Babys und Auswirkungen von Medienkonsum den Bindungsaufbau · regulieren und braucht die Hilfe der...
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Babys und Medienkonsum
Auswirkungen von digitalen Medien auf die Gehirnentwicklung und den Bindungsaufbau
Andrea Koschier
Schwangerschaften –Einstimmung auf das Baby
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Neugeborene
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„Bitte legen Sie Ihr Handy
weg und ihr Kind an.“
• Das Band zwischen Mutter und Kind ist sehr zart.• Kleinste Störungen können es zerreißen.• Das Baby braucht Ruhe, Hautkontakt,
Sicherheit.• Das Baby braucht eine ruhige Mama, die Mutter
braucht Ruhe.• Kind und Mutter finden einen gemeinsamen
Rhythmus, sonst wird es ein Kampf.• Neugeborenen wissen nicht, dass ein Telefonat
“nur kurz“ ist. Für sie ist das Band mit der Mutter zerrissen.
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Wie lernen Neugeborene?
–Kinder
brauchen ein Basislager
• Am Anfang jeder Lernerfahrung steht die Entdeckung der Zustände und Affekte in uns.• Für die Entwicklung des Kindes ist die
wohlwollende und reflektierende Unterstützung der Bezugspersonen entscheidend.• Um zu lernen braucht das Kind die Augen seiner
Eltern
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Markiertes Spiegeln und
Affektregulierung
• automatische Affektäußerung des Säuglings + Spiegelung der Mutter => Fähigkeit zur Affektregulierung• …zeigt dem Kind auch, wie die Bezugsperson
diesen Affekt für sich verarbeiten würde, wäre es ihr eigener („Lösungsvorschläge“).• Das Neugeborene braucht Eltern die es
ansehen, nicht ihr Tablet.
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Eltern umgeben das
Kind mit einem Hof von
Freude
• Das Kind braucht Eltern, die es anlächeln, nicht ihr Smartphone.
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Das Mitteilen eigener
Zustände…
• …wird ebenfalls im Austausch mit den Eltern gelernt:• Das kleine Kind vernetzt den Emotionsausdruck
der Mutter und das eigene Selbsterleben.• „Ah, das ist ….. Das heißt…. Mama, ich hab….“ • Das Smartphonekind lernt das alles nicht.
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Ich brauche, dass…
du mich im Spielenunterstützt
du mich willkommen heißt, wenn ich zu dir komme
Ich brauche,dass…
• du mich beschützt• du mich tröstest• du meine Gefühle
regulierst
Ich brauche, dass…
• du auf mich aufpasst• du mir hilfst• du dich mit mir freust
Ich brauche, dass…
© Cooper, Hoffman, Marvin & Powell, 1999
DER KREIS DER SICHERHEIT – (K)EIN PLATZ FÜR‘S SMARTPHONE?
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Still Face Paradigma (E. Tronick)
• 2 Minuten Spiel• 2 Minuten „Still Face“ der
Mutter• Wiederaufnahme des Spiels
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Quelle: https://youtu.be/apzXGEbZht0
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Was passiert?
• Weniger als eine Sekunde und das Kind merkt, da stimmt etwas nicht. Es hebt die Augenbrauen, Veränderungen im Nervensystem sind messbar.
• Das Kind versucht alles, um seinen Mama wieder zurückzuholen:
• Es lächelt, zeigt auf Dinge, spricht die Mutter an….• Binnen 30 Sekunden: Das Kind kann sich nicht mehr
regulieren und braucht die Hilfe der Mutter.
• Dann wird das Kind ärgerlich, klatscht in die Hände, quietscht, lächelt erneut…
• Innerhalb von 2 Minuten, verspürt das Kind massiven Stress, den es nicht mehr regulieren kann; es kann sich nicht mehr beruhigen und beginnt zu weinen; es zeigt Angst und Verzweiflung.
Ist das Still-Face-Experiment ethisch
vertretbar?
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Lernen passiert auf allen Sinnes-kanälen - im Wechselspiel mit dem Bindungsaufbau:Lustiger Ton, Bewegung, Geschmack im Mund, Beschaffenheit des Materials, Selbstwirksamkeit
Digitale Medien bieten:reinen Konsum,keine Lernerfahrung mit allen Sinnen, Hemmung der Kreativität, Störung der Aufmerksamkeit und der Lernerfahrung,
Intensive Nutzung digitaler Medien im Kleinkindalter führt zu kognitiven, sozialen, sprachlichen und schulischen Problemen (Reid Cahssiakos, 2016).
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• Kleinkinder können nicht zwischen erfunden Handlungen und Realität unterscheiden.• Sie verstehen nicht, warum etwas
passiert,• Sie können es nicht einordnen.• Das macht ihnen Angst,• und mit der Angst können sie nicht
umgehen.• Das wichtigste Medium für Kleinkinder
sind und bleiben Bilderbücher.14
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Können Kleinkinder
von digitalen Medien
profitieren?
• Nein.• Kinder brauchen Bindungsaufbau.• Häufige Smartphonenutzung schwächt den
Bindungsaufbau, unterbricht „affektive Dialoge“ zwischen Eltern und Kind und es stört das Feintuning.
• Eine sichere Bindung ist DIE – auch neuronale -Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben, für beste kognitive Entwicklung.
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Andrea Koschier 39Thomas Harms - Dipl. Psychologe – www.zepp-bremen.de
Stress- und AlarmmodusHypererregung/Anspannung
LebensbedrohungImmobilisierung /Erstarrung
+
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Grafik nachBesser/Odgen/Harms
Modus der SicherheitOptimaler Aufmerksamkeitsbereich Hohe Bindungsbereitschaft
Elterliche Feinfühligkeit und optimale Toleranzfenster
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http://www.zepp-bremen.de/
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Das Feinfühligkeitskonzept
– entwickelt für den Umgang mit Ihrem Kind, nicht für den Umgang mit ihrem
Smartphone
• B – B – S – S – I• Blickkontakt• Berührung• Signale wahrnehmen• Signale beantworten• Interaktion
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Aber ich werde doch
wohl noch mein Handy
benützen dürfen?
• Das Problem besteht, wenn Eltern nach Likesund Shares süchtiger werden, als nach einem Lächeln ihres eigenen Kindes, das gerade seine ersten Schritte tut.• Wenn Eltern ihr Resonanz- und
Spiegelungsbedürfnis in der sog. sozialen Welt befriedigen möchten und dies auf Kosten der Bindung zu ihrem Kind geht.
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Tablet als Lernhilfe für Kleinkinder?
• Ein Tablet vermittelt totes Wissen. Es ist ohne Bezug zum Selbst, ohne korrespondierende körperliche Erfahrungen, ohne Feedback von wichtigen Personen.• Babys erhalten alle Reize, die sie zur
Entwicklung brauchen, in ihrer realen Umwelt und im Austausch mit den Eltern. • Wenn sie dort nicht sind, helfen Smartphone
und Co. auch nicht.• Apps haben keinen Lerneffekt auf Kleinkinder
(Reid Cahssiakos et al., 2016)
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Die BLIKK-Studie (2017)
• Bei Kindern im Alter von einem Monat bis einem Jahr wurden Fütter- und Einschlafstörungen festgestellt, wenn die Mutter während der Säuglingsbetreuung digitale Medien nutzte. Dies wiederum weist auf eine Bindungsstörung hin.
• Kinder zwischen zwei und fünf Jahren zeigten während der Nutzung von digitalen Medien motorische Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen.
• Bei Kleinkindern, die täglich digitale Bildschirme nutzen, wurden außerdem Sprachentwicklungsstörungen festgestellt und ihr Verhalten zeigte psychische Auffälligkeiten (Unruhe, Ablenkbarkeit).
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„Im Zeitalter des Internet scheint das Seelenleben vom Wunsch nachzwischenmenschlicher Kommunikation bestimmt, von einer Sehnsuchtnach Spiegelung, nach einem Echo aus der Lebenswelt, vom Verlangendanach, von anderen Menschen gesehen und gehört zu werden.Unaufhörlich sind wir am twittern, chatten, mailen, bloggen, hashtaggen,googeln und downloaden. Wir posten und posen, was das Zeug hält. Wirstellen unsere Selfies ins Netz oder verschicken sie über soziale Medien(…) Warum tun wir das alles? Aus narzisstischen Motiven? WeilAufmerksamkeitssucht und Kommunikationsgier uns dazu treiben? Weilwir manipuliert und medienabhängig gemacht werden, wieZeitgeistkritiker gerne behaupten? Wir tun das aus einem elementarenMotiv: weil wir auf der Suche nach Umweltresonanz sind und weil dieBefriedigung von Resonanzbedürfnissen identitätsstiftend wirkt vonGeburt an, ein Leben lang.“
(Altmeyer, 2016)
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Digital Detoxfür Familien
• Wir sind unterwegs als Smombie (Smartphone und Zombie)
• Wir leiden an FOMO (Fear Of Missing Out)• Smartphone und Konzentrationskiller• Essen und Smartphone vertragen sich nicht• Handyfreie Zonen• Eigenverantwortung• Family Quality Time• analoge Unterhaltung• Vereinbarungen festlegen
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Die Smartphonestörung?
• Ja.• Ein Smartphone verhindert all das, was Babys
brauchen.• gemeinsames Fühlen• gemeinsames Lächeln• gemeinsames Erleben• Gemeinsames Im-Moment-sein• gemeinsames Erfahren der Welt
• Es versetzt Eltern in einen Zustand, in dem sie zwar mit der virtuellen Welt verbunden, aber von ihrem Baby getrennt sind.• aufgeregter, unzufriedener Zustand
• Die Folgen sind: Bindungsschwächung, -abriss, Hyperarousal, kognitive Defizite etc..
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Warnhinweise -Wunschdenken
• “Handy und Tablet gefährden die sichere Bindung und die kognitive Entwicklung Ihres Babys. Use responsively.”• Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht
mehr wegzudenken.oder: Imagination is the Beginning of Creation. (G.B.Shaw)
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Literaturquellen
• Altmeyer, Martin (2016): Auf der Suche nach Resonanz: Wie sich das Seelenleben in der digitalen Moderne verändert
• Reid Cahssiakos, Y., Radesky, J., Christiakis, D., Moreno, M. & Cross, C. (2016): Children an Adolescent and Digital Media. Elk Grove Village, American Academy ofPediatrics.
• Digital Detox: https://www.a1.net/connectlife/pd/family-digital-detox/
• www.medienwissen.mv.de• Die BLIKK-Studie:
https://www.drogenbeauftragte.de/presse/pressekontakt-und-mitteilungen/2017/2017-2-quartal/ergebnisse-der-blikk-studie-2017-vorgestellt.html?L=0
Dr. Andrea KoschierKlinische Psychologin, Gesundheitspsychologin
systemische FamilientherapeutinSäuglings-, Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutinIntegrative Bindungsorientierte Traumatherapeutin (IBT)
allg. beeid. u. gerichtl. zert. Sachverständige
Tel: 0664 – 73 47 94 92Email: [email protected]
Web: www.andreakoschier.at
http://www.medienwissen.mv.de/