Beiträge des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie; Abstracts at congresses of the...

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J. von Hardenberg und T. Worst sind zu gleichen Teilen an der Erstellung dieses Beitrages betei- ligt. Urologe 2013 · 52:1296–1301 DOI 10.1007/s00120-013-3304-4 Online publiziert: 15. August 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 J. von Hardenberg 1  · T. Worst 1  · C. Weiß 2  · M.S. Michel 1 1 Klinik für Urologie, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim 2 Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung der Medizinischen Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim Beiträge des Kongresses  der Deutschen  Gesellschaft für Urologie Trends und Qualität Hintergrund und Fragestellung Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wurde bisher kei- ner strukturierten Analyse unterzogen. Er ist neben dem Kongress der „Euro- pean Association for Urologists“ (EAU) und dem der „American Urologic Asso- ciation“ (AUA) der drittgrößte urologi- sche Kongress der Welt [20] und bildet die Forschungsaktivitäten auf dem Ge- biet der Urologie in Deutschland ab. Im Fokus dieser Analyse standen Studiende- sign, Qualität der Beiträge, das Koopera- tionsverhalten der Autoren und aktuelle Trends. Einleitung Die Themenzuordnungen der Poster und Vorträge lassen eine grobe Einschätzung der Beitragszusammensetzung des Kon- gresses der DGU zu. Detaillierte Unter- suchungen zu Zusammensetzung, Inhalt und Qualität der Beiträge wurden bisher jedoch nicht durchgeführt. Vor dem Hin- tergrund, dass die Urologie, aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, zunehmend in klinischen Leitlinien abge- bildet wird, werden diese Fragestellungen zukünftig von steigendem Interesse sein. Die zum Kongress eingereichten Bei- träge werden nur anhand der im Abstract vorliegenden Informationen vom Kon- gresskomitee ausgewählt [2]. Folgt einem Abstract eine Publikation in einer Fach- zeitschrift mit Peer-review-Prozess, kann angenommen werden, dass die Arbeit allgemein akzeptierte wissenschaftli- che Standards erfüllt und von Interesse für die Forschungsgemeinschaft ist. Die Qualität der Abstracts und die Frage, ob ein wissenschaftlicher Bias durch nicht publizierte Beiträge vorliegt, kann somit nur retrospektiv bewertet werden. Da der Kongress vielen Kollegen als Quelle für neue wissenschaftliche Informationen und zur Fortbildung dient, ist eine sys- tematische Qualitätsbeurteilung der Bei- träge erforderlich. Dies ist in der Vergan- genheit zwar für verschiedene urologische Kongresse, jedoch nicht für den Kongress der DGU untersucht worden [4, 5, 10, 13, 14]. Scherer el al. [17] haben in einem me- thodischen „Cochrane-Review“ den Pub- likationserfolg von fast 30.000 Abstracts verschiedener Kongresse unterschiedli- cher Fachgebiete untersucht. Es wurden durchschnittlich nur 44,5% der Beiträ- ge veröffentlicht. Wie hoch die Publika- tionsquote für Abstracts des Kongresses der DGU ist, ist bisher nicht bekannt. Die vorliegende Untersuchung soll helfen, Kongressbeiträge objektiver zu beurteilen. Darüber hinaus wurden Ein- flussfaktoren auf einen späteren Publika- tionserfolg analysiert. Relevante Faktoren helfen Schwerpunkte für Forschungspro- jekte zu setzen und diese dadurch erfolg- reicher zu planen. Außerdem soll es z. B. wissenschaftlich interessierten Urologen erleichtert werden, schnell einen Über- blick über die für deutsche Urologen rele- vanten Fachzeitschriften zu erhalten. Tab. 1 Übersicht über die aus den Kon- gressabstracts erfassten Parameter Organ Prostata Niere Ableitende Harnwege Hoden Penis Anderes Organ Kein Organ Onkologie Onkologischer Kontext Studiendesign Prospektiv multizentrisch Prospektiv monozentrisch Retrospektiv Präklinisch/ experimentell Klinischer Bereich Therapeutisch Diagnostisch Statistik P-Wert als Statistik- Indikator Kooperationen Intern National International Industrie Forschungs- einrichtung Studiengröße Anzahl der Patienten oder Patientenproben 1296 | Der Urologe 9 · 2013 Originalien

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J. von Hardenberg und T. Worst sind zu gleichen Teilen an der Erstellung dieses Beitrages betei-ligt.

Urologe 2013 · 52:1296–1301DOI 10.1007/s00120-013-3304-4Online publiziert: 15. August 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

J. von Hardenberg1 · T. Worst1 · C. Weiß2 · M.S. Michel1

1 Klinik für Urologie, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim2 Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung

der Medizinischen Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim

Beiträge des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für UrologieTrends und Qualität

Hintergrund und Fragestellung

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wurde bisher kei-ner strukturierten Analyse unterzogen. Er ist neben dem Kongress der „Euro-pean Association for Urologists“ (EAU) und dem der „American Urologic Asso-ciation“ (AUA) der drittgrößte urologi-sche Kongress der Welt [20] und bildet die Forschungsaktivitäten auf dem Ge-biet der Urologie in Deutschland ab. Im Fokus dieser Analyse standen Studiende-sign, Qualität der Beiträge, das Koopera-tionsverhalten der Autoren und aktuelle Trends.

Einleitung

Die Themenzuordnungen der Poster und Vorträge lassen eine grobe Einschätzung der Beitragszusammensetzung des Kon-gresses der DGU zu. Detaillierte Unter-suchungen zu Zusammensetzung, Inhalt und Qualität der Beiträge wurden bisher jedoch nicht durchgeführt. Vor dem Hin-tergrund, dass die Urologie, aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, zunehmend in klinischen Leitlinien abge-

bildet wird, werden diese Fragestellungen zukünftig von steigendem Interesse sein.

Die zum Kongress eingereichten Bei-träge werden nur anhand der im Abstract vorliegenden Informationen vom Kon-gresskomitee ausgewählt [2]. Folgt einem Abstract eine Publikation in einer Fach-zeitschrift mit Peer-review-Prozess, kann angenommen werden, dass die Arbeit allgemein akzeptierte wissenschaftli-che Standards erfüllt und von Interesse für die Forschungsgemeinschaft ist. Die Qualität der Abstracts und die Frage, ob ein wissenschaftlicher Bias durch nicht publizierte Beiträge vorliegt, kann somit nur retrospektiv bewertet werden. Da der Kongress vielen Kollegen als Quelle für neue wissenschaftliche Informationen und zur Fortbildung dient, ist eine sys-tematische Qualitätsbeurteilung der Bei-träge erforderlich. Dies ist in der Vergan-genheit zwar für verschiedene urologische Kongresse, jedoch nicht für den Kongress der DGU untersucht worden [4, 5, 10, 13, 14].

Scherer el al. [17] haben in einem me-thodischen „Cochrane-Review“ den Pub-likationserfolg von fast 30.000 Abstracts verschiedener Kongresse unterschiedli-cher Fachgebiete untersucht. Es wurden durchschnittlich nur 44,5% der Beiträ-ge veröffentlicht. Wie hoch die Publika-

tionsquote für Abstracts des Kongresses der DGU ist, ist bisher nicht bekannt.

Die vorliegende Untersuchung soll helfen, Kongressbeiträge objektiver zu beurteilen. Darüber hinaus wurden Ein-flussfaktoren auf einen späteren Publika-tionserfolg analysiert. Relevante Faktoren helfen Schwerpunkte für Forschungspro-jekte zu setzen und diese dadurch erfolg-reicher zu planen. Außerdem soll es z. B. wissenschaftlich interessierten Urologen erleichtert werden, schnell einen Über-blick über die für deutsche Urologen rele-vanten Fachzeitschriften zu erhalten.

Tab. 1 Übersicht über die aus den Kon-gressabstracts erfassten Parameter

OrganProstataNiereAbleitende HarnwegeHodenPenisAnderes OrganKein OrganOnkologieOnkologischer KontextStudiendesignProspektiv multizentrischProspektiv monozentrischRetrospektivPräklinisch/ experimentell

Klinischer BereichTherapeutischDiagnostischStatistikP-Wert als Statistik-IndikatorKooperationenInternNationalInternationalIndustrieForschungs- einrichtungStudiengrößeAnzahl der Patienten oder Patientenproben

1296 |  Der Urologe 9 · 2013

Originalien

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Untersuchungsmethoden

Auswahl der Abstracts

Es wurden Abstracts (Poster und Vorträ-ge) der Kongresse der DGU aus den Jah-re 2002 und 2009 analysiert (2002: n=352; 2009: n=380). Von den Analysen ausge-schlossen wurden Abstracts, die in den Sektionen „Filmbeiträge“, „Fallberichte“ und „Geschichte der Medizin“ veröffent-licht wurden.

Erfasste Parameter

Aus den Abstracts wurden die in . Tab. 1 dargestellten Parameter erfasst. In den Ka-tegorien „Organ“, „Onkologie“, „klinischer Bereich“ und „Studiendesign“ wurden nur Einfachzuordnungen vorgenommen, wo-hingegen in der Rubrik „Kooperationen“ Mehrfachzuordnungen möglich waren. Letztere wurde aus der Institutszugehö-rigkeit aller im Abstract aufgeführten Au-toren abgeleitet. Als „interne Koopera-tionen“ wurden z. B. solche zwischen der Urologischen Klinik und dem Patholo-gischen Institut der gleichen Universi-tätsklinik bezeichnet. Es wurden auch die Studiengröße (Anzahl der Patienten oder Patientenproben) und das Vorliegen eines p-Wertes im Abstract (als Indikator für statistische Berechnung bei der Daten-

auswertung) in die Datensammlung ein-bezogen.

Identifikation nachfolgender Publikationen

Um die nachfolgenden Publikationen zu identifizieren, wurde in MEDLINE zu-nächst nach dem Erst- oder Letztautor sowie einem Stichwort aus dem Titel des Abstracts gesucht. Anschließend wurden in der Ergebnisliste ähnliche Publikatio-nen identifiziert und deren Abstracts stu-diert. War diese Suche nicht erfolgreich, wurde ein anderes Stichwort aus dem Ti-tel gewählt oder der Name eines weiteren Koautoren eingegeben.

Es wurden ausschließlich Abstracts als veröffentlicht gewertet, wenn mindestens ein Autor in der Veröffentlichung auf-gelistet war und der Inhalt mit dem des Abstracts der Publikation übereinstimm-te. War dies nicht eindeutig, entschieden beide Reviewer (JvH und TW) gemein-sam, ob das Abstract als veröffentlicht zu werten sei. Beiträge die nicht in Pubmed identifiziert werden konnten, wurden als nicht veröffentlicht gewertet. Die Namen der Fachzeitschriften und das Publika-tionsdatum wurden miterfasst. Für die Analyse der „Impact Factors“ (IF) wur-de ungeachtet des Publikationsdatums je-weils der IF im Kalenderjahr des entspre-chenden Kongresses zugrunde gelegt. Die IF wurden aus dem jährlichen Journal Ci-tation Report 2002 und 2009 (Thomson Reuters, New York, USA) entnommen.

Statistik

Die Daten wurden deskriptiven Untersu-chungen unterzogen. Veränderungen zwi-schen den beiden Kongressen hinsichtlich der erfassten Parameter wurden mittels χ2- oder Mann-Whitney-U-Test unter-sucht, um Trends aufzudecken. Einfluss-faktoren auf den Publikationserfolg wur-den ebenfalls mittels χ2-Test und Mann-Whitney-U-Test untersucht. Die Statistik wurde mit der Software SAS® (SAS Insti-tute Inc., USA) berechnet. Nur p-Werte ≤0,05 wurde als signifikant gewertet.

Ergebnisse

Studiendesign

Bei 32,9% der Abstracts handelte es sich um experimentelle bzw. präklinische Arbeiten. Die übrigen 67,1% waren klini-sche Studien. 10,4% beschrieben Ergeb-nisse prospektiv designter Multicenter-studien. . Abb. 1 gibt Aufschluss über die Verteilung der Studiendesigns. Die Häu-figkeit der erfassten Parameter unter den unterschiedlichen Designs klinischer Stu-dien ist in . Tab. 2 dargestellt.

Die am häufigsten thematisierten Or-gane waren die Prostata und die ableiten-den Harnwege. Hier waren prospektiv multizentrische Studien ähnlich häufig oder häufiger als retrospektive Arbeiten. Prospektiv multizentrische Studien zu Nierenerkrankungen waren mit 6,6% hin-gegen signifikant seltener als retrospektive Studien (18,7%) zu Nierenerkrankungen (p=0,012). 55,8% der klinischen Studien hatten einen onkologischen Kontext. Bei den experimentellen und präklinischen Arbeiten waren es 51,5%. Prospektiv mul-tizentrische Studien wiesen eine größere Studienpopulation auf (Median 156,5) als prospektiv monozentrische Studien (Me-dian 53,0). 16,5% aller Abstracts beinhal-teten einen p-Wert.

Kooperationen

Die Häufigkeiten unterschiedlicher Ko-operationen sind in . Tab. 3 dargestellt. Die präsentierenden Kliniken und wis-senschaftlichen Abteilungen kooperierten am häufigsten auf nationaler Ebene oder innerhalb der eigenen Einrichtung („In-terne Kooperationen“). Gemeinschafts-projekte mit internationalen Partnern, der Industrie oder reinen Forschungseinrich-tungen waren seltener. Auf internationaler Ebene bestanden die meisten Kooperatio-nen mit Partnern aus den USA (44/732), Italien (12/732), den Niederlanden und Kanada (jeweils 9/732). 44,3% der Abs-tracts im Jahre 2002 und 36,8% in 2009 beinhalteten keine Kooperation.

Trends

Die . Tab. 4 zeigt die Trends in der Häu-figkeitsverteilung der untersuchten Para-

76,10.4%

163, 22.3%

252, 34.4%

241, 32.9%

Prospektiv-multizentrisch

Prospektiv-monozentrisch

Retrospektiv

Präklinisch/Experimentell

Abb. 1 8 Studiendesign aller untersuchten Kon-gressabstracts der Jahre 2002 und 2009 (n=732)

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meter zwischen 2002 und 2009. Pro-spektiv monozentrische Studien wurden 2009 (17,4%) seltener präsentiert als 2002 (27,6%, p<0,001). Umgekehrt verhielt es sich mit retrospektiven Arbeiten (38,9 bzw. 29,5%, p=0,008). Studien mit onko-logischer Fragestellung wurden 2009 si-gnifikant häufiger präsentiert (57,9% vs. 50,6%, p=0,047). Der Anteil von Abs-tracts mit diagnostischer Fragestellung

nahm von 28,5 auf 18,3% ab (p=0,008), solche mit therapeutischem Kontext wa-ren hingegen 2009 häufiger. 2009 wurden sowohl Kooperationsprojekte insgesamt (55,7% vs. 62,9%; p=0,047), als auch na-tionale Kooperationsprojekte (25,6% vs. 31,3%; p=0,019) signifikant häufiger prä-sentiert. Für alle anderen Kooperations-formen fanden sich keine signifikanten Häufigkeitsunterschiede. Weiterhin zeig-

te sich ein nicht signifikanter Rückgang (18,5% vs. 14,7%) der Beiträge, in denen statistische Berechnungen durchgeführt wurden.

Veröffentlichungen aus Abstracts

Von 352 im Jahre 2002 angenommenen Abstracts wurden 172 (49,2%) in einem Zeitraum von 68,1 (Median 15,1) Monate

Zusammenfassung · Abstract

Urologe 2013 · 52:1296–1301 DOI 10.1007/s00120-013-3304-4© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

J. von Hardenberg · T. Worst · C. Weiß · M.S. MichelBeiträge des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Trends und Qualität

ZusammenfassungHintergrund. Der Kongress der Deut-schen Gesellschaft für Urologie (DGU) ist der drittgrößte urologische Kongress der Welt und spiegelt die urologische Forschung in Deutschland wieder. Detaillierte Daten hin-sichtlich des Studiendesigns der Beiträge, zu aktuellen Trends in der urologischen For-schung und den Kooperationen der Auto-ren fehlen jedoch. Weiterhin ist nicht bekannt welche Faktoren eine nachfolgende Original-publikation wahrscheinlicher machen.Material und Methoden. Exemplarisch wur-den die Kongresse der DGU der Jahre 2002 und 2009 analysiert. Dazu wurden Informa-tionen zu Aspekten des Studiendesigns und Kooperationen aus den Beitragsabstracts er-fasst, deskriptiv ausgewertet und Trends er-mittelt. In MEDLINE wurde nach zugehöri-gen Originalveröffentlichungen in Fachzeit-schriften mit Peer-review-Prozess gesucht

und mögliche Einflussfaktoren auf den Pub-likationserfolg identifiziert. Statistische Be-rechnungen erfolgten mittels χ2- und Mann-Whitney-U-Test.Ergebnisse. Ausgewertet wurden 732 Abs-tracts (2002: 352; 2009: 380). Je ein Drittel be-inhaltete prospektive, retrospektive oder prä-klinische bzw. experimentelle Studien. Am häufigsten wurde intern (28,7%) und natio-nal (27,6%) kooperiert. Signifikante Trends beinhalteten eine Zunahme retrospektiver Studien (p=0,008) und nationaler Koopera-tionen (p=0,019). 49,2% (2002) bzw. 56,3% (2009) der Abstracts wurden „peer reviewed“ veröffentlicht. Der durchschnittliche „Impact Factor“ war 2009 signifikant höher (Mittel 3,4 vs. 2,1; p>0,0001). Wenn statistische Berech-nungen durchgeführt wurden, eine nationa-le Kooperation bestand oder es sich um eine

Therapiestudie handelte, war die Veröffentli-chungswahrscheinlichkeit signifikant größer.Schlussfolgerung. Der Fokus der urologi-schen Forschung sollte zukünftig mehr auf dem Design prospektiver Studien liegen. Abstracts werden häufig nicht als Originalar-tikel in Peer-reviewed-Fachzeitschriften pub-liziert. Dies gilt insbesondere für Beiträge oh-ne Statistik. Nationale Kooperationen korre-lieren hingegen signifikant mit einem späte-ren Publikationserfolg. Deshalb sollte frühzei-tig eine nationale Vernetzung von jungen for-schenden Urologen gefördert werden.

SchlüsselwörterDeutsche Gesellschaft für Urologie · Studiendesign · Kooperation · Publikationserfolg

Abstracts at congresses of the German Society of Urology. Trends and quality

AbstractBackground. The congress of the German Society of Urology is the third biggest urolo-gy congress worldwide and reflects the sci-entific landscape of urology in Germany. In the congress abstracts, detailed data regard-ing study design, current trends in urologic research and the cooperation of authors are lacking. We wanted to identify factors con-tributing to the likelihood of an abstract be-ing followed by a publication in a peer-re-viewed journal.Material and methods. The two congresses of the years 2002 and 2009 were exemplari-ly analyzed. Various aspects regarding study design and cooperations were retrieved from the abstracts and trends were determined. Subsequent publications in peer-reviewed journals were searched for in MEDLINE and potential factors influencing publication suc-

cess were identified. Significance was test-ed for using the χ2 and Mann-Whitney-U sta-tistical tests.Results. A total of 732 abstracts (2002: 352, 2009: 380) were analyzed, one third of which contained prospective, retrospective or preclinical/experimental studies. Internal (28.7 %) and national (27.6 %) cooperations were most frequent. Significant trends to-wards more retrospective studies (p=0.008) and national cooperations (p=0.019) were found. Of the abstracts 49.2 % (2002) and 56.3% (2009) were followed by publica-tion in peer-reviewed journals (median 15.1 months) with a significantly higher mean im-pact factor in 2009 (3.4 vs. 2.1, respective-ly p>0.0001). Therapeutic studies and those including statistics or national cooperations

were significantly more likely to be pub-lished.Conclusion. In the future urologic research should focus on prospective studies. Many abstracts are not followed by a publica-tion in a peer-reviewed journal. This is espe-cially true for abstracts containing no statis-tics. As national collaborations are correlated with successful publication, an early national networking of young researching urologists should be promoted.

KeywordsGerman Society of Urology · Study design · Cooperation · Publication success

1298 |  Der Urologe 9 · 2013

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nach dem Kongress peer-reviewed veröf-fentlicht. Im Jahr 2009 waren es 214/380 (56,3%) in einem Zeitraum von 60,3 (Me-dian 15,1) Monate. Abstracts von 2002 mit klinischer Fragestellung wurden im Me-dian nach 18,3 Monaten und solche mit experimenteller Fragestellung im Median nach 20,3 Monaten veröffentlicht (2009: experimentelle Arbeiten nach 16,1 Mona-

ten; klinische Arbeiten nach 13,5 Monate; p=0,0814). Der durchschnittliche „Im-pact Factor“ (IF) der Fachzeitschriften, in denen die Abstracts von 2002 publiziert wurden, war signifikant niedriger als 2009 (Mittel 2,1 vs. 3,4; p>0,0001). Beiträge mit experimenteller Fragestellung wurden im Vergleich zu solchen mit klinischen Fra-gestellung sowohl 2002 [IF (Mittel) 2,2 vs.

2,0; p=0,0895] als auch 2009 [IF (Mittel) 3,6 vs. 3,3; p=0,0625] tendenziell etwas höher veröffentlicht [p (gesamt) =0,0227]. In . Tab. 5 sind die Fachzeitschriften in denen mindestens drei Kongressbeiträge veröffentlicht wurden mit ihren zugehö-rigen IF dargestellt.

Einflussgrößen auf den Publikationserfolg

. Tab. 6  stellt die Untersuchung von Einflussfaktoren auf den Publikations-erfolg dar. Sowohl in der separaten als auch in der gemeinsamen Betrachtung der Kongresse von 2002 und 2009 wa-ren unter anderem nationale Koopera-tionen (p<0,0001), das Design der Studie (prospektive und experimentelle Studien; p=0,0006) und die Angabe von Statistik im Abstract (p<0,0001) signifikante Ein-flussfaktoren auf den späteren Publika-tionserfolg. Der gleiche Zusammenhang zeigte sich auch für Therapiestudien (Kli-nischer Bereich: p<0,0001).

Tab. 2 Verteilung der erfassten Parameter von Abstracts klinischer Studien

Studiendesign Prospektiv multi-zentrisch (n=76)

Prospektiv mono-zentrisch (n=163)

Retrospektiv  (n=252)

Onkologie 40 (52,6%) 83 (50,1%) 151 (59,9%)

Organ

Prostata 26 (34,2%) 55 (33,4%) 71 (28,2%)

Niere 5 (6,6%) 21 (12,9%) 47 (18,7%)

Abl. Harnwege 29 (38,2%) 45 (27,6%) 94 (37,3%)

Hoden 6 (7,9%) 8 (4,9%) 11 (4,4%)

Penis 6 (7,6%) 18 (11,0%) 11 (4,4%)

Anderes Organ 3 (3,9%) 12 (7,4%) 16 (6,3%)

Kein Organ 1 (1,3%) 4 (2,5%) 2 (0,8%)

Studiengröße 156,5 (7–8767) 53,0 (4–1700) 142,5 (1–17.758)

Klinischer Bereich

Therapeutisch 54 (71,1%) 117 (71,8%) 206 (81,7%)

Diagnostisch 22 (28,9%) 46 (28,2%) 46 (18,3%)

Tab. 3 Verteilung der Kooperationen (Mehrfachnennungen möglich)

Jahr  (n Ab-stracts)

Kooperationen

Gesamt Intern National Interna-tional

Industrie For-schung

Keine

2002 (n=352)

196 (55,7%)

101 (28,7%)

83 (25,6%)

48 (13,6%)

13 (3,7%) 25 (7,1%) 156 (44,3%)

2009 (n=380)

239 (62,9%)

109 (28,7%)

119 (31,3%)

56 (14,7%)

21 (5,5%) 39 (10,3%)

141 (36,8%)

Gesamt (n=732)

435 (59,4%)

210 (28,7%)

202 (27,6%)

104 (14,2%)

34 (4,7%) 64 (8,7%) 297 (40,6%)

Tab. 4 Für einige der erhobenen Para-meter zeigten sich signifikante Trends beim Vergleich der Daten von 2009 und 2002

Parameter Abs-tracts (n)

Test p

Studien- design

χ2-Test

Prospektiv multizentrisch

76 0,724

Prospektiv monozentrisch

163 <0,001

Retrospektiv 252 0,008

Experimentell/präklinisch

241 0,649

Onkologie 732 0,047

Klinischer  Bereich

491 0,008

Koopera- tionen

732

Gesamt 0,047

Intern 0,998

National 0,019

International 0,670

Industrie 0,239

Forschung 0,130

Statistik 732 0,175

Studiengröße 732 U-Test

0,052Tab. 5 Liste der medizinischen Fachzeitschriften, in denen mindestens 3 Kongressabstracts der Kongresse 2002 oder 2009 als Originalarbeiten veröffentlicht wurden

Nr. 2002 Nr. 2009

Journal n (%) IF Journal n (%) IF

1. J Urol 30 (17,3) 3,0 1. Eur Urol 24 (11,4) 7,7

2. Urologe A 19 (11) 0,46 2. BJU Int 21 (10) 2,9

3. Euro Urol 18 (10,4) 1,8 3. Urologe A 16 (7,6) 0,3

4. Urology 17 (9,8) 2,5 4. Urology/J Urol 15 (7,1) 2,4/4,0

5. World J Urol 13 (7,5) 1,7 5. World J Urol 14 (6,6) 2,6

6. Aktuel Urol 6 (3,5) 0,1 6. Int J Urol 9 (4,3) 1,2

7. BJU Int 5 (2,9) 1,6 7. J Sex Med 6 (6,7) 4,9

8. Br J Cancer/Int J Cancer

4 (2,3) 3,6/4,1 8. Int J Cancer/ Endourol

5 (2,4) 4,7/1,8

9. Prostate/Lab Invest

3 (1,9) 3,2 9. J Paed Urol/Prostate 4 (4,4) 1,4/2,7

10. – – – 10. Anticancer Res 3 (3,3) 1,4n Anzahl der veröffentlichten Originalarbeiten die aus Abstracts des Kongresses des entsprechenden Jahres ent-standen, IF „Impact Factor“ der Fachzeitschrift im entsprechenden Kongressjahr.

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Diskussion

Das Ziel dieser Arbeit war es das Studien-design der Abstracts der Kongresse der DGU von 2002 und 2009 und die Koope-rationen der Autoren zu analysieren. Wei-terhin wurden solche Abstracts herausge-filtert, aus denen später Originalarbeiten in Fachzeitschriften mit Peer-review-Pro-zess hervorgingen. Je einem Drittel aller Abstracts lagen prospektive, retrospekti-ve oder präklinische bzw. experimentelle Studien zu Grunde. In 59,4% der Arbeiten wurde kooperiert. Eine vergleichbare Ko-operationshäufigkeit (59,0%) findet sich auch für den Kongress der „American Society of Clinical Oncology“ (ASCO) der Jahre 2001–2003 und 2006–2008 [16]. Am häufigsten waren interne (28,7%) und na-tionale Kooperationen (27,6%).

Signifikante Trends von 2002 zu 2009 waren die Zunahme von nationalen Kooperationen, von Abstracts mit einem onkologischen oder therapeutischen Kon-text, sowie die Zunahme von retrospek-tiven Studien. Tendenziell besitzen retro-spektiv erhobene Daten eine geringere Aussagekraft und können zu Ergebnis-verzerrungen führen [18]. Deshalb ändern Fachzeitschriften die Anforderungen an Studien, die veröffentlich werden: Das Journal of Urology kündigte beispielwei-se auf dem Kongress der AUA 2013 unter der Überschrift „JU is going on a diet“ an, künftig weniger retrospektive Arbeiten zu veröffentlichen. Damit entspricht das Journal of Urology der allgemeinen For-

derung nach qualitativ hochwertigen wis-senschaftlichen Studien.

Bei der Erstellung von Leitlinien ist die Gewichtung der Aussagekraft einer Studie ebenfalls in hohem Maße von ihrem De-sign abhängig. Deshalb könnte zur konti-nuierlichen Qualitätssicherung des Kon-gresses und zur Übersicht für die Kon-gressbesucher zukünftig eine Ampel-kennzeichnung der Beiträge hinsichtlich ihres Studiendesigns hilfreich sein. Eine dreiteilige Farbkodierung würde eine sofortige Unterscheidung in 1) multizen-trisch prospektive, 2) monozentrisch pro-spektive und retrospektive, sowie 3) ex-perimentelle Arbeiten ermöglichen. Zur gezielten Unterstützung von prospekti-ven Studien könnte außerdem eine zent-rale organisatorische Schnittstelle sinnvoll sein. Mit der Arbeitsgemeinschaft Urolo-gische Onkologie (AUO) als Organ der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) exis-tiert bereits eine Plattform, die seit vielen Jahren zahlreiche prospektive multizentri-sche Studien zu uroonkologischen Frage-stellungen begleitet [1, 11, 15]. Ein auf den bestehenden Strukturen der AUO, der Arbeitsgruppe urologische Forschung (AUF) und des seit 2012 aktiven urolo-gischen Studienregisters [19] aufbauen-des, integrierendes und zentral koordi-niertes nationales Studiennetzwerk wäre ein möglicher nächster Schritt. Vorbild hierfür könnte das vom Bundesministe-rium für Bildung und Forschung geför-derte Studienzentrum der Deutschen Ge-sellschaft für Chirurgie sein [9]. Allein das darunter agierende Netzwerk CHIR-Net [12] für klinische Studien zu opera-tiven Verfahren rekrutiert zur Zeit in 19 größtenteils mehrarmigen, prospekti-ven Multicenterstudien [8]. Insgesamt wurden 49,2 und 56,3% der untersuch-ten Kongressbeiträge aus den Jahren 2002 und 2009 veröffentlicht. In einem metho-dischen Review, in welchem 79 Analysen von medizinischen Kongressen unter-schiedlichster Fachrichtungen einbezogen wurden, zeigte sich eine durchschnittliche Veröffentlichungsquote von 44,5% [17]. Es gibt zahlreiche Kongressanalysen von urologischen Kongressen, die z. T. sehr unterschiedliche Suchalgorithmen für die Identifikation von Publikationen verwen-det haben. Der Vergleich mit anderen gro-ßen urologischen Kongressen zeigt, dass

der Anteil der veröffentlichten Abstracts beim Kongress der DGU hoch ist [4, 5, 7, 10, 13, 14]. Die Publikationsrate von 2009 ist sogar die höchste, die bisher für einen urologischen Kongress beschrieben wur-de. Dies spricht für die Qualität der wis-senschaftlichen Beiträge beim Kongress der DGU.

Jedoch zeigt die vorliegende Analyse auch, dass etwa die Hälfte der Abstracts nicht publiziert wird. Folglich werden vie-le aufwändig analysierte Patientendaten aus klinischen Studien der wissenschaft-lichen Gemeinschaft nicht zugänglich ge-macht. Insbesondere wenn Patienten, um zur Verbesserung von Therapie und Dia-gnostik beizutragen, in die Teilnahme an einer Studie eingewilligt haben, sollten die daraus gewonnen Daten später veröffent-licht werden [3, 6]. Weiterhin führt eine Nichtveröffentlichung von Studienergeb-nissen zu einem Bias in der wissenschaft-lichen Literatur, auf deren Basis später Leitlinien erstellt werden. Die prospekti-ve Registrierung von klinischen Studien in Studienregistern mit Darstellung der Fragestellung wird diesen Bias künftig re-duzieren. Hier hat die DGU eine nationa-le Vorreiterrolle inne: Als erste medizini-sche Fachgesellschaft in Deutschland hat sie 2012 einen Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Register Klinischer Stu-dien geschlossen (http://www.germanctr.de). Es stellt somit deutschlandweit das erste Fachregister mit WHO-Akkreditie-rung dar [19].

Ein Publikationserfolg korrelierte si-gnifikant mit Studien zu Therapien, na-tionalen Kollaborationen, dem Design der Studie und der Angabe einer Statis-tik. Eine derartige Untersuchung von Ein-flussfaktoren wurde noch nie für einen urologischen Kongress vorgenommen. Bei vielen vorherigen Untersuchungen lag der Schwerpunkt auf der Frage, ob eher Poster, Vorträge oder Filmbeiträge veröf-fentlicht wurden [10, 13, 14]. Diese Frage-stellung wurde von uns nicht als wesent-lich angesehen, da die Form der Präsen-tation nicht repräsentativ für den wissen-schaftlichen Inhalt ist. Ein Vergleich die-ser Ergebnisse mit nicht-urologischen Kongressanalysen ist schwierig, da die untersuchten Einflussfaktoren sehr hete-rogen untersucht worden waren. Es hat sich gezeigt, dass die alleinige Berechnung

Tab. 6 Korrelation der einzelnen Para-meter mit dem Publikationserfolg (2002 und 2009)

Parameter Test p

Organ χ2-Test 0,7777

Onkologie 0,4067

Studiendesign 0,0006

Klinik/Präklinik 0,0033

Klinischer Bereich <0,0001

Statistik <0,0001

Kooperationen

Intern 0,0142

National <0,0001

International 0,0014

Industrie 0,1568

Forschung 0,0014

Studiengröße U-Test 0,7875

1300 |  Der Urologe 9 · 2013

Originalien

Page 6: Beiträge des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie; Abstracts at congresses of the German Society of Urology;

von Statistik (abgeleitet aus der Angabe eines p-Wertes) im Abstract bereits ein Qualitätskriterium darstellt und anzeigt, dass diese Studie wahrscheinlicher veröf-fentlicht wird. Im Umkehrschluss sollten Abstracts, in denen keine Statistik berech-net wurde, kritisch betrachtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Unter-suchung der Rolle von Kooperationen als Einflussfaktor auf den Publikationserfolg. Hier zeigte sich, dass sowohl klinikinter-ne als auch internationale Kooperationen einen geringeren Einfluss auf den Publi-kationserfolg besitzen als nationale Ko-operationen.

Mögliche Schwächen der vorliegenden Studie betreffen u. a. die Analyse von nur zwei Stichprobenzeitpunkten und die Be-schränkung der Suche nach publizierten Abstracts auf die MEDLINE-Datenbank. Trotz des standardisierten Suchalgorith-mus könnten somit einzelne Publikatio-nen übersehen worden sein. Abstracts, in denen sich die Autorenliste oder der In-halt in der folgenden Publikation stark verändert haben, könnten ebenfalls nicht erfasst worden sein. Die Wahl der Analy-se der Kongresse von 2002 und 2009 stellt mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher, dass Abstracts bis zum Zeitpunkt der Litera-turrecherche veröffentlicht wurden [17].

Fazit für die Praxis

Retrospektive Arbeiten nehmen zu, ob-wohl bei zunehmender Abbildung der Medizin in Leitlinien mehr prospekti-ve Studien notwendig sind. Zum Moni-toring dieses Trends sowie zum schnel-len Erfassen des Studiendesigns für den Kongressbesucher könnte eine Ampel-kennzeichnung/Farbkodierung des Stu-diendesigns der Abstracts auf dem Kon-gress ein praktisches Hilfsmittel sein. Vie-le Abstracts werden häufig nicht als Ar-tikel in Peer-reviewed-Fachzeitschriften publiziert. Dies ist auch für Abstracts des Kongresses der DGU der Fall, obwohl die-ser international die höchste Publika-tionsrate im Bereich der Urologie besitzt. Abstracts, in denen keine Statistik ange-geben wurde, sollten kritisch betrachtet werden. Diesen folgt häufiger keine Ori-ginalarbeit. Dies unterstreicht, dass Fort-bildungen zur Vermittlung von Grund-

kenntnissen der Statistik für Mediziner wichtig sind. Das Angebot von Statistik-kursen durch das Ressort Forschung der DGU für die Auswertung von Datenban-ken ist ein wichtiger Beitrag, um die ho-he Qualität wissenschaftlicher Beiträge des Kongresses zu erhalten. Darüber hi-naus sollte bei der Planung von wissen-schaftlichen Projekten frühzeitig die Zu-sammenarbeit mit Medizinstatistikern gesucht werden. Insbesondere natio-nale Kooperationen sind signifikant mit einem späteren Publikationserfolg korre-liert. Die frühe Vernetzung von jungen, in der Forschung aktiven Urologen auf na-tionaler Ebene sollte deshalb in Zukunft einen hohen Stellenwert besitzen.

Korrespondenzadresse

Dr. J. von HardenbergKlinik für Urologie, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg,Theodor-Kutzer-Ufer 1–3, 68167 [email protected]

Danksagung. Wir danken Herrn Olaf Kurpick für die Bereitstellung der Abstracts der Kongresse der DGU aus den Jahre 2002 und 2009.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. J. von Hardenberg, T. Worst, C. Weiß und M.S. Michel geben an, dass kein Interessen-konflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

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1301Der Urologe 9 · 2013  |