Bericht Master Class 11. Juli bis 15. Juli 2012 in ... · LaVenture über die Minnesota e-Health...

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Bericht Master Class 11. Juli bis 15. Juli 2012 in Minneapolis, USA Dienstag, 10. Juli 2012 Zur alljährlichen Master Class lud 2012 die University of Minnesota in Minneapolis. Das Heidelberger bzw. Heilbronner Programm wurde dabei vertreten von Prof. Thomas Wetter und Prof. Daniel Pfeifer auf Seiten der Faculty und von den Masterstudenten Hendrik Graupner und Tom Hilbert, sowie Monika Pobiruchin und Thomas Willert als Promovenden der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Um die Folgen des unvermeidlichen Jetlag etwas abzumildern, reisten wir bereits am 10. Juli in die USA. Dort wurden wir sogleich vom typischen, sommerlichen Klima des mittleren Westens der USA begrüßt: Sehr warm und schwül. „ Yeah, that‘s the midwest“, war alles was man von den Einheimischen dazu zu hören bekam. Bereits an diesem ersten Abend beeindruckte uns die Anlage der Universität und die Infrastruktur, welche nicht mit deutschen Verhältnissen, schon gar nicht mit den Heilbronnern, verglichen werden kann. Mittwoch, 11. Juli 2012 Der Start der Master Class war auf den frühen Nachmittag gelegt, so dass noch Zeit blieb Downtown Minneapolis auf eigene Faust zu erkunden. Gegen 14 Uhr trafen dann auch die übrigen Mitglieder der Partneruniversitäten ein und man begab sich in den Clubroom der Yudof Hall, eines der Studentenwohnheime der Universität. Nach den obligatorischen Willkommensgrüßen von den Direktoren der Universität und einer Vorstellungsrunde, begann das akademische Programm der diesjährigen Master Class mit einem einführenden Vortrag von Ryan Armbruster zum Thema Human Centered Design. Basierend auf diesen Informationen und den „Hausaufgaben“, die wir im Vorfeld der Master Class zu erledigen hatten, konnte der Rest des Nachmittags für Gruppenarbeiten genutzt werden. Gegeben waren drei Fragestellungen - 1) How might we more effectively engage senior citizens in health decision making? 2) How might we encourage healthy behavioral choices (ex: diet, exercise, etc.) for teens and young adults? Abbildung 1: Downtown Minneapolis.

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Bericht Master Class 11. Juli bis 15. Juli 2012 in Minneapolis, USA

Dienstag, 10. Juli 2012

Zur alljährlichen Master Class lud 2012 die University of Minnesota in Minneapolis. Das Heidelberger bzw. Heilbronner Programm wurde dabei vertreten von Prof. Thomas Wetter und Prof. Daniel Pfeifer auf Seiten der Faculty und von den Masterstudenten Hendrik Graupner und Tom Hilbert, sowie Monika Pobiruchin und Thomas Willert als Promovenden der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Um die Folgen des unvermeidlichen Jetlag etwas abzumildern, reisten wir bereits am 10. Juli in die USA. Dort wurden wir sogleich vom typischen, sommerlichen Klima des mittleren Westens der USA begrüßt: Sehr warm und schwül. „Yeah, that‘s the midwest“, war alles was man von den Einheimischen dazu zu hören bekam.Bereits an diesem ersten Abend beeindruckte uns die Anlage der Universität und die Infrastruktur, welche nicht mit deutschen Verhältnissen, schon gar nicht mit den Heilbronnern, verglichen werden kann.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Der Start der Master Class war auf den frühen Nachmittag gelegt, so dass noch Zeit blieb Downtown Minneapolis auf eigene Faust zu erkunden. Gegen 14 Uhr trafen dann auch die übrigen Mitglieder der Partneruniversitäten ein und man begab sich in den Clubroom der Yudof Hall, eines der Studentenwohnheime der Universität. Nach den obligatorischen Willkommensgrüßen von den Direktoren der Universität und einer Vorstellungsrunde, begann das akademische Programm der diesjährigen Master Class mit einem einführenden Vortrag von Ryan Armbruster zum Thema Human Centered Design. Basierend auf diesen Informationen und den „Hausaufgaben“, die wir im Vorfeld der Master Class zu erledigen hatten, konnte der Rest des Nachmittags für Gruppenarbeiten genutzt werden. Gegeben waren drei Fragestellungen -

1) How might we more effectively engage senior citizens in health decision making?

2) How might we encourage healthy behavioral choices (ex: diet, exercise, etc.) for teens and young adults?

Abbildung 1: Downtown Minneapolis.

3) How might we more effectively enable transitions between healthcare organizations for adults (ex. hospital to home)?

- die im Laufe der Woche erörtert und für deren Lösung ein Prototyp entwickelt werden sollte. Die Teams waren bunt gemischt, sodass aus einem breiten Fundus aus Erfahrungen und Sichtweisen geschöpft werden konnte. Kamen doch insgesamt sieben Health Informatics Programme aus drei Kontinenten (Asien war mit der University of Taipeh zum ersten Mal bei der IHPIE Master Class vertreten) zusammen. Die Teamarbeit half zudem erste Kontakte zu den Studenten aus den anderen Programmen zu knüpfen.

Am Abend wurde auf dem Balkon des Clubrooms der Grill angeworfen und wir Europäer lernten wohl zum ersten Mal S‘mores kennen. Eine typische Delikatesse auf Campingausflügen, die hauptsächlich von amerikanischen Kinder und Teenagern genossen wird. Dazu werden Marshmallows über dem Lagerfeuer golden braun geröstet und zusammen mit einem Stück Schokolade zwischen zwei Crackern / Butterkeksen gepresst. Dieses Sandwich wird dann versucht mit möglichst wenig Bekleckern zu essen – was meist jedoch misslingt. Danach möchte man „some more“, worauf sich dann im Laufe der Zeit der Name S‘more entwickelt hat

Donnerstag, 12. Juli

Nach einem mehr oder weniger ausgewogenen Frühstück in der Caféteria des Campus startete dieser IPHIE-Tag mit einer Präsentation von Dr. Marty LaVenture über die Minnesota e-Health Initiative. Im Anschluss berichteten die Vertreter der Medizinische Universität aus Taipeh von ihrem Gesundheitssystem und den damit verbundenen Problemen.

Nach diesem kleinen Vortragsmarathon wanderten wir alle gemeinsam zu einem "Saloon" namens Sally's, wo jeder nach Herzenswunsch sein Mittagessen bestellen konnte. Gut gestärkt und nach dem kleinen Spaziergang zurück zum Clubroom der Yudof-Hall waren wir nun bereit für die ersten studentische Vorträge. In der Zwischenzeit fand auch ein Faculty Meeting statt, in dem sich die Professoren austauschten

Den Anfang machte Evert Mouw (Universität Amsterdamm). In seinem Vortrag “European Laws and Genetic Data” berichtete er über seine Erkenntnisse zum Einfluss der Gesetze der EU auf DNA-Datenbanken. Danach hörten wir in Jörg Muncks (UMIT Österreich) Bericht über sein Promotionsthema “Efficiency in hospitals – Measuring Differences in Efficiency over Time”, wie er mithilfe von Maßzahlen österreichweite Vergleiche der Effizienz von Krankenhäusern anstellt. Nun war es endlich soweit: Der erste Vortrag aus Heilbronn/Heidelberg stand auf dem Programm: "Android mobilizes the Ward Round". Tom Hilbert berichtete stolz von dem Projekt seines Semesters aus der Vorlesung "Verteilte Systeme" des Masterstudiums. Durch einen Android-Tablett-PC gelang es ihnen, eine hilfreiche App zur Unterstützung der Visite zu erstellen. Damit

haben sie auch gleich das brandaktuelle Thema "m-health" ("mobile-health") angeschnitten, wodurch dem Vortrag besondere Aufmerksamkeit zuteilwurde.In weiteren studentischen Beiträgen hörten wir Era Kim (Universty of Minnesota) mit dem Thema "Visualizing Omaha System Data to Discover Nursing Intervention Patterns" über grafische Visualisierungsmethoden, Ajjit Kumar (Medizinische Universität Taipeh) in "Overcrowding in Emergency Departments of Taiwanese Hospitals - The Impact of Demographic Changes" über weitere Details des taiwanesischen Gesundheitssystems sowie Lou Ann Scarton (Universty of Utah) über ihr Promotionsthema “Patient-Centered Clinical Decision Support for Drug-Herb Interactions” sprechen.

Damit auch jeder etwas gefordert wurde, war nun Zeit für eine Gruppenarbeitssession eingeplant. Die Teams haben sich wieder zusammengefunden und es wurden weiter fleißig Post-Its produziert.

Zum krönenden Abschluss dieses Tages stand etwas ganz Besonderes auf dem Programm: eine Kreuzfahrt auf dem St. Croix River! Mit einem Bus wurden wir

nach Stillwater gefahren, einem ca. 30 Meilen entfernten Ort. Dort lag bereits das Schiff vor Anker. Während der Fahrt wurden wir mit BBQ-Fleisch - Rippchen und Hühnchen - mit Kichererbsen und süßen Kartoffeln verköstigt. Überhaupt war alles an dem Essen ziemlich süß. Zum Nachtisch lagen dann natürlich reichlich Cookies bereit. Sowohl unter Deck als auch an Deck entstanden viele interessante Gespräche und ein weiteres Mal kamen sich die Teilnehmer der Master Class näher.

Freitag, 13. Juli

An diesem Freitag den 13. (ich glaube keiner der Anwesenden war abergläubisch oder zumindest hat es sich keiner anmerken lassen) begannen wir nach unserem morgendlichen und sehr amerikanischen Frühstück wieder mit einem Vortrag aus Minneapolis.

Dieses Mal standen die studentischen Beiträge früher auf dem Programm. An diesem zweiten Teil war die Reihenfolge der Universitäten genauso wie am Vortag. Den Anfang macht Johan van Soest (Universität Amsterdam) mit dem

Abbildung 2: Unser Kreuzfahrtschiff auf dem St. Croix River.

Thema seiner Masterarbeit “Score Engineering: Optimizing SOFA Score for Predicting Intensive Care Mortality Using Evolutionary Strategies” Gefolgt von Marina Popovscaia (UMIT Österreich) war aus dem Bereich der Bioinformatik und trug den Titel "Network based approach in studying complex biological and biochemical structures. Androgen receptor network in prostate cancer.".Nun war es wieder so weit: Heilbronn/Heidelberg war an der Reihe. In dem Vortrag zu seinem Promotionsthema “Estimation of regional diabetes prevalence by means of prescription data in Germany” lieferte Thomas Willert einen interessanten Ansatz zur Bestimmung der Prävalenz von Diabetes mellitus in Deutschland anhand von Medikamentenverschreibungen.Nach einer kurzen Pause fuhr Lee Pyles (Universty of Minnesota) mit der Vorstellung einer Weiterentwicklung der elektronische Patientenakte, mit dem Titel "Development and Implementation of an Emergency-Focused Personal Health Record", fort. Als nächstes berichtete Tex Chi (Medizinische Universität Taipeh) in "Using Mobile Health Information Technology in Resource-Poor Setting: An Experience of Taiwan Medical Mission in African Country" über sein abenteuerliches Projekt in Swasiland. Den Abschluss der Studentenvorträge machten Julien Thibault (University of Utah) mit seinem Vortrag “iBIOMES: Enabling Biomolecular Simulation Data Sharing Across Institutions” und Amanda Lazar (University of Washington) mit ihrer Präsentation “Information Technology Tools for Reminiscence Therapy: A Systematic Review”.

Für das Programm am Mittag und Nachmittag teilten wir uns in zwei Gruppen, da wir jetzt einige Einrichtungen in Minneapolis kennenlernen sollten. Die eine Gruppe wurde zuerst durch die Einrichtungen rund um SimPORTAL - eine Simulation zu Trainingszwecken von medizinischem Personal - geführt. Die andere Gruppe hörte einen interessanten Vortrag über EPIC - das in Minneapolis verwendete Krankenhausinformationssystem - und dessen, nicht immer leichte, Einführung.Zum Mittag stand ein Burrito-Buffet bereit, an dem sich jeder sein eigenes Essen zusammenstellen konnte. Anschließend wurden die Gruppen getauscht, damit jeder die Gelegenheit hatte, alles zu sehen.

Auch an diesem Tag standen wieder Gruppenarbeit und ein Faculty Meeting auf dem Programm. Nach einem kurzen Vortrag von Ryan über das weitere Vorgehen, machten wir uns pflichtbewusst, wenn auch nicht immer zielsicher, an die Arbeit.

Zur Belohnung für unsere Mühen gab es einen eher gemütlicher Abend mit Bowling und Billard. Dazu wurde für reichlich Pizza, Salat und Bier gesorgt. Diese "Social Events" waren immer der Höhepunkt des Tages, da man hierbei intensivere Kontakte knüpfen und auch mal herumalbern konnte.

Samstag, 14. Juli

Dass jetzt Wochenende war, merkte man auch ein wenig am geplanten Programm für diesen Samstag. Zwar begann der Tag eine halbe Stunde eher für uns, dafür nahmen aber die "Social Events" ausnahmsweise die Überhand.

In der Gruppenarbeitssession sollten wir nun unserem Projekt den letzten Schliff verleihen und die Vorträge für Sonntag vorbereiten. Endlich konnten wir auch selbst die Ergebnisse unserer eigenen Arbeit erkennen, was während des Prozesses nicht ganz selbstverständlich war, da wir uns immer nur auf den aktuellen Teilprozess konzentrieren durften. Alle Gruppen waren hoch motiviert, möglichst fertig zu werden, damit sie am Abend nichts mehr vorbereiten mussten. Leider hat das nicht bei allen gereicht, sodass selbst 10 Uhr abends noch weiter an den Vorträgen und Materialien geschliffen wurde.

Nachdem Fakultätsvertreter und Studenten wieder zusammen gekommen waren, gab es eine Round Table Discussion. Dabei wurden der aktuelle Stand und die Zukunft der IPHIE erörtert. Die University of Minnesota berichtete dabei u.a. über die Vorbereitung der Master Class 2012. Prof. Wetter stellte das idealtypische Vorgehen für einen Auslandsaufenthalt vor und auf welche Dinge hierbei besonders geachtet werden sollten.

Noch vor dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg nach Downtown. In der nur schwer erträglich Hitze schlenderten wir über den Markt und suchten Zuflucht im klimatisierten Theater von Minneapolis, welches auch schöne Aussichtsplattformen bietet. Im Mill City Museum trafen wir uns dann zum gemeinsamen Lunch, für welchen Lunchboxen mit Sandwiches für jeden Geschmack vorbereitet waren. Anschließend teilten wir uns in zwei Gruppen und nahmen an einer interessanten Führung durch das Mill City Museum und einer ziemlich lustigen Dokumentation über die Stadt teil.Bis zum Abendessen konnte sich nun jeder noch die Stadt anschauen. So z.B. die Vorbereitungen für das Tomato Fest : Auf einem großen Platz im Zentrum von Downtown lagen zwei riesige Berge von frischen Tomaten. Wie es dann später an dem Abend weiterging, konnte man sich gut vorstellen.

Zum Abschluss des Tages und der Master Class fand ein großes Abschiedsessen in einem italienischen Restaurant namens Buca di Beppo statt. Es gab reichlich Pasta für jeden Geschmack.

Abbildung 3: Bühne des Mill City Museums

Diese Zusammenkunft wurde durch Danksagungen der Universitäten und den Austausch erster Geschenke gekrönt.

Sonntag, 15. Juli

Der letzte Tag der Master Class stand traditionell unter der Präsentation der studentischen Gruppenarbeiten. Teilweise noch vor dem Frühstück oder gleich nach dem Auschecken wurden von den Gruppen ein letztes Mal der Ablauf der Präsentation verfeinert.

Die Gruppen stellten ihren Arbeitsprozess vor und als krönenden Abschluss auch den fertigen Prototyp, wobei dies durch ein Rollenspiel, Screenshots, Mockups oder auch Storyboards geschehen konnte. So wurde z.B. ein Gesundheitsbingo für Senioren vorgestellt, oder ein interaktives Videospiel bei dem die Gamer gezwungen werden sich in die reale Welt zu begeben und dort nach dem Amulett von Yudof zu suchen.

Die Professoren ließen es sich auch nicht nehmen die Gruppen nach ihren Erfahrungen zu fragen und weitere fachliche Anregungen zu geben.

Zu guter Letzt wurden die Urkunden an die Teilnehmenden verteilt, letzte Fotos geschossen und Kontaktdaten ausgetauscht.

Mit ein wenig Wehmut, aber auch erschöpft, brach man dann schließlich zum Flughafen auf.

Abbildung 4: Post-its, Diagramme und Flipcharts. Die Arbeit an den Projekten ist in vollem Gang.