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Bericht von Pater David Conway zu Dürre und Hunger aus dem Osten von Afrika, 26. Juni 2017 David Conway ist Priester beim Orden der Spiritaner. Er lebt in der kleinen Missionsstation in Barpello im Rift Valley im östlichen Pokot/Kenia. Er hat uns einen verzweifelten Bericht über die aktuelle Lage dort geschickt. „Seit vielen Jahren pflege ich meine Verbindungen zu Hilfsorganisationen und Menschen, die Gutes tun. Ich versuche, Geld für humanitäre Hilfe in Zeiten von Krisen und Dürren zu erhalten. Das Jahr 2017 ist besonders schwer. Zu der Dürre und dem Hunger kommt die Unsicherheit dazu. Die schwache Wirtschaft ist spürbar, viele Tiere sterben in der Dürre. Selbst wenn es jetzt regnen würde, die Tiere sind schon tot. Die wirtschaftliche Kraft hier im Pokot wird Jahre brauchen, um sich von dieser extremen Dürre zu erholen. Der ausbleibende Regen zerstört die ländliche Bevölkerung. Die Notlage der Halbnomaden des Pokot, die ja immer schon in einer sehr rauen lebensfeindlichen Umgebung leben, wird durch den Hunger noch massiver. Auch das Nationale Dürremanagement (NDMA) der kenianischen Regierung beschreibt, dass die Menschen tiefe Not und bitteren Hunger erleiden. Der Ostpokot wird regelmäßig von Dürren und Hunger heimgesucht. Zudem sind die meisten Menschen Analphabeten, was eine positive Entwicklung erschwert. Nur sieben Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen hier haben die weiterführende Schule besucht. Die Infrastruktur ist schwach, das Klima rau und die Sterberate hoch. Seuchen aufgrund von verschmutztem Wasser sind häufig. Die aktuelle Dürre jetzt ist eine der härtesten seit Menschengedenken. Seit Oktober 2016 gab es keinen richtigen Regen, nur wenige kurze Schauer. Besonders betroffen sind sowohl die alten Männer und Frauen als auch die Kleinkinder. Sie wurden zurückgelassen, als die Jugend mit den Tieren auf der Suche nach Wasser aufbrach. Es gibt kaum Wasser. Die Flüsse füllen sich nur zu bestimmten Jahreszeiten, jetzt sind die Flussbetten ausgetrocknet. Bei Regen konnten die Tiere bisher aus den Flussbetten trinken. Dämme und Mulden trockenen auch wegen der hohen Verdunstung schnell aus. Mensch und Tier teilen sich die Wasserquellen. Das führt oft zum Ausbrauch von Krankheiten und Cholera.

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Bericht von Pater David Conway zu Dürre und Hunger aus dem Osten von Afrika, 26. Juni 2017 David Conway ist Priester beim Orden der Spiritaner. Er lebt in der kleinen Missionsstation in Barpello im Rift Valley im östlichen Pokot/Kenia. Er hat uns einen verzweifelten Bericht über die aktuelle Lage dort geschickt. „Seit vielen Jahren pflege ich meine Verbindungen zu Hilfsorganisationen und Menschen, die Gutes tun. Ich versuche, Geld für humanitäre Hilfe in Zeiten von Krisen und Dürren zu erhalten.

Das Jahr 2017 ist besonders schwer. Zu der Dürre und dem Hunger kommt die Unsicherheit dazu. Die schwache Wirtschaft ist spürbar, viele Tiere sterben in der Dürre. Selbst wenn es jetzt regnen würde, die Tiere sind schon tot. Die wirtschaftliche Kraft hier im Pokot wird Jahre brauchen, um sich von dieser extremen Dürre zu erholen. Der ausbleibende Regen zerstört die ländliche Bevölkerung. Die Notlage der Halbnomaden des Pokot, die ja immer schon in einer sehr rauen lebensfeindlichen Umgebung leben, wird durch den Hunger noch massiver. Auch das Nationale Dürremanagement (NDMA) der kenianischen Regierung beschreibt, dass die Menschen tiefe Not und bitteren Hunger erleiden.

Der Ostpokot wird regelmäßig von Dürren und Hunger heimgesucht. Zudem sind die meisten Menschen Analphabeten, was eine positive Entwicklung erschwert. Nur sieben Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen hier haben die weiterführende Schule besucht. Die Infrastruktur ist schwach, das Klima rau und die Sterberate hoch. Seuchen aufgrund von verschmutztem Wasser sind häufig.

Die aktuelle Dürre jetzt ist eine der härtesten seit Menschengedenken. Seit Oktober 2016 gab es keinen richtigen Regen, nur wenige kurze Schauer.

Besonders betroffen sind sowohl die alten Männer und Frauen als auch die Kleinkinder. Sie wurden zurückgelassen, als die Jugend mit den Tieren auf der Suche nach Wasser aufbrach. Es gibt kaum Wasser. Die Flüsse füllen sich nur zu bestimmten Jahreszeiten, jetzt sind die Flussbetten ausgetrocknet. Bei Regen konnten die Tiere bisher aus den Flussbetten trinken. Dämme und Mulden trockenen auch wegen der hohen Verdunstung schnell aus. Mensch und Tier teilen sich die Wasserquellen. Das führt oft zum Ausbrauch von Krankheiten und Cholera.

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Wegen des Hungers wurde auch Fleisch von verhungerten, kranken Tieren gegessen. Weil die Hungrigen es nicht lang genug kochen konnten, es fehlt das Wasser zum Kochen, haben viele danach Durchfall und Bauchschmerzen.

In der Not verkaufen nun die Pokot-Bauern auf den Märkten von Kolloa, Nginyang und Tangulbei ihr ausgemergeltes Vieh zu Spottpreisen. Damit fehlt auch das Geld um die überteuerten Nahrungsmittel kaufen zu können. Die katholische Mission in Barpello ist dabei, mit einem Traktor und einem 6000 Liter Tank Wasser zu Grundschulen und Kindergärten zu bringen.

Letze Woche dachten wir Regen käme. Wir hörten Berichte, dass Teile Kenias unter Überschwemmungen zu leiden haben. Aber nicht der Ost-Pokot. Drei, vier Tage wurde es etwas kälter und es gab einzelne Schauer, aber die waren nur kurz. Nun haben die meisten Pokot-Gemeinden ihr Vieh verloren, die Kühe sind gestorben, die Ziegen und Kamele leiden unter dem Stress und geben daher keine Milch. Damit haben die Familien ihre Einkommen verloren. Nahrung zu kaufen ist sehr teuer. Und die Wege zu Märkten und Läden schwierig, manche Straßen wurden aufgrund von Unsicherheit gesperrt. Sogar Laster, die mit Nahrung beladen waren, mussten umdrehen. Die Menschen, vor allem Kinder und Frauen kommen jede Tag zu unserer Missionsstation und fragen nach etwas zu essen. Sie erhalten leider nur wenig, weil es nicht mehr gibt.

Das ganze Leben gerät aus den Fugen. Die Kinder können die Schule nicht mehr besuchen, weil die Eltern das Schulgeld einfach nicht mehr bezahlen können. So auch in unserer Barpello High School. In der Schule werden mehr als 660 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die meisten kommen aus sehr armen Familien, in denen das Überlebensprinzip “Von der Hand in den Mund” gilt. Die Schule ist meiner Ansicht nach das Herzstück für wirtschaftliche Entwicklung. Die gebildete Jugend wird einen positiven Wandel bringen. Bildung wird die Armut beenden. Auch wenn Bildung teuer ist, keine Bildung ist letztendlich noch teurer.

In den Grundschulen ist die Situation sehr angespannt. Viele Schüler kommen nicht mehr. Es gibt auch nur noch wenige Lehrer, da viele pendeln und nicht direkt hier wohnen. Aufgrund der unsicheren Verhältnisse kommen sich nicht mehr. Viele Grundschullehrer haben zu Schulen gewechselt, die sich in sichereren Orten befinden. Das heißt, Bildung befindet sich hier im Stillstand.

Der Ostpokot wurde vernachlässigt, während sich ganz Kenia entwickelt hat. Der Ostpokot ist sogar laut des UWEZO Berichts von 2013 die Region in ganz Ostafrika mit der niedrigsten Alphabetisierungsrate, kaum einer kann rechnen. Die Straßen sind in sehr schlechtem Zustand, Barpello ist nicht ans öffentliche Verkehrsnetz

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angeschlossen. Auch die Telekommunikation ist wenig ausgebaut, in manchen Gegenden gibt es keinen Handyempfang. Für unsere Mission ist der Ostpokot voller Herausforderungen. Armut zu überwinden und das Schaffen vom Existenzminimum sind weiterhin unsere Ziele. Die Kirche glaubt daran, dass Bildung und Evangelisation langfristige Methoden sind, damit sich die Region positiv entwickeln kann. Denn Bildung und christliche Werte wie Nächstenliebe sind der Schlüssel zur Entwicklung.

In den vergangenen Wochen wurde die abgelegene Gemeinde Seretion angegriffen. Sie brannte ab, Menschen wurden schwer verletzt. Einige sehr ländliche Gemeinden haben keinen Zugang zu Nahrungslieferungen, wie zum Beispiel Nasorot, Naudo, Akwichatise und Nadume. Die Menschen bekriegen sich aus der Not heraus, denn das eigene Überleben ist wichtiger als alles andere. Es ist schrecklich.

Wir danken all denen, die uns in dieser harten Zeit unterstützen. Die die Hungernden im Ostpokot nicht vergessen. Auch wenn gerade die Bildung stagniert und überall Unsicherheit herrscht. bitte ich Sie, helfen Sie uns weiterhin. Wir machen mit unserer Hilfe den Unterschied! Ihr Pater David Conway