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JUBILäUMSMAGAZIN JUNI 2011 BAUMANN BEWEGT SEIT 125 JAHREN

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Jubiläumsmagazin Juni 2011

baumann bEWEgTsEiT 125 JaHREn

baumann FEDERn ag

CH-8630 Rüti ZH

telefon: +41 55 286 81 11

fax: +41 55 286 85 11

e-Mail: [email protected]

Frau Schmid
Notiz
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Alen Zelic

Ana Pavic

Branko Kutlesa

Walter Stark

Mükerrem Demirci

Sandro Vedruccio

Urs Müller

Thomas Rüegg

Syle Pira

Martin Kälin

Adrian Wildhaber

Özcan Kücük

Frank Malzacher

Srdjan Djosic

Cyrill Gmür

Binaseta Avdic-Sabanovic

Marco Samà

Nenad Bozic

Alimusa Yücel

Barbara Baumann

Nicole Schmucki

Marina Giger

Sejdi Ademi

Urs Bopp

Sandra Giger

Peter Oberholzer

Annick Weber

Hubert Rüegg

HakanSen

ZivkoDjosic

Ernst Good- de Almeida

Fran Lasku

Antonio Di Lernia

Zoran Simeonovic

Giuseppe Fucile

UeliGähwiler

Peter Kühne

Urgen Yakartsang

Albert Schubiger

Marina Andermatt

Yves Gautschi

Elisabeth Lindenmann

Fatjana Isufi

Tamara Gloor

Hans Eggenberger

Thorsten Leo Pohl

René Pulsinger

Esef Korac

Erich Kunz

Urs Bächtiger

Thomas Raimann

André Christe

Annamaria Parisi

Florian Hermann

Erwin Kälin

Sinisa Todosijevic

Theo Bischof

Patrick Muggli

Ursula Uhr

Marcel Büsser

André Holdener

Naman Ahmeti

Kurt Keller

Bekim Hamzaj

Marco Hold

Corina Simonelli

Ibrahim Kartal

PatrickWirz

August Schmuki

Hüseyin Akgül

PascalSteiner

PhilipSchwander

Hans-Ueli Kessler

MarkusZehnder

Werner Mannhart

Serap Suna

Emrullah Ersan

Carmine Marano

MartaAraujo

Sandra Keller-Sobolic

Ugo Coviello

Matthias Oberholzer

Nerxhivan Jashari

RicardoSchällibaum

DanielHarzbecker

MichelFähndrich

Hedy Bosshard

Erwin Hager

Danny Fischli

VincenzoFiorentino

Stefan Huser

Mike Schärer

Kurt Andermatt

Pius Grob

MarkusMorger

Rita Gmür

Milenka Todosijevic

Sengül Güler-Egridere

AdrianWietlisbach

Enes Prasovic

Michael Kälin

Bruno Oertig

Manuel Iten

ErichVontobel

Hugo Raimann

Elisabeth Inglin-Hummel

Peter Höhn

Sven von Tobel

Marco Egli

Gerhard Müller

Nico Cavegn

AhmetKuday

Nuri Eren

Marcel Weber

Naser Ajvazi

RenataBrändli

Kresimir Glavina

SeyfullahBeklevic

Ivan Bühler

Dafina Ristovski-Todorova

Stefan Mudry

Gülnur Polat-Sar

Salvatore Scimonetti

Martin Friedli

Vehbo Prasovic

Claudio Brändli

ErdoganOrhan

Othmar Büsser

Sasa Simovic

Roland Meier

Ibrahim Demiröz

Hugo Hinder

Ursula Müller

Markus Beu

Bernardo Garay

Michele Calleo

Max Bargehr

Josef Rüegg

Bernadette Gaugler

Petra Schneider

TamaraTischhauser

René Langenegger

Hatice Ince-Koclar

Andreas Steiger

Andrea Nuss-baumer-Gebert

Stephan Schreiber

Clemens Kuster

Kaspar Rüegg

Dominique Wyss

Nadine Rüdisüli

Hürriyet Kücük

Dino Legena

Claude Raymann

Gertrud Lyman-Häfliger

Hansjürg Hartmann

Daniele Scarano

Cedomir Ratkovic

Francesco De Chiara

Nelly Fisch

Silvia Landolt

Sabine Stöcker

Daniel Kluser

Dennis Leuenberger

Enez Kamberi

Luca Salzani

Daniel Thoma

Sandro Krebs

Jakob Widmer

VolkanAtacan

BernhardFleischmann

Eugen Gehr

Andreas Rütsche

Patrick Wiesner

Thomas Baumgartner

Florian Gmür

Branko Brodar

Darko Matic

UrsulaLudwig

Dr. Uwe Bräuning

Sonja Gmür

Murat Soylu

David Glaus

Hansueli Rüdisüli

SimonSchöbi

Margrit Lillo

MilanMilojevic

Marco Goffi

Adrian Murer

Manuela Di Blasi

Lobsang Tsonang

Peter Ammann

Dzenan Garcevic

Amela Prasovic-Hadsovic

Juraj Neidel

Neriman Akcagün

Giovanni Ferranti

AndreaHofmann

ChristianDettling

Jan Greub

Ebru Atacan-Cokdogan

Murat Prasovic

Roman Brändli

Priska Schmid

Ernst Huser

Raphael Rechsteiner

Mate Ljubicic

Arcangelo Coviello

Michael Kuhlmann

Nurettin Ince

Walter Oberholzer

AdrianVollenweider

WernerMeier

Manuel Kallon

Rico Simonelli

Patrick Hüppin

Werner Oberholzer

Thomas Jud

Nijazi Parilti

Damjan Blagojevic

Heinz Kürsteiner

Dragoslav Marjanovic

Daniel Herzog

Andrea Raimann

Ivan Kutlesa

gEscHicHTE DER gEnERaTionEn 1886–2011 4–21

DiE ERsTE gEnERaTion 1886–1930 4DiE zWEiTE gEnERaTion 1930 –1960 8DiE DRiTTE gEnERaTion 1960–1983 12DiE viERTE gEnERaTion 1984–2010 16

baumann bEWEgT seit 125 JaHRen 22–33

DiE gRünDERFamiliEn 22DER ETWas anDERE gEnERaTionEnWEcHsEl 23baumann HEuTE – TradiTionelle WerTe und der permanenTe aufbruch in die ZukunfT als prinZip 27DiE FüHRungsTEams baumann-Gruppe und baumann schWeiZ 29DiE sTanDoRTE 30mäRkTE unD anWEnDungsbEREicHE 31DiE PRoDukTE 32sTaTisTikEn zu DEn miTaRbEiTEnDEn 33

DiE FünFTE gEnERaTion ab 2011 34–37

«JEDER EinzElnE miTaRbEiTER isT WicHTig» 34

DiE miTaRbEiTEnDEn 38–39

inHalT

HERausgEbERin bauMann fedeRn ag

REDakTion / konzEPTion / TExT

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ZuM 125-JäHRigen JubiläuM deR fiRMa

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Es gibt Jahre, die bleiben in Erinnerung. Unauslöschlich. 1886 ist so ein Jahr. Es ist das Gründungsjahr von Coca-Cola und Mercedes Benz. Beide Firmen feiern 2011 ihr 125-jähriges Bestehen, sind weltweit erfolgreich und Kult. Das gilt auch für BAUMANN. Und doch kennen nur sehr wenige über das Zürcher Oberland hinaus die Firma BAUMANN. Dabei fährt kaum ein Auto ohne Zubehör von BAUMANN. Unglaublich, aber wahr. Das Leben schreibt halt noch immer die schönsten Geschichten. Und würde man sie nicht schwarz auf weiss feinsäuberlich dokumentiert lesen, manch einer würde sie für ein Märchen aus tausendundeiner Nacht halten. Und so haben Sie eine Jubiläumsgeschichte vor sich, eine spannende Familiensaga über vier Generatio-nen und 125 Jahre BAUMANN. Eine Geschichte, die noch spannender wird, wenn man sie in den zeitlichen, kulturellen und gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen der verschiedenen Epochen erzählt.

– Von der Gründung durch die beiden Jünglinge Heinrich und Caspar Baumann in Rüti, 1886 gerade mal 25 und 20 Jahre alt, bis zum Umzug nach Ermenswil

– Von der Produktion von Webereiutensilien und Holzartikeln zur Herstellung von Federn

– Von der Gründung eines «Wohlfahrtsfonds» bis hin zur heutigen Pensionskasse– Von der globalen Erweiterung der Firmenstandorte und der Einführung

elektronisch gesteuerter Produktionsprozesse– Von grillierten Würsten zum Znüni und Schokoladenhasen zu Ostern– Von traditionellen Werten und dem permanenten Aufbruch als Prinzip

Eine «Auslegeordnung des Jetzt» und schlicht alles über BAUMANN, wie sie werkt und sich entwickelt, über verantwortliche Werksleiter, Märkte, Produkte und das wichtigste Kapital einer Firma neben dem Know-how: die Mitarbeiter. Und nicht zuletzt: das Interview mit Thomas H. Rüegg und Hansjürg Hartmann, den beiden «Kanti»-Freunden, die am 1. Dezember 2010 in der fünften Generation die Leitung der BAUMANN-Gruppe übernommen haben und über ihre Vorstellungen und Visionen reden.

BAUMANN BEWEGTSEIT 125 JAHREN

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DIE GRüNDER

HEINRIcH BAUMANN, 1861 BIS 1932

Sohn aus der ersten Ehe von Caspar Baumann mit Elisa Honegger

— Mitgründer der Firma «Gebrüder Baumann» — Präsident der Zivil- und Schulgemeinde Rüti — Gemeindepräsident von Rüti — Kantonsrat — Nationalrat — Vorstandsmitglied Zürcher Handels-kammer, Kantonaler Gewerbeverband, Arbeitgeberverband der Maschinen- industrie

cASpAR BAUMANN, 1866 BIS 1922Sohn aus zweiter Ehe von Caspar Baumann mit Barbara Honegger (die Schwester der ersten Frau)

— Mitbegründer der Firma «Gebrüder Baumann» — Präsident der Primarschulpflege — Gründungspräsident des Arbeitgeber-verbandes Zürcher Oberland

WEITSIcHTIGE pIoNIERE

Die erste Generation führt das Handwerk des Vaters weiter, hat aber die unterneh-merische Weitsicht, vom Werkstoff «Holz» auf den Werkstoff «Metall» zu setzen und die Firma an einen Standort zu verlegen, wo Wasserkraft genutzt werden kann. Es braucht auch Glaube an die damals erst in den Anfängen stehende Technik, auf das Produkt «Federn» zu setzen. Indem schon rasch eine ansehnliche Belegschaft von 25 Mitarbeitern aufgebaut wird, übernimmt diese Generation auch soziale Verantwortung, eine Eigenschaft, die das Unternehmen bis zum heutigen Tag prägt. Sie gründet nach dem Ersten Weltkrieg 1921 den «Patronalen Pensions fonds» und legt dafür ein Stiftungskapital von 60 000 Franken ein.

DIE ERSTE GENERATIoN 1886–1930

1— Generator und Dampfmaschine (1925)2— Inserat um 1911

21

Heinrich Baumann, Mitgründer der Firma

Caspar Baumann, Mitgründer der Firma

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

4 DIE ERSTE GENERATIoN

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Als im Jahre 1882 Caspar Baumann, der Vater der späteren Firmengründer, nach schwerer Krankheit stirbt, übernimmt der damals erst 16-jährige Sohn Caspar unter Aufsicht der Mutter die väterliche Wagne-rei in Rüti, derweil seine Brüder Heinrich und Fritz in andern Firmen tätig sind. 1886 kehrt Heinrich Baumann nach Hause zurück und gründet mit Bruder Caspar zu-sammen die Firma Gebrüder Baumann. Er-öffnet wird sie an der heutigen Werkstras-se in Rüti, wo schon der verstorbene Vater die Wagnerei betrieben hatte. Hergestellt werden Webereiutensilien und Holzartikel. Beliefert wird vor allem die unweit gelege-ne Firma «Johann Caspar Honegger», die Textilmaschinen baut.

UMzUG NAcH ERMENSWIl 1888 erwirbt die junge Firma in Ermens-wil ein altes Spinnereigebäude. Dieses liegt am Lattenbach und verfügt somit über Wasserkraft. In der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober  1897 brennen die Werkstät-ten, in denen mittlerweile 25 Mitarbeiten-de tätig sind, bis auf die Grundmauern nie-der. Weniger als drei Monate später – so schnell ging das damals – kann in einem Neubau die Produktion wieder aufgenom-men werden.

Ab etwa 1897 beginnen die Gebrü-der Baumann mit der Herstellung von Fe-dern, vorerst für die Textilmaschinenindus-trie in der Schweiz und kurze Zeit später für die aufstrebende Automobilindustrie in Italien. Damit beginnt die eigentliche Ent-wicklung der Firma BAUMANN – hin zu einer der weltweit grössten und wichtigs-ten Federnfabriken.

Zur Zeit des Ersten Weltkrieges umfasst die Belegschaft rund 180 Mitarbeitende. Ge-meinsam und dank der sozialen Einstellung der Patrons bewältigt man die schweren Kriegsjahre und die Krisenzeit.

Hergestellt werden Flachfedern, Pufferfe-dern, Federringe, Pinzettenfedern für Wag-gons sowie Spiral-, Zug- und Stossfedern.

WASSER AlS ANTRIEBSkRAfTMit dem Erwerb der Spinnereigebäude in Ermenswil 1888 erschliessen sich die Ge-brüder Baumann die Wasserkraft. Damit müssen die Maschinen und Vorrichtungen nicht mehr von Hand angetrieben werden. Das Wasser wird in einem offenen Kanal zur Turbine geleitet. Von da führen Riemen auf eine unter dem Gebäudedach ange-brachte Welle, und ab dieser Welle wird jede Maschine einzeln mit einem Riemen angetrieben. Im Raum reiht sich so Riemen an Riemen, was zum Begriff «Riemen wald» führt.

TElEkoMMUNIkATIoN ANNo DAzUMAlDie ersten Vorläufer der Telegrafie werden nach der Entdeckung der elektromagneti-schen Induktion durch Michael Faraday bereits 1833 entwickelt. Kurz nach der Gründung der Firma BAUMANN gibt es bereits die ersten Telegrafenverbindungen per Funk.

Die ersten Telefone stehen ab etwa 1870 zur Verfügung. Der Anruf erfolgt mittels einer Kurbel, die beim Empfän-ger einen weckerähnlichen Klingelton er-zeugt. Von jeder Sprechstelle führen zwei Kabel zur Telefonzentrale. In dieser Zent-rale sitzt eine Vermittlungsperson, die mit-tels Stöpseln die gewünschten Verbindun-gen herstellt. Die erste Telefonzentrale mit fünf angeschlossenen Stationen steht 1877 in Washington. Nur kurze Zeit später hält das Telefon auch in Europa Einzug.

Ein wichtiges Kommunikationsmittel für die damalige Geschäftswelt ist natürlich die Post. 1849 wird die eidgenössische

DAMAlS …1885 erfindet Gottlieb Daimler den Benzinmotor.1885 wird in den USA das Grammophon zum Patent angemeldet.1886 meldet Karl Benz seine Erfindung, einen dreirädrigen Motorwagen mit einem Gasmotor, zum Patent an.1886 beginnt Saurer mit der Produktion von Verbrennungsmotoren. 1886 wird die Rezeptur für Coca-Cola patentiert. 1894 findet das erste Autorennen statt: Auf der 50 km langen Strecke von Paris nach Rouen müssen die Fahrer durchschnittlich mindestens 12,5 km / h fahren.1897 stellt Rudolf Diesel den ersten Dieselmotor vor.1900 steigt der erste Zeppelin in die Luft.1900 nimmt im Wiener Prater das Riesenrad den Betrieb auf.1900 fertigt Zeiss die ersten Prismenfernrohre.Die Damenwelt trägt weite Röcke, Puffärmel und Schärpen.1911 startet das erste Militärflugzeug.1914 – 1918 fordert der Erste Weltkrieg rund 17 Millionen Menschenleben. Als neutraler Staat bleibt die Schweiz vor «direkten kriegerischen Handlungen» zwar verschont, die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind aber trotzdem verheerend.

VoN DER pRoDUkTIoN VoN HolzARTIkElN zUR HERSTEllUNG VoN fEDERN Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1886 Bis 1930

51886–1930

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Post gegründet und seit 1850 gibt es die schweizweit gültigen Briefmarken. Der Briefverkehr zwischen den Firmen wird sehr formell geführt und jeder Brief enthält Höflichkeitsfloskeln, die aus heutiger Sicht eher erheiternd wirken.

Rechts: Plan Messestand Gebrüder Baumann (1914)

1— Das Fabrikgelände um 18902— Der «Riemenwald» der Federmacherei (um 1935)

3— Inserat (Anfang 20. Jahrhundert)

1 3

Eine Ausbildung im 19. Jahrhundert – oder wie die Gebrüder Baumann aufge wachsen sind   Die Söhne von Caspar Baumann stammen aus einer soliden Handwerkerfamilie und geniessen eine gute Ausbildung, wie sie für diese Zeit sicher nicht typisch ist.  Heinrich Baumann kommt am 4. Dezember 1861 im väterlichen Haus auf der Nauen in Rüti zur Welt. Er ist ein aufgeweckter Knabe und besucht die Schulen in Rüti. Nach Ab - schluss der 2. Sekundarschulklasse schicken ihn die Eltern für zwei Jahre in die Ecole Secondaire Commerciale nach Neuenburg. Das gibt ihm die Möglichkeit, gleichzeitig Französisch zu lernen und sich in den Handels fächern auszubilden. 1877 kommt er nach Rüti zurück und absolviert in der Maschinenfabrik Caspar Honegger eine dreijährige kaufmännische Lehre. Nach Abschluss der Lehre arbeitet er ein weiteres Jahr als kaufmännischer Angestellter in dieser Firma. Im April 1881 zieht er nach St. Gallen und arbeitet im Geschäft seines Vetters, Rudolf Baumann. Dieser ist erfolg-reicher Inhaber eines Schirmgeschäftes. Als Verkäufer für Schirme reist Heinrich Baumann in der ganzen Schweiz herum, und er ver -  kauft seine Schirme auch in Italien, Frankreich und Österreich. Er ist ein sehr kontaktfreudi-ger, erfolgreicher und gewandter Verkäufer und wird schon bald Mitglied im Verband reisender Kaufleute der Schweiz.

Fritz Baumann, der jüngste (Halb-)Bruder von Heinrich, erlernt ebenfalls in der Maschinenfabrik Caspar Honegger in Rüti den Schlosserberuf. Auf Drängen seines Bruders Heinrich macht auch er seine weiteren Berufserfahrungen ausserhalb von Rüti. Nach einem längeren Aufenthalt in Basel arbeitet Fritz Baumann bei der Firma Bell in Kriens. Zusammen mit seinem  Bruder Heinrich bewirbt sich Fritz – auf dessen ausdrücklichen Wunsch im Sonntags-kleid – um eine Stelle in den Eisenbahn-werkstätten in Bellinzona, die er auch erhält. Heinrich fordert ihn deshalb auf, tüchtig  die italienische Sprache zu lernen, und die Mutter legt dem nächsten Wäschesäcklein eine italienische Grammatik bei. Nach diesen Lehr- und Wanderjahren tritt Fritz ebenfalls in die inzwischen gegründete Firma Gebrüder Baumann ein, aber nicht  als beteiligter Unternehmer, sondern als Schlosser und Mechaniker.  Über Caspar, den «Mittleren» (ebenfalls ein Halbbruder), weiss man nur, dass er nach dem frühen Tod des Vaters zusammen mit der Mutter die väterliche Wagnerei weiterbetrieben hat. Offenbar zeigt auch er schon in jungen Jahren unternehmerisches Geschick, denn die Firma ist unter seiner Leitung erfolgreich.

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GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

6 DIE ERSTE GENERATIoN

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71886–1930

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HENRI RüEGG-pfENNINGER, 1886 BIS 1960Sohn aus zweiter Ehe von Barbara Baumann-Honegger mit Hans Rüegg (Henri Rüegg ist also ein Halbbruder von Caspar Baumann). Mit acht Jahren bereits elternlos, wächst Henri Rüegg in der Familie seiner ältesten Schwester auf.

— Diplom der Kantonalen Handels- schule in Neuenburg, Weiterbildungen — in Mendrisio und London — Leiter der Firma von 1922 bis 1960 — Als Hauptmann Kommandant einer Oberländer Füsilierkompanie im Aktiv- dienst (Erster Weltkrieg) — Präsident der Primarschulpflege (als Nachfolger seines Halbbruders) — Gemeindepräsident von Rüti

ERNST BAUMANN, 1895 BIS 1931Sohn von Heinrich Baumann. Trat 1923 in die Firma ein und starb 1931, also erst 36-jährig.

DIE zWEITE GENERATIoN 1930 –1960

1— Schmiede (um 1930)2— Henri Rüegg-Pfenninger auf dem

Tribelhorn-Elektromobil (ca. 1940)

Ernst Baumann

Henri Rüegg-Pfenninger

2

AUf- UND AUSBAU IN ScHWIERIGEN zEITEN

Die zweite Generation hat die harte Kri-senzeit der 1930er-Jahre zu bewältigen und führt die Firma auch während der schwierigen Jahre des Zweiten Weltkrie-ges. Die Firma wächst vor dem Krieg auf 250 Mitarbeiter an und die Belegschaft wird in den Nachkriegsjahren gar auf mehr als 700 Personen ausgebaut.

Mit der Gründung der Verkaufsgesell-schaft BIOS AG und dem ersten Schritt nach Italien  – also erstmals auch ins Ausland  – beginnt eine entscheidende Ausbauphase.

Wie sehr die soziale Verantwortung wahrgenommen wird, kommt erneut zum Ausdruck, als 1943 – mitten im Zweiten Weltkrieg – der «Wohlfahrtsfonds» ge-gründet wird, eine wiederum rein pat-ronale Institution. 1952 schliesslich wird die Fürsorgestiftung der BAUMANN + CIE AG geschaffen, eine Einrichtung, für die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeit-nehmer finanzielle Beiträge leisten und die in mehreren Schritten zur heute noch funktionierenden Pensionskasse ausge-baut wird.

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GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

8 DIE zWEITE GENERATIoN

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1933 wird die Kollektivgesellschaft, die sich «BAUMANN + CIE, Rüti / ZH» nennt, in eine Aktiengesellschaft umgewan-delt und heisst fortan BAUMANN + CIE Aktien gesellschaft Rüti / ZH. Henri Rüegg-Pfenninger leitet die Firma als Direktor und Delegierter des Verwaltungsrates.

1936 wird mit der «BIOS AG» in Rüti die erste Tochtergesellschaft gegründet. Als Verkaufsgesellschaft vertreibt die BIOS AG in dieser Zeit die bei BAUMANN in Lizenz aus Metall hergestellten Fussstützen. Später wird dieser Handel auch auf Schuhe, Stie-fel und Zoccoli ausgedehnt.

Die Firma BAUMANN hat in dieser Zeit eine Belegschaft von rund 250 Personen. Zu den krisenbedingten Beschäftigungs-engpässen kommen neue Probleme hinzu: Die Schweiz ist umgeben von den Achsen-mächten, die Grenzen sind weitgehend geschlossen, die Materialbeschaffung und allfällige Lieferungen ins Ausland werden dadurch stark erschwert. Die männlichen Angestellten haben Aktivdienst zu leisten. Vor allem auch dank der erneut sehr sozi-al denkenden und handelnden Geschäfts-leitung übersteht die Firma auch diese äus-serst kritische Zeit.

ERWEITERUNG DER GEScHäfTSlEITUNGDie Leitung der Firma wird durch den Ein-tritt der beiden Söhne von Henri Rüegg-Pfenninger erweitert, 1944 durch Dipl.-Ing. Hans Rüegg, 1945 durch Dr. iur. Theodor Rüegg.

1947 wird die Betriebskommission ge-gründet. Sie hat den Auftrag, die Beleg-schaft gegenüber der Geschäftsleitung zu vertreten. Grundlage ihrer Arbeit ist das Friedensabkommen in der Maschinen- und Metallindustrie.

1947 expandiert die BAUMANN + CIE AG ins Ausland. In Brescia nimmt die PRODOTTI BAUMANN S.p.A. den Be-trieb auf. Aufgebaut und geleitet wird die Firma durch den lokalen Mitgründer und Minderheitsaktionär Dottore Silvio Be-nedetti. Dank der nahe gelegenen Auto-mobilindustrie entwickelt sich dieses Werk rasch zu einer der führenden Federnfabri-ken in Italien.

Das Mutterhaus in der Schweiz wächst in den Nachkriegsjahren stark und die Be-legschaft steigt bis 1960 auf über 700 Per-sonen an. Grund für das Wachstum sind die steigenden Exporte. Neben Italien sind es vor allem die Märkte in Deutsch-

land, Österreich, Frankreich und in den Beneluxstaaten, die intensiv und mit stei-gendem Erfolg bearbeitet werden. Es gilt, viele Herausforderungen zu meistern, wie Importkontingente, Devisenmangel und Li-zenzpflichten. Hinzu kommt, dass die Her-stellungskosten für die Produkte in der Schweiz schon damals wesentlich höher sind als im Ausland. Hauptabsatzgebie-te sind in dieser Zeit die Maschinen-, die Elektro- und die Automobilindustrie.

1951 wird ein heute noch gültiger Brauch eingeführt: «Die Schokoladehasen zu Ostern». Damals gibt es noch einen Bat-zen von 20 Franken für den Osterbraten und pro Kind zusätzlich zwei Eier.

ERSTE ScHRITTE INS AUSlAND Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1930 Bis 1960

DAMAlS …1932 erreicht die Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt. In Deutschland sind 6 Millionen Menschen arbeitslos.1933 kommen in Deutschland die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht. Die Schweiz ist geprägt durch eine tiefgreifende Wirtschaftskrise mit schwerwiegenden Beschäftigungsproblemen. 1933 stellt Malcom Campbell mit dem Auto einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf: Er fährt 437,91 km / h. 1933 ist man mit Flugzeugen auf Rekordkurs: Willy Post fliegt in 121 Stunden um die Erde. 1939 greift am 1. September die Deutsche Wehrmacht Polen an, der Zweiten Weltkrieg beginnt. Die Schweiz bleibt auch in diesem Krieg von einer Invasion verschont. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft sind aber erneut tiefgreifend. Der Krieg dauert bis 1945 und fordert rund 60 Millionen Leben.1946 liegt Europa vielerorts in Schutt und Asche. Besonders betroffen sind die grossen Städte in Deutschland. Der Wiederaufbau belebt die Konjunktur und führt vor allem auch in der Schweiz zu einem raschen Wirtschaftswachstum. 1946 kommen in Italien mit der berühmten «Vespa» Motorroller auf den Markt.1946 wird in Deutschland die Serienproduktion des «Volkswagens» aufgenommen.1946 erreicht erstmals ein Flugzeug die Höhe von 17 000 Metern. 1949 wird der Europarat ins Leben gerufen.1950 wird der Schumann-Plan für eine engere Zusammenarbeit in Europa vorgelegt. 1951 erfolgt die Gründung der Europäischen Union.

91930–1960

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DER HARTE AllTAG DER fABRIkARBEITERDie Wirtschaftskrise in den 1930er Jah-ren bringt auch in die meisten Schweizer Familien Elend und Not. Es herrscht eine Massenarbeitslosigkeit in bisher nie ge-kanntem Ausmass. Wer Arbeit hat, muss Lohnkürzungen in Kauf nehmen. Der in den 1920er Jahren geschaffene Index der Konsumentenpreise hat auf die Lohnent-wicklung kaum Auswirkungen, weil sich Inflation und Deflation relativ häufig ab-wechseln. Die Arbeit am Fliessband setzt sich in der Automobil- und anderen Indust-rien durch, viele Betriebsangestellte arbei-ten – sofern die Leistung messbar ist – im Akkord. Zwischen den Geschlechtern gibt es grosse Lohndifferenzen, so verdient eine Frau in einer Baumwollspinnerei rund ei-nen Drittel weniger als ein männlicher Hilfsarbeiter.

Auch während des Zweiten Weltkrieges herrscht grosse Not. Die Lebensmittel wer-den mit Rationierungsmarken zugeteilt und der Plan Wahlen schreibt vor, dass auch auf öffentlichen Plätzen angepflanzt wer-den muss. Bekanntes Beispiel sind die Ge-müsepflanzungen auf dem Zürcher Sech-seläutenplatz am Bellevue. Die meisten Männer sind im Aktivdienst, und so haben die Frauen zusätzliche Arbeit zu leisten.

koMMUNIkATIoN pER locHSTREIfENFür die Geschäftskontakte innerhalb der Schweiz, aber vor allem auch mit Part-nern im Ausland benutzt man vielfach den TELEX (TELeprinter EXchange). Über ein spezielles Kommunikationsnetz werden via Fernschreiber Daten und Texte ausge-tauscht. Da das Schreiben auf dem Appa-rat selber sehr langsam ist und wegen der langen Übermittlungszeiten hohe Kosten verursacht, schreibt man die Texte zuerst auf Lochstreifen und liest diese dann über eine spezielle Vorrichtung ein. Neben dem Informationsaustausch im Wirtschaftsleben ist der Telex vor allem für die Zeitungs- und Radioredaktionen zentral. Nachrichten aus aller Welt werden mittels Telex verbreitet.

Daneben ist natürlich das Telefon für die Kommunikation zunehmend bedeutend. BAUMANN verfügt über eine grosse Te-lefonzentrale. Alle Gespräche müssen bei der Zentrale angemeldet werden. Diese stellt dann die Verbindungen her. Für Ge-spräche ins Ausland kann die Wartezeit  – je nach Land – Stunden dauern.

Feminismus   In der Firma BAUMANN macht erstmals eine Frau Karriere. Emilie Frei ist die erste Prokuristin. Sie geniesst vor allem bei den kaufmännischen Lehrlingen grossen Respekt. Auch wenn der Bleistiftstummel  vor lauter Spitzen kaum mehr zu halten ist, gibt es noch lange keinen neuen Stift …! Dafür gibt es Verlängerungsröhrli aus Metall.  Bei der Inventur am Jahresende müssen sogar die Schnurknäuel abgewickelt, mit dem Mess band gemessen und dann wieder auf - gerollt werden!Täderli   Einmal kommt ein Mitarbeiter stolz zum Firmenchef und erzählt, er hätte jetzt vom Fenster seines Büros aus beobachtet, wie Mitarbeiter Franz eine ganze Stunde lang nichts gearbeitet hätte. Auf die Frage des Chefs, was er selber in dieser Stunde denn gearbeitet habe, entfernt sich der Denunziant mit einem relativ roten Kopf.

Stille Nacht …  Schon zu dieser Zeit geht es in der Firma an der Weihnachtsfeier hoch zu und her. Zum Mittagessen disloziert man traditionell in den Löwen nach Rüti. Dort geht's dann meist fröhlich-munter weiter.  Als ein normalerweise sehr zurückhaltender Mitarbeiter für einmal ein Bierchen zu viel trinkt, wird er von Kollegen nach Hause geführt. Sie leisten sich einen Scherz und stellen den Ärmsten in den Rahmen der Haustüre, läuten und verstecken sich in Windeseile hinter einer Hecke. Als die Frau Gemahlin die Tür öffnet, kann sie ihren Gatten – sehr zum Gaudi seiner Kollegen – gerade noch auffangen. Über weitere Folgen ist nichts bekannt.Chauffeur   Die Firma hat schon zu dieser Zeit einen Chauffeur. Er macht Transporte und fährt den Seniorchef. Bei seiner Pensionierung gesteht er, niemals einen Führerschein besessen zu haben …

Rechts: Werbebroschüre (ca. 1960)

Die erste UB-Maschine (um 1957)

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

10 DIE zWEITE GENERATIoN

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111930–1960

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HANS RüEGG-DRESSEl, DIpl. ING ETH, 1918 BIS 1991Sohn von Henri Rüegg und Ida Pfenninger

— Leiter der Firma von 1960 bis 1983 — Hauptmann — Kantonsrat — Nationalrat — Präsident des Arbeitgeberbandes der Schweizer Maschinenindustrie ASM — VR-Mitglied und -Präsident bedeutender Unternehmen in der Schweiz

THEoDoR RüEGG-kIETz, DR. IUR., 1920 BIS 2004Sohn von Henri Rüegg und Ida Pfenninger

— Leiter der Firma von 1960 bis 1983 — Hauptmann — Präsident der Primarschulpflege — Gemeindepräsident von Rüti — Kantonsrat — Präsident des Arbeitgeberverbandes Zürcher Oberland

zUNEHMENDE TEcHNo loGISIERUNG UND INDUSTRIAlISIERUNG

Die dritte Generation hat dem Unterneh-men zu einer stabilen Basis verholfen. Das Unternehmen erweitert seinen Absatz auf die internationalen Märkte. Dement-sprechend wird der Verkauf internationa-lisiert. Beziehungen zu grossen und welt-weit tätigen Kunden werden zunehmend intensiv gepflegt. Es werden neue Techno-logien entwickelt und in der Produktion ein-gesetzt. Man setzt auf Märkte mit gros sen Produktionsserien, wie beispielsweise die Schreibmaschinenindustrie, und ist fähig,

solche Serien mit einem hohen Automati-sierungsgrad in der geforderten Qualität herzustellen. Auch diese Generation erlebt nicht nur rosige Zeiten, sondern hat sich auch in schwierigen Wirtschaftssituationen zu behaupten.

Die Sozialpartnerschaft wird aufgebaut. Die Geschäftsleitung bezieht die Mitglie-der der Betriebskommission und der neu gegründeten Personalkommission in die wesentlichen Entscheide des Unternehmens mit ein. Die Nachwuchsförderung wird ge-pflegt und man investiert mit einer eigens geschaffenen Lehrwerkstatt in die Ausbil-dung von Lehrlingen.

Die Firma richtet zudem einen eigenen Kinderhort ein und betreut mit ausgebilde-ten Fachfrauen die Kinder von Mitarbeite-rinnen. Für eine sinnvolle und ergänzen-de Freizeitgestaltung werden Sportanlagen gebaut und Sportanlässe organisiert.

Dipl.-Ing. Hans Rüegg ist Präsident des Arbeitgeberverbandes Schweizerischer Maschinenindustrieller ASM und die Firma BAUMANN beteiligt sich auch deshalb an vielen Projekten. Eines davon soll dank Fil-men, Tonbildschauen und Workshops mit-helfen, ausländische Mitarbeiter – damals vor allem aus Italien – besser zu integrie-ren. Nicht zuletzt werden neue Arbeitsmo-delle ausprobiert: Jobrotation, Jobenlarge-ment und Jobenrichement. Damit soll die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbei-ter gefördert werden. Es werden aber auch neue Systeme und Programme für das in-nerbetriebliche Vorschlagswesen getestet.

DIE DRITTE GENERATIoN 1960–1983

Theodor Rüegg-Kietz

Hans Rüegg-Dressel

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

12 DIE DRITTE GENERATIoN

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Die BAUMANN + CIE AG feiert 1961 ihr 75-jähriges Bestehen. Die Firmenvereine (die Blasmusik, der Männerchor und die Sportvereine) wirken aktiv mit. Gefeiert wird in einer grossen Festhütte.

Hauptabnehmer von BAUMANN ist in dieser Zeit die Büromaschinenindustrie. In diesem Segment ist BAUMANN Marktlea-der in Europa. Basis des Erfolgs ist die Ei-genentwicklung von Automaten für die Herstellung von Zugfedern. Sogar in die USA werden Federn für Büromaschinen exportiert.

ERSTES STANDBEIN IN DEUTScHlANDVor allem der Mangel an Fachkräften führt dazu, dass BAUMANN 1964 im deut-schen Lichtenstein eine kleine Federnfa-brik erwirbt. Ergänzend zum Mutterhaus beliefert dieses Werk in den folgenden Jah-ren die Hersteller von elektromechanischen Schreibmaschinen mit Millionen von Zug-federn. Rasch baut die deutsche Firma mit der Herstellung von Stanz- und Biegetei-len neue Standbeine auf, die bis heute das Produktionsprogramm prägen.

1970 lädt BAUMANN zu einem Fami-lientag ein. 1200 Personen besichtigen die Fabrikationsanlagen und stärken sich mit Wurst und Brot. Zum Aufstellen der Be-leuchtungsmasten für die neue Sportan-lage wird ein Helikopter eingesetzt. Der Federrechenschieber wird durch den Klein-computer ersetzt. Die Fürsorgestiftung bie-tet in dieser Zeit schon 145 eigene Woh-nungen an.

Mit den Zugfedern ist BAUMANN aus-serordentlich erfolgreich. Zusammen mit den Fabrikationsabteilungen in Deutsch-land und Italien sind bis zu diesem Zeit-punkt drei Milliarden Zugfedern produziert

DAMAlS …1961 umkreist am 12. April Juri Gagarin als erster Mensch mit dem Raumschiff «Wostok I» den Erdball. 1961 wird der Flugsicherungsdienst automatisiert. 1961 erreichen Kunststoffe erstmals eine Temperaturbeständigkeit von 200 Grad. 1961 erregen die Beatles mit ihrer Musik Aufsehen und bringen vor allem die Mädchen im Teenageralter zum Kreischen.1968 werden auch an den Schweizer Universitäten die Studenten aktiv, später ist von der sogenannten «68er-Generation» die Rede. 1969 ist das Jahr der bemannten Raumflüge mit der ersten Mondlandung am 21. Juli als unvergessenem Höhepunkt. Die Frauenmode ist geprägt vom Minirock, der zusammen mit hohen Stiefeln und überlangen Mänteln getragen wird. In einigen Städten wird man vermehrt mit dem Problem rauschgiftsüchtiger Jugendlicher konfrontiert.1970 und die folgenden Jahre dominieren Lawinenniedergänge, Erdbeben und Sturmkatastrophen sowie zahlreiche Flugzeugentführungen die Schlagzeilen der Zeitungen. In der Wirtschaft macht der Begriff «Stagflation» (stagnierende Konjunktur bei gleich-zeitiger Inflation) die Runde, ein Begriff, den es nach Lehrbuch eigentlich gar nicht gibt. Die 70er Jahre sind konjunkturell sehr schwierig: Verschiedene weltweit tätige Konzerne verlagern in der Folge ihre Produktion nach Südostasien.

DIE pHASE DER MoDERNISIERUNG UND DER EINzUG DER ElEkTRoNIk Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1960 Bis 1983

Konstruktion (1961)

131960–1983

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worden. Würde man diese Zugfedern an-einanderreihen, ergäbe dies eine Distanz von zweimal Erde – Mond und zurück!

Erstmals bilden sich die Lernenden in dieser Zeit in einem Lager in Fächern wei-ter, die in der Berufsschule nicht ange-boten werden, und erstmals werden die Lehrlingseltern zu Informationsabenden eingeladen.

1976 wird die bargeldlose Auszah-lung der Löhne eingeführt, im gleichen Jahr der Verein für Familiengärten gegrün-det. Die Generalversammlungen der Be-triebskrankenkasse finden traditionsge-mäss in der Fasnachtszeit in Eschenbach statt und ganz Eschenbach feiert kräftig mit. Mit fünf betriebseigenen Kleinbussen können die Mitarbeitenden damals von ih-ren Wohnorten zur Arbeit und wieder zu-rück fahren.

1977 wird das neue Speditionsgebäu-de in Betrieb genommen, 1978 wird die neue Kantine eingeweiht und 1979 be-zieht die Abteilung «Oberflächentechnik» ein eigenes neu erstelltes Gebäude.

DAS zEITAlTER DES coMpUTERS BEGINNTMit dem Eintritt von Hans R. Rüegg beginnt eine Phase der Modernisierung und der in-ternationalen Ausrichtung. Die Elek tronik

Der Znüni   Die Znünizeit ist wichtig. Man schickt die Lehrlinge am Morgen abteilungs-weise mit einem grossen Einkaufszettel in den nahegelegenen Laden. Beliebt sind Cervelats, die in den Öfen gebraten werden. Jeder «betreut» seine eigene Wurst. Ein würziger Grillduft durchströmt die Hallen. Ein beliebtes Getränk ist Most – nicht etwa Süssmost … Diesen bringt man in Schlegeln (grossen Flaschen) von zuhause mit. Man erzählt sich, dass einige «Büümeler» das Obst ganzer Bäume kaufen und dann selber Most pressen. Um den internen «Arbeits-aufwand» zu beschränken, fahren später ein Wagen des Rössliwirts und ein Wagen des Hirschenwirts beladen mit allen Znünisachen gleichzeitig von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Es kommt zu eigentlichen Konkurrenzkämpfen. Um zu verhindern, dass der «Lieblings-Znüni» allenfalls schon ausverkauft ist, macht man Vorbestellungen.Die Betriebssanität   Während der Betriebs-ferienzeit werden generalstabsmässig geplante Unterhaltsarbeiten ausgeführt. Selbstverständlich ist auch der Betriebssanitä-ter auf dem Platz, um allfällige Blessuren zu verarzten. Seine Hauptaufgabe besteht aber darin, alle hereinkommenden Telex-Nachrichten mit dem vorbereiteten Telex-

Streifen «Die BAUMANN + Cie AG ist wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen» zu beantworten. Auch Bestellungen werden in dieser Zeit nicht entgegengenommen.Das Öffnen der Post   ist zu dieser Zeit Sache der Geschäftsleitung. Diese trifft sich allmorgendlich zu Arbeitsbeginn mit Brief - öffnern «bewaffnet». Mit der Zeit erkennt man die Umschläge mit «Bestellungspotenzial», und so haben die «unteren Chargen» der Geschäftsleitung vor allem Werbe sendungen zu öffnen. Es gibt aber auch Post zum Schmunzeln, so die Anfrage eines Hobby-gärtners, der sich nach den Preisen für Hühnermist erkundigt, in der Annahme, BAUMANN verkaufe Hühnerfedern.Notruf   1986 unternimmt die ganze Firma einen Ausflug. Auf der Heimfahrt erleidet  ein Mitarbeiter eine Herzschwäche. Der Extra- zug hält an keinem Bahnhof. Der Patient aber sollte dringend ins Spital. Es gibt keinerlei Kontakt zum Lokomotivführer und so bindet der Kondukteur einen Zettel an einen schweren Gegenstand mit der Bitte, den Zug an der nächstgrösseren Station anzuhalten und einen Krankenwagen zu organisieren. Er wirft den Zettel bei der Durchfahrt des nächsten Bahnhofs dem Vorstand vor die Füsse. Es hat funktioniert – auch ohne Handy.

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GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

14 DIE DRITTE GENERATIoN

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Werbematerial der 70er-Jahre

hält Einzug, sowohl bei den Produktions-maschinen in der Fabrikation als auch bei den Computern im Bürobereich. Flexibilität ist schon damals gefragt. Kontrakte mit fi-xen Lieferdaten werden durch Verträge ab-gelöst, die Lieferungen «just in time» vor-sehen. Die Kunden versuchen damit ihre Lagerbestände klein zu halten und die Risi-ken zu minimieren. Die Abrufhorizonte be-tragen damals drei bis vier Monate.

VoN DER INTERNATIoNAlISIERUNG zUR GloBAlISIERUNG Auch wichtige Kunden von BAUMANN bauen neue Standorte in Asien auf und der Markt Amerika nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Hans R. Rüegg erhält vom Verwaltungsrat den Auftrag, in Singa pore und Amerika neue BAUMANN-Betriebe aufzubauen. Nach eingehenden Abklä-rungen wird in den USA Charlotte NC als Standort gewählt. Beide Tochterge-sellschaften werden 1979 aktiv. Ameri-ka vorerst als Verkaufsstützpunkt, Singa-pore als Produktionsstätte. Damit beginnt für BAUMANN ein neues Zeitalter. Und eine neue Strategie wird formuliert: «In-ternational tätige Kunden sollen weltweit möglichst nahe an ihren Standorten be-liefert werden.» Ein Grundsatz, der heu-te noch gilt. Die Produktepalette ist stark angestiegen: 1980 werden im Stammhaus Rüti mehr als 18 000 verschiedene Artikel in jährlich rund 12 000 Fabrikationsaufträ-gen gefertigt.

Die BAUMANN + CIE AG sieht sich in diesen Jahren aber auch mit einem schwer-wiegenden Problem konfrontiert. Innerhalb weniger Monate werden die Typenhebel-Schreibmaschinen zuerst durch Maschinen mit Kugelkopf, später durch solche mit Ty-penrädern abgelöst. Der Umsatz mit die-sen Spezial-Zugfedern bricht schlagartig ein. Statt zu resignieren gelingt es der Fir-ma, rasch einen neuen Markt aufzubauen: Tastaturfedern für die Computerindustrie.

Auch hier gelingt es den cleveren Ingeni-euren von BAUMANN, die ganzen Ab-läufe zu automatisieren  – inklusive der 100-Prozent-Prüfung.

1980 beginnt für die BAUMANN-Gruppe das EDV-Zeitalter. Gestartet wird mit zwei Systemen IBM S / 34. In den Jah-ren 1982 und 1983 steht die europäische Wirtschaft unter dem Druck einer namhaf-ten Rezession, die vor allem das Werk in Deutschland stark spürt.

TElEfAx UND ElEkTRIScHE ScHREIBMAScHINE ERoBERN DIE BüRoWElT1974 kommt erstmals ein Fernkopierer auf den Markt. Die Informationen wer-den über das Telefonnetz übermittelt. Bei BAUMANN wird der Telefax erst in den frühen 1980er Jahren regelmässig einge-setzt. Der grosse Vorteil gegenüber dem Te-lex besteht darin, dass auch Zeichnungen übermittelt werden können.

Die Typenhebel-Schreibmaschine wird elektrifiziert und später zur Kugelkopf-Schreibmaschine weiterentwickelt. Wenn eine Sekretärin einen Tippfehler macht, profitiert sie nunmehr von der revolutionä-ren Neuerung der Korrekturtaste.

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1— Eröffnung des BAUMANN-Sportplatzes 19682— Die legendären BAUMANN-Skirennen

3— Kantine (1961)4— Kinderhort

151960–1983

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HANS R. RüEGG-WäBER, DIpl.-ING. ETHSohn von Hans und Helene Rüegg-Dressel, geboren 1946

— Operativer Leiter der Firma von 1984 bis 2010 — Präsident des Verwaltungsrates — Oberleutnant — Präsident der Gruppenwasser-versorgung Zürcher Oberland — Mitglied der Werkkommission Rüti — Vizepräsident und Quästor Swissmem — VR-Mitglied und -Präsident bedeutender Unternehmen in der Schweiz

WElTWEIT füHRENDES UNTERNEHMEN MIT BREITER AUSRIcHTUNG

Hans R. Rüegg hat in der vierten Genera-tion das Unternehmen stark erweitert und weltweit neue Produktionsstandorte aufge-baut. In Europa sind die Werke in England, Frankreich, Spanien und Tschechien hin-zugekommen, und unter seiner Leitung hat BAUMANN auch die Tochtergesellschaften in den USA, Singapore, Malaysia, China und Mexiko gegründet.

Als Ingenieur hat Hans R. Rüegg neue elektronisch gesteuerte Produktionsprozes-se gefördert und mit einem grossen Inves-titionsschub alle Betriebe der BAUMANN-Gruppe auf einen hohen technologischen Stand gebracht. Die betriebseigene Ent-wicklungsabteilung, und später die BAMA-TEC AG, bringen der BAUMANN-Gruppe den entscheidenden technologischen Vor-sprung gegenüber der weltweiten Konkur-renz. Wichtig ist die Einführung der EDV, die mit «MOVEX» zum weltumspannenden System ausgebaut wird.

Mit zahlreichen Arbeitseinsätzen vor Ort hat Hans R. Rüegg nicht nur das Manage-ment der Tochtergesellschaften unterstützt, er hat vor allem auch den Austausch des technischen Know-hows innerhalb der Gruppe sichergestellt, was insofern sehr wichtig ist, als in fast allen Betrieben Spezi-alisten am Werk sind, die über hohe spezi-fische Fachkenntnisse verfügen. Und diese optimal zu nutzen, ist für eine internatio-nal tätige Firmengruppe von entscheiden-der Wichtigkeit.

Unter der Leitung von Hans  R. Rüegg werden in allen Betrieben Qualitäts-Management-Systeme aufgebaut und zer-tifiziert. Eine Forderung, die von den Auto-mobilherstellern, im Laufe der Jahre aber von allen Grosskunden und Industrieberei-chen gestellt wird.

DIE VIERTE GENERATIoN 1984–2010

Hans R. Rüegg-Wäber

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

16 DIE VIERTE GENERATIoN

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Dipl.-Ing. Hans Rüegg und Dr. Theodor Rüegg treten Ende 1983 aus der ope-rativen Geschäftsleitung zurück. Hans R. Rüegg übernimmt zusammen mit einem neuen Geschäftsleitungsteam die Leitung der Firma. Sämtliche Betriebsabläufe wer-den optimiert.

1985 erreicht das Stammhaus in der Schweiz erstmals einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Franken. Die ersten PCs werden in der Finanzbuchhaltung und in der Abteilung Technik eingesetzt. Auch die Geschäftsleitung arbeitet mit PCs  – Symphony heisst die erste Software.

In dieser Zeit wird erneut ein Produkt entwickelt, das die BAUMANN-Gruppe bis in die heutige Zeit prägt: Die Herstel-lung von Glühwendeln. Im Laufe der Jahre wird der Produktionsprozess samt der Prü-fung dieser Produkte, die zum Vorglühen von Kerzen in Dieselmotoren verwendet werden, in diversen Schritten immer wei-ter automatisiert.

Die BAUMANN + CIE AG feiert 1986 mit mehreren Anlässen und vielen Gästen das 100-jährige Bestehen. Der «BAUMANN-Marsch», komponiert von Bäckermeister Bruno Bächtiger aus Er-menswil, wird uraufgeführt. Im Jubiläums-jahr wird zudem ein neues, sehr erfolg-reiches Projekt gestartet: Die Entwicklung und Produktion von Ringen zur Befesti-gung von Kunststoffdeckeln an Autorä-dern. Erneut schaffen es die Ingenieure von BAUMANN, den Produktionsprozess zu automatisieren. 1987 kann zusätzlich zu den Ringautomaten eine vollautomati-sche Beschichtungsanlage in Betrieb ge-nommen werden.

DIE WElTWEITE ERWEITERUNG DER fIRMENSTANDoRTE Die Firma BaUmaNN iN DeN JahreN 1984 Bis 2010

DAMAlS …1985 gibt es gleich zwei Weinskandale, welche die Öffentlichkeit beschäftigen: In Österreich wird Wein mit Glykol und in Italien mit Methylalkohol gepanscht. Das Waldsterben ist ein grosses Thema, und zur Schonung der Luft werden auf vielen Autobahnen Tempolimiten eingeführt. 1985 wird in Planica mit 191 m ein neuer Skiflug-Weltrekord erreicht. Weltweit gibt es etwa 330 Millionen Autos und 100 Millionen Lastwagen. 1985 wird die «Pille» 25-jährig.In Berlin häufen sich die Fluchtversuche aus der DDR über die Mauer. 1986 löst der Reaktorunfall in Tschernobyl einen Super-GAU und eine grosse Diskussion zum Thema Atomenergie aus.1989 fällt die Berliner Mauer.1990 kommt es zur Wiedervereinigung der beiden Deutschland und zu den grossen Umwälzungen in den Staaten des Ostblocks. 1990 wird das Schengener Abkommen unterzeichnet.1990 bricht die Raumfähre Challenger kurz nach dem Start auseinander. Die erste Website wird veröffentlicht. 2000 Der Millenniumswechsel wird weltweit gefeiert. Besondere Aufmerksamkeit gilt allen EDV-Systemen, weil die Software das Datum 2000 nicht kennt. 2000 stimmt das Stimmvolk am 21. Mai mit einer deutlichen Zweidrittel-Mehrheit den bilateralen Verträgen der Schweiz mit der EU zu. 2001 erschüttern am 11. September schwere Anschläge, ausgeführt mit entführten Linienflugzeugen, das World Trade Center mit den Twin Towers in New York und das Pentagon in Washington. Es gibt tausende von Toten und die ganze Welt ist geschockt und wie gelähmt. 2002 wird am 1. Januar in der EU der Euro als Zahlungsmittel eingeführt. 2004 fordert am 26. Dezember ein schwerer Tsunami entlang der Küste Asiens 230 000 Menschenleben. 2005 wird Benedikt der XVI. zum Papst gewählt.2005 wird Angela Merkel deutsche Bundeskanzlerin.2005 wird der Prototyp des Airbus 380 der Öffentlichkeit vorgestellt.2005 verkehrt in London zum letzten Mal einer der legendären roten Doppelstock-Routemasters. Das Kickboard erobert die Trottoirs.

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NEUE QUAlITäTSSTANDARDS 1987 erhält die BAUMANN + CIE AG als erste schweizerische Federnfabrik das Qualitäts-Zertifikat der Schweizerischen Vereinigung für Qualitätssicherungs-Zertifi-kate (SQS) nach der Schweizer Norm SN 029 100 der Stufe A, die später in die europäische Norm ISO 9000 umgewan-delt wird.

Das Fabrikareal in Ermenswil erhält Strassennamen und die einzelnen Ge-bäude werden nummeriert. Die Ge-schäftsleitung hat ihre Büros nicht mehr im «weissen Haus», sondern neu an der Oberstrasse 10.

1988 nimmt im Rahmen des Projektes «EDV 90» eine erste Anlage des Systems IBM AS / 400 den Betrieb auf und die äus-serst erfolgreiche Ringabteilung wird durch einen Hallenanbau erweitert.

Das gesamte Kader wird in mehrtägi-gen Kursen in Führungsfragen sowie für die Qualitätsprozesse geschult.

ABScHIED VoN DER fIRMEN- kRANkENkASSEAber auch im sozialen Bereich gibt es ein-schneidende Neuerungen. Die seit 70 Jah-ren eigenständig geführte «BAUMANN-Krankenkasse» wird mit der «Krankenkasse Helvetia» fusioniert und von dieser über-nommen. Dieser Schritt wird notwendig, weil die Zahl der Versicherten nicht mehr gross genug ist. Damit geht eine Tradition zu Ende, die auch wegen vieler legendärer Generalversammlungen das Firmengesche-hen jahrzehntelang namhaft geprägt hat.

NEUE pRoDUkTIoNSBEREIcHEIm April 1989 baut die BAUMANN-Grup-pe ihre wichtige Position im englischen Markt entscheidend aus. Mit der Übernah-me der in England bestens bekannten Fir-ma William Finucane, Springs & Pressings Ltd. kommt ein grosser und völlig neuer Kundenkreis hinzu. Damit festigt sich die Position von BAUMANN im damaligen

Rauchen erlaubt   In den Büros wird teilweise noch kräftig geraucht. Aber nicht alle haben das gern. Ein immer sehr rücksichtsvoller Stumpenraucher legt seine noch brennenden Zigarren vor dem Eintritt ins Büro jeweils  auf die Heizkörper im Gang. So erfüllt der Stumpenrauch tagelang die Gänge, und  es kommt vor, dass am Abend auf diversen Heizkörpern Stummel liegen, die der Eigen- tümer vergessen hat.Undercover   Die Lohnauszahlungen erfolgten früher in bar. Der Geldtransport ist schon damals recht heikel. Mit zwei Autos wird das Bargeld auf der Bank in Rüti abgehoben.  Im ersten Auto sitzen der Chauffeur und der Chef der Finanzbuchhaltung, im zweiten Auto zwei ehemalige Polizisten, die unterdes-sen Mitarbeiter von BAUMANN sind. Diese tragen immer – ganz unauffällig und auch bei strahlendem Sonnenschein – Regenmäntel, um in den grossen Manteltaschen die Pistolen griffbereit zu halten. Da dieser Vorgang immer heikler wird, beschliesst die Geschäfts-leitung zusammen mit der Betriebs- und  der Personalkommission, den Lohn nunmehr bargeldlos zu überweisen. Das ist aber gar nicht so einfach und stösst nicht überall auf Begeisterung, weil offensichtlich nicht jeder Mitarbeiter seine liebe Ehefrau immer so ganz wahrheitsgetreu über die Höhe seines bisher bar bezogenen Lohnes aufge - klärt hat …Partys   Die Firma BAUMANN hat ihre Anlässe immer sehr grosszügig gefeiert. Die Generalversammlung der Krankenkasse findet damals immer zur Fasnachtszeit im «Sternen» Eschenbach statt. Das Nachtessen wird anschliessend in allen Restaurants des Dorfes serviert. Und selbstverständlich werden alle Augen zugedrückt, wenn die 

ganze Bevölkerung kräftig mittrinkt. Auch mit kleinen Schnapsfläschchen darf man sich bedienen. Einmal hat dabei ein «Festbruder» gegen die Morgenstunden – nicht mehr so ganz nüchtern – der Geschäftsleitung den Handstand zeigen wollen. Aus sämtlichen Taschen kullerten in der Folge Schnapsfläsch-chen …Bööggli  Ein beliebter Brauch ist dabei der Besuch der weiblichen «Bööggli» im Festsaal. Es soll dabei mehr als einmal vorgekommen sein, dass manch einer  die eigene Frau auf dem Knie geknutscht hat, ohne es zu merken. Man munkelt, dass es zuhause anschliessend jeweils entsprechend Ärger gegeben habe. Und einer der getadelten Ehemänner meinte hinterher resigniert knurrend: «Diesen Hintern (er nannte einen im Volksmund gängigeren Begriff für diesen Körperteil) hätte ich Trottel doch kennen müssen!»  Ein schon etwas älterer Büümeler hat  sich einmal sehr über ein herziges Bööggli auf seinen Knien gefreut. Alle ausser ihm merkten, dass es sich um ein männliches Bööggli handelte. Kündigungsgründe   Ein junger Berufsmann hat gekündigt. Er kommt zur Geschäftslei-tung, um sich zu verabschieden. Er erklärt, dass es ihm eigentlich gut gefalle bei BAUMANN, er die Firma auch nur verlasse, weil er einmal in die Fremde gehen wolle. Auf die Frage, wohin er denn gehe, antwortet er: «Zu Weidmann nach Rapperswil.»   Ein anderer Mitarbeiter hat einst gekündigt mit der Begründung, er gehe in eine Firma, die zweimal im Monat Lohn bezahle – bei BAUMANN war er halt im Monatslohn angestellt …

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

18 DIE VIERTE GENERATIoN

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EG-Raum entscheidend und zudem sind damit hinderliche Währungsprobleme ge-löst. Im Stammhaus Rüti und im Werk Lich-tenstein erfolgt mit der Einführung des CAD ein grosser Modernisierungsschritt im Be-reich der Konstruktionsabteilungen. Zudem erfolgt der Spatenstich für das neue Werk in den USA, das 1990 einen Neubau be-ziehen und damit die eigene Produktion stark ausbauen kann. Unter anderem wird die Produktion von Raddeckelringen aufge-nommen und damit eine sehr erfolgreiche Phase dieses Betriebes eingeläutet. Auch in Lichtenstein kann ein neues Gebäude bezogen werden.

DIE JAHRE DER REzESSIoNIn Europa tauchen zu Beginn der 1990er-Jahre schwarze Wolken am Wirtschafts-himmel auf. Eine tiefgreifende Rezession geht auch an der Firma BAUMANN nicht spurlos vorbei und führt dazu, dass 1993 im Stammhaus in der Schweiz Stellen ab-gebaut werden müssen. Dank guter Infor-mationspolitik und einem engen Einbezug der Mitarbeitenden, der Behörden, der Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter wird diese schmerzliche Krise bewältigt. Und mit entsprechend grossem Optimis-mus werden die Aufgaben in den folgen-den Jahren angegangen. «Besser und trotzdem kostengünstiger werden und mit einer weltumspannenden Verkaufsorgani-sation möglichst nahe bei den Kunden pro-duzieren», lautet die Devise. Und sie ist erfolgreich.

pRoDUkTE füR DEN WINTERSpoRT In dieser Zeit gehen öfters auch Sport-grössen aus der Sparte Snowboard bei der Lehrlingsabteilung von BAUMANN ein und aus. Ernst Egli, Sportartikelhänd-ler aus Rüti, hat ein System zum Spannen von Snowboards entwickelt und patentiert. BAUMANN baut dieses System, das spä-ter zum «STM», einer Bindungsplatten für Carving-Ski, weiterentwickelt wird.

NEUE pRoDUkTIoNSSTANDoRTE1994 expandiert die BAUMANN-Gruppe nach Spanien. Spanien ist eine bedeuten-de Region für die Hersteller von Kunststoff-Raddeckeln geworden. Um ganz gemäss dem Haus-Motto «nahe bei den grossen Kunden» entwickeln und produzieren zu können, wird die BAUMANN MUELLES S.A., Legutiano, gegründet. Nach einer kurzen Bauzeit kann am 2. Mai 1995 mit der Produktion begonnen werden. Damit fertigt BAUMANN in der Schweiz, Eng-land, Spanien und den USA in grossem Umfang Befestigungsringe für Raddeckel.

Aber auch nach Frankreich expandiert BAUMANN 1994. Mit dem Kauf der gut etablierten Federnfabrik RENAD in Cran-ves-Sales, in der Nähe von Annemasse, unweit der Schweizer Grenze, eröffnet sich die BAUMANN-Gruppe neue Absatz-chancen, unter anderem im Bereich der Elektroindustrie.

In diesen Jahren wird die BAUMANN FEDERN AG mit vielen Quality-Awards namhafter Kunden ausgezeichnet. 1997 wird mit einem Tag der offenen Tür der 111. Geburtstag der Firma gefeiert und die Organisation der Gruppe erhält die neue, bis in die Gegenwart geltende Struktur.

ERWEITERUNG IM MAScHINENBAU 1997 kommt mit der BAMATEC AG eine weitere Tochtergesellschaft in die BAUMANN-Gruppe. Grund für diese Neu-gründung ist der Konkurs der Schenker Maschinen AG. Die BAUMANN-Gruppe besitzt zu diesem Zeitpunkt 130 «Schen-ker Maschinen», und da sich keine Zu-kunft für die Firma Schenker abzeichnet, kauft die BAUMANN FEDERN AG die Ak-tiven aus dem Schenker Konkurs und legt diese mit dem schon existierenden eige-nen Maschinenbau zur BAMATEC AG zu-sammen. Aus dieser Kombination ergeben sich für die BAUMANN-Gruppe entschei-dende Vorteile. Spezialisten mit Know-how

1—Fabrikgebäude am Lattenbach, mit Postwagen2—Das Firmengelände eingebettet

ins Lattenbachtal3—Werkzeug- und Vorrichtungsbau (um 1980)

4—Werkzeugkonstruktion

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aus der Federnfabrikation bauen jetzt zu-sammen mit Fachleuten Spezialmaschinen für den Bau von Federmaschinen, die der BAUMANN-Gruppe im Markt grosse Vor-teile bringen.

1998 wird das EDV-Projekt «MOVEX» umgesetzt. Dank «MOVEX» sind bis heute alle BAUMANN-Betriebe weltweit vernetzt. Bis es so weit ist, gilt es aber grosse und komplexe Probleme zu lösen.

Am 12. April 2000 erfolgt der Produk-tionsstart von BAUMANN China in Shang-hai. Auch der Schritt nach China erfolgt, um nahe bei bestehenden Grosskunden produzieren zu können, die sich in dieser Region angesiedelt haben.

BAUMANN Rüti erarbeitet in dieser Zeit erfolgreich alle Voraussetzungen zur Erfüllung des Umweltmanagementsystems nach ISO 14001. Denn Umwelt wird auch im Stammhaus gross geschrieben.

Im Jahr 2001 wird mit der Gründung der BAUMANN SPRINGS TEXAS, Dallas, der Markt in den USA deutlich ausgebaut. Dies mit dem Ziel, in den USA neue Um-satzchancen wahrzunehmen.

Mit dem Aufrichten des neuen Gebäudes 46 geht die Bautätigkeit auf dem Areal in Ermenswil 2002 vorläufig zu Ende. Es gibt allerdings noch genügend Landreserven, um die Firma allenfalls auch in Zukunft auszu-

bauen. Aus Rücksicht auf die sich abzeich-nenden Konjunkturprobleme beschliesst die Geschäftsleitung, den Innenausbau auf bes-sere Zeiten zu verschieben. Eine Massnah-me, die sich als richtig erweist.

NEUER, fRIScHER look 2003 unterzieht das Stammhaus die Ge-bäude in Ermenswil einem neuen Gesamt-layout, das im Vorfeld aufwändig erarbei-tet worden ist.

Die BAMATEC AG veranstaltet eine Haus-Ausstellung, die bei den Kunden auf grosses Interesse stösst.

2006 ist abermals ein Jahr der Neu-gründungen. In Karvina findet im Beisein von viel lokaler Prominenz der Spatenstich für das neue Produktionswerk in Tschechi-en statt und in Mexiko, in der Stadt León im Staat Guanajuato, kommen die Bauar-beiten für das neue Werk von BAUMANN Springs León rasch voran. Erneut sind es Marktüberlegungen und Kundenforderun-gen, die BAUMANN zur Erweiterung der Gruppe in diese Länder bewogen haben.

Im gleichen Jahr nimmt das Stammhaus Abschied von der Ringabteilung. Das hohe Kostenniveau in der Schweiz und die im-mer stärker ins Gewicht fallenden Trans-portkosten zwingen die Firma, die Ringpro-duktion von der Schweiz nach Spanien zu verlagern. Seit 1986 sind im Stammhaus 350 Millionen Ringe produziert worden.

2007 wird das Know-how für Wellring-federn in Zusammenarbeit mit der Hoch-schule für Technik in Rapperswil erweitert. Komplexe Berechnungen mit der Finite-Ele-mente-Methode führen zu interessanten Er-kenntnissen. Mit namhaften Investitionen wird die gesamte BAUMANN-Gruppe mo-dernisiert. Resultatmässig befindet sich die Gruppe in einem Hoch.

Das Jahr 2008 wird zum Jahr der Re-strukturierungen. In den USA wird die Pro-duktion von North Carolina nach Texas und Mexiko verlagert. Und in England führt die unbefriedigende Entwicklung

in einem schwindenden Heimmarkt zur Schliessung des Werkes. Die Hauptpro-dukte dieser Firma werden nach Spanien, Tschechien und in die Schweiz verlagert. Beide Aktionen sind mit grossem Aufwand verbunden und einschneidend.

kRISENJAHRE UND üBERGANGSpHASE Im Spätherbst 2008 ziehen sehr dunk-le Wolken am Wirtschaftshimmel auf. Sie beeinflussen auch die BAUMANN-Grup-pe in einem bisher nie erlebten Ausmass. Vor allem die Krise in der Automobilindus-trie führt 2009 zu einer Beschäftigungs-situation, die mit Kurzarbeit allein nicht zu bewältigen ist und im Stammhaus ei-nen Stellenabbau leider unumgänglich macht. Umso erfreulicher, dass die Resul-tate des Jahres 2010 bereits wieder sehr positiv ausfallen. Die «neue Generation», mit Thomas H. Rüegg an der Spitze, hat in dieser Krisenzeit und Übergangspha-se viel dazu beigetragen, den raschen Umschwung herbeizuführen. Und sie hat wertvolle Erfahrungen sammeln und sich in schwieriger Zeit gleich eindrücklich be-währen können.

DAS DIGITAlE zEITAlTERIn dieser Zeit kommt es zu einer rasend schnellen Entwicklung von der elektrischen Schreibmaschine mit Kugelkopf oder Typen-rad über die ersten elektronischen Schreib-maschinen mit Display hin zum Laptop der heutigen Zeit. Die Leuchttafel, die in ver-schiedenen Gebäuden und Büros aufleuch-tet, wenn jemand telefonisch gesucht wird, muss dem «Sucher» Platz machen, den man auf sich trägt. Und beide werden bald einmal durch schnurlose Handys abgelöst.

Der Telefax hat weitgehend ausgedient und ist durch das E-Mail im Internet abge-löst worden.

Über das Internet kann man auch Te-lefonkonferenzen abhalten. Mit dem Han-dy ist man jetzt jederzeit und überall erreichbar.

Der Maschinenpark 2008

Rechts: Mit diesem Inserat wirbt BAUMANN in den 90er-Jahren

GEScHIcHTE DER GENERATIoNEN

DIE VIERTE GENERATIoN

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211984–2010

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DIE GRüNDERfAMIlIEN

1. Ehe cASpARElisa Honegger

2. Ehe Barbara Honegger

1. Ehe HEINRIcHElisa Merz

2. Ehe Emma Oertli

1. Ehe HANSSusanna Thurthaler

2. Ehe Barbara Honegger

1. Ehe THEoDoRRosemarie Gfeller

2. Ehe Elisabeth Kietz

HENRIIda Pfenninger

THoMAS

HANSSusanne Wäber

HANSHelene Dressel

cASpARHermine Rüegg

FritzEmma Bünzli

Hermann

Hans

Setty

Hermine

Barbara

Helene

Katharina

Heidy

Margrith

Rosemarie

Christine

Andrea

Karin

RüEGGBAUMANN

BAUMANN BEWEGT

22 DIE GRüNDERfAMIlIEN

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Vater und Sohn oder der Patron der vierten Generation und sein Nachfolger: Hans R. Rüegg und Thomas H. Rüegg (links).

Ganz so war’s ja nicht geplant. Doch die Weltwirtschaftskrise beschleunigte die his-torisch traditionelle Selbstverständlich-keit im Familienunternehmen BAUMANN, sprich: den Generationenwechsel. Eigent-lich war die Übergabe der exekutiven Ver-antwortung an die fünfte Generation und die Pensionierung von Hans R. Rüegg auf November 2011 geplant. Doch mit ihren Fähigkeiten, das Krisenjahr 2009 zu meis-tern, und mit dem Erfolg der BAUMANN-Gruppe im Jahr darauf bewies die neue Führungscrew ihr Potentzial eindrücklich. Die Energie und die Entschlossenheit der «neuen Generation» überzeugten Hans R. Rüegg so sehr, dass er zum Schluss kam, es sei just der richtige Zeitpunkt für die Übergabe der Verantwortung an Thomas H. Rüegg. Und so wechselte die Führung halt schon per 1. Dezember 2010.

Obwohl in einem Familienunternehmen solche Generationenwechsel erwartet wer-den, sind sie keineswegs selbstverständ-lich, wie viele gescheiterte Nachfolgere-gelungen in Traditionsbetrieben immer wieder zeigen. Gerade auch deshalb wur-de dieser Generationenwechsel zu dem, was die «Jungen», also die fünfte Genera-tion, jetzt, Anno Domini 2011, als grosse Herausforderung und «spannenden Pro-zess» bezeichnen.

DER ETWAS ANDERE GENERATIoNENWEcHSEl

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Hans R. Rüegg (links) und Ruedi Ziegler führten in der 4. Generation als Freunde die Firma BAUMANN und teilen noch heute die Leidenschaft für alte Postautos.

Bis Ende 2008 gab es an der Spitze von BAUMANN ein Führungsteam, das ganz ähnlich zusammengearbeitet hat wie Thomas H. Rüegg und Hansjürg Hartmann es heute tun: Hans R. Rüegg und Ruedi Ziegler. Allerdings war diese Zusammen-arbeit ursprünglich so nicht geplant – sie entstand zufällig.

Allein schon wie Ruedi Ziegler zur Fir-ma BAUMANN kam, ist eine Geschich-te für sich. 1971 wurde Dipl.-Ing. Hans Rüegg – der Vater von Hans R. Rüegg – in den Nationalrat gewählt. Nebst den ver-schiedenen politischen Ämtern, die ihn stark beanspruchten, engagierte er sich in mehreren bedeutenden Verwaltungsräten und Arbeitgeberorganisationen. Kurz: Er war ein viel beschäftigter Unternehmer. So lag es nahe, dass er den gut befreundeten Dr. Kurt Hess, zu dieser Zeit Chef der Rie-ter AG in Winterthur, fragte, ob es im gros-sen Rieter-Konzern nicht einen jungen Be-

triebswirt gebe, der ihm als Assistent zur Seite stehen könnte.

Es gab einen. Und so wurde Ruedi Ziegler, der nach dem Abschluss an der Universität Zürich bei Rieter seine erste Stelle angetreten hatte, ohne die wahren Hintergründe zu kennen, «ganz zufällig» zu einem Nachtessen mit Hans Rüegg ein-geladen. Man war sich gegenseitig sehr sympathisch, kam ins Gespräch und wurde sich folglich über einen Stellenwechsel von Rieter zu BAUMANN rasch einig. Ruedi Ziegler, der bei Rieter für eine Kaderfunk-tion vorgesehen war, hatte nur noch eine grosse Sorge: «Wie sage ich das Herrn Dr. Hess und meinen Chefs bei Rieter?» Nervös und mit schier etwas schlechtem Gewissen hat Ruedi Ziegler dann schliess-lich gekündigt – um später zu erfahren, dass alle vom Chef persönlich und hinter seinem Rücken längst über den Wechsel zu BAUMANN informiert worden waren.

Und so kam es, dass 1971 die Famili-en von Hans R. Rüegg und Ruedi Ziegler im BAUMANN-Block an der Bergacher-strasse 20a in Rüti gleichzeitig eine Woh-nung bezogen. Aus der Wohnungsnach-barschaft ist eine einmalige geschäftliche und private Beziehung entstanden, die bis heute andauert.

In den 37 Jahren seiner Tätigkeit hat Ziegler in der Firma BAUMANN ver-schiedenste Führungsfunktionen ausgeübt und innerhalb der Geschäftsleitung das Departe ment Finanzen und Verwaltung ge-führt. Und als die Firma 1994 neu organi-siert wurde, hat Hans R. Rüegg als CEO die Leitung der gesamten Gruppe über-nommen und Ruedi Ziegler führte als COO von da an das Mutterhaus in Rüti. Der In-genieur und der Betriebswirtschafter haben sich ideal ergänzt und ohne lange Sitzun-gen bestens verstanden.

Seit 1979 leben die beiden Familien wieder in enger Nachbarschaft, Garten an Garten, im Berghof in Rüti. Viele Stunden der Freizeit verbrachte und verbringt man zusammen. Selbst das Hobby von Hans R. Rüegg, alte Postautos und Lastwagen zu pflegen und auch zu fahren, begeistert auch Ruedi Ziegler. Beide sind glücklich, wenn sie nach und neben der Büroarbeit im «Übergwändli» und mit schmutzigen Händen an Oldtimer-Fahrzeugen hantie-ren können.

Und dass Freundschaften auch unter umgekehrten Kommandoverhältnissen funk-tionieren, hat sich gezeigt, als Oblt Rüegg im Militär per Zufall in den Stab von Ma-jor Ziegler eingeteilt wurde und so einige Wiederholungskurse lang zwischen den beiden Freunden umgekehrte «Unterstel-lungsverhältnisse» galten.

DIE füHRUNG IM TEAM HAT TRADITIoN WIE RUEDI ZIEGLER ZU BAUMANN KAM UND EINE FREUNDSCHAFT WEIT ÜBER DAS GESCHÄFT HINAUS ENTSTAND

BAUMANN BEWEGT

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Ruedi Ziegler (rechts) wünscht seinem Nachfolger Hansjürg Hartmann alles Gute für die nächsten 125 Jahre.

AUSEINANDERSETzUNG MIT DEM IcHIm Januar 2004 wurde Thomas H. Rüegg, der Sohn von Hans R. Rüegg, von der Fir-ma angestellt. In den folgenden Jahren nahm er kontinuierlich mehr und mehr Führungsaufgaben wahr. So war er wäh-rend seines zweijährigen Aufenthalts bei BAUMANN Italien massgeblich für deren Reorganisation verantwortlich. Anschlies-send richtete er die beiden Betriebe in Nordamerika neu aus und prägte sie in seinem Sinne.

Als Thomas H. Rüegg vom Vater Ende 2007 mit der Frage der Nachfolge kon-frontiert wurde, war dies nicht die logische Konsequenz einer über Jahre systematisch geplanten und verfolgten Nachfolgerege-lung mit klarem Ausgang. Nein, es war vielmehr ein individueller Prozess. Eine in-tensive Auseinandersetzung mit den urei-genen Lebenszielen, mit seinen Idealen, eine Firma zu fühen, und der Frage, ob und wie weit er sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren kann.

Schliesslich hatte Thomas H. Rüegg ab-seits der BAUMANN-Welt zwei renommierte Gastrobetriebe aufgebaut, zudem beschäf-tigten ihn viele andere Ideen. Der Entscheid für BAUMANN war denn auch entspre-chend eingehend und sorgfältig überlegt, im vollen Bewusstsein aller Konsequenzen. Und von da an war er es, der die Personal-entscheide auf Führungsebene prägte.

Auf seinen ausdrücklichen Wunsch stellte man sodann und mit Blick auf die Zukunft Hansjürg Hartmann als seinen Partner an. Mit hohem Engagement, Ide-enreichtum und grosser Motivation stellten sich die beiden folglich dem Übergangs-prozess, den beide im Nachhinein als nicht immer ganz einfach, aber äusserst interessant, lehrreich und als stets konstruk-

tiv schildern: das eine zu tun, ohne das an-dere zu lassen, also die traditionellen Stär-ken wie soziales Engagement, Kontinuität und Verantwortung zu pflegen, ohne die Weiterentwicklung der Firma und der Mit-arbeiter zu vernachlässigen. Oder: sich dem Wandel der Zeit zu stellen und mit tatkräftiger Mitarbeit aller neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen.

WENN zWEI GENERATIoNEN AUf ANDERE WEISE DAS GlEIcHE WollENUnd so kam, was kommen musste: Das Aufeinanderprallen zweier Generationen, zweier Führungsstile. Oder, fachsprach-lich: Statt von einem Ingenieur wurde das Familienunternehmen nun von Ökonomen geführt, welche ihr fehlendes fachspezifi-sches Know-how – wie sie selber von sich sagen – dadurch kompensieren, dass sie die richtigen Leute für die richtigen Ent-wicklungen engagieren.

«Der Mensch steht im Zentrum», sagt Thomas H. Rüegg und meint, dass sie halt einen anderen Führungsstil pflegen und kultivieren, weil sie die fachliche Kompe-tenz delegieren und jeden dort einzuset-zen versuchen, wo er sein Potenzial für die Firma am besten entfalten kann. «Die-ser Wandel ist zu schaffen», sagt Hans-jürg Hartmann, «weil das Unternehmen eine technische Basis mit einem ausseror-dentlich hohen Niveau hat.» Nun gelte es, die richtigen Weichen zu stellen bezüglich einer Steigerung der Flexibilität und Pro-duktivität, um im anspruchsvollen Markt-umfeld der Konkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein. «Bestehendes optimieren» ist sein aktuelles Motto, will heissen: die menschlichen Kompetenzen stärken, allge-mein mehr Verantwortung delegieren und Mut zur Entscheidung haben.

Seit vielen Jahren gehen die Ehepaare Rüegg und Ziegler mit den Hunden auf einen Abendspaziergang und auch auf Bergwanderungen. Dies bot den weit vorausgehenden Männern hin und wie-der willkommene Gelegenheit, an der fri-schen Luft in aller Ruhe Fragen zu erör-tern, für die sie im Geschäftsalltag kaum Zeit fanden.

Im Geschäft Büro an Büro und zu-hause Garten an Garten. Und dies fast 40 Jahre lang – eine ebenso prägende wie einmalige Freundschaft. Nicht nur für die beiden Männer, sondern ebenso sehr für die Frauen und Kinder der bei-den Familien.

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BAUMANN – immer auch ein Thema für den «Zürcher Oberländer». Erst recht, wenn die Führung wechselt. Ein erstes Interview mit Thomas H. Rüegg, der in der fünften Generation die Führung des Familienunternehmens übernimmt.

Das alles gehe allerdings nicht, ohne sich intensiv mit den Führungskräften, den Füh-rungsstrukturen und den Führungsprozes-sen auseinanderzusetzen. Aus Sicht von Senior-Patron Hans R. Rüegg, der seit nun-mehr bald 33 Jahren fast tagtäglich durch den Betrieb geht, «ein teils langer und nicht immer effizienter Prozess, der aber im Hinblick auf die zukünftige Arbeitswelt durchaus angebracht ist».

WER BAUMANN füHRT, IST UNTERNEHMER UND NIcHT MANAGERTrotzdem bekennt Hans R. Rüegg: «Die Übergabe fällt nicht leicht. Loszulassen, was man so lange mit ganzem Engage-ment durch Höhen und Tiefen geführt hat, ist doch schwieriger als gedacht.» Und er betont, dass sich das neue Führungsteam bei allen Optimierungen und Anpassun-gen an die rasenden Veränderungen der Arbeitswelt stets auch bewusst sein müs-se, dass es die soziale Verantwortung für immerhin fast 1300 Mitarbeiter und einen grossen Teil der Gemeinde Eschenbach habe. «Wer die Firma BAUMANN führt, ist kein Manager, sondern ein Unterneh-mer.» Darauf legt Hans R. Rüegg grossen Wert, da duldet er keinen Widerspruch, denn mit «ökonomisch kurzsichtigem Den-ken und sozialer Verantwortungslosigkeit» hat er definitiv nichts am Hut.

Diesen Werten kann sich die fünf-te Generation voll und ganz verpflich-ten. Schliesslich hat sie genau gewusst, auf was sie sich da einlässt. Und so hat sie diese grosse Aufgabe bewusst ange-nommen. Ohne Wenn und Aber. Und trotzdem mit ganz und gar eigenen Vorstellungen.

Allein schon Hans R. Rüeggs riesige Erfah-rung und sein enormes Wissen über fast sämtliche Prozesse im Familienunternehmen BAUMANN machen einen grossen Unter-schied zwischen ihm und der nächsten Ge-neration. «Wissen ist Macht, aber es ver-pflichtet auch stark», sagt die neue Führung, deshalb berge sie auch Gefahren, zumal in einer Struktur, in der ein Grossteil der Ver-antwortung allein auf einer Person laste. «Wir werden nie das umfassende technische Wissen von Hans R. Rüegg haben, aber wir glauben an die Arbeit im Team, das ver-schiedene Stärken vereint und konstruktiv kri-tisch die bestmöglichen Lösungen für die an-stehenden Problemstellungen findet.»

DAS MoRGEN BEGINNT HEUTETatsache ist, dass Thomas H. Rüegg und Hansjürg Hartmann die Führung der Firma BAUMANN nun in der fünften Generation übernehmen und dass Hans R. Rüegg die-sen Wechsel forciert, unterstützt und mit-trägt, denn «jetzt müssen die guten Ent-scheide getroffen werden, damit morgen unsere Zukunft aktiv und positiv gestaltet werden kann». Dass alles anders kommen wird als geplant, weiss er aus eigener Er-fahrung. «Aber», sagt er unmissverständ-lich, «es ist wichtiger, alle Fähigkeiten und Energie, aber auch den Mut zur Verände-rung jetzt zu stärken als auf eine unklare und offene Zukunft zu warten, denn das Morgen beginnt bereits heute.»

Fazit: Wenn zwei Generationen so offen aufeinander zugehen und miteinander um-gehen, ihre Fähigkeiten und Überzeugun-gen so vorbehaltlos in den Dienst des Un-ternehmens stellen, muss einem um dessen Zukunft nicht bange sein.

BAUMANN BEWEGT

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BAUMANN HEUTE – TraDiTioNelle WerTe UND Der permaNeNTe aUFBrUch iN Die ZUkUNFT als priNZip

Die Geschichte von BAUMANN beginnt 1886. Seither hat BAUMANN 125 Jahre lang immer wieder neu angefangen. Aus Prinzip. Und im vollen Bewusstsein, dass es nur so gelingt, permanent aufzubrechen und an der Zukunft der Kunden entspre-chend glaubhaft mitzuarbeiten.

Traditionelle Werte und unabdingbarer Wille zur Veränderung sind denn auch die Stärke des Familienunternehmens, das tra-ditionsgemäss auf langfristige Partnerschaf-ten setzt. Weil nur Kontinuität den Kunden einen nachhaltigen Mehrwert garantiert.

Zu den eisern verfolgten Grundsät-zen des Unternehmens gehörten stets die Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit und Fair-ness. Anders wäre BAUMANN wohl nicht 125 Jahre alt geworden und hätte alle wirtschaftlichen Stürme schadlos überlebt. Mitverantwortlich dafür waren zudem die Unabhängigkeit eines inhabergeführten Unternehmens, das in allen noch so stru-ben Zeiten Stabilität garantierte und die Ertragskraft aufrechterhielt.

Kurze Entscheidungswege, weltweit an-erkanntes und führendes technisches Know-how sowie der stete unternehmerische Antrieb, besser zu werden, waren entschei-dend dafür, dass die Innovationskraft nie nachliess. Die zielorientierte Führung be-geisterte die Mitarbeitenden auch in harten Zeiten und motivierte sie stets von Neuem.

zIElE, DIE (NocH IMMER) GElTENBAUMANN gehört weltweit zu den führen-den Herstellern von Federn und Stanztei-len. Darauf ist das Familienunternehmen mit Wurzeln im Zürcher Oberland zu Recht stolz. Nichts anderes als die Leaderschaft in ausgesuchten globalen Märkten ist denn

auch das ganz und gar unbescheiden am-bitionierte Ziel von BAUMANN.

Angestrebt wird das Ziel mit Standor-ten auf drei Kontinenten, die ein vernetztes Handeln ermöglichen. Kunden profitieren dadurch ganz gemäss ihren spezifischen Bedürfnissen von einer koordinierten Be-treuung, den umfassenden Kenntnissen der internationalen Märkte, einem intensi-ven Transfer von Know-how zwischen den verschiedenen Standorten, einem zuverläs-sigen technologischen Support und einer optimalen Kommunikation dank der ein-heitlichen IT-Plattform.

BAUMANN bietet Lösungen, die voll und ganz den spezifischen Anforderun-gen der Auftraggeber entsprechen. Und dies massgeschneidert: bei der gemeinsa-men technischen Lösungsfindung, bei der Entwicklung von Produkten, beim Aufbau effizienter Produktionsprozesse, bei der optimalen Verpackung und der Transport-logistik. BAUMANN ist der Ansprechpart-ner, ganz egal ob von einem oder mehre-ren Standorten Support nötig ist.

So können Kunden in praktisch allen Ländern der Welt beliefert werden, zu-dem ist es möglich, in den neuen Märkten präsent zu sein und Fuss zu fassen. In be-stehenden Märkten will BAUMANN noch besser, in neuen Märkten bekannter wer-den. Und zwar dank der einzigartigen Qualität, einer unübertrefflichen Technolo-gie und herausragender Partnerschaft.

Und weil Stillstand Rückschritt ist, ar-beitet BAUMANN laufend hart an der Zu-kunft. Mit standortübergreifenden Ausbil-dungsprogrammen innerhalb der Gruppe, mit einer ebenso konsequenten wie konti-nuierlichen Ausbildung und Weiterbildung

der Mitarbeiter durch interne und externe Schulungen sowie mit einer aktiven Förde-rung der eigenen Lehrwerkstätten.

EINE VISIoN, DIE lEBT, UND DREI fAkToREN füR ERfolG UND NAcHHAlTIGE löSUNGENBAUMANN ist weltweit führend bezüglich Qualität, Technologie und Partnerschaften in ausgewählten Marktsegmenten.Qualität: Zuverlässige Menschen und zu-verlässige Prozesse garantieren eine op-timale Qualität. Der Wille zur kontinuier-lichen Verbesserung ist die Motivation, permanent und konsequent an der opera-tiven Exzellenz zu arbeiten. Qualifiziertes Personal, zuverlässige Prozesse und auto-matisierte 100-Prozent-Prüfverfahren sind der Schlüssel zur angestrebten Null-Fehler-Produktion. Die Zertifizierung sämtlicher BAUMANN-Betriebe nach ISO 9001, ISO TS 16949 und ISO 14001 ist erklärtes Ziel und bereits zu einem Grossteil erreicht.

Zu den Visionen gehören weitergehen-de Industriestandards bezüglich Sicherheit, Qualität und Effizienz in den Bereichen Au-tomotive, Elektronik und Maschinenbau, wie zum Beispiel die Forderung nach ei-ner Null-Fehler-Garantie auch bei Gross-serien. Aber auch der Einsatz von spezi-fischen Reinigungsanlagen und Verfahren und eine bewährte Feinwerktechnik selbst im Hundertstelmillimeter-Bereich.

Die grösstmögliche Kundenakzeptanz will BAUMANN durch den Aufbau von kundenspezifischen Qualitätsprozessen erreichen, durch den Einsatz von automa-tisierten, hundertprozentigen Kontrollver-fahren direkt an der Maschine, kontrolliert und freigegeben durch die Kunden.

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Das Areal der Firma BAUMANN in Ermenswil, aufgenommen aus der Luft.

Technologie: BAUMANN liefert die bes-te Technologie, selbst für noch so ausser-gewöhnliche Kundenwünsche. Die Firma entwickelt und garantiert optimierte Fer-tigungsprozesse für noch so ausgefalle-ne Anliegen. Immer auf der Basis eines jahrzehntelang erarbeiteten Detailwissens über die gesamte Wertschöpfungskette, von der Produktentwicklung und Musterfer-tigung bis zur automatisierten Serienpro-duktion mit integrierten Verpackungslösun-gen. Dank der hauseigenen Verpflichtung zur steten Investition eines grossen Teils des Gewinns in modernste Maschinen und Sonderequipment  – ein Grossteil davon entwickelt und gebaut von den eigenen Maschinenbauern in der BAMATEC AG – hält BAUMANN den Maschinenpark auf einem weltweit führenden Niveau.

partnerschaft: Partnerschaften sollen lang-fristig ausgerichtet und kurzfristig optimiert sein. Basis der langfristigen Aufbaustrate-gien mit den Kunden sind die höchstmög-liche Flexibilität, Schnelligkeit und Effizi-enz, immer mit dem Ziel, jeweils zu den wichtigsten und bevorzugten Partnern zu gehören.

BAUMANN ist ausgerichtet auf Unter-nehmen, welche die Zusammenarbeit mit einem starken Partner suchen. Und somit auf Betriebe, die Unterstützung brauchen bezüglich Co-Engineering während der Entwicklung, in der schnellen Beurteilung von Prototypen in der Vorserienphase und im Kundenservice durch erfahrene, kompe-tente Mitarbeiter.

BAUMANN BEWEGT

28 BAUMANN HEUTE

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Einkauf und logistik Hans-Peter Keller

Technik Andreas Hohl

VerkaufDaniel Kluser

Rechnungswesen und controllingHugo Hinder

Geschäftsleiter Hansjürg Hartmann

cEo Thomas H. Rüegg

USAChris Skinner

SpANIENRicardo Omaechevarria

MExIkoAntonio Reus

fRANkREIcHStéphane Lomartire

TScHEcHIENMichael Vrla

NoRDAMERIkAPedro Sainz

ITAlIENPaolo Tanfoglio

ScHWEIzHansjürg Hartmann

ASIEN Lilian Cheong

INT. EURopA / ASIENOliver Schmid

DEUTScHlANDMichael Fahrenbach

BAMATEc AGMarco Samá

HEAD of BUSINESS DEVElopMENT

Olivier GemoetscHINARick Tan

DAS füHRUNGSTEAM BaUmaNN-GrUppe

DAS füHRUNGSTEAM BaUmaNN schWeiZ

29DIE füHRUNGSTEAMS

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DIE STANDoRTE

GRUppENSyNERGIEN

Technologie-TransferSupply-chainprozess-know-how

Mexiko

China

Singapur

Deutschland

Frankreich

Spanien

TschechienSchweiz

ItalienUSA

fRANkREIcH

DEUTScHlAND

ScHWEIz

ITAlIEN

USA

MExIko

SpANIEN

TScHEcHIEN

SINGApUR

cHINA

BAUMANN BEWEGT

30 DIE STANDoRTE

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MäRkTE UND ANWENDUNGSBEREIcHE

– Sicherheitskomponenten – Autoelektronik – Tür- und Dachschliesssysteme – Radzierblenden – Glühkerzen – Antriebssysteme – Einspritzsysteme – Ventilsysteme – Bremssysteme

– Sicherheitsschalter – Antriebe – Kabelkonnektoren – Elektrische Spiralkontakte bis 8000 Ampere

– Strom- und Lichtschalter – Kurzschluss-Sicherheit – Elektrische Konnektoren – Lampenhalterung – Komponenten für elektrische Haushaltgeräte – CD- und DVD-Elektronik – PC-Komponenten und Kühlelemente

– Hörgeräte – Diagnostikgeräte – Herzschrittmacher – Blutanalyse – Injektionssysteme – Urologie – Führungsdrähte

– Öl- und Gasförderung – Druckmaschinen – LKW und Spezialfahrzeuge – Bergbau – Motorräder – Landwirtschaftsfahrzeuge – Spezialmaschinenbau – Flugzeugindustrie

– Einspritzsysteme – Ventile für Grossdieselmotoren – Dämpfungspakete für Turbolader – Ankersysteme – Vibrationsdämpfer

– Dieselmotoren – Bremssysteme – Drehgestelle – Federaufhängungen – Schienenbefestigungen – Elektromechanische Ausrüstungen – Türsysteme

Automobil 36 % Industrie und Anlagebau 12 % Bahntechnologie 10 % Mittel- und Hochspannung 10 % Niederspannung und Elektronik 9 % Schifffahrtstechnologie 9 % Medizintechnologie 3 % Diverses 11 %

MEDIzINTEcHNoloGIENIEDERSpANNUNG / ElEkTRoNIk

BAHNTEcHNoloGIE

BRANcHENVERTEIlUNG BAUMANN SCHWEIZ, 2010

MITTEl- / HocHSpANNUNG

ScHIfffAHRTSTEcHNoloGIE

AUToMoBIl

INDUSTRIE / ANlAGEBAU

Jedes in Europa produzierte Auto enthält mindestens ein BAUMANN-Federteil.

Grossdieselmotoren bewegen sich weltweit mit BAUMANN-Ventilfedern.

Hochspannungsanlagen sind weltweit mit BAUMANN-Komponenten ausgerüstet.

31MäRkTE UND ANWENDUNGSBEREIcHE

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DIE pRoDUkTE

DRAHTfoRMTEIlE

Aus Rund- oder Profildraht, mit grosser Formenvielfalt für ein breites Anwendungsspektrum.

kUpfERSpUlEN

Die Kupferspulen werden zum Beispiel für elektrohydraulische Servo lenkungen eingesetzt.

SpIRAlfEDERN

BAUMANN produziert 25 Mio. Teile pro Jahr, welche für die Autositzverstellung benötigt werden.

ScHlINGfEDERN

Schlingfedern werden in ver-schiedensten Bereichen eingesetzt, zum Beispiel für Fensterheber, schaltbare Kupplungen für Storen und Spitalbetten, um nur einige zu nennen.

WEllRINGfEDERN

Für einen Turnschuhhersteller wurden über 7,5 Mio. Wellring federn produziert.

koNTAkTElEMENTE

Für die Beschichtung der Kontakt-elemente wird pro Jahr Silber im Wert von CHF 1,8 Mio. verarbeitet.

DRUckfEDERN

Die schwerste Feder wiegt 145 kg und hat einen Drahtdurchmesser von 60 mm

zUG- UND ToRSIoNSfEDERN

BAUMANN stellt pro Jahr unter anderem Federn für 30 Mio. Küchen schubladen her.

STANz- UND STANzBIEGETEIlE

Um die Stanzteile herzustellen, hat BAUMANN eine Hydraulik-presse mit 100 Tonnen Druckkraft.

BAUGRUppEN

Als Baugruppe werden 40 Mio. Überlastkupplungen pro Jahr für die Verstellung von Seitenspiegeln hergestellt.

ToRSIoNSSTäBE

Die maximale Prüfkraft von Torsionsstäben liegt bei 2000 Nm.

MIkRofEDERN

Die kleinste Feder wird aus einem Draht von 0,05 mm gewunden. Dies ist dünner als ein menschli-ches Haar.

2010 hat die gesamte BAUMANN-Gruppe 3 374 248 440 Stück Federn und Stanzteile produziert, davon stammen 902 678 389 Stück aus der Produktion von BAUMANN Schweiz.

2010 wurden bei BAUMANN Schweiz 386 138 km Rund- und Flachdraht verarbeitet. Dies entspricht 9,65 Erdumrundungen.

BAUMANN BEWEGT

32 DIE pRoDUkTE

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VoN DEN 446 MITARBEITENDEN Bei BaUmaNN schWeiZ …

Stand 1. Juni 2011

… WoHNEN … SIND… ARBEITEN

72 in Eschenbach58 in Rüti51 in Jona35 in Ermenswil20 in Rapperswil19 in Schmerikon19 in Wald11 in Tann11 in Laupen10 in Neuhaus

9 in Uznach8 in Kaltbrunn7 in Wagen6 in Wetzikon5 in Bubikon5 in Hombrechtikon5 in St. Gallenkappel4 in Wolfhausen4 in Fischenthal4 in Goldingen3 in Oetwil am See3 in Wädenswil3 in Pfäffikon3 in Schänis3 in Gossau3 in Rieden3 in Hinwil2 in Reichenburg2 in Gibswil2 in Volketswil2 in Dürnten2 in Wattwil2 in Einsiedeln2 in Schübelbach2 in Siebnen2 in Stäfa2 in Uetliburg

2 in Walde1 in Oberarth1 in Bäretswil1 in Bassersdorf1 in Bauma1 in Buttikon1 in Dübendorf1 in Effretikon1 in Fällanden1 in Feldbach1 in Galgenen1 in Horgen1 in Lachen1 in Mollis1 in Mönchaltorf1 in Netstal1 in Hinwil-Hadlikon1 in Ottikon1 in Ricken1 in Rothenthurm1 in Rüeterswil1 in Sargans1 in Schönenberg1 in Tuggen1 in Uster1 in Walenstadt1 in Wangen1 in Binz1 in Niederweningen1 in Altendorf1 in Bilten1 in Grüningen1 in Schaffhausen1 in Gommiswald1 in Au1 in Emmenbrücke

9 % seit weniger als einem Jahr23 % seit mehr als einem Jahr17 % seit mehr als 5 Jahren25 % seit mehr als 10 Jahren15 % seit mehr als 20 Jahren

9 % seit mehr als 30 Jahren2 %seit mehr als 40 Jahren bei BAUMANN Federn

22 % Frauen78 % Männer

23 % zwischen 15–29 Jahren44 % zwischen 30–49 Jahren33 % zwischen 50–64 Jahren alt

Eschenbach

Rüti

Jona

Ermenswil

>10

>1

DieNsTJahre

alTer (Jahre)

GeschlechT

WohNorT

>5

>20

>30 <1>40

30–49

50–64

15–29

Frauen

Männer

33STATISTIkEN zU DEN MITARBEITENDEN

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Thomas Rüegg beweist schon als Junior und während des Studiums unternehmeri-sches Flair. Das Betriebswirtschaftsstudium finanziert er sich mit der Organisation von Studenten-Events im Zürcher Nachtleben. Später eröffnet er zusammen mit drei Part-nern zwei erfolgreiche Gastronomie-Unter-nehmen. Das «Amber» und «Jade» haben sich schnell erfolgreich etabliert, zählen zu den populärsten Lokalen der Zwinglistadt und beschäftigen mittlerweile gegen 230 Mitarbeiter in 30 Voll- und 200 Teilzeitstel-len. Thomas legt dabei viel Wert darauf, dass beide Lokale durch die Investition frü-her erzielter Gewinne finanziert wurden. Die operative Leitung hat er schon län-ger abgegeben, doch nimmt er nach wie vor im Verwaltungsrat der beiden Firmen Einsitz.

Thomas beginnt im Januar 2004 bei BAUMANN. Nach einigen Monaten im Group Controlling und einer intensiven Ein-arbeitung in die wichtigsten Geschäftsfel-der der Gruppe geht er nach Brescia zur italienischen Tochtergesellschaft. Die Firma musste restrukturiert werden und es galt, eine nachhaltige Struktur aufzubauen. Mit der Anstellung von Paolo Tanfoglio findet Thomas die ideale Ergänzung zum existie-renden Team. Er beauftragt ihn folglich mit der Leitung der italienischen Tochter Pro-

dotti BAUMANN. Höchste Priorität haben für Thomas dabei stets die optimale Beset-zung des Teams und der Einsatz der Mit-arbeitenden gemäss ihren grössten Stär-ken. Deshalb betont er auch immer wieder, dass es eine seiner wichtigsten Aufgaben sei, über die Menschen in seinem Team nachzudenken und möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

Nach zwei Jahren in Italien kehrt Thomas in die Schweiz zurück und über-nimmt die Verantwortung für BAUMANN Nordamerika. Die schwer angeschlagene amerikanische Autoindustrie stellt die Toch-terfirmen in Texas und Mexiko vor grosse Herausforderungen. Doch die BAUMANN-Gruppe demonstriert Geschlossenheit. Zu-sammen mit Spezialisten aus den USA und Europa gelingt es im Team, die bei-den Betriebe wieder auf Kurs zu bringen. 2010 übergibt Thomas die Geschäftslei-tung in Nordamerika an Pedro Sainz, den vormaligen Leiter von BAUMANN Spa-nien. Thomas – bereits verantwortlich für einen Grossteil der operativen Belange in der Gruppe – baut sich in dieser Zeit ein Team auf, das Entscheide auf Grup-penstufe gemeinsam diskutiert und abseg-net. Zu diesem Team gehören Hansjürg Hartmann (Geschäftsleiter BAUMANN Schweiz), Marco Samá (Geschäftsleiter

«JEDER EINzElNE MITARBEITER IST WIcHTIG»DIE füNfTE GENERATIoN – eiN Gespräch miT haNsJürG harTmaNN UND Thomas rüeGG

Thomas Rüegg

Hansjürg Hartmann

Thomas Rüegg hat im Jubiläumsjahr als CEO die Leitung der BAUMANN-Gruppe über-nommen. Hansjürg Hartmann, sein Schwager und langjähriger Freund aus «Kanti»-Zeiten, ist im Herbst 2008 zum Unternehmen gestossen, nota bene auf ausdrücklichen Wunsch von Thomas. Hansjürg leitet das Mutterhaus in der Schweiz. Dass in schnelllebigen Zeiten wie den unseren ein Unternehmen auch 125 Jahre nach der Gründung und in der fünf-ten Generation von und in der Familie geführt wird, ist allein schon aussergewöhnlich. Die Geschichte der beiden, und ihr Werdegang bis an die Spitze des Familienunternehmens ist es noch viel mehr. Schliesslich sind beide ihren ureigenen Weg gegangen und jeder hatte für sich berufliche Erfolge abseits von Ermenswil.

DIE füNfTE GENERATIoN

DIE füNfTE GENERATIoN34

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BAMATEC AG), Olivier Gemoets (Head of Market & Business Development), Oliver Schmid (Geschäftsleiter BAUMANN Inter-national Europe) und Michael Fahrenbach (Geschäftsleiter BAUMANN Deutschland). Ab dem Geschäftsjahr 2011 übernimmt Thomas Rüegg offiziell das Amt des CEO der BAUMANN-Gruppe von Hans Rüegg.

Hansjürg Hartmann, seit den Jahren an der «Kanti» der Freund von Thomas Rüegg und mit dessen Schwester Karin liiert, stu-diert ebenfalls Ökonomie und startet nach Abschluss des Studiums an der Hochschu-le St. Gallen seine berufliche Karriere bei der ZURICH (Versicherung) als Vertriebs-spezialist. Wertvolle Führungserfahrungen sammelt Hansjürg nebenher auf dem Fuss-ballplatz. Nach Einsätzen in der National-mannschaft der U20 ist er viele Jahre Cap-tain eines Teams der höchsten Schweizer Amateurliga, also im Grenzbereich zum Halbprofi-Fussball. Dabei faszinierte es ihn schon immer ganz besonders, aus einem Team mit Spielern ganz unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Charaktere das Optimum herauszuholen. «Ein erfolg-reiches Team besteht aus starken Individu-alisten, die kritisch, aber konstruktiv offen zusammenarbeiten», sagt er. Dabei habe er schnell begriffen, dass die besten Spie-ler noch lange nicht das beste Team seien und den Erfolg garantieren.

Bei der ZURICH entwickelt Hansjürg in der Folge verschiedene Vertriebssteue-rungssysteme. Als strategischer Assistent des CFO der ZURICH Schweiz ist er in zahlreichen nationalen und internationa-len Projekten tätig und arbeitet stark an der Optimierung der Finanzabteilung mit. Zu-letzt leitet er ein Team, das für die strategi-schen Vertriebsprojekte und die Vertriebs-steuerung der ZURICH Schweiz zuständig ist. Schliesslich wird er für den «Global High Potential Talent Pool» nominiert, der ihm äusserst interessante Perspektiven er-öffnet. Doch dann kommt alles ganz an-ders. Im Januar 2008 wird Hansjürg an-

gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, die Führungsriege der BAUMANN-Grup-pe zu ergänzen.

Und so kommt es, dass just im Jubilä-umsjahr zwei Jugendfreunde offiziell und in der fünften Generation die Leitung des Traditionsunternehmens übernehmen.

Warum haben sich zwei junge Ökonomen, beide fern des Betriebs in Ermenswil äus-serst erfolgreich, letztlich doch ausgerech-net für BAUMANN entschieden, ein Un-ternehmen, das bisher fast ausschliesslich von Fachkräften und Ingenieuren geleitet wurde?

Thomas Rüegg: Ein  Sprichwort  sagt: «Der Apfel  fällt  nicht weit  vom Stamm.» Bei mir und meinem Vater trifft es zumin-dest teilweise zu. Ein «Ingenieur-Gen» wur-de mir  leider nicht  in die Wiege gelegt, und doch haben wir eine ganz grosse Ge-meinsamkeit: Wir haben beide einen aus-geprägten  Unternehmergeist.  Und  das hat  letztlich  auch  den  Ausschlag  gege-ben, mich  für diese Herausforderung zu entscheiden.

Hansjürg Hartmann: Als mich Thomas im Januar 2008 fragte, ob ich nicht Inter-esse hätte, mit seinem Team zusammen die BAUMANN-Gruppe zu führen, musste ich mir das erst einmal gut überlegen, auch wenn es mich natürlich sehr gefreut hat, dass Thomas so viel Vertrauen in mich hat. Nach reiflichem Nachdenken und vielen Gesprächen in meinem persönlichen Um-feld kam ich schliesslich zur Überzeugung, dass wir, die uns menschlich und bezüglich unserer Fähigkeiten sehr gut ergänzen, in der Firma BAUMANN vieles bewegen und bewirken können. 

Hansjürg, eine Karriere in einem interna-tionalen Versicherungskonzern oder Unter-nehmer bei BAUMANN – keine einfache Entscheidung und vor allem zwei ganz ver-schiedene Welten?

Hansjürg: Ausschlaggebend  für  mich war letztlich die Vielseitigkeit der Aufgabe und die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Führungsteam die Geschehnisse der Firma direkt  beeinflussen  zu  können.  In  einem Grosskonzern ist es üblich, dass die ver-schiedenen Bereiche getrennt funktionieren und entsprechend kaum bereichsübergrei-fend beeinflussbar sind. Bei BAUMANN hingegen habe ich in meiner Aufgabe eine direkte Schnittstelle zu allen wichtigen Be-reichen der Unternehmung und kann ge-meinsam mit den Bereichsleitern viel bewe-gen. Zudem bin ich in viele für die Gruppe sehr wichtige Projekte direkt involviert und kann somit aktiv Einfluss nehmen.

Thomas, hast du familiären Druck verspürt, die Unternehmung zu führen, und falls ja, wie bist du damit umgegangen?

Thomas: Es war mir wohl stets bewusst, dass  ich  dereinst  einmal  die  Frage wür-de  beantworten  müssen,  ob  ich  die  Fir-ma führen will. Es ist mir aber wichtig zu betonen, dass ich mich deswegen nie un-ter Druck fühlte und mein Entscheid letzt-lich langsam, aber stetig gewachsen ist. Es kann sich bestimmt jeder vorstellen, dass es wohl die Wunschvorstellung eines jeden Unternehmer-Vaters ist, sein Lebenswerk ir-gendwann  einmal  einem  seiner  Söhne oder einer seiner Töchter zu übergeben.

Das heisst, du bist ganz und gar natürlich mit der Situation umgegangen?

Thomas: Meine Schwestern und ich ge-nossen stets viele Freiheiten und konnten uns  individuell  entwickeln.  Es  blieb  uns genug Luft zum Atmen. Meine Eltern ha-ben früher weder Events für Studenten or-ganisiert noch haben sie eine Karriere als Fussballprofi angestrebt. Trotzdem haben 

Der apFel FällT NichT WeiT vom sTamm

AB 2011 35

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sie mich in jüngeren Jahren gerade auch in meinen diesbezüglichen Vorhaben im-mer unterstützt. In Letzterem vielleicht nicht ganz selbstlos, hat sich doch BAUMANN 2008 den Schweizer Meistertitel im Fir-menfussball gesichert. Spass beiseite. Mei-ne Eltern waren immer der Überzeugung, dass eine Nachfolgeregelung innerhalb der Familie nicht erzwungen werden kann und dass die Übernahme einer Führungs-aufgabe für das Unternehmen und alle Beteiligten nur dann gewinnbringend ist, wenn sie auch einem natürlich gewachse-nen Wunsch entspricht. Ich bin stolz, dass meine Eltern so einsichtig waren.

Ihr seid Jugendfreunde, wie funktioniert ihr im Team und wie ergänzt ihr euch mit eu-ren Fähigkeiten in der Firma?

Thomas: Wenn Hansjürg sich eine neue Kamera kauft, studiert er erst einmal die Bedienungsanleitung und überprüft sämt-liche Funktionen des neuen Gerätes. Ich mache nach fünf Minuten, wenn ich die Hauptfunktionen begriffen habe, die ersten Bilder. In unserer täglichen Zusammenar-beit treffen wir uns irgendwo in der Mitte. So kommen wir in der Regel zu sehr genau analysierten, gut getimten Entscheidungen, die wir am Schluss gemeinsam und mit vol-ler Überzeugung vertreten können.

Hansjürg: Thomas hat ein ausgespro-chen gutes Gefühl für die Fähigkeiten sei-ner Mitarbeiter und die Zusammensetzung von Teams. Er ist mehr ein «Instinkt-Mensch». Ich hingegen nehme mir meist etwas mehr Zeit, eine Analyse vollständig und umfassend abzuschliessen. Wir haben oft sehr kritische Auseinandersetzungen

und hinterfragen eigene Entscheidungen und Handlungen immer eingehend. Das ist uns sehr wichtig. Da ist es nur normal, dass die Meinungen hin und wieder auch mal stark auseinandergehen. Wir erachten es aber beide als sehr wichtig, dass die viel zitierte Diversity, will heissen die Ver-schiedenartigkeit der Mitarbeiter und ihrer Stärken, für eine produktive Gesamtatmo-sphäre in der BAUMANN-Gruppe gelebt und auch genutzt wird.

Diversity ist ein viel zitiertes Thema im Ma-nagement, was ist denn dein Verständnis des Begriffs?

Hansjürg: Es gibt zwei Dimensionen: Die oben erwähnte Diversity im Sinne ver-schiedener Meinungen. Wir wollen und fördern den Konfliktdialog, weil wir kri-tisch hinterfragen. Auch Thomas als CEO muss in der Lage sein, seine Entscheide dem Team begründen zu können. Wir wol-len keinen Zwang zum Konformismus. Dies hat schon vielen Unternehmen die Existenz gekostet. Jedes Unternehmen braucht kriti-sche Stimmen. Anderseits gibt es die Diver-sity der Lebenserfahrungen, der Herkunft. Die BAUMANN-Gruppe beschäftigt über 1300 Mitarbeiter in zehn Ländern. In ei-nem global operierenden Familienunter-nehmen ist es für uns deshalb von gros-ser Bedeutung, dass wir die international verschiedenen Gesellschaften und Kulturen verstehen. Als besondere Herausforderung gilt es dabei, diese entsprechend ihren Be-sonderheiten und Stärken zu integrieren und zu fördern, also die richtigen Leute am richtigen Ort einzusetzen und zum aktiven Mitdenken zu motivieren.

Thomas, Hansjürg hebt vor allem auch dein besonderes Gefühl für die Mitarbei-tenden und den Einsatz ihrer Fähigkeiten am richtigen Ort hervor. Wie wichtig ist denn der Mensch für das Unternehmen, oder sind in eurem Geschäft die Maschi-nen und Prozesse nicht ebenso bedeutend?

Thomas: Als ich nach Brescia ging, kannte ich die Methoden eines Betriebs-wirtes und baute auf meine Erfahrungen aus der Selbstständigkeit in der Gastro-nomie. Meine Philosophie war, die rich-tigen Leute am richtigen Ort einzusetzen. Entsprechend haben nicht die Manager, sondern die Fachkräfte das spezifische Know-how einzubringen. Wir haben die-se Philosophie in Italien erfolgreich umge-setzt. Es war die Bestätigung, dass diese auch in einem Industrieunternehmen funk-tioniert. Es war mein persönliches Schlüs-selerlebnis, denn nun wusste ich, dass ich bereit wäre, die Herausforderung der Un-ternehmensführung anzunehmen. Die An-frage vom Verwaltungsrat kam, und zwar früher als erwartet. Was ich damals noch nicht ahnte: Dass mich Federn und Stanz-teile mit ihrem ausgesprochen spezifischen Know-how einmal dermassen faszinieren würden.

Spürt ihr den Druck und die Erwartungs-haltung, wenn zum Beispiel Hans Rüegg von einer Lebensaufgabe spricht, von der es kein Zurück mehr gibt?

Hansjürg: Ich habe mit voller Überzeu-gung Ja gesagt zu BAUMANN und war mir dabei auch bewusst, dass der Druck und die Erwartungshaltung immer hoch sein werden. Hans Rüegg hat mich immer be-eindruckt mit seiner Bescheidenheit und Bo-denhaftigkeit. Seine enge Verbundenheit mit dem Unternehmen und den Mitarbeitenden haben das Unternehmen sehr stark geprägt. In diesem Sinne verstehe ich die Lebensauf-gabe als etwas sehr positiv Motivierendes. Die Verantwortung in unserem Team ist zu-dem auf mehrere Schultern verteilt, was ich als zwingend und für die Firma sehr ge-sund erachte. So konnte ich von Beginn an von einem sehr erfahrenen Geschäfts-leitungsteam in Rüti profitieren: Andreas Hohl (Leitung Technik), Daniel Kluser (Ver-kauf), Hans-Peter Keller (Einkauf & Logis-tik) und Hugo Hinder (Rechnungswesen  &

es ist schon eine besondere chance, mit dem besten freund im familienbetrieb etwas bewirken zu können

die fünfTe geneRaTion

die fünfTe geneRaTion36

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Controlling) haben mich immer stark unter-stützt. Zudem hat Thomas in der Gruppe ein Führungsteam zusammengestellt, das sich gut ergänzt, Leute mit ganz verschie-denen Fähigkeiten und Stärken. Die Zu-sammenarbeit in diesem Team macht gros-sen Spass.

Thomas: Ich habe grossen Respekt vor dieser Aufgabe und unserer Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitenden. Schliess-lich wollen wir ein sicherer und guter Ar-beitgeber sein. Wir fördern in der Firma weiterhin eine Leistungskultur und sind auf den Willen jedes Einzelnen angewiesen, sich täglich zu verbessern. Nur so können wir langfristig besser sein als die Konkur-renz. Wir sind uns aber auch der sozia-len Verantwortung bewusst. Wir denken und handeln als Unternehmer und werden die Verantwortung für die Familien-AG nie aus den Augen verlieren. Die Firma BAUMANN will langfristiges und nachhal-tiges Wachstum erzielen, eine kurzfristige Maximierung von Gewinnen auf Kosten der Mitarbeitenden kommt nicht in Frage.

Ihr sprecht von einer ganz besonderen Chance, in einem traditionsreichen Fa-milienunternehmen etwas Aussergewöhn-liches leisten und bewirken zu können. Was sind denn eure Visionen für die Zu-kunft der Firma BAUMANN, für die nächs-ten 125 Jahre?

Thomas: Wir wollen die Herausforde-rungen unserer schnelllebigen Zeit an-nehmen und auch künftig ein wichtiger Arbeitgeber sein, in der Region und inter-national, ein Arbeitgeber zudem, der die soziale Verantwortung stetig wahrnimmt. Wir wollen weltweit führend sein in Be-zug auf Technologie, Qualität und Partner-schaft. So wollen wir mit unseren internati-onalen Kunden langfristige Partnerschaften aufbauen, sie weltweit mit bester Qualität beliefern und mit ihnen erfolgreich wach-sen. Wir stehen für eine Kultur, die sich täglich verbessern will, die Dinge nicht als

gegeben akzeptiert, sondern stets neu hin-terfragt. Wir wollen fähig sein, uns schnell an neue Gegebenheiten anzupassen, und eine Kultur pflegen, ganz nach dem Motto: «Es geht nicht, gibt es nicht!» Unsere wich-tigste Ressource sind die Mitarbeiter. Last but not least: Vertrauen und eine direkte, offene Kommunikation sind wesentlich mit-entscheidend, will man mit der täglichen harten Arbeit auch Erfolg haben, nachhal-tig wachsen und mit dem, was man tut, zu den Besten der Welt gehören.

Hansjürg: Es ist eine alte Erkenntnis, und sie gilt noch immer: Erfolg zu haben macht Spass. Es braucht Erfolgserlebnisse, um sich zu motivieren. Also müssen wir weiter hart arbeiten. Zentral in unserer Aufgaben-stellung sehe ich als Vision die Schaffung eines Arbeitsumfeldes, in welchem leiden-schaftliche, innovative und motivierte Mit-arbeiter sich entfalten können, in dem kri-tisch-konstruktiv miteinander diskutiert wird und wir so die Voraussetzungen schaffen, dass wir unserer Konkurrenz immer einen Schritt voraus sind. Also muss sich auch je-der dessen bewusst sein: Alle sind gefor-dert, jeder Einzelne trägt zum Erfolg bei oder ist für Misserfolge mitverantwortlich. Das Know-how ist unser Kapital. Die Vision ist also vielmehr so etwas wie ein Prozess. Wir tasten uns allmählich an unsere Vor-stellungen und die grosse Aufgabe heran, wir optimieren, professionalisieren, prüfen und nutzen allenfalls neue Sparten wie die neuen Medien. Wir motivieren und inves-tieren in die Mitarbeiter und das Team und sind offen für Innovationen.

Thomas: Klar ist jedenfalls, dass wir uns weiterentwickeln müssen, wohin ist in Zei-ten wie den heutigen oft zunehmend von nicht planbaren und schon gar nicht be-einflussbaren Faktoren abhängig. Gera-de auch deshalb müssen wir optimal auf-gestellt sein, damit wir stets entsprechend flexibel zu reagieren imstande sind. Wir müssen wachsam sein. Da wird auch unter-nehmerischer Mut gefragt sein. Es ist wich-

tig, manchmal einfach dem unternehmeri-schen Instinkt zu folgen, bevor die Märkte schon alle Antworten bereit halten.

Thomas, wie schaltet ihr ab? Man hat dich in den letzten Monaten auch auf dem BAUMANN-Tennisplatz gesehen mit einem firmeninternen Coach – grosse Pläne?

Thomas: Sport ist meine grosse Leiden-schaft neben der Arbeit. Ich bin ein begeis-terter Tennis-Fan. Nach einer längeren Pau-se auf dem Tennisplatz wollte ich mich für den Sommer etwas rüsten und mein Spiel verbessern.

Hansjürg sollte sich aber trotzdem als zu starker Widersacher herausstellen?

Thomas: Ein heikles Thema, auf das ich nicht näher eingehen möchte … Die Pas-sion für den Sport hat Hansjürg und mich immer verbunden. Dazu gehören natür-lich auch unzählige hart umkämpfte Duel-le in den verschiedensten Disziplinen, vom Langlaufen über das Velofahren bis zum Squashen.

Hansjürg: Der Sport hat uns beide ge-prägt, der Umgang mit Sieg und Niederla-gen, die Ausdauer, der Ehrgeiz. Viele der Eigenschaften, die im Sport gefördert wer-den, sind auch im Beruf nützlich und ent-scheidend. Zudem ist es eine gute Möglich-keit, die gemeinsame Freundschaft neben dem intensiven Arbeitsalltag zu pflegen.

erfolG macht zufrieden, also brauchen wir erfolGserlebnisse

AB 2011 37

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YvonneGabathuler

Kiymet Yücel-Mirzali

Martina Bachmann

Emidio Sciannelli

Andreas Hohl

Mario Keller

Erich Mächler

NurhayatDemirci

Marcel Bühler

Josef Loser

MarioViciconte

Vladimir Ratkovic

AstridSchoch

Marcel Aschwanden

DritonSahitaj

Pera Djelic

Joe Rufer

Christine Krienbühl

Fatime Nuredini

Cornel Alpiger

Cornelia Thrier

Liridon Gjokaj

Jozo Marijanovic

René Schmucki

Emilija Georgieva

Bruno Graf

Claes Ohlin

Arnold Widmer

MichelLagator

HubertHager

Kurt Kreienbühl

Kevin von Gunten

Luigi Boccadamo

Bernardo Schweizer

Sandra Dragicevic

Bestar Aljilji

Zeqirja Jakupi

Heinz De Maria

Hans R.Rüegg

Kujtim Prekaj

Alois Bühler

Verena Höhener-Ehrler

Rolando Aba-roa Martinez

Lovre Sola

ZejadinOsmani

Darko Besevic

Mira Kutlesa-Beljan

AnnelieseMäder

Yakup Karabudak

Emina Prasovic

Hermann Morger

Andreas Stieger

Lutfi Aksöz

Roswitha Kälin

Mirjam Landi Merli

Leonie Schwitter

MichaelWildhaber

Joaquim Costa

Luigi Lillo

Hanspeter Gantenbein

OliverSchmid

Josef Blöchlinger

Johannes W. Notenboom

Lence Dimitrova- Petrova

Gaetano Giglio

Claudia Kuster

Tarik Oezyurt

Murathan Demirci

Marc Trottmann

Raffaello Minervini

Tseten NgodupGonpa

PatriziaSchmid

Ajrula Abduli

Slavko Marijanovic

Steffen Kirchner

Pedro Muster

Thomas Felber

Venko Ristovski

Peter Kälin

Thomas Wäckerlin

Stefan Helfenstein

Dina Saitta

Olivier Gemoets

RogerReichenbacher

BeatNaumann

Koray Güler

Rolando Preisig

Clau Riedi

Nikolina Dimitrova

Marko Dragicevic

Andreas Ramensperger

Karl Hofstetter

Thomas Camenzind

Josef Blöchlinger

Draga Sola

Hans-Peter Keller

HansWohlgensinger

Murat Demirci

HanspeterFrei

Romina Tranquillo

Max Forster

Hanspeter Blöchlinger

Milomir Plavsic

Kurt Gmür

Bujar Asani

Daniel Leemann

Konrad Künzli

Güngör Beklevic

Ivka Dovodja-Golub

Kadir Akkus

Josef Köpfli

Ralf Kanis

CorneliaSchnyder

Regula Brändli

Urs Hildbrand

DrazenkoMijacevic

Giuseppina Ciorciari

René Wenk

Erich Keller

Ivo Dubravac

Sarah Giger

Xueyan Zhang

Thomas Lillo

Franz Wespe

Ljubica Miljic-Bozic

Aleksandar Sevic

AjteneIseni

Walter Hürlimann

Carsten Reinke

Engin Ince

Florian Hotz

Marcel Fäh

Thomas H. Rüegg

Matej Kutlesa

Heinrich Oberholzer

Hans Honegger

Maja Schoch

Ernst Güntensperger

Andreas Friedli

Hermann Hof-stetter-Knobel

WernerBisquolm

Daniel Loser

Bilal Demirci

Michael Kälin

José Abreu-Fernandes

Abida Prasovic

Astrid Bosshard

Andreas Schlittler

Werner Vollenweider

Petar Illijasevic

Petra Bozic

Marcel Wildhaber

Oliver Nebel

Benjamin Stoffel

Snezana Dabic-Branovic

DejanSimeonovic

Ronny Hänig

Erich Brändli

Norbert Jud

Reto Gubelmann

André Kühne

Fritz Gmür

Ali Ekber Altun

Sadiye Orhan

Franz Rüegg

Silvan Liechti

Pinar Sert

Jorge Betrán

DavidMoor

Ernst Gmür

Rolf Meile

Petar Pavic

Muzafera Prasovic

Pascal Lischer

Daniela Eric

Tino Thoma

Filippo Juliano

Cornelia Blöch-linger-Spühler

Jaha Krasniqi

Patrizia Annese

Mario Hofmann

Zekir Zekiri

Max Kiefer

Lence Stojanova

Zejnullah Azemi

MarkusDiggelmann

Urs Gebauer

Yusuf Arslan

Segundo Quintero

Hanspeter Bösch

Markus Reichenbach

Ratko Maksimovic

Vesna Velkov

Valentin Marjakaj

Erika Thrier

Sladjana Plavsic

Naser Ameti

Yves Kühne

Louis Oberholzer

Patrizia Kessler

Carlo Tranquillo

Walter Nesina

Abraham Leuzinger

Manuela Schulthess

Karl Düggelin

Elisabeth Honegger-Schön

Ajlloz Bushaj

Anton Zuppiger

Dejan Besevic

Nadia Kunz

Marija Lasku-Kolgjeraj

TobiasHonegger

Stefan Gmür

DarioJuric

Tu Minh Lay

Roland Hess

ErichBüsser

Alen Cuk

Franz Lischer

Adrian Rüegg

Nedan Mikic

Jürgen Hüttner

Richard Schlegel

LukasWäspi

Die miTarBeiTenDen baumann schWeiZ

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Alen Zelic

Ana Pavic

Branko Kutlesa

Walter Stark

Mükerrem Demirci

Sandro Vedruccio

Urs Müller

Thomas Rüegg

Syle Pira

Martin Kälin

Adrian Wildhaber

Özcan Kücük

Frank Malzacher

Srdjan Djosic

Cyrill Gmür

Binaseta Avdic-Sabanovic

Marco Samà

Nenad Bozic

Alimusa Yücel

Barbara Baumann

Nicole Schmucki

Marina Giger

Sejdi Ademi

Urs Bopp

Sandra Giger

Peter Oberholzer

Annick Weber

Hubert Rüegg

HakanSen

ZivkoDjosic

Ernst Good- de Almeida

Fran Lasku

Antonio Di Lernia

Zoran Simeonovic

Giuseppe Fucile

UeliGähwiler

Peter Kühne

Urgen Yakartsang

Albert Schubiger

Marina Andermatt

Yves Gautschi

Elisabeth Lindenmann

Fatjana Isufi

Tamara Gloor

Hans Eggenberger

Thorsten Leo Pohl

René Pulsinger

Esef Korac

Erich Kunz

Urs Bächtiger

Thomas Raimann

André Christe

Annamaria Parisi

Florian Hermann

Erwin Kälin

Sinisa Todosijevic

Theo Bischof

Patrick Muggli

Ursula Uhr

Marcel Büsser

André Holdener

Naman Ahmeti

Kurt Keller

Bekim Hamzaj

Marco Hold

Corina Simonelli

Ibrahim Kartal

PatrickWirz

August Schmuki

Hüseyin Akgül

PascalSteiner

PhilipSchwander

Hans-Ueli Kessler

MarkusZehnder

Werner Mannhart

Serap Suna

Emrullah Ersan

Carmine Marano

MartaAraujo

Sandra Keller-Sobolic

Ugo Coviello

Matthias Oberholzer

Nerxhivan Jashari

RicardoSchällibaum

DanielHarzbecker

MichelFähndrich

Hedy Bosshard

Erwin Hager

Danny Fischli

VincenzoFiorentino

Stefan Huser

Mike Schärer

Kurt Andermatt

Pius Grob

MarkusMorger

Rita Gmür

Milenka Todosijevic

Sengül Güler-Egridere

AdrianWietlisbach

Enes Prasovic

Michael Kälin

Bruno Oertig

Manuel Iten

ErichVontobel

Hugo Raimann

Elisabeth Inglin-Hummel

Peter Höhn

Sven von Tobel

Marco Egli

Gerhard Müller

Nico Cavegn

AhmetKuday

Nuri Eren

Marcel Weber

Naser Ajvazi

RenataBrändli

Kresimir Glavina

SeyfullahBeklevic

Ivan Bühler

Dafina Ristovski-Todorova

Stefan Mudry

Gülnur Polat-Sar

Salvatore Scimonetti

Martin Friedli

Vehbo Prasovic

Claudio Brändli

ErdoganOrhan

Othmar Büsser

Sasa Simovic

Roland Meier

Ibrahim Demiröz

Hugo Hinder

Ursula Müller

Markus Beu

Bernardo Garay

Michele Calleo

Max Bargehr

Josef Rüegg

Bernadette Gaugler

Petra Schneider

TamaraTischhauser

René Langenegger

Hatice Ince-Koclar

Andreas Steiger

Andrea Nuss-baumer-Gebert

Stephan Schreiber

Clemens Kuster

Kaspar Rüegg

Dominique Wyss

Nadine Rüdisüli

Hürriyet Kücük

Dino Legena

Claude Raymann

Gertrud Lyman-Häfliger

Hansjürg Hartmann

Daniele Scarano

Cedomir Ratkovic

Francesco De Chiara

Nelly Fisch

Silvia Landolt

Sabine Stöcker

Daniel Kluser

Dennis Leuenberger

Enez Kamberi

Luca Salzani

Daniel Thoma

Sandro Krebs

Jakob Widmer

VolkanAtacan

BernhardFleischmann

Eugen Gehr

Andreas Rütsche

Patrick Wiesner

Thomas Baumgartner

Florian Gmür

Branko Brodar

Darko Matic

UrsulaLudwig

Dr. Uwe Bräuning

Sonja Gmür

Murat Soylu

David Glaus

Hansueli Rüdisüli

SimonSchöbi

Margrit Lillo

MilanMilojevic

Marco Goffi

Adrian Murer

Manuela Di Blasi

Lobsang Tsonang

Peter Ammann

Dzenan Garcevic

Amela Prasovic-Hadsovic

Juraj Neidel

Neriman Akcagün

Giovanni Ferranti

AndreaHofmann

ChristianDettling

Jan Greub

Ebru Atacan-Cokdogan

Murat Prasovic

Roman Brändli

Priska Schmid

Ernst Huser

Raphael Rechsteiner

Mate Ljubicic

Arcangelo Coviello

Michael Kuhlmann

Nurettin Ince

Walter Oberholzer

AdrianVollenweider

WernerMeier

Manuel Kallon

Rico Simonelli

Patrick Hüppin

Werner Oberholzer

Thomas Jud

Nijazi Parilti

Damjan Blagojevic

Heinz Kürsteiner

Dragoslav Marjanovic

Daniel Herzog

Andrea Raimann

Ivan Kutlesa

gEscHicHTE DER gEnERaTionEn 1886–2011 4–21

DiE ERsTE gEnERaTion 1886–1930 4DiE zWEiTE gEnERaTion 1930 –1960 8DiE DRiTTE gEnERaTion 1960–1983 12DiE viERTE gEnERaTion 1984–2010 16

baumann bEWEgT seit 125 JaHRen 22–33

DiE gRünDERFamiliEn 22DER ETWas anDERE gEnERaTionEnWEcHsEl 23baumann HEuTE – TradiTionelle WerTe und der permanenTe aufbruch in die ZukunfT als prinZip 27DiE FüHRungsTEams baumann-Gruppe und baumann schWeiZ 29DiE sTanDoRTE 30mäRkTE unD anWEnDungsbEREicHE 31DiE PRoDukTE 32sTaTisTikEn zu DEn miTaRbEiTEnDEn 33

DiE FünFTE gEnERaTion ab 2011 34–37

«JEDER EinzElnE miTaRbEiTER isT WicHTig» 34

DiE miTaRbEiTEnDEn 38–39

inHalT

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ZuM 125-JäHRigen JubiläuM deR fiRMa

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Jubiläumsmagazin Juni 2011

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