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Zur Einführung: Migration und Globalgeschichte Albert Kraler Als raum-zeitliches Phänomen, so die methodische ese dieses Bandes, bietet sich die Analyse von Migrationsphänomenen grundsätzlich als Vehikel zur Untersuchung breiterer raum-zeitlicher Strukturen, gesell- schaftlicher Dynamiken und Veränderungsprozesse an. Migration stellt dabei nicht nur ein Resultat von globalen Ungleichheitsstrukturen und räumlicher Differenzierung dar, sondern ist auch Ausdruck und Motor von diversen sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Be- ziehungen, die sich nicht allein auf Ungleichheitsstrukturen reduzieren lassen, mithin also ein Ausdruck von (räumlich durchaus differenziellen) Integrationsprozessen. In der allgemeinsten Bedeutung des Begriffs Migration – räumliche Mobilität – ist Migration Teil der Conditio Hu- mana. 1 Menschen waren immer schon mobil und Migration ist damit ein durchaus alltägliches, ‚normales‘ soziales Phänomen. Gleichzeitig sind Formen, Verlauf, Ursachen und Strukturen von Migration räumlich wie auch historisch von immensen Variationen gekennzeichnet und geprägt durch die sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Kontexte, in denen Migration stattfindet. 2 Die Migration von Hand- werkern im mittelalterlichen und frühmodernen Europa im Rahmen des Zünftesystems etwa unterscheidet sich fundamental von späteren Prozessen der Arbeitsmigration in einem kapitalistischen Kontext. Gleichzeitig bietet die Handwerkermigration Anknüpfungspunkte für 1 Siehe für eine umfassende Darstellung von Migration in menschenge- schichtlicher Perspektive Manning 2005. 2 Bade 2000; Bilger/Kraler 2005.

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Zur Einführung: Migration und Globalgeschichte

Albert Kraler

Als raum-zeitliches Phänomen, so die methodische These dieses Bandes, bietet sich die Analyse von Migrationsphänomenen grundsätzlich als Vehikel zur Untersuchung breiterer raum-zeitlicher Strukturen, gesell-schaftlicher Dynamiken und Veränderungsprozesse an. Migration stellt dabei nicht nur ein Resultat von globalen Ungleich heits strukturen und räumlicher Differenzierung dar, sondern ist auch Ausdruck und Motor von diversen sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Be-ziehungen, die sich nicht allein auf Ungleich heitsstrukturen reduzieren lassen, mithin also ein Ausdruck von (räumlich durchaus differenziellen) Integrationsprozessen. In der allgemeinsten Bedeutung des Begriffs Migration – räumliche Mobilität – ist Migration Teil der Conditio Hu-mana.1 Menschen waren immer schon mobil und Migration ist damit ein durchaus alltägliches, ‚normales‘ soziales Phänomen. Gleichzeitig sind Formen, Verlauf, Ursachen und Strukturen von Migration räumlich wie auch historisch von immensen Variationen gekennzeichnet und geprägt durch die sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Kontexte, in denen Migration stattfindet.2 Die Mi gration von Hand-werkern im mittelalterlichen und frühmodernen Europa im Rahmen des Zünftesystems etwa unterscheidet sich fundamental von späteren Prozessen der Arbeitsmigration in einem kapitalis tischen Kontext. Gleichzeitig bietet die Handwerkermigration Anknüpfungspunkte für

1 Siehe für eine umfassende Darstellung von Migration in menschenge-schichtlicher Perspektive Manning 2005.

2 Bade 2000; Bilger/Kraler 2005.

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Vergleiche mit Migra tionsphänomenen in anderen (geographischen oder historischen) Kontexten, etwa hinsichtlich der Bedeutung von institutionalisierten Migrationssystemen, mithin der Gründung sozialer Praktiken in spezifischen sozialen Institutionen oder der Bedeutung und Existenz von ‚Migrationskulturen‘ (in der doppelten Bedeutung des Begriffs: die Beeinflussung kultureller Praktiken durch Migrati-onserfahrungen und die – auch – kulturell vermittelte ‚Tradition‘, zu migrieren). Das methodische Postulat der Kontextualisierung konkreter Migrationsphänomene bedeutet damit keineswegs den Verlust eines vergleichenden, systematisierenden und theoretischen Anspruches, vielmehr ermöglicht eine solcherart historisch informierte Analyse, historische Prozesse weitaus präziser zu fassen und vor allem ein besseres Verständnis von langfristigen historischen Entwicklungen zu erlangen, um so eine weitaus tragfähigere Basis für den systematischen Vergleich und die Theoretisierung von Migration zu erlangen.

Ein zentraler Anspruch dieses Bandes besteht indes darin, bei aller Variabilität und Unterschiedlichkeit von Ursachen, Strukturen und Ver-läufen von Migration, mit anderen Worten von Migrationsgeschichte, regional unterschiedliche Verläufe in einen globalen Kontext zu stellen und somit in gewisser Weise zu versuchen, das ‚Lokale‘ in Hinsicht auf breitere globale (soziale, politische, ökonomische und kulturelle) Entwick-lungen zu denken und umgekehrt. Zentral ist dabei, keine der beiden Pole – das Lokale einerseits und das Globale andererseits – zu privilegie-ren, wie dies in der Vergangenheit etwa vielerorts in neomarxistischen Ansätzen (Dependencia-Theorie) der Fall war oder gegenwärtig häufig in globalisierungstheoretischen Zusammenhängen der Fall ist.3 Damit besteht das zentrale Ziel eben nicht darin, scheinbar allmächtige und alldeterminierende Globali sie rungs prozesse aufzuspüren und damit gewissermaßen eine singuläre, weltweit wirksame und teleologisch gefasste Entwicklungstendenz aufzuzeigen, sondern die Vielfalt von Beziehungen zwischen dem Lokalen (Regionalen) und Globalen und damit auch Widersprüche und Komplexität im Blick zu behalten, um weder Gefahr zu laufen, die Eigenmächtigkeit und interne Logik des

3 Zur Kritik an derartigen Ansätzen siehe Cooper 2001, 2005.

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Lokalen (Regionalen) überzubetonen, noch lokale Dynamiken als letztlich exogen determiniert abzutun.

Die dem Band zugrundeliegende These lautet nun, dass die Ge-schichte der Migration (und der Migrationspolitik) breitere globale Transformations- und Entwicklungsprozesse spiegelt, und dass umge-kehrt Migrationsgeschichte (bzw. die Geschichte von Migrationspolitik) wesentlich zum Verständnis breiter historischer Prozesse beiträgt. Dabei interessiert uns nicht nur der Zusammenhang von Globalgeschichte und globalen Migrationsprozessen, sondern immer auch der Zusammenhang von regionaler Migrationsgeschichte bzw. regionalen Regulativen der Mi-gration und sozialen, ökonomischen und politischen Transformationen auf regionaler Ebene. Diese können in widersprüchlicher und vielfältiger Weise mit globalen Strukturen verbunden sein, wobei das ‚Gewicht‘ und die Form dieser Beziehungen von lokalen/regionalen und globalen Prozessen jeweils im konkreten Zusammenhang geklärt werden müssen.

In diesem Sinne versteht sich das Buchprojekt durchaus als ein kritischer Beitrag zur Debatte über das Verhältnis von Migration und ‚Globalisierung‘, wobei wir weder davon ausgehen, dass die Gegenwart (das 2. Drittel des 20. Jahrhunderts und das beginnende 21. Jahrhun-dert) als ‚Zeitalter der Globalisierung‘ zu verstehen ist, noch, dass wir in einem präzedenzlosen Zeitalter der Migration leben (wie das etwa das bekannte Buch The Age of Migration von Castles/Miller suggeriert).4

In der Eröffnung von historischen und regionalen Perspektiven versteht sich der Band auch als ein Beitrag zu gegenwärtigen Debatten über Migration, indem der Blick für Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Brüche und Kontinuitäten geschärft wird und somit auch ein besseres Verständnis und eine nuanciertere Interpretation gegenwärtiger mit Migrationsbewegungen verbundener Herausforderungen erzielt wird.

Periodisierungen

Die in diesem Band versammelten Beiträge geben einen Überblick über die Migrationsgeschichte in ausgewählten Weltregionen – Europa

4 Castles/Miller 2003.

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(Heinz Fassmann), die klassischen Einwanderungsländer USA, Kanada und Australien (Sylvia Hahn), Lateinamerika (Christof Parnreiter), die Nachfolgestaaten der Sowjetunion (Commonwealth of Independent States/CIS, Martin Hofmann), Subsaharanisches Afrika (Albert Kra-ler), Maghreb (Irene Stacher), Südostasien (Karl Husa und Helmut Wohl schlägl), Indien (Michael Mann) und China (Jens Damm und Bettina Gransow).

Das ‚Zeitalter der Migration‘, 1846–19405

Die Zeitspanne, die dieser Band umfasst (in etwa die letzten hundert bis hundertfünfzig Jahre bis zur Gegenwart), deckt eine Periode ab, in der Migration eine neuartige und wesentlich mit der „großen Transformation“ (Karl Polanyi) verbundene Dynamik erlangt, die sich deutlich von früheren Mustern unterscheidet. Wichtigster Grund für die veränderte Migrationsdynamik war die Dynamisierung der globalen Ökonomie im 19. Jahrhundert, die unter anderem an der massiven Zunahme der weltweiten Waren- und Kapitalflüsse ablesbar ist und eng mit  – durchaus ungleichzeitigen  – Industrialisierungsprozessen in den ökonomischen Zentren sowie weltweit mit zunehmender öko-nomischer Ausdifferenzierung und der Herausbildung neuer Märkte zu tun hat.6 Allerdings blieben auch während des 19. Jahrhunderts ‚vorin dus trielle‘ Migrationsmuster weiterhin relevant. Die meisten der skandinavischen und deutschen ZuwanderInnen in die USA im 19. Jahrhun dert waren keine Arbeiter, sondern blieben auch im Einwande-rungskontext Bauern – dies gilt auch für viele der EinwanderInnnen nach Lateinamerika, Südafrika, Algerien und andere Siedlerkolonien. Insgesamt stieg allerdings der Anteil ‚proletarisierter‘ MigrantInnen, die als ArbeiterInnen in der Industrie, Bergbau, dem Dienstleistungssektor sowie als Land arbeiterInnen in der Landwirtschaft Beschäftigung fanden, massiv. Ebenso durch Brüche und Kontinuitäten kann die Geschichte der Sklaverei im 19. Jahrhundert und des damit verbundenen Sklavenhandes

5 Siehe für diese Periodisierung McKeown 2004.6 Siehe Williamson 1996.

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cha rak terisert werden. Während ab Beginn des 19. Jahrhunderts der Sklavenhandel in immer mehr Staaten verboten wurde und insbesondere Großbritannien den Handel an der Küste Westafrikas und im Indischen Ozean mit Patrouillen zu unterbinden suchte, und ab den 1830er Jahren auch die Institution der Sklaverei selbst zunehmend unter Druck kam, war die Zahl der gehandelten Sklaven mit grobgeschätzt 5 Millionen gehandelter Sklaven im 19. Jahrhundert größer denn je.7 ‚Unfreie‘ oder ‚halbfreie‘ Arbeitsmigration blieb aber bis in das 20. Jahrhundert relevant. Nichtsdestotrotz ist die Transformation von ‚unfreier‘ Arbeit zu freier Lohnarbeit ein dominantes Motiv der Geschichte der Migration im ‚ersten‘ Zeitalter der Migration zwischen 1846 und 1940.

Eine gewisse Parallele in der widersprüchlichen Entwicklung von ‚unfreien‘ Formen der Arbeitsmigration zu freiwilliger Migration fin-det sich in der Geschichte des Ausreiserechts. Die Liberalisiserung der Ausreise und die Aufhebung bestehender Ausreisebeschränkungen im 19. Jahrhundert ist dabei Ausdruck eines Paradigmenwechsels von einer merkantilistischen zu einer liberalen Bevölkerungspolitik, in der die freie Zirkulation von Arbeitskräften als ökonomische und gewissermaßen ‚naturgesetzliche‘ Notwendigkeit gesehen wurde und als begleitende Folge – durch die Emigration der ‚überschüssigen‘, freigesetzten Be-völkerung – auch eine Lösung der sozialen Frage versprach. Statt des merkantilistischen „Il n’est force ni richesse que d’hommes“ (frei über-setzt: Der eigentliche Reichtum besteht in den Menschen), stand im Paradigma liberaler Bevölkerungspolitik der produktive Mensch – die Arbeitskraft – im Zentrum des Interesses.8 Anders gesagt, Menschen waren für den liberalen Staat dann interessant, wenn sie produktiv waren. Die Bewertung – wer produktiv war und wer nicht – wurde dabei zuneh-mend dem Markt überlassen und zudem daran gemesssen, ob eine Person ein soziales Problem darstellte – oder nicht. Armengesetzgebung – Poor Laws in Großbritannien oder das Heimatrecht in Österreich – kann als

7 Rund 3 Millionen im transatlantischen Sklavenhandel und rund 2 Mil-lionen im Zuge des ‚orientalischen‘ Sklavenhandels. Siehe den Beitrag von Kraler in diesem Band.

8 Zolberg 2007, siehe auch Torpey 2007.

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durchaus exemplarisch für den Übergang von einem merkantilistischen zu einem ‚sozialliberalen‘ Paradigma gesehen werden. Tatsächlich spielte die Frage des ‚Exports‘ der sozialen Frage eine nicht unwesentliche Rolle in bevölke rungs- und migrationspolitischen Debatten des 19. Jahrhunderts.

Veränderungen des Transportwesens, vor allem die geringeren Trans-portkosten als Folge technischer Neuerungen, waren ein wesentlicher Fak-tor dafür, dass Migration für breitere Schichten der Bevölkerung zu einer realen Option wurde.9 Facilitators (Vermittler) spielten aber eine Schlüs-selrolle bei der Rekrutierung von Migrant Innen und der Finanzierung der Überfahrt, trotz der im Vergleich zu früheren Perioden geringeren Kosten. Viele der so finanzierten Mi grant Innen fanden sich nach der Migration in einer abhängigen Position wieder, sei es in formalisierter Abhängigkeit wie im Kontext von Indentured Labour oder in faktischer Schuldknechtschaft bei formeller Freiwilligkeit.10 Wie Fassmann in diesem Band zeigt, waren es in Europa vor allem auch die Reedereien, die ‚Rekrutierungsagenturen‘ betrieben und deren wirtschaftliche Dy-namik ganz wesentlich von dem Geschäft mit der Migration abhing. Ein ähnliches dichtes Netz an Rekrutierungsagenturen bestehend aus chinesischen, europäischen und später auch amerikanischen Unterneh-mern, die sich im chinesischen ‚Kuli-Geschäft‘ engagierten, entstand in China nach seiner erzwungenen Öffnung für Freihandel und der Gewährung des Emi grationsrechts als Folge der Opiumskriege und der Einrichtung so genannter „Treaty Ports“.11

Was das 19. Jahrhundert in globaler Hinsicht vor allem auszeichnet, ist die massive quantitative Zunahme von Long Distance Migration. Nicht nur migrierten deutlich mehr europäische MigrantInnen nach Nordamerika und – zu einem geringerem, aber durchaus beträchtlichen

9 Hatton/Williamson 2006.10 Siehe für eine Diskussion der problematischen Kategorisierung indi-

scher MigrantInnen nach Malaya und Ceylon als „freiwillige“ (freie) Migrant Innen Mohapatra 2007.

11 Zolberg 1997, 288. Siehe zu Rekrutierungsmechanismen in Indien den Beitrag von Mann in diesem Band.

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Teil – nach Südamerika als in früheren Perioden, sondern auch Süd-ostasien und Nordostasien verzeichneten zur selben Zeit Migrationsbe-wegungen in einer ähnlichen Größenordnung. Während ein Großteil der Migrationsbewegungen innerhalb der jeweiligen Regionen selbst stattfand, wurden insbesondere China und Indien in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu wichtigen Herkunftsregionen von Arbeitskräften für die amerikanische Industrie, für die Plantagenökonomien im Indischen Ozean und in der Karibik sowie für große koloniale Infrastrukturprojekte wie den Eisenbahnbau.12

Die ‚großen‘ europäischen Migrationen veränderten gleichzeitig auch erheblich den Charakter kolonialer Gesellschaften und trugen da-mit zur Entstehung neuer sozialer und politischer Realitäten auf globaler Ebene bei. Wie Thomas Holt argumentiert, macht es erst ab etwa 1850 Sinn, zwischen Siedlerkolonien und ‚Ausbeutungskolonien‘ (exploitation colo nies), in denen nur eine begrenzte Zahl von Europäern lebte, zu differenzieren. Die Entstehung von Siedlerkolonien ist dabei vorrangig ein Resultat massiver Zuwanderung aus Europa.13 Umgekehrt trugen die großen Migrationsbewegungen des 19. Jahrhunderts – vorrangig, aber nicht ausschließlich aus Europa – wesentlich zum Take off der USA als führende Indus triemacht ab dem 2. Drittel des 19. Jahrhunderts bei: Migration hatte nicht nur vielfach ökonomische Ursachen, sondern auch enorme ökonomische Folgen, die über bloße Arbeits markt effekte hinausgingen.14 Wie Hatton und Williamson auf der Basis ihrer verglei-chender Analyse historische Lohndaten von Ziel- und Herkunftsländer von Migration argumentieren, hatten vor allem die transatlantischen Migrationsbewe gungen mittelfristig tatsächlich die von neoklassischen Ökonomen pos tulierten makroökonomischen Effekte: nämlich eine Angleichung des Lohnniveaus zwischen Herkunftsländern in Europa und den (vor allem) nordamerikanischen Zuwan de rungsregionen.15 Für

12 Vgl. McKeown 2004; zu Europa siehe die Beiträge und Fassmann und Hahn in diesem Band; zu Indien, Südostasien und China siehe die Beiträge von Damm und Gransow, Husa und Wohlschlägl und Mann.

13 Thomas Holt zitiert nach Bosma 2007.14 Vgl. Williamson 1996; Cohen 1995, 2.15 Hatton/Williamson 2006; siehe auch Wiliamson 1996.

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die ‚globale Peripherie‘, besonders die kolonia li sier ten Gebiete, kann dies allerdings nicht mit derselben Bestimmtheit behauptet werden, war dort Arbeitsmigration doch weitaus stärker reguliert und Löhne und Arbeitsplatzwahl massiv kontrolliert. Staatliche Interventionen (Vertragsarbeit, Zwangsarbeit, Rekrutierungsagenturen mit Monopol-stellung in kolonialen Territorien, etc.) trugen damit ganz wesentlich dazu bei, globale Asymmetrien zu verfestigen und zu erweitern.

1914–1940: Eine migrationspolitische Wendezeit?

Wie Adam McKeown auf der Basis globalen Zahlenmaterials durchaus überzeugend argumentiert, dauerte dieses erste „Age of Migration“ bis etwa 1940.16 Allerdings kam es vor allem in Nordamerika bereits ab den 1920er Jahren – im Kontext der wirtschaftlichen Krise und politischer Maßnahmen gegen Einwanderung – zu einem auffälligen Rückgang der (europäischen) Zuwanderung; viele andere Regionen dagegen – darunter Australien, Südafrika, und Lateinamerika – verzeichneten weiterhin einen massiven Zustrom von Arbeits mi grantInnen aus Europa. Insgesamt war die zunehmende Restriktion von Migration hauptsächlich ein europäisches und amerikanisches Phänomen, wobei sich Restriktionen häufig gegen Angehörige bestimmter ‚nicht-weißer‘ bzw. als ‚minderwertig‘ angesehener europäischer Herkunftsgruppen richtete.

Nichtsdestotrotz kann die Zwischenkriegszeit auch in globaler Hin-sicht als eine Wendezeit interpretiert werden, in der die schleichende Krise des Wirtschaftsliberalismus und der damit verbundenen Ideologie eines freien Welthandels den vorläufigen Höhepunkt erreichte. Wirt-schaftsnationalismus und Protektionismus brachten insbesondere in den 1920er und 1930er Jahren die Errichtung weitgehender Schranken für die Freizügigkeit von Kapital, Gütern und Arbeitskraft, vor allem in Europa; aber durchaus auch andernorts, etwa zwischen britischen und französischen Kolonien etc. Damit einher ging eine Abkehr von liberalen (Laissez-faire) Migrationspolitiken und der Aufbau von systematischen Migrationskontrollen gegenüber internationalen MigrantInnen, die

16 McKeown 2004.

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allerdings in vielen Staaten bereits auf frühe, meist gegen ‚nicht-weiße‘ Gruppen gerichtete Regulierungsversuche ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert zurückweisen.17 Der Chinese Exclusion Act 1882 in den USA ist dafür eines der bekann tes ten Beispiele, aber ähnliche rassistisch motivierte Zuwan de rungs beschränkungen wurden im selben Zeitraum auch in anderen ‚weißen‘ Siedlerkolonien durchgesetzt, während gleich-zeitig oft ‚weiße‘ Einwanderung weiterhin oder verstärkt gefördert wurde. Indische Zuwanderung nach Südafrika etwa war seit ihrem Beginn – ab etwa 1860 – umstritten und wurde zwischenzeitlich ganz unterbunden;18 Australien führte ab ca. 1900 massive Beschränkungen für chi nesische und poly nesische MigrantInnen ein und ging dazu über, südeuropäische Arbeitskräfte für die Zuckerplantagen zu rekrutieren. Zur gleichen Zeit machte Kuba seine Grenzen gegenüber Arbeits migrantInnen aus Jamaica und Haiti dicht und rekrutierte stattdessen Arbeitskräfte aus Spanien.19 Migra tionspolitik war damit auch ‚rassisch‘ begründete Be-völkerungspolitik, in der Förderung von Zuwanderung aus bestimmten Herkunftsgebieten und Kontrolle von Zuwanderung aus anderen zwei Seiten derselben Medaille darstellten und die mehr oder weniger explizit eine bestimmte ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung zum Ziel hatte: „To govern, is to populate“, wie dies der argentinische Denker Juan Baustista Alberdi in Bezug auf lateinamerikanische Migrationspolitiken ausdrückte.20 Und man könnte hinzufügen: „To populate, is to select.“ Tatsächlich basierte die Migrationspolitik westlicher Länder in der Periode zwischen 1882 und den 1960er Jahren vor allem auf der Selektion der ZuwanderInnen nach ihrer Herkunft: Selecting by Origin.21

Koloniale Migrationspolitiken

Migrationspolitik in den Kolonien, wie Wirtschaftspolitik und Sozial-politik im Allgemeinen, stellte in gewisser Weise einen Anachronismus

17 Siehe Zolberg 1997.18 Martens 2006.19 Bosma 2007, 117.20 Zitiert nach Solimano 2001, 11.21 Joppke 2005.

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im Kontext des Paradigmenwechsels zu einer liberalen Bevölkerungspo-litik dar. Im kolonialen Zusammenhang folgte staatliche Politik häufig nach wie vor einem merkantilistischen Paradigma, innerhalb derer die Bevölkerung an sich ein Wert darstellte und Mobilität der ‚verwalteten Bevölkerungen‘ von den Kolonialmächten immer auch als Bedrohung gesehen wurde. Zum einen wurde Migration als Bedrohung der ‚mo-ralischen Ordnung‘ des Kolonialstaates gesehen und Migration und Urbanisierung häufig mit Entwurzelung, Enttriba lisierung und sozialer Unordnung in Verbindung gebracht; anderseits wurde Migration – und hier im wesentlichen Emigration – als Bedrohung kolonialer Ent wick-lungspolitiken gesehen, vor allem dort, wo Kolonialstaaten Poli tiken ländlicher Entwicklung verfolgten, die wesentlich auf dem Einsatz von Zwang basierten.22 Umgekehrt ‚förderten‘ Kolonialstaaten massiv die ‚kontrollierte‘ Migration (über Rekrutierungsagenturen, Umsied lungs-programme, etc.) – tatsächlich war die Sicherung des Arbeitskräfteange-bots für die koloniale Wirtschaft und Infrastrukturprojekte des Koloni-alstaates ein vorrangiges Problem staatlicher kolonialer Politik bis zum Zweiten Weltkrieg. Kennzeichnend für koloniale Migrationspolitiken war damit ein gewisser Widerspruch zwischen Kontrolle von Mobilität und ihrer gezielten Förderung: Anders als in den Metropolen wurde dem Markt dabei keineswegs vertraut und der Staat sollte – zumindest in der Theorie – die alleinige Steuerungsinstanz darstellen.

Die Politik gegenüber ZuwanderInnen aus den Kolonien in den metropolitanen Gebieten war noch mehr als die Migrationspolitik in den Kolonien von Widersprüchen gekennzeichnet. Frankreich etwa rekrutierte schon in den 20er und 30er Jahren Arbeitskräfte aus den nordafrikanischen Kolonien für den metropolitanen Arbeitsmarkt. In der Regel jedoch war ‚Auswanderung in die Metropolen‘ nur in begrenzten Fällen – meist Studium oder Militärdienst – möglich, während der ein Aufenthalt in der Regel durchaus temporär verstanden wurde. Im Allge-meinen aber hatten koloniale MigrantInnen in den Metropolen keinen Platz: sie sollten eine Ausnahme bleiben. Die Migrationserfahrungen kolonialer MigrantInnen in den Metropolen sowie von Soldaten aus den

22 Vgl. dazu Bilger/Kraler 2005.

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Kolonien, die in den zwei Weltkriegen in Europa oder in anderen Teilen der Kolonialreiche dienten, hatten allerdings trotz der relativ geringen Zahl der involvierten Personen bedeutende politische Folgen. Ein Gutteil der ersten Generation afrikanischer Staatsmänner und viele Politiker in Asien hatten prägende Jahre in den europäischen Metropolen verbracht und dort Netzwerke zu (späteren) Politikern aus anderen kolonialen Gebieten aufgebaut; ebenso war die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges für viele Soldaten aus den Kolonien wesentlicher Grund für Radikalisierung und politische Mobilisierung und Aktivismus.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Migration aus den Kolonien bedeutendere Ausmaße an – in Großbritannien hauptsächlich als Folge der (unbeabsichtigten Gewährung) des Einreiserechts für Untertanen der Krone im Zuge des British Nationality Acts von 1948, anderswo im Zuge der kurzen Zeit nach Kriegsende einsetzenden Rekrutierung von ‚GastarbeiterInnen‘.23 Generell lässt sich sagen, dass Migra tions -beziehungen zwischen Metropolen und Kolonien ein Resultat der Nachkriegsperiode darstellen und damit weniger als koloniale denn als ‚postkoloniale‘ Migration zu klassifizieren sind.

Zwei in diesem Band behandelte Flächenstaaten – Russland bzw. So-wjetunion und China – machten die „Exit Revolution“ (Aristide Zolberg) erst mit einiger Verzögerung mit: Rigide Bevölkerungskontrolle, allerdings außerhalb eines merkantilistischen Paradigmas, blieb das bestimmende Element der Bevölkerungspolitik der beiden Staaten bis in die jüngste Ge-genwart.24 In globaler Perspektive ist damit das Recht auf Auswanderung eine durchaus rezente Errungenschaft.

Die Zwischenkriegszeit und die Herausbildung des modernen Flüchtlingsbegriffs

Eine paradigmatische Erfahrung des 20. Jahrhunderts stellt Vertreibung und Flucht dar. Nicht, dass Vertreibung und Flucht etwas prinzipiell Neues gewesen wären – Vertreibungen und Flucht finden sich in nahezu

23 Siehe zu Großbritannien Hampshire 2005.24 Siehe den Beitrag von Damm/Gransow in diesem Band.

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allen Gesellschaften und quer durch die Geschichte. Was Flucht und Vertreibung des 20. Jahrhunderts von früheren Perioden unterscheidet, ist aber das Ausmaß des Phänomens; vor allem aber der Zusammenhang von Flucht bzw. Vertreibung mit Staaten- und Na tionen bau pro jekten, die gegenüber früheren Epochen weitaus größere Betroffenheit der Zivilbevölkerung bei kriegerischen Konflikten und die damit weitaus größere Zahl an Kriegsflüchtigen sowie die massiv angewachsene Fä-higkeit und Entschlossenheit des modernen Staates ‚innere Feinde‘ zu identifizieren und zu verfolgen. Die erste ‚moderne‘ Flüchtlingskrise war eine direkte Folge des Ersten Weltkrieges und der damit verbundenen Neuordnung der politischen Landkarte Europas. Die massiven politi-schen Umwälzungen – der Zusammenbruch Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reichs und die Entstehung neuer Nationalstaaten an deren Stelle sowie die Oktoberrevolution in Russland – machten Flucht, Staatenlosigkeit, Vertreibung zu einem Massenphänomen in Europa. Mit geschätzten 9,5 Millionen Flüchtlingen (1926) ist die Zahl der Flüchtlinge in einer ähnlichen Größenordnung wie jene der gegenwärtigen globalen Flüchtlingspopulation (8,66 Mio im Jahr 2005).25 Das Flücht lingsproblem in der Zwischenkriegszeit war dabei vor allem ein europäisches Phänomen. Dies zeigt vor allem, wie eng Fluchtmigration mit moderner Staatlichkeit und abgeleiteten Konzepten wie Staatenlosigkeit und Staatsbürgerschaft verknüpft ist. ‚Flüchtling‘ ist damit kein rein empirischer, sondern gleichzeitzeitig ein normativer Begriff, der außerhalb des Kontexts moderner Staatlichkeit und des modernen Flüchtlingsregimes relativ wenig Sinn macht.

Wiederum instruktiv ist die Sprachregelung im kolonialen Kontext: politische Flüchtlinge im engeren Sinn (‚Aktivisten‘ in der Typologie Zolbergs)26 waren im kolonialen Kontext größtenteils rebellische ‚Chiefs‘ oder andere politische Aktivisten, die koloniale Behörden häufig als ‚Flüchtige‘ bezeichneten. Der Begriff ‚Flüchtlinge‘ hingegen blieb im

25 Zolberg/Suhrke/Aguayo 1989, 18; UNHCR 2007, Annex 2.26 Zolberg/Suhrke/Aguayo 1989 (Introduction) unterscheiden in ihrer

Typologie von Flüchtlingen drei grundsätzliche Kategorien: Aktivisten (activists), Zielscheiben (targets) und Opfer (victims).

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Wesentlichen für Menschen vorbehalten, die vor Dürren oder anderen natürlichen Katastrophen flohen. Personen, die etwa vor Zwangsarbeit oder Repressalien kolonialer Behörden – oder vor untergeordneten ein-heimischen Autoritäten – flohen, blieben dagegen weitgehend unsichtbar und galten schlicht als ‚Migrant In nen‘.27 Flucht und die Vorstellung, Flüchtlinge hätten legitime Fluchtgründe, passten nicht in das Selbstbild des Kolonialstaats als apolitischer ‚Guardian‘ und Verwalter der ‚Natives‘.

Die Geburt des ‚Flüchtlingsproblems‘ in den 1920er Jahren verdeut-licht insgesamt vor allem die Verschiebung normativer Deutungspara-meter im Zuge des Aufstiegs des modernen Nationalstaats als dominante politische Organisationsform, infolge dessen Staatsbürgerschaft bzw. Ausländerstatus zu zentralen politischen Kategorien wurden.28 Der Bedeutungsaufschwung dieser Kategorien war dabei umgekehrt eng mit Staatenlosigkeit und der Minderheitenfrage verbunden  – bei-des Resultate des Zerfalls der multinationalen und multireligiösen Reiche, allen voran der K.u.K. Monarchie und des Osmanischen Reichs.29 Exemplarisch für die Vorherrschaft des ‚Nationalen‘ und die Dominanz des Ideals ethnisch homogener Nationalstaaten kann der ‚Bevölkerungsaus tausch‘ zwischen Griechenland und der Türkei als Folge des Friedens von Lausanne (1923) bzw. zwischen Griechenland und Bulgarien (Vertrag von Neuilly-sur-Seine 1919) angeführt werden. In seiner Radikalität durchaus extrem, verdeutlicht er nichtsdestrotrotz den Geist der 1920er Jahre.

Fluchtmigration ist damit zu einem gewissen Teil ein politisches Konstrukt, das erstmals mit der Herausbildung erster Instrumente der Flüchtlingspolitik ab den 1920er Jahren eine spezifische Bedeutung erhält. Erst mit der Universalisierung des Flüchtlingsbegriffs in den Satzungen des UNHCR (1950) bzw. der Genfer Flüchtlingskonventi-on (1951) – die völkerrechtlichen Instrumente der Flücht lings politik

27 Kraler 2004.28 Vgl. dazu Bilger/Kraler 2005.29 Siehe für eine klassische Erörterung der Zusammenhänge von Natio-

nalstaat, Staatsbürgerschaft, Flucht, Staatenlosigkeit und der Minder-heitenfrage Arendt 2000, 559-595.

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der Zwischenkriegszeit waren auf Angehörige bestimmter Nationen beschränkt  – sowie der Globalisierung der zunächst in ihrem Gel-tungsbereich auf Europa beschränkten Flüchtlingsdefinition durch das Zusatzprotokoll von 1967 wurde ‚Flucht‘ zu einem wirklich universell anwendbaren und globalen Begriff.

Nachkriegsmigration: Flucht, Vertreibung und die beginnenden Boomjahre

Das Elend von Flucht, Vertreibung und massiven Bevölkerungsverschie-bungen der 1920er Jahre wiederholte sich in noch größerem Ausmaß nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Umgang mit dem ‚Flücht lingsproblem‘ allerdings hatte sich gegenüber der Zwischenkriegszeit wesentlich geän-dert. Bereits mit dem Intergovernmental Committee on Refugees (IGCR), das auf der Konferenz von Evian (1938) ins Leben gerufen wurde und nach Möglichkeiten für die dauerhafte Ansiedlung von Flüchtlingen in einem internationalen Rahmen suchen sollte – damals in erster Linie für Flüchtlinge aus Deutschland, allen voran jüdischen Flüchtlingen – war ein erster Schritt zu einem universellen, also nicht auf bestimmte Flücht-lingsgruppen beschränkten, Instrument auf internationaler Ebene getan worden. 1943 wurde auf Initiative der USA die United Nations Relief and Rehabilitation Agency (UNRRA) gegründet, die sich der displaced persons in den alliiert besetzten Gebieten annahm. 1947 wurde schließlich die International Refugee Organi zation (IRO) ins Leben gerufen, die die Mandate (Resettlement von Flüchtlingen, Betreuung und Versorgung von displaced persons) der beiden Vorgängerorganisationen in sich vereinte. Der 1950 gegründete UNHCR hatte dagegen zunächst vor allem die Aufgabe, den rechtlichen Schutz von Flüchtlingen zu gewährleis ten.30 Die Lösung des Flüchtlingsproblems galt dabei als elementarer Be-standteil des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Das infolge des Zweiten Weltkrieges errichtete Flüchtlingsregime genoss daher von Anfang an weitaus mehr Unterstützung als die Vorgängerinsti tutionen der Zwischenkriegszeit wie das IGCR oder der 1920 im Rahmen des

30 Loescher 2001, 21 ff.

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Völkerbundes eingesetzte Hochkommissar für Flüchtlinge. Flucht war dabei allerdings ein hochpolitisches und politisiertes Thema und einge-bettet in den entstehenden Kalten Krieg. Das ‚Flüchtlingsproblem‘ der Nachkriegszeit und die dafür institutionalisierten Lösungsmechanismen, allen voran Resettlement, folgten freilich keiner rein humanitären Logik. Zum einen war Flüchtlingspolitik immer stark von außenpolitischen Motiven geleitet; zum anderen war Flüchtlingspolitik nicht frei von ökonomischen Motiven: Insbesondere die USA, Kanada und Australien sahen Resettlement auch als eine Möglichkeit, die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften zu stillen. Resettlement-Agenturen waren damit gleichzeitig in gewisser Weise auch Rekrutierungsbüros.31 Einem durch-aus ähnlichen Kalkül folgten europäische Staaten, die nach dem Krieg eine große Zahl von Displaced persons beherbergten. So hieß es etwa in einer Stellungnahme des österreichischen Innenministeriums vom 15.3.1947: „Es ist ohne weiteres klar, dass wir diese mehr als eine halbe Million Leute [gemeint sind DPs, Anm. AK ] nicht im Land behalten können und wollen […]. Hierbehalten wollen wir aber diejenigen, die Berufe haben, an denen wir Mangel haben […]. Wir werden die DP im Lande behalten, die wir haben wollen und werden sie dort ansiedeln, wo wir sie brauchen.“32 Anders gesagt, auch Flüchtlinge sind (zumindest po ten ziell) Arbeitskräfte. Tatsächlich hatten Flüchtlinge bzw. umgesie-delte Flüchtlinge einen bedeutenden Anteil an ArbeitsmigrantInnen in den überseeischen Einwan derungsländern oder spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle auf europäischen Arbeitsmärkten, als die Wirt-schaft nach dem Krieg in eine Phase signifikanten Wachstums eintrat. Dieses Muster – dass Asyl- und Flüchtlingspolitik neben offensichtli-chen außen- und geopolitischen Zielen durchaus auch ökonomischen Interessen verpflichtet ist – gilt für zahlreiche spätere Flücht lingskrisen, auch außerhalb Europas und der USA.33

31 Siehe für eine einschlägige Studie zur Rekrutierung von Hausarbeite-rinnen unter deutschen DPs durch Kanada Harzig 2003.

32 Zitiert nach Stieber 1995, 144 f.33 Siehe zu Tansania etwa Chaulia 2003.

25Zur Einführung: Migration und Globalgeschichte

Das Flüchtlingsregime der Nachkriegszeit war wie das rudimentäre Flüchtlingsregime der Zwischenkriegszeit ein europäisches. Mit der ein-setzenden Dekolonisation und der damit einhergehenden Rekonfi guration der Staatenwelt wurde allerdings aus dem Flüchtlingsproblem rasch ein globales Phänomen, insbesondere im Zuge der Teilung Indiens (1947), der Gründung Israels und des ersten Israelisch-Arabischen Krieges (1948) und im Kontext des Koreakrieges (1950). Ein globales Flüchtlingsregime bildete sich allerdings erst ab den 1960er Jahren heraus, zunächst auf Initiative des UNHCR selbst, schließlich mit der formalen Ausweitung der Geltung der Genfer Konvention durch das Zusatzprotokoll von 1967.

Arbeitsmigration und die Rekrutierung von Arbeitskräften, ca. 1950 bis zur Gegenwart

Mit der anziehenden Konjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in den USA, Kanada, Australien und – mit etwas Verzögerung – Europa, stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften und damit die Nachfrage nach MigrantInnen. Arbeitsmigration war damit ein wesentliches Element der wirtschaftlichen Entwicklungen im Großteil der Industriestaaten. Nur Japan, das bis in die 1980er Jahre keine nennenswerte Arbeitsmigration verzeichnete und die Nachfrage nach Arbeitskräften ausschließlich durch die Ausschöpfung des nationalen Arbeits kräfte potenzials befriedigte, stellt in diesem Kontext eine Ausnahme dar.34

Das charakteristischste Element der ‚Boomzeit‘ nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1973 bestand in institutionalisierten Mechanismen der Arbeitskräfterekrutierung – dem ‚Gastarbeiterregime‘. Obwohl die Bedeutung der Rekrutierung insgesamt umstritten ist (ein nicht unbe-deutender Teil von Arbeitskräften in den klassischen ‚Gastarbeiterlän-dern‘ kam ohne das Zutun von Rekrutierungsagen turen), war sie von enormer Bedeutung für die Initiierung von Arbeitsmigration aus und in bestimmte Regionen, mithin von Migrationsbeziehungen zwischen bestimmten Herkunfts- und Zielländern. In dieselbe Zeit fällt auch der Beginn kolonialer bzw. postkolonialer Migration in Metropolen.

34 Thränhardt 1999.

26 Albert Kraler

Die Diversifizierung der Herkunftsländer von MigrantInnen in die indus triellen Zentren beginnt damit schon in gewisser Weise mit der Rekrutierung von Arbeitskräften in der Wachstumsphase nach dem Zweiten Weltkrieg.

Was die Periode in migrationspolitischer Hinsicht auszeichnet, ist das Abgehen von der Herkunft als primärem Selektionsprinzip. Wurde die ‚Qualität‘ von MigrantInnen in der ersten Phase kontrollierter Migration ab etwa 1880 – insbesondere in den klassischen Einwan derungs ländern und weniger stark ausgeprägt in Europa – hauptsächlich an ethnischer und nationaler Herkunft gemessen, traten nun andere Kriterien in den Vordergrund. Vorreiter diesbezüglich waren die USA, Australien, Kanada und Großbritannien, in denen Migration Management und die Auswahl von MigrantInnen nach sozialen, ökonomischen und human-resource-Kriterien früher als in Europa erfolgte.

Der Ölpreissschock und die darauf folgende Rezession beendeten die Phase aktiver Rekrutierung von ArbeitsmigrantInnen in Europa und führte zu einem, allerdings eher kurzfristigen, Rückgang der Ein-wanderung. Die erdölexportierenden Länder dagegen, insbesonders die arabischen, erlebten einen beispiellosen Boom, der mit einer massiven Nachfrage nach Arbeitskräften einherging, die vor allem mit Arbeitskräf-ten aus Südasien (Indien, Bangladesh, Pakistan), Südostasien (Thailand, Indonesien) und der arabischen Welt (vor allem Ägypten, Jordanien, besetzte Gebiete) gestillt wurde. Die Rezession der 1970er traf dagegen ärmere Länder enorm. Die Auswirkungen des Ölpreisschocks und die darauf folgenden Einbrüche der Preise für bestimmte Rohstoffe sowie die Krise der Landwirtschaft führten etwa im subsaharanischen Afrika zu einem beachtlichen Rückgang von internationaler Migration innerhalb des Kontinents. Gleichzeitig stieg im Kontext von in der ‚Dritten Welt‘ ausgefochtenen Stell ver treterkriegen die Zahl der Flüchtlinge weltweit massiv an. Ein signifkanter Teil der internationalen MigrantInnen in den Entwicklungsländern waren bzw. sind Flüchtlinge. Im Jahr 2000 machten Flüchtlinge in Asien 23% (inkl. Palästinenser) und in Afrika 22% an der Gesamtzahl von MigrantInnen aus.35 Eine Handvoll an

35 IOM 2005, 380.

27Zur Einführung: Migration und Globalgeschichte

Krisenre gionen stellte dabei die überwiegende Mehrzahl an Flücht-lingen  – allen voran der Nahe Osten (Palästinenser), Afghanistan, Zentralamerika, das südliche Afrika und das Horn von Afrika. Nur ein Bruchteil dieser Flüchtlinge gelangte dabei in die industrialisierten Zentren des Nordens – auch Fluchtmigration (oder präziser: Asylmi-gration) ist sozial extrem selektiv.

Restriktivere Migrationspolitiken konnten insgesamt Zuwanderung nicht stoppen; allerdings wurde in den Einwanderungsländern des ‚globalen Nordens‘ Zuwanderung über andere Kanäle als Arbeitsmi-gration zunehmend wichtiger, insbesondere über Asylmigration und Familiennachzug.36 Als eine weitere Folge restriktiverer Migra tions-politiken stieg die Zahl irregulärer MigrantInnen. Tatsächlich besteht eine wesentliche Funktion gegenwärtiger Migra tions kon troll regime darin, Mi gra tions ströme zu filtern, MigrantInnen zu selektieren und in bestimmte Kategorien (hochqualifizierte, ‚gewöhnliche‘ Arbeitsmigrant-Innen, Familienmitglieder, Asylsuchende und Flüchtlinge, ‚Illegale‘) zu klassifizieren.

Obwohl das quantitative Ausmaß der internationalen Migration seit den 1960er Jahren, aber vor allem in den 1990er Jahren, eine ge-wisse quantitative Zunahme erfuhr, gab es mehrere Perioden während des 19. und 20. Jahrhunderts, in denen internationale Migration ein ähnliches, wenn nicht sogar höheres Ausmaß aufwies.37 Tatsächlich geht ein nicht unwesentlicher Anteil der Zunahme der Zahl an internatio-nalen MigrantInnen zwischen 1960 und 2000 auf die Herausbildung neuer Staaten, also auf die ‚Migration von Grenzen‘ und nicht von Menschen, zurück. MigrantInnen sind dabei zunehmend in den Län-dern des Nordens konzentriert: 1970 lebten 43% aller internationalen MigrantInnen in den entwickelten Staaten (ohne die Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten, auf deren Konto ein Großteil der durch Grenzverschiebungen ‚produzierten‘ MigrantInnen geht) und 53% in Entwicklungsländern; bis zum Jahr 2000 war der Anteil der in entwik-

36 Castles/Miller.37 De Haas 2005, 1270.

28 Albert Kraler

kelten Ländern lebenden MigrantInnen auf 46% angestiegen, während der Anteil von Mi grantInnen in Entwicklungsländern auf 37% sank.38

In globaler Perspektive zeichnen sich die letzten 30 bis 40 Jahre damit insgesamt weniger durch eine Zunahme der Migration in quantitativer Hinsicht als durch die Diversifizierung globaler Migrationsbewegungen und der Heterogenisierung der Herkunftsländer aus. Nicht nur kom-men MigrantInnen in den wichtigeren Zuwanderungsstaaten aus mehr Ländern, sondern ein wachsender Anteil der Migrant Innen kommt aus den Entwicklungsländern. Ebenso wuchs die Zahl der Länder mit einem hohen Anteil an MigrantInnen in der Gesamtpopulation – in erster Linie wiederum in den Ländern des ‚Nordens‘.39

Worin sich die Gegenwart allerdings von der Vergangenheit erheblich unterscheidet, ist der Stellenwert von Migration im öffentlichen Diskurs, in politischen Debatten und als Gegenstand staatlicher, supra- und internationaler Regulierung. Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts nur wenige Staaten mit einer expliziten Migrationspolitik, gibt es heute nur wenige entwickelte Staaten, die auf eine solche verzichten und selbst Länder mit relativ geringer internationaler Migration sehen sich unter dem Eindruck der Externalisierung der Migrations politiken industria-lisierter Staaten gezwungen, formelle Politiken zu formulieren und Ins titutionen sowie Mechanismen der Migrationskontrolle aufzubauen.

Die Geschichte der Migration seit dem Zweiten Weltkrieg – und insbesondere seit den 1960er Jahren – ist damit auch eine Geschichte der Institutionalisierung von Migrationspolitik auf nationaler und in-ternationaler Ebene und der gleichzeitigen Etablierung von Migration als Gegenstand fokussierter Wissensproduktion. Gab es etwa Anfang der 1960er Jahre weniger als eine Handvoll Forschungsinstitute, die einen expliziten Schwerpunkt auf Migration legten und neben dem International Labour Office, dem UNHCR und dem Inter governmental Committee for European Migration (ICEM, seit 1989 Inter national Orga-nization for Migration, IOM) auch kaum internatio nale Organisationen, für die der Themenbereich ein zentrales Anliegen gewesen wäre, weist

38 IOM 2005, 379-80.39 Zlotnik 1998, 434 f. und 442.

29Zur Einführung: Migration und Globalgeschichte

eine 2004 publizierte Bestandsaufnahme 87 auf Migration spezialisierte Forschungszentren und 32 Internationale Organisationen aus, die sich ausschließlich oder schwerpunktmäßig mit Migration befassen.40 Wenn es auch verfehlt ist, von der Gegenwart als ‚Zeitalter der Migration‘ zu sprechen, behauptet man damit ja das besondere Ausmaß internationaler Migration in der Gegenwart und die Neuartigkeit von Migration als ‚Massenphäno men‘, so scheint doch Migration heute eine Zentralität für moderne Gesellschaften zu haben – als Referenzpunkt politischer Dis-kurse und politischen Handelns, als Gegenstand sozialwissenschaftlicher Wis sens produktion und Kernelement moderner Identitätspolitik –, die tatsächlich neu zu sein scheint. Dies liegt aber weniger an den Verän-derungen von Migration an sich, sondern am veränderten Kontext, in dem Migration stattfindet – anders gesagt: mit viel weiterreichenden Prozessen sozialer, ökonomischer und politischer Veränderungen.

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