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Die philippinische Diaspora in Deutschland Ihr Beitrag zur Entwicklung der Philippinen Wirtschaft und Beschäftigung Im Auftrag des

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Die philippinische Diaspora in Deutschland Ihr Beitrag zur Entwicklung der Philippinen

Wirtschaft und Beschäftigung

Im Auftrag des

rahn_tho
GIZ Stempel

Impressum

Herausgeber:Deutsche Gesellschaft fürTechnische Zusammenarbeit (GTZ) GmbHAbteilung Wirtschaft und BeschäftigungSektorvorhaben Migration und EntwicklungPostfach 5180D-65726 EschbornTelefon: +49 6196 79-0

Kontakt:[email protected]

Verantwortlich:Dr. Irina Kausch

Redaktion: Mareike Dreusse, Dr. Irina Kausch, Kirsten Schüttler

Autorin: Sibille Etling

Bilder der Banderole (von oben nach unten):Björn Ketels, Goethe-Institut KairoRalf Bäcker, GTZ ÄthiopienGraf Jaques de Lalaing, Kollektoren für Solarkraftwerke, AfghanistanRalf Bäcker, GTZ Äthiopien

Gestaltung:andreas korn visuelle kommunikation, Bad Homburg

Druck und Herstellung:Druckreif, Frankfurt a.M.Die hier dargestellten Ansichten und Meinungen stellen keineMeinungsäußerungen der GTZ dar.© gtz 2008

Vorwort

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) startete im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Mai 2006 das Sektorvorhaben „Migration und Entwicklung“ in der GTZ-Zentrale in Eschborn. Dieses Vorhaben hat die Entwicklung und Verbrei-tung von Konzepten und Instrumenten zum Umgang mit den entwicklungspolitischen Potenzialen und Risiken von Migration zum Ziel.

Das Beratungsvorhaben dient als Schnittstelle zwischen Forschung, Politik und Praxis; zu den zentralen Aufgaben gehören sowohl die fachliche Beratung des BMZ als auch die Verankerung des Ansatzes inner-halb der GTZ sowie anderen deutschen Durchführungsorganisationen. Darüber hinaus spielen der inten-sive Erfahrungsaustausch und die Kooperation mit europäischen Partnern eine wichtige Rolle.

Bei der Zusammenarbeit mit Diasporagemeinschaften in Deutschland, einem wichtigen Handlungsfeld des Vorhabens, geht es zunächst um eine bessere Kenntnis der bereits stattfindenden Aktivitäten der ver-schiedenen Migrantenorganisationen in ihren Herkunftsländern. Hierzu hat die GTZ 2006 die Studie „Ägyptische, afghanische und serbische Diasporagemeinden und ihre Beiträge zur Entwicklung ihrer Her-kunftsländer“ publiziert. 2007 folgten drei weitere Studien zur marokkanischen, senegalesischen und viet-namesischen Diaspora in Deutschland. All diese Publikationen trugen zur Schließung einer Forschungs-lücke bei, da über das Engagement von Migranten in ihren Herkunftsländern bisher nur wenige Erkennt-nisse vorlagen.

Ausgehend von diesen Studien sind in einem zweiten Schritt Kooperationsansätze zur Formulierung und Umsetzung gemeinsamer Projekte in den Herkunftsländern identifiziert worden. Im Rahmen eines Pi-lotförderprogramms der GTZ zur Ko-Finanzierung von Investitionen in die soziale Infrastruktur, das im Mai 2007 angelaufen ist, werden mittlerweile mehrere Projekte von Diasporaorganisationen in ihren Her-kunftsländern unterstützt.

Mit zwei weiteren Diasporastudien – der hier vorliegenden zur philippinischen sowie zur kamerunischen Diaspora in Deutschland – wird der erfolgreiche Ansatz des Kennenlernens zur Eröffnung von Kooperati-onsmöglichkeiten zwischen Diaspora und Entwicklungszusammenarbeit fortgesetzt.

Dr. Irina Kausch

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2

2. Philippinische Migranten weltweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

2.1 Kurzer Abriss der philippinischen Migration im 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2.1.1 Die erste Migrationswelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.1.2 Die zweite Migrationswelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.1.3 Die dritte Migrationswelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.2 Migrations- und Diasporapolitik des philippinischen Staates. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.3 Migrationsbezogenes Engagement der Zivilgesellschaft auf den Philippinen . . . . . . . . . . . . 12

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

3.1 Verlauf und Formen philippinischer Migration nach Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3.2 Größe und Sozialstruktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

3.3 Organisationsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3.4 Aktivitäten in Bezug auf die Philippinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.4.1 Religiöse, kulturelle, soziale und gemeinnützige Aktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.4.2 Privatwirtschaftliche Aktivitäten und Remittances. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

3.4.3 Politische Aktivitäten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3.4.4 Stärkung und Vernetzung philippinischer Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

3.4.5 Schwierigkeiten und Herausforderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

3.4.6 Europäischer Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

4. Schlussfolgerung und Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24

5. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26

6. Internetquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29

1

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

BSP Balik Scientist Program

CFO Commission on Filipinos Overseas

CMA Center for Migrant Advocacy

DFA Department of Foreign Affairs

DKG Deutsche Krankenhausgesellschaft

DOLE Department of Labour and Employment

DOST Department of Science and Technology

ERCOF Economic Resource Center for Overseas Filipinos

EVP U.S. Exchange Visitors Program

FES Friedrich-Ebert-Stiftung

GCIM Global Commission on International Migration

IOM International Organization for Migration

LINKAPIL Lingkod sa Kapwa Pilipino

MFA Migrant Forum in Asia

MPI Migration Policy Institute

MTA Medizinisch-Technische Assistenz

NGO Non-Governmental Organization

NRCO National Reintegration Centre for OFWs

NSB National Seamen Board

OEDB Overseas Employment Development Board

OFW Overseas Filipino Worker

OLAMWA Office of the Legal Assistant for Migrant Workers Affairs

OWWA Overseas Workers Welfare Administration

POEA Philippines Overseas Employment Agency

STAC Science and Technology Advisory Council

TNT Tagu-nang-tago (sich verstecken) – Begriff für irreguläre philippinische Migranten

TOKTEN Transfer of Knowledge through Expatriate Nationals

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1. Einleitung

Laut des Abschlussberichts der „Global Commission on International Migration“ (Global Commission 2005:1) von 2005 leben und arbeiten 200 Millionen Menschen außerhalb des Landes, dessen Staatsange-hörigkeit sie besitzen. Ein wachsendes wissenschaftliches und (entwicklungs-)politisches Interesse betont die positiven Potenziale dieser weltweiten Wanderungsbewegungen insbesondere mit Blick auf die Ent-wicklung der Herkunftsländer. Neben den vielbeachteten Potenzialen von individuellen Rücküberwei-sungen (Remittances) nehmen auch die privatwirtschaftlichen Aktivitäten und das gemeinnützige Engage-ment von Diasporas einen hohen Stellenwert im Kontext von Migration und Entwicklung ein. Nach wis-senschaftlichen Erkenntnissen können transnationale Verbindungen, neben dem Transfer von finanziellen Ressourcen, über Wissens-, Kompetenz- oder Technologietransfers zu wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungsprozessen innerhalb der Herkunftsländer beitragen. Diese können ihren Aus-druck beispielsweise in Form von klein- und mittelständischen Unternehmensgründungen, der Anregung und Ausweitung politischer Diskussionen, der Stärkung von Frauen und Minderheiten oder von zivilgesell-schaftlichen Strukturen finden (Haas 2006:1). Wie jedoch sieht dieses transnationale Engagement einzel-ner Diasporagemeinschaften konkret aus? Wie sind sie organisiert, welche Formen von Aktivitäten gibt es und welche Kooperationsmöglichkeiten mit entwicklungspolitischen Strukturen ergeben sich daraus?

Anhand der philippinischen Diaspora in Deutschland leistet die vorliegende Studie einen Beitrag zur Schließung der Wissenslücke über Organisationsformen, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aktivitäten und mögliche entwicklungspolitische Handlungsoptionen. Die Philippinen blicken auf eine lange Migrationstradition zurück und sind bekannt für ihre langjährigen Erfahrungen im Migrationsma-nagement, insbesondere im Umgang mit einem beträchtlichen Anteil temporärer Arbeitsmigration (Global Commission 2005:17). Aufgrund dessen ist ein Blick auf ihre Diaspora und deren Aktivitäten besonders interessant. Laut Schätzungen der „Commission on Filipinos Overseas“ (CFO) lebten 2006 8.233.172 Filipinas/-os sowohl temporär als auch permanent in 193 Ländern.1 Zwar gehört Deutschland nicht zu den klassischen Zielländern philippinischer Migration – dies sind noch heute an erster Stelle die USA –, den-noch lebt in der Bundesrepublik nach Großbritannien und Italien die drittgrößte philippinische Diaspora in Europa. Betrachtet man lediglich die permanente Migration liegt Deutschland sogar noch vor Italien an zweiter Stelle in Europa (siehe Tabelle 1).

Die seit über drei Jahrzehnten andauernde massenhafte Wanderung philippinischer (Arbeits-)Migranten2 hat dazu geführt, dass heute eine breite englischsprachige Forschungsliteratur existiert. Auch zu den Zu-sammenhängen von Migration und Entwicklung sind bereits Analysen erschienen (z.B. Asis 2006b, Bagas-ao 2005, Opiniano 2004, Yang 2006). Hinsichtlich europäischer Aufnahmeländer gibt es einige Studien zur philippinischen Arbeitsmigration nach Italien (Campani 1993, Hillmann 1996). Da Deutschland, wie erwähnt, nicht zu den vorrangigen Zielländern philippinischer Migrationsströme zählt, ist der Umfang an deutschsprachiger und insbesondere neuerer Literatur gering. Umfassendere Analysen im deutschen Kon-text bestehen aus ethnologischer Perspektive und beziehen sich vornehmlich auf die Wanderungsform der Heiratsmigration (Beer 1996, Lauser 2004, Lauser 2005).

Für die vorliegende Studie wurde sowohl auf wissenschaftliche Studien als auch auf veröffentlichte Berichte zurückgegriffen. Weitere Quellen bildeten offizielle Dokumente und Statistiken philippinischer Behörden sowie Studien aus dem Forschungskontext von Migration und Entwicklung. Zudem wurden Statistiken und Daten beim Statistischen Bundesamt und den zugehörigen statistischen Landesämtern sowie bei der Deutschen Bundesbank erfragt.

Der Überblick über die Diasporapolitiken des philippinischen Staates basiert auf einer intensiven Inter-netrecherche sowie auf Korrespondenz und Gesprächen mit Experten, wie beispielsweise Mitarbeitern der

1 Siehe www.cfo.gov.ph/Stock%202006.pdf

2 Der Begriff Migrant wird im Rahmen dieser Studie ähnlich des englischen Begriffs „migrant“ und somit in einer neutralen Form verwendet.

3

Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Manila, des Migration Policy Institute (MPI) sowie der Weltbank in Washington D.C.

Die Informationen zu Organisationsformen und Aktivitäten der philippinischen Diaspora in Deutsch-land stützen sich überwiegend auf telefonische, teilweise auf persönlich geführte Interviews mit Vertre-tern philippinischer Vereine, Gruppierungen und Organisationen. Außerdem wurde mit sogenannten Schlüsselpersonen aus dem philippinischen und dem zivilgesellschaftlichen Kontext gesprochen. Insge-samt wurden 19 Personen befragt. Die Struktur der Interviews orientierte sich am Leitfaden, welcher für die Erstellung der GTZ-Studie „Ägyptische, afghanische und serbische Diasporagemeinden in Deutschland und ihre Beiträge zur Entwicklung ihrer Herkunftsländer“ verwendet wurde (Bauraulina u.a 2006). Weitere wichtige Quellen waren die Internetseiten, Faltblätter, Informationsbroschüren, Jahrbücher und Newsletter der Organisationen, Vereine und Zusammenschlüsse. Eine von der philip-pinischen Botschaft verwaltete Liste philippinischer Organisationen und Vereine in Deutschland sowie eine ausführliche Liste eines philippinischen Vereins dienten als wichtige Ausgangspunkte für die Aus-wahl der Gesprächspartner. Basierend auf vorherigen Kontakten zu unterschiedlichen Gruppierungen wurden weitere Interviewpartner nach dem Schneeballprinzip ausfindig gemacht. Die Verteilung der ausgewählten Interviewpartner im Bundesgebiet war zwar beliebig, umfasste dennoch mehrere Bun-desländer. Interviewpartner aus den neuen Bundesländern, abgesehen vom Raum Berlin-Brandenburg, waren jedoch nicht unter den Interviewten. Die Studie beansprucht keine Repräsentativität und soll als Überblick und als Einstieg in die Thematik betrachtet werden.

In den folgenden Kapiteln wird die philippinische Diaspora in Deutschland sowie ihr herkunftsland-bezogenes Engagement vor dem Hintergrund der jüngeren Migrationsgeschichte der Philippinen und ihrer Migrations- sowie Diasporapolitiken eingeordnet.

1. Einleitung

4

2. Philippinische Migranten weltweit

Die jüngere Geschichte der Philippinen ist eng mit Migrationsprozessen verknüpft. Das Land wird häufig im Zusammenhang mit dem Begriff „Migrationskultur“ (Lauser 2004:65, Asis 2006a) genannt. Laut An-drea Lauser (2004:67) sind die Philippinen nach Mexiko das Land mit den meisten Migranten weltweit. Kyoko Shinozaki (1999:67) weißt darauf hin, dass die Philippinen seit den 1970er Jahren als eines der „bekanntesten Entsendeländer“ gelten. Nach den letzten zugänglichen Schätzungen der „Commission on Filipinos Overseas (CFO)“, befanden sich im Dezember 2006 8.233.172 Filipinas/-os sowohl temporär als auch permanent in 193 Ländern.3 Dies machte ungefähr 10% der damals rund 86 Millionen umfassenden Bevölkerung aus.4 Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung in sechs Weltregionen, innerhalb dieser ausgewählte Länder mit den höchsten Zahlen an Filipinas/-os sowie eine Unterteilung in permanente, tem-poräre und irreguläre Migration.5 Die Arbeitsmigranten, die weltweit als Schiffspersonal tätig sind, wurden dabei gesondert erfasst.

Tabelle 1. Weltweite Verteilung

Region Permanent Temporär Irregulär Gesamtanzahl

Afrika 553 71.503 17.742 89.798

Nigeria 18 13.428 700 14.146

Libyen 75 9.475 680 10.230

Süd- und Ostasien 196.968 789.110 237.600 1.223.678

Japan 124.722 103.555 30.700 258.977

Malaysia 26.001 88.372 125.000 239.373

Singapur 26.000 75.318 38.000 139.318

Hongkong 11.471 121.644 3.000 136.115

Mittlerer Osten 3.523 1.723.911 112.250 1.839.684

Saudi Arabien 247 1.001.330 18.000 1.019.577

Vereinigte Arabische Emirate 430 291.363 20.000 311.793

Kuwait 94 133.361 11.500 144.955

Katar 13 115.874 1.000 116.887

3 Siehe www.cfo.gov.ph/Stock%202006.pdf. Diese Zahlen setzen sich zusammen aus Statistiken der CFO, des Department of Foreign Affairs (DFA), der Philippines Overseas Employment Administration (POEA). Die Zahlen sollten als Schätzwert betrachtet werden, zumal auch Angaben für Irreguläre Migration gemacht werden.

4 2007 betrug die Bevölkerungszahl ca. 88,6 Millionen Menschen. Siehe www.census.gov.ph

5 Im Rahmen dieser Studie wird der Begriff der „irregulären Migration“ für den Wanderungs- oder Aufenthaltsprozess, der ohne gültige Einreise-, Aufenthalts- oder Arbeitspapiere erfolgt, verwendet, da er „neutraler“ und als „weniger diskriminierend“ aufgefasst wird. Für eine umfassendere Begriffsbestimmung siehe Steffen Angenendt 2007, Seite 10ff.

5

Region Permanent Temporär Irregulär Gesamtanzahl

Europa 229.132 534.748 124.380 888.260

Großbritannien 62.606 93.358 9.600 165.564

Italien 23.108 84.972 20.000 128.080

Deutschland 43.706 8.189 2.100 53.995

Frankreich 6.931 964 39.850 47.745

Amerika 2.887.129 333.763 356.400 3.577.292

USA 2.443.269 128.440 156.500 2.728.209

Kanada 396.054 38.886 3.000 437.940

Ozeanien 238.730 74.813 26.420 339.963

Australien 218.425 15.100 3.000 236.525

Neuseeland 19.549 742 120 20.411

Schiffspersonal / 247.497 / 274.497

Gesamtzahl 3.556.035 3.802.345 874.792 8.233.172

Quelle: Commission on Filipinos Overseas (CFO) 2006

Die USA waren und sind mit 2.728.209 Filipinas/-os, aufgrund der historischen Verbindungen zwischen beiden Ländern, das traditionelle Zielland philippinischer Migration. Der Mittlere Osten (1.839.684) so-wie Südost- und Ostasien (1.223.678) sind die Regionen, in die insgesamt über drei Millionen Filipinas/-os, überwiegend als temporäre Arbeitsmigranten, wanderten. Nach Malaysia findet eine Wanderung im großen Stil vorrangig in Form von irregulärer Migration statt. Lediglich in Japan überwiegt die Form der permanenten Migration im südost- und ostasiatischen Raum. Innerhalb Europas (888.260) bilden Italien sowie Großbritannien die zwei größten Aufnahmeländer. In beiden überwiegt die temporäre Form der Migration. Im Falle Italiens, in das bereits in den 1970ern Wanderungen erfolgten, stellten Filipinas/-os in den 1990er Jahren bereits die drittgrößte Einwanderungsgruppe dar, von der die Frauenquote 60-70% betrug. 95% von ihnen waren im häuslichen Dienstleistungsbereich angestellt (Campani 1993:194f ). Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern befinden sich, nach den Zahlen der CFO, in Frankreich über 80% der Filipinas/-os irregulär im Land. Eine ähnliche Schätzung, knapp an die 90%, nannte ein aktives Mitglied von „Babaylan – femmes Philippines en France“.

2.1 Kurzer Abriss der philippinischen Migration im 20. Jahrhundert6

Um die weltweite Auswanderung von den Philippinen einordnen zu können, bedarf es eines intensiveren Blicks auf die Hintergründe der jüngeren Migrationsgeschichte. Dies erläutert die näheren Zusammen-hänge und zeigt einige Ursachen der massenhaften philippinischen Arbeitsmigration und ihrer weltweiten Verteilung. Die Anfänge sowie ein großer Teil der philippinischen Migrationsbewegungen ab dem 20. Jahr-hundert sind im Zusammenhang mit der Machtübernahme der US-Amerikaner 1898 und den kolonialen

6 Die hier dargestellten Hintergründe sind als reduzierte und sehr vereinfachte Darstellung komplexer und vielschichtiger globaler Wirtschaftsprozesse sowie weiterer migrationsfördernder Ursachen zu verstehen, deren detaillierte Ausführung an dieser Stelle nicht beabsichtigt ist.

2. Philippinische Migranten weltweit

6

Verbindungen zwischen beiden Ländern zu betrachten. So förderte die US-amerikanische Regierung an-fänglich den akademischen Austausch über Stipendien für Filipinas/-os aus wohlhabenden und einfluss-reichen Familien, um, laut Gonzales, die „Amerikanisierung der Philippinen“ zu forcieren (Gonzales 1998:28). Zudem genossen Filipinas/-os im Gegensatz zu anderen asiatischen Migranten legale Vorteile bei der US-amerikanischen Einwanderungsgesetzgebung.

2.1.1 Die erste Migrationswelle

Ab 1906/07 emigrierten vereinzelt männliche Filipinos nach Hawaii (Capili nach McFerson 2002:109) und später auch nach Kalifornien, um in der Plantagenwirtschaft tätig zu werden. Einige Migranten fanden Arbeit in den Fischkonservenfabriken Alaskas. Diese Vorläufer legten Grundsteine für weitere Migrationsbewegungen. Bereits in den 1920er Jahren ging die Zahl philippinischer Migranten auf Ha-waii in die Tausende (Han 2003:99, Gonzales 1998:29). Die philippinische Diaspora auf Hawaii wuchs darüber hinaus durch sogenannte Heiratsmigrationen zwischen philippinischen Männern auf Hawaii und philippinischen Frauen (Lauser 2004:92f ). An die US-amerikanische Ostküste wanderten einige Migranten in den Dienstleistungsbereich von Hotels, Restaurants oder privaten Haushalten. Diese er-sten Ausformungen philippinischer Arbeitsmigration in die USA endeten mit Einführung des „Tydings-McDuffie Act“, dem sogenannten „Philippines Independent Act“, am 24. März 1934. Mit dieser Über-gangsregelung für die Unabhängigkeit der Philippinen verloren Filipinas/-os ihren „special noncitizen national status“ und die damit verbundenen legalen Vorteile bei der Einwanderungsgesetzgebung.7 Sie wurden fortan als Ausländer erfasst und zudem wurden Quotenregelungen für sie eingeführt (Walter 2007).

2.1.2 Die zweite Migrationswelle

Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen philippinische Kriegsveteranen8 und ihre Familien, Geschäfts-leute sowie Fachpersonal, wie Gesundheitspersonal9 oder Ingenieure, das stark zerstörte Land und wan-derten nach Kanada, Westeuropa oder in die USA, später auch nach Australien aus (Gonzales 1998:30ff). Zudem ergaben sich, in den 1950er und 1960er Jahren im Zusammenhang mit US-amerikanischen Mi-litär- und Ziviloperationen in der Asien-Pazifik Region, Arbeitsmöglichkeiten für philippinische Arbei-ter in den Bausektoren Vietnams, Thailands, Japans und des externen US-Territoriums Guam. Weitere Wanderungen erfolgten in asiatische Nachbarstaaten als Künstler, Musiker oder nach Kalimantan, den indonesischen Teil Borneos, wo die Migranten in der Holzwirtschaft tätig wurden (Carino 1992:5).

Mit dem sogenannten „Hart-Celler Act“ von 1965 erfolgte durch die Aufhebung des Quotensystems nach Nationalitäten eine weitgehende Liberalisierung der Einwanderungsbestimmungen in den USA. Die Folge war ein rascher Anstieg asiatischer, insbesondere philippinischer wie auch koreanischer Ein-wanderung. Über Erlasse der Familienzusammenführung stiegen die Zahlen philippinischer Migranten in den USA zwischen den Jahren 1965 und 1970 um das Zehnfache an. 1980 lebten als Folge dieser Öff-nung bereits 775.000 Filipinos in den USA (Ostendorf 1992:20). Eine spezifische Form philippinischer Migration während dieser Phase war die massenhafte Auswanderung von Krankenschwestern. „By 1967, the Philippines became the world’s top sending country of nurses to the United States” (Choy 2003:98).

7 Filipinas/-os genossen zwar bis 1934 aufgrund der kolonialen Strukturen einen besonderen Einwanderungsstatus und konnten demnach auch nach 1924, der Einführung von nationalen Einwanderungsquoten und weiteren Einschränkungen in den USA, weiter einwandern, genossen jedoch keine Bürgerrechte und besaßen nicht das Recht die US-amerikanische Staatsangehörigkeit anzunehmen (Gonzales 1998:30).

8 Kriegsveteranen, die in der US-amerikanischen Armee gekämpft hatten, erhielten spezielle Möglichkeiten zum Erhalt der US-Staatsangehörigkeit.

9 Vereinzelte Wanderungen von philippinischen Krankenschwestern im Rahmen des „U.S. Exchange Visitors Programs“ (EVP) legten zudem den Grundstein für nachfolgende Wanderungen von Gesundheitspersonal im weiteren Verlauf der zweiten Welle. Das 1948 eingeführte EVP ermöglichte es Krankenschwestern weltweit durch ein Stipendium in den USA zu studieren und zu arbeiten. Auch wenn es zunächst nicht lediglich auf den Gesundheitssektor ausgelegt worden war, überwogen in dem Programm die Anstellungen in diesem Sektor (Choy 2003:64ff).

7

Neben Pull-Faktoren, wie der Liberalisierung der Einwanderungsbestimmungen, waren sogenannte Push-Faktoren mit ausschlaggebend für die zweite Migrationswelle. Politische und wirtschaftliche In-stabilität auf den Philippinen Ende der 1960er, verursacht durch Nepotismus und Korruption, sowie die Ausrufung des Kriegsrechts 1972 durch Präsident Ferdinand Marcos beeinflussten Migrationsent-scheidungen. Hauptsächlich die städtische Mittelschicht, d.h. vor allem gut ausgebildete Berufstätige, die „anti-oligarchisch“ (Lauser 2004:96) eingestellt waren, wanderten vorwiegend in die USA, teilweise auch nach Kanada oder Australien aus (Yukawa nach Lauser 2004:96). Jedoch auch europäische Staaten wurden während der 1960er und 1970er Jahre das Ziel philippinischer Migration. Die Anwerbe-programme insbesondere im Gesundheitsbereich unterschiedlicher europäischer Staaten boten dabei mögliche Wanderungskanäle. In die Gesundheitssektoren Deutschlands, Österreichs sowie der Schweiz (Beer 1996:61) wanderten im Rahmen der zweiten Welle überwiegend hochqualifizierte philippinische Fachkräfte. In Kapitel 3 wird nochmals detailliert auf die philippinische Migration nach Deutschland Bezug genommen. Aufgrund der überwiegend gut ausgebildeten Filipinas/-os, die das Land im Rahmen dieser zweiten Welle verließen, wird in diesem Zusammenhang auch von einem „brain drain“ gespro-chen (Lauser 2004:98).

2.1.3 Die dritte Migrationswelle

Die dritte Welle überwiegend temporärer, philippinischer Arbeitsmigration hat ihren Ursprung in den globalen Auswirkungen und Folgen des Strukturwandels der Weltwirtschaft, verursacht durch die En-ergiekrise 1973/74 (Han 2003:82ff). Durch die Vervierfachung des Ölpreises in den Jahren 1973/74 stiegen die Einnahmen und somit die Handels- und Leistungsbilanzüberschüsse der ölexportierenden Länder enorm an (Han 2003:105). Diese nutzten die steigenden Einnahmen für weitreichende Moder-nisierungsmaßnahmen. Während es die angehenden Schwellenländer Süd- und Ostasiens schafften, die Folgen u.a. durch protektionistische Maßnahmen (Han 2003:84) abzumildern, wurden Entwicklungs-länder wie die Philippinen von den Folgen der Krise hart getroffen und hatten mit steigenden Kosten für die Sicherstellung ihres bisherigen Energiebedarfs zu kämpfen. Tausende verloren im Kontext der wirtschaftlichen Umwälzungen ihren Arbeitsplatz (Gonzales 1998:33). Die wachsende Arbeitslosigkeit in Verbindung mit den steigenden Lebenshaltungskosten ergab eine explosive Mischung. In der anzie-henden Nachfrage nach Arbeitskräften seitens der ölexportierenden Länder, welche durch hohe Inve-stitionen in Infrastruktur- und Industrialisierungsprojekte und einen hierdurch ausgelösten Bauboom verursacht wurde, sah die philippinische Regierung eine wesentliche Chance das Problem der Arbeitslo-sigkeit zu verringern (Gonzales 1996:301, Carino 1992:6). Die als Devisenbringer angesehene tempo-räre Arbeitsmigration sollte eine Entlastung des Zahlungsbilanzdefizits der Philippinen bewirken (Han 2003:114). Ferdinand Marcos formulierte die Absicht folgendermaßen: „For us, overseas employment addresses two major problems: unemployment and the balance of payments position. If these problems are met or at least partially solved by contract migration, we also expect an increase in national savings and investment levels” (Guzman zitiert nach Gonzales 1996:303).

Zwischen den Jahren 1975 und 1983 verließen ca. 90% der philippinischen Vertragsarbeiter die Phi-lippinen auf Zeit in Richtung Saudi Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate (Lauser 2004:98). Während der Mittlere Osten in den 1970ern und 1980ern noch das vorwiegende Ziel der temporären Arbeitsmigranten war, änderte sich dies mit dem weiteren rasanten Aufstieg der soge-nannten Tigerstaaten. Fortan wanderte eine hohe Zahl der Arbeitsmigranten zeitlich begrenzt in die sich schnell entwickelnden Schwellenländer Asiens, wie Hongkong, Taiwan oder Singapur (Opiniano 2004:5). Mit der Zeit erfolgte eine Diversifizierung der Beschäftigungsbereiche. Es entstand ein rapider Anstieg in der Nachfrage nach Arbeitskräften im häuslichen Dienstleistungsbereich, welche die starke Nachfrage im Bausektor ersetzte.10 Diese Arbeitsplätze wurden vorrangig durch philippinische Frauen besetzt, weshalb dieser Prozess auch als „Feminisierung der Migration“ bezeichnet wird.

10 Weitere Bereiche waren der sogenannte „Entertainmentbereich“ überwiegend in Japan (Carino 1992:6, Campani 1993:196) – häufig ein Euphemismus für Prostitution – und die Rekrutierung philippinischer Seeleute, die von 50.000 (1984) auf 125.000 (1991) anstieg (Carino 1992:6).

2. Philippinische Migranten weltweit

8

Im Rahmen dieser Welle erfolgte philippinische Migration nach Europa insbesondere in die Haushalte Spaniens, Frankreichs, Italiens, Deutschlands, Englands, Österreichs und der Schweiz (Beer 1996:61) sowie in das Hotelgewerbe (Lauser 2004:98). Die unterschiedlichen arbeitsmarkt- und migrationspoli-tischen Zugangsvoraussetzungen der einzelnen europäischen Staaten waren dabei mitverantwortlich für die unterschiedlichen Ausformungen philippinischer Migration nach Europa. So immigrierte beispiels-weise nach Italien, im Gegensatz zu Deutschland, Österreich und der Schweiz, aufgrund der damaligen Gesetzeslage kaum philippinisches Gesundheitspersonal (Campani 1993:197).

2.2 Migrations- und Diasporapolitik des philippinischen Staates

Seit den 1970er Jahren wird ein Großteil philippinischer Arbeitsmigration aktiv vom philippinischen Staat koordiniert, reguliert und gefördert. Im Mittelpunkt stehen dabei die temporären Ströme philip-pinischer Arbeitsmigranten. Bemühungen hinsichtlich der permanent im Ausland angesiedelten Mi-granten stehen hingegen lediglich zu einem geringeren Ausmaß im Zentrum philippinischer Politik.

Im Folgenden wird kurz auf die verschiedenen Aktivitäten eingegangen: die Vermittlung und die Politik zum Schutz von philippinischen Arbeitsmigranten, die Reintegration von Rückkehrern, die Stärkung der Vernetzung mit der Diaspora, die Förderung von Wissenstransfer und die Kooperation auf interna-tionaler Ebene. Dabei werden zunächst die klassische Migrations- und Diasporapolitik des anfänglich sogenannten „Overseas Employment Programs“ sowie seine Institutionalisierung dargestellt. Insbeson-dere die Anstrengungen zum Schutz der Arbeitsmigranten gelten weltweit als vorbildhaft (Global Com-mission 2005:27).

a) Vermittlung und Politik zum Schutz von Arbeitsmigranten

Der aktive Einstieg der philippinischen Politik in die internationale Arbeitsrekrutierung erfolgte unter der Regierung Ferdinand Marcos mit Einführung des „Labour Codes“ 1974 sowie dem entsprechenden „Overseas Employment Program“ (Asis 1992:71). Es war, wie bereits beschrieben, zunächst als vorüber-gehende Maßnahme zur Abmilderung der hohen Arbeitslosigkeit sowie des staatlichen Defizits ange-dacht worden und formte sich erst im Laufe der Zeit zur „top foreign exchange earning industry of the country“ (Battistella/Paginoni 1992:1). Die Institutionalisierung der Regierungsbeteiligung sowie die Absicht der alleinigen Kontrolle über die internationalen Migrationsströme kam durch die Schaffung des „Overseas Employment Development Board“ (OEDB) sowie des „National Seamen Board“ (NSB) zum Ausdruck (Asis 1992:71, Lauser 2004:99). Diese hatten die Entwicklung des Programms und die Abwicklung der Arbeitsmigrationsprozesse zur Aufgabe. Aufgrund des enormen Zulaufs übernahmen jedoch 1978 private Agenturen wieder die Aufgaben der Rekrutierung sowie der Arbeitsplatzvermitt-lung ins Ausland, da die staatlichen Strukturen damit überfordert waren (Battistella/Paginoni 1992:1, ASIS 1992:71, Lauser 2004:99). Lediglich die Lizenzvergabe an die privaten Agenturen sowie Sicher-heits- und Wohlfahrtsaspekte blieben mit Gründung des „Welfare Fund for Overseas Workers“ (Welfare Fund) 1977 unter staatlicher Kontrolle (Lauser 2004:99). Dieser hatte die Aufgabe, sich um die Interes-sen und sozialen Belange philippinischer Arbeitsmigranten wie auch ihrer Familien zu kümmern.

Das weitere Anwachsen der Emigrationsströme machte umfangreichere Umstrukturierungen notwen-dig. 1982 wurde die „Philippines Overseas Employment Administration“ (POEA) unter dem Dach des Arbeitsministeriums geschaffen, die fortan die Funktionen und Aufgaben der OEDB und der NSB, wie Weiterentwicklung und Kontrolle des Programms, übernahm.11 Die POEA erhielt zudem auch rechtliche Zuständigkeiten (ASIS 1992:72). Bis heute ist sie die Behörde zur umfassenden Abwicklung der temporären philippinischen Arbeitsmigration. Eine weitere Neuerung erfolgte 1987 mit der Um-strukturierung des „Welfare Funds“ in die bis heute bestehende „Overseas Workers Welfare Admini-stration“ (OWWA) zum Schutz der Arbeitsmigranten.12

11 vgl. www.poea.gov.ph

12 vgl. www.owwa.gov.ph

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Insbesondere im Zusammenhang mit dem Fall Flor Contemplacion 1995 erhielt die Nachfrage nach intensiveren Vorbereitungs- und Schutzmaßnahmen für Arbeitsmigranten starken Rückenwind.13 Der Arbeitsmigrantin Flor Contemplacion wurde, nachdem sie unter Drogen gesetzt und ihr Elektroschocks verabreicht wurden, ein Geständnis abgerungen, in dem sie den Mord an einer weiteren philippinischen Arbeitsmigrantin, Delia Maga, sowie des Kindes ihres Arbeitsgebers gestand (Agunias/Ruiz 2007:7). Sie wurde in Singapur des Mordes für schuldig befunden und gehängt. Der Fall führte zu einer weitrei-chenden Politisierung philippinischer Arbeitsmigration, die dazu führte, dass die Arbeitsmigration nach Singapur kurzzeitig unterbrochen wurde. Angesichts der hohen Nachfrage entpuppte sich dies jedoch als ineffiziente Maßnahme (Castles 2003:168f ). Als Reaktion auf die Ereignisse wurde im Juni 1995 der „Migrant Workers and Filipino Overseas Act“ verabschiedet (Castles 2003:169, Gonzales 1996:315). Dieser betont die besondere Verantwortung des Staates gegenüber seinen im Ausland arbeitenden Staatsangehörigen und ihrer Menschenrechte. „The existence of the overseas employment program rests solely on the assurance that the dignity and fundamental human rights and freedoms of the Filipino citizens shall not, at any time, be compromised or violated.”14 In diesem Zusammenhang wurde zudem das „Office of the Legal Assistant for Migrant Workers Affairs” (OLAMWA) im Außenministerium gegründet, um weitere Strukturen zur Unterstützung der Belange von sogenannten „Overseas Filipino Workers“ (OFW) zu schaffen (vgl. www.dfa.gov.ph).15

Die OWWA blieb jedoch Hauptakteur hinsichtlich der Schutzmaßnahmen für philippinische Arbeits-migranten (Agunias/Ruiz 2007:9). Finanziert über Beiträge der Arbeitgeber, der Arbeitsmigranten, über Investitions- und Zinseinkünfte erhält OWWA keine offiziellen Gelder der Regierung (Agunias/Ruiz 2007:6).16 Sie ist zuständig für eine Reihe von Sozialprogrammen. Neben Rückkehrhilfe, Gesundheits-, Versicherungs- und Kreditprogrammen bietet sie sogenannte „pre-departure orientation seminars“ (Castles 2003:168). Diese Bildungs- und Trainingsmaßnahmen richten sich überwiegend an weibliche Arbeitsmigrantinnen, die in der Unterhaltungsindustrie, in privaten Haushalten oder auch als Kran-kenschwestern Arbeit suchen. Wird ein Arbeitsmigrant während seines Aufenthalts im Ausland schwer krank oder stirbt, kann er oder sie Rückkehrhilfe der OWWA in Anspruch nehmen. Dies gilt auch im Falle eines Kriegausbruchs, wie beispielsweise während des Libanonkriegs 2006, oder bei anderweitigen Schwierigkeiten. OWWA hat für diese Fälle Sozialarbeiter in Ländern, in denen sich eine hohe Anzahl philippinischer Arbeitsmigranten befindet (Asis 1992:72f ). 2006 gab es 28 Sozialarbeiter in 16 Ländern (Agunias/Ruiz 2007:10). Diese arbeiten häufig unter dem Dach der philippinischen Botschaften sowie Konsulate vor Ort.

b) Förderung der Reintegration von Rückkehrern

Durch die Gründung eines neuen Reintegrationszentrums unter dem Dach des Arbeitsministeriums (DOLE – Department of Labour and Employment) im März 2007 hat die philippinische Regie-rung den institutionellen Grundstein für eine weitreichendere Zusammenarbeit mit philippinischen Migranten und insbesondere Rückkehrern gelegt.17 Hier sollen Kräfte und Ressourcen gebündelt, Informationen über Job-, Investitions-, Unternehmens- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Bera-tungsdienstleistungen verbreitet und an zurückkehrende Filipinas/-os weitergegeben werden. Bei seiner Gründung galt es als erstes seiner Art weltweit. Die einzelnen Programme scheinen jedoch noch nicht ausgereift zu sein, da zumindest über das Internet keine detaillierteren Informationen zugänglich sind. Zudem wird nicht ersichtlich an wen sich die Programme konkret richten.

13 Der Fall Contemplacion ist vor dem Hintergrund weiterer zum Teil ungeklärter Tode philippinischer Arbeitsmigrantinnen zu sehen. Er erhielt aufgrund dessen seine Brisanz.

14 Siehe www.poea.gov.ph/rules/ra8042.html

15 Als „Overseas Filipino Workers“ (OFW) werden die temporären philippinischen Arbeitsmigranten bezeichnet oder jene, deren Verträge von der POEA bearbeitet wurden.

16 Pro Auslandsbeschäftigung ist eine Gebühr von 25 US Dollar zu bezahlen. Der Betrag ist eigentlich vom Arbeitsgeber zu entrichten, dies ist jedoch selten der Fall (ALCID 2005:14).

17 Siehe www.nrco.dole.org.ph

2. Philippinische Migranten weltweit

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Darüber hinaus stellt die OWWA Weiterbildungsmöglichkeiten sowie rechtliche, wirtschaftliche und soziale Beratungsleistungen für zurückkehrende Migranten und ihre Familien zur Verfügung. Das Rein-tegrationsprogramm bietet beispielsweise einerseits psychosoziale sowie andererseits auch wirtschaftsför-dernde Beratung an.

c) Stärkung der Verbindung mit der Diaspora

Um vor allem den Umgang mit überwiegend permanent im Ausland lebenden Filipinas/-os zu insti-tutionalisieren, wurde 1980 die „Commission on Filipinos Overseas“ (CFO) eingerichtet.18 Diese untersteht dem Büro des philippinischen Präsidenten und wurde gegründet, um engere wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen zwischen philippinischen Migranten (sowie ihrer Familienangehörigen und Nachkommen) und ihrem Herkunftsland zu fördern, zu stärken und aufrechtzuerhalten. Es dient zudem als Beratungs- und Informationsstelle für den Präsidenten und das Parlament hinsichtlich mi-grationsrelevanter Politiken und Programme. Die Kommission ist insbesondere in den vier folgenden Programmbereichen tätig:

1. Soziale und wirtschaftliche Integration philippinischer Migranten

2. Philippinische Bildung

3. Philippinische Einheit und nationale Entwicklung

4. Politikentwicklung und Information

Die Förderung und Unterstützung nationaler Entwicklungsprozesse sind unter dem dritten Programm-punkt erfasst. Dieser beinhaltet unterschiedliche Programme, wie beispielsweise das seit 1989 bestehen-de Programm „Lingkod sa Kapwa Pilipino“ (LINKAPIL) - oder „Link for Philippine Development“. Dieses leistet finanzielle Unterstützung von Migranten an ausgewählte Projekte aus den Bereichen Ge-sundheit, Bildung oder Existenzgrundlagensicherung. Es bietet beispielsweise die Möglichkeit eine Pa-tenschaft für die Bildung sowie Ausbildung junger Filipinas/-os zu übernehmen. Es scheint jedoch von in Deutschland lebenden Filipinas/-os selten beansprucht zu werden und in einem geringen Umfang bekannt zu sein. Zur besseren Identifizierung von potenziellen Projekten und für einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche Situation einzelner Provinzen hat die CFO zudem das PHILNEED-System entwickelt. Dieses stellt die dafür erforderlichen Informationen bereit und ermutigt zu weiteren Entwicklungskooperationen. Weitere Aktivitäten im Programmpunkt 3 sind der „Month of Overseas Filipinos“, der jährlich im Dezember mit unterschiedlichen Aktionen stattfindet. Mit dem „Awards and Recognition of Filipinos Overseas“ wird herausragendes Engagement von Migranten und ihren Organi-sationen sowie themenbezogene Publikationen ausgezeichnet.

Zur Förderung der kulturellen sowie sprachlichen Verbundenheit und Verständigung hat die CFO 2005 ein E-learning-Programm zum Erlernen der philippinischen Nationalsprache Filipino mit eigener Web-seite entwickelt, das LEARN Filipino-Programm.19 Zudem gibt es bereits seit 1983 für junge Filipinas/-os im Ausland oder Angehörige der sogenannten Zweiten Generation die Möglichkeit am Lakbay-Aral („Travel-Study“) Programm teilzunehmen. Dies ist eine organisierte Studienreise und dient dem Zweck jungen Filipinas/-os über unterschiedliche Programmpunkte auf den Philippinen die Möglichkeit zu geben, ihre philippinische Identität zu entdecken und die Verbundenheit mit den Philippinen zu stär-ken.20

18 Siehe www.cfo.gov.ph

19 Siehe www.learnfilipino.ph

20 Ähnliche Programme bieten die Länder Israel sowie Taiwan an. Siehe www.birthrightisrael.com sowie www.ocac.gov.tw

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d) Förderung von Wissenstransfer

Um den Wissenstransfer zu erhöhen wurde bereits 1975 das sogenannte „Balik Scientist Program (BSP)“ unter dem Dach des Wissenschafts- und Technologieministeriums (Department of Science and Technology, DOST) initiiert.21 Es richtet sich an hochqualifizierte philippinische Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen, die lang- oder kurzfristig auf die Philippinen zurückkehren wollen. Für das Jahr 2008 werden in besonderem Maße Wissenschaftler aus den Bereichen Biotechnologie und -treibstoffe, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Pharmazie und Umwelt gesucht. Die Kandidaten erhalten die Reisekosten erstattet, eine Unterkunft gestellt und Stipendien bei anerkannten Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Auch temporären Rückkehrern werden die Reisekosten er-stattet und die Kandidaten erhalten eine Aufwandsendschädigung von 150 US Dollar pro Tag. Da die Zahl von wissenschaftlich tätigen Filipinas/-os in Deutschland begrenzt zu sein scheint, wird auch dieses Programm selten genutzt. Dies steht vermutlich in einem engen Zusammenhang mit der beruflichen Stellung von Filipinas/-os in Deutschland, auf welche an späterer Stelle noch näher eingegangen wird. Darüber hinaus rief das philippinische Außenministerium 1987 das Projekt „Science and Technology Advisory Council“ (STAC) ins Leben. Es ermutigte philippinische Wissenschaftler sich zusammenzu-schließen, um somit den Austausch sowie Wissenstransfer zu erhöhen. Neben den USA, Kanada und Japan existierten STAC-Zusammenschlüsse auch in Österreich oder Schweden (Opiniano 2006:81f ). Heute noch sehr aktiv ist der japanische Zusammenschluss (vgl. www.stacj.org). Dieser bietet u.a. EDV-Kurse oder Weiterbildungsprogramm in Betriebswirtschaft an. Zudem hat es eine Online-Datenbank mit und für philippinische Wissenschaftler in Japan zusammengestellt. Im Zeitraum von 1988 bis 1994 existierte auf den Philippinen zudem das Know-how-Transferprogramm „Transfer of Knowledge through Expatriate Nationals“ (TOKTEN) von UNDP. Dieses wurde in Zusammenarbeit mit dem DFA betrieben. Die treibende Kraft hinter dem Programm war Staatssekretär Federico Macaranas. Nachdem dieser das Außenministerium verließ, wurde das Programm eingestellt (Opiniano 2006:82).

e) Internationale Kooperationen

Die Philippinen arbeiten im Bereich Migration mit verschiedenen internationalen Organisationen zu-sammen. Die OWWA kooperierte beispielsweise mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Zusammenhang der Rückkehrhilfe von Arbeitsmigranten während des Libanonkriegs 2006. 67% der Arbeitsmigranten aus dem Libanon wurden dabei von der IOM zurückgeführt (Agunias/Ruiz 2007:20). Weitere Programme der IOM bestehen im Aufklärungs- und Bildungsbereich. Hierbei ko-operiert IOM mit der philippinischen Regierung zur Aufklärung von Seefahrern und ihren Familien über HIV/AIDS. Des Weiteren beteiligt sich die IOM an einem Programm, welche Möglichkeiten zur Unterstützung philippinischer Migranten in Italien analysiert.

Dass sich die Philippinen auch für internationale Regulierungsmechanismen einsetzen, zeigt bei-spielsweise ihr Engagement und ihre Zusammenarbeit mit der Global Commission on International Migration (GCIM). Im Rahmen dieser internationalen Kooperation fanden regionale Anhörungen auf den Philippinen statt. Zudem richten die Philippinen im Oktober 2008 das Global Forum on Mi-gration and Development in Manila aus.22 Dieses wurde 2006 vom damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan sowie seines „Special Representative on International Migration and Development“, Peter Sutherland, ins Leben gerufen und dient dem Zweck, die Zusammenhänge von Migration und Ent-wicklung auf internationaler Ebene zu diskutieren, analysieren und praktische und handlungsorientierte Mechanismen zu erörtern und auf den Weg zu bringen.

21 Siehe Balik Scientist Program (BSP) unter http://pia.gov.ph

22 Siehe http://gfmd2008.org.

2. Philippinische Migranten weltweit

12

2.3 Migrationsbezogenes Engagement der Zivilgesellschaft auf den Philippinen

Über die staatliche Diasporapolitik hinaus existieren auf den Philippinen traditionell auch starke zivil-gesellschaftliche Strukturen, die sich ebenfalls für die Förderung der Potenziale von Migranten einsetzen (Piper/Uhlin 2002:183).

Unterschiedliche Netzwerke, wie das „Migrant Forum in Asia“ (MFA) beispielsweise, engagieren sich in der politischen Bildungsarbeit und im Capacity Building.23 Innerhalb des MFA ist eine Reihe von NGOs zusammengeschlossen, die sich unterschiedlichen thematischen Bereichen widmen. Das „Cen-ter for Migrant Advocacy“ (CMA) beispielsweise setzt sich für die Stärkung rechtlicher Grundlagen für Migranten ein, um ihre soziökonomische und rechtliche Situation auf den Philippinen sowie in ihren jeweiligen Aufenthaltsländern zu stärken. Die NGO „Unlad Kabayan“ hingegen entwickelte entspre-chende Bildungsprogramme zu Investitionsmöglichkeiten und Sparmaßnahmen für Migranten, um ihre finanziellen Ressourcen zu erhöhen und privatwirtschaftliche Aktivitäten zu initiieren. Die „Athika Overseas Workers and Communities“ - Initiative versucht über entsprechende Sozialprogramme die familiären Kosten der Arbeitsmigration abzufedern. Hierfür hat sie Studien zu Potenzialen bzw. zu den negativen Effekten von Arbeitsmigration durchgeführt. Zum Netzwerk MFA gehören zudem das „Batis Center for Women, Kanlungan Center Foundation“ und KAKAMMPI. Die NGOs des Netzwerks ar-beiten in enger Kooperation mit dem Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Manila, welche sich verstärkt mit dem Thema Migration befasst und viele Aktivitäten inhaltlich sowie finanziell unterstützt.24

Ein neuer Zusammenschluss weiterer NGOs aus dem Migrationsbereich „PhilComDev“ widmet sich zudem verstärkt der Thematik Migration und Entwicklung.25 Weitere Informationsportale, wie das OFW Journalism Consortium26 oder die Internetseite Filipino Diasporagiving27 informieren über Neuerungen, Aktivitäten oder Potentiale des philippinischen Migrationsgeschehens. Zudem gibt es seit 1987 in Manila das „Scalabrini Migration Center“. Es forscht und publiziert zu Zusammenhängen und Auswirkungen philippinischer Migration.28

Auch die in Manila ansässige Ayala Foundation und ihr US-Zweig mit Sitz in Kalifornien engagieren sich für Entwicklung in Zusammenarbeit mit der philippinischen Diaspora in den USA. Sie unter-stützen finanziell beispielsweise das von philippinischen Studenten des anerkannten Massachusetts Institutes of Technology (MIT) ins Leben gerufene Projekt „Philippine Emerging Start-Ups Open“ (PESO).29 Philippinische Start-Ups sowie kleine und mittelständische Unternehmen werden alljährlich aufgerufen an dem Unternehmerwettbewerb teilzunehmen. Ziel ist es innovative Unternehmerprojekte und Geschäftsideen bei ihrer Umsetzung zu unterstützen und die Vernetzung der bestehenden Unter-nehmen zu fördern.

Philippinische Migranten aus dem IT-Bereich haben zudem 1992 das sogenannte „Brain Gain Net-work“ in den USA gestartet.30 Diese internetbasierte Datenbank soll eine bessere Vernetzung philippi-nischer hochqualifizierter Individuen aus Wissenschaft, Technologie, etc. ermöglichen, um gemeinsam Projekte und Geschäftsideen sowohl in den USA als auch auf den Philippinen umsetzen zu können. Weitere Funktionen des Vernetzungsinstruments ist ein Informationsportal, Mentorendienstleistungen, eine Jobsuch- und Fachkräftesuchfunktion sowie ein Internetforum.

23 Siehe www.mfasia.org

24 Siehe www.fes.org.ph

25 Siehe www.mfasia.org/mfaResources/PhilCoMDev%20General%20Assemly.pdf

26 Siehe www.ofwjournalism.net

27 Siehe www.filipinodiasporagiving.org

28 Siehe www.smc.org.ph

29 Siehe www.pesochallenge.org

30 Siehe www.bgn.org/bgn

13

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

Die philippinische Migration nach Deutschland erklärt sich u.a. im Zusammenhang mit den beschrie-benen Auswanderungswellen von den Philippinen, den europäischen bzw. deutschen Einwanderungsbe-stimmungen sowie philippinischen Netzwerkstrukturen.

3.1 Verlauf und Formen philippinischer Migration nach Deutschland

Die Einwanderung philippinischer Fachkräfte in die Bundesrepublik Deutschland begann im Kontext der in Punkt 2.1.2 erläuterten, zweiten Auswanderungswelle von den Philippinen. Mitte der 1960er Jahre immigrierten im Rahmen einer gezielten Anwerbung für den medizinischen sowie den Pflegebe-reich hauptsächlich Krankenschwestern, Hebammen, medizinisch-technische Assistenten (MTAs) sowie vereinzelt Ärzte nach Deutschland (Broeckmann 2000:22). 1965 kamen die ersten 41 Krankenschwe-stern an das Landeskrankenhaus Bad Homburg (Beer 1996:67). Die Anwerbung auf den Philippinen erfolgte über Reisebüros und Arbeitsvermittlungsagenturen, die u.a. Annoncen oder Radioaufrufe schal-teten. Ziel der systematischen Anwerbung war es, den massiven Pflegenotstand in deutschen Kranken-häusern, Altenheimen und Pflegestiften zu verringern.

Fehlende rechtliche Rahmenbedingungen für die Anerkennung von Abschlüssen oder mangelnde Be-messensgrundlagen für Gehälter, setzten viele Arbeitsmigrantinnen der Willkür ihrer Arbeitgeber aus, ungeachtet der Tatsache, dass das Ausbildungsniveau philippinischer Krankenschwestern im internati-onalen Vergleich sehr hoch ist (Roth 1994). Erst 1974 kam es mit der Unterzeichnung des „Agreement on the Employment of Philippine Registered Nurses and Midwives in German Hospitals“ zwischen der deutschen Regierung, dem „Philippine Overseas Employment Development Board“ (OEDB) und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zu Lösungsvorschlägen für diese Problematik (Bacareza nach Beer 1996:67). Diese kamen jedoch aufgrund des Anwerbestopps 1976 nicht mehr zum Tragen (Broeckmann 2000:23). Über diese gezielte Anwerbung von medizinischem Fachpersonal hinaus, kam es in den 1970er Jahren zu einer Rekrutierung philippinischer Seeleute (Salazar nach Beer 1996:62).

Darüber hinaus erfolgten ab Ende der 1970er weitere Wanderungen im Rahmen von Familienzusam-menführungen und im Zuge der sogenannten Heiratsmigration (Ökumenische Asiengruppe 2001:60). Die Einwanderung über den Arbeitsmarkt war ab 1976 kaum noch gegeben und eine Verlängerung des Touristenvisums nach Ablauf von drei Monaten erfolgte nicht mehr ohne weiteres. Diese Entwicklung war mit entscheidend für die Ausformung der philippinischen Heiratsmigration. Denn eine Heirat mit einem deutschen Staatsbürger stellte infolgedessen einen der wenigen legalen Wege dar, um nach Deutschland zu migrieren. 1992 wurden ca. 1.000, im nachfolgenden Jahr ca. 1.500 Heiratsvisa bean-tragt (Beer 1996:64).31

Die eingeschränkten Möglichkeiten für Filipinas/-os legal nach Deutschland zu migrieren, begünstig(t)en zudem die irreguläre Migration, beispielsweise durch eine Einreise mit einem Touristenvisum und einer Nicht-Ausreise nach Ablauf desselbigen (Overstayers). Überwiegend Frauen, aber auch vereinzelt Männer, arbeiten als sogenannte TNTs (tagu-nang-tago: sich ständig verstecken) als Haushälter/-innen, Babysitter oder Reinigungskräfte.32 Vereinzelte weitere temporäre Wanderungen erfolg(t)en zum Zwe-cke der Aus- und Weiterbildung. Die Zahl philippinischer Studenten an deutschen Hochschulen ist mit unter 200 jedoch vergleichsweise gering.33

31 Es wird dabei für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten und Stereotypenbildung plädiert. Siehe beispielsweise Andrea Lauser (1997, 2005).

32 Aufgrund einer spärlichen Dokumentation dieser Wanderungen nach Deutschland, ist eine detailliertere Beschreibung an dieser Stelle jedoch nicht möglich.

33 Siehe www.diplo.de/diplo/de/Laenderinformationen/Philippinen/Bilateral.html sowie www.daad.de/de/download/laenderinfos/handout_philippinen-2006-de.pdf

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

14

3.2 Größe und Sozialstruktur

Im Gegensatz zu den Schätzungen der „Commission on Filipinos Overseas“ (vgl. Tabelle 1) lebten laut Statistischem Bundesamt (nach Ergebnissen des Ausländerzentralregisters) 2006 insgesamt 20.093 phi-lippinische Staatsangehörige in der Bundesrepublik Deutschland, davon waren 4.155 männlich und 15.938 weiblich (Statistisches Bundesamt 2006b). Der Anteil der Frauen lag somit 2006 bei fast 80%. Als Ursache hierfür sind sowohl Push- als auch Pull-Faktoren zu sehen. Einerseits besteht beispielsweise eine verstärkte Nachfrage nach weiblichen Arbeitskräften im häuslichen- sowie im Pflegebereich.34 An-dererseits haben sich die Philippinen darauf spezialisiert Arbeitskräfte „zu exportieren“.

Die unterschiedlichen Zahlen der CFO und des Statistischen Bundesamtes erklären sich dadurch, dass in den Statistiken des Bundesamtes weder jene Filipinas/-os erfasst werden, die im Laufe ihres Aufent-haltes die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, noch all jene, die sich irregulär im Land auf-halten. Schätzungen der CFO zufolge lebten im Jahr 2006 2.100 irreguläre philippinische Migration in Deutschland (siehe Tabelle 1). Aufgrund des Kerns der Problematik ist es äußerst schwierig Schätzungen für irreguläre Migration zu erhalten. Auf weitere Zahlen wird daher an dieser Stelle verzichtet.

In der Zeit zwischen 1999 und 2006 nahm die Zahl philippinischer Staatsbürger in Deutschland kon-tinuierlich ab. Ende 2006 wurden nur noch 20.093 Filipinas/-os im Ausländerzentralregister geführt. Grund für diese Abnahme ist jedoch nicht eine verstärkte Abwanderung, sondern die Einbürgerungen philippinischer Migranten. Dies zeigt auch der positive Saldo der Zu- und Fortzüge auf. Im Jahr 2006 standen beispielsweise 1.456 Zuzüge (davon 1.239 Ersteinreisen) 708 Fortzügen gegenüber (Stati-stisches Bundesamt 2006b).

Das Durchschnittsalter der eingebürgerten Personen lag 2006 mit 39,1 Jahren im Vergleich zu anderen Einwanderungsgruppen relativ hoch. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei der Einbürgerung be-trug 13,6 Jahre (Statistisches Bundesamt 2006a).

Tabelle 2. Größe, Einbürgerung und Einbürgerungsquote in den Jahren 1999-2006

Philippinische Bevölkerung in Deutschland

Einbürgerungen Einbürgerungs-quote (in %)

1999 24.672 983 4.0

2000 24.475 1.200 4.9

2001 23.956 1.290 5.4

2002 23.496 1.297 5.5

2003 23.171 1.074 4.6

2004 19.966 809 4.1

2005 20.233 652 3.2

2006 20.093 745 3.7

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2006a, 2006b

34 Gender - ist ein entscheidendes „Strukturmerkmal für Migration“ (Han 2003:12, Parrenas 2003:38), d.h. die weltweite Migration von Frauen und Männern wird in einem besonderen Maße von bestehenden geschlechtlichen Rollenzuschreibungen und somit den damit zugeschriebenen Arbeitsbereichen bestimmt.

15

a) Räumliche Verteilung

Tabelle 3 zeigt die räumliche Verteilung im Bundesgebiet. Der überwiegende Anteil an Filipinas/-os in Deutschland lebt in den alten Bundesländern. Diese Verteilung sollte vor dem Hintergrund der engen Verbindung der Philippinen mit den USA und vor dem Hintergrund deutscher Geschichte betrachtet werden. Lediglich in Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern übersteigt der männliche Anteil den der Frauen. Hinsichtlich Hamburg bieten die Beschäftigungsmöglichkeiten für Seefahrer eine mög-liche Erklärung.

Tabelle 3. Verteilung im Bundesgebiet 2006

Bundesland Insgesamt Weiblich Männlich

Nordrhein-Westfalen 3.932 3.196 736

Bayern 3.163 2.854 309

Hessen 3.074 2.532 542

Stadt Frankfurt 564 400 164

Baden-Württemberg 3.038 2.733 305

Niedersachsen 1.698 1.153 545

Hamburg 1.595 600 995

Rheinland-Pfalz 1.192 1.073 119

Berlin 874 682 165

Schleswig-Holstein 666 449 217

Bremen 308 183 125

Saarland 209 175 34

Sachsen 128 106 22

Brandenburg 70 68 2

Mecklenburg-Vorpommern 67 33 34

Thüringen 55 53 2

Sachsen-Anhalt 51 48 3

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2006b

b) Altersstruktur und Familienstand

Das durchschnittliche Alter der in Deutschland lebenden Filipinas/-os lag 2006 bei 38,7 Jahren. Von den in Deutschland erfassten Filipinas/-os ist der überwiegende Teil (12.006) verheiratet, davon 8.512 mit einem Deutschen bzw. mit einer Deutschen. 8.087 Filipinas/-os waren entweder ledig, verwitwet, geschieden oder mit unbekanntem Familienstand.

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

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c) Arbeitsbereiche und Aufenthaltsstatus

Heute ist ein hoher Anteil der Filipinas/-os noch immer im medizinischen oder im Pflegebereich tätig. Die Filipinas/-os, die im Rahmen dieser Einwanderungswelle nach Deutschland gekommen sind, ha-ben sich in den überwiegenden Fällen gut in Deutschland integriert (Beer 1996:62, 67). Die fehlende Anerkennung beruflicher Abschlüsse in Deutschland hatte zwar häufig zur Folge, dass viele Filipinas/-os eine berufliche Degradierung erfahren haben oder Abschlüsse nachholen mussten, dennoch verfügt der Großteil dieser Filipinas/-os über sichere Aufenthaltsverhältnisse. Viele verfügen mittlerweile über die deutsche Staatsbürgerschaft.

Auch der arbeits- sowie aufenthaltsrechtliche Status der über Heiratsmigration nach Deutschland gekommenen Migrantinnen ist überwiegend gesichert (Ökumenische Asiengruppe 2001:60). Die berufliche Degradierung und ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Stellung stellt jedoch ein all-gemeines Merkmal für philippinische Migration auch nach Deutschland dar, da viele Filipinas/-os in Deutschland gut ausgebildet sind, jedoch nicht dieser Qualifikationen entsprechend arbeiten können. Viele Filipinas/-os arbeiten im privaten Dienstleistungsbereich, in einem hohen Maße auch in Haushal-ten diplomatischer Kräfte.

Weitere vereinzelte Arbeitsbereiche, in denen Filipinas/-os Vollzeit sowie nebenberuflich tätig sind, sind sogenannte „ethnic business’“ wie Geldtransferunternehmen (Remittances Center) und Versandun-ternehmen - Balikbayan Box35- (Szanton Blanc 1996), kleine Imbisse oder vereinzelt Restaurants und Lebensmittelläden.36 Zudem sind sie auch informell unternehmerisch tätig. Des Weiteren arbeiten sie in der Touristikbranche oder vereinzelt in Banken und Verwaltungen. Ferner sind sie in sozialen Berufen, beispielsweise in Beratungsstellen angestellt. Überdies gibt es sehr vereinzelt Filipinas, die im wissen-schaftlichen Hochschulbetrieb oder als Lehrerinnen tätig sind.

Von den nicht eingebürgerten Filipinas/-os besaßen laut Ausländerzentralregister Ende 2006 etwa die Hälfte einen unbefristeten Aufenthaltsstatus.37

3.3 Organisationsformen

In Deutschland gibt es laut Auflistung der philippinischen Botschaft in Berlin mehr als 180 philippi-nische Vereinigungen, Organisationen, kleinere Vereine oder Gruppierungen und Gesellschaften – allein über 60 in Nordrhein-Westfalen.38 Hinzu kommen Gruppierungen und Vereinigungen, die nicht auf dieser Liste erscheinen. So geht eine im Internet veröffentlichte Auflistung eines philippinischen Vereins von über 250 solcher Organisationen aus.39 Insgesamt sind schätzungsweise rund 60% der in Deutsch-land lebenden Filipinas/-os Angehörige oder aktive Mitglieder von Diasporaorganisationen (Pimentel Schnell 2005:94).

Eine mögliche Erklärung für die hohe Anzahl unterschiedlicher Gruppierungen ist das positive Verhält-

35 Balikbayan kann übersetzt werden mit Rückkehrer. Mit Balikbayan-Boxen werden unterschiedliche Güter, wie Kleidung, Nahrungsmittel, etc. auf die Philippinen gesandt.

36 Diese Beobachtungen basieren auf Informationen aus den durchgeführten Interviews sowie aus persönlichen Kontakten hauptsächlich im Raum Frankfurt (Main).

37 2006 besaßen die in Deutschland lebenden Filipinas/-os folgenden Aufenthaltsstatus: Von 20.093 hatten nach dem alten Ausländergesetz von 1990 2.280 einen befristeten und 7.488 einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Gleichzeitig hatten nach dem neuen Aufenthaltsgesetz von 2004 4.172 Personen eine zeitlich befristete Aufenthaltserlaubnis und 4.252 eine zeitlich unbefristete Niederlassungserlaubnis. Zudem gab es 294 sonstige Fälle, in denen die Personen von der Erfordernis auf einen Aufenthaltstitel befreit oder einen Antrag auf solch einen gestellt hatten. 123 besaßen einen befristeten und 160 einen unbefristeten EU-Aufenthaltstitel. 39 wurden lediglich geduldet, 3 hatten eine Aufenthaltsgestattung und 1.282 waren ohne Aufenthaltstitel, Duldung oder Gestattung.

38 Auf der Seite der philippinischen Botschaft in Berlin findet sich eine Liste philippinischer Vereine, Gruppen, Netzwerke, Zusammenschlüsse, etc.. Diese entspricht jedoch nicht dem aktuellsten Stand. Siehe www.philippinischebotschaft.de.

39 Siehe www.ka-mag-anak.org/Vereine.htm. Jedoch auch diese Auflistung enthält bereits aufgelöste Vereine und Organisationen und entspricht somit nicht mehr ganz dem aktuellen Stand von 2007.

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nis von Filipinas/-os zu sozialer Nähe und zur Gemeinschaft (Roth 1994). Häufig dienen die Aktivi-täten im Rahmen solcher Organisationsstrukturen als soziale Treff- und Austauschmöglichkeiten und bieten somit soziale Nähe sowie familienähnliche Beziehungen. Auf den Philippinen gehört die Familie zu den wichtigsten Institutionen. „Family is, by far, the most important, the most cherished, and the most durable Institution in Philippine society” (Asis 1994:16). Darüber hinaus bestätigten mehrere Interviewpartner die Annahme, dass sich viele Filipinas/-os leitende Funktionen innerhalb unterschied-licher Gruppen wünschen, wodurch eine Zersplitterung der Vereins- und Organisationslandschaft befördert und eine übergeordnete Vernetzung erschwert wird (Catapusan nach Beer 1996:109). Eine weitere Vermutung hinsichtlich der hohen Anzahl hängt mit der räumlichen Verteilung von Filipinas/-os im Bundesgebiet zusammen. Meist finden die Aktivitäten auf lokal sehr begrenztem Raum statt. Kleinere Kulturvereine oder christliche Gemeinden verfügen über einen begrenzten Wirkungsradius. Die Streuung von Filipinas/-os bewirkt somit die Gründung mehrerer kleinerer Vereine, christlicher Gemeinden, etc.. Bei größeren Veranstaltungen, wie Weihnachts- und Sommerfesten, kann es hingegen vorkommen, dass unterschiedliche Gruppierungen und Individuen auch aus regional weiteren Kreisen zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern und Informationen auszutauschen. Im August 2007 fand beispielsweise ein philippinisches Sommerfest mit unterschiedlichen philippinischen Vereinen, Grup-pierungen und Zusammenschlüssen in Düsseldorf statt. Organisiert wurde es vom philippinischen Länderforum NRW in Zusammenarbeit mit weiteren philippinischen Gruppierungen.40 Zudem feierte die philippinische Gemeinde in Berlin 2006 ihr 20-jähriges Bestehen mit Filipinas/-os auch aus anderen Regionen Deutschlands.41

3.4 Aktivitäten in Bezug auf die Philippinen

Aktivitäten der philippinischen Diaspora in Deutschland gibt es in unterschiedlicher Form, wie nach-folgend dargestellt. Diese haben häufig einen ausgeprägten transnationalen Charakter (Schwenken 2006).

3.4.1 Religiöse, kulturelle, soziale und gemeinnützige Aktivitäten42

Aufgrund des hohen Stellenwertes des christlichen Glaubens, dem über 90% der Filipinas/-os auf den Philippinen angehören, ist ein Großteil der Aktivitäten in Deutschland an christlich-religiöse Struk-turen angelehnt.43 Häufig bilden diese christlichen philippinischen Gemeinden und Gruppierungen wichtige Bezugspunkte für Filipinas/-os in Deutschland. Die kirchlichen Gruppen dienen dabei nicht nur der Religionsausübung, sondern sind zugleich Treffpunkte, Kommunikations- sowie Informati-onszentren (Roth 1994). Wichtige Neuigkeiten zu Entwicklungen innerhalb der Gemeinden, auf den Philippinen oder auch im persönlichen Rahmen können ausgetauscht und weitergeben werden. Neuere christliche Gruppierungen, wie die „Couples for Christ“ beispielsweise, sind in unterschiedlichen deut-schen Städten vertreten.44

Tanzgruppen, deutsch-philippinische bzw. philippinisch-deutsche Vereinigungen und Freundeskreise, die sich der kulturellen Verständigung oder der Erhaltung traditioneller kultureller Werte widmen, sind

40 Nähere Informationen zum NRW Länderforum Philippinen siehe unter www.eine-welt-netz-nrw.de/wiki_03/doku.php?id=start

41 Siehe Informationsbroschüre „Filipinos in Berlin“ 2006. In diesem Kontext wurden Gelder für Straßenkinder in Bulacan gesammelt.

42 Die dargestellten Zusammenhänge basieren auf Informationen aus den durchgeführten Interviews.

43 Siehe www.diplo.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Philippinen.html

44 Es kommt vor, dass eine Kirchengemeinde mehrere christliche philippinische Gruppierungen unter einem Dach vereinigt. Dies war beispielsweise der Fall in der ehemaligen Frankfurter St. Ignatsiusgemeinde. In dieser hatten sich sowohl die christlichen Gruppierungen „Couples for Christ“ sowie die „El Shaddai-Gemeinde“ als auch weitere Gruppierungen unter dem Vereinsbanner der „Philippine Catholic Community e.V.“ zusammengeschlossen. Dieser Zusammenschluss und die offizielle Eintragung ins Vereinsregister diente neben der Bündelung von Ressourcen dazu Spendengelder für Projekte auf den Philippinen akkurat abwickeln zu können.

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

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neben den kirchlichen Gemeinden eine weitere, häufig vorkommende Form von Zusammenschlüssen unter Filipinas/-os in Deutschland. Einstudierte Darbietungen werden beispielsweise auf philippi-nischen Festen und Fiestas oder auch bei besonderen Anlässen, wie interkulturellen Begegnungen und Festivitäten, Hochzeiten oder Betriebsfeiern aufgeführt. Über Veranstaltungen und Auftritte soll die philippinische Kultur lebendig gehalten und öffentlich zugänglich gemacht werden. Einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten, ist vielen dieser Vereinigungen ein großes Anliegen.45 Auch kulturelle Vereinigungen wie beispielsweise die Ableger des „Orders of Rizal“, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Werte, das Ansehen sowie die pädagogischen Ideen Rizals – des philippinischen Nationalhelden – zu verbreiten, bestehen in unterschiedlichen deutschen Städten und versuchen philippinische traditionelle Werte zu erhalten. Da sie weltweit verteilt sind, bieten sie auch die Möglichkeit der internationalen Ver-netzung. Die Chapters, wie sie ihre regionalen Zweige nennen, umfassen deutschlandweit schätzungs-weise 400 Filipinas/-os.46 Mit dem Fortschreiten der Kommunikationstechnologien existieren ferner Internetblogs, die von Filipinas/-os unterhalten werden und als soziale und kulturelle Kommunikations-foren dienen. Das Ausmaß dieser Entwicklung ist jedoch noch nicht einzuschätzen.

Die beschriebenen religiösen und kulturellen Organisationsformen und Aktivitäten dienen neben der sozialen Kommunikation, der Religionsausübung und der Erhaltung kultureller Werte in Deutschland auch dem sozialen und gemeinnützigen Engagement im Herkunftsland. Dieses erhält aufgrund der Wertschätzung von Familie und Gemeinschaft eine grundlegende Bedeutung. Über Briefe, Telefonate oder E-Mails sowie über finanzielle Transfers (Rücküberweisungen) und Balikbayan-Boxes wird die Bin-dung aufrecht erhalten. Zudem werden im Rahmen des finanziell und aufenthaltsrechtlich Möglichen regelmäßig Reisen auf die Philippinen unternommen.

Neben den individuellen Rücküberweisungen, die überwiegend an Familienmitglieder auf den Philip-pinen überwiesen werden, sammeln viele der Gruppierungen und Vereine in kleinerem Umfang über unterschiedliche Veranstaltungen und Aktivitäten (wie z.B. Vorführungen oder Tombola) Gelder, soge-nannte kollektive Remittances47, um sie gemeinnützigen Projekten in ihren Heimatdörfern und -städten zukommen zu lassen. Meist sind es kleine lokale Projekte, wie die Einrichtung von Sanitäranlagen in Schulen, Unterstützung von Straßenkindern oder auch der Versand von Medikamenten oder anderen Gütern. Diese Art der Unterstützung erfolgt sowohl regelmäßig als auch unregelmäßig. Sie ist zumeist abhängig vom Engagement einzelner aktiver Mitglieder der Diasporastrukturen. Häufig werden Gelder auch informell von mehreren einzelnen Privatpersonen gesammelt und auf die Philippinen geschickt. Vor Ort wird u.a. mit lokalen Organisationen, Familienmitgliedern oder Gemeindeverantwortlichen zusammengearbeitet.

Beispiel 1: Butuan Global Foundation48

Die Arbeit der Butuan Global Foundation zielt auf die Verbesserung umweltpolitischer Aspekte innerhalb eines lokalen Rahmens ab. Die Stiftung wurde von Bürgern Butuans ins Leben gerufen und hat ihren Hauptsitz in Kalifornien. Der deutsche Zweig der Stiftung befindet sich in Wuppertal. In Zusammenarbeit mit lokalen Verwaltungsstrukturen der Stadt Butuan wird versucht die Verschmutzung des Flusses Masaos und die damit zusammenhängenden Gesundheitsschädigungen der ansässigen Bevölkerung einzudämmen. Seitens des deutschen Zweiges wurde bereits ein Positionspapier an den zuständigen Stadtrat in Butuan gesendet. Die Aktivitäten scheinen zwar vereinzelt und von einzelnen Personen abhängig zu sein, dennoch wurden in diesem die Kenntnisse der Migranten um politische Mechanismen und Strukturen genutzt.

45 Dies betonten Vertreter solcher Vereine in Gesprächen.

46 Diese Schätzungen stammen von einem Mitglied dieser Vereinigung.

47 Siehe www.focus-migration.de/index.php?id=1200&L=0

48 Butuan ist eine Stadt auf der südlichen Insel Mindanao.

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Beispiel 2: Ancop Deutschland e.V.

Ancop Deutschland e.V. ist auf Initiative der Gruppe „Couples for Christ“ ins Leben gerufen worden und diente ursprünglich der Unterstützung der philippinischen Initiative Gawad Kalinga. Ziel dieser ist die Beseitigung von Armut durch den Bau von 700.000 Unterkünften für arme Menschen in 7.000 philippi-nischen Gemeinden innerhalb von 7 Jahren (2003-2010).

Ein weiteres angedachtes Projekt von Ancop Deutschland ist die Unterstützung der Sanitäranlagen im Ger-man Village der Gawad Kalinga Initiative.

Beispiel 3: Engagement im wissenschaftlichen Bereich

Unter dem Stichwort Wissens- und Know-how-Transfer gibt es seitens eines deutsch-philippinischen Ehe-paares, welches im universitären Bereich tätig ist, die Bemühungen den wissenschaftlichen Nachwuchs der Philippinen durch Forschungsaufenthalte in Deutschland zu fördern. Die geförderten Nachwuchswissen-schaftler sollen ihr in Deutschland erworbenes Fachwissen nach ihrer Rückkehr auf den Philippinen ein-setzten.

3.4.2 Privatwirtschaftliche Aktivitäten und Remittances49

Auch privatwirtschaftliche Aktivitäten hinsichtlich der Philippinen gibt es in unterschiedlicher Form. Da viele unternehmerische Aktivitäten, wie beispielsweise der An- und Verkauf philippinischer Pro-dukte oder Servicedienstleistungen, informeller Natur sind, ist es schwierig Informationen zu erhalten. Es existieren vereinzelt Handelsaktivitäten mit lokalen Produkten, wie Mangos oder philippinischer Handwerkskunst. Kleinere Unternehmen, wie jene die sogenannte Balikbayan-Boxen auf die Philippi-nen schicken, existieren vermehrt im Bundesgebiet. Dabei handelt es sich um kleine Versandunterneh-men, die Pakete verschiedenen Inhalts auf die Philippinen verschicken.50 Weitere unternehmerische Ak-tivitäten existieren im touristischen Bereich und in geringerem Umfang in weiteren Wirtschaftszweigen. Die philippinische Botschafterin in Deutschland Delia Domingo-Albert versucht philippinische Frauen in Zusammenarbeit mit dem UNDP-Programm „Winners“ zu innovativen Geschäftsideen zu ermuti-gen.

Neben den erwähnten kollektiven Rücküberweisungen, spielen insbesondere die individuellen Rück-überweisungen eine entscheidende Rolle für Entwicklungsprozesse. Durch die enge Bindung an das Herkunftsland werden regelmäßig Gelder, sogenannte Remittances, auf die Philippinen überwiesen. Weltweit stehen die Philippinen, nach Indien, China, Mexiko und Frankreich, an fünfter Stelle der Empfängerländer (Asis 2006b). 2005 wurden laut POEA 10.689 Milliarden, 2006 bereits 12.761 Milli-arden US Dollar versandt. Hierbei wurden jedoch lediglich jene Gelder erfasst, die über offizielle Kanäle gehen.

Nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank haben philippinische Migranten im Jahr 2006 und 2007 jeweils 21 Millionen Euro als Heimatüberweisungen (workers´ remittances) aus Deutschland in die Phi-lippinen gesendet. Im Vergleich zum Jahr 1999 sind diese Geldtransferleistungen damit um 6 Millionen Euro gestiegen. Angaben im Bereich der Erwerbseinkommen von Migranten, wie beispielsweise Entgel-te aus unselbständiger Tätigkeit, als Saisonarbeiter, oder von Pendlern liegen für die Philippinen nicht vor.

49 Diese Informationen basieren auf den durchgeführten Interviews. Weitere Businessaktivitäten konnten im Rahmen dieser Studie nicht ermittelt werden, sollen jedoch nicht ausgeschlossen werden.

50 Die enge Verbundenheit von Filipinas/-os in Deutschland mit ihren Familien auf den Philippinen führt dazu, dass viele von ihnen größere Pakete mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen auf die Philippinen versenden (Szanton Blanc 1996).

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

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Tabelle 4: Heimatüberweisungen der Gastarbeiter („workers remittances“) von Deutschland in die Philippinen laut Zahlungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland 51

Jahr 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

In Mio. Euro 15 15 16 14 14 15 19 21 21

Die Rücküberweisungen aus Deutschland laufen in großem Umfang über Geldtransferinstitutionen, sogenannte Remittances-Center. Die anfallenden Gebühren können zwischen 1,50 und 25 Euro pro Transfer liegen.52 70% der Überweisenden sind Frauen, die in regelmäßigen Abständen, meist monat-lich Gelder an ihre Familien schicken. Die monatlichen Beträge liegen im Durchschnitt bei 200 Euro. Ein Großteil der Gelder wird auf den Philippinen für den alltäglichen Bedarf verwendet. Zudem wird unter anderem Kindern und Verwandten eine erweiterte schulische und universitäre Bildung ermöglicht oder in den Hausbau investiert. Die Gelder werden auch genutzt, um kleinere Unternehmen aufzubau-en. Dean Yang hat in seiner Studie über den Einfluss von Remittances auf den Philippinen herausgefun-den, dass sie Einfluss auf die Minderung von Armut haben können (Yang 2006:81-121).

3.4.3 Politische Aktivitäten53

Politische Aktivitäten unter Filipinas/-os in Deutschland finden in geringem Ausmaß statt (Beer 1996:113). Ein vermehrtes politisches Engagement in den 1970er und 1980er Jahren zur Zeit des phi-lippinischen Machthabers Ferdinand Marcos hat sich in eine unter Filipinas/-os weitläufige Politikver-drossenheit gewandelt. Die Ansicht über die Machtlosigkeit gegenüber politischen Veränderungen auf den Philippinen begegnet einem häufig, das Vertrauen in das politische System ist folglich gering (Roth 1994) und die Beschäftigung mit aktuellen Entwicklungen sowie politischen Änderungen im Her-kunftsland begrenzt.

Informationsveranstaltungen hinsichtlich des 2003 eingeführten „absentee voting law“54 wurden in einem geringen Umfang von der philippinischen Botschaft und den philippinischen Konsulaten betrie-ben. Neben der geringen Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Verhältnissen auf den Philippi-nen gab es in diesem Kontext ein praktisches Problem: Filipinas/-os müssen sich persönlich in den offi-

51 Gastarbeiter sind für die Zahlungsbilanzstatistik als gebietsansässig anzusehen, da sie sich i.d.R. für mehr als ein Jahr in Deutschland aufhalten und ihr wirtschaftlicher Mittelpunkt damit in Deutschland liegt. Barmitnahmen und Banküberweisungen, die dauerhaft in Deutschland lebende Ausländer an ihre Heimatländer tätigen, dienen entweder dem Aufbau einer Zweitexistenz oder der Unterstützung ihrer Familienangehörigen. Da im Einzelfall die Beträge meist unter der Meldegrenze der Zahlungsbilanzstatistik von 12.500 Euro liegen und eine Meldepflicht häufig nicht als solche erkannt wird, werden die Heimatüberweisungen mit Hilfe verschiedener statistischer Quellen geschätzt. Zum einen liegen für einzelne Herkunftsländer monatliche Sammelmeldungen über die von Banken getätigten Transfers vor, die zum Teil auch Zahlungen unterhalb der Meldegrenze einschließen. Die Bundesagentur für Arbeit stellt darüber hinaus aktuelle Angaben über die Anzahl und Herkunft von in Deutschland lebenden sozialversicherungspflichtigen erwerbstätigen und erwerbslosen Ausländern zur Verfügung. Bis 2002 gab zudem der jährliche Untersuchungsbericht der MARPLAN Forschungsgesellschaft Aufschluss über Heimatüberweisungen in fünf der wichtigsten Herkunftsländer. Das Institut befragte etwa 2000 in Deutschland lebende Ausländer u.a. über Heimatüberweisungen und Bargeldmitnahmen in die Türkei, Italien, Spanien, Griechenland und Ex-Jugoslawien. Anhand dieser Informationen werden die geleisteten Transfers auf Jahresbasis für einzelne Herkunftsländer geschätzt. Dabei werden zu den tatsächlich gemeldeten Banküberweisungen zusätzlich Schätzungen für die Barmitnahmen und unterhalb der Meldegrenze liegende Beträge, die nicht bereits in den Sammelmeldungen abgedeckt sind, vorgenommen. Im Einzelfall kann es auch zu Kürzungen der gemeldeten Sammelüberweisungen kommen, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Zahlungen für andere Zwecke getätigt wurden. (Unveröffentlichte Angaben der Deutschen Bundesbank nach schriftlicher Anfrage).

52 Diese Angaben beziehen sich auf Informationen auf der Homepage www.geldransfair.de und auf Gesprächen mit Vertretern solcher Zentren in Frankfurt (Main) und stellen daher Richtwerte bzw. Beispiele dar.

53 Die dargestellten Zusammenhänge basieren auf Informationen aus den durchgeführten Interviews sowie auf persönlichen Beobachtungen.

54 RA 9189 – „Overseas Voting Act“ – wurde 2003 vom philippinischen Parlament verabschiedet, nachdem sich philippinische Migranten und philippinische Migrantenorganisationen weltweit dafür eingesetzt hatten.

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ziellen Vertretungen in Bonn, Hamburg oder Berlin registrieren lassen, um an den Wahlen teilnehmen zu dürfen. Dies stellt jedoch für viele eine entsprechende Hürde dar.

Aktivitäten im Bereich der politischen Bildung haben dennoch eine wichtige Bedeutung. Zwar werden sie lediglich von wenigen philippinischen Migrantenorganisationen im deutschen Raum aufgegriffen, dennoch bleibt dies ein wichtiges Handlungsfeld. Die Gruppierung „Migrant Initiative“ gehört zu den wenigen Migrantenorganisationen, die sich dieser Thematik annehmen und zum Beispiel eine Informa-tionsveranstaltung zum „absentee voting law“ abgehalten haben.

3.4.4 Stärkung und Vernetzung philippinischer Frauen

In Deutschland gibt es zudem als Plattform das „Philippine Women`s Forum“, das als Teil des europa-weit agierenden philippinischen Frauennetzwerks Babaylan mit diesem zusammen versucht die Stellung, Fähigkeiten und Kapazitäten philippinischer Frauen zu erhöhen. Es setzte sich in der Vergangenheit überwiegend für die Belange der in Deutschland lebenden philippinischen Frauen ein.

„Babaylan“ ist ein 1992 in Barcelona gegründetes europaweites Netzwerk philippinischer Frauengrup-pen und –initiativen.55 Ziel des Zusammenschluss war und ist die Vernetzung und der Austausch phi-lippinischer Frauen in Europa, um die jeweiligen Probleme dieser innerhalb der europäischen Länder sichtbar zu machen und Lösungsansätze für die spezifischen Situationen formulieren zu können. Über Vernetzungstreffen werden Strategien und Zielsetzungen formuliert. Pro-aktiv werden Workshops und Weiterbildungsseminare organisiert, beispielsweise zu den Themen Sparen oder Investieren. Diese wur-den u.a. auch auf einer Konferenz von Babaylan, die im Oktober 2007 in Köln stattfand, angesprochen und diskutiert.

Beispiel 1: Konferenz „gender, migration and development“ des philippinischen Frauennetzwerkes Babaylan

Die von der GTZ mitfinanzierte Konferenz zum Thema „gender, migration and development“ fand vom 26. – 28. Oktober 2007 in Köln statt. Unter den Teilnehmenden waren philippinische Frauengruppen und -initiativen aus zehn europäischen Ländern. Zudem waren zwei Vertreterinnen und Referentinnen von Frauen- sowie Entwicklungsinitiativen aus den Philippinen und Afrika anwesend, wie auch die philippi-nische Botschafterin in Deutschland, Delia Domingo Albert.

Über Vorträge, Frage- und Diskussionsrunden sowie Workshops wurden im ersten Teil der Konferenz un-terschiedliche Themen, wie Remittances oder bestehende Probleme philippinischer Frauen in Europa ange-sprochen und diskutiert. Die Botschafterin Delia Domingo Albert berichtete u.a. von ihren Bemühungen, philippinische Frauen breiter in unternehmerische Aktivitäten einzubinden.

Abschließend wurde das Augenmerk auf weiteres Capacity Building gelegt. Auch weitere Bemühungen in den Bereichen Fundraising, Projektmanagement, IT-Skills und Kommunikation wurden beschlossen. In einem zweiten Teil der Konferenz wurden die Situationen philippinischer Frauen und bestehende Aktivi-täten in den unterschiedlichen Ländern vorgestellt.

Die Konferenz förderte und unterstützte die Vernetzung philippinischer Frauen in Europa. Sie ermöglichte grundlegenden Informations- und Wissensaustausch, der insbesondere auch in den Pausen informell er-folgte, und trug dazu bei, die Kapazitäten von Filipinas zu erhöhen, um als Konsequenz weitere Aktivitäten in Angriff nehmen zu können. Das Wissen über die Situationen in den jeweiligen europäischen Ländern oder auch über bereits bestehende Initiativen im Kontext von Entwicklungsprozesse auf den Philippinen erhöht die Möglichkeiten gemeinsamen Handelns.

55 Siehe www.babaylan-europe.org. „Babaylanes“ waren in der vor-spanischen Zeit der Philippinen Priesterinnen, die nicht nur heilige Rituale durchführten, sondern auch politische Führungsrollen innerhalb ihrer Gemeinschaften innehatten und sich für eine egalitäre Gemeinschaft einsetzten.

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

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3.4.5 Schwierigkeiten und Herausforderungen

Ein grundlegendes Problem für die Arbeit philippinischer Migrantenorganisationen in Deutschland besteht im Zugang zu finanziellen Ressourcen, um Aktivitäten umsetzen zu können. Vielen der aktiven Gruppierungen fehlt es an möglichen Partnern, die ihre Aktivitäten auch finanziell unterstützen. Zu-dem besteht ein Mangel an ausreichenden Kenntnissen über Fördermöglichkeiten und Antragstellung. Hinzu kommen häufig abschreckende bürokratische und komplizierte Antragsprozesse. Ein Großteil der Aktivitäten findet zudem als ehrenamtliche Tätigkeit statt. Die Zeit für weiteres Engagement ist auf-grund beruflicher sowie familiärer Pflichten begrenzt.

Die philippinische Migration ist weithin eine Migration gut ausgebildeter Personen. Allerdings schränkt die Nicht-Anerkennung von Bildungsabschlüssen die Arbeitsmöglichkeiten für Filipinas/-os in Deutsch-land stark ein. Durch diese Dequalifzierung auf dem Arbeitsmarkt kann das Potenzial der philippi-nischen Diaspora zur Entwicklung ihres Herkunftslandes beizutragen, nicht vollständig ausgeschöpft werden.

3.4.6 Europäischer Vergleich

Philippinische Migranten in Europa, insbesondere in den Niederlanden und England, sind überwie-gend gut vernetzt, wie auch das vorangegangene Beispiel von Babaylan zeigt. Über Konferenzen, Work-shops und Schulungen beispielsweise tauschen sie grundlegende Kenntnisse aus und vermitteln wich-tiges Know-how u.a. im Bereich „Remittances“. Die niederländische „Pasali Philippine Foundation“ ist z.B. in diesem Bereich aktiv. Sie wurde von philippinischen Seefahrern gegründet und ist in Projekten sowohl auf den Philippinen als auch innerhalb der Niederlande tätig. Sie informieren Filipinas/-os über Potentiale von Remittances, des Sparens oder über Investitionsmöglichkeiten. Die Stiftung engagiert sich im Süden Mindanaos. Weitere Kooperationen in den Niederlanden gibt es beispielsweise zwischen Oxfam Novib, der Bayanihan Foundation und der Commission for Filipino Migrant Workers (vgl. Bei-spiel 1).

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Beispiel 2: Economic Resource Center for Overseas Filipinos (ERCOF)

Das „Economic Resource Center for Overseas Filipinos“ (ERCOF) wurde 1999 in Genf gegründet und eröffnete 2003 sein Büro auf den Philippinen. Es verbindet Organisationen und Einzelpersonen in den Niederlanden, Luxemburg, Belgien, Schweiz, Dänemark, Singapur, Japan und Saudi Arabien, deren Ziel es ist, die Entwicklung der lokalen Wirtschaft auf den Philippinen durch Investitionen und Spareinlagen von Migranten zu unterstützen (www.ercof.org).

Durch das Programm „Overseas Filipinos savings and investments in Microfinance Rural Banks“ fördert ERCOF Spareinlagen und Termin- bzw. Festgeldanlagen von Migranten in lokalen Mikrofinanzinstitutio-nen. Die Festgelder werden mindestens für ein Jahr zu einem Zinssatz von 8,5% bis 10% pro Jahr angelegt (Schüttler 2008:22-25).

Im Jahr 2004 eröffneten Auslands-Filipinos in Luxemburg und den Niederlanden eine Festgeldanlage im Umfang von 6.900 Euro in den lokalen Banken „Xavier Punla“ und „Xavier Tibod“. Die beiden Mikro-finanzinstitute wurden von der privaten „Milamdec Foundation” gegründet, die ihren Sitz in der Xavier University in Cagayan de Oro City hat und seit 20 Jahren Landwirte finanziell unterstützt. Um Kosten zu sparen, wurden die Gelder in beiden Fällen kollektiv – vom Bankkonto eines Teilnehmers auf das Bankkon-to der entsprechenden lokalen Bank auf den Philippinen – überwiesen. Trotz des kollektiven Geldtransfers erhielt jeder einzelne Anleger ein Festgeldzertifikat der „Milamdec Foundation“ (ebd).

Nach diesen ersten Erfahrungen stellte ERCOF seine Sparmechanismen philippinischen Migranten in fünf europäischen Städten vor. Die Rückmeldung seitens der Migranten verdeutlichte die Notwendigkeit die Anzahl der Kooperationsbanken von ERCOF zu erhöhen, da die im Ausland lebenden Filipinas/-os sich wünschen, dass ihre gesparten Gelder einer Mikrofinanzinstitution in ihrer lokalen Gemeinschaft zu Gute kommt. Infolge dessen unterschrieb ERCOF im Jahr 2006 einen Vertrag mit der „Rural Bankers Associati-on of the Philippines Inc.“(RBAP), in der lokale Banken (von denen 120 in Mikrofinanzierungsaktivitäten involviert sind) organisiert sind. Dies erweiterte die Möglichkeiten für Migranten in ihren Herkunftsorten zu investieren enorm, da ca. zwei Drittel der philippinischen Arbeitsmigranten aus ländlichen Gebieten stammen (ebd).

3. Die philippinische Diaspora in Deutschland

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4. Schlussfolgerung und Empfehlungen

Deutschland gehört zwar nicht zu den klassischen Zielländern philippinischer Migration, es verfügt dennoch über eine, zum Teil gut integrierte, philippinische Diaspora, die sich mittels unterschiedlicher Aktivitäten in ihrem Herkunftsland engagiert. Selbst die irregulär in Deutschland lebenden Filipinas/-os haben in einem besonderen Maße das Herkunftsland bzw. die dort lebenden Familienmitglieder im Blick.

Die philippinische Diaspora in Deutschland ist in unterschiedlichen Formen organisiert und transnatio-nal aktiv. Organisationsformen und Aktivitäten entlang religiöser, kultureller oder sozialer und gemein-nütziger Linien überwiegen. Neben der Ausübung religiöser Praktiken, der sozialen Zusammenkunft und der interkulturellen Verständigung, spielt die Unterstützung des Herkunftslandes durch kollektive Remittances, Sachgüter oder auch Know-how-Transfer eine bedeutende Rolle. Ein großer Teil der Ver-eine, Gruppierungen und Organisationen unterstützen kleinere Projekte auf den Philippinen, entweder finanziell – sowohl regelmäßig als auch unregelmäßig –, durch Sachmittel oder Know-how-Transfer.

Neben dem kollektiven Engagement stellen die individuellen Remittances, die überwiegend an Fami-lienmitglieder gesandt werden, ein großes Potenzial für das Herkunftsland dar. Ein wichtiger Ansatz-punkt, der weiterer Unterstützung bedarf, ist dabei das Capacity Building im Bereich von Investitionen in produktive Bereiche auf den Philippinen und beim Sparen, um die langfristige Nutzung der finan-ziellen Ressourcen zu gewährleisten. Denn die Bewusstseinschaffung über Möglichkeiten finanzieller Ressourcen ist eine wichtige Voraussetzung, um umfassendere und nachhaltige Entwicklungsprozesse initiieren zu können. Mögliche Handlungsoptionen sind in diesem Zusammenhang Informationsveran-staltungen und Trainingsmaßnahmen in Kooperation mit der philippinischen Botschaft.

Die Vernetzung von philippinischen Frauen durch Netzwerke wie Babaylan bietet schon jetzt wichtige Lichtblicke in Bezug auf Kooperationen im europäischen Kontext. Darüber hinaus bietet sich eine Zusammenarbeit mit international vernetzten philippinischen Vereinen und Gruppen, u.a. vom „Phi-lippine Women’s Forum“ oder der „Migrant Initiative“, an. Auch eine verstärkte Vernetzung mit phi-lippinischen Migrantenorganisationen im europäischen Ausland ist empfehlenswert. Denkbar wäre in Deutschland zudem eine Kooperation mit entwicklungspolitischen Institutionen, Organisationen und Vereinen, die bereits mit philippinischen Migrantenorganisationen zusammen arbeiten. Als besonderer Kooperationspartner ist an dieser Stelle das Philippinenbüro in Essen zu nennen, da es gut in zivilgesell-schaftliche Strukturen eingebunden ist und über langjährige Kontakte mit philippinischen Migranten-organisationen verfügt.

Grundsätzlich weisen die beschriebenen herkunftslandbezogenen Aktivitäten der philippinischen Dia-spora in Deutschland ein hohes Potential für eine Zusammenarbeit mit der deutschen Entwicklungszu-sammenarbeit (EZ) auf. Um Synergieeffekte zwischen den Zielsetzungen der deutschen EZ sowie dem philippinischen Diasporaengagement möglichst effektiv zu nutzen, müssten jedoch die Organisations-strukturen der philippinischen Diaspora weiter gestärkt werden. Denn neben den begrenzten finanzi-ellen, personellen und zeitlichen Ressourcen ehrenamtlicher Einzelpersonen und Organisationen, stellt insbesondere die hohe Zersplitterung der Organisationen ein Hindernis für Diasporaengagements dar.

Darüber hinaus muss insbesondere die Wahrnehmung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) als Kooperationspartner innerhalb Deutschlands weiter erhöht werden. Momentan wird sie von vielen philippinischen Organisationen und Individuen, die bereits mit der Arbeit der GTZ in Kontakt gekommen sind, allein als entwicklungspolitischer Akteur auf den Philippinen wahrgenommen. Ein Fond zur finanziellen Unterstützung ausgewählter Initiativen innerhalb Deutschlands erscheint neben der organisatorischen Unterstützung von Initiativen sowie dem Capacity Building von Filipinas/-os sinnvoll. Aufgrund teils sprachlicher Barrieren sollte die Möglichkeit erwogen werden, Anträge auch in englischer Sprache formulieren zu können, um nicht abschreckend zu wirken. Christliche Gemeinden

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als Informations- und Kommunikationszentren könnten auch für eine Verbreitung und Streuung von Informationen über Kooperationsmöglichkeiten von Migrantenorganisationen mit dem Sektorvorhaben genutzt werden.

4. Schlussfolgerung und Empfehlungen

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Scalabrini Migration Center: www.smc.org.ph

Taglit-Birthright Israel: www.birthrightisrael.com

The Worldbank: www.worldbank.org http://go.worldbank.org/KMNU73ELM0

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbHDag-Hammarskjöld - Weg 1 – 565760 Eschborn / DeutschlandT + 49 61 96 79 - 0F + 49 61 96 79 - 11 15E [email protected] www.gtz.de