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    Balaklava Nummer IIIApril / Mai 2007

    Anarch i st i sches I n fob lat t aus W ien 116 0

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    Edi to r i a l :

    Nach der Nummer Eins, kam die NummerZwei und hier ist endlich auch NummerDrei. Alle bis jetzt mit einem anderenSchwerpunkt.Nummer Eins kritisierte dieGewerkschaften und den Syndikalismus(egal wie Anarcho oder Anarcha dieser seinmag). Es wurde zustzlich ein Vorschlagber die Ausdehnung Direkter Aktionengemacht und dabei die Militanz alsspezialisierten Kampf kritisiert, da dieserentfremdet und nur ein Ziel fr sich selbstist.In der Nummer Zwei, die vor nicht malzwei Wochen erschien und welche wir nochnicht mal wirklich verteilt haben, war vorallem eine Wiederentdeckung mit uns

    selbst und mit den Fragen, die sich einigeanarchistische Individuen (also wir) in Wienstellen. Es geht auch um ein neues Treffenvon Praxis und Theorie. Eine langeEditorial, wo wir unseren bedenken berdie so genannte anarchistische Szene inWien uerten, was manchen mehr oderweniger gefallen oder nicht gefallen wird.Ein Artikel ber was MittterInnenschaftsein kann, sprich Revolutionre Solidarittmit allen verhafteten und entfhrtenGefhrtInnen mit denen wir uns so nahefhlen, ohne sie zu kennen oder sieirgendwann gesehen zu haben.Da mussten wir auch ein paar Dinge berdie Aachen Vier sagen, denn dieses isteben ein Bespiel wo wir sehen, dass vieleder so genannten AnarchistInnen wederKomplizInnen oder MittterInnen mit denGefangenen innerhalb des sozialen Kriegessind. Ohne viele eloquente und schlaueStze, Wrter oder Heilmittel gegen diekapitalistische linke Reaktion geben zuwollen (wie radikal die auch immer zuscheinen mag) wnschen wir euch vielSpa mit dieser Nummer Drei von deranarchistischen Sigkeit aus Wien.

    Der e r s t e Ma i : Tag des brgerlichen Opportunismus unter vielen Roten und Schwarzroten Fahnen

    Tag der Arbeit, Tag der Feier fr dieArbeit, Tag der ArbeiterInnenpathetische Wrter, die nur vom Maul

    eines/einer SozialdemokratIn und derenLinken FreundInnen kommen knnen.Dass der erste Mai zu dem geworden ist,was er ist, ist nichts weiter als dieKonsequenz dauerhafter Niederlagen vonanti-autoritren revolutionrenBewegungen. Dieser Tag, welcher derErinnerung an die Ermordung vierAnarchisten in Chicago, USA, 1887 dient,ist seit Jahrzehnten zum Tag der Gesinnungder Widersprche der Klasse geworden. Esist ein Tag der Folklore und ein Tag derApathie.Die AnarchistInnen in Chicago sind nicht frdie Arbeit gestorben und noch weniger frdie 40 Stunden Woche. Sie wollten dieGesellschaft abschaffen und diese bis zuden Wurzeln anznden, um eine neue Weltaufzubauen. Die 40 Stunden Woche wurdevon den Herrschenden eingesetzt damit dieGewerkschaften und die linken Parteien dieproletarischen Massen wieder beruhigenkonnten und diese nicht weiterhinbasierend auf einer autonomen Praxis(ohne Gurus, ohne Parteien, ohneGewerkschaften und ohne Avantgarden)ihre Kmpfe weiter fhrten. Dieunkontrollierten Ausbrche innerhalb desProletariats sollten gebrochen werden.Daher sollten wir den ersten Mai als denTag gegen die Arbeit feiern unddementsprechend agieren.Alte abgelaufene Parolen und todlangweiligeDemos ziehen durch die Strassen, um denHerrschenden zu zeigen, dass die Massenkontrolliert sind und gehorchen. Menschendie in dieser Gesellschaft leben, wissen

    nicht was Freiheit ist, genauso wenig wieein Lwe, der im Zoo aufwchst und stirbt,niemals die Freiheit sehen wird und nichtwissen kann was dies ist. Es bleibt dasStreben danach.Ohne sich dafr schmen zu mssen, wirdvon der ganzen abscheulichen Linkenaufgerufen, diesen Tag als Tag der Arbeitzu feiern. Also als den Tag der Ausbeutung,sie feiern dass wir Tag fr Tag unsereArbeitskraft verkaufen mssen, um Geld zukriegen um nicht zu verhungern. Wir sollen

    fr diese brgerliche Gesellschaft feiern, dieuns jeden Tag zunichte macht. Darbersollten einige der Anwesenden sich ernsteGedanken machen.

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    Natrlich gibt es auch einen Leben ohneArbeit in dieser Gesellschaft, dieser gehtdurch die bewusste radikale Aktion derEnteignung der Waren und desDiebstahles, genauso wie die Besetzungvon leer stehenden Husern um freieRume schaffen zu knnen und dass dieseals Ausgangspunkt Direkter Aktionen undder Selbstverwaltung dienen.Der erste Mai ist eine Feier der Konfliktemit dieser Gesellschaft. Gegen alle Formender Unterdrckung und der Ausbeutung,denn diese sind in unserer jetzigen Zeitreflektiert und wir tragen dieKonsequenzen.Der erste Mai ist eine Feier gegen dieArbeit und gegen die Ware, denn diese sind

    jene, die uns zwingen Ketten zu tragen undnicht zulassen, dass wir frei leben knnen.

    Der erste Mai ist wie jeder andere Tag imJahr ein Tag, um alles zu zerstren wasuns umhllt. Technologie, Arbeit, Polizei,Armee, Gefngnisse, Schulen, Zoos Denndas alles dient hier und jetzt derEntfremdung, der Sklaverei und nicht derEmanzipation. Die Fortschritte derGesellschaft dienen der Kontrolle und nichtder Befreiung. Negri du kannst dir das malhinter die Ohren schreiben und wenigerScheie schreiben und sagen.Wir feiern das Ende und die blindeZerstrung von alldem was unsunterdrckt. Denn wenn wir unsumschauen, sehen wir, dass es keinekommende Utopie gibt, welche hier und

    jetzt die Menschen dazu fhrt sich zubefreien. Es gibt keine noblen Ideen, diefhig sind die groen proletarischenMassen zu bewegen. Keine sen Utopien,die darauf warten, von ihrenLiebhaberInnen in Gang gesetzt zu werden.Bis zur Strmung des Winterpalasteserklren wir weiterhin der GesellschaftKrieg und noch mehr Krieg.

    In einer zivilisierten Gesellschaft wie diese,werden nur die Barbaren und Barbarinnendas alte vernichten.

    Weiterhin ist Schlrfen, Rlpsen, Furzenangesagt. Die aufstndischen BarbarInnenverstehen kein Wort von der Sprachedieser Welt. Kein Dialog, keineKompromisse mit den Herrschenden, keinfreundlich sein. Dort treffen wo es weh tut.

    We i t e r g e h t s m i t e i n e n p a a r k r i t i s c h e n Punk t en zu r Mayday Pa rade i n Wien :

    Bevor wir mit diesem Text jetzt anfangen,soll erwhnt werden, dass hier prinzipielldie Mayday Parade in Wien kritisiert wird,welche seit 3 Jahren stattfindet. Jedochhoffen wir, dass diese Kritik mehr oderweniger auf hnliche Verfahrensweisenangewendet werden kann. Fr dieErstellung dieses Textes wurde absichtlicheine Vermischung gemacht. Es werdenForderungen und Fragestellungen in dieKritik gezogen die zwar nicht direkt beimMayday-Wien erscheinen, aber vomMenschen aus diesem Netz von prekrenMenschen welche diesen organisieren,oder Menschen und Gruppen, welche ohneZweifel zu dieser Clique gehren. Die

    Namen dieser Menschen und dieserGruppen sind nicht relevant, denn sie sindnicht zu bersehen. Diese Vermischung sollnatrlich in Frage gestellt werden und nichtnur deren Resultate, wir sagen dass ausEhrlichkeit. Aber dieser ist ja nur ein kleinerBeitrag zu einer Kritik, welche verbessertund verbreitet werden soll, es schien unsmehr notwendig - und unumgehbar umdie Debatte zu zentrieren und einigewichtige Dinge aufzudecken.

    I.Die Mayday versucht eine Reihe vongesellschaftlichen Dingen unter dem Namender Prekarisierung aufzudecken. Nun denn,wer soll diese aufdecken? Es istanzunehmen dass dies die Institutionenmachen sollen, da die meisten derForderungen einen klaren medizinischenCharakter (1) tragen, vom

    Grundeinkommen bis zu denunglaublichsten Frderungen fr jungeKnstlerInnen. Die Institutionen scheinennur auf 2 soziale Fragen einzugehen: auf

    jene, welche sie nicht mehr kontrollierenknnen oder jene, die auf dem VerzerrtenBild der Medien erscheinen. Hierzuerscheinen zwei verschiedene Lsungen,welche die Mayday vorschlgt: arbeiten biszum Punkt, wo der Konflikt nicht mehrignoriert werden kann oder sich um jedenPreis in die bertragenden Bildschirme derMedien rein zukommen.Mayday setzt auf die zweite Mglichkeit. Sieist nichts weiteres als das Erbe von dertoten Antiglobalisierungsbewegung, welcheihre Show in punktuellen Momentenerscheinen lie, wo es eine Mediale

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    Relevanz bringen wrde. Das stndigeBeharren der Maydays auf Kreativitt istkein Zufall: sie ist eben notwendig, um dieMedien anzulocken, da diese ganz klargelangweilt von dem monotonen Ablauf deroffiziellen ersten Mai Demonstrationensind. Aber die Kreativitt der sozialenKmpfe drckte sich immer durch neueFormen der Angriffe gegen den Feind oderdurch Organisation gegen diesen und nichtals ein weiteres Spektakel aus. Dies ist daserste mal wo neue Formen gesucht werdenum dem Medien sympathisch zuerscheinen. So erklren wir uns auch dieimmer wichtigere Rolle der Figur der

    KnstlerInnen, welche sich auch immermehr zu einer Avantgarde der Bewegungprofilieren. Wenn die Forderungen derGewerkschaften des alten ersten Mais mal

    die 40 Stunden Arbeit pro Woche waren,damit alle am Ende des Tages doch nochZeit hatten um ihre Kreativitt zu entfalten oder was auch immer sie machen wollten-, ist es die Aufgabe des Maydays die Figurder KnstlerInnen zu bestrafen und derenMonopol an der Kreativitt zu brechen umsie selber zu bernehmen. Letztes Jahr auf einer Veranstaltungsreihe in sterreich,lieen wir uns von einem Clownunterhalten, der aus den sozialenBewegungen in Wien kommt. Mit lachenderVerachtung, musste er uns erklren warumdie sozialen Bewegungen KnstlerInnenwie ihn brauchen. Denn diese knnen auf eine freundliche, humorvolle und kreativenWeie dass ausdrcken, was wir nichtmehr schaffen. Bis jetzt erkannten wir nureine spezialisierte Figur und dies mitkeiner Freude welche wir brauchen undzwar AnwltInnen. Die Notwendigkeit frdiese neuen SpezialistInnen lsst uns ohneWorte. Es scheint, dass wir jetzt ohne sienichts mehr sind. Es scheint auch, dass indem Universum der Forderungen desMaydays die Prekarisierung der

    KnstlerInnen, wie sie selber sagen, einespezielle Aura hat, welche sie von derPrekarisierung anderer unterscheidet. Soist es, dass innerhalb der Bewegung sicheine KnstlerInnen-Intellektuelle Eliteerzeugt hat, welche die Sprache fertigt undan der Spitze des Maydays luft. Danachstreben sie eindeutig und schwierig wrees wenn sie sich auf eine reale sozialekmpfende Bewegung sttzen wrden,denn sie wrden sofort durch die fragendenBgen des Ostrazismus(2) kommen.Vorher aber, mssen sie als gute Jungsund Mdels rberkommen, fhig sein mit

    Vergngen zu protestieren. Daher dieextreme Leichtigkeit, von der die Maydayumhllt wird. Anderseits drckt sich dieseAvantgarde mit einer esoterischen Spracheaus, die wenig verstndlich ist,unverwechselbar aus den Universittenstammt. Wo es doch immer wieder soscheint, dass das Klingen der Wrterwichtiger ist, als was sie wirklichausdrcken und bedeuten. In den Kreisendes Maydays hat die politische Spracheaufgehrt ein Werkzeug der Kommunikationzu sein, um einen eher sthetischen Platzzu bernehmen. Diese selbst darstellendeRhetorik hat oft keinen Sinn und Inhalt undverliert sich in der eigenen Krmmung derWidersprche. Es dient dazu Dinge zusagen, die in einer egalitren Sprache dieunentschuldigte Leerheit oder ein

    besorgniserregendes Niveau anZufriedenheit mit der Herrschaft hervorruft.Diese komische Sprache ist dasideologische Element, welches sich dieMayday zuschreibt, ob sie es wollen odernicht. Diese Elemente, welche wir die

    Sprache der Mulitude nennen knnten,ohne einfach Negrimus sagen zu mssen.Aber jetzt ist nicht der Moment um eineKritik an dieser neuen Ideologie zu fhren,welche sehr viel Lrm macht und ihreAnhngerInnen so schlecht behandelt,

    indem sie sie zu einer Sprache und eineTheorie zwingen, welche sie selber nichtvollstndig verstehen, es sei denn sie sindauf der Spitze des Eisberges. Die Zeit wirduns zeigen was da an BLUFF ist und essollte mal reichen zu sagen, was fr neSchwierigkeit sie gerade haben, einhistorisches Subjekt zu finden, welches sieanspricht: mal reden sie ber Multitude,mal reden sie ber Weltbrger Wenn sichdie Mayday nhert, reden sie ber Prekreund so weiter. Ihr verstndlicherEnthusiasmus als die Proteste gegen dasCPE in Frankreich waren, lsst sehr zuwnschen brig, wenn wir sehen, wie stillsie waren, als zu selben Zeit in denfranzsischen Vorstdten eine unglaublicheWut und Revolte sich verbreitete. Dennwenn wir die beiden Ereignisse vergleichen,knnten interessante Schlussfolgerungengezogen werden und keine ehrliche Analysekann diese trennen. Ist denn dienihilistische Verzweiflung der Jugendlichender Vorstdte, ohne edle Vorhaben, ohne

    jede linke Logik und ohne einen Dialog mitden Herrschenden haben zu wollen, etwas,was innerhalb der Analyse nicht so gutpasst? Es scheint so also ob diese

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    Jugendliche nicht genug prekr seien umauf einer Mayday mit zu marschieren.

    II.

    Die Mayday strebt nach der Aktualisierung wir sagen sogar Verdrngung, nachdem

    ja der Name gendert wurde vom 1. Mai.Dieser ist seit Jahrzehnten zurLeichenhochzeit der gewerkschaftlichenBrokratie geworden. Wie auch immer,versuchen die Symbolik dieses Datums zuVerwalten ist eine riskante Wette, dennwenn Mensch dem nicht gewachsen ist wie es auch scheint ist die Gefahr gro,eine schreckliche Lcherlichkeit zu werden.Es wird ja versucht einen lustigen 1. Maizu feiern anstatt des langweiligen 1. Maider Gewerkschaften und Parteien. Auf

    diese banale Art, wird versucht einekomplizierte Dialektik vonKontinuitt/Bruch des 1. Mai zu lsen, indie mensch selber reingefallen ist. Daseinzige was am Ende erreicht wird, ist dieLeichtfertigkeit eines Datums welches,allem Anschein nach, zu Gro fr dieMayday ist. Wenn die Gewerkschaften undlinke Parteien diejenigen sind, die es sicherlauben an diesem Tag zu marschieren,dann nur weil sie auch diejenige sind, diedas Proletariat zerschlagen und ersetzthaben. Sie sind die entscheidendenSchlssel im aufbauenden Prozess desKapitalismus, sie sind verantwortlich frunsere prekre Lage. Deswegen muss eineAneignung des 1. Mai, welches eine

    Zurckeroberung von ihm selbst ist,durch einen frontalen Angriff gegen jedeGewerkschaft und Partei gehen. Und diesist beim Mayday berhaupt nichtvorhanden. Es wird gesagt, dass geradeZeiten der Erneuerung vorhanden sind unddass wir vor einer Gestaltung des neuen1. Mai stehen. Delirium erscheint beieinigen wenn sie so was sagen. DieMayday schafft es nicht weiter, als einoberflchlicher Vergleich mit demursprnglichen 1. Mai zu sein. Als dasProletariat ihn als ein internationales Festins leben rief und wir sagen es noch mal:international, nicht europisch hattendiese auf ihren Schultern schon 2 wichtigeErfahrungen, welche die Pariser Kommuneund die I Internationale waren, ohne auf eine unzhlige Liste von Kmpfen zuschauen, mit denen wir Enzyklopdienfllen knnten. Die Mayday ist ohnezurckschauen zu knnen entstanden. Esist nicht, was der 1. Mai mal gewesen ist:

    eine Demonstration, welche die damaligenKmpfe die berall passierten vereinigte.Deswegen wollen sie nicht die kmpfeaufzeigen, was Logisch wre, die innerhalbdieser prekren Lage entstehen, sondernzeigen nur diese auf. Da sie nicht einResultat von Kmpfen ist, wird sie zu einemin sich entstehenden Prozess. Ohne dassuns bis jetzt (und allen) ein einziges Malmit einfachen, verstndlichen undsofortigen Mitteln erklrt wurde, aus wasder Prozess entsteht. An diesempostmodernen 1. Mai sind noch ein paaroffene Punkte. Der Erste, ist die Freude, mitder immer im Namen der Prekren geredetwird, wie z.B. wenn sich die Mayday als

    der 1 Mai der Prekren definiert. Es wredoch viel bescheidener und treffendergewesen, einen 1. Mai fr die Prekren

    vorzuschlagen, oder aus derPrekrisierung, oder jede hnliche Art undWeise. Diese Form, sich eine Masse unterden Nagel zu reien, kommt uns vonanderen Epochen bekannt vor: dasselbemachten die leninistischen Avantgardenoder ganz normale klassische Avantgardendie sich selber das Proletariat nanntenund auch versuchten in dessen Namen zureden.Es auch nicht nur die Formen die eineunglaubliche Leichtfertigkeit hervorrufen,

    sondern auch der Inhalt: wie kannirgendwer, die Forderungen fr dasfehlende Geld fr junge KnstlerInnen mitder Tragdie tausender Illegalisierter odereinem Arbeitstag von 14 Stunden ohneeinen Vertrag gleichsetzen. Diese Menschenhaben viele Probleme um einiges zuunterscheiden. Oder sie haben mehr wieschlechte Laune.

    III.

    Die Tendenz auf mittlere Sicht der Mayday,ist es Angesichts der Institutionen eineN

    gltigeN AnsprechpartnerIn ins Leben zurufen, fr alles was unter Prekrverstanden wird. Die Herrschenden werdenanfangen eine Figur zu brauchen, welchesich dessen nicht bewusst ist und es hatschon angefangen, vor allem seit demfranzsischen Herbst vom Desasterwelches sie auf dem sozialen Feld erreichtwurde und von dieser gefhrlichenEinbindung. Die Prsenz dieserVermittlerInnen wird sich vor allem in denMedien abspielen und vor allem dort, wodas Spiel der Legitimierung abluft. Daherdie symbolische Performance und Auftritte

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    wo die Kreativitt auftritt, aber der Kampf fehl am Platz ist, denn diese mssenSympathisch rberkommen (dort trittwieder die Figur der KnstlerInnen auf,welche immer wichtiger wird und ohnewelche nichts mehr luft). Es istbedeutsam, dass die Mayday die Aufgabender trauenden Prozessionen der Parteienund Gewerkschaften bernimmt: wie derHund welcher den Besitz seines Herrenbewacht. Die Gewerkschaften und dieParteien rosten seit Jahren ein. Dieseverrckten Zeiten haben sie berholt. Wasneues ist angesagt. In einem GewissenMoment wird das Universum des Maydaysals ein Ventil fr die Herrschenden dienen,um Epidemien wie die unkontrolliertenAufstnde in Frankreich zu vermeiden oderum die Kmpfe zu einer theatralischen

    Vorstellung in den Medien zu bringen. Diesist die logische Entwicklung die wir sehen.Es knnte auch bald so werden, dassmanche, die das Konzept der Multitudeexportieren, auch anfangen erfolgreicheOrdnungsmethoden zu exportieren um dieunkontrollierten Prekren zu stoppen undniemand soll daran zweifeln sie werdenihren Platz einnehmen auf irgendeinemMoment auf diesem Weg. Wir wollen nurwieder daran erinnern wer in Genoa in denMedien sehr oft den Black Block fr all dieGewalt verantwortlich machte.Wir sind gespannt auf die weiterenGrenwahnsinne des Herrn Negri.Dieses Ereignis was nur in Europa zu sehenist, was hier Mayday-Wien heit, zeigt unsdie Geilheit auf groe Demonstrationen.Der Inhalt dieser ist zweitrangig, Platz frdas Spektakel ist angesagt. Daher scheuensie sich nicht, mit Prpotenz nicht nur der

    Presse, sondern vor allem ihrenKritikerInnen, die Anzahl von Menschen auf ihren Maydays zu zeigen:Hundertzwanzigtausend in Mailand, andereTausende in Paris und in Barcelona, mehrals Tausend in Wien Wir wollen denVerdienst so viele Tausende auf dieStrassen gebracht zu haben nicht mindern.Jedoch deuten wir drauf dass dieser Wahnauf die Quantitt sehr eigen fr die nichtvergessene alte Politik der verschimmeltenAvantgarden ist.Was ab jetzt passiert, liegt nur in denHnden der Basis der Maydays. Entwedersie lassen sich von diesem Spektakeltreiben oder sie lenken diesen Prozess derRitualisierung des Protestes auf einetheatralisch-humoristische Schiene, umdiese in Kmpfen krachen zu lassen wo die

    Basis autonom agiert. Die Frage die wir unsauch stellen, ist, was wird denn passieren,wenn die Menschen an der Spitze desMaydays, endlich die Verhltnisse derPrekaritt aufgeklrt haben. Wird sich diesin den Kmpfen der Prekren auswirken?Nein, denn die theatralische/Medienfixierten Proteste des Maydays werden siezu ZuschauerInnen ihrer eigenen Kmpfereduzieren.

    (1) medizinischen Charakter: damit meinen wir denbetubendenEffekt welches durch Reformen erreicht wird.

    (2) Ostrazismus: altathenisches Volksgericht, das dieVerbannung eines Brgers bestimmen konnte.

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    N e u e En t w i c k l u n g e n d e s K a p it a l i s m u s

    v on Alf redo M. Bonannobersetz t v on Marco Camenisch (v on uns

    e twas ve rbesse r t l i ebe r Marco)

    Neue Entwicklungen des Kapitalismus Originaltitel: "Nuove svolte del capitalismo" erschienen in der

    Nummer 72 von "Anarchismo" im Mai 1993

    Die Krise des zur Fhrung und Beeinflussungdes Weltkapitalismus fhigen industriellen undproduktiven Gefges der hchstentwickeltenIndustriestaaten dauerte von gegen endesiebziger bis in die 80iger Jahre hinein. Nie wardie Beziehung zwischen produktiven anlagenund Produktivitt so schlecht gewesen. Diegewerkschaftlichen und allgemeinproletarischen Kmpfe, vor allem diegewaltttigsten und aggressivstenKundgebungen der verschiedenen

    revolutionren Klassenstrukturen, hatten dieArbeitskosten im Verhltnis zu denKapitalertrgen auf ein unverhltnismighohes Niveau hinausgetrieben. Es schien alsginge das ganze System auf seinen natrlichenKollaps zu, unfhig sich von innen herwiederherzustellen, unfhig auch ausmangelnder kraft heraus, um eine drastischeSenkung der Arbeitskosten und Beschftigungeinzufhren.

    Aber schon in der ersten hlfte der 80iger Jahrenderten die dinge sich schnell. Der industriellewiederaufbau fhrte die Elektronik ein, esschrumpften der primre und sekundre Sektor,d. h. Landwirtschaft und Industrie, mit starkenVerlusten von Arbeitspltzen, whrend sich dertertire Sektor malos aufblhte und einen teilder verlorenen Arbeitspltze wieder herstellte.So wurde der von den Kapitalisten gefrchteteGegenschlag abgefedert.

    Schlussendlich gab es also die von denherrschenden gefrchteten aufstnde undRevolutionen in den Metropolen gar nicht. Auchkein realer und unaufhaltbarer druck vomproletarischen Reserveheer, sondern alles fgtesich weich in eine Vernderung der Produktionein.

    Die groen Industrien wechselten die festenEinrichtungen durch neue robotisierteEinrichtung aus, welche mit bescheidenenInvestitionen vorher undenkbare Hhen derproduktiven Flexibilitt erreichten. DieArbeitskosten sanken im Verhltnis zurProduktion ohne eine Reduktion der Nachfragezu bewirken, weil der tertire Sektor optimalhielt und gengend Rendite ausschttete umdas kapitalistische System als ganzes vorwrts

    zu treiben. Der groe Teil der entlassenen fandwenn auch keine neue Anstellung so dochirgendeine Mglichkeit sich durchzuschlagen, in

    den falten des Systems des neuen flexiblen undpermissiven kapitalistischen Modells.

    Die neue p rodukt ive unddemok ra t i sche Menta l i t t .

    Das alles wre nicht mglich gewesen ohne die

    Entstehung einer neuen Mentalitt,gekennzeichnet von der Flexibilitt auf demArbeitsplatz, mit einer geringeren beruflichenQualifikation und einem anziehen der nachfragenach kleineren und komplementr zueinanderstehenden arbeiten, und vor allem ohne dieKonsolidierung der demokratischen Mentalitt.

    Die antiken hierarchischen Illusionen, worauf dieKarrieretrume der mittelklassen und die trumevon Lohnverbesserungen der ProletarierInnengrndeten, verschwanden fr immer. Das wurdedurch einen artikulierten Angriff auf allen ebenen

    mglich. In der Schule, durch die Einfhrungweniger rigider Lernprogramme, fast RichtungVollversammlung gehend, wenigerinhaltsbelastet, aber geeignet um in den jungenSchlerInnen eine weiche undanpassungsfhige Persnlichkeit aufzubauen, freine unsichere Zukunft, welche noch ihre Elternin blankes entsetzen gestrzt htte. In derpolitischen Verwaltung der fortgeschrittenenkapitalistischen Lndern, indem ein oft pro-forma-autoritarismus mit peripherischen formenvon demokratisierter Verwaltung ergnzt wurde,in denen die Menschen nicht sosehr mitEinbezug in wichtigen Entscheidungsprozeensondern in fiktiven Prozeduren desreferendarischen und wahltechnischenMechanismus erfuhren. In der Produktion, in derwie schon gesagt das verschwinden derberuflichen Qualifikation zahme und flexibleProduzenten hervorgebracht hat. Es ist derZeitgeist, gezeichnet vom Untergang jeglicherphilosophischer und wissenschaftlicherSicherheiten und Wunschvorstellungen, vomVorschlag eines "schwachen Modells", das abernicht etwa auf der suche des Risikos und derWahl der Mutes grndet, sondern auf dem sich-auch-kurzfristig-einrichten, auf dem Prinzip,dass nichts sicher ist aber dass sich alles dannschon richtet.

    Diese dermaen aufgebaute demokratischeMentalitt trug nicht blo zum Niedergang desalten und weitgehend veralteten Autoritarismusbei, sondern auch zur Bildung eines passivenZustandes der mglichen Kompromisse auf allenebenen. Eines moralischen Niederganges der dieWrde der unterdrckten zur Handelsware imAusverkauf gegen die Garantie eines mhseligenberlebens machte. Die kmpfe waren immerferner und wurden schwcher.

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    Hindern i s se f r den Aufs tandskampfgegen den pos t - indus t r i e l l enKapi ta li smus u nd den Staa t .

    Zweifellos ist gerade diese flexible und amorpheMentalitt das grte Hindernis, eine nicht sosehr nach alter Manier frsorgerische

    Mentalitt, sondern eher Ausdruck der wnschenach irgendeiner berlebensnische, nach sowenig wie mglich arbeit, der Akzeptation allerregeln des Systems und Verachtung vonidealen, Projekten, trumen und Utopien. DieLabors des Kapitals, haben diesbezglichvortreffliche arbeit geleistet, von der schule biszur Fabrik, von Kultur bis zu Sport, alleskollaboriert einvernehmlich und arbeitet amAufbau von unter allen Gesichtspunktenbescheidenen Individuen, die unfhig sein sollenzu leiden, den Feind auszumachen, zu trumen,wollen, kmpfen und handeln.

    Das zweite Hindernis ist ein mit dem obenbeschriebenen verbundener zustand, und zwardie randstndig gemachte rolle der Produktionim ganzen post-industriellen Gefge. DieZerstckelung der klasse der Produzenten istschon Wirklichkeit und nicht blo ein nebulsesProjekt, und diese Aufteilung in viele oftzueinander antithetische kleine Sektorenproduziert die Verschlimmerung derRandstndigkeit an sich.

    Das alles fhrt zur schnellen berwindung jeglicher traditionell proletarischenWiderstandsstrukutur, allen voran der Parteienund Gewerkschaften. Die letzten jhre brachtenden progressiven niederrang desalthergebrachten Gewerkschaftswesens hervor,einschlielich desjenigen, das revolutionre undSelbstverwaltende Wunschvorstellungen beigehalten hat, aber vor allem brachten sie denZusammenbruch der kommunistischen Parteiendes Anspruchs auf den Aufbau eines Staates, indem realer Sozialismus Wirklichkeit wird,substantiell von polizeilicher berwachung undideologisierter Repression ausgehend.

    Angesichts dieser beiden kolossalenZusammenbrche kann nicht behauptetworden, dass gegen die vernderte produktiveund allgemein soziale Wirklichkeit antwortenausgemacht worden seien fr eine fhigeorganisatorische Strategie.

    Die von den insurrektionalistischenanarchistInnen vorgebrachten Vorschlge, vorallem die spezifischer hinsichtlich des Aufbausvon informalen Strukturen durch individuelleund Gruppenaffinitt gemachten, und in ihrenEntwicklunsgmglichkeiten noch

    nicht auf Verstndnis gestoen oder sie sindvon nicht wenigen GenossInnen ziemlichlauwarm empfangen worden. Der Grund dazu

    ist die Hemmschwelle, die manchmalverstndlicherweise sich dem aufgeben alterMentalitt und der Anwendung neuerKampfvorstellungen und neuerOrganisationsmethoden entgegensetzt.

    Weiter unten werden wir weiteres zu diesempunkt sagen, der unserer Meinung nach imKampf gegen die neuen von staut und kapitalproduzierten repressiven Strukturen zur totalenKontrolle zentralen stellenwert behlt.

    Technolog i sche Umst ruk tur ie rung

    Die zeitgenssische technologische Revolution,grundlegend aufgebaut auf die allumfassendeEinrichtung der Informatik in allen Sektoren desLebens, auf den Laser, das Atom und diesubatomare Teilchenwissenschaft, auf neueStoffe, die den Transport und die Nutzung vonvorher undenkbaren Energiemengen erlauben,auf genetische Vernderungen nicht nur inLandwirtschaft und Tieren sondern auch imMenschen, hat sich nicht damit begngt die Weltzu verndern. Sie hat mehr getan. Sie hatzustnde derartiger Unsicherheit geschaffen,dass es unmglich ist Dinge vorherzusehen undzuverlssige Programme auszuarbeiten. Und dasnicht blo fr diejenigen, die den Status quo solang wie mglich erhalten wollen, sondern auchfr die, welche dessen Zerstrung im sinnehaben.

    Der essentielle Grund dazu ist die Tatsache, dassdie neuen Technologien unvorstellbareKonsequenzen haben knnen, weit jenseits derdenkbar wahnsinnigsten Wirkungen jeglicherAtomexplosion, also auch total zerstrerische,durch ihre Wechselwirkung und weil sie sich ineine mehr als zweitausendjhrige Geschichteund technologische Entwicklung einfgen.

    Daher die Notwendigkeit eines Projektes zurZerstrung von Technologie an sich und alsganzes, ein Projekt, welches als erste undessentielle Phase des Kampfes an die Zerstrungdenkt, das jede Aufstellung eines Programms

    politischer und sozialer art auf dieUnersetzlichkeit des Anhaltens dieses sonstirreversiblen technologischen Prozesses grndet.

    konom ische, pol i t i sche undm i l i t r i sc h e U m s t r u k t u r i e r u n g .

    In der Praxis wird die technologischeUmstrukturierung durch tief greifendeVernderungen im konomischen Sektorverwirklicht. Diese Vernderungen wirken sichauf den politischen zustand der fortgeschrittenenkapitalistischen Lnder aus. Die Vernderungenim militrischen Sektor sind die folge dervorginge im untrennbar verbundnenkonomischen Sektor und in der politischenLeitung sowie in formen der Konsensherstellung.

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    Die neuen grenzen des post-industriellenKapitalismus basieren auf weit verbreiteteProzesse und dauernd flieende zustnde. Diealten statischen Vorstellungen, der mit festenEinrichtungen verbundenen Produktion, welcheimstande ist den Konsumvervielfltiger in trabzu halten, werden von der genialen Idee derschnellen Vernderung der ununterbrochenenund immer schrferen Konkurrenz innerhalb derspezialisierten Produktion, dem stilvollen undpersnlichkeitsgebundenen detail abgelst. Dasneue postindustrielle Produkt bentigt keineFacharbeit mehr, sondern wird durch eineeinfache Programmierung des zustndigenRoboters auf die besonderenProduktionsanforderungen getrimmt. Daserlaubt unglaubliche Senkungen der lager- undVerteilerkosten und schafft auch die Verlustenicht verkaufter Produkte ganz ab.

    Das ganze war um die erste hlfte der 80iger

    Jahre herum eine Mglichkeit des Kapitals,wurde aber gegen ende der 80iger zu dessenZweck. Das politische Spiegelbild der neuenkonomischen zustnde konnte nicht wie vorherbleiben.

    Daher die groen Vernderungen ende desvergangenen und anfangs dieses Jahrzehntes.Diese Vernderungen orientieren sich an einerprventiven resoluten Selektion der leitendenund kontrollierenden Apparate, welche imstandesein mssen den Bedrfnissen der neuenProduktion gerecht zu werden. Darum kam frviele Aspekte der Regierung in einzelnenfortgeschrittenen Industriestaaten eineJahreszeit des Autoritarismus, z.B. in denSymbolstaaten einer bestimmten art und weiseder Produktion, USA und England. Um dann auf eine gegliederte und flexiblere politischeVerwaltung berzugehen, die besser zur immergreren konomischen Bedrfnisbefriedigungeines Gefges von Lndern fhig ist, das jetztdaran ist in einen weltweit koordiniertenzustand zu treten.

    Zusamm enbruch des r ea lenSozia l ism us, Wieder gebur tverschiedener Nat ional ismen.

    In einem zustand kapitalistischerRckstndigkeit war eine Annherung derrealsozialistischen Staaten jenseits vonwachsamen gegenseitigem misstrauenunmglich. Die Geburt des neuen Kapitalismus,der weltweiten Teleautomatisation, auf der diegeschaffene produktive Kapazitt grndet, hatdiese Annherung nicht blo ermglicht,sondern vorerst die radikale Vernderung unddann die ebenso radikalen und definitiven sowieschndlichen Zusammenbrche bewirkt.

    Stark autoritre und auf dem ideologischenMissverstndnis des internationalen Proletariats

    (und anderen mehr oder weniger antithetischenMissverstndnissen) basierte Regimes, haltendie neuen Notwendigkeiten der Produktion undden konomischen Verbund weltweit sehrschlecht aus.

    Noch bestehende autoritre Regimes mssensich tief greifenden Vernderungen und einerpolitischen Verwaltung in demokratischem sinneffnen, wollen sie nicht in einem befristeten undrckstndigen zustande verharren. JeglicheErstarrung zwingt die groen internationalenPartner der industriellen Entwicklung so oder sozur Kriegserklrung.

    Diesbezglich hat sich auch die spezifische rolledes repressiven militrischen Apparatessinngem gendert. Seine intern repressiveFunktion hat sich verschrft whrend seineexterne rolle sich den USA als Weltpolizistangepasst hat. Eine rolle, die noch einige Jahredauern knnte, bis vielleicht neueZusammenbrche und Krisen wieder andere undgleichermaen prekre und gefhrlicheGleichgewichte wie die heutigen bilden knnten.Aus dieser Perspektive heraus hat das wiederentstehen der Nationalismen ein wenn auchbegrenzt positives Element und ein sehrgefhrliches negatives Element. Des erste istschnell gesagt: Es besteht im niederschlagenand zerstckeln der groen Staaten. JedeBewegung in diese Richtung ist immer alspositives geschehen zu begren and auch dannnicht als regressive Bewegung zu betrachten,wenn sie sich nach auen als trgerentraditioneller und ahistorischer werte vorstellt.Das zweite hchstgefhrliche Element ist durchdas Risiko progressiver Ausweitung der kleinenzwischenstaatlichen Kriege gegeben, erklrteand mit unerhrter Grausamkeit gefhrte kriege,die im Namen von elenden Prinzipien andebenso elenden Interessen imstande sindunermessliches leid zuzufgen. Viele dieserkriege werden wohl einen besseren zustand derProduktion des postindustriellen Kapitalismusbewirken, viele wohl von groen Multisferngelenkt oder in Eigenregie gefhrt, imGrunde genommen stellen sie aber blo eine

    vorbergehende Krankheit dar, ein schlimmerepileptischer Anfall, nach dem sich die sozialenzustnde entweder Richtung Aufbau von auf internationaler ebene starker Staaten bewegenknnten, die imstande sind kleinere Strukturenzu kontrollieren, oder Richtung gewaltsamerVernderungen, sogar undenkbare, die immerzerstrerischer sein knnten fr jegliche spurdas alten staatlichen Organismus.

    Im Moment knnen wir mgliche Evolutionennun in groben umrissen darstellen, ausgehendvon der Betrachtung der aktuellen zustnde.

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    Mgl ichke i ten der En tw ick lung vonaufs tnd i schem Massenkam pfRicht ung das anarchis t ischenK o m m u n i s m u s .

    Das ende der defensiven Widerstandsfunktionder groen ArbeiterInnengewerkschaften, mit

    dem zusammenbrach das klassischenZentralismus der ArbeiterInnenklasse,ermglicht es nun eine mgliche von den realenMglichkeiten der ausgeschlossenenausgehenden Kampforganisation auf andere artund weise zu untersuchen. Unterausgeschlossenen verstehen wir jene groemasse der ausgebeuteten, die jetzt schon alsProduzentIn oder nicht-produzentIn auerhalbder grenzen gesicherten Einkommens stehenoder drauf und dran sind rausgeworfen zu

    In Wirklic

    werden.

    hkeit stt der insurrektionelle undrevolutionre Anarchismus mit dem Vorschlag

    d

    ngfstand,

    ende

    re

    or 100 od. 50 Jahren

    nderten

    ndenng

    tder arbeit und den Karriereaussichten, das

    re Gruppegruppe im

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    chwunden.Alles hat sich radikal verndert. Die

    rgeworden,

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    eines auf der Schaffung gnstigererBedingungen zum Massenaufstand durch dieOrganisation von Affinittsgruppen unoperativer Koordination dieser Gruppengegrndeten Modells von eingriff in dieWirklichkeit, mit dem zwecke der Schaffugnstigerer Bedingungen zum Massenausofort auch bei den am meisten interessiertenGenossInnen auf anfnglich schwerberwindbare Schwierigkeiten. Viele finden esein berholtes Verhaltensmuster, dasletztes jahrhundert wohl seine Gltigkeit hatte,heute aber eindeutig altmodisch sei. Dem wwirklich so, wenn auch die

    Produktionsverhltnisse, vor allem die Strukturder Fabriken, dieselbe wie vgeblieben wre. Mit jenen Strukturen undentsprechenden gewerkschaftlichenOrganisationen das Widerstandes wre dasAufstandsprojekt angesichts der verallgemeinen politischen und militrischenBedingungen auf internationaler ebene ohneweiteres der Niederlage geweiht. JeneStrukturen existieren aber nicht mehr.Verschwunden sind auch die entsprecheProduktionsmentalitten, die Hochachtu

    das Arbeitsplatzes, die Freude an der Qualit

    Gefhl der Angehrigkeit einerProduktionsgruppe, was auch dasZusammengehrigkeitsgefhl deWiderstandsgruppe nhrt, und dieskonnte bei bedarf auch zur Angriffs

    verlaufe hrterer kmpfe werden, zur Sabotagantifaschistischen Aktivitt usw.

    Jetzt sind diese Bedingungen vers

    Fabrikmentalitt ist nicht mehr. DieGewerkschaft ist zum Tummelplatz fGeschftemacher und PolitikerInnenlohnbedingter und allgemein jeglicherwiderstand ist ein Filter zur Garantie fr sanftebergnge auf den neuen kapitalistischVoraussetzungen immer besser angepasstenebenen der Arbeitskosten. Der zerfall hat sauerhalb der Fabrik verbreitet, hat auch dassoziale netz erreicht, solidarische und

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    menschlich bedeutsame Verbindungenzerbrochen, hat die Leute in gesichtslosAutomaten verwandelt, die entweder in delebensfeindlichen brhe der groen Stdte, oim tdlichen schweigen der Provinz stecken. Dierealen Interessen werden durch virtuelle Bilderersetzt, Bilder die absichtlich geschaffen undangewendet werden um jenes Minimum ansozialem Zusammenhalt zu garantieren, dasden sozialen Mechanismus als ganzesunentbehrlich ist. Fernsehen, Sport, ShKunst und Kultur spinnen ein netz, in dem sichall jene verfangen die praktisch auf dieGeschehnisse warten, sozusagen parkiert iErwartung des nchsten Aufstandes, desnchsten wirtschaftlichen Zusammenbruchdes nchsten Brgerkrieges.

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    Wir mssen uns diesen allgemeinen zustand vor

    n jetzt, worauf

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    Wir halten einen aufstndischen Kampf nicht

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    Immer konsistentere schichten vonn sich von

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    Die insurrektionalistischen anarchistInnen fgen

    n sie

    Augen halten wenn wir von aufstand sprechen.Wir aufstndische und revolutionre

    anarchistInnen beziehen uns auf einebestehenden zustand, und nicht auf irgendetwas das noch kommen musswir hoffen ohne sicher zu sein. Wir beziehen unauch nicht auf ein zeitlich nunmehr weitentferntes Modell, welches wir ohne Rckauf die heutigen groen Vernderungentrumend wiederaufzubauen versuchen.leben in unserer zeit, sind Kinder des ende

    jahrtausend und TrgerInnen der radikalenvernderung der Gesellschaft die wir sehen.

    blo fr mglich, sondern denken gar, in dertotalen Zertrmmerung der Widerstands-Wertdass es der anzustrebende zustand ist, um dieVoraussetzungen des Feindes nicht totalakzeptieren zu mssen, um nicht zuLobotomisierten Sklaven zu werden, uzu Spielbllen des knftig uns beherbergendentelematischen Mechanismus zu werden, einMechanismus, der schon vor der Tre steht.

    ausgeschlossenen sind drauf und dra jeglichem Konsens loszulsen, und somit auchvon jeglicher Beziehung, die aufbaut auf Duldung und Hoffnung auf eine bessereZukunft. Vorher sich von jedem sozialenstabil in Sicherheit whnende gesellschaftlicheschichten sind heute in einer unbewusstenUnsicherheit miteinbezogen, der sie sich nichtdurch Anwendung alter Methoden, der Hingabean die arbeit und des Wohlbenehmens,entziehen knnen.

    sich genau in diese extrem zersplittertenBedingungen ein, davon ausgehend bringeihr revolutionres Projekt ein.

    Anarch i st i sche r evo lu t ionreOrganisat ion

    Da die Bnde und traditionell organisiertenGruppen durch nun Inexistente oder berholtewirtschaftliche und soziale Strukturen desbestehenden gerechtfertigt waren, meinen wir,

    dass sie nun durch von nicht allzu vielenGenossInnen gegrndete Affinittsgruppenersetzt werden mssen. Die Gruppen sollten ausLeuten aufgebaut werden, die einander gutkennen, und sollten imstande sein sich berperiodische Kampftermine miteinander zuverbinden, mit dem ziel der Verwirklichunggenau umschriebener Aktionen.

    Im verlaufe dieser Aktionen muss Raum da sein,um zu diskutieren und damit die praktischen undtheoretischen Aspekte der mglicherweisezuknftig verwirklichbaren Aktionen zu vertiefen.Bezglich der praktischen Aspekte wird dieZusammenarbeit der Gruppen undEinzelpersonen vereinbart, zur Beschaffung dermittel, Dokumentation und allem zurDurchfhrung der Aktionen notwendigem.Bezglich der Analyse wird versucht werden, siebestmglich durch die eigene presse, durchVersammlungen und Debatten ber spezifischeArgumente in umlauf zu bringen. Der zentralepunkt einer Aufstandsorganisationsstruktur istalso nicht der fr groe Syntheseorganisationenoder die offiziellen Bnde der Bewegung typischeperiodische Kongress, sondern ergibt sich ausdem gesamten Gefge aller Kampfsituationen,

    welche so zu angriffen gegen den Klassenfeindund zu Momenten der berlegung undtheoretischen Fortbildung werden.

    Die Affinittsgruppen knnen ihrerseits auchzum Aufbau von Basiszellen beitragen. Zweckdieser Strukturen ist die Ablsung, auf dermittleren ebene des Kampfes, der altengewerkschafts- und Widerstandsorganisationen.Auch derjenigen, die auf derAnarchosyndikalistischen Ideologie beharren.Aktionsfeld der Basiszellen ist die Fabrik oderwas davon noch brig geblieben ist, dasquartier, die schule, das soziale Ghetto und all

    jene orte, wo sich der Rauswurf aus der klasseund die Trennung zwischen miteinbezogenenund ausgeschlossenen materialisiert.

    Jede Basiszelle wird fast immer aus denFrderungsaktionen der AnarchistInnen herausentstehen, besteht aber nicht blo ausAnarchistlnnen.

    Sie wird von der Vollversammlung bestimmt,worin die AnarchistInnen ihre propulsiveAufgabe gegen die objektive des Klassenfeindesmaximal entwickeln mssen.

    Verschiedene Basiszellen knnen sich zumselben Zweck koordinieren und spezifischere

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    organisatorische Strukturen schaffen, die aberimmer auf den Prinzipien von permanentemKonflikt, von Selbstverwaltung und angriff grnden mssen.

    Unter permanentem Konflikt verstehen wirununterbrochenen Kampf gegen Sachen undPersonen der Herstellung und Verwaltung vonKlassenherrschaft.

    Unter Selbstverwaltung verstehen wir absoluteUnabhngigkeit von jeglicher Partei,Gewerkschaft und sonstiger Klientel. DieBeschaffung der zur Organisation und zumKampf notwendigen mittel muss folglichexklusiv durch spontane Beitrge erfolgen.

    Unter angriff verstehen wir die Verweigerung jeglicher Abmachungen, Vermittlungen,Befriedung und Kompromiss mit demKlassenfeind. Das Aktionsfeld derAffinittsgruppen und Basiszellen besteht ausden Massenkmpfen.

    Diese kmpfe werden fast immer auf dermittleren ebene gefhrt, welche keinen direktoder sofort zerstrerischen Charakter hat,sondern eher einfache Forderungen vorbringt,die den Zweck haben Krfte zu sammeln umden Kampf gegen andere ziele besser zuentwickeln.

    Der schlussendliche Zweck dieser kmpfe auf der mittleren ebene bleibt jedenfalls der Angriff.Natrlich knnen einzelne GenossInnen oderAffinittsgruppen unabhngig von jedem weitgehenden organisatorischen Zusammenschlussbeschlieen einzelne Strukturen, Individuenoder Organisationen von Staat und Kapitaldirekt anzugreifen.

    In einer solchen sich unter unseren Augenkonsolidierenden Welt, wo nunmehr dasInformatische Kapital definitiv kontroll- undHerrschaftszustnde nie da gewesenerGanzheitlichkeit am zuschweissen ist, durch dieAnwendung einer Technologie, die nie franderes als zur Erhaltung dieser Herrschaftverwendet werden kann, wird Sabotage wiederzur klassischen Waffe aller ausgeschlossenen.

    Wieso wi r insur rek t iona l i st i scheAnarch i st I nnen s ind

    Weil wir zusammen mit allenausgeschlossenen kmpfen, um die von denmiteinbezogenen uns aufgezwungenenAusbeutungsverhltnisse zu erleichtern undmglicherweise abzuschaffen.

    Weil wir es als mglich erachten dieEntwicklung der Revolten zu frdern, dieberall spontan entstehen, und aus ihnenMassenaufstnde, das heit eigentlicheRevolutionen, zu machen.

    Weil wir einen kapitalistischen zustand derWelt, der dank der informatischenUmstrukturierung ausschlielich denVerwalterInnen der Klassenherrschafttechnologisch ntzlich ist, zerstren wollen.Weil wir fr den unmittelbaren undzerstrerischen angriff gegen einzelneStrukturen, Personen und Organisationenvon Kapital und Staat sind.

    Weil wir all jene konstruktiv kritisieren, diesich immer noch mit Kompromissen mit derMacht abgeben oder meinen, revolutionrerKampf sei jetzt nicht mehr mglich.

    Weil wir, anstatt abzuwarten, entschlossensind zur tat zu schreiten, auch wenn dieZeiten noch nicht reif sind.

    Weil wir diesem Zustand der Dinge sofortein ende bereiten wollen, und nicht erstsobald externe Bedingungen seinevernderung ermglichen.

    Das sind die Grnde um anarchistInnen,revolutionr und aufstndisch zu sein.