Bachelorarbeit...6 Street Art erfährt die unterschiedlichsten Schreibweisen. Neben der in dieser...
Transcript of Bachelorarbeit...6 Street Art erfährt die unterschiedlichsten Schreibweisen. Neben der in dieser...
Bachelorarbeit
Gesellschaftskritik in der Street Art – Ein Vergleich zwischen Banksy und
Barbara.
Social criticism in street art – A comparison between Banksy and Barbara.
von
Romy Lödel
für die
Prüfung zum Bachelor of Arts (B.A.)
Im Studienbereich: Soziale Arbeit. Medien. Kultur.
Studiengang: Kultur- und Medienpädagogik
an der
Hochschule Merseburg
Erstgutachter: Prof. Dr. phil. Nana Adriane Eger
Zweitgutachter: Prof. Dr. jur. Erich Menting
Autor: Romy Lödel
Matrikelnummer: 22200
Adresse: Am Auenblick 2, 04442 Zwenkau
Abgabedatum: 13.08.2018
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen weibliche und männliche Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.
Summary Street Art is not a new phenomenon anymore. However it is still not clear for every
observer what the artist wants to express. Many of them criticize the society in their
works. Two outstanding examples for that are the british artist Banksy and the german
based artist Barbara. No one knows exactly who the person behind those phantoms is.
Nevertheless both are really successful and can increase their number of fans regularly.
The artists Barbara. and Banksy live their own style of art. Banksy prefers stencils and
Barbara. posters and prohibition signs. Usual critique points are besides hate,
discrimination, capitalism also politics and the refugee crisis since the year 2015.
Based on two analytics would be clarified with which mediums and techniques Banksy
and Barbara. try to express their art to their observers and stimulate them to overthink
society.
Zusammenfassung Street Art ist kein neues Phänomen, doch was die Künstler damit erreichen möchten, ist
den wenigstens Betrachtern bekannt. Viele von ihnen äußern sich kritisch gegenüber der
Gesellschaft. Zwei dieser Künstler sind der Engländer Banksy und die aus Deutschland
stammende Barbara.. Niemand weiß genau, wer hinter diesen Phantomen steht, doch
beide sind sehr erfolgreich und gewinnen täglich neue Fans dazu.
Beide Künstler leben ihren eigenen Kunststil, Banksy verwendet Stencils und Barbara.
Plakate und Verbotsschilder. Bevorzugte Kritikpunkte sind neben Hass, Diskriminierung,
Kapitalismus, auch Politik und die „Flüchtlingskrise“ ab dem Jahr 2015.
Anhand zweier Analyse wird verdeutlicht mit welchen Mitteln und Techniken Banksy und
Barbara. versuchen ihre Kunst gegenüber dem Betrachter zu verdeutlichen und diese zum
Überdenken der Gesellschaft anzuregen.
Inhalt
1. Einleitung ........................................................................................................................... 5
2. Street Art – Entstehung und Erscheinung ......................................................................... 7
2.1 Was ist Street Art und wie sieht sie aus? ..................................................................... 7
2.2 Geschichte der Street Art .......................................................................................... 12
2.3 Gesellschaftskritische Implikationen in der Street Art .............................................. 14
3. Bansky und Barbara. – Ein Vergleich ............................................................................... 17
3.1 Banksy – Das berühmte Phantom.............................................................................. 17
3.1.1 Themen................................................................................................................ 19
3.1.2 Technik – Stencils ................................................................................................ 22
3.1.3 Ziele ..................................................................................................................... 24
3.2 Barbara. – Das Mysterium ......................................................................................... 25
3.2.1 Themen................................................................................................................ 27
3.2.2 Technik – Plakate, Straßen- und Verbotsschilder ............................................... 28
3.2.3 Ziele ..................................................................................................................... 29
4. Analyse des Umgangs mit Gesellschaftskritik in der Kunst von Banksy und Barbara.
anhand von Beispielen ........................................................................................................ 30
4.1 Methodische Vorüberlegung ..................................................................................... 30
4.2 Die Analyse visueller gesellschaftskritischer Narrative ............................................. 31
4.2.1 Banksy – We’re not all in the same boat ............................................................ 31
4.2.2 Barbara. – Stell die vor, du brauchst Asyl und (k)einer hilft dir .......................... 34
4.3 Ergebnisse .................................................................................................................. 37
5. Fazit .................................................................................................................................. 39
6. Anhang ............................................................................................................................. 40
7. Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 44
7.1 Bilder .......................................................................................................................... 44
7.2 Tabellen und Grafiken ................................................................................................ 46
8. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 47
9. Selbstständigkeitserklärung ............................................................................................ 54
5
1. Einleitung
„A Wall is a powerful weapon. It's one of the nastiest things you can hit someone with.“ -
Banksy (Boros 2017, 28:11)
Man kann Kunst im öffentlichen Raum überall begegnen, drinnen wie draußen - in
Shoppingcentern, Parks, Bibliotheken, auf Plätzen und den Straßen der Stadt. Im
Hintergrund dessen steht oft ein Auftrag, einen bestimmten Platz, Ort, Stadtteil mit
einem Kunstwerk zu bereichern. Dabei sollen umliegende Gebäude mit ihrer Architektur,
die städtebauliche Planung und die Natur und Landschaft mit eingebunden werden und
der Standort soziokulturell aufgewertet werden. (Wacławek 2012, S. 65)
Eine Voraussetzung, dass sich überhaupt städtisches Leben entfalten konnte
beziehungsweise kann, ist der öffentliche Raum. (Feldtkeller 1994, S. 42) Als öffentlicher
Raum wird der Raum bezeichnet, der allgemein zugänglich ist und keine Vorbestimmung
durch seine Nutzungsmöglichkeiten erfährt.
Dieser Raum zeichnet sich durch seine besondere Vielfältigkeit aus und kann als
Möglichkeits- und Kommunikationsraum angesehen werden. (Feldtkeller 1994, S. 57)
„Als Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet man eine Vielfalt von Kunstformen
und -praktiken, wie Wandgemälde, Stadtteilprojekte, Denkmäler, Skulpturen,
ephemere Künste (Tanz, Performance, Theater), subversive Interventionen und,
manchmal, Graffiti und Street Art.“ (Wacławek 2012, S. 65)
Diese Aufwertung kann auf verschiedene Weisen geschehen, da Kunst im öffentlichen
Raum sich in drei Hauptgruppen kategorisieren lässt.
Die wohl bekannteste Kategorie ist die sogenannte »Plop Art«, sie beschreibt vorrangig
moderne Arbeiten und abstrakte Skulpturen, die hauptsächlich vor Amtsgebäuden oder
Bürohochhäusern platziert sind. Der Gegensatz dazu ist die »Side Specific«-Art. Dazu
gehören ortsspezifische Kunstwerke, die ihre Umgebung und die Öffentlichkeit mit
einbeziehen und sich in diese integrieren.
Bei der dritten Kategorie steht kein greifbares Endprodukt im Vordergrund. Die »New
Genre Public Art« oder auch »Kunst im öffentlichen Interesse« umfasst die
Zusammenarbeit mit den Anwohnern und beinhaltet temporäre Projekte und den
demokratischen Dialog.
Der Begriff „Kunst im öffentlichen Raum“ ist problematisch zu betrachten, da es keine
einheitliche Meinung dazu gibt, wodurch der „öffentliche Raum“ definiert ist. Kunst an
öffentlichen Plätzen und Orten funktioniert anders, auch in der Wahrnehmung, als Kunst,
die in Museen, dessen Räumlichkeiten für Kunsterlebnisse definiert sind. Die Folge daraus
ist, dass Kunst die sich an öffentlichen Orten befindet oft gar nicht als Kunst
wahrgenommen wird, dies geschieht auch häufig bei Graffiti und Street Art. Graffiti und
Steet Art versuchen, meist als nicht autorisierte Kunst darauf aufmerksam zu machen,
„dass öffentliche Kunst genauso politisch ist wie der Raum, in dem sie stattfindet“. Sie
nimmt Stadtlandschaften ein und schafft es Menschen dazu zubringen Kunst zu erlegen.
Ein negativer Aspekt dieser Arbeit ist nur, dass die Grenzen zwischen einem Ort mit
privater und öffentlicher Nutzung verschoben werden. (Wacławek 2012, S. 66–72)
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Street Art erfährt die unterschiedlichsten Schreibweisen. Neben der in dieser
Bachelorarbeit verwendeten Weise „Street Art“, findet man in der Literatur häufig noch
„Street-Art“ und „Streetart“.
Seit Beginn des 21. Jahrhundert gilt Street Art als globales Phänomen und findet in den
Medien immer mehr und weitreichende Erwähnung. (Schmidt 2009, S. 194) Sie ist „ein
Modus des Selbsterlebens in Zeiten diskursiver Hochkonjunktur, Abbild einer Zeit, in der
alles in der Öffentlichkeit verhandelt werden soll und will und auch Teil wissenschaftlicher
Erkenntnis werden kann“ (Thomas 2009, S. 172).
„Ähnlich wie Kunst im öffentlichen Raum, die ein Mittel der Gestaltung der
Stadtlandschaft ist, in einen Dialog mit ihr tritt und sie transformiert, ist auch
Street Art ein Teil der städtischen Entwicklung. Street Art interagiert mit der
Umgebung einer Stadt, da sie zu Bildung ihrer visuellen Kultur beiträgt.
Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum und Street Art können beide
spielerische, kritische Reflexionen der kulturellen Strukturen einer Stadt sein.“
Beide Kunstformen bilden untereinander, im Kontext der Stadt, Beziehungen zwischen
und zu Objekten, Orten, Menschen und Zeit. Jedoch werden die Unterschiede deutlich,
Illegalität, Motivation, Medium und Orte der Werke definieren die Street Art als eigene
Kategorie im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum. (Wacławek 2012, S. 65)
Street Art ist „ein Mittel, um Machtansprüche zu stellen, sich Gehör zu verschaffen und
die eigenen Anliegen durchzusetzen“ (Hagenkort 2017, S. 3). Ihre Wirkungskraft besteht
darin, Medium der Kommunikation zu sein und gleichzeitig als „Ausdruck alternativ
politischer Perspektiven, wie auch als performativer Akt der Raumaneignung und -
besetzung dienen kann“ (Hagenkort 2017, S. 3).
Bisher erfuhr die Street Art als revolutionäre Praxis nur wenig wissenschaftliche
Beachtung und wurde lange „als popkulturelles Phänomen der Jugend- und Hip-Hop-
Szene abgetan“ (Bogerts 2016, S. 505–509). Es findet ein Wechselspiel zwischen Selbst-
und Fremdbestimmung statt. Auf der einen Seite ist Street Art ein „Ausdruck einer
revoltierenden Jugendkultur“, die gegen die Konventionen ankämpft. Auf der anderen
Seite nutzen viele Künstler die Street Art als Karrieresprungbrett, auch wenn sich viele
konsum- und gesellschaftskritisch aussprechen. (Thomas 2009, S. 172)
Banksy und Barbara.1 sind zwei erfolgreiche Beispiele für die Street Art. Ihre Kunst
entsteht jedoch nicht im Auftrag oder soll die Umgebung verschönern. Beide wollen mit
ihrer Kunst den Betrachter erreichen und zum Denken anregen – über die Gesellschaft,
die Politik, die Geschichte, ihre Leben.
In der folgenden Bachelorarbeit analysieren ich, auf welche Weise Banksy und Barbara. in
ihrer Kunst mit Gesellschaftskritik umgehen und welche zentralen Themen bei beiden
besonders im Vordergrund stehen.
1 Da es sich bei Barbara um einen weiblichen Vornamen handelt, wird in meiner folgenden Bachelorarbeit
das Pronomen „sie" verwendet. Der Punkt am Ende des Namens ist beabsichtigt, da es sich um die offizielle
Schreibweise ihres Künstlernamens handelt.
„Für den Punkt gibt es [zwei] Gründe. Ich mochte schon immer den Blitz im AC/DC Logo, der Punkt
ist mein Blitz. Außerdem hat meine Oma früher oft zu mir gesagt: ‚Du musst auch mal einen Punkt
machen.‘“ (Riedel 2016, S. 7)
7
2. Street Art – Entstehung und Erscheinung
2.1 Was ist Street Art und wie sieht sie aus?
Es gibt keine einheitliche und klare Definition für den Begriff Street Art. In jeder
wissenschaftlichen Arbeit ist dieser anders beschrieben. Im Jahr 2005/2006 wurde der
Begriff in die Brockhaus-Enzyklopädie eingetragen. Norbert Siegl, Vorsitzender des
Wiener Institutes für Graffiti-Forschung verifizierte somit den Begriff. Nach seiner
vorangegangenen Definition bezeichnet Street Art die unterschiedlichsten Kunstformen
im öffentlichen Raum, so zum Beispiel auch Jonglage, Kreidemalerei und Musik. Mit
seiner neuen Definition beschreibt Siegl die Street Art folgendermaßen:
„I.e.S. beschreibt der Begriff Werke der bildenden Kunst, die außerhalb etablierter
Orte der Kunstvermittlung anzutreffen und frei zugänglich sind. Damit wird der
gesamte Bereich sowohl offizieller als auch inoffizieller, häufig temporärer
Arbeiten im öffentl. Raum benannt […].“ (Siegl 2005/2006, S. 460–461)
Mit dieser Definition erweitert er den Begriff der Street Art, indem er nun „auch legale
beziehungsweise von öffentlichen Stellen beauftragte und finanzierte Kunst im
öffentlichen Raum“ miteinschließt. (Blanché 2010, S. 16) Jedoch wird der gezogene
Vergleich zu Kreidemalern und Unterhaltungskünstlern durch die Street Artists strikt
abgelehnt, da die kommerzielle Vermarktung der Street Art ein Kritikpunkt vieler Künstler
ist. (Blanché 2010, S. 15)
Der Kommerz ist nur einer der Punkte, welche die Künstler an dem Begriff Street Art
kritisieren. Julia Reinecke beschreibt die Schwierigkeiten, die die Künstler selber mit dem
Begriff haben. „Street-Art ist der Fachausdruck, der sich in der Street-Art-Subkultur und in
der Öffentlichkeit von Anfang an als Hauptbegriff abzeichnete. […] Das Internet und die
anderen Medien sind mit ihren Publikationen dafür verantwortlich, dass Street-Art als
Terminus auf dem Vormarsch ist. […] Zur gleichen Zeit sind die Medien und ihre
Verbreitung des Begriffs der Grund für viele Akteure, diesen Begriff abzulehnen. In
Zeitschriften und Firmenberichten ist Street-Art nämlich häufig mit Vermarktung und dem
Qualitätsverlust behaftet. Stefan Marx (alias Gomes) nannte seine Tätigkeit 2004 folglich
»autonomes Publizieren« […]. Viele haben ein Problem mit dem Wort Kunst (Art), da ihrer
Meinung nach die meisten Arbeiten in der Straße keine Kunst ist.“ (Reinecke 2007, S. 15)
Es kam zu regelmäßigen Diskussionen über einen passenden Namen für dieses
Phänomen. Auf der Internetseite Wooster-Collective kam es im Januar 2004 zu
Diskussionen und Vorschlägen, wie diese neue Kunstrichtung denn nun heißen solle. Einer
der Autoren der Seite namens Marc, stellte die Frage „What the hell we should call it?“
(Wooster-Collective 2004) und bekam vielseitige Antworten. Vorschläge waren unter
anderem Urban-Art, Post Graffiti, Urban Take Overs, Post Structural Urban Symbolism,
Poetic Terrorism und zahlreiche mehr.
Es lässt sich also erkennen, dass es noch etwas Zeit benötigte, um diesem Phänomen den
richtigen Namen zu geben und es genauer einzugrenzen und zu definieren. Der Begriff
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der Street Art setzte sich erst ab 2005 in der Gesellschaft und vor allem bei den meisten
Künstlern selber durch. (Reinecke 2007, S. 13-14)
Rick Reinking und André Lindhorst bewerteten die Zuordnung des Begriffs je nach
künstlerischer Arbeit. Er „wurde dann auch besonders auf jene Street Artists angewandt,
die ihr Repertoire über spezielle, nicht ausschließlich nur graffitibezogene Interventionen
im öffentlichen Raum erweitert hatten und die im öffentlichen Raum mit neuen, darunter
auch skulpturelle Strategien, Denkroutinen und Sehgewohnheiten innerhalb der
normierten und gleichförmigen Alltagsroutine durchbrochen hatten“ (Reinking und
Lindhorst 2008, S. 6).
Zu finden ist Street Art nicht überall, meinst in der Nähe von Vierteln die vor allem durch
junge Kultur, wie Künstler und jungen Menschen geprägt ist. (Hoppe 2009, S. 1) Die Street
Artists versuchen „die Stadt mit ihrer Kunst zu bespielen, lokale Atmosphären
aufzugreifen, diese zu verändern und wieder in die Alltagswahrnehmung der
PassantInnen einzuschleusen. Sie integrierten die Umgebung in ihre Poster und Stickers
und machten dabei die Stadt selbst zum Bestandteil ihrer Kunstwerke“ (Klitzke und
Schmidt 2009, S. 10).
Street Art hat sich aus der jahrelang etablierten Graffitiszene heraus entwickelt. Im
Gegensatz zu dieser hat die Street Art nicht das Ziel, mit Hilfe von Markern und
Spraydosen einen Namen bekannt zu machen. Ihre Bewegung ist viel facettenreicher.
Neben konventionellen Arbeiten, die im öffentlichen Raum kaum auffallen, bis hin zu
Aufklebern und großformatigen Postern, kennt diese Bewegung keine Grenzen. In der
Street Art geht es weniger um Quantität, sondern Innovation, Kreativität und die
qualitative Umsetzung stehen im Vordergrund. (Reinecke 2007, S. 41)
Mittlerweile gibt es unzählige Erscheinungsformen der Street Art, unter anderem Stencils,
Cut Outs, Guerilla Gardening, Urban Knitting, Skulpturen und Installationen. Fast jeden
kreativen Eingriff in den öffentlichen Raum lässt sich in der Street Art verorten. (Seidel
2013, S. 7)
Die Kunstwerke sind nicht durch Langlebigkeit gekennzeichnet, weshalb sie sich meist auf
aktuelle Ereignisse und Zustände beziehen und diese auf kritische Weise reflektieren, so
verhält es sich auch mit Kultur, Politik und Gesellschaft. (Seidel 2013, S. 13)
„Die Bilder, die dabei entstehen, sind Bilder für den Augenblick. Das heißt, ihre
Haltbarkeit ist nur von kurzer Dauer. Sie werden niemals die Lebensdauer eines
Gemäldes erreichen, geschweige denn sie überschreiten, weil sie den »Gesetzen
der Straße« unterliegen. […] Nur Fotos erinnern im Nachhinein an das Bild und die
vergangene Aktion. Das digitale Foto hat dadurch einen wichtigen Stellenwert
eingenommen.“ (Krause et al. 2010, S. 60)
Auch wenn sie sich klar gegen den Kommerz und auch gegen den Kunstbetrieb ausspricht,
kommt die Street Art nicht komplett an ihnen vorbei. Zum einen dient sie der
Vermarktung und des Verkaufs der äußerst beliebten Kunst und zum anderen kommt den
Künstlern Aufmerksamkeit zugute. Mit Hilfe dieser Aufmerksamkeit und dem daraus
resultierenden höheren Bekanntheitsgrad, haben sie die Möglichkeit eine große Masse an
9
Menschen anzusprechen, und auf Missstände aufzuweisen. Ein gutes Beispiel hierfür ist
Banksy, der sich klar gegen den Verkauf seiner Werke ausspricht, aber mit Hilfe seines
riesigen Bekanntheitsgrades, die Menschen auf seine Kunst und die damit
ausgesprochenen sozialen und gesellschaftlichen Missstände aufmerksam machen kann.
Seit der Jahrtausendwende hat es die Street Art geschafft, ohne einflussreiche Lobby, in
das Bild der Großstadt aufgenommen zu werden und in den Feuilletons und den
Kunstmärkten um Beachtung zu gewinnen. (Hoppe 2009, S. 1)
"Und was will diese großspurige auftretende Kunstart? Verkauft werden wohl
weniger, denn ihr Galerie ist die Straße und ihr Preisschild der Augenblick. Street
Art, die intellektuelle Stiefschwester von Graffiti, betritt den städtischen Raum als
Existenzmarker, ästhetischer Protest, temporäre Attitüde, propagandalose Politik,
zurechtgeschnittener Widerstand, gekleisterter Freizeitspaß, kommunikative
Egopflege, Aufschrei des eingepferchten Ichs, unpoliertes und gestyltes
Kommunikationsmittel, Lebensgefühl, Abgrenzungsmittel, Hobby, Leben, Sterben,
Alles, Nichts. Kunst eben." (Völker 2009, S. 18)
In ihrem 2010 veröffentlichten Aufsatz beschreibt Heike Derwanz die von Isabell Graw
aufgestellten Kriterien zur Wertsteigerung von Kunstwerken genauer zu beleuchten.
„1. Singularität – Street Art ist eine in-situ-Kunstform, das heißt, jedes Werk ist
durch seine Installation zu einer Zeit an einem Ort einzigartig. Davor jedoch
werden Poster und Sticker teilweise als Massendrucke produziert.
2. Kunsthistorische Zuschreibung – Natürlich ist das Phänomen noch zu jung (es ist
gerade mal seit zehn Jahren unter öffentlicher Aufmerksamkeit), um gut
umforscht zu sein. Es gibt Zuschreibungen – hauptsächlich zum Situationismus2
und Dada – als kunsthistorische Referenzen, aber die heutige Anbindung fehlt
dennoch.
3. Etabliertheit des Künstlers – Außer Banksy und in Teilen Shepard Fairey kann
man keinen Street Art-Künstler als etabliert bezeichnen.
4. Originalitätsverheißung – Die Techniken der Street Art und auch viele Themen
sind nicht neu. Die Motive haben sich aber durch den Einfluss alltagskultureller
Vorbilder, wie beispielsweise aus dem Computerspiel Space Invader, neu
entwickelt und im Zusammenhang mit dem Stadtraum zu einer neuen Form
verbunden.
5. Versprechen auf Dauer – Vergleichbar mit Konzeptkunst, sind die eigentlichen
Street Art-Werke vergänglich. Dies wird in einigen Ausstellungen beibehalten, in
2 Die Situationistische Internationale (SI) gründete sich 1957, als eine Gruppe linker Künstler und
Intellektueller, in Italien. Als Schnittstelle zwischen Kunst und Politik griffen sie Teile der Ideen des
Dadaismus auf. Die Situationisten „vertraten revolutionäre Theorien“ und „lehnten die etablierte Kunst als
elitäre, konstruierbare ‚Warenproduktion‘ ab“. (Lorenz 2009, S. 46)
10
denen direkt auf die Wände gearbeitet wird, die nach der Ausstellung wieder
geweißt werden.
6. Autonomiepostulat – Wie wohl keine andere Kunstform heute versuchte sich
Street Art in ihren Anfangsjahren auf der Straße vom Kunstbetrieb autonom zu
entfalten.
7. Intellektueller Anspruch – Die meisten Werke der Street oder Urban Art
intendieren eine schnelle Kommunikation mit den Passanten. Eine klare und
einfache Botschaft wird bevorzugt und macht den intellektuellen Anspruch
oftmals zu einer problematischen Kategorie. Viele bekannte Künstler arbeiten
jedoch gezielt mit Ironie und Verwirrung.“ (Derwanz 2010, S. 3)
Diese sieben Kriterien ermöglichen es entstandene Kunstwerke zu bewerten. Je mehr
dieser Kriterien auf ein Kunstwerk zutreffen, desto höher ist der wahrscheinliche Wert. Es
ist ein Kritikpunkt an sich und ein Kritikpunkt der Künstler. Deren Ziel ist es nicht verkauft
zu werden und viel Geld zu bringen, sondern die Betrachter aufmerksam zu machen. 2010
tauchte in San Francisco in der 853 Valencia St ein Bild von Banksy auf, welches genau die
Kritik am Kunstmarkt wiederspiegelt. Das titellose Bild zeigt einen kleinen Jungen mit
einem Farbeimer in der Hand, zu lesen ist der Satz „This’ll look nice when it’s framed.“,
auf Deutsch „Das wird gut aussehen, wenn es gerahmt ist.“. (Abb. 1) Die Bilder entstehen
um für Jedermann zu jeder Zeit betrachtet werden zu können und nicht um in einem
Wohnzimmer zu hängen.
Abbildung 1: Ohne Titel. Banksy. San Francisco. 2010.
Street Art ist ein Medium, welches zum Ausdruck der Identität dient. (Hoak Doering 2009,
S. 152) Mit Hilfe anonymer Äußerungen über Ängste, Gefühle und Meinungen werden
diese für den Betrachter zugänglich, was zu einer Diskussion über Bedeutungen und
Legitimität führen kann. Der Betrachter kann sich mit dem Kunstwerk identifizieren.
(Northoff 1993, S. 21) Durch die Verwendung traditioneller, folkloristischer und nationaler
Symbole schaffen es die Künstler eine Verbindung zwischen der Bevölkerung und den
Regierungsvertretern aufzubauen, da beide Parteien ungeachtet der politischen und
sozialen Lage eine Geschichte, kulturelles Erbe und gemeinsame Herkunft teilen.
(Hagenkort 2017, S. 33) Diese aufgegriffenen Symbole werden „in Verbindung mit
aktuellen Ereignissen und sozialpolitischen Entwicklungen gesetzt“ (Hagenkort 2017, S.
11
27). Künstler wollen nicht nur, dass sich die Betrachter mit ihren Bildern identifizieren
können, sondern auch, dass sie ihre Umwelt genauer, ohne Ziel, erkunden. „Sie fordert Akteure dazu auf, ihre Umgebung durch zielloses Flanieren zu erforschen,
verschwenderisch mit Zeit und Raum umzugehen, sich treiben zu lassen.“ (Hoppe 2009, S.
2)
Was bei der Street Art nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die Frage nach der
Legalität und nach dem Eigentumsrecht über den öffentlichen Raum.
„Implizit und explizit stellten sie die Frage nach dem Eigentum und der
Verfügungsgewalt über den öffentlichen Raum, nach der Kontrolle und
Disziplinierung der StadtbewohnerInnen durch Architektur und
Überwachungstechniken und ermutigen die PassantInnen dazu, an der
ästhetischen Gestaltung ihres Lebensumfeldes zu partizipieren.“ (Klitzke und
Schmidt 2009, S. 10)
Street Art grenzt sich klar von öffentlicher Kunst und Tagging, als Mittel der
Reviermarkierung, ab, einerseits durch das Arbeiten ohne Erlaubnis und vorheriger
Absprache mit dem Eigentümer und andererseits verfolgt sie das Ziel, die Betrachter mit
ihrer Umgebungserfahrung herauszufordern und zu verändern. (Bacharach 2015)
Street Art ist zwar Kunst, jedoch unautorisierte. Solange Street Art illegal und
unautorisiert stattfindet, ist es eine Sachbeschädigung. Diese ist laut § 303 des
Strafgesetzbuches eine Straftat. Der Sachschaden alleine bei der Deutschen Bahn
aufgrund von Graffiti und Street Art belief sich im Jahr 2011 auf rund 50 Millionen Euro.
Zur Vermeidung dieses Problems und die damit verbundene Kriminalität, haben viele
deutsche Städte mittlerweile Wände zur freien Gestaltung zur Verfügung gestellt, so zum
Beispiel die „Fame“ hinter dem Werk 2 in Leipzig. (Blochwitz 2015) Martin Arz äußerte
sich folgendermaßen zum Thema Vandalismus:
„Wer ungefragt an eine Hauswand sprüht, begeht eine Sachbeschädigung. Für
mich ist es so: Wenn jemand nur schnell mal seinen Namen hinkrakelt und das
Werk keinerlei ästhetischen Anspruch hat, ist es Vandalismus“ (Backes 2012).
Street Art muss einen Anspruch an sich und seine Betrachter haben.
Alain Bieber schreibt 2008 in der Art Online:
„Noch immer gehören Street Artists zu den Outlaws und Underdogs der
Kunstgeschichte. Dabei sind diese jungen Künstler die gelebte Radikalität. Sie
fürchten weder Polizei, noch Unfälle aufgrund halsbrecherischer Aktionen, sie
bereisen die ganze Welt und arbeiten illegal im Stadtraum, um ihre Botschaft zu
verkünden. Und diese Kraft und Energie, diese Lust und Leidenschaft merkt man
den Werken der jungen Wilden an.“ (Derwanz, S. 3)
Die Street Art hat innerhalb kürzester Zeit viele Mitwirkende und noch mehr Fans
gefunden, ganz im Gegensatz zu Graffiti.
Da es sich bei ihr um eine geringfügige technologische Kunstform handelt, baut sie sehr
auf die digitale Medientechnologie und den dazugehörigen Verbreitungsmitteln, wie
Social Media. Daher rührt auch der Erfolg dieser Kunst. "Neben der Straße ist das Internet
12
das Medium der Street Art." Es zählt nicht nur das Bild was durch die Street Art
entstanden ist, sondern auch das Bild dieses Bildes, was ein mentales Bild verursacht.
Was daraus folgt, ist, dass ein elementarer Akt dieser Kunst das Klicken ist, zum einen das
Klicken des Auslösers der Kamera für die Dokumentation und zum anderen das Klicken
der Maus für die Veröffentlichung im Internet. Die Folge daraus ist, dass dieses
Phänomen nicht mehr nur im Stadtraum, sondern auch im Datenraum stattfindet und
seine Spuren hinterlässt. Im Gegensatz zum Graffiti, was sich durch die Whole Trains3 der
Writer-Szene, quasi von alleine im Land verbreitete, ermöglicht nur die Transport- und
Medientechnologie die Verbreitung der Street Art. Somit ist die Street Art nicht mehr an
globale Grenzen gebunden, sondern weltweit verfügbar. Durch diese "Doppelung von
Netzraum und Stadtraum" erfährt diese Kunst einen hohen Wiedererkennungswert.
"Street Art ist nun nicht mehr etwas, was auf der Straße stattfindet." Mittlerweile findet
man Street Art auch als Kunst in geschlossenen Räumen, auf Kleidung oder Taschen
wieder, fernab seines Entstehungsraumes. Der Mensch hat sich daran gewöhnt.
"Wie einst Graffiti ist nun auch Street Art in ihre Normalität eingekehrt." (Völker 2009, S. 18–19)
2.2 Geschichte der Street Art
„Ausgangspunkt der Street Art ist die Graffiti-Szene.“ (Jakob 2008, S. 8)
Einen genauen Beginn der Street Art zu datieren ist nicht möglich. Bereits 1985
verwendet Allan Schwartzman den Begriff „Street Art“ als Titel für eines seiner
Publikationen. (Müller Philipp-Sohn 2011, S. 77) Bernhard van Treeck beschreibt im Jahre
1993 das Genre der Street Art als eine autonome, unentgeltliche Arbeit im öffentlichen
Raum. Dies würde sie auch von anderen Kunstrichtungen unterscheiden. (van Treeck
1998, S. 194)
Der Ursprung der Street Art liegt in der Graffiti Szene New Yorks, als in den 1960er Jahren
Jugendliche begannen ihre Pseudonyme an Hauswänden und Zügen zu hinterlassen. Sie
schrieben ihre Tags, eine einfarbige Graffiti Signatur, an öffentliche Oberflächen. Zu
Beginn stand noch Quantität über Qualität, denn der Writer, wie sie sich damals selber
nannten, mit den meisten Tags, erhielt auch den meisten Respekt. Im Laufe der Zeit
wurde die Qualität jedoch immer wichtiger für die Writer, um sich besser von der
Konkurrenz abheben zu können. Innerhalb kürzester Zeit breitete sich diese
Kunstrichtung von den USA weltweit aus. (Diestel 2014, S. 2)
Zur gleichen Zeit entwickelte sich in Paris die Technik des Schablonengraffitis und der
Affiches (‹französisch› Plakate). Während den Studentenrevolten 1968 wurden diese
vorzugsweise mit politischen Inhalten und Aussagen gespickt. In den achtziger Jahren
prägte der Künstler Xavier Prou die Entwicklung des Schablonengraffitis in Frankreich,
Pochoir genannt. Seine ersten Motive waren Ratten, daher sein Künstlername Blek Le Rat
(‹französisch› die Ratte). Bis heute ist er aktiv und seine Werke sind weltweit zu
3 Ein Wholetrain ist ein Bild auf einem Zug, welches sich über die gesamte Länge des Zuges ausbreitet.
13
bestaunen. (Krause et al. 2010, S. 58) Im Jahr 2012 wurde eines seiner Werke auf der
Leipziger Karl-Liebknecht-Straße entdeckt. (Abb.2) (Schilling 2012)
Parallel dazu begann Shepard Fairey in Los Angeles Street Art, mittels Plakaten und
Aufklebern, an die Wände und unter die Leute zu bringen. Mit seiner Obey Giant-
Kampagne erlangte er weltweite Bekanntheit. (Abb. 3)
Banksy begann mit seiner Kunst Anfang der neunziger Jahre in London. Mittels
Schablonen brachte er Bilder, mit politischen Aussagen, an die Wände, um unter anderem
auf gesellschaftlicher Missstände aufmerksam zu machen.
Ende der neunziger Jahre fiel in New York das Augenmerk auf den Künstler WK Interact,
welcher lebens- und überlebensgroße Figuren malte oder ausgeschnittenen Figuren auf
Plakate klebte. (Krause et al. 2010, S. 58)
Zu Beginn der 2000er Jahre tauchten erste künstlerische Sticker, Poster, Cut-Outs und
Installationen in den Straßen der gentrifizierten4 Stadtteile deutscher Großstätte, als
ästhetischer Eingriff in den Stadtraum, auf. (Klitzke und Schmidt 2009, S. 10)
Weltweit ist dieses Phänomen jedoch schon seit Mitte der 90er Jahre zu beobachten.
Städte wie z.B. New York, Los Angeles, London, Barcelona und Paris sind die Vorreiter.
(Reinecke 2007, S. 9–11)
Der Hype der Street Art ergriff nicht nur Berlin, Barcelona und New York, weltweit waren
Künstler dabei, die neue Straßenkunst zu leben. Auch in Buenos Aires, Kapstadt, São
Paulo, Istanbul und Tokio tauchten immer mehr Werke auf. „Ein weltweites Virus hat sich
auf den urbanen Flächen angesiedelt.“ (Völker 2009, S. 18)
Durch den Aufgriff der Street Art in den Feuilletons und Pop-Magazinen wurde es ab 2003
zu dem ‚neuen heißen Scheiß‘. Diese Berichterstattung war jedoch sehr oberflächlich und
betonte nur die Kunst an sich und nicht die Aussage dahinter. Auch die Frage, ob es sich
um Kunst oder Vandalismus handelt, wurde immer wieder aufgegriffen. (Klitzke und
Schmidt 2009, S. 10) Street Art ist eine weit gefächerte Kunstart, jeder Künstler hat seine
eigenen Ansätze, Techniken, Motivationen. Doch eine Gemeinsamkeit haben alle
Künstler, sie autorisieren sich selbst, ihre Kunstwerke im öffentlichen Raum anzubringen.
Im Gegensatz zu Graffiti hat es die Street Art vom öffentlichen Raum der Straße sogar bis
in Galerien und Museen geschafft und ist daher auch ein Teil der bildenden Kunst von
heute und reiht sich damit in seine „Vorreiter und Beeinflusser“ ein, z.B. Dadaismus, Pop-
Art und Land-Art. (Reinecke 2007, S. 9–11)
Da es sich bei Street Art um eine sich ständig verändernde und erweiternde Kunst
handelt, wird es auch immer wieder neu betitelt. Es existieren eine Vielzahl von Begriffen,
die in der Street Art zusammenfließen, z.B. Urban Calligraphy, Post- und Neo-Graffiti oder
auch Urban Art.
Street Art stellt implizit und explizit Bezüge zu vorhergehenden Kunstbewegungen und -
stilen her. Zum einen kann Street Art als eine „zeitgenössische Ausprägung von
4 Als Gentrifizierung versteht man die Aufwertung von Stadtteilen, vor allem durch Einzug von Künstler,
Alternativen und jungen Leuten. Beispiele für solche Viertel sind z.B. in Leipzig Connewitz, Plagwitz und
Lindenau, in Hamburg St. Pauli und Sternschanze und in Berlin Kreuzberg, Friedrichshain und Prenzlauer
Berg.
14
vorhergegangenen Formen öffentlicher und zum Teil illegaler Kunst gesehen werden“ und
zum anderen baut es philosophische und inhaltliche Bezüge zur Kunstgeschichte auf, die
„sich in einem System subkultureller und avantgardistischer Vorgänger verorten“ lassen.
Zeitgenössische Ausprägungen sind unter anderem die Methoden der Wandmalerei, der
Plakatkunst, der Schablonentechnik und der Grafik. Bei den subkulturellen und
avantgardistischen Vorreitern werden vor allem American Graffiti Writing, Graffiti Art,
Dadaismus, die Situationisten, Pop Art und die Neuen Wilden beachtet. Zusammengefasst
lässt sich feststellen, dass es sich nicht vollkommen um eine völlig neu- und andersartige
Form im urbanen Kultur- und Kunstschaffen handelt. Es sind immer wieder implizite und
explizite Bezüge zu den Vorgängern zu erkennen. Jedoch darf die Street Art nicht als
bloße Fortführung der Bewegungen angesehen werden, auch wenn die Techniken,
Motive und Themen nicht neu sind. Der „hybride Charakter dieser Kunst- und
Aktionsform“ trägt dazu bei, dass sie noch nicht erstarrt ist und somit noch keine
festgesetzten Theorien gezogen werden können. Street Art entzieht sich jeglicher „klaren
Klassifizierung, weil ihr Elemente aus künstlerischen, politischen, subkulturellen, sozialen
und aktionistischen Bewegungen zusammenfließt und eine instabile Verbindung
eingehen“. Diese Verbindung erlaubt der Street Art ihre Vielseitigkeit, die Verspieltheit
des Dadaismus, das politische Auffordern der Situationisten, der knallige Werbeeffekt des
Pop Art oder die Verteidigung von Revieren wie das Graffiti. „Street Artists blicken über
viele Tellerränder, ob methodisch, thematisch oder philosophisch.“ Street Art ist wenig
greifbar und das macht sie erst recht spannend und aufregend. (Lorenz 2009, S. 34–50)
2.3 Gesellschaftskritische Implikationen in der Street Art
„The wall is the newspaper of the revolution. Whenever something happens, we convey it
onto the wall, for the people to see.“ (Wilms 2013)
Durch Street Art besteht die Möglichkeit Forderungen, Informationen, Ideen, Meinungen,
Vorstellungen und Wünsche, ohne offizielle Erlaubnis, zu verbreiten und mit
einem großen Publikum zu teilen. Die Künstler können dadurch einen Gegendiskurs zu
der Regierungspropaganda, in Zeiten von eingeschränkter Medien- und Pressefreiheit und
-zensur, bieten. Sie halten aktuellen Ereignisse fest und kommentieren diese mit ihrer
Kunst und wirken so einer möglichen einseitigen Berichtserstattung entgegen. Street Art
wirkt als zusätzlicher Informationskanal, abseits von Zeitung, Fernseher und Internet.
(Hagenkort 2017, S. 21)
Die Street Artists nutzen ihre Kunst, um auf soziale Missstände, alltägliche Probleme und
die aktuelle politische Lage in einigen Ländern aufmerksam zu machen. (Diestel 2014, S.
5) Sie können Tabuthemen der Öffentlichkeit nahebringen und so unter anderem das
sozialpolitische Bewusstsein der Bevölkerung schaffen und stärken. (Bogerts 2016, S. 523)
Ein Ziel vieler Street Artists ist es, mit ihrer Kunst die Menschen zu erreichen, indem sie
mit ihr auf sie zugehen, reagieren und mit ihnen agieren. Sie wollen nicht mit einer
bestimmten Gruppe eines bestimmten Stadtteils arbeiten, sondern mit allen Schichten
und dem unterschiedlichsten Publikum in den Dialog treten.
15
Es ist eine Kunstbewegung die vom Volk fürs Volk gemacht wird. Die Künstler versuchen
zur Selbstbestimmung der Bevölkerung für ihre Umgebung beizutragen. Sie bringen Bilder
mit universellen Themen, wie Ungleichheit, Armut und Gewalt an. Der Zweck und das Ziel
ist es einen Bezug zwischen dem schaffenden Künstler, dem Betrachter und der
Umgebung herzustellen. (Wacławek 2012, S. 80–84)
„Street Art kann räumliche Ordnungen in Frage stellen, politische Teilhabe einfordern,
Kritik oder Solidarität ausdrücken und der Informationsverbreitung und Kommunikation
dienen.“ (Hagenkort 2017, S. 2) Sie ist in ihrer Erscheinung grenzenlos, jedoch beinhaltet
fast jedes Bild eine politische Aussage. (Seidel 2013, S. 11) Die Kunstwerke lassen sich auf
politischer Ebene in zwei Aussagegruppen unterteilen, zum einen in die direkten
politischen Aussagen und zum anderen in die indirekten politischen Aussagen. Diese
lassen sich durch Verfremdungen von bestehenden Symbolen differenzieren. (Seidel
2013, S. 13)
„Trotzdem fällt bei der Betrachtung von Street Art in revolutionären Kontexten die
häufige Verwendung traditioneller, folkloristischer und nationaler Symbole oder
Figuren auf. Diese werden oft aufgegriffen und in Verbindung mit aktuellen
Ereignissen und sozialpolitischen Entwicklungen gesetzt. […] Insgesamt werden im
Rahmen revolutionärer Street Art häufig Länderflaggen, Staatswappen oder
Nationalfarben verwendet und in klaren Gegensatz zu der amtierenden
Regierungsführung gestellt. Auf diese Weise machen die Straßenkünstler deutlich,
dass sie die amtierende Staatsführung nicht als die rechtmäßige Vertretung der
Nation anerkennen.“ (Hagenkort 2017, S. 27-29)
Street Art ist ein politisches Medium und „transnationale Praxis des Widerstandes“.
(Bogerts 2016, S. 525) Revolutionäre und politische Street Artists positionieren sich mit
ihrer Arbeit gegen die herrschende Regierung, Parteien und deren Anhänger. Sie werden
somit zu Antagonisten. (Scholl 2012) Man kann Street Art als die Visualisierung von
Widerstand bezeichnen und verbildlicht so Antworten auf die symbolische und teilweise
auch physische Gewalt einer Regierung. (Alexandrakis 2016, S. 273–274)
Die Künstler verwandeln die urbane Öffentlichkeit in einen Raum in dem der Austausch,
die Kommunikation und die politischen Debatten gelebt werden können. In diesem Raum
stellen sie auch eigene Forderungen und verleihen diesen zusätzlichen kreativen
Nachdruck.
Daher muss es der Street Art auch gelingen, in diesem Raum in Kommunikation mit
Gegenstimmen treten zu können, es muss ein Dialog zwischen Opposition und Regierung
möglich sein. (Alexandrakis 2016, S. 291)
Durch Entgegnen auf Wänden kommt es zu Bildungen demokratischer Diskursräume, die
als „politische Barometer“ betrachtet werden. In diesen Diskursräumen spiegeln sich,
durch die entstandene Kommunikation der Gesellschaft, Meinungen und Stimmungen
wieder. (Siegl und Schrage 2008, S. 138) Siegl und Schrage beschreiben den
kommunikativen Diskurs mit folgenden Beispiel:
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„Das heißt, schauen wir tatsächlich an die Wände, so rufen die rechten Parolen
und Sprüche meist auch ihren Widerspruch und eine ihnen entsprechende
Reaktion hervor und es wird z.B. aus dem ‚Neger raus!‘ oft ein ‚NorWeger voRaus!‘
oder eine der vielen anderen Ablehnungsvarianten […].“ (Siegl und Schrage 2008,
137f.)
Street Art ist weder politisch noch gesellschaftlich neutral und birgt Grundlage für
physische, gesellschaftspolitische, ästhetische und kulturelle Konflikte. Widersprüchlich
erscheint, dass sie einerseits oft illegal ist, aber andererseits dies die Unabhängigkeit der
Arbeit der Künstler stärkt. Das ermöglicht ihnen Gebrauch von der freien
Meinungsäußerung zu machen und so die festgesetzte bestehende virtuelle Kunst in
Frage zu stellen, sozusagen „ein Akt des Widerstandes gegen die offizielle Bildsprache“.
Anna Wacławek beschreibt es in ihrem Buch mit folgenden Worten:
„Die nicht genehmigte visuelle Veränderung des Stadtraumes ist eine Art Rebellion
gegen die kapitalistische Gestaltung des Raumes. Eine illegale Ausdrucksform, die
am Rande der Stadtstruktur existiert und die Invasion des ‚öffentlichen‘ Raums
propagiert.“
Die Street Artists erzeugen auf diese Weise Brüche und Störungen in der Gesellschaft und
Kunst im öffentlichen Raum und erschaffen so eine alternative Form von einer urbanen
künstlerischen Gesellschaftskultur. Es soll erreicht werden, dass die Menschen ihre
Umgebung mit einem kritischen Bewusstsein wahrnehmen und reflektieren, denn
solange sie Details und die dazugehörigen Bedeutungen der Umwelt erkennen hat Street
Art eine Existenzberechtigung. Die Menschen sollen dazu gebracht werden ihre
Umgebung genauer zu betrachten und Beschilderung, Plakate, visuelle Aufforderung
jeglicher Art zu hinterfragen und die angesprochenen Missstände gegebenenfalls
kritisieren. (Wacławek 2012, S. 73–79) Die deutsche Street Art Künstlerin Barbara. ist das
beste Beispiel für diese Technik in der Gesellschaftskritik in der Street Art.
17
3. Bansky und Barbara. – Ein Vergleich
3.1 Banksy – Das berühmte Phantom
Wenn man bei Google Banksy in die Suchleiste eingibt, werden innerhalb einer Sekunde
23,5 Millionen Treffer angezeigt. Alle diese Seiten beschäftigen sich mit dem berühmten
Phantom. Er ist der bekannteste Street Artist der Welt. Mit seinem Dokumentarfilm "Exit
Through The Gift Shop" aus dem Jahr 2010 wurde er für eine Oscar in der Kategorie
"Bester Dokumentarfilm" nominiert. Im gleichen Jahr entwarf er einen Vorspann für "Die
Simpsons". (Backes 2012) Jedoch wissen nur wenige Leute, wer er überhaupt ist. Seine
(illegale) Kunst ist sehr umstritten, weshalb seine wahre Identität weiterhin anonym
bleibt.
Der britische Journalist Simon Hattenstone schrieb 2003 im Guardian folgendes über
Bansky: „He is somehow managing to straddle the commercial, artistic and street
worlds.“ (Hattenstone 2003) Zeitgleich ist er wohl der bekannteste Graffitikünstler
Englands. Dies zeigt, dass ihm der Spagat zwischen der kommerziellen-, künstlerischen-
und Straßenwelt gelingt. Bekannt wurde er vor allem durch seine humorvollen, aber auch
subversiven schwarz-weiß Schablonen, die mittlerweile weltweit zu finden sind. (Reinecke
2007, S. 57)
In seinen selbst veröffentlichten Büchern nennt er sich selber als Autor Robert oder Robin
Banks, was die Gerüchte über seine wahre Identität nur noch mehr anheizt. (Blanché
2010, S. 47) Die Kurzform Banksy's vermeintlichen Vornamen lautet bei Robert und Robin,
Rob. Besonders an der Kombination aus den vermeintlichen Vor- und Nachname Banksy's
ist, dass die Verbindung die Aussage „Rob banks!“ (Raube Banken aus!) beziehungsweise
„robbin' banks“ (Banken ausrauben) ergibt. Dies lässt daraus schließen, dass weder Vor-
noch Nachname der Wahrheit entsprechen. (Kewlmin 2007) Die Boulevard-Zeitung Daily
Mail schrieb 2008, dass es sich bei Banksy um den am 28.07.1973 in Bristol geborenen
Robert Gunningham handeln soll. Einiges spricht dafür, da der nachweislich existierende
Gunningham seit einigen Jahren untergetaucht und nicht auffindbar ist, des Weiteren
habe er mit vielen Personen Kontakt gehabt, mit denen auch Banksy in Kontakt steht.
(Blanché 2010, S. 47) In den Jahren 2016 und 2017 kam ein neues Gerücht auf. Der
schottische Autor Craig Williams glaubt, dass es sich bei Banksy um ein Künstlerkollektiv
handelt. Der Kopf dieses Kollektivs soll der Massive Attack5- Gründer Robert ‚3D‘ Del Naja
sein. Williams glaubt, dass er anhand mehrerer zeitlicher Übereinstimmungen zwischen
dem Auftauchen neuer Kunstwerke von Banksy und Tour-Terminen von Massive Attack
einen der entscheidenden Hinweise gefunden hat. Weitere Indizien für Williams seien
unter anderen, dass Robert Del Naja selber mehrfach betonte ein guter Freund Banksy's
zu sein. Des Weiteren haben die Band und Banksy ihre Wurzeln in Bristol und schon
5 „Massive Attack gehen […] aus dem Künstlerkollektiv The Wild Bunch hervor. The Wild Bunch sind ein
ganzer Haufen von DJs, MCs und Graffiti-Sprayern, die ab 1983 die Kunst- und Musikszene im südenglischen
Bristol gehörig aufmischen.“ (Laut.de 2016)
18
einige Male zusammengearbeitet, so war zum Beispiel Robert Del Naja in Banksy's
Dokumentation „Exit Through the Gift Shop“ zu sehen und Banksy die Band bei der
Gestaltung des 2015 erschienen Buches „3D & the Art of Massive Attack“ unterstützte.
Jedoch handelt es sich dabei um reine Spekulationen, Banksy selber hat diese
Spekulationen nie kommentiert oder dementiert. Damit bleibt seine Identität auch
weiterhin unbekannt. (Schimanski 2016)
Vermutlich wurde Banksy 1974 in Bristol, England, geboren. Mit 14 Jahren, zur Zeit des
Writing-Booms der späten 80er Jahre, begann er mit Graffiti. Er absolvierte zu diesem
Zeitpunkt eine Lehre zum Metzger. Da sein Vater einen Fotokopierladen besaß bekam er,
durch aushilfsweise Gestaltung von Flyern, schnell den ersten Kontakt zu Druck und
Design. Da ihm der freihändige Umgang mit Spraydosen schwerfiel, entschied er sich
schnell für Schablonen. Und in ihnen fand er sein perfektes Medium, »recognizing in them
the potential for strong images and a quality of line with the strenght to captivate an
audience and twist their perceptions« (Reinecke 2007, S. 58).
„Ich war sechzehn Jahre alt, als ich zum ersten Mal unbefugt Gleisanlagen betrat
und die Initialen der Graffiticrew (deren einziges Mitglied ich war) an eine Wand
schrieb. Hinterher passierte etwas Unglaubliches - gar nichts. Keine Hunde hetzten
mich, Gott schleuderte keinen Blitzstrahl auch mich herab, und meine Mutter
hatte noch nicht mal bemerkt, dass ich weg gewesen war. Das war die Nacht, in
der mir klar wurde, dass man ungestraft davonkommen kann. Mir wurde ebenfalls
klar, dass hinter dem Schild BETRETEN VERBOTEN alles mit gesteigerter Intensität
geschieht. Das Adrenalin schärft den Blick, jedes kleinste Geräusch wird wichtiger,
der Geruchssinn wird ausgeprägter (Penner kacken überallhin). Viele Leute
meinen, in ein Grundstück einzudringen und dort zu malen sei eine kriminelle
Handlung. In Wirklichkeit dringen die Werbefritzen aber tagaus, tagein in die
dreißig Quadratzentimeter deines Hirns ein. Graffiti ist eine völlig angemessene
Reaktion auf eine Gesellschaft, die vom Statusdenken besessen ist und einem
ständig unerreichbare Ziele verkaufen will. So sieht der Turbokapitalismus aus,
und er bekommt die Kunst, die er verdient. Außerdem kannst du das alles Quatsch
nennen, solange du willst, deine Meinung interessiert sowieso niemanden, weil
dein Name nicht mit Riesenbuchstaben an der Brücke in deiner Stadt steht.“
(Banksy 2010, S. 6)
Vor allem die politische Wirkung der Schablonen hat es Banksy angetan, Manco schreibt,
dass laut Banksy Schablonen in der Geschichte dazu verwendet wurden, um Revolutionen
zu beginnen und Kriege zu beenden. (Reinecke 2007, S. 58) Im Jahr 1997 schloss er sich
der Graffiti-Crew Dry-BreadZ (DBZ) an. (Abb.4) (Braun, Felix, Wright, Steve 2008, S. 117)
Mittlerweile arbeitet Banksy fast ausschließlich mit Stencils, da er seiner Meinung nach
seine Effektivität steigern kann und freihändig die Qualität seiner Bilder schlechter sei.
(Wright 2008, S. 32) Sein Stil ist so typisch, dass seine Werke schnell erkannt werden,
zudem veröffentlicht er seine Bilder auf seiner Homepage. (Hattenstone 2003)
19
3.1.1 Themen
Banksy verändert mit seiner Technik bekannte Motive und zeigt damit seine eigene
Sichtweise auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. (Feisar 2014) Seine Kunst ist immer
politisch, er spricht Themen wie die Flüchtlinge aus Afrika oder die Abhör- und
Überwachungsproblematik an. (Gasteiger 2015) Alle Schablonengraffitis von Banksy sind
politisch. Doch seine wohl kritischste Arbeit brachte er 2005 im Gazastreifen am
Grenzzaun zwischen Israel und Palästina an. Mit Hilfe von Schablonen, Fototapete und
freier Malerei fertigt er ein symbolisches Durchbruchsloch an, durch das ein blauer
Himmel mit Palmen und dem Meer im Vordergrund schien. Es sollte so wirken, als ob
dieses Paradies hinter der Mauer läge. Unter dem Loch war ein kleiner Junge, der einen
Pinsel und einen Farbeimer in der Hand hielt, als ob er selber das Loch gemalt hätte. (Abb.
5)
Abbildung 5: Ohne Titel. Banksy. Sperranlage in Westjordanien. 2005
Diese Aktion bescherte ihm jedoch nicht nur Zuspruch und Freunde, denn schon während
er noch das Bild malte, richteten bereits israelische Soldaten ihre Waffen auf ihn. Auch
danach wurde es nicht anders, denn nachdem er die Bilder seiner Aktion auf seiner
Internetseite publizierte, bekam er mehrere Hass- und Droh-E-Mail, mit dem Rat, sich
zukünftig aus Politik heraus zu halten. Mit Hilfe solcher skandalösen Aktionen schafft es
Banksy immer wieder in die internationale Presse. 2003 beendete Greenpeace nach
wenigen Tagen eine Ausstellung in einer Londoner Lagerhalle, bei der Bansky lebende
Tiere, wie Schafe und Kühe, mit Farbe besprühte. Für Greenpeace handelte es sich hierbei
um Tierquälerei und die Ausstellung wurde geschlossen. Bansky's Museumsschmuggel
sind jedoch die Aktionen mit dem meisten Pressehype als Folge. Hierbei handelt es sich
um „heimliche Kunstaufhängaktionen, die er in großen Museen von London und New
York durchführte“. Das erste Mal kam es 2003 zu so einer Aktion, in dem er als alter
Mann verkleidet eines seiner so genannten ‘Vandalised Oil Painting’ im Londoner Tate
Museum aufhängte. Es folgte im Jahr 2004 das Naturkundemuseum American Museum of
Natural History, indem er eine ausgestopfte Ratte mit Rucksack, Mikrophon, Sonnenbrille
20
und Miniaturspraydose platzierte. Hinter diesem Exponat stand der Schriftzug »our time
will come« und es trug den Namen »Pest Control«. (Abb. 6)
Abbildung 6: Pest Control. Banksy. New York City. 2004
Weitere Museen in denen er noch aktiv war, waren das New Yorker Metropolitan
Museum und das New Yorker Museum of Modern Art. (Abb. 7)
„In seinen Bildern spiegeln sich persönliche Erlebnisse, das Geschehen des
Nationalsozialismus, die Revolution zur Beendigung des Ceausescu-Regimes in Rumänien
und das tägliche politische- und Alltagsgeschehen, wie die zunehmende
Kameraüberwachung und der Irakkrieg.“ (Reinecke 2007, S. 58–61)
Banksy bekam 2010 die Ehre zu teil, als erster Künstler überhaupt einen Vorspann für
"Die Simpsons" zu entwerfen. Und auch dieses Projekt ist mit Kritik nur so durchflutet. Zu
sehen ist eine Fabrik, vermutlich in Südkorea, wohin ein Großteil der Animationsarbeit
durch den Sender Fox verlegt wurde ist, hunderte von Arbeitssklaven und Kinder, die mit
giftigen Chemikalien hantieren. Puppen im Design der Simpsons werden mit
geschredderten Kätzchen ausgestopft und ein Einhorn wird als DVD-Stanze benutzt. (Abb.
7) In der letzten Sequenz ist das Logo von Fox Studios zu erkennen, welches sonst in
glänzenden Gold gezeigt wird, in dem Vorspann jedoch eher eines
Hochsicherheitsgefängnisses ähnelt. (Albers 2010)
Abbildung 8: Sequenz Vorspann von „Die Simpsons“. Banksy. 2010
Er veröffentlichte 2015 eine Dokumentation über Gaza mit dem Titel »Make this year
YOU discover a new destination«, auf Deutsch »In diesem Jahr können Sie ein neues Ziel
entdecken«. Die Doku zeigt Aufnahmen des zerstörten Gazastreifens und Bilder seiner
dort entstandenen Arbeiten. Neben einem Wachturm, der in ein Kettenkarussell
verwandelt wurde und einer trauernden Frau, die an die griechische Göttin Niobe
erinnert, ist auch eine Katze mit einer pinken Schleife zu sehen. (Abb. 9) In seinem Blog
21
schrieb Banksy zu diesem Bild: „Ein Einheimischer hat gefragt, was das bedeuten soll und
ich erklärte ihm, dass ich mit Bildern auf meiner Website auf die Zerstörung in Gaza
hinweisen möchte - aber im Internet achten die Menschen nur auf Bilder von
Katzenbabys.“ (Gasteiger 2015)
Im März 2017 eröffnete er in Bethlehem das Luxushotel »The Walled Off Hotel«, mit
direkten Blick auf die Grenzmauer. (Abb. 10) Zu sehen sind neben seinen eigenen Werken
in dem Hotel auch Arbeiten palästinensischer Künstler, da diese aufgrund von
Reiseeinschränkungen kaum Möglichkeiten haben ihre Kunst weltweit bekannt zu
machen. (Glasl 2017)
Abbildung 10: The Walled Off Hotel. Banksy. Bethlehem. 2017
2017 äußerte sich Banksy auf seine typische Weise zum Austritt des Vereinigten
Königreichs aus der Europäischen Union. In der Nacht zum 07. Mai 2017 tauchte an einer
Hauswand am Hafen in Dover, dem »Tor nach Großbritannien« ein neues Kunstwerk auf.
Zu sehen war eine meterhohe quadratische EU-Flagge, darauf ein Handwerker der mit
Hilfe von Hammer und Meißel einen der Sterne auf der Flagge entfernt. (kurier.at 2017)
(Abb. 11)
Abbildung 11: Ohne Titel. Banksy. Dover. 2017
22
Über das Wochenende vom 22.06. auf den 24.06.2018 sind sechs neue Kunstwerke in
Paris aufgetaucht. Experten vermuten Banksy als Urheber dieser Bilder, da es seine
typische Handschrift trägt. Sie scheinen eine Kritik an der aktuellen Flüchtlingspolitik
Frankreichs zu sein. Ein Bild wurde in der Nähe eines ehemaligen
Flüchtlingsaufnahmezentrums entdeckt, zusehen ist ein dunkelhäutiges Mädchen, neben
dem ein Schlafsack liegt, wie es mit Hilfe eines rosafarbenen Tapetenmusters ein
Hakenkreuz überpinselt. (Abb. 12)
Abbildung 12: Ohne Titel. Banksy. Paris. 2018
Das Aufnahmezentrum, in dessen Nähe man das Bild entdeckte, ist im März 2018
geschlossen wurden, seitdem schlafen Hunderte von Flüchtlingen unter
Autobahnbrücken und an Kanälen. Bereits 2015 kritisierte Banksy die französische
Regierung für ihre Flüchtlingspolitik stark. So verewigte er sich in der Nähe des
"Dschungel von Calais", einer Zeltstadt mit provisorischen Unterkünften für Flüchtlinge
nahe Calais, mit einem Kunstwerk, welches den Apple-Gründer Steve Jobs zeigt. Dieser
war selber Sohn syrischer Flüchtlinge. (Spiegel Online 2018)
3.1.2 Technik – Stencils
„The motivation for stencil-makers is soften strong belief or message; for some it is a
desire to make a statement of protest. Stencils are an effective medium for political
graffiti, being easily produced and of powerful graphic simplicity. There are immediate
commentary on current issues with the message literally and symbolically on the streets.“
(Manco 2002, S. 60)
Das Sprühen von Bildern mittels Schablonen, auch Stencils, Schablonengraffiti oder
Pochoir genannt, ist eine alte, jedoch sehr beliebte Reproduktionstechnik. (Krause et al.
2010, S. 82)
Anfang der 1980er Jahre tauchte es vermehrt in Paris, durch den Künstler Blek le Rat,
wieder auf. Er inspirierte unzählige Künstler mit dieser Technik und es kam zu einem
regelrechten Schablonen-Boom. (Krause et al. 2010, S. 82)
23
Abhängig davon, wie oft die Schablonen benutzt werden sollen, werden sie aus Pappe,
Papier, Kunststoff oder Aluminium angefertigt. Die Motive werden vorgezeichnet und
mittels Cutter, Skalpell oder Schere ausgeschnitten. (Krause et al. 2010, S. 82) Diese
ausgeschnittenen Freiflächen werden danach durch das übersprayen mit Sprühfarbe zu
dem gewünschten Bild. Diese Technik ermöglicht dem Künstler diese entstandene
Schablone mehrmals zu verwenden. (van Treeck 1998, 230f.)
„Das Sprühen von Schablonenbildern ist eine sehr reizvolle und aufwendige
Technik. Durch das direkte Aufsprühen auf eine Mauer kann ein intensiveres
Verschmelzen von Hintergrund und Motiv erreicht werden als es bei
ausgeschnittenen, geklebten Motiven der Fall ist.“ (Krause et al. 2010, S. 82)
Banksy hat sich kurz nach dem Beginn seiner Künstlerkarriere auf Stencils,
beziehungsweise Schablonen, spezialisiert, aufgrund dessen, dass er freihändig nicht gut
sprayen und malen kann.
Er wird seit den frühen 2010er Jahren als einer der witzigsten, zeitgenössischsten, aber
auch kritischsten Street Artists gefeiert. Banksy hat es zu einem Superstar der Street Art
geschafft.
Er richtet sich mit seinen Themen meist gegen das bestehende Establishment, gegen
Krieg und für eine freie Welt, und dies verdeutlicht Banksy, indem er auf Figuren
prägnanter Bilder zurückgreift. Ratten, Affen, Kinder, Polizisten und Soldaten gehören zu
seinen meist verwendeten Figuren.
Sein Stil ist vor allem durch seine Prägnanz geprägt. Durch Absurditäten und provokante
Gegenüberstellung mischt er diese mit einer klaren und präzisen Bildsprache. Somit
werden Aussagen die er treffen möchte sofort klar. Eines seiner Häufigsten Stilmittel ist
die Satire, er versucht einen Kontrast zwischen Unschuld und Krieg zu schaffen. Ein
Beispiel dafür ist das Bild eines Mädchens, was eine Bombe zärtlich umarmt. (Abb. 13)
Abbildung 13: Bomb Hugger. Banksy. Amsterdam. 2016
Banksy schafft es eine Richtung der Street Art zu erschaffen, die ironisch und antiautoritär
ist und im gleichen Moment zeitgenössische Themen widerspiegelt. (Wacławek 2012, S.
32–36)
24
3.1.3 Ziele
Mit seinen Bildern 2005 an der Sperranlage um Bethlehem, kommentierte Banksy auf
seine Weise den israelisch-palästinensischen Konflikt. Als umstrittene Grenzanlage nutze
er die Mauer im Westjordanland als visuellen und politischen Protest. Insgesamt malte er
neun satirische Bilder an die Mauer, alle mit dem Thema Freiheit und Friede.
Dieser Ort bot schon alleine wegen seiner Bedeutung ein hohes Potenzial, Banksy sah in
ihr aber auch die „ultimative Leinwand“. Doch sobald man sie aus dem Kontext reist, fehlt
ihnen schon die politische Kritik. Jedoch sind die durch ihre humorvolle und
„banksytypische“ Bildsprache sehr klar und beeinflussend in ihrer Aussage, denn sie
zeigen das Offensichtliche, dass diese Mauer ein Bau der Unterdrückung und ein Verlust
von Frieden und Freiheit ist.
Sein Ziel mit diesem und auch vielen anderen Projekten ist, die vorliegenden kulturellen
und politischen Grenzen durch seine einfachen, humorvollen und zugänglichen Bilder zu
überschreiten. (Wacławek 2012, S. 147–151)
Banksy will mit seiner Kunst die Menschen auf Missstände jeglicher Art aufmerksam
machen, in der Politik, der Gesellschaft, auf Kriege oder Umweltprobleme. Er zeigt seinem
Publikum antimilitärische, antiautoritäre und antikapitalistische Werke, die er zum
Nachdenken und handeln anregen will.
25
3.2 Barbara. – Das Mysterium
„Weiße Schrift auf schwarzem Grund. So simpel wie auffällig.“ (Zorn 2017)
„Sexistische Werbung, Verbote jeder Art, Wahlplakate, Straßenschilder, Hinweistafeln -
nichts davon ist vor Barbara.‘s Eingriffen und Umdeutungen sicher. Künstlerische
Originalität und hintergründiger Humor sind ihre Waffen ebenso gegen politisch simple
Parolen wie gegen deutsche Schildermanie und den normalen Alltagswahnsinn.“ (Hepper
2018) Seit 2014 ist Barbara. eine der meist beachteten Street Art Künstlerinnen
Deutschlands. Sie konzentriert sich vorrangig auf das Verändern von Straßen- und
Verbotsschildern. (Plüm 2016) „Sie ‚verschönert‘ Verbotsschilder im öffentlichen Raum,
plakatiert Reime und Slogans zu aktuellen politischen Entwicklungen.“ (Münstermann
2016) Auch wenn es unheimlich einfach ist, Bilder von ihr zu finden, umso schwerer ist es
wissenschaftliche Literatur, in der über sie geschrieben wird, ausfindig zu machen. Alles
was an Information über sie existiert wurde von ihr selber verbreitet, sie alleine
entscheidet, was über sie geschrieben wird.
Ihre Kunstwerke sind vorwiegend an Hauswänden, Mauern, Schildern und Laternen zu
finden, aber auch bei Facebook und Instagram, wo die meisten ihrer Fans ihr Schaffen
verfolgen. Derzeit verzeichnet Barbara. via Facebook zirka 650.000 Follower und via
Instagram 370.000 Follower. Anfang 2018 löschten die Facebook einige ihrer Bilder mit
der Begründung, sie würden gegen den Gemeinschaftsstandart verstoßen und sollten sich
weitere solcher Bilder auf ihren Seiten erscheinen, wurde ihr gedroht, ihren Account zu
löschen. Mittlerweile hat sich Facebook im Namen der Plattformen entschuldigt und die
Beiträge sind wieder zu sehen, jedoch sieht Barbara. diesen Vorfall weiterhin kritisch. Die
Freiheit im Internet sei gefährdet, „wenn die Satiriker dem Urteil von privaten Firmen
ausgesetzt sind, die sich als Richter aufspielen“, äußerte sie sich via Facebook. Sie ist auch
der Meinung, dass Gewalt, -androhungen und Hass im Internet nichts zu suchen hätten,
jedoch hat das nichts mit Satire und ihrer Kunst zu tun. (Horchert 2018) „Über das
Löschen von Beiträgen entscheiden irgendwelche Angestellte von privaten Firmen im
Auftrag von Facebook und Instagram, die im Schnellverfahren entscheiden und nicht
einmal irgendwelche Gründe für das Löschen nennen. Ich sehe die Freiheit im Internet
dadurch mehr als nur bedroht, sie wird aus meiner Sicht dadurch ruiniert.“ (Frankfurter
Allgemeine Zeitung 2018)
Bereits in ihrer Kindheit ist Barbara. zu ihrer Kunst und der Art ihrer Auslebung
gekommen, wie sie es im Vorwort in einer ihrer Bücher beschreibt.
„Vor einiger Zeit habe ich mich an eine Situation aus meiner Kindheit erinnert. Ich
war damals ab und zu mit meinem Opa zusammen spazieren. Einmal ist er an
einer Hauswand stehen geblieben, weil er dort ein kleines, hingemaltes
Hakenkreuz gesehen hat. Er nahm ein Stofftaschentuch aus der Hosentasche, hat
draufgespuckt und versucht, das Hackenkreuz wegzuwischen, was ihm nicht
gelang. Dann hat er mir erklärt, wofür diese Hakenkreuze stehen, welche
schrecklichen Dinge unter diesem Symbol geschehen sind. Als wir das nächste Mal
spazieren waren, hatte ich vorher ein Stück Papier eingesteckt, auf das ich eine
26
lachende Sonne gemalt hatte, und als wir an dieser Hauswand vorbeikamen, hab
ich das Bild direkt über das Hakenkreuz geklebt, so dass es nicht mehr zu sehen
war. Mein Opa hat gelacht, was er sonst nicht so oft machte, und er hat mich
gelobt. Das Gefühl, eine wirklich gute Tat vollbracht zu haben, das ging runter wie
Öl.“ (Barbara. 2015, S. 4)
Ab diesem Zeitpunkt begann sie ihre kleinen Zettel und Botschaften überall im
öffentlichen Raum anzubringen und so auf gesellschaftliche Missstände und politische
Hetze aufmerksam zu machen. Sie möchte aber mit ihrer Arbeit auch Freude und Humor
verbreiten. „Wenn ich es schaffe, mit ein paar Wörtern auf einem Zettel einem Passanten
ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, dann macht mich das glücklich.“ (Barbara. 2015, S. 4)
Über ihre Kunst äußert sich Barbara. wie folgt: „da ich mich für die Gedanken anderer
Menschen interessiere und oftmals darauf abziele, diese zu berühren. Allerdings möchte
ich nicht, dass manche Menschen die Botschaft allzu ernst zu nehmen. Neulich habe ich
gelesen, ich wäre eine moralische Instanz […]. Ich bin nur eine Plakatkleberin, die ihre
Meinung spielerisch ausdrückt, nicht mehr. […] ‚Nehmt das bitte nicht so ernst. Ich will
doch nur spielen‘“ (Münstermann 2016).
Auf die Frage was sie ist, ob Mann oder Frau, antwortet sie immer gleich: „Ich bin ein
Mensch mit dem Namen Barbara.“ Anfang 2014 hat es sie von Berlin nach Heidelberg
verschlagen, jedoch sind ihre Kunstwerke noch häufig in Berlin anzutreffen. Ihre
Anonymität wird sie weiterhin aufrechterhalten, da es ihr Ziel ist, dass ihre Arbeit für sich
spricht und sie mit Hilfe ihrer Ideen die Menschen überzeugen möchte. Für sie bedeutet
diese Anonymität zudem völlige künstlerische Freiheit ohne jegliche Rücksichten, weder
auf Geschlecht, Familie oder Freunde. Vor einer Anzeige wegen Sachbeschädigung
fürchtet sie sich jedoch nicht, da sie immer darauf bedacht ist, mit ihrer Arbeit nichts zu
beschädigen. (Münstermann 2014) Jedoch bekommt sie mittlerweile Bedrohungen aus
der rechten Szene, was wohl ein weiterer Grund ihrer Anonymität ist. (Münstermann
2016)
Botschaften im öffentlichen Raum, die ihrer Meinung nach „vorwurfsvoll, beleidigend und
kontraproduktiv“ sind, werden mit ihrer Street Art verändert.
Ein Beispiel dafür ist das bekannte Hinweisschild mit dem Aufdruck „Eltern haften für Ihre
Kinder“. (Abb. 14-16)
Abbildung 14: Ohne Titel. Barbara. 2014
27
Für sie sind das allgegenwärtige Drohungen, gegen die man eine kreative Antwort haben
muss. (stern.de 2014)
3.2.1 Themen
Barbara. hinterlässt ihre Spuren im öffentlichen Raum, unter Graffiti, an Reklamen sowie
Verbots- und Verkehrsschildern. Mit Hilfe ihrer Kreativität und ihrem Wortwitz versucht
sie die Gesellschaft für Toleranz und Weltoffenheit zu sensibilisieren und gegen
Diskriminierung Fremdenfeindlichkeit, Hass und Verbote vorzugehen. (Grimme Online
Award 2016) „Ihre Themen sind grün und linksorientiert, ihre Werke richten sich gegen
Homophobie und Hooligans, prangern Missstände an - etwa die Agrarpolitik.“ (Plüm
2016)
„Ich beschäftige mich mit der Flut von Botschaften im öffentlichen Raum. Die
meisten davon sich Gebote und Verbote, viele davon sind negativ und
vorwurfsvoll formuliert. Und dann ist da auch noch die omnipräsente Werbung. In
großen Buchstaben werden mit raffinierten Techniken meist lächerliche Inhalte
vor allem in die Köpfe von jungen Menschen gepflanzt, und Prominente halten für
eine dicke Stange Geld ihr Gesicht dafür hin. Manche Werbebotschaften sind
sogar gesellschaftlich schädlich. Zum Beispiel Werbekampagnen, die den jungen
Leuten sagen: Du bist ein Loser, wenn du nicht Marlboro rauchst. ‚Don`t be
maybe.‘. Oder wenn Mediamarkt mit einer groß angelegten Werbekampagne
nicht einmal mehr für ein Produkt wirbt, sondern einfach nur fürs unbeschwerte
Geldausgeben: ‚Bei uns bekommt ihr alles auf Raten.‘ Dass das in seiner
Konsequenz zu Verschuldung und immensen Problemen in Familien führt, ist
denen völlig egal. Mir aber nicht. Auch wenn Parteien auf ihren Plakaten mit
plumpen Parolen gegen Flüchtlinge hetzten, möchte ich dem etwas
entgegensetzen.“ (Barbara. 2015, S. 3–4)
In den vergangenen Jahren ist die ausländerfeindliche und rassistische Hetze, auch im
Internet so gewachsen, dass sie sich dagegenstellen will. (Münstermann 2016)
Auch die sogenannte "Flüchtlingskrise" steht in Barbara.‘s Kunst im Vordergrund.
Rechtspopulistische Bewegungen und Parteien, wie zum Beispiel Pegida und die AfD,
bekamen zu dieser Zeit extremen Zulauf. Sie schürten die Ängste der Bevölkerung und
vermehrten damit den Hass gegen Flüchtlinge.
Als Gegensatz kam es zu der Zeit zu Solidarität und Hilfsbereitschaft. "Refugees
Welcome!"
Barbara. möchte mit ihrer Arbeit die Menschen dazu aufrufen sich gegen Nationalismus,
Rassismus, Homophobie und Diskriminierung zu stellen und mit Toleranz, Nächstenliebe
und Menschlichkeit dem Hass entgegenzuwirken. (Barbara. 2016, S. 3–4)
Gesellschaftspolitische Umbrüche dominierten die Kunst. Ihre Kunst wird durch die
Politik, vor allem durch die der letzten zwei Jahre, beeinflusst. Die Wahl Donald Trumps
28
zum US-Präsidenten, der EU-Austritt Großbritanniens, die AFD und die
Flüchtlingsproblematik, das sind nur Beispiele ihrer Themen. (Hepper 2018) (Abb. 17-20)
3.2.2 Technik – Plakate, Straßen- und Verbotsschilder
Barbara. versucht mit ihrer Kunst, ihren kleinen Zetteln, Plakaten und Stickern, ein
Gegengewicht zu den Botschaften im öffentlichen Raum und der Werbeindustrie zu sein.
Sie assoziiert mit ihrer Technik eine friedliche und konstruktive Kritik. (Wernicke 2015)
Mit ihren kleinen Botschaften versucht sie den Verboten und Vorschriften im öffentlichen
Raum etwas entgegen zu setzen. (Paetow 2015) Ihre Arbeitsweise lebt davon, mit den
Menschen ins Gespräch zu kommen. (Münstermann 2016) Sie beobachtet die Menschen
und spricht mit ihnen. Sie möchte wissen was sie bewegt. Jedoch wissen diese Menschen
nicht, dass sie Barbara. ist, da sie befürchtet, dass ihre Gesprächspartner vorsichtiger
beziehungsweise voreingenommen antworten würden. (Paetow 2015)
An ihrer Technik, den Poster und Stickern, begeistert sie vor allem, dass sie keine
Sachbeschädigung begeht. Die Botschaften lassen sich rückstandslos entfernen.
Sie hat zwei Vorgehensweisen um ihre Kunst zu entwickeln:
1. Barbara. entwickelt eine Plakatidee und sucht sich danach den geeigneten Ort
oder
2. sie geht spazieren, lässt sich inspirieren und kundschaftet Ort aus, zu denen sie
dann Plakate oder Sticker entwickelt. (Wernicke 2015)
Seit Anfang 2014 fotografiert sie ihre Arbeiten und veröffentlicht sie in sozialen
Netzwerken, wie Facebook und Instagram. Dieses Vorgehen hat die Dynamik ihrer Arbeit
völlig verändert und sie so bekannt gemacht, es ist ein Teil ihrer Arbeitstechnik geworden.
(Paetow 2015)
„Ich liebe Papier. Mit meinen Zetteln und den Botschaften darauf kann ich mich in
den öffentlichen Raum einbringen, ohne Sachbeschädigung zu verursachen.
Einmal drübergeregnet - und meine Zettel sind meist wieder verschwunden. Ich
mag die Vergänglichkeit meiner Arbeit, sie schaffen Raum für neue Ideen. […] Der
öffentliche Raum ist für mich Inspirationsquelle und Spielplatz, dort findet meine
Arbeit statt. Das Internet, insbesondere die sozialen Netzwerke, reflektiert das
lediglich. Aber das macht meine Arbeit haltbar.“ (Lüpke-Narberhaus 2016)
Zu ihrer Arbeitsweise gehören mittlerweile auch die Menschen, die sie adaptieren. Vor
allem ihr Spruch „Hass ist krass, Liebe ist krasser“ wurde zu einem Symbol auf
Demonstrationen gegen Nationalsozialismus, Homophobie und Fremdenhass. (Abb. 21
und 22) Auf diese Weise verbreiten sich ihre Botschaften. (Wernicke 2015)
29
Abbildung 22: Hass ist krass. Liebe ist krasser. Banner und Schilder. Barbara. 2018
3.2.3 Ziele
2016 wurde Barbara. mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Die Jury begründete
ihre Entscheidung folgendermaßen:
„Barbara. nutzt die Aufmerksamkeit nicht für zügellose Meinungsmache […],
sondern für eine gelungen ironische und konstruktive Kritik. Dank ihrer Kreativität
und ihrem Wortwitz sehen wir Schilder und Plakate mit anderen Augen, erkennen
selbst in bürokratischen Anweisungen eine politische Dimension, die uns zum
Grübeln bringt und uns fragen lässt, wie wir das Zusammenleben in der
Gesellschaft gestalten wollen. So zielt ihre Intervention gerne auf sinnfreie und
harsche Verbote, bevormundende Werbung und hohle politische Aussagen im
öffentlichen Raum ab. […] Kurzum: Barbara. schafft mit ihren Aktionen eine sehr
sympathische Gegenöffentlichkeit in einer lobenswerten Art.“ (Grimme Online
Award 2016)
Das Ziel ihrer Kunst ist es, dass die Menschen sich mit ihren Arbeiten auseinandersetzen,
sich über ihre Ideen und Überlegungen Gedanken machen. (Münstermann 2014) Sie
möchte mit ihrer Arbeit nicht nur soziale Kritik betreiben, sondern auch Humor und
Freude verbreiten. Ihr Ziel ist es, den Betrachtern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und
sie dazu anregen über das Gelesene nachzudenken und auch danach zu handeln.
(Barbara. 2015, S. 4) Ihre Arbeit soll Mut machen, sich gegen Nationalsozialismus,
Rassismus, Homophobie und Diskriminierung zu stellen und „für Toleranz, Nächstenliebe
und Menschlichkeit“ einzustehen.
„Ich wünsche mir ein weltoffenes, herzliches und lockeres Deutschland oder Österreich
oder wo auch immer, wir leben schließlich alle auf demselben Planeten.“ (Barbara. 2016,
S. 4)
30
4. Analyse des Umgangs mit Gesellschaftskritik in der Kunst von
Banksy und Barbara. anhand von Beispielen
4.1 Methodische Vorüberlegung
Im folgenden Kapitel sollen Anhand zweier Bildanalysen die Unterschiede, zwischen
Banksy und Barbara., im Umgang mit Gesellschaftskritik in ihrer Kunst darstellen.
Bei dieser wurde sich auf den Analyserahmen von Alex Heck zur Rekonstruktion visueller
politischer Narrative6 bezogen und dieser angewandt.
„Politische Narrationen können […] als komplexe Sprechhandlungen verstanden
werden, in denen sich bestimmte Überzeugungen, Wertevorstellungen oder
ideologische Konzepte in Form von Erzählungen - also in Narrativen - verdichten.
Durch die öffentliche Artikulation treten die Narrative in Wechselwirkung mit den
jeweiligen Diskursen, an die sie sinnhaft anschlussfähig erscheinen und die sie
konstruieren.“ (Heck 2014, S. 314)
Der Analyserahmen baut sich aus drei Ebenen auf, der Produktionsanalyse, der
ikonologischen Interpretation beziehungsweise Analyse und der Rezeptionsanalyse.
Auf der ersten Ebene, der Produktionsanalyse, werden die Produktionsbedingungen,
unter denen das Bild entstanden ist, betrachtet. Es werden Urheber- und
Auftragsgeberschaft und Produktionskontext thematisiert.
Bei der ikonologischen Interpretation/Analyse, nach dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky7,
werden die „Bilder als visuelle Repräsentation interpretiert“. Sie werden auf ihren
symbolischen Gehalt, sowie auf ihren historischen, sozialen und politischen
Entstehungskontext untersucht.
Die letzte Ebene bildet die Rezeptionsanalyse. Die Bilder werden auf ihren sozialen
Gebrauch hin analysiert, „um insbesondere deren Verbreitung, diskursive Rezeption und
politische Performativität aufzeigen zu können“ (Heck 2014, S. 313)
Zusätzliche Aspekte die dabei beachtet werden müssen, sind der rechtliche Status, das
heißt liegt eine autorisierte-, unautorisierte- oder Auftragsarbeit vor, an welchem Ort
befindet beziehungsweise befand sich das Bild und welche Bedeutung hat das
Trägermedium.
6 Narrativ bedeutet „erzählend“, „in erzählender Form darstellend“. (Der Grosse Brockhaus in zwei Bänden
2004, S. 703) „Ein Narrativ ist eine Erzählung, in seiner Bedeutung für die Gesellschaft hat er politischen
Charakter; er wirkt normativ auf die, die ihn hören. Er konstituiert ein Gemeinwesen.“ (Görlach 2016)
7 Zwischen 1930 und 1955 entwickelte der Kunsthistoriker Erwin Panofsky ein Drei-Stufen-
Interpretationsschema zur Deutung von Kunstwerken. Bei den drei Stufen handelt es sich um eine
vorikonographische Beschreibung, eine ikonographische Analyse und eine ikonologische Interpretation. (Ott
2005, S. 4)
31
4.2 Die Analyse visueller gesellschaftskritischer Narrative
Die folgenden Bildanalysen beziehen sich auf „We’re not all in the same boat“ von Banksy
(Abb. 23) und von Barbara. „Ohne Titel“ (Abb. 24). Beide Bilder thematisieren die
„Flüchtlingskrise“.
Abbildung 23: We’re not all in the same boat. Banksy. Calais. 2015
Abbildung 24: Ohne Titel. Barbara. 2015
4.2.1 Banksy – We’re not all in the same boat
Produktionsanalyse: Das betrachtet Bild in Abbildung 23 wurde im Dezember 2015 das
erste Mal dokumentiert. Es stammt von dem britischen Street Art Künstler Banksy und
trägt den Titel „We’re not all in the same boat.“, was in Deutsch übersetzt „Wir sind nicht
alle im selben Boot.“ bedeutet.
Es wurde in der Nähe des illegalen Flüchtlingslagers, 15 Rue de la Tannerie, in der Hafenstadt Calais, Frankreich, entdeckt. Das Bild wurde auf einer Außenwand angebracht, mit den ungefähren Maßen 250 x 300 cm. Ob es noch existiert ist nicht bekannt. Banksy hat dieses Bild nicht mit seinem Namen versehen, jedoch kann es ihm zugeordnet
werden, da er es einige Tage später auf seiner Website veröffentlichte.
Dieses Bild wurde ohne Erlaubnis an einer Hauswand in Calais angebracht und besitzt
keinen Auftraggeber.
Ikonologische Analyse: Im vorderen Bereich des Bildes ist ein sinkendes Floß mit einer
Gruppe von zirka 15 Menschen zu sehen. Am Horizont erkennt man statt einem
Rettungsschiff „eine Luxusjacht mit einem Privathubschrauber auf dem Achterdeck“
(Jürgens 2018, S. 53).
Ein Teil der Menschen recken ihre Arme in die Luft, ein Mann in der Mitte hält eine Flagge
in der Hand. Die Menschen versuchen auf sich aufmerksam zu machen. Auf dem Teil des
Floßes, welcher näher am Betrachter ist, lassen sich 5 leblose Personen erkennen.
Banksy hat bei diesem Bild die Technik des Stencils, der Schablone, und nur die Farbe
Schwarz verwendet, was typisch für seine Werke ist.
Es ist deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Re-Kontextualisierung des Ölgemäldes
„Das Floß der Medusa“ (französisch Le Radeau de la Méduse) des französischen Künstlers
Jean-Louis André Théodore Géricault von 1819. (AFP - JOURNAL (NEWS1) 2015) Auf dem
Originalbild wird das Schiffsunglück der Medusa von 1816 dargestellt. Die Medusa
32
strandete auf einer Sandbank vor Mauretanien, woraufhin die Besatzung neben dem
Beiboot, welches nicht für alle reichte, noch ein improvisiertes Floß bestiegen. Insgesamt
150 Leute mussten auf dem Floß, mit den Maßen 8 × 15 Meter, Platz finden. Insgesamt 13
Tage trieben die Menschen auf dem Meer. Da es keine Verpflegung gab, brach nach
kurzer Zeit der Kannibalismus aus. Schließlich wurde das Floß von der Brigg Argus
gerettet. Nur 15 Leute überlebten, wobei 5 kurz nach der Rettung verstarben. (Rückert
2017) Heute hängt das Gemälde im Pariser Louvre.
Historisch lässt das Bild sich in die Anfangszeit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ in
Europa einordnen. Vor allem in der Küstenstadt Calais, im Norden von Frankreich wurde
diese zu einem großen Problem. Dort gründete sich bereits schon 2002 ein illegales
Flüchtlingscamp, welches ab 2014 ungeahnte Ausmaße annahm. Die meisten der
Flüchtlinge im Lager wollten über den Ärmelkanal nach Großbritannien. Nur 33 Kilometer
trennen Calais von der britischen Küste. Sie versuchten entweder über die Hafenanlagen,
direkt neben dem Lager, auf wartende Lastwagen zu klettern, oder sie begaben sich zu
Fuß, auf Zügen oder Lastwagen durch den Eurotunnel zu flüchten. Viele von ihnen starben
bei dem Versuch den Tunnel zu durchqueren. (Die Zeit 2015) Dieser Fluchtweg nach
Großbritannien wurde bereits seit 2002 vermehrt genutzt, da in diesem das letzte legale
Flüchtlingscamp in Calais auf Druck Großbritanniens geschlossen wurde. Sie warfen der
französischen Regierung Fluchthilfe vor.
Ohne legale Unterkunft wurden die Umstände auf der ehemaligen Mülldeponie, wo sich
der sogenannte „Dschungel“ von Calais gründete, miserabel.
„Die menschenunwürdigen Bedingungen bei Calais sind Kalkül der französischen
Behörden. Damit die Flüchtlinge auf dem Weg nach Großbritannien spüren: Hier
ist Endstation.“ (Finkenzeller 2015)
Das Lager wurde auch nur zeitweilig von der Regierung geduldet und regelmäßig mit
Sondereinsatzkommandos zu Teilen geräumt. Begründet wurde das damals mit
mangelnder Sicherheit, mangelnder Hygiene und Ausbruch von Krankheiten. Die
Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ warf zu dieser Zeit der französischen
Polizei in Calais Übergriffe und Misshandlungen im Rahmen der Räumungen vor. Das
Lager wurde im Oktober 2016 offiziell aufgelöst. Auch heute wirkt Calais durch die Zäune,
Gitter und Absperrungen wie ein Hochsicherheitstrakt, da die Fluchtroute nach
Großbritannien immer noch dort verläuft. (Finkenzeller 2015)
Banksy kritisierte 2015 mit mehreren Stencils in Calais die französische Regierung,
aufgrund der miserablen Umstände im Lager und das Verhalte der britischen Regierung,
auf diese Weise Flüchtlinge von ihrem Land fernzuhalten. Auch im Jahr 2018 könnte das
Bild nicht passender sein. Der Fall des Rettungsschiffs „Lifeline“ hat eine heftige Debatte
in ganz Europa ausgelöst, und die Fragen aufgeworfen wie, beziehungsweise ob die
Menschenrechtsorganisationen Flüchtlinge im Mittelmeer retten sollen, und ob Europa
richtig damit agiert, die Helfer vor Gericht zu stellen statt ihnen bei ihren
Rettungsmissionen zu helfen. (Huffingstonpost 2018) Der Fall der „Lifeline“ zeigt, dass die
Rettung von Schiffbrüchigen immer schwieriger wird und Teile des Mittelmeers sich zu
Massengräbern verwandeln. Die Hoffnung der Flüchtlinge schlägt, auf den überladenen
Booten und wenig Aussicht auf Hilfe, schnell in Verzweiflung um. (Jürgens 2018, S. 53)
33
Rezeptionsanalyse: Banksy spaltet mit seiner Kunst die Gemüter der Menschen. Nicht alle
werden von den An- und Einsichten Banksys erreicht.
Auf der Website widewalls.ch ist zulesen: „eine starke Aussage über die aktuelle
Flüchtlingspolitik in Europa“. Es gibt Menschen, die ihn unterstützen, bewundern und
gutheißen, was er in und für Calais gemacht hat. Neben den Stencils, die er in der Stadt
verteilt hat, stiftete er das Inventar seines, vorher geschlossenen, „Dismalands“ für das
Flüchtlingslager in Calais. Daraus wurde unter anderem ein Kinderspielplatz errichtet.
Seine Botschaft mittels der Bilder kam zu einer Zeit, in der Europa das erste Mal über
Grenzschließungen für Flüchtlinge nachdachte und US-Präsident Donald Trump
Einreiseverbot für Muslime verhängen wollte. Er war nicht der erste, der auf diese
Problematiken aufmerksam macht, doch sein Ruhm verhalf, zur Verbreitung seiner
Botschaft. Er wollte erreichen, dass die Welt sieht, wie Flüchtlinge in Calais und anderswo
behandelt werden. (Kordic 2015)
Jedoch gibt es auch Gegenstimmen zum Thema Banksy. Nicht alle bewundern und
schätzen ihn, viele sehen ihn weiterhin als Vandale, als Ziel angestauter Aggressionen und
üben Kritik an ihm und seinen Themen.
Vom Vice Magazin wird er für seinen Vergnügungspark „Dismaland“ kritisiert. Es werden
von ihm nur noch offensichtliche Themen angeprangert, dass man nicht mehr über etwas
nachdenken müsste, was kritisiert wird, beziehungsweise er die gleichen Themen wie alle
anderen behandelt. Ein kompletter Artikel wurde der Kritik an „Dismaland“ gewidmet.
Schlechte Wortspiele, veraltet Themen und seine Durchschaubarkeit sind einige Themen
für die er harte Kritik einstecken muss. (Bish 2015)
Auch in Zürich zeigte sich 2016 solche Kritik, gemischt mit Aggression und tödlichem
Appell. Monatelang stand in der Schaffhauserstraße, in Schablonenschrift, der Schriftzug
„Free Banksy“. Im Mai 2016 wurde dies mit der zwei silbrigen Replik „Kill Him“
kommentiert. (Abb. 25) Dies zeigt, dass Banksy, und auch derartige Aktionen wie in Calais,
nicht von jedem bewundert wird. (Jürgens 2018, S. 54)
Abbildung 25: Ohne Titel. Unbekannter Künstler. Zürich. 2016
34
Banksy spaltet die Gemüter, er wird geliebt, für seine Kreativität, seinen Witz und die
Ironie, seine Gesellschaftskritik, und gehasst, für seine illegale Kunst und das
„Beschmieren“ von Mauern, für seine Themen und auch hier für seine Gesellschaftskritik.
4.2.2 Barbara. – Stell die vor, du brauchst Asyl und (k)einer hilft dir
Produktionsanalyse: Abbildung 24 zeigt ein Bild der deutschen Street Art Künstlerin
Barbara., und wurde am 20.02.2015 das erste Mal auf ihrer Facebook-Seite und am
31.03.2018 auf ihrem Instagram-Profil veröffentlicht. In ihrem zweiten Bildband „Hass ist
krass. Liebe ist krasser.“ von 2016 wurde es ebenfalls abgedruckt. Das Bild trägt keinen
Titel und es ist unbekannt, ob es jemals öffentlich zu sehen war. Des Weiteren ist nicht
bekannt, wann und wo das Foto des Bildes aufgenommen wurde.
Ikonologische Analyse: Auf dem Bild ist eine Person zu erkenne, welche ein A4-großes
Plakat in der Hand hält. Das Plakat ist mit weißer Schrift auf Schwarzen Untergrund
beschrieben. Zu lesen ist: „Stell dir vor, du brauchst Asyl und (k)einer hilft dir. Barbara.“
Von der Person sind nur der Oberkörper und die Arme zu erkennen. Die Person trägt eine
schwarze Steppjacke mit weißen Streifen und im Hintergrund befinden sich Autos. Das
Foto wurde nachts, unter einer Laterne, aufgenommen.
Es ist deutlich, dass es sich bei dem Ausruf „Stell dir vor, du brauchst Asyl und (k)einer
hilft dir.“ um eine Anlehnung an den bekannten Satz „Sometime they'll give a war and
nobody will come“ (Sandburg 1936, chapt. 23, p. 43) (deutsch Stell dir vor, es ist Krieg und
keiner geht hin.) von Carl Sandburg handelt. Im Originalgedicht „The people, yes“ heißt
es:
„The first world war came and its cost was laid on the people.
The second world war — the third — what will be the cost.
And will it repay the people for what they pay?
The little girl saw her first troop parade and asked,
‘What are those?’
‘Soldiers.’
‘What are soldiers?’
‘They are for war. They fight and each tries to kill as many of the other side as he
can.’
The girl held still and studied.
‘Do you know … I know something?’
‘Yes, what is it you know?’
‘Sometime they’ll give a war and nobody will come.’“ (Sandburg 1936, chapt. 23,
p. 43)
In diesem Gedicht geht es darum, dass Kriege von den Mächtigen angezettelt, aber von
den Soldaten und Offizieren geführt werden. Durch eigenmächtiges Denken kann es
ihnen gelingen, zu erkennen, dass der Krieg sinnlos ist und niemanden nützlich ist, außer
jenen, die ihn angezettelt haben.
35
Die meisten Menschen dieser Welt wollen keinen Krieg, mit Ausnahme von
Machtmenschen und Verrückten. (flegel-g.de 2008) Wer Kriege sät, wird Flüchtlinge
ernten.
Durch Kriege in Afghanistan, Syrien und im Irak wurden diese Länder destabilisiert.
Oftmals sind die dortigen Rohstoffe der einzige Grund. Durch diese Destabilisierung sind
diese Länder leichte Ziele für Milizen, wie zum Beispiel der Islamische Staat (IS). Dies hat
zur Folge, dass die dort lebenden Menschen zu Flüchtlingen werden, die in die Türkei und
nach Europa fliehen. Ihnen muss, auch von uns, geholfen werden und nicht gegen sie
gehetzt werden.
Im Libanon leben 4,5 Millionen Menschen. In den letzten Jahren wurden 1,5 Millionen
syrische Flüchtlinge aufgenommen, das heißt im Libanon kommen auf tausend Einwohner
zirka 330 Flüchtlinge. In Deutschland kamen im Jahr 2015, zur Zeit der „Flüchtlingskriese“,
auf tausend Bundesbürger fünf Flüchtlinge. Die Angst vor einer „Überfremdung“ ist nicht
nachvollziehbar. (Juskys et al. 2015)
Der Politikwissenschaftler Albrecht von Lücke spricht davon, dass nicht nur der Krieg in
Syrien ein Grund für die hohe Anzahl an Flüchtlingen in Europa war, sondern auch, dass
die großen Flüchtlingslager in den Nachbarländern Syriens, wie zum Beispiel in der Türkei
oder im Libanon, nicht genügend unterstützt wurden. Dies hatte zur Folge, dass sich
hunderttausende Menschen auf den Weg nach Europa begeben haben, um hier Hilfe und
Schutz zu finden. (Daldrup 2016) 2015 zeigte, dass die Anerkennung des Schutzstatus in
der EU nicht die Garantie für eine gute Versorgung ist. Die freiwilligen Helfer können nur
einen geringen Teil kompensieren. (Lehmann 2015)
Im Jahr 2017 waren weltweit zirka 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt,
Krieg und Verfolgung. Das waren fast drei Millionen Menschen mehr als noch im Jahr
2016.
Jedoch wird „der Zugang zum Recht auf Asyl in Europa“ zunehmend schwieriger. Der
Schutz in Europa bleibt immer mehr Menschen versperrt.
Die Zahl der Asylsuchenden in Europa sinkt immer weiter, dies ist ein Resultat einer
betriebenen Abschottungspolitik der europäischen Regierungen.
Die neue EU-Asylreform hat katastrophale Folgen. Geschätzt 13.000 Asylsuchende sitzen
derzeit auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos, Chios und Kos fest. Folgen dort sind
unter anderem überfüllte Lager, unzumutbare hygienische, sowie unzureichende
medizinische Bedingungen.
Der EU-Flüchtlingsdeal aus dem Jahr 2016 mit der Türkei ist ein Grund dafür. Mit den
„Zulässigkeitsverfahren“ und „sicheren Drittstaaten“ wurden die regulären Asylverfahren
gekippt. Jeder Asylsuchende wird separat behandelt und die Türkei wird für ihn als
„sicher“ eingestuft, gilt der bis dahin gestellte Asylantrag als „unzulässig“. In Folge dessen
wird er in die Türkei abgeschoben und dort in weiteren Dauerlagern untergebracht. Ob
die Türkei jedoch ein „sicherer Drittstaat“ ist, kann bezweifelt werden.
Auch das Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) soll verschärft werden. Im
Gegensatz zu den regulären Asylverfahren bleibt in den „Zulässigkeitsverfahren“ der
Fluchtgrund unbeachtet. Stattdessen soll festgestellt werden, ob er Asylsuchende auf
seiner Flucht durch ein „sicheres Drittland“ gekommen ist, in welches dieser
zurückgebracht werden kann. Und dafür reicht nur die Durchreise.
36
In Deutschland sieht es mit dem „Masterplan“ von Bundesinnenminister Horst Seehofer
nicht anders aus. Er strebt eine ausgrenzende Flüchtlingspolitik mit sogenannten „AnkER-
Zentren“ („Ankunft, Entscheidung, Rückführung“) an. Sein Plan sieht auch vor, Flüchtlinge
an der Grenze zurückzuweisen und die Einreise zu verweigern, sobald sie bereite in einem
anderen EU-Land registriert wurden oder keine Papiere vorlegen können, was einen
rechtswidrigen und europafeindlichen Verstoß darstellt.
Diese Beispiele zeigen, dass in Europa das Menschenrecht in Gefahr ist. (PRO ASYL 2018)
Das Bild könnte heute nicht bedeutender sein, es zeigt heute, wie auch schon 2015 auf,
wie schwierig es für Menschen ist, die teilweise alles verloren haben, in Europa und
Deutschland akzeptiert zu werden und Hilfe zu bekommen.
Rezeptionsanalyse: Auch Barbara. bekommt aufgrund ihrer Kunst und der damit
verbundenen Kritik negatives Feedback. Das meiste findet sich direkt unter ihren Posts
wieder. Jedes einzelne ihrer Bilder wird hundertfach kommentiert und es entstehen rege
Diskussionen.
So schrieb ein Facebook-User unter einem Bild, was eine Leuchtreklame über einem
Biomarkt anprangert (Abb. 26):
„Also da hat unsere liebe Barbara mal richtig daneben gelangt.
1. Leuchtreklame erfüllt den Zweck praktisch nur in der Nacht.
2. Bio hat nur etwas mit zertifizierten Lebensmitteln zu tun, welche durch das
Einhalten von Richtlinien (z.B keine Pestizide) zu Bio - Lebensmitteln werden und
sich damit von konventionellen Lebensmitteln unterscheiden.
3. In der Marktwirtschaft ist Werbung wichtig...Sonst prangt dort eventuell ein
großes M.
Und 4. Druck doch einfach schwarz auf weiß, das wäre richtig Öko.“ (Barbara.
2017)
Auch aus den Reihen ihrer eigenen Follower kommt nicht nur positives Feedback. Mit
dieser konstruktiven Kritik, versucht er Barbara. darauf aufmerksam zu machen, dass
Leuchtreklame nur nachts ihren Zweck erfüllt und diese nichts mit der allgemeinen
Qualität des Siegels „Bio“ in Zusammenhang gebracht werden sollte. Er versucht sie damit
darauf aufmerksam zu machen, dass sie selber ihren ökologischen Umgang überdenken
sollte. Solche Anmerkungen bleiben ihrerseits unkommentiert.
Im Gegensatz dazu zeigt jedoch die Prämierung mit dem Grimme-Online-Award 2016,
dass Barbara. mit ihrer Kunst auch positiv zur kulturellen Bereicherung des Internets
beiträgt. (Grimme Online Award 2016) Sie trägt zur Gestaltung des Zusammenlebens der
Gesellschaft bei, bringt den Betrachter dazu, Schilder, Plakate, Werbungen und politische
Parolen mit einem kritischen Blick zu betrachten. Gelungene „ironische und konstruktive
Kritik“ (Grimme Online Award 2016).
37
4.3 Ergebnisse
Es herrscht ein Mangel an verlässlichen Quellen in Falle von Barbara. vor. Alle
Informationen, die es über sie zu finden gibt, wurden von ihr verbreitet und beeinflusst.
Diese Tatsachen erschweren die Analyse der Abbildung erheblich.
Zur Abbildung von Banksy war die Fülle an Quellen enorm, da der Fund dieses Werkes,
wie auch schon viele seiner Bilder davor, zu einer internationalen Berichtserstattung
führte.
In der folgenden Tabelle sind alle Ergebnisse der Bildanalyse zusammengefasst,
abgebildet und vergleichbar.
Abbildung 23 (Calais) Abbildung 24 (Unbekannt)
Produktionskontext UrheberIn(nen)
Banksy Barbara.
Technik
Stencil (Schablone, Sprühfarbe) Plakat, Foto
Ort
Calais (Frankreich) unbekannt
Politisches System
semipräsidentielle Demokratie parlamentarische Demokratie
Rechtlicher Status
unautorisiert unautorisiert
Politische Relevanz des Trägermediums
politisch (in der Nähe eines Flüchtlingslagers – „Dschungel“ von Calais)
keine
Ikonologie Bild/Text
Bild Bild-Text-Kombination
Motiv Re-kontextualisierung aus der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte (Motiv weltweit bekannt)
Re-kontextualisierung aus der amerikanischen Literatur
Symbolgehalt der Bildsprache
weiße Flagge (schutzsuchend/ friedenssuchend) Jacht – Achterdeck mit Helikopter (reiches Europa) Winkende/verzweifelte Menschen (Asylsuchende)
dunkelhäutiger Mann (Asylsuchender)
Kontextwissen
politisches / historisches / kulturelles Vorwissen nötig (Bedeutung des Motivs, „Flüchtlingskrise“ in Europa, „Dschungel“ von Calais)
politisches Vorwissen nötig („Flüchtlingskrise“ in Europa und Deutschland)
Rezeptionsanalyse Mediale Rezeption
internationaler Medienbericht (Banksy weltweit bekannt)
nationaler Medienbericht (nur in allgemeinen Artikeln über Barbara. als Beispiel ihrer Kunst, Veröffentlicht in Barbara. 2016)
Politische Rezeption Unbekannt
unbekannt
Soziale/ökonomische Rezeption
ökonomische Vermarktung und Verbreitung des Motivs (Tourismus – Stadt wirbt auf ihrer Website damit, Banksys Motive werden hunderttausende Dollar verkauft
unbekannt
Tabelle 1: Übersicht über die Ergebnisse der Bildanalyse
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Es ist deutlich erkennbar, dass beide Abbildungen einen direkten Bezug zu dem gleichen
politischen und gesellschaftlichen Konflikt mit internationaler Dimension herstellen.
Die Motive beziehungsweise der Kontext aus denen diese stammen sind international
bekannt, jedoch ist bei beiden Abbildungen ein politisches Vorwissen notwendig. Banksy
weist noch auf ein historisches und kulturelles Vorwissen hin. Ohne dieses Vorwissen ist
es schwierig die Bildsprache und die Aussagen dahinter zu erfassen und deuten zu
können. Worauf besonders Banksy geachtet hat ist, dass seine Darstellung über seinen
eigenen Sprachgebrauch hinweg verstanden werden kann. Ganz im Gegensatz zu
Barbara., da diese mit ihrem Werk nur den deutschen Sprachgebrauch abdeckt.
Beide versuchen mit ihrer Kunst auf ihre eigene spezifische Weise ihre Kritik und ihren
Protest zum Ausdruck zu bringen. Der Aspekt, dass es sich um unautorisierte Kunst
handelt, und im Falle von Banksy eine Sachbeschädigung darstellt, darf nicht unbeachtet
werden. Barbara. versucht mit ihrer Kunst nicht zu beschädigen und übt ihr Kunst so aus,
dass sie rückstandslos entfernt werden kann. Im Fall der Abbildung 24 liegt eindeutig
keine Sachbeschädigung vor. Unautorisierte Kunst kann als eine Art der Darstellung von
Widerstand und Gegenwehr gegen die bestehende Politik assoziiert werden.
Durch Banksy’s hohen Bekanntheitsgrad, ist es ihm möglich politische Aussagen, wie auf
Abbildung 23 dargestellt, mit Hilfe des medialen Interesses an ihm zu verstärken. Er
schafft es durch die Massenmedien, die Berichterstattung und die damit verbundene
Verbreitung des Bildes, die Betrachter auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Im
Falle von Barbara. ist die Verbreitung des Bildes geringer. Sie bezieht sich mit ihrer Kunst
auf den deutschsprachigen Raum. Auch ihre Reichweite ist geringer, als die von Banksy,
auch wenn dieser, außer auf Instagram und seiner eigenen Website, online nur wenig
aktiv ist.
Beide Künstler trennen knapp 15 Jahre Kunst im öffentlichen Raum, dies ist unter
anderen eine Ursache dafür, dass Banksy mit seiner Kunst medialer präsent ist, jedoch
baut Barbara. ihre Reichweite mit Hilfe ihrer Kunst rasant aus. (Tab. 2)
Tabelle 2: Grafik – Facebook-Follower Barbara. seit Februar 2014
0
100.000
200.000
300.000
400.000
500.000
600.000
700.000
Feb
14
Mai
14
Au
g 1
4
No
v 1
4
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15
Mai
15
Au
g 1
5
No
v 1
5
Feb
16
Mai
16
Au
g 1
6
No
v 1
6
Feb
17
Mai
17
Au
g 1
7
No
v 1
7
Feb
18
Mai
18
Face
bo
ok
Follo
wer
Bar
bar
a.
39
5. Fazit
Diese Bachelorarbeit analysierte, auf welche Weise Banksy und Barbara. in ihrer Kunst mit
Gesellschaftskritik umgehen und welche zentralen Themen besonders bei beiden im
Vordergrund stehen.
Die Analyse beider Künstler zeigt, dass Banksy ausschließlich gesellschafts- und
politikkritisch arbeitet. Jedes seiner Bilder ist politisch motiviert und spricht ein, für die
vorherrschende Zeit, problematisches Thema an.
Barbara. hingegen behandelt in ihrer Kunst auch Themen, die weniger politisch und
gesellschaftskritisch sind. Sie will die Menschen nicht nur zum Denken anregen, sondern
sie auch zum Lachen bringen, auch ohne kritische Botschaft im Hintergrund.
Themen, wie zum Beispiel die „Flüchtlingskrise“ in Europa, Rassismus und Politik stehen
bei beiden im Vordergrund. Banksy bewertet oft die Weltpolitik mit Donald Trump, als
Präsident der USA, und den EU-Austritt Großbritanniens. Bei Barbara. wird oft über die
AFD und Homophobie thematisiert.
In Summa zeigt diese Arbeit, dass beide Künstler nicht miteinander verglichen werden
können und sollten. Jeder ist mit seiner Art der Street Art, die er betreibt, sehr
erfolgreich.
Wissenschaftliche adäquate Quellen über Barbara. zu finden, ist mühsam. Einerseits ist
sie erst seit ungefähr vier Jahren aktiv künstlerisch tätig und veröffentlicht ihre Werke im
Internet. Andererseits sind alle Informationen die man über sie in Erfahrung bringen
kann, von ihr selber initiiert. Banksy ist in diesem Fall das komplette Gegenteil von
Barbara. Seit mehr als zwanzig Jahren betreibt er erfolgreich seine Kunst, hält sich, so gut
wie möglich, von den sozialen Medien fern und die meisten Informationen die über ihn
existieren, werden von Freunden und anderen Künstlern gestreut. Außerdem gibt er so
gut wie keine Interviews. Wissenschaftliche Quellen über ihn findet man reichlich, egal ob
in Buch-, Film- oder Textform.
Aus diesem Grund steht Banksy, unbeabsichtigt, etwas mehr im Vordergrund. In den
nächsten Jahren wird sich das jedoch sicherlich stark verändern. Mit fast einer dreiviertel
Millionen Fans und Followern steigt Barbaras. Bekanntheit und das Interesse an ihr und
ihrer Arbeit stetig. Wir werden in Zukunft noch viel von ihr hören.
40
6. Anhang
Abbildung 2: Pour Sybille. Blek Le Rat. Leipzig.
1991
Abbildung 3: Obey. Shepard Fairey. Berlin. 2018
Abbildung 4: Gemeinschaftswerk der DBZ-Crew mit Pert, Kato, Vers, Tes, Banksy. Bristol.
1999.
Abbildung 7: Guantanamo prisoner on beach
LA. Banksy. Barely Legal Ausstellung. Los
Angeles. 2006
41
Abbildung 9: Ohne Titel. Banksy. Beit Hanoun.
2015
Abbildung 15: Ohne Titel. Barbara. 2014
Abbildung 16: Ohne Titel. Barbara. 2017
Abbildung 17: Ohne Titel. Barbara. 2016
42
Abbildung 18: Ohne Titel. Barbara. 2017
Abbildung 19: Ohne Titel. Barbara. 2017
Abbildung 20: Ohne Titel. Barbara. 2017
Abbildung 21: Hass ist krass. Liebe ist krasser.
Barbara. 2018
43
Abbildung 26: Ohne Titel. Barbara. 2017
44
7. Abbildungsverzeichnis
7.1 Bilder
Abbildung 1: Ohne Titel. Banksy. San Francisco. 2010. Online verfügbar unter http://cinemasalem.com/wordpress/wp-content/uploads/2017/01/Thisll-Look-Nice-When-Its-Framed-by-Banksy-slider.jpg, zuletzt geprüft am 29.05.2018
Abbildung 2: Pour Sybille. Blek Le Rat. Leipzig. 1991. Online verfügbar unter http://blekleratoriginal.com/en/portfolio/annees-1990/, zuletzt geprüft am 07.06.2018
Abbildung 3: Obey, Shepard Fairey. Berlin. 2018. Foto: Romy Lödel
Abbildung 4: Gemeinschaftswerk der DBZ-Crew mit Pert, Kato, Vers, Tes, Banksy. Bristol. 1999. Foto: Kato. Online verfügbar unter https://www.flickr.com/photos/catobristol/ 441287417/, zuletzt geprüft am 13.07.2018
Abbildung 5: Ohne Titel. Banksy. Sperranlage in Westjordanien. 2005. Foto: Pest Contol
Office. (Wacławek 2012, S. 148)
Abbildung 6: Pest Control. Banksy. American Museum of Natural History. New York City.
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geprüft am 18.07.2018
Abbildung 7: Guantanamo prisoner on beach LA. Banksy. Barely Legal Ausstellung. Los
Angeles. 2006. Foto: B. Penguin. (Reinecke 2007, S. 60)
Abbildung 8: Sequenz Vorspann von „Die Simpsons“. Banksy. 2010. Online verfügbar
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&tbm=isch&sa=X&sqi=2&ved=0ahUKEwjzzbjL857cAhXkzlQKHShmAnkQ_AUICigB&biw=15
17&bih=651#imgrc=shsL28PWFtRtwM:, zuletzt geprüft am 14.07.2018
Abbildung 9: Ohne Titel. Banksy. Beit Hanoun. 2015. Foto: Reuters. Online Verfügbar
unter https://www.sueddeutsche.de/kultur/video-ueber-den-gazastreifen-mit-banksy-
neue-ziele-entdecken-1.2369539, zuletzt geprüft am 04.08.2018
Abbildung 10: The Walled Off Hotel. Banksy. Bethlehem. 2017. Online verfügbar unter
http://walledoffhotel.com/rooms.html, zuletzt geprüft am 08.07.2018
Abbildung 11: Ohne Titel. Banksy. Dover. 2017. Foto: Banksy. Online verfügbar unter
http://www.banksy.co.uk/out.asp, zuletzt geprüft am 14.07.2018
Abbildung 12: Ohne Titel. Banksy. Paris. 2018. Online verfügbar unter
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entdeckt-a-1214714.html, zuletzt geprüft am 25.06.2018
45
Abbildung 13: Bomb Hugger. Banksy. „Laugh now“ Exhibition. Moco Museum
Amsterdam. 2016. Foto: Romy Lödel
Abbildung 14: Ohne Titel. Barbara. 2014. Foto: Barbara. Online verfügbar unter https://www.facebook.com/ichwillanonymbleiben/photos/a.733065560059136.1073741827.733040930061599/747447928620899/?type=3&theater, zuletzt geprüft am 14.07.2018
Abbildung 15: Ohne Titel. Barbara. 2014. Foto: Barbara. Online verfügbar unter https://www.facebook.com/ichwillanonymbleiben/photos/a.733065560059136.1073741827.733040930061599/843543855677972/?type=3&theater, zuletzt geprüft am 14.07.2018
Abbildung 16: Ohne Titel. Barbara. 2017. Foto: Barbara. Online verfügbar unter https://www.facebook.com/ichwillanonymbleiben/photos/a.733065560059136.1073741827.733040930061599/1591078174257866/?type=3&theater, zuletzt geprüft am 14.07.2018
Abbildung 17: Ohne Titel. Barbara. 2016. Foto: Barbara. (Barbara. 2018, S. 66)
Abbildung 18: Ohne Titel. Barbara. 2017. Foto: Barbara. (Barbara. 2018, S. 32)
Abbildung 19: Ohne Titel. Barbara. 2017. Foto: Barbara. (Barbara. 2018, S. 16)
Abbildung 20: Ohne Titel. Barbara. 2017. Foto: Barbara. (Barbara. 2018, S. 65)
Abbildung 21: Hass ist krass. Liebe ist krasser. Barbara. 2018. Foto: Barbara. (Barbara.
2018, 8)
Abbildung 22: Hass ist krass. Liebe ist krasser. Barbara. 2018 Foto: Barbara. (Barbara.
2018, 9)
Abbildung 23: We’re not all in the same boat. Banksy. Calais. 2015. Foto: Banksy. Online
verfügbar unter http://www.banksy.co.uk/out.asp, zuletzt geprüft am 18.07.2018
Abbildung 24: Ohne Titel. Barbara. 2015. Foto: Barbara. Online verfügbar unter
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18.07.2018
Abbildung 25: Ohne Titel. Unbekannter Künstler. Zürich. 2016. Foto: Martin Jürgens
(Jürgens 2018, S. 55)
Abbildung 26: Ohne Titel. Barbara. 2017. Foto: Barbara. Online verfügbar unter
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827.733040930061599/1482624355103249/?type=3&theater, zuletzt geprüft am
03.08.2018
46
7.2 Tabellen und Grafiken
Tabelle 1: Übersicht über die Ergebnisse der Bildanalyse. Eigene Anfertigung
Tabelle 2: Grafik – Facebook-Follower Barbara. seit Februar 2014. Eigene Anfertigung.
Daten gesammelt seit 2014
47
8. Literaturverzeichnis
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9. Selbstständigkeitserklärung
Hiermit versichere ich, Romy Lödel, die schriftliche Bachelorarbeit selbstständig verfasst
und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Die Stellen meiner Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Werken und
Quellen, einschließlich Quellen aus dem Internet, entnommen sind, habe ich in jedem Fall
unter Angabe der Quelle deutlich als Entlehnung kenntlich gemacht.
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Datum, Unterschrift