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24 Pflanze BAUERNBLATT | 3. März 2018 Bekämpfung von Großem Rapsstängelrüssler, Geflecktem Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfern Jeden Insektizideinsatz im Frühjahr genau überdenken Die Erträge von Winterraps blie- ben in Schleswig-Holstein die ver- gangenen beiden Jahre deutlich unter den Erwartungen. Wurden 2015 noch 42,6 dt/ha geerntet, waren es 2016 nur 31,4 dt/ha und 2017 gerade einmal 35,6 dt/ha im Schnitt. Als Reaktion darauf und auf die zusätzlich schwierigen Aus- saatbedingungen ist die Anbauflä- che laut amtlicher Statistik zur Ern- te 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 25,9 % zurückgegangen. Der nasse Herbst und Winter mit vielerorts fast doppelt so viel Nie- derschlagsmenge wie normal set- zen dem Raps außerdem schwer zu. Sauerstoffmangel und „nas- se Füße“ lassen eine gute Wurzel- entwicklung kaum zu. Aber nicht nur der Raps leidet unter den Wit- terungsbedingungen, auch die Schädlinge wie zum Beispiel Raps- glanzkäfer finden in den wasser- gesättigten Böden keine optima- len Überwinterungsbedingungen vor. Die Hochdruckwetterlage im Februar stellt allerdings günstige Bedingungen für die Überwinte- rung der Rapsschädlinge dar. Umso wichtiger ist es, neben der Frucht- folge die richtige Pflanzenschutz- strategie zu fahren und, wenn not- wendig, einzugreifen. Rechtzeitig Gelbschalen kontrollieren Zur Feststellung von Stängel- schädlingen wie Großem Raps- stängelrüssler und Geflecktem Kohltriebrüssler ist die Gelbscha- le nach wie vor das Nonplusult- ra. Auch wenn für viele der Ge- brauch einer Gelbschale als um- ständlich angesehen wird, gehört sie doch als unverzichtbarer Be- gleiter auf jeden Rapsacker. Denn nur mit ihrer Hilfe können die Be- kämpfungswürdigkeit der Stängel- schädlinge sowie der erste Zuflug der Rapsglanzkäfer festgestellt werden. Die Gelbschalen werden vom Landhandel und Pflanzen- schutzfirmen kostenlos bereitge- stellt. Die Zeit für die regelmäßi- ge Kontrolle sollte jeder Landwirt investieren, denn der tatsächliche Nutzen ist groß. In Gebieten mit Vorkommen des Großen Rapsstängelrüsslers ist nur ein frühzeitiges Aufstellen der Schalen von Erfolg gekrönt. Auf- grund der geringen Bodentem- peraturen (zirka 5 °C), die der Kä- fer zum Erwachen auf der vorjähri- gen Rapsfläche benötigt, ist schon oft der eine oder andere Landwirt überrascht worden. Auch jahrelan- ge Befallslosigkeit sollte nicht zur Nachlässigkeit verleiten. In Schles- wig-Holstein konnte aufgrund der schwierigen Herbstbedingungen nicht jede vorjährige Rapsfläche mit Winterweizen bestellt wer- den. Hier wird die weitere Witte- rung nicht nur darüber entschei- den, welche Kultur angebaut wird, sondern auch wann noch wel- che Form der Bodenbearbeitung durchgeführt werden kann, und daraus resultierend, inwieweit der Große Rapsstängelrüssler in seiner Überwinterung noch gestört wer- den wird. Nach dem Erwachen des Käfers werden, ohne große Zeit für Rei- fungsfraß zu verschwenden, nahe gelegene Rapsschläge zur Eiabla- ge aufgesucht. Bei plötzlich anstei- genden Temperaturen können Er- wachen und Zuflug somit sehr zeit- nah erfolgen. Eine sich direkt an- schließende Bekämpfung erzielt den höchsten Wirkungsgrad, eine Woche später sinkt dieser deutlich. Denn mit dem Vollzug der Eiabla- ge beginnt auch schon die Schä- digung des Rapses. Der Große Rapsstängelrüssler scheidet – bei der Herstellung der Ei-Nischen – Wuchsstoffe aus, die für die ty- pischen Verdrehungen der Stän- gel verantwortlich sind. Diese Ver- drehungen sind sehr auffällig und nicht zu verkennen. Im Gegensatz dazu vollzieht der Gefleckte Kohltriebrüssler einen ausgiebigen Reifungsfraß, sodass für eine eventuelle Bekämpfung je nach Witterung ein zehn- bis vier- zehntägiges Zeitfenster vorhan- den ist. Konnten die Weibchen des Kohltriebrüsslers erfolgreich ihre Eier in der Pflanze platzieren, fal- len die Pflanzen nicht durch ver- drehte Stängel auf. Die sich entwi- ckelnden Larven fressen meist un- Praxistipp Gelbschale Insektenzuflug ist schlagspe- zifisch. Rapsdichte, Schlaggrö- ße und Nachbarflächen (Knicks, Waldsäume et cetera) sind ent- scheidende Parame- ter. Folglich gehört auf jede Rapsfläche eine Gelbschale. Werte von Nachbarschlägen sind selten übertragbar. Schale im zeitigen Frühjahr, sobald das Wachstum beginnt, in der Rapsfläche aufstel- len. Um das Erwachen des Großen Rapsstän- gelrüsslers festzustel- len, muss die Gelbscha- le auf der vorjährigen Rapsfläche stehen. Der Zuflug wird mit einer weiteren Schale auf der aktuel- len Rapsfläche überwacht. Gelbschale mit Wasser und Spüli (zur Brechung der Ober- flächenspannung) befüllen, zum Schutz von Bienen und Hummeln mit Gitter bedecken. Gelbschale nicht am Feldrand aufstellen, da der höhere Rand- befall die tatsächliche Situation verzerrt. Allerdings auch nicht mitten im Feld, da dann auto- matisch die Bereitschaft sinkt, diese regelmäßig zu kontrollie- ren. Die Gelbschale muss mit dem Bestand mitwachsen. Je nach Wetterlage regelmäßi- ge Kontrolle und Wasserwechsel, das heißt je wärmer, desto häu- figer. Beim Rapsglanzkäfer wird nur der erste Zuflug angezeigt, die Behandlungsentscheidung muss durch Auszählen der Käfer erfol- gen. Ein Gitter auf der Gelbschale schützt Bienen und Hummeln. Je später Rapsglanzkäfer auftreten, umso geringer ist die Schadwirkung.

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24 Pflanze BAUERNBLATT | 3. März 2018 ■

Bekämpfung von Großem Rapsstängelrüssler, Geflecktem Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfern

Jeden Insektizideinsatz im Frühjahr genau überdenken

Die Erträge von Winterraps blie-ben in Schleswig-Holstein die ver-gangenen beiden Jahre deutlich unter den Erwartungen. Wurden 2015 noch 42,6  dt/ha geerntet, waren es 2016 nur 31,4 dt/ha und 2017 gerade einmal 35,6 dt/ha im Schnitt. Als Reaktion darauf und auf die zusätzlich schwierigen Aus-saatbedingungen ist die Anbauflä-che laut amtlicher Statistik zur Ern-te 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 25,9 % zurückgegangen.

Der nasse Herbst und Winter mit vielerorts fast doppelt so viel Nie-derschlagsmenge wie normal set-zen dem Raps außerdem schwer zu. Sauerstoffmangel und „nas-se Füße“ lassen eine gute Wurzel-entwicklung kaum zu. Aber nicht nur der Raps leidet unter den Wit-terungsbedingungen, auch die Schädlinge wie zum Beispiel Raps-glanzkäfer finden in den wasser-gesättigten Böden keine optima-len Überwinterungsbedingungen vor. Die Hochdruckwetterlage im Februar stellt allerdings günstige Bedingungen für die Überwinte-rung der Rapsschädlinge dar. Umso wichtiger ist es, neben der Frucht-folge die richtige Pflanzenschutz-strategie zu fahren und, wenn not-wendig, einzugreifen.

Rechtzeitig Gelbschalen kontrollieren

Zur Feststellung von Stängel-schädlingen wie Großem Raps-stängelrüssler und Geflecktem Kohltriebrüssler ist die Gelbscha-le nach wie vor das Nonplusult-ra. Auch wenn für viele der Ge-brauch einer Gelbschale als um-ständlich angesehen wird, gehört sie doch als unverzichtbarer Be-gleiter auf jeden Rapsacker. Denn nur mit ihrer Hilfe können die Be-kämpfungswürdigkeit der Stängel-schädlinge sowie der erste Zuflug der Rapsglanzkäfer festgestellt werden. Die Gelbschalen werden vom Landhandel und Pflanzen-schutzfirmen kostenlos bereitge-stellt. Die Zeit für die regelmäßi-ge Kontrolle sollte jeder Landwirt investieren, denn der tatsächliche Nutzen ist groß.

In Gebieten mit Vorkommen des Großen Rapsstängelrüsslers ist nur ein frühzeitiges Aufstellen der Schalen von Erfolg gekrönt. Auf-

grund der geringen Bodentem-peraturen (zirka 5 °C), die der Kä-fer zum Erwachen auf der vorjähri-gen Rapsfläche benötigt, ist schon oft der eine oder andere Landwirt überrascht worden. Auch jahrelan-ge Befallslosigkeit sollte nicht zur Nachlässigkeit verleiten. In Schles-wig-Holstein konnte aufgrund der

schwierigen Herbstbedingungen nicht jede vorjährige Rapsfläche mit Winterweizen bestellt wer-den. Hier wird die weitere Witte-rung nicht nur darüber entschei-den, welche Kultur angebaut wird, sondern auch wann noch wel-che Form der Bodenbearbeitung durchgeführt werden kann, und

daraus resultierend, inwieweit der Große Rapsstängelrüssler in seiner Überwinterung noch gestört wer-den wird.

Nach dem Erwachen des Käfers werden, ohne große Zeit für Rei-fungsfraß zu verschwenden, nahe gelegene Rapsschläge zur Eiabla-ge aufgesucht. Bei plötzlich anstei-genden Temperaturen können Er-wachen und Zuflug somit sehr zeit-nah erfolgen. Eine sich direkt an-schließende Bekämpfung erzielt den höchsten Wirkungsgrad, eine Woche später sinkt dieser deutlich. Denn mit dem Vollzug der Eiabla-ge beginnt auch schon die Schä-digung des Rapses. Der Große Rapsstängelrüssler scheidet  – bei der Herstellung der Ei-Nischen  – Wuchsstoffe aus, die für die ty-pischen Verdrehungen der Stän-gel verantwortlich sind. Diese Ver-drehungen sind sehr auffällig und nicht zu verkennen.

Im Gegensatz dazu vollzieht der Gefleckte Kohltriebrüssler einen ausgiebigen Reifungsfraß, sodass für eine eventuelle Bekämpfung je nach Witterung ein zehn- bis vier-zehntägiges Zeitfenster vorhan-den ist. Konnten die Weibchen des Kohltriebrüsslers erfolgreich ihre Eier in der Pflanze platzieren, fal-len die Pflanzen nicht durch ver-drehte Stängel auf. Die sich entwi-ckelnden Larven fressen meist un-

Praxistipp Gelbschale ● Insektenzuflug ist schlagspe-

zifisch. Rapsdichte, Schlaggrö-ße und Nachbarflächen (Knicks, Waldsäume et cetera) sind ent-scheidende Parame-ter. Folglich gehört auf jede Rapsfläche eine Gelbschale. Werte von Nachbarschlägen sind selten übertragbar.

● Schale im zeitigen Frühjahr, sobald das Wachstum beginnt, in der Rapsfläche aufstel-len.

● Um das Erwachen des Großen Rapsstän-gelrüsslers festzustel-len, muss die Gelbscha-le auf der vorjährigen Rapsfläche stehen. Der Zuflug wird mit einer

weiteren Schale auf der aktuel-len Rapsfläche überwacht.

● Gelbschale mit Wasser und Spüli (zur Brechung der Ober-

flächenspannung) befüllen, zum Schutz von Bienen und Hummeln mit Gitter bedecken.

● Gelbschale nicht am Feldrand aufstellen, da der höhere Rand-befall die tatsächliche Situation verzerrt. Allerdings auch nicht mitten im Feld, da dann auto-matisch die Bereitschaft sinkt, diese regelmäßig zu kontrollie-ren.

● Die Gelbschale muss mit dem Bestand mitwachsen.

● Je nach Wetterlage regelmäßi-ge Kontrolle und Wasserwechsel, das heißt je wärmer, desto häu-figer.

● Beim Rapsglanzkäfer wird nur der erste Zuflug angezeigt, die Behandlungsentscheidung muss durch Auszählen der Käfer erfol-gen.

Ein Gitter auf der Gelbschale schützt Bienen und Hummeln.

Je später Rapsglanzkäfer auftreten, umso geringer ist die Schadwirkung.

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entdeckt und werden erst durch das Aufschneiden der Stängel be-merkt.

Auszählen direkt an der Pflanze

Mit dem Zuflug der Rapsglanzkä-fer hat die Gelbschale ausgedient und kann von der Fläche entfernt werden. Die Befallsstärke und da-mit die Bekämpfungswürdigkeit kann nur durch Auszählen an der Pflanze ermittelt werden. Hierfür werden die Käfer direkt auf der Pflanze gezählt oder die Pflanzen über einem Gefäß ausgeklopft. Für die Ermittlung der wahren Befalls-stärke lohnt es sich, etwas weiter in den Bestand zu gehen. Der Befall am Rand ist deutlich höher als in der Fläche. Meist relativieren sich dann nämlich die Werte. Die Raps-glanzkäfer bevorzugen insgesamt höhere Temperaturen. Bei Tem-peraturen ab 8 °C wird der Käfer im Winterquartier aktiv, um dann bei Temperaturen um 12 °C dieses zu verlassen. Im Gegensatz zu den Männchen, die sofort geschlechts-reif sind, führen die Weibchen erst einen notwendigen Reifungsfraß an Frühlingsblumen durch. Bei Temperaturen ab 15 °C beginnt die Besiedlung der Rapsfelder. Diese Besiedlung kann nach wenigen Ta-gen schon abgeschlossen sein, sich aber bei wechselhafter Witterung mit kühlen Temperaturabschnit-ten oder starken Winden über ei-nen längeren Zeitraum erstrecken. Ziel des Käfers ist der Rapspollen. Dabei wird auf die Knospen keiner-lei Rücksicht genommen. Je kleiner die Knospen sind, umso größer ist

der Schaden. Geschädigte Knos-pen vergilben, trocknen ein und fallen später ab. Nur bei wirklich starkem Rapsglanzkäferdruck mit mehreren Zuflugswellen können auch die geschlüpften Larven in der Blüte noch Schaden anrichten.

Der Rapsglanzkäferdruck ist von vielen Faktoren abhängig. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist die Überwinterungssituation. Diese ist 2017/18 aus Sicht der Käfer nicht optimal gelaufen. Nasse Witterung, gepaart mit Temperaturen um die 5 bis 10 °C von Spätherbst bis Ja-nuar, führte bei den Käfern zu ei-ner höheren Sterberate aufgrund von beispielsweise Verpilzung im Winterquartier. Die darauffolgen-de Wetterlage im Februar mit Frost und durchgängig tiefen Tempera-turen wäre an sich optimal, für den Zuflug im Frühjahr sind jedoch die Lage des Rapsschlages und die Wit-terung entscheidend. Besonders die Parameter Temperatur und Wind spielen eine Rolle. Bei kalter Ostwindwetterlage erfolgt kaum weiterer Zuflug der Käfer.

So auch zu sehen anhand des Versuchsergebnisses der Landwirt-schaftskammer am Standort Lü-beck-Wulfsdorf (siehe Abbildung 1). Nach erfolgtem Hauptzuflug am 31. März und 1. April war die Folgewit-terung ausgesprochen kühl, was zum einen weiteren Zuflug unter-bunden hat und zum anderen für eine gute Dauerwirkung, vor allem der Pyrethroide, sorgte.

Die Anfangsbonitur am 2. April, einen Tag nach der Behandlung, zeigte eine Befallszunahme in der Kontrolle. Diese ist auf den wei-teren Zuflug am 1. April, nach der

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2.4. 4.4. 7.4. 11.4.

Kontrolle Trebon 30 EC

Mavrik Vita Biscaya

Avaunt Plenum 50 WG

Raps

glan

zkäf

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nosp

e

Abbildung 1: Bekämpfung RapsglanzkäferVersuch: Lübeck-Wulfsdorf, Aussaat 27.8.16, Sorte: Archimedes(30.3. 2,56 Käfer/Knospe; 31.3. 3,78 Käfer/Knospe; 1.4. Hauptzuflug und Behandlung in ES 31-51)

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26 Pflanze BAUERNBLATT | 3. März 2018 ■

Spritzung bis in den Abend hinein, zurückzuführen. Im Vergleich der Pyrethroide konnte Trebon 30 EC gegenüber Mavrik Vita die bessere Anfangswirkung erzielen. Im wei-teren Verlauf sind beide Produk-te als gleichwertig anzusehen. Bei-de profitierten von den anschlie-ßenden kühlen Temperaturen. Betrachtet man die anderen Wirk-stoffe, so konnte Biscaya bezüglich der Dauerwirkung nicht überzeu-gen. Nach knapp einer Woche la-gen die Boniturwerte im Bereich der Kontrolle. Avaunt zeigte wie-derholt eine langsame Anfangswir-kung; die Stärken liegen, wie aus Versuchen der vergangenen Jah-re bekannt, in der Dauerwirkung. Plenum 50 WG zeichnete sich da-bei durch eine sehr gute Leistung über alle Boniturtermine aus. Aller-dings erzielte keine Variante, trotz Überschreitung der Bekämpfungs-schwelle, absicherbare Mehrerträ-ge. Dieses einmalige Zuflugsereig-nis konnte der Raps kompensieren (siehe Abbildung 2).

Die Simulation von Starkbefall

Um den Einfluss des Rapsglanzkä-fers auf den Ertrag gezielter zu un-tersuchen, wurde am Standort Os-terrade (Kreis Rendsburg-Eckern-förde) und am Standort Lübeck Wulfsdorf (siehe Abbildung 3) je-weils ein Versuch angelegt. Dazu wurden zu drei Terminen in den gesamten Parzellen alle Haupt-triebe entfernt. So wird ein Total-verlust der Blütenanlage aufgrund eines sehr starken Rapsglanzkäfer-

drucks simuliert. Um den tatsäch-lichen Rapsglanzkäferbefall zu mi-nimieren, wurde am Standort Lü-beck-Wulfsdorf dafür der gesamte Versuch mit der vollen Aufwand-menge Avaunt behandelt. Die Va-riante T1 zeigte zum Zeitpunkt der Vollblüte ein schlechteres Blühver-halten als in der Kontrolle. In den Varianten T2 und T3 konnte op-tisch kein Unterschied zur Kontrol-le festgestellt werden.

Ertraglich konnten an beiden Standorten erstaunlicherweise keine absicherbaren Mindererträ-ge festgestellt werden. Das zeigt, zu welcher Kompensationsleistung Raps bei einem einmaligen Zuflug-ereignis mit Knospenverlust fähig sein kann.

Schlussfolgerung aus den Versuchsergebnissen

Ein einmaliges Befallsereig-nis kann ein normal entwickelter Winterraps durchaus kompensie-ren und drohende Ertragsabfälle ausgleichen, anders verhält es sich bei starkem permanenten Zuflug des Käfers von Beginn der Knos-penbildung bis hin zur Blüte. Die-se Situation, bekannt aus den Jah-ren 2006 und 2007, kann Raps dann nicht mehr kompensieren. Ertrags-ausfälle sind die Folge. Des Weite-ren ist der allgemeine Zustand des Rapses von entscheidender Bedeu-tung. Ein vitaler Raps kann mehr tolerieren als ein ohnehin schon geschwächter Raps.

Nichtsdestotrotz geben diese zwei Ergebnisse Anlass zu mehr Gelassenheit im Umgang mit dem 80

90

100

110 Ertrag rel.

a a a

GD 5,0 %=3,88 dt/ha; 10,9 rel.

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35,58 dt/ha = 100 rel.

Kont

rolle

Trebo

n 30 E

C

Mavrik

Vita

Biscay

a

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t

Plenu

m 50 W

G

Abbildung 2: Ertragseinfluss RapsglanzkäferVersuch: Lübeck-Wulfsdorf, Aussaat 27.8.16, Sorte: Archimedes

80

90

100

110 Lübeck: Ertrag rel. (30,9 dt/ha = 100) (GD 5 %=3,60 dt/ha; 11,64 %)

Osterrade: Ertrag rel. (25,5 dt/ha = 100) (GD 5 %=2,53 dt/ha; 10,29 %)

a a a a a a a a

Kont

rolle T1 T2 T3

Abbildung 3: Ertragseinfluss – Simulation RapsglanzkäferEntfernung des HaupttriebesStandorte: Lübeck-Wulfsdorf, Aussaat 27.8.16, Sorte: Archimedes Osterrade, Aussaat 18.8.16, Sorte: Menhir Lübeck: T1: ES 31-51; T2: ES 55-57; T3: ES 60-61 Osterrade: T1: ES 55; T2: ES 59; T3: ES 61

Rapsglanzkäfer vor der Blüte

Blick auf die Kontrollparzelle im Ver-such Ertragseinfluss (Knospenentfer-nung), siehe Abbildung 3

Versuchsglied T1 (Entfernung aller Knospen zu ES 51), siehe Abbildung 3 Fotos: Manja Landschreiber

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27Pflanze■ BAUERNBLATT | 3. März 2018

Rapsglanzkäfer. Unerlässlich für eine Beurteilung der jeweiligen Si-tuation ist die Auszählung der Kä-fer pro Pflanze. Diese kann nur für die jeweilige Fläche gelten und ist nicht übertragbar. In Kombination mit der weiteren Witterungslage ist das eine Hilfe für die folgende Be-handlungsentscheidung. So kann bei entsprechenden Bedingungen die Einsatzhäufigkeit der Insektizi-de, besonders der Pyrethroide, ge-senkt werden, da die Einsatzhäu-figkeit ein entscheidender Faktor in der Resistenzentwicklung ist.

Die Resistenzen im Blick haben

Beim Rapsstängelrüssler und Kohltriebrüssler wirken derzeit die Mittel noch. Beim Rapsglanzkäfer haben die durchgeführten Röhr-chentests über die Jahre deutlich verminderte Wirksamkeit gezeigt (siehe Abbildung 4). Die derzeiti-ge Diskussion über die ausreichen-de Beschichtung der Röhrchen mit Wirkstoff ist zweitrangig. Dagegen

Abbildung 4: Rapsglanzkäfer im Biotest nach fünf Stunden, 2008 bis 2017 (2017 Daten mit Korrekturfaktor) Quelle: Julius-Kühn-Institut

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Auch bei Thiacloprid und Acetamiprid sind Sensitivitätsverschiebungen festgestellt worden.

Neue Pyrethroide (noch) geeignet

Für eine Bekämpfung der Stängel- und Triebrüssler sind die alten und neuen Pyre-

throide nach wie vor geeignet. Treten die Stän-gel- und Triebrüssler sehr früh ohne Rapsglanz-käfer auf, haben die Pyrethroide der Klasse II wie beispielsweise Karate Zeon et cetera nach wie vor ihre Berechtigung. Treten neben den Stängelschädlingen auch gleichzeitig erste Rapsglanzkäfer auf, sollte Trebon 30 EC (Pyre-throid Klasse I) zum Einsatz kommen. Mav-rik Vita hat gegen die Stängelschädlinge kei-ne Zulassung. Stängelrüssler- und Triebrüssler-befall, gepaart mit starkem Rapsglanzkäfer-druck, kann mit einem Pyrethroid der Klasse II

Praxistipps: Gute fachliche PraxisFür jeden Insektizideinsatz gilt: Ein Mittel kann sein Potenzial nur dann voll ausschöp-fen, wenn es auch ordnungsgemäß einge-setzt wird.

● Notwendigkeit der Insektizidbehandlung prüfen. Jeder Einsatz von Insektiziden ist un-ter Resistenzgesichtspunkten einer zu viel.

● Die Schadwirkung des Rapsglanzkäfers wird häufig überschätzt. Be-kämpfungsschwellen einhalten!

● Die Behandlung gegen den Rapsglanzkäfer nicht vorschnell durchführen. Der Hauptzuflug ist ent-scheidend. Die Folge-witterung beachten, Zu-flug findet erst bei 15 °C, Sonne und wenig Wind statt, Schlechtwetterpe-rioden nach einem kur-zen Hoch aussitzen. Bei Kontaktwirkung der Mit-tel ist Aktivität der Käfer von Bedeutung. Bei Kälte verkriechen sich diese, schlechte Wirkungs-grade sind die Folge.

● Bei jeder Behandlung sollte ein Kontroll-fenster gelassen werden. Nur so kann man den Bekämpfungserfolg auch beurteilen und eventuelle Minderwirkungen erkennen. Die Erfolgsbonitur muss morgens erfolgen, um den täglichen Neuzuflug auszuschließen. Die Käfer werden pro Pflanze ausgezählt (nicht nur „Leuchttürme“ zählen).

● Sind noch keine blühenden Pflanzen vor-handen, sollten Avaunt oder Plenum 50 WG zum Einsatz kommen. Avaunt wirkt als Kon-takt- und Fraßgift und ist nicht systemisch. Plenum wirkt ebenfalls als Fraß- und Kon-taktmittel und kann auch versteckt sitzen-de Rapsglaskäfer gut bekämpfen. Plenum 50 WG hat im Vergleich zu Avaunt die bessere Anfangswirkung. Eine gute Benetzung der Pflanze sollte bei beiden gegeben sein. Bei-de Mittel zeichnen sich durch eine gute Dau-erwirkung aus. Avaunt spielt seine Stärken drei bis fünf Tage nach der Behandlung aus, wenn die Leistungsfähigkeit anderer Produk-te abnimmt. Plenum 50 WG und Avaunt ha-ben die B1-Auflage und dürfen nicht mehr nach Blühbeginn eingesetzt werden.

● Biscaya ist aufgrund der Pyrethroidresis-tenz des Kohlschotenrüsslers das Mittel der Wahl in der Blüte. Eine Wirksamkeit gegen die Larven des Glanzkäfers und gegen Scho-tenschädlinge ist gegeben.

● Mavrik Vita/Evure passt in die Strategie, wenn im vorderen Bereich noch nicht mit

Trebon 30 EC (Stängel-schädlinge und Raps-glanzkäfer) gearbeitet wurde. Zu beachten ist, dass bei der Mischung von Mavrik Vita/Evu-re mit Folicur, Caram-ba, Carax, Tilmor, Pro-saro und Matador sich die Bienenschutzauf-lage von B4 zu B2 än-dert. Das bedeutet, dass diese Kombina-tionen beim Vorhan-densein von blühen-den Pflanzen erst nach dem täglichen Bienen-flug bis 23 Uhr ausge-bracht werden dürfen.

● Die Applikationstechnik ist so zu gestalten, dass eine ausreichende Benetzung der Pflan-ze sichergestellt wird (Wassermenge beach-ten!) Das beste Produkt kann nichts ausrich-ten, wenn es den Bestimmungsort nicht er-reicht.

● Eine Behandlungsentscheidung muss sich an der Bekämpfungsschwelle orientieren. Unnötige und vorbeugende Anwendungen sind zu vermeiden (keine „Mitnahmepraxis“). Keine Reduzierung der Aufwandmengen!

●Auflagen zum Bienen- und Gewässer-schutz sind zwingend einzuhalten.

● Produkte nach Indikation einsetzen; nicht jedes wirkstoffgleiche Produkt hat auch eine Zulassung im Raps (beispielsweise Ko-rado 100 CS).

●Auch B4-Insektizide wie Biscaya, Mavrik Vita/Evure, Mospilan SG, Karate Zeon und andere sollten bei blühenden Beständen zum Schutz von Wildbienen ebenfalls in den Abendstunden angewendet werden.

● Grundsätzlich ist jede Insektizidanwen-dung zu hinterfragen und auf Notwendig-keit zu prüfen. Jede ausgelassene Spritzung kann die Resistenzentwicklung verlangsa-men.

Bienenschutz hat oberste Priorität!

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Bekämpfungsschwellen im DetailGroßer Rapsstängelrüssler

● mehr als 30 Käfer pro Gelbschale inner­halb von drei Tagen auf vorjährigen Raps­flächen beziehungsweise zehn Käfer pro Gelbschale innerhalb von drei Tagen im ak­tuellen Rapsbestand im Februar/März

Insektizide sofort nach Erreichen der Be­kämpfungsschwelle einsetzen, keinen Rei­fungsfraß abwarten

Gefleckter Kohltriebrüsslerresistenzgefährdet gegenüber Pyrethroiden

● mehr als 20 Käfer pro Gelbschale inner­halb von drei Tagen im März/April; Insek­tizideinsatz nach Reifungsfraß (zirka zehn bis 14 Tage nach Erstauftreten, je nach Wit­terung)

Gelbschalenfänge spiegeln nicht immer das tatsächliche Auftreten wider.

Rapsglanzkäferstark resistenzgefährdet gegenüber Pyre­throiden

● mehr als 4 Käfer pro Pflanze bis Stadium 55 im geschwächten Bestand ● mehr als 8 Käfer pro Pflanze bis Stadium 55 im gesunden, wüchsigen Bestand ● mehr als 5 Käfer pro Pflanze ab Stadium 55 im geschwächten Bestand ● mehr als 10 Käfer pro Pflanze ab Stadium 55 im gesunden, wüchsigen Bestand

ertragsrelevanter Einfluss nur bei stärkerem Befall; Spritzung nur bei wüchsiger Witte­rung

und Avaunt oder Plenum 50 WG, jeweils in vol­ler Aufwandmenge, bekämpft werden. Avaunt und Plenum benötigen gegen die Stängelschäd­linge den Zusatz eines Pyrethroides, da beide keine ausreichende Wirkung besitzen. Biscaya und Mospilan (Neonicotinoid) haben in diesem frühen Bereich aufgrund der geringeren Wirk­samkeit gegen Stängelschädlinge und der ver­fügbaren Alternativen mit begrenztem Einsatz­fenster (Avaunt und Plenum 50 WG sind beide B1) nichts zu suchen.

Biscaya ist in Gebieten mit Pyrethroidresis­tenzen beim Kohlschotenrüssler (Nord­ und Ostdeutschland) dem Blüteneinsatz vorbehal­ten. Biscaya bekämpft im Übrigen auch die Lar­ven des Rapsglanzkäfers und besitzt eine sehr gute Wirkung gegen die Kohlschotenmücke (auch kleine Larven). Das Produkt ist zwar für den zweimaligen Einsatz zugelassen, sollte aber

aus vorbeugendem Resistenzmanagement nur einmalig eingesetzt werden. Wenn Biscaya auf­grund der Pyrethroidresistenz des Kohlschoten­rüsslers in der Blüte gesetzt wird, muss man so gesehen gegen den Rapsglanzkäfer vorher er­folgreich sein. Das bedeutet, so lange nichts blüht, aus anderen Wirkstoffgruppen Avaunt oder Plenum (beide B1) einzusetzen. Beide Pro­dukte zeichnen sich durch eine gute Dauerwir­kung aus. Bei ersten Rapsblüten oder blühen­den Unkräutern ist für diese beiden Produk­te allerdings der Einsatz beendet, und es muss mit dem Pyrethroid Mavrik Vita/Evure gearbei­tet werden, das keine Zulassung gegen Stängel­rüssler besitzt. Ist im Stängelbereich noch kein Trebon 30 EC gefallen, geht auch dieses. Aller­dings spricht man dann nicht von einem Wirk­stoffwechsel, da beide Wirkstoffe aus der glei­chen Wirkstoffklasse kommen.

Bekämpfungsschwellen einhalten

Der tatsächliche Insektizideinsatz ist sehr stark abhängig von der jeweiligen Wetterlage und den einzelnen Zuflugswellen. Insgesamt gesehen ist jeder Insektizideinsatz im Win­terraps zu überdenken. Dazu sollte man sich grundsätzlich bei jeder Behandlung die Frage der Notwendigkeit stellen. Die Bekämpfungs­schwellen müssen gezielt durch Zählen der Kä­fer pro Knospe erfasst werden. Gerade beim Rapsglanzkäfer ist die Toleranzschwelle auf­grund der Jahre 2005 und 2006 eine ande­re geworden. Das waren aber Ausnahmejah­re. Zusätzlich muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass eine 100%ige Bekämpfung nicht erzielbar und auch nicht brauchbar ist. Für eine Beurteilung der Bekämpfungsschwel­le und der Wirkung dürfen nicht nur Pflanzen, die durch hohen Besatz förmlich „ins Auge ste­chen“, in Betracht kommen, sondern auch Nach­barpflanzen und vor allem Pflanzen im Inne­ren des Rapsschlages. Das Vorgewende alleine ist nicht repräsentativ. Der Raps ist ein Über­lebenskünstler. Nur in den wirklichen Starkbe­fallsjahren 2005 und 2006 konnten in den Ver­suchen des Amtlichen Pflanzenschutzdienstes

Typischer Rapsstängelrüsslerbefall

Page 7: Bekämpfung von Großem Rapsstängelrüssler, Ge ecktem ... · 24 P anze BAUERNBLATT | 3. März 2018 Bekämpfung von Großem Rapsstängelrüssler, Ge ecktem Kohltriebrüssler und

30 Pflanze BAUERNBLATT | 3. März 2018 ■

absicherbare Ertragsunterschiede festgestellt werden.

Zusammenfassend kann man sa-gen, dass eine notwendige optima-le Antiresistenzstrategie, über die gesamte Vegetation betrachtet, wegen einer unzureichenden Pro-duktpalette (begrenzender Faktor sind die Wirkstoffe) mit jeweils ein-geschränkter Anwendungshäufig-keit nicht möglich ist. Umso mehr Wert muss auf den optimalen Ein-satz der noch vorhandenen Mittel gelegt werden.

Manja LandschreiberLandwirtschaftskammerTel.: 04 51-31 70 20 [email protected]

FAZITEine sichere Bekämpfung der Rapsschädlinge wird immer schwieriger. Differenziertes Be-fallsaufkommen und unterschied-liche Befallsintensität aufgrund der natürlichen Populationsdy-namik, gepaart mit der aktuel-len Resistenz- und Zulassungssi-tuation, erschweren eine optima-le Resistenzstrategie. Die Zahl der Wirkstoffe ist begrenzt. Da die verschiedenen Rapsschädlinge (Beispiel Rapserdfloh) ständig in einer Entwicklungsform vorhan-den sind, greifen Insektizideinsät-ze permanent ins System ein. So

gesehen muss jeder Insektizidein-satz auch schädlingsübergreifend betrachtet werden.Die Resistenz der Pyrethroide ist schon lange nicht mehr nur auf den Rapsglanzkäfer beschränkt, Rapserdfloh und Kohlschoten-rüssler haben ebenfalls sehr spürbare Sensitivitätsverminde-rungen gezeigt. Folglich ist be-sonders die Anzahl der Anwen-dungen mit Präparaten aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroi-de zu überdenken. Zusammenfassend bleibt festzu-halten, dass alle Insektizideinsätze,

unabhängig von der Wirkstoffklas-se, auf das notwendige Maß be-schränkt bleiben müssen. Eine Be-handlung ist nur nach Überschrei-tung der Bekämpfungsschwellen durchzuführen.Auf die Situation der Schoten-schädlinge wird gesondert im Beitrag zur Blütenspritzung eingegangen. Die aktuelle Zu-lassungsliste finden sich unter www.lksh.de/landwirtschaft/pflanze/oelpflanzen-koernerle guminosen/winterraps/ unter dem Karteireiter Pflanzenschutz -> Insektizide.

Grünlandbewirtschaftung in Schleswig-Holstein, Teil 22

Kommt jetzt die Zeit der Pflege?

Das zeitige Frühjahr ist typischer-weise der Zeitpunkt, um Grün-landbestände zu pflegen und auf die anstehende Saison vorzube-reiten. Nach dem Winter finden sich oft Lücken, Maulwurfshau-fen und verfilzte Narben. In die-sem Jahr kommt erschwerend hin-zu, dass die Bestände sehr häufig überwachsen sind und die Wasser-stände auf den Flächen vielfach ein Befahren verhindern.

Alljährlich, wie auch in diesem Jahr, stehen Maßnahmen wie Schleppen, Striegeln, Nachsäen und Walzen im Fokus. Zusätzlich besteht jedoch die Frage nach dem richtigen Umgang mit überwach-senen Beständen, die stark geal-tert (nekrotisiert) sind und frisch austreibende Pflanzen behindern. Wenn keine Maßnahme erfolgt, leidet die Futterqualität im ersten Schnitt deutlich.

Bestände mulchenDie Landwirtschaftskammer

Schleswig-Holstein hat bei Frost Anfang Januar eine überwachsene Fläche gemulcht, um die optimale Bestandeshöhe zu erreichen. Wäh-rend der Bearbeitung war vom ab-getrennten Material wenig zu er-kennen. Nach drei bis vier Wochen lässt sich konstatieren, dass die Mulchdecke wahrscheinlich einen Teil der Narbe erstickt und für eine weitere Lückenbildung gesorgt hat. Zur Lückenschließung ist drin-gend eine Nachsaat erforderlich.

Wäre kein Mulchvorgang durch-geführt worden, hätte die lange Narbe ohnehin durch Ersticken für Lücken gesorgt. Deshalb war die-se Maßnahme zur Vorbereitung von Düngungsmaßnahmen rich-tig. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Tatsache, dass die Mulch-decke jetzt zunehmend zersetzt ist und mittels Striegel im zeitigen März effektiv eine Nachsaat durch-

geführt werden kann. Die Zerset-zung des oberflächlich abgelegten Pflanzenmaterials ist dabei von der Temperatur abhängig und entspre-chend im Winter verringert. Den-noch kann davon ausgegangen werden, dass innerhalb der ersten sechs Wochen nach dem Mulch-vorgang zwischen 20 und 30  % des Aufwuchses zersetzt sind. Die-se Möglichkeit besteht für Bestän-

de, die erst im März gemulcht wer-den, wahrscheinlich nicht mehr, so-dass der Bodenschluss für das Saat-gut als kritisch angesehen werden muss. Deshalb sollte das Material abgefahren werden.

Bestände abmähenEine weitere Maßnahme be-

steht in der Möglichkeit, die Be-

Mulchvorgang Anfang Januar bei Frost, um den überwachsenen Bestand zu kürzen und vorzubereiten. Die Ge-fahr beim Mulchen besteht darin, die Narbe durch die Mulchauflage zu ersticken, wodurch Lücken in der Narbe entstehen können. Fotos: Dr. Martin Komainda