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Das Availon-Journal für den markenübergreifenden Windenergie-Service | November 2013 Gastbeitrag: Prof. Dr. Heise über In- frastruktur und Erneuerbare. Seite 10 Dr. Konstanze Kinne: Wie Banken Serviceanbieter beurteilen. Seite 18 CMS-Einbau: Wenn Freude und Herausforderung groß sind. Seite 20 Fokus Der Spaß ist vorbei! Mittlerweile trifft es nicht mehr nur die Kleinen. Nach den Verbrauchern ist die Energie- wende selbst bei den Großen im Geschäft um Strom und Energie angekommen. Mit jeder Menge Herausforderungen und echten Problemen. Technisch, politisch und gesellschaftlich. Wo stehen wir und wie geht es weiter? Und wer macht überhaupt noch mit? Eine Bestandsaufnahme zum größten Energieprojekt der Geschichte ab Seite 4

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Das Availon-Journal für den markenübergreifenden Windenergie-Service | November 2013

Gastbeitrag: Prof. Dr. Heise über In-fra struktur und Erneuerbare. Seite 10

Dr. Konstanze Kinne: Wie Banken Serviceanbieter beurteilen. Seite 18

CMS-Einbau: Wenn Freude und Herausforderung groß sind. Seite 20

Fokus

Der Spaß ist vorbei!

Mittlerweile triff t es nicht mehr nur die Kleinen. Nach den Verbrauchern ist die Energie-wende selbst bei den Großen im Geschäftum Strom und Energie angekommen.Mit jeder Menge Herausforderungen undechten Problemen. Technisch,politisch und gesellschaftlich.Wo stehen wir und wie gehtes weiter? Und wer macht überhauptnoch mit? Eine Bestandsaufnahme zumgrößten Energieprojekt der Geschichteab Seite 4

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INHALT | November 2013

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FokusTitelthema: Energiewende – vom Wunsch zur rauen Wirklichkeit.

ThemaProf. Dr. Heise: Gastbeitrag „Infra struktur und erneuerbare Energien“.

InterviewMatthias Willenbacher: über Energiewende, EEG und einen Masterplan.

BlickDr. Konstanze Kinne (Commerzbank AG): wie Banken Serviceanbieter beurteilen.

EinsatzGroßauftrag: ein Spezialist als Partner.

NetzwerkVereiste Rotorblätter: eine Sensorlösung als Upgrade.

BudgetÖlqualität: Teil vier der Reihe mit Thema „Additive“.

KontextMeinungen und Gedanken: was andere zu Energie und Wende sagen.

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Die Energiewende: Die Energiewende: vom Wunsch zur rauen Wirklichkeit. vom Wunsch zur

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Die Energiewende: vom Wunsch zur rauen Wirklichkeit.rauen Wirklichkeit.

„Die EEG-Umlage soll nicht über ihre heuti-ge Größenordnung hinaus steigen.“ Gera-de etwas mehr als zwei Jahre ist es her, da verkündete die Bundeskanzlerin diesen Anspruch in einer Regierungserklärung. Der damalige Wirtschaftsminister ging sogar noch einen Schritt weiter, indem er

„Spielräume für Senkungen“ für möglich hielt. Zumindest was die Nachhaltigkeit der Aussagen von damals betriff t, sind wir heute schlauer. Ansonsten herrscht Ratlosigkeit. Wie sonst ließe sich er-klären, dass die Energiekosten für den Verbraucher immer weiter steigen, der Ausbau auf hoher See von Pannen geprägt ist und immer mehr Unternehmen ihren Strom selbst produzieren? Dazu ein hoch-rangiger SPD-Politiker, der plötzlich für die Verstro mung von Kohle wirbt. Wie es scheint, hat die Energiewende Schiff bruch erlitten, obwohl der richtige Kurs noch gar nicht wirklich gefunden wurde. Oder ha-ben ihn alle Beteiligten einfach nur aus den Augen verloren?

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Doch wer denkt schon hoff nungsvoll viele Jahre weiter, wenn er zunächst nur die Stromrechnungen der nächs-ten Monate im Kopf hat? Der Verbraucher sicherlich nicht. Schon mit Blick auf die Zusammensetzung des Stromprei-ses zeigt sich, dass er die Hauptlast der Energiewende trägt.

Der Strompreis im Detail.

Die Erzeugung: Neben der reinen Erzeugung sind auch die Beschaff ung und Lieferung enthalten. All das wird vor allem (in Deutsch-land) an der Leipziger Strombörse EEX bestimmt, wo Erzeu-ger und Versorger von Energie bestimmte Strommengen ein- und verkaufen. Der Posten beinhaltet auch Emissions-rechte (CO

2) und Margen der Stromanbieter.

Das Netznutzungsentgelt:Damit abgedeckt werden der Aufbau, der Betrieb und die Instandhaltung von Stromnetzen (Stromleitungen) sowie der Transport des Stroms zum Verbraucher. Diese Abgabe ist gesetzlich reguliert und kommt den Netzbetreibern zugute.

Die EEG-Umlage:Hiermit sollen die erneuerbaren Energien gefördert werden. Produzenten dieser Energien bekommen dafür einen gesetz-lich festgelegten Preis. Dieser liegt deutlich über den Kondi-tionen, zu denen der Strom zum Beispiel an der Strombörse gehandelt wird. Die Diff erenz aus diesen Preisen macht die EEG-Umlage aus und wird vom Verbraucher bezahlt.

Energiewende und Off shore: kein Land in Sicht.Der Ausbau der Off shore-Windenergie wird gern als Problemkind der Energiewende hingestellt. Und das in mancher Hinsicht durchaus zu Recht. Die Techniken sind nicht ausgereift. Und den ambitionierten Ausbauplä-nen hinkt man hinterher. Wortgewandte Kritiker spre-chen dabei gern schon mal vom „Stuttgart 21 auf hoher See“ und stellen den Bedarf an „Meeresstrom“ grund-sätzlich infrage. Die Diskussion „Onshore oder Off shore?“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie Anhänger der erneuer-baren Energien mittlerweile sogar anfangen, gegenein-ander zu wettern.

Überschattet werden derlei Diskussionen immer wieder von weiteren Verzögerungen und echten Schicksalsschlä-gen. So kam im Juli dieses Jahres ein Taucher bei einem tragischen Unfall im Windpark Riff gat ums Leben. Darü-ber hinaus ist der Windpark zwar fertig gestellt, kann aber nicht ans Netz. Grund sind immer wieder Munitions-funde, die ein weiteres Verlegen der Kabel verhindern. Die Verzögerungen kosten den Netzbetreiber Millionen. Und doch ist dies nur ein Problem unter vielen, mit denen sich das selbst ernannte Rückgrat der Energiewende zurzeit beschäftigen muss.

Langfristig scheinen die Aussichten positiver zu sein. So belegen Studien renommierter Institute, wie des Fraunho-fer ISE, dass die Stromgestehungskosten von Erneuerbare-Energie-Anlagen bis 2020 sinken werden. Selbst im Bereich Off shore bis zu 28 %.

Strom aus erneuerbaren Energien wird billiger

Quellen: Begleitende Vorgaben zum EEG-Erfahrungsbericht 2011, DLR: Leitszenario 2010; Fraunhofer ISE 2010, Stand 8/2011

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Die Öko-/Stromsteuer:Eigentlich heißt es nur Stromsteuer. Von Ökosteuer spricht man, weil mit der Einführung der Steuer 1999 die Förde-rung klimapolitischer Ziele bezweckt war. Oft diskutiert wird, dass die Einnahmen fast komplett in die Rentenkas-sen fl ießen. Der Verbraucher zahlt an den Staat.

Die Konzessionsabgabe:Damit werden Wegerechte bezahlt, zum Beispiel für den Bau und den Betrieb von Stromleitungen. Die Wegerechte werden von den Gemeinden eingeräumt, entsprechend bekommen diese das Geld.

Die Netzentgelt-Umlage (§ 19):Durch die Befreiung der Großindustrie seit 2012 vom Netz-nutzungsentgelt entgehen den Netzbetreibern natürlich Erlöse. Dieser Verlust soll durch die Abgabe ausgeglichen werden. Gezahlt wird sie vom Verbraucher.

Die Off shore-Haftungsumlage:Mit dieser Abgabe übernimmt der Verbraucher seit 2012 zu großen Teilen das fi nanzielle Risiko für Schadenersatzkos-ten, die z. B. durch Ausfälle aufgrund mangelnder Netzanbin-dung von Meereswindparks zum Übertragungsnetz an Land entstehen. Der Verbraucher zahlt die Umlage an den Staat.

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Viele Zusammenhänge und Verhaltensmuster von Betei-ligten an der Energiewende erscheinen klarer, wenn man sich den Strompreis einmal genauer anschaut. Aus welchen Abgaben und Komponenten setzt er sich eigent-lich aktuell zusammen? Und wer zahlt da wie viel an wen? Die prozentualen Anteile in der Grafi k sind dabei Durch-schnittswerte, da sie je nach Anbieter und Standort des Verbrauchers variieren können.

Zusammensetzung des Strompreises in Deutschland 2013

Quelle: IBC Solar AG

Die Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage:Hiermit sollen seit dem Jahr 2000 Anlagen gefördert werden, die nach dem Prinzip Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Strom als auch nutzbare Wärme erzeugen. Dazu gehören z. B. Blockheizkraftwerke. Der Verbraucher zahlt die Umlage an den Staat.

Die Mehrwertsteuer:Sie beträgt zurzeit 19 % des Nettostrompreises. Dieser ergibt sich aus der Summe aller Preisbestandteile, die oben erwähnt wurden. Der Verbraucher zahlt die Steuer an den Staat.

Unterm Strich.Der Strompreis bildet sich aktuell zu nahezu 51 % aus Steuern und Abgaben, die dem Staat zuflie-ßen. 1998 lag dieser Anteil noch bei 24,5 %. Dem gegenüber steht eine Strompreisentwicklung von 17,11 ct/ kWh im Jahr 1998 auf 28,73 ct/kWh im Jahr 2013.(Quelle: BDEW, Stand 04/2013).

Und ein Ende ist nicht abzusehen. So berichtet das Vergleichsportal Verivox, dass zu Beginn dieses Jahres bereits 728 von 854 Grundversorgern ihre Strompreise um durchschnittlich 12 % erhöht haben.

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Entlastung durch sich selbst: die Eigenproduktion von Energie.Immer mehr Unternehmen nehmen die Ener-giewende wörtlich und kehren ihr den Rücken zu. Dass Volkswagen bis 2020 rund 600 Milli-onen Euro in den Ausbau erneuerbarer Ener-gien investieren möchte, ist nur ein besonders großes Indiz dafür. Ziel ist natürlich die dezent-rale Energieversorgung der eigenen Unterneh-mensstandorte. Immer mehr Unternehmen, wenn auch nicht unbedingt in gleichen Dimensionen, denken ähnlich.

Genaueres weiß die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Die hat 2.300 Indust-rieunternehmen befragt und herausgefunden, dass bereits 8 % von ihnen ihren Energiebedarf zum großen Teil selbst produzieren. Zusätz-liche 21 % investieren schon in Photovol-taik-Anlagen, WEA oder Biogasanlagen oder planen solcherart Investitionen zurzeit. Fast könnte man von einer Flucht aus dem System sprechen. Natürlich geht es vorrangig darum, sich Netzentgelte, Steuern und andere Abgaben im Rahmen des EEG zu sparen. Aber wer will einem Unternehmen vorwerfen, dass es Kosten vermeidet, also ökonomisch handelt. Und das – ganz im Sinne der Energiewende –mit ökologischer Technologie. Die Folgen sind dennoch dramatisch.

Energiewende und Unternehmen:Netzentgelte, Steuern und andere Sparmaßnahmen.Machen wir uns nichts vor. Niemand zahlt gern Steuern. Aber selten war die Versuchung größer, sich manche Steuerzahlungen und Abgaben an den Staat zu sparen. Vorausge-setzt, man hat ein Unternehmen. Dabei beste-hen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Man versucht, sich von der EEG-Umlage befreien zu lassen. Oder man wird selbst zum Energie- und somit Eigenversorger. Beide Möglichkei-ten werden in immer größerem Maße genutzt.

Entlastung durch den Staat: die Befreiung von der EEG-Umlage.Die Fakten sprechen für sich. Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das für die „Besondere Ausgleichsregelung für stromintensive Unternehmen“ (Befreiung von der EEG-Umlage) zuständig ist, profi tierten im Jahr 2012 insgesamt 734 Unternehmen bzw. Unternehmensteile von der Befreiung. Die so begünstigte Strommenge lag bei 85.402 GWh.

Ein Jahr später kommen bereits 1.691 Unter-nehmen bzw. Unternehmensteile in den Genuss der „Besonderen Ausgleichsrege-lung“. Der Wert ist nach oben off en, da noch nicht über alle Anträge entschieden wurde. Bislang liegt die begünstigte Strommenge bei 94.181 GWh. (Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, www.bafa.de)

Nun könnte man gerade anhand der Zahlen für die Strommenge vermuten, dass hier tatsächlich ausschließlich energieintensive Industrieunternehmen begünstigt wurden, wie Stahlgießereien oder die Aluminium verar-beitende Industrie. Tatsächlich fi nden sie sich auf der Excel-Liste, die jeder auf der Internet-seite des BAFA (www.bafa.de) herunterladen kann. Aber ebenso fi nden sich auf der Liste zum Beispiel Hersteller von Seifen und Süßwa-ren sowie diverse Gefl ügelschlachtereien.

An diesem Punkt zeigt sich, dass der Anspruch energieintensive Unternehmen zu entlasten und so deren Wettbewerbsfähigkeit zu erhal-ten, nach und nach aufweicht. Und dass immer mehr Unternehmen die Möglichkeit nutzen, Abgaben zu umgehen. Der Verbraucher steht fassungslos daneben und zahlt immer mehr, um den Abgabenrückgang auszugleichen. Eine zunehmende Anzahl von Unterneh-men hingegen, die nicht von der EEG-Umlage befreit sind, wehren sich auf ganz andere Art und Weise: Sie produzieren ihren Strom selbst.

Denn wo immer mehr Unternehmen aus dem klassischen Strommarkt aussteigen, bleiben immer weniger Unternehmen und alle priva-ten Haushalte zurück, die den Kostenanteil der Eigenversorger kompensieren müssen.

Energiewende, Stromkonzerne und Stadt-werke: Große mit großen Problemen.Der Trend zur dezentralen Eigenversorgung wird aber auch Auswirkung auf die Bedeu-tung von großen Kraftwerken haben, wie sie von Stromkonzernen oder Stadtwerken betrie-ben werden. Experten prognostizieren schon heute, dass diese in den kommenden zehn Jahren lediglich noch zur Stabilisierung der Netze eingesetzt werden könnten. Wirtschaft-lich tragbar wären sie damit nicht mehr.

Dabei sind die Probleme schon jetzt off en-sichtlich. Der sinkende Preis an der Strombörse, auch aufgrund des Erfolgs der Erneuerbaren, senkt die Auslastung fossiler Kraftwerke gleich mit. So sehr, dass erste Stadtwerke bereits selbst hochmoderne Gaskraftwerke konservie-ren, was einer Stilllegung gleichkommt.

Dass die weitere Entwicklung in diese Rich-tung keinesfalls abwegig ist, zeigt auch ein Kommentar von Peter Terium, Chef des RWE-Konzerns: „Die Energiewende hat zum ersten Mal deutlich gemacht, es geht auch ohne uns.“

Strompreisentwicklung

Quelle: BDEW, Eurostat

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Energiewende und Bürger: die Instrumentalisierung der Verbraucher.Die Energiewende implementiert nicht nur die Verantwortung gegen-über Klima, Umwelt und Wettbewerbsfähigkeit. Sie trägt auch eine große soziale Verantwortung in sich. Das wird zunehmend behauptet, insbesondere von der Politik. Im Ansatz ist das natürlich auch so. Denn der Verbraucher trägt einen Großteil der Kosten und ist nicht über alle Maßen belastbar.

Aber wer genau hinschaut, weiß, dass insbesondere die EEG-Umlage gar nicht der Antreiber für steigende Energiekosten ist (siehe Abb.

„Strompreisentwicklung“). Das Thema macht sich allerdings gut, wenn es darum geht, die eigene Lobby in einem besseren Licht dastehen zu lassen. Dass die Energiewende dabei in den Augen der Verbraucher immer diff user daherkommt, wird billigend in Kauf genommen. Fakt ist:

Die Produktion von grünem Strom ist in diesem Jahr gesunken. Und zwar bisher um ca. 1,3 Mrd. kWh bzw. 2,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeit-raum. Das belegt eine aktuelle Studie des Internationalen Wirtschafts-forums Regenerative Energien (IWR). Trotzdem zahlt der Verbraucher höhere Strompreise. Da stellt sich die berechtigte Frage, ob der Verbrau-cher tatsächlich noch den Ausbau der erneuerbaren Energien fi nanziert oder eher die günstigen Strompreise der Industrie subventioniert.

Wen wundert da die zunehmende Zahl Bürgerproteste, wenn es um größere und effi zientere Anlagen im Binnenland oder neue Standorte in Waldgebieten geht. Aber all das und mehr brauchen wir im Wind-bereich, wenn die Energiewende ein Erfolg werden soll. Stattdessen entdeckt der Verbraucher immer mehr sein Protestpotenzial und die Möglichkeiten, schnell und effi zient über soziale Netzwerke Widerstand,

zum Beispiel gegenüber Windprojekten, zu organisieren. Eine Entwick-lung, die dann tatsächlich den weiteren Ausbau und Erfolg der erneuer-baren Energien gefährdet.

Endlich gemeinsam!Ob Restrukturierung des verramschten Emissionshandels, eine kriti-schere Befreiungspraxis von der EEG-Umlage oder eine kurzfristige Weitergabe von sinkenden Kursen der Strombörse an den Verbraucher: Ansätze gibt es einige. Wo dann tatsächlich die Lösungen für eine erfolg-reiche und verträgliche Energiewende liegen, können und müssen alle Beteiligten aus Politik, Industrie und Institutionen gemeinsam eruieren.

Zusammenrücken heißt dabei aber auch abrücken. Weg von Lobbyis-mus, Stimmenfang und anderen rein subjektiven Interessen. Wir sitzen nach wie vor alle in einem Boot. Und dieses Boot heißt Energiewende. Geben wir ihm gemeinsam wieder den richtigen Kurs. Denn wenn jeder das Ruder allein für sich in die Hand nimmt, drehen wir uns weiterhin alle nur im Kreis. Die Energiewende ist nicht am Ende. Wir brauchen nur wieder einen gemeinsamen Anfang.

Ene rgiewe n� � d … … M� hias Will � ba� � Lesen Sie ab Seite 14 auch das Interview zum Thema!

Preisentwicklung an der Strombörse

Quelle: EEX

Terminmarkt Jahresfuture (1.1.2007–22.5.2013)

Jahresfuture Baseload (rollierend) Jahresfuture Peakload (rollierend)

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Thema

Für Deutschlands Energiewende sowie die Umset-zung internationaler Klimaschutz-Abkommen werden jährliche Zusatzinvestitionen in Milliarden-höhe benötigt. Die öff entliche Hand wird diesen Finanzierungsbedarf nicht annähernd abdecken. Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien werden aber auch für private Anleger attraktiver, insbesondere im derzeitigen Niedrig-zinsumfeld. Lebensversicherern und Pensions-fonds können der langfristige Investitionshorizont, das attraktive Rendite-Risiko-Verhältnis und die kalkulierbaren konstanten Erträge von Infrastruk-turinvestition eine gute Passung zu langfristigen Auszahlungsverpfl ichtungen gegenüber Kunden bieten. Allerdings wird dieses volkswirtschaftliche

„win-win“ nur zustande kommen wenn die Rahmenbedingungen für private Infrastruk-turinvestitionen stimmen.

Infrastruktur und Infrastruktur und erneuerbare Ener erneuerbare Energgien. ien. Prof. Dr. Michael HeiseProf. Dr. Michael Heise Chefvolkswirt der AllianzChefvolkswirt der Allianz über attraktive Zukunftschancen über attraktive Zukunftschancen für institutionelle Investoren für institutionelle Investoren

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Thema

Auch für die nächste Legislaturperiode werden Klimawan-del und Energiepolitik im Zentrum der politischen Aufmerk-samkeit stehen. Deutschland hat sich mit der Energiewende viel vorgenommen. Die Energieversorgung soll klimafreund-licher, sicherer und unabhängiger von Rohstoff preisen gestaltet werden. Ziel ist, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 % zu senken und den Großteil des Strom-verbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken. Zugleich muss Energie erheblich effi zienter als heute genutzt werden, nicht zuletzt um den Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022 aufzufangen.

Auch auf europäischer und internationaler Ebene gibt es ambitionierte Abkommen zum Klimaschutz und zum Umbau der Energiewirtschaft. Die Erreichung dieser Ziele wird gewaltige Auslagen erfordern: die Internationale Ener-gieagentur beziff ert den Investitionsbedarf allein in der Ener-gieversorgung auf $ 37 Billionen bis zum Jahr 2035.

Deutschland benötigt Milliardeninvestitionen nicht nur in Windparks und Solarenergie, sondern auch in Netze, Spei-chertechnologien, in die Regelleistung, in Effi zienzstei-gerungstechnologien und begleitend – für die Zeit des Übergangs – auch in CO

2-reduzierende Lösungen im

Rahmen bestehender Anlagen.

Die öff entliche Hand alleine wird diese Summen nicht aufbringen können, zumal im Zuge der Finanzkrise und des demographischen Wandels viele Regierungen unter Spar-zwang stehen. Experten gehen inzwischen davon aus, dass der Privatsektor einen Großteil der Energiewende und des Klimaschutzes nicht nur in Deutschland sondern auch inter-national fi nanzieren muss.

Energie und Infrastruktur können attraktive langfristige Inves-titionsmöglichkeiten für private Anleger bieten, insbesondere in Zeiten einer anhaltenden Niedrigzinsphase und volatiler Aktien- und Rentenmärkte. Allerdings hat die Finanzkrise die privaten Finanzierungsoptionen für Energie und Infrastruk-tur geschmälert. Einige auf Infrastruktur spezialisierte Finan-zinstitute sind aus dem Markt ausgeschieden. Auch Banken werden als potentielle Investoren bei großen Infrastruktur-fi nanzierungen zukünftig zu einer stärkeren Zurückhaltung gezwungen sein. Einer der Gründe ist, dass die Bankenregu-lierung das von Finanzinstituten anrechenbare Kernkapital spürbar verringern wird.

Daher könnte institutionellen Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen zukünftig eine prominentere Rolle in der Infrastrukturfi nanzierung zukommen. Schon seit einigen Jahren richtet sich der Blick vieler institutioneller Inves-toren verstärkt auf sogenannte alternative Investments, womit auch Sachwerte wie Immobilien, Infrastruktur oder Anlagen im Bereich erneuerbarer Energien gemeint sind. Verstärkt wird der Trend zu Sachwerten durch die anhaltende Verunsicherung an den Renten- und Aktienmärkten, aber auch durch ein verstärk-tes Streben institutioneller Investoren nach Diversifi kation ihrer Portfoliorisiken.

Was macht Infrastrukturinvestitionen attraktiv?Lebensversicherer und Pensionsfonds benötigen langfristige und sichere Anlagemöglichkeiten, die sich mit den langfris-tigen Auszahlungsverpfl ichtungen an ihre Kunden decken. Infrastruktur bietet im Vergleich zu anderen Anlageformen eine über die Zeit gesehen insgesamt volatilitätsdämpfende und teilweise marktzyklusresistente Komponente im Portfo-lio. Die Korrelation von manchen Infrastrukturinvestitionen mit anderen Anlageklassen wie Aktien oder Staatsanleihen ist tendenziell eher gering.Bei großvolumigen Infrastrukturprojekten kommen neben einer oft unelastischen Nachfrage und dem regulier-ten Umfeld auch noch eine meist exklusive Anbieterposi-tion und ein langfristiges Betreibermodell zum Tragen, die zusammen einen möglichst frühzeitig einsetzenden und sehr stabilen, gut kalkulierbaren Cash-Flow generieren. Solch ein Cash-Flow speist sich zum Beispiel aus Nutzungs-/Mautgebühren, Stromverkauf, Miete/Pacht oder Nutzung von Steuervergünstigungen. Zudem können bei richtiger Vertragsgestaltung die laufenden Erträge an die Preissteige-rungsrate gebunden werden, was Investoren einen gewis-sen Infl ationsschutz bietet.

Institutionelle Investoren können einen wichtigen Beitrag leistenPrivate Investoren können in den Energie- und Infrastruktur-sektor über verschiedene Wege einsteigen. Die Auswahl an Fonds die auf erneuerbare Energien oder Infrastruktur spezia-lisiert sind, wächst stetig. Allerdings kann, wenn diese börsen-notiert sind, die Infrastrukturperformance durch breitere Kapitalmarktbewegungen überlagert werden. Dasselbe gilt für Aktienbeteiligungen an Firmen, die Infrastruktur erbauen und betreiben.

Auf der anderen Seite zeichnen sich Direktinvestitionen in Infrastrukturprojekte durch eine hohe Markteintrittshürde aus. Diese entsteht durch einen enormen Kapitalbedarf, aber auch durch hohe Anforderungen an Know-how, Marktkennt-nis und die Fähigkeit, in einem komplexen politisch-regulato-rischen Umfeld zu navigieren. Institutionelle Investoren sind oft besonders befähigt, solche Hürden zu meistern. Sie verfü-gen in der Regel über sehr hohe Anlagevolumina (allein die deutschen Versicherer haben einen Kapitalanlagebestand von über € 1,3 Billionen). Und insbesondere Versicherungs-unternehmen haben oft profunde Kenntnis des Risikoprofi ls von Sachwerten unterschiedlichster Kategorien, da sie diese häufi g auch versichern.

Allianz hat bislang in die Erzeugung von Wind- und Solarstrom in und außerhalb Deutschlands € 1,7 Milliarden investiert und strebt weitere Investitionen an. Die Allianz investiert nicht nur, sie versichert für die Energiewende relevante Technologien und Projekte, analysiert deren Risikoprofi l und den technologi-schen Reifegrad umfassend und präzise und trägt so zur Lern-kurve aller Marktteilnehmer bei. Infrastrukturprojekte werden durch Investoren wie die Allianz aus der Anlauf- und Förder-phase heraus- und in eine selbsttragende, dauerhafte Wettbe-werbsfähigkeit überführt.

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Versicherer als Investoren können somit dazu beitra-gen, einen für die kommenden Jahrzehnte klar absehba-ren großvolumigen Investitionsbedarf abzudecken, den die öff entliche Hand aus eigenen Mitteln nicht bewälti-gen könnte. Sie können außerdem mit ihren Investitio-nen sowie mit ihrer Technologie- und Risikoexpertise auch technologische Erneuerung, Ressourceneffi zienz und den Klimaschutz unterstützen.

Risiken und Rahmenbedingungen Trotz des stark steigenden Kapitalbedarfs und der klaren potentiellen Vorteile für institutionelle Investoren hat sich Infrastruktur noch nicht als eigenständige Asset-Klasse etabliert. (Was auch daran liegen mag, dass nicht nur das Investitionsobjekt, sondern auch die Art der Investition höchst unterschiedlich sein können). Die meisten institutio-nellen Anleger haben nur einen geringen Prozentsatz ihres Portfolios in Infrastruktur und Energie investiert.

Zwar mag die Volatilität von Investitionen in Infrastruktur vergleichsweise geringer ausfallen, ihr Risikoprofi l, ihr langfris-tiger Charakter und ihre Abhängigkeit von vielerlei externen Faktoren birgt aber auch eine Fülle an Überraschungsmo-menten. Eine angemessene Reaktion auf unvorhergesehene Entwicklungen – seien sie wirtschaftlicher, ökologischer, regulatorischer, technologischer oder politischer Natur – kann im Nachhinein beträchtliche Ressourcen binden oder ein Investment sogar unprofi tabel machen.

Dies gilt zum Beispiel gerade dann, wenn neue Techno-logien – wie zum Beispiel Off shore-Windkraft – im Spiel

sind, oder wenn Ausschläge bei Preisbildungsmechanis-men – bedingt durch das Zusammenwirken von volatiler Ökostromerzeugung bei gleichzeitig noch zu unfl exiblen konventionellen Kraftwerken, begrenzten Netzkapazitä-ten, Einspeisegarantien und Nachfrageschwankungen – dazu führen, dass von politischer Seite Bestandszusagen in Frage gestellt werden, die essentiell für die Investitions-rechnung und -entscheidung waren.

Für langfristige, großvolumige Infrastrukturinvestitionen ist ein unterstützendes, stabiles und prognostizierbares regulatorisches Umfeld von besonderer Bedeutung. Eine Herausforderung besteht im Umfang des Eigenkapitals, mit der ein Versicherungsunternehmen eine Investition in Infrastruktur unterlegen muss. Die Eigenkapitalquote muss das Risikoprofi l von Infrastruktur im Vergleich mit ande-ren Asset-Klassen wie Hedge-Fonds oder Private Equity adäquat berücksichtigen. Dies ist bei derzeitigen Regelun-gen, insbesondere auch bei der in den nächsten Jahren in Kraft tretenden EU Richtlinie Solvency II, nicht der Fall. Auch Vorschriften für den europäischen Energiemarkt, die eine vollständige Entfl echtung von Energieerzeugung und -transport vorsehen, können es Investoren erschweren, sich umfassend im Energiesektor zu engagieren.

Deutschland könnte noch weitere regulatorische und aufsichtsrechtliche Anpassungen vornehmen, um Versi-cherungsunternehmen den Weg in den Infrastruktursektor zu erleichtern. Zum Beispiel ist es Versicherungsunterneh-men derzeit nur bedingt gestattet, sich an konzerneigenen Infrastrukturprojekten zu beteiligen.

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Thema

Langzeit-Investoren müssen in der Lage sein, mit einem unvermeidlichen Quantum an politischer Unsicherheit und regulatorischen Risiken – auf regionaler, nationaler und EU-Ebene – umzugehen. Hier liegt vielleicht die allergrößte Herausforderung: Vertrauensstörendes politisches Handeln zu antizipieren, die Stimme in angemessener aber wirksa-mer Weise zu erheben und vorausschauend die sich erst in der Zukunft materialisierenden Konsequenzen für Betreiber, Kunden und Investoren zu adressieren. Ein Infragestellen des Bestandsschutzes von Fördermaßnahmen oder steuer-lichen Regelungen entzieht großvolumigen Infrastruktur-investitionen rückwirkend die Kalkulationsgrundlage. Das schreckt potentielle Investoren ebenso ab wie Überregu-lierung, ausufernde Bürokratie oder überlange, intranspa-rente Genehmigungsprozesse. Je höher das regulatorische Risiko, desto höher sind tendenziell die Kapitalkosten.

Ausblick auf einen potentiellen WachstumsmarktAuf längere Sicht könnten Anlagen in klimaschutzrele-vante Projekte für private Investoren noch attraktiver werden. Energie aus Wind und Sonne wird mit zuneh-mender Nutzung wettbewerbsfähiger werden, während Fördermechanismen bei einem Umbau des Energiemarkts zurückgefahren werden können. Außerdem könnte allmäh-lich ein Sekundärmarkt für solche Infrastrukturinvestments entstehen, was zum Ausbau und zur Stabilisierung dieser Asset-Klasse insgesamt führen und neue Opportunitäten für Investoren eröff nen könnte.

Der Markt für Infrastrukturinvestitionen generell und mit besonderem Blick auf erneuerbare Energien, Netzinfra-

struktur und intelligentes Netzmanagement mit seinen Subsegmenten wie Brücken- und Speichertechnologien, wird auf lange Sicht ein Wachstumssektor bleiben. Wesent-liche Erfolgskriterien sind ein unverstellter Blick auf das Rendite-Risiko-Verhältnis, verlässliche Rahmenbedingun-gen und langjährige Erfahrung mit Investitionen in unter-schiedlichste Segmente von Infrastruktur.

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Interview14

Es hat sich längst herumgesprochen, was er verspricht: Matthias Willenbacher will seine gesamten Anteile an der juwi AG an Energiegenossenschaften verschenken, sollte Angela Merkel die Energiewende sofort umsetzen. Dabei räumt der Vorstand der juwi AG nicht nur mit den „Mythen“ auf, warum die Energiewende nicht so schnell umgesetzt werden kann. Er präsentiert auch gleich einen Masterplan für die Zukunft der erneuerbaren Energien. ON Service wollte es genauer wissen und sprach mit einem Mann, der gleich vier Charaktere zu verkörpern scheint.

Sie machen sich für eine dezentrale Bürger-Energie-wende stark. Die Stromkonzerne und damit Fonds-gesellschaften sowie Aktionäre haben hier nach Ihren Auff assungen keinen Platz. Kommt mit der Energie-wende ebenso eine Energierevolution?

MW: Ja, defi nitiv. Die Energieversorgung wird komplett umgestellt von einem Monopol-, Oligopol- und Kartell-system, bei dem Bürger seit jeher abgezockt werden, hin zu einer transparenten, bürgernahen, dezentralen sowie nachhaltigen Energieversorgung. Das Einzige, was bleibt, ist, dass wir auch künftig Energie nutzen werden. Ansons-ten wird sich viel verändern.

Wer Ihr Buch gelesen hat, dem mögen mit Blick auf Ihre Person vier Charaktere in den Sinn kommen: Welt-verbesserer, cleverer PR-Stratege, Idealist und vielleicht noch Revolutionär. Wo ordnen Sie sich ein?

Matthias Willenbacher (MW): Eine meiner wesentlichen Eigenschaften ist, dass ich nicht in Schubladen denke. Manchmal bin ich bodenständig, ein anderes Mal denke ich voraus und versuche, durch visionäre Themen Menschen aufzurütteln. Ich glaube, mir gelingt es dabei sehr gut, auch komplexe Zusammenhänge für die Zukunft zu durchdenken und daraus Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen.

Wie 60+25+5 t @ sä� � 100 e r� be n.

M� hias Will � ba� � übe r Ene rgiewe n� ,

EEG � d � e n Ma e rp� n.

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Interview 15

Die Energiewende hat aber auch erhebliche Auswirkun-gen auf die Wirtschaftlichkeit von kommunalen Stadt-werken. Denen drohen Millionenverluste, weil sie reihenweise Kraftwerke stilllegen müssen, die unren-tabel werden. Triff t es da nicht Unternehmen, die auch einen erheblichen Teil zum Ausbau vor allem der Wind-energie beigetragen haben?

MW: Das ist eine schwierige Frage. Wenn Stadtwerke vor fünf oder zehn Jahren entschieden haben, in ein Kohlekraftwerk zu investieren, dann war das nicht unbedingt ein idealer Entschluss. Schon damals gab es viele Menschen, die den Rat gaben, mehr auf erneuerbare Energien zu setzen. Trotzdem entschieden sich manche Stadtwerke, weiterhin ihr Geld mit Kohlekraftwerken zu verdienen. Wenn also auf die falsche Technologie gesetzt wurde, so kann ich die Betroff enen wenig bedauern. Stadtwerke sind dennoch als dezentrale Energieerzeuger immens wichtig, da sie regionale Wurzeln haben, wodurch eine hohe Bürgernähe gegeben ist.

Die Politik allgemein, aber insbesondere die Energie-politik, ist geprägt von einem starken Lobbyismus. Die meisten Verfechter der erneuerbaren Energien haben diese Lobby nicht. Wie kann es da je einen Konsens für 100 % Erneuerbare geben?

MW: Natürlich ist die Lobby der Energieversorger sehr stark. Historisch gesehen schlossen sich diese Unternehmen 1998 nach der Liberalisierung zusammen, um im Grunde zu vier Monopolisten zu werden. Diese Monopolstellung beinhal-tet natürlich eine gute Vernetzung, nicht allein zur Politik, sondern auch zur Wirtschaft und zu den Medien. Man kann jedoch dagegen angehen, wenn viele Verbraucher bzw. Energiebürger dafür abstimmen, dass sie Strom aus lokalen oder regionalen erneuerbaren Energiequellen haben möch-ten. Letztendlich entscheidet das Volk, welche Energiepolitik die Regierung macht. Das wird auch bei Umfragen deutlich.

So bestätigten 82 % der Bevölkerung jüngst in einer Umfrage: Ja, wir wollen die Energiewende. Weil die Lobby der Politik eingeredet hat, die Erneuerbaren seien zu teuer, will die Politik nun den Umbau verlangsamen. Ich behaupte genau das Gegenteil: Erneuerbare Energien sind erheblich günstiger, wenn man nicht nur auf die EEG-Umlage schaut, sondern alle Kosten berücksichtigt, die ein normaler Haushalt in Deutschland zahlen muss. Wenn diese Information viele Menschen erreicht, dann wird die Energiewende sehr schnell kommen.

Matthias Willenbacher ist diplomierter Physiker und Pionier auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien. Gemeinsam mit Fred Jung gründete er 1996 die Firma juwi. Die AG ist ein führender Projektentwickler von Erneuerbare-Energie-Anlagen. Über 1.800 Mitarbeiter realisieren Projekte rund um Solarstrom, Windenergie, Bioenergie sowie Wasserkraft und Geothermie.

Entwicklung der Energiekosten

Quellen: Bundeswirtschaftsministerium, 2013; Deutsche Windguard, 2013

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16 Interview

Sie sagen, die Entscheidungen nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hätten einen Systemkampf entfacht. Dem gegen-über stehen aus Ihrer Sicht vor allem drei Argumente der Energiewende-Gegner. Können Sie diese Argumente benennen und widerlegen?

MW: Ein Argument lautet: Ökostrom macht den Strompreis teurer und ist somit unso-zial. Ökostrom macht den Strompreis aber günstiger. Nur den Strompreis zu betrach-ten, ist außerdem zu kurzsichtig. Wir müssen das ganzheitlich sehen. So ist es heutzu-tage möglich, durch dezentrale Energien nur 25 % der Gesamtenergie zu verbrauchen. Wir benötigen heute knapp 4.000 Terawatt-stunden (TWh), obwohl wir mit 1.000 TWh auskommen würden, vorausgesetzt, wir kombinieren die drei Bereiche Strom, Wärme und Mobilität vernünftig miteinander.

Das zweite Argument betriff t die Subventio-nen. Wenn endlich aufgehört wird, Energieträ-gern wie Kohle, Gas und Atomkraft dramatisch hohe Subventionen zu zahlen, dann haben wir schon automatisch günstigere Energie durch Biogas, Wind und Solar. Wir produzieren Atom-müll, ohne zu wissen, wo wir ihn letztendlich lagern wollen. Das sind alles Kosten, die nicht im Strompreis enthalten sind und für die Kraft-werksbetreiber nicht aufkommen müssen. Dabei dürfen wir nicht allein die EEG-Umlage von 200 Euro betrachten, denn ein Haushalt bezahlt inklusive der genannten verdeck-ten Kosten in Wirklichkeit ja schätzungsweise schon mehr als 5.000 Euro für Energie. Dage-gen ist die EEG-Umlage eine Kleinigkeit.

Und ein drittes, gern zitiertes Argument gegen die Energiewende: „Mit Onshore-Wind lassen sich die Ziele nicht erreichen und daher benötigt man Off shore-Wind-energie.“ Ist das wirklich so?

MW: Auch ich war zunächst der Meinung, dass Off shore-Technologie günstiger sein könnte als die Onshore-Windenergie. Es hat sich aber herausgestellt, dass diese Technologie immer noch bis zu dreimal teurer ist und es auch blei-ben wird. Außerdem widerspreche ich dem Argument, an Land gäbe es nicht genügend Platz für Windenergieanlagen. Damals, vor 10 bis 15 Jahren, verfügten Windenergieanlagen über eine Leistung von 1 bis 1,5 MW und über Nabenhöhen von 60 bis maximal 100 Metern. Damit hätte man zwischen 1 Mio. und maxi-mal 5 Mio. KWh an Strom pro Windrad und Jahr produzieren können.

Heute werden Windräder gebaut, die 10, 20 oder 25 Mio. KWh Strom pro Jahr produzie-ren können. Rechnet man dies einmal hoch, benötigen wir nicht viel mehr Windräder als die derzeit 23.000 installierten, um 60 % unse-res Strombedarfs über Windenergie abzude-cken. Das Argument des fehlenden Platzes für Windenergieanlagen lässt sich daher leicht widerlegen. Nach Aussagen des IWR vom August 2013 müssen private Stromverbraucher und das Kleingewerbe für die Unterstützung von Großkunden mehr als 7 Mrd. Euro aufbrin-gen. Mehr als 4,3 Mrd. Euro entfallen dabei auf die EEG-Umlage. Zunehmende Akzeptanz der Energiewende seitens der Bürger ist so nur schwer zu erreichen. Wird die EEG-Umlage verwendet, um Stimmung gegen erneuerbare Energien zu machen?

MW: Das ist bewusst so gesteuert. Nach Fuku-shima musste die Energiewende auch von den konservativen Parteien eingeleitet werden. Dann wurde gesagt, ganz Deutschland würde im Dunkeln sitzen. Also müssten wir Strom aus dem Ausland importieren, da wir mit erneu-erbaren Energien unseren eigenen Bedarf nicht decken könnten. Tatsache ist, dass wir im ersten Halbjahr 2013 mehr Strom exportiert haben als jemals zuvor. Das Argument stimmt also nicht.

Was als Argument aber gezogen hat, ist, dass die Kosten für die erneuerbaren Ener-gien viel zu hoch sind. Rösler, Altmaier und Co. behaupten, die Erneuerbaren seien viel zu teuer, eröff nen aber gleichzeitig wesent-lich mehr Firmen die Möglichkeit, sich von der EEG-Umlage komplett befreien zu lassen. Sinn und Zweck dieser „Befreiung“ war es, die Wettbewerbsfähigkeit von international täti-

Entwicklung der Windenergieanlagen

In den vergangenen Jahren haben Windenergieanlagen eine enorme Entwicklung gemacht und produzieren immer mehr Strom. Das Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.

Quelle: Berechnung und Darstellung durch 100 prozent erneuerbar stiftung

Ende 2012 Künftig (bisherige Annahmen)

Künftig (intelligent)

Anzahl Anlagen 23.000 40.000 25.000

Gesamtleistung 31.000 MW 160.000 MW 80.000 MW

Durchschnittliche Größe 1.350 kW 3-5.000 kW 2-4.000 kW

Volllaststunden 2.000 h 2.000 h 4.000 h

Energieertrag (im Durchschnittsjahr) 62 TWh 320 TWh 320 TWh

Anteil am Strombedarf (540 TWh)

10 % 60 % 60 %

Typische WEA:im Jahr 2000 im Jahr 2010 im Jahr 2014

- 65m Nabenhöhe - 100m Nabenhöhe - 150m Nabenhöhe

- 75m Rotor - 100m Rotor - 120m Rotor

- 1,5 MW Leistung - 3 MW Leistung - 2,0-2,5 MW Leistung

g 1.500 Volllaststunden g 2.500 Volllaststunden g 4.000 Volllaststunden

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Interview 17

gen Unternehmen zu erhalten. Nun sind auch der Deutsche Wetterdienst oder die Braun-kohlebagger von Garzweiler von der Umlage befreit. Hätte man solche Einrichtungen oder ähnliche Betriebe nicht befreit, wäre die Umlage nicht so stark gestiegen.

Warum hat man hierauf nicht geachtet? Damit diese Umlage möglichst hoch ist, um ein vermeintlich unschlagbares Argument dafür zu haben, wie teuer und unbezahlbar doch die erneuerbaren Energien sind. Je stärker die Umlage als „Preisschild“ der Energiewende steigt, desto besser kann man die erneuerba-ren Energien ausbremsen.

Sie haben einen sogenannten Masterplan mit der Formel 60-25-5 für eine 100-prozen-tige Energiewende entwickelt. Können Sie diesen kurz skizzieren?

MW: Es ist technisch und real möglich, mit Wind- und Sonnenstrom eine sehr gleich-mäßige Stromproduktion zu erreichen. Dazu brauchen wir Anlagen, die viel Wind und viel Sonne gut einfangen können und dabei kleine Generatoren beziehungsweise Wechselrich-ter haben. Diese Anlagen müssen ihren Strom optimal verteilt über Deutschland und jeweils nahe am Verbraucher produzieren.

Wir können etwa 60 % unseres Bedarfs mit Windstrom und etwa 25 % mit Sonnenstrom decken. Wenn noch 5 % Wasserkraft hinzu-kommen, sind bis zu 90 % unseres Strombe-darfs über die direkten Quellen Wind, Sonne und Wasser abgedeckt. Der Rest kommt über Blockheizkraftwerke, die mit Bioenergie betrie-ben werden.

Wenn Windenergieanlagen künftig mit 4.000 Volllaststunden optimiert arbeiten, können

damit 320 TWh gedeckt werden. Der deut-sche Nettostromverbrauch liegt aktuell bei 540 TWh. Mit 25.000 modernen Windrädern kann man also 60 % des zukünftigen Netto-strombedarfs produzieren. Auf die 25 % Sonnenstrom kommt man, indem man die Nutzung der Solarenergie optimiert – durch eine Erhöhung der Volllaststunden-zahl auf 1.500 bis 2.000 und mehr Leistung auf Dächern. Der Ertrag wird insbesondere an bewölkten Tagen und somit auch im Winter deutlich steigen.

Die Überschüsse werden gespeichert (vor allem in Batterien) und in Wärme umgewan-delt (vor allem in warmes Wasser). Insgesamt benötigen wir aber im Vergleich zu sämtlichen heute vorgeschlagenen Szenarien weniger Langzeitspeicherung von Strom.

Die Betriebskosten spielen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit von Windparkpro-jekten eine große Rolle. Gerade bei älteren Windenergieanlagen können diese durch erhöhte Fehlerhäufi gkeit und Schäden oder ansteigende Preise von Seiten des Windenergieanlagenherstellers drastisch steigen. Inwieweit haben unabhängige Serviceanbieter hier ihren Beitrag geleistet?

MW: Unabhängige Serviceanbieter haben hier einen sehr großen Beitrag geleistet, da sich – mit Ausnahme einiger weniger – die meis-ten Hersteller auf den Verkauf von Windener-gieanlagen konzentriert und daher lange Zeit das Servicegeschäft vernachlässigt haben. Das hat sich jetzt deutlich verändert, bedingt durch den Wettbewerb mit unabhängigen Serviceanbietern. Dieser Wettbewerb hat dem Service für die WEA sehr gut getan.

„Mein unmoralisches Angebot an die Kanz-lerin“ ist Ihr erstes Buch. Planen Sie weitere? Sollte die Kanzlerin Ihr Angebot annehmen, hätten Sie ja Zeit dafür.

MW: Ich würde mich sehr freuen, wenn Angela Merkel das Angebot annehmen würde. Das passiert natürlich nur dann, wenn viele Menschen die Energiewende jetzt auch tatsäch-lich fordern. Wenn sehr, sehr viele Menschen den Ausbau der erneuerbaren Energien möch-ten, kann ich mir vorstellen, dass dieser Ausbau auch schneller vorangeht. Das ist für mich im Zusammenhang mit diesem Interview ein ganz wichtiger Appell an die Bürger. Ein weiteres Buch habe ich allerdings nicht geplant.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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Bei der Wahl des passenden Serviceanbieters für eine Windenergieanlage (WEA) oder einen Wind-

park hat Zufall nichts verloren. Schon gar nicht aus Sicht der Banken. Denn als

Finanziers haben sie ein entschei-dendes Mitspracherecht. Doch

welche Maßstäbe setzen sie dabei an? Und gibt es Unter-schiede zwischen der Bewer-

tung von Anlagenherstellern und unabhängigen Service-

anbietern? ON Service sprach dazu mit Dr. Konstanze Kinne,

Abteilungsleiterin Marktfol-ge für Projektfi nanzierungen Erneuerbare Energien bei der

Commerzbank AG.

Blick

Kopf oder Zahl ?

Wie Banken ganz konkret verschiedene Serviceanbieter beurteilen.

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Die Commerzbank AG ist bereits seit den 1980er Jahren als Finanzier von Erneuerbare-Energien-Projekten aktiv. Aktuell betreut sie in diesem Bereich ein Volumen von circa 3 Milliarden Euro weltweit. Der Anteil der Windenergie beläuft sich auf rund 20 % im deutschen Markt. Die Frage, ob die Commerzbank AG bei der Betrachtung der Serviceleistungen vom Hersteller oder unabhängigen Anbietern Unterschiede machte, verneint die Expertin der Bank.

„Bei dem Maßstab zur Bewertung von Serviceunternehmen im Bereich der Windenergie gibt es bei uns keine Unterschiede zwischen OEM und unabhängigen Anbietern.“

Höhere Rücklagen: die Risikoabwägung gegenüber dem Eigner.Wenn Dr. Konstanze Kinne von „Bewertung“ spricht, dann meint sie in erster Linie Verträge, die der Bank von Kunden im Zuge der Auswahl eines geeigneten Serviceanbieters zur Prüfung vorgelegt werden. Im Rahmen von Kreditverträgen zur Finanzierung von WEA wird hierbei zwischen klassischen Wartungsverträgen in allen möglichen Varianten und verschiedensten Vollwartungsverträgen unterschieden.

„Da bei einfachen Wartungsverträgen das Betriebsrisiko einer WEA oder eines Windparks vor allem beim Eigner liegt, müssen wir unter Umstän-den darauf achten, dass dieser über ein Reservekonto verfügt, um Rücklagen für größere Reparaturen oder Großkomponentenwechsel ansparen zu können.“

Höchste Maßstäbe: die Risikoabwägung gegenüber dem Serviceanbieter.Anders verhält es sich bei Vollwartungsverträgen, bei denen ein Groß-teil der Betriebsrisiken an einen Serviceanbieter abgegeben werden. Im Falle einer solchen Risikoverlagerung muss ein Kreditinstitut höhere Maßstäbe und somit andere Bewertungskriterien ansetzen. Dabei konzentriert es sich verständlicherweise mehr auf das Leistungsspek-trum und das technologische Know-how eines Serviceunternehmens. „Als erfahrene Bank haben wir hierbei sehr genaue Vorstellungen, wie solche Verträge und die damit verbundenen Leistungen im Sinne einer Risikominimierung aussehen müssen. Vor diesem Hintergrund sind wir außerdem daran interessiert zu erfahren, wie ein unabhängiger Servicean-bieter langfristig aufgestellt ist. Hierzu nehmen wir eine klassische Corpo-rate-Analyse vor, zu der u. a. auch die Bewertung der Bonität gehört. Um es nochmals zu betonen: Unsere Anforderungen an unabhängige Anbie-ter unterscheiden sich hierbei nicht von denen an den Hersteller.“

Das beste Mittel gegen technisches Risiko:die technische Kompetenz.Bewertet werden nicht nur die Kapitalstruktur und der Finanzstatus eines Dienstleisters, sondern auch dessen interne Abläufe, mit denen bestimmte vertraglich festgelegte Leistungen erbracht werden. Wobei das Thema regelmäßige Mitarbeiterschulungen aus Sicht von Dr. Kons-tanze Kinne sicherlich dazugehört. Da der Serviceanbieter mit Blick auf den zuverlässigen Anlagenbetrieb ein hohes technisches Risiko über-nimmt, richtet sich das Augenmerk der Bank in diesem Zusammenhang aber vor allem auf die technische Kompetenz. „Wir sind sehr daran interessiert, dass sich auch unabhängige WEA-Serviceanbieter intensiver mit den Technologien der von ihnen betreuten Anlagen auseinandersetzen. Nur so lässt sich die Wirt-schaftlichkeit und Profi tabilität von Windparks nachhaltig sicherstellen.

Zu diesem Thema gehören außerdem – neben der Organisation der Ersatzteilbeschaff ung – z. B. Strategien zur kurzfristigen Bereitstellung von Großkomponenten sowie eine Fernüberwachung, aber auch der Umgang mit technischen Upgrades, um nur einige wesentliche Anfor-derungen zu nennen.“

Auf Lager statt auf Anfrage: die zuverlässige Verfügbarkeit.Ein besonders wichtiger Aspekt bei der Beurteilung eines potenziel-len unabhängigen Dienstleisters ist nach Aussagen von Dr. Konstanze Kinne zudem die Verfügbarkeitsgarantie.„Wir müssen sicherstellen, dass die über einen sehr langen Zeitraum zugesicherten Leistungen auch zuverlässig erbracht werden. Interes-sant ist hierbei für uns auch, ob ein Vertrag den Austausch bestimmter Komponenten ausschließt oder ob eine Gewährleistung für sämtliche Großkomponenten übernommen wird.“

Das Extra wird zur Selbstverständlichkeit: die Zertifi zierungen.Ob unabhängige Serviceanbieter oder Hersteller: Die sehr unterschied-lichen – und vor allem im Falle von Vollwartungen – sehr hohen Anfor-derungen an den Service müssen von beiden gleichermaßen erfüllt werden können. Dazu setzt Dr. Konstanze Kinne eines immer voraus: Zertifi zierungen. „Entsprechende Zertifi zierungen refl ektieren sehr gut den technischen Standard eines Unternehmens. Wenn ein Serviceanbieter hierbei Audits durchführen lässt, die über das zwingend Notwendige hinausgehen, so ist das sicherlich positiv zu bewerten.“

Happy End schon vor Vertragsende:die Option eines frühzeitigen Ausstiegs.Als weniger positiv bewertet Dr. Kinne allerdings die Tatsache, dass zwischen den ersten Gesprächen mit den Kunden über einen mögli-chen Vollwartungsvertrag und dem eigentlichen Vertragsbeginn häufi g sehr viel Zeit vergeht. „Die Option eines vorzeitigen Ausstiegs aus langfristigen Verträgen wäre aber durchaus wünschenswert, sollte es zwischen dem Betreiber und dem Anlagenhersteller bzw. einem Servicedienstleister einmal nicht gut laufen. Für unabhängige Serviceunternehmen könnte hier ein neues Geschäftsfeld aufgebaut werden, das nicht nur Leistungen für ältere Anlagen anbietet, sondern auch für WEA mit verhältnismäßig kurzen Betriebslaufzeiten.“

Blick

Dr. Konstanze Kinne, Abteilungsleiterin Marktfolge

für Projektfi nanzierungen Erneuerbare Energien

bei der Commerzbank AG.

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Einsatz

Ein Großauftrag winkt. Da ist die Freude groß. Die Herausforderung allerdings auch. Zum Beispiel, wenn die eigenen Personalressourcen nicht ausreichen, um das anspruchsvolle Projekt in einem äußerst eng gesteck-ten Zeitplan zu stemmen. Was tun? Einen Spezialisten als Partner gewinnen! So wie im folgenden konkreten Fall. Axel Ringhandt, Branchenmanager Wind von der Bachmann electronic GmbH, erinnert sich.

Spe� � i e n zum � tr ei� n � su� t.

„Wir erhielten im letzten Jahr einen sehr ambitionier-ten Auftrag von einem großen Windparkeigner: Mehr als 1.300 Windenergieanlagen (WEA) unterschiedlicher Herstel-ler und Typen sollten von uns in Europa und den USA mit Condition-Monitoring-Systemen ausgestattet werden, und das innerhalb nur weniger Monate.“

Wenig Zeit braucht viel Kompetenz.Allein in Europa mussten in insgesamt 263 WEA von GE®, Gamesa®, Repower®, Vestas® und Siemens® Condition-Monitoring-Systeme (CMS) installiert werden.

„Mit unseren eigenen Personalressourcen war ein erfolg-reicher Abschluss in dem vom Auftraggeber sehr knapp bemessenen Zeitfenster nicht zu realisieren. Deshalb entschieden wir uns für Availon als kompetenten, zuverläs-sigen und international aufgestellten Partner, der uns bei der Installation der CMS in diversen WEA-Typen in verschie-denen Ländern Europas unterstützen sollte.“

Eine Entscheidung mit europaweiter Tragweite.Die Entscheidung für den markenübergreifenden Service-anbieter aus Rheine fi el aus guten Gründen. Axel Ringhandt, der aufgrund seiner umfangreichen Projektmanagement-Erfahrungen für den Zeitraum des Großprojekts auch die Projektleitung für die Bachmann Monitoring GmbH über-nahm, erklärt warum:

„Wir müssen uns bei diesem Projekt auf unseren Partner verlassen können, denn die Installation von CMS ist eine durchaus komplexe Aufgabe. In anderen Projekten hatten wir bereits Erfahrungen mit der hohen fachlichen Kompe-tenz und Leistungsfähigkeit von Availon gesammelt. Daher halten wir das Unternehmen für einen der fähigsten unab-hängigen Serviceanbieter in Europa.“

Zwei Systemwelten für 16 Windparks.Im konkreten Fall sollten nach Aussagen des Projektleiters Anlagen in insgesamt 16 Windparks in Deutschland, Frank-reich, Italien und Polen mit zwei unterschiedlichen Typen von CMS ausgerüstet werden. So ließen sich für Anlagen, die bereits über eine Bachmann-Steuerung verfügten, voll-integrierte Systeme nutzen. Die Messaufgabe des CMS läuft hierbei auf der Hauptsteuerung, wobei deren Variablen für das Condition Monitoring verwendet werden können.

„Diese vollintegrierten Systeme bieten mit Blick auf das WEA-Verhalten und die Verarbeitung der CMS-Daten u. a.auch für die Zukunft wesentlich bessere Auswertungs-möglichkeiten. In allen anderen Anlagen war es allerdings erforderlich, für das CMS eine separate Steuerung zur Datenerfassung aufzubauen.“

Axel Ringhandt ist Branchenmanager Wind bei der Bachmann elec-tronic GmbH. Das Unternehmen mit Stammsitz im österreichischen Feldkirch ist mit über 60.000 installierten Systemen der weltweit füh-rende Anbieter im Bereich Automatisierung von Windenergieanlagen.

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Einsatz22

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Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt.

Bei einem Auftrag wie diesem kommt es in der Praxis immer wieder auch zu unvorherge-sehenen Herausforderungen. Wie man die mit Humor nimmt und vor allem mit ganz beson-derem Know-how meistert, weiß ein Servicetechniker von Availon zu berichten.

Technisches geografi sch gelöst.„Wir sollten 21 Anlagen eines polnischen Windparks mit CMS ausstatten. Und das war in jeder Hinsicht eine große Aufgabe. Denn die Anlagen verteilten sich im gesamten Windpark über eine Fläche von 120 Quadratkilometern. Aber neben den technischen stellen wir uns natürlich auch immer gern den logistischen Herausforderungen. Also haben wir uns ein Hotel ungefähr in der Mitte gesucht und sind dann jeden Tag zu den einzelnen Anlagen gefahren.“

So hart kann’s kommen.„Das Wetter im Mai war ideal und manchmal mit bis zu 40 Grad ungewöhnlich heiß. Was den Auftrag betriff t, sollten die Sensoren in den Anlagen mit 2-Komponenten-Kleber befes-tigt werden. Wir hatten für eine bestimmte Anzahl Sensoren eine genau kalkulierte Menge an Kleber dabei. Aufgrund der hohen Temperatur härtete der Kleber jedoch sehr schnell, nämlich schon beim Anmischen, aus. Also machten wir einen genauen Plan, wie viel Kleber wir für die jeweils anstehenden Befestigungen anmischen konnten. Angesichts des festge-legten Kleberkontingents eine ziemlich spannende Angelegenheit.“

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Einsatz 23

Mit viel Know-how gelöst und mittels einer App protokolliert. Ob nun ein vollintegriertes CMS oder ein System mit sepa-rater Steuerung, in beiden Fällen sind die Installation und Inbetriebnahme nach Aussagen des Projektleiters eine komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe.

„Die Installation von Anlagen mit einem vollintegrierten CMS verlangten außerdem auch Arbeiten an den WEA-Steuerungen selbst. Zwar werden die Installation, Funk-tionsprüfung und Inbetriebnahme durch ausgewählte Programme unterstützt. Dennoch ist hierbei entsprechen-des Know-how erforderlich.“

Der Abschluss aller Arbeiten wurde dann – und das war auch für die Teams von Availon neu – erstmals mit einer speziellen Smartphone-App digital protokolliert.

Zu guter Letzt ein Happy End.Apropos Abschluss. Den Auftrag für die Ausrüstung der Anlagen in Europa erhielt Bachmann Ende 2012. Das Projekt-ende war nach endgültiger Abstimmung mit dem Kunden für Mitte 2013 vorgesehen.

„Wir konnten trotz zahlreicher Hindernisse den Zeitplan weitestgehend einhalten. Und das auch dank der sehr guten Vorplanung und professionellen Arbeit der Teams von Availon in Deutschland, Frankreich, Italien und Polen.“

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„Wenn sich im Winter Eis auf den Rotor-blättern bildet, geschieht das vor allem auf deren Vorderkanten. Bleibt die Anlage weiter-hin in Betrieb, wird sich das Eis irgendwann lösen und es wird von den Rotoren abgewor-fen. Dann besteht eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt. Denn die Eisbrocken können bis zum Aufprall auf den Boden enorme Geschwindigkeiten und auch Entfernungen erreichen. Diese potenzielle Gefahr lässt sich mit der Formel Nabenhöhe plus Rotordurch-messer multipliziert mit 1,5 sogar recht gut abschätzen.“

Eisabwurf: wenn unkalkulierbare Gefahr ins Spiel kommt.Bei einer Anlage mit 105 Meter Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von 90 Metern ergibt sich anhand dieser Formel ein Radius um den Anlagenturm von 292 Metern. Das entspricht einer Gesamtfl äche von ca. 37 Fußballfeldern, auf der das von den Rotoren abgeworfene Eis potenziell einschlagen kann. Grund genug für viele Behörden, bei einer umgebungsgefährdenden Eisbildung ein Ab-

schalten der WEA zu fordern. Insbesondere dann, wenn sich in unmittelbarer Umgebung Straßen oder Zuwegungen befi nden.

„Die übliche Lesart lautet: Es darf niemand durch Eisabwurf gefährdet werden.“ Die Risi-ken trägt somit vor allem der WEA-Betreiber. Und das nicht nur in Bezug auf eine mögliche Gefährdung der Umgebung, sondern auch hinsichtlich der Betriebssicherheit der Anlage.

Lasteinwirkung: eine Nabe mit Übergewicht.

„Eis auf den Rotorblättern verursacht Unwuch-ten, die zu erheblichen Lasteinwirkungen auf den Triebstrang einer WEA führen können. Angenommen, die Rotorblätter sind auf der äußeren Hälfte gleichmäßig mit je 10 kg Eis auf der Vorderkante belegt. Das Eis ist dann gerade einmal einen halben Zentimeter dick. Löst sich das Eis auf einem der Blätter, dann ist die Unwucht so groß, als würde man im laufenden Betrieb einer WEA ein schweres Motorrad außen an der Rotornabe auf der Blattwurzel parken.“

Da neben der Umweltgefährdung jede stati-sche Unwucht den Triebstrang belastet und somit die Lebensdauer einer WEA potenziell verkürzt, kann es nach Auff assung von Dr. John Reimers nur im Interesse des Betreibers sein, seine Anlage bei signifi kanter Eisbildung abzuschalten.

Den Winter sollte man auf dem Zettel haben, bevor man spontan zu Mütze und Schal greift. Denn bereits mit zunehmend sinkenden Temperaturen kann sich Eis auf den Rotorblättern von Windenergie-anlagen (WEA) bilden. Eine echte Gefahr – für Umwelt und Anlagen gleichermaßen. Mit einer Sensorlösung als Upgrade, die automatisch den Stopp und die Wiederinbetriebnahme einer WEA ermöglicht, las-sen sich die Risiken jedoch äußerst effi zient minimieren, weiß Dr. John Reimers, bei der Bosch Rexroth Monitoring Systems GmbH zuständig für Marketing und Vertrieb.

Netzwerk

Dr. John Reimers ist Leiter Marketing und Vertrieb bei der Bosch Rexroth Monitoring Systems GmbH. Über 37.500 Mitarbeiter des weltweit führenden Spezialisten für Antriebs- und Steuerungstechnologien entwickeln und produzieren Komponenten zum Antreiben, Steuern und Bewegen, unter anderem für WEA.

Das Ende der Eiszeit. Rotorblattsensoren für mehr Sicherheit und weniger Stillstand.

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Näher dran: die Messung direkt am Rotorblatt.Eigentlich müsste man hierfür zunächst zur betreff enden WEA fahren, um sich durch eine visuelle Inspektion von einer Eisbildung auf den Rotorblättern zu überzeugen. Anschlie-ßend würde man dann die Anlage manuell abschalten. Weitaus effi zienter geht das jedoch mit BLADEcontrol, einer von Bosch Rexroth entwickelten Sensorlösung, die Availon nun als WEA-Upgrade für die Eisdetek-tion anbietet.

„Um Eisbildung zuverlässig zu detektieren, empfi ehlt es sich, am Ort des Geschehens zu messen, also an den Rotorblättern selbst. Genau das macht BLADEcontrol. Natürlich gibt es auch andere Lösungen, z. B. Sensoren, die auf dem Maschinenhaus installiert sind. Die Detektion von Eis in diesem Bereich lässt aber keine sichere Aussage zu, ob sich auf den Rotorblättern Eis gebildet hat.”

Sicherheit: alles eine Frage der Frequenz.Die Entwicklung von Bosch Rexroth macht sich die Schwingungseigenschaften der WEA-Rotorblätter zunutze. Angeregt durch den Wind, verfügt jedes Rotorblatt über spezifi sche Eigenfrequenzen. Bildet sich auf einem Rotor-blatt Eis, verringert sich die Frequenz der Schwingung im Vergleich zum eisfreien Zustand, weil das Rotorblatt durch den Eis ansatz schwerer wird.

„Die Detektion von Eisbildung erfolgt durch Sensoren, die sich in den Rotorblättern befi n-den. Die analogen Sensorsignale werden durch ein in der Nabe befi ndliches Modul verstärkt, digitalisiert und anschließend über WLAN an eine Einheit übertragen. Diese Einheit wertet die Signale anhand der Verschiebung von Frequenzpeaks aus. In Abhängigkeit davon, ob die Anlage läuft oder steht, werden hierbei unterschiedliche Frequenzen ausgewertet.”

Alles automatisch: Start und Stopp und Zufriedenheit.Im Falle einer Eisbildung stellt die Auswerteein-heit von BLADEcontrol ein spezifi sches Signal zur Verfügung. Damit kann die WEA über die Anlagensteuerung automatisch gestoppt werden. Da die Eisdetektion auch bei Anlagen-stillstand erfolgt, lässt sich die Anlage nach Wegfall des Eissignals automatisch wieder in Betrieb nehmen. Das geschieht, sobald sich das Eis vom Rotorblatt gelöst hat.

„Dieses Verfahren ist vom Germanischen Lloyd zertifi ziert und wird von den Behörden akzep-tiert. Es kann für fast jede WEA genutzt werden.“

Mit BLADEcontrol kann die Gefahr für die Umwelt durch sich lösende Eisbrocken mini-miert werden. Aber auch zeitaufwendige Fahr-ten zur WEA, wenn diese überhaupt aufgrund der Witterung möglich sind, haben sich mit dem automatischen Wiederanschalten der WEA während der kalten Jahreszeit erübrigt.

„Wir haben mit einem auf dem Maschinenhaus installierten Eissensor Vergleichsmessungen mit BLADEcontrol durchgeführt und sind u. a. zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Eisan-satz auf einer Gondel häufi g nicht in direktem Zusammenhang mit einem Eisansatz auf den Rotorblättern steht. Bei spezifi schen Wettersi-tuationen kann ein Gondelsensor einen star-ken Eisansatz auf den Rotorblättern nicht detektieren. Im Gegensatz dazu wird eine Anlage häufi g über die Sensormessung auf der Gondel angehalten, obwohl sich auf den Rotorblättern kein Eis gebildet hat. Mitunter beginnt die Vereisung sogar erst, nachdem die Anlage gestoppt wurde. Die Rotorblätter werden demnach bei bestimmten Witterungs-bedingungen durch deren Drehbewegung eisfrei gehalten.“

Insgesamt würden die Stillstandszeiten einer WEA nach Auff assung von Dr. John Reimers durch BLADEcontrol im Vergleich mit einem Eissensor auf einem Maschinenhaus erheblich sinken.

Und wer dann doch noch zu Schal und Mütze greift, erfreut sich bei einem Spaziergang daran, dass vermeidbare Anlagenstillstände und Ertragsverluste bei Eisbildung der Vergan-genheit angehören.

Netzwerk

1. Die einzelnen Komponenten von BLADEcontrol: rechts vorn die mehrdimensionalen Schwin-gungssensoren mit integrierter Temperaturmessfunktion, dahinter das Modul zur Verstärkung und Digitalisierung der Sensorsignale sowie die Auswerteeinheit. Links ist der Access-Point zur Übertragung der Signale vom Modul in der Nabe zur Auswerteeinheit zu sehen.

2. Die Analogsignale der Sensoren in den Rotorblättern werden über Messkabel an das Modul in der Nabe übertragen.

Dort werden sie verstärkt, digitalisiert und dann über einen Access-Point via WLAN an die Auswerteeinheit weitergeleitet.

Detektion?!

Der Begriff leitet sich vom lateinischen detector ab und bedeutet „Off enbarer“. Mit einem Fleder mausdetektor off enbart sich zum Beispiel die Anwesenheit von Fledermäusen. Mittels der Eisdetektion lässt sich die Bildung von Eis nachwei-sen. In diesem Fall an den Rotorblättern einer WEA.

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ON Service hat bereits mehrfach über die Qualität und die Wichtigkeit von Getriebeöl sowie die Auswirkungen auf den Verschleiß und die Standzeit von Hauptgetrieben in Windenergieanlagen (WEA) berichtet. In dieser Ausgabe widmen wir uns den sogenannten Additiven (Zusatzstoff en im Öl), denen eine ganz entscheidende Bedeutung zukommt. Wie entscheidend und überzeugend positiv deren Eigenschaften für WEA-Getriebe sind, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen anhand eines konkreten Beispiels.

Ölqualität – Teil 4:

Additive - wenn Zusätze auch einen Zusatznutzen haben.

ON Service sprach dazu mit Dr. Markus Grebe, Leiter für industrielle Forschung und Laborbetriebsleiter des Kompe-tenzzentrums für Tribologie an der Hochschule Mann-heim, und Stefan Bill, Geschäftsführer der REWITEC GmbH, die mit der Produktreihe DuraGear® eine innovative Nano-beschichtung auf Basis verschiedener synthetischer und mineralischer Silikatverbindungen entwickelt, produziert und weltweit vertreibt.

Pure Wissenschaft statt reines Wunder.Additive wie REWITEC sind keine Wundermittel. Aber man wundert sich, welches Potenzial und welche positiven Eigenschaften darin stecken. Vor allem, wenn diese, wie in diesem Fall, wissenschaftlich belegt sind. Das war auch ein wesentlicher Aspekt für Stefan Bill, der die Wirkung des Getriebeöl-Additivs auf das Reibungs- und Temperaturver-halten an Zahnfl anken am Kompetenzzentrum Tribologie der Hochschule Mannheim testen ließ.

Stefan Bill: „Klassisch gesehen handelt es sich bei unseren Technologien um Additive, also Zusätze für Getriebe- und Motoröle sowie Fette, die aus einer Kombination von bis zu sieben verschiedenen Rohstoff en bestehen. Insbesondere im Automotive-Bereich haben Additive jedoch oft den Ruf von ‚Wundermitteln‘. Und die versprechen nicht selten mehr, als sie letztendlich halten können. Wir möchten uns von solchen Versprechungen abgrenzen und haben uns daher entschlos-sen, einen wissenschaftlich fundierten Nachweis der positiven Eigenschaften unserer Additive zu erbringen. Dafür spricht auch, dass wir diese Produkte bereits seit 2007 erfolgreich in weltweit mehr als 800 Windenergieanlagen einsetzen.“

Tribologie: Was wissenschaftlich fundiert klingt, ist es auch.Für den von Stefan Bill selbst geforderten Nachweis beauf-tragte REWITEC das bereits genannte Kompetenzzentrum Tribologie der Hochschule Mannheim. Das Kompetenzzen-trum wurde vor 20 Jahren mit Unterstützung der regiona-len Industrie und der IHK Rhein-Neckar gegründet. Zum einen, um dem wichtigen Bereich der Tribologie an der Hochschule Mannheim mehr Beachtung zu schenken. Und natürlich auch, um wichtige Forschungskapazitäten zur Verfügung zu stellen.

Dr. Markus Grebe: „Heute beschäftigen wir 16 Mitarbeiter und haben mittlerweile 37 verschiedene Prüfstände. Somit gehören wir sicherlich zu den vergleichsweise größeren Instituten in Deutschland, die sich mit dem Spezialgebiet Tribologie beschäftigen.“

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Tribologie?!

Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeu-

tet Reibungslehre. Im Fachbereich der Tribologie werden

entsprechend die Reibung, die Schmierung und der

Verschleiß geprüft. Zum Beispiel von Lagern, Getriebe-

und Motorteilen oder anderen Maschinenkomponenten.

Stefan Bill ist Geschäftsführer der REWITEC GmbH. Schon seit vielen Jahren konzentriert sich

das Unternehmen erfolgreich auf die Entwicklung und

Forschung zur Verminderung von Reibung und Verschleiß,

z.B. bei Getrieben in WEA.

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Dr. Markus Grebe, Leiter für industrielle Forschung und Laborbetriebsleiter des Kompetenzzentrums für Tribologie an der Hochschule Mannheim.

Wie man ein theoretisches Ziel praktisch erreicht.Ziel des von Juli bis September 2012 durchgeführten Projektes war es, die Wirkung unterschiedlicher Zusatz-stoff e im Getriebeöl auf das Wälzverhalten zu untersuchen. Die Versuche wurden auf einem modernen 2-Scheiben-Prüfstand durchgeführt, der zur Untersuchung der Bewe-gungsarten Rollen, Gleiten und Wälzen eingesetzt werden kann. Er ermöglicht es, die Vorgänge – wie sie üblicher-weise auch in WEA-Getrieben zu fi nden sind – modellhaft abzubilden.

Dr. Markus Grebe: „In diesem konkreten Fall haben wir anhand von Simulationen an Probenkörpern untersucht, inwieweit sich das Reibungsverhalten und die Temperatur im Bereich von Zahnfl anken in der Bewegungsart Wälzen durch Zugabe von REWITEC verändern.“

Alles andere als oberfl ächlich:willkommen im Mikrometerbereich.Die Tests wurden mit zwei Getriebeölen durchgeführt: Agip Blasia 150, einem häufi g in der Industrie eingesetz-ten Standardöl, und Agip Blasia SX320, einem Hochleis-tungsöl, das vielfach in Windenergieanlagen zum Einsatz kommt. Bei beiden wurden der Reibungskraftverlauf sowie die Temperatur gemessen. Jeweils ohne und mit Zugabe von 0,2 % Additiv.

Darüber hinaus wurden die Oberfl ächen der Prüfschei-ben vor und nach den einzelnen Testläufen mithilfe eines Weißlichtinterferometers topografi sch untersucht. Weiß-

lichtinterferometrie ist eine berührungslose und damit zerstörungsfreie opti-sche Messmethode, die die Interfe-renz von breitbandigem Licht (Weißlicht) ausnutzt. Damit sind feinste 3-D-Profi lmessungen von Strukturen bis in den Mikrometerbereich möglich. Zusätzlich wurden mit einem Rasterelektronenmikroskop Aufnahmen der Oberfl ächen angefertigt, um die Wirkung der Zusätze auf den Oberfl ä-chen auch visualisieren zu können.

Stefan Bill: „Die Wirkung der Zusätze wurde in den 20-Stunden-Tests gewissermaßen in einem Zeitraffer-verfahren dargestellt. Damit auch der Nachweis einer konstanten Wirkung über eine längere Anwendung der Zusätze, insbesondere im höherviskosen Öl, erbracht werden konnte, schlug Dr. Grebe eine weitere Test-reihe über die Dauer von jeweils dreimal 20 Stunden vor. Hierbei lag demnach der Schwerpunkt auf dem Langzeitverhalten und den sich hierbei einstellenden Verschleißraten.“

Weniger sollte man nicht erwarten:mehr Reduktion der Reibkraft.Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten durch die Zusatz-stoff e sowohl beim Standard- als auch beim Hochleis-tungsöl in den Kurzzeittests eine deutliche Reduzierung des Reibungsmoments und damit auch des Temperaturni-veaus unter Wälzbedingungen im Vergleich zu den Getrie-beölen ohne Zusatz. Aber warum ist das so?

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Grenzreibung?! Mischreibung?!

Als Laie kann man sich das gut am Beispiel eines Wasserskiläu-

fers vorstellen, der zunächst im seichten Wasser steht und mit

seinen Skiern beim Anziehen durch das Boot noch den Unter-

grund berührt. Dies wäre die Grenzreibung. Erhalten die Skier

bei steigender Geschwindigkeit einen leichten Auftrieb, ist

dies vergleichbar mit der Mischreibung. Ab einer bestimmten

Geschwindigkeit erhalten die Skier so viel hydrodynamischen

Auftrieb, dass der Sportler ohne Kontakt zum Untergrund auf

dem Wasserski laufen kann.

Analyse des Einflusses des REWITEC-Zusatzes

Wälzverschleiß-Untersuchungen am 2-disc-Prüfstand.

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Dr. Markus Grebe: „Die Wirkung beruht auf der Einglättung der Ober-fl ächen unter Mischreibungsbedingungen, die wir sehr gut durch die Weißlichtinterferometrie belegen konnten. Durch diese positive Einglät-tung im Mikrobereich nimmt der hydrodynamische Anteil an Mischrei-bungsbedingungen zu.“

In den Getrieben und Lagern herrschen vor allem da, wo es reibt, hohe Drücke und Temperaturen. „Wir vermuten, dass die Beschich-tungspartikel unter diesen Bedingungen an den metallischen Ober-fl ächen reagieren“, erklärt Dr. André Schirmeisen. Der Professor, der an der Uni Gießen am Lehrstuhl für Angewandte Physik lehrt, untersucht im Auftrag von REWITEC die wissenschaftlichen Zusammenhänge. Demnach fi ndet ein physikalisch-chemischer Verbindungsprozess statt, bei dem sich die Silikatatome aus der Wirksubstanz mit den Atomen der metallischen Oberfl ächen verbinden. An der Justus-Liebig-Universität Gießen betrachteten die Forscher auf einem Tribo-

logie-Prüfstand auch das Einlaufverhalten mit und ohne Zugabe von REWITEC. Beim Einlaufen, auch Einfahren genannt, sollen sich die Verzahnungen möglichst optimal aufeinander anpassen. Hier schau-ten die Wissenschaftler nach, ob sich Reibung und Verschleiß durch die Zugabe des Additivs änderten. Die Testläufe wurden in Abhän-gigkeit von der Größe der Kontaktfl äche der Reibpartner, des Druckes und der Temperatur durchgeführt. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass sich die ursprünglichen Materialeigenschaften durch Zugabe des Additivs deutlich verbessern“, sagt Dr. Schirmeisen. Bis zu 30 % weniger Reibung konnten die Forscher messen. Aus der Sicht von Stefan Bill ist deshalb eine Zugabe des Wirksubstrats schon zum Anlagenstart sinn-voll: „Mögliche Schäden können so von Beginn an verhindert werden, bevor sie überhaupt entstehen.“ Der Prozess selbst ist wissenschaft-lich noch nicht ganz geklärt. Erste Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass die Additivpartikel im laufenden Prozess mit den Molekü-len der Metalloberfl äche eine wenige Nanometer dicke passivierende Metall-Silikat-Schicht ausbilden. Das Endergebnis wäre eine neue, sehr reibungsarme Oberfl äche, die zudem günstigere Verschleißeigen-schaften hat als die unbehandelten metallischen Reibpartner.

Mit dem höherviskosen Öl Agip Blasia SX320, so Dr. Grebe, stelle sich grundsätzlich ein niedrigeres Reibungsniveau ein, was auf einen höhe-ren hydrodynamischen Anteil der Mischreibung deute und wodurch die Wirkung des Zusatzes nicht mehr so deutlich sichtbar sei.

Dr. Markus Grebe: „Je höher die Viskosität des Öls, desto größer ist die hydrodynamische Wirkung. Es kommt somit zu einer schnelleren Tren-nung von Grund- und Gegenkörper (d. h. der sogenannte Ausklinkpunkt liegt bei einer niedrigeren Drehzahl). Daher wurden die Bedingungen für den 60-Stunden-Dauerlauf noch einmal verschärft und der Schlupf wurde auf 20 % erhöht. Darüber hinaus wurde mit Blick auf eine reale Simulation der Temperaturentwicklung die Pressung der Probekörper geringfügig reduziert.“

Grenzreibung?! Mischreibung?!

Als Laie kann man sich das gut am Beispiel eines Wasserskiläu-

fers vorstellen, der zunächst im seichten Wasser steht und mit

seinen Skiern beim Anziehen durch das Boot noch den Unter-

grund berührt. Dies wäre die Grenzreibung. Erhalten die Skier

bei steigender Geschwindigkeit einen leichten Auftrieb, ist

dies vergleichbar mit der Mischreibung. Ab einer bestimmten

Geschwindigkeit erhalten die Skier so viel hydrodynamischen

Auftrieb, dass der Sportler ohne Kontakt zum Untergrund auf

dem Wasserski laufen kann.

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Niedriger: Reibemoment und Temperatur.Ohne Zusatz nahm beim Hochleistungsöl während der Langzeittests die Reibkraft in den ersten 20 Stunden von 260 N auf 210 N ab. Danach war während des gesamten Testverlaufs nur noch eine Abnahme auf 180 N erkennbar. Die Temperatur sank dabei nur minimal ab und lag während der gesamten Versuchsdauer bei circa 150 °C.

Mit Zusatz nahm das Reibemoment in diesen Tests jedoch sehr schnell ab und sank bereits in den ersten fünf Stunden von 285 N auf 145 N. Nach 60 Stunden lag die Reibkraft bei 120 N und war damit im Vergleich zum unbehandelten Öl um 33 % geringer. Hierdurch sank auch die Probekörpertemperatur, die sich auf rund 100 °C einpendelte. Damit lag sie 20 % unter der Temperatur des unbehandelten Öls.

Stefan Bill: „Die Ergebnisse zeigen, dass REWITEC gegenüber einem Standardmineralöl die Reibung um 23 % und die Temperatur um 8 % senkt. Die Kurzzeittests belegen ferner die positiven Eigenschaften der Additive bei höherviskosen Ölen: Die Reibung konnte um 18 Prozent und die Temperatur um 4 Prozent im Vergleich zu einem Hochleis-tungs-PAO-Öl abgesenkt werden. Im Langzeittest und unter höheren Belastungen senkt REWITEC gegenüber einem Hochleistungsöl die Reibung sogar um 33 %, die Temperatur um 20 % und Rauheitskenn-werte um circa 50 %.“ Realistischer: Praxistest statt Prüfl auf.So überzeugend die theoretischen Testergebnisse schon waren, das Produkt musste natürlich auch im realen Einsatz seine Stär-ken unter Beweis stellen. Gemeinsam mit der Availon GmbH – die schon aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung mit Anlagen vom Typ GE® für einen solchen Versuch infrage kam – konnten die Resultate von REWITEC konkret an einem bereits vorgeschädigten Getriebe eindrucksvoll belegt werden.

Getriebeschädigungen lassen sich je nach Laufzeit einer WEA und den Lasten, die auf den Triebstrang einwirken, über kurz oder lang nicht vermeiden. Ist ein Getriebe aber vorgeschädigt, muss das nicht immer einen sofortigen oder kurzfristigen Austausch bedeuten. Im Gegenteil. Stefan Bill: „Wir haben in den letzten Jahren eine ganze Reihe solcher konkreten Beispiele für die positiven Eigenschaften von REWITEC sammeln können. Unter anderem in Zusammenarbeit mit der Availon GmbH am Getriebe einer Anlage vom Typ GE® 1,5 MW. Mittels Condi-tion Monitoring konnten verschiedene Verschleißspuren identifi ziert werden. Neben altersbedingten Laufspuren an den Zahnfl anken und Lagerungen wurden dabei beginnende Abplatzungen in einem Lager vorgefunden. Dieses konnte aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht im Rahmen einer sogenannten On-Tower-Repair auf der Anlage gewechselt werden. In diesem Fall ist eine Schädigung der Lage-rung einem kostenintensiven Getriebewechsel gleichzusetzen. Und das, obwohl die weiteren Bestandteile des Getriebes durchaus noch eine Standzeiterwartung von mehreren Jahren haben.“

Das Ergebnis: ein glatter Erfolg.Für den Feldtest wurden neben den messbaren Parametern auch subjektive Parameter wie Vibrationen aufgenommen. Diese waren, ausgehend von der vorgeschädigten Lagerung, bereits vor dem Betre-ten der WEA am Fundament spürbar.

Um eine Verbesserung der Oberfl äche zu erreichen oder zumin-dest ein Einfrieren des aktuellen Zustands für eine längere Laufzeit des Getriebes zu erzielen, wurde dem Getriebeöl der WEA ein Addi-tiv von REWITEC zugesetzt. Nach rund einem halben Jahr unter-suchte man dann die zuvor identifi zierten Getriebestellen erneut. Die CMS-Auswertung und eine entsprechende Verifi zierung der Mess-ergebnisse durch eine Videoendoskopie erbrachten ein erfreuliches Ergebnis.

Stefan Bill: „Die Oberfl äche wurde an den Bruchkanten geglättet und die Laufspuren beseitigt. Selbst die subjektiv wahrgenommenen Vibra-tionen im Regelbetrieb waren nicht mehr spürbar. Das vorgeschädigte Getriebe befi ndet sich nunmehr seit 1,5 Jahren im weiteren Betrieb. Dabei war bislang weder eine Teilreparatur noch der Wechsel des gesamten Getriebes nötig.“Das sieht auch Jochen Holling so. Als Leiter Technischer Support & Entwicklung Mechanik bei Availon hat er die Testphase betreut.

Jochen Holling: „Ich lasse mich gern nach dem Motto ,Belegen statt behaupten‘ überzeugen. Im Fall von REWITEC haben die Erfahrun-gen gezeigt, dass in Bezug auf Verschleiß und bestimmte Vorschä-digungen die weiteren Mechanismen in ihrem Verlauf verzögert und im besten Fall eingefroren werden. Natürlich wird auch durch REWITEC ein Zahnausbruch im Getriebe nicht wieder rückgängig gemacht. Eine positive Wirkung auf die Standzeitverlängerung aller-dings ist sowohl im Labor als auch in der Praxis belegt worden. Wir selbst setzen REWITEC ein und sind von der Wirkung überzeugt. Auch bei Getrieben mit Schädigungen. Dabei unterliegt der Einsatz jedoch immer einer Einzelfallprüfung. Insgesamt kann ich den Einsatz von REWITEC nur empfehlen.“

Höher: Lebensdauer und Wirkungsgrad.Die Zahlen und Resultate sind unterm Strich durchaus beeindruckend, zumal sie auch im Praxistest nachweislich belegt worden sind. Von einem Wunder sollte man dennoch nicht sprechen, denn auch die Wirkung von Zusätzen ist begrenzt und muss von Fall zu Fall geprüft werden. Festgestellt und belegt werden konnte jedoch ein positiver Einfl uss auf die Reststandzeit von verschlissenen und vorgeschädigten Getrieben. Insgesamt ergibt sich so ein ressourcenschonender Umgang mit einer wichtigen Hauptkomponente wie dem Getriebe. Was sich im Hinblick auf die weiteren Betriebskosten letztendlich auch positiv auf das Budget auswirkt.

Nach Einschätzung von Stefan Bill hat der Einsatz von Additiven in Getriebeölen von WEA jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Lebens-dauer der Getriebe, sondern auch auf deren Wirkungsgrad. Da der Zusatz auch die Temperatur des Öls und damit dessen Viskosität posi-tiv beeinfl usst, lässt sich mit REWITEC im Vergleich zu einem unbehan-delten Öl auch eine bessere Schmierung über einen längeren Zeitraum erzielen.

Stefan Bill: „Wird der Wirkungsgrad eines Getriebes zudem mit dem Zusatz durch konstant niedrigere Öltemperatur und geringere Reibung nur um 1 % erhöht, hat sich die Investition in diese Technologie bereits in Form eines höheren Ertrags amortisiert.“

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möchte ab sofort darlegen, was sich in den letzten Wochen und Monaten

innerhalb der Windenergiebranche und auf dem Energiemarkt allgemein

getan hat. Es will ein authentisches Stimmungsbarometer voller Meinungen,

Gedanken und Theorien sein. Was hat bewegt? Wo droht Stillstand?

Sei es im Dialog oder im Glauben an die Zukunft der Erneuerbaren.

Was dabei zum Schmunzeln und was zum Nachdenken anregt, möge jeder

für sich persönlich entscheiden.

„Zwischen Flensburg und Konstanz

stehen heute mehr als 27.000

Windindustrieanlagen.

Viele sind höher als der Kölner Dom.

Mit bis zu 200 Meter Höhe

dominieren sie die Landschaft

und blinken Tag und Nacht

vor sich hin.“

Rainer Brüderle, FDP in: Handelsblatt, 7. Juni 2013, „Die Reißleine ziehen“

„Der Energiemarkt entwickelt sich

so rasant, dass wir über zwei Jahre

hinaus keine Ziele defi nieren.“

Hans Bünting, Vorstandsvorsitzender RWE Innogy in: neue energie, 6/2013, „Anschluss verpasst“

„Müssten wir den vollen EEG-Satz

zahlen, dann wären das derzeit für

unsere deutschen Standorte im

Jahr rund 50 Millionen Euro.“

Peter Willbrandt, Vorstandschef Aurubis in: Handelsblatt, 8. Juni 2013,

„Wir müssten im Ausland investieren“

Kontext

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Kontext

„Ich habe neulich eine Präsen-

tation von State Grid of China

(staatlicher chinesischer Stromnetzbetreiber)

gesehen: Dort arbeiten 10.000

Leute im Bereich Forschung

und Entwicklung. Wir müssen

sehen, dass wir da noch Schritt

halten können.“

Dr. Olaf Heil, Leiter Wasserkraft & Neue Anwendungstechniken RWE Innogy in: Handelsblatt, 1. Juli 2013,

„Neue Impulse für die Energiewende“

„Je mehr erneuerbare Energien

die Versorger in die Netze

einspeisen müssen,

umso mehr konventionelle

Reservekraftwerke müssen

für den Zitterstrom her.“

Bernd Ziesemer, Publizist und ehem. Chefredakteur Handelsblatt in: Handelsblatt, 17. Juni 2013,

„Billionen-Euro-Desaster“

„Nach zwei Jahren Energie-

wende ist die Energiever-

sorgung in Deutschland

schmutziger, unsicherer

und teurer als je zuvor.“

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzen-der Eon SE in: Handelsblatt, 17. Juni 2013,

„Planwirtschaft ohne Plan“

„Die deutsche Energiewende

wird nicht zum Erfolg,

wenn sie nicht europäisch

gedacht wird.“

Jochen Homann, Chef der Bundesnetzagentur in: Handelsblatt, 28. Juni 2013

„Nicht die Erneuerbaren

ersetzen jetzt die Kernkraft,

sondern die Kohle tut es.“

Matthias Kurth, ehem. Präsident der Bundesnetzagentur in: neue energie, 6/2013,

„Ein Ziel war mal der Klimaschutz“

„Viele Ministerpräsidenten

plädieren grundsätzlich für

den Erhalt des EEG.

Auch wenn es bei einigen

nur um die Sorge geht,

dass ihnen eine Abschaffung

politisch auf die Füße

fallen könnte.“

Uwe Leprich, wissenschaftlicher Leiter des IZES in: neue energie, 08/2013, „Urnengrab“

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