Bericht - iso-ev.de · panz zwischen Vereinsnamen und Vereins-tätigkeit zu verringern sowie...

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Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002 - 1 - Innovative Sozialarbeit e.V. Verein für soziale Dienstleistungen Bericht 01.01.2001 – 30.06.2002

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Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

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Innovative Sozialarbeit e.V.

Verein für soziale Dienstleistungen

Bericht

01.01.2001 – 30.06.2002

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort .................................................................................................................................. 3

Innovative Sozialarbeit e.V. ................................................................................................... 4

Von „AGL“ zu „iSo“.......................................................................................................... 5

Zukünftige Projekte............................................................................................................ 6

MitarbeiterInnen des Vereins ............................................................................................. 9

project X............................................................................................................................... 12

Entwicklung von project X .............................................................................................. 14

Gruppe Neunkirchen am Brand........................................................................................ 14

Gruppe Ebermannstadt..................................................................................................... 15

Aktionshitliste die Erste - die fünf beliebtesten Aktionen ............................................... 16

Gruppe Strullendorf.......................................................................................................... 16

Teilnehmer von project X kommen zu Wort ... ............................................................... 18

Gruppe Forchheim............................................................................................................ 19

Gruppe Zapfendorf ........................................................................................................... 20

Aktionshitliste die zweite - die fünf ausgefallensten Aktionen........................................21

Gruppe Hallstadt .............................................................................................................. 22

Soziale Gruppenarbeit im städtischen Milieu .................................................................. 22

Kooperationsprojekt JAM.................................................................................................... 24

Was ist das Besondere an der Jugendarbeit von JAM?....................................................25

Präventive Jugendarbeit ................................................................................................... 26

Verzeichnis gemeindlicher JugendarbeiterInnen ............................................................. 28

JAM – Erste Erfahrungsberichte ...................................................................................... 29

Praxisbeispiel – Die Entstehung und Premiere des SPACE CLUBS............................... 32

Kurzinfos.............................................................................................................................. 34

Kooperationspartner ............................................................................................................. 35

Zeitungsartikel...................................................................................................................... 36

Kontakt ................................................................................................................................. 39

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

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Vorwort

Wir haben einen neuen Namen ……

Aus „Aktion Gesundes Leben e.V.“ wird „ Innovative Sozialarbeit e.V.“

Der Weg von „Aktion Gesundes Leben e.V.“ zu „Innovative Sozialarbeit e.V.“ ist sehr ab-

wechslungsreich und interessant gewesen. Ebenso wie die Gesellschaft sich, in diesen 17 Jah-

ren unserer Vereinsgeschichte, verändert hat, ist auch das Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit ei-

ner ständigen Fortentwicklung unterworfen. Der Weg durch diese Jahre, von den ersten

Selbsthilfetagen in den 80er Jahren über Präventionstage und Sinnenfeld, nur um einige der

Stationen zu nennen, ist auch mit einigen Richtungswechseln versehen und ist unterschiedlich

breit. Manchmal hatte dieser Weg nur die Breite eines Pfades. Momentan, so habe ich den

Eindruck, biegen wir gerade auf die Autobahn der Jugendhilfe ein. Das Wort „innovativ“ be-

schreibt somit sicherlich treffend eine wesentliche Eigenschaft unserer Gemeinschaft.

Der vorliegende Bericht stellt eine momentane Arbeits- und Leistungsbeschreibung des Ver-

eins dar. Mit „project X“ hat die engagierte junge Truppe unserer MitarbeiterInnen eine zu-

kunftsweisende Arbeitsform der sozialen Gruppenarbeit etabliert. Die Erkenntnisse dieser

Arbeit sind für die beteiligten Jugendämter von Nutzen und kommen so den Jugendlichen und

ihren Familien wieder zu Gute. Das Kooperationsprojekt „JAM“ ist Neuland im Bereich der

Jugendarbeit und wird seit Jahresbeginn erfolgreich in fünf Gemeinden im Landkreis Bam-

berg umgesetzt. Das sich gerade in Planung befindende Projekt „Famos“ (Familienorientierte

Sozialarbeit) soll, durch die Einzelarbeit mit Familiensystemen, die Leistungspalette vervoll-

ständigen.

Mit den drei genannten Projekten wollte ich unseren Grundsatz in der Sozialen Arbeit hervor-

heben, wonach der Mensch selbst zur Regelung seiner Bedürfnisse fähig ist und wir als pro-

fessionelle Helfer ihm die Möglichkeiten dazu bieten sollen.

Mein Dank gilt allen Personen, Sponsoren, Behörden und Einrichtungen die uns auf dem bis-

herigen Weg begleitet und unterstützt haben. Den Beschäftigten und ehrenamtlichen Helfern

gilt mein besonderer Dank für ihre geleistete Arbeit.

Ich wünsche ihnen viel Freude beim Lesen.

Hans-Heinrich Köhlerschmidt

1. Vorsitzender

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Innovative Sozialarbeit e.V.

Der Verein Aktion Gesundes Leben e.V.

wurde 1985 von MitarbeiterInnen des Ge-

sundheitsamtes gegründet. Primäres Ziel

war die Förderung des aktiven Gesund-

heitsbewusstseins und -verhaltens. Eine

wichtige Grundlage hierfür bildete die prä-

ventive Ausrichtung der Vereinsaktivitä-

ten. Mittlerweile haben sich die Arbeitsbe-

reiche geändert, elementare Grundhaltun-

gen, wie z.B. die Prävention, sind jedoch

erhalten geblieben. Folgende Projekte

wurden u.a. vom Verein durchgeführt:

Sinnenfeld, Veröffentlichung des 1. Psy-

chosozialen Beratungsführers, Präventions-

tage, Selbsthilfetage usw.

Nach einer intensiven Periode in den ersten

Jahren der Vereinsgeschichte und einer

eher ruhigeren mittleren Phase, haben sich

in den letzten Jahren die Vereinstätigkeiten

wieder ausgeweitet. Mit dem Start der Ju-

gendhilfemaßnahme „project X“ 1998 be-

gann eine neue Phase der Vereinsentwick-

lung. Es wurden erstmalig länger andau-

ernde soziale Dienstleistungen im Verein

durchgeführt. Aufgrund der Zunahme der

Vereinsaktivitäten richtete der Verein An-

fang letzten Jahres eine Geschäftsstelle ein.

Anfang diesen Jahres wurde ein weiterer

großer Schritt unternommen. Im Rahmen

des Kooperationsprojektes JAM (Jugend-

arbeitsmodell) wurden festangestellte Mit-

arbeiterInnen beschäftigt.

Der Verein besteht aktuell aus 15 Mitglie-

dern. Alle sind sozialpädagogische Fach-

kräfte. Der Großteil ist in den Bereichen

Jugend- und Gesundheitshilfe tätig. Dem-

nach sind trotz der geringen Größe des

Vereins, oder vielleicht gerade deswegen,

fachliche Diskussionen und Entwicklungen

sehr gut möglich. Es ist infolgedessen eine

grundlegende Idee erhalten geblieben, die

schon ein wichtiger Grund der Vereins-

gründung war:

Die Möglichkeit, im Rahmen eines Vereins,

Ideen für soziale Projekte umzusetzen,

welche aufgrund der eigenen Praxiserfah-

rung bzw. für das eigene Tätigkeitsfeld

sinnvoll erscheinen.

Bild 1: Filmabend von JAM

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Von „AGL“ zu „iSo“

Schon seit längerem bestand im Verein die

Idee, den Vereinsnamen durch eine pas-

sendere Bezeichnung zu ersetzen. Ebenso

sollte auch die Vereinssatzung deutlicher

an den Vereinstätigkeiten ausgerichtet

werden. In mehreren Treffen wurde eine

neue Satzung ausgearbeitet sowie ein neuer

Name gewählt. Damit hoffen wir natürlich

zukünftig Irritationen aufgrund der Diskre-

panz zwischen Vereinsnamen und Vereins-

tätigkeit zu verringern sowie Verwechs-

lungen mit Sekten zu vermeiden☺.

Im Ausarbeitungsprozess wurde schon

frühzeitig entschieden, dass im Unter-

schied zur alten Satzung die Neue nicht ein

Arbeitsfeld (z.B. wie bisher Gesundheits-

prävention) vorgeben sollte. Stattdessen

wurde vereinbart, die Satzung an einer für

uns relevanten sozialpädagogischen He-

rangehensweise zu orientieren. Die Ver-

einsbeschreibung besteht nicht darin, was

der Verein wo macht, sondern in welcher

Form er aktiv werden will, also im Tätig-

keitsprofil. Es ist somit denkbar, dass er in

unterschiedlichen Bereichen Projekte

durchführt. Zentral für das jeweilige Enga-

gement ist jedoch die Berücksichtung der

grundlegenden Arbeitsprinzipien. Wir hof-

fen damit der Dynamik unseres Vereins

mehr entgegen zu kommen, ohne damit

„konturlos“ zu werden.

Der Vereinszweck ist folgendermaßen be-

schrieben: „Zweck des Vereins ist es inno-

vative und zeitgemäße Formen der Sozia-

len Arbeit zu entwickeln und dementspre-

chende Angebote durchzuführen. Sozial-

pädagogisches Handeln als Dienstleistung

für den Menschen gilt als elementares

Leitbild der Vereinstätigkeit. Der Verein

bezweckt die Profession Soziale Arbeit

weiterzuentwickeln, um dadurch angemes-

sene Unterstützungsangebote für den/die

Menschen zu schaffen. Die jeweiligen Hil-

fe- und Unterstützungsformen werden da-

her sowohl in einem theoretischen Kontext

eingebettet als auch ethisch und normativ

begründet.“ Eine weitere Grundlage für die

Vereinstätigkeit stellt eine Vereinskonzep-

tion dar, welche aktuell erarbeitet wird.

Durch den Begriff „innovativ“ in der Ver-

einsbezeichnung soll es zu einem Brücken-

schlag zwischen vergangenen und jetzigen

Tätigkeiten kommen. So hat sich der Ver-

ein schon immer dadurch ausgezeichnet,

dass er vor allem neuen Wegen in seinem

Wirken offen stand. Dies kann als ein ele-

mentares Prinzip seit der Gründung beo-

bachtet werden.

Wir hoffen natürlich, dass der Name hält

was er verspricht und auf eine weiterhin

andauernde positive Entwicklung von

Innovative Sozialarbeit e.V. (iSo)

Verein für soziale Dienstleistungen

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1998 1999 2000 2001 2002

Abbildung 1: Entwicklung Sozialpädagogischer Fachstunden bei iSo e.V.

Zukünftige Projekte

Neben den bisherigen Tätigkeitsbereichen

ergeben sich noch weitere Praxisfelder, bei

denen wir uns gern engagieren würden.

Daher formierten sich verschiedene Kon-

zeptgruppen zu unterschiedlichen Tätig-

keitsfeldern, um hierfür zeitgemäße Ansät-

ze sozialpädagogischen Handelns zu ent-

wickeln. Ausgangspunkt sind häufig Ideen

von Vereinsmitgliedern, welche in diesen

Praxisfeldern tätig sind. Die Konzeptgrup-

pen bestehen aus Vereinsmitgliedern und

interessierten SozialpädagogInnen, welche

Bereitschaft zeigen, sich ehrenamtlich für

ihre Ideen zu engagieren.

Eine Konzeptgruppe bildete sich, um für

den Bereich Erziehungshilfe neue Ansätze

zu entwickeln. Ziel dieser Gruppe ist es

flexible Formen der Einzelfallhilfe für Ju-

gendliche und Familien anzubieten, welche

sich von den bisherigen Angeboten unter-

scheiden. Ausgangspunkt war die Überle-

gung bedarfsorientierte Ergänzungen für

das Erziehungshilfeinstrumentarium aus-

zuarbeiten (momentaner Arbeitstitel: FA-

MOS - familienorientierte Sozialarbeit).

Unseres Erachtens erscheint es sinnvoll mit

Hilfe einer ausdifferenzierten und flexiblen

Jugendhilfe den Jugendamtsmitarbeitern,

als Initiatoren von Hilfen für die Familien,

die Möglichkeit zu geben, die jeweils auf

die Familie zugeschnittene Unterstützungs-

form wählen zu können.

Die Konzeptgruppe besteht komplett aus

Personen, welche in der Jugendhilfe in

verschiedenen Bereichen tätig sind. Einige

Mitglieder durchlaufen momentan eine

Zusatzausbildung zur systemischen Fami-

lienberatung/-therapie bzw. haben diese

bereits absolviert. Am Anfang des Prozes-

ses stand eine Bedarfsabfrage bei Jugen-

damtsmitarbeiterInnen. Aus mehreren Ju-

gendämtern wurden MitarbeiterInnen in-

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terviewt, um zu ermitteln wie ein sinnvol-

les ergänzendes Angebot der ambulanten

Erziehungshilfe gestaltet sein sollte. Im

Anschluss an dieser Bedarfsermittlung

arbeiten wir nun ein Konzept aus. Trotz

der Flexibilität soll mit Hilfe der Kategori-

sierung von Produkten Überschaubarkeit

und zielgerichtetes Arbeit gewährleistet

werden. Wir hoffen im Herbst den Prozess

beendet zu haben, um dieses Angebot dann

den Allgemeinen Sozialen Diensten ver-

schiedener Jugendämter vorstellen zu kön-

nen.

Eine weitere Konzeptgruppe engagiert sich

schon seit längerer Zeit für das komplexe

Themengebiet „Gruppenarbeit mit Eltern“.

Neben der Möglichkeit mit Kindern und

Jugendlichen zu arbeiten, erscheint es in

der Jugendhilfe durchaus angemessen auch

Eltern als Adressaten von Jugendhilfe zu

verstehen. Unsere Erfahrungen in der

Gruppenarbeit zeigen, dass es sich hierbei

um ein sehr gutes Medium handelt, Verhal-

tensänderungen zu erzeugen. Daher verfol-

gen wir das Ziel, ein Gruppenangebot für

Eltern zu initiieren. Für die Konzeptent-

wicklung sind natürlich eine Vielzahl von

Fragen verbunden, wie "Für welche Eltern

bietet man die Gruppe an?", "Wie gestaltet

man die Gruppenarbeit?", "Mit welchen

anderen Trägern arbeitet man zusammen?"

usw. Da das Konzept momentan noch ent-

wickelt wird und das Ende noch nicht ab-

sehbar ist, fällt es uns schwer auf die Fra-

gen schon Antworten zu geben. Wir hoffen

jedoch, dass wir die Planungs- und Kon-

zeptionalisierungsprozesse zu Beginn des

nächsten Jahres abschließen und eine Pi-

lotgruppe ins Leben rufen können.

Neben diesen Bereichen der Konzeptent-

wicklung für konkrete Praxisfelder wurde,

in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hose-

mann des Fachbereiches Soziale Arbeit der

Otto-Friedrich-Universität, ein Arbeitskreis

zur systemischen Sozialarbeit initiiert.

Monatliche Treffen sollen zur Theorie- und

Praxisentwicklung der Sozialen Arbeit

beigetragen. Neben dem Austausch in der

Gruppe, und der damit verbundenen ge-

genseitigen Befruchtung von Theorie und

Praxis, werden ebenso Veröffentlichungen

zu aktuellen disziplinären Debatten ange-

strebt.

Bild 2: Die gemeindeübergreifenden Fahrten von JAM waren bisher immer ein großer Erfolg.

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iSo e.V.iSo e.V.

project Xproject X JAMJAM FamosFamos

LeistungsbereicheLeistungsbereicheEinsatzbereicheEinsatzbereiche

Gemeindliche

Jugendarbeit

Gemeindliche

JugendarbeitPräventive

Jugendarbeit

Präventive

Jugendarbeit ClearingClearing

Aufsuchende Familienberatung

Aufsuchende Familienberatung

Flexible EinzelfallhilfeFlexible Einzelfallhilfe

GruppenstundenGruppenstunden

AktionenAktionen

EinzelunterstützungEinzelunterstützung

SozialräumlicheArbeit

SozialräumlicheArbeit

GruppenclearingGruppenclearing

Individuelle Bedarfslagen

Individuelle Bedarfslagen

Gruppenspezifische Bedarfslagen

Gruppenspezifische Bedarfslagen

Sozialräumliche Bedarfslagen

Sozialräumliche Bedarfslagen

Planen und koordinieren

Planen und koordinieren

Initiieren und durchführen

Initiieren und durchführen

Unterstützen von Ehrenamtlichen

Unterstützen von Ehrenamtlichen

Ausarbeitung vonPräventionsmodulen

Ausarbeitung vonPräventionsmodulen

Durchführung vor OrtDurchführung vor Ort

Auswertung und Anpassung

Auswertung und Anpassung

VernetzungVernetzung

Abbildung 2: Soziale Dienstleistungen von iSo e.V.

Soziale Dienstleistungen des Vereins

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MitarbeiterInnen des Vereins

Es arbeiten aktuell 4 festangestellte MitarbeiterInnen und 7 feste Honorarkräfte für iSo e.V.

Alle Honorarkräfte verfügen über mehrjährige Erfahrung in der Jugendhilfe. Die Festange-

stellten sind seit dem 01.01.2002 beim Verein beschäftigt. Im September wird ein weiterer

Mitarbeiter seine Arbeit beim Verein für den Bereich Präventive Jugendarbeit aufnehmen. Für

März 2003 ist die Beschäftigung eines oder zwei JahrespraktikanntInnen geplant.

Folgende MitarbeiterInnen haben eine Festanstellung beim Verein:

Bild 3: Michael Gerstner, Andrea Hofmann, Matthias Gensner, Renate Müller

Andrea Hofmann, 26 Jahre

Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit

Aufgewachsen bin ich in einer oberbayerischen Kleinstadt namens Penzberg. Nachdem ich in

meinem Sozialen Jahr in einer Einrichtung für Menschen mit der Bezeichnung einer psychi-

schen Erkrankung gearbeitet habe, beschloss ich, in Bamberg Soziale Arbeit zu studieren.

Während meines praktischen Studienjahres wanderte ich für ein Jahr auf die „grüne Insel“

aus, um unter anderem dem Landleben zu frönen. 2001 vollendete ich mein Studium, um

2002 in den Berufsalltag bei dem Projekt JAM (Gemeinden Strullendorf, Burgebrach und

Schlüsselfeld) einzusteigen.

Da mein eigentliches Lebensziel die Heirat eines irischen Bauern darstellt, dies jedoch mo-

mentan nur schwer zu vollziehen ist, begnüge ich mich mit der momentanen Zwischenlösung

des Wohnens in einem etwas verfallenen ehemaligen Bauernhofgebäudes und erforsche trag-

fähige Lösungsstrategien für Schnecken sowie menschlichen Lebewesen, die beiderlei von

der etwas dürftigen Ernte profitieren wollen.

Arbeitsmotto: „Flieht ihr Narren“

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Michael Gerstner, 27

Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit

Ich wurde am 28.09.1974 in Hof an der Saale geboren und schon bald auf den Namen Micha-

el getauft. Nach der Zeit im Kindergarten begann ich 1981 meine Schullaufbahn, welche ich

1994 mit dem Abitur abschloss. Eine einschneidende Zäsur fand sich in meinem Leben, als

ich im Alter von 11 Jahren zum ersten Mal „Das Imperium schlägt zurück“ auf der großen

Leinwand sah. Zum einen bin ich seitdem bis heute ein großer Fan der STAR WARS Serie

(alt wie neu), zum anderen entdeckte ich hier meine Liebe zum Film.

Nach dem Abitur leistete ich meinen Zivildienst in einer Wohngruppe für geistig und körper-

lich behinderte Menschen. Danach immatrikulierte ich mich als Student der Pädagogik, der

Soziologie und der Ethnologie in Bayreuth. Doch nach zwei Semestern merkte ich, dass mir

die damit verbundenen Aussichten als nicht sehr attraktiv erschienen. Deshalb entschloss ich

mich nach Bamberg zu gehen und Soziale Arbeit zu studieren. Seit Herbst 1997 lebe ich mit

meiner Lebensgefährtin und zwei Katzen in Bamberg.

Im Sommer 2001 wurde ich von meinen jetzigen KollegInnen gefragt, ob ich Interesse an der

Mitarbeit bei der Planung und Durchführung eines Modellprojektes zur gemeindlichen Ju-

gendarbeit hätte. Meine Antwort fiel positiv aus......

Arbeitsmotto: „Wo wir Unterschiede sehen, liegt das an der Beschränktheit unseres

Sehvermögens.“

Matthias Gensner, 27 Jahre

Tätigkeitsbereiche: Geschäftsführung, Projektorganisation, Gemeindliche Jugendarbeit

Aufgewachsen bin ich in Schwebheim, bei Schweinfurt. Dort konnte ich auch meine ersten

Erfahrungen in der Jugendarbeit als Gruppenleiter bei den Ministranten sammeln. Später kam

noch die Tätigkeit bei verschieden Ferienfreizeiten des Stadtjugendringes Schweinfurt hinzu.

Nach Abschluss der Realschule absolvierte ich die Ausbildung zum Industriekaufmann bei

FAG Kugelfischer (ein Zusammenhang zwischen meiner Tätigkeit und dem Niedergang des

Unternehmens – am Anfang waren im Werk Schweinfurt 10.000 am Ende 6.000 Mitarbeiter

beschäftigt – besteht, allen Mutmaßungen zum Trotz, nicht ☺).

Nach kurzer Tätigkeit als Industriekaufmann bei FAG in der Marktforschung, absolvierte ich

binnen eines Jahres mein Fachabitur auf der FOS Schweinfurt, um anschließend meinen Zi-

vildienst in einer Schule für geistig behinderte Kinder zu leisten. Nach Beendigung begann

ich mit dem Studium der Sozialen Arbeit in Bamberg. Während meines Studiums arbeitete

ich in einem Wohnheim für geistig behinderte Menschen und später bei project X. Mein Prak-

tikum machte ich im Kreisjugendamt Bamberg. Im Jahr 2001 beendete ich schließlich mein

Studium, um mich dann voll und ganz der Praxis widmen zu können.

Arbeitsmotto: „Leider noch nicht gefunden.“

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Renate Müller, 30 Jahre

Tätigkeitsbereich: Gemeindliche Jugendarbeit

Ich bin für die Gemeinden Stegaurach und Litzendorf zuständig. Ich kann auf Erfahrungen als

Erzieherin bzw. Kindergartenleiterin, Kinderanimateurin und verschiedenste ehrenamtliche

Tätigkeiten im Bereich der Jugendarbeit zurückblicken. Als gebürtige Ulmerin verschlug es

mich auf Grund meines Studiums nach Bamberg. Im Praktikum zog es mich wieder mehr

Richtung Heimat (Stadtjugendpflege; Schwerpunkt Jugendhaus), jedoch die Liebe siegte und

so suchte ich nach Studienende in Bamberg nach einer entsprechenden Tätigkeit.

Ich habe kein Arbeitsmotto, aber ein, zwei Sätze, warum ich wie arbeite:

„Ich möchte in meinem Beruf sehr gern Neues ausprobieren, fachlich gut arbeiten und auf

jeden Fall immer mit der entsprechenden Prise Freude und Spaß die Arbeit tun.“

Das project X – Team bilden aktuell folgende Personen:

Martin Berger; Dipl. Psych.

Gruppen: Strullendorf, Baunach

Fachgebiet: Drogen/Sucht

Thorsten Büttner; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppen: Hirschaid, Stegaurach,

Burgebrach, Neunkirchen, Hallstadt

Fachgebiet: Geschlechtsspezifische

Arbeit

Matthias Gensner; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppen: Hirschaid, Burgebrach,

Forchheim

Fachgebiet: Jugendgerichtshil-

fe/Delinquenz, Jugendpolitik

Anette Glück; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppen: Neunkirchen Hallstadt

Fachgebiet: Geschlechtsspezifische

Arbeit, Arbeitssuche/Ausbildung

Oliver Hau; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppe: Strullendorf

Fachgebiet: Erziehungshilfe

Marco Hess; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppe: Ebermannstadt

Fachgebiet: Rechtsradikalismus

Stephan Kettner; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppen: Ebermannstadt, Bau-

nach

Fachgebiet: Sexualerziehung, Erleb-

nispädagogik

Jochen Lautner; Dipl. Soz.-Päd.

Gruppen: Zapfendorf, Forchheim

Fachgebiet: Sozialräumliches Arbei-

ten

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project X

Bei der Gruppenarbeit von project X han-

delt es sich um ein Angebot der Erzie-

hungshilfe i.S. von §27 und §29 KJHG,

welches eine längerfristige Unterstützungs-

leistung für Jugendliche im Kontext ihrer

Peergroup auf einer geschlechtsspezifi-

schen Grundlage anbietet. Individuelle

und/oder gruppenbezogene und/oder sozi-

alräumliche Bedarfslagen umfassen die

Ausgangssituation. Elementares Ziel von

project X ist es, im Rahmen einer angelei-

teten Gruppe die Jugendlichen bei Proble-

men und schwierigen Entwicklungstenden-

zen zu unterstützen und zu fördern.

Die Soziale Gruppenarbeit findet vor Ort

im jeweiligen ausgewählten Gemeinwesen

statt. Die SozialpädagogInnen gehen somit

dorthin, wo es nötig erscheint. Dies bedeu-

tet, dass die Jugendlichen, aufgrund der

dezentralen Struktur des Angebotes, aufge-

sucht und aktiv in die Jugendhilfemaß-

nahme mit eingebunden werden. Der sozi-

alräumliche Bezug der Arbeit ist gewähr-

leistet und ein äußerst niedrigschwelliges

Angebot entsteht. Die Teilnahme ist frei-

willig.

Das Angebot Soziale Gruppenarbeit mit

Jugendlichen umfasst folgende vier Tätig-

keitsbereiche:

• Gruppenstunden

Im Rahmen von wöchentlichen Grup-

penstunden (Dauer ca. 2 h) werden re-

levante Themen und Probleme der Ju-

gendlichen mit verschiedenen Metho-

den bearbeitet. Die Gruppenstunden

sind sowohl durch eine Gesprächs- als

auch Handlungsorientierung geprägt.

Themen sind: Berufsplanung, Familie,

Sexualität, Drogenkonsum, Suchtrisi-

ken, Delinquenz, Gewalt usw.

• Gruppenaktionen:

Die einmal im Monat stattfindende Ak-

tion wird weitestgehend selbstständig

durch die Jugendlichen geplant und or-

ganisiert. Es wird die Entwicklung al-

ternativer Formen des Freizeit- und

Gruppenverhaltens angestrebt. Darüber

hinaus sind die Aktionen aufgrund der

gruppen- und erlebnisorientierten Ele-

mente ein zentraler Bestandteil der pä-

dagogischen Arbeit.

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• Einzelunterstützung:

Diese findet bei individueller Bedarfs-

lage mit dem Jugendlichen bzw. der

Familie statt. Es handelt sich hierbei

vor allem um Problemstellungen die

nicht bzw. nur ungenügend in der

Gruppe bearbeitet werden können. Ne-

ben Einzel- und Familiengesprächen

kommt es auch zur aktiven Unterstüt-

zung der Jugendlichen (z.B. Begleitung

bei Gerichtsverhandlungen, Kontakt-

aufnahme mit dem Arbeitsamt, Schule

etc., Verfassen von Berichten usw.).

Problemsituationen für Einzelarbeit

könnten z.B. sein: Familienprobleme,

Unterstützung bei der Arbeitssuche,

Straffälligkeit usw.

• Sozialräumliche Arbeit:

Das Gruppenangebot wird in Vernet-

zungsgesprächen auf das jeweilige

Gemeinwesen abgestimmt. Bei einer

sozialräumlichen Bedarfsbeschreibung

werden Jugendliche an bestimmten Or-

ten aufgesucht, um den Versuch zu

starten, diese in eine angeleitete Grup-

pe zu integrieren. Darüber hinaus wird

durch Öffentlichkeitsarbeit Transpa-

renz erzeugt.

Elementar für die Gruppenarbeit ist, dass

es keinen starren Verlauf gibt. Zentral ist

stattdessen die Anpassung an den Bedarfs-

beschreibungen des Jugendamtes und den

Lebenswelten der Jugendlichen.

Verteilung der Gesamtausgaben nach Leistungsbereich en

Gruppenstunden - Gesamt56%

Gruppenaktionen - Gesamt22%

Einzelunterstützung - Gesamt7%

Sozialräumliche Arbeit - Gesamt

15%

Abbildung 3: Statistik einer Gruppe über die Verteilung der Leistungsbereiche

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Entwicklung von project X

Als im Herbst 1998 die erste project X

Gruppe im Markt Hirschaid durchgeführt

wurde, war noch nicht klar, wohin die

Entwicklung gehen würde. Ein Konzept

war geschrieben und eine Gruppe von ju-

gendamtsbekannten Jugendlichen signali-

sierte ihre Bereitschaft sich auf diesen Mo-

dellversuch einzulassen. Uns beschäftigte

damals vor allem die Frage, ob die Kon-

zeption überhaupt in die Praxis umsetzbar

ist, d.h. es sollte herausgefunden werden:

Passt das Konzept für die Praxis bzw. passt

die Praxis für das Konzept?

Nun können wir fast vier Jahre später, nach

einigen Konzeptüberarbeitungen konstatie-

ren, „es passt“. Dies soll natürlich nicht

bedeuten, dass es zu keinen Überarbeitun-

gen mehr kommen wird. Denn mehr

„Passgenauigkeit“ ist natürlich immer

möglich ☺. Mittlerweile sind folgende

project X – Gruppen durchgeführt worden

bzw. laufen noch (nach zeitlicher Reihen-

folge): Hirschaid, Stegaurach, Zapfendorf,

Burgebrach, Neunkirchen, Strullendorf,

Forchheim, Ebermannstadt, Hallstadt,

Baunach.

Das Grundgerüst ist geblieben. Einmal in

der Woche eine Gruppenstunde, ca. einmal

im Monat eine Aktion sowie die Einbin-

dung in das jeweilige Gemeinwesen. Dar-

über hinaus kam es jedoch zu etlichen Än-

derungen und Anpassungen, wobei auch

manches Paradigma von diesen Neuerun-

gen nicht verschont blieb. So kam es dazu,

dass mittlerweile

• auch gemischte Gruppen bzw. Gruppen für Mädchen angeboten bzw. durchge-führt werden.

• das Teilnehmeralter auf 10 Jahren her-abgesetzt wurde.

• die Jugendlichen bei entsprechender Bedarfslage zusätzlich Einzelunterstüt-zung erhalten.

• auch in städtischen Milieus Gruppen-arbeit durchgeführt wird.

• Controlling mit Hilfe von Kennzahlen stattfindet.

• die MitarbeiterInnen sich an festgeleg-ten Arbeitsstrukturen und Standards orientieren.

• Usw.

Trotz dieser ganzen Änderungen ist das

Wichtigste erhalten geblieben, nämlich die

zielgerichtete Unterstützung der Jugendli-

chen und die damit verbundene Verbesse-

rung von Lebenschancen.

Gruppe Neunkirchen am Brand

Die Vorbereitungsphase für die Gruppe in

Neunkirchen, welche zugleich die erste

Gruppe für den Landkreis Forchheim dar-

stellte, begann Ende 2000. Zum ersten Mal

in der Geschichte von project X war die

Ausrichtung der Gruppe gemischtge-

schlechtlich, das sozialpädagogische Lei-

tungsteam bestand dementsprechend aus

Frau und Mann.

Die Gruppenstunden wurden insgesamt

von 16 Jugendlichen besucht. Auf Dauer

bildete sich eine Kerngruppe von 8 Ju-

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gendlichen (davon 2 Mädchen) heraus. Die

Integration eines vom Jugendamt nachträg-

lich vermittelten Mädchens in die Kern-

gruppe (einer schon vor der Gruppenarbeit

bestehende Clique) gelang sehr gut. Alle

drei vom Jugendamt vermittelten Jugendli-

chen blieben konstant bis zur Beendigung

in der Gruppe.

Bis auf eine Enthaltung kreuzten bei der

Abschlussevaluation alle befragten Jugend-

lichen an, dass sie es gut fanden, in einer

gemischtgeschlechtlichen Gruppe gewesen

zu sein. Unsere ersten Erfahrungen haben

gezeigt, dass sich die Gruppenteilnehme-

rInnen mit bestimmten Fragen gerade an

den Mann bzw. gerade an die Frau wen-

den, also das gegengeschlechtliche Modell

genutzt wird, wodurch ein sehr guter Zu-

gang zu geschlechtsrollenspezifischen

Themen geebnet wird. Der Vorteil, ge-

schlechtshomogene vertrauensvolle Räume

zu schaffen, ist in der Konstellation von

gemischtgeschlechtlicher Leitung mit ge-

mischter Gruppe, weiterhin gegeben. Zu

bestimmten Themen können sich die

Gruppen geschlechtshomogen aufteilen,

sich austauschen und dann überlegen, wel-

che Inhalte wiederum im gemeinsamen

Diskurs in der Gesamtgruppe behandelt

werden können.

Gruppe Ebermannstadt

Die project X-Gruppe unterschied sich von

den anderen Gruppen durch höhere Anzahl

der Jugendlichen aus der Primärzielgruppe.

Acht von insgesamt zehn teilnehmenden

männlichen Jugendlichen, im Alter von 13

bis 15 Jahren, wurden durch das Jugend-

amt in die Soziale Gruppenarbeit vermit-

telt. Für einige Jugendliche bestand dabei

zu Beginn der Gruppe eine Erziehungsbei-

standschaft. Die Gruppe, welche von Au-

gust 2001 bis Juli 2002 stattfand, traf sich

in den Räumlichkeiten der Katholischen

Jugend Ebermannstadt, die freundlicher-

weise kostenlos zur Verfügung gestellt

wurden.

Neben Anfangs- und Abschlussgesprächen

mit allen Jugendlichen und deren Eltern,

nahmen im Laufe der Gruppenarbeit sechs

Jugendliche bzw. Familien das Angebot

der Einzelunterstützung in Anspruch. Da-

bei wurden familiäre Konflikte, Kontakte

zu Polizei und Schule sowie risikoreiches

Verhalten als Themen aufgegriffen.

In der Gruppenarbeit wurden insbesondere

körperliche und psychische Gewalt in Ver-

bindung mit Macht, Möglichkeiten von

Konfliktlösung, legale und illegale Drogen,

Sexualität, Verhütungsmittel, Liebe und

Beziehungen, Familienbilder und Vorstel-

lungen zur eigenen Familie, die Situation

von Jugendlichen vor Ort sowie der Um-

gang mit Konsequenzen des eigenen Han-

delns und Verantwortung zum Thema ge-

macht.

Bei Aktionen konnten oft die erlebnispä-

dagogisch günstigen Bedingungen in der

Fränkischen Schweiz genutzt werden: Ne-

ben Besuchen im Palm Beach und dem

Freizeitbad Geiselwind standen ein Grill-

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 16 -

abend, Schlittenfahren, Freiklettern am

Fels, eine Höhlentour und eine Überque-

rung der Wiesent auf dem Programm.

Auch mit der relativ hohen Anzahl von

durch das Jugendamt vermittelten Jugend-

lichen ist es gelungen, aus den diversen

Teilnehmern eine Gruppe zu bilden, wel-

che Verantwortung für Räumlichkeiten,

Programmplanung und Jugendthemen in

Ebermannstadt übernahm und die sich bei

der Auseinandersetzung mit den verschie-

denen Entwicklungsthemen unterstützt hat.

Aktionshitliste die Erste - die fünf beliebtesten A ktionen

1. Go-Kart � Unangefochtene Nr. 1 bei Jungs von 12 – 21 Jahren.

2. Klettern � Die Kletterorte sind sehr unterschiedlich, Aufregung und Spaß jedoch

immer gleich.

3. Palm Beach � Dank des „Turboblitzes“ ermöglicht die Fahrt ins Schwimmbad auch

immer wieder das Erleben eigener Grenzen.

4. Höhle � Glücklicherweise haben bis jetzt alle Jugendlichen wieder herausgefunden.

5. Junk Food bei Mac Donalds � Zwar keine eigene Aktion jedoch wichtiger Bestand-

teil jedes erfolgreichen Ausfluges.

Gruppe Strullendorf

Soziale Gruppenarbeit wurde in Strullen-

dorf auf Initiative des zuständigen ASD-

Mitarbeiters im Kreisjugendamt (Herr

Dipl. Soz.-Päd. Peter Handschuh) und des

Bürgermeisters von Strullendorf (Herr

Andreas Schwarz) eingerichtet. Neben dem

Auftrag, die Jugendlichen der Primärziel-

gruppe einzubinden, war das

project X-Team bestehend aus Dipl. Soz.-

Päd. Oliver Hau und Dipl.-Psych. Martin

Berger, mit einem Sozialräumlichen Auf-

trag ausgestattet.

Es gelang, zeitweise bis zu 13 männliche

Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren

in die Gruppe einzubinden. Von diesen 13

Jugendlichen blieben 9 über das gesamte

Jahr hinweg feste Gruppenmitglieder, 7

davon bildeten den festen Kern. Im Laufe

der Gruppe mussten wiederholt Jugendli-

che, die zur Gruppe dazu stoßen wollten,

abgewiesen werden, da der konzeptionell

(sehr sinnvoll) begrenzte Rahmen an

Gruppenmitgliedern teilweise bereits aus-

geschöpft war.

Folgende Erfolge konnte project X in

Strullendorf u.a. verzeichnen:

� Bedarfsklärung und argumentative Un-

terstützung im Gemeinderat zur Ein-

richtung einer festen Fachkraft für Ju-

gendarbeit in Strullendorf

� Forcierung der Bemühungen um einen

Jungendtreff. Die in der Jungendarbeit

tätige Dipl. Soz.-Päd. Frau Hofmann

führt diese Arbeit nun fort.

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 17 -

� Zeitweise Befriedung eines massiven

Konflikts zwischen Anwohnern eines

inoffiziellen Jungendtreffs und Jugend-

lichen durch Vorbereitung und Mode-

ration eines Schlichtungsgesprächs

zwischen den Parteien.

� Erfolgreiche Unterstützung eines Ju-

gendlichen bei der Suche nach einer

Lehrstelle.

� Einzelunterstützung eines Jugendlichen

bei der Beilegung eines Konflikts mit

seiner Mutter.

� Auseinandersetzung der Gruppenmit-

glieder mit diversen Themen (z.B. Se-

xualität, Gewalt unter Jugendlichen /

Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlö-

sung, Drogenkonsum, Alkoholkonsum,

Problematik von technischen Verände-

rungen an Rollern / Konflikte mit der

Polizei wegen Rollerfrisierens, Partizi-

pationsmöglichkeiten der Jugendlichen

an Entscheidungsfindungsprozessen in

ihrer Gemeinde, (illegaler) Waffenbe-

sitz, Männlichkeit, Prostitution,

Rechtsextremismus / Ausländerfeind-

lichkeit).

� Teamfähigkeit und Teamkompetenzen

(z.B. Diskussionen führen, Rücksicht-

nahme, Bedürfnisse äußern, Entschei-

dungen gemeinsam treffen) wurden bei

allen Gruppenmitgliedern gefördert.

� Alle Gruppenmitglieder machten Fort-

schritte dabei, für gemeinsame Aktivi-

täten Verantwortung zu übernehmen

und Eigeninitiative zu entfalten.

� Last but not least: Jede Menge Spaß.

Bild 4: project X – Gruppe beim Klettern in Geiselwind

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 18 -

Teilnehmer von project X kommen zu Wort ...

Wie kam es dazu, dass Ihr bei project X

mitgemacht habt?

A: Ihr seid zu mir gekommen und habt

mich gefragt und da bin ich neugierig

geworden.

B: Ein Freund hat gesagt, dass sie sich

treffen mit project X, ich bin mit und

hab mit nem project X Mitarbeiter ge-

redet und da ich im Jugendamt schon

durch Herrn X bekannt bin, hab ich

mitgemacht.

C: Ihr habt mich angerufen, seid vorbeige-

kommen und habt mich gefragt, ob ich

mitmache und die vom Jugendamt ha-

ben mir auch gesagt, dass die Gruppe

entsteht, dass die Leiter bei mir anrufen

und mal bei mir vorbeikommen.

Ihr habt jetzt schon ein paar Monate pro-

ject X mitgemacht – warum seit ihr immer

noch dabei?

A: Weil´s mir Spaß macht.

B: Ich mach mit, weil’s mir gefällt mit den

Freunden und ab und zu mit den project

X Mitarbeitern Ausflüge zu machen.

C: Weil´s Spaß macht und wir coole Aus-

flüge machen.

Welche drei Sachen findet Ihr am besten

an project X?

A: Die Ausflüge, die Gespräche in der

Gruppe, mit Freunden zusammen sein.

B: Zusammensein mit Freunden, Gesprä-

che über Themen, wo man mit Eltern

oder Freunden nicht drüber reden kann.

C: Ausflüge, Gespräche über persönliche

Probleme, mit Freunden zusammen

sein.

Was hättet Ihr gerne anders, wenn project

X nochmals anfangen würde?

A: Dass wir öfters Ausflüge machen, sonst

passt eigentlich alles.

B: Ähm, das halt alles so is wies jetzt is,

dass alle ausgewählt in die Gruppe

kommen, nur die in die Gruppe passen,

nicht die die Schreien und Scheiß ma-

chen.

C: ja, mehr Ausflüge, das war´s.

Was sagen Deine Freunde, die hier nicht

dabei sind, zu project X?

A: Manche sagen, dass sie auch dabei sein

wollen, manche sagen, es ist doof, dass

ich rein gehe, weil ich dann keine Zeit

habe, mit ihnen wegzugehen.

B: Manche sagen, dass sie auch rein wol-

len, wie A schon gesagt hat, manche

andren sagen, ja das ist doch voll kin-

disch, über Zeug reden und so und Aus-

flüge mit anderen machen und dass die

Freunde die Zeit lieber mit mir verbrin-

gen, weil wir immer am gleichen Tag

Basketball spielen.

C: die wissen gar nicht, dass ich da drin

bin.

Was sagen Eure Eltern gerade zu project

X?

A: Die nix, die finden gut, dass ich da hin

gehe, dann bin ich net daheim und nerv

sie.

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 19 -

B: Finden es gut, weil ich jemanden hab,

wo ich was sagen kann, wenn ich Prob-

leme hab, weil sie wissen, dass ich ih-

nen nix erzähl, wenn ich Probleme hab

und finden es gut, dass wir was ge-

meinsam unternehmen.

C: Eltern ... finden es gut, dass ich in der

Gruppe bin und dass ich da mit Freun-

den zusammen bin und dass ich mal

aus dem Haus raus geh und nicht den

ganzen Tag zuhause bin.

Wie wird die Zeit hier in ..., wenn project X

aufgehört hat?

A: keine Ahnung, dann sehen wir uns halt

am ... nicht mehr.

B: Ich denk, dass wir am ... alle immer

dran denken müssen, dass jetzt project

X wär. Und ich würd mich mit jeman-

den treff und sinnlos rumhängen.

C: dann könnt ich mich mit Freunden

mehr treffen – das war´s.

Wollt ihr noch was ergänzen zum Interview

– irgendwas zu project X?

A: ne, das passt so.

B: so allgemein: ich fand es gut, dass ihr

nach ... gekommen seit und mich ge-

fragt habt, ob ich mitmachen will und

ich bin froh, dass ich ja gesagt habe,

weil’s mir gefällt, sehr sogar.

C: eigentlich nix, das war alles.

Das Interview wurde von einem Gruppen-

leiter im April 2002 mit drei männlichen

Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16

Jahren zum Zwecke der Veröffentlichung

geführt.

Gruppe Forchheim

Die Gruppenarbeit in Forchheim begann

Anfang März 2001 und endete im Februar

2002. Als Treffpunkt standen der Gruppe

die Räumlichkeiten des kommunalen Ju-

gendzentrums zur Verfügung. Durch die

gute Ausstattung des Jugendzentrums und

die Tatsache, dass die Jugendlichen zum

Gruppentreff die Räume exklusiv nutzen

konnten, kam der Treffpunkt sehr gut bei

den Gruppenteilnehmern an. Die Gruppe

bestand aus einem Teilnehmerkreis von

ca. 9 Jugendlichen, wobei durchschnittlich

ca. 6 Jugendliche anwesend waren. In der

Gruppe waren vier Nationalitäten vertre-

ten, was die integrativen Aspekte der Ar-

beit von project X betonte.

Die Ziele der Gruppenarbeit waren u.a. die

Unterstützung bei und die Auseinanderset-

zung mit schwierigen Lebenssituationen

der Jugendlichen. Bei fast allen Jugendli-

chen waren massive Probleme vorhanden,

welche diese Form von Erziehungshilfe

notwendig machte. Die 16 – 18 Jahre alten

Teilnehmer der Gruppe in Forchheim be-

schäftigten sich verstärkt mit den Themen

Ausbildung und Einstieg in den Arbeits-

markt sowie die Verbesserung der eigenen

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 20 -

Zugangsvoraussetzungen hierfür. Anhand

von verschiedenen Methoden erarbeiteten

sich die Jugendlichen konkretere Vorstel-

lungen über ihre bevorstehende Berufs-

wahl oder übten ihr Verhalten in einem

Bewerbungsgespräch ein. Durch die Im-

pulse aus der Gruppenarbeit absolvierte

z.B. ein Jugendlicher erfolgreich einen

Berufsvorbereitungslehrgang und konnte

anschließend eine Ausbildung zum Dach-

decker beginnen.

Das Thema Delinquenz war ein weiterer

wichtiger thematischer Bestandteil der

Gruppenarbeit. Hieran anknüpfend ver-

suchte die Gruppenleitung angemessene

Konfliktlösungsstrategien mit den Jugend-

lichen zu erarbeiten.

Gruppe Zapfendorf

Der Gruppenraum der freiwilligen Feuer-

wehr und ein Kellergewölbe der alten

Schule im Ortsteil Lauf dienten project X

in der Gemeinde Zapfendorf als Treff-

punkt. Die Gruppenstunden wurden von

durchschnittlich 12 männlichen Jugendli-

chen im Alter von 13 bis 15 Jahren regel-

mäßig besucht. Während der Anfangspha-

se der Gruppe in Zapfendorf bildete sich

eine Untergruppe innerhalb der Gesamt-

gruppe heraus. Diese Subgruppe bildeten

drei Jugendliche, die aus einer Teilrepublik

der ehemaligen Sowjetunion stammen.

Zwei der drei Jugendlichen konnten durch

die Gruppenarbeit erfolgreich in die Ge-

samtgruppe integriert werden

Die eher jüngeren Gruppenteilnehmer in

Zapfendorf zeigten hohes Interesse an den

verschiedenen jugendspezifischen The-

mengebieten, wie Sexualität, Liebe,

Freundschaft oder auch eigene Konflikte in

der Gruppe. Die Themenwahl erfolgte mit

großer Partizipation und Beteiligung der

Jugendlichen. Bei der Themengestaltung

war eine starke Orientierung an Methoden-

vielfalt notwendig, da bei einer reinen Aus-

richtung an Gruppengespräch/-diskussion

wenig Beteiligung zu erreichen war. Die

verschiedenen Methoden, welche die

Gruppenleitung einsetzte, erzeugten immer

ein sehr hohes Interesse bei den Jugendli-

chen. Die Teilnehmer der Gruppe entwi-

ckelten über die Dauer der Gruppe eine

ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstorganisa-

tion, was sich insbesondere in der fast

selbständigen Organisation von ganztägi-

gen Aktionen und Ausflügen zeigte. Viel-

leicht auch aufgrund dieser neu entwickel-

ten Kompetenzen, konnten die Jugendli-

chen mit Unterstützung der Gruppenlei-

tung zwei Erwachsene aus der Gemeinde

gewinnen, die über project X hinaus, wei-

terhin einen Treffpunkt für die Jugendli-

chen organisieren.

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 21 -

Aktionshitliste die zweite - die fünf ausgefallenst en Aktionen

1. Fahrt nach Nürnberg zu Kassandra e.V. (ein Verein, der neben Ö-Arbeit v.a. Prostitu-

ierte berät und unterstützt) mit einer Jungsgruppe, die sehr viel von Prostituierten und

imaginiertem Sex mit jenen fabulierte. Dort führten sie einen Abend lang ein sehr of-

fenes Gespräch mit einer Sozial-Pädagogin bzw. einer Ex-Prostituierten. Die Jungs

waren sehr beeindruckt und die Fabulierungen blieben aus.

2. Besuch einer Lesung des türkischen Schriftstellers Semundcu aus Hitlers "Mein

Kampf".

3. Überquerung des Flusses Wiesent in der Fränkischen Schweiz mit Seilen und teilwei-

sem „Ergebniserfolg“.

4. Besuch und Beteiligung an einer Veranstaltung zur AGENDA 21 und an einer Ge-

meinderatssitzung.

5. Schlittenfahren mit männlichen Jugendlichen (16 aufwärts) inklusive Tee und Weih-

nachtsgebäck.

Bild 5: Höhlentour einer project X – Gruppe in der Fränkischen Schweiz

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 22 -

Gruppe Hallstadt

Die Gruppenarbeit in Hallstadt begann im

Oktober 2001 mit einer gemischtge-

schlechtlichen Ausrichtung. Über einen

sozialräumlichen Auftrag ergab sich eine

Gruppe von insgesamt 9 Jugendlichen

(zwei Mädchen, sieben Jungen), vier

männliche Jugendliche sind Aussiedler aus

Kasachstan und Tadschikistan. Die Ju-

gendlichen sind zwischen 15 und 18 Jahre

alt. Als Treffpunkt wird der Jugendraum

der evangelischen Kirchengemeinde ge-

nutzt.

Das Besondere dieser Gruppe war die lan-

ge Machtkampfphase, die sich im Ignorie-

ren von Autorität, Regeln sowie sonstigen

allgemeingültigen Normen bezüglich der

Verhaltensweisen untereinander, zu den

Gruppenleitern und auch in der Benutzung

des evangelischen Gemeindeheimes zeigte.

Diese Phase dauerte von Februar bis ca.

Mai 2002 an, welche auch die Mädchen

veranlasste die Gruppe wieder zu verlas-

sen, da ein konstruktives Arbeiten an The-

men in dieser Zeit nicht möglich war. Die

übrigen männlichen Gruppenteilnehmer

sind konstant dabei geblieben.

Bei der Themengestaltung ist bisher eine

starke Orientierung an Methodenvielfalt

notwendig, da bei einer reinen Ausrichtung

an Gruppengespräch/-diskussion wenig

Beteiligung, sondern Desinteresse gezeigt

wird. Bisherige Themen waren Schu-

le/Beruf, Selbst-/Fremdwahrnehmung.

Weitere Ziele /Themen in der Gruppe wer-

den gewaltfreies Konfliktlösungsverhal-

tens, Auseinandersetzung mit der eigenen

Familie (Aussiedlung/Deutschland), Aus-

einandersetzung mit Sexualität, Aufbau

eines gesunden Selbstwertgefühls und der

Einstieg in eine neue Lebensphase (Aus-

bildung) sein.

Soziale Gruppenarbeit im städtischen Milieu

Mittlerweile hat project X auch schon

Gruppen in städtischen Milieus durchge-

führt. In Differenz zu ländlichen Gebieten

sind andere Strategien der Herangehens-

weise notwendig. Im Folgenden wollen wir

einige Ergebnisse unserer Erfahrungen

kurz beschreiben, um diese Unterschiede

zu verdeutlichen.

Im Vergleich mit Gemeinden ist die Ein-

bindung der Jugendlichen in die Gruppen-

arbeit ein schwierigerer und umfangreiche-

rer Prozess. So benötigt die Phase der Kon-

taktaufnahme mehr Intensität. Das Ange-

bot der sozialen Gruppenarbeit besitzt für

die Jugendlichen nicht die gleiche Attrak-

tivität wie in ländlichen Lebensräumen, da

es mit mehr Freizeitgestaltungsmöglichkei-

ten konkurrieren muss. Bei den Jugendli-

chen lässt sich ein höheres Maß an Unver-

bindlichkeit beobachten. Hinzu kommt,

dass potentielle Teilnehmer sich zwar häu-

fig kennen, jedoch nicht gemeinsam in

einer Peergroup sind. Dies verringert die

Möglichkeit der Teilnahme. Darüber hin-

aus ist die Zusammensetzung von

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 23 -

Peergroups weniger einem Gemeinwesen

zugeordnet. Gruppen von Jugendlichen

bilden sich häufig über Stadtteile hinaus.

Stattdessen haben andere Charakteristika

mehr Relevanz (z.B. Nationalität, Arten

der Freizeitgestaltung, Schulbesuch usw.).

Aufgrund unserer Erfahrungen lassen sich

im Hinblick auf neue Gruppen im städti-

schen Milieu folgende Konsequenzen ab-

leiten.

• Vor allem bei älteren Jugendlichen

scheint es schwerer möglich eine

Gruppe zu etablieren, welche sich aus

einem Teilnehmerkreis von Jugendli-

chen zusammensetzt, die verschiedener

Gruppierungen angehören (wie beim

Sozialen Trainingskurs). Daher ist es

sinnvoll als Ausgangspunkt für Soziale

Gruppenarbeit, Jugendliche mit ihrer

Peergroup vorzusehen.

• Die Phase der Kontaktaufnahme ist mit

hoher Intensität zu gestalten. Infolge-

dessen kann über die Beziehungsges-

taltung Gruppenteilnehmer – Gruppen-

leitung die Attraktivität erhöht werden.

Ebenso wird hierdurch die mögliche

Unverbindlichkeit von TeilnehmerIn-

nen angegangen. Die Jugendlichen

müssen sich frühzeitig für oder gegen

die Gruppe entscheiden.

• Die Jugendlichen nützten die Soziale

Gruppenarbeit vor allem dann, wenn

sie sie als Hilfsangebot verstehen (we-

niger als Freizeitangebot). Sie gehen

teilweise auch offensiv mit ihren Prob-

lemen um. Mit den Teilnehmern ist da-

her frühzeitig ihr Bedarf an Unterstüt-

zung und die damit zusammenhängen-

den Reaktionsmöglichkeiten zu thema-

tisieren.

• Gruppen in kleineren Gemeinden wei-

sen i.d.R. nicht über die gleiche Prob-

lemdichte bei den Teilnehmern auf,

wie in städtischen Milieus. Dies führt

zu einer höheren notwendigen Integra-

tionsarbeit durch die Leitung.

Resümierend kann festgestellt werden,

dass Soziale Gruppenarbeit ein durchaus

erfolgreiches Instrument in städtischen

Milieus ist, vor allem wenn eine auffällige

Gruppe von Jugendlichen Ausgangspunkt

ist. Aufgrund der Problemdichte und der

stärkeren Unverbindlichkeit kann jedoch

festgestellt werden, dass von der Leitung

ein höheres Maß an Integrations- und Mo-

tivationsarbeit zu leisten ist. Eine Verlän-

gerung von Gruppen erscheint in städti-

schen Milieus wahrscheinlicher. Es ist zu

überlegen, ob die anfängliche Phase der

Kontaktaufnahme aufgrund der größeren

Schwierigkeiten der Etablierung einer

Gruppe, nicht in einer gesonderten Clea-

ringphase durchgeführt werden sollte.

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 24 -

Kooperationsprojekt JAM

In verschiedenen Gemeinden des Land-

kreises Bamberg kam in den vergangenen

Jahren verstärkt das Interesse auf, die vor-

handene gemeindliche Jugendarbeit durch

hauptamtliches Personal zu unterstützen

und zu stärken. Hierfür waren innovative

Konzepte gefordert, welche zum einen die

hauptamtliche Jugendarbeit flexibel ge-

staltbar machen, um den finanziellen Rah-

men von Gemeinden zu beachten. Zum

anderen sollten sie die Möglichkeit zur

Reaktion auf unterschiedliche Problemla-

gen von Jugendlichen sowie auf die beson-

deren Bedürfnisse von Gemeinden bieten.

Das Landratsamt Bamberg fragte in diesem

Sinne beim Verein an, einen Konzeptvor-

schlag zu erarbeiten und einzureichen.

Nachdem von verschiedenen Gemeinden

das Interesse an der Durchführung eines

Modellprojekts zur gemeindlichen Jugend-

arbeit bekundet wurde, hatte sich zu Be-

ginn des letzten Jahres ein Team von Sozi-

alpädagogInnen zusammengefunden, um

sich für die Planung und Umsetzung des

Projektes zu engagieren.

Schon während der Ausarbeitung der

Rahmenkonzeption vor Projektbeginn

standen die MitarbeiterInnen in enger Ko-

operation mit VertreterInnen der interes-

sierten Gemeinden, Bürgermeistern, Ju-

gendbeauftragen und in der Jugendarbeit

ehrenamtlich Tätigen.

Des Weiteren wurde und wird das Konzept

in einer Arbeitsgruppe zusammen mit

VertreterInnen des Jugendamtes und der

Kommunalen Jugendpflege im Projektver-

lauf weiterentwickelt. Dies geschieht u.a.,

um die Anbindung an die Jugendhilfepla-

nung sowie die dauerhafte Kooperation mit

dem Jugendamt und der Kommunalen Ju-

gendpflege strukturell zu sichern.

Jedes Kind braucht einen Namen. Bei dem

Projekt entschieden sich die MitarbeiterIn-

nen für Kooperationsprojekt JAM, als

Kurzform von Jugendarbeitsmodell.

Um die fachliche Begleitung von JAM zu

sichern, wurde eng mit VertreterInnen des

Fachbereiches Soziale Arbeit der Otto-

Friedrich-Universität Bamberg kooperiert.

Verschiedene ProfessorInnen haben sich

bereit erklärt, für die Dauer des Projektes

von drei Jahren, das Team von JAM wis-

senschaftlich zu begleiten und zu beraten

(siehe Kurzinfos).

Im Herbst 2001 wurde JAM in fünf ver-

schiedenen Gemeinderäten und Ausschüs-

sen präsentiert. Alle Gemeinde- bzw.

Stadträte (Burgebrach, Litzendorf, Schlüs-

selfeld, Stegaurach und Strullendorf)

stimmten einer Beteiligung am Projekt zu.

Zu Beginn des Jahres 2002 wurden in

Stegaurach die Verträge zwischen den

Gemeinden und dem Verein unterzeichnet

und das Projekt ging von der Planungs- in

die Startphase über. In der ersten Etappe

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 25 -

des Projekts ging es vorrangig darum, fest-

zustellen, welcher Bedarf für welche

Schwerpunkte von Jugendarbeit (Offener

Treff, aufsuchende Jugendarbeit, Vernet-

zung der vorhandenen Jugendarbeit, Arbeit

mit Ehrenamtlichen usw.) in den verschie-

denen Gemeinden und ihren Ortsteilen

vorrangig ist.

Was ist das Besondere an der Jugendarbeit von JAM?

Grundlage für das Kooperationsprojekt

JAM ist ein Konzept, welches in einem

längeren Ausarbeitungsprozess entwickelt

wurde. Neben den MitarbeiterInnen haben

eine Vielzahl von Personen und Institutio-

nen ihre Vorstellungen in die Ausarbeitung

mit einfließen lassen. So haben Bürger-

meister, Jugendbeauftragte, VertreterInnen

des Kreisjugendamtes und ProfessorInnen

und DozentInnen der Otto-Friedrich-

Universität Bamberg sich indirekt und di-

rekt an der Konzeptentwicklung beteiligt.

Der Prozess hat insgesamt über 2 Jahre

gedauert. Ob diese Intensität lohnend war,

muss sich in der praktischen Umsetzung

zeigen. Welche Besonderheiten und auch

Neuerungen die Konzeption hat, können

wir aber jetzt schon aufführen.

Strukturelle Verankerung von Teamarbeit

Die Jugendarbeit wird von einem Team

von 4 Dipl.-SozialpädagogInnen durchge-

führt. Im Team gibt es klare Verantwor-

tungsbereiche für Gemeinden sowie für

Fachgebiete und Organisationsressorts.

Flexibler Personaleinsatz ist vorgesehen

(z.B. Einsatz nach Kompetenzen, personal-

intensiverer Einsatz bei spezifischen An-

geboten, Urlaubs-, Krankheitsvertretung).

Orientierungsmittel für die Verteilung der

Arbeitszeit (jede Gemeinde erhält die glei-

che Zeit an Jugendarbeit) ist eine exakte

statistische Erfassung der geleisteten Ar-

beit.

Bedarfsorientierung der Jugendarbeit

Gerade für Gemeinden erscheint es not-

wendig, dass professionelle Jugendarbeit

flexibel organisiert wird. Die Jugendarbeit

wird daher am jeweiligen Bedarf des Ge-

meinwesens ausgerichtet. Diese Ausrich-

tung findet in enger Abstimmung mit poli-

tisch Verantwortlichen statt. So wird von

den MitarbeiterInnen eine Bedarfsanalyse

durchgeführt, um dann Aushandlungs- und

Entscheidungsprozesse in politischen

Gremien zu ermöglichen. Es wird somit

aktiv mit dem Thema Jugend und Jugend-

arbeit umgegangen.

Jugendarbeit zwischen gemeindlicher und

offener Jugendarbeit

Den Gemeinden erschien es nicht möglich

auf die verschiedenen Tätigkeitsfelder mit

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 26 -

Mehrfachanstellungen zu reagieren. Trotz-

dem kann es notwendig sein, beide Berei-

che abzudecken. Daher übernimmt das

Team neben Tätigkeiten der gemeindlichen

Jugendarbeit auch offene Angebote. Es

bestehen natürlich Grenzen, d.h. die Ju-

gendarbeit kann nicht alles durchführen,

was sinnvoll wäre. Auch deswegen ist es

wichtig Aushandlungsprozesse in politi-

sche Gremien zu verlegen, um Schwer-

punktsetzungen zu ermöglichen.

Jugendarbeit als Vernetzungsarbeit

Professionelle Jugendarbeit hat in ländli-

chen Regionen mit etlichen Vorurteilen zu

kämpfen. Dementsprechend erscheint es

angebracht die jeweiligen Strukturen der

Gemeinde genau zu berücksichtigen. Da-

her kommt es zur Zusammenarbeit mit

Vereinen, Schulen, engagierten BürgerIn-

nen, Jugendgruppen usw. Die professionel-

le Jugendarbeit soll nicht als Konkurrenz,

sondern als Ergänzung und Unterstützung

von bestehenden Angeboten der Jugendar-

beit erlebt werden.

Folgende Tätigkeitsfelder und Aufgaben

können für die gemeindlichen Jugendarbei-

terInnen u.a. relevant werden:

• Planen, Koordinieren und Feststellen

des Bedarfs der Jugendarbeit

• Offene Angebote

• Kontaktpflege mit Jugendlichen und

Jugendgruppen

• Vermittler bei Konflikten

• Durchführen von präventiven und inte-

grativen Maßnahmen

• Unterstützen von Ehrenamtlichen

• Vernetzen der Jugendarbeit

• Ansprechpartner für jugendspezifische

Themen und Fragen

Präventive Jugendarbeit

Prävention ist ein wichtiger Bestandteil

von gelingender Jugendarbeit. Daher wur-

de diesem Arbeitsprinzip konzeptionell

eine zentrale Position eingeräumt. Es war

angedacht neben dem Team gemeindlicher

JugenarbeiterInnen eine Stabsstelle für

präventive Jugendarbeit einzurichten. Die-

se konzeptionelle Schwerpunktsetzung

kann nun dank der Dr. Robert-Pfleger-

Stiftung angemessen umgesetzt werden.

Denn die Stiftung finanziert eine ½ Stelle

(19,25 Std./Woche) für eine sozialpädago-

gische Fachkraft über den Zeitraum von

einem Jahr. Geplanter Beginn ist Septem-

ber 2002.

Ziel dieser Stabsstelle ist es, durch die

Entwicklung, Durchführung und Evaluati-

on von Präventionsmodellen unter Berück-

sichtigung von wissenschaftlich fundierten

und anerkannten Methoden der Sozialen

Arbeit zur erfolgreichen Umsetzung einer

gemeindlichen Jugend- und Jugendsozial-

arbeit des Kooperationsprojektes JAM

beizutragen.

Konkret bedeutet dies folgendes: Der Mit-

arbeiter arbeitet auf der Grundlage der je-

weiligen Bedarfseinschätzung des Teams

gemeindlicher JugendarbeiterInnen ver-

schiedene Modelle der präventiven Ju-

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 27 -

gendarbeit aus. Nach Beendigung der Aus-

arbeitung kommt es dann zur gemeinsamen

Umsetzung mit der JugendarbeiterIn im

jeweiligen Gemeinwesen. Die Projekte

können unterschiedliche Ebenen (Schule,

Offene Arbeit, Multiplikatoren usw.) und

verschiedene Themengebiete (Alkohol,

Gewalt, Medien usw.) umfassen. Nach der

Umsetzung wird das jeweilige Projekt aus-

gewertet. Es kann dann in anderen Ge-

meinden umgesetzt werden. Es entstehen

so verschiedene Module für die präventive

Jugendarbeit.

Aufgrund der Konstellation, dass ein Ex-

perte für ein Themengebiet mit einem Ex-

perten für ein Gemeinwesen zusammenar-

beitet, sind Synergieeffekte zu erwarten.

Darüber hinaus hat der Mitarbeiter die

Aufgabe sich mit weiteren Einrichtungen

und sozialen Diensten zu vernetzen, wel-

che im präventiven Bereich tätig sind.

Auch die Ausrichtung der jeweiligen Maß-

nahmen vor Ort an überregionale Präventi-

onsangebote ist angedacht.

Abbildung 4: Übersicht Projektorganisation JAM

JAM - Team

MitarbeiterIn A MitarbeiterIn C

MitarbeiterIn B

Landratsamt BambergKreisjugendamt

KJR/BJR sowie Freie Träger und Institutionen

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

FB Soziale Arbeit

Gemeinde 3

Gemeinde 5Gemeinde 1

Projekt-koordinator

Kooperationspartner

Präventive JA

Gemeinde 2 Gemeinde 4

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

- 28 -

Verzeichnis gemeindlicher JugendarbeiterInnen

Markt Burgebrach

Michael Gerstner

Tel.: 0170/4424749

E-Mail: [email protected]

Sprechzeit: Donnerstag, 17:00 bis 18:00

Uhr, Rathaus Burgebrach, Zi.-Nr. 19

Gemeinde Litzendorf

Renate Müller

Tel.: 09505/9440-21

Mobil: 0171/7307968

E-Mail: [email protected]

Sprechzeit: Donnerstag, 17:00 bis 18:00

Uhr, Rathaus Litzendorf, Zi.-Nr. 06

Stadt Schlüsselfeld

Michael Gerstner

Tel.: 0170/4424749

E-Mail: [email protected]

Sprechzeit: Montag, 17:00 bis 18:00

Uhr, Rathaus Schlüsselfeld, Zi.-Nr. 11

Gemeinde Stegaurach

Renate Müller

Tel.: 0951/99222-62

Mobil: 0171/7307968

E-Mail1: [email protected]

E-Mail2: [email protected]

Internet: www.stegaurach.de

Sprechzeit: Donnerstag, 15:00 bis 16:00

Uhr, Rathaus Stegaurach, Zi.-Nr.OG7

Gemeinde Strullendorf

Andrea Hofmann

Tel.: 09543/822680

Mobil: 0175/5627279

E-Mail1: [email protected]

E-Mail2: [email protected]

Sprechzeit: Dienstag, 15:00 – 16:00

Uhr, Rathaus Strullendorf, Zi.-Nr. 22

Bild 6: Geschlechtsspezifische Arbeit im Rahmen eines Mädchenworkshops

Bericht iSo e.V. 01.01.2001 – 30.06.2002

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JAM – Erste Erfahrungsberichte

Seit ersten Januar ist JAM in den Gemein-

den Schlüsselfeld, Stegaurach und Strul-

lendorf sowie seit März in den Gemeinden

Burgebrach sowie Litzendorf tätig. In allen

Gemeinden wurden hierbei erste Zielver-

einbarungen zwischen den Jugendpflege-

rInnen und den entsprechenden Bürger-

meistern getroffen, deren gemeinsames

Anliegen die Erstellung einer vorläufigen

Bedarfsanalyse darstellt.

Gemäß dem kooperativen Ansatz von

JAM, der die enge Anbindung der Tätig-

keiten an die ortsansässigen jugendarbeits-

relevanten Einrichtungen beinhaltet, wur-

den neben den Jugendlichen auch die Ver-

eine sowie Schulen, (Eltern-) Beiräte,

kirchliche Institutionen u.a. in die Bedarfs-

analyse einbezogen und über Möglichkei-

ten der Zusammenarbeit befragt. In diesem

Sinne dienten die ersten Monate v.a. der

strukturellen Anbindung der Jugendarbeit

an gemeindliche Institutionen, sowie der

Orientierung und Differenzierung zwi-

schen den durch die Jugendlichen geäußer-

ten Wünschen und Bedürfnissen und den

daraus resultierenden weiter zu bearbeiten-

den Themen.

Hieraus wurden die jeweiligen Bedarfsla-

gen in den Gemeinden ersichtlich. Aus den

ersten Kontakten im Rahmen der Bedarfs-

analyse – sowie der in Burgebrach und

Litzendorf vorhandenen Zusammenarbeit

mit dem Erzbischöflichen Jugendamt

(Burgebrach) und der CAJ (Litzendorf) -

ergaben sich bald unterschiedliche strategi-

schen Vorgehensweisen in den fünf Ge-

meinden.

Während in Stegaurach die Angebote

hauptsächlich von der Jugendpflegerin – in

Zusammenarbeit mit Gemeindevertretern

und ehrenamtlich Tätigen - geplant wurden

(offene Angebote wie: Jugenddisco, Spiel-

nachmittage, Bastelnachmittage, mädchen-

spezifische Workshops, Informationsaben-

de für Eltern), ergaben sich in Schlüssel-

feld, Strullendorf, Burgebrach und Litzen-

dorf zunächst hauptsächlich gruppenspezi-

fische Angebote für Jugendliche. Zielset-

zung war u.a. die Gestaltung offener An-

gebote von Jugendlichen für Jugendliche

(Gründung eines Planungsteams von Ju-

gendlichen zur Veranstaltung von regel-

mäßigen Jugenddiscos in Schlüsselfeld,

Unterstützung zur Interessensartikulation

von Jugendgruppen bei spezifischen Be-

darfslagen wie z.B. Organisation von Ju-

gendräumen oder Skateranlagen, etc. in

Schlüsselfeld, Strullendorf und Litzendorf,

Herrenabend und Mädchennachmittag im

Jugendcafe in Burgebrach, usw.).

Ebenso ersichtlich wurden die unterschied-

lichen Themenbereiche in den jeweiligen

Gemeinden. Als zu bearbeitende Kernfra-

gen kristallisierten sich die Punkte: Integ-

ration von Aussiedlerjugendlichen in Bur-

gebrach und Schlüsselfeld, Imagepflege

(resultierend aus der Bezeichnung der auf-

fälligen Jugendlichen in Strullendorf, Bur-

gebrach und Schlüsselfeld) Förderung des

Dialoges zwischen den Generationen und

Konfliktvermittlung in Strullendorf sowie

Organisation bzw. Gestaltung von Jugend-

räumen in allen fünf Gemeinden heraus.

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Auf der Basis dieser, von den Jugendpfle-

gerInnen als relevant bezeichneten Aufga-

benstellungen, fanden in Strullendorf und

Stegaurach bereits Anfang Juni die ersten

Gemeinderatssitzungen statt. Hier ging es

um die Präsentation der bisherigen Tätig-

keiten und der ersten Ergebnissen aus der

Bedarfsanalyse sowie um die Abstimmung

von Schwerpunkten (siehe Schaubild).

Neue Zielsetzungen betreffen in Stegau-

rach die Einbindung von Jugendlichen in

die Planungs- und Gestaltungsprozesse

eines Jugendraumes, den Ausbau von offe-

nen Angeboten durch die Einbindung von

ehrenamtlich Tätigen in die Jugendarbeit,

die Beteiligung am Ferienprogramm sowie

den Einbezug unterschiedlicher Ortsteile.

Ähnlich stimmte Strullendorf der weiteren

Unterstützung von Jugendlichen bei der

Gestaltung und Organisation des ab Sep-

tember laufenden Jugendtreffs zu. Darüber

hinaus wurde beschlossen, ein Konzept für

den neuen Jugendtreff zu entwickeln.

Ebenso relevant stellt sich die Raumfrage

in den Ortsteilen Amlingstadt/Wernsdorf

und Zeegendorf dar, die weiterhin von der

Jugendpflegerin bearbeitet wird, neben der

Unterstützung von Jugendlichen und eh-

renamtlich Tätigen bei der Gestaltung von

offenen Angeboten. Langfristiges Ziel in

Strullendorf stellt die Förderung einer fa-

milien- und kinderfreundlichen Gemeinde

sowie die Förderung des Dialoges zwi-

schen den Generationen dar.

Nach nun ca. 6-monatiger Tätigkeit in den

Gemeinden kann bereits ein erstes Fazit

gezogen werden.

Vorteile, die von den Teammitgliedern

bereits erfahren wurden, betreffen v.a. die

ähnlichen Vorgehensweisen zur Bedarfs-

analyse in den Gemeinden. Hier konnte

durch den Teamaustausch auf Erfahrungen

und Materialien der TeamkollegInnen zu-

rückgegriffen werden. Aber auch bei ge-

meinsamen und ähnlichen Aktionen benö-

tigt die JugendarbeiterIn für die Vorberei-

tung viel weniger Zeit, als wenn sie als

„EinzelkämpferIn“ aktiv wäre.

Die flexible Gestaltung der Konzeption

ermöglicht die gegenseitige Unterstützung

durch TeamkollegInnen. Dies stellte sich

v.a. bei gruppenspezifischen Angeboten als

Gewinn heraus, da hier der gemischtge-

schlechtliche Ansatz zum Tragen kam.

Die ersten Monate haben auch verdeut-

licht, wie wichtig es ist mit einer offenen

Herangehensweise die Jugendarbeit zu

gestalten (und nicht mit einem starren An-

gebot). Trotz vieler Gemeinsamkeiten er-

gaben sich in den fünf Gemeinden jeweils

andere Schwerpunkte der Jugendarbeit.

Den Grund sehen wir darin, dass andere

Gegebenheiten vorhanden sind, sich die

Jugendlichen bzw. Jugendgruppen aber

auch voneinander unterscheiden.

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Gruppenspezifische Angebote Imagepflege

Offene Angebote

Vernetzung Steigerung der Zufrieden-

heit mit der Gemeinde

Prävention

•Dialog zwischen den Generationen

•Kinder- und Familienfreund-lichkeit

•Integration

Herangehensweise in der Jugendarbeit

Abbildung 5: Beispielgraphik der Präsentation im Gemeindrat Strullendorf über die dortigen Tätigkeitsschwerpunkte der gemeindlichen Jugendarbeit

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Praxisbeispiel – Die Entstehung und Premiere des SP ACE CLUBS

Im Rahmen der Bedarfsanalyse „Was geht

ab in Schlüsselfeld?“ unter Jugendlichen

der Stadt Schlüsselfeld wurde als Wunsch

die Einrichtung eines Angebotes „Jugend-

disco“ angeführt. Vor dem Hintergrund der

Herangehensweise von JAM, Jugendliche

in die Ausgestaltung von Angeboten der

Jugendarbeit einzubinden, um so Lernfel-

der zu organisieren, wurden Jugendliche

befragt, ob sie ein Interesse an der Mitwir-

kung bei der Organisation und Durchfüh-

rung einer Jugenddisco hätten.

Schon bald fand sich im März eine ge-

mischtgeschlechtliche Gruppe von 10 Ju-

gendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren,

die sich für ein solches Vorhaben engagie-

ren wollten. Mit zwei JugendarbeiterInnen

von JAM war das Team komplettiert und

es konnte die Umsetzung der Jugenddisco

angegangen werden.

Hier zeigte sich, dass die Jugendlichen

über einen reichhaltigen Ideenfundus ver-

fügen: Schnell waren der Name und das

Logo der Veranstaltung gefunden. Der

SPACE CLUB war geboren. Als Treff-

punkt für die Planungstreffen wurde der

Kegelraum der Stadthalle Schlüsselfeld

gewählt.

In den meisten Teams kommt es mitunter

zum Konflikt. Beim SPACE CLUB ging es

um die Frage, ob und – wenn ja – in wel-

chem Rahmen Alkohol bei der Veranstal-

tung ausgeschenkt werden durfte. Hier

zeigte sich sehr schnell und sehr deutlich,

in welchen Punkten die Vorstellungen von

Jugendlichen und VertreterInnen der Ju-

gendarbeit auseinander gehen. Im an diese

Frage anschließenden Aushandlungspro-

zess wurden die Kompetenzen der Team-

mitglieder (u.a. auch der JugendarbeiterIn-

nen) stark gefordert. Schließlich wurde

unter Berücksichtigung des Jugendschutz-

gesetzes folgende Abmachung getroffen:

Limitierter Ausschank von Bier an Jugend-

liche ab 16 Jahren sowie die Formulierung

einer Hausregel, dass offensichtlich alko-

holisiert bei der Disco eintreffende Jugend-

lichen kein Eintritt in den SPACE CLUB

erlaubt würde. Diese Vereinbarung, die

von den Jugendlichen mitgetragen wurde,

zeigt deutlich, dass die Mitglieder des

SPACE-CLUB-Teams bereit waren, diese

Entscheidung auch gegenüber ihren Al-

tersgenossen zu vertreten.

Konfliktfreier und reibungsloser gestaltete

sich dagegen die Planung des SPACE

CLUBS hinsichtlich Fragen der Raumwahl

und –gestaltung, der restlichen Hausregeln,

des Eintrittspreises, der Getränkepreise

(Limo, Säfte, Bier, nicht-alkoholische

Cocktails), des Lichtes sowie der Ausstat-

tung der Räume mit einer Musikanlage.

Das investierte Hirnschmalz der Planungs-

Treffen wurde im Anschluss an die Sitzun-

gen beim Kegeln und gegenseitigen Auf-

die-Schippe-nehmen jedoch schnell relati-

viert und weitestgehend unwichtig.

Am 31. Mai war es schließlich soweit: Der

SPACE CLUB öffnete zum ersten Mal die

Pforten. Notwendigerweise ging der Pre-

miere ein Nachmittag der intensiven Vor-

bereitung, des Aufbauens, des Schmückens

des Raumes und des Einkaufens der Ge-

tränke voraus. Natürlich war das SPACE

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CLUB Personal zur Feier der Stunde an-

gemessen gekleidet: In eigens gedruckten

T-Shirts.

Das von Jugendlichen für Jugendliche ges-

taltete Angebot konnte am Ende des A-

bends 42 zahlende Gäste und ein überwie-

gend zufriedenes SPACE-CLUB-Team

vorweisen. Nach den Aufräumarbeiten

wurde in einer kurzen gemeinsamen Aus-

wertung vereinbart, eine solche Veranstal-

tung erneut durchzuführen, nicht zuletzt,

um zu sehen, wie sich das Lernen aus be-

gangenen Fehlern (Terminwahl, Ablauf in

der Zusammenarbeit) beim nächsten Mal

auswirken wird. In der Bilanzierung des

Abends wurde der erste SPACE CLUB als

Erfolg bewertet. Ebenso stießen noch am

selben Abend zwei neue Mitglieder zum

Team.

Am Beispiel des SPACE CLUBS zeigt

sich sehr deutlich, wie ein Ineinandergrei-

fen von Verwaltung, Kooperationspartnern

(Sponsoren, Vereine), JAM und Jugendli-

chen relativ unkompliziert attraktive An-

gebote der Jugendarbeit hervorbringen und

damit so manchem oder so mancher einen

gelungenen Abend bescheren kann.

Nicht genug hervorzuheben ist in diesem

Zusammenhang das Mitwirken der Jugend-

lichen, die einen beträchtlichen Teil ihrer

Freizeit investierten, um sich aktiv bei der

Gestaltung des Lebensraumes Jugendlicher

zu engagieren.

Bild 7: Bei einer Tagesfahrt war für die über 60 Kinder und Jugendlichen u.a. abseilen im Programm.

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Kurzinfos

• Wolfgang Geiling, ehrenamtlicher Mitarbeiter und Vereinsmitglied, hat in der Fach-

zeitung „Neue Praxis“ Heft 01/2002 einen Artikel mit dem Titel „Möglichkeiten und

Grenzen lösungsorientierter Beratung und Therapie – eine kritische Methodenreflexi-

on“ veröffentlicht. Das Lesen des Artikels ist natürlich sehr zu empfehlen.

• Der Verein ist auf der Suche nach neuen günstigen Büroräumen. Angebote und Vor-

schläge bitte an die momentane Geschäftsstelle: Tel. 0951/9710467.

• Aufgrund der bisherigen sehr guten Erfahrungen mit dem erlebnispädagogischen Ver-

ein Tigersprung e.V. wurde mit diesem eine Kooperationsvereinbarung geschlossen

(siehe auch www.tigersprung.de).

• Mit dem Gesundheitsamt Bamberg ist vereinbart, dass wir für die präventive Arbeit in

den JAM-Gemeinden auf Materialien und Erfahrungen der Mitarbeiter zurückgreifen

können. Das Gesundheitsamt verspricht sich dadurch die bessere Versorgung der je-

weiligen Gemeinden mit präventiven Angeboten. Wir hoffen natürlich, dass wir dies

aufgrund der guten Unterstützung gewährleisten können. Wir bedanken uns beim Ge-

sundheitsamt Bamberg für die bisherige sehr gute Unterstützung unserer Arbeit.

• Im September starten am Fachbereich Sozialwesen der Otto-Friedrich-Universität das

VHB-Projekt (Virtuelle Hochschule Bayern) unter Federführung von Prof. Dr. Hose-

mann. Projektleiter ist das Vereinsmitglied Wolfgang Geiling. Eine Zusammenarbeit

im Hinblick auf die Vernetzung zwischen Theorie und Praxis ist angedacht. Wir wün-

schen den Projektgestaltern natürlich viel Erfolg.

• Die project X-Gruppe in Baunach ist Ende April angelaufen. Es handelt sich um eine

gleichgeschlechtliche Gruppe mit männlichen Jugendlichen. Die Leitung haben Martin

Berger (Dipl. Psych.) und Stephan Kettner (Dipl. Soz.-Päd. (FH)).

• Die Suche nach einem neuen Mitarbeiter für die Stelle präventive Jugendarbeit ist ab-

geschlossen. Es sind 19 Bewerbungen eingegangen. Fünf Bewerbungsgespräche wur-

den geführt. Die Wahl fiel auf den Dipl. Soz.-Päd. (FH), Dirk Kowalis (33 Jahre).

• Der wissenschaftliche Beirat von JAM setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusam-

men: Herr Prof. Dr. Haidl (Dekan, Professur für Pädagogik), Herr Prof. Dr. Früchtel

(Professur für Ethik), Frau Prof. Dr. Cyprian (Professur für Soziologie), Herr Prof. Dr.

Hosemann (Professur für Soziale Arbeit), Frau Prof. Dr. Trippmacher (Professur für

Pädagogik).

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Kooperationspartner

Im Rahmen unserer Vereinstätigkeit arbeiten wir mit einer Vielzahl von Einrichtungen und

Institutionen zusammen und stimmen uns mit diesen ab. Dieses kooperative Zusammenwir-

ken ist notwendig für das Gelingen unserer Arbeit. Natürlich ist es nicht möglich an dieser

Stelle auf jede stattgefundene Kooperation hinzuweisen. Daher wollen wir uns hiermit allge-

mein bei allen Partnern noch einmal ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bedanken.

Folgende Einrichtungen und Personen möchten wir jedoch noch einmal gesondert danken, da

diese in den letzten Jahren sehr viel zum Gelingen unserer Vorhaben beigetragen haben.

• Landratsamt Bamberg mit dem Kreisjugendamt

• Vertreter des Fachbereiches Soziale Arbeit der Otto-Friedrich-Universität, besonders Herrn Prof. Dr. Haidl, Herrn Prof. Dr. Hosemann, Herrn Budde

• Bürgermeister der JAM-Gemeinden

• Kreisjugendring/Bayerischer Jugendring

Ebenso haben wir uns natürlich bei allen Spenden und Förderern zu bedanken. Ohne dieses

Engagement wären verschiedene Projekte nicht umsetzbar bzw. in dieser Form nicht verwirk-

lichbar gewesen. Der Verein ist auf diese Unterstützung angewiesen:

• Dr. Robert-Pfleger-Stiftung

• Die Gemeinden und Städte, welche die jeweilige Soziale Gruppenarbeit in ihrer Kommune finanziell unterstützten und so das Fortbestehen von project X sichern.

• Bamberger Bank

• Sparkasse Bamberg

• Allen weiteren Spendern von Geld- oder Sachleistungen

Bild 8: Schule mal anderes: Selbstangefertigte Henna-Tatoos

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Zeitungsartikel

Exemplarisch einige ausgewählte Zeitungsartikel über unsere Arbeit

Artikel 1: Fränkischer Tag; 25.10.2001

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Artikel 2: Fränkischer Tag 25.02.2002

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Artikel 3: Nordbayerische Nachrichten, 21.02.2002

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Kontakt

Vorstandschaft

1. Vorsitzender: Hans-Heinrich Köhlerschmidt

2. Vorsitzende: Ulrike Diehl

Kassier: Michael Rottmann

Schriftführer: Peter Handschuh

Geschäftsführer: Matthias Gensner

Kontaktadresse:

Innovative Sozialarbeit e.V.

Egerländerstraße 3

Postfach 1305

96101 Hallstadt

Tel.: 0951/9710467

Mobil.: 0175/2771241

E-mail: [email protected]

Die Artikel wurden verfasst von:

♣ Andrea Hofmann

♣ Anette Glück

♣ Hans-Heinrich Köhlerschmidt

♣ Jochen Lautner

♣ Marco Hess

♣ Martin Berger

♣ Matthias Gensner

♣ Michael Gerstner

♣ Thorsten Büttner