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PostadresseFreunde des Bergbaus in GraubündenElsbeth Rehm, Präsidentin Telefon 081 833 45 82Via Pradè 24, 7505 Celerina

«Bergknappe»RedaktionPostfach 632, 7270 Davos Platz 1

Regionalgruppen Graubünden:• Arosa-Schanfi gg: Renzo Semadeni, Aelpli, 7050 Arosa• Bündner Oberland: Gaudenz Alig, Miraniga, 7134 Obersaxen• Ems-Calanda: Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, 7205 Zizers• Filisur-Albulatal: Christian Brazerol, Café Belfort, 7493 Schmitten• Klosters-Prättigau: Georg Jenny, Haus Rosengarten, 7214 Grüsch• Oberengadin: Jann Rehm, Via Pradè 24 7505 Celerina• Savognin-Oberhalbstein: Eduard Brun, Greifenseestrasse 2, 8600 Dübendorf• Schams: Hans Stäbler, Rufana, 7477 Filisur• Unterengadin: Peder Rauch, Vi, 7550 Scuol

Partnervereine und Stiftungen:• Miniers da S-charl: Peder Rauch, Vi, 7550 Scuol• Bergbauverein Silberberg Davos: Otto Hirzel, Postfach 322, 7270 Davos Platz 1 www.silberberg-davos.ch• Stiftung Bergbaumuseum Graubünden, Schmelzboden-Davos: Dr. Ruedi Krähenbühl, Vialstr. 13, 7205 Zizers• Fundaziun Schmelzra S-charl: Peder Rauch, Vi, 7550 Scuol

Jahresbeitrag FBG: Fr. 50.–«Bergknappe» je Einzelnummer: Fr. 15.–

Inhaltsverzeichnis

– Historie des Harzer Bergbaus 2

– Zur Erinnerung an den 200. Geburtstag des Erfi nders der «Schwamkrug-Turbine» für den Einsatz in der Montanindustrie des 19. Jahrhunderts 8

– Geheimnisse im Calanda – Die Goldene Sonne 11

– Rumänien, Bergwerke und Mineralien 20

– Die Blei- und Zinkgruben am Mittagshorn im Sertigtal 23

– Mineralien vom Silberberg, Davos 26– Winterwanderung zum Silberberg 33– Verschiedenes, aus den Regionen 36

Druck: Buchdruckerei Davos AG

BERGKNAPPE 112Freunde des Bergbaus in Graubünden, FBGAmis da las minieras en il Grischun, AMG

Amici delle miniere nel Grigioni, AMG

1 / 2008April

32. Jahrgang

Redaktionskommission: Walter Good, Vorsitz, Paul Henk, Otto Hirzel, Beat Hofmann, Hans Peter Schenk, Hans Stäbler

Wissenschaftliche Mitarbeiter:• E. Brun, Greifenseestr. 2, CH-8600 Dübendorf• G. Grabow, Prof. Dr. Ing. habil. Friedmar-Brendel-Weg 1 A D-09599 Freiberg / Sachsen• E. G. Haldemann, Dr., Geologe, CH-1792 Cordast FR• H. J. Köstler, Dr., Dipl. -Ing., Grazerstrasse 27, A-8753 Fohnsdorf • H. Krähenbühl, Dr. h. c., Edelweissweg 2, CH-7270 Davos Platz• H. J. W. Kutzer, Dipl. Ing., Rehbergstr. 4, D-86949 Windach• H. Pforr, Dr. Ing., Friedeburgerstr. 8 c, D-09599 Freiberg / Sachsen• G. Sperl, Prof., Dr. phil., Jahnstr. 12, A-8700 Leoben• H. Stäbler, Rufana, CH-7477 Filisur• G. Weisgerber, Prof., Dr., Deutsches Bergbaumuseum, D-44791 Bochum

Erscheinungsdaten des «Bergknappen»:Mitte April und Mitte OktoberRedaktionsschluss: 1. 3. und 1. 9. (2 Hefte)

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Ende Juni 2007 erschien eine Mitteilung in den re-gionalen Zeitungen über die Schliessung des letzten Harzer Bergwerkes bei Bad Lauterberg im Südharz nach einer über 1000-jährigen Bergbaugeschichte. Auf Anregung des Vorsitzenden des Bergbauvereins Silberberg, Davos, und Redaktionsmitgliedes des «Bergknappen», Otto Hirzel, möchte ich dem Leser dieser Zeitschrift einen kleinen Rückblick auf die sehr interessante Geschichte des Harzer Bergbaus geben.Kaum eine andere deutsche Landschaft bietet auf so engem Raum so viel unterschiedliche geologische Erscheinungen und ein solch breites Spektrum ver-schiedener Gesteins- und Erzarten wie der Harz und sein unmittelbares Vorland. Der Harz ist eines der geologisch am besten erschlossenen Gebiete, nicht zuletzt infolge des jahrhundertelang ansässigen Berg-baus und der hier geförderten Geowissenschaften.Offi ziell ist der Harzer Bergbau damit 1021 Jahre alt geworden. Denn die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 986 n. Chr. Wie sich heraus-stellte, müssen schon lange vorher Menschen hier aktiv gewesen sein. Es gibt Schlacke- und Erzfunde, die belegen, dass im 3. und 4. Jahrhundert hier Kup-fer und Silber abgebaut wurden. Andere Bodenfunde lassen darauf schliessen, dass es schon in der Bronze-zeit vor über 3000 Jahren Erz- und Metallgewinnung gegeben haben muss. Es konnte eine kontinuierliche Verhüttung von der römischen Kaiserzeit bis ins hohe Mittelalter nachgewiesen werden. Gestützt werden diese Ereignisse von Untersuchungen an Torfschich-ten, in denen sich Hüttenräuche niedergeschlagen haben. Selbst für die jüngere vorrömische Eisenzeit konnte eine zwar geringe, aber eindeutig vom Men-schen herrührende Anreicherung an Blei, Cadmium, Kupfer und Zink nachgewiesen werden.Im Harz entstand aufgrund einer planvoll klöster-lichen, später herzoglicher und städtisch-bürgerlicher Initiative eines der frühesten geschlossenen Indus-triereviere Deutschlands. Im Gegensatz zum teilwei-

se schon besiedelten Unterharz blieb der Oberharz bis zu Beginn des Mittelalters ein weitgehend unbe-wohntes Waldgebiet.

Die erste Bergbauepoche reichte ca. von 1200 bis 1350In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lässt sich nachweisen, dass Zisterzienser Mönche und ihre Lai-enbrüder als Besitzer und Betreiber von zahlreichen Bergwerken und Hüttenanlagen in Erscheinung treten (z.B. Kloster Walkenried bei Goslar). Möglicherweise kann man von einer Pionierrolle der Zister zienser im Montanwesen im Harz sprechen.Diese erste Epoche kam jedoch durch eine sich Mitte des 14. Jahrh. durch ganz Europa ausbreitende Pest-seuche, aber auch durch Holzmangel infolge Raub-baues an den Wäldern, im Jahre 1349 zum Erliegen. Nahezu 150 Jahre ruhte der Bergbau. Ein grosser Teil der Harzbewohner wurde in kurzer Zeit dahingerafft. Nach der Pest hielt die Not an, denn Kriege tobten ärger als je zuvor.

Die zweite Bergbauepoche ging vom 16. Jahrhundert bis zum Dreissigjährigen Krieg (ca. 1520 – 1630)Nach dem Dreissigjährigen Krieg verhinderte zu-nächst die starke Zerrissenheit des Landes einen schnellen Aufschwung der Wirtschaft. Danach avan-cierte speziell der Oberharz in der Barockzeit zum grössten Silberproduzenten Europas.Durch den Reichtum an Silber-, Blei-, Kupfer- und Ei-senerzen entwickelte sich in dieser Region ein ausge-dehntes und blühendes Montanwesen. Durch vielfäl-tige vom Staat eingeräumte Bergfreiheiten gehörten die Bergleute im 16. Jahrh. zu einem angesehenen und privilegierten Berufsstand.Der Bergbau in dieser Epoche soll sich schon auf viele Oberharzer Gangzüge erstreckt haben, die auch in späteren Bergbauperioden in Abbau waren, sich

Historie des Harzer Bergbaus

Paul Henk, Cremlingen

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aber auf geringe Teufen bis max. 20 m beschränkt haben, sodass Wasserhaltungs- und Förderungspro-bleme leicht manuell zu Iösen waren.

Die dritte Bergbauepoche ging vom Ende des gewerkschaftlichen Bergbaus bis zum staat-lich-fi skalischen Betrieb (ca. 1650 – 1930)Zu Beginn des Abbaus gewannen die Bergleute das Erz im Harz auf zwei Arten, die traditionelle mit Schle-gel und Eisenarbeit (bis heute gilt es als Wahrzeichen der Bergleute) und zum anderen mit Feuersetzen. Pulversprengen (Schiessen) wurde im Deutschen Bergbau und zwar zu allererst im Oberharz im Jahre 1632 eingeführt. Es war ein aus Ungarn importiertes Verfahren.

Die im 17. bis 18. Jahrh. steigenden Verschuldungen der Grubeneigner (Gewerken) führten zu weiteren Verstaatlichungen der meisten Bergwerke. Sie wur-den der Obhut von herrschaftlichen Bergämtern als Vertreter der Landesherren unterstellt, die entspre-chend zunehmend Einfl uss nahmen. Um eine ge-winnbringende Metallproduktion aufrecht zu erhal-ten, erwuchs eine Reglementierung der Bevölkerung, die in den monostrukturell ausgerichteten Bergstäd-ten schnell in eine völlig wirtschaftliche und soziale Abhängigkeit vom Staat geriet. Alte Bergfreiheiten wurden immer mehr eingeschränkt bis hin zur Be-deutungslosigkeit.Erst Mitte des 19. Jahrh. bekam die Region durch den sich entwickelnden Tourismus einen wirtschaftlichen

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Abb. 1: Die politischen Verhältnisse im Harz im 17. bis 18. Jahrhundert (aus Düntgen, 2000).

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Abb. 2: Die Anlagen des Kulturdenkmals Oberharzer Wasserregal Clausthal, Buntenbock, Zellerfeld, Bocks-wiese, Hahnenklee.

Aufschwung. Begünstigt wurde dieser durch den Bau der Harzer Schmalspurbahn. Ende des 19. Jahrh. machte sich die Erschöpfung der Vorräte verbunden mit einer Verarmung der Erzfüh-rung bemerkbar, die u. a. auch eine Abwanderung der Menschen aus der Harzregion bewirkte.

Anfang des 20. Jahrh. wurden nach und nach die meisten Gruben geschlossen, bis im Juni 2007 das letzte Bergwerk aufgelassen wurde.Zuerst lief der Bergbau bei St. Andreasberg gegen 1910 aus, während die Gruben bei Clausthal – in-zwischen eine Teufe von über 1000 m erreichten

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– noch bis 1930 betrieben worden sind. Der Berg-bau im Westharz bei Bad Grund konnte jedoch dank guter Erzvorräte noch bis 1992 betrieben werden.

Das WasserDas Wasser spielte in allen Bergbaurevieren die glei-che negative wie positive Doppelrolle. In der Gru-be musste es mit Energieaufwand beseitigt werden, sonst soff die Grube ab. In den Schächten stellte es die einzige wirkliche Energiequelle zum Fördern von Erzen, Gestein und Wasser dar, später galt das auch für die Fahrung.Die alten Bergwerke lagen alle in bergiger Land-schaft, bedingt durch den natürlichen Aufschluss der Lagerstätten durch Erosion. Diese morphologische Situation bot nun ganz andere Möglichkeiten zur Wasserwirtschaft als das Flachland. Man konnte eine Bevorratung aufbauen, ein Verteilungssystem organi-sieren und Energiestufen errichten.Man sammelte die Niederschlagswasser, an welchem der Oberharz so reich ist, um sie für die Wasserrä-der zu verwenden. So sind im Laufe vieler Jahrzehnte in den verschiedenen Höhenlagen kleine Talsperren und Kanäle angelegt worden, die vielfach terrassen-förmig übereinander angeordnet sind. Im Laufe von

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Abb. 3: Oberharzer Teichdämme der alten Bauart.

300 Jahren wurden mehr als 70 Teiche angelegt, die zusammen eine Fläche von ca. 260 ha bedeckten und mehr als 10 Mio. cbm Wasser fassten.Als nach wenigen Jahrzehnten die oberfl ächennahen, reichen Huterze abgebaut waren und die Schächte den in die Teufe hinabsetzenden Erzmitteln folgten, gab es bald Probleme, der zulaufenden Grundwässer Herr zu werden. Da Pumpen und andere Wasserhebe-vorrichtungen noch nicht leistungsfähig waren, blieb als einziger Ausweg die Anlage von tiefen Stollen, die vom nächsten Tal aus herangetrieben, den Gruben eine natürliche Wasserlösung brachten. Solche von vielen Gruben gemeinsam genutzten Stollenbauten erforderten damals grosse Investitionen, die von den kapitalschwachen Gewerkschaften unmöglich allein aufgebracht werden konnten.Das Hauptproblem lag im Heben des sitzenden Was-sers. Zunächst besorgten Wasserknechte das Ausschöp-fen mit Hilfe von Ledereimern. Später erfolgte dieses mit Hilfe der Heinzenkünste. An Ketten befestigte Le-derbälle wurden durch ein Rohr gezogen. Der Antrieb erfolgte durch Menschenkraft mittels Tretrad oder mit Pferden (Rosskunst) oder Wasserrädern (Radkunst). Der Durchbruch zum modernen Bergbau des 16. bis 18. Jahrh. erfolgte dann mit dem Einsatz von Pumpen.

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Als aber die Grubenbaue in immer grössere Tiefen vorstiessen, mussten grössere Kräfte nutzbar gemacht werden, um die unterirdischen Schätze zutage zu fördern, denn man wurde nicht mehr Herr des lau-fenden Grundwassers.Der grosse Wasserbedarf erforderte zunehmend ein vernetztes Wasserhaltungssystem. Es blieb ein stän-diges Problem, besonders in den trockenen Sommer- oder kalten Wintermonaten. Die Wasserhaltung der Zechen besassen oberste Priorität. Seit 1530 entstand das heutige Kulturdenkmal «Oberharzer Wasserre-gal». Es war ein vernetztes System von insgesamt ca. 700 km Gräben, 120 Teichen und 30 km unterirdischer Wasserläufe, das dazu diente, Wasser aufzufangen, zu speichern und zu transportieren, um z. B. Wasserrä-der zum Heben von Lasten zu betreiben. Auch Pump-anlagen wurden mit diesem Wasser angetrieben. Sie waren überlebenswichtig, um das Grubenwasser aus den Bergwerken schaffen zu können.Heute erhalten und pfl egen die Harzwasserwerke GmbH dieses Naturdenkmal.

Der WaldZwei Jahrtausende Bergbau haben den Harz tief ge-prägt. Die Harzer Urwälder schienen ein nahezu un-erschöpfl iches Liefergebiet für Holz zu sein, aber das änderte sich radikal. Sein Pfl anzenkleid wandelte sich von Eichen- / Buchenwald zur Monostruktur der stand-ortfremden Fichte. An einigen Verhüttungsplätzen gab es bereits im achten Jahrhundert nach Chr. nicht mehr die ursprünglichen Wälder, und der Verbrauch an Brennmaterial stieg ständig. Um sich ein Bild über den Verbrauch an Holz zu machen, sei hier erwähnt, dass im Jahre 1526 im Oberharz 850 Raummeter Setz-holz (zum Erhitzen des Gesteins) verbraucht wurde.

Im 18. Jahrh. betrug der Holzverbrauch zum selben Zwecke jährlich 2300 Malter, entsprechend etwa 2800 Raummeter.Hierzu kam noch der Verbrauch für die Verhüttung des Erzes, den Grubenausbau und das Bau- und Brennholz der Bewohner hinzu.Das heutige Bild des Harzes als einer weitgehend bewaldeten Berglandschaft entspricht nicht dem Zu-stand des 17. und 18. Jahrh. und schon gar nicht dem des Mittelalters. Für die vergangenen Jahrhunderte ist vielmehr mit einem Landschaftsbild zu rechnen, das nicht zuletzt durch grosse, weitgehend entwaldete Flächen gekennzeichnet war.Im Grunde war der Umgang mit dem Holz eine stete Ökonomie des Mangels. Deutlich sind Wachstums-begrenzungen des Montansektors durch Knapp-heit des Rohstoffs Holz zu beobachten. Erst die sys-tematische Forstwirtschaft brachte seit Anfang des 18. Jahrh. eine Besserung.Wovon die historischen Quellen schweigen, das hin-terlässt wie überall in der Natur deutlich sichtbare Spuren.

Die technischen ErrungenschaftenDer Harzer Bergbau hat einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Bergbaus und der damit verbun-

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Abb. 5: Stangenfahrkunst: Die Stangen hatten Querschnitte von etwa 400 cm². Wegen des hohen Gewichtes der oft viele hundert Meter langen Stangen wurden die Verbindungsstücke enorm belastet. Mit eisernen Klammern sind hier die Hölzer miteinan-der verbunden (Foto Balck).Abb. 4: Feuersetzen nach Agricola

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denen Technik geleistet. Als bedeutendste Entwick-lung gilt die Fahrkunst. Eine weitere, nicht nur für den Bergbau, sondern für die gesamte Technik, war die Erfi ndung des Draht-seiles 1834. Grund dafür war die zunehmende Erzför-derung sowie die erreichte Grenze der Belastbarkeit bei zunehmender Tiefe der Stollen, durch die ständig

Abb. 6: Drahtseilfahrkunst im Schacht Samson, St. Andreasberg / Harz.Bergrat Ey auf der Fahrkunst, Foto um 1901.

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der Verbrauch an Hanfseilen stieg, ebenso die damit verbundenen Kosten, da die Seile aus dem Ausland – Holland – bezogen wurden. Ein kurzfristiger Einsatz von eisernen Ketten scheiterte daran, dass diese bei entsprechender Tiefe der Schächte zu schwer wur-den.Der Harz verfügt nicht nur über die grösste Dichte an Montanmuseen im mitteleuropäischen Raum, son-dern er verfügt auch über einige bergbauliche Super-lative. Das in Clausthal-Zellerfeld befi ndliche Oberharzer Bergwerksmuseum wurde bereits im 19. Jahrh. ge-gründet und ist damit eines der ältesten Museen im Harz zum Thema Bergbau.Das Erzbergwerk am Rammelsberg bei Goslar hatte eine Gesamtausbeute von ca. 27 Mio. Tonnen Silber-, Blei- und Kupfererz. Damit ist dieses Bergwerk eine der ergiebigsten Lagerstätten weltweit. Im gleichen Verhältnis befi ndet sich das heutige Bergwerksmu-seum mit einer Fläche von ca. 20 000 m² und ist eines

der grössten Deutschlands. In der Grube Samson in St. Andreasberg befi ndet sich die einzige original er-haltene und funktionstüchtige Fahrkunst der Welt.Es ist sicherlich nicht übertrieben, wenn man be-hauptet, dass der Harz eine einzigartige, historische Kulturlandschaft im Norddeutschen Raum mit se-henswerten montanhistorischen Einrichtungen ist.

Anschrift des Verfassers:Paul HenkGruenstrasse 7 D-38162 Cremlingen [email protected]

Chronik:Auswahl aus dem breiten Spektrum an einschlägiger Harzlitera-tur:– Dennert: «Kleine Chronik» – Wilfried Ließmann: «Historischer Bergbau im Harz», Springer

Verlag, Berlin 1997, 337 Seiten, 2., korr. und erg. Aufl age, ISBN 3-540-62930-0

– Fessner: «Montanunion Harz»; Schriften d. Nieders. Landesamt f. Denkmalpfl ege; Bergbau 10/88

– Heinrich Arendt: «Beschreibung des Bergbaus am Rammels-berg bei Goslar», Berg- und hüttenmännische Zeitung [Frei-berg] 1854

– Wikipedia: Malter, in Sachsen ein Mass, das 12 Scheffel = 1247,82 Liter entsprach

– Friedrich Balck: «Technik gegen die Tücken des Berges», Akad. Geowiss. Hannover, Veröffentl., 20 (2002): 95 – 109 www.geo-akademie.de/PDF/Heft20/Balck.pdf

– Ralf Scheibe: «Bergbau – Wasserwirtschaft im Harz und Erzge-birge», Berknappe 93/94, 3/2000, 4/2000

– Ralf Scheibe: «Der Ausbau der übertägigen Speicherraumkapa-zität im Rahmen der historischen Bergbauwasserwirtschaft» ..., 1998 Diplomarbeit am Institut für Geographie der Ernst Arndt Universität, Greifswald

– Oberharzer Wasserregal http://www.geographie.uni-freiburg.de/ipg/gkgl/lehre/

sose04/DigikamHTMLExport/3%20Bergbau/index.html– Schaubergwerke http://www.untertage.procondesign.de/start.php– Geologische Objekte in Niedersachsen http://www.lbeg.niedersachsen.de/master/C42397317_

N43720460_L20_D0_I31802357.html– Geologie http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C42752693_L20.pdf– Georg Agricola: «Vom Berg- und Hüttenwesen», «De re metallica

libri XII», dtv, Deutscher Taschenbuchverlag, 2. Aufl age 1877, p. 90

ISBN 3-423-06086-7– C. Düntgen: «Geschichte des Bergbaus im Harz», 2000. http://www.xris.de/Geschichte/Harzerbergbau.pdf

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Friedrich Wilhelm Schwamkrug wurde am 20. Fe bruar 1808 in Schneeberg geboren. Er entstammte einer al-ten Bergmannsfamilie. Fr. W. Schwamkrug erzielte auf der Bergschule Schneeberg sehr gute Leistungen und wurde 1826 vom Bergamt Schneeberg zur Auf-nahme an die Bergakademie Freiberg mit dem Hin-weis empfohlen, dass er zu einem «Maschinenmanne» ausgebildet werden sollte. Er kam mit einigen Schul- und bergmännischen Vorkenntnissen nach Freiberg, musste sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen, in der ihm viel Fähigkeiten, auch hinreichende Vor-kenntnisse in dem mathematischen Fache bestätigt wurden. Er begann im Herbst 1826 das Studium.Schwamkrug erzielte bei seinem Studium an der Bergakademie Freiberg fast durchweg sehr gute Leistungen. Bemerkenswert sind die Urteile seiner akademischen Lehrer:«Prof. C. F. Naumann 1827 – Schwamkrug sei einer der fl eissigsten und wissbegierigsten Zuhörer; Zei-chenmeister J. S. B. Sieghardt 1827 – Schwamkrug hat keine einzige Stunde verabsäumt und wünschte zusätzlich die Regeln der Perspektive zu lernen; Prof.

Breithaupt 1827 – Sein Geist zeigt Empfänglichkeit und man merkt es ihm bald an, dass er das Studium nicht bloss zu seinem Berufe, sondern auch zu seiner Freude macht; Prof. C. A. Naumann 1828 – Schwam-krug ein offener, mit treffl ichem Fassungsvermögen begabter Kopf; Bergkommissionsrat K. A. Kühn 1828 – Schwamkrug und Merbach sind von den wirklichen Akademisten des zweiten Studienjahres wieder die Vorzüglichsten; Prof. Hecht 1829 – In der Berg-maschinenlehre haben sich nur wenige, darunter Schwamkrug – aber auch als vorzüglich Fleissige und Denkende gezeigt; Prof. Lampadius 1830 – Schwam-krug hat sehr gute chemische Kenntnisse und hat sich äusserst fl eissig und aufmerksam gezeigt, Mark-scheider Leschner 1830 – Schwamkrugs Belege zur Markscheidekunde sind mit vieler Genauigkeit und Umsicht bearbeitet.»Nach jedem Studienjahr erhielt Schwamkrug eine Prämie von mehreren Gulden. Als bester Absolvent des Jahrganges schloss Schwamkrug am 23. Oktober 1830 sein Studium ab. Anschliessend trat er auf Anregung des Maschinen-direktors Brendel in die neu gegründete staatliche Maschinenbauwerkstatt Halsbrücke bei Freiberg ein. Als er 1838 an die Stelle des verstorbenen Heim zum Hüttenwerkmeister ernannt wurde, trat erstmals im sächsischen Bergbau ein wissenschaftlich gebildeter Mann in diese Funktion des praktischen Maschinen-baues ein. Mit der Assessur im Oberhüttenamt erhielt Schwamkrug 1845 die Oberaufsicht über das Maschi-nenwesen in allen staatlichen Hütten.Bei der Ernennung zum Kunstmeister 1847 wurde für Schwamkrug als Kompetenzbereich festgelegt: «Kunstmeister und Assessor bei dem Oberhütten-amt und sämtlichen Bergämtern in Maschinen- und Bauangelegenheiten, zunächst mit der Leitung und Beaufsichtigung des Maschinen- und Bauwesens bei den Werten der Generalschmelzadministration, den fi skalischen Stolln und Wasserleitungen (Kunstgrä-

Zur Erinnerung an den 200. Geburtstag des Erfi nders der «Schwamkrug-Turbine» für den Einsatz in der Montan-industrie des 19. Jahrhunderts

Gerd Grabow, Freiberg

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Abb. 1: Friedrich Wilhelm Schwamkrug.

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ben) und den fi skalischen Berggebäuden (Gruben) des Freiberger Reviers». 1869 erfolgte seine Ernen-nung zum Bergrat.Der Maschinenmeister und Bergamtsassessor Schwam krug entwickelte 1846/1847 für den Einsatz im Bergbau einen neuen Turbinentyp, die «Schwam-krug-Turbine», die ihn unter den Bergleuten und Maschinenbauern am meisten bekannt gemacht hat. Das von Schwamkrug dabei zu lösende Problem war folgendes:Die Turbinen sind schnelllaufende Maschinen, wo-gegen die damaligen Kolbenpumpen-Kunstgezeuge bei etwa 7 Spielen pro Minute und die Förderanlagen einen ziemlich langsamen Gang hatten. Wollte man die bei den meist grossen Fallhöhen in den Gruben schnelllaufenden Turbinen hier als Kraftmaschinen nutzen, da wäre ein solch umfangreiches Vorgele-ge notwendig gewesen, dass der Wirkungsgrad der Anlage sehr niedrig geworden wäre. Der Vorteil der Turbinen konnte also nicht ausgenutzt werden.Schwamkrug erkannte, dass eine möglichst lang-sam laufende Turbine entwickelt werden musste. Die Konstruktion einer solchen gelang ihm, indem er den Umfang gross wählte, die Aufschlagwasser-menge möglichst klein hielt und die partiell auf die-se Beschaufelung führte. Damit war der Betrieb mit einfacheren Vorgelegen möglich. Abb. 2 zeigt das

Wirkprinzip im schematischen Aufbau der Schwam-krug-Turbine. In Abb. 3 ist in einem Demonstrations-modell die Turbine dargestellt. Die «Schwamkrug-Turbine» ist also eine «vertikale Radialturbine mit partieller inneren Beaufschlagung».Die Konstruktion und Betriebsweise waren wie folgt: Das Aufschlagwasser wurde in einer Rohrtour von der Seite an den inneren Durchmesser der Laufrad-beschaufelung der Turbine geführt. Die Leitschaufeln am Ende des Aufschlagrohres waren mit Klappen verbunden, siehe Abb. 2, die von aussen zwecks Re-gelung der Aufschlagwassermenge bis zum völligen Verschluss verstellt werden konnte. Die Beaufschla-gung im untersten Teil des Laufrades und die Ge-staltung der Leit- und Laufradschaufeln sowie die Betriebsweise weisen die Maschine klar als Turbine aus. Mit ihrer Grösse, dem Prinzip der partiellen Be-aufschlagung und der relativ geringen Drehzahl steht die Schwamkrug-Turbine aber sowohl mechanisch wie auch historisch zwischen den Wasserrädern und Turbinen, stellt also einen entwicklungsgeschichtlich besonders interessanten Maschinentyp dar. Eine wei-tere Schwamkrug-Turbine von 1890 steht im Deut-schen Museum München.Sehr erfolgreich war Schwamkrug auch auf dem Gebiet des Hüttenwesens. Er war seit 1838 Hütten-werkmeister und seit 1845 mit der Bearbeitung aller

Abb. 2: Aufbau der Schwamkrug-Turbine.

Abb. 3: Demonstrationsmodell der Schwamkrug- Turbine.

Page 12: BERGKNAPPE 112...(aus Düntgen, 2000). Bergknappe 1 / 2008 Seite 4 Abb. 2: Die Anlagen des Kulturdenkmals Oberharzer Wasserregal Clausthal, Buntenbock, Zellerfeld, Bocks-wiese, Hahnenklee.

Maschinenfragen der Hütten betraut und steht auf dem Gebiet der Hüttengebläse in einem besonderen von der Geschichte des Maschinenbaues geprägten Verhältnis zu seinem grossen Vorgänger Christian Friedrich Brendel. Dieser hatte 1805 bis 1844 Dampf-maschinen, Wassersäulenmaschinen und Zylinder-gebläse (u. a. das «Schwarzenberg-Gebläse») gebaut oder zumindest entworfen; war also führend in der Konstruktion von Kolbenmaschinen. Schwamkrug, der nächsten Generation der Maschinenbauer ange-hörend, wollte demgegenüber die energetisch und in der Wirkungsweise günstigeren rotierenden Maschi-nen einführen.Während Brendel noch 1829/1831 sein berühmtes «Schwarzenberg-Gebläse» als Kolbenmaschine kon-struierte, baute schon 1836/1838, allerdings mit Zu-stimmung von Brendel, sein damals junger Mitarbei-ter Schwamkrug für Muldenhütten bei Freiberg ein «Schraubengebläse» als rotierendes Gebläse. Es war nach dem Prinzip der Förderschnecke konstruiert (da-her Schraubengebläse) und tauchte unten tief in ein Wasserbecken ein. Die vom oberen Schraubenum-gang der schräg gelagerten Maschine geschöpfte Luft wurde durch die Rotation in deren Windungen schräg nach unten befördert. Im Verhältnis der Neigung der Schraube zu dem horizontalen Wasserspiegel wurde die Luft komprimiert und trat mit relativ geringem, für die Hüttenprozesse aber ausreichendem Druck aus der Maschine in die zu dem Schmelzaggregat führen-de Windleitung. Vorteile des Schraubengebläses waren die einfache Konstruktion, die rotierende Bewegung, die geringe Reibung, der Wegfall von Windverlusten und schädlichem Raum gegenüber den Zylindergeblä-sen und der geringe Leistungsbedarf für den Antrieb.

Im Winter 1836/37 lieferte das Eisenwerk Lauchham-mer die ersten Teile, und am 6. Juni 1838 konnte die Maschine in Betrieb genommen werden.In den Folgejahren traten Zentrifugalgebläse als eben-falls rotierende Gebläsemaschinen in echte Konkur-renz zu den Schraubengebläsen. Ihre Bedeutung und höhere Leistung erlangten die Zentrifugalgebläse be-kanntlich erst später mit den dann gegebenen Mög-lichkeiten des Maschinenbaues, doch sind Brendels und Schwamkrugs Arbeiten historisch wichtige Bei-träge für die Einführung dieses Maschinentyps.Für die Bergbau- und Hüttenmaschinen hat sich Friedrich Wilhelm Schwamkrug einen derartigen Ruf erworben, dass ihm in der Geschichte des Maschi-nenbaues stets ein würdiger Platz gebührt. Er leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Produktionsinstrumente.Friedrich Wilhelm Schwamkrug ist am 23. April 1880 in seinem 73. Lebensjahre in Freiberg gestorben und wurde auf dem Donatsfriedhof beigesetzt. Er war der letzte sächsische Oberkunstmeister.

Anschrift des Verfassers:Gerd GrabowProf. Dr. Ing. habil. Friedmar-Brendel-Weg 1AD-09599 Freiberg / Sachsen

Restaurant Schmelzboden, DavosPeter Hauser, Tel. 081 401 10 54, Schmelzbodenstr. 3, 7278 Davos Monstein

Öffnungszeiten

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Ruhetage Montag, Dienstag

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Die meisten Schweizer Goldwäscher haben schon einmal etwas davon gehört oder darüber gelesen: Im Calanda bei Chur hat es eine alte Goldmine! Genau genommen liegt jener Abschnitt des Calandas bei Felsberg, und die Goldmine heisst «Goldene Sonne». Man kann einiges darüber lesen, aber nur wenige Menschen kennen heute noch den genauen Ort aller Mundlöcher (Eingänge) oder die genaue Geschichte der «Goldgruoben bim Calanda zu Feltsperg». Es gibt einige ungeklärte Punkte im Zusammenhang mit der Goldenen Sonne, der Titel «Geheimnisse im Calanda» ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Übrigens leben am Fusse des Calandas auch Schlümpfe! Die Felsberger Schlümpfe sind ein sehr einfl ussreiches Geschlecht.

Man verzeihe uns das Wortspiel mit den Schlümp-fen, wir meinen damit natürlich nicht die blauweis-sen Comicfi guren, sondern Herrn Altbundesrat Leon Schlumpf und seine Tochter, die seit 1. Januar 2008 amtierende Frau Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Fakt ist, dass Felsberg heute die Ortschaft mit der weltweit grössten Bundesratsdichte ist. Aber kehren wir doch von der Politik wieder zu bestän-digeren Dingen zurück, nämlich zum Gold des Ca-landas.

Die heutige Situation um die Goldene SonneNachdem im Januar 1960 ein sensationeller Goldfund vom Emser Strahler Jakob Stieger in der obersten Grube gemacht wurde (wohlgemerkt nach 13 Jahren

Geheimnisse im Calanda – Die Goldene Sonne

Andreas Schwendener und Tobias Vogel

Abb. 1

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Suche), folgte natürlich einige Aktivität auf und im Calanda. Irgendwann verhängte die Gemeinde Fels-berg ein absolutes Strahlerverbot über das ganze Ge-meindegebiet.Es gibt auch Gerüchte, die besagen, dass vor einigen Jahrzehnten in einer der unteren Gruben ein Schü-ler ertrunken sei, nachdem er in einen überfl uteten Schacht stürzte und sich nicht befreien konnte.Heute ist ein harmloser und relativ kurzer Stollen als Goldene Sonne bekannt, ein guter Wanderweg führt zu dessen Mundloch, davor steht eine gemüt-liche Sitzbank. Es handelt sich dabei jedoch nur um die Grube Tschengels, die eigentlich keine wirkliche Goldmine ist bzw. war. Wahrscheinlich aus verschie-denen Gründen (Sicherheit, Schutz vor wilder Strah-lerei und Weiteres) hat sich in den letzten vierzig Jahren der Mantel des Schweigens über die obere, viel interessantere Grube gelegt. Wenn man Pas-santen und Einheimische heute nach der Goldenen Sonne fragt, weisen sie meist den Weg zur Grube Tschengels. Es gibt noch einige, die wissen, dass es irgendwo auch andere Grubensysteme gibt, aber die seien extrem schwer zu fi nden und gefährlich. Ganz anders sieht es aus, wenn man ein bisschen Litera-turrecherche betreibt. Es wurde von verschiedenen Personen geforscht [1], [2], [3], und man fi ndet einige Artikel dazu. Im Buch «Gold in der Schweiz» [4] ist eine gelungene Zusammenfassung über die Goldene Sonne gedruckt. Aus der Literatur geht hervor, dass es insgesamt mindestens sechs Gruben im Calanda

gibt (und diverse oberfl ächliche Schürfungen), wo-bei ungeklärt ist, wo überall Gold abgebaut wurde und wo andere Erze gefunden wurden. Urkundlich nachgewiesen ist erfolgreicher Goldabbau in der so-genannten Grube Fliden, die auch mit Abstand die grösste ist. Das Alter der verschiedenen Gruben ist ebenfalls nicht vollständig geklärt, wie auch der nicht unwesentliche Punkt, wo die goldführenden Quarz- und Calcitgänge waren und vor allem, wo sie heute noch zu fi nden sind. Es gibt jedoch einige interes-sante Forschungsergebnisse und Erklärungsansätze. Bei so vielen Geheimnissen konnten mein Kumpel und ich natürlich nicht widerstehen, die Sache mal in natura anzusehen. Wir nahmen uns vor, bei Gelegen-heit die Goldene Sonne zu befahren. Unser Vorhaben blieb aber lange nur ein Vorhaben, da es uns eher in die Bäche als unter Tage zieht. Kumpel Tobi brachte aber dann den Stein mit einem ersten Versuch ins Rollen...

Erster VersuchTobi hat sich eines schönen Tages im April 2007 spontan entschieden, auf das Mountainbike zu sit-zen und in die Nähe der Goldenen Sonne zu fah-ren, um dann oben am Berg zu Fuss die Gegend zu erkunden. Er hat dann relativ schnell, mit Hilfe von Passanten und einem Waldarbeiter, die offi zielle «Goldene Sonne» gefunden. Was er vorfand, war allerdings nichts Weltbewegendes. Ein Stollen, der zehn oder zwanzig Meter in den Berg führt. Etwas

Abb. 2: Grube Tschengels(links: Mundloch / rechts: Hauptstollen).

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Pyrit und einige Quarzgänge sind schon zu sehen, aber es war schnell klar, dass dies nicht alles sein konnte.

Zweiter VersuchWir gingen also hinter die Bücher, weil wir es ge-nauer wissen wollten. Schnell fanden wir heraus, dass die Grube Fliden die eigentliche Goldene Sonne ist und wir nach deren Mundloch suchen mussten. In der Grube Tschengels wurde nur Pyrit abgebaut, der ein bisschen Gold enthalten haben mag. Die be-rühmten Goldgänge im Calanda sind jedoch in der Grube Fliden. Deren ungefähre Lage kann man auch schnell anhand der alten Karten ermitteln, vor allem, wenn man die Grube Tschengels als Ausgangspunkt nimmt. Also bin ich eines Sonntagsnachmittags eben-falls spontan raufmarschiert und dachte – so «schlau» wie ich bin – gehe ich einfach von der Grube Tschen-gels aus bergaufwärts das Mundloch der Grube Fli-den suchen. Naja, eine schöne Wanderung war es schon... Ich habe bis zur Dämmerung erfolglos ge-sucht, so viel zum Thema Schlauheit. Als ich Kum-pel Tobi Bericht erstattete, war uns beiden klar, dass wir ohne systematische Suche keine Chance hatten, das Mundloch der Grube Fliden auf eigene Faust zu fi nden. Ausserdem war uns aufgrund der gelesenen Artikel klar, dass am Calanda diverse Stollen und Schürfungen zu fi nden sind, was die Suche nicht un-bedingt erleichtert. Im Internet fand ich sogar einen Bericht, demzufolge die Grube Fliden verstürzt und

Abb. 3: Aufstieg zur Grube Tschengels als Basis.

nicht mehr zu befahren sei. Tolle Voraussetzungen für eine Suchaktion...

Dritter und letzter VersuchWir liessen uns aber nicht entmutigen und zäumten das Ganze etwas systematischer auf. Wir beabsich-tigten, das Mundloch Fliden mit folgenden drei An-haltspunkten zu fi nden, die wir der Literatur entnah-men [1], [2], [3] und [4]:Anhaltspunkt 1: Höhe in m ü. M.Aus verschiedenen Angaben konnten wir die Höhe über Meeresspiegel des Mundloches Fliden auf einen Bereich von ca. 30 m einschränken.Anhaltspunkt 2: Himmelsrichtung aus Sicht Mund-loch Tschengels.Anhaltspunkt 3: Topografi e der näheren Umgebung des Mundlochs.Laut Dr. Kurt Bächtiger [3] ist das heutige Mundloch der Grube Fliden nicht das frühere Mundloch. Das heutige Mundloch wurde wahrscheinlich von innen nach aussen getrieben und als Schuttauswurf be-nutzt. Zum Zeitpunkt des Durchbruches zum Tage lag es in einer ca. 20 m hohen Felswand. Durch den ausgeworfenen Schutt entstand im Laufe der Zeit eine Schutthalde, die es heute ermöglicht, dort hin-ein zu gelangen. Das eventuelle, frühere Mundloch ist heute nicht mehr auffi ndbar, wahrscheinlich ver-stürzt. Unsere Strategie war also, vom Mundloch Tschengels in der richtigen Himmelsrichtung so lange aufwärts

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zu wandern, bis der Höhenmesser die passende Mee-reshöhe anzeigte. Von diesem Punkt aus wollten wir die Umgebung rasterartig systematisch absuchen und dabei auf Schutthalden achten, die an eine Felswand grenzen. Diese Methode hörte sich für uns einfach und zielsicher an. Die Realität sollte zeigen, dass wir einige Punkte dabei vergessen hatten, es kam alles ein bisschen anders...Seriös ausgerüstet, mit schweren Rucksäcken, kamen wir nach einem anstrengenden Aufstieg bei der Gru-be Tschengels an und mussten erst einmal Kraft tan-ken und rasten. Frisch gestärkt machten wir uns dann an den Aufstieg ins Zielgebiet Fliden, das noch einmal ca. 100 Hö-henmeter bergaufwärts liegt. Bis zur Grube Tschen-gels hatte es unter dem Schnee immerhin noch einen kleinen Weg, beim weiteren Aufstieg wurde es dann ziemlich wild. Wir kreuzten trotzdem bald die erste «interessante Höhenlinie». Die Spannung steigt nun natürlich exponentiell an! Wir starten mit der systematischen Suche. Zuerst geht alles gut, aber bald merken wir, dass wir uns das zu einfach vorgestellt haben. Erstens ist das Gelän-de teilweise so steil, dass die Absturzgefahr gross wird. Wir haben zwar Seile für den Notfall dabei, aber keine Klettergurte. Gemeinsam probieren wir es trotzdem und kommen dabei in nicht ganz ungefähr-liche Situationen. Einmal mehr bin ich froh um Tobis Bergtourenerfahrung. Aber bald gesellt sich ein wei-

Abb. 4: Mundloch der Goldenen Sonne (Grube Fliden).

teres Problem hinzu. Es gibt unzählige Stellen, die als Mundloch-Schutthalde in Frage kommen. Ausserdem sieht man viele kleinere Steinschläge und Erdrutsche. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Mundloch tatsäch-lich verschüttet ist, scheint gross. Es gleicht schon fast der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Der Schnee erschwerte die Suche natürlich. Nach ca. einer Stun-de Sucharbeit verlässt uns langsam der Mut. Plötzlich stösst Tobi auf eine Schutthalde, die verdächtig aus-sieht. Sofort beginnt er, sie abzusuchen und räumt Äste, Eis und Schnee weg wie eine gigantische Wühl-maus. Aber es sieht weiterhin nicht so aus, als ob wir es schaffen würden. Entmutigt kraxle ich seitlich noch etwas weiter. Da plötzlich sehe ich weiter oben durch die Bäume hindurch eine dunkle Stelle in einer Felswand. Und ja, unterhalb dieser Stelle hat es eine deutliche Schutthalde. Voller Adrenalin klettere ich die Schutthalde hinauf. Nach einigen Metern kommt die Enttäuschung, es scheint nur eine Felsspalte zu sein. Es ist aus diesem Sichtwinkel nur schlecht zu erkennen. Ich klettere trotzdem weiter, um sicher zu gehen und mich ansonsten weiter umzusehen. In-zwischen stehe ich wohl zwanzig Meter oberhalb von Tobi und stelle fest, dass «seine» Schutthalde eine Fortsetzung «meiner» Schutthalde ist. Nachdem ich ihn rufe, rumpelt und kracht es weiter unten, und scheinbar eine Sekunde später steht er zwei Meter hinter mir und fragt aufgeregt «Wo, wo, hast du es gefunden?!». Unsicher sage ich: «Wahrscheinlich nur

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eine Felsspalte.» Von unten sieht man nicht richtig zu dieser Stelle, also bleibt uns nichts anderes übrig als ganz hinaufzuklettern und wahrscheinlich doch nur eine weitere Enttäuschung zu erleben. Erst wenige Meter vor der Stelle sehe ich es ganz. Und was ich sehe, lässt mich jubeln! Da liegt es also tatsächlich vor uns, ein Meter breit und knapp zwei Meter hoch, verdeckt mit einem Eiszapfenvorhang, das «Mund-loch» der Goldenen Sonne. Wir müssen noch eine letzte Rampe erklimmen, was angesichts von Schnee und Eis recht mühsam ist. Dann ist es so weit, ein Blick in den Stollen räumt die letzten Zweifel beisei-te. Vor uns führt auf gerader Linie ein Stollen tief in den Berg. Wir fragen uns, wann hier wohl der letzte Mensch war, vor Kurzem, oder vor Jahrzehnten? Wir richten unser Materiallager im engen Mundlochbe-reich ein und ziehen uns für die Befahrung um. Mit Helmen, Stirnlampen und Notfallausrüstung treten wir ein. Schon nach wenigen Metern steigt die Tem-peratur auf die unter Tage üblichen ca. 6° C, was im Winter sehr angenehm ist.

Abbau AAls Erstes nehmen wir uns den Abbau A vor. Ein Hauptstollen führt horizontal in den Berg hinein. Nach einigen Metern treffen wir auf diverse Seiten-gänge. Überall sieht man prachtvolle Quarz- und Cal-citadern. Für einen Geologen wäre dies das reinste Paradies. Dort tropft Rost aus der Wand, hier sind

kleine Bergkristalle zu sehen. Man spürt förmlich, wie «schwer vererzt» hier der Fels ist, man kann es sogar riechen. Weiter hinten treffen wir dann auf den eigentlichen Abbau A, das ist ein ungefähr Wohnzim-mer-grosser Abbau auf der rechten Seite des Haupt-stollens. Ein uralt aussehender Holzbalken ist fi x horizontal installiert. Der Zweck ist uns nicht ganz klar, als Stütze scheint er jedenfalls nicht zu dienen. Vielleicht als Gerüstbasis, um an der Decke arbeiten zu können. Vom Abbau A führen drei Durchgänge in den Hauptstollen zurück, die Dichte an Quarz- oder Calcitklüften ist sehr gross. Wir sind sicher, hier muss erfolgreich Gold abgebaut worden sein, sonst wäre nicht so grosser Aufwand betrieben worden.Wieder zurück im Hauptstollen gehts weiter. Bald stossen wir auf das Ende des Hauptstollens. Eine Was-serlache und ein an Naturhöhlen erinnerndes Tropf-geräusch runden den Anblick ab. Auf dem Rückweg klappern wir alle Seitengänge ab. Überall fi nden wir gangdurchzogenes Gestein, man kommt sich vor wie in einem gespickten Braten, wobei das Fett die Quarz- oder Calcitgänge sind. Ein Gold gräber hat ein-mal eine auffällige Schichtstruktur als schinken artig bezeichnet, das hier wäre für ihn wohl die reinste Metzgerei. Die Geologen mögen uns verzeihen, so drücken wir Petrographie-Laien uns halt aus.Auf dem Rückweg entdecken wir dann noch eine einzelne Fledermaus, die friedlich an der Decke schlummert.

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Abb. 5: Bilder aus dem Abbau A.

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Abbau BWir wissen vom Kartenmaterial, dass der Abbau B total anders strukturiert ist als der regelmässiger angeordnete Abbau A. Der Abbau B ist ein wildes Durcheinander von Gängen, die selten gerade ver-laufen. Genauso wie man es eigentlich von hydro-thermalen Erzadern erwartet, d. h. hier scheint es, als wären die Stollen gezielt entlang der Erzadern vorgetrieben worden. Schnell fi nden wir heraus, welcher Seitengang vom Hauptstollen A in den Ab-bau B führt. Wir spüren relativ starken Luftzug, d. h. entweder ein Zirkulationsphänomen durch einen anderen Zugang in den Hauptstollen oder Zugluft durch ein geheimnisvolles, unbekanntes Mund-loch!? Nach einer kurzen Kriechpartie durch einen niederen Gang erreichen wir das Zentrum des Ab-baus B. Hier sieht wirklich alles ganz anders aus. Schwer vorstellbar, dass dies immer noch das glei-che Bergwerk sein soll. Wir brauchen viel länger, um uns im Abbau B zurechtzufi nden, als vorher im überschaubaren Abbau A. Wir trennen uns, um schneller einen Überblick zu haben. Plötzlich sehe ich die Lampe meines Kumpels aus einem Loch

Abb. 7: Holzstütze und Mauer, mitten im Abbau B.

über mir leuchten, die Geräusche scheinen aber von woanders zu kommen! Es hat parallel verlaufende Stollen, die durch Durchbrüche verbunden sind, das Ganze ist schon etwas verwirrend. Da und dort sieht man unheimliche Spalten, welche Dutzende von Metern senkrecht nach oben verlaufen, man kann deren Ende nicht erkennen. An anderen Stel-len sieht man uralt wirkende Holzkonstruk tionen, welche die Stollen abstützen. Nicht so richtig ver-

trauenserweckend das Ganze! Wir wagen es nicht, das Holz oder die Wände bzw. Decken zu berüh-ren. Dann entdecken wir auch einen ca. drei Meter tiefen Schacht, an dessen Ende ein, komplett mit Holzbalken abgestützter, Stollen horizontal weiter in den Berg führt. Wir wagen nur einen Blick hinein und sehen, dass er bereits nach wenigen Metern

halb verstürzt ist. Eine Befahrung scheint uns zu riskant, und wir gehen weiter. Wir fi nden auch noch einen Seitengang mit starker Steigung, dessen Ende komplett mit Quarz bedeckt ist. Es ist klar zu erkennen, dass der Vortrieb einem grossen Quarzgang folgt, ca. 0,8 m hoch und 2,5 m breit.Immer wieder sehen wir Holzbalken, teilweise so-gar Mauerwerk. Die Vorstellung, dass einige dieser Balken unter Umständen seit 200 Jahren oder länger dort eingebaut sind, ist faszinierend. Generell scheint

Abb. 6: Halb verstürzter Stollen im Abbau B, Einsturzgefahr!

Abb. 8: Beeindruckender Quarzgang im Abbau B.

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Abb. 9: Verwinkeltes Labyrinth im Abbau B.

dieses Gangsystem viel älter, man kommt sich eher wie in einer natürlichen Höhle vor als wie in einem Bergwerk.Nachdem wir nun die ganze Grube einmal gesehen haben, wollten wir selbstverständlich auch nach Goldspuren suchen. Leider wurde, wie schon weiter oben erwähnt, ein striktes Strahlerverbot verhängt. Aber schauen wird man ja wohl noch dürfen... Wir bekamen aber nicht den kleinsten Goldstaub zu Ge-sicht, geschweige denn irgendwelche Berggoldstufen. Wir ahnen zwar heute, nach weiteren Recherchen, wo ungefähr in den 60er-Jahren der Strahler-Sensa-tionsfund gemacht wurde, aber einerseits wollen wir uns an die Gesetze halten, und andererseits ist es auch nicht unser Hobby, unter Tage zu arbeiten. Wir schätzen ausserdem, dass die fast risslosen und knall-harten Quarzgänge ohne Sprengungen nicht ausrei-chend abgebaut werden können. Dass wir kein Gold fanden, frustrierte uns aber nicht im Geringsten, die Faszination dieser geheimnis-vollen Stollen war für uns Erlebnis genug. Die Ge-schichte der «Goldgruoben» ist nämlich längst nicht defi nitiv erforscht.

Geheimnisvolle Geschichte der Grube FlidenWie man in der Literatur nachlesen kann [1], [2], [3], [4], gab es verschiedene Abbauzeitalter in der Goldenen Sonne, die allerdings nur zurück bis 1809 urkund-lich nachgewiesen werden konnten. Seit 1809 hat der Calanda drei Gesellschaften «verschlungen», die zwar alle Gold fanden, aber alle drei aus fi nanziellen Grün-den den Betrieb einstellen mussten. Zumindest wenn

man die Stollen des Abbaus A betrachtet, ist das nicht verwunderlich. Dort wurde einfach mehr oder we-niger gerade in den Berg «hineingefräst», wobei den Bergleuten entging, dass sie dabei nicht dem Gold-gang folgten. Es gibt generell verschiedene Indizien, dass in der Zeit seit 1809 unprofessionell vorgegangen wurde, was sich ja dann auch in letzter Konsequenz durch den betriebswirtschaftlichen Misserfolg zeigte. So wurde z. B. irrtümlicherweise während einer ge-wissen Zeit Pyrit, also Katzengold, abgebaut (Pyrit = Eisensulfi d). Laut den Büchern wurde dafür eine be-trächtliche Geldsumme aufgewendet bzw. verspielt.

Abb. 10: Bündner Dublone aus Calandagold.

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Ein weiteres Indiz ist, wie schon erwähnt, der Verlauf des Stollensystems im Abbau A. Es konnte sogar in den Überlieferungen nachvollzogen werden, dass ab einem gewissen Zeitpunkt die Goldausbeute plötz-lich auf null fi el, d. h. der Stollen wurde nicht entlang dem Goldgang vorgetrieben. Eine der Gesellschaften war immerhin so klug, in den Büchern zu recherchie-ren, wo ungefähr die Goldausbeute zusammenbrach, d. h. wo der Goldgang verloren ging. Sie setzten dort neu an und hatten prompt Erfolg. Diese Gesellschaft machte aber andere betriebswirtschaftliche Fehler und steuerte ebenfalls unprofessionell ziemlich bald in den Konkurs. Als sehr deutliche Indizien für den Mangel an Bergbaukenntnissen scheint uns, dass so-gar eine sogenannte Somnambule (Schlafwandlerin), eine «Mondsüchtige», als Hellseherin eingesetzt wur-de, oder dass auf Anraten der bergmännisch absolut unerfahrenen Ehefrau eines Gesellschaftsmitglieds unterhalb Tschengels neue Gruben begonnen wur-den. Logisch folgten aus der Beratung durch uner-fahrene Personen nur Misserfolge, ja sogar Todesfälle aufgrund sicherheitstechnischer Fehleinschätzungen.Immerhin verdanken wir der Ära 1809 einige Gold-münzen aus Calandagold, sogenannte Bündner Du-blonen mit heute sehr hohem Marktwert. Ein Ex-emplar davon ist im Rätischen Museum in Chur zu bewundern.Was aber die Geschichte um die Goldene Sonne un-gemein spannend macht, ist die Tatsache, dass nur die Zeit seit 1809 aus den Büchern rekonstruiert werden konnte, wobei aber sicher scheint, dass die Goldgruben um einiges älter sind.Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass Spu-ren einer viel älteren Abbaumethode auftreten. Die besagte Methode wird «Schrämmen» genannt, sie war eine aufwendige Methode, die ohne Sprengstoff be-trieben werden konnte. Es ist auch nicht sicher, ob der ursprüngliche Abbau B und dessen heute teilwei-se nicht mehr befahrbaren Stollen nicht nur älteren Datums als 1809 sind, sondern ob sie mit der Ära 1809 im Wesentlichen überhaupt etwas zu tun haben. Dies alles so zu lesen, ist verwirrend, aber wenn man ein-mal dort gewesen ist, kann man diese Überlegungen anhand des Gesehenen relativ gut nachvollziehen. Es gibt Erklärungsansätze, nach welchen der Abbau B während der Ära 1809 vom Abbau A aus per Zufall angefahren wurde. Wir denken, er ist wahrschein-lich grösstenteils vor der Zeit um 1809 entstanden.

Es ist deutlich zu erkennen, dass die zwei Gruben-systeme nicht aufeinander ausgerichtet sind und dass die Verbindungsstelle ein rein zufälliger Durchbruch sein könnte. In der Ära nach 1809 wurde im Abbau B auch gearbeitet, darüber ist man sich ziemlich sicher, aber teilweise sieht es so aus, als seien lediglich alte Stollen erweitert worden. Schlussendlich kennt man nicht einmal das ganze Grubensystem, wie z. B. die verstürzten Stollen oder das vermutete frühere Mund-loch.Die Möglichkeit, dass im Gebiet des Abbaus B sogar noch einige unentdeckte bzw. nicht mehr bekannte Gänge schlummern, besteht durchaus. Das Wissen um die Bergleute, und somit auch um den Verbleib des eventuell erbeuteten Calandagoldes aus den Zeiten vor 1809, bleibt wohl für immer im Dunkel der Stollen verborgen. Tobi und ich erblickten jedenfalls nach den faszi-nierenden Stunden in der Goldenen Sonne wieder wohlbehalten das Tageslicht, wir genossen die letz-ten goldenen Sonnenstrahlen während des Heim-wegs ins Tal.

Literaturverzeichnis:

[1] Der alte Goldbergbau an der «Goldenen Sonne» am Calanda bei Chur; Autor: Dr. Kurt Bächtiger; erschienen im «Bergknap-pen» 2/2000

[2] Der alte Goldbergbau an der «Goldenen Sonne» am Calanda bei Chur, Fortsetzung 1 und Schluss; Autor: Dr. Kurt Bächtiger; erschienen im «Bergknappen» 3/2000

[3] Die alte Goldmine «Goldene Sonne» am Calanda (Kt. Grau-bünden) und der gegenwärtige Stand ihrer Erforschung; Au-tor: Dr. Kurt Bächtiger, Institut für Kristallographie und Petro-graphie der ETHZ

[4] Gold in der Schweiz – Auf der Suche nach dem edlen Metall; Autoren: Peter Pfander, Victor Jans; ISBN 3-7225-6300-3

Hinweis und Danksagungen:– Dieser Artikel erscheint auch in der «Goldwäscher-

zytig», dem Informationsblatt der Schweizerischen Goldwäschervereinigung.

http://www.goldwaschen.ch.– Wir danken Walter Good und den Freunden des

Bergbaus Graubünden FBG für ihre Unterstützung («Bergknappen»-Exemplare, Hinweise und Berichts-korrektur).

– Wir danken Bruno Lis aus Versam für seine Hin-weise zu Vorfällen um die Goldene Sonne in den Jahren um 1960.

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Page 22: BERGKNAPPE 112...(aus Düntgen, 2000). Bergknappe 1 / 2008 Seite 4 Abb. 2: Die Anlagen des Kulturdenkmals Oberharzer Wasserregal Clausthal, Buntenbock, Zellerfeld, Bocks-wiese, Hahnenklee.

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Heute gehört Rumänien zur EU und hat sich dem Westen in vielen Belangen angeglichen. Kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, als wir, mein Mann Jann und ich, das Land zum ersten Mal besuchten, war es noch anders. Rumänien war sozusagen in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts stecken geblie-ben, von den Jahren des Kommunismus geprägt, aber interessant und voll liebenswürdiger Menschen, mit welchen man rasch in Kontakt kam.In der Bergbauregion von Baia Mare im Nordosten des Landes wollten wir Erze und Mineralien suchen. Im Museum in der Stadt Baia Mare gab es wunder-schöne Exemplare, aber leider nur zum Ansehen. Man wurde orientiert, dass in der Region Bergbau auf Bleiglanz mit einem hohen Silberanteil, Zinkblende, etwas Fahlerz und Baryt betrieben wurde, und dies ohne nennenswerten Unterbruch seit dem Mittelalter. Die Gruben, welche noch in Betrieb waren, konn-ten nicht besichtigt werden. Es war uns trotz vieler Versuche nicht möglich, den richtigen Kontakt herzu-stellen. Die verschiedenen Bergwerksgelände waren hermetisch abgeriegelt. Uns blieb nur der Blick durch den mit Stacheldraht gesicherten Zaun auf die alter-tümlich wirkenden Gebäude und rostigen Anlagen über Tag. Die verlassenen Gruben waren ebenso ab-gesperrt und voll Wasser. Die Abraumhalden zeigten sich unergiebig. Wir fanden trotz eifrigem Suchen keine brauchbaren Erze. Nach einem Gespräch mit einem nicht mehr tätigen Bergbauingenieur gingen wir, seinem Rat folgend, auf den Hauptplatz von Cavnic, der für ihre wun-derschönen Mineralien bekannten Bergbaustadt, und fragten die herumstehenden Männer nach Mineralien und Erzen. Ein Raunen ging durch die Gruppe, und plötzlich stand ein jüngerer, unrasierter Mann vor uns und erklärte gestenreich in lustigem Französisch, dass er Steine hätte. Wir folgten ihm durch die schief in den Angeln hängende Haustüre eines der den Platz umgebenden Plattenbaugebäudes. Im Treppenhaus

Rumänien, Bergwerke und Mineralien

Elsbeth Rehm, Celerina

roch es nach abgestandenen Küchengerüchen, Rauch und wer weiss was. Fünf Stockwerke hoch ging es, dann kam die Wohnungstüre. Das Zuhause des Berg-mannes sah einfach, aber sehr heimelig und sauber aus. Von der Familie keine Spur. Unser Vorhaben war ja schliesslich nicht ganz legal! Unser Verkäufer steu-erte direkt auf das Schlafzimmer zu und holte unter dem Bett diverse Kartonschachteln mit Mineralien hervor. Wunderschön, strahlend und sauber geputzt! Wir staunten, handelten und kauften Bleiglanz, Zink-blende, Baryt, sogar Zinnober und Pyrit, ohne zu ah-nen, dass ein grosser Teil dieser Mineralien später am Zoll konfi sziert werden würde. Wahrscheinlich hat der Zöllner dann die Stücke ein zweites Mal verkauft. Im Moment aber waren wir überrascht und glücklich, alle drei, denn auch der Bergmann strahlte. Als wir später durch die Haustüre traten, hatte sich die plau-dernde Männergruppe vermehrt. Viele holten Erze und Mineralien aus den Hosentaschen und wollten sie uns verkaufen. Das sogenannte Buschtelefon funktionierte besser als heute das mobile Telefon. Am Tag darauf besuchten wir unter Führung des Inge-nieurs noch eine stillgelegte Grube in der Umgebung von Cavnic, wo ein längerer Stollenteil noch begeh-bar war, der Rest des Bergwerks liegt unter Wasser. Auf der Halde fanden wir Bleiglanz und Zinkblende. Nur nicht so schöne Stücke wie unter dem Bett.

Abb. 1: Eingang zum stillgelegten Stollen bei Cavnic.

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In der Goldregion von Rosja Montana hatten wir we-niger Glück. Auch hier gab es im Museum wunder-schöne Stücke anzusehen, reines, nicht bearbeitetes Gold vom Feinsten. Ausgestellt in leicht schmudde-ligen Vitrinen auf farbigem Samt und schlecht be-leuchtet. Dies tat der Schönheit der Exponate nichts; sie leuchteten trotzdem wunderbar. Die Abbauten aber waren damals alle stillgelegt und hermetisch verriegelt. Auch die Abraumhalden konn-te man nicht betreten; sie waren mit Stacheldraht eingezäunt. In dieser Bergbauregion hat später eine australische Bergbaufi rma den Goldabbau wieder aufgenommen. Nicht sehr naturschonend, wenn man an die Berichte vor ein paar Jahren über den ver-seuchten Fluss Bodrog denkt, in dem wir auf unserer Reise noch geschwommen sind.Auf dem Land gab es keine Hotels, deshalb haben wir jeweils privat eine Unterkunft gesucht. Unter anderem haben wir bei einem pensionierten Bergbauingenieur Zimmer gefunden. Unser Gastgeber war etwa 45 Jah-re alt, wie gesagt schon pensioniert, und lustigerweise waren fast alle ehemaligen Bergleute, denen wir begeg-neten, Ingenieure. Unserem Wunsch, ein noch tätiges Bergwerk zu besichtigen, konnte er nicht nachkommen. Der Nachbar war jedoch Bergmann, aber für einmal nicht Ingenieur und arbeitete noch im Stollen. Er wollte uns mitnehmen, jedoch ohne Genehmigung, da er die-se sowieso nicht erhalten würde. Ob das gut geht? Mit etwas mulmigem Gefühl trafen wir frühmorgens im verlotterten und im hinteren Teil abgebrannten Knappenhaus ein. Als Kopfschutz erhielten wir eine schmutzige, speckige Ledermütze, genau wie die echten Bergarbeiter. Taschenlampen hatten wir eige-

Abb. 2: Steine klopfen und begutachten vor dem Eingang von Abb. 1.

Abb. 3: Anlagen über Tag der Gruben bei Cavnic. In den Neunzigerjahren noch in Betrieb.

ne, die besser waren als die Lampen der Arbeiter. Dann ging es etwa zwei Kilometer einem Gleis der Stollenbahn entlang waagrecht in den Stollen. Dieser Eingang wurde auch von der Schicht begangen. Der Stollen war unangenehm, morastig und mit vielen unsichtbaren Löchern bestückt und ganz wenig mit elektrischem Licht beleuchtet. Die Bergleute muss-ten diese Strecke täglich hin und zurück begehen. Auf halbem Weg kam uns ein Bergmann entgegen. Er schnauzte unseren Führer wacker an, verstanden haben wir es nicht, aber Tonfall und Gesten spra-chen genug. Er ging dann aber weiter. Wir kamen an verschiedenen stehenden Stollenbahnen vorbei bis zum Hauptschacht. Dort standen die übrigen Berg-leute der Schicht. Wir nickten nur, denn es war abge-macht, dass wir kein Wort sprechen würden. Auslän-der waren mehr als suspekt; Frauen unter Tag noch mehr! Verstohlen blickte ich mich um. Hier standen ein Dutzend Bergmänner, eher jüngere. Die einen

Abb. 4: Schächte der Grube bei Cavnic, die bei un-serem Besuch noch in Betrieb waren.

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schauten verwegen mit schwarzen Augen, die ande-ren müde und abgeklärt. Bekleidet waren alle etwa gleich mit schmutzigen, jeansartigen Hosen, einer Art Regenjacke und mit Schuhen, die eigentlich nur aus Lehm bestanden. Alle trugen sie Lederkappen auf dem Kopf; wie wir. Helme brauchte es nicht, warum auch; der Stollen war ja hoch genug! Gesprochen wurde nicht viel. Was hier völlig fehlte, waren irgend-welche Sicherheitseinrichtungen oder eine kleine Sanitäts station. Wir warteten auf den Schachtaufzug. Vertrauen erweckend sahen dieses Vehikel und sei-ne Umgebung allerdings nicht aus. Voller Rost und… halten auch alle Schrauben?

Meine Angst war unbegründet, denn plötzlich ging das Licht aus. Nach einiger Unsicherheit und gros-sem Palaver kam dann der nachdrückliche Bescheid, dass es noch sehr lange keinen Strom geben werde und wir den Stollen auf dem gleichen Weg zu ver-lassen hätten, wie wir gekommen waren. So kehrten wir um. Traurig oder froh, nicht in dieses Rostvehi-kel steigen zu müssen? Sicher, die grossen Abbauten 300 Meter tiefer sowie die Art, wie hier gearbeitet wurde, hätten uns sehr interessiert. Auf halbem Weg zurück ging plötzlich das Licht an, und eine der Stol-lenbahnen setzte sich in Bewegung. Wir mussten uns hart an die Stollenwand drücken. Es blieb nicht mehr viel Platz. Es war klar; wir waren in diesem Bergwerk nicht willkommen. Das Abenteuer hatte sich für uns trotzdem gelohnt. Unser Führer war nun aber etwas wortkarg und deprimiert. Er würde eine gehörige Strafpredigt zu hören bekommen, die aber durch den heutigen Ver-dienst als Fremdenführer sicher stark gemildert wur-de. Angst um seine Stelle hatte er nicht, da zu dieser

Abb. 5: Dorfl eben in Maramures.

Abb. 6: Gegend in Maramures um Cavnic.

Zeit in Rumänien die Bergleute grosses Ansehen ge-nossen und ihrer Posten sicher waren.Es entzieht sich unserem Wissen, ob diese Grube noch in Betrieb ist. Vieles hat sich im neuen Rumä-nien verändert, und auch der Bergbau muss sich in der heutigen Welt international behaupten. Wir hat-ten leider keine Gelegenheit mehr, diese Region um Baia Mare nochmals zu besuchen.

Adresse der Autorin:Elsbeth RehmVia Pradè 247505 Celerina

Abb. 7: Umgebung der Stadt Baia Mare.

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Aus reiner Neugier beginne ich die spärliche Litera-tur über die verlassenen Blei- und Zinkgruben am Mittagshorn im Sertigtal zu lesen. Erwartungsgemäss fi ndet sich im Tagebuch von Christian Gadmer [1] der erste Hinweis vom 13. März 1591. Gadmer ver-leiht dem Hauptmann Albert von Salis die Gruben St. Jacob in der Schüpfen und die Grube St. Johann im Sertigtäli.Im «Neuen Sammler» von 1806 [2] beschreibt Carl Ulisses von Salis den Bündner Bergbau und nennt auch die Gruben im Sertigtal. «Auf Davos müssen

(wann ist ganz unbekannt) auch im Sertiger Thal Kupfer, Blei und Eisenerze gewonnen worden sein. Man fi ndet nicht nur Spuren solcher Adern, sondern auch verlassene Gruben. Ja man weiss, dass noch vor 1762 im Thale, nicht weit davon, wo jetzt die Mühle steht, die Überbleibsel einer Schmelzhütte zu sehen waren, welche bei Anlass der damaligen Wassergüsse weggeschwemmt wurden.» Weiter schreibt von Salis: «Im Sertiger Thal auf Davos hat man Anbrüche von Bleierz an zweien Orten, von Kupfererz und von Eisenerz, gefunden. Da, wo schon Gruben vorhan-

Die Blei- und Zinkgruben am Mittagshorn im Sertigtal

Martin Schreiber, Domat / Ems

Abb. 1a: Ansicht des Mittagshorns von Norden (U. Eichenberger).

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den sind, soll man deutlich sehen, dass sie nicht aus Mangel an Erz aufgelassen worden, also wiederholter Versuche würdig zu sein scheinen. Freilich sind sie, wie beinahe alle vormals in Arbeit gewesenen Gru-ben in Bünden gänzlich im Zerfall.»Noch genauer beschreibt Geologe Urs Eichenberger [3] die Gruben am Mittagshorn in seinem Bericht im «Bergknappen» von 1984.Mit den vorhandenen Informationen ausgerüstet fah-ren Daniel Jaquemar und ich im Frühling 2006 nach Sertig Dörfl i. Von hier aus lässt sich bereits eine Ter-rasse in der Felswand der Jöri Jegersch Nase erken-nen, welche von Eichenberger beschrieben wird. Wir steigen die Geröllhalde hoch gegen das grösste noch schneebedeckte Couloir. Je näher wir uns der Höhe von ca. 2200 m ü. M. nähern, desto schwieriger wird die Orientierung (Abb. 1a, b, c) Gesichert am Seil be-ginnt die Sucherei nach einem möglichen Quergang zur Terrasse. Zwar zwingt uns die sinkende Sonne zum Abbruch dieser Erkundungstour, aber die Neu-gier lässt uns keine Ruhe bis im kommenden Som-mer. Diesmal zu dritt, mit Walter Good, steigen wir im Juli 2007 wieder hoch, fast an dieselbe Stelle wie im Vorjahr. Einem kleinen Quergang folgend, stehen wir nach einer knappen Seillänge vor dem Eingang der ersten Grube. Eichenberger bezeichnet diese als «Nebenstollen».

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Abb. 1b: Hauptgrube St. Jakob. Ansicht von NW (W. G.).

Abb. 1c: Koordinaten der St.-Jakobs-Gruben.

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Der Höhenmesser zeigt uns, dass der Hauptstollen etwa gleich hoch und weiter westlich liegen muss. Nach einer weiteren Seillänge dem Quergang fol-gend fi nden wir den Hauptstollen, wie ihn Telli und Ambühl vor gut 20 Jahren fotografi erten.Wir tauschen die Kletterausrüstung gegen die Stirn-lampe aus und fahren in den Hauptstollen ein. Der Stollenquerschnitt und die Schrämspuren deuten auf einen mittelalterlichen Abbau hin. Im rechten Teil der Grube fi ndet Daniel ein Bohrloch. Demzufolge fand ein Abbauversuch im 19. oder 20. Jahrhundert statt (Abb. 2). Die Spriessungen im linken Stollen sind noch sehr gut erhalten und könnten Hinweise auf das Alter der Grube geben. Deshalb entnehme ich Proben zur Datierung an einigen Stellen dieser Holzeinbauten. Fünf Holzproben vom linken Stollenteil liessen sich datieren in ein Zeitfenster von 1568 bis 1573 (Abb. 3a, b). Damit kann belegt werden, dass dieser Stol-lenteil zur Zeit entstand, als Hauptmann Albert von Salis die Gruben 1591 pachtete. Ungewiss ist die Ent-stehungszeit des rechten Stollenabschnittes mit den noch vorhandenen Sprenglöchern.

Literatur:[1] Tagebuch des Bergrichters Christian Gadmer, in Chr. Brügger, Der Bergbau in den X Gerichten... 1588 – 1618,

Jahresbericht der Natf. Ges. Graubündens. Neue Folge. XI. Jahrgang, Chur 1866

[2] Über den Bergbau in Bünden, Carl Ulisses von Salis, 1806[3] Der frühere Bergbau im Sertigtal, Davos, Urs Eichenberger,

1984, «BK» Nr. 30

Abb. 2: Bohrloch in der «Halle» beim Mundloch (D.J.).

Abb. 3a: Schrägschacht mit Grubenzimmerung (D. J.).

Abb. 3b: Grubenzimmerung, Holz datiert auf Ende des 16. Jahrhunderts (D. J.).

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ressant, sich auf die Suche nach diesen zu machen. Auf den Abraumhalden oder in den Stollen fi ndet man Verschiedenes, das die Alten liegen liessen oder als nicht verwertbar betrachteten. Durch genaues Beobachten der Abraumhalden, versehen mit einem Hammer, spürt man bald einmal, welche Stücke erz-haltig sind. Die Werke sind ja meist seit Langem aus-ser Betrieb, und so ist das Haldenmaterial teilweise verwittert. Erzhaltige Stücke unterscheiden sich be-reits äusserlich vom tauben Gestein durch ihre Farbe. Meist ist auch das Gewicht eines «Steines» ein Hinweis auf etwas Interessantes. Im Stollen drin verrät ein Glit-zern im Schein der Lampe ein Mineral, aber hier, bei eher schlechtem Licht und doch meist dreckiger Um-gebung, ist oft das Gewicht des gefundenen Stückes

Verlassene, aufgelassene Bergwerke mit ihren Stol-len und Abbauhalden haben eine durchaus spezielle Ausstrahlung im Gelände und wirken auch heute als Anziehungspunkte auf interessierte Menschen. Meist vertraut durch die einschlägige Literatur wissen wir teilweise, was uns erwartet; oder aber wir befi nden uns erstmalig und mit wenig Vorkenntnissen vor ei-ner von unseren Vorfahren geschaffenen Abraumhal-de. Herausgefordert direkt im Gelände erlebt man die Eindrücke und kann sich später zusätzlich infor-mieren und dokumentieren.

Was gibt es denn zu suchen ?Bergwerke sind wegen Erzen (metallhaltigen Mine-ralien) betrieben worden, und es ist auch heute inte-

Mineralien vom Silberberg, Davos

Hans Peter Schenk und Walter Good; Nicolas Meisser, REM-Aufnahmen

Abb. 1: Makroaufnahme einer Kristalldruse vom Silberberg (wahrscheinlichCalcit). Durchmesser der Druse 4 mm.

Page 29: BERGKNAPPE 112...(aus Düntgen, 2000). Bergknappe 1 / 2008 Seite 4 Abb. 2: Die Anlagen des Kulturdenkmals Oberharzer Wasserregal Clausthal, Buntenbock, Zellerfeld, Bocks-wiese, Hahnenklee.

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der erste Hinweis. Anderseits ist auf farbige Verände-rungen an den Stollenwänden zu achten, da die ur-sprünglich, nicht vollständig abgebauten Mineralien an der Oberfl äche durch Luftkontakt und Feuchte umgewandelt worden sind. Blaue, grüne und gelbe Verkrustungen, sogenannte Sekundärmineralisatio-nen, zeigen die Anwesenheit der Erze an.

Der SilberbergDer Silberberg, Davos, als Blei-Zink-Bergwerk ist sicher kein Ort mit einer sehr vielseitigen Minera-lisation. Eduard Escher erwähnt 1935 Zinkblende

Abb. 2: Pulverröntgenaufnahme von drei Proben. Für die übersichtlichere Darstellung wurden die Grund-linien der Proben zwei und drei parallel nach oben geschoben. Der Intensitätsmassstab gilt also nur für die unterste Probe.Auf der horizontalen Achse ist der Streuwinkel (zwischen der Geraden durch Röntgenröhre und Probe einer-seits und der Geraden durch Probe und Detektor andererseits) aufgetragen. Der Detektor wird auf einem Kreis um die Probe gedreht und sieht so die verschiedenen Refl exionssignale (senkrechte Ausschläge im Diagramm).Kurve 3 Zinkblende (ZnS).Kurve 2 Mischprobe (ZnS und PbS).Kurve 1 Bleiglanz (PbS).Die Mischprobe (2) enthält also hauptsächlich Pulver der Substanz (3).

– Bleiglanz – Jamesonit – Pyrit. Die Zinkblende ist mengenmässig der bedeutendste Anteil. Jamesonit wird als Begleiter des Bleiglanzes, aber in spär-lichen Mengen, erwähnt. Pyrit wurde vom ersten Autor bis anhin nur 2 Mal in 2 – 3 mm grossen ein-zelnen Körnern entdeckt. Der Silbergehalt des Blei-glanzes von 0,2 ‰ ist für Sammler nur von theore-tischem Wert.An sekundären Mineralien erwähnt Escher: Galmei (Sammelbezeichnung für silicatische und carbona-tische sekundäre Zinkerze), Cerussit (Bleicarbonat) und Greenokit (Cadmiumsulfi d).

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Verschiedene Methoden der Mineralien-bestimmungWas ist nun in diesem Hohlraum von Abb. 1, inmitten der Zinkblende, zu sehen? Sind es Zinkmineralien oder ist es Calcit? Oder was ist dieser rote, pulverige Belag im Bleiglanz? Was sind die strukturmässig ver-schiedenen, farblosen Kriställchen auf den diversen Proben? Dank persönlicher Kontakte haben wir mit

Den Bleiglanz (Galenit) zu erkennen, macht eigent-lich keine Mühe, er verrät sich durch die winkligen (oder tafl igen) Bruchkanten und den metallisch grauen Glanz. Die Zinkblende (Sphalerit) tritt dafür in verschiedenen Modifi kationen auf. Als grobkristalline gelbliche Kristalle (Honigblende), als grauschwarz glänzende, sehr feine und mittel bis grobkristalline Art, als fl ockige, weissgelbliche Einsprenglinge im Dolomit bis hin zu dichten Ansammlungen dieser «Flocken». In Hohlräumen sind grau- bis gelbgrün-liche Einzelkristalle zu fi nden. Bei den mittel- bis grobkristallinen Proben fi nden sich rötlich braune Zwischenstufen. Die gelben Greenokitbeläge sind auf allen Zinkblenden zu beobachten.Die Ausbildung des «Silberberg-Erzes» ist nicht an al-len Fundstellen identisch. Um all das zu beobach-ten, ist es von Vorteil, eine Stereolupe benützen zu können (Vergrösserung bis 400-fach, höhere Vergrös-serungen sind als Folge der fehlenden Tiefenschärfe eher unnötig).Beim Betrachten der verschiedenen Proben gibt es auch immer wieder Mikro-Kristalle zu entdecken, und da fangen dann für viele die Fragen an. Alle Mi-neralien sind defi nierten Kristallsystemen zugeord-net, die nicht immer in natura sofort erkannt werden, oder eben nur von Fachleuten.

Abb. 3: Baryt, Smithsonit. Bildbreite 3,5 mm.

Abb. 4: Baryt, Smithsonit. Bildbreite 1,4 mm.

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unseren Proben Spezialisten «belästigt». Dr. Nicolas Meisser von der Uni Lausanne hat unsere Proben in verdankenswerter Weise analysiert. So sind Smith-sonit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Baryt und Gips er-kannt und mit dem Elektronenmikroskop Bilder ge-macht worden (Abb. 3 bis 7). Die von uns vermuteten roten Bereiche in einem Bleiglanzmuster erwiesen sich nach Meisser als Ce-russit durch Eisen verfärbt. Unsere Vermutung, durch Vergleich mit Fotos vom Mont Chemin, das Mineral Minium (Pb3O4) gefunden zu haben, erwies sich als falsch und zeigt wohl auch die Grenzen der optischen Betrachtungsweise. Bekanntlich sind Sammler ja eher hartnäckig und möch-ten wissen, was sie gefunden haben. Was nun, wenn das Erkennen und die Optik am Ende sind? In heutigen Fachbüchern sind die Härte der Mineralien nach Mohs und die Strichfarben auf einer unglasierten Tonplatte als Bestimmungsmerkmale aufgeführt, ebenso die ent-sprechenden Kristallsysteme der einzelnen Mineralien. Es werden Hinweise zur Spaltbarkeit, zur Beschaffen-heit des Bruchs und Dichteangaben gegeben. Für che-miegewandte Sammler kommen Flammenfärbung und Schmelzperlen in Frage. Mit den jeweils erhaltenen Farben sind Rückschlüsse auf anwesende Elemente

Abb. 5: Cerussit, Hemimorphit. Bildbreite 1,1 mm.

Abb. 6: Hemimorphit, Smithsonit. Bildbreite 1,7 mm.

möglich. Zusammen mit der ebenfalls relativ einfachen Lötrohrprobe ergeben sich brauchbare Hinweise. Teil-weise sind diese Verfahren als Folge der Kleinheit ein-zelner Kristalle schwierig oder nicht anwendbar und bedingen eine Zerstörung des Minerals. Ausser dem optischen Erkennen braucht es in der Regel eine be-stimmte Menge an möglichst reinem Probenmaterial, da ja kaum die erste Bestimmung zum Ziel führt.

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Für Könner bleiben noch nasschemische Verfahren (Kationen- und Anionen-Trennungsgang, Löslich-keiten und Einzelfällungsreaktionen). Löslichkeiten haben den Nachteil, dass dann eben eine Lösung und kein Kristall mehr vorliegt und zum Beispiel im oben erwähnten Fall alle drei in Frage kommenden Mine-rale in verdünnter Säure auch löslich sind und somit die verschiedenen Kristallformen eben doch zur Be-stimmung weiterhelfen. Nicolas Meisser hat zum Bei-spiel unser vermutetes Minium mittels chemischen und Röntgenverfahren bestimmt.Bei den Verfahren in der mikroskopischen Erz- und Gesteinsanalyse sind polierte Anschliffe oder Dünn-schnitte erforderlich. Beide Verfahren sind für Samm-ler sicher nicht ohne spezielle Kenntnisse anwend-bar.Auch die folgenden Methoden sind wegen der not-wendigen Apparaturen und den entsprechenden theoretischen Kenntnissen ebenfalls den Spezialisten vorbehalten.Falls man als Amateur über Beziehungen an ein Röntgendiffraktometer «herankommt», ergibt sich eine weitere Möglichkeit, Mineralien zu bestimmen. Diese Analysenmethode beruht auf der Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallgittern. Dadurch können Einzelkristalle bezüglich ihrer kristallinen Struktur untersucht werden.

Ein zweites Verfahren benützt pulverisierte Kristalle, um so Aussagen über die Zusammensetzung von Ge-mischen machen zu können. Bei diesem Verfahren wird eine Probe in Pulverform den Röntgenstrahlen ausgesetzt. Diese Strahlung erfährt an der Probe eine charakteristische Streuung, die elektronisch festgehalten wird. Anhand von Kur-ven bekannter, reiner Stoffe kann so eine Aussage über die stoffl iche Zusammensetzung einer Mineral-probe gemacht werden. Nachteil dieses als Pulver-röntgen bezeichneten Verfahrens ist die Zerstörung der ursprünglichen Probe.Als Illustration sind die Kurvenbilder von «reinem» Bleiglanz- und Zinkblende vom Silberberg und einer natürlichen Mischprobe abgebildet. In der Misch-probe ist der Anteil an Bleiglanz anhand der Höhe der jeweiligen Signale eher gering (Abb. 2).Anstelle von Licht oder Röntgenstrahlen können auch beschleunigte Elektronen eingesetzt werden. Allgemein gilt, dass Objekte, deren Ausdehnung in etwa der Wellenlänge des verwendeten «Lichtes» ent-sprechen, nicht mehr aufgelöst werden können. Das sichtbare Licht, begrenzt durch Infrarot und Ultra -violett, entspricht Wellenlängen zwischen 400 nm und 700 nm (1 Nanometer [nm] ist ein Milliardstel Meter oder 1 Millionstel Millimeter oder ein Tausend-stel Mikrometer).

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Abb. 7: Hemimorphit. Bildbreite 1,1 mm.

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Die Abb. 3 bis 7, die von Nicolas Meisser hergestellt wurden, entstanden in einem Rasterelektronenmi-kroskop. Und so funktioniert das Elektronenmikroskop, das anstelle von Licht einen gebündelten Elektronenstrahl benutzt: Elektronen werden mit einer Spannung zwi-schen 10 und 150 kV beschleunigt. Ein System ma-gnetischer Linsen bündelt die Elektronen. Grössere Objekte werden mit diesem Elektronenstrahl zeilen- und spaltenweise (Raster-Elektronenmikroskop) ab-getastet. Die von jedem Objektpunkt rückgestrahlten Elektronen werden auf einem fl ächigen Detektor (ähnlich einer Bildröhre) abgebildet und geben so die Oberfl ächenbeschaffenheit der Probe wieder. Diese Betrachtungsweise hat unter anderen den Vor-teil, dass auch dreidimensionale Gegenstände abge-tastet werden können und dass dadurch ein pseu-do-dreidimensionales Bild entsteht. Der «sinnvolle» Vergrösserungsbereich übertrifft denjenigen des Lichtmikroskopes und kann einen Faktor 10 000 er-reichen. Die hier vorgestellten Proben wurden mit geringer Vergrösserung aufgenommen, entsprechend Be-schleunigungsspannungen von 10 bis 20 kV, zeigen aber sehr eindrücklich die erreichbare Tiefenschärfe und den 3-D-Effekt (Abb. 3 – 7).Neben den aufgeführten Vorteilen des Elektronen-mikroskops gibt es auch Nachteile. Vor allem die aufwendige Präparations- und Vakuumtechnik benö-tigen eine gute Infrastruktur. Die Präparate müssen im Vakuum betrachtet werden, da die Elektronen nur in dieser Umgebung genügend weit fl iegen und nicht durch Luftmoleküle absorbiert oder gestreut werden, sondern auf das Präparat treffen und dieses durch die abprallenden Elektronen abbilden können. Das heisst für «weiche», wasserhaltige oder biologische Präparate, dass die Oberfl äche oder die ganze Probe durch Gefriertrocknung verfestigt werden muss. Ist aber die Eindringtiefe der Elektronen zu gross, wird die Oberfl äche der Probe durch Bedampfung mit Gold «verspiegelt».

Zusammenstellung der Mineralien des SilberbergesName(n) Chemische Formel Kristallsystem

Bleiglanz-Galenit PbS kubisch

Zinkblende-Sphalerit ZnS kubisch

Pyrit FeS2 kubisch

Greenockit CdS hexagonal

Hemimorphit Zn4Si2O7(OH)2 . H20 orthorhombisch

Smithsonit ZnCO3 trigonal

Hydrozinkit Zn5(CO3)2(OH)6 monoklin

Cerussit PbCO3 orthorhombisch

Baryt BaSO4 orthorhombisch

Gips CaSO4 . 2H2O monoklin

Jamesonit Pb4FeSb6S14 monoklin

Dieser Aufsatz soll eine Übersicht über die Mineralien des Silberberges, Davos, geben. Natürlich hoffen wir auf weitere «gute Funde», damit Nicolas Meisser und sein Team in einer späteren Ausgabe der Zeitschrift «Bergknappe» eine mineralogische Zusammenstel-llung über den Silberberg aus der Sicht der Fachleute machen können.Zusätzlich würde es die Autoren auch freuen, wenn andere Sammler sich zu diesem Thema melden wür-den.

Adressen der Verfasser:Hans Peter SchenkKellhofstrasse 248476 Unterstammheim

Dr. Nicolas MeisserMusée de géologieUNIL-Humense1015 Lausanne

Walter GoodIn den Büelen 217260 Davos Dischma

Weiterführende Literatur und Informationen:Eduard Escher, Erzlagerstätten und Bergbau im Schams / Mittel-

bünden / Engadin, Geotech. Serie 18. LieferungSchweiz. Mineralienlexikon,Wepf-VerlagMineralien, Rupert Hochleitner (GU-Naturführer)Mineralien Enzyclopädie, Korbel / Novak (Edition Dörfl er)Mineralien reinigen und aufbewahren, Duthaler / Weiss (Weise Verlag)Mineralbestimmung durch einfache chemische und physika-

lische Methoden, Norbert Schuster, Christian Weise, Verlag München

Stefan Ansermet, Le Mont Chemin, Editions PilletMikroskopie – Links: http://alf3.urz.unibas.ch/pixel/microscopy.

cfmElektronenmikroskopie: http://www.ch.tum.de/em/emlabor/methoden/rem.htm

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Das neu restaurierte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Erz-Schmelzanlage

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In der warmen Jahreszeit zwischen Frühling und Herbst sind bei schönem Wetter unzählige Wanderer, Jogger und Biker am Silberberg unterwegs. Aber wer kennt den Silberberg im Winter, wenn Schnee und Kälte den uns gut vertrauten Bergwald verändert ha-ben? Das wollten Hansueli Suter und ich am 3. Januar 2008 genauer wissen. Der Tag beginnt in Chur mit leicht rötlichen Wolken und starkem Föhn. Über Davos zeigt sich der Him-mel grau in grau mit einigen kleinen Aufhellungen. Auf dem Parkplatz vor Davos Monstein ziehen wir die Bergschuhe an und packen unsere Rucksäcke. Ein kalter Südwind mahnt uns, Wollmütze und Hand-schuhe ja nicht zu vergessen.Unterhalb der Säge können wir unsere Wanderung im Schutze des Waldes richtig geniessen. In einer gut

Winterwanderung zum Silberberg

Peter Kuhn, Chur

angelegten Schneeschuhspur kommen wir rasch vor-wärts und erreichen ohne Probleme den Grillplatz bei den unteren Huthäusern. Von hier weg müssen wir unsere Spur selber anlegen, Probleme gibt es (fast) keine. Ein Schneerutsch im Hüttenzug erfordert etwas Vorsicht, ebenso weiter hinten einige Stellen, die wir auf hartem Schnee auf Höhe des Seilgelän-ders passieren müssen.Nach einer guten Stunde erreichen wir den Rastplatz beim Treibhaus, wo wir erst einmal unseren Hunger stillen und eine Tasse heissen Kaffee trinken. Dann geht es hinunter über die schneebedeckten Treppen zur tief eingeschneiten Ruine des Knappenhauses. Im Wiesner Schaftälli liegt noch kein Lawinenschnee, der Bach ist an einigen Stellen noch sichtbar, eine

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Abb. 1: Grubenweg, Schnee bis auf die Höhe des Seilgeländers.

Abb. 2: Eingang zum Langen Michael.

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traumhafte Landschaft und eine tiefe Ruhe umgeben uns.Wir wenden uns zum Dalvazzer-Mundloch und stel-len fest, dass auf der rechten Seite aus der waagrech-ten Felsspalte ein recht grosses Eisgebilde gewach-sen ist. Diese Kluft ist im Sommer meist trocken und eigentlich nicht wasserführend.Nach dem Öffnen des Tores zum Dalvazzerstollen empfängt uns ein sehr kalter Luftzug, und wir er-leben eine Überraschung nach der anderen. Im schwachen Licht erscheint die Brücke, sie ist abso-lut trocken, aber auf ihr sind mit dem Tropfwasser kleine Eistürme gewachsen. Am Brückenende hat sich das von der Stollendecke austretende Wasser zu einem kleinen Eisvorhang verwandelt, und da-hinter kommen auf den Bodenbrettern wieder klei-ne Eistürme zum Vorschein. Solche Gebilde kennen wir als Tropfsteine in Höhlen: von der Decke hängt ein sehr langsam wachsender Stalaktit, sein Gegen-stück am Boden ist ein Stalagmit. Wachsen sie zu-sammen, ist ein Stalagnat entstanden (eine Tropf-steinsäule). Unter der Dalvazzerbrücke hören wir im Dunkeln den Wasserfall plätschern. Auf Höhe

Tiefenstollen muss die Temperatur also über null Grad liegen.Der Arbeitsplatz für die erneute Auffahrung des Dal-vazzerstollens mit den neu eingebauten Bühnenbalken ist absolut trocken. Eigentlich könnten wir sofort mit der Schutträumung weiterfahren, müssten aber vor-her leider die märchenhaften Eisgebilde zerstören. Um trotzdem nicht aus der Übung zu kommen, nimmt sich Hansueli die leere Karette hinter dem Mundloch und startet zu «einer Probefahrt» auf die Materialdeponie.Nach dem Aufstieg zum Treibhaus werfen wir noch einen Blick in den Langen Michael. Vor dem Holz-vorbau sind mit dem Frost verschiedene Eisgebilde gewachsen. Hinter der Türe empfängt uns jedoch ein Schwall warmer und sehr feuchter Luft. Die Gestelle und sämtliches Material sind tropfnass, und ein mod-riger Geruch verbreitet sich. Der Wetterzug ist hier to-tal anders als im Dalvazzer, ausserdem dringt bei der geringsten Erwärmung in der Runse Schmelzwasser in den Holzvorbau beim Mundloch.Jahreszeitbedingt unternehmen wir heute keine wei-teren Befahrungen mehr, wir wollen noch bei Tages-licht heimfahren. Es war ein erlebnisreicher Tag, und wir haben viele Eindrücke mit nach Hause genom-men. Foto Peter Kuhn

Adresse:Peter KuhnBelmontstrasse 47000 [email protected]

Abb. 3: Eisgebilde vor dem Langen Michael.

Abb. 4: Start beim Dalvazzer- Mundloch zur Probe-fahrt.

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Abb. 6: Brücke über den Dalvazzerschacht, Blick Richtung Stollen.

Abb. 8: Eisbildung im Dalvazzerstollen, Blick Richtung Mundloch.

Abb. 5: Dalvazzer-Mundloch mit grossem Eisgebilde.

Abb. 7: Holz- und Eisgebilde.

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Bildung wasserlöslicher Metall-Cyanid-Komplexe aus festen Mineralien durch Pseudomonas plecoglossicida

Mohammad A. Faramarzi und Helmut Brandl

ZusammenfassungEinige wenige Spezies von Pseudomonas sind in der Lage, Blausäure (HCN) zu bilden, vor allem wenn sie unter glyzinreichen Bedingungen gezüchtet werden. Bei Anwesenheit von Metallen können Cyanide che-misch sehr stabile, wasserlösliche Metallkomplexe bilden. Wir haben die Möglichkeit untersucht, Metalle als Cyanidkomplexe aus festen Mineralien durch den Ein-satz HCN-bildender Mikroorganismen zu gewinnen. Pseudomonas plecoglossicida wurden in Anwesen-heit von kupfer- und nickelhaltigen festen Mineralien gezüchtet. Auf pulverförmigem elementarem Nickel konnte eine rasche Bildung von HCN innerhalb einer Inkubationszeit von 12 Stunden beobachtet werden, und es entstand wasserlösliches Tetracyanonickelat. Sowohl Cuprit, Tenorit, Chrysokoll, Malachit, Bornit, Türkis, Millerit, Pentlandit als auch geschrotete Elek-tronikabfälle wurden dieser biologischen Behandlung ausgesetzt. Die maximalen Konzentrationen von Kup-fer-Cyanid-Komplexen entsprachen gelösten Mengen von 42% respektive 27%, wenn Pseudomonas ple-coglossicida in der Gegenwart von Cuprit (Cu[I]) re-spektive Tenorit (Cu[II]) gezüchtet wurden.Das Kristallsystem, die Oxidationsstufe des Metalls und die Benetzbarkeit der Mineralien dürften ei-nen wesentlichen Einfl uss auf die Mobilisierbarkeit der Metalle haben. Es war allerdings nicht möglich, die Mobilisierbarkeit der Metalle einer einzigen Eigenschaft der Minerale zuzuordnen. Gold-Cyano-Komplexe konnten beobachtet werden, wenn Pseu-domonas plecoglossicida in der Gegenwart von Lei-terplatten, die von Hand zertrennt worden waren, gezüchtet wurden. Die maximale Konzentration von Dicyanoaurat betrug 68,5% der total zugefügten Goldmenge.

Diese Resultate entsprechen einem neuen Typ von mikrobieller Mobilisierung von Nickel und Kupfer aus festen Mineralien mittels einer gewissen Art von Mikroben, die in der Lage sind, Blausäure zu bilden.

Anschrift der Verfasser:Institut für Umweltwissenschaften der Universität ZürichWinterthurerstrasse 190CH-8057 ZürichTel. +41 44 635 61 25Fax +41 44 635 57 11E-Mail: [email protected]

Quelle: Faramarzi, M. A., Brandl, H. (2006) Formation of water-soluble metal cyanide complexes from solid minerals by Pseudomonas plecoglossicida. FEMS Microbiology Letters 259: 47–52. Aus dem Englischen von WG

Erläuterungen:Glycin Aminoessigsäure NH2-CH2-COOHBornit Buntkupferkies Cu5FeS4

Chrysokoll Kieselkupfer (Cu,Al)2H2Si2O5(OH)4 . nH2O Cuprit Rotkupfererz Cu2OMalachit Cu2[(OH)2CO3]Millerit Nickelkies NiSPentlandit (Fe,Ni)9S8

Tenorit CuOTürkis CuAl6[(OH2)PO4]4 . 4H2O

http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Mineralieninformationen

SGHB-Generalversammlung 2007 in Haute Nendaz

Ursprünglich im Aostatal angesagt, hatte wohl das dortige Magnetitvorkommen eine so grosse Miss-weisung des Tagungskompasses verursacht, dass wir dann nach Haute Nendaz im Wallis gefahren sind. Schneefälle während der Woche verhinder-ten leider die geplante Exkursion zur Befahrung der Stollen von Siviez am Samstagmorgen. Bei schönem herbstlichem Wetter haben wir nachmit-tags im dortigen Centre Sportif des Ecluses die GV

Verschiedenes, aus den Regionen

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durchgeführt. Der offi zielle Teil ging zügig über die Bühne, die verschiedenen Punkte vom Geld bis zu den Veranstaltungen (Exkursion auf Alp Taspin) wurden entsprechend erwähnt. Die abtretenden Rechnungsrevisoren Paul Bürgi und Edi Brun wur-den gewürdigt und mit Christian Trachsel und H. P. Schenk zwei neue Revisoren gewählt. Ein besonde-rer Dank geht auch dieses Jahr an die Redaktoren des «Minaria Helvetica». Dank guter Beziehungen in der Region Thun / Beatenberg und gemeinsamen Interessen konnte die Nummer 27a / 2007 farbig il-lustriert werden, das zweite Heft über die Eisen-industrie im Valle Morobbia (GV 2008) hat dafür

den Text auf Italienisch. Aber wir Bergwerksleute meistern bekanntlich jede Sprache, auch wenn es manchmal schnell geht, Eindrücke bleiben immer irgendwie zurück. Landschaften und Steine verste-hen wir meistens aber bedeutend besser.Im wissenschaftlichen Teil standen 4 Vorträge auf dem Programm.Barbara Guénette-Beck erläuterte die Bedeutung des Bergwerks von Siviez (Abbau seit dem 4. Jh) anhand eigener Forschungsresultate (Blei-Isotopenbestim-mung).Nicolas Meisser referierte über die im Mithraeum Martigny gefundenen Bergkristalle. Diese stammen

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Abb. 1: GV Centre Sportif, Nendaz.

Abb. 2: Exkursion: Glaziologen oder Bergbauspezialisten?

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gemäss seinen Untersuchungen aus der Gegend des Oberwallis.Florence Cattin zeigte in ihrem Vortrag, dass bereits in frühesten Zeiten mit Metallen und Erzen weiträu-mig gehandelt wurde.Vincent Serneels zeigte uns Bilder seiner Forschungen über die Eisenindustrie in Mali (Dogon County).Die Gemeinde Nendaz offerierte uns in der alten Ge-treidemühle einen Apéro. Die hier noch funktions-fähige Technik veranlasste wohl manchen von uns zu Überlegungen hinsichtlich der alten Bergwerks-techniken.Beim gemeinsamen Nachtessen wurden Ideen dis-kutiert, alte Bekannte begrüsst und neue Pläne und Möglichkeiten erörtert. Im Stillen haben wir auch manch einen unserer Kameraden vermisst.Dank Einsicht der Wettergötter konnten wir sonntags doch noch zu den Bergwerken von Siviez hinauf-steigen. Nach einer Bahnfahrt, einem kurzen Gang durchs Gelände und einer zweiten Bahnfahrt (extra für die SGHB in Betrieb genommen) standen wir in der ganz leicht verschneiten Landschaft von Plan-du-Fou. Zuerst galt der Blick dem herrlichen Panorama der umliegenden Walliser Berge. Anfangs, durch we-nig Schnee, gelangten wir zu den verschiedenen Stol-len von Siviez, fanden Bleiglanz und andere Mine-ralien und konnten dann sogar im Stollengelände bei schönem Wetter Pause machen. Das Team Barbara Guénette-Beck, Stefan Ansermet und Vincent Serneels erklärten uns die geologisch-mineralogischen Gege-benheiten der Region bis hin zu den unter gewisser Geheimhaltung betriebenen Prospektionen des Pro-jekts Uromines.Nachmittags gingen die einen direkt nach Siviez und die andern auf dem alten Stollenweg entlang zurück gegen Plan-du-Fou, um weitere Stollen zu befahren oder alte Halden abzusuchen.So beendeten wir einen interessanten Tag im schö-nen Nendaz-Tal und unsere Generalversammlung 2007. Alle Beteiligten danken den Organisatoren für das diesjährige Treffen.Die diesjährigen «Minaria Helvetica» 27a / 2007 (Koh-lebergbau Beatenberg) und 27b / 2007 (La storia del ferro in Valle Morobbia können beim SGHB-Sekre-tariat, Naturhist. Museum, Abteilung Mineralogie, Augustinergasse 2, 4001 Basel, bezogen werden (Fr. 25.– / Heft). Bilder M. Oldani, H. P. S

Buchbesprechung: Oleum-Vitriolölhütte Schwarzbach-Bodenmais / Bayern

Oleum, zu Deutsch rauchende Schwefelsäure, wird diesen zwei Begriffen in ihrem Erscheinen gerecht: Sie ist ölig und raucht an der Luft.Konzentrierte Schwefelsäure weist eine maximale Konzentration von 98 Prozent auf; höhere Gehalte werden nur durch Einleiten von gasförmigem SO3 er-reicht, das sich aber spontan wieder abspaltet, also nur unter Verschluss gehaltmässig stabil bleibt. Beim Kon-takt mit Luft bilden sich mit der Feuchtigkeit dersel-ben feine Säuretröpfchen, die als Nebel sichtbar sind. Eine Oleumfl asche «raucht» somit beim Öffnen; das ist anorganische Chemie, Schwefelsäure ist ein wichtiger, überall gebrauchter, chemischer Grundstoff.Der Untertitel Vitriolöl ist für Bergbauinteressierte nicht unbekannt. Vitriolöl ist eine frühere Bezeich-nung von Schwefelsäure, herrührend von der Tatsa-che, dass sie aus Vitriol hergestellt wurde. Vitriol sei-nerseits wurde aus Kiesen und Blenden (sulfi dische Erze z. B. Pyrit) durch Rösten und Auslaugen gewon-nen. Knapp ausgedrückt entsteht bei diesen zwei Vor-gängen aus einem schwefelhaltigen Erz, einem Sulfi d, eine schwefelhaltige, salzartige Verbindung, ein Sulfat (Salz der Schwefelsäure). Somit ist Vitriolöl ein Se-kundärprodukt des Bergbaus und die Herstellungsbe-triebe die Urform der späteren chemischen Industrie.Der Name Vitriol kommt aus dem Latein und bezieht sich auf das glasartige Aussehen dieser Salze, je nach Ausgangserz sind diese blau (Kupferkies), grün (Py-rit) oder weiss (Zinkblende).Eine weitere Deutung des Namens liefert ein al-chemistischer Lehrsatz bzw. die ersten Buchstaben davon: Visita interiora terrae rectifi cando invenies occultum lapidem (Suche das Untere der Erde auf, vervollkommne es, und du wirst den verborgenen Stein fi nden).

Das Buch gliedert sich in drei Teile:– Allgemeine-theoretische Belange (Rohstoffe Her-

stellungsverfahren, Verwendung, geografi sche Nennung verschiedener Produktionsstandorte

– Historische Beschreibung und Betrieb / Wirtschaft-lichkeit der Vitriolölhütte Bodenmais

– Archäologische Befunde (Ausgrabung der ehema-ligen Anlagen)

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Bergknappe 1 / 2008 Seite 39

Zudem sei erwähnt, dass unser Ehrenpräsident Dr. Hans Krähenbühl im «BK» 40 (1987) bereits Kennt-nisse von Bodenmais publizierte.Dieses Buch gibt einen umfassenden Einblick zum Thema Oleum-Vitriolöl. Ein Bergwerksgebiet von da-mals und daraus resultierende frühe Industrie wer-den lebendig und zeigen, was es überhaupt einmal gegeben und gebraucht hat, um unseren heutigen industriellen Stand zu erreichen. Auch im Zeitalter von Google, wo fast alles greifbar wird, ist ein solch umfassendes, breit abgestütztes Buch für Bergbau-begeisterte sehr lesenswert. Auf 140 Seiten werden, inklusive Literaturverzeichnis, die verschiedensten Gebiete und Erkenntnisse zum Thema Vitriolöl be-handelt. Zur Thematik Alaun / Vitriol / Vitriolöl ist dieses Buch sicher als sehr interessant zu empfehlen.

Bemerkungen zum Thema Vitriolöl in der SchweizIm Kapitel über einzelne europaweit verstreute Vitriol-ölhütten wird auch die Schweiz mit einer Hütte in Winterthur genannt. Gegründet 1778 und betrieben

von Johann Heinrich Ziegler. Gemäss «BK» 95 war J. H. Ziegler bereits früher im Geschäft im Zusam-menhang mit dem Alaunwerk Graggental / Uri. Mit dem Standort Winterthur und der damit verbundenen Rohstoffrage für die Schwefelsäurefabrikation sei an-gemerkt, dass dort mit dem sogenannten Bleikam-merverfahren direkt mit Schwefel gearbeitet wurde. Über die Herkunft des Schwefels sind keine Angaben vorhanden. Auf eine Vitriolherstellung (Kupfersul-fat) in Winterthur wird im Historischen Lexikon der Schweiz erst als spätere Folge der Schwefelsäurefa-brikation hingewiesen.Von verschiedenen Publikationen im «Bergknappen» («BK» 40, 93–96) wissen wir, dass auch im Bündner-land solche Vitriol-Anlagen betrieben wurden, da ja die benötigten Sulfi d-Erze durchaus vorhanden waren. Welche Anlagen und in welcher Grösse in den bündnerischen Vitriolölhütten benutzt wurden, entzieht sich vorderhand unserer Kenntnis, da keine diesbezüglichen Ausgrabungen stattgefunden haben. Gemäss dem besprochenen Buch wäre das unter ent-sprechender archäologischer Aufsicht auch bei uns spannend. Vom Kenntnisstand des Schreibenden sei

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Bergknappe 1 / 2008 Seite 40

vermerkt, dass gegen eine effektive Oleumproduk-tion in Graubünden das im Moment fehlende Wissen um Keramikfunde spricht. Wahrscheinlich wurde eher im Stile wie bei der Anlage Graggental («BK» 40, Artikel Edi Brun) beschrieben, auf Schwefel und Vitriol (Eisen- und Kupfersulfat) produziert.

Als Abschluss sei auf die Schwefelproduktion an sich noch hingewiesen. Neben andern Verfahren kann Schwefel auf die zwei folgenden Arten hergestellt werden:< Erhitzen von Pyrit unter Luftabschluss< Reduzierendes Rösten mit Kohle/HolzEs wird im «BK» der Betrieb eines sogenannten Ga-leerenofens erwähnt. Dieser sei mit Schwefelkies gefüllt, und der Schwefel werde ausgeschmolzen, dieses Verfahren entspricht der erstgenannten Vari-ante. Pyrit (FeS2) wird zuerst zu Magnetkies (Fe7S8). Nach längerem Erhitzen spaltet sich Magnetkies zu Eisen und Schwefel. Die Darstellung eines Galeeren-ofens zeigt, dass dieses Verfahren nicht ganz einfach war und wohl auch materialaufwendig. Im bespro-chenen Buch ist von grossen Keramikscherbenhau-fen die Rede. Von diesen Haufen ist bei uns nichts zu sehen, und deshalb sei vermutet, dass bei uns das reduzierende Röstverfahren verwendet wurde (viel-leicht fi ndet man aber doch noch Scherben!).Wie quantitativ diese Prozesse abgelaufen sind, darü-ber darf spekuliert werden. Sicher: es hat vor allem beim zweiten Verfahren «furzig» gestunken nach SO2 und H2S (faule Eier!). Umweltschutz war damals noch kein Thema.

Oleum: Die Vitriolölhütte am Kleinen Schwarzbach bei Bodenmais; Anfänge der chem. Indus-trie in Bayern

Autoren: Gerhard Lehrberger, Reinhard Haller, Cor-nelia Schink, ISBN 3-00-017555-5, Preis 30 Euro

Zu beziehen über den Buchhandel oder Förderverein Bodenmaiser Geschichte, D-94249 Bodenmais (Ach-tung Post / Bankgebühren)Weitere Literatur: «Bergknappe» 40, 93–96 Internet (Google) Ullmann, techn. Encyclopädie

Hans Peter Schenk

FBG-Exkursion nach Brixlegg

Brixlegg liegt etwas unterhalb der Einmündung des Zillertals in das Inntal auf gut 500 m ü. M. inmitten einer reichen und grossen Bergbauregion. Schon in prähistorischer Zeit wurde in dieser Gegend Bergbau betrieben. Die Kupferhütte in Brixlegg ist der älteste Industriebetrieb im Tirol und gut 500 Jahre alt. Heute ist die Kupferhütte ein Recyclingwerk, das anstelle von frisch gebrochenem Erz Metallschrott verarbeitet. In dieser interessanten Region könnte man wochen-lange Wanderungen zu bergbaulichen Höhepunkten unternehmen.Die diesjährige FBG-Exkursion wurde von Peder Rauch, Scuol, bestens organisiert. Am 1. und 2. Sep-tember 2007 trafen die modernen Bergknappen aus allen Teilen des Kantons und der Schweiz in Scuol ein. Von hier aus reisten sie mit dem Postauto weiter ins Unterinntal, um sich auf die Spuren des Tiroler Bergbaues zu begeben. Dank der kundigen Tiroler Führung konnten die Teilnehmer an diesem Wochen-ende viel Bergbaugeschichte erleben. Nach dem Mittagessen führte ein recht steiler Aufstieg zum Hochkogel, wo zuerst der alte Tagbau namens «Bauernloch» besichtigt wurde. In einem eher un-wegsamen Gelände öffnet sich hier ein übergrosser alter Tagbau mit riesigen Hallen, Verbindungsstollen und Spalten. Man wünscht sich Röntgenaugen, um in die dunklen Hohlräume des Berginnern zu sehen. Es ist sehr einsam, ausser den Bündner Bergbaufreun-den und ihren Führern trifft man kaum Menschen. Zu Zeiten des Erzabbaues war hier grosser Betrieb. Im 16. Jahrhundert wurden in dieser Region 92 Stol-len registriert. Heute sind die meisten Zeugen die-ser Zeit überwachsen und verfallen. Durch die be-stehenden Bergrechte sind Teile des umfangreichen Stollen- und Schachtsystems erhalten geblieben, je-doch öffentlich nicht zugänglich. So war es natürlich ein besonderes Erlebnis, den Georgi-Unterbau-Stol-len besichtigen zu können. In diesem Stollenlaby-rinth wurde neben Kupferkies und Fahlerz noch im 20. Jahrhundert Baryt abgebaut. Der Barytabbau und somit die ganze Bergbautätigkeit wurde 1969 been-det. Die Strapazen des Aufsteigens durch die gros-sen Hallen und teilweise auch des Kriechens wurde durch schöne Ausblicke in das Stollensystem und auf die zum Teil prächtig grün verfärbten Wände ent-schädigt. Als Überraschung verwöhnten die Scuoler

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Bergknappe 1 / 2008 Seite 41

Alphornbläser die Teilnehmer am Stollenmundloch mit ihren Weisen.Über Brixlegg, umgeben von der sich ausdehnenden Stadt, liegt der Mühlbichl, ein grosser Felssporn. Die-ser Aussichtsberg täuscht; er ist nämlich voller Löcher und Tagbauten. Hier wurde ab dem 15. Jahrhundert Fahlerz abgebaut. Im 2. Weltkrieg dienten die Stol-len als Luftschutzräume. Am Sonntagmorgen waren diese Abbaustellen nach einem kurzen Aufstieg rasch erreicht. Die Grösse der einzelnen Tagbauten zeigt, dass hier früher einmal intensiv gearbeitet worden ist. Das Bergbau- und Hüttenmuseum Brixlegg, das ebenfalls am Sonntag besichtigt wurde, ist 1991 er-

öffnet worden. Neben Exponaten wie einem aufwen-dig restaurierten Grubenhund, Erzen und Mineralien, Werkzeugen und Stollenplänen widmet sich das Mu-seum der Präsentation des vorgeschichtlichen Berg-baues im Unterinntal. Die Ausstellung ist interessant und sehenswert.Nach einem Ständchen der Scuoler Alphornbläser im Garten des Museums galt es Abschied zu nehmen und sich auf den langen Heimweg zu machen. Post-autochauffeur Gian Janett führte die Teilnehmer si-cher zurück ins Engadin. Elsbeth Rehm

Bilder T. Thaller

Abb. 1: Die Teilnehmer der FBG-Exkursion in Brixlegg.

Abb. 2: Der Tagbau Bauernloch am Hochkogel.

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Bergknappe 1 / 2008 Seite 42

Zum Tode von Gründungsstiftungsrat Christian Jost

Im «Bergknappen» 107 2/2005 haben wir über den 80. Geburtstag von alt Nationalrat und Landammann Dr. Christian Jost, den wir als Gründungsstiftungsrat des Bergbaumuseums Graubünden im Schmelzboden bei Davos gewinnen konnten, berichtet. Christian Jost ist am 9. September 2007 infolge eines Jagdunfalles ge-storben. Er hatte als Präsident verschiedener bündne-rischer Institutionen und dank seiner vielfältigen Be-ziehungen zur Wirtschaft wesentlich mitgeholfen, mit Spenden unserem Verein der Freunde des Bergbaus in Graubünden und der Stiftung sowie dem entste-henden Bergbaumuseum die nötigen Mittel für deren Aufbau und Entwicklung bereitzustellen. Dadurch waren die nachstehenden Etappen möglich:Juli 1976: Gründung des Vereins der Freunde des Bergbaus in GraubündenOktober 1978: Erscheinen der ersten Nummer der Zeitschrift «Bergknappe»Juli 1979: Eröffnung des Bergbaumuseums Graubün-denJanuar 1980: Gründung der Stiftung Bergbaumuseum Graubünden im Schmelzboden 1981–1986: Eröffnung des Schaubergwerkes Dalvaz-zer am Silberberg und Erweiterung des Museums auf vier StockwerkeJuli 1988: Einrichtung des Gesteinslehrpfades in der Zügenschlucht1990 –1992: Erweiterung des Schaubergwerkes durch den Hilfsstollen Langer Michael 1998 –2005: Ausbau des erweiterten ersten Stock-werkes mit Bergbau-Modellen, Vortrags- und Dia-schauraum sowie Archiv, Bibliothek und Garderobe Wir danken dem Verstorbenen für sein grosses Inte-resse, das er unseren Bestrebungen entgegengebracht hat, die historischen Bergbauanlagen am Silberberg zu restaurieren und der Nachwelt zu erhalten sowie ein Bergbaumuseum im früheren Verwaltungsgebäu-de einzurichten.Christian Jost wurde am 5. Dezember 1925 auf dem elterlichen Bauernhof in Davos Brüch geboren. Nach-dem er die Schulen in Davos Platz besucht hatte, er-langte er das Maturitätszeugnis an der Ecole supéri-eure de Commerce in Neuenburg. 1951 promovierte er zum Dr. rer. pol. an der Universität Bern mit der Dissertation «Der Einfl uss des Fremdenverkehrs auf

Wirtschaft und Bevölkerung in der Landschaft Da-vos». Diese Arbeit war auch die Grundlage für seine verschiedenen Funktionen, die er in seiner Heimat Davos ausübte. Mit 31 Jahren, im Jahre 1956, wurde er schon als Landammann von Davos gewählt. Vor-her hatte er die Tätigkeit als Steuersekretär und Steu-erkommissär des Kantons Graubünden ausgeübt.Als Davoser Landammann war er zum Mitglied des Grossen Rates des Kantons gewählt worden. Als Prä-sident der Freisinnig-Demokratischen Partei beklei-dete er 1972/73 das höchste Amt als Standespräsident von Graubünden. Fünf Jahre vertrat er die FDP im Nationalrat in Bern. 1980 trat er als Landammann von Davos zurück.Im Militär bekleidete er den Rang eines Oberst als Train-Chef im Stab des Feldarmeekorps 4. Nach vie-len Ehrungen als Landammann erhielt er für seine Verdienste für Davos auch die höchste Auszeichnung, den Kristall von Davos. Christian Jost hat als junger Magistrat Davos innert kürzester Zeit zu grossem Erfolg geführt. Er kann als Architekt des modernen und inzwischen zur Alpen-stadt gewachsenen Davos bezeichnet werden.Seiner Gemahlin Annemarie Jost-Heierli, die uns als Betreuerin des Bergbaumuseums grosse Diens-te erwiesen hat, sowie der Trauerfamilie sprechen wir unser herzlichstes Beileid aus und gedenken in Dankbarkeit und tiefer Trauer des Verstorbenen als Förderer unserer Bemühungen für den historischen Bergbau und als Bergbaufreund. H. K.

Abb. 1: Christian Jost bei der Einweihung des Bergbaumuseums, 1979.

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Bergbaubetrieb im Silberberg Davos im Jahre 2007

Auffahren des DalvazzerstollensIm Bergbau-Lexikon fi nden wir unter der Bezeich-nung: Auffahren bergmännische Bezeichnung für das Her-

stellen von Hohlräumen (Strecken) unter Tage für das Grubengebäude. Die Auf-fahrung kann maschinell mit Teil- oder Vollschnittmaschinen oder konventionell durch Bohr- und Schiessarbeit erfolgen.

Fahren jede Fortbewegung von Menschen unter Tage, z. B. auch zu Fuss, Grubenfahrt, Seilfahrt.

DalvazzerstollenBeim Pochplatz neben der Ruine des Knappenhauses befi ndet sich der Eingang des in der zweiten Berg-bauperiode im 19. Jahrhundert aufgefahrenen Dal-vazzerstollens. Wenige Meter hinter dem Mundloch trifft man auf die alte Grube Maximilian, die in der

zweiten Bergbauperiode zum Dalvazzerschacht aus-gebaut wurde. Dieser Schacht diente zum Ein- und Ausfahren der Bergleute und zum Fördern des Erzes aus den verschiedenen Abbauorten des Tiefenstol-lens. Die darüberliegende Tagbauspalte wurde in der ers-ten Bergbauperiode von Hand von oben nach unten (ohne Sprengungen) ausgehauen.Den etwa 10 Meter breiten Schacht überspannte da-mals (wie auch heute) eine Holzbrücke. Die neue Brücke wurde im Jahre 2002 von einer Gruppe WK-Soldaten der Rettungskompanie III/35 eingebaut. Etwa 5 Meter hinter der Brücke ist der total 180 Me-ter lange Dalvazzerstollen mit seinem Firstenbau ver-schüttet.

ProjektDer verschüttete Dalvazzerstollen soll im Bereich der grossen Tagbauspalte / Naturspalte Maximilian neu aufgefahren werden. Der Führungsbetrieb darf wäh-rend dieser Bauarbeiten nicht unterbrochen werden.Der Arbeitsplatz liegt rund 27 Meter hinter dem Mundloch in einer Spalte, die im Laufe der Zeit mit Holz, Steinen und Erde aus der Tagbauspalte fast gänzlich aufgefüllt wurde. Ein fester Boden ist zurzeit nicht vorhanden, die über dem Stollen-Niveau ein-gebauten Bühnenbalken und Bretter sind eingebro-chen. Unzählige Bühnenlöcher sind jedoch vorhan-den und können wieder verwendet werden.

Abb. 1: Felskontrolle über Dalvazzer-Niveau.

Abb. 2: Beginn der Auffahrung.

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Bergknappe 1 / 2008 Seite 45

Es ist zu hoffen, dass mit der erneuten Auffahrung des Dalvazzerstollens mit seinem Firstenbau anste-hende Vererzungszonen (Zinkblende und Bleiglanz mit 0,2 ‰ Silber) gefunden werden können.

Erste Arbeiten 2007Am 22. April sind mit einem Augenschein über und unter dem Dalvazzer-Niveau die ersten Abklärungen und Projektierungsarbeiten angelaufen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Steinschlaggefahr aus der Tagbauspalte nicht zu unterschätzen ist. Obwohl teils sehr grosse Blöcke und Holz ineinander verkeilt sind, muss der Arbeitsplatz von Anfang an gesichert und geschützt werden. Auch unter der Stollensohle darf die Gefahr von abstürzendem Material nicht verges-sen werden.

Abb. 3: Felskontrolle unter Dalvazzer-Niveau.

Abb. 4: Einbau der ersten Bühnenbalken.

Bis zum letzten Arbeitstag am 19. Oktober sind to-tal ca. 7 Kubikmeter Material mit einer Karette auf die Deponie vor das Mundloch transportiert worden (1 Karette: 20 Schaufeln / 60 Liter). Diese Arbeit ist sehr anstrengend, da an zwei Stellen im Stollen eine aufrechte Körperhaltung nicht möglich ist.Um leichter und schneller vorwärtszukommen, ha-ben wir versucht, verschiedene Ideen in unseren Köpfen durchzuspielen. Bis jetzt mussten wir alles mit «zu viel Aufwand» oder «aus Kostengründen» wie-der fallen lassen. Geblieben ist uns die «Knochenar-beit»: schaufeln und Karette stossen.An alle, die in irgendeiner Art im Dalvazzerstollen mitgeholfen haben, vielen Dank und ein herzliches «Glück auf!»Fotos Walter Good und Peter Kuhn

Peter Kuhn

Abb. 5: Materialaushub.

Abb. 6: Auffahrung am letzten Arbeitstag.

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seumsleiterin Santina Hirzel resultierte ein Reinertrag von knapp 8 200 Franken.Bei einem Aufwand von rund 66 600 Franken schliesst die BSD-Jahresrechnung mit gut 2 150 Franken Ver-lust. Das Vereinsvermögen reduzierte sich auf 13 100 Franken (Vj. rd. 15 300 Franken). Im Budget 2008 wird mit 20 100 Franken Aufwand und einem kleinen Defi zit von 1 600 Franken gerechnet.

Dringend gesucht: Neue Kräfte Beim Traktandum Wahlen stellte sich der bisherige, 7-köpfi ge BSD-Vorstand nochmals für zwei Amstjahre zur Verfügung. Er wurde in globo bestätigt. «Doch die Hauptsorge unseres Führungsstabes ist die Überalterung», konstatierte Präsident Otto Hirzel. Man brauche dringend neue Kräfte, die sich für Füh-rungen zum Schaubergwerk, für Unterhaltsarbeiten und die Betreuung des Museums zur Verfügung stell-ten. Gesucht würden nicht nur Männer, sondern auch motivierte Frauen, die sich für den Silberberg, das Bergbaumuseum und die damit verbundenen Tou-ristikaufgaben begeistern liessen. Auch auf der ver-einseigenen Website www.silberberg-davos.ch soll die Nachfolgeproblematik thematisiert werden.Nach der Vereinsversammlung hielt BSD-Präsident Otto Hirzel einen packenden öffentlichen Vortrag über die verblüffende Vielfalt an Gesteinen und Mi-neralien in der Landschaft Davos und musste danach noch zahlreiche Fragen aus dem Kreis des faszi-nierten Publikums beantworten.

Wieder ein gutes Jahr für Schaubergwerk und Museum, aber . . .

8. Vereinsversammlung des Bergbauvereins Silberberg Davos (BSD) Die 211 Mitglieder des Bergbauvereins Silberberg Davos (BSD) sind treue Leute: Sie kamen am letzten Samstag in stattlicher Zahl zur 8. Vereinsversamm-lung ins Hotel Terminus. Den weitesten Weg legte die Gruppe um Bergbaufreund Armin Böhnisch aus dem deutschen Schrozberg zurück. Sie fuhr 400 Ki-lometer weit, um sich von BSD-Präsident Otto Hirzel über das gute Vereinsjahr 2007 orientieren zu las-sen.

Marianne Frey-Hauser

«2007 war erneut ein unfallfreies Jahr. Das ist das Wichtigste!», betonte BSD-Präsident Otto Hirzel in seinem Jahresrückblick.

Kein Mangel an ProjektenMit Erfolg abgeschlossen habe man die heikle Ein-gangssicherung beim Neuhoffnungsstollen. An die Sanierungskosten von 41 000 Franken hat der Verein Freunde des Bergbaus in Graubünden 10 000 Fran-ken beigesteuert. Für 7 000 Franken wurde Fron-dienst geleistet. 24 000 Franken gingen zulasten der Vereinskasse. Im laufenden Jahr will man am Silberberg nebst den üblichen Unterhaltsarbeiten noch zwei Projekte rea-lisieren: Für rund 3 500 Franken soll die Felsenweg-Brücke vor dem «Triibihuus» saniert werden. 5 000 Franken sind für den Ausbau des Dalvazzerstollens im Wiesner Schaftälli budgetiert.

Ungebrochene AnziehungskraftAuch für den Sommer 2007 weist die BSD-Statistik wieder gute Besucherzahlen aus: Deutlich über 2 000 Personen (Vj. 2135) besuchten das Schaubergwerk und das Bergbaumuseum Graubünden im Schmelz-boden, Davos. 134 Führereinsätze (Vj. 145) stehen zu Buche.Der Nettoerlös 2007 aus dem Betrieb von Schauberg-werk und Museum belief sich auf 16 328 Franken (Vj. 16 892 Franken). Er ging je hälftig an die Stiftung Bergbaumuseum Graubünden und den BSD. Allein aus dem Verkauf von Schmuck und Erzen durch Mu-

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Folgende Spenden durfte der BSD im Jahr 2007 entgegennehmen.Herzlichen Dank!

Geldspenden– FBG: Beitrag Sanierung Mundloch Neuhoffnungsstollen Fr. 10 000.–– Gemeinde Landschaft Davos, Kulturkommission Fr. 4 000.–– Mitglied Marion Würth, Davos Fr. 250.–– Mitglied Walter Vogt, Davos Fr. 200.–– Stadtpräsidium Chur Fr. 150.–– Mitglied Peter Bühlmann, Glaris Fr. 100.–– Mitglied Peter Dubach, Binningen Fr. 100.–– Aufgerundete Mitgliederbeiträge Fr. 791.– Fr. 15 591.–

Sachspenden und Gratisarbeit– Mitglied Walter Gysin: Rabatt zu den Herstellungskosten Toi-Toi-Holzverschlag Fr. 364.–

Otto Hirzel, Präsident

Abb. 1: Mit Schmuck und Erzen viel Ertrag erwirt-schaftet: Kassier Jakob Wettstein dankte Santina Hirzel mit einem Blumenstrauss.

Abb. 2: Viel gefragt: BSD-Präsident und Naturwis-senschafter Otto Hirzel nach seinem Vortrag über Gesteine und Mineralien in der Landschaft Davos.

Korrektur im «BK» 111Im Beitrag «Zum Gedenken an den 100. Todestag von Gustav Anton Zeuner, den bedeutenden Wissenschaftler, Lehrer und Organisator auf dem Gebiet des Hochschulwesens» von Gerd Grabow, Freiberg, ist dem Redaktor ein peinlicher Fehler unterlaufen. In der Abbildung 1, dem Porträt von Zeuner, ist der Vorname mit Gustav Adolf anstelle von Gustav Anton angegeben. W. G.

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FBG – Vereinsversammlung vom 15. März 2008 in Zillis

Das Dorf Zillis mit seinen 376 Einwohnern liegt im Hinterrheintal auf 900 bis 1000 m ü. M. Bedingt durch seine Lage an einer wichtigen Nordsüd-Achse wurden der Ort und das Tal schon zur Römerzeit be-siedelt. Erst kürzlich wurden in einer Naturhöhle bei Zillis römische Münzen gefunden. Berühmt ist die Zilliser Kirche St. Martin aus dem elften Jahrhundert mit ihrer gemalten Holzdecke. Die Bedeutung und der Werdegang der Kirchendecke wurden vor der Vereinsversammlung den vielen interessierten FBG-Mitgliedern vom Zilliser Pfarrer Theodor Fliedner vorgestellt und anschliessend an Ort und Stelle be-sichtigt. Nicht besucht werden konnten die historischen Sil-berminen von Taspegn, die oberhalb von Zillis auf ca. 2200 m ü. M. noch tief im Schnee liegen. Hier wurden mit Unterbrüchen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert silberhaltiger Bleiglanz und Kupfer-kies abgebaut. Auf Taspegn liegt auch das Hauptbe-tätigungsfeld von Toni Thaller, Vorstandsmitglied des FBG und Organisator der diesjährigen Tagung. Toni Thaller ist Initiator für den Ausbau, die Wiederbe-gehung sowie die jetzigen erfolgreichen Stollenfüh-rungen in Taspegn. Wir wurden im schön dekorierten Saal des Schul-hauses von Gemeindepräsident Hilarius Castelberg willkommen geheissen. Aus seiner kurzen Darstel-lung geht hervor, dass Zillis eine lebendige Gemein-de ist, welche sich in der heutigen Zeit zu behaupten weiss. Die Vereinsversammlung selbst wurde von der Prä-sidentin Elsbeth Rehm eröffnet. Das Protokoll der letztjährigen Versammlung und der Jahresbericht der Präsidentin wurden mit Applaus genehmigt. Im Besonderen wurden darin die Arbeiten für die kom-mende Ausstellung des FBG im Museum Alpin in Pontresina, die Demissionen im Vorstand, den gespro-chenen Beitrag von 10000 Franken für die gelungene Sanierung des Einganges im Neuhoffnungsstollen am Silberberg und der Sorge bereitende Mitglieder-schwund im FBG erwähnt. Die Jahresrechnung, vom scheidenden Kassier Franz Studer zum letzten Mal er-stellt, schliesst mit einem kleinen Plus von rund 700 Franken ab. Das Budget, das einen Beitrag an Berg-bauprojekte von 4900 Franken vorsieht, wurde eben-

falls vorgestellt und genehmigt. Der Mitgliederbeitrag wurde wie bisher belassen. Bei den Ersatzwahlen in den Vorstand konnte Peter Kuhn aus Chur für David Imper und Norbert Jud aus Davos für den Revisor Andreas Valer gewählt werden. Auch aus der Versammlung meldete sich niemand als Kassier; so musste die Kasse in den Vorstand zurück-genommen werden. Die Versammlung erteilte dem Vorstand die Vollmacht zur Einsetzung eines Kassiers. Die Statutenänderung wurde mit einem Gegenvor-schlag vereinfacht. Dieser lautet: «Behandlungen von Anträgen, sofern diese mindestens 30 Tage vor der Vereinsversammlung in schriftlicher Form im Besitz des Vorstandes sind.»Die zweitägige Exkursion 2008 fi ndet am 23. / 24. Au-gust in den alten Erzabbau nach Burgberg bei Sont-hofen im Allgäu statt (Anmeldung bis 1. Mai bei der Präsidentin).

Als Höhepunkt durfte die Präsidentin Santina und Otto Hirzel zu Ehrenmitgliedern des FBG erheben. Santina und Otto Hirzel sind seit der ersten Stunde für den alten Bergbau tätig. Heute ist Otto Hirzel Prä-sident des Bergbauvereins Silberberg Davos (BSD) und Kurator des Museums Schmelzboden. Santina Hirzel ist seine unermüdliche rechte Hand und die Herstellerin von kunsthandwerklichem Schmuck zum Verkauf im Museum.Mit einem Apéro, zum Teil gestiftet von der Gemein-de Zillis und vorbereitet und serviert von der Familie Thaller, klang die Vereinsversammlung 2008 aus.Einen herzlichen Dank an Leni und Toni Thaller für die schöne Gastfreundschaft. Elsbeth Rehm

Laudatio der Präsidentin Elsbeth Rehm für die neuen Ehrenmitglieder Santina und Otto Hirzel.

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