Beiträge zur Schnitzeltrocknung

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142 Müller und Ohlmor: Schnitzeltrocknung. r Zeitschrift für (.angewandte Chemie. Beiträge zur Schnitzeltrocknung. Von Max Müller und Friedr. Ohlmer. Mittheilung aus dem Laboratorium für analytische und technische Chemie — Abtheilung für Zucker- fabrikation — der Herzogl. techn. Hochschule zu Braunschweig. Die vor einem Vierteljahrhundert in die Zuckerfabrikation eingeführte Diffusions- arbeit ist — als Saftgewinnungsverfahren — vom Standpunkte des Zuckerfabrikanten aus als ein höchst bedeutsamer Fortschritt zu bezeichnen. Dem älteren Pressverfahren gegenüber hat es aber für die Landwirth- schaft den empfindlichen Nachtheil, dass die ausgelaugten Schnitzel weit ärmer an Trocken- substanz sind als die Kuchen der hydrau- lischen Pressen. Die Nassschnitzel sind des- halb, trotzdem die Analyse eine grössere Menge von Nährstoffen in der Trockensub- stanz nachweist, doch ein geringwerthigeres Futter als die Presslinge. Die bedeutende Menge Wasser, welche das Vieh mit den nassen Schnitzeln aufzunehmen gezwungen ist, muss auf Körpertemperatur erwärmt und zum Theil durch die Poren der Haut ver- dunstet werden. Zu dieser Arbeitsleistung wird aber ein Theil der Nährstoffe zwecklos verbraucht, ganz abgesehen davon, dass die Nassschnitzel-Fütterung auch den Gesund- heitszustand des Viehs nachtheilig beein- flusst. Nun ist es aber nicht allein Aufgabe einer Zuckerfabrik, aus den Rüben den Zucker auf einfache und billige Weise zu gewinnen, sondern sie hat auch dafür zu sorgen, dass die hinterbleibenden entzuckerten Rückstände ein möglichst gutes, gesundes und haltbares Viehfutter repräsentiren. Eine Zuckerfabrik ist eben nicht nur eine Zucker- fabrik, sondern, als landwirtschaftliches Gewerbe, auch eine Futterfabrik. Die Rübencultur ist mit Erfolg eben nur dem Landwirthe möglich, der vor allen Dingen in Folge einer starken Viehhaltung über viel animalischen Dünger verfügt. Rüben- wirthschaften, die auf 1 ha Land ein Stück Grossvieh halten, gehören nicht zu den Seltenheiten. In der ersten Zeit wurden die ausge- laugten Schnitzel so verfüttert, wie sie den Diffuseur verliessen, also mit nur 6 bis 7 Proc. Trockensubstanz. Erst durch Ein- führung besonderer Pressen gelang es, die Trockensubstanz auf etwa 10 Proc. zu bringen und das Gewicht der nassen Schnitzel wesentlich zu vermindern. Aber auch in diesem Zustande enthalten die Schnitzel immer noch die doppelte bis drei- fache Menge Wasser als die Rückstände des Pressverfahrens, die ja etwa 25 Proc. Trockensubstanz aufwiesen. Alle Bemühungen, den Wassergehalt der Schnitzel durch starkes Pressen noch mehr zu verringern, hatten nicht den gewünschten Erfolg. Selbst die neuesten, viel Kraft be- anspruchenden Pressen bringen den Trocken- rückstand der Schnitzel nicht höher als auf etwa 15 Proc. Es ist dies erklärlich, denn wir wissen durch Maerker's (Stammer, Jah- resber. f. Z. 25, 17) Untersuchungen, dass sich durch starken und anhaltenden Druck, selbst unter so günstigen Verhältnissen, wie sie in der Praxis gar nicht gegeben werden können, aus den Schnitzeln nur ein kleiner Tbeil des Wassers fortpressen lässt. Maer- ker setzte u. A. Schnitzel von 9,33 Proc. Trockenrückstand in einer hydraulischen Presse einem Drucke von 300 Atm. aus und fand, dass die so gepressten Schnitzel immer noch 82,7 Proc. Wasser, also nur 17,3 Proc. Trockensubstanz enthielten. Nach Maerker's Annahme ist der grösste Theil des in den Schnitzeln enthaltenen Wassers als Quellungswasser der Colloidsubstanzen des Markes oder Zellinhaltes vorhanden, welches durch Druck allein überhaupt nicht zu entfernen ist. Um einen Theil dieses Wassers in Freiheit zu setzen und dann durch Pressen beseitigen zu können, suchte er die gequollenen Colloidsubstanzen durch gewisse Zusätze zum Schrumpfen zu bringen und er erreichte dieses in praktisch gut durchführbarer Weise durch Beimischung kleiner Mengen Atzkalk. Durch einen Zu- satz von nur 0,5 Proc. Kalk zu gepressten Schnitzeln von 10 Proc. Trockensubstanz wurden beim abermaligen starken Pressen kleiner Portionen, Schnitzel von 30 Proc. Trockenrückstand erhalten. Trotz dieser günstigen Resultate hat sich doch die Pres- sung mit Kalkzusatz in die Praxis nicht recht einbürgern wollen. Die gekalkten Schnitzel sind hart und holzig, sie gleiten in den gebräuchlichen Pressen nicht mehr, sondern bringen dieselben zum Stillstande. Nach Maerker und Morgen 1 ) wird in den Zuckerfabriken Hadmersleben und Rethen die Kalkpressung regelmässig durchgeführt, jedoch werden in den dort aufgestellten Pressen nur Schnitzel von 15 Proc. Trocken- substanz erhalten. Wenn wirklich, wie dieses Maerker behauptet, der relativ hohe Kalk- gehalt, der in den auf diese Weise behandel- ten Schnitzeln verbleibt (4 bis 5 Proc. der Trockenschnitzel), dem damit regelmässig ') Wesen und Bedeutung der getrockneten Diffusionsrückstände, S. 95.

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142 Müller und Ohlmor: Schnitzeltrocknung. r Zeitschrift für(.angewandte Chemie.

Beiträge zur Schnitzeltrocknung.Von

Max Müller und Friedr. Ohlmer.Mittheilung aus dem Laboratorium für analytischeund technische Chemie — Abtheilung für Zucker-fabrikation — der Herzogl. techn. Hochschule zu

Braunschweig.

Die vor einem Vierteljahrhundert in dieZuckerfabrikation eingeführte Diffusions-arbeit ist — als Saftgewinnungsverfahren —vom Standpunkte des Zuckerfabrikanten ausals ein höchst bedeutsamer Fortschritt zubezeichnen. Dem älteren Pressverfahrengegenüber hat es aber für die Landwirth-schaft den empfindlichen Nachtheil, dass dieausgelaugten Schnitzel weit ärmer an Trocken-substanz sind als die Kuchen der hydrau-lischen Pressen. Die Nassschnitzel sind des-halb, trotzdem die Analyse eine grössereMenge von Nährstoffen in der Trockensub-stanz nachweist, doch ein geringwerthigeresFutter als die Presslinge. Die bedeutendeMenge Wasser, welche das Vieh mit dennassen Schnitzeln aufzunehmen gezwungenist, muss auf Körpertemperatur erwärmt undzum Theil durch die Poren der Haut ver-dunstet werden. Zu dieser Arbeitsleistungwird aber ein Theil der Nährstoffe zwecklosverbraucht, ganz abgesehen davon, dass dieNassschnitzel-Fütterung auch den Gesund-heitszustand des Viehs nachtheilig beein-flusst.

Nun ist es aber nicht allein Aufgabeeiner Zuckerfabrik, aus den Rüben denZucker auf einfache und billige Weise zugewinnen, sondern sie hat auch dafür zusorgen, dass die hinterbleibenden entzuckertenRückstände ein möglichst gutes, gesundesund haltbares Viehfutter repräsentiren. EineZuckerfabrik ist eben nicht nur eine Zucker-fabrik, sondern, als landwirtschaftlichesGewerbe, auch eine Futterfabrik. DieRübencultur ist mit Erfolg eben nur demLandwirthe möglich, der vor allen Dingenin Folge einer starken Viehhaltung überviel animalischen Dünger verfügt. Rüben-wirthschaften, die auf 1 ha Land ein StückGrossvieh halten, gehören nicht zu denSeltenheiten.

In der ersten Zeit wurden die ausge-laugten Schnitzel so verfüttert, wie sie denDiffuseur verliessen, also mit nur 6 bis7 Proc. Trockensubstanz. Erst durch Ein-führung besonderer Pressen gelang es, dieTrockensubstanz auf etwa 10 Proc. zubringen und das Gewicht der nassenSchnitzel wesentlich zu vermindern. Aberauch in diesem Zustande enthalten die

Schnitzel immer noch die doppelte bis drei-fache Menge Wasser als die Rückstände desPressverfahrens, die ja etwa 25 Proc.Trockensubstanz aufwiesen.

Alle Bemühungen, den Wassergehalt derSchnitzel durch starkes Pressen noch mehrzu verringern, hatten nicht den gewünschtenErfolg. Selbst die neuesten, viel Kraft be-anspruchenden Pressen bringen den Trocken-rückstand der Schnitzel nicht höher als aufetwa 15 Proc. Es ist dies erklärlich, dennwir wissen durch Maerker 's (Stammer, Jah-resber. f. Z. 25, 17) Untersuchungen, dasssich durch starken und anhaltenden Druck,selbst unter so günstigen Verhältnissen, wiesie in der Praxis gar nicht gegeben werdenkönnen, aus den Schnitzeln nur ein kleinerTbeil des Wassers fortpressen lässt. Maer-ker setzte u. A. Schnitzel von 9,33 Proc.Trockenrückstand in einer hydraulischenPresse einem Drucke von 300 Atm. ausund fand, dass die so gepressten Schnitzelimmer noch 82,7 Proc. Wasser, also nur17,3 Proc. Trockensubstanz enthielten. NachMaerker 's Annahme ist der grösste Theildes in den Schnitzeln enthaltenen Wassersals Quellungswasser der Colloidsubstanzendes Markes oder Zellinhaltes vorhanden,welches durch Druck allein überhauptnicht zu entfernen ist. Um einen Theildieses Wassers in Freiheit zu setzen unddann durch Pressen beseitigen zu können,suchte er die gequollenen Colloidsubstanzendurch gewisse Zusätze zum Schrumpfen zubringen und er erreichte dieses in praktischgut durchführbarer Weise durch Beimischungkleiner Mengen Atzkalk. Durch einen Zu-satz von nur 0,5 Proc. Kalk zu gepresstenSchnitzeln von 10 Proc. Trockensubstanzwurden beim abermaligen starken Pressenkleiner Portionen, Schnitzel von 30 Proc.Trockenrückstand erhalten. Trotz diesergünstigen Resultate hat sich doch die Pres-sung mit Kalkzusatz in die Praxis nichtrecht einbürgern wollen. Die gekalktenSchnitzel sind hart und holzig, sie gleitenin den gebräuchlichen Pressen nicht mehr,sondern bringen dieselben zum Stillstande.Nach Maerker und Morgen1) wird in denZuckerfabriken Hadmersleben und Rethendie Kalkpressung regelmässig durchgeführt,jedoch werden in den dort aufgestelltenPressen nur Schnitzel von 15 Proc. Trocken-substanz erhalten. Wenn wirklich, wie diesesMaerker behauptet, der relativ hohe Kalk-gehalt, der in den auf diese Weise behandel-ten Schnitzeln verbleibt (4 bis 5 Proc. derTrockenschnitzel), dem damit regelmässig

') Wesen und Bedeutung der getrocknetenDiffusionsrückstände, S. 95.

Jahrgang 1893. "IHeft 5. 1. März 1893.J Müller und Oblmer: SehnitzeltrockDung. 143

gefütterten Vieh nicht nachtheilig ist, sodürfte die Pressung unter Kalkzusatz, nachConstruction geeigneter Pressen, später nochzu Ehren kommen.

Wenn man den gepressten Schnitzeln dasWasser durch Trocknung entzieht, so erhältman natürlich ein vorzügliches und vor allenDingen haltbares Futter.

Es ist ein grosses Verdienst Maerker 's,dass er diesem Problem seine ganze Auf-merksamkeit zugewandt. Er zeigte durchseine zahlreichen Untersuchungen, dass diebisherige Art der Aufbewahrung der Dif-fusionsrückstände enorme Nährstoffverlusteim Gefolge hat, und wies überzeugend nach,welche Vortheile es der Landwirthschaftbringen würde, wenn es gelänge, die Rück-stände auf billigem Wege bis zur Haltbar-keit zu trocknen. Ihm ist es zu danken,dass im Jahre 1884 der Verein für Rüben-zuckerindustrie des Deutschen Reiches einenPreis von 15000 M. für das beste praktischdurchführbare Verfahren zur Trocknung derDiffusionsrückstände aussetzte.

An der befriedigenden Lösung dieserFrage ist nicht nur die Landwirthschaftinteressirt, sondern im erheblichen Maasseauch weitere Kreise, in denen die Molkerei-producte und das Fleisch der mit den aus-gelaugten Schnitzeln gefütterten Thiere ge-nossen werden. Es ist ja eine bekannte, injedem Jahre wieder zu beobachtende Er-scheinung, dass zur Zeit, wo das HornviehSauerfutter (eingemietete Schnitzel) erhält,die Milch und alle daraus hergestellten Pro-ducte einen nicht angenehmen Beigeschmackbesitzen. Ausserdem leidet durch dieseFütterungsweise der Gesundheitszustand derThiere erheblich. Es kann dies auch nichtWunder nehmen, denn besonders in kleinenWirthschaften werden die eingesäuertenSchnitzel theilweise verdorben und bei star-kem oder anhaltendem Frostwetter nichteinmal völlig aufgethaut verfüttert. Wer

•im Frühjahr den Inhalt einer sogenanntenSchnitzelkuhle in Augenschein nimmt, findetes sehr begreiflich, dass um diese Zeit Krank-heiten verschiedener Art unter den mit sol-chem Futter ernährten Rindviehbeständenheftig auftreten.

Trockenschnitzel werden sich in jederBeziehung vortheilhaft erweisen. Sie sindfast unbegrenzt haltbar und bei längeremAufbewahren dieses durchaus gesunden Fut-ters gehen keinerlei Nährstoffe verloren. Dasgeringe Gewicht gestattet einen weiten Trans-port. Der Gesundheitszustand des Viehswird sich bei Trockenschnitzelfütterungwesentlich besser gestalten und hierdurchu. A. das Risico, welches mit einer starken

Viehhaltung verbunden ist, erheblich kleinerwerden.

Wie bekannt, ist i. J. 1888 der Preisdes Vereins für Rübenzuckerindustrie desDeutschen Reiches der Firma B ü t t n e r &Meyer in Uerdingen zugesprochen, nachdemdieselben die praktische Durchführbarkeitihres Verfahrens durch Versuche im Grossenin der Gilbacher Zuckerfabrik (Rheinprov.)bewiesen hatten. Die Zuckerfabrik Had-mersleben war die erste Fabrik, die mitdem B ü t t n e r & Meyer'schen Apparatevorläufig einen Theil ihrer Schnitzel trock-nete. Seit dieser Zeit ist die Schnitzel-trocknung von der Tagesordnung nicht wie-der verschwunden; sie hält das Interesseder Zuckerfabrikanten wie Landwirthe un-gewöhnlich rege. Allmählich beginnen dieGegner des Verfahrens zu verstummen; mankann sich den in die Augen springendenVortheilen, die die Schnitzeltrocknung mitsich bringt, nicht mehr verschliessen und esdarf jetzt wohl als sicher angenommen wer-den, dass im Verlaufe von nicht sehr vielenJahren alle Zuckerfabriken eine Trocknungs-anlage eingebaut haben.

Bü t tne r & Meyer führen bekanntlichin ihrem patentirten Apparate das Trocknenin der Weise aus, dass sie die nassenSchnitzel direct mit den heissen Verbren-nungsgasen in innige Berührung bringen.Die Stein- oder Braunkohlen müssen natür-lich rauchlos verbrannt und möglichst vomFlugstaub befreit werden, ehe sie mit denSchnitzeln zusammentreffen. Durch den Ap-parat, der aus einer Reihe von Mulden be-steht, die in 3 Etagen nebeneinander liegen,wird mittels eines Gebläses ein kräftigerLuftstrom durch den Apparat gesogen. Durchdie rasche Verdunstung des Wassers wirdeine Überhitzung der Schnitzel vermiedenund durch den intensiven Luftstrom werdendie trockenen oder fast getrockneten Antheileschnell aus den heissen Regionen des Ofensentfernt und so vor dem Verbrennen ge-schützt. In den Mulden bewegen sich Wende-schaufeln , die sich das zu trocknende Ma-terial gegenseitig zuwerfen, und zugleichdrücken an derselben Welle befindlicheTransportschaufeln die Schnitzel in derRichtung des Luftstromes vorwärts. In derunteren Etage sind die letzten Schaufelnauf Gegentransport gestellt, so dass nur dieSchnitzel, welche trocken und darum soleicht sind, dass sie dem Luftstrome Folgeleisten, den Apparat verlassen können.

Der Apparat von Büt tner & Meyerhat die Kinderkrankheiten glücklich über-standen und bewährt sich gut. Derselbewar in letzter Campagne in etwa 40 deut-

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sehen und ausserdeutschen Zuckerfabrikenim regelmässigen Betriebe. Nur über diehohen Anlage- und häufig noch bedeutendenTrocknungskosten -wird vielfach Klage ge-führt. Über letzten Punkt gehen allerdingsdie Angaben sehr weit auseinander.

Bei dem grossen Erfolge, den die Schnitzel-trocknung überall errungen, war es zu er-warten, dass der B ü t t n e r & Meyer'scheApparat nicht ohne Concurrenz bleiben würde,zumal an dem Apparate selbst nur sehr•wenige Theile haben unter Patentschutz" ge-stellt werden können. Von den verschie-denen patentirten Concurrenz-Apparaten hat,soweit uns bekannt, nur der Mackensen ' -sche Apparat, der von der MaschinenfabrikA. W. M a c k e n s e n in Schönigen gebautwird, regelmässig und mit Erfolg in derZuckerfabrik Calbe a. S. gearbeitet. In dieserDarre werden die Schnitzel in horizontalliegenden, 14 m langen und 1,2 mim Durch-messer haltenden Trommeln aus Eisenblech,die sich um ihre Längsachse langsam drehen,durch die heissen Feuerungsgase getrocknet.In den Trommeln sind im Inneren Heiz-rippen schraubenförmig angeordnet, so dassbeim Rotiren der Trommeln die Schnitzellangsam in der Richtung der Heizgase vor-wärts transportirt werden. Die Feuerungs-gase treten mit den nassen Schnitzeln, wiesie die Pressen abliefern, ein und am ent-gegengesetzten Ende saugt ein kräftigerVentilator die feuchten Gase ab. Zu einerSchnitzeldarre M a ck en s en'scher Art ge-hören mindestens zwei Trommeln. Die Schnitzelfallen aus dem ersten Cylinder halbtrockenab und werden durch einen Transporteurder zweiten Trommel zugeführt, die sie dannin gleicher Weise bis zur Haltbarkeit trocknet.Jeder Cylinder hat natürlich eine besondereFeuerung und Ventilator. Die Mackensen'-sche Darre, die jetzt praktisch erprobt istund deren Brauchbarkeit nun ausser Fragesteht, soll in der Anlage wesentlich billigersein als der Büt tner & Meyer'sche Apparatund auch weniger Maschinenkraft erfordern.Ausserdem beansprucht der Patentinhaberkeine Prämie, die bekanntlich bei B. & M.6 Pfennige für 50 Kilo Trockenschnitzel be-trägt.

Die Mackensen'sche Trommeltrocknungbietet sicherlich nach einer Seite hin Vor-theile. Im Inneren des Cylinders befindensich keinerlei bewegliche Theile, keine Welleoder dergl. Die Trommel wird von aussengedreht und nur hierdurch erhalten dieSchnitzel die nöthige Bewegung. DieserUmstand garantirt gewiss eine grosse Be-triebssicherheit.

Die Bedeutung der Schnitzeltrocknung

für die Landwirthschaft wird von keinerSeite ernstlich mehr bestritten, wohl aberwirft man, wie schon erwähnt, dem Verfahrenvor, dass die Trocknungskosten noch zu hoheseien. Die Angaben über diesen Punkt lautenallerdings ausserordentlich verschieden2).

Man kann nun die Trocknungskostennach zwei Richtungen hin zu verringernstreben. Entweder man sucht, was aller-dings schwerhalten wird, die freie und dielatente Wärme der abgehenden feuchten Gasezu verwerthen oder man presst die Schnitzelkräftiger ab, so dass weniger Wasser zuverdampfen ist. Letzteres verspricht mehrErfolg, denn Wasser ist billiger abzupressenals in Dampf zu verwandeln. Büt tner &M e y e r verändern bei Aufstellung ihresApparates bekanntlich auch die Pressstation,indem sie Klusemann - Pressen verbesserterConstruction aufstellen, welche die Schnitzelauf 14 bis 15 Proc. Trockensubstanz ent-wässern sollen. In Wirklichkeit ist aberdie Durchschnittsleistung eine geringere.Bei guter Instandhaltung und Wartung derPressen wird in der Praxis durchschnittlichnur 12,5 Proc. Trockensubstanz erzielt3).

Es ist dies immerhin schon ein schätzen s-werther Vortheil, denn um 1 k absolut wasser-freie Trockenschnitzel aus Nassschnitzelnvon 10 Proc. Trockensubstanz, wie sie die ge-wöhnlichen Klusemann-Pressen durchschnitt-lich liefern, zu erhalten, müssen 9 k Wasserverdampft werden, während bei 12,5 Proc.Trockenrückstand der Presslinge nur 7 kWasser zu entfernen sind. Würde es ge-lingen, den Wassergehalt der Schnitzel so-weit zu erniedrigen, dass dieselben nur80 Proc. Feuchtigkeit enthielten, so brauch-ten zur Herstellung von 1 k Trockensubstanznur 4 k Wasser verdampft zu werden. Inder Praxis wird natürlich absolute Trock-nung weder gewünscht noch erreicht, daSchnitzel von 10 bis 15 Proc. Feuchtigkeitvollkommen haltbar sind. Eine zu grosseTrockenheit ist unnütz, da doch nachträg-lich aus der Luft wieder Wasser aufgenom-men wird.

Besser als die B ü t t n e r & Meyer'schenPressen funetioniren die allerdings viel Kraftbeanspruchenden, neuen Bergreen-Pressen.

Das Abpressen der Schnitzel, besondersaber das starke Abpressen derselben, lässtsich natürlich nicht verlustlos bewerkstelli-gen. Die hierbei eintretenden Verluste sindmehrfacher Art: 1. gehen grössere und kleinereSchnitzeltrümmer (Pulpe), die allerdings zum

2) M a e r k e r und M o r g e n : Wesen und Ver-werthung der getrockneten Diffusionsrückstände.

3) Vergl. Köhler: Die deutsche Zuckerindustrie1892, S. 301.

Jahrgang 1893. THeft 5. 1. März 1893.J Müller und Oblmer Schnitzeltrocknung. 145

grössten Theile leicht durch Siebe zurück-gehalten werden können, durch die Öffnungender Pressbleche mit dem Presswasser fort,und 2. entführt letzteres zart suspendirteund auch gelöste Nährstoffe, die nur schwierigwieder zu gewinnen oder aus dem Wasserzu entfernen sind.

Die Pulpe geht auf den meisten Zucker-fabriken mit dem Abflusswasser verloren,obgleich die Menge derselben ziemlich be-deutend ist. Erst neuerdings ist man be-strebt, die Schnitzeltrümmer durch besondereVorrichtungen aus dem Abflusswasser zurück-zuhalten und als Viehfutter zu verwerthen.Die Menge dieser Pulpe ist nicht auf allenFabriken gleich, da die Beschaffenheit derPressen einen wesentlichen Einfluss ausübt.0. Vibrans (D. Zucker. 1892, 54) fanddurch Bestimmungen in der ZuckerfabrikKreuzberg (Oberschlesien), dass durch diePressen mit dem Abflusswasser etwa 1 bis1.5 Proc. Schnitzelabfälle vom Rübenge-wichte verloren gehen — also durchschnittlich1,25 Proc. bei einer Rübenverarbeitung von250000 hk würden dieses 3125 hk nasseSchnitzel sein. Nimmt man den Trockengehaltdieser Pulpe zu 6,6 Proc. an, so repräsentirtobige Menge 206,25 hk Trockensubstanz.Vibrans empfiehlt, die Schnitzel auf einemSchüttelsiebe zurückzuhalten. Die Anlage-kosten desselben sollen sich in einem Jahrbezahlt machen.

Hei tzsch (D. Zucker. 1892, 297) gibtnach Versuchen, die in der ZuckerfabrikWasserleben a. H. angestellt wurden, dieMenge der in Verlust gehenden Pulpe höheran und zwar auf Rübengewicht berechnet,durchschnittlich 0,15 Proc. Trockensubstanz.Nimmt man den Wassergehalt der Pulpe zu6.6 Proc, wie dieses H. für ausgelaugteSchnitzel durch verschiedene Versuche fest-stellte, so entsprechen diese 0,15 Proc.Trockensubstanz 2,3 Proc. Nassschnitzeln (aufRübengewicht berechnet). Eine Fabrik von250000 hk Rübenverarbeitung würde also,legt man diese Zahl zu Grunde, die bedeu-tende Menge von 5750 hk Nassschnitzelnvon 6,6 Proc. Trockensubstanz oder 375 hkabsolut trockene Schnitzel jährlich verlieren.Die Menge der Schnitzeltrümmer, welchemit dem Presswasser verloren gehen, istalso so beträchtlich, dass überall Siebvor-richtungen zur Wiedergewinnung der Pulpeaufgestellt werden sollten. Noch bedeuten-der aber ist die Quantität der anorganischenund organischen Stoffe, welche das Press-wasser gelöst oder fein suspendirt fortführt.

Stamm er (Jahresb. 12, 66) fand in demtrüben Ablaufwasser 0,60 Proc. Trockenrück-stand, und die landwirtschaftliche Versuchs-

j Station in Hildesheim (das. 13, 37) 0,338bis 1,166 Proc. Hei tzsch constatirte 1 bis1,66 Proc. und Köhler (D. Zucker. 1892,299) nur 0,315 bis 0,334 organische undanorganische Trockensubstanz. Die starkenSchwankungen in den Angaben (0,315 bis1,66) sind wohl erklärlich, denn die Mengeder das Presswasser trübenden Bestandtheilewird stark beeinflusst durch die Beschaffen-heit der Pressen und der ausgelaugtenSchnitzel. Nehmen wir als Mittel 0,75 Proc.Trockensubstanz in dem durch ein Sieb vonder Pulpe befreiten Presswasser an undnehmen wir ferner an, dass auf 100 Rübenetwa 40 trübes Presswasser entfallen, sowürde eine Fabrik von wieder 250000 hkVerarbeitung 1875 hk Trockensubstanz indiesem Wasser verlieren.

In der vorletzten Campagne (1891/92)haben wir die Schnitzelpresswässer und diegepressten Schnitzel der Actien-ZuckerfabrikSchiaden a. H. regelmässig untersucht. Inder Fabrik war die patentirte Schnitzel-trocknung nach Bü t tne r & Meyer zumersten Male im Betriebe und auch die Press-station verändert, d. h. es waren neue, vonden Patentinhabern gelieferte Pressen aufge-stellt. Der Director der Fabrik, Herr Dr.Joh. P in i , war so liebenswürdig, uns einenMonat hindurch jeden zweiten bez. drittenTag ein Durchschnittsmuster der gepresstenSchnitzel und eine grössere Probe Schnitzel-presswasser zu senden. Die Objecte ge-langten stets an demselben Tage zur Unter-suchung. In den Schnitzeln wurde nur dieTrockensubstanz bestimmt und das Press-wasser in dem Zustande untersucht, in wel-chem es ein Haarsieb passirte. Die Er-mittelung der Pulpe konnte natürlich in derfür eine solche Bestimmung zu kleinen Probezu keinem zuverlässigen Resultate führenund wurde daher unterlassen. In dem trübenPresswasser wurde Quantität und Qualitätder gelösten und suspendirten Bestandtheilebestimmt und ebenfalls das durch mehr-faches Filtriren geklärte Wasser untersucht.Die Differenz beider Bestimmungen ergabnatürlich Menge und Zusammensetzung derdie Trübung verursachenden Körper.

Die Ermittelung des Stickstoffes geschahnach Kje ldah l ' s Verfahren. Es wurden200 cc des zur Untersuchung vorliegendenWassers in einem im Wasserbade stehenden,etwa 300 cc Inhalt fassenden Rundkolbenin einem Strome trockener Luft eingedampft.Die mit der Wasserstrahlluftpumpe ange-sogene Luft wurde, ehe sie in den Kolbeneintreten konnte, durch concentrirte Schwefel-säure geleitet und so getrocknet. NachVerlauf von 3, höchstens 4 Stunden war

146 Müller und Ohlmer: Scbnitzeltrocknuog. r Zeitschrift fürLangewandte Chemie.

alles Wasser entfernt. Der trockene Rück-stand wurde nun mit concentrirter Schwefel-säure u. s. w. zersetzt und in bekannterWeise weiter behandelt.

Das Schladener Fabrikwasser enthieltdurchschnittlich 0,019 Proc. Mineralstoffe und0,007 Proc. organische Substanzen (Glüh-verlust), also in Summa 0,026 Proc. Trocken-rückstand. Stickstoff war in letzterem nichtnachzuweisen. Dieser Befund wurde beiUntersuchung der Presswässer berücksichtigt,d. h. in Abzug gebracht. Die Untersuchungenvon 8 Schnitzelproben und 8 verschiedenenPresswässern führten zu folgenden Zahlen:

& Meyer'scben Pressen die Schnitzel aufdurchschnittlich 12 Proc. Trockensubstanzabgepresst.

Auffallend ist der hohe Stickstoffgehaltder suspendir ten organischen Stoffe, wäh-rend die gelösten organischen Körper nurminimale Mengen oder gar keinen Stickstoffenthalten. Es ist dies erklärlich, denn dieTrübung wird ja im Wesentlichen verursachtdurch coagulirtes Eiweiss neben äusserstfein zertheiltem Rübenmark. Durchschnitt-lich enthielten die feinen suspendirten or-ganischen Stoffe 25 Proc. Proteinsubstanzen.

In den Klusemann'schen und natürlich

Z u c k e r f a b r i k S c h i a d e n

1. Schnitzel1. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser1. Filtrirtes Ablaufwasser . . .1. Suspendirte Bestandtheile . .

2. Schnitzel . . .2. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser2. Filtrirtes Ablaufwasser . . .2. Suspendirte Bestandtheile

3. Schnitzel3. Unfiltriites (trübes) Ablaufwasser3. Filtrirtes Ablaufwasser . . .3. Suspendirte Bestandtheile . .

4. Schni tzel4. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser4. Filtrirtes Ablaufwasser . . .4. Suspendirte Bestandtheile . .

5. Schnitzel5. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser5. Filtrirtes Ablaufwasser . . .5. Suspendirte Bestandtheile . .

6. Schnitzel6. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser6. Filtrirtes Ablaufwasser . . .<i. Suspendirte Bestandtheile . .

7. Schnitzel7. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser7. Filtrirtes Ablaufwasser7. Suspendirte Bestandtheile . .

8. Schnitzel8. Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser8. Filtrirtes Ablaufwas^er . . .8. Suspendirte Bestandtheile . .

Tag derProbe-nahme

18912O./11.

23./11.

25. 11.

27./11.

30. 11.

2./12.

7./12.

9/12.

D u r c h s c h n i t t :Schni tze l . . .Unfiltrirtes (trübes) Ablaufwasser .Filtrirtes AblaufwasserSuspendirte Bestandtheile

Mineralstoffe(Asche)

0,2080,0170.191

OrganischeStoffe

0,4680,1890,279

0,490 0,4410,006 0,1390,484 0,302

0,2040,0080,196

0,2100,0020,208

0,7560,3440,412

0,5560,2840,272

0,198 0,7250.004 0,4800,194 0,245

0,563 0,6580,025 0,3400,538 , 0,318

0,074 0,5190,014 0,2760,060 0,243

0,094 0,5890,025 0,3400,069 0,249

0,2550,0130,243

0,5890,2980,290

Gesammt-Trocken-substanz

11,650,6760,2060,470

10,700,9310,1450,786

12,100,9600,3520,608

12,500,7660,2860,480

12,40,9230,4840,439

12,51.2210,3650,856

12,600,5930,2900,303

11,80,6830,3650,312

12.030,8440,3110,533

Stickstoff

0,01270,00050,0122

0,01190,00000,0119

Stic

ksto

ff in

der

asch

efre

ien

jS

ubst

anz

2,710,264,37

2,7

3.94

0,01170.00060,0111

0,01270,00090,0118

0,01180,00100,0108

0,01740,00010,0173

0,00980,00160,0082

1,550,172,69

2,270,324,33

1,620,214,40

2,490,035,44

1,890,583.37

D.

i. St

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X 6

,25)

17,21.6

27,3

16,9

24,6

9,71,1

16,8

14,21,9

27,1

10,11,3

27,5

15,60,2

34,0

11,83,6

21,1

0,00920,00040.0088

0,01220,000640,0115

1.560,123.53

2,100,214.00

9,80.8

22,1

13,11,3

25,0

Wie man aus den Ergebnissen ersieht,wurden in Schiaden durch die Bü t tne r

auch ebenfalls in den nach demselben Principconstruirten Bü t tn er & Meyer'schen Pressen

Jahrgang 1893. "1Heft 5. 1. März 1893.J Müller und Ohlmer: Schnitzeltrocknung. 147

werden die Schnitzel nicht nur einem starkenDrucke ausgesetzt, sondern zugleich auch —•wennschon nicht bedeutend — zerkleinert,•während die bekannte Selwig &Lange 'scheKegelschnitzelpresse die Schnitzel nur presst,aber nicht zerstückelt.

Wir haben die Presswässer einer Kegel-schnitzelpresse ebenfalls untersucht, um zuentscheiden, ob hier weniger Nährstoffver-luste entstehen. Das Untersuchungsmaterialwurde uns bereitwilligst von der Zucker-fabrik Königslutter überlassen. Wir fanden:

Schnitzeltrocknungsanlagen mehr und mehrverdrängt worden.

Wie aus den oben angeführten Unter-suchungen von M a e r k e r hervorgeht und wiewir dies auch durch eigene Versuche bestätigtgefunden haben, lassen sich die unzerklei-nerten Schnitzel selbst durch sehr starkenund anhaltenden Druck nicht auf 20 Proc.Trockensubstanz bringen. Leicht und prak-tisch wohl durchführbar gelingt dieses aber,wenn man die Schnitzel vor dem Pressengrob zerkleinert.

Zuckerfabrik Königslutter

1. Unfiltrirtes (trübes) Ablauf-wasser

1. Filtrirtes Ablaufwasser.1. Suspendirte Bestandteile. .

2. Unfiltrirtes trübes Ablauf-wasser

2. Filtrirtes Ablaufwasser.2. Suspendirte Bestandtheile. .

D u r c h s c h n i t t :

Unfiltrirtes, trübes AblaufwasserFiltrirtes A b l a u f w a s s e r . . . .Suspendirte Bestandtheile

Tag derProbe-nahme

1891

10.12.

17.12.

Mineral-stoffe

(Asche)

0,1830,0320,151

0,2230,0530,170

0,2030,0420,161

OrganischeStoffe

0,4960,2390,257

0,3470,1960,151

0,4210,2170,204

Gesammt-Trocken-substanz

0,6790,2710,408

0,5700,2490,321

0,6140,2600,364

Stickstoff

0,00590,00070,0052

0,00490,00030,0046

0,00540,00050,0050

Stickstoffin der

asctaefreienTrocken-substanz

1,170,292,02

1,410,153,04

1,290,222,53

Stickstoff-snbstanzN X 6,25

7,31,8

12,6

8,81,0

19,0

8,051,40

15,80

Wie man sieht, enthält das Abfiusswasserder die Schnitzel nicht zerkleinernden Kegel-schnitzelpresse etwas weniger organischeStoffe und vor allen Dingen weniger Stick-stoff in der aschefreien Trockensubstanz,mithin weniger Eiweissstoffe als das Press-wasser der Klusemann-Pressen. Dies Kesultatwar zu erwarten, denn es leuchtet ein, dass

Schladener Schnitzel von 11,12 Proc.Trockensubstanz wurden in der bekanntenFleischhackmaschine zerkleinert und die ge-wonnenen Hackschnitzel in kleinen Por-tionen in einer hydraulischen Presse einemganz kurzen Drucke von 200 Atm. ausgesetzt.Schnitzel und Ablaufwasser wurden unter-sucht. Die Analyse ergab folgende Resultate:

SchnitzelUnfiltrirtes (trübes) AblaufwasserFiltrirtes Ablaufwasser . . . .Suspendirte Bestandtheile . . .

Tag derProbe-nahme

1892

13.1.

---

Mineral-stoffe

(Asche)

0,0900,0640,026

Organischeotone

0,5700,2160,354

Gesammt-Trocken-substanz

20,750,6600,2800,380

Stickstoff

0,01650,00330,0132

Stickstoffin der

aschefreienTrocken-substanz

2,891,523,71

Stickstoff-substanz

(N X 6,25)

18,19,5

23,2

bei dem theilweisen Zerkleinern der Schnitzelin den nach dem System Kluseman ge-bauten Pressen noch unverletzte Zellen ge-öffnet werden, deren Gehalt an coagulirtemEiweiss ganz oder zum Theil in das Ablauf-wasser übergeht. Aber die Kegelschnitzel-pressen jetziger Construction entwässern dieNassschnitzel nicht stark und sicher genugund sie sind daher, besonders für die

Es ist wohl sicher zu erwarten dass beiPressung dieser Hackschnitzel im Grossenein noch bedeutenderer Gehalt an Trocken-substanz resultiren wird. Die Menge undZusammensetzung der organischen Körperim Presswasser ist ziemlich dieselbe wie imAblaufwasser der B ü t t n e r & Meyer'schenKlusemann-Pressen. Es gehen also durchZerkleinern und starkes Abpressen der

20

148 Knochenmehl. — Salzsoolen und Kochsalz. [anZeitschrift für

gewandte Chemie.

Schnitzel in quantitativer und qualitativerBeziehung Nährstoffe nur in dem Verhältnissmehr verloren, als der natürlich vergrössertenMenge Presswasser entspricht. Dieser Ver-lust ist aber verschwindend klein gegenüberden bedeutend geringeren Trocknungskosten,die Schnitzel von 20 Proc. und wenigerTrockensubstanz erfordern. Auffallend istes, dass in dem beim starken Pressen derzerkleinerten Schnitzel resultirenden Wassermehr Proteinsubstanzen in Lösung zu seinscheinen. Wir beabsichtigen, in dieser Rich-tung noch weitere Untersuchungen anzu-stellen.

Ob es im Grossen gelingen wird, durchZerkleinern und starkes Abpressen derSchnitzel ein geeignetes Material für denTrockenapparat zu gewinnen, ist vorläufignoch fraglich. Es würde keine Schwierig-keiten bieten, die Schnitzel in entsprechenderWeise zu zerkleinern, aber beim Abpressendieses Materials in den jetzt gebräuchlichenApparaten würden sehr viel feine Antheiledurch die Siebbleche hindurch und ver-loren gehen. Ausserdem würden, wenigstensin der Bü t tne r & Meyer'schen Darre,durch den kräftigen Luftstrom viel feineleichte Schnitzel fortgeführt werden. Istdoch dieser Verlust selbst bei der heutigenArbeitsweise nicht ganz gering.

Zur Untersuchung von Knochenmehl.In Folge meiner auf S. 74 d. Z. veröffentlichten

Abhandlung „über die Untersuchung des Knochen-mehls u. s. w." theilte mir Herr Prof. Emmerl ingmit, dass von Herrn Dr. Otto Lange an derVersuchsstation Kiel i. J. 1888 (Chemztg. 1888)eine Reihe vergleichender Bestimmungen ausge-führt sind, deren Resultate sich im Wesentlichenmit den von mir erhaltenen decken. Wie ich ausdem mir zur Verfügung gestellten Separatabdruckeersehe, hat der genannte Verf. 8 verschiedeneProben einmal nach der bislang üblichen Methodegetrennt auf P2 05 und N untersucht und einmaldie Bestimmung durch Aufschliessen mit Schwefel-säure und Kupferoxyd vorgenommen. Sämmtlichenach der Citratmethode ausgeführte Analysen er-gaben befriedigend übereinstimmende Zahlen mitden nach der Molybdänmethode erhaltenen.

So sehr ich auch bedauere, von der fraglichenArbeit nicht schon vorher Kenntniss gehabt zuhaben, so muss ich doch andererseits bemerken,dass der Name des Herrn Lange in meiner Ab-handlang gewiss nicht gefehlt haben würde, wennbisher auf die vor mehr als drei Monaten er-schienene Veröffentlichung Mats Weibull 's einediesbezügliche Richtigstellung erfolgt wäre.

Herr Lange bemerkt am Schlüsse seiner Ab-handlung: „Erweist sich die Methode als zuver-

lässig, so könnte sie, nachdem besonders seit Ein-führung des Gooch'schen Tiegels die Citratmethodeberufen zu sein scheint, die Uranmethode gänzlichzu verdrängen, vielleicht eine wesentliche Verein-fachung der Knochenmehlanalysen zur Folge haben."

Da nach dem jetzt darüber vorliegenden reich-lichen Material an der Zuverlässigkeit der Methodeein Zweifel kaum mehr bestehen dürfte, schliesseich mich dem Wunsche des Herrn Prof. Emmer-ling, dass die vereinfachte Methode wenigstensjetzt nach 4'/2 Jahren allgemein eingeführt würde,um so mehr an, als dieselbe nicht nur ein schnelleresArbeiten ermöglicht, sondern —• wie ich ausführlichdarlegte — auch richtigere Resultate gibt. Mitder Einführung derselben würden voraussichtlichdie bislang so häufigen Analysendifferenzen in ver-schiedenen Proben derselben Waare, wenn auchnicht ganz verschwinden, doch auf ein geringeresMaass zurückgedrängt werden.

Rendsburg, den 9. Februar 1893.Dr. W. He-s.

Analysen von Salzsoolen und Kochsalz.Berichtigung.

In unserem auf S. 43 d. Z. erschienenen Auf-satze: „Wie sollen Analysen von Salzsoolen undKochsalz ausgeführt und berechnet werden" ist inder Schlusstabelle der Chlornatriumgehalt derSoolen von Dieuze (I), Montmorot (II), Bex (III)und Bex-St. Helene (IV) aus Versehen fehlerhaftangeführt worden, was wir somit berichtigenwollen.

Die Zusammensetzung dieser Soolen ist beirichtiger Berechnung der Analysen die folgende:

Na Cl . . . .MgCl2CaSO4. . . .MgSO4 . . .Na, SO4 . . .

I

Dieuze

294,534,533,115,151,04

S o o l e n

II

Montmorot

297,613,652,855,365,63

K im Liter

III

Bex

315,989,443,465,791,68

IVBex

fSt. Helene")

282,7023,47

1,800,390,42

J. und S. Wiernik.

Hüttenwesen.Zur e l ek t ro ly t i s chen Gewinnung

von Zink aus Zinkblende . Nach G. E.CasselundF.A. Kj el l in (D.R.P.No. 67 303)besteht die Kathode aus einer Zinkplatte,die Anode aus Eisen oder einem anderenMetall, während die Elektroden mittels einerporösen Wand von Thon o. dgl. getrenntwerden. Die Kathode wird mit einer Lö-sung von Zinkvitriol umgeben, welches ingewöhnlicher Weise durch Röstung vonSchwefelzink und Auslaugung mit Wassergewonnen ist; die Anode dagegen wird mit