Bedarf im Nachwuchsleistungssport in Bayern - blsv.de · mung vorgelegt. Ein wichtiger erster...
Transcript of Bedarf im Nachwuchsleistungssport in Bayern - blsv.de · mung vorgelegt. Ein wichtiger erster...
Fortschreibung Juli 2014
OSP BAYERN – BLSV - BSSB
Bedarf im Nachwuchs-
leistungssport in Bayern Vorschläge zu notwendigen Strukturanpassungen
Seite 2 von 27
In der 8. Sitzung des Finanzausschusses des Bayerischen Landessportbeirates des Bayerischen Landtages hat der Vorsitzende Wilhelm Leichtle den Olympiastützpunkt Bayern, den Bayerischen Landes-Sportverband und den Bayerischen Sport-
schützenbund dazu aufgefordert, ein gemeinsames Konzept für den Bedarf im Nachwuchsleistungssport im Freistaat Bayern zu erstellen. Ausgehend von einem
Zeitungsartikel in der Süddeutschen Zeitung „Standortvorteil Ost“ vom 07.07.2011, über die Abwanderung junger Talente in andere Bundesländer, werden in diesem Papier die Bedingungen für den Nachwuchsleistungssport in Bayern analysiert und
Vorschläge zu notwendigen Strukturanpassungen gemacht, damit zukünftig bayeri-sche Athleten wieder einen angemessenen Beitrag zum Medaillenspiegel der Bundes-
republik bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften im Sommersport leisten können, bzw. das aktuelle Leistungsniveau im Wintersport langfristig gesichert werden kann.
Wir möchten an dieser Stelle bereits vorwegnehmen, dass es dabei im Freistaat
nicht um grundlegende Veränderungen im Sportsystem, den umfangreichen Ausbau der sportlichen Infrastruktur oder eine immense Erhöhung finanzieller Zuwendungen geht. Vielmehr stehen auch ein klares Bekenntnis zu mehr zentralen Strukturen und
Steuerung sowie die bessere Verzahnung und Nutzung vorhandener Möglichkeiten speziell durch die Sportfachverbände im Vordergrund. Das Argument, im Flächen-
staat notwendige sportliche Strukturen auch in der Fläche vorzuhalten, ist im Leistungssport weder sportfachlich zu begründen noch zu finanzieren.
Die größte zukünftige Herausforderung in der Nachwuchsförderung wird die Verein-barkeit von Schule, Studium und Berufsausbildung mit dem Hochleistungssport sein.
Diese Vorlage wird sich speziell mit diesem Thema ausführlich beschäftigen.
Das Konzept ist auf mehrere Jahre angelegt und muss mit seinen Forderungen den Strukturänderungen des Nachwuchsleistungssports angepasst werden. Fortschrei-bungen sind auch zukünftig geplant und werden dem Landessportbeirat zur Abstim-
mung vorgelegt. Ein wichtiger erster Schritt ist dankenswerterweise durch die Bayerische Staatsregierung mit der Erhöhung der Trainermittel um jährlich 1,5 Mio €
eingeleitet worden. Der Leistungssport des Behinderten und Rehabilitations-Sport-verbandes (BVS) soll in die bestehenden und zukünftigen Strukturen integriert wer-den.
München, Juli 2014
Bayerischer Landes- Sportverband Harald Stempfer Vizepräsident Leistungssport
Klaus Drauschke Sportbeiratsvorsitzender Horst Sigl Referatsleiter Leistungssport
Andreas Felbermeir Referent Leistungssport Bayerischer Sportschützen Bund
Wolfgang Kink 1. Landesschützenmeister Ralf Horneber Sportdirektor
Olympiastützpunkt Bayern Klaus Pohlen Stützpunktleiter
Jens Geist Leitender Trainingswissenschaftler Klaus Sarsky Laufbahnberater
Seite 3 von 27
Inhalt
1. Analyse der Ergebnisse der bayerischen Athleten bei den Olympischen Sommer-
und Winterspielen von 1992 bis 2012 sowie der Ergebnisse bei Olympischen
Winterspielen im Zeitraum 1992-2014 (mit Detailbetrachtung Ergebnisse OWS Sotschi 2014)
2. Analyse der bayerischen Leistungssportstruktur unter besonderer Berücksichti-
gung des Nachwuchsleistungssports und daraus resultierende Finanzforderun-gen.
2.1 Eliteschulen des Sports 2.2 Finanzierung der Sportinternate/Häuser der Athleten (HdA)
2.3 Trainer 2.4 Talentfördermaßnahmen
2.5 Sportstättenbau 2.6 Finanzierung von Trainingsstätten
2.7 Situation der Finanzierung der bayerischen Sportfachverbände
3. Sportstiftung
Anhang
Seite 4 von 27
1. Analyse der Ergebnisse der bayerischen Athleten bei den Olympischen Sommerspielen von 1992 bis 2012 sowie der Ergebnisse bei Olympischen Winterspielen im Zeitraum 1992-2014 (mit Detailbetrachtung Ergebnisse
OWS Sotschi 2014)
Analyse der Ergebnisse der bayerischen Athleten bei den Olympischen Sommerspielen von 1992 bis 2012
Die Analyse umfasst die Beurteilung des gesamten bayerischen Ergebnisses, bezo-gen auf den Vergleich im Längsschnitt der Olympia-Ergebnisse im Sommersport, seit
der Wiedervereinigung. Betrachten wir das bayerische Ergebnis 2012 im Detail stellen wir fest, dass wie in
Peking 2008 3 bayerische Athleten Einzel-Medaillen erringen konnten. Der Anteil an der Mannschafts-Goldmedaille im Hockey der Männer ist mit 2 Athleten (= 2/16)
doppelt so hoch wie vor 4 Jahren. Das macht unter dem Strich eine nahezu identi-sche Medaillenausbeute wie in Peking (vgl. Abb. 1).
Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns ca. 15%
6,06
11,66
6,3 6,12
3,063,12
0
2
4
6
8
10
12
14
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Anzahl
7,39%
Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns : ca. 15%
Medaillen bayerischer Athleten bei Olympischen Sommerspielen
17,94%
11,25% 12,49%
7,46% 7,09%
Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns ca. 15%
6,06
11,66
6,3 6,12
3,063,12
0
2
4
6
8
10
12
14
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Anzahl
7,39%
Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns : ca. 15%Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns ca. 15%
6,06
11,66
6,3 6,12
3,063,12
0
2
4
6
8
10
12
14
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Anzahl
7,39%
Zielgröße entsprechend Größe und des
Bevölkerungsanteils Bayerns : ca. 15%
Medaillen bayerischer Athleten bei Olympischen Sommerspielen
17,94%
11,25% 12,49%
7,46% 7,09%
Abb. 1: Medaillen bayerischer Athleten bei Sommerspielen und Anteil am deutschen Gesamtergebnis
Grundlage unserer Analyse bildet die im Hochleistungssport verbindliche Zuordnung der Kaderathleten zu den Bundesstützpunkten der Spitzenverbände und somit den
Trainings- und Lebensmittelpunkten der Athleten, unabhängig von deren historischer oder aktueller Vereinszugehörigkeit. Aus diesem Grund werden die hervorragenden
Ergebnisse von Sportlern mit bayerischen Wurzeln oder Vereinszugehörigkeit (Marcel Nguyen, Turnen; Andreas Kuffner, Rudern-Achter; Helena Fromm, Taekwondo) in dieser Erhebung nicht als bayerisches Ergebnis gewertet. Gerade die beiden bayeri-
schen Athleten Marcel Nguyen und Andreas Kuffner zeigen in beeindruckender Wei-se, welche individuellen Leistungsentwicklungen durch einen Wechsel in leistungs-
starke Trainingssysteme und Stützpunkte möglich sind.
Seite 5 von 27
Im Gegenzug profitiert der bayerische Wintersport von der Kaderkonzentration der
Spitzenverbände an den starken Bundesstützpunkten. So haben sich bspw. Steffi Böhler (Skilanglauf) und Simon Schempp (Biathlon) nach ihrem Wechsel aus Baden-Württemberg an den Stützpunkt nach Ruhpolding deutlich weiterentwickelt. Aktuell
zeigt die erfreuliche Entwicklung von Andreas Wank im Skispringen (zweimaliger Sieger Sommer Grand Prix 2012), dass auch er nach dem Wechsel nach Oberstdorf
von den Bedingungen eines starken Trainingsstützpunktes profitiert. Neben dem unveränderten Ergebnis zu den Sommerspielen Peking 2008 müssen wir
zur Kenntnis nehmen, dass wir keine „Trendumkehr“ beim bayerischen Ergebnis er-kennen können, zudem der Anteil am Gesamtergebnis der deutschen Olympiamann-
schaft tendenziell weiter abnimmt. Dies ist auch der Situation geschuldet, dass Deutschland erstmals wieder mehr Me-
daillen und Platzierungen erringen konnte, als bei den vorangegangen Olympischen Sommerspielen (vgl. Abb. 2).
Medaillen-Statistik Olympische Spiele [Sommer]
von 1992 bis 2012
91
173
65
102
167
56
103
159
49
91
140
41
69
110
44
81
125
82
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
Medaillen gesamt Platzierungen 4-8 Platzierungen 1-8
1992
1996
2000
2004
2008
2012
Abb. 2: Medaillenbilanz der deutschen Olympiamannschaft bei Sommerspielen seit
1992
Es muss aber zur Kenntnis genommen werden, dass 5 Olympiasiege weniger als in Peking errungen wurden (nur noch n=11), große medaillenintensive Sportarten kei-nen Beitrag zum Ergebnis leisten konnten, die Probleme in den Spielsportarten
Zielgröße eines zukünftigen Ergebnisses bei Olympischen Sommerspielen kann der
prozentuale Bevölkerungsanteil Bayerns an der Bundesrepublik mit ca. 15 % sein.
Seite 6 von 27
schon vorher durch Nichtqualifikation bekannt waren. Eine weitere Detailbetrachtung ist jedoch nicht Gegenstand und Aufgabe unserer bayerischen Analyse.
Vergleichen wir im identischen Beurteilungszeitraum seit 1992 die Ergebnisse baye-rischer Athlet bei Olympischen Winterspielen wird sichtbar, dass der bayerische Win-
tersport hier eine völlig andere Bedeutung und einen viel höheren Stellenwert im deutschen Leistungssportsystem hat als der Sommersport (vgl. Abb.3)
Anzahl
6,00
8,50
15,50
13,00
13,75
9,45
0,00
2,00
4,00
6,00
8,00
10,00
12,00
14,00
16,00
18,00
Albertville 1992 Lillehammer 1994 Nagano 1998 Salt Lake City
2002
Turin 2006 Vancouver 2010
Medaillen bayerischer Athleten bei Winterspielen (Mannschaftsmedaillen anteilig)
53,45%37,14%
32,59%
28,57%
35,42%
45,83%
Abb. 3: Medaillen bayerischer Athleten bei Winterspielen und Anteil am deutschen
Gesamtergebnis Bayerische Athleten konnten durchweg einen großen Beitrag zum jeweiligen Ge-
samtergebnis der deutschen Mannschaft bei olympischen Winterspielen leisten, mit Spitzenwerten um 50% aller erzielten deutschen Medaillen. Dies ist ein sicheres
Indiz für funktionierende Stützpunkt- und Förderstrukturen, für stabile Trainingssys-teme der Spitzenverbände, für optimale Verbindung von schulischer und beruflicher
Ausbildung und leistungssportlichem Training.
Seite 7 von 27
Analyse der Ergebnisse der olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi Auf der Grundlage der damaligen Leistungssituation in den Wintersportverbänden nach
der Saison 2012/2013 wurde ein bayerisches Olympia-Ziel von 10+X Medaillen kalkuliert. Dabei ging man davon aus, dass auch bei den OWS in Sotschi die bayeri-
schen Athleten wesentlich zum Gesamtergebnis der deutschen Mannschaft beitragen würden.
Abb. 4: Ergebniserwartung Bayern Olympische Winterspiele Sotschi 2014
Mit dem bayerischen Olympia-Ergebnis von insgesamt 11,25 Medaillen (Mann-schaftsmedaillen anteilig) wurde diese prognostizierte Zielgröße erreicht, und die
hohen und stabilen Ergebnisanteile am deutschen Olympiaergebnis bestätigt. Im Vergleich zu Turin 2006 (Anteil Bayern am Gesamtergebnis 32,6%, zu Vancouver 2010 (45,8%) ist der bayerische Anteil in Sotschi 2014 mit 59,2% noch einmal ange-
stiegen. Dies ist vorrangig aber der Tatsache geschuldet, dass das deutsche Ergebnis ca. 1/3 geringer ausgefallen ist, als bei den OWS in 2006 und 2010. Unabhängig davon
hat der bayerische Wintersport erneut seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt.
Seite 8 von 27
Abb. 5: Bayerisches Ergebnis Olympische Winterspiele Sotschi 2014
Bei der Betrachtung des Karriereverlaufs der Olympioniken fällt auf, dass alle bayeri-schen Medaillengewinner an einer Eliteschule des Leistungssports betreut wurden. Auch
hier werden deutliche Unterschiede zum Sommersport sichtbar.
Seite 9 von 27
Ein nationaler, regionaler Vergleich der Ergebnisanteile der Olympischen Winterspiele Sotschi 2014 der Bundesländer mit Bundesstützpunkten im Wintersport zeigt, in welch
hohem Maße das Ergebnis einer deutschen Olympiamannschaft vom bayerischen Anteil abhängig ist.
Abb. 6: Bayerisches Ergebnis Olympische Winterspiele Sotschi 2014
Seite 10 von 27
In einer weiteren Detailanalyse der Ergebnisse bayerischer Athleten bei Olympischen Sommerspielen wird der Frage nachgegangen, ob möglicherweise im Leistungsbe-
reich guter Wettkampfplatzierungen (hier Plätze 4-8), sich abweichend von der ge-ringen Medaillenausbeute unserer Sportler eine andere Situation darstellt. Bei einem
Anteil von nur noch weniger als 10% bei den letzten beiden Sommerspielen, von einstmals bis zu 20% kann dies jedoch verneint werden. Vielmehr spiegelt die rück-läufige Tendenz im Bereich von Anschlußplatzierungen die gleiche Tendenz der Me-
daillenergebnisse wider (vgl. Abb. 7).
91
102 103
91
69
81
11 13
2115
6 8
0
20
40
60
80
100
120
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Anzahl
Deutschland Bayern
8,70%
16,48%
9,88%12,09% 12,74%
20,39%
91
102 103
91
69
81
11 13
2115
6 8
0
20
40
60
80
100
120
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Anzahl
Deutschland Bayern
8,70%
16,48%
9,88%12,09% 12,74%
20,39%
Abb. 7 : Platzierungen bei Olympischen Sommerspielen [Plätze 4-8]
Seite 11 von 27
Schließlich kann die Gesamtbeurteilung in einem letzten Detail ergänzt werden. Be-trachten wir die numerische Größe der gesamten deutschen Mannschaft mit dem An-
teil qualifizierter Sportler aus Bayern, wird die bisherige Ergebnistendenz bestätigt. Der Anteil der Sportler an der Olympiamannschaft liegt in ähnlicher Größe wie das
Medaillenergebnis bei ca. 7% (vgl. Abb. 8)
483 478
428453
439
391
33 34 43 4024 27
0
100
200
300
400
500
600
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Teilnehmer
Deutschland Bayern
6,83%7,11% 10,05%
8,38%5,47% 6,91%
483 478
428453
439
391
33 34 43 4024 27
0
100
200
300
400
500
600
Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Athen 2004 Peking 2008 London 2012
Teilnehmer
Deutschland Bayern
6,83%7,11% 10,05%
8,38%5,47% 6,91%
Abb. 8: Teilnehmer bei Olympischen Sommerspielen
Seite 12 von 27
In einer Bestandsbetrachtung und einem Ausblick auf die olympischen Sommerspie-le in London 2012 (vgl. Zeitschrift des Olympiastützpunkt Bayern, OSP-Report,
Ausgabe 03/2011) wurde eine Einschätzung zu möglichen Ursachen und zu Struk-turunterschieden im Vergleich vom olympischen Sommersport zu den olympischen
Wintersportarten in Bayern vorgenommen, die auch in der Nachbetrachtung der Olympischen Sommerspiele 2012 und der Olympischen Winterspiele 2014 genauso aufrecht erhalten werden kann:
Im Herbst 2012 wurde die strategische Ausrichtung für den neuen Olympiazyklus 2013-2016 Sommer durch die Abstimmung und Festlegung der neuen Koopera-tionsvereinbarungen zwischen Spitzenverbänden, dem DOSB und dem OSP fest-
gelegt.
Die Abstimmungen zu den Regionalkonzepten Sommersport mit Gültigkeitszeit-raum 2013-2016 sind in Bayern abgeschlossen und sollen gemeinsam mit den Kooperationsvereinbarungen einen klaren Wegweiser zur leistungssportlichen Aus-
richtung der olympischen Sommersportverbände darstellen. Für die an diesem Pro-zess beteiligten Partner ist eine präzise Ausrichtung zu den künftigen Betreuungs-
aufgaben und Betreuungsschwerpunkten im Sommersport, bis Rio de Janeiro 2016 beabsichtigt. Im olympischen Wintersport haben im Mai/Juni 2014 die Abstimmungen und Pla-
nungen zwischen allen Kooperationspartnern im FSL (Forschungs- und Servicever-bund Leistungssport) stattgefunden. Unter der Leitung des DOSB wurden gemein-
Strukturelle und trainingsmethodische Auffälligkeiten im Vergleich des bayerischen Sommer- und Wintersports
Unterschiede innerhalb trainingsmethodischer Konzeptionen bezüglich der Belas-
tungskomponenten im täglichen Training und dem langfristigen Leistungsaufbau sowie der Orientierung am internationalen Standard.
Modelle der Dokumentation des realisierten Trainings (Trainingsdatendokumenta-
tion) zu unterschiedlich und heterogen entwickelt, noch nicht durchgängig etab-lierte Systeme einer einheitlichen Leistungsdiagnostik vom Nachwuchs- bis zum
Spitzenbereich.
Bundesstützpunkte und Bundesstützpunkte Nachwuchs als zentrale Strukturele-mente der Spitzensportverbände mit Kaderkonzentration, professioneller Betreu-
ung durch hauptamtliche Trainer und Bündelung von finanziellen und infrastruktu-rellen Ressourcen sind noch zu unterschiedlich entwickelt.
Unterschiedliche Ausbaustufen bei der Kombination und Verbindung der Bereiche
leistungssportliches Training und Schule-Studium-Beruf.
Auffälligkeiten bei der Nutzung, dem Entwicklungsstand und der Qualität der Elite-schulen des Sports und Häuser der Athleten durch die Verbände.
Seite 13 von 27
sam mit den Wintersportverbänden und den weiteren Kooperationspartnern (Olympiastützpunkte mit Spezialbetreuung, FES, IAT) die strategischen Ausrichtun-gen und Betreuungsschwerpunkte im neuen Olympiazyklus 2015-2018 vereinbart.
Die Beratungen zu den Regionalkonzepten Wintersport zur leistungssportlichen Ausrichtung in den Wintersportarten in Bayern haben begonnen, diese Regionalkon-
zepte sollen in 2014 zum Abschluss gebracht werden.
Seite 14 von 27
2. Analyse der bayerischen Leistungssportstruktur unter besonderer Berück-
sichtigung des Nachwuchsleistungssports
Der Schlüssel zum internationalen sportlichen Erfolg liegt in einem der jeweiligen
Entwicklung angepassten langfristigen Leistungsaufbau von Kindern und Jugendli-chen im Grundlagen- und Aufbautraining. Entstandene Defizite am internationalen Weltmaßstab orientierten Training in Umfang und Intensität in dieser Phase, sind in
späteren Jahren kaum noch zu kompensieren. Die Verbesserung der Förderung des Nachwuchsleistungssports ist aus Sicht der Autoren eine zentrale Aufgabe des Frei-
staates. Zur Umsetzung dieser Aufgabenstellung ist ein klares Bekenntnis zu mehr zentralen
Strukturen und Steuerung, sowie die bessere Verzahnung und Nutzung vorhandener Möglichkeiten speziell durch die Sportfachverbände, absolute Voraussetzung. Das
Argument im Flächenstaat notwendige sportliche Strukturen auch in der Fläche vor-zuhalten, ist im Leistungssport weder sportfachlich zu begründen noch zu finanzie-ren.
Die dazu notwendigen inhaltlichen Strukturen werden im Folgenden beschrieben:
2.1 Eliteschulen des Sports Im Wesentlichen geht es bei einer Verbesserung der Bedingungen für den Nach-
wuchsleistungssport in Bayern um die Optimierung des Verbundsystems Training/ Schule/ Wohnen.
Die unterschiedlichen Anforderungen im täglichen Training und den Wettkampf-systemen macht in den Sportarten einen differenzierten Einstieg in das Schulsystem
der Eliteschule notwendig. In den meisten Sportarten kollidieren schulische Anforde-rungen und steigende Trainingsumfänge erst ab der Klasse 7. Außerdem ist ab die-
ser Altersstufe die Talentfrage in vielen Sportarten erst befriedigend zu beantworten. Der Freistaat Bayern geht mit dem „qualifizierten Quereinstieg“ in die Eliteschulen des Sports, einen ökonomischen und sportfachlich sinnvollen Weg.
Im Gegensatz zu den „neuen Bundesländern“ gibt es in Bayern auch keine reinen
Eliteschulen des Sports, sondern diese werden in bestehende mehrzügige Gymnasi-en, Realschulen und Mittelschulen integriert, meist in Form einer eigenen „Leis-tungssportklasse“ (LSK). Damit ist auch der Verbleib an der jeweiligen Schule mit
einem Wechsel in eine „normale“ Schulklasse bei einem frühzeitigen Ausstieg aus dem Hochleistungssport möglich.
Nach Einführung des achtstufigen Gymnasiums (G8) bekommen die Eliteschulen des Sports eine noch größere Bedeutung im Spitzensport, weil die schulischen Belastun-
gen für die Schüler zusätzlich zu den sportlichen Anforderungen noch einmal dras-tisch zugenommen haben. Dies wird momentan besonders deutlich, da die ersten
Jahrgänge im G8 jetzt das Abitur absolviert haben. Durch die Möglichkeit der „indivi-duellen Flexibilisierung der Oberstufe“ (Schulzeitstreckung) an den bayerischen Eli-teschulen (Gymnasium) ist ein weiter Schritt zur Absicherung der notwendigen Trai-
ningsumfänge seitens des Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft
Seite 15 von 27
und Kunst geschaffen worden. Der Weg in die Weltspitze ist außerhalb der Eliteschu-len des Sports für die Nachwuchssportler praktisch kaum noch zu schaffen.
In Bayern bestehen aktuell vier Eliteschulen des Sports mit folgenden Sportarten (ohne Eliteschulen des Fußballs):
CJD Berchtesgaden Bob Eisschnelllauf
Ski Alpin Ski Biathlon
Ski Cross Ski Freestyle (Alle Olympischen Disziplinen) Ski Langlauf
Ski Nordische Kombination Ski Sprung
Snowboard (Alle olympischen Disziplinen) Skeleton Rodeln
Oberstdorf Ski Alpin
Ski Cross Ski Langlauf
Ski Nordische Kombination Ski Sprung Snowboard (Cross und Freestyle)
Eiskunstlauf Eistanz
Nürnberg Badminton Fechten
Golf Hockey
Judo Leichtathletik Ringen
Schwimmen Taekwondo
Triathlon Radsport
München Die neue Eliteschule in Norden Münchens befindet sich momentan im Bau und soll
zum Schuljahrbeginn 2016/17 fertiggestellt werden. Diese wird das Isar Sportgym-nasium als Eliteschule des Sports in München ablösen. Die Sportschüler am Isar Sportgymnasium haben bis zum Erreichen des Schulabschlusses dort Bestandschutz.
Erste Vorläuferklassen für die neue Eliteschule werden bereits zum Schuljahrbeginn 2014/15 in der Jahrgangsstufe 5 am Gymnasium in Moosach gebildet. Zur Aufnahme
an die neue Schule ist ein sportfachliches Konzept der Verbände bis September 2014 beim Olympiastützpunkt zur Prüfung einzureichen.
Seite 16 von 27
Eine Alternative zum Abitur an einer Eliteschule ist der frühe Einstieg in die Sportför-derung der Behörden (Bundeswehr, Zoll, Bundes- oder Landespolizei) nach der 9. oder 10. Klasse, also bereits nach einem mittleren Schulabschluss.
Für die Gymnasiasten ist die notwendige kontinuierliche Erhöhung der Trainingsum-fänge und der Qualität, gemessen am internationalen Standard, allerdings nur noch
an den Standorten der Eliteschulen überhaupt möglich und pädagogisch zu vertre-ten.
Die nachfolgende Abbildung zeigt exemplarisch im Sport den Verlauf der Trainings-stunden in der Sportart Schwimmen in Abhängigkeit vom Lebensalter an einer Elite-
schule und an einem normalen Gymnasium. Ab der 7. Klasse sind die Vorgaben des Rahmentrainingsplanes (RTP) nicht mehr zu erfüllen, ab der Oberstufe bleibt die notwendige Zunahme des Gesamttrainingsumfanges praktisch aus.
Entwicklung der Trainingsumfänge
0
5
10
15
20
25
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Jahrgangsstufe
Tra
inin
gsu
mfa
ng
in
Std
./W
och
e
Soll
Ist
Abb. 9: Trainingsstunden in der Sportart Schwimmen an einer Eliteschule (blau) nach RTP und einem normalem Gymnasium (rot) in München.
Vergleichsweise können im Wintersport die nahezu identischen Auffälligkeiten
beobachtet werden. Nur durch den konsequenten Ausbau und die Nutzung der För-dersysteme Eliteschulen und der Sportförderung in den Behörden (Bundeswehr, Zoll, Bundespolizei) wurden die Voraussetzungen geschaffen, die für künftige Weltspit-
zenleistungen notwendigen Trainings- und Belastungsumfänge zu realisieren. Dabei ist zwingend zu beachten, dass diese Steigerung der Gesamtbelastung einen Prozess
über viele Trainingsjahre erfordert. Überproportionale Steigerungen des Gesamtum-fanges nach Abschluss der Schulausbildung sind nicht realistisch und trainingsme-thodisch nicht durchführbar (vgl. Abb. 10).
Seite 17 von 27
Abb. 10: Trainingsumfänge im Skilanglauf gemessen am internationalen Standard
Die Erfolge der Athleten bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 haben die Be-
deutung der Eliteschulen wieder deutlich aufgezeigt. 56 % aller bayerischen Teil-nehmer (ohne Eishockey weiblich) waren oder sind aktuell Eliteschüler. Alle bayeri-
schen Medaillengewinner haben eine Eliteschule des Sports besucht. Eine vergleichbare Nutzung der bayerischen Eliteschulen im langfristigen Leistungs-
aufbau im Sommersport zeigt sich dagegen bei den bayerischen Teilnehmern und den Ergebnissen der Olympischen Sommerspiele in London 2012 nicht. Lediglich
6,5 % der bayerischen Teilnehmer haben eine Eliteschule besucht. Dieser Sachver-halt verdeutlicht den Handlungsbedarf in Bezug auf die Nutzung der Eliteschulen des Sports durch die Sommersportverbände.
Das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
hat die strukturellen schulischen Rahmenbedingungen an den vier Standorten der Eliteschulen des Sports in den letzten Jahren aus den genannten Gründen ausrei-chend geschaffen. Diese entsprechen in den überwiegenden Fällen den Qualitätskri-
terien des DOSB für die Eliteschulen des Sports (Vormittagstraining, Befreiung zu Training und Wettkampf, Profilfach Sport, Schulzeitstreckung in der Oberstufe,
Nachführunterricht). Die Eliteschule des Sports in München befindet sich momentan in einer Übergangsphase, die aber bis zum Schuljahr 2016/17 durch einen Neubau für ein Gymnasium im Norden Münchens gelöst werden soll. Die Baumaßnahme be-
findet sich momentan in der Umsetzung.
Hier brauchen die bayerischen Eliteschulen des Sports einen Vergleich mit anderen Bundesländern nicht zu scheuen.
Die 2 Standorte der Eliteschulen des Sports in Berchtesgaden und Oberst-dorf für den Wintersport und die 2 Standorte in München und Nürnberg für
den Sommersport sind daher ausreichend.
Seite 18 von 27
Die prinzipielle Forderung nach deutlich mehr Konzentration und Zentralisierung ge-rade im Flächenstaat Bayern hat nicht nur ökonomische-, sondern auch sportfachli-che Gründe! Diese sind insbesondere:
Akademische Anschlussförderung nach der Schulausbildung
Leistungssportfreundliche Rahmenbedingungen an den Universitäten und Hochschu-len wurden durch den Abschluss der Kooperationsvereinbarungen „Partnerhochschu-
len des Spitzensports“ sowie mit der Änderung des Bayerischen Hochschulzulas-sungsgesetzes (Profilquote Sport) in 2011 geschaffen. Außerdem steht den Bundes-kadern mit der Fachhochschule in Ansbach im Studienfach „International Manage-
ment“ ein speziell auf den Hochleistungssport abgestimmter Studiengang zur Verfü-gung. Die Anzahl der Partnerhochschulen des Spitzensports in Bayern braucht nicht
erhöht zu werden, im Gegenteil ist eine Reduzierung auf die Standorte mit Bundes-stützpunkten sinnvoll, um die Zielsetzung Konzentration und Zentralisierung zu un-terstützen. Zielsetzung des Studiums an einer Partnerhochschule des Spitzensports
muss immer die optimale Vereinbarkeit von Studium und Sport bei möglichst hoher Erfolgsaussicht in beiden Bereichen sein. Sportlich sind diese Zielsetzungen nur an
einem Standort mit Bundesstützpunkt zu erreichen. Hier greifen dieselben Mecha-nismen der Konzentration und Zentralisierung wie an den Eliteschulen des Sports.
Sportfachliche Gründe zur Konzentration und Zentralisierung im bayerischen Leistungssport
[Thesen]
Bildung leistungsstarker Trainingsgruppen im täglichen Training an den Bundes-
und Landesstützpunkten.
Bildung starker Leistungssportklassen an den Eliteschulen und damit Vereinfa-chung der schulischen Organisationsstrukturen an den Eliteschulen in Abstimmung
mit den Anforderungen im Training und Wettkampf.
Optimaler, gezielter Einsatz der zu geringen Ressource hauptamtlicher „Top Trai-
ner“.
Deutliche Erhöhung von Trainingsumfang und Qualität durch Nutzung der optima-len Umfeld Bedingungen an den Bundesstützpunkten und Bundesstützpunkten
Nachwuchs und deren schulischen Rahmenbedingungen an den jeweiligen Elite-schulen des Sports.
Seite 19 von 27
2.2 Finanzierung der Internatsplätze in den Häusern der Athleten (HdA)
Ein großer Unterschied zu den neuen Bundesländern besteht in der Finanzierung der Plätze in den Sportinternaten. Diese ist momentan nicht ausreichend. Im Vergleich
zu den neuen Bundesländern ist der monatliche Elternanteil mit durchschnittlich € 480,-/Monat in Bayern zu hoch. Die hohen Kosten in den Sportinternaten verhin-dern die notwendige Konzentration und Zentralisierung junger Sportler an den Bun-
desstützpunkten in Bayern. Aus finanziellen Erwägungen wandern Talente häufig in andere Bundesländer ab, weil die Eltern sich die Internatskosten, neben zusätzlichen
finanziellen Belastungen für Material sowie Fahrkosten im täglichen Training und bei Lehrgangsmaßnahmen, einfach nicht leisten können, bzw. entscheiden sich gegen eine leistungssportliche Karriere.
Um die genannten Ziele im Sommersport erreichen zu können, ist eine Aufstockung und Finanzierung der Internatsplätze in den HdA in Nürnberg und München von bis-
her 10 auf mindestens 30 Plätze erforderlich. Der Eigenkostenanteil HdA muss in Bayern für die Eltern auf 250 €, analog
anderer Bundesländer, reduziert werden, um eine Chancengleichheit zu gewährleisten. Hierfür und für die Erweiterung der Internatsplätze im Sommer-
sport ist eine erhöhte Internatsförderung von 500T € p.a., bei Beibehaltung der bis-herigen Bundesförderung notwendig.
2.3 Trainer
Die notwendige Anpassung der Trainerstellen für die Betreuung der Nachwuchssport-
ler an den Eliteschulen und BSPs in Höhe von 1,5 Mio € ist durch die Bayerische Staatsregierung 2013 bereits umgesetzt worden. An dieser Stelle bestand in Bayern klarer Handlungsbedarf, um an den Bundesstützpunkten und Eliteschulen des Sports
eine angemessene Betreuung durch hauptamtliche Trainer zu gewährleisten. Aller-dings besteht weiterhin der Bedarf Trainergehälter jährlich anzupassen. Ein Inflati-
onsausgleich war in den letzten Jahren nicht möglich und sollte vereinbarungsgemäß zeitnah nachgeholt werden (150T € p.a.).
2.4 Talentfördermaßnahmen
Aufgrund der gestiegenen Anzahl der zu betreuenden Sportarten/-disziplinen und gewachsener Trainingsumfänge besteht ein erhöhter Bedarf an Talentfördermitteln
für die Sportfachverbände. Die Staatsmittel für die Talentförderung werden für Ta-lentsuchmaßnahmen sowie für die Durchführung von Maßnahmen zur Leistungs-
überprüfung und -förderung von Talenten im Schüler-, Jugend- und Juniorenalter in der Regel bis 21 Jahren eingesetzt. Der bestehende Ansatz muss um 750T € p.a. aufgestockt werden.
Seite 20 von 27
2.5 Sportstättenbau Im Vergleich zu den genannten Defiziten ist die sportliche Infrastruktur in Bayern ei-
gentlich ausreichend vorhanden. Das Konjunkturpaket II hat im Wintersport die Si-tuation in vielen Sportarten noch einmal deutlich verbessert. Aus Sicht der Autoren
verfügt Bayern in den meisten Sportarten über genügend hochwertige Sportstätten für eine ausreichende Förderung sowohl im Nachwuchsbereich, als auch in der Spitze im Leistungssport. Wenn überhaupt, scheitert es lediglich an der Verfügbarkeit ein-
zelner Sportstätten. Ein konkreter Handlungsbedarf für einen weiteren Ausbau von Sportstätten besteht momentan nur in Einzelfällen, teilweise noch im Bereich der
Sportinternate. Die bestehende Infrastruktur ist daher nicht der limitierende Faktor für die Entwicklung von sportlichen Spitzenleistungen. Zukünftige Investitionsanträ-ge sind verstärkt auf Relevanz im System und Abstimmung mit vorhandenen Sport-
stätten vor Genehmigung zu prüfen. Die Schaffung von teuren Sportstätten macht ohne den strukturellen Unterbau keinen Sinn. Hinsichtlich der Zielsetzung des erfolg-
reichen Abschneidens von bayerischen Sportlern bei zukünftigen Olympischen Spie-len werden neue Sportarten für eine Förderung priorisiert, die auf leistungs- und vereinssportlichen Strukturen aufbauen und auf eine bestehende Infrastruktur zu-
rückgreifen können. Die Förderung weiterer neuer olympischen Sportarten im Sportstättenbau bedarf
z.B. hinsichtlich der hohen kompositorischen Anforderungen der Sportart sowie der Verwurzelung im freien, nicht-organisierten Sport, vorab einer genauen Prüfung. In
jedem Fall wird der Zugang an nur einem Eliteschulstandort als ausreichend erach-tet. Ansonsten sollten Finanzmittel vorrangig zum Erhalt der bestehenden Infrastruktur,
bzw. gezielt zur qualitativen Verbesserung spitzensportgerechter Ausstattung im täglichen Training eingesetzt werden.
Zur zeitnahen Finanzierung von Bauprojekten mit einem maximalen Finanzierungs-zeitraum von zwei Jahren nach Beendigung der Baumaßnahme müssen ausreichend
Finanzmittel bereitgestellt werden, um den Trägern, z.B. kleinere Gemeinden im Wintersport, eine längere Zwischenfinanzierung (Zinsbelastung) zu ersparen, in An-
lehnung an die Abfinanzierung von Baumaßnahmen des Bundesministerium des Inneren.
2.6. Finanzierung von Trainingsstätten Die Betriebskosten stellen für die Träger von Trainingsstätten für den Leistungssport
in Bayern an Bundesstützpunkten, Bundesstützpunkten Nachwuchs und Landesleis-tungszentren eine große finanzielle Belastung dar. Insbesondere kleine Gemeinden
im ländlichen Raum mit aufwendigen Spezialsportstätten sind hiervon betroffen. Aus diesem Grund wird ein Bedarf von jährlich 1Mio. € zusätzlich angemeldet.
Eine Übersicht über die bestehenden Bundesstützpunkte und Bundesstützpunkte
Nachwuchs sowie die Landesleistungszentren können im Anhang eingesehen wer-den.
Seite 21 von 27
2.6 Situation der Finanzierung der bayerischen Sportfachverbände
Bereits ab September 2013 profitieren die bayerischen Sportfachverbände von einer
anteiligen Aufstockung der Trainermittel.
Abb. 11: Zuwendungen an die Sportfachverbände (SFV) in den Jahren 2003-2014 und Berücksichtigung der tatsächlichen Inflation (Quelle: www.global-rates.com,
HVPI Deutschland) Bei der Grafik ist zu berücksichtigen, dass der erhöhte Mitteleinsatz 2013 und 2014
(in Abb. 11 orange) für die Anstellung neuer Trainer insbesondere für die Betreuung an den Eliteschulen eingesetzt und nicht als Ausgleich für die Inflationsverluste der
letzten Jahre verwendet wurde.
Seite 22 von 27
3. Sportstiftung
Einmalige Investition der Bayerischen Staatsregierung in den Grundstock
der Bayerischen Sportstiftung insbesondere für die Individualförderung von bayerischen Nachwuchssportlern
Die Stiftung will die Bildung und den Ausbau eines leistungssportfreundlichen Umfel-des für die bayerischen Nachwuchsleistungssportler in den Strukturen des bayeri-
schen Sports, den Schulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen in engster Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsstandort Bayern ermöglichen. Dadurch soll für
talentierte Sportler ein idealer Rahmen für die schwierige Symbiose aus Leistungs-sport und Beruf geschaffen werden. Dazu gehören neben finanzieller Unterstützung auch bayernweit Angebote für Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplätze, damit baye-
rische Talente während bzw. nach ihrer sportlichen Laufbahn auch beruflich Fuß fas-sen können.
Um bayerische Talente für den Sport und den Wirtschaftsstandort Bayern zu erhal-ten und zu binden, müssen in Bayern hervorragende sportliche und berufliche Per-
spektiven angeboten und ausgebaut werden.
Zweck der Stiftung ist die Förderung des Sports durch Unterstützung von Leistungs-sportlern aus bayerischen Vereinen.
Der BLSV und seine 54 Sportfachverbände haben die Bayerische Allianz für Talente ausgerufen und am 20. März 2010 die Bayerische Sportstiftung in München gegrün-
det. Die Allianz wird von zahlreichen strategischen Partnern unterstützt.
Neben Geld- und Sachleistungen sollen die jungen Athleten auch durch die Vermitt-lung von Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätzen gefördert werden. Der BLSV will die rang-höchsten bayerischen Vertreter des Sports, der Landesregierung, der Wirtschaft und
der Medien in eine Bayerische Allianz für Talente zusammenführen.
Derzeit ist es für unzählige junge Athleten sehr schwierig, Leistungssport auf höchs-tem Niveau auszuüben und gleichzeitig ihre berufliche Ausbildung und Karriere nicht aus den Augen zu verlieren. Die Politik wird gebeten, sich für eine intensive Zusam-
menarbeit der Wirtschaft und der Bayerischen Sportstiftung einzusetzen.
Im bundesweiten Vergleich steht Bayern in einer Konkurrenzsituation mit Sportstif-tungen anderer Bundesländer, die erhebliches Stiftungskapital haben. Z.B. stehen der „Stiftung-Leistungssport-Hamburg“ sechs Millionen Euro Stiftungskapital und der
„Sportstiftung-NRW“ fünf Millionen Euro zur Verfügung.
Seite 23 von 27
Anhang
Bundesstützpunkte
Sommersport (Stand 2013)
Sportart Standort
Basketball Männer Bamberg/Breitengüßbach
Hockey München/Nürnberg
Judo München
Kanu-Slalom Augsburg
Leichtathletik Fürth (L/G)
Leichtathletik München (S/H, S/M, W/S)
Ringen Nürnberg
Schießen München/Hochbrück
Taekwondo Nürnberg
Tennis München (Oberhaching)
Tischtennis Kolbermoor
Freiwasser Würzburg
Volleyball Männer Kempfenhausen
Wintersport (Stand 2013)
Sportart Standort
Bob, Skeleton, Rennschlitten Berchtesgaden/Königssee
Ski Nordisch/Biathlon Ruhpolding/Berchtesgaden
Ski Nordisch/Biathlon Oberstdorf
Ski Alpin Oberstdorf/Oberjoch
Ski Alpin Garmisch-Partenkirchen
Ski Alpin Berchtesgaden/Bischofswiesen
Ski Freestyle Berchtesgaden
Ski Freestyle Oberstdorf/Grasgeheren
Snowboard Berchtesgaden/Bischofswiesen
Snowboard Oberstdorf/Grasgehren
Short Track München
Short Track/ Eisschnelllauf Inzell
Eiskunstlaufen Oberstdorf
Curling Füssen
Curling Garmisch-Partenkirchen
Curling Oberstdorf
Eishockey Füssen
Seite 24 von 27
Landesleistungszentren in Bayern (Stand 2013)
Sportart
Standorte
Base- u. Softball Regensburg
Bob- u. Schlittensport Kreuth (Rodeln)
Eissport Landshut (Eishockey) Inzell (Eisschnelllauf)
Fechten München
Gewichtheben München
Handball Großwallstadt
Hockey München Nürnberg
Judo München
Karate Kempten
Leichtathletik Fürth München
Luftsport 2 Zentren vom Verkehrsministerium ge-nehmigt:
Unterwössen Ebermannstadt
Radsport Nürnberg
Reiten Ansbach(Vielseitigkeit)
München-Riem (Dressur, Springen) Vaterstetten (Voltigieren)
Schützen Hochbrück
Schwimmen Burghausen
Würzburg
Segeln Tutzing
Ski Berchtesgaden (Nordisch)/Ruhpolding (Bi-athlon)
Allgäu: Oberstdorf (Nordisch)-Oberjoch, Bad Hindelang (Alpin) Warmensteinach/Bischofsgrün (Nordisch)
Arber/Zwiesel (Alpin, Nordisch(ohne Sprung), Biathlon, Freestyle)
Tennis Oberhaching
Tischtennis Burglengenfeld
Turnen München (Kunstturnen, Rhythm. Sport-gymnastik, Trampolin)
Volleyball Unterschleißheim
Seite 26 von 27
Arbeitsgruppe Förderung und Verbesserung der
Rahmenbedingungen des Nachwuchsleistungssports in Bayern
An den
Ausschuss für Leistungs- und Spitzensport im
Bayerischen Landessportbeirat
Antrag zur Änderung der Rahmenbedingungen für den Nachwuchsleistungssport in
Bayern für Menschen ohne genauso wie für Menschen mit Behinderung:
Nach ausführlichem Sachvortrag durch die eingesetzte Arbeitsgruppe des Landessportbeira-
tes wird der Ausschuss für Leistungs- und Spitzensport im Bayerischen Landessportbeirat
gebeten, folgenden Beschluss zu fassen:
Sicherung der Finanzmittel
o für Anhebung der Trainerbudgets der bayerischen Sportfachverbände
(Inflationsausgleich)
Die Gehälter der derzeit tätigen Trainer sind prozentual
(Inflationsausgleich) anzupassen.
Kostenvolumen: 150T € p.a.
o zur Bezuschussung der Internatskosten an den Eliteschulen des Sports
Bezuschussung der Internatskosten an Eliteschulen des Sports für mehr
Internatsplätze. Bei Internatskosten soll der Eigenanteil in Bayern für
die Eltern maximal 250,00 Euro betragen.
Kostenvolumen: * 500T € p.a.
(* Kosten abhängig von Sportleranzahl in Eliteschulen des Sports
und Bundeszuschüssen)
o für die Talentförderung, vorrangig für Lehrgangsmaßnahmen der Sport-
fachverbände für Nachwuchsleistungssportler
Erhöhung der Lehrgangsmaßnahmen für den Nachwuchsleistungssport.
Kostenvolumen: 750T € p.a.
o Anteilige Bezuschussung von Betriebskosten
Betriebskostenzuschüsse für Träger von Trainingsstätten an Bundesstützpunkten,
Bundesstützpunkten Nachwuchs und Landesleistungszentren
Kostenvolumen: 1 Mio € p.a.
o für die zeitnahe Abfinanzierung von Baumaßnahmen an Bundesstützpunk-
ten, Bundesstützpunkten Nachwuchs und Landesleistungszentren
Anpassung an die Abfinanzierungszeiten des Bundesministeriums des Inneren
Politische Unterstützung
o Die Politik wird gebeten, sich für eine intensive Zusammenarbeit der Wirtschaft und
der Bayerischen Sportstiftung einzusetzen.
Vorliegender Antrag ist den entsprechenden Gremien im Bayerischen Landtag zur weiteren Bearbeitung und Beschlussfassung vorzulegen.