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Krisen beenden in 10 Schritten Begleit-Material zum Online-Kurs Streitausstieg

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Krisen beenden in 10 Schritten

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Der häufigste Grund, warum Paare eine Beratung oder Therapie aufsuchen, ist der unangenehme Zustand des Streitens. Mit Hilfe einer objektiven Person soll geklärt werden, welcher Standpunkt denn nun der richtige sei. Ausgehend von dieser Vorstellung wird die eigene Sicht-weise umfassend vorgetragen. Die Therapeutin be-kommt zudem Hilfestellung dabei, den Irrtum, die Fehler oder gar die Charaktermängel des Liebespartners bes-ser einschätzen zu können.

Ich halte es für sehr wichtig, sich auf die Argumente in-haltlich nicht einzulassen, sondern auf die emotionale Gestimmtheit zu lauschen, die das Paar produziert. Ein guter Gradmesser ist die eigene innere Gestimmtheit. Wenn ich mich sehr unangenehm fühle oder mein Herz sehr heftig beginnt zu schlagen, dann stoppe ich die hitzi-ge Debatte und frage:

„Machen Sie das zu Hause auch so?“ Normalerweise hal-ten beide dann erstaunt, aber fast immer erleichtert, in-ne, schauen sich an und nicken betreten. Dann ermutige ich sie, weiterzustreiten, mit den Worten: „Machen Sie

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gerne weiter, es ist sehr aufschlussreich für mich, wie Sie miteinander reden. Das Wie ist viel wichtiger als das Was.“

Kein Paar streitet dann weiter. Im Verlauf des Malens der Streit-Skizze flammt der Streit dann zwar wieder auf. Doch ich stoppe jeden Streit mit ähnlichen Wor-ten:

• „Stop, stop, stop.“

• „Langsam, so schnell komme ich nicht mit.“

• „Was genau schreibe ich denn nun auf?“

• „Also, wenn ich Sie recht verstehe, dann ha-ben Sie gerade .... gesagt und folgendes .... gemeint.“ (Wiederholung des Verstandenen)

• „Wenn Sie so weitermachen, dann führt das nicht ins Gute.“

Es gibt einige Gründe, warum Paare streiten:

• sich mit der eigenen Meinung durchzuset-zen

• Macht über den anderen auszuüben

• sich der Klärung eines ganz bestimmten Themas zu widersetzen

• unangenehmen Emotionen auszuweichen

• die Ursache eines Problems zu finden, um dann das Problem zu beheben

• das eigene unlautere Handeln zu verschlei-ern

• Kontakt zu vermeiden oder zu erzwingen

• vom Partner Energie zu bekommen

• alte Verletzungen aus der Kindheit zu lin-dern

• Abhängigkeit zu lösen

• endlich mal zu sagen, was man sich nicht wagte auszusprechen

• dem Partner/ der Partnerin Fehler nachzu-weisen

Die Gründe klingen alle nicht sonderlich produktiv, konstruktiv oder beziehungsför-derlich.

Umfrage: Erfahrung mit Streit

Es gibt unterschiedliche Themen, die in einer Partnerschaft zu Streit führen. Eine Studie von Allensbach aus dem Jah-re 2013 ergab, dass die Spitzenreiter mit je 42 % die schlechten Angewohnheiten der besseren Hälfte sind, die unter-schiedlichen Auffassungen über Sauber-keit, die Eltern aus der Herkunftsfamilie oder Geld.

Alle Paare haben Probleme, Krisen, un-terschiedliche Auffassungen und viele Menschen haben voneinander abwei-chende Lebensstile. Die Art, wie beide mit Interessenskonflikten umgehen ist ausschlussreich. Also nicht über was ge-stritten wird, sondern wie das Paar mit Zwistigkeiten umgeht, das ist spannend und aufschlussreich und ein Gradmes-ser für die eigene Bewusstheit.

Die Hauptgründe, die zu Trennung und Scheidung führen, sind laut einer Daten-bank: fehlende Liebe, mangelnde Kom-munikation, allzu romantische Liebeside-ale, Fehler des Partners, Harmonie-

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sucht, Desinteresse, zu wenig Respekt, Besserwisserei und Pingel igkei t . (www.scheidung.de)

Die in diesen Scheidungsgründen anklin-genden emotionalen Verletzungen mün-den dann auch in die sehr unschönen Trennungskriege.

Die eigene Umfrage, die ich durchge-führt habe, umfasst 5 kurze Fragen:

1. Wie oft führt Streit zu einem guten Ergeb-nis?

2. Wie würdest Du Streit definieren?

3. Was hilft, wenn Ihr miteinander streitet?

4. Welche Erfahrungen machst Du mit dem Streiten?

5. Was ist das Schlimmste beim Streiten?

47 Personen haben sich bisher an der Umfrage beteiligt. 23 % finden während des Streitens eine gute Lösung. 73 % sind der Meinung, Streit entstehe wegen der eskalierenden Emotionen. 55 % glau-ben an bessere Kommunikationsstile, ob-wohl bei 72 % vernünftiges Reden nicht möglich ist, wegen der kaum auszuhal-tenden Emotionen.

Auch in eigenen Worten, konnten die Ein-stellungen zum Streiten wiedergegeben werden.

Die guten Gründe, die für Streiten spre-chen, haben 8 von 47 der befragten Per-sonen so benannt:

• alle Bedürfnisse kommen auf den Tisch

• sachliche Äußerungen führen zu nichts

• Streit zeigt Konflikte auf

• öffnet eine allzu klebrige Harmonie

• erst dann wird einem klar, was man selber möchte

• Streit gibt die Kraft, endlich kritische Gedan-ken auszusprechen

• Streit sollte Positionen klären

Die negativen Auswirkungen überwogen mit 24 von 47 Antworten und wurden so beschrieben:

• Streit hat noch nie zu einem guten Ergebnis geführt. Meistens beharren beiden auf ihrem Standpunkt. Je mehr Streit es gibt, desto schlechter für die Beziehung.

• Streit ist sehr zeit- und energieraubend.

• Es kostet Kraft, ist zu 99 % frustrierend im Ergebnis und steigert die Wut auf den ande-ren.

• Streit ist ein Machtspiel. Streit entsteht aus der Hilflosigkeit, sich ruhig, sachlich und lie-bevoll auszutauschen.

• Es bringt selten etwas Gutes. Häufig ist es ein Machtgeplänkel und macht die Liebe ka-putt.

• deprimierende Wiederholungen, zermür-bend, kindliche Gefühle

• Es lebt sich ohne Streit deutlich angeneh-mer. Die beim Streit aufkommenden Emotio-nen treiben uns auseinander. Das eigentli-che Problem liegt woanders.

• Streit ist Trennung, laut unsachlich, das Fass läuft über

• Streit ist destruktiv, richtet sich wie ein Bu-merang gegen einen selbst und macht alles nur noch schlimmer.

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• Es eskaliert immer mehr. Es geht immer nur um das Gleiche. Es führt zu nichts.

• Die Konflikte werden eher größer. Die Fron-ten verhärten sich. Es fällt schwer, anschlie-ßend wieder liebevoll miteinander umzuge-hen.

• Viel Aufregung mit wenig Erfolg. Oft ist der Zustand danach schwer auszuhalten. Im Au-genblick des Streits erfolgte eine Entladung, die einem danach leid tun.

• So manches Gesagte hinterlässt Wunden und kann nie wieder zurück genommen wer-den.

• Völlig unnötig. Jeder fällt in sein altes Mus-ter und es gibt keine Lösung.

• Wenn ich streite, ist es schon zu spät. Ich falle in mein Ego und bin dann nicht mehr bei mir oder aufmerksam.

• Streit zerstört die Beziehung und ist Salz in die Wunden.

• Ich hasse Streit. Es ist gefährlich.

Seltener erleben Menschen Streit mal als positiv mal als negativ.

Nahezu 67 % finden Streit negativ und 22 % sehen darin eine Chance, die eige-nen Bedürfnisse zum Ausdruck zu brin-gen.

Wenn wir nun noch die unschlüssigen Aussagen, die im Kern negative Einstel-lungen zum Streiten beinhalten, dann kann man behaupten:

Zu 78 % schadet Streit der Liebe

Die Ergebnisse der Umfrage habe ich in einem kleinen Extra-Video zusammen gefasst. Zum Video ...

Was sagen Experten zum Thema Streit?

Wenn wir uns weiterhin die Bedeutung des Streitens für die Partnerschaft an-

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schauen, dann brauchen wir eine Definiti-on. Was genau ist Streit:

Frauen bringen die Knackpunkte in einer Beziehung sehr viel häufiger ein als Män-ner. In erfolgreichen Partnerschaften rea-gieren Männer achtsam und wertschät-zend auf die behutsame Ansage der Frauen.

Das erklärte der amerikanische Paarfor-scher John M. Gottmann, der 700 Paare über Jahrzehnte in einem Ehelabor be-obachtete. Er fand heraus, dass glückli-che und erfolgreiche Paare Vorwürfe, Kri-tik und Kontaktabbrüche vermeiden: “Es gibt bestimmte Formen von Negativität, die sich, wenn ihnen freier Lauf gelassen wird, auf eine Beziehung tödlich auswir-ken können.“ (J.M.Gottman, 2008, S. 41/42)

Die Google-Abfrage ergab, dass auf 18.900 Seiten unzählige Angebote von TherapeutInnen, BeraterInnen oder Se-minaren für richtiges, faires, funktionie-rendes Streiten zu finden sind. Für das Thema Streit beenden, gar nicht erst streiten, die Sinnlosigkeit von Streit konn-te ich keine Treffer finden.

Paare streiten. Das ist normal. Doch ist normal auch richtig?

Streit ist aus meiner Sicht eine Frage der Bewusstheit. Schauen wir uns also ein-mal an, welche Auffassung ein sehr wei-ser und entwickelter, auf dem Weg der Selbsterkenntnis weit vorangeschrittener Autor, zum Thema Streiten vertritt:

„Kritik und Schuldzuweisungen sind eine Sucht, eine kostspielige Sucht. Denn un-ter all den Faktoren, die in einer engen Partnerschaft die Vertrautheit zunichte machen, sind sie der Spitzenreiter.“ (Gay Hendricks: Lebe dein Leben, bevor es andere für dich tun. ebook)

Was sagt der sehr bekannte Mystiker Eckhart Tolle zu Streit in einer Bezie-hung:

„Es scheint, dass die meisten Liebesbe-ziehungen sehr bald zu Hassliebe-Bezie-hungen werden. Wie auf Knopfdruck ver-wandelt sich die Liebe dann in heftige An-griffe, in Feindseligkeit oder in Liebesent-zug. Das wird für normal gehalten. Wenn das Gleichgewicht zwischen den positiv-negativen Polaritäten verloren geht und die negativen, zerstörerischen Zyklen im-mer häufiger und immer heftiger werden, dann wird die Beziehung bald zusam-men brechen.

Es mag so aussehen, als müsstest du nur die negativen und zerstörerischen Zy-klen ausrotten, und schon wäre alles

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gut, schon würde die Beziehung wunder-voll aufblühen. Aber leider ist das nicht möglich. Die Polaritäten bedingen sich gegenseitig. Das Positive enthält in sich schon das noch nicht manifeste Negati-ve. Beide sind in Wirklichkeit verschiede-ne Aspekte derselben Funktionsstö-rung.“ (E.Tolle: Jetzt. 13. Auflage 2005, S. 157/158)

Jeder Beziehungsstörung liegt demnach Negativität zugrunde.

Was jedoch ist Negativität:

Negativität ist jede negative Einstellung und die Weigerung, eine Veränderung zum Guten zu bewirken. Negativität spürt jeder selbst an dem Wert der eige-nen emotionalen Gestimmtheit. Fühlt sich der Wert auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = Keller, 10 = Himmel) auf unter 5 an, dann befindet sich eine Person in der Negativität.

Was ist jedoch nun die Art der Funktions-störung, die den Schwierigkeiten in Paar-beziehungen zu Grunde liegt?

Lassen wir Eckhart Tolle die Antwort ge-ben, der ich zustimme:

„Jede Abhängigkeit entsteht aus der un-bewussten Weigerung, deinen eigenen Schmerz anzuschauen und zu durchle-ben. Jede Sucht beginnt mit Schmerz und endet mit Schmerz. Du benutzt je-manden, um deinen Schmerz zuzude-cken. Deshalb gibt es nach dem Abklin-

gen der ersten Euphorie so viel Unglück, so viel Schmerz in intimen Beziehungen. Sie sind nicht die Ursache für Schmerz und Unglück. Sie bringen den Schmerz und das Unglück, die schon in dir sind, zum Vorschein.“ (E.Tolle, S. 162)

Wenn eine Person als Teil der Bezie-hung in die Negativität geht, tragen bei-de 100 % Verantwortung für diese Ges-timmtheit.

In einer bewussten Beziehung treffen Mann und Frau Absprachen. Diese Ab-sprache bezeichnet Tobias Ruland als Al-lianz. Es gibt eine wichtige Grundregel für eine konstruktive Allianz:

„... die Anliegen des Allianzpartners so wichtig zu nehmen, wie die eigenen An-liegen. Das heißt nicht, dass man immer alle Anliegen teilen muss, es bedeutet le-diglich, dann man seine eigenen Anlie-gen nicht wichtiger nimmt als die Anlie-gen des Partners und umgekehrt.“ (Tobias Ruland: Die Psychologie der Intimität. 2015, S. 127)

Um zu verstehen, wie der Schmerz, der Streit und das Drama in Beziehungen

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miteinander zusammenhängen, schauen Sie sich (noch einmal) den Film über das gesamte Aufwindhaus-Renovierungskon-zept an. Video ansehen ...

Es liegt nicht an der falschen Kom-munikation!

Die Hypothese, Streit liege an der fal-schen Kommunikation spuckt in vielen Köpfen herum und wird auch von Fach-leuten intensiv vertreten. Die Ergebnisse aus der modernen Hirnphysiologie bewei-sen, dass das nicht stimmen kann. Dazu empfehle ich, die Seiten 31 - 42 in dem Buch „Das innere Paar“ noch einmal auf-merksam zu lesen.

Wenn wir Streiten und unser Stresszen-trum im Gehirn die Situation als bedroh-lich einschätzt, schaltet sich automatisch das Reptiliengehirn ein und der vernunft-begabte Neocortex aus. Das Stresszen-trum reagiert umso heftiger, umso schmerzvollere Informationen im Hypto-campus (dem Bewusstsein nicht zugäng-lichen Limbischen System) aus der Kind-heit gespeichert wurden.

Streit hat mit unverarbeiteten Emotionen aus der Kindheit zu tun. Dies ist meine Erfahrung und diese beruht unter ande-rem auf den theoretischen Hintergrün-den meiner Arbeit. Da ich mich als Wis-senschaftlerin und Dozentin viel mit der

Traumaforschung beschäftigt habe, weiß ich dass Streit zu Stress im Gehirn führt.

Auch die Analyse meiner kleinen Umfra-ge zeigt:

• Streit führt zu Stress und Stress führt zu ne-gativer Stimmung

• Negative Stimmung führt zu schwer ertrag-baren Emotionen

• Streit soll Probleme lösen, doch Streit verhin-dert eher Lösungen

Auch der Paartherapeut Tobias Ruland beschreibt sehr treffend in seinen Ausfüh-rungen zur „Psychologie der Intimität“, wobei er sich auf den Ansatz der Diffe-renzierung von David Schnarch stützt, dass Streit nicht wegen schlechter Kom-munikation entstehe:

Rulands Überzeugungen teile ich voll und ganz. Auch ich lerne seit 6 Jahren von David Schnarch, dem amerikani-schen Paar- und Sexualtherapeuten durch Bücher, Vorträge und in Work-shops. Tobias Ruland bringt die Sache auf den Punkt:

„Die gebetsmühlenartig vorgetragene Botschaft vieler psychologischer Berater und Ratgeber, die meisten zwischen-menschlichen Konflikte seien eigentlich auf Kommunikationsprobleme zurückzu-führen, und man müsse die Menschen nur die richtige Weise lehren, miteinan-der zu kommunizieren, halte ich für voll-kommen irreführend, denn es trifft über-haupt nicht den Kern des mit weitem Ab-

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stand häuftigsten Problems: fehlender Respekt. Und dieser fehlende gegenseiti-ge Respekt drückt sich durch Schaffung als unangemessen empfundener sozia-ler Hierarchien aus.“ (Tobias Ruland, 2015, S. 74)

In dem Video zu Schritt 3 „Streitausstieg“ gehe ich auch auf die vier apokalypti-schen Reiter von Gottmann ein.

Diese Reite sind:

1. Kritik und Vorwürfe

2. Rechtfertigung

3. Geringschätzung

4. Kommunikationsverweigerung

Jeden Reiter habe ich ausführlich in dem Buch „Das innere Paar“ (S.77) beschrie-ben und auch im Video nochmals erklärt.

Auch hier gefällt mir die Zuspitzung des Kollegen Ruland sehr:

„Es gibt eigentlich nicht vier, sondern nur einen apokalyptischen Reiter in zwi-schenmenschlichen Beziehungen, der noch nicht einmal ein eleganter Reiter ist, sondern ein gnadenloser apokalypti-scher Berserker: Machtausübung in ei-ner Hierarchie, die als unangemessen empfunden wird.“ (S. 69)

Die Botschaft dieses Reiters kommt beim Gegenüber in einer ganz bestimm-ten Weise an: „Ich möchte dir meine in-nersten Gedanken und Gefühle mittei-

len, und du erwartest von mir, dass ich dich damit nicht behellige, weil du die Wahrheit nicht erträgst und nicht in der Lage bist, dich mit meinen innersten Ge-danken und Gefühlen konstruktiv ausei-nander zu setzen.“ (T.Ruland, S. 127)

Und damit ist nicht gemeint, dass ich dem anderen erkläre, was er falsch macht, wo er mir schadet oder was an seinem Charakter nicht stimmt. Es geht hierbei um die Selbstoffenbarung. Ein Be-griff, den ich bei David Schnarch immer wieder höre und der Menschen so schwer zu vermitteln ist.

Selbstoffenbarung ist eine Form der Inti-mität, in der ich mich nicht abhängig von der positiven Reaktion des Partners ma-che. Und wieder hat Tobias Ruland dies wunderbar beschrieben:

„Intimität bedeutet, dass sich ein Mensch in Gegenwart eines anderen selbst ver-steht und offenbart. Intimität bedeutet, durch das, was man tut oder sagt, sich selbst, sein Innerstes, seine eigenen in-nersten Gefühle und Gedanken wahrhaft nach außen zu tragen und sich selbst bei dieser Selbstpreisgabe zu erleben.“ (T. Ruland, S.109)

Ich denke an all diesen Ausführungen zur Bedeutung von Streit zeigt sich, dass Streit sinnlos, schädigend und hierarchi-sierend ist.

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Deswegen kann ich also getrost behaup-ten:

Jeder Streit ist sinnlos. Immer!

Lassen wir den Streit hinter uns, um uns dem Wachstum und der Heilung in einer Beziehung zu widmen.

Diese Zusammenhänge erkläre ich stets meinen Paaren. Ich lege die Lektüre der Bücher von David Schnarch und Tobias Ruland, Eckhart Tolle und Gottmann ans Herz.

Und dann geht es nur noch darum, den Streit systematisch zu beenden. Dazu fin-de ich die vier Schritte von Talane Mieda-ner aus dem Buch „Coach dich selbst, sonst coacht dich keiner“ sehr hilfreich und überzeugend.

Die vier Schritte des Streitausstiegs

1. Mir fällt auf, dass wir gerade streiten.

2. Bitte lass uns aufhören zu streiten.

3. Wenn wir jetzt nicht aufhören können zu streiten, dann nehme ich mir jetzt 30 Min Besinnungszeit.

4. Den gemeinsamen Raum verlassen und 30 Minuten zur inneren Klärung nutzen.

Diese Schritte erarbeite ich mit dem Paar unmittelbar in der Therapiestunde. Zusätzlich empfehle ich:

• Schreiben Sie jeden Abend drei Erfolge auf, wie es Ihnen gelungen ist, ohne Vorwürfe, Kritik und Rückzug mit Ihrer Partner/ Ihrem Partner in Kontakt zu bleiben.

• Kritisieren Sie niemals Ihren Partner/ Ihre Partnerin.

• Steigen Sie auch dann aus jedem Streit aus, wenn der andere sich weigert mitzuwir-ken. Genau dann ist es ja besonders wich-tig.

• Wenn Sie sich eine Auszeit genommen ha-ben, beschäftigen Sie sich idealerweise mit konstruktiven Übungen.

• Machen Sie zum Beispiel die Trance „Ausstieg aus dem Streit“

Nun schauen Sie sich bitte das Video zu Schritt 3 „Streitausstieg“ an.

Zum Video ...

Und meditieren Sie regelmäßig über die-se beiden Sätze:

Fazit: Welche Bedeutung hat Streit?

Emotionale Verletzungen aus der Vergan-genheit sind noch nicht überwunden.

Dies führt in den Modus der Negativität und zur Abhängigkeit von Fremdbestäti-gung.

Ihre Katharina Klees

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