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Ausgabe 10-11/12 10. Dezember 2012 SONDERDRUCK Unternehmen & Märkte | 21 Business Geomatics 10-11/12 | 10. Dezember 2012 Seit über zehn Jahren leitet Ola Rollén die Geschicke des Hexagon-Konzerns. Seitdem ist das schwedische Unter- nehmen stark gewachsen. Die derzeit über 12.000 Mit- arbeiter erwirtschafteten in 2011 knapp 2,2 Milliarden Euro Umsatz. Rund zwei Jahre nach der Übernahme des internationalen Soft- warekonzerns Intergraph hatte die Business Geoma- tics auf dem Swiss Chapter GeoForum, dem jährlichen Intergraph-Benutzertreffen in Zürich, die Gelegenheit, mit Ola Rollén über Dynamic GIS zu sprechen. Business Geomatics: Gut zwei Jahre gehört Intergraph inzwi- schen zum Hexagon-Konzern. Wie stellt sich die Übernahme aus heutiger Sicht dar? Ola Rollén: Die Übernahme bedeutete einen grundlegen- den strategischen Wandel für Hexagon. Heute können wir die gesamte Wertschöpfungskette von Geoinformationen und de- ren Verarbeitung abdecken, be- ginnend bei der Erfassung von Daten über Präsentation und Auswertung bis hin zur Umset- zung konkreter anwendungs- orientierter Prozesse. Die Wert- schöpfungspotenziale daraus für unsere Kunden zu erschlie- ßen, ist unsere Herausforderung bei Hexagon. BG: Welche Umsatzziele ha- ben Sie für die nächsten Jah- re? OR: Hexagon konnte 2011 einen Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro erzielen. In 2015 wollen wir 3,5 Milliarden Euro umsetzen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 10 Prozent. Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet. BG: Das heißt, die Bedeutung von Geospatial-Technologien gewinnt weltweit an Bedeu- tung? OR: Das ist aus unserer Sicht definitiv der Fall. Der Einfluss der Geotechnologien von Goo- gle und Microsoft ist für den Geospatial Markt größer als der jeglicher spezialisierter GIS- Firmen, weil sie Milliarden von Menschen den Zugang zu Geo- daten ermöglichen. Das schafft auch für den professionellen Geobereich erhebliche Wachs- tumspotenziale, die wir mit unserer Dynamic-GIS-Strategie erschließen wollen. Mit Dyna- mic GIS adressieren wir den Anwendungsmarkt von pro- fessionellen GIS-Lösungen, der höhere Genauigkeit, Aktualität und Zuverlässigkeit an Daten gewährleistet, aber gleichzeitig die Verfügbarkeit und Nutzung der Daten auf jenes Level hebt, das die Kunden von einer kom- merziellen GIS-Lösung erwar- ten. BG: Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends beeinflussen die Hexagon- Strategie? OR: Hexagon sieht mehrere ge- samtgesellschaftliche Entwick- lungen, die den Bedarf an Dy- namic GIS erhöhen. Zum einen sind dies demografische Verän- derungen. Einerseits die global stark wachsende Bevölkerung und die damit einhergehende Verstädterung und Landflucht, andererseits stellen der Wandel bei der Altersverteilung der Be- völkerung in vielen Regionen der Welt neue Herausforde- rungen dar. Daneben gilt es, die Welternährungssituation zukünftig sicherzustellen. Und als dritten Hauptfaktor sehen wir den verantwortungsvollen „Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet“ OLA ROLLÉN über die Zukunft von Hexagon und die Einbindung von GIS-Software in das Produktportfolio Ola Rollén, seit dem Jahr 2000 Präsident und CEO des Konzerns Hexagon. Mit der Vision des Dynamic GIS prägt die Firmengruppe unternehmensübergreifend die Konzerngesellschaften Intergraph, Leica Geosystems und NovAtel.

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Ausgabe 10-11/12

10. Dezember 2012SONDERDRUCK

Unternehmen & Märkte | 21Business Geomatics 10-11/12 | 10. Dezember 2012

Seit über zehn Jahren leitet Ola Rollén die Geschicke des Hexagon-Konzerns. Seitdem ist das schwedische Unter-nehmen stark gewachsen. Die derzeit über 12.000 Mit-arbeiter erwirtschafteten in 2011 knapp 2,2 Milliarden Euro Umsatz. Rund zwei Jahre nach der Übernahme des internationalen Soft-warekonzerns Intergraph hatte die Business Geoma-tics auf dem Swiss Chapter GeoForum, dem jährlichen Intergraph-Benutzertreffen in Zürich, die Gelegenheit, mit Ola Rollén über Dynamic GIS zu sprechen.

Business Geomatics: Gut zwei Jahre gehört Intergraph inzwi-schen zum Hexagon-Konzern. Wie stellt sich die Übernahme aus heutiger Sicht dar?Ola Rollén: Die Übernahme bedeutete einen grundlegen-den strategischen Wandel für Hexagon. Heute können wir die gesamte Wertschöpfungskette von Geoinformationen und de-ren Verarbeitung abdecken, be-ginnend bei der Erfassung von Daten über Präsentation und Auswertung bis hin zur Umset-zung konkreter anwendungs-orientierter Prozesse. Die Wert-schöpfungspotenziale daraus für unsere Kunden zu erschlie-ßen, ist unsere Herausforderung bei Hexagon.

BG: Welche Umsatzziele ha-ben Sie für die nächsten Jah-re?OR: Hexagon konnte 2011 einen Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro erzielen. In 2015 wollen wir 3,5 Milliarden Euro umsetzen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 10 Prozent. Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet.

BG: Das heißt, die Bedeutung von Geospatial-Technologien gewinnt weltweit an Bedeu-tung?OR: Das ist aus unserer Sicht definitiv der Fall. Der Einfluss der Geotechnologien von Goo-gle und Microsoft ist für den Geospatial Markt größer als der jeglicher spezialisierter GIS-Firmen, weil sie Milliarden von Menschen den Zugang zu Geo-daten ermöglichen. Das schafft auch für den professionellen Geobereich erhebliche Wachs-tumspotenziale, die wir mit unserer Dynamic-GIS-Strategie erschließen wollen. Mit Dyna-mic GIS adressieren wir den Anwendungsmarkt von pro-fessionellen GIS-Lösungen, der höhere Genauigkeit, Aktualität und Zuverlässigkeit an Daten gewährleistet, aber gleichzeitig die Verfügbarkeit und Nutzung der Daten auf jenes Level hebt, das die Kunden von einer kom-merziellen GIS-Lösung erwar-ten.

BG: Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends beeinflussen die Hexagon-Strategie?OR: Hexagon sieht mehrere ge-samtgesellschaftliche Entwick-lungen, die den Bedarf an Dy-namic GIS erhöhen. Zum einen sind dies demografische Verän-derungen. Einerseits die global stark wachsende Bevölkerung

und die damit einhergehende Verstädterung und Landflucht, andererseits stellen der Wandel bei der Altersverteilung der Be-völkerung in vielen Regionen der Welt neue Herausforde-rungen dar. Daneben gilt es, die Welternährungssituation zukünftig sicherzustellen. Und als dritten Hauptfaktor sehen wir den verantwortungsvollen

„ Wir sind klar auf Wachstum ausgerichtet“

Ola ROllén über die Zukunft von Hexagon und die Einbindung von GIS-Software in das Produktportfolio

Ola Rollén, seit dem Jahr 2000 Präsident und CEO des Konzerns Hexagon. Mit der Vision des Dynamic GIS prägt die Firmengruppe unternehmensübergreifend die Konzerngesellschaften Intergraph, Leica Geosystems und NovAtel.

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und nachhaltigen Umgang mit Wasser. Wasser wird in Zukunft wichtiger sein als Öl, diese Herausforderung mag man in Zentral- und Nordeuropa we-niger dramatisch sehen, aber in den meisten Weltregionen haben Änderungen des Was-serhaushaltes existenzielle Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Die Welt benöti-gt mehr Energie und Wasser, gleichzeitig muss sie den Ver-brauch reduzieren und effizi-enter einsetzen. Dynamic GIS ist einer der Schlüssel für diese He-rausforderung in den Bereichen Energie, Mobilität, Umwelt und Infrastruktur.

BG: Wie wirkt sich dies auf die Produkt- und lösungsstrate-gien von Hexagon aus?OR: Die Zukunft wird geprägt sein von der Kombination ver-schiedener Plattformtechno-logien, Sensorsystemen und Softwarebausteinen, die aus unterschiedlichen Bereichen der Hexagon-Gruppe stammen können. Dabei zielen wir unter anderem darauf ab, vertikale Lösungen zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Lösung He-xagon H2O, eine Lösung, die wir derzeit bei der drei-Schluchten-Staumauer am Jangtsekiang in China implementieren. Bei der Lösung geht es um das über-greifende Management des Infrastruktursystems Wasser. Ausgangspunkt in diesem Sze-

nario bildet ein Staudamm, der im Wesentlichen der Energieer-zeugung, der Wasserversorgung der umliegenden Stadtbevölke-rung sowie auch der Bereitstel-lung von Wasser als wichtigste landwirtschaftliche Ressource dient. Gleichzeitig stellt das komplexe Netz an Infrastruktur auch ein sicherheitstechnisches Risiko dar, besonders in Bezug auf die Stabilität der Staumau-er. Hexagon ist in der Lage, so viele Anforderungen in diesem Umfeld abzudecken, wie kein anderer Anbieter weltweit.

BG: Welche Hexagon-Techno-logien stecken in H2O?OR: Für ein solch übergreifen-des Infrastrukturmanagement ist die Kombination von Echt-zeitdaten und intelligenten Softwaresystemen notwendig, die neue Systemansätze und damit neue Wertschöpfungs-potenziale generiert. Die He-xagon-Lösung H2O umfasst daher Vermessungstechnik von Leica Geosystems, Intergraph- Lösungen für GIS und Einsatz-leitstellen sowie Lösungen für die Fernerkundung aus dem ERDAS-Portfolio. Insgesamt lie-fern Sensoren zum Beispiel im Rahmen des Monitoring hoch-genaue Echtzeit informationen über die Stabilität des Bau-werks, energierelevante Daten für die Stromgewinnung, ver-brauchsrelevante Daten der Be-völkerung bis hin zu Daten über

den Wassergehalt der Agrar-Anbauflächen. Je mehr das GIS mit aktuellen, genauen und re-levanten Daten gefüttert wird, desto wertvoller wird es für den Nutzer. Es ist dann gleicherma-ßen Drehscheibe für Echtzeit-informationen als auch Platt-form für verschiedenste An-wendungen. Die Aufgaben des dynamischen GIS liegen zum Beispiel darin, eine multidimen-sionale Sicht auf die Welt zu bieten, einschließlich leistungs-fähiger 3D-Anwendungen, eine Datenauswertung in Echtzeit und aus verschiedensten Quel-len zu gewährleisten und die Daten nutzungsbezogen zu kontextualisieren. Das ist der Kerngedanke von Dynamic GIS.

BG: liegt die Zukunft also in Produkten, die Hexagon im namen tragen?OR: Hexagon ist ein Unter-nehmen, das von konkreten Marktanforderungen getrieben wird. Da Hexagon H2O eine Lö-sung darstellt, die aus verschie-densten Komponenten der Hexagon-Tochtergesellschaften besteht, ist die Lösung auch als Hexagon-Lösung gelabelt. Die bisherige erfolgreiche Pro-duktvermarktung und das Lö-sungsgeschäft verfolgen wir ebenso konsequent weiter. Hexagon Hydrology Overall Solution - H2O ist aber mehr als nur ein Produkt. Es ist ge-wissermaßen auch eine Blau-

pause für innovative Projektent-wicklungen, bei denen unsere Kunden neue Synergien und Wertschöpfungspotenziale er-schließen können.

BG: Sie haben in Huntsville, alabama, kürzlich den Start-schuss für den neubau der Intergraph-Firmenzentrale gegeben. Ist die USa also nach wie vor ein wichtiger Software- und Entwicklungs-standort?OR: Mit Huntsville und Hydera-bad in Indien haben wir global die beiden größten Entwick-lungszentren weltweit. Dort wird weitestgehend die Basis-technologie entwickelt. Unsere innovativen Technologieplatt-formen haben die Aufgabe, ein großes Maß an Flexibilität und Offenheit zu gewähren. Dane-ben gibt es über die ganze Welt verteilt dezentrale Entwick-lungszentren, wie beispielswei-se in Wien und München, die zu einzelnen Produkten und für die in Projekten anfallenden Auf-gaben entscheidende Arbeiten leisten. Die USA ist dabei nach wie vor weltweiter Impulsge-ber für Softwareentwicklungen, gerade was die Grundlagenent-wicklung angeht, aber es ist gleichzeitig enorm wichtig für uns, innerhalb der dezentralen Strukturen Produkte und Lö-sungen an die regionalen- und projektspezifischen Anforde-rungen anzupassen. (sg)

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10. Dezember 2012SONDERDRUCK

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