Automobilproduktion in der Prozess-oder …hrmeissner.de/dgb_brannenburg_10-2009.pdf3 Dr. H.-R....

Automobilproduktion in der Prozess- oder Wertschöpfungskette

Vortrag DGB-Rechtsschutz GmbH28.10.2009

Brannenburg

- Dr. Heinz-Rudolf Meißner [email protected]

2

Dr. H.-R. Meißner - Automobilproduktion (10-2009)

Inhalt

• Aktuelle Entwicklungstendenzen• Was ist eigentlich die Automobilindustrie

– Prozesskettenperspektive, Akteure, Verteilung der Beschäftigung in Europa

• Organisation der Automobilherstellung– OEM-Abläufe, Zulieferereinbindung– Beschaffung der OEMs (und 1st-tier-Zulieferer)

– Out-/Insourcing, Preisdruck auf Zulieferer

• Von der Pyramide zum Netzwerk (Abhängigkeitsverhältnisse)• Rolle der Zulieferer (tier- oder Funktionsebenen)

– System- oder Modul-, Technologie- und Teilezulieferer sowie ihre entsprechende Einbeziehung in die Entwicklungsprozesse

– Veränderung der Arbeitsteilung (Wertschöpfung, internationale ArbTeilung)

• Produktentwicklung und Innovationsperspektive• 2 Beispiele von Restrukturierungen

3


aktuelle Trends in der Automobilindustrie

(1) Globalisierung der Unternehmens- und Produktionsstrukturen a) neue Zielmärkten China, Indien und Russland

b) Schaffung flexibler Produktionsverbundstrukturen (OEMs und Zulieferer)

(2) Konzentrationsprozesse bei Herstellern und Zulieferern zu oligopolistischen Marktstrukturen

(3) anhaltende Out- und in den letzten Jahren vereinzelt feststellbare Insourcing-Prozesse, verbunden mit einer Veränderung der Arbeitsteilung zwischen Herstellern und Zulieferern (Übernahme von FuE-Funktionen durch Zulieferer)

(4) Ausdifferenzierung der Prozesskette zum Teil mit neuen Akteuren (insb. Elektronisierung / Elektrifizierung)

(5) Innovationsdynamik in Europa und Japan ...a) Elektronisierung des Fahrzeugsb) Verbrauchsreduzierung aufgrund von Regulierung

c) Antriebstechnik (Hybrid, homogene Verbrennung, Elektroantrieb)

(6) ... und das Drama Nordamerika (OEMs + Zulieferer) - GM, Chapter 11

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komplexe Rahmenbedingungen

Globalisierung

• gestiegene globale wirtschaftl. Verflechtung

• Ausdehnung von Märkten (China, Indien)

• Internationalisierung der Lieferantenstruktur

• Produktion in globalen Verbundstrukturen

Enormer Kostendruck

• verschärfte Wettbewerbssituation

• abflauende Konjunktur

• sinkende Margen

• weltweite Überkapazitäten

Komplexe Branchen- und

Produktstrukturen

• heterogene Zulieferer

• hohe Komplexität der Produkte

• zunehmender Mikroelektronikanteil

• steigende Fremdvergabe von Ent-wicklungsleistungen

Gestiegene Kunden-

anforderungen

• sinkende Wartebereitschaft der Kunden

• kürzere Modellzyklen

• Diversifizierung der Märkte

• unberechenbare Nachfrage

Automobil-sektor

5


zunehmende Aufsplitterung der Prozesskette ...

Styling

Konzept-/Serien-entwicklung

Produkt/Prozess

Prototypenbau

Werkzeuge/VorrichtungenProduktionsanlagen

Facility Mgmt.

Recycling

Logistikdienstleistungen/Werksdienstleistungen

Roh-mat.

Teile(Tier-3)

Module/Systeme/

Tier-1Vertrieb

Handel/Werkstätten

Recycling

Mobilitätsdienstleistungen

FinanzdienstleistungenFuE-Dienstleistungen/

EngineeringServices

OEM(Markenhersteller)

Kontrakt-hersteller/-betreiber

Kompo-nenten(Tier-2)

... und zunehmende Bedeutung der Dienstleistungen

upstream downstream

6

Dr. H.-R. Meißner - Automobilproduktion (10-2009) Grafik-Quelle: Geographische Rundschau 12/2005:16

hohe Konzentration von Zulieferbetrieben

173 884

258 304

833 837

85 561

137 000

168 435

159 052

126 223

76 000

60 281

58 806

Beschäftigung 2007Quelle: ACEA 2009

nur Länder mit mehr als 50.000 Beschäftigten

2,1 Mio. Arbeitsplätze direkt in Europa12 - 13 Mio. Arbeitsplätze direkt und indirekt

7


Beschäftigungsentwicklung WZ 34.1 und WZ 34.3

386.000392.126

472.687

370.300321.063

277.511

756.300713.189

750.198

1980 1985 1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

34.10 (OEM)34.30 (Zulieferer)Summe

In den letzten Jahren waren es vor allem die Zulief erunternehmen, die Beschäftigung geschaffen haben

8


438.910

181.000

37.867

156.200

290.320

258.700

256.200

1.011.800

0

200.000

400.000

600.000

800.000

1.000.000

1.200.000

1.400.000

1.600.000

1.800.000

2.000.000

Wirtschaftszweig Kfz-Industrie(WZ 34)

Gesamte Kfz-Industrie (Input -Output - Rechnung)

wie viele Beschäftigte hat die deutsche Automobilindustrie eigentlich?

767.097

1.864.000

exportinduzierte Beschäftigung in derKfz- u. Vorleistungsindustrie

unternehm.bez. u.sonst. Dienstleistung.

Zulieferer ausanderen Wi-zweigen

Kfz-Zulieferer

Kfz-HerstellerKfz-Hersteller

Quellen: VDA (2004): Tatsachen und Zahlen; Stat. Bundesamt (2000): Input-Output-Rechnung; eigene Berechnungen

Karosserien/Aufbauten

Zulieferer

importinduzierte Auslands-Beschäftigung: 181.000

inlandsnachfrage-induzierteBeschäftigungges.: 852.100

offizielle Statistik

Input-Output-Rechnung

∆ Faktor 2,4

Hauptakteure - Fokalunternehmen der Prozesskette

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Hersteller - Zulieferer - Gruppen weltweit

GM, Ford,Chrysler

Audi, BMW,Ford, Mercedes,

Opel, Porsche, VW

Honda, HyundaiMazda, Nissan, Suzuki, Toyota

Aisin SeikiBridgestone

Calsonic KanseiDensoHitachi

JTEKT (Koyo + Toyoda MW)MatsushitaSumitomo

TakataToyoda Gosei

BoschBehr

BentelerBrose

Continental /S- VDOFreudenberg

HellaMahle

SchaefflerZF

Arvin MeritorDanaDelphiDuPont

Federal MogulGoodyear

Johnson ControlsLear

VisteonTRW

Fiat, PSA,Renault, Volvo

AutolivSKF

Magneti MarelliPirelli

FaureciaMichelin

Plastic OmniumSaint-Gobain

Valeo

GKNPilkington

Ausgliederungen / Tochtergesellschaften von OEMs

11


20 größten Zulieferer 2008

9.06710.72110.87116.467USAVisteon20

9.47610.4779.3097.970JapanToyota Boshoku19

11.92810.4206.6095.321GermanyBASF18

12.23110.3389.3999.017JapanYazaki17

12.75913.28512.52512.366FranceValeo16

13.57115.99517.83917.089USALear15

14.99514.70213.14412.643USATRW Automotive14

15.64814.91512.74311.858GermanyZF13

16.25114.89314.80113.616GermanyThyssenKrupp12

17.63622.02426.09625.017USADelphi11

17.68717.35914.63513.668FranceFaurecia10

19.48819.64419.44819.020USAGoodyear9

20.56221.98219.59318.409JapanAisin Seiki8

23.67922.66420.17118.934FranceMichelin7

23.70426.06724.18022.811KanadaMagna6

23.94121.88721.99021.762USAJohnson Controls5

25.42923.35623.14721.998JapanBridgestone4

29.43033.21329.99727.852JapanDenso3

34.85221.07817.67416.279GermanyContinental2

38.98739.00634.19732.757GermanyRobert Bosch1

2008200720062005LandUnternehmen

Source: Automobil Produktion (Sonderhefte) Automotive Sales in m$

1. Continental übernimmt den Automotive-Bereich von Siemens (VDO) im Jahr 2007

2. Schaeffler KG (Nr. 24)erwirbt 2008 49,9% der Aktienanteile an Continental

12


Übernahmeaktivitäten in der Automobilzulieferindustrie

Quelle: PWC 2002 bis 2006 (Corporate Finance Insight) - www.pwc.com/autoinsights

30

37

28

12

16,312,8

9,1 10,3

320

284272

221

274262

211

249

0

50

100

150

200

250

300

350

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 20050

10

20

30

40

50

60

70

Wert TransaktionenAnzahl Transaktionen

Bsp: Magna -> Tesma /CDN --- BorgWarner -> BERU /D (62%) --- Nippon Steel Glass -> Pilkington /UK (80%) --- Continental -> Motorola Automotive Devision /USA --- Sumitomo -> Volkswagen Bordnetze /D

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aktuelle Veränderungen in den Eigentümerstrukturen

• Porsche - VW– Porsche übernimmt zunächst knapp 51% der Anteile am Volkswagenkonzern

und stellt beide Unternehmen unter die Porsche SE

– angesichts der finanziellen Bürden (Finanzmarkt-Zock) hat VW „den Spieß“umgedreht und integriert Porsche nun als 10. Marke in den Konzern

• Conti - VDO - Schaeffler– Schaeffler übernimmt die Continental AG, nachdem diese Siemens VDO

übernommen hat

– auch hier drücken beide Unternehmen die Schulden aus den Übernahmen

• FIAT - Opel– (gerade aus einer Krise kommend) beteiligt sich an der insolventen Chrysler

Corp. und will sich an der neuen Opel AG (Europe) inkl. Saab beteiligen– hier wurde der Versuch unternommen, eine Größe zu erreichen, die im globalen

Wettbewerb trägt; diese Strategie ist aus heutiger Sicht aber nicht aufgegangen

– Opel selbst kämpft um die Loslösung von GM und benötigt einen neuen Eigentümer (Magna + GAZ); die Restrukturierung ist mit erheblichem Arbeitsplatzabbau und Werksschließungen verbunden

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Konfiguration I: Schaeffler - Continental

Schaeffler-Gruppe 2008: 66.000 Mitarbeiter Umsatz 8,9 Mrd. Euro (60% Automotive)

49,9%12 Mrd. EuroSchulden

11 Mrd. EuroSchulden

Gläubigerbanken(Commerzbank u.a.)

Continental AG 2008: 139.155 Mitarbeiter (82.737 Automotive) Umsatz 24,2 Mrd. Euro (62% Automotive) Übernahmen durch Conti:

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Konfiguration II: „Project Phoenix“ (FIAT, Mai 2009)

Quelle: HB 08-05-2009

Mit dem 2. Konzept ist eine Ausdehnung der Übernahme um Saab sowie die Südamerika- und Südafrika Geschäfte von General Motors geplant.

Die Schließung von Montagestand-orten in Europa ist auf vier Werke (statt bislang fünf) reduziert. Hinzu kommen Schließungen bzw. Teilschließungen von Motoren- und Getriebewerken sowie die Konzentration der Motorenfertigung in Italien.

Geschätzt wird eine Gefährdung von ca. 10 000 Arbeitsplätzen (nach Project Football waren es ca. 18 000) in Europa

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Konfiguration IIIa: Planung Porsche Holding

PorscheGmbH

Porsche Automobil Holding SE

Porsche AG Volkswagen AG

Scania

MAN

Hans Michael PiëchFerdinand Piëch

Hans-Peter PorscheWolfgang Porsche

Louise Daxer-Piëchs ErbenGerhard PorscheFerdinand Alexander Porsche

26,32%

23,57%

25,67% 26,32%

50% 50%

38,105% 61,895%

100,00% 50,76%

68,6%

29,9%

Quelle: Der Tagesspiegel, 05-05-09

11,785%11,785%

20,00%

Land NiedersachsenVW-Gesetz + Sperrminorität

17


Konfiguartion III b: 10-Marken-Imperium

Grafik: Handelsblatt 08-05-09

Fusion von Volkswagen AG und Porsche AG

� Abschluss ca. 2011 nach Klärung aller juristischen Feinheiten

Klärung der offenen Fragen in einer Arbeitsgruppe aus den Vorständen

mittlerweile hat der Vorstandvorsitzende und sein Finanzchef Porsche verlassen (09-2009)

Automobilproduktion - der Prozess

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Automobilfertigung - Ablauf

• Strategische Planung (welches Fahrzeug, welche Kernmerkmale)• Designphase / Vorentwicklung (Design- + Technologieentwicklung)• Konstruktion (eigentliche Fahrzeugkonstruktion auf Basis der

Rahmendaten des Designs und der technischen Spezifikationen)• Produktionsplanung (Planung des Produktionsprozesses in seinen

Einzelteilen - Einpassen in vorhandene Strukturen, Ergänzungen, Arbeitplanungen etc.)

• Aufbau der Fertigung (technische Ausstattung der Produktion / Montage mit entsprechender Ausrüstung)

• Produktionsschritte (siehe folgendes Bild)– Komponentenfertigung (Schwerpunkt Motorenproduktion)– Presswerk

– Rohbau (Karosseriebau) - Bodengruppen, Seitenwände, Dach, Türen

– Lackierung– Endmontage

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Produktionsablauf der PKW-Herstellung

COILS

Türen-demontage

Endmontage

Antriebsstrang- Motoren- Getriebe- Achsen„Hochzeit“

• Teilezuführung• Just-in-Time

(Fußboden, Kabelstrang u.a. großvol. Teile)• Just-in-Sequence

(Frontend, Sitze, Instrumententafeln, Stoßfänger, Spiegel)• kommissionierte Teile (Anbauteile, Kleinteile)

ROHBAU

PRESSWERK

LACK

Trocknungs-stapel

Test /Qualitätskontrolle

Auslieferung

Vormontage:Türen, Cockpit

Montagewerke sind i.d.R.für mehrere Modelle ausgelegt (Flexibilität)

Motorenproduktionfindet in speziellenWerken statt

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VW Käfer mit 4.893 Teilen (1965)

22


Komplexität: VW Golf mit 6.843 Teilen (1988)

Ein VW Käfer hatte 4.893 Teilen (1965)Ein heutiges Fahrzeug der Oberklasse hat ca. 12.000 Teile !

23


Komplexität: 6-Zylinder-Motor

24


Komplexität: Kabelstrang

25


Quelle: Audi (Stadler), Zulieferkonferenz Juni 2007, Berlin

modulare Baukästen (längs und quer)MQB = Modularer Quer Baukasten (VW)MLB = Modularer Längs Baukasten (Audi) �

weitere Optimierung des Gleichteile- oder Plattformkonzepts

Abgasanlage

Motor + Getriebe

VorderachseHinterachse

Lenksystem

Bremszyl. +Pedalerie

Tankanlage

Kühler /Lüftung

Cockpit

BeschaffungsstrategienOut- / Insourcing, Single Sourcing, Global Sourcing

Just-in-Time / Just-in-Sequence

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Tier-Struktur

1st-Tier

2nd-Tier

3rd-Tier

OEM-Kernbereiche

OEM-Antriebsstrang

Outsourcing-Potenzial

Zulieferanten

nicht mehr gefragt:• Kolben- /Kolbenringhersteller• Saugmodulhersteller• Auspuffhersteller etc.

2000

Fertigungstiefe:ca. 35% 0.5

+1st-Tier

2nd-Tier

3rd-Tier

Abnahme der Anzahl der 1st-Tier Zulieferanten bzw. Systemintegratoren

Sub-System- und Modullieferanten

Komponentenlieferanten

neue Zuliefer-Bereiche:• Elektro- /Elektronikspezialisten• Fuel-Cell-Hersteller• Softwarespezialisten /Content-Anbieter

2015

Fertigungstiefe:ca. 15 bis 20%

Arb

eit

ste

ilu

ng

Zu

lie

fera

nt

---

OE

M

SL

SLSL

SLSL

SL

OEM

IP

IP

ED PR WZB LUV

KL

KL

UL OEM Original Equipment ManufacturerSL SystemlieferantKL KomponentenlieferantED Engineering DienstleisterWZB Werkzeug- und FormenbauerUL UnterlieferantLUV Lehren- und VorrichtungsbauerPR PrototypenbauerIP Integrationspartner

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Von der Pyramide zum Netzwerk?

29


Outsourcing

• Outsourcing (Schwerpunkt in den 1990er Jahren)– Auslagerung von Fertigungsbereichen und Produkten /Komponenten an

Zulieferer: 1. Welle (Ende der 1980er Jahre) war die Sitzherstellung -verbunden mit Tarifwechsel von Metall zu Textil

– es folgten immer weitere Produktbereiche wie bspw. Getriebe (Ford - Getrag), Gelenkwellenfertigungen wurden vor allem an GKN abgegeben usw.

– Argument Kosten: die Zulieferer sind Spezialisten, die economies of scope und scale erschließen können

– Argument Organisation: die Hersteller konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft (wie immer strategisch definiert), schaffen Platz /Raum für die Montage und reduzieren Organisationsaufwand - der Zulieferer liefert komplexe Module und Komponenten just-in-time /just-in-sequence ans Montageband

– Problem : Mit dem Outsourcing von Teilefertigungen wurden zum Teil Kernkompetenzen mit abgegeben (z.B. Gusstechnologie), die unwiederbringlich verloren waren und nur mit hohem Aufwand wieder aufgebaut werden konnten

– Bsp. Elektronik-Knowhow - hier haben die OEMs erst spät reagiert, Elektronikkompetenz aufzubauen und haben sich (zu lange) auf die Zulieferer gestützt (bspw. VW)

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Insourcing

• Outsourcing von Entwicklungsleistungen an Ingenieur-Dienstleister wird zurückgefahren - erfolgt zunehmend wieder in Eigenleistung

• Volkswagen hat auf Druck der Betriebsräte (Beschäftigungssicherung) eine Rahmenvereinbarung für die „Komponente“ abgeschlossen

Ziel: Erhalt und Stärkung der VW-Komponentenwerke (Motoren, Getriebe, Lenksysteme) - Investitionen + Stärkung der FuE-Bereiche in den Komponentenwerken

• Bsp.: Kompetenzerhalt Sitzeherstellung– der OEM behält die Herstellung von Ledersitzen (Fahrer- u. Beifahrersitz)– alles andere kommt von Zulieferern

– damit hat der OEM das Knowhow, wie Sitze hergestellt, optimiert und neu strukturiert werden können und weiß, was die Zulieferer anbieten

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Beschaffungsstrategien der OEMs / 1st-tier Zulieferer

• single sourcing– nur ein Zulieferer als Bezugsquelle für ein bestimmtes Teil gibt es nicht wirklich;

single sourcing betrifft immer nur ein bestimmtes Teil für eine Modellreihe!D.h. dass es einen anderen Zulieferer (second source) gibt, der dieses Teil für eine andere Modellreihe liefert und im Zweifel in der Lage ist, relativ kurzfristig auch weitere Modellreihen zu beliefern

• global sourcing– alle OEMs betreiben den weltweiten Einkauf und suchen kostengünstige

Zulieferer

– Kalkül ist jedoch immer auch die „Versorgungssicherheit“ und damit die Absicherung der Versorgungswege (abhängig von Volumen und Bedeutung des Zulieferteiles) sowie

– Transportkosten - d.h. großvolumige /schwere Teile werden nicht über weite Strecken transportiert, sondern in räumlicher Nähe endmontiert

• Versorgungssicherheit– d.h. Absicherung einer frist- und qualitätsgerechten Zulieferung von Teilen

– daher auch Lieferantenparks oder JiT-Fabriken der Zulieferer in räumlicher Nähe der Montagewerke

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16 Zuliefereraus Thüringen

11 Zulieferer aus Sachsen-Anhalt

10 Zuliefereraus Brandenburg

25 Zulieferer aus Sachsen+ 4 Neuansiedlungen

2008: 31 Zulieferer für Mosel II

mit 20 JiT-Umfängen von 8 JiT-Lieferanten

Zulieferer aus den nBL für VW AG:76 Unternehmen mit 11.000 Beschäftigten1991 = 750 Mio. DM Umsatz1992 = 1.500 Mio. DM Umsatz (p)

Quelle: VW Sachsen 1992

regionaler Produktionsverbund VW Sachsen

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Visteon GlauchauTank

Eurofit MoselRäder

SAS CrossenCockpit

HBPOMeerane

Frontend

Rehau ZwickauStoßfänger

VW BS Glauchau(über BMG)

Cornermodul- Federbein- Schwenklager

HinterachseGKN Mosel /HA WOB (über GKN)Gelenkwelle

SachsenringZwickauHilfsrahmen

Gillet ZwickauAbgasanlage

Grupo Antolin CrimmitschauFormhimmel & Türverkleidung Brose Meerane

Aggregateträger Tür

Johnson ControlsZwickauSitze

Grammer ZwickauMittelkonsole

15 Module / 14 Lieferanten

Modul-Strategie Passat B6

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HBPO - Struktur eines Modullieferanten

Hella(Beleuchtung)

Behr(Klimatechnik)

Plastic Omnium(Kunststoff-Stoßfänger)

3,1 Mrd. EUR Umsatz24.000 Beschäftigte



Unternehmensdaten (www.hbpogroup.com) Quelle: HB 27.02.2006

1998 = Gründung HBF1999 Werk in TschechienWerk in Lippstadt für Entwicklung und Produktion

2003 = Erweiterung HBF zu HBPO

2004 = 352 Mio. EUR Umsatz2005 = 450 Mio. EUR Umsatz2006 = 571 Mio. EUR Umsatz 2007 = 762 Mio. EUR Umsatz2008 = 869 Mio. EUR Umsatz

2008 = 1.250 Beschäftigte und 16 JiS-Fabriken

�

�

35


bayerische Beschaffung bei Audi

• die regionale Aufteilung des Beschaffungsvolumens der Audi AG wurde erfasst durch den Ort des Rechnungsstellers

• d.h. aber auch, dass wenn der Rechnungssteller in Bayern seinen Sitz hat, muss das Material / die Komponenten nicht unbedingt in Bayern hergestellt werden !!!

Regionales Beschaffungsvolumen Audi AG (in Mrd. EUR )

12,0%11,1%11,9%12,4%Anteil Bayern

20,019,918,517,7Summe

11,210,19,49,1Rest Welt

2,11,71,51,1Rest Europa

6,35,95,45,3Rest BRD

2,42,22,22,2Bayern

2005200420032002

Quelle: Widuckel (Audi AG) 2006, Präsentation Baika-Zuliefertag, 2.7.2006

� es gibt keine verlässlichen /belastbaren Informationen zur regionalen Wertschöpfungsverflechtung !!!

36


Preisdruck: Beispiel US-Markt

OESA Regional Conference 06-2006 • © 2006 by IRN, Inc.

37


Beteiligungen der OEMs an Zulieferern

• wesentliche Beteiligungen von OEMs an Zulieferern sind bislang nicht bekannt

• allerdings haben die OEMs im Rahmen des outsourcing-Prozesses ihre eigenen Komponentenproduktionen an mittlerweile „selbständige“Zulieferer ausgegliedert:Valeo, Magneti Marelli, Delphi, Visteon, Faurecia, Denso*

• im Zusammenhang mit der aktuellen Krise der Automobilmärkte kam und wird es weiterhin zu einzelnen Rettungsaktionen kommen, bei denen auch eine Kapitalbeteiligung eine Rolle spielen könnte

• die Absicherung der wichtigen Zulieferungen verläuft letztlich über andere Mechanismen

* Denso ist nach wie vor von Toyota kontrolliert

38


Domino-Effekt

• die Wertschöpfungs- oder Prozesskettenperspektive verdeutlicht die engen Verflechtungen der Zulieferprozesse - es handelt sich um ein hoch sensibles, empfindliches und hoch komplexes Verflechtungssystem

• „Produktion in Partnerschaft“ (VW Mosel): in der entwickelsten Form wird produktionssynchron in der Prozesskette gefertigt (d.h. die letzten Zulieferstufen produzieren zeitlich und funktional abgestimmt auf den Endmontageprozess des OEMs und liefern just-in-time oder just-in-sequence unter Einbindung von Logistikern ans Montageband

• wenn ein Glied der Kette versagt oder ausfällt, kommt der gesamte Prozess zum Erliegen

– so werden z.T. Teile (Außenspiegel, kleine E-Motoren etc.) per Hubschrauber ins Montagewerk geflogen, um die Endmontage nicht abreißen zu lassen

– Kiekert hat einmal (1990er Jahren) Schließsysteme für Ford nicht geliefert, um seine Preisverhandlungsposition zu stärken(Konsequenz: Kiekert wurde von der Zulieferliste gestrichen - die Auftragsvolumina auf andere Zulieferer verteilt)

siehe hier die Überlegungen der IGM zur Min-Max-Strategie bei Arbeitskämpfen (Verflechtungsstrukturen befinden sich in den „Giftschränken“ von Verwaltungsstellen und Bezirksleitung)

Internationalisierung und globale Produktionsnetzwerke

40


weltweiter Produktionsverbund BMW

Quelle: Handelsblatt 14.02.2005

41


Kapazitätsplanung und regionale Verteilung Fzg.-Montage

Quelle: PWC Autofacts 3Q2009 (www.autofacts.com) /25.09.2009

26 722 594

3 086 800

18 804 192

1 759 506

15 065 525

3 552 249

36 421 989

5 052 716

18 549 891

2 375 323

14 224 757

5 217 145

Asia-Pacific East Europe European Union Middle East & Africa North America South America

2007 2015

42


Auslandsstandorte der deutschen Automobilindustrie

Quelle: Automobil Produktion Juni 2006:10

215

52

8169

19

119

43

12

318

123139

7958

162

65

12

609

309294

145

119

207

57

18

West-Europa

Mittel-Osteuropa

Nafta übriges Amerika

China übriges Asien

Afrika Australien/Ozeanien

1988 1996 2004

610

956

1.758

1988 1996 2004

• An 147 Standorte weltweit fertigten 2004 deutsche Automobilhersteller Autos oder Motoren.• Deutsche Zulieferer verdreifachten im gleichen Zeitraum die Zahl ihrer Auslandsstandorte auf

knapp 1.000.

43


Automobilwerke in Osteuropa

Quelle: Handelsblatt 03-2009

44


Ein- und Ausfuhr WZ 34 2005EINFUHR 2005

Neue Kfz u.Fahrzeuge PKW Otto-Motore

Diesel-Motoren Motorenteile elektr. Ausr.

Gesamt 31.593,9 27.648,3 3.967,3 3.730,7 3.736,0 1.925,1EU 15 19.373,8 16.088,5 2.075,6 524,4 1.955,0 999,2Beitrittsländer 3.696,5 3.448,0 1.716,3 853,9 753,6 525,5 - Polen 227,6 135,8 372,7 265,8 78,0 - Slowakei 1.576,1 25,8 48,3 - Tschechien 1.180,5 4,5 0,3 241,9 317,8 - Ungarn 434,3 1.575,9 480,8 188,8 36,7

AUSFUHR 2005

Gesamt 94.935,8 81.351,1 2.039,6 3.489,5 25.472,5 2.451,5EU 15 54.097,7 45.887,6 624,8 1.358,5 5.280,8 1.370,5Beitrittsländer 2.884,1 2.073,2 185,0 727,7 3.005,7 237,1 - Polen 513,5 11,0 109,7 592,6 62,1 - Slowakei 201,5 99,8 200,7 39,2 20,0 - Tschechien 493,0 61,1 139,1 254,4 72,5 - Ungarn 470,9 12,9 274,6 2.090,7 64,2

SALDO (Ausfuhren ./. Einfuhren)

Gesamt 63.341,9 53.702,8 -1.927,7 -241,2 21.736,5 526,4EU 15 34.723,9 29.799,1 -1.450,8 834,1 3.325,8 371,3Beitrittsländer -812,4 -1.374,8 -1.531,3 -126,2 2.252,1 -288,4 - Polen 285,9 -124,8 -263,0 326,8 -15,9 - Slowakei -1.374,6 99,8 200,7 13,4 -28,3 - Tschechien -687,5 56,6 138,8 12,5 -245,3 - Ungarn 36,6 -1.563,0 -206,2 1.901,9 27,5

Audi Motorenwerk Györ

45


PLD

AU

SK

CZ

SL

HU

NL

B

L

VWChemnitz

AudiGyör

Produktionsnetzwerk Györ - Sachsen• VW Chemnitz liefert 6.200 Ausgleichs-

getriebe pro Woche an Audi Györ• 30 Zulieferer aus Sachsen liefern Motorteile

nach Audi Györ• Audi Györ liefert im Gegenzug 10.000

Pleuel pro Woche nach VW Chemnitz und 430 Motoren pro Tag

Quelle: Autoland Sachsen 2006

71% der Teile für Audi Györwerden von dt. Zulieferern bezogen

6% lokaleBeschaffung

Produktionsnetzwerk Audi Györ

Quelle: A. Lerche (AHM 2006)

%-Angaben beziehen sich auf die Werte der Teile und Komponenten

46


FuE-Wertschöpfungs- und Personalverteilung (global)

FuE-Wertschöpfung (Mrd. EUR)

5,5 10

40,9

55

21,2

25

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

2005 2015

OEMs

Zulieferer

Entw.-DL

67,6 Mrd. EUR

90 Mrd. EUR+33,10%

81150

535

720

197

230

0

200

400

600

800

1000

1200

2005 2015

OEMs

Zulieferer

Entw.-DL

813

1.100

FuE-Personal (in Tsd.)

+35,30%

Quelle: Dannenberg 2007 (O. Wyman), S. 33

+285 Tsd.

+33 Tsd.

47


AutomobilherstellerEntwicklungsabteilung

Systemzulieferer(z.B. Türmodule, Frontends, Stoßfänger, Kunststofftanks)

Entwicklungsbüros(breite Dienstleistungspalette)

kleinere Ingenieurbüros(z.B. Spezialanbieter für Konstruktion,

Berechnungen, Rapid Prototyping,Simulation)

Softwaredienstleister(z.B. CAD-Systeme, Daten-

managementsysteme)

Unternehmensberater(z.B. Projektmanagment, Simultaneous

Engineering, TQM, Kaizen)

Teile- und Komonentenzulieferer(z.B. Kunststoffteile, Bleche, Stoffe,

Gläser, Dichtungen, Schläuche)

primäre DL-Beziehungen

sekundäre DL-Beziehungen

Netzwerke / Arbeitsteilung in der Entwicklung

48


Mercer: Management von Unternehmensnetzwerken 2005

49


FuE-Beschäftigte im Fahrzeugbau 2003

Quelle: EUROSTAT, Stifterverband, z.T. eigene Abschätzungen

Anmerkung:Aufgeführt sind nur Länder mit mehr als 500 FuE-Beschäftigten

Mit fast 83.000 FuE-Beschäftigten ist die deutsche Automobilindustrie mit weitem Abstand führend in Europa

EE

LV

LT

PLD

AUSK

CZ

SLHUF

EP

S

FI

DK

I

UK

IE

NLB

L 82.837

2.870

7.400

1.312

660

11.479

11.727

1.611

6491.828

k.A.

50


Beschäftigungsperspektiven in den Kernregionen

866 645

1.763 2.355

2002 2015

430 333

907 1.069

2002 2015

995 977

1.756

2.988

2002 2015

Zulieferer

Hersteller

(jeweils Beschäftigte in Tsd.)

• Europa: die OEMs werden ihr Beschäftigungsniveau ha lten - die Zulieferer schaffen aufgrund der Veränderung der Arbeitsteilung etwa 1, 2 Mio. Arbeitsplätze

• auf Osteuropa dürfte ein Zuwachs an Beschäftigung i .H. von 170 Tsd. entfallen

• auf Westeuropa ca. 1 Mio.

NAFTA

Europa

Japan

Quelle: Mercer / Fraunhofer 2003sowie Sihn 2006

51


-24

1

-16

-61 -65

0

146161

126153

36

89

202

466

Fahrwerk Antriebs-strang

Motor und Aggregate

Karosserie-struktur

Body (Exterior)

Interior Elektrik/Elektronik

OEMZulieferer

Veränderung der Beschäftigung nach Hauptmodulen in Europa

Quelle: Mercer/Fraunhofer 2004: 25

Zahlenangaben in Tsd. Beschäftigten

gesamte Veränderung: - 19 Tsd. bei OEMs

+1.233 Tsd. bei Zulieferern+1.214 Tsd. insgesamt

dominanterWachstumsbereich

Innovationsentwicklung

53


Innovationsentwicklung Europa - Bereich Antrieb

• Elektrohybridantrieb

• Elektromechani-scher Ventiltrieb

• Hochaufla-dung Diesel

• Elektrischer Kühler +Luftregelung• Wärme-

manage-ment • Partikelfilter

• Shift-by-wire

• CVT*

• Elektr. Schaltung mit Doppelkupplung

• Piezo-Injektoren

• Benzindirekteinspritzung

• Starter-Generator

Brenn-stoffzelle

2002 2005 2010 2015

• Einige Innovationen werden schneller in den Markt eingeführt als prognostiziert.

• Es kommen neue Ideen und Produktbereiche hinzu.

Veränderung der Wertschöp-

fungsarchitektur

* CVT = Contineous Variable Transmission

(Quelle: modifiziert auf Basis der HAWK-Studie 2003)

heute

Elektroantrieb2000 von Daimler ab 2006 in der Serie angekündigt

54


Elektro- u. Radnabenantriebe 1900 und 2007

Quelle: www.planet-wissen.de

Toyota Fine-X (2007)

Quelle: Toyota

Porsche-Lohner mit Elektromotoren (1900)

RadnabenmotorQuelle: Siemens VDO

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Interieur: Kunststoffeinsatz bei Sitzen

Kompetenzteam Autositz bündelt Know-howBASF und Recaro haben einen Sitz-Prototypen gebaut, bei dem praktisch alle Teile mit BASF-Materialien gefertigt werden.

Foto: BASF - The Chemical Company, 2007

2 Beispiele von Restrukturierung:

Dräxlmeier (Verlagerung)Brose (Übernahme Teilbereich VDO + Verlagerung FuE)

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Bsp. 1: Dräxlmaier - Kabelsatz

Personalentwicklung Dräxlmaier

Quelle: Dräxlmaier 2006

Eine Woche (15.06.2006) vor dem spektakulären Fall des Münchener Versicherers hatte - von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet - in der baden-württembergischen Provinz ein großer Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie, die Dräxlmaier-Group, einen ihrer Zweigbetrieb kurzerhand über ein langes Wochenende demontiert - ohne Belegschaft oder Betriebsrat zu informieren. Am Montag standen 150 Arbeiter in leeren Werkshallen. Kurz zuvor hatten sie hier noch Zubehörteile für Mercedes, Audi und Porsche gefertigt, nun sind Material und Maschinen verschwunden. Das rüde Vorgehen der Geschäftsleitung empfindet nicht nur die Belegschaft als rechtswidrig und unmoralisch. Ein Einzelfall zwar und doch symptomatisch für zunehmend rauere Sitten im Wirtschaftsleben.

ARD-Sendung 28.02.2007 23:05 „Profit um jeden Preis“

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Volker Steinmaier, Stuttgarter Nachrichten vom 17.06.2006Betriebsrat der Dräxlmaier-Tochter HIB kritisiert " menschenunwürdiges Vorgehen" - 146 Mitarbeiter betro ffenBöblingen - Der zur Dräxlmaier-Gruppe gehörende Autozulieferer HIB hat sein Böblinger Logistikzentrum über Fronleichnam leer geräumt. Künftig will der Hersteller von Holzzierteilen das Sindelfinger Merc edes-Werk vom Standort Bruchsal aus beliefern . Der Betriebsrat spricht von einem "menschenunwürdigen Vorgehen".

Am Mittwochabend hatten die Mitarbeiter der Holzindustrie Bruchsal (HIB) auf der Böblinger Hulb ihre Spätschicht noch ganz normal beendet und waren in ein verlängertes Wochenende gegangen. Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass ihre Arbeitsplätze über den Feiertag hinweg verschwinden könnten. Doch am Freitagmittag wurde für die 146 Beschäftigten des S tandorts zur Gewissheit, womit keiner von ihnen ger echnet hatte: Aus den Fabrikgebäuden war alles - von den Fräsmaschinen bis zu vorproduzierten Teilen - entfernt worden.

Matthias Hachenberger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der HIB, traute am Freitag seinen Augen kaum, als er sich vor Ort ein Bild von der Lage machen wollte. Bei einem Blick in die Hallen sah er nichts als gähnende Leere: "Da waren nicht einmal mehr Regale drin." Den Zugang ins Gebäude und auch ins Betriebsratsbüro verweigerte ihm allerdings der Wachschutz, der auch gleich die Polizei herbeirief.

Über die Motive kann Hachenberger nur spekulieren. Er vermutet, dass dem Management der Tarifabschluss von diesem Jahr zu teuer war, weshalb Dräxlmaier um Aufträge für die nächste Generation d er E-Klasse fürchtete . Böblingen sei der einzige Standort, der einen regulären Tarifvertrag habe, was Konzerneigner Fritz Dräxlmaier schon immer ein Dorn im Auge gewesen sei. "Das ist ein Gewerkschaftshasser", sagt Hachenberger.

HIB-Geschäftsführer Bernd Aster spricht von Synergi en, die durch die Verlagerung innerhalb Deutschland s geschaffen werden sollen. Die Nacht-und-Nebel- Aktion begründet er damit, dass die Daimler-Belieferung aufrechterhalten bleiben müsse: "Bestimmte Reaktionen waren da nicht vorhersehbar." Rund 60 Beschäftigten will er den Wechsel nach Bruchsal anbieten. Außerdem soll der dort laufende Jobabbau durch die Verlagerung abgebremst werden.

Der Böblinger Standort war vor zwölf Jahren von Daimler ausgelagert und 1998 an Dräxlmaier verkauft worden . Zunächst wurden alle in Sindelfingen produzierten Baureihen mit Holzzierteilen beliefert, zuletzt nur noch die E-Klasse und der CLS. Laut Hachenberger schreibt der Standort schwarze Zahlen. Allerdings habe sich die HIB bei der Verlagerung von Produktion nach Rumänien verkalkuliert und fahre große Verluste ein. Zuletzt schrumpfte die Belegschaft in Rumänien von 4400 auf 3500, am Stammsitz in Bruchsal halbierte sie sich auf 560. In Böblingen wollte HIB im vergangenen Jahr 63 Stellen streichen, zog die angedrohten Kündigungen jedoch wieder zurück.

Bei einem spontanen Treffen am Freitagnachmittag berieten rund 40 Mitarbeiter über das weitere Vorgehen. Viele von ihnen machten ihrem Unmut Luft. Für Betriebsratschef Hachenberger spiegelt das harte Vorgehen die grundsätzliche Linie des Konzerns gegenüber seinen Mitarbeitern wider: "Soziale Verantwortung ist ein Fremdwort für Dräxlmaier." Besonders enttäuscht zeigte er sich darüber, dass wohl einige Bruchsaler Betriebsräte von der bevorstehenden Verlagerung bereits am Mittwoch gewusst hatten, aber weder ihre Böblinger Kollegen noch ihren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden informierten. IG-Metall-Sekretär Detlef Schwoon sprach von einem "widerlichen und kriminellen" Vorgehen: "Die Menschen hier sind verarscht worden."

Am Montag früh wollen die Beschäftigten vor dem Böblinger Werkstor protestieren. Hachenberger kündigte harten Widerstand gegen eine Schließung des Standorts an: "Wenn es sein muss, werden wir auch die Werktore in Bruchsal blockieren."

59


Metall Ausgabe 09/2006 (BaWü-Seiten)

60


Bsp. 2: Autozulieferer Brose übernimmt VDO-Werke

http://www.morgenpost.de/printarchiv/wirtschaft/article233124/Autozulieferer_Brose_uebernimmt_VDO_Werke.htmlFreitag, 21. Dezember 2007 04:00 -- Der Autozulieferer Continental trennt sich von mehreren Werken des kürzlich übernommenen Konkurrenten Siemens VDO.

Coburg/Hannover - Der Autozulieferer Continental trennt sich von mehreren Werken des kürzlich übernommenen Konkurrenten Siemens VDO. Die Sparte Electric Motor Devices sowie das Kühlerlüftergeschäft der Continental werden an das Coburger Unternehmen Brose verkauft, teilte Conti am Donnerstag in Hannover mit. Betroffen seien weltweit mehr als 4000 Mitarbeiter, davon 1800 in Deutschland und 250 in Berlin.

Diese Lösung trage "den Interessen der Kunden sowie der Beschäftigten Rechnung", sagte Conti-Chef Manfred Wennemer. "Wir halten damit unsere Zusage ein, im Rahmen der Integration der bisherigen Siemens VDO so rasch wie möglich Entscheidungen zu treffen, um mögliche Unsicherheiten zu beseitigen." Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.

Conti hatte die 11,4 Mrd. Euro schwere Übernahme von Siemens VDO Anfang des Monats abgeschlossen. Die Gewerkschaften hatten den Verkauf kritisiert, da sie bis zu 7000 Arbeitsplätze gefährdet sehen.Brose sicherte laut der Mitteilung zu, "die mit Belegschaftsvertretern bestehenden Vereinbarungen" zu übernehmen. Die IG Metall Bayern begrüßte die Übernahme der Tarifverträge. Die Gewerkschaft hatte befürchtet, dass der neue Inhaber den vor zweieinhalb Jahren ausgehandelten Ergänzungstarifvertrag in Würzburg kippen werde. Damals hatten die Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet, um ihre Jobs bis 2010 zu behalten. Brose sei für das Würzburger Werk sogar eine Chance, hieß es.

Brose war Mitte 2006 aus dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VDM) ausgetreten. Seitdem ist das Unternehmen Gewerkschaftssprecher Matthias Jena zufolge ohne Tarifbindung . Die Firma versuche, Einzelverträgen längere Arbeitszeiten durchzusetzen. dpa

61


Brose - langfr. Entwicklung

www.brose.de (10.03.07) http://www.brose.net/ww/de/pub/unternehmen/geschaeftsentwicklung.htm

62


Brose

Funktionsträger Türe aus Stahl und Kunststoff

Umsatz2005 2,208 Mrd. €2006 2,340 Mrd. €

Beschäftigte2005 8.790 in Deutschland 4.700 2006 9.130Investitionen2005 127 Mio. €2006 114 Mio. €

Aufwendungenin Zukunfts-sicherung 20068% vom Umsatz (Darin enthalten sind Innovationen in Forschung und Entwicklung, Informationstechnologie und Personalentwicklung.)

www.brose.de (10.03.07)

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Brose sichert Berliner VDO-WerkDie Welt online 4. April 2008, 04:00 Uhr Traditionsstandort an der Sickingenstraße wird zum Automobilzulieferer-Werk umgebautMetro, AEG, Temic, Continental, Brose. Das Berliner Werk des Autozulieferers Brose aus dem fränkischen Coburg (Bayern), das am Mittwoch offiziell eröffnet worden ist, hat eine wechselvolle Industriegeschichte erlebt. Den ersten Tag haben einige der 230 übernommenen Mitarbeiter schon vielfach erlebt, nun will das Familienunternehmen Brose für Kontinuität sorgen.Das betonte Michael Stoschek, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Gruppe, vor der versammelten Mannschaft. Er beschwor gleichzeitig den "Spirit" der Gruppe, der bisher immer dafür gesorgt hat, dass Brose im Wettbewerb der Autozulieferer mit in der Spitze gefahren ist.Von Berlin erwartet Stoschek zusammen mit Jürgen Otto, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, in Zukunft große Stücke. Hier ist der neue Geschäftsbereich Elektromotoren zusammen mit dem Bereich Kühlerlüftungs-Module verortet. Bisher sind in den Standort rund 40 Millionen Euro investiert worden. Was künftig ansteht und wieweit die Beschäftigung ausgebaut wird, will Otto nicht sagen. Er betont lediglich, dass Brose viel in Berlin vor hat und auf die engagierten Mitarbeiter baut.Das Werk arbeitet in drei Schichten rund um die Uhr. Weltweit will die Brose-Gruppe mit rund 14 000 Mitarbeitern in diesem Jahr um fünf Prozent auf einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro wachsen.Ausdrücklich betont Otto das Engagement der Familie Stoschek in Berlin. Brose hätte auch in Würzburg, wo schon 1400 Mitarbeiter in dem Bereich Elektromotoren arbeiten, weiter ausbauen können. Die Familie habe sich aber für Berlin als zentralen Standort für diesen Bereich und mit einer Entwicklungsabteilung für die Sparte Kühler-Lüftung entschieden.In der Hauptstadt ist das Unternehmen vor hundert Jahren - genauer gesagt am 4. März 1908 - vom Großvater der jetzigen Inhaber-Familie als Handelshaus in Charlottenburg gegründet worden. Dass die Produktion in Coburg gestartet wurde und nicht in Berlin, erklärt Stoschek mit dem damaligen Partner des Großvaters, den es in die bayerische Stadt gezogen hätte. Für den Berliner Senat begrüßte Staatssekretär Jens-Peter Heuer die Rückkehr von Brose in die Hauptstadt: "Willkommen zu Hause." So willkommen hat sich Werkleiter Wolfgang Cunäus, der seit 1992 zunächst bei AEG in dem Haus an der Sickingenstraße im Ortsteil Moabit arbeitet, nun nicht gefühlt. Am Senat hat er dabei nichts auszusetzen, wohl aber am Bauamt vor Ort. Dort hat er, als er aufs Tempo drückte, schon mal zu hören bekommen: "Arbeitsplätze interessieren uns überhaupt nicht."Die Arbeitsplätze waren an der Sickingenstraße, als das Werk zu Conti gehörte und nicht zu den strategischen Geschäftsfeldern der gesamten Übernahme von VDO-Siemens zählte, durchaus in Gefahr. "Jetzt haben sie Zukunft", sagte Stoschek. Er erhielt dafür in der Mitarbeiterversammlung viel Beifall. Betriebsratsvorsitzender Friedrich Wagemann brachtet die Gefühle der Belegschaft vielleicht am besten mit dem Satz auf den Punkt: "Das ist der beste day one, den wir jemals erlebt haben."Michael Stoschek begrüßte die neuen Berliner Beschäftigten ausdrücklich in einem Familienunternehmen, das sich dem Wettbewerb stellt, dem aber gegenseitige Loyalität im Zweifel wichtiger sei als Rendite. Personalabbau der Rendite wegen werde es niemals geben. In seinem Familienunternehmen gehe es immer auch um gegenseitige Solidarität. oh

64


Brose Berlin

bisheriges Ergebnis:• Interessenausgleich und Sozialplan für die Forschungs- und

Entwicklungsabteilung in Berlin wird gerade endverhandelt (seit Juli 2009)• FuE soll in Würzburg (ehemals VDO-Standort) konzentriert werden• Ingenieure könnten nach Würzburg umziehen - aber wer will von Berlin

nach Würzburg (bislang nur 12 von 60)?

Fragen:• Was bedeutet die räumliche Trennung von FuE und Produktion in Berlin• Wie lange wird die Fertigung letztlich in Berlin verbleiben - ist es ein

wichtiger politischer Standort? Hat er „Alleinstellungsmerkmale“ oder spezifische Kompetenzen, die eine Verlagerung der Fertigung nachRegensburg oder ins Ausland verhindert?

• Berlin wird zur reinen Werkbankfertigung, die leicht verlagerbar ist!

65


The End

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Link zur Studie (pdf-Datei):http://dokumente.linksfraktion.net/pdfmdb/7788997649.pdf

edition sigmaBerlin, 2005

Link zur Studie:http://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/publikationen_pdf/OBS_AH49.pdf

eigene Publikationen

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Anhang: Quellen (Auswahl)

• HAWK-Studie (McKinsey / PTW): McKinsey & Company; PTW (Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen der Technischen Universität Darmstadt) (2003): HAWK 2015 –Wissensbasierte Veränderung der automobilen Wertschöpfungskette. VDA-Materialien zur Automobilindustrie, Bd. 30. Frankfurt/M. http://www.mckinsey.de/_downloads/kompetenz/aa/HAWK.pdf

• FAST 2015 (Mercer Management Consult & Fraunhofer IML); Kurzfassung Sonderdruck Automobilproduktion (2004):http://www.mercermc.de/fast_2015/FAST2015.pdf

• Bohr, Bernd (Robert Bosch GmbH) (2005): Leveraging Global Innovation and Knowledge, Foliensatz zur OESA Conference, Dearborn, 14.11.2005

• Jürgens / Meißner 2005: Arbeiten am Auto der Zukunft - Produktinnovationen und Perspektiven der Beschäftigten (sigma Berlin)

• Dannenberg (Mercer bzw. Oliver Wyman) 2007: Car Innovation 2015• PWC 2007: Global Automotive Financial Review• Meißner / Jürgens 2007: Die Lage der deutschen Automobilzulieferindustrie im Jahre 2007

http://dokumente.linksfraktion.net/pdfmdb/7788997649.pdf• Scheuplein / Jürgens / Meißner / Hüner 2007: Im Windschatten beschleunigt (OBS-AH 49)

http://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/publikationen_pdf/OBS_AH49.pdf• Stifterverband der deutschen Wissenschaften,

http://www.stifterverband.de/pdf/fue_fact_sheet_maerz_2007.pdf• Bohr, Bernd (Robert Bosch GmbH) (2008): Trend und Innovationen in der Automobilentwicklung, Stuttgart

09.09.2008 (Foliensatz)• Roland Berger / Rothschild (2009): Global Automotive Supplier Study 2009 - How suppliers can master the

auto crisis, February 2009

Automobilproduktion in der Prozess-oder …hrmeissner.de/dgb_brannenburg_10-2009.pdf3 Dr. H.-R....

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