Auswirkungsstudie des Stipendienprogramms von … · „Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons,...

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miriam proyecto para la promoción intelectual de la mujer chak rech kaya´ uk´iyem uwach uno´jib´al re ixoq bildungsprojekt zur frauenförderung „MIRIAM hat mir Perspektiven eröffnet!“ Auswirkungsstudie des Stipendienprogramms von MIRIAM in Nicaragua und Guatemala Nicaragua und Guatemala im August 2010

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miriamproyecto para la promoción intelectual de la mujerchak rech kaya´ uk´iyem uwach uno´jib´al re ixoq

bildungsprojekt zur frauenförderung

„MIRIAM hat mir Perspektiven eröffnet!“Auswirkungsstudie des Stipendienprogramms von

MIRIAM in Nicaragua und Guatemala

Nicaragua und Guatemala im August 2010

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MIRIAM hat mir Perspektiven eröffnet … das Stipendium war wie ein Licht am Ende eines Tunnels …eine Tür, die sich öffnete …ein Rettungsring inmitten des Meers …ein Geschenk Gottes … es war wie eine Sonne, die das Leben erleuchtet …

... mit solchen und anderen poetischen Bildern beschreiben ehemalige Stipendiatinnen, was das Stipen-dium für sie bedeutete und wie es ihr Leben verändert hat. Heute sind „unsere Mädels“ (wie wir Koordi-natorinnen sie manchmal nennen) gestandene und selbstbewusste Frauen, die ihren Beruf ausüben, ihr eigenes Geld verdienen, ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen, oftmals sehr gute Positionen in der Arbeitswelt innehaben und über gesellschaftlichen Einfluss verfügen. Gemeinsam mit dem ökume-nischen Stipendienprogramm (ÖSP) der Organisation „Brot für die Welt“, die MIRIAM in Nicaragua und Guatemala seit dem Jahr 2000 bis heute mit insgesamt 30 Stipendienplätzen unterstützt, haben wir be-schlossen, eine „Auswirkungsstudie über das Stipendienprogramm von MIRIAM“ durchzuführen. Es soll-ten dabei sowohl die Zielsetzungen beider Organisationen ins Blickfeld kommen als auch die konkreten Auswirkungen des Stipendienprogramms gemessen werden. Mit Hilfe eines Fragebogens bzw. persönli-cher Interviews wurden insgesamt 61 ehemalige Stipendiatinnen im Zeitraum von April bis Juli 2010 nach ihrem Werdegang befragt, davon 34 aus Nicaragua und 27 aus Guatemala. Welche berufliche Ausbildung haben sie absolviert? Wie hat sich ihre persönliche und berufliche Situation verändert? Wie sieht ihre jet-zige Arbeitssituation aus? Welche Auswirkungen hatte ihre Ausbildung auf ihr familiäres und soziales Um-feld? Welche Faktoren haben ihre Entwicklung besonders gefördert oder behindert? Wie kann ihrer Mei-nung nach das Stipendienprogramm verbessert werden, um eine noch höhere Wirksamkeit zu erreichen?

Sicher ist: das Leben all dieser Frauen hat sich verändert – es waren Hindernisse zu überwinden, Kämpfe auszufechten, Prüfungen durchzustehen und Diskriminierungen als Frau, besonders als indige-ne Frau, zu entkräften. Sie haben es geschafft ein Studium zu absolvieren, viele von ihnen als die ers-ten ihrer Familie oder ihres Dorfes, sie haben Ängste und Unsicherheiten überwunden und es geschafft, für sich selbst und ihre Kinder neue Wege in die Zukunft zu eröffnen und heute ein Leben in Würde zu führen. Die Ergebnisse der Studie zeigen ein deutliches und realistisches Bild der Veränderungen auf.

Wir von MIRIAM und von Brot für die Welt freuen uns ebenso mit den Absolventinnen wie all denjeni-gen, die durch ihre Unterstützung das Stipendienprogramm von MIRIAM in Nicaragua und Guatema-la ermöglicht haben. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Konsulentinnen sowie bei den Kolleginnen der Stipendienkommissionen von MIRIAM-Nicaragua und MIRIAM-Guatemala für die Unterstützung bei der Durchführung, sowie bei Brot für die Welt und der „Austrian Development Agency - ADA“ der Öster-reichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) für die Ko-Finanzierung der vorliegenden Studie.

Herzlichen Dank und im Namen von allen MIRIAMs „¡Adelante!“Mag. Doris Huber, Gründerin von MIRIAM und Geschäftsführerin von MIRIAM-Österreich

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Mirjam, die unserer Organisation den Namen gab, lebte vor rund 3000 Jahren und war mit Moses die Anfüh-rerin des israelitischen Volkes, als es aus der Sklaverei in Ägypten in die Freiheit zog. Als Theologin gefiel mir das Motiv – eine starke Frau, die Mut, Courage und Engagement beweist und ihre Leute auf dem Weg in die Freiheit anführt. MIRIAM heißt für unsere Organisation, für uns Frauen heute, aus der Sklaverei des Schwei-gens, der Apathie, der Unwissenheit aufzubrechen in eine neue Zukunft – eine Zukunft der Freiheit, des Selbst-bewusstseins, der Stärke, des Engagements. Der Weg dazu heißt Bildung und damit Selbstbewusstsein, berufliche und fachliche Kompetenz zu gewinnen. Es bedeutet auch Einfluss zu gewinnen in Beruf und Ge-sellschaft, eigene Ideen einzubringen, Veränderung zu bewirken und wichtige Entscheidungen mitzutragen.

„Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand, und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter ihr her. Mirjam sang ihnen vor…“

Exodus 15, 20-21a

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Das ökonomische Stipendienprogramm von Brot für die Welt fördert seit 1950 Stipendien für Frauen und Männer in Afrika, Asien und Lateinamerika1. Sein Mandat bezieht es insbesondere aus der Grund-satzerklärung „Den Armen Gerechtigkeit“ aus dem Jahr 2000.2 Die Aufgaben und Schwerpunkte des Ökumenischen Stipendienprogramms liegen im Bereich der Ernährungssicherung, dem Aufbau sozial-di-akonischer Strukturen, der Zivilen Konfliktbearbeitung und der Menschenrechtsarbeit. Die Grundsatzerklä-rung von „Brot für die Welt“ beschreibt das Bildungsverständnis des Ökumenischen Stipendienprogramms (ÖSP): Die Stipendien sollen dazu beitragen, das Menschenrecht auf Bildung wahrzunehmen. Insbeson-dere will „Brot für die Welt“ sozial benachteiligte Menschen befähigen, ihr Recht auf Bildung einzufordern. Die Stipendien richten sich insbesondere an Frauen und Jugendliche aus armen ländlichen Bevölkerungs-schichten, an benachteiligte ethnische Gruppen, Flüchtlinge und interne Vertriebene sowie Menschen mit Behinderungen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Stipendien werden im Süden direkt vor Ort umge-setzt, um der „Abwanderung von Wissen“ vorzubeugen und die Bildungssysteme im Süden zu verbessern.

MIRIAM-Bildungsprojekt zur Frauenförderung wurde 1989 in Nicaragua als Pilotprojekt mit sechs Sti-pendiatinnen gegründet. In der Zwischenzeit ist MIRIAM eine anerkannte Organisation für Frauen und Bildung in Zentralamerika mit verschiedenen Projektaktivitäten und agiert als internationale Plattform in Guatemala, Nicaragua, Österreich und der Schweiz. Die vier Standorte haben jeweils operative, adminis-trative und organisatorische Autonomie mit regionaler Schwerpunktsetzung und führen Sozial- und Bil-dungsprojekte mit dem gemeinsamen Ziel der “Förderung der ganzheitlichen Entwicklung von Frauen – ihres Empowerments, der Durchsetzung ihrer Rechte, sowie sozialer und Gender-Gerechtigkeit“3 durch.

Das Stipendienprogramm von MIRIAM hat in nunmehr fast 22 Jahren – in Nicaragua seit 1989 und in Gu-atemala seit 1996 - insgesamt 379 Stipendiatinnen unterstützt, davon 256 in Nicaragua und 123 in Guate-mala. Die drei grundlegenden Prinzipien des Programms sind: eine monatliche finanzielle Unterstützung für Frauen aus armen Verhältnissen um die Kosten für ein Studium zu decken, weiters die Durchführung von monatlichen Gruppentreffen und Weiterbildungsveranstaltungen wie Seminare und Workshops zur Stär-kung der persönlichen Entwicklung der Stipendiatinnen zu Themen wir Frauenrechte, Gender, Selbstwert, Identität u.ä. und schließlich die Begleitung des freiwilligen Sozialdiensts durch die lokalen Koordinatorin-nen, welcher die Stipendiatin auf ihre künftige gesellschaftliche Verantwortung als Fachfrau vorbereitet.

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Anzahl Stipendiatinnen Nicaragua und Guatemala 1989‐2010 

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Abschluss desStudienjahrs

Kein Abschlussdes Studienjahrs

Stipendien und Ausfälle in Nicaragua und Guatemala

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1 http://www.brot-fuer-die-welt.de/weltweit-aktiv/index_5877_DEU_HTML.php 2 http://www.brot-fuer-die-welt.de/downloads/weltweit-aktiv/stipendien_strategierahmen.pdf 3 Vgl. die strategische Planung von MIRIAM

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Nicht alle Stipendiatinnen schaffen es, das Stu-dienjahr positiv abzuschließen. Das kann ver-schiedene Gründe haben: manche bestehen die Prüfungen bzw. auch die Nachprüfungen nicht, manche finden einen Job, vernachlässigen wie-derholte Male ihre soziale Verpflichtung oder scheiden krankheitsbedingt aus. Die Stipendien-kommissionen haben sich in den letzten Jahren bemüht, die Kontrollmechanismen und die Beglei-tung der Stipendiatinnen zu verbessern, trotzdem ist es nicht immer möglich, Ausfälle zu verhindern.

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Gesamt

Anzahl Stipendiatinnen Nicaragua und Guatemala 1989‐2010 

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Kein Abschlussdes Studienjahrs

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Sowohl in Nicaragua als auch in Guatemala haben fast alle Absolventinnen einen qua-lifizierten Arbeitsplatz. Die folgende Tabelle zeigt den Prozentsatz dieses großen Erfolgs, dem vor dem Hintergrund der hohen Arbeits-losigkeit in den beiden Ländern noch beson-dere Bedeutung zukommt.4

4Anmerkung zur Zusammenstellung der Daten: Nicaragua: von den insgesamt 128 ehemaligen Stipendiatinnen, haben 123 einen Job und 5 haben keinen, außerdem gibt es 7 Stipendiatinnen kurz vor Abschluss die noch studieren und noch nicht arbeiten. Guatemala: von den insgesamt 57 ehemaligen Stipendiatinnen haben 38 den Abschluss, 19 sind in der Endphase des Studiums. 55 Frauen haben einen Job, 2 nicht.

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Arbeitssituation der Absolventinnen in Nicaragua und 

Arbeitsplatz

keinArbeitsplatz

Arbeitssituation in Nicaragua und Guatemala

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Studie

Allgemeine Daten der Absolventinnen

Zum Zeitpunkt der Befragung war die Mehrheit der Absolventinnen von MIRIAM, d.h. 76% in Nicaragua und 86% in Guatemala unter 40 Jahre alt, 24% in Ni-caragua und 14% in Guatemala waren über 40 Jahre alt.

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Aktuelles Alter der Absolventinnen

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% Guatemala

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Kulturelle Identität Absolventinnen Guatemala 

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Ledig

Verheiratet

Lebensgemeinschaft

Familienstand

74% der Absolventinnen in Guatemala sind „indí-genas“ (Indigene, meist aus der Ethnie der Ma-yas) und 26% sind „mestizas“ (Mestizinnen)

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56% der Befragten in Nicaragua und 52% in Guatemala sind ledig, 32% in Nicaragua und 41% in Guatemala verheiratet, 12% in Nica-ragua sowie 7% in Guatemala leben in einer festen Beziehung.

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Lebensgemeinschaft

Familienstand

62% der Befragten in Nicaragua und 74% in Guatemala haben Kinder, 48% der ehemali-gen Stipendiatinnen in Nicaragua und 47% in Guatemala sind Alleinerzieherinnen. 29% der Kinder der Absolventinnen in Nica-ragua und 27% der in Guatemala sind un-ter 5 Jahre alt, 27% in Nicaragua und 38% in Guatemala zwischen 6 und 10 Jahren, 17% in Nicaragua und 18% in Guatemala zwischen 11 und 15 Jahren, und 27% der Kinder in Nicaragua sowie 5% in Guatemala sind über 16 Jahre alt.

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Humanwissenschaften

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Landwirtschaft

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Öffentlich

Privat

Universitäten

Das Stipendienprogramm von MIRIAM unterstützt eine Zielgruppe, die mit schwierigen Bedingungen kon-frontiert ist. Viele kommen aus kleinen Ortschaften auf dem Land oder aus den Armenvierteln der Städte, einige der Guatemaltekinnen haben die Matura im zweiten Bildungsweg absolviert und nahezu die Hälfte der Absolventinnen beider Länder sind Alleinerzieherinnen, die eine spezielle Zielgruppe des Stipendien-programms darstellen. Mehrere ehemalige Stipendiatinnen aus Guatemala waren Opfer des jahrelangen bewaffneten Konflikts und für den Großteil der indigenen Frauen ist Spanisch nur Zweitsprache. Daher gilt die Priorität des Stipendienprogramms in Guatemala Frauen indigener Herkunft, die gesellschaftlich unter einer dreifachen Diskriminierung leiden: als Frau, als Indigene und generell gering ausgebildet. Der Großteil der indigenen Bevölkerung hat nur den Grundschulabschluss. Viele höhere Schulen sind Privatschulen, die für den Großteil der Bevölkerung mit geringem Einkommen und vor allem für die indigene Bevölkerung uner-schwinglich sind. So sind im sog. „Ciclo Diversificado“ (entspricht der Oberstufe) 6,8% indigene, aber 16,8% nicht-indigene SchülerInnen und an den Universitäten nur mehr 2,2% indigene, aber 9,1% nicht indigene StudentInnen. Sowohl in Nicaragua als auch in Guatemala studierten die Frauen unter sehr schwierigen Bedingungen und erhielten sich selbst und meist auch ihre Kinder mit schlecht bezahlten Nebenjobs und/oder dem Stipendium von MIRIAM. Dennoch schafften sie den Studienabschluss, was nicht hoch genug einzuschätzen ist.

1 PNUD, Nationaler Bericht über Human Development 2002: Guatemala, S 27 – 392 Cálculos Proyecto MEDIR/USAID, basado en ENCOVI 2000 INE, Guatemala

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MIRIAM gibt keine Studienrichtungen vor, es ist die freie Entscheidung der jeweiligen Stipendiatin, welche Ausbildung sie wählt. 47% in Nicaragua und 78% in Guatemala haben sich für Human- und Sozialwissen-schaften entschieden. Dieser hohe Prozentsatz in Guatemala - die meisten von ihnen studierten Sozialarbeit, einige Psychologie - ist sowohl auf das persönliche Interesse als auch auf den sozialen Kontext und die Stu-dienmöglichkeit zurückzuführen, wobei jedoch anzumerken ist, dass der Studienplan der Sozialarbeit weiter gefasst ist und auch Fächer wie Soziologie, Sozialverwaltung und Methoden der Sozialforschung beinhaltet. 35% der ehemaligen Stipendiatinnen in Nicaragua und 7% in Guatemala studierten Wirtschaftwissenschaf-ten, 9% in Nicaragua und 4% in Guatemala wählten ein technisches Studium der Ingenieurwissenschaften oder der Informatik, 7% - nur in Guatemala – entschieden sich für Landwirtschaft, und weitere 9% in Nicara-gua sowie 4% in Guatemala für Medizin oder Pharmazie.

Trotz der Bemühungen der Programmleiterin-nen, die Stipendiatinnen für andere, nicht-typisch „weibliche“ Studienrichtungen zu begeistern, entschied sich die Mehrheit eher für traditionell „weibliche“ Fächer, wobei neben dem persön-lichen Interesse mehrere Faktoren wie Rol-lenstereotypen, wenig Information über mögliche Studienrichtungen, der Zeitfaktor der Studienmo-dalität, der Universitätsstandort und die dort an-gebotenen Fächer oder auch die beengte finanzi-elle Lage ausschlaggebend gewesen waren. Auf die Frage, ob sich die Absolventinnen nachihrem heutigen Wissensstand für eine andere Studien-richtung entscheiden würden, gab die Mehrzahl

der Nicaraguanerinnen an, dass sie ihr gewähltes Fach wieder studieren, sich aber noch mehr anstrengen würden, um besonders gut zu werden. Im Gegensatz dazu meinten 19% der Absolventinnen in Guatemala, dass sie damals eher eine pragmatische Entscheidung getroffen hätten, mit ihrem Studienabschluss zwar zufrieden wären, aber dass sie sich heute für eine andere Studienrichtung entscheiden würden, wie zum Beispiel Medizin, Landwirtschaft, Kunst oder Rechtswissenschaften.

Studienrichtungen29%

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Universitäten

Universitäten

Hinsichtlich der Universitäten ist ein großer landes-spezifischer Unterschied zu bemerken, denn 62% der Befragten in Nicaragua und 37% in Guatemala absolvierten ihr Studium an einer staatlichen Uni-versität, - im Gegensatz dazu schlossen 38% der Absolventinnen in Nicaragua und 63% in Guate-mala ihr Studium an einer privaten Universität ab.

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41% in Nicaragua und 63% in Guatemala ent-schieden sich für das Studium in Form von Wo-chenendkursen, 30% in Nicaragua und ebenso in Guatemala wählten die Tagesform und 29% in Nicaragua und 7% in Guatemala Abendkurse.

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Arbeit nach Wirtschaftssektoren

Trotz aller finanziellen Probleme der staatlichen Universitäten in Nicaragua sind sie doch für die Studierenden zugänglich, von guter Qualität und an den Wochenenden auch von ländlichen Gebieten aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. In Guatemala hingegen werden viele Studiengänge an den staatlichen Universi-täten nur in der Tagesform angeboten, was vor allem Frauen auf Grund ihrer beruflichen und familiären Ver-pflichtungen den Besuch erschwert. Hinsichtlich des geringen Prozentsatzes des Studiums in Abendkursen muss angemerkt werden, dass die Gefahr von Überfällen in Guatemala generell signifikant höher ist als in Nicaragua. Mehrere Stipendiatinnen wurden schon überfallen und beraubt. In den letzten zehn Jahren wurden in Guatemala neue Zweigstellen von privaten Universitäten in den Pro-vinzhauptstädten eröffnet, die trotz des monatlichen Studienbeitrags für die Bevölkerung eher leistbar sind als die Reise jedes Wochenende in die nächst gelegene Großstadt.

Die Stipendiatinnen von MIRIAM-Nicaragua haben ihre universitäre Ausbildung nicht nur erfolgreich beendet, sie haben das vor allem in Minimalzeit geschafft. 50% der Befragten haben nur vier Jahre gebraucht, weitere 40% haben kaum ein halbes Jahr mehr und nur 9% zwischen 6 und 8 Jahren benötigt. Insbesondere die Sti-pendiatinnen von MIRIAM-Guatemala stoßen auf ihrem Weg zum Abschluss auf viele Hindernisse, vor allem in der Endphase des Studiums, in der es darum geht, die Diplomarbeit zu verfassen und die Abschlussprü-fungen abzulegen. 15% benötigten mehr als 11 Jahre für ihr Studium, wobei betont werden muss, dass dies nicht nur ein Problem der Stipendiatinnen von MIRIAM, sondern ein allgemeines Charakteristikum des uni-versitären Systems in Guatemala ist. Es gibt eine Reihe von strukturellen, bürokratischen, psychologischen und kulturellen Faktoren, die den Studienabschluss verzögern. Aus diesem Grund bietet MIRIAM-Guatemala seit 2005 für die Diplomandinnen ein spezielles Unterstützungsprogramm für den Studienabschluss an und stellt Hilfsmittel zur Verfügung, wie z.B. akademische Betreuung durch TutorInnen, Unterstützung gegenüber der Universität, aber auch persönliche Begleitung und psychologische Betreuung. Diese Maßnahmen haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Stipendiatinnen von MIRIAM den Studienabschluss schneller ge-schafft haben als der guatemaltekische Durchschnitt an der staatlichen Universität. Unter den Faktoren, die von den ehemaligen Stipendiatinnen sehr positiv für ihre Entwicklung bewertet wurden, sticht die Begleitung während der Ausbildung hervor, die für sie ein Motivationsfaktor war, trotz ihrer Probleme das Studium nicht aufzugeben. Sowohl in Nicaragua als auch in Guatemala wurden die Workshops und Seminare zur Per-sönlichkeitsbildung sehr hoch geschätzt. Themen wie Gendergerechtigkeit, Menschen- und Frauenrechte, Sexualität, Selbstwert, persönliche und kulturelle Identität waren von großem Nutzen für die Absolventinnen.

Studiendauer, Studienabschluss und Bewertung der Unterstützung

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Arbeit und BerufDie Arbeitssituation der Frauen in Nicaragua und Guatemala hat sich durch das Stipendium und die Berufsausbildung signifikant verbessert. Das zei-gen die statistischen Daten der Studie. 96% der Absolventinnen haben einen Arbeitsplatz, und in beiden Ländern - 71 % in Nicaragua und 89 % in Guatemala - arbeitet der Großteil der Frauen im er-lernten Beruf. In Nicaragua ist besonders hervorzu-heben, dass von den Absolventinnen, die Arbeit ha-ben, 12% ihre eigene Firma gegründet haben - ein Faktor der auf den höheren Anteil an Wirtschafts-studentinnen und sicherlich auch auf ihr „Empower-ment“ zurückzuführen ist.

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Arbeit nach Wirtschaftssektoren

Die ehemaligen Stipendiatinnen von MIRIAM in Nicaragua und Guatemala sind in unterschiedlichen Be-reichen tätig. Das ergibt sich aus verschiedenen Berufsausbildungen sowie dem Angebot auf dem Arbeits-markt. In Nicaragua arbeiten 43% im Bildungsbereich, 23% in Dienstleitungen, 20% im Sektor Justiz und Menschenrechte, 7% im Gesundheitssektor und weitere 7% in der öffentlichen Verwaltung. In Guatemala arbeiten 42% im Sektor Justiz und Menschenrechte, 23% im Bildungsbereich, 19% im Gesundheitssektor, 12% in der öffentlichen Verwaltung und nur 4% in Dienstleistungen.

Der hohe Anteil der Absolventinnen, die in den Be-reichen Bildung, Gesundheit, Justiz und Menschen-rechte arbeiten, ist ein signifikanter Indikator für das hohe Verantwortungsgefühl und den Wunsch, für eine Gesellschaft mit mehr sozialer Gerechtigkeit zu arbei-ten. Auf diese Weise werden das Ziel des Ökumeni-schen Stipendienprogramms von „Brot für die Welt“ und MIRIAM erreicht, wonach die Ausbildungen und Arbeitsbereiche der Absolventinnen die eigenen Vor-stellungen und Themen widerspiegeln sollen. Erwäh-nenswert ist auch, dass 22% der Frauen in Guatemala in Organisationen arbeiten, die vor allem die Rechte indigener Frauen fördern.

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% Nicaragua % Guatemala

Ja Nein

Arbeit entsprechend der Studienrichtung

23%

43%

7%7%

20%

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23%19%

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42%

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% Nicaragua % Guatemala

Dienstleistung

Bildung

Gesundheit

Öffentliche Verwaltung

Justiz/Menschenrechte

Arbeit nach Wirtschaftssektoren

Im Vergleich arbeiten mehr Absolventinnen in Ni-caragua im privaten, und in Guatemala im öffentli-chen Bereich. 29% der Interviewten in Nicaragua und nur 4 % in Guatemala arbeiten im privaten Sektor, hingegen 32% in Nicaragua und 58% in Guatemala im öffentlichen Sektor und annähernd gleich viel, nämlich 39% in Guatemala und 38% in Guatemala in einer nicht staatlichen Organisation - NGO.

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Die von den Frauen übernommenen Aufgaben haben sich verändert. Noch als Absolventinnen hatten sie ent-weder keine Arbeit oder nur Jobs und keineswegs Schlüsselpositionen inne. Sowohl in Nicaragua als auch in Guatemala ist klar erkennbar, dass die Fachfrauen nun bessere Stellen innehaben und viele von ihnen in Leitungspositionen tätig sind.

27% der Absolventinnen in Nicaragua und 30% in Gu-atemala sind in der Verwaltung tätig, 33% in Nicaragua und 12% in Guatemala in der Lehre, 19% in Nicaragua und 4% in Guatemala in der Kundenbetreuung bzw. im Verkauf, 21% in Nicaragua und 50% in Guatemala im Bereich Planung und Koordination und 4% - nur in Guatemala – in der Produktion.

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% Nicaragua

% Guatemala

Gehälter pro Monat in US DollarDie von den Frauen übernommenen Aufgaben haben sich verändert. Noch als Absolventinnen hatten sie ent-weder keine Arbeit oder nur Jobs und keineswegs Schlüsselpositionen inne. Sowohl in Nicaragua als auch in Guatemala ist klar erkennbar, dass die Fachfrauen nun bessere Stellen innehaben und viele von ihnen in Leitungspositionen tätig sind.

27% der Absolventinnen in Nicaragua und 30% in Guatemala sind in der Verwaltung tätig, 33% in Nicaragua und 12% in Guatemala in der Lehre, 19% in Nicaragua und 4% in Guatemala in der Kundenbetreuung bzw. im Verkauf, 21% in Nicaragua und 50% in Guatemala im Bereich Planung und Koordination und 4% - nur in Guatemala – in der Produktion.

Eine direkte Korrelation von Studienmodalität (z.B. Tages- gegenüber Wochenendform) und der Höhe des Einkommens konnte nicht festgestellt werden. Die Studie zeigt ganz klar, dass die Mehrheit der gu-atemaltekischen Absolventinnen qualifizierte Arbeits-stellen und die besseren Einkommen innehaben, was eine Folge der Nachfrage nach ausgebildeten indigenen Fachkräften ist. Es ist deutlich zu sehen, dass gerade dieser Teil der Bevölkerung großes Po-tential hat und gefördert werden soll. Die Tatsache, dass mehrere der interviewten Frauen besonders die Fortbildungen von MIRIAM und die soziale Verantwor-tung als Faktoren erwähnen, welche die Arbeitssuche erleichtert haben, bestätigt die Politik von MIRIAM und dem Ökumenischen Stipendienprogramm von „Brot für die Welt“. Die Absolventinnen betonten, sie hätten im Rahmen des freiwilligen Sozialdiensts Aufgaben wahrgenommen, Erfahrungen gesammelt und Kontakte geknüpft, die ihnen später Arbeitsmöglichkeiten er-öffnet haben.

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% Nicaragua

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82% der befragten Absolventinnen in Nicaragua und 44 % in Guatemala nehmen regelmä-ßig an Veranstaltungen von MIRIAM teil und unterstützen das Stipendienprogramm bzw. in Ni-caragua die Sozial- und Bildungsprojekte mit ihrem beruflichen Know-how, z.B. in Work-shops und Seminaren für Stipendiatinnen oder Diplomandinnen. 9% in Nicaragua und 28 % in Guatemala nehmen teilweise und 9 % in Nicaragua und 28 % in Guatemala nehmen nicht daran teil. Alle ehemaligen Stipendiatinnen identifizieren sich mit MIRIAM und bekunden, dass sie ohne finanzielle und

persönliche Unterstützung mit ihrem Studium nicht, oder nicht so rasch fertig geworden wären. Im Laufe vieler Jahre sind sie in engem Kontakt mit MIRIAM. Dennoch gibt es nach über 20 Jahren des Stipendi-enprogramms auch Absolventinnen, die weder Kon-takt halten, noch an Aktivitäten teilnehmen und zu de-nen die Kommunikation abgerissen ist. In Nicaragua ist weiters zu bemerken, dass es unter der jüngeren Generation von Stipendiatinnen wenige Anträge auf Vereinsmitgliedschaft gibt, was u.a. auf interne Span-nungen und Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Vereins zurückzuführen ist.

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Einfluss der Ausbildung auf ehrenamtliche Tätigkeiten

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Politisches Engagement

Entscheidungs‐kompetenz

Engagement der Absolventinnen und Veränderungen in ihrem Umfeld

In beiden Ländern haben in etwa 80% der Interviewten festgehalten, dass die Berufsausbildung mit-geholfen hat, das Gefühl sozialer Verantwortung zu festigen. Gleichzeitig war die Berufsausbildung das Element, das für MIRIAM als Organisation am meisten genutzt werden konnte, denn der Groß-teil der Absolventinnen bleibt aktiv und fühlt sich verpflichtet, verschiedene Sozialprojekte von MIRIAM oder auch von anderen Organisationen zu unterstützen. So wurde ein Großteil der Projekte von MI-RIAM in Nicaragua von ehemaligen Stipendiatinnen angeregt, die heute als Koordinatorinnen eine zentrale Rolle innerhalb der Organisation ausüben und so an der Umsetzung der Ziele von MIRIAM zugunsten der Frauen und Mädchen in Nicaragua arbeiten können. 57% der Absolventinnen von MIRIAM-Guatemala waren, bzw. sind im Vereinsvorstand tätig, 36% unterstützen auf freiwilliger Basis die Sti-pendiatinnen und Diplomandinnen in der Studienabschlussphase durch Beratung beim Erstellen der Di-plomarbeit, durch psychologischen Betreuung und bei Fortbildungen oder anderen Vereinsaktivitäten.

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Politisches Engagement

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71 % der ehemaligen Stipendiatinnen in Nicaragua und 75 % in Guatemala gaben an, dass die Aus-bildung zu ihrem sozialen Engagement beigetra-gen hat, 19% in Nicaragua und 17% in Guatema-la zu ihrem gesellschaftspolitischen Engagement und 10% in Nicaragua und 8% in Guatemala ha-ben in ihren Organisationen oder Vereinen eine hö-here Funktion mit Entscheidungskompetenz inne.

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In persönlicher Hinsicht gaben die Absol-ventinnen an, dass sie über mehr Wissen verfügen 23% in Nicaragua und 44% in Guatemala), sich ihr Selbstwertgefühl ver-bessert hat (29% in Nicaragua und 15% in Guatemala) und dass sie selbstsicherer geworden sind (6% in Nicaragua und 7% in Guatemala). Dass sich „einfach alles ver-bessert hat“ fanden 42% in Nicaragua und 34% in Guatemala.

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% Nicaragua % Guatemala

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Einfluss der Ausbildung auf ehrenamtliche Tätigkeiten

Soziales Engagement

Politisches Engagement

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Die Auswirkungen in familiärer Hinsicht werden durchwegs als positiv beurteilt. Sie bestehen in erster Linie darin, dass die Kinder der Absolventinnen in ihrem Bildungsweg sehr gefördert werden, weiters in der Mo-tivation von anderen Familienmitgliedern, ebenfalls eine Ausbildung zu machen und ihre Ziele zu verwirkli-chen und schließlich im Durchsetzen und auch in der Wertschätzung von mehr Gleichberechtigung in den familiären Strukturen. Durch die Verbesserung der ökonomischen Situation und den gestiegenen Lebens-standard der Familie werden die ehemaligen Stipendiatinnen als Fachfrauen anerkannt und gewinnen an Sozialprestige. Hinsichtlich ihrer Partnerbeziehung ist die Auswirkung des Studiums ambivalent. In einigen Fällen gaben die Befragten an, dass sich ihre Paarbeziehung verbessert hat, sie mehr respektiert werden und sich der „machismo“ verringert hat. Die ökonomische und soziale Besserstellung gibt den Frauen mehr Entscheidungsmacht und für viele haben sich die Kommunikation, das gegenseitige Verständnis und das Vertrauen spürbar zum Positiven entwickelt. Auf der anderen Seite gab es Trennungen und Scheidungen, weil die Männer an der Ideologie des „machismo“ festhielten und sich gegen Veränderungen sträubten Die Frauen zogen daraufhin die Konsequenz und trennten sich, um eine neues Leben zu beginnen.

Die Gruppe der Stipendiatinnen von Managua

Die Gruppe der Stipendiatinnen von Matagalpa

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Die Auswirkungsstudie des Stipendienprogramms von MIRIAM in Nicaragua und Guatemala macht deutlich, dass Bildung eines der grundlegenden Instrumente ist, um die Situation von Armut oder extremer Armut, in der mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Nicaragua und Guatemala lebt, zu ändern. Die Förderung der Be-rufsausbildung und der persönlichen Entwicklung der Mädchen und Frauen ist ein Schlüssel zur Armutsbe-kämpfung und gleichermaßen zur persönlichen Entwicklung, ebenso wie für die Durchsetzung von Gleichbe-rechtigung und sozialer Gerechtigkeit und damit auch von demokratischen Prozessen in ihren Heimatländern.Aus den Stipendiatinnen von gestern sind selbstbewusste und professionelle Frauen geworden. Für sie ist Em-powerment kein leeres Schlagwort, sondern wird auf Grund ihrer Qualifikation, ihrer Führungsqualitäten und der Kenntnis ihrer Rechte in Beruf, Familie und Gesellschaft in die Praxis umgesetzt. Durch Bildung sind sie zu Subjek-ten der Veränderung befähigt worden und wirken als Multiplikatorinnen in viele gesellschaftliche Bereiche hinein. Die Absolventinnen sind stolz darauf, ein Teil von MIRIAM zu sein. Diese Identifikation zeigt sich daran, dass viele von ihnen mit der Organisation und den Kolleginnen in Kontakt bleiben oder an Aktivitäten teilnehmen, die MIRIAM organisiert. Sie schätzen die erhaltene Unterstützung sehr und bekunden ihren Wunsch, dass viele andere Frauen ebenso die Chance auf ein Studium und damit auf ein Berufsleben erhalten sollten!

Schlussfolgerungen

In beiden Ländern bekunden die Absolventinnen als spezielle Kennerinnen des Programms, dass sie mit MIRIAM als der durchführenden Organisation zufrieden sind. Sie meinen, dass das Stipendienpro-gramm gut gestaltet und seine Administration effizient organisiert ist. In Nicaragua empfahlen 91% und in Guatemala 78% eine Ausweitung des Stipendienprogramms sowohl hinsichtlich der Anzahl der Stipen-dien als auch bezüglich der Zielgruppe auf Frauen, die die Grundschule bzw. die „Secundaria“ mit Ma-tura absolvieren (vor allem in den ländlichen Gemeinden Guatemalas). Die Befragten führen weiters die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation und das Bewahren der Objektivität und Transparenz in der Auswahl der Stipendiatinnen. Ihrer Meinung nach soll der freiwillige Sozialdienst mit noch höhe-ren Ansprüchen verbunden werden, da er die soziale Verantwortung der zukünftigen Fachfrauen fördert.

Auf Grund der Ergebnisse der Studie wurden an MIRIAM die folgenden Empfehlungen ausgesprochen: • die soziale Verantwortung als zentrales Element des Programms bewahren,• die Auswahlkriterien beibehalten und sie transparent kommunizieren,• die begleitenden Seminare und Workshops weiterführen, da sie von entscheidender Bedeutung für

die persönliche Entwicklung und das Empowerment der Stipendiatinnen sind,• den Betrag des Stipendiums und der Transportbeihilfe erhöhen, • mehr Frauen auf allen Bildungsstufen unterstützen, vor allem indigene Frauen, Alleinerzieherinnen

und ältere Frauen, da diese am meisten diskriminiert werden,

Für die Weiterführung des Stipendienprogramms wurden die folgenden Maßnahmen empfohlen: • Stipendien für Post-graduate Studien, Diplomstudien oder Masterstudien vergeben, • den Kontakt mit den ehemaligen Stipendiatinnen verbessern, eine Datenbank aller Absolventinnen

anlegen und die Kommunikation mit ihnen verbessern, • die Nachhaltigkeit und Fortführung des Programms durch das Aufbringen von finanziellen Mitteln

direkt von Nicaragua und Guatemala aus unterstützen,• Kooperationsverträge und Abkommen mit anderen Institutionen, Organisationen oder Universitäten

unterzeichnen, die ähnliche Ziele wie MIRIAM verfolgen.

Empfehlungen der Absolventinnen an das Stipendienprogramm

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Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Bevor ich das Stipendium bekam, war ich gerade 17 Jahre alt und in einer ganz schwierigen finanziellen Situation. Ich komme aus einem der ärmsten Viertel Managuas, dem “Barrio Sánchez”, meine Mutter war allein stehend und die einzige, die arbeitete. Das geringe Gehalt meiner Mutter ermöglichte mir kein Studium. Bevor ich das Stipendium erhielt, hatte ich keinerlei Zu-kunftspläne. Das Einzige was ich wahrnahm war, das meine Mutter es gerade schaffte, unser Essen aufzutreiben. Die Priorität in unserem Haus war das Essen. Studieren war wie ein Traum.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Es war wie in einem Traum, der Wirklichkeit wurde! Anfänglich konnte ich es gar nicht glauben! Ich erinnere mich an das Treffen der Stipendiatinnen. Sie setzten mich an einen Tisch und fingen an zu erklären, dass sie mir einen Scheck über 70 Dollar monatlich geben würden. All das, was mir da Neues berichtet wurde, versetzte mich in Erstaunen. Ich dachte, ich werde studieren und sie werden mich dafür bezahlen! Das ist doch unglaublich! Mit dem Stipendium begriff ich, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte und dass sich außerdem meine Persönlichkeit zu verändern begann. Als ich zu MIRIAM kam, war ich ein schüchternes Mädchen, das wenig Selbstbewusstsein hatte. Nachdem ich alle MIRIAM-Frauen in Aktion sah, Doris (Gründerin des Projekts), mit ihrer Führungskraft und zudem die vielen anderen Frauen des Projekts, die mein Leben geprägt haben, sagte ich mir: “Wenn sie es schaffen, kann ich es auch!”. Sie haben mir zum ersten Mal die Botschaft vermittelt, dass Frauen wichtig sind. So wie Doris sagte: “Man muss immer ausdrücken, was man meint, auch wenn man nicht mit den Anderen einverstanden ist.” Ich begann ein bisschen Stärke zu fühlen, in den Versammlungen etwas zu sagen, und bald schon konnte mich niemand mehr zurückhalten, meine Meinung zu äußern!

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Mit dem Stipendium studierte ich Jus an der UCA („Universidad Centroaméricana“), die eine angesehene Universität ist und wo ich die Studiengebühren mit dem Stipendium bezahlen konnte. Ich machte meinen Studienabschluss und bin jetzt Anwältin und öffentliche Notarin. Zurzeit arbeite ich in einer privaten Firma, einer Gesellschaft namens “ Hospice Vida Plena“, die auch Niederlassungen in den USA, Venezuela und Mexiko haben. Hier in Nicaragua haben wir bereits mit einigen Pilotprojekten angefangen: eine medizinische Klinik, ein Bildungszentrum und ein Zentrum für Familienberatung. Mein Arbeitsbereich ist in der Rechtsab-teilung der Firma, das heißt ich arbeite in dem Bereich, für den MIRIAM mir das Studium ermöglicht hat, und bin froh, dass ich mich selbst verwirklichen kann!

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Es ist eine Frage der Einstellung. Ich lebte mit vielen Einschränkungen, aber als sich dank MIRIAM eine Tür öffnete, ergriff ich die Möglichkeit und veränderte mein Leben. Man sollte nie sagen: “Ich kann nicht!”. Es gibt viele Nachteile für uns Frauen, aber es gibt auch viele Möglichkeiten, die wir erkennen und nutzen müssen. Jede Frau hat Potenzial und dieses Potenzial kann man nicht auf den materiellen Aspekt reduzieren. Wichtig ist eine positive Lebenseinstellung und der Willen, aus seinem Leben etwas zu machen, alles Weitere ist ein Gewinn! Der Grund, weshalb eine Frau Erfolg hat liegt in ihrem Inneren. Ich wollte studieren, eine Fachkraft werden, ich hatte nicht die Möglichkeiten, aber plötzlich bekam ich sie. Ich würde gerne eine Botschaft an alle Frauen richten: Wir Frauen können es schaffen! Und wenn uns eine Organisation wie MIRIAM dabei hilft, muss man die Chance ergreifen und das Vertrauen bewahren, das in uns gesetzt wird!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie … die Schwelle einer Tür, die vorher aus wirtschaftlichen und persönlichen Gründen verschlossen war, und die ich dann öffnen konnte und überschritt. In MIRIAM wurden mir zwei Dinge gegeben: Ökonomische und mora-lische Unterstützung. MIRIAM ließ mein Selbstwertgefühl als Frau wachsen, ich lernte, eine Führungskraft zu sein, mich auszudrücken und dass mir als Frau Wert zukommt und ich auch anderen Menschen helfen kann!

KARLA BRAVO QUINTANILLA, 32, Anwältin

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NORMA SABRINA ESTRADA HERRERA, 30, StaatsanwältinWie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Bevor ich das Stipendium bekommen habe, war meine persönliche Situation sehr schwierig. Ich hatte keine Hoffnung je studieren zu können und es gab in Jinotega, wo ich her bin, damals auch keine Universität. Meine Eltern hatten keine feste Arbeit und lebten in Trennung. Für ein Studium braucht man Geld, einmal um die Aufnahmeprüfung zumachen, dann für die Einschreibung, die kostet 300 Córdobas (rund 12 Euro), das findet alles im Oktober statt und ich hatte keine Ahnung, woher ich Geld auftreiben sollte. Die Wahrheit ist, dass ich ohne MIRIAM nicht studiert hätte. Ich hätte etwas anderes gemacht aber niemals studiert. Ich war sehr traurig, weil alle meine Freunde aus meiner Schulklasse, sagten: „Ich werde studieren! Ich werde in León studieren! Ich gehe nach Managua! ....“ Da lernte ich die Koordinatorin vom Stipendienpro-gramm in Matagalpa kennen und im Jänner nach meinem Schulabschluss bekam ich das Stipendium, aber vorher hatte ich keine Zukunftsaussichten und keine Hoffnung überhaupt zu studieren, da keiner aus meiner Familie die finanziellen Möglichkeiten hatte, um mich zu unterstützen.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Das Stipendium kam für mich sehr überraschend, weil ich nicht die allerbeste Schülerin war. Ich hatte kei-ne sehr guten Noten, aber auch keine schlechten. Als ich das Stipendium bekam, war der Zeitraum für die Einschreibung an einer staatlichen Universität schon vorbei, und die einzige Möglichkeit zu studieren war an einer privaten Universität, so ging ich nach León und schrieb ich mich an der UCAN - Universidad Cristiana Autónoma de Nicaragua“ für das Jusstudium ein. Das war für mich die große Wende in meinem Leben. Ich sagte mir: „Jetzt, ja, ich werde studieren, ich werde eine Akademikerin, ich werde vorwärts kommen und ich werde den Abschluss machen!“ Für mich war es eine unglaubliche Veränderung, überraschend und ganz toll. Mit dem Stipendium konnte ich überleben, ich bekam monatlich 80 Dollar, zahlte 25 Dollar an die Universität, 10 Dollar an Fahrtgeld, und wenn ich gute Noten hatte, bekam ich 10 Dollar zusätzlich. Also war ich immer sehr bemüht, einen guten Notendurchschnitt zu haben und in all den vier Jahren als Stipendiatin erhielt ich diesen Zuschuss. Mit dem Stipendium bezahlte ich außerdem Essen und Unterkunft. Um dieses Geld zu verwalten, hatte ich sozusagen ein kleines Unternehmen. Meine Eltern gaben mir ein kleines Taschengeld, jedoch wäre dies nie genug gewesen um zu studieren.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich studierte Jus in León, beendete das Studium 2003 mit dem Diplom und war ab 2004 die lokale Stipendi-enkoordinatorin von MIRIAM-Matagalpa. Dann begann ich in der Finanzabteilung der Staatsanwaltschaft in Matagalpa zu arbeiten, die zur allgemeinen Staatsanwaltschaft der Republik Nicaragua gehört. Ein Jahr ar-beitete ich als Assistentin einer Staatsanwältin, danach habe ich mich als Hilfsstaatsanwältin beworben und diesen Job auch bekommen. Später wurde ich zur stellvertretenden Staatsanwältin der Republik ernannt, und bin nun schon fünf Jahren als Staatsanwältin in Matagalpa tätig. Meine Aufgabe ist in Fällen privaten oder öffentlichen Rechts das Opfer zu vertreten. Außerdem habe ich in den verschiedenen Gemeinden von Matagalpa viele Erfahrungen mit der Arbeit mit Jugendlichen gesammelt. Auch wenn ich heute keine finan-zielle Unterstützung mehr von MIRIAM bekomme, bin ich Mitglied des Vereins. MIRIAM ist für mich ein Teil meiner Familie und ich freue mich, dass ich den Verein weiterhin unterstützen kann.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Man darf nicht aufgeben, man darf nicht die Hoffnung verlieren, man muss in die Zukunft schauen, man muss kämpfen, muss an sich selbst glauben. Wenn man nicht an sich selbst glaubt, kann man im Leben nicht weiterkommen. Viele Menschen sagen vielleicht: „Das ist gut für dich“, oder „Frauen studieren nicht, dürfen nicht arbeiten und bekommen auch keine guten Posten“. So denkt man oft noch in Nicaragua. Wichtig ist das Selbstvertrauen, den Glauben an sich selbst, sich Ziele stecken und vorwärts zu kommen, dann erreicht man, was man sich vorgenommen hat.

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Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Vor allem anderen möchte ich mich beim lieben Gott und bei MIRIAM bedanken, dass ich die Chance be-kommen habe, eine Berufsausbildung zu machen. Und als Zweites bedanke ich mich für die Gelegenheit

dieses Interview zu geben. Meine persönliche Situation war sehr schwierig, bevor ich das Stipendium erhalten habe. Es war wie eine Sackgasse, da ich vom Land komme, aus einer indigenen Gemeinschaft der Atlantikküste und weit weg von der nächsten Stadt. Es gibt dort keine Möglichkeit zu studieren oder zu arbeiten, denn die ganze Gegend ist ausgesprochen arm. Angesichts dieser Umstände und motiviert durch meinen Ehrgeiz voranzukommen, entschloss ich mich, nach Managua zu gehen. Ich wollte meinen Traum verwirklichen und eine Berufsausbildung absolvieren. Damit würde ich bessere Jobaussichten haben und meiner Familie, bestehend aus mei-ner Mutter und zwei Geschwistern, helfen können. In Managua wurde mir MIRIAM empfohlen, wo Stipendien vergeben wurden. Ich habe angesucht und Unterstützung bekommen. Nicht nur durch das Stipendium, sondern auch durch die Fortbildungen zur Persönlichkeitsstärkung. Das hat mir sehr geholfen.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Für mich ist die Veränderung, die ich erfahren habe, enorm. Denn mit meiner Berufsausbildung hatte ich die Chance, eine menschenwürdige Arbeit zu finden, bei der ich anderen Menschen in noch größerer Not hel-fen kann. Nach dem Berufspraktikum hatte ich die Möglichkeit, ein mehrmonatiges Post-graduate Studium in Spanien zu absolvieren. Danach fand ich Arbeit, und zwar genau in der Gegend, wo ich herkomme und dann fort ging, um meinen Traum zu verwirklichen. Heute kehre ich zurück, um denjenigen Menschen zu helfen, denen ich mich in Solidarität verpflichtet fühle und die es am meisten brauchen. MIRIAM hat mich im Geist dieser sozialen Verbundenheit ausgebildet, und ich arbeite aus demselben Grund, aus welchem auch MIRIAM besteht, nämlich den Menschen zu helfen.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich habe Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeite in der parlamentarisch-ethnischen Kommission für die autonome Region der nördlichen Atlantikküste (RAAN) als Büroleiterin. Ich bin für die Begleitung von 16 Sozialprojekten zuständig, die in den ärmsten Ortschaften der Region durchgeführt werden. In den Projek-ten geht es um Wohnung, Umwelt, Trinkwasser, Gesundheit, Bildung, Katastrophenschutz etc. Die Projekte werden von internationalen Organisationen finanziert und richten sich an die marginalisierten indigenen Ge-meinschaften. Ihnen gegenüber empfinde ich eine große soziale Verantwortung.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Dass es kein Hindernis gibt, das wir nicht überwinden können, wenn wir nur danach trachten und streben. Man kann alles im Leben erreichen, wenn man es von ganzem Herzen will.

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie … … der Weg, den ich gesucht habe um einen Traum zu finden, der heute Wirklichkeit ist - durch MIRIAM!

BERENICIA FLORES DAMACIO, 25, Betriebswirtin

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. Und es war wie ein Adler, weil es dem Adler gefällt, hoch oben zu fliegen. Jedoch kommt er herunter um sich Nahrung zu suchen. So war es mit dem Stipendium, denn es hat mich unterstützt um mich weiterzubilden und dann für arme Leute aus dem Volk zu arbeiten. Auch kann man sagen: MIRIAM hat einen Samen gesät, der ist gewachsen und gediehen und hat schließlich viele Früchte getragen!

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GLADYS DEL SOCORRO HOLMES PÉREZ, 26, Anwältin

Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Ich komme aus einer Familie mit drei Kindern, meine Eltern hatten beide keine feste Arbeit, meine Mutter verkaufte Getränke, Naschereien und Essen in einem Schulkiosk und mein Vater machte Gelegenheitsarbeiten. Mit ihrem geringen Einkommen schafften sie es dennoch, mir die Grundschule, das Gymnasium und eine Zusatzausbildung in Informatik zu finanzieren. Als ich im Maturajahr war, beschloss ich Jus zu studieren, war mir jedoch bewusst, dass meine Eltern, auch wenn sie es gewollt hätten, mir weder die Universität noch die Bücher hätten bezahlen können. Trotzdem machte ich die Aufnah-meprüfungen an der UNAN –Managua, bestand sie und wurde aufgenom-men, worüber ich mich sehr freute. So begann ich mein erstes Studienjahr in Jus. Nebenbei arbeitete ich als Promotorin in einem Sozialprojekt meines Stadtviertels und konnte die Kosten für den Fahrgeld, Kopien und Bücher aufbringen. Aber nach Ende des Projekts wurde ich arbeitslos und alles wur-de noch schwieriger. Als mir vom MIRIAM- Projekt und dass es Stipendien vergibt, erzählt wurde, suchte ich alle Unterlagen zusammen und stellte einen Antrag. Leider bekam ich keine Zusage, weil damals eine sehr große Nachfrage bestand, aber ich blieb zumindest auf der Warteliste. Trotz allem setzte ich unter großen Schwierigkeiten mein Studium fort. Ich war im 2. Jahr, als ich arbeitslos wurde und um ein Haar mein Studium aufgeben hätte müssen. In dieser Situation fasste ich den Entschluss, er-neut ein Stipendium bei MIRIAM zu beantragen. Ich legte die Noten vom ersten Studienjahr vor und diesmal klappte es! Wie das Sprichwort sagt: “Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Mein Leben hat sich wirklich geändert und ich war voller Freude, als ich von der Bewilligung des Stipendiums erfuhr! Damit war ich meinem Traum, das Studium abzuschließen ein gutes Stück näher gerückt! Mit dem Sti-pendium hatte ich nun finanzielle Mittel zur Verfügung, mit denen ich Bücher, Kopien und andere Ausgaben für das Studium bezahlen konnte. Außerdem nahm ich an den Workshops von MIRIAM teil, mein Horizont wurde erweitert und ich konnte mich in persönlicher Hinsicht als Frau und auch als künftige Fachkraft weiter-entwickeln. Vor dem Stipendium war ich sozial in meinem Wohnviertel engagiert, danach unterstützte ich vier Jahre lang ehrenamtlich das Projekt „Mayoreo“, in dem MIRIAM-Stipendiatinnen Kindern aus Armenvierteln Lernhilfe geben, das war eine Tätigkeit, die ich sehr gern ausgeübt habe. Nach dem Abschluss meines Stu-diums wurde ich von der Generalversammlung von MIRIAM-Nicaragua für das Amt der Vorsitzenden auf 2 Jahre gewählt. Diese neue Aufgabe habe ich mit Begeisterung übernommen um auf diese Weise MIRIAM auch ein wenig für die Unterstützung zu danken.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich studierte Jus und zurzeit arbeite ich als unabhängige Mitarbeiterin in einer Gemeinschaftskanzlei von Anwältinnen und Anwälten in Managua. Meine Aufgaben umfassen verschiedene Rechtsfälle, Unterhaltsfor-derungen, Scheidungen, Legalisieren von Eigentum und Beglaubigungen von Dokumenten, z.B. Geburtsur-kunden.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Im Leben gibt es Hindernisse, jedoch können wir sie mit festen Vorsätzen, Willensstärke, Solidarität, Liebe und gutem Willen überwinden!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. ein Licht, welches Gott mir gab, um meinen dunklen Weg zu erleuchten.

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Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Finanziell gesehen ging es mir nicht gut, denn meine Mutter arbeitete als Hausmeisterin in einer Kaffeeko-operative. Deshalb hatte ich nicht die Möglichkeit zu studieren. Mein Vater half mir zwar eine Weile, aber dann hörte er mit der finanziellen Unterstützung auf. Eine Nachbarin fragte mich eines Tages, ob es in un-serem Viertel jemanden gab, der studieren wollte und ein Stipendium benötigte. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen. Ich brachte alle meine Unterlagen zu Nora, der damaligen lokalen Koordinatorin des Stipen-dienprogramms. Dann hatten sie ihre Sitzung und informierten mich, dass mein Ansuchen genehmigt worden war! So wurde ich Stipendiatin im MIRIAM- Projekt. Wir sind fünf Geschwister, aber nur zwei von uns haben es geschafft, eine Berufsausbildung zu machen.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Es war eine sehr große Veränderung für mich, denn ich musste mir nicht mehr überlegen, wie ich das Geld für die Reise von Matagalpa nach Estelí und für die monatlichen Studiengebühren an der Universität von Estelí beschaffen könnte, denn in Matagalpa kann man nicht Architektur studieren. Jeden Samstag musste ich nach Estelí fahren. Als ich das Stipendium bekam, wusste ich, dass ich mir um das Geld für die Hin- und Rückreise und die monatlichen Studiengebühren keine Sorgen mehr machen musste.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zur-zeit?Ich habe Architektur studiert. Ich habe verschiedene Häuser entworfen, den Park in der Stadt Rancho Grande in Matagalpa, die Schule in Mayoreo und auch das Lager von SISA in Matagalpa. Das Entwerfen und die Konstruktion von Gebäuden sind zeitlich begrenzte und kurzfristige Arbeiten. Es ist keine regelmäßige Arbeit. Aber mir gefällt mein Beruf, und ich habe das Gefühl, dass ich mir immer mehr Praxis aneigne. Seit zwei Jahren arbeite ich zusätz-lich Teilzeit bei MIRIAM als lokale Koordinatorin des Stipendienprogramms in Matagalpa. Wir vom MIRIAM-Projekt nehmen gemeinsam mit anderen Orga-nisationen an Kundgebungen, Umzügen und sonstigen Aktivitäten teil, unter anderem an der Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen und am Internationa-len Frauentag am 8. März. Ehrenamtlich gebe ich auch noch Nachhilfeunter-richt für SchülerInnen

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Sucht Mittel und Wege und Organisationen, die euch weiterhelfen! Habt vor allem das Bestreben, mit der Ausbildung weiterzukommen! Habt Hoffnungen und Träume! Außerdem versucht sie zu verwirklichen, denn wir leben von unseren Träumen. Und verliert nie die Hoffnung, dass sie Realität werden können!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. eine Hoffnung, ein Licht auf meinem Weg um meine Träume zu verwirklichen, um mich weiterzubilden. Und es hat mir sehr geholfen. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch, dass ich als Frau in der Gesellschaft und allen anderen Bereichen voran gekommen bin.

Eine Frage an Frau Corina Sáenz, die Mutter von Eva:Wie war Eva bevor sie das Stipendium erhalten hat und wie war sie danach?Ich habe keine berufliche Ausbildung, denn ich konnte nicht studieren. Aber die ganze Zeit hatte ich den Traum, dass meine Kinder beruflich weiter kämen. Ich war Mutter und Vater für alle meine Kinder. Eva hat den Abschluss der Mittelschule mit Schwierigkeiten geschafft. Die ersten Monate an der Universität habe ich ihr mit dem Fahrgeld geholfen, aber es war sehr schwierig für uns. Danach, als sie das Stipendium von MIRIAM erhielt, war sie ganz sicher, dass sie das Studium abschließen würde. Sie sagte mir: „Ich will dieses Studium, ich will beruflich weiter kommen.“ Ich denke, dass sie es ohne Stipendium nicht geschafft hätte. Sie hat kein Jahr an der Uni verloren, lernte viel, um voran zu kommen. Mit dem Studium hat sie sich ziemlich verändert. Sie ist ziemlich weit gekommen und hat ein gutes Selbstwertgefühl entwickelt.

EVA LÓPEZ SÁENZ, 29, Architektin

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MARIA LÓPEZ OSORIO, 34, Professorin für angewandte Linguistik

Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Wirklich sehr schwierig. Ich war unentschlossen, ob ich weiter studieren sollte, weil ich nicht genügend Geld zur Verfügung hatte. Auf der einen Seite interessierte mich das Studium sehr, aber zugleich wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte. Jedes Mal, wenn ich auf der Universität die monatliche Studiengebühr bezahlen musste, hatte ich dasselbe Problem: Von wem sollte ich mir das Geld ausborgen? Das ist der Grund, warum es mir so schwer gefallen ist!

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Zunächst hat es mir geholfen, im Studium Sicherheit und Stabilität zu bekommen. Denn als ich das Stipendium noch nicht hatte, war ich sehr unentschlossen und traute mir nicht zu, dass ich gute Noten bekommen könnte. Abgesehen davon hat-te ich auch eine unsichere Arbeitssituation. So kam alles zusammen, dazu noch die Verantwortung für meine Kinder und ich fühlte mich völlig überfordert. Aber als ich das Stipendium bekam, änderte sich meine Situation spürbar, und ich hatte die Sicherheit, dass ich nun meine monatliche Studiengebühr bezahlen können würde.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich habe das Lehramt für angewandte Linguistik in der Universität Mariano Gálvez abgeschlossen. Momentan arbeite ich im Bildungsministerium in Guatemala-Stadt. Ich bin damit in jenem Bereich tätig, für den ich studiert und mich qualifiziert habe. Mein Arbeitsfeld ist die Förderung der zweisprachigen und interkulturellen Bildung, ich bin die stellvertretende pädagogische Direktorin in meiner Abteilung.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Die Botschaft, die ich jeder einzelnen der Kolleginnen mitgebe ist, dass man trotz vieler Hindernisse, die sich einem in den Weg stellen, vorankommt wenn man ein klares Ziel hat. Ich kämpfte gegen viele Schwie-rigkeiten, hatte aber ein klares Ziel vor Augen. Zurzeit bin ich dabei, mein nächstes Ziel zu erreichen, zwar nicht mehr mit dem Stipendium, aber ich glaube, dass dieses ein großer Anstoß war weil es mich motiviert hat, mein Studium abzuschließen. Dank MIRIAM bin ich jetzt wo ich bin und ich bin dem Projekt sehr dank-bar, denn dadurch konnte ich eine qualifizierte Berufsausbildung machen. Ohne das Stipendium hätte ich es sicher nicht so weit gebracht und ich wäre jetzt nicht Professorin, aber dank dem Projekt habe ich mein Studium weiterführen und mit dem Magisterium abschließen können.

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. ... eine Schule, eine großartige Ausbildung, die jemand bekommt, eine Vorbereitung in verschiedenen Berei-chen, das hat mich sehr interessiert. Jede Stipendiatin muss einmal im Monat ihren Verpflichtungen im Pro-jekt nachkommen. Das sieht beim einfachen Hinschauen leicht aus, ist es aber nicht immer, denn es erfordert Disziplin und Konsequenz und ist auf lange Sicht gesehen Teil der Persönlichkeitsbildung und der politischen Bildung von MIRIAM. Was mir sehr gefiel, war das Kennen lernen und Zusammensein mit den Kolleginnen, der Austausch darüber, wo wir arbeiten und auch die gegenseitige Unterstützung.

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IRELA MARTÍNEZ TERCERO, 31, Psychologin

Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Meine Mutter war Alleinerzieherin, und ich war ausschließlich auf das Geld angewiesen, das sie mir gab. Unter großen Opfern unterstützte sie mich bei meinem Universitätsstudium. Sie sorgte sich sehr darum, das Geld für die monatlichen Studiengebühren zusammen zu bekommen. Ich fühlte mich dabei schlecht, denn die finanziellen Probleme waren sehr groß. Damals war ich in meinem zweiten Studienjahr. Möglicherweise wäre ich ohne die Hilfe von MIRIAM nicht darüber hinaus gekommen.

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Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Es war eine große Hilfe! Wir bekamen wir pro Semester 70 USD Stipendium, da-mit konnte ich die notwendigen Bücher und sonstige Materialien und vor allem die monatlichen Studiengebühren an der privaten Uni bezahlen. Somit hatte ich kein Problem mehr, mein Studium fortzusetzen. Ich habe mich bemüht, gute Noten zu bekommen denn bei einem Notenschnitt von über 90% gab es einen Bonus von 60 USD pro Semester! In einem Studienjahr habe ich das geschafft! Außerdem wur-de mir auf persönlicher Ebene geholfen. Als Stipendiatin erhielt ich Fortbildungen zum Thema Gender, lernte meine eigenen Bedürfnisse kennen und merkte, wie ich als Frau stärker wurde. Ich will nicht sagen, dass wir zu feministisch werden, aber sehr wohl die Gleichberechtigung verteidigen sollen. In anderen Fortbildun-gen ging es um ein gutes Selbstwertgefühl, um Selbstbewusstsein, Teamarbeit, Führungsqualitäten etc. Im Projekt schloss ich auch viele gute Freundschaften.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich habe Psychologie studiert. Momentan arbeite ich als Koordinatorin auf Gemeindeebene im Familienmi-nisterium in Achuapa. Außerdem arbeite ich ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendkommission der Gemein-de und unterstütze die Volksanwaltschaft „GPC“ für Sozial- und Produktionsangelegenheiten. Wir bekom-men die Anträge der Leute aus den verschieden Bezirken. Wir schauen uns vor Ort an, ob die angemeldeten Bedürfnisse real sind und Hilfe für die nötigen Maßnahmen verdienen und garantieren dann die finanzielle Unterstützung der Regierung. Zuvor habe ich als Promotorin bei „Los Pipitos“ für Kinder mit Behinderungen und im Programm „Amor“ für arme Kinder in Achuapa gearbeitet.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Verteidigt eure Rechte! Seid Unternehmerinnen! Seid euch bewusst, dass ihr viel wert seid! Wir Frauen können unsere Ziele erreichen. Gott hat uns das Privileg geschenkt, Leben geben zu können. Wir sind das Größte! Sorgen wir dafür, dass wir respektiert werden!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. … ein Segen Gottes. Ein winziger Samen, der sich entwickelt hat und gewachsen ist bis er Frucht getragen hat. Genauso fühle ich mich. Ich habe Stabilität in meiner Familie geschaffen, in meinem Job und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

IRMA SAAVEDRA RAYOS, 42, Schuldirektorin

Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Meine Situation war sehr schlimm, denn ich hatte nicht die nötige Ausbil-dung, um eine Arbeit zu bekommen. Mein Leben war echt schwierig, denn ich musste auf meine Kinder aufpassen und hatte nur den Abschluss der dritten Stufe der Sekundarschule, sonst nichts. Unsere finanzielle Lage war prekär, denn wir hatten kaum genug zum Überleben. Meine Eltern halfen mir ein wenig, aber sie waren selbst sehr arm und konnten nur wenig für mich tun. Damals war ich Alleinerzieherin, hatte eine Tochter und war schwanger. Meine Geschwister kamen nur bis zur sechsten Schulstufe, arbeiteten auf dem Land oder waren daheim. Ich habe nur eine Schwester, die es geschafft hat, eine Berufsausbildung zu absolvieren wie ich. Die anderen haben nicht studiert. Wir haben unseren Eltern geholfen. Ich wollte immer studieren, denn ich wusste, dass ich damit einen Job bekommen würde

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Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Die Situation veränderte sich total! Früher konnte man mit der abgeschlossenen dritten Sekundarstufe eine Ausbildung zur Lehrerin machen, so fing ich an der pädagogischen Fachschule in El Sauce an zu studieren. Zwei Jahre bekam ich das Stipendium von MIRIAM bis ich die Ausbildung abschloss. Danach setzte ich mein Studium für das Magisterium an der Uni in Chinandega ohne Hilfe von MIRIAM fort, denn ich hatte schon Arbeit als Lehrerin. Zurzeit habe ich einen Job, mit dem ich meine wirtschaftliche Lage verbessert habe. Also hat sich meine Situation mit dem Stipendium ziemlich verändert, denn ich konnte sicher sein, dass ich meine Berufsausbildung abschließen würde.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich bin Grundschullehrerin und unterrichte von der ersten bis zur sechsten Schulstufe. Ich arbeite in der Landgemeinde Montefrío Nr.1, von mir daheim bin ich eine Stunde mit dem Pferd unterwegs. Momentan bin ich Direktorin eines Schulkomplexes namens „Rafaela Herrera“, zu dem sechs Schulen gehören. Außerdem war ich auch schon ehrenamtlich als Wahlhelferin tätig und habe mich in der Alphabetisierungskampagne engagiert Mir gefällt es, zu unterrichten. Man muss den Kindern so viele Dinge vermitteln, man muss die El-tern mit einbeziehen und man muss sich sogar an die Gegebenheiten der Gemeinde anpassen. Ich bin auch in der Erwachsenenbildung tätig. Die Menschen haben unterschiedliche Persönlichkeiten und Denkweisen. Man muss ihnen zur Seite stehen, damit sie kämpfen und ein Leben mit mehr Würde führen können. Es ge-fällt mir, den Menschen zu helfen und sie zu motivieren, weiterzukommen.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Strebt nach einer Ausbildung! Strebt danach, eure Lage zu verbessern und eure Zukunft zu gestalten! Lernt etwas und kämpft! Es gibt Organisationen, die euch helfen können. Studiert und strengt euch an, voran zu kommen!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie … … ein Wunder, eine riesengroße Hoffnung, denn es half mir in einer schwierigen Zeit, meine Ausbildung zu absolvieren. Ohne Stipendium hätte ich nicht studieren können. Es ist eine gute Sache, eine äußerst gute Sache. Ich bedanke mich vielmals für die gute Arbeit, die MIRIAM geleistet hat. Ich bin eine der ersten Sti-pendiatinnen aus den Jahren 1989 bis 1992. MIRIAM, hört nicht auf mit eurer Unterstützung, damit auch andere Frauen diese Möglichkeiten haben!

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JUANA SALES MORALES, 43, Historikerin (links im Bild)

Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Ich hatte nur die Grundschule besucht, wegen des Krieges konnte ich nicht weiterlernen. Die Jahre vergingen, ich heiratete. Ich war eine normale Frau, eine Hausfrau wie so viele in den Ortschaften, in denen es nicht mehr Mög-lichkeiten gibt, als Hausfrau zu sein. Mein Engagement in der sozialen Be-wegung hat mir die Augen geöffnet. Das hat mein Bewusstsein geweckt und zu meiner Entwicklung beigetragen. Nach der Unterzeichnung der Friedens-verträge kam ich nach Guatemala Stadt, nutzte die Chance eines Bildungs-programms für Erwachsene und holte den Schulabschluss nach. Ich wollte gerne an der Universität studieren, aber das war sehr schwierig, denn ich hatte keine richtige Arbeit. Meine sporadischen Fortbildungen waren keine Garantie für ein fixes Einkommen. Trotz dieser Schwierigkeiten wagte ich es und inskribierte an der Universität. Ich erinnere mich, dass ich im Interview bei MIRIAM gefragt wurde, was ich tun würde, wenn ich das Stipendium nicht bekäme, ob ich weiter studieren würde oder nicht. Für mich war immer klar, dass ich mit oder ohne Stipendium weiter studieren würde. Das heißt jetzt aber nicht, dass mir das Stipendium nichts bedeutete. Es war sehr wichtig für mich. Doch selbst wenn ich es nicht bekommen hätte, hätte ich meine Lage irgendwie gemeistert.

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Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Im ersten Moment stürzte ich trotz des Stipendiums in eine tiefe Krise, da ich keine fixe Arbeit hatte. Ich hatte auch keinerlei Unterstützung durch meinen Ex-Mann, von dem ich mich gerade erst getrennt hatte. Ehrlich gesagt, bezahlte ich in den ersten sechs Monaten die Miete von meinem Stipendium. Danach hatte ich einen Job und konnte das Geld für die Universität verwenden, für Fahrgeld und Bücher. Um studieren zu können, musste ich meine Kinder in ein Internat schicken, denn ich konnte mir niemanden zum Aufpassen für sie leisten. Alle zwei Wochen sah ich sie nur am Wochenende. Ich holte sie am Samstag ab und brachte sie am Sonntag zurück. So ging es die ersten beiden Jahre. Nur so konnte ich an der Uni studieren. Meine Situation wurde schwieriger, als ich im dritten Studienjahr auf Grund meiner Arbeit öfters in den Norden des Landes musste. Um meinen Abschluss an der Uni zu machen, musste ich jeden Samstag um zwei Uhr früh mit dem Bus nach Guatemala Stadt fahren, und ich habe kein einziges Mal gefehlt!

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Mit dem Stipendium machte ich den Abschluss als Mittelschullehrerin für Geschichte. Nach der Lehramts-prüfung studierte ich noch weiter bis zum Magisterium, allerdings ohne Stipendium, denn ich hatte schon einen guten Job und der Stipendienplatz wurde an eine andere, bedürftigere Frau vergeben. Obwohl es mir gefallen hätte, das Doktorat zu machen, spezialisierte ich mich auf die Arbeit mit den Leuten am Land. Seit dem Jahr 2000 habe ich viele Erfahrungen bei der Arbeit gesammelt. Ich habe mit verschiedenen Organisa-tionen und Institutionen gearbeitet und das hat mir geholfen, Neues kennenzulernen. Momentan arbeite ich für eine neue und unabhängige Organisation indigener Frauen. Alle Frauen im Leitungsteam kommen aus der Sozialbewegung. Wir glauben, dass es wichtig ist, dass indigene Frauen ihre Anliegen selbst vertreten, damit nicht länger andere für uns sprechen und entscheiden, so wie es früher war. Ich fühle mich heute so jung wie vor zehn Jahren, aber nicht mehr mit dieser Angst wie damals. Ich habe viel mehr Kenntnisse und Fähigkeiten.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Als Frauen müssen wir uns unseren Platz erobern. Erstens müssen wir wissen, was wir in unserem Leben wollen, welche Veränderungen wir wollen. Zweitens müssen wir uns Ziele stecken. Und drittens braucht es wirklich Ausdauer. Die Dinge, die du angefangen hast, musst du abschließen. Das ist Teil deiner Persönlich-keit und gehört zu deiner Entwicklung. Ich habe wirklich schwierige Zeiten durchgemacht, aber mein Ziel war es, zu studieren, besser zu werden, zu zeigen, dass ich auch etwas kann und weiß. Wir müssen daran glauben, dass es für uns keine Grenzen gibt, dass nichts unmöglich ist. Das ist vor allem für uns indigene Frauen wichtig, die wir ständig gehört haben, dass wir nichts können, dass wir nichts wissen und dass wir unfähig sind. Es ist eine Herausforderung, unsere Fähigkeiten trotz der erlebten Unterdrückung in der Praxis umzusetzen. Auch wenn es schwierig für uns ist, Entscheidungen zu treffen. Auch wenn wir Angst haben. Es ist wichtig, dass wir diese Angst überwinden und sagen können, dass jede Frau ihren Platz und ihre Fähig-keiten hat.

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. … etwas ganz Besonderes. MIRIAM hat mich geprägt und ist für mich immer gegenwärtig ist. Es ist ein Fixpunkt, wo wir Frauen viel lernen. Ich habe die Veränderung im Leben vieler Frauen gesehen und möchte dem Projekt gratulieren, dass es seine Arbeit ausweiten konnte, denn es gibt viele andere Frauen, die die Unterstützung von MIRIAM brauchen. Ich fühle mich dem Projekt gegenüber sehr verpflichtet, nicht nur weil ich zwei Jahre lang ehrenamtlich die stellvertretende Vorsitzende von MIRIAM-Guatemala war. Wann immer ich gebraucht werden sollte, werde ich zur Verfügung stehen! Juana Sales Morales wurde 2010 als Vertrete-rin für indigene Frauen in den Vorstand des „Consejo Nacional para el Seguimiento de los Acuerdos de Paz“ (Nationaler Rat zur Umsetzung der Friedensabkommen) gewählt!

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Wie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte, träumte ich davon, an der Universität zu studieren. Aber als ich es meinen Eltern sagte, meinten sie, dass sie mir nicht helfen konnten, wir hatten kein Geld für ein Studi-um. Dennoch inskribierte ich, denn ich war überzeugt, dass ich Arbeit finden würde und dass ich dann eben in der Nacht lernen würde. Der erste Tag an der Uni ist für mich bis heute unvergesslich. Als sie uns die Infor-mationen über das Fach gaben, fragte ich mich: „Werde ich es schaffen, das Studium abzuschließen – ohne Geld und ohne Arbeit?“ Ich ging enttäuscht hinaus, denn ich hatte keinerlei Unterstützung, von niemandem.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Das Stipendium hat mein Leben, vor allem in beruflicher Hinsicht, völlig ver-ändert. Ich erinnere mich noch, als ich von MIRIAM hörte. Voller Hoffnung schickte ich meine Unterlagen und ging zum Interview. Als ich erfuhr, dass ich als Stipendiatin aufgenommen wurde, war ich mir sicher, dass ich mein Studium abschließen würde! MIRIAM hat mir viele Türen geöffnet und ich lernte andere Frauen kennen, die in einer ähnlichen Situation wie ich waren. Indigene Frauen, junge Frauen, aus Landgemeinden, aus Gegenden, die nie-mand kannte und niemanden interessierten. Anders gesagt: ich fühlte mich wie in einer Familie. Ich erhielt finanzielle Hilfe durch das monatliche Stipen-dium für mein Studium und moralische Unterstützung durch die begleitenden Workshops. Ich begann die Gründe der Ungerechtigkeit, unter der wir leben, besser zu verstehen und lernte, meine Rechte als indigene Frau zu verteidi-gen. Schließlich bekam ich die Chance auf eine Teilzeitstelle bei MIRIAM und übernahm die lokale Koordination der Gruppe der Stipendiatinnen und des Büros in Quetzaltenango, eine Arbeit, die mir sehr gefällt und bei der ich mich als indigene Frau beruflich weiter entwickeln kann.

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Mit dem Stipendium von MIRIAM studierte ich Sozialarbeit an der Universität San Carlos mit Sitz in Quetz-altenango (CUNOC). Ich habe das Studium abgeschlossen und arbeite für MIRIAM in Quetzaltenango. Ich kümmere mich um die Stipendiatinnen, koordiniere Aktivitäten mit anderen Organisationen und organisiere für Stipendiatinnen und Mitarbeiterinnen Weiterbildungen in den Bereichen politische Bildung, Gleichberech-tigung, „Cosmovision“ (Weltsicht) der Mayas, Sexualität und Selbstbewusstsein. Ich halte auch für andere Organisationen Workshops, z.B. zum Thema Gender für die Frauen in Sololá, über Umweltschutz für die Jugendlichen der Kooperative von Totonicapán und ich habe auch bei der Ausarbeitung der Genderpolitik der Gemeinde von Ixchiguan, San Marcos mitgearbeitet. Ich habe das alles dank MIRIAM erreicht und bin zufrieden und froh. Ich bin eine berufstätige Frau und Mutter, kenne meine Rechte und verteidige sie auch.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Es ist eine Frage der Zielsetzung. Wir Frauen können es schaffen, unser eigenes Leben zu gestalten. Man braucht dafür einen starken Willen und viel Kraft. Aber es gibt keinen Kampf, den man nicht kämpfen kann. Wenn wir die Chance bekommen, müssen wir sie nutzen und dürfen den Verpflichtungen, die wir übernehmen nicht ausweichen. Ich weiß, dass es viele Hindernisse auf dem Weg gibt, aber wir müssen sie überwinden. Gerade wir Frauen sind besonders verwundbar, daher müssen wir kämpfen. Das ist sehr schwierig, aber wir müssen es tun, um unser Ziel zu erreichen. Grundsätzlich müssen wir Frauen andere Frauen motivieren und unterstützen, damit sie vorankommen. Wenn es in unseren Händen liegt, Hilfe zu geben, speziell moralische und spirituelle Hilfe, müssen wir das machen, denn wir Frauen müssen untereinander solidarisch sein.

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. … eine großartige Chance um meinen großen Traum zu verwirklichen, nämlich ein Studium abzuschließen und dann Frauen und Kindern zu helfen, die diese Hilfe so sehr benötigen. Ich bin zufrieden mit meinem Studium und meiner Selbstverwirklichung und auch dankbar, dass ich Scherflein zur Entwicklung meines Landes beitragen kann. Ich habe auch einen anderen meiner Träume erreicht, nämlich die Dankbarkeit und das Glück der Menschen in dem Moment zu sehen, in dem ihnen Hilfe zuteil wird.

JUANA TAX SAQUIMUX, 30, Sozialarbeiterin und Koordinatorin des Stipendienprogramms von MIRIAM in Quetzaltenango

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GENOVEVA VELÁSQUEZ REYNOSO, 44, Sozialarbeiterin mit Schwerpunkt SozialforschungWie sah deine persönliche Situation aus, bevor du das Stipendium von MIRIAM erhalten hast? Es war wirklich schwierig für mich. Ich stamme aus der Region Quiché und habe den ganzen Krieg miter-lebt. Durch den Krieg war ich von meinen Eltern getrennt worden und von klein auf habe ich mich alleine durchkämpfen müssen. Ein Stipendium der Diözese San Lucas Tolimán ermöglichte mir einen Abschluss als Sekretärin. Ich bekam Arbeit und begann an der Universität Rafael Landívar Sozialarbeit zu studieren. Ich schloss das Studium mit dem Bachelor ab, hatte einen Job aber nicht genug Geld um weiterzustudieren, als ich eines Tages MIRIAM kennen lernte.

Wie veränderte sich deine Situation mit dem Stipendium?Das Stipendium hat mir geholfen, meinen Traum vom Abschluss mit dem Magisterium zu verwirklichen. Ich bezweifle, dass ich das alleine geschafft hätte. MIRIAM ist praktisch aufgetaucht und hat mir meinen Traum ermöglicht, deswegen bin ich heute da, wo ich bin!

Was hast du mit dem Stipendium studiert und wo arbeitest du zurzeit?Ich habe Sozialarbeit mit Schwerpunkt Sozialforschung studiert. Momentan arbeite ich in der Planungs- und Programmstelle der Präsidentschaftskanzlei (SEGEPLAN). Ich arbeite seit drei Jahren dort, und seit drei Monaten bin ich Direktorin der Abteilung für territoriale Planung und leite den Planungsprozess von 33 Gemeinden und 22 Bezirken. Ich bin für 300 MitarbeiterInnen inner-halb der Institution verantwortlich. Zu meinen Hauptaufgaben gehören: 1) Die Ausarbeitung von territorialen Strategien auf Bezirks– und/oder Gemeinde-ebene, auch im Falle von „Mancomunidades“, wo sich mehrere Gemeinden zusammengeschlossen haben und Projekte planen und durchführen. 2) Es ist meine Verantwortung darauf zu achten, dass die ausgearbeiteten Pläne unter dem Gesichtspunkt der Mulitkulturaliät entworfen und die indigenen Völ-ker im jeweiligen Gebiet in einem partizipativen und demokratischen Vorgang berücksichtigt werden. Das bringt einen Prozess der Sensibilisierung, der Bil-dung und auch der Mitsprache bei Arbeitsmethoden mit sich.

Welche Botschaft möchtest du anderen Frauen vermitteln, damit sie weiterkommen?Ich glaube, dass wir durch alles, was wir erleben, von unserer Kindheit bis zum Abschluss der Ausbildung hin, Erfahrungen sammeln. Ich glaube, dass es viele Frauen gibt, die sich die Dinge zu sehr zu Herzen nehmen, und das beeinträchtigt sie und sie verlieren ihr ganzes Leben. So sollte es nicht sein. Wir sollten die guten und die schlechten Erfahrungen als Lektionen zum Überleben betrachten und weiter machen. Ich glaube, dass alle Frauen sehr fähig und unsere Herausforderungen groß sind. Als Sozialarbeiterin gab es eine Zeit, da dachte ich, dass es bei mir beruflich nicht gut liefe, denn ich würde auf einem niedrigen Niveau bleiben. Aber ich habe immer davon geträumt, eine gebildete Frau zu sein, die den Willen zum Lernen und zur Weiter-bildung hat. Und genau das hat mich weiter gebracht. Mit meinem Beruf kann ich viel für mein Land tun. So sehe ich das. Denn früher, als wir nichts tun konnten, haben wir davon geträumt, in diesem Staat zu sein und Veränderungen herbei zu führen. Nun ist das tatsächlich in Erfüllung gegangen. Jetzt ist die Verantwortung viel größer, und wir müssen viele Dinge tun. Ich habe es geschafft, habe als berufstätige Frau Einfluss und kann Entscheidungen für mein Land treffen!

Das Stipendium von MIRIAM war für mich wie …. … eine große Hilfe, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern vor allem in emotionaler. MIRIAM gab mir Sicherheit, ich wusste, dass ich ein Stipendium habe und dass ich es jeden Monat ausbezahlt bekommen würde. Das hat mich ziemlich motiviert und mir Mut zum Weitermachen gegeben. Eine Zeit lang arbeitete ich als Koordinatorin mit den Kolleginnen in Quetzaltenango. MIRIAM hat mich voran gebracht und zu seiner Zeit habe ich auch alles getan, was ich konnte, um anderen Stipendiatinnen zu helfen.

Page 24: Auswirkungsstudie des Stipendienprogramms von … · „Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand, und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter

Im Namen von MIRIAM - Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Im Zusammenhang mit der Auswirkungsstudie von MIRIAM möchten wir besonders unseren PrivatspenderInnen danken, von denen viele das Stipendienprogramm schon seit über 20 Jahren

nterstützen!

Danke auch den Organisationen, denen das Stipendienprogramm von MIRIAM in Nicaragua und Guatemala besonders am Herzen liegt!

Seit dem 1. September 2009 zählt „MIRIAM-Bildungsprojekt zur Frauenförderung“ zu den begünstigten Spendenempfängern des Finanzministeriums und Ihre Spenden sind steuerlich absetzbar. Unsere

Registrierungsnummer auf der Liste der Spendenempfänger des Finanzministeriums lautet: SO 1390.(Vgl. den link: http://www.bmf.gv.at/Service/allg/spenden/show_mast.asp)

Die Studie ist in voller Länge in Spanisch auf der Homepage von MIRIAM zu lesen!www.proyecto-miriam.org

Magª. Doris HuberGeschäftsführerin MIRIAM-Österreich

Friederike PernerstorferVorsitzende MIRIAM-Österreich

KONTAKTE

MIRIAM-ÖSTERREICH Adresse: Langstögergasse 5-7/22, A-3400 Klosterneuburg, ÖSTERREICHTelefax: +43 - 2243 - 33007E-mail: [email protected] Friederike Pernerstorfer (Vorsitzende)Maga. Doris Huber (Geschäftsführerin)

MIRIAM-SCHWEIZAdresse: Postfach 7402, CH-3001 Bern, SCHWEIZTelefon: +41 - 31 - 7411 61 E-mail: [email protected] Ariane Burkhardt (Vorsitzende)

MIRIAM-ManaguaE-mail: [email protected]

MIRIAM-EstelíE-mail: [email protected]

MIRIAM-SomotilloE-mail: [email protected]

MIRIAM-Guatemala-Stadt E-mail: [email protected]

MIRIAM-QuetzaltenangoE-mail: [email protected]

BROT FÜR DIE WELT: www.brot-fuer-die-welt.deE-mail: stipendien@brot-fuer-die-welt

AUSTRIAN DEVELOPMENT AGENCY - ADA: www.entwicklung.at

BANKVERBINDUNGzur Unterstützung des Stipendienprogramms

Österreich:

Bank Austria BLZ 12000416 010 809 MIRIAM-Stipendien

Überweisungen Ausland:

IBAN: AT03 1200 0004 1601 0809BIC: BKAUATWW

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Verein MIRIAMBildungsprojekt zur Frauenförderung

in Nicaragua und GuatemalaDie Schweizerische Post, Post Finance, 3030 Bern

PC 30-476213-1IBAN: CH37 0900 0000 3047 6213 1

BIC: POFICHBEXXX

IMPRESSUM:

Durchführung der Studie: MIRIAM-Nicaragua und MIRIAM-Guatemala

Zusammenstellung und für den Inhalt verantwortlich: Mag. Doris Huber, MIRIAM-Österreich · Fotos: MIRIAM-Projekt ©

Übersetzung: Mag. Eva Dürr und Mag. Doris HuberGrafik und Druck: Beate Rechtberger, Druck3400,

A-3400 Klosterneuburg