagiate daher „praktisch nicht vorkommend.“

EUGEN MAIER

Foto: Stephan Obel

Copy+Paste=Fertig

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ERBA in Sicht!Die Uni Bamberg bekommt auf der Erba-Insel einen schicken Neubau, der das Raumproblem der Uni fürs Erste lösen soll. Ein paar kleinere Gebäude werden dann nicht mehr gebraucht, die Wege sollen kürzer werden. Viele derzeit Studierende werden das allerdings nicht mehr miterleben.

Ein Sarg! Von allen Dingen, die mich zum neuen Semester an der Uni begrüßen könnten. Es ist ausgerechnet ein Sarg, der gerade aus dem Haus geschoben wird, als ich am ersten Freitag des Semesters zu einem Seminar komme. Seitdem weiß ich, dass die Uni Bamberg sich das Gebäude an der St.-Getreu-Straße Nummer 14 mit ei-ner Nervenklinik teilt. Das Haus ist auch sonst kein Highlight. Wer Seminare in St. Getreu hat, muss noch den Michelsberg er-klimmen.Berühmt-berüchtigte Uni-Standorte gibt es einige. Ältere Semester erinnern sich sicher mit Freude an die Räume am Wei-dendamm unter der Europabrücke – von Dozenten und Studierenden gleicherma-ßen gerne „die Baracke“ genannt. Weil die Uni nie genügend Räume hat, musste man auch über die Baracke und St. Getreu froh sein.

Großer Umzug im Jahr 2011

Das soll sich ändern. Zu einigen dieser kleinen Außenstellen können Studie-rende bald ‚Adela‘ sagen. Die Uni zieht in den kommenden Jahren um – im großen Stil. Hinter dem Markushaus kann man schon sehen, wo neue Räume entstehen. Und auch auf der Erba-Insel Richtung

Gaustadt, wo früher die Baumwollspinne-rei Erba war, rücken bald Baumaschinen an. Anfang 2012 soll dort ein großes Uni-Gebäude stehen. Ab 1. Februar 2012 mie-tet der Staatsbetrieb Immobilien Freistaat Bayern das Gebäude mindestens 15 Jahre lang für die Bamberger Uni, erläutert Lud-wig Weichselbaumer, stellvertretender Ge-schäftsführer des Staatsbetriebs.Auf der Erba-Insel soll es ab dem Sommer-semester 2012 fast 14 000 Quadratmeter neue Flächen geben – 9 000 Quadratme-ter davon als sogenannte Hauptnutzfl äche. Das entspricht „etwa einem Drittel unserer gesamten jetzigen Flächen“, sagt Uni-Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser. So viel Platz müsste die Raumsituation der Uni also ziemlich entspannen. Insgesamt soll es etwa „2 000 weitere Plätze in Hörsälen, CIP-Pools oder Seminarräumen sowie 265 Arbeitsplätze in Büroräumen“ geben, rech-net Uni-Präsident Godehard Ruppert in ei-ner Pressemitteilung schon mal vor. „Dann ist der dringendste Raumbedarf gedeckt“, sagt Kurt Herrmann, der für das Flächen-management der Uni zuständig ist.Wenn der Neubau fertig ist, beginnt ein munteres Räumchen-wechsle-dich-Spiel. Eine logistische Herausforderung, wie Kanzlerin Steuer-Flieser es nennt. Das geht so: Sicher ist der Umzug der Fakultät Wirt-

schaftsinformatik und Angewandte Infor-matik (WIAI) von der Feki auf die Erba-Insel. Auch die Fächer Kunstdidaktik und Musikpädagogik sollen sich ab 2012 dort einrichten. „Wir warten schon lange dar-auf“, sagt Stefan Hörmann, Lehrstuhlinha-ber der Musikpädagogik. Wenn alles klappt wie geplant, habe sein Lehrstuhl auf der Erba dann neue Räume mit Schallschutz. Ganz nach den Vorstellungen der Musiker. „In der Feki haben wir bisher das Problem, dass jeder hört, was der Nachbar musika-lisch tut.“

SoWi allein an der Feki

Vom Umzug der Musiker profi tieren wie-der andere. Klar ist beim Räumchen wechsle dich schon, dass die Fakultät Sozi-al- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) künftig einen Gesamtstandort in der Feki haben wird. „Derzeit sind ja die Fachgrup-pen BWL und Soziologie jeweils auf meh-rere Standorte verteilt. Das kostet Lehren-de und Studierende eine Menge Zeit“, sagt SoWi-Dekan Thomas Gehring. Deshalb freue sich die Fakultät auf das „nun end-lich begonnene Erba-Projekt“.Bis Gehrings Fakultät vollständig an die Feki umzieht, könnte es jedoch dauern. Die alten Räume der Musiker und der WIAI

müssen erst „baulich angepasst“ werden, sagt Kanzlerin Steuer-Flieser. Erst wenn das soweit ist, könne die Uni „die Anmie-tungen Kirschäckerstraße und Lichten-haidestraße aufgeben“. Wann genau, weiß allerdings noch niemand genau. „In der Folgezeit des Erba-Umzugs“, heißt es von der Kanzlerin.„Ich glaube, das kann sich gut sechs oder sieben Jahre ziehen“, sagt Jan-David Freund, Sprecher der Fachschaft der Hu-manwissenschaften (HuWi). Über den Erba-Neubau und die absehbaren Umzüge freut er sich aber. Denn auch seine Fakultät soll profi tieren: Wenn auf der Erba-Insel alles fertig ist, kann die Uni sich von wei-teren kleinen Gebäuden trennen. Good-bye St.-Getreu-Straße 14, heißt es dann beispielsweise. Dem Gebäude werde man keine Träne nachweinen, sagt Jan-David Freund.Auch aus der Hornthalstraße 2, der Weide 18, der Markusstraße 12a, der Jäckstra-ße 3 und aus dem Heumarkt 11 zieht die Uni in absehbarer Zeit aus, bestätigt Kurt Herrmann gegenüber OTTFRIED. Wohin die betroffenen Fächer ziehen, werde noch entschieden. Man wolle Fächer sinnvoll zu-sammenführen, sagt er. „Es soll kein kun-terbunt in der Erba geben.“

DANIEL STAHL

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Die unendliche

Vor einigen Wochen schrieb uns ein Le-ser eine E-Mail. Er wünschte sich, dass wir in unserer nächsten Ausgabe das Thema FlexNow aufgreifen. Es ist ja nicht so, dass wir ihm bisher keine Aufmerksamkeit ge-schenkt hätten, diesem Phänomen, das alle Semester wieder für Ausnahmesituationen sorgt. Nein, wir haben regelmäßig über FlexNow berichtet. Fast so regelmäßig, wie das Online-Prüfungssystem die Uni-Ge-meinschaft in Aufruhr versetzt. Beispiele gefällig?

Mai 2007OTTFRIED-Redakteur Philipp beschreibt seine Prüfungsanmeldung: „Punkt 8 Uhr hat man sich aus dem Bett gequält und sitzt erwartungsvoll vor dem Computer, um sich für seine Lieblingskurse anzumel-den. Doch dann bricht erstmal das Sys-tem zusammen. 10.45 Uhr: Freund D. ruft an. Nein, versichere ich, ich bin auch noch nicht weiter als bis zum ersten Anmel-dungsbaum gekommen.

15.15 Uhr: Freund D. hat inzwischen über ICQ dutzende Male sein Missfallen kund-getan und steht kurz vor dem Aufgeben.“

Juli 2007Wir informieren: „FlexNow bietet die Mög-lichkeit, komplette Prüfungsordnungen zu modellieren. Dem Studierenden wer-den damit nur die Prüfungen und Lehr-veranstaltungen angezeigt, die für ihn laut Prüfungsordnung relevant sind. Je komplizierter die Prüfungsordnung, desto komplizierter auch der Vorgang, der intern abläuft.“Wir werfen im selben Artikel auch einen Blick an eine andere Uni: „Die Bamber-ger Probleme kennt Thomas Schoberth, FlexNow-Administrator an der Bayreuther Universität nicht. In Bayreuth sei das nur beim ersten Mal so gewesen, berichtet er, als FlexNow 2002/2003 eingeführt worden sei. Die Widerstände gegen das System in Bamberg überraschen ihn.“

Dezember 2008FlexNow breitet sich aus: „Seit diesem Se-mester müssen sich auch Studierende der Fakultät GuK mit dem System auseinan-dersetzen. Die Einführung von FlexNow an der GuK sei sehr kurzfristig beschlossen worden, sagt Studiendekan Professor Ger-hard Schellmann. Dies verlief augenschein-lich nicht ohne Pannen. So wurde die An-meldefrist zwei Mal verschoben, bevor sich die Studierenden für Lehrveranstaltungen anmelden konnten. Schellmann: „Das sei ein Sprung ins kalte Wasser gewesen. Da ließen sich Kinderkrankheiten nicht ver-meiden.“

April 2010In Sorge um ihren Platz im Seminar stür-men am 1. April wieder etliche Studie-rende FlexNow. Andere suchen zur selben Zeit nach ihren Prüfungsergebnissen aus dem vergangenen Semester. Die zweite Gruppe ist nun aber noch größer als zu-vor. Denn aus Gründen des Datenschutzes dürfen Prüfungsergebnisse nicht mehr an den Lehrstühlen ausgehängt werden. Statt dieses Textes könnten wir deshalb auch den Erlebnisbericht aus dem Mai 2007 aus dem Archiv kramen. Alles beim Alten.

Wer ist verantwortlich? Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser: „Das Prüfungsverwaltungssystem ist in die Ge-samtinfrastruktur der Universität einge-bettet. Dies beinhaltet auch Komponenten wie Infrastruktur, Authentifi zierung und vieles mehr. Daher ist die Frage der Ver-antwortlichkeit nicht so leicht zu beant-worten.“

Ende in Sicht?Steuer-Flieser: „Es wurden bisher schon häufi g bestimmte Prozesse und Pro-grammteile optimiert.“ Alle Server wür-den auf neue Hardware umgesetzt. Aber: „Leider kann man die Effi zienz der Verbes-serungen immer erst während den Melde-zeiträumen herausfi nden, da nur dann von allen Beteiligten genügend Last verursacht wird.“ Das Abenteuer geht weiter.

JAN DAVID SUTTHOFF

Geschichte

Grafi k: Stephan Obel

FlexNow ist unser Dauerbrenner. Schon seit langer Zeit verfolgen wir die Hängepartie um das Online-Prüfungs-system. Bleibt´s dabei? Der Verdacht liegt nahe, denn ein Ende scheint nicht in Sicht.

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Felicitas Lutz (24) ist Hilfskraft am Lehrstuhl für Kommunikationswis-senschaft.

„Ich arbeite seit dem Wintersemester 2009/2010 am Lehrstuhl für Kommunika-tionswissenschaft und bin Tutorin für die Vorlesung Das Mediensystem in der Bun-desrepublik Deutschland. Wie viele Stun-den ich arbeite, kann ich nicht genau sa-gen. Insgesamt bekomme ich 55 Stunden im Semester bezahlt. Das Tutorium dauert jeweils eineinhalb Stunden. Die gesamte Stundenzahl, die ich am Ende tatsächlich arbeite, weiß ich erst, wenn der Klausur-

Benjamin Pohl (25) ist Stipendiat im DFG-Graduiertenkolleg. „Nach dem Studium hatte ich die Möglich-keit, meinen Abschluss über eine Promo-tion weiterzuführen. Ich werde seit Okto-ber letzten Jahres im Rahmen des hiesigen DFG-Graduiertenkollegs Generationenbe-wusstsein und Generationenkonfl ikte in An-tike und Mittelalter gefördert. Ich bin also Stipendiat. Das heißt, ich erhalte eine mo-natliche Förderung, die mir erlaubt, meine Promotion möglichst effektiv zu verfolgen, ohne nebenher noch jobben zu müssen. Es bietet sich an, bestimmte Themenbe-

Markus Behmer (49) ist Lehrprofes-sor für empirische Kommunikatorfor-schung und am Institut für Kommuni-kationswissenschaft tätig.

„Seit August 2009 bin ich als Lehrprofessor angestellt. Normalerweise lehrt ein Profes-sor neun Semesterwochenstunden, bei ei-ner Lehrprofessur sind es vierzehn. Dieses Semester biete ich acht Veranstaltungen an: Drei Vorlesungen, drei Seminare und zwei Übungen. Dadurch bleibt leider wenig Zeit für die Forschung. Das fi nde ich schade, denn ich genieße es sehr, Themen, die mich selbst besonders interessieren, vorschlagen

„Warum die Geheimniskrämerei?“Gleicher Arbeitsplatz, unterschiedliche Arbeitswelten: An der Uni Bamberg sind hunderte Menschen beschäftigt – von der Reinigungskraft bis zum Professor. Wer macht was und vor allem für wie viel? OTTFRIED hat nachgefragt. Der große Gehaltsreport Teil 2.

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Bärbel Herr (62) ist Vor-arbeiterin bei der Putz-fi rma, die die Unigebäude reinigt.

Hanne Neldner (43) ist Bibliothekarin in der Teil-bibliothek 3 und arbeitet an der Ausleihtheke.

Erhard Graser (50) ist ge-lernter Heizungsbauer und Angestellter bei der Betriebstechnik.

zu können. Meine Hauptaufgabenbereiche umfassen die Lehre und Forschung – für die meistens zu wenig Zeit bleibt – sowie Verwaltungsarbeiten und Prüfungen. Am meisten Spaß macht mir die Lehre, gerade weil man hier mit Studierenden zusammenarbeiten kann, direktes Feed-back bekommt – und sie sich auch mit Forschungsprojekten verbinden lässt. Das Schöne an meiner Arbeit hier ist, dass mir eine große Freiheit gewährt wird und ich selbstbestimmt arbeiten kann. Die Kehr-seite der Medaille ist, dass ich nie das Ge-fühl habe, wirklich frei zu haben.Was das Gehalt betrifft, muss ich sagen,

kann ich die große Geheimniskrämerei, die da oft betrieben wird, nicht nachvollziehen. Schließlich sind Professorengehälter – wie alle Beamtengehälter – ja auch online für jeden einsehbar. Ich habe eine so genann-te W2-Professur und damit das gleiche Ge-halt wie ein Gymnasiallehrer, nämlic 4218 euro brutto. Dazu kommen allerdings noch Leistungszuschläge, die verhandelbar sind und nur befristet gewährt werden – und über die ist Stillschweigen vereinbart.“

KATHARINA MÜLLER-GÜLDEMEISTER

CHARLOTTE SCHÖBERL

termin feststeht und wie oft das Tutori-um stattfi ndet. Manchmal ist es sechs Mal, manchmal sieben Mal. Von den 55 Stunden gehen jeweils eineinhalb für das Tutorium an sich ab. Abgezogen der Vorlesungszeit habe ich noch viereinhalb Stunden für Vor- und Nachbereitungsarbeiten. Das ist ganz gut berechnet. Ich gehe jede Woche in die Vorlesung und höre mir an, was gerade durchgenommen wird. Außerdem überle-ge ich mir mit den zwei anderen Tutoren Fragen und dazugehörige Antworten, die dann während meines Tutoriums in Grup-penarbeiten erarbeitet werden sollen. Im Moment gehe ich davon aus, dass die 55

Stunden, die ich arbeite auch nicht über-schritten werden. Im vorherigen Semester wurde die Bezahlung auf 24 Stunden ange-setzt, womit ich nicht zurecht kam. Das war aber gar kein Problem: Ich bin dann ein-fach hingegangen und hab gesagt, dass ich die Arbeit nicht in der kurzen Zeit schaf-fe. Dann wurden die Stunden gleich auf 48 aufgestockt. Sieben Euro Stundenlohn sind zwar nicht gerade glorreich, aber na-türlich besser als sechs Euro fünfzig, wie es im letzten Semester der Fall war. Insgesamt bin ich schon mit meinem Job als Tutorin zufrieden.“

reiche in der Lehre anzunehmen, die im Kontext der Promotion stehen und wo man wirklich etwas macht, mit dem man die Promotion im gleichen Moment för-dert. Man kann die Zwischenergebnisse der eigenen Dissertation mit interessier-ten Studierenden diskutieren. Die Arbeit wird vom Stundensatz ganz gut vergütet, aber die Vorbereitung und Nachbereitung sind unbezahlt. Das ist aber nicht schlimm, wenn man sich wirklich ein Thema sucht, bei dem man ohnehin schon wissenschaft-lich unterwegs ist. Der Stundenlohn be-läuft sich auf 25 Euro. Wenn man das aufs Semester hochrechnet, sind das vielleicht

im Schnitt zwischen 700 und 750 Euro. Le-ben kann man davon nicht. Es gibt Dokto-randen und anderen Postgraduierten ein-fach die Möglichkeit, sich in der Lehre zu betätigen. Die Stipendiaten erhalten zwischen 1 000 und 1 300 Euro. Im Falle des Kollegs, in dem ich ein Stipendium erhalte, bekom-men die Stipendiaten 1 130 Euro monat-lich. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, beispielsweise Dienstreisen abzurechnen. Es wird wirklich sehr viel dafür getan, dass die Stipendiaten ihre Promotion un-ter idealen Voraussetzungen absolvieren können.“

In Ausgabe 69 haben wir über diese Menschen berichtet:

Gehaltsreport, 2. Teil

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Eine Sache, die man in Bamberg gemacht haben muss? Puh. Eine schwierige Frage. Soll ich den Aufstieg durch die Streuobst-wiesen zum Kloster Michelsberg empfeh-len? In der Kneipe Pelikan das Essen mit der Nummer 25 und dazu ein Huppendor-fer Bier? Auf einer Luftmatratze die Regnitz runter treiben lassen? Einen Spaziergang zur Altenburg durch die Kornfelder? Den frühklassizistischen Bamberger Vogelsaal? Bei Regenwetter einen heißen Sanddorn-Orangensaft in der Teegießerei? Oder sich einfach nur mit offenen Augen in den Gas-sen der Altstadt verlaufen? Was jedoch zumindest einer endlich mal tun sollte, ist die Sicherung bei dem furcht-bar neumodischen Leuchtkreuz auf dem Michelsberg rausdrehen. Das wäre schön.

KATHARINA MÜLLER-GÜLDEMEISTER

Ich weiß nicht, ob der Grüne Markt mein Lieblingsplatz in Bamberg ist. Eigentlich bezweifl e ich es sogar. Dennoch ist er ein-zigartig und spiegelt den Charakter Bam-bergs wieder, wie kein zweiter Ort. Alle Facetten der Stadt kommen hier zum Vor-schein. Am Morgen, wenn die Lieferanten und die ersten Händler kommen, ist die Geschäftigkeit einer lebendigen Stadt zu bestaunen. Mittags beherrscht das Markt-geschehen die Szene: Plaudereien und Feil-scherei wie in einem altertümlichen Nest. Nachmittags ist der Gabelmann beliebter Treffpunkt. Abends demonstrieren Jugend-liche Ausgehfreude. An Samstagen: massive Touristenströme. Noch massiverer Kitsch an Weihnachten. Die puppenstubenhafte Denkmalstadt lässt grüßen. Das Wich-tigste kommt hier zum Schluss und ist auf dem Grünen Markt selbst immer allgegen-wärtig: Das Feeling einer Universitätsstadt, eingefangen zwischen Buchhandlungen und Passagen zur Innenstadtuni.

EUGEN MAIER

Es ist warm, die Sonnenstrahlen kitzeln meinen Bauchnabel, unter meinen Füßen spüre ich warmes Holz. Ein leichter Wind streichelt meinen Körper. Wasser tropft auf Steine, fröhliche Kinderstimmen und Leu-te, die sich unterhalten: Diese Geräusche umgeben mich und lullen mich ein. Lang-sam döse ich weg und träume vom Strand auf den Bahamas. Prüfungen? Hausar-beiten? Alles wurscht. Morgen ist ja auch noch ein Tag und da regnet es bestimmt.Einmal wieder wach, ist es tierisch heiß, die Sonne brennt. Aber ich bin ja nur zwei, drei Schritte vom kühlen Nass entfernt. Kurz springe ich in die Regnitz. Schockge-frostet. Herrlich! Nach knapp fünf Stunden kriege ich Hun-ger, aber die Rettung ist nah. Für eine Por-tion Pommes reicht das Geld noch. Wenn sich gegen Abend langsam die Plätze lee-ren und es stiller wird, besteht die Gefahr, endgültig einzuschlafen. Es wird Zeit nach Hause zu fahren.

NICOLE FLÖPER

Gabelmoo sticht MichelsbergBamberg ist eine Stadt mit vielen belebten Orten. Nur welcher ist der schönste? Fragt man drei Leute, kriegt man mindestens drei verschiedene Antworten. Entscheidet selbst, welcher Favorit bei euch das Rennen macht.

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Viele schöne Plätze Grüner Markt Hainbad

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Jeden 1. und 3. Montag im Monat um 20.15 Uhr für 5€: Sneak Preview.

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Ich habe ursprünglich auf Lehramt studiert und musste daher in Bayern bleiben, um später auch in Bayern lehren zu können. Ich fand Bamberg beson-ders schön und habe mich deswegen entschieden hier zu studieren.

Ich fi nde es sehr schön, dass Bamberg so eine kleine Stadt ist, an der es nicht so anonym zugeht wie an den großen Unis. Man kennt sich unterei-nander und man kennt die Dozenten. Das schafft ein Gemeinsamkeitsge-fühl.

An der Uni könnten die Räumlichkeiten ausge-baut werden und das An-gebot in der Lehre um-fangreicher sein. Es wäre gut, wenn nicht nur zwei Hauptseminare in einem Massenstudienfach ange-boten werden würden.

Die Nachtbusse!KATHARINA

MÜLLER-GÜLDEMEISTER

Laura, 23, Magister Ger-manistik und Geschich-te, 8. Semester

Wegen des Studiengangs und weil der Lehrstuhl für Erwachsenenbildung sehr praxisorientiert ist. Die Stadt kannte ich vorher gar nicht.

Die Bücherläden. Die Bamberger Symphoniker. Die Bierkultur. Außerdem mag ich das Umland sehr, da ich viel Fahrrad fahre. An der Uni gefällt mir, dass sie in die Stadt inte-griert ist.

Die Mensa und die Biblio-thek. Außerdem macht es sich bemerkbar, dass Bam-berg sehr geistes- und kul-turwissenschaftlich aus-gerichtet ist. Mediziner, Naturwissenschaftler und Juristen fehlen für die bun-te Mischung. Außerdem verbesserungswürdig ist die Wohnungslage.

Die Touristen, die einem vors Fahrrad laufen. Manchmal nervt es auch, dass man ständig alle Leu-te auf der Straße trifft. Das schränkt die Privatsphäre ein und die Gerüchteküche ist sehr aktiv hier.

Christian, 28, wissen-schaftlicher Mitarbeiter, Lehrstuhl für Erwachse-nenbildung

Sabine, 27, Diplom Psy-chologie, 8. Semester

Ich fi nde, dass Bamberg eine sehr schöne, gemüt-liche und überschaubare Stadt ist und die Psycho-logie an dieser Uni einen sehr guten Ruf hat.

Am Studium gefällt mir, dass die Uni sehr über-schaubar ist und dadurch eine familiäre Atmosphä-re entsteht. An Bamberg gefallen mir die reizvolle Altstadt und die Lokale in der Innenstadt.

Der Bahnhof könnte schö-ner gestaltet sein, aber an-sonsten ist Bamberg quasi perfekt (lacht).

In Bamberg schimpfen die älteren Menschen unheim-lich viel. Auf der Straße, im Supermarkt, überall. Das nervt mich manchmal un-heimlich.

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Warum Bamberg? Was gefällt dir am Studi-um und der Stadt?

Was könnte besser sein? Was geht dir auf die Nerven?

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Verliebt in BambergOb Innenstadt oder Feki - eines muss man Bamberg lassen: An Studieren-den mangelt es der Stadt nicht. WIR HABEN UNS einmal umgehört,wie Bamberg als Universitäts-Stadt bei ihnen ankommt.

Unruhig rutscht Martina auf ihrem Stuhl herum. Sie hat es eilig: „Ich bin spät dran für meine nächste Vorlesung!“ Um sie he-rum sind alle Tische besetzt mit Studieren-den, die Milchkaffee trinken. Es ist Ende April in der Austraße. Das Sommerseme-ster hat gerade begonnen und die Son-ne meint es gut mit den Bambergern. Die Winterblässe soll weichen. Martina, die ihren Master in Kommuni-kationswissenschaft macht, verabschiedet sich. Im Stechschritt hastet sie Richtung U5. Immer wieder trifft sie auf Bekannte, grüßt und winkt im Vorbeigehen. „So ist das eben in Bamberg. Man kennt sich!“, er-klärt sie schulterzuckend. Mit etwa 9 000 Studierenden, verteilt auf vier Fakultäten, ist die Uni Bamberg schließlich eine vergleichsweise kleine Hochschule. „Ich habe meinen Bachelor in München gemacht. Dort ist man nur eine Nummer“, erzählt Martina. Daher weiß sie das kleine Bamberg zu schätzen. „Es ist an-genehm, wenn die Professoren einen ken-nen und man ein enges Verhältnis zu den Kommilitonen hat.“ Diese Überschaubar-keit ist ein großer Vorteil, kann aber auch schnell zum Nachteil werden. Ihre Freun-

din Steffi wechselte im Nebenfach von Kunstgeschichte zu Europäischer Ethno-logie, weil sie mit dem Professor nicht zu-recht kam. „An so einem kleinen Lehrstuhl hat man schnell ein Problem, wenn einem der Professor nicht taugt. Ausweichmög-lichkeiten gibt es kaum.“

Bambergs Plus: die kurzen Wege

Martina hat es inzwischen in die U5 ge-schafft. Ist ja nur ein Katzensprung. Noch ein Vorteil der oberfränkischen Universi-tätsstadt: die kurzen Wege. Dabei hat die Uni keinen geschlossenen Campus. Die Universitätseinrichtungen sind über die Stadt verstreut. Neben den vielen histo-rischen Gebäuden in der Innenstadt, ent-stand in den 70er Jahren in der Feldkir-chenstraße ein weiterer Uni-Standort, die so genannte „Feki“. Hier sind vor allem die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beheimatet. Im Sommer 2012 soll zusätz-lich der Lehrbetrieb auf dem kürzlich von der Uni erworbenen ERBA-Gelände aufge-nommen werden (mehr dazu auf Seite 8)Bamberg-Neulinge wundern sich häu-fi g über die scheinbare Rivalität zwischen

Fekianern und Innenstädtlern. Die Wirt-schaftler rümpfen gerne die Nase über die ‚Alternativen in der Stadt‘ und vice ver-sa schimpfen die Geisteswissenschaftler über die ‚Schnösel an der Feki‘. „Ein paar Klischees gehören eben überall dazu. Aber auf den Studentenparties wird dann doch zusammen gefeiert“, weiß Sebastian, der seinen Bachelor in European Economic Studies (EES) macht. EES wurde im Jahr 2000 als erster volkswirtschaftlicher Ba-chelor/Master-Studiengang in Bayern ein-geführt. Neben zwei Sprachen, gehört auch ein verpfl ichtendes Auslandsjahr dazu. „Das ist auch nötig! Der Studiengang ist zwar genau das, was ich wollte: Wirtschaft mit Sprachen und guten Auslandsmöglich-keiten. Aber Bamberg an sich versprüht kein Großstadtfl air. Daher freue ich mich auf das Auslandssemester.“ sagt Seba-stian. Das sieht Martina anders und schüttelt den Kopf. „Klar Bamberg ist nicht Ber-lin oder München. Aber langweilig wird‘s hier nicht!“ Auf Anhieb fallen der gebür-tigen Augsburgerin tausend Dinge ein, die man in der Domstadt unternehmen kann. Neben vielen Hochschulgruppen gibt es

Impro-Theater, Poetry Slams und das Altstadtfest. Im Sommer treffen sich die Studierenden gerne im Hain zum Grillen oder genießen ein kühles Bier auf einem der Bierkeller, im Herbst feiern die lokalen Brauereien abwechselnd Bockbieranstich und im Winter lockt der Weihnachtsmarkt mit Waffeln und Glühwein. Auch wenn Ei-nigen Bamberg und seine Hochschule zu überschaubar sind, verlieben sich viele in die oberfränkische Kleinstadt. Auch der Universitätspräsident Prof. Dr. Godehard Ruppert ist stolz auf sein Rom an der Reg-nitz: „Es ist etwas Besonderes, so studie-ren zu können wie bei uns. Der Charme der Stadt trägt wesentlich dazu bei, die Studierenden, Wissenschaftler und Mit-arbeiter stärker an die Universität zu bin-den.“ Und im Frühling verliebt man sich ja bekanntlich am schnellsten.

BIANKA MORGEN

Grafi k: Johannes Hartmann

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Bunt gegen Braun Die NPD wird im Juni zum zweiten Mal ihren Bundesparteitag in Bamberg veran-stalten. Juristische Schritte der Stadt, dies zu verhindern, blieben erfolglos. Nach dem Scheitern im Gerichtssaal, liegt es nun an der Zivilgesellschaft, die nationa-listischen Gedanken zurück zu weisen. Gegenveranstaltungen sind geplant.

Das erste Juniwochenende bereitet vielen Bambergern Bauchschmerzen. Nach zwei Jahren Ruhe wird die Konzert- und Kon-gresshalle am 4. und 5. Juni 2010 erneut Austragungsort des NPD-Bundespartei-tags. Juristische Maßnahmen, dies zu ver-hindern, sind fehlgeschlagen.

Die NPD hat sich die Reservierung des Hegelsaals mit einem einfachen Trick er-schlichen. Der Raum der Kongresshalle war für den Zeitpunkt ursprünglich für Veranstaltungen einer Berliner Firma re-serviert. Fünf Minuten nachdem diese die Reservierung storniert hatte, meldete

sich ein NPD-Anwalt und verlangte nach dem Saal mit der Begründung, er wisse, dass die-ser frei sei. Die Stadt wehrte sich. Der Saal sei sowohl am 4. als auch am 6. Juni belegt. Da-raufhin zog die Partei vor das Verwaltungs-gericht in Bayreuth, welches entschied, dass dies am 6. Juni der Fall sei, am 4. jedoch nicht.

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Bei der Halle handelt es sich um eine öf-fentliche Einrichtung der Stadt Bamberg, die bereits vorher für parteipolitische Ver-anstaltungen genutzt wurde. Das deutsche Parteiengesetz erlaubt, dass hier Veranstal-tungen aller gesetzlich erlaubten Parteien stattfi nden dürfen. Es darf niemand diskri-miniert werden. So sah es das Gericht. „Die Durchführung des Bundesparteitags der Ast. (Antragstellerin, Anm. d. Red.) liegt zweifellos im Rahmen der Widmung der Stadthalle. Problematisch sind vorliegend alleine Fragen der Kapazitätserschöpfung“, heißt es in der Beschlussbegründung. Und für den 4. Juni konnte eben nicht nachge-wiesen werden, dass der Saal anderweitig belegt ist. Der Verwaltungsgerichtshof in München hat den Beschluss nachträglich bestätigt und einen Widerspruch der Stadt abgelehnt.Der Juni 2010 ist ein weiterer Akt im Dra-ma um Bamberg und die NPD. Der Beginn der Geschichte liegt drei Jahre zurück. Seit 2007 versucht die Partei, ihre Kader in die Konzerthalle marschieren zu lassen. „Die NPD war nie ruhig. Sie hat immer wieder versucht, ein Wochenende dafür zu be-kommen“, erklärt Ulrike Siebenhaar, Pres-sesprecherin der Stadt Bamberg. Im Jahr 2008 war der Versuch erfolgreich. Erfolg-reich war damals aber auch der Wider-stand. Nicht der juristische, der nützte da-mals wie heute nichts – im Gegensatz zum zivilgesellschaftlichen. Das Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus wurde gegründet und hielt Gegenveranstaltun-gen an der Weide ab, dem Platz zwischen Markushaus und Kongresshalle. Auf dem Maxplatz veranstaltete die Stadt Bamberg ein Fest der Demokratie. Mehrere tausend Bamberger zeigten, dass sie durchaus in der Lage sind, für Demokratie und Tole-ranz einzustehen.

Gegenaktionen geplant: Menschenkette, Protestkundgebungen, Familienfest

Auch in diesem Jahr hat das Bamberger Bündnis viel zu tun, die Aktivitäten für den 4. und 5. Juni zu koordinieren. Für den ersten Tag ist eine Menschenkette geplant. „Die Route ist noch nicht mit der Polizei und der Stadt abgesprochen“, berichtet Werner Schnabel vom Steuerungskreis des Bündnisses. Man denke aber an einen Ring um die Konzert- und Kongresshalle über den Regensburger Ring, die Schweinfurter Straße und den Heinrich-Bosch-Steg. Un-gefähr 3 000 Leute sollen sich um 17 Uhr die Hand reichen und die Kette schließen – sofern die Polizei es nicht als Blockade-Aktion verbietet. Am Samstag geht es mit einem Programm an der Weide weiter: Protestkundgebungen gemischt mit Live-Musik. Am Markusplatz fi ndet ein Famili-enfest statt. Den Abschluss des Tages bildet eine multireligiöse Feier.„Es ist ein riesengroßes Rad, das wir hier drehen müssen“, meint Schnabel zu den Aktivitäten des Bündnisses. Er muss es

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wissen. 30 Jahre war er beim Deutschen Ge-werkschaftsbund (DGB), hat Maikundge-bungen und viele andere Veranstaltungen organisiert. Die Dimensionen des Bamber-ger Bündnisses gegen Rechtsextremismus seien aber mit Abstand die größten. Auch wenn er eingestehen muss, dass das Aus-maß der Gegenaktionen aus dem Jahr 2008 nicht erreicht werden kann. „Beim letzten Mal wurden 50 000 Euro ausgegeben, un-ter anderem von der Stadt. Allein die Ver-sicherung für die Bühne hat 2 000 Euro ge-kostet. Das kann kein Mensch bezahlen.“ Also wurde dieses Jahr abgespeckt: Büh-nenveranstaltungen werden nur am Sams-tag stattfi nden, der Maxplatz wird nicht genutzt, weil er schon belegt ist. Schnabels Arbeit wird von vielen unterstützt. So hät-ten viele Firmen aus Bamberg gespendet, die befürchten, das Image eines braun ge-färbten Standortes könne internationale Kontakte trüben. „Es gibt hier Aktivitäten von Nazis“, versichert Schnabel. Dies zei-ge nicht nur der Parteitag, sondern auch Plakate und Schmierereien. „Wir müssen schauen, dass Bamberg kein rechtes Image bekommt“, appelliert der ehemalige DGB-Funktionär. Auch geht die Korrespondenz des bayerischen NPD-Landesverbandes über ein Bamberger Postfach. Eine wich-tige Rolle bei dieser Aufgabe spielt nach Schnabels Überzeugung auch die Bamber-ger Studierendenschaft. „Uns war immer daran gelegen, Studierende in das Bündnis mit einzubeziehen.“ Mit Erfolg. Schon seit 2006 bemühen sich die Bamber-ger Studierende in einem Antifaschismus-Referat um eine kritische Auseinanderset-

zung mit Rechtsextremismus, Rassismus und Faschismus. Mit kritischem Blick auf den bevorstehenden NPD-Parteitag un-terstützt das Referat daher als Vertreter der Bamberger Jugend im Bündnis gegen Rechtsextremismus jegliche Gegenakti-onen der Gruppe und rufen alle Studieren-den dazu auf, sich an den Aktionen gegen den NPD-Parteitag zu beteiligen.

„festival contre le racisme“ und ande-re Aktionen sollen Rechtsextremismus dauerhaft vorbeugen

Doch die Arbeit des Antifaschismus-Refe-rats geht weit über den NPD-Parteitag hin-aus. Seit 2006 organisiert das sechsköpfi ge Gremium regelmäßig Veranstaltungen, die für Themen wie Faschismus und Rassis-mus sensibilisieren und sich kritisch mit ihnen auseinandersetzen. Dabei stehen Exkursionen zu KZ-Gedenkstätten, Vorträ-ge über deutsche Außenpolitik, aber auch Auseinandersetzungen mit Nationalismus im Fußball auf dem Programm. In Zusammenarbeit mit der freien uni bamberg und antifaschistischen Gruppen

anderer Universitäten veranstaltet das Antifaschismus-Referat dieses Jahr zum dritten Mal in Folge das festival contre le racisme. Das Festival wird sich direkt an die Gegenaktionen zum NPD-Parteitag an-schließen. Rechtsextremismus und Ideolo-gien wie dem Faschismus wird in Bamberg also nicht nur punktuell, sondern ganzjäh-rig entgegengewirkt.

KATHARINA LAMPE

EUGEN MAIER

Weitere Infos gibt es auf www.bamberg-gegen-rechtsextremismus.de und im öf-fentlichen Antifa-Café mittwochs ab 18 Uhr im Balthasar.

Montage: M

ario Nebl

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OTTFRIED hat weder Mühen noch andauernden Zwiebelgeruch gescheut und Bambergs Döner- und Falafelbuden getestet. Heraus kamen überraschende Ergebnisse und bei den Testern ein absoluter Geschmacksoverkill.

Heute schon gedönt?

Besonders von Studierenden bekommt man oft zu hören, dass Döner in Bamberg nichts hergeben. Die Gründe sind meist die Gleichen: zu klein, zu teuer. Aber wie schlecht steht es wirklich um das Döner-Geschäft in Bamberg? OTTFRIED hat die be-kanntesten Läden der Stadt für euch gete-stet.

Marmaris, Obere Königsstraße 9 – 3,50 Euro

Viele sagen, der Marmaris Döner sei der beste in Bamberg, und dem kann ge-schmacklich nichts entgegengesetzt wer-den. Vor allem die Größe überzeugt, da man hier nicht eines der faden, vorgefer-tigten Dönerbrötchen bekommt, sondern ein gut gefülltes Viertel frisches Fladen-brot. Bei der Fleischauswahl ist allerdings Eigeninitiative gefragt, da man ansonsten nur Kalb bekommt. Zudem wäre eine grö-ßere Saucenauswahl wünschenswert. Denn hier gibt es nur Knoblauchsauce – oder nichts. Der Preis ist mit 3,50 Euro zwar ein Minuspunkt, trotz allem lohnt sich das Geld, da die Kombination hervorragend ist. Dies ist auch der Gewinner unseres Tests.

Café Arabica, Kapuzinerstraße 15 – 3 Euro

Das Café Arabica hat eine sehr gute Aus-wahl an Zutaten wie auch an Saucen. Auch der Service ist überdurchschnittlich. Mit drei Euro ist der Döner außerdem durch-aus erschwinglich. Kleiner Geheimtipp: Auf Nachfrage wird das allgegenwärtige ‚türkische Brot‘ gegen hausgemachtes ‚ara-bisches Brot‘ ausgetauscht.

Lo Kanta, Luitpoldstraße 39 – 3,50 Euro

Lo Kanta überzeugt durch das vielfältige Angebot. Mit zwei Saucen sowie zwei Sor-ten Fleisch ist die Auswahl sehr groß und auch am Service ist nichts auszusetzen. Geschmacklich gehört er zur ‚upper class‘ in Bamberg und dafür ist der Preis auch durchaus gerechtfertigt.

Bei Karim, Fischstraße 2 – 3,30 Euro

Das Besondere an dieser Dönerbude ist die Saucenvielfalt. Vor allem Freunde scharfer Gewürze sind hier richtig. Statt des üb-lichen Chillipulvers bietet die rote Sau-ce eine deutlich bessere Alternative. Aber auch an der Auswahl und am Service gibt es nichts auszusetzen.

King Kebap Haus, Luitpoldstraße 48 – 3 Euro

Das King Kebap Haus ist geschmacklich ei-gen. Das liegt vor allem an der süßlichen Sauce, die nicht jedermanns Sache ist. Ins-besondere hapert es hier am Service. Man wird nicht einmal gefragt, wie man den Döner essen möchte und fühlt sich ein we-nig abgefertigt. Zugute halten kann man dem Kebap Haus den günstigen Preis.

Pizza & More, Lange Straße 18 – 3,20 Euro

Die Zutaten des Döners in der Langen Stra-ße sind frisch – man bekommt sogar eine halbe Tomate obendrauf. Geschmacklich ist er durchschnittlich und es fehlt das ge-

wisse Etwas. Schade ist die Preiserhöhung auf 3,20 Euro. Ein kleiner Trost: Der Ser-vice ist hier sehr freundlich und man be-kommt den Döner freitags und samstags auch bis fünf Uhr nachts.

City-Snaxx, Lange Straße 11 – 3,20 Euro

Der City-Snaxx liegt direkt gegenüber von Pizza & More. Auch hier mangelt es nicht an gutem Service, dafür aber am Geschmack. Die rote Gewürzpaste, die in jeden Döner geschmiert wird, ist ein origineller Ersatz für frische Tomaten. Das Gute: Wenn man im Morgengrauen von einer Party kommt, fällt der Geschmack nicht mehr so ins Ge-wicht.

KATARINA JOHANNSEN, DANNY LUGINSLAND

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Falafel – Diese kleinen, runden Bällchen...Döner ist nicht jedermanns Sache. Wir haben auch das vegetarische Pen-dant unter die Lupe genommen. Trotz Schlachthausatmosphäre oder Baustellenlärm haben manche Falafel-Buden kulinarisch etwas zu bieten.

Cesme Kebaphaus, Untere Königsstraße 28 – 3,50 Euro

Das Cesme Kebaphaus befi ndet sich direkt gegenüber einer Baustelle, bei der ein Be-tonmischer fl eißig seiner Arbeit nachgeht. An den Außentischen sitzt man daher aus-gesprochen unidyllisch, zudem bildet sich häufi g ein Rückstau durch die Ampel an der Kettenbrücke.Leider kann die Falafel das Ambiente die-ser ‚verkehrsgünstigen‘ Lage nicht retten. Er ist eine langweilige Standardausführung im Fladenbrot. Immerhin ist die Falafel selbst gemacht, es gibt zwei Saucen (Kräu-ter und eine milde Paprikasauce) und fri-sche Petersilie. Von den Zwiebeln profi tiert man übrigens noch Stunden später. Für ein mittelmäßiges Geschmackserlebnis sind 3,50 Euro vergleichsweise teuer.

Café Arabica, Kapuzinerstraße 15 – 2,50 Euro

Der Innenraum ist im Unterschied zu an-deren Dönerbuden sehr gemütlich und modern gestaltet. Die selbst gemachten Falafelbällchen mit Salat, Weißkraut, Rot-kraut und einer frischen Joghurtsauce er-hält man in einer Brotteigtasche. Leider ist die gefüllte Teigtasche etwas trocken und zäh. Für einen durchschnittlich guten Fa-lafel sind 2,50 Euro im Bambergvergleich sehr günstig.

Imbiss Buhara Interkulinar, Fleischstraße 1 – 3 Euro

Der kleine Döner- und Falafelladen gegen-über des Naturkundemuseums hat es in

sich. Alles wird hier selbst gemacht, vom Brot über die Falafel, bis hin zu einer un-gewöhnlich großen Auswahl an Saucen (Kräuter-, Joghurt- und Spezial-Sauce mit Mayonnaise und Sesam und eine scharfe Sauce). Angesichts des Brotbackofens herrscht in dem Laden mit gefühlten neun Quadratmetern Grundfl äche ein mediter-ranes Klima. Die Falafel kann man sehr empfehlen und ist für drei Euro durchaus erschwinglich.

Bei Karim, Fischstraße 2 – 3,20 Euro

Direkt in der Fußgängerzone wirbt Bei Ka-rim mit dem ‚allerbesten Döner in Bam-berg‘. Für eine Falafel kann man da aller-dings nicht zustimmen. Hier handelt es sich um eine akzeptable Ausführung mit Tomate, Zwiebeln, Salat, Weiß- und Rot-kraut und selbst gemachten Falafelbäll-chen im Fladenbrot. Man kann zwischen drei selbst gemachten Saucen auswählen: Kräutersauce, Knoblauchsauce und der Spezial-Sauce mit Joghurt und Mayon-naise. Die großzügig verwendete Sauce ist zwar gut für den Geschmack, kann aber zu einer esstechnischen Herausforderung werden. Preis-Leistungsverhältnis: OK. City-Snaxx, Lange Straße 11 – 3,20 Euro

Falafel werden hier offenbar eher als un-liebsames Beiwerk betrachtet. Es handelt sich um Tiefkühlware, die in der Mikro-welle er(lau)wärmt wird. Hier wird nicht gefragt, welche Zutaten man möchte, son-dern die Falafel werden einem einfach vor-

gesetzt mit Zwiebeln und Kräutersauce – offensichtlich die einzige, die zur Auswahl steht. Der schlauchartige Innenraum ist im typischen Dönerbudenstyle gehalten: weiße, leicht schmierige Kacheln und Ne-onlampen lassen die Assoziation Schlacht-hausatmosphäre aufkommen. Allemal eine Notlösung, falls nichts anderes mehr offen hat.

Lo Kanta, Luitpoldstraße 39, vegetarischer Dürüm für 4 Euro

Während man auf der Speisetafel noch die Falafel sucht, presst die verschleierte Ver-käuferin in dem orientalisch gekachelten Lo Kanta gerade ein Stück Teig durch eine Maschine. Heraus kommt ein hauchdünner Teigboden, den sie in ihren Ofen schiebt. Da Falafel nicht lange frisch bleiben, wie sie erklärt, gibt es hier nur selbst gemachte vegetarische Dürüm mit gebratenem Ge-müse und Schafskäse. Das Geschmackser-lebnis ist vorzüglich: nicht zu trocken und sehr aromatisch durch die Joghurt- und Knoblauchsauce und die scharfen Zwie-beln. Wer kein erfahrener Dürüm-Esser ist, braucht allerdings Mut zum eingesauten T-Shirt. Auf jeden Fall ihr Geld wert!

KATHARINA MÜLLER-GÜLDEMEISTER

Fotos: Katarina Johannsen

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Eltmann. Metropole der Hassberge. Auf-strebende Industriestadt Unterfran-kens. Letztes freies Bollwerk vor den al-les umschlingenden Tentakeln der Krake Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Mag es auch verwundern, dass außerhalb Eltmanns kaum jemand jemals von die-ser „Stadt“ gehört hat, geschweige denn jemals dort gewesen ist. Selbst die rund 5 000 Einwohner Eltmanns sind sich nicht über die korrekte Schreibweise ih-rer Heimatstadt einig, wie ein Graffi ti am Bahnhofsgebäude „Eltann Crime“ (sic!) hervorragend belegt. Dass sich dieses Kaff nun bei vielen Bamberger Bahncard-In-habern allgemeiner Beliebtheit als ima-ginärer Abfahrtsort auf den Zugtickets Richtung Nürnberg erfreut, hat „Eltann“ allein der rücksichtslosen Expansionspo-litik der allesamt windigen und geldgie-rigen Führungskräfte des VGN zu ver-danken.Denn die Bahncard, mit welcher der brave Bamberger Bürger sich bisher die Reise in die Stadt der Nürnberger Prozesse ver-süßte, wurde nun durch die Annexion des Landkreises Bamberg obsolet. Doch damit nicht genug. Ausgerechnet die Schwächsten der Gesellschaft trifft es am härtesten: die Studierenden. Konnten jene früher, in besseren, freieren Tagen, noch bequem für die Fahrt nach Nürnberg ihr Semesterticket durch eine Fahrkarte von Hirschaid nach Nürnberg ergänzen, sind sie nun gezwungen, dafür in Hirschaid auszusteigen, denn nur dort – so will es der undurchsichtige Ratschluss des VGN – kann man ein Ticket mit Hirschaid als Abfahrtsort lösen. Jedem, der schon einmal unfreiwillig ei-nen Zwischenhalt in Hirschaid einlegen musste, muss man nicht erklären, welche Greueltaten diese Stadt einem an der See-le zufügt.Als Opfer dieses Systems lässt sich kaum erahnen, dass es auch Profi teure, Aasgei-er und Kriegsgewinnler der New Order gibt. Man nehme allein den jungen am-bitionierten Herrn, der seine Drogensucht dadurch fi nanziert, dass er mit der Mobi-card im Dauerpendel unbedarfte Reisen-de zwischen Bamberg und Nürnberg mit-nimmt und ihnen so den vollen Fahrpreis erspart, jedoch einen nicht unbeträcht-lichen Gewinn einfährt, dessen genaue Höhe sich allein an seinen THC-geröteten Augen erahnen lässt.Armes Deutschland!

S P O T T

Wir Opfer!VON ELPIDA LAZARIOTIS UND JOHANNES HARTMANN Thomas,

der TratschonkelMan mag es kaum glauben, aber Bamberg ist nicht nur für sein Bier und die wun-derschöne Altstadt be-kannt. Hier wurden rich-tige Promis geboren oder haben hier ihre ersten Geh-versuche gemacht.Am bekanntesten ist wohl Thomas Gottschalk, der am 18. Mai 1950 im Mar-kushaus das Licht der Welt

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erblickte. Leider hat er Bamberg gleich nach sei-ner Geburt wieder verlas-sen. Doch von wem wusste man bisher noch nicht, dass er oder sie ein bisschen Gla-mour nach Bamberg brin-gen würde?

Tatti, die TittenwitweEine weitere bekannte Per-sönlichkeit ist – oft kopiert und nie erreicht – Tatja-na Gsell, die damals noch ganz unschuldig Tanja Eli-sabeth Gick hieß. Im Ge-gensatz zu Thomas Gott-schalk ist sie zwar nicht in Bamberg geboren, ver-brachte jedoch ihre Jugend in der Weltkulturstadt. Die am 21. März 1971 gebore-ne „Busenwitwe“ besuchte die Graf-Stauffenberg-Re-alschule in Bamberg, brach ihre Schullaufbahn im De-zember 1987 frühzeitig ab

und begann eine Ausbil-dung als Kosmetikerin – Wer hätte es anders erwar-tet? Mit 22 Jahren lernte sie ihren künftigen Gatten kennen, den 45 Jahre äl-teren Schönheitschirurgen Franz Gsell. Mit dieser Eheschließung änderte sich nicht nur ihr Name, sondern auch ihre „Karrie-re“. Allseits bekannt ist Tat-jana Gsells ausschweifen-der Lebensstil, der ihr auf ewig einen sicheren Platz in der Liste der nervigsten Möchtegernpromis sichert.

Arthur, der AbrahamEinen erfreulicheren Wer-degang legte ein junger Mann namens Arthur Ab-raham hin. Kaum zu glau-ben, aber der 30-Jährige begann seine Boxkarriere in der Boxerhalle des ETSV 1930 Bamberg mit gerade einmal 16 Jahren. Damals trainierte er noch zusam-men mit seinem Bruder und heimste für den Bam-berger Boxverein zwei Siege ein, bis ihn Uwe Schulze vom Box-Club 1. FC Nürn-berg entdeckte und sein Talent förderte. In seiner Profi boxkarriere musste Abraham nur eine Nieder-lage einstecken und das

bei 32 Kämpfen. Legendär ist sein Kampf gegen Edi-son Miranda. Am 23. Sep-tember 2006 verteidigte Abraham seinen IBF-Welt-meistergürtel mit einem doppelt gebrochenen Un-terkiefer. Nachdem er acht Runden mit seinen Brü-chen boxte, nahm er nicht nur den Sieg mit, sondern auch 22 Schrauben und zwei Titanplatten. Noch heute besucht Arthur Abraham jährlich den Box-stall in der Brennerstraße.

MIRIAM SCHEFFLER

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OTTFRIED: Wie war’s im Studio?Jonas: Aufregend war’s! Anstrengend, lus-tig, traurig und im Großen und Ganzen sehr vielseitig.

Bald erscheint euer drittes Album, Alarmstufe Brot. Auf diesem Gebiet habt ihr also schon Erfahrung. Was war diesmal anders?Jonas: Was die Texte betrifft, haben wir uns dieses Mal wirklich zusammengesetzt und sie gemeinsam an einem Tisch ge-schrieben. Wir haben versucht, einen neu-en Style reinzukriegen, um Abwechslung zu haben und zu variieren. So was kann nur funktionieren, wenn man zusammen arbeitet.

Wolltet ihr euch bewusst weiterentwi-ckeln?Jonas: Weiterentwickeln will man sich im-mer, zumindest ist der Anspruch da. Ob es auch gelingt, müssen die anderen ent-

scheiden. Textlich auf jeden Fall. Wir ge-ben uns immer mehr Mühe und haben vor allem mehr Mut, Dinge auch mal wegzu-schmeißen.Mike: Musikalisch haben wir jetzt ein paar Sachen mit unserer Live-Band eingespielt. Die anderen Sachen waren bisher rein syn-thetisch. Peter: Man muss sich einfach weiterent-wickeln, zweimal das Gleiche zu kicken, macht keinen Sinn.

Drei Alben und diverse Auftritte außer-halb Bayerns sind ja eine sehr positive Bilanz. Schafft man den Sprung von Bamberg auf die großen Bühnen bun-desweit?Jonas: Entweder es ist ein zu leichter Sprung und die Bamberger machen sich’s zu kompliziert oder es ist ein zu schwerer Sprung. Wir wollen zwar schon alle Leu-te ansprechen, konzentrieren uns aber auf den bayerischen Raum. Gerade im Unter-grund-Hip Hop läuft alles über Kontakte ab. In Franken kennt man sich, man trifft immer dieselben Gesichter, man tauscht sich aus. Da ist es auch leichter, an Auftritte zu kommen.

Hat man in Großstädten bessere Chan-cen?Mike: Nee, dort tut man sich auch nicht leichter. München zum Beispiel hat einige gute Leute, die aber auch überwiegend im Untergrund aktiv sind. Die Möglichkeiten im Hip Hop sind einfach sehr beschränkt. Wenn man guten Hip Hop aus idealisti-schen Hobbygründen machen will, kann man nicht wirklich Geld verdienen. Dann sollte man sich auch von der Vorstellung der großen Bühne verabschieden.

Wie sieht die Hip Hop-Szene in der Re-gion aus?Jonas: In Bamberg gibt’s einen Haufen ak-tiver Leute. In Erlangen, Würzburg, Nürn-berg sind auch ein paar coole Sachen am Start. Es gibt viel im Bereich Rap, aber ich habe das Gefühl, dass Bamberg das mei-ste Potenzial hat. Alle machen ein bisschen was anderes, man hat viel Abwechslung.Mike: Jeder fi ndet seine Nische. In so ei-ner kleinen Stadt kann man einfach relativ viel reißen, vielleicht sogar mehr als in an-deren Städten. In Bamberg geht auf jeden Fall was.

Woher kommt die Inspiration in Bam-berg?Jonas: Man hat hier mit so vielen, so unter-schiedlichen Menschen zu tun. Großstadt bedeutet nicht unbedingt größere Auswahl.

Und wenn doch, nutzt man die dann über-haupt? Hier ist man gezwungenermaßen mit sehr vielen unterschiedlichen Men-schen zusammen, nicht nur musikalisch, sondern auch kulturell. Das gibt einem schon einen gewissen Anstoß und Inspira-tion. Es ist einfach alles bunt gemischt.

Ist die Domstadt auf eurem neuen Al-bum wieder ein Thema?Mike: Nein. Es musste mal sein, dass man sich über seine Stadt auslässt, aber jetzt kann man auch wieder mit anderen The-men weitermachen. Jonas: Die Stadt gibt auf jeden Fall viel her, aber man muss deswegen nicht immer er-zählen, dass man aus Bamberg kommt. Das macht unser Name ja schon.

Ein fränkischer Name ist für eine Hip Hop-Combo ja nicht gerade typisch. Seid ihr schon öfter darauf angespro-chen worden?Mike (lacht): Ein Rapper aus München hat mal gemeint, wir sollen uns bitte ei-nen neuen Namen suchen. Die Musik sei schon cool, aber mit dem Namen kämen wir nicht weit.Jonas: Ich fi nde, wir haben einen guten Na-men erwischt, wenn ich mir die anderen Hip Hop-Sachen so anschaue. Auf jeden Fall einen realen Namen. Er sagt aus, wo wir herkommen, und darum ging’s im Hip Hop schon immer.

REBECCA WILTSCH

Bambägga backen BrotFoto: Paul Linssen

Bäckereifachverkäufer: Jonas MC, Cony MC, DJ Mighty Mike und Peterbeats

Die Bamberger Musikszene besteht nicht nur aus den Symphonikern. Wieviel mehr die Domstadt euren Ohren zu bieten hat, wollen wir in den nächsten Ausgaben vorstellen. Im ersten Teil sprechen wir mit den Hip Hoppern Bambägga, die keine kleinen Brötchen mehr backen.

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„Ich schreibe aus dem Bauch heraus!“Herr Bello, Lippels Traum und das Sams: Paul Maar ist einer der be-kanntesten und erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautoren. Mit seinen Geschichten begeistert er Generationen von Lesern. Heute lebt er mit seiner Frau in Bamberg.

Am Montag kommt Herr Mohn, am Diens-tag hat man Dienst und am Freitag dafür frei. Am Sonntag scheint die Sonne. Und am Samstag? Ja, ist doch logisch: Dann kommt das Sams. Dieses Wortspiel dürf-te vielen Lesern in Erinnerung geblieben sein. Das Sams ist Paul Maars bekannteste und garantiert beliebteste Romanfi gur. Dabei hat Maar, als er angefangen hat, die Ge-schichte über das seltsame Wesen im Tau-cheranzug mit den blauen Wunschpunk-ten auf der Nase, zu schreiben, zunächst gar nicht an eben dieses seltsame Wesen gedacht. Sondern an seinen „Papa“, Mar-tin Taschenbier. Der schüchterne, ange-

passte Herr Taschenbier, der sich von allen herumschubsen lässt, war zuerst da. Doch er brauchte noch ein Gegenstück. So wurde aus einer Tabelle, in der alle gegenteiligen Charakterzüge von Herrn Taschenbier auf-gelistet waren (also: schüchtern - mutig, in-trovertiert - quatscht jeden an), schließlich das Sams geboren. Und das ist „wirklich eine grandiose Idee gewesen“, lacht Maar. Wenn man den 73-Jährigen fragt, warum er Kinderbücher schreibe, antwortet er auch auf die Gefahr hin, fl apsig zu klingen: „Weil ich das besonders gut kann.“ Zunächst hatte er kleinere Sachen für Erwachsene geschrieben. Als er dann jedoch Vater wur-de, fi ng er an, Bücher für Kinder zu schrei-

ben. Und die fanden seine Geschichten klasse. Sein Erfolg und zahlreiche Aus-zeichnungen sind der beste Beweis. Denn „nicht jeder, der gut schreiben kann, kann damit auch Kinder erreichen“, betont Maar. Man müsse sich eine gewisse Kindlichkeit bewahren und die auch rüberbringen kön-nen. Die Psychologie der Figuren müsse genau gezeichnet sein, genauso wie Dra-maturgie und Höhepunkt gut gesetzt sein müssen. Aber trotzdem immer „aus dem Bauch heraus“. Dann funktioniere es auch, ein Kinderbuch wie „Eine Woche voller Samstage“ zu schreiben, in dem eigentlich so gut wie keine Kinder vorkommen. Das junge Publikum kann sich problemlos in

dem naiven, leicht kindlichen Taschenbier wiederfi nden. Auch, wenn dieser schon ei-nige Jahre mehr auf dem Buckel hat als die Kleinen.Bamberg ist Maars Wahlheimat. Der gebür-tige Schweinfurter verbrachte seine Schul-ferien oft in der Domstadt bei seiner Tante. Hier gab es Sonne, keine Schule, aber dafür umso mehr Eis. Außerdem „konnte ich so lange schlafen, wie ich wollte“. Er schätzt die kurzen Wege und dass er überall zu Fuß hingehen kann. Sein liebstes Bier ist Keesmann Bräu. Nur die vielen Touristen, die nerven ihn ein wenig. So sehr wie die Touristen nimmt er die Stu-dierenden allerdings nicht wahr. Obwohl sie die Stadt seiner Meinung nach beleben und verjüngen, hat er ansonsten eher we-nig Bezug zu ihnen. Bei den Studierenden-protesten allerdings hat er sich solidarisch gezeigt und sich dafür ausgesprochen, dass die Studierenden und ihre Forderungen angehört werden und sie nicht sofort die besetzte U7 räumen sollten.

Vor dem Bücherschreiben kam das Bü-cherschleppen

Er selbst studierte in Stuttgart Malerei und Kunstgeschichte. Damals sei es „sehr viel lockerer“ gewesen, die Studierenden waren nicht in ein so enges Zeitkorsett geschnürt wie heute. Auch der Wechsel zu anderen Studienfächern sei wesentlich einfacher gewesen. Um sein Studium fi nanzieren zu können, arbeitete Maar in den Ferien im Brockhausverlag. Allerdings nicht im Lek-torat, wie man es erwarten könnte, sondern kistenschleppenderweise im Lager. Sein Schwager, Michael Ballhaus, verschaffte ihm nach einem zweitägigen Crashkurs ei-nen Job als Kamera- und Tonassistent. Da-bei sammelte er wertvolle Erfahrungen, die er später beim Schreiben der Drehbücher für die Verfi lmungen seiner Bücher nutzen konnte. So wie bei den Sams-Filmen, die übrigens in Bamberg gedreht wurden. Das Haus von Martin Taschenbier, in dem das Sams fröhlich seinen Unfug treibt, steht in der Judenstraße 16.Dass seine Bücher so zeitlos sind und auch heute noch gerne von vielen kleinen Le-sern verschlungen werden, liegt auch da-ran, dass Maar auf seine Wortwahl achtet: „Ich versuche nicht, die Jugendsprache nachzuäffen.“ Hätte er tolle Dinge damals mit „dufte“ oder „knorke“ beschrieben, wären das Sams, der tätowierte Hund und Lippel vielleicht in den Regalen der Sieb-ziger und Achtziger stehen geblieben und hätten womöglich nicht den Weg in heu-tige Kinderzimmer gefunden - gut, dass es nicht so gekommen ist.

VIKTORIA KLECHAAutor und Location: Paul Maar vor dem Sams-Haus in der Judenstraße.Foto

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Außen prächtig, innen kreativIm Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia werden jedes Jahr Künstler aus unterschiedlichen Sparten und Ländern eingeladen und deren Projekte gefördert. OTTFRIED stellt die Bamberger Kultureinrichtung und die diesjährigen Gäste vor.

Im alten Rom stand der Name Concordia für die Göttin der Eintracht und Harmo-nie. Der Mythologie nach fördert sie das friedvolle Zusammenleben der Bürger und sorgt für Einheit. Im Bamberg von heute bezeichnet Concordia zwar keine Gottheit, aber immerhin einen Ort, den man ohne weiteres paradiesisch nennen könnte. Die-ser Ort ist eine Villa. Sie liegt am Fuß des Stephansbergs und ihre stolze Barockfas-sade grenzt ans Ufer der Regnitz. Wenn man am Fluss entlang in den Hain spaziert, kann man auf der gegenüberliegenden Flussseite den prächtigen Bau bewundern. Doch hier soll kein neuer Mythos geschaf-fen, sondern ein Blick ins Innere der Villa geworfen werden.

Die Idee hinter der prächtigen Fassade

Jedes Jahr werden insgesamt zwölf Künst-ler aus Deutschland und jeweils einem an-deren Land nach Bamberg eingeladen. In diesem Jahr ist Portugal zu Gast. Sie alle bekommen für elf Monate ein Stipendi-um, um in Bamberg an eigenen Projekten zu arbeiten. Dabei haben die Künstler kei-ne offi ziellen Verpfl ichtungen und sind in ihrem Schaffen und ihrer Zeitgestaltung weitgehend freigestellt. Einige führen wäh-rend des Stipendiums auch Projekte au-ßerhalb Bambergs fort. Neben einer fi -nanziellen Förderung von 1 500 Euro im Monat, werden den Künstlern ein eigenes Apartment und ein Atelier zur Verfügung gestellt, wenn es deren Projekte erfordern.

Diese großzügige Gabe richtet sich an be-reits etablierte Künstler, die sich durch frühere Projekte einen Namen gemacht haben. Mögliche Kandidaten können sich daher nicht selbst bewerben, sondern wer-den von einem Kuratorium vorgeschlagen. Das Bayerische Staatsministerium für Wis-senschaft, Forschung und Kunst ernennt dieses achtköpfi ge Auswahlkuratorium und fällt die Entscheidung, welche Künst-ler eingeladen werden. Mit dem Auftrag, die Kunst zu fördern und das kulturelle Leben in der Region zu bereichern, wurde die Villa 1997 gegründet. In den 13 Jahren seit der Eröffnung war Bernd Goldmann als Direktor im Amt. Anfang April dieses Jahres hat Nora-Eugenie Gomringer, die OTTFRIED in der letzten Ausgabe vorstellte, offi ziell die Leitung übernommen. Die Idee der Villa Concordia wird ihrem Namen gerecht, indem sie die verschie-denen Künste miteinander vereint. So ge-hen die Einladungen zu gleichen Teilen an Künstler aus Bildender Kunst, Literatur und Musik. Ganz im Sinne der Göttin Con-cordia also. Doch jetzt sollen die Künstler zu Wort kommen. Infos zu aktuellen Aus-stellungen fi ndet ihr unter:www.villa-concordia.de.

JANA WOLF

Foto: Sven Keiner

Auf den folgenden Seiten stellen wir euch die diesjährigen zwölf Künstler der Villa vor.

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Wir sind dieDr. Kurt Kreiler (Literatur)

„Nach der Veröffentlichung meines Buchs Der Mann, der Shakespeare erfand – über die Autorschaft der Shakespeare’schen Werke und das Leben von Edward de Vere, Earl of Oxford – werde ich über den Mann, den ich für Shakespeare halte und als diesen beschrieben habe, eine größere literarische Erzählung verfassen. Sie wird im Jahr 1575/76 spielen, in dem der Earl of Oxford die italienischen Fürstenhöfe besuchte und auch die einfachen Leute kennenlernte. In dem Jahr, als er Venedig, Padua, Mantua, Parma, Genua, Mailand, Florenz und Siena bereiste.“

geboren in 1950 in München

Luís Antunes Pena (Musik)

„Ich lebe in einer Zeit, in der Musik fast ausschließlich aus Lautsprechern kommt. Ob man eine Oboe aber unmittelbar hört oder durch einen Lautsprecher, ist etwas ganz anderes. Meine gesamte Klangwelt ist von der Elektronik beeinfl usst und ich kombiniere die Welten der instrumentalen und der elektronischen Musik oft. Wenn ich pure instrumentale Musik schreibe, versuche ich manchmal, die Klangwelt der elektronischen Musik nachzuahmen. An-

geboren 1973 in Lissabon/ PortugalMatias Becker (Bildende Kunst)

„Siebdrucke und Zeichnungen nehmen den größten Teil meiner Arbeit ein. Das will ich weiterführen und bildhauerisch und in-stallativ ausweiten. Mit den Drucken lässt sich das schön umsetzen, weil sie viel pla-kativer und serieller einsetzbar sind als die Zeichnungen. Meine Drucke enthalten oft Elemente, die fast schon skulptural sind.

geboren 1974 in München

Dulce Maria Cardoso (Literatur)

„I want start a novel about the history of Portugal. Portugal used to be an empire with colonies in Africa and other conti-nents. In 1975 we had a revolution there and people from colonies were relocated to Portugal. I grew up in Angola and I went through that civil war. Then my family had to emigrate to Portugal. It was a very diffi cult time because Portugal was going through a lot of trouble during these years. So the novel will deal with that period.”

geboren 1964 in Trás-os-Montes/ Portugal

Laura Konjetzky (Musik)

„Ganz zentral in meiner Arbeit als Kom-ponistin und Pianistin ist der Klangraum Flügel und der Corpus Flügel. Ich möch-te weiterhin neue Klänge erforschen und neue Wege fi nden, performative Elemente in Kompositionen einzubeziehen. Für mich ist auch die Identität von Klängen und das Erfassen und Verändern dieser Identität sehr wichtig. Die Zeit hier wird eine Reise in innere Räume sein, ich wer-de aber auch mit offenen Augen und Ohren durch Bamberg und Umgebung laufen, um Orte zu suchen, die mich inspirieren, dort einen Flügel aufzustellen und ein Konzert zu spielen.“

geboren 1977 in München

Susanne Röckel (Literatur)

„Ich habe vor, eine Art Horrorroman zu schreiben, der in drei verschiedenen Jahr-hunderten spielt. Es geht um die Bedro-hung einer Stadt durch vorzeitliche men-schenfressende Organismen, vor allem aber um verschiedenartige Reaktionen der Beteiligten darauf. Eine Protagonistin ist eine Prinzessin, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einem fi ktiven deutschen Fürstentum lebt und unter Ängsten und Halluzinationen leidet. Keine Liebesge-schichte, keine Familie, keine Läuterung durch Entwicklung. Mehr kann ich im Moment noch nicht sagen, weil mir vieles selbst noch nicht klar ist.“

geboren 1953 in Darmstadt

dersherum bringt mich die elektronische Musik auf neue Ideen in der Instrumen-talwelt. In nächster Zeit werde ich an einem Or-gelstück arbeiten. Darauf freue ich mich sehr, weil diese Orgel speziell für Neue Mu-sik gebaut worden ist. Sie verfügt über ein Schlagzeugregister und manche Improvi-sationen klingen auf dieser Orgel wirklich wie elektronische Musik.“

Diese möchte ich bildhauerisch aufgreifen und sie miteinander in Bezug setzen. Sowohl bei den Zeichnungen als auch bei den Drucken arbeite ich oft mit Material aus Zeitschriften. Bei den letzten Drucken habe ich einiges aus Ratgebern genommen, zum Beispiel wie man VW-Busse umbaut oder Schnaps brennt.“

Villa Concordia

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Viera Janárceková (Musik)

„Meine Vorliebe gilt den Streichinstru-menten – neben vielen Solostücken, Duos, Oktetts, habe ich bereits sieben Streich-quartette geschrieben. In Bamberg würde ich gerne mit einem Gymnasiums-Orche-ster zusammenarbeiten und ich hätte eine Idee für eine Komposition für das Studen-tenorchester. Zu diesem Laienorchester würde ich einen professionellen Cellisten dazukomponieren. Der Kontrast zwischenden beiden verschiedenen Ebenen könnte sehr fruchtbar für beide Seiten sein. Der Cellist müsste allerdings wirklich ein Kön-ner sein, der in neuen Techniken versiert ist und einen virtuosen Part hinlegt, um die Studenten mit seinem Spiel zu befl ü-geln.“

geboren 1951 in Svit/ Slowakei

José Rico Direitinho (Literatur)

„I want to write a novel about the last man in an imaginary village in the north of a rural area in Portugal. Other people alrea-dy died or they went to the cities to work. The novel is reconstructing the man’s past and the past of his village. It is also the sto-ry of collecting the knowledge about plants and how to treat sicknesses with infusions. And then an emigrant comes to the village – in my book maybe an Ukrainian or Mol-dovan – somebody who can give hope to the village.

geboren 1965 in Lissabon/ Portugal

Paul Engel (Musik)

„Zunächst möchte ich mich bei der Villa Concordia und dem Freistaat Bayern für die Einladung zu diesem Studien- und Ar-beitsjahr in Bamberg sehr herzlich bedan-ken.Mein Plan für diese Zeit ist, ein bereits in Arbeit befi ndliches Orchesterstück fer-tig zu schreiben. Es nennt sich Rochade - eine Sinfonia Concertante für Klarinet-te, Violine, Violoncello, Klavier und ein großes Orchester. Ein weiteres Projekt ist die Komposition eines virtuosen Konzert-stücks für Schlagzeug und Orchester. An-sonsten lasse ich mich überraschen, was sich ergibt, möglicherweise auch in Zusam-men arbeit mit den hier akkreditierten Künstlern. Ideen sind reichlich vorhan-den.“

geboren 1949 in Reutte/Tirol

Andreas Feist (Bildende Kunst)

„Ich habe mich die letzten sechs Jahre ex-zessiv mit dominanten Räumen auseinan-der gesetzt und mit meinen Installationen entweder mit oder gegen die Architektur gearbeitet. Ich werde mich durch Bamberg selbst inspirieren lassen und interessante Räume ausfi ndig machen. Das kann so-wohl ein sakraler Raum sein als auch ein barocker Raum in der Villa Concordia.Möglicherweise ergibt sich auch etwas mit dem Bamberger Vogelsaal im Naturkunde-museum. Das ist ein frühklassizistischer Raum mit vielen Vitrinen und einer sehr hohen Eigendominanz. In solchen Räumen ist es generell sehr schwierig auszustellen, aber genau das habe ich mir ja zur Aufgabe gemacht. Ich muss mich da noch inspirie-ren lassen. Dazu setze ich mich gerne eine Stunde in den Raum und dann weiß ich meistens, was ich machen will.“

geboren 1968 in München

João Leonardo (Bildende Kunst)

„I have one big project in mind, which is to collect and recycle all the cigarette butts that I can fi nd. And basically, that’s it (lacht). I’m planning to make sculptures and use the fi lters as a tool for drawing. Those fi lters are very unique. Each of them was sucked. So there’s a kind of oral fi xati-on about them (lacht). You’ll see. As the project started, I made a lot of works with things that I use myself but this year I decided to open up my approach. So it’s not just my own cigarettes. It’s from everybody or from everywhere in Bamberg.“

geboren 1974 in Odemira/ Portugal

Filipa César (Literatur)

„I’m writing a fi lm script about a real and recent story of legal criminality: a man that tested the European bank system, overcoming fear and presenting his robbe-ry as urgently needed action of civil diso-bedience. The ‘legal’ bank robber is going to play himself in that documentary fi lm. The other actors are no professional actors either.“(Nicht auf dem Bild)

Interviews: KATHARINA MÜLLER-GÜLDEMEISTER

geboren 1975 in Porto/ Portugal

With this novel I want to close a circle. Be-fore, I wrote two novels and short stories, which all take place in the same village. It is like a mirror of what is happening in Por-tugal in the interior of the rural area, where many villages already have no citizens any more. But in some there are people and emigrants, who are using the houses and starting to live there.“

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Actionreicher Mythos ohne SeeleEin neuer Trend erobert das Kino. Wenn ein Film gesehen werden will, heißt das Erfolgsrezept momentan: 3D. Doch der Effekt heiligt nicht in allen Fällen das Drehbuch – wie im Falle von Kampf der Titanen, einem Fantasy-Remake des gleichnamigen Films von US-Regisseur Desmond Davis.

3D ist in, Kampf der Titanen frisch in den Kinos. Ein Erfolgsrezept scheint wohl der australische Schauspieler Sam Worthington zu sein. Zumindest dachte Regisseur Louis Leterrier das wohl, nachdem er den Shoo-tingstar aus Avatar zur Hauptfi gur seines neuen Werkes machte. Neben Worthington als Halbgott Perseus geben sich bekannte

Schauspieler wie Liam Neeson als Zeus und Ralph

F i e n n e s

a l s Bösewicht Hades die Ehre.Der Titel täuscht: Hier geht es nicht um Titanen, sondern um den Kampf der Götter gegen die Menschen, die sich gegen die Tyrannei ihrer Schöpfer erheben. Das Drehbuch bedient sich, wie schon ange-klungen, der griechischen Mythologie und man sollte meinen, der Stoff lasse genü-gend Raum für Drama, große Emotionen

und Abenteuer. Doch obwohl die Hand-lung die Perseus-Sage nacherzählt, er-scheint der Film seltsam inhaltslos. So, als hätten die Drehbuch-Schreiber sich nicht für eine Geschichte entscheiden können und vor allem, als sei ihr Hauptmotiv ge-wesen, mehrere Elemente zu kombinieren, die einen Action-Film eben ausmachen. Der Film scheint aus mehreren Motiv-schnipseln griechischer Mythen zu beste-hen. Es gibt ein obligatorisches Ungeheuer, nämlich den Kraken, Kämpfe mit Riesen-

Skorpionen, Dämonen aus der Wüste. Für kurzes Schau-

dern sorgt die

Fahrt über den Styx zu drei blin-den Hexen. Beim Ritt auf Pegasus, dem fl iegenden schwarzen Pferd, sollten wohl die 3D-Effekte besonders zur Geltung kommen. Wer Avatar gesehen hat, wird

allerdings von diesem 3D-Erlebnis ent-täuscht sein. Die Produzenten entschieden sich beim Filmen für herkömmliche 2D-Kameras. Das Material wurde erst später digital als 3D-Film umgerechnet und so fehlt im Kinosaal die Tiefenschärfe.Auch an der Umsetzung wurde gespart: Der Endkampf mit dem Riesenkraken endet schnell und unspektakulär. Perseus hält dem Kraken kurz das Medusenhaupt vor die monströsen Augen und dieser wird zu Stein. Der Zuschauer wartet hier auf den Punkt der höchsten Spannung im Sinne des klassischen Dramas - aber der Film en-det so abrupt wie er beginnt. Die Figuren selbst durchleben während der Handlung

keine persönliche Entwicklung, zumin-dest keine, die man ihnen

abkauft. Auch die integrierte Liebesge-schichte zwischen Io und Perseus wirkt als hätte man im Drehbuch kalkuliert, dass eine Romanze als Nebenstrang für mehr Publikum sorgt.Herausgekommen ist bei dieser Neu-aufl age ein actionreiches, bildgewaltiges Spektakel, das aber recht seelenlos und unglaubwürdig daher kommt. Den roten dramaturgischen Faden vermisst man als Zuschauer, obwohl zugleich die Handlung vorhersehbar ist. Wer auf Action und un-geheuerliche Gestalten steht, ist hier nicht ganz falsch, wem es allerdings auf eine im doppelten Sinn fantastische Handlung – auch in 3D – ankommt, dem sei vielleicht eher Alice im Wunderland von Tim Bur-ton empfohlen: Hier wird eine bekannte Geschichte auf einfallsreiche und skurrile Art neu erzählt.

ANJA BARTSCH

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So pleite sind die

Mit dem Bundesliga-Volleyball in Bamberg ist es wohl vorbei. Der VC Franken stellte den Insolvenzantrag und verlor die Lizenz. Auch dem Fußballverein FC Eintracht Bamberg droht die Pleite. Die Zukunft ist bei beiden Vereinen noch unklar.

Über 4 000 Zuschauer tummelten sich im Mai 2007 im Bamberger Stadion beim Spiel gegen den TSV Großbardorf. Der FC Eintracht Bamberg ist am Ende einer furi-osen Saison, der ersten Saison in der Bay-ernliga nach zehn Jahren Abstinenz. Die Euphorie ist groß.Im Mai 2010 sieht es schon ganz anders aus. Nicht einmal 400 Zuschauer kamen zum Heimspiel gegen die Stuttgarter Ki-ckers – und das, obwohl die Mannschaft jede Unterstützung gebrauchen kann. Sie kämpft in der Regionalliga Süd gegen den Abstieg – als beinahe einziger Verein ohne Profi s. Dem Verein droht die Insolvenz, die Spieler warten seit Monaten auf ihre Ge-hälter.Mit dem Aufstieg in die neu gestaltete Re-gionalliga 2008 stiegen auch die Anforde-rungen durch den DFB, wie etwa die Tren-nung der Fangruppen oder ein Raum für die Dopingkontrolle. Außerdem waren neue Kabinen nötig und die altehrwürdige Holztribüne musste weichen. Die Gelder dafür kamen zwar von der Stadt Bamberg, doch auch der Verein musste investieren, so wie vergangenen Dezember, als man – nicht einkalkulierte – 80 000 Euro für die Flutlichtanlage aufbringen musste.

10 000 Euro Verlust pro Spiel

Während des Stadionumbaus spielten die Bamberger im benachbarten Weismain. Doch auch nach der Rückkehr in den

Fuchs-Park kamen nicht mehr so viele Zu-schauer wie sich der Verein erhofft hatte. Mit 1 500 hatte er kalkuliert, 360 waren es zuletzt.Aktuell macht der Verein bei jedem Spiel etwa 10 000 Euro Verlust. 200 000 Euro Schulden haben sich bereits angehäuft. „Seit Januar suchen wir nach einem In-vestor“, sagt Manager Jan Vetter. Erfolglos. Auch Spendenaufrufe an die Fans spül-ten nicht genügend Geld in die klammen Kassen. „Wir kämpfen ums Überleben“, so Vetter. Deshalb berät der Vorstand aktuell über einen Insolvenzantrag.

DVL entzog dem VC Franken die Lizenz

Den Gang zum Insolvenzgericht hat der Volleyball-Verein VC Franken bereits hin-ter sich. Bundesliga-Volleyball in Bamberg ist damit wohl Geschichte. Die Deutsche Volleyball Liga (DVL) entzog dem Verein die Lizenz, der VC Franken muss abstei-gen.Dabei hatte alles so gut angefangen. Der VC Franken, der die Lizenz der in Elt-mann ansässigen Eschenbacher Volleys übernommen hatte, gastierte seit Okto-ber vergangenen Jahres in der Jako-Are-na. Die Partien der Volleyball-Bundesliga lockten im Schnitt 1 100 Zuschauer an. „Die Bedingungen der Halle waren ideal“, schwärmt der damalige sportliche Leiter und Zweite Vorsitzende, Jochen Hauke. Von der ganzen Liga habe man Anerken-

nung bekommen. Der Etat sei zwar klein gewesen, doch sportlich lief es rund, am Ende der Saison erreichte der VC Franken mit Platz sechs die Playoffs.Als der Erste Vorsitzende Patrick Loos zurücktrat, wurde deutlich, dass der Ver-ein monatlich 50 000 Euro Verlust ge-macht hatte. „Er hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, sagt Hau-ke. Loos habe mit Absicht Sponsoren und Partner getäuscht. Patrick Loos spricht in einer Stellungnahme von „Hetzjagd“ und „Rufmord“ gegen seine Person. Derzeit er-mittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.Für den Fall, dass der neue Verein in der zweiten Liga bleiben darf, werden die Spieler nicht zu halten sein. „Die Jungs haben sich gut entwickelt“, sagt Jochen Hauke. Angebote anderer Vereine würden nicht ausbleiben. Beim FC Eintracht Bam-berg müsste ein Abstieg in die Bayernliga kein Aderlass bedeuten. „Viele Spieler ha-ben bereits angedeutet, dass sie hier blei-ben möchten“, so Jan Vetter. Zwar seien Abgänge normal, doch viele Spieler seien mit der Region verwurzelt. Und die Bay-ernliga verspricht für die nächste Saison einige Derbys – gegen Bayreuth oder Hof, die womöglich wieder 3 000 Zuschauer ins Bamberger Stadion locken.

CHRISTIAN HELLERMANN

Bamberger Sportvereine

Vom VC Franken ist in der Ersten Liga nichts mehr zu sehen.

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Hallo, wir sind’s wieder, die Experten der Ergo-Versicherungsgruppe …äh… von OTTFRIED. Während sich die Sportschau-Gucker noch fragen, wer sich von dem Geld für den Spot ein schönes Leben in der Karibik macht, oder ob die Wirtschaftskri-se an dem geringen Werbeetat schuld ist, schimpfen die anderen noch über Bundes-trainer Joachim Löw. Wir nicht.Denn die Nicht-Berufung von Kevin Kura-nyi hat nichts mit dem Spielsystem zu tun, und auch nichts mit seinem unerlaubten Entfernen von der Nationalmannschaft. Die wahren Gründe sind nahe liegender und doch kompliziert.Angefangen hat es mit lockeren Werbe-spots eines Herstellers für Brotaufstrich mit jungen (Fast-)Nationalspielern in Deutschland-Trikots. Benny Lauth, An-dreas Hinkel, Arne Friedrich und eben Ku-ranyi waren in den ersten Spots zu sehen. Lauth spielt mittlerweile im grauen Mit-telfeld der 2. Liga bei 1860 München, Hin-kel – zur Zeit bei Celtic Glasgow – wird gefl issentlich ignoriert. Nur – der nicht mehr junge – Arne Friedrich vom Abstei-ger Hertha BSC Berlin ist immun gegen den Nutella-Fluch. Gründe unbekannt. Obwohl er spielt, als würde er von dunk-len Mächten gebremst, nominiert ihn Löw immer. In späteren Werbefi lmen tauchten auch noch Spieler wie Tobias Weis oder Jer-maine Jones auf und dann wieder ab.Kuranyi und Lauth wurden von Marcell Jansen und Tim Borowski (nach einem Seuchenjahr in München noch auf Form-suche und seit Jahren nicht in WM-Form) ersetzt. Und hier ist die Krux: Denn im ganzen Theater um Kuranyi und die Rip-penverletzung von René Adler ging die wahre Überraschung – die Nominierung von Marcell Jansen – unter. Kaum hatte es den Anschein, Kuranyi habe sich vom Nu-tella-Fluch befreien können, wurde er wie-der mit voller Wucht getroffen.Und deshalb wird auch Hans-Jörg Butt bei der WM das deutsche Tor hüten. Denn Ma-nuel Neuer spielt im neuesten Nutella-Spot mit und der andere Kandidat, Tim Wiese, benutzt für seine Gelfrisur nicht die Pro-dukte des Herstellers, für den der Bundes-trainer wirbt. Aber wer weiß schon vorher was nachher ist?

CHRISTIAN HELLERMANN

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Die Werbung macht’s

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Einer der Vorzüge Londons ist die kulina-rische Vielfalt. Küchen aus aller Welt ver-sorgen über sieben Millionen Einwohner plus Pendler und Touristen. Kaffee, Sand-wiches und Food-to-go gibt es in allen Va-rianten und an jeder Straßenecke. Immer in Plastik verpackt, einen Stapel Papier-servietten und das Wegwerfbesteck dazu. Zahllose Getränke abgefüllt in Plastikfl a-schen und Dosen ohne Pfand- oder Mehr-wegsystem. Nicht nur für das Essen zum Mitnehmen, auch in Cafés und Bistros wird an Spülkraft gespart und auf Plastik serviert. Laut dem Londoner Recycling und Ressourcen Netzwerk (LNCR) produ-ziert die Metropole fast 20 Millionen Ton-nen Müll im Jahr. Da kann dem umwelt-bewussten Mitteleuropärer schon mal der Appetit vergehen.

London holt auf

Auch dem Briten scheint es langsam zu dämmern – im Zeitalter des Umwelt-schutzes kommt dieser Verpackungswahn nicht gut an. Entsprechend hat sich in Sa-chen Recycling und Mülltrennung einiges getan. Seit 1997 sorgen neben dem kom-munalen Müllmanagement in London vor allem private Unternehmen für die Wiederverwertung von Abfällen aus Un-ternehmen und privaten Haushalten. An öffentlichen Orten stehen Container zur Mülltrennung bereit. Laut dem britischen Ministerium für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft (Defra) werden heute 27 Prozent des Abfalls aus englischen Haus-halten recycelt. Eine Vervierfachung seit 1997 – und trotzdem liegt das Vereinigte Königreich im Vergleich zu seinen Nach-barländern zurück, die größtenteils über 50 Prozent des Mülls aufbereiten.

Ökos, Stofftaschen und Bio-Cafés

Auch sonst scheint der grüne Trend in London anzukommen. Camden Town ist das neue Viertel der Ökos, was sich äu-ßerlich an Dreadlocks und Fairtrade-Baumwoll Kla-motten und inhaltlich an fair gehaltenen Bio-Voll-korn Produkten in Cafés und Supermärkten zeigt. Die Jutetasche feiert ihr Comeback und ist jetzt trendiges Accessoire. Ganz London scheint überschwemmt von Stofftaschen in allenFormen und Farben.

Viele Supermärkte werben mit ihrer haus-eigenen Tasche für den Ersatz von Pla-stiktüten. Eine gute Geschäftsidee: Neben der Werbung wird gleich noch ein umwelt-freundliches Profi l geschaffen.

Eingespielte Muster

Eine positive Entwicklung. Nur das Prinzip der nachhaltigen Müllreduzierung scheint noch nicht ganz verstanden worden zu sein. Das trendige Bio-Café verkauft seine Fairtrade Limo und Cola aus biologischer Produktion immer noch in der Dose. Dabei weiß doch der aufgeklärte Öko, dass der Abbau von Aluminium zu den Umweltkil-lern Nummer Eins gehört. Bei der Gewin-nung des Metalls holzt man Regenwälder ab und verseucht die Grundgewässer. Der Bioladen verpackt das Food-to-go nach wie vor in jede Menge Plastik. Immerhin wird behauptet, es sei biologisch abbaubar, die Serviette aus recyceltem Papier und das Einmalbesteck aus Holz. Nur die Idee, Verpackungsmüll einfach von An-fang an zu reduzieren, scheint noch zu revolutionär. Die Plastiktüte weg-zulassen, das Geschirr auch für den Snack zu spülen und wieder-zuverwenden oder gar ein Pfand- oder Mehrwegsys-tem einzu-f ü h r e n , scheint d a s

Engagement in Sachen Umweltschutz überzu-

strapazieren. Fest steht: Trotz vieler

Bemühungen wer-den dem Kon-

sumenten in Sachen

London ist vom grünen Hype infi ziert. Der Wille ist da, an der Umsetzung mangelt es noch. Während der Recyclingmarkt boomt, scheint das Prinizip der Müllreduzierung noch zu revolutionär. Berge von Verpackungsmüll zieren weiterhin Londons Straßen.

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Müllreduzierung im Alltag noch Steine in den Weg gelegt. Oft fehlt die entsprechende Infra-struktur. Die Mülltrennung in den Studenten-wohnheimen wurde erst vor wenigen Wochen eingeführt. Universitäten, Unternehmen und Büros ziehen erst langsam nach. Getränke werden oft nur in der Dose angeboten und die Nutzung von Stofftaschen wird durch festge-fahrene Verkaufsmuster der Kassierer schlicht untergraben. Der Griff zur Plastiktüte ist Re-fl ex, jeder noch so kleine Einkauf wird automa-tisch verpackt. An vielen Kassen sind die Abla-defl ächen durch Plastiktüten ersetzt, in die das eingescannte Produkt direkt verpackt wird.

Selbst der motivierteste Müllvermeider kommt gegen diese eingespielten Muster nur mit viel Hartnäckigkeit an.

ANTONIA SCHIER

Die Öko-Verweigerer

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Polska, kraj kontrastów

Als im April 2010 ein Flugzeug mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und knapp 100 weiteren Polen abstürzte, war dies zweifelsohne eine Tragödie. Trotz-dem war es erstaunlich, wie geschlossen die polnische Gesellschaft in ihrer Trau-er war. Kein kritisches Wort in der Presse über einen zu Lebzeiten umstrittenen Prä-sidenten, der zuletzt nicht einmal mehr 20 Prozent Zustimmung gehabt hatte.Erst die Nachricht, dass Kaczynski auf dem Wawel in Krakau beigesetzt werden sollte, wo bisher nur Könige und Kriegshelden begraben liegen, entfachte Diskussionen. Beruhigt stellte ich fest, dass mein Bild von Polen als Land der Gegensätze nach wie vor stimmte. Gegensätze: So ausgelutscht der Begriff auch sein mag, ist er doch die passendste Beschreibung für dieses Land, das seit der Wende beispiellos geboomt hat. Doch ist vielleicht gerade dieser schnelle Aufschwung, dieser krasse Umbruch für die Spaltung der polnischen Gesellschaft verantwortlich.

Ein halbes Kilo T-Shirts

Wohin man auch blickt, scheint es in Polen zwei Seiten zu geben: In der „Galleria Kra-kowska“, dem größten Einkaufszentrum, das ich kenne, tummeln sich westliche La-denketten mit westlichen Preisen. Doch gibt es in Krakau auch Secondhandläden, in denen der Preis ungewöhnlich festge-stellt wird. An der Kasse packte die Verkäu-ferin meine Fundstücke in etwas, was ich zuerst für eine große Schüssel hielt, bis ich bemerkte, dass es sich um eine Waage han-delte. So wurde ich glückliche Besitzerin nicht von drei Stück, sondern von einem halben Kilogramm T-Shirts (der Kilopreis beträgt übrigens um die acht Euro).Ähnliches gilt für das Essen: Michelin-prä-mierte Gourmettempel liegen direkt neben so genannten Milchbars, in denen man für zwei bis drei Euro satt wird. Eine Atmo-sphäre wie im Kommunismus, inklusive langen Warteschlangen, Alu-Besteck und einem Loch in der Wand, aus dem einem wortlos das bestellte Essen gereicht wird. Preise sind zum Teil auf den Groszy (ein Viertel Cent) genau angegeben: Rote-Bee-te-Suppe kostet 2,87 Zloty; Kartoffeln mit Fleisch 10,24.

Polnische Zungenbrecher

Zu faul, die polnische Speisekarte zu über-setzen, bestelle ich meist einfach irgend-was. Sprachkenntnisse wären also sinn-voll, doch teile ich einem Polen mit, ich hätte vor, Polnisch zu lernen, werde ich

Polen ist das Land der Gegensätze. Seit der politischen Wende in den 90er Jahren ist die Gesellschaft tief gespalten. Nur bei der Frage nach dem Lieblingsgetränk sind sich alle einig: Wodka ist und bleibt polnisches Nationalgetränk.

mitleidig angelächelt bis ausgelacht. Trotz-dem sitze ich im Intensivkurs. Mittlerwei-le aber halte ich einen gewissen Pessimis-mus meinem Lernunterfangen gegenüber für angebracht: Nicht nur sind die Worte unaussprechbar (fünf Mal „czycz“ hin-tereinander ist normal; Vokale werden, vermute ich, nur aus optischen Gründen verwendet), auch die Grammatik ist ge-genüber Sprachschüldern scheinbar gera-dezu feindlich aufgebaut.

„Sag´s doch einfach auf Englisch!“

Zumindest im touristischen Krakau kommt man aber meist problemlos mit Englisch aus. Das geht so weit, dass ich, wenn ich versuche auf Polnisch zu bestel-len, meist ungeduldig angeschaut werde, à la „Sag´s doch einfach auf Englisch!“ An-dererseits haben die Polen anscheinend eine maliziöse Vorliebe dafür, die für Tou-risten wichtigsten Orte mit Angestellten zu besetzen, die garantiert kein Englisch können, so zum Beispiel das International Train Offi ce. In Krakau gibt es unheimlich viele Nonnen und Mönche. Auch viele junge Menschen sind hier sehr gläubig. So voll wie sonntags die Kirchen, sind auch nachts die Kneipen und Clubs. Es wird zügellos getrunken, ge-raucht und gefl irtet, und die Zahl an extrem sexy gekleideten Mädchen übersteigt deut-lich die in den meisten deutschen Clubs.

Ellenlange Wodkaregale

Man könnte die Liste der Gegensätze in Polen noch lange fortsetzen. Nur in einem sind sich die Polen einig: Wodka! Ob streng katholischer Kaczynski-Anhänger oder polyglotter Sozialist, getrunken wird der gleiche Alkohol. Die große Liebe zu diesem Getränk hat direkte Auswirkungen auf die große Auswahl (oder hat die große Aus-wahl die Liebe zum Wodka begründet?): Ich als Nicht-Polin stehe im Supermarkt ziemlich ratlos vor ellenlangen Wodkare-galen. Da hilft nur eines: Alle Sorten aus-probieren!

MECHTHILD FISCHER

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Kolumne: facebook

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Mein Morgenprogramm ist das eines Klischee-Studenten: Nach dem Kaffee geht es ans morgendliche socializing auf Fa-cebook. Wie circa 400 Millionen Menschen weltweit habe auch ich durch Facebook die Möglichkeit, „mit den Menschen im meinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen“. Mit dem „Inhalte teilen“ haben die Betrei-ber von Facebook schon mal Recht, was mehr als deutlich meine persönliche Start-seite zeigt: Da posten meine Lieblings-künstler, wie ihr letztes Konzert gelaufen ist (awesome!) und meine Freunde, was sie sich gerade gekocht haben (mit Bild!). Des Weiteren sind hochinteressante Spielstän-de und Informationen über das Liebesle-ben aufgelistet, welche ich alle kritikunfä-hig nur mit „Gefällt mir“ bewerten kann. Der „Gefällt-mir-nicht“-Button wird zwar häufi g verlangt, bis dato gab es diesbe-züglich aber noch keine ernstzunehmende Antwort von der Obrigkeit. Vermutlich be-fürchtet sie, dass die interkulturelle Daten-verschleuderung und das freundschaft-liche Netzwerken Schaden nehmen könnte, wenn man sein Missfallen nicht mehr nur durch Ignoranz, sondern auch durch of-fene Kritik äußern kann. Sofern man das Klicken des „Gefällt-mir“-Buttons als Kri-tik und nicht nur als kurzen, aber präg-nanten Schrei nach Aufmerksamkeit be-zeichnen möchte. Wenn ich mir diese Schreie nach Aufmerk-samkeit ansehe, frage ich mich immer wie-der, was meine Freunde dazu verleitet, mir und der halben Welt mitzuteilen, welche Geschmacksrichtung ihr Eis hat. Interes-sant? – Mitnichten. Andererseits: Abge-meldet habe ich mich immer noch nicht.Aber das ist ja nicht das einzige Dilemma: Einerseits weiß ich, dass Mark Zuckerbergs Baby meine Daten vertickt, andererseits

füttere ich fast täglich das hungrige Maul. Also, warum sind wir alle noch angemeldet, wo doch die wenigsten von uns sagen können, dass sie nicht zu min-destens 90 Prozent der „Freunde“ auch über andere Wege als Facebook Kontakt aufnehmen können?Was erwarten wir uns persönlich davon, unsere Kommunikation ins Internet zu verlegen? Klar, wer nicht mit der Zeit geht, gegen die Zeit. Aber haben wir die Grenze des Erwünschten nicht schon überschrit-ten? Wie viel will ich wirklich von meinen Mitmenschen wissen und warum bleibt, obwohl ich so lange gesocialized habe, am Ende doch nur ein schales Gefühl? Nach stundenlangen Langeweilebekämpfungs-versuchen weiß ich jetzt zwar alles über den Status quo meiner Freunde, aber ist der beim nächsten Treffen immer noch erwäh-nenswert? Am Ende bleiben doch nur zwei Gruppen übrig: die Gelangweilten (erkenn-bar an Café/Farm/etc. Bewirtschaftung und vielen geposteten Kommentaren) und die Partylöwen, die ihre„Trunkenheiserfolge“ bereits im globalen Dorf an die Linde ge-pinnt haben. Zwar gibt es für beide Grup-pen durchaus andere Möglichkeiten, diese „Inhalte zu teilen“, aber leider ist Facebook ja so unfassbar praktisch, da fast jeder aus dem „normalen“ Leben auch online ver-

fügbar ist. Ich muss nicht allen

persönlich mitteilen, wie wunderbar die Party gestern doch war, wenn ich doch mit einer einzigen Statusmeldung alle er-reichen kann und mir so wertvolle Atem-luft und Lebenszeit sparen. Wenn ich aber Facebook als „Hauptorgan“ nutze, mache ich dann nicht den Bock zum Gärtner und verleihe ihm eine Macht, die mir am Ende schaden kann? Ich will gar nicht von den Personalern reden, die Bewerber googeln, sondern von der Macht, die Facebook hat, unsere Beziehungen zu beeinfl ussen: Wie viele Beziehungen haben einen ernsthaften Knacks dadurch bekommen, was auf Face-book sichtbar ist? Durch Partyfotos oder die Löschung des Beziehungsstatus? Was ist mit dem fi nalen Schlag gegen den/die Ex durch Posten des neuen Verliebtheits-status (das gefällt 14 Personen!)?Sollten wir uns wirklich an die korinthen-kackerisch anmutenden Tipps aus der Stiftung Warentest-Zeitschrift halten oder wäre das nicht total widersinnig, wenn man an die eigentliche Intention von Fa-cebook denkt? Ich werde über dieses und alle anderen Dilemma nachdenken. Checkt meinen Facebook-Account für Ergebnisse.

JOSEPHINE WILKE

Bild: Mario Nebl

Liebe Kate,

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