Bericht zur IBKF 2019 Felchenfischerei, Monitoring der ... · Der Blaufelchenfang 2018 beträgt nur...

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Kanton St.Gallen Volkswirtschaftsdepartement Amt für Natur, Jagd und Fischerei Bericht zur IBKF 2019 Felchenfischerei, Monitoring der Blaufelchen sowie Felchen-Laichfischfang im Jahr 2018 M. Kugler / C. Friedl

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Kanton St.Gallen Volkswirtschaftsdepartement Amt für Natur, Jagd und Fischerei

Bericht zur IBKF 2019

Felchenfischerei,

Monitoring der Blaufelchen

sowie

Felchen-Laichfischfang

im Jahr 2018

M. Kugler / C. Friedl

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Felchenfischerei, Monitoring Blaufelchen und Felchen-Laichfischfang im Jahr 2018 Seite 1

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung ........................................................................................................................... 2

2. Felchenfischerei ................................................................................................................. 2

2.1 Fangergebnisse ........................................................................................................... 2

2.2 Flexible Felchenbewirtschaftung .................................................................................. 5

3. Bestandesüberwachung der Blaufelchen ............................................................................ 9

3.1 Versuchsanordnung des Monitoringprogramms 2018 .................................................. 9

3.2 Ergebnisse aus den netzspezifischen Versuchsfängen ............................................. 11

3.3 Berechnung der Jahrgangsstärken der Blaufelchen im Fang der Berufsfischer ......... 15

3.4 Gonadosomatischer Index (GSI) ................................................................................ 16

4. Felchen-Laichfischfang ..................................................................................................... 17

4.1 Laichertrag 2018 ........................................................................................................ 17

4.2 Langjährige Entwicklung von Aufwand – Ertrag in der Felchenlaichfischerei ............. 19

4.3 Mögliche Ursachen für die rückläufigen Laicherträge ................................................. 19

4.4 Ausblick auf die künftige Laichfischerei ...................................................................... 20

5. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen ....................................................................... 21

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1. Einleitung

Der vorliegende Bericht gehört zur Reihe der jährlichen Berichterstattung über die Fangverhältnisse in der Felchenfischerei, insbesondere derjenigen der Blaufelchen in den Schwebnetzen. Er enthält zudem Ergebnisse und Interpretationen zur Blaufelchen-Versuchsfischerei sowie zum Laichfisch-fang auf Blaufelchen und Gangfische im Jahr 2018. Das Überwachungsprogramm der Blaufelchen (Schwebnetzfischerei) wurde wie seit Jahren von den drei Partnern, der Fischereiforschungsstelle Langenargen, der Fischbrutanlage Nonnenhorn und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei St.Gallen durchgeführt. Seit mehreren Jahren werden dazu nicht nur die in der Berufsfischerei verwendeten Netze eingesetzt, sondern auch engmaschigere Netze, so dass sich das Spektrum der Maschenweiten von 20 – 44 mm erstreckt. Die Berichterstat-tenden danken den beteiligten Kollegen aus Baden-Württemberg und Bayern für die Aufarbeitung und Bereitstellung der Daten.

2. Felchenfischerei

2.1 Fangergebnisse

Der Gesamtfelchenertrag (Blaufelchen, Gangfische, Sandfelchen) beträgt im Berichtsjahr 127.4 Tonnen. Dies ist ein Rückgang von 35 Prozent gegenüber dem bereits tiefen Ertrag des Vorjahrs von 194.8. Der Wert im Berichtsjahr 2018 ist der schwächste in der ganzen Berichtsreihe seit 1910, d.h. seit es am Bodensee eine Fangstatistik gibt. Der Felchenfang 2018 liegt bei nur 25.7 % des langjährigen Mittels von 496.0 Tonnen. Es ist das 7. Jahr in Folge, das unter dem langjährigen Mittel liegt (Abbildung 1). Das sehr schlechte Fangergebnis widerspiegelt sich im tiefen Ertragswert von nur noch 2.7 kg/ha. Im Vorjahr lag der Wert bei 4.1 kg/ha, vor 7 Jahren lag er bei 13.3 kg/ha, damals wurde das Fangjahr als durchschnittlich bis gut beurteilt. Der Felchenfang 2018 muss als sehr schlecht bezeichnet werden.

Abbildung 1: Fangergebnisse der Felchenfischerei am Bodensee-Obersee 1945-2018.

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Mit 102.6 Tonnen ist auch der Blaufelchenfang 2018 sehr schlecht ausgefallen. Das Resultat ist gegenüber dem bereits schwachen Vorjahr (160.0 Tonnen) ein erneuter Rückgang um 36 Prozent. Der Blaufelchenfang 2018 beträgt nur 39 Prozent des Zehnjahresmittels 2008-2017 (263.1 Ton-nen, resp. sogar nur 26.5 Prozent des langjährigen Mittels (387.0 Tonnen). Entsprechend tief liegt der Ertrag der Blaufelchen mit 2.2 kg pro Hektar (Vorjahr 3.4 kg/ha); er liegt deutlich unter dem langjährigen Mittel von 8.2 kg/ha.

In der langen Zeitreihe der Fänge kann beobachtet werden, dass die Fangergebnisse bei den Blau-felchen tendenziell stärker schwanken als bei den Gangfischen (in den Bodennetzen), die sich kon-stanter zeigen. Im Jahr 2012 jedoch halbierte sich der Gangfischertrag gegenüber dem Vorjahr von 212.5 Tonnen auf 96.3 Tonnen. Seither gehen die Fangerträge der Gangfische kontinuierlich zurück. Sie erreichen 2018 noch 24.1 Tonnen. Das ist der tiefste Wert seit 1960. Zusätzlich ausgewiesen wurden 2018 0.7 Tonnen Sandfelchen (Vorjahr 0.8 Tonnen). In den früheren Berichterstattungen wurde jeweils vermerkt, dass die tiefsten Zehnjahresmittel-werte sowohl beim Gesamtfelchenfang als auch beim Blaufelchenfang in den 60er Jahren erzielt wurden (Abbildung 2). Nun muss festgestellt werden, dass in der aktuellen Dekade (2008-2017) die beiden Zehnjahreswerte mit 384.9 bzw. 263.1 Tonnen am tiefsten liegen. Die beste Dekade liegt zwischen 1988 und 1997 mit 741.0 Tonnen für den Gesamtfelchen- bzw. 508.7 Tonnen für den Blaufelchenertrag.

Abbildung 2: Fangergebnisse der Felchenfischerei am Bodensee-Obersee von 1945-2018 sowie die 10-

Jahresdekaden; rechte Ordinate: mittlerer jährlicher Gesamtphosphorgehalt im Bodensee-Obersee.

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Die Konzentration des Gesamtphosphors im Bodensee ist seit dem Ergreifen der Gewässerschutz-massnahmen Ende der 70er Jahre auf wieder ursprünglichen Werte zurückgegangen (Abbildung 2). Für 2018 beträgt der Jahresmittelwert der Gesamtphosphor-Konzentration wie im Vorjahr 7.6 μg/l. Seit 2010, als das Minimum mit 5.8 μg/l erreicht wurde, ist die Konzentration leicht angestiegen und bewegt sich nun zwischen 7 und 8 μg/l. Die hier angegebenen Phosphatkonzentrationen sind gemittelte Werte über alle Wassertiefen. Für die fischereiliche Produktion steht weitgehend nur der im Epilimnion, d.h. in der produktiven Ober-flächenschicht verfügbare Phosphor zur Verfügung. Im darunterliegenden Hypolimnion gelöste Stoffe werden nur bei Vollzirkulation des Sees in die produktive Zone verfrachtet. Bedingt durch die höheren Wintertemperaturen ist es seit 2006 kaum mehr zu einer Vollzirkulation - und damit zu einer Mobilisierung der im Hypolimnion vorkommenden Nährstoffe in die oberflächlichen Wasserschichten - gekommen. Im Berichtsjahr 2018 fand im Frühling wieder eine relativ gute Durchmischung statt. Der Einbruch der Felchenfänge in den letzten Jahren gibt viele Rätsel auf. Gründe für den Fang-rückgang sind im Ökosystem zu suchen. Ein entscheidender Faktor ist sicherlich der tiefe Phosphor-gehalt im Epilimnion des Sees, der die gesamte Produktivität des Gewässers sinken lässt. Ein weiterer Faktor ist das Massenvorkommen von Stichlingen. Seit etwa 2012 hat sich der Stichling im Bodensee explosionsartig vermehrt und macht gemäss Angaben des Project Lac heute 70-80 Prozent des Fischbestands im Freiwasser aus. Stichlinge ernähren sich wie Felchen von tierischem Plankton. Eine direkte Nahrungskonkurrenz ist gegeben. Zudem treten Stichlinge als Räuber von Felcheneiern und Jungfischen auf. Auch erhöhte Wassertemperaturen und eine verminderte Zirku-lation des Sees als Auswirkungen des Klimawandels, sowie die Auswirkungen weiterer einge-schleppter und in Massen vorkommender neuer Tierarten (Muscheln- und Garnellenarten) sind ne-gative Einflussfaktoren welche die Felchendichte und deren Wachstum beeinflussen. Auch der Kormoran ist "Mitnutzer" an der biologischen Gesamtproduktion des Gewässers. Die Be-stände des Kormorans am Bodensee sind weiterhin ansteigend. Wie und mit welcher Relevanz die verschiedenen aufgeführten Faktoren den Einbruch beim Fisch-fang bestimmen oder mitbeeinflussen, ist im Detail noch nicht geklärt. Im Rahmen des im Frühjahr 2017 gestarteten Interreg-Programmes „AG Seewandel“ werden diese Fragen mittels diverser wis-senschaftlicher Teiluntersuchungen abgeklärt.

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2.2 Flexible Felchenbewirtschaftung

Zugelassene Gerätschaften Der tiefe Nährstoffgehalt im Bodensee ist natürlicherweise mit einer sinkenden Produktivität verbun-den. Dies wirkt sich auch auf die Bestände der Felchen und deren Wachstum aus. Die für die Steu-erung der Befischung zuständigen Verantwortlichen reagieren seit Jahren mit ständigen Anpassun-gen bei den zulässigen Fanggeräten. 1996 hat die IBKF die sogenannte "flexible Felchenfischerei“ eingeführt. In der Folge hat ein sukzessiver Übergang von ausschliesslich 44 mm-Netzen (bis 1995) zu 40 mm-Netzen stattgefunden. 2008 sind erstmals auch Netze von 38 mm Maschenweite zum Einsatz gekommen. Die Anzahl und die Einsatzdauer der 38 mm-Netze ist seither sukzessive erhöht worden. Tabelle 1 zeigt die Einsatzzeiten der verwendeten Netze im Blaufelchensatz (Schwebnetzsatz) der Berufsfi-scher im Berichtsjahr 2018 und Abbildung 3 die Veränderung beim Netzeinsatz seit 2006. An der IBKF-Konferenz vom 24.6.2015 wurde nach jahrelangen Diskussionen eine für alle Anrainer-staaten geltende einheitliche Reduktion der Berufsfischerpatente beschlossen und neue und ver-bindliche Zielgrössen pro Vertragsstaat festgelegt die bis zum 1.1.2020 umzusetzen sind. Den Be-rufsfischern der Anrainerstaaten, welche ihre Zielzahl bereits vor dem 1.1.2020 erreichen, steht dann alle Länder Ihre Zielzahl erreicht haben pro Patent ein zusätzliches, d.h. ein fünftes Schwebnetz der jeweils kleinsten zulässigen Maschenweite im freitreibenden Schwebsatz zu. Ab dem Jahre 2019 ist das fünfte Netz auch im verankerten Schwebsatz zugelassen. Die in den Anrainerstaaten unterschiedlichen Verfahrensabläufe und Geschwindigkeiten bei der Um-setzung der Patentzahl-Reduktion brachten es mit sich, dass in den beiden Jahren 2018 und 2019 die verschiedenen Anrainerstaaten mit unterschiedlicher Anzahl Schwebnetze pro Berufsfischerpa-tent fischen konnten. Im Jahre 2018 fischten Berufsfischer aus Österreich und der Schweiz bereits mit 5 Schwebnetzen, die anderen Anrainer noch mit 4 Schwebnetzen pro Patent (Baden-Württem-berg ab 1.1.2019 ebenfalls mit 5 Schwebnetzen/Patent). Die Umsetzung in Bayern ist z.Z. noch offen.

Tabelle 1: Einsatzzeiten 2018 der verwendeten Netze im Blaufelchensatz (Schwebnetze).

*Österreich und die Schweiz erreichten die länderspezifischen Zielzahlen bereits auf den 1.1.2018. Baden-Württemberg auf den. 1.1.2019.

Datum: 38 mm- Netze

40 mm- Netze

44 mm- Netze

Bemerkung

10.01. – 31.03.2018 1 3 - Ankersatz

April 2018 5* - - Freitreibender Schwebsatz

Mai 2018 5* - - Freitreibender Schwebsatz

Juni 2018 4* 1 - Freitreibender Schwebsatz

Juli 2018 3* 2 - Freitreibender Schwebsatz

August 2018 2* 3 - Freitreibender Schwebsatz

September – 15. Oktober 2018 0 5* -- Freitreibender Schwebsatz

ab 15.Oktober 2018 -- -- -- Felchenschonzeit

Dezember 2018 -- -- -- Kein Blaufelchen-Laichfischfang

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Abbildung 3: Einsatzzeiten, Art und Anzahl verwendeter Netze der Maschenweiten 44 mm, 40 mm und 38

mm im Schwebnetzsatz für den Zeitraum 2006-2018.

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Monatliche Schwebnetzfänge nach Maschenweite In Abbildung 4 sind die monatlichen Erträge der Blaufelchenfischerei für das Jahr 2018 abgebildet. Die St. Galler Berufsfischer erheben in ihrer täglichen Fangstatistik die Fänge nach Netzart, Ma-schenweite und Fischart getrennt. Auf der Basis dieser Angaben werden die Erträge aller Berufsfi-scher proportional den verschiedenen Maschenweiten zugeordnet. Die Fangentwicklung im Jahresverlauf entspricht bis August dem auch in früheren Jahren häufig beobachteten Muster. Nach tiefen Fängen zum Jahresbeginn steigen sie im Laufe des Frühsommers kontinuierlich an bis zum Maximum im August. Der früher bis zu Beginn der Felchenschonzeit (d.h 15. Oktober) anhaltende Anstieg der monatlichen Fänge ist seit wenigen Jahren im Septem-ber/Oktober nicht mehr festzustellen. Dies vermutlich als Folge der im Epilimnion im Jahresverlauf zunehmend limitierten Nährstoffe und dem damit einhergehenden schlechten Ernährungszustand und Wachstum der Felchen. Obwohl ab Juni jeden Monat ein 38 mm-Netz durch ein 40 mm-Netz ersetzt wird, wird bis in den August der Hauptfanganteil mit den 38 mm-Netzen gefangen. 2018 sind keine 44 mm-Netze mehr eingesetzt worden (Abbildung 4). In Abbildung 4 wird zudem der CPUE (catch per unit effort) abgebildet. Dieser gibt über die Fängig-keit der Netze Auskunft und wird in kg Fisch pro Netz und Nacht angegeben. Der CPUE widerspie-gelt die Wachstumssituation und die sich im Jahresverlauf verändernde Korpulenz der Fische. Der CPUE im 38 mm-Netz liegt in allen Monaten höher als jener im 40 mm-Netz, die Trends im Jahresverlauf sind jedoch in beiden Maschenweiten vergleichbar: Anfangs Jahr liegt der Wert auf geringer Höhe und nimmt anschliessend leicht ab, bis im Mai der kleinste Wert erreicht wird. Dann folgt ein schrittweiser Anstieg bis zum höchsten Wert. Die CPUE-Werte liegen 2018 deutlich unter den Werten des Vorjahrs: mit 8.4 kg/Netz und Nacht im 38 mm-Netz zu 12.5 im Vorjahr und 3.5 kg/Netz und Nacht im 40 mm-Netz zu 7.3 im Vorjahr.

Abbildung 4: Monatliche, netzspezifische Fangverteilung der Blaufelchenfänge 2018 sowie CPUE pro Mo-nat und Netzart. (Daten: Totalfänge IBKF; Fang- und CPUE-Verteilung 38/40 mm gemäss Berufsfischerfänge SG)

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Abbildung 5 zeigt die relativen Fanganteile der drei in der Berufsfischerei eingesetzten Schwebnetz-typen von 44 mm, 40 mm und 38 mm für die Periode 1995-2018. Im Berufsfischerfang sind über die ganze Fangsaison 2018 keine 44 mm-Netze mehr zum Einsatz gekommen, auch nicht im Laich-fischfang, welcher im Versuchsjahr gar nicht durchgeführt wurde. Der Fanganteil in den 38 mm-Netzen hat gegenüber den Vorjahren leicht zugenommen (59 % ge-genüber 52 %). Als Folge der aktuelle in der Schweiz und in Vorarlberg bereits praktizierten neuen Regelung - wonach bei Erreichen der Zielzahl der Anzahl Berufsfischerpatenten ein zusätzliches 38 mm-Netz von April bis August erlaubt ist – sind 2018 mehr 38 mm-Netze im Einsatz gestanden als im Vorjahr (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 5: Netzspezifische Anteile am Berufsfischer-Jahresfang in den Schwebnetzen von 1995-2018.

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3. Bestandesüberwachung der Blaufelchen

3.1 Versuchsanordnung des Monitoringprogramms 2018

Das Monitoring der Felchen-Bestände liefert wichtige Grundlagen für das Festlegen der Fangbe-stimmungen. Die Fänge zur Bestandesüberwachung der Blaufelchen werden alljährlich von der FFS Langenargen (Baden-Württemberg) sowie der Brutanlage Nonnenhorn (Bayern) und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei (St.Gallen) durchgeführt. Es sind keine Änderungen gegenüber den Vor-jahren in der Versuchsanordnung vorgenommen worden. Damit eine möglichst flächendeckende Erfassung der Verhältnisse im ganzen See erreicht wird, werden die Netze möglichst in festgelegten Einsatzgebieten gesetzt:

- Baden-Württemberg: Bereich westlich Kurs Fähre Friedrichshafen-Romanshorn - Bayern: Wasserburg - Mündung Alter Rhein - St.Gallen: Rorschach – Langenargen

Die Versuchsfischerei für das Blaufelchen-Basismonitoring findet monatlich von April bis Oktober statt. Bei dieser Versuchsfischerei kommen Netze der Maschenweiten 44, 40, 38 und 36 mm zum Einsatz, seit 2012 werden auch Netze von 20, 26 und 32 mm Maschenweite regelmässig eingesetzt. In den Monaten Januar bis März wird nur einmal eine Befischung pro Einsatzgebiet durchgeführt. Auf eine standardmässige Versuchsfischerei im November und Dezember wird verzichtet, weil dann die Versuchsfischerei für den Laichfischfang läuft. Aus dem Fang der Monitoring-Versuchsfischerei werden von jeder der 3 Stationen 25 Felchen pro Maschenweite und Fangdatum beprobt (Länge, Gewicht, Geschlecht, Alter). Bei zu kleiner Stichpro-bengrösse wird das Ergebnis wenig repräsentativ, weshalb die Daten für Auswertung nur zugezogen werden, wenn die Anzahl pro Monat und Maschenweite >10 ist. In Tabelle 2 sind die Fangzahlen aus der Blaufelchen-Versuchsfischerei 2018 zusammengestellt. Die Werte sind auf 120 m Netzlänge und Fangnacht standardisiert. Gesamthaft wurden im Blaufel-chenmonitoring 2018 von rund 2450 Blaufelchen Länge, Gewicht und Geschlecht erfasst sowie mittels Schuppenprobe das Alter bestimmt.

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Tabelle 2: Schwebnetz-Versuchsfischerei 2018: monatliche Fangzahlen umgerechnet pro Nacht und 120 m Netzlänge (CPUE); kein Wert: keine Netze gesetzt bzw. nicht auswertbar (z.B. Netze zusammen-gelaufen).

Maschen- FFS FZ RorschachFZ Nonnenhorn Totalfang alle CPU pro Nacht

weite Baden-Würt. St.Gallen Bayern Fangstationen und 120 m MW

Januar-März 20mm 17 3 20 10

26mm 36 16 42 94 31

32mm 87 40 34 161 54

36mm 42 8 10 59 20

38mm 2 5 7 14 5

40mm 3 3 2 7 2

44mm 0 1 1 1

April 20mm 0 30 30 15

26mm 16 0 320 336 112

32mm 32 68 232 332 111

36mm 18 24 54 96 32

38mm 4 9 22 35 12

40mm 1 0 9 10 3

44mm 0 0 0 0

Mai 20mm 72 66 138 69

26mm 256 40 160 456 152

32mm 252 114 184 550 183

36mm 42 24 12 78 26

38mm 12 7 2 21 7

40mm 2 2 1 5 2

44mm 5 5 5

Juni 20mm 8 0 8 4

26mm 84 80 228 392 131

32mm 84 130 192 406 135

36mm 68 70 42 180 60

38mm 13 11 6 30 10

40mm 3 8 1 12 4

44mm 1 1 1

Juli 20mm 0 0 0 0 0

26mm 20 0 0 20 7

32mm 92 2 12 106 35

36mm 34 2 12 48 16

38mm 6 1 9 16 5

40mm 3 1 1 5 2

44mm 2 0 2 1

August 20 mm 8 0 6 14 5

26mm 76 20 56 152 51

32mm 272 120 96 488 163

36mm 180 65 86 331 110

38mm 57 27 31 115 38

40mm 31 10 11 52 17

44mm 6 6 6

September 20mm 36 4 40 20

26mm 140 0 44 184 61

32mm 244 160 404 202

36mm 254 40 66 360 120

38mm 108 23 34 165 55

40mm 60 17 19 96 32

44mm 17 17 17

Oktober 20mm 36 0 0 36 12

26mm 76 2 44 122 41

32mm 164 0 128 292 97

36mm 146 6 76 228 76

38mm 65 1 33 99 33

40mm 36 6 15 57 19

44mm 12 12 12

Dezember keine VF

832 487 1'139 2'458

leer = Netz nicht eingesetzt

2018

Total Schwebnetzfelchen beprobt

für Monitoringbericht

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3.2 Ergebnisse aus den netzspezifischen Versuchsfängen

Altersaufbau

Gestützt auf die Versuchsfänge mit den unterschiedlichen Maschenweiten und den Altersbestim-mungen der daraus beprobten Fische wird der Altersaufbau der Felchen in den unterschiedlichen Netz-Maschenweiten ermittelt. Weil die Felchen uneinheitlicher wachsen als früher und im Sommer in Folge vermindertem Wachs-tum sogenannte Scheinannuli auf dem Schuppenbild entstehen können, ist die Altersbestimmung der Felchen anhand der Schuppenbilder schwieriger geworden. Deshalb treffen sich die mit der Altersbestimmung betreuten Personen regelmässig um ihre Resultate gegenseitigen zu Eichung. Der aktuell laufende Felchen-Besatzversuch (Besatzfelchen werden mit Alizarin Rot markiert) soll zudem wichtige Erkenntnisse zur Altersbestimmung liefern. Abbildung 6a zeigt die Stückzahlen der beprobten Felchen in den verschiedenen Netzen der Ver-suchsfischerei nach Altersklassen aufgeteilt, in Abbildung 6b ist die relative Altersverteilung nach Maschenweite dargestellt.

Abbildung 6a: Blaufelchenmonitoring 2018: Altersverteilung der in der Versuchsfischerei mit unterschiedli-

chen Maschenweiten von 20 - 44 mm gefangenen Blaufelchen (N ~2450).

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Felchenfischerei, Monitoring Blaufelchen und Felchen-Laichfischfang im Jahr 2018 Seite 12

Abbildung 6b: Blaufelchenmonitoring 2018: Relative Altersverteilung der in der Versuchsfischerei mit unter-schiedlichen Maschenweiten von 20 - 44 mm gefangenen Blaufelchen im Jahresverlauf (nur Monate mit Probegrösse >10 dargestellt).

Es lassen sich folgende Aussagen machen:

- Im 44 mm-Netz ist die Stückzahl mit stets unter 20 Stück über das ganze Jahr hinweg so gering, dass keine verlässlichen Aussagen zum Altersaufbau gemacht werden können.

- In den von den Berufsfischern verwendeten Netzen von 40 und 38 mm Maschenweite stellen die Altersklassen 3+, 4+ und 5+ zusammen ganzjährig über 80 Prozent des Fanges. Den gröss-ten Anteil über das ganze Jahr machen die Felchen der Altersklasse 4+ aus.

- Die Alterszusammensetzungen der Blaufelchen in den Netzen der Maschenweiten 40 bis 36 mm gleichen sich stark. In diesen Maschenweiten dominieren die Altersklassen 3+ bis 5+.

o In der 1. Jahreshälfte bis Mai machen die Altersklassen 5+ und zT 6+ über 50% Fanganteil aus. Die Altersklasse 6+ ist nur zu Jahresbeginn vertreten. Berücksichtigt man die tiefen absoluten Fänge in diesen Monaten, ist die Kopfzahl dieser Kohorten jedoch gering.

o Im Sommer dominiert die Altersklasse 4+. Ab August oder September löst die Altersklasse 3+ die Klasse 5+ in ihrer Häufigkeit ab.

o Felchen der Altersklasse 2+ sind nur schwach vertreten. Auch in der 2. Jahreshälfte bleiben sie meist deutlich unter 15 % Fanganteil.

- Die Altersklassenverteilungen in den 32 und 26 mm Netzen sehen zT ähnlich aus; die Netze dieser Maschenweiten werden aber stärker durch die Jungendklassen 2+ und 1+ geprägt.

o Auch in den 32 und 26er-Netzen dominieren die Altersklassen 3+ und 4+. Auch Felchen der Altersklasse 5+ stellen bis in den Mai bis zu einem Drittel des Fanges; ab Juni sind die 5+-Felchen dann weitgehend nicht mehr vorkommend (<10%).

o Die Altersklasse 2+ ist mit im Jahresverlauf steigendem Anteil von bis 40 % am Fang betei-ligt.

o Die Altersklasse 1+ ist sehr schwach (0 bis 15 %) ab August vertreten.

- Im 20 mm-Netz lässt sich wegen der geringen Probengrössen kein Trend erkennen. Es sind alle Altersklassen von 2+ bis 6+ vertreten, mit dem grössten Anteil der Altersklassen 3+ und 4+. Auffällig ist das vollständige Fehlen der Altersklasse 1+.

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Fängigkeit der Netze

In Abbildung 7 werden die absoluten Fangzahlen pro 120 m Netzlänge und Nacht aus allen in den Versuchsfängen 2018 verwendeten Maschenweiten von 44 mm bis 20 mm dargestellt. Die Fängigkeit (CPUE) der 44 mm-Netze liegt praktisch bei Null. Im Fangjahr 2018 wurden durch die Berufsfischer keine 44 mm-Netze mehr verwendet. Der Jahresverlauf der Fängigkeit in den Netzen der Maschenweiten 40 mm, 38 mm und 36 mm sieht ähnlich aus: Das CPUE bleibt von Januar bis Juli tief, steigt im August und September deutlich an und geht im Oktober dann wieder etwas zurück. Erwartungsgemäss sind die Werte im 36 mm-Netze am höchsten (Maximalwert im September mit 120 Stück), gefolgt vom 38 mm-Netz (Maximum: Sept. mit 55 Stück) und dem 40 mm-Netz (Maximum: Sept. mit 32 Stück). In den engen Maschenweiten von 32 mm und 26 mm ist ein anderer Fangverlauf zu beobachten. Die Fängigkeit beginnt Anfang Jahr auf höherem Niveau und steigt kontinuierlich an. Im Mai /Juni wird das Maximum erreicht bevor die Fängigkeit im Juli kurzfristig stark einbricht, um sich ab August dann auf wieder leicht höherem Level einzupendeln. Ab August stagnieren die Fänge. Es ist auffallend, dass die in früheren Jahren im Spätsommer/Herbst feststellbare starke Zu-nahme des CPUE – als Ausdruck für das "in die Maschen hineinwachsen einer Kohorte" – aus-bleibt, ja die Fängigkeit sogar wieder zurückgeht. Das muss als Ausdruck von nur schwach vorhandenen Jugendklassen sowie vor allem von nicht zunehmendem Wachstum gewertet werden. Seit rund 5 Jahren ist dieser Effekt nun zu erkennen. Ein Zusammenhang mit dem Massenauftreten des Stichlings ist naheliegend.

Abbildung 7: Blaufelchenmonitoring 2018: Absolute Fängigkeit der Netze von 44 mm bis 20 mm Ma-schenweite in Stück pro Nacht und 120 m Länge im Jahresverlauf.

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Durchschnittliche Fanggewichte

Das durchschnittliche Fanggewicht der Felchen aus der Probefischerei mit den Maschenweiten 44 mm, 40 mm, 38 mm, 36 mm und neu auch 32 mm ist in Abbildung 8 zusammen mit der Fängigkeit der jeweiligen Netze abgebildet. Das durchschnittliche Fanggewicht 2018 liegt im 40 mm-Netz mit 297 Gramm leicht über dem Wert des Vorjahres (287 Gramm) und deutlich über dem des Vorvorjahrs (248 Gramm). Im 38 mm-Netz ist der Wert mit 254 Gramm gegenüber dem Vorjahr (266 Gramm) leicht gesunken, liegt jedoch höher als im Vorvorjahr. Auch im 36 mm-Netz ist das Durchschnittsgewicht leicht von 244 Gramm auf 234 Gramm gesunken. Die Tendenz der sinkenden Durchschnitts-Fanggewichte hat sich im Berichtsjahr nicht fortgesetzt, es ist eher ein Gleichstand zu verzeichnen.

Abbildung 8: Fängigkeit pro Monat der Schwebnetze Maschenweiten von 44 bis 32 mm sowie Durch-

schnittsgewicht pro Maschenweite im Jahresverlauf 2018 und 2017 (Daten nur Probegrösse >10).

Entwicklung der Fängigkeit in den letzten Jahren

Seit dem Fangeinbruch bei den Felchen im Jahre 2012 hat sich die Ertragssituation trotz weiterer Anpassungen bei der Befischung, d.h der kontinuierlichen Freigabe weiterer 38 mm-Netze, nicht verbessert. Die aktuellen Resultate des laufenden Felchenmonitorings bestätigen somit das Fazit des 2015 publizierten Berichts von J. Baer und A. Brinker von der Fischereiforschungsstelle Langenargen „Entwicklung des Durchschnittsgewichtes und der Dichte von Felchen im Pelagial des Bodensee-Obersees“:

Die Autoren folgern, dass nicht mit einer Zunahme der Fischdichten gerechnet werden kann und dass keine hohe innerartliche Konkurrenz bei den Felchen vorliegt. Sie stellen deshalb fest, dass auf eine Befischung dieses Bestandes mit Netzen kleinerer Maschenweiten verzichtet werden soll, weil das hohe Risiko besteht, dass der verbliebene Felchenbestand als Ganzes geschädigt wird und damit noch den Nahrungskonkurrenten Stichling bevorteilen würde.

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3.3 Berechnung der Jahrgangsstärken der Blaufelchen im Fang der Berufsfischer

Zur Bestimmung der Jahrgangsstärken der Blaufelchen im Fang der Berufsfischer werden die netz-spezifischen Erkenntnisse aus den Versuchsfängen auf die Fangerträge der Berufsfischer aufge-rechnet. In Abbildung 9 sind für jede Kohorte ihre Stärke (in Stück) sowie das Alter, mit welchem die Fische der Kohorte gefangen wurden, aufgeführt. Das durchschnittliche Befischungsalter der Kohorten ist von 3.0 Jahren in den 70er-Jahren auf einen Maximalwert von 5.3 Jahre im Jahr 1998 angestie-gen. Dank der Einführung der flexiblen Felchenfischerei ist das durchschnittliche Befischungsalter der Kohorten seit mehr bald 20 Jahren recht konstant und hat sich bei 4.5 bis 5.0 Jahren eingepen-delt. Die Kohorte 2012 ist ausgefischt. Mit rund 537‘000 Stück ist sie seit 1991 die schwächste Ko-horte. Auch die Kohorten 2013 und 2014 sind ähnlich schwach.

Abbildung 9: Berechnete Jahrgangsstärken der Blaufelchen seit 1968 und das mittlere Fangalter der aus-

gefischten Kohorten.

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In Abbildung 10 sind der Verlauf des mittleren Fangalters und des mittleren Fanggewichts im Be-rufsfischerfang seit 1969 aufgeführt. Das Durchschnittsalter der gefangenen Fische liegt am An-fang der Messreihe zwischen 2.5 und 3.5 Jahren, steigt jedoch tendenziell an und bleibt seit Mitte der 90er Jahre relativ konstant bei 4.5 bis 5.5 Jahren (5.4 Jahre 2018). Das mittlere Fanggewicht jedoch liegt anfangs bei über 400 Gramm und erreicht ein Maximum von 475 Gramm im Jahr 1986. In den folgenden rund 30 Jahren sinkt das Durchschnittsgewicht trotz eines relativ stabilen Durch-schnittsalters stetig ab, im Jahr 2018 auf noch 270 Gramm. Dank der im Jahr 1996 eingeführten "flexiblen Schwebnetzfischerei", bei der im Jahresverlauf un-terschiedliche Maschenweiten in der Berufsfischerei zugelassen sind, ist es gelungen trotz stetigem Wachstumsrückgang bei den Felchen, das Befischungsalter zu stabilisieren. Ein stabilisiertes durchschnittliches Fangalter ist auch Ausdruck dafür, dass keine - wie vielfach behauptete - Über-alterung des Felchenbestandes vorhanden ist.

Abbildung 10: Verlauf des mittleren Fangalters und des Durchschnittsfanggewichts der Blaufelchen im Be-

rufsfischerfang der Jahre 1969 bis 2018 (inkl. Trendlinien).

3.4 Gonadosomatischer Index (GSI)

Der Gonadosomatische Index (GSI in %) ist ein Mass für den relativen Anteil des Gonadenge-wichts am Körpergewicht und zeigt die Ausreifung der Gonaden vor der Laichzeit. Der GSI wird von Roland Rösch von der Fischereiforschungsstelle Langenargen FFS seit 1991 im Rahmen des regulären Blaufelchenmonitorings erhoben. Die GSI Werte im Jahr 2018 liegen so tief wie im Jahr 2015, als ein historisch tiefer Wert erreicht wurde. Diese Befunde zeigen, dass das Gonaden-wachstum im Herbst sehr schwach ausgefallen ist und damit die Fekundität reduziert ist. Ein Zu-sammenhang mit dem schlechten Ernährungszustand der Felchen ist naheliegend.

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Abbildung 11: Gonadosomatischer Index (GSI) der Blaufelchen für die Jahre 1991 bis 2018.

4. Felchen-Laichfischfang

4.1 Laichertrag 2018

Im Jahr 2018 konnte kein Laichfischfang durchgeführt werden. Die AG Laichfischfang, welche unter Leitung von R. Rösch von der Fischereiforschungsstelle FFS Langenargen für die Freigabe der Laichfischerei verantwortlich ist, konnte anhand der Ergebnisse aus der Versuchsfischerei keinen Zeitpunkt bestimmen, an dem genügend laichreife Tiere auftraten. In früheren Jahren lag dieser Zeitpunkt oft um den 6. Dezember, dem Nikolaustag, herum. Die Laichreife dauerte bei den Blaufel-chen jeweils nur wenige Tage, die der Gangfische war deutlich länger. Da nicht gleichzeitig auf beide Felchenarten gefischt werden soll, galt es vor allem die kurze Blaufelchenlaichzeit nicht zu verpas-sen. Zur Ermittlung des optimalen Laichzeitpunktes wurden 2018 die ersten Versuchsnetze bereits Ende November gesetzt: Am 25. November Schwebnetze mit Maschenweiten von 44, 40 und 38 mm, am 27. November Bodennetze mit Maschenweiten von 42 und 38 mm. Danach folgten weitere 7 Bepro-bungen der Blaufelchen und 6 der Gangfische. Alle Netze wurden im See grossflächig verteilt, so dass sowohl das Freiwasser als auch der Uferbereich repräsentativ befischt wurden. Es konnte aber bei keiner der Beprobung auch nur ansatzweise eine ausreichende Zahl von laichreifen Fischen gefangen werden (je nach Maschenweite erwartet man im Mittel 4 – 11 laichreife Rogner pro Netz). Die AG Laichfischerei war sich daher einig, dass eine Laichfischerei unter diesen Umständen nicht zielführend ist und deshalb 2018 kein Laichfischfang durchgeführt werden kann. Die Vertreter der Berufsfischer unterstützten diese Entscheidung der AG Laichfischfang. So konnte im Jahr 2018 in keiner der Brutanstalten des Bodensee-Obersee Felchenlaich aufgelegt werden. Im Jahr 2017 waren es noch total 2‘702 Liter. (Abbildungen 12 und 13).

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Abbildung 12: Jährlich gewonnene Menge an Laich von Blaufelchen und Gangfischen im Bodensee-Ober-

see von 1974 bis 2018.

Abbildung 13: Relativer Anteil von Blaufelchen- und Gangfischlaich am gesamten Laichaufkommen 1974-2018.

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4.2 Langjährige Entwicklung von Aufwand – Ertrag in der Felchenlaichfischerei

Im langjährigen Vergleich von Aufwand und Ertrag in der Felchen-Laichfischerei zeigte sich schon länger ein deutlicher Rückgang beim Laichertrag sowohl bei den Blaufelchen als auch bei den Gangfischen ab. In den letzten Jahren ist trotz deutlich erhöhtem Aufwand, der Ertrag massiv zu-rückgegangen und erreichte die letzten Jahre nur noch selten Erträge von über 1 Liter Laich pro Netz und Nacht (Abbildung 14).

Abbildung 14: Entwicklung von Aufwand und Ertrag im Felchenlaichfischfang von 1998 bis 2018 (Daten

Dr. R. Rösch, Fischereiforschungsstelle Langenargen).

4.3 Mögliche Ursachen für die rückläufigen Laicherträge

Gemäss den Experten der AG Laichfischerei sind die Ursachen der rückläufigen Laicherträge noch unklar (siehe AUF AUF 2018). Es gibt aber Faktoren, denen man eine wichtige Rolle zuschreibt:

- Verknappung des Nahrungsangebots durch den rückläufigen Nährstoffgehalt im See (in Kom-bination mit Klimawandel und der zunehmend seltener stattfindenden Winterzirkulation, wel-che Nährstoffe aus der Tiefe mobilisiert und in der oberen Gewässerschicht biogen verfügbar macht);

- Die Massenaufkommen des Stichlings in den letzten Jahren führen zu einer schlechteren Er-nährungssituation bei den Felchen. Die Folgen davon sind neben dem rückläufigen Wachstum ein zusätzlich sinkender Energiegehalt bei den Felchen. Das wiederum kann dazu führen, dass die Fische kaum mehr Energie haben, um in die Gonadenentwicklung investieren zu können;

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- In den letzten 2 Jahren hat sich zudem die Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis) massiv im ganzen See ausgebreitet. Im Vergleich zu ihrer bereits früher etablierten nahen Verwand-ten, der Zebramuschel (Dreissena polymorpha) besiedelt die Quagga auch deutlich tiefere Be-reiche des Sees und somit eine grössere Fläche. Durch die Filtriertätigkeit der Muschel wer-den Nährstoffe gebunden und dem Nahrungsnetz entzogen, was das Nahrungsangebot für die Fische weiter schmälert;

- Rückgang der Anzahl der Felchen-Laichtiere: Die in den letzten Jahren stark rückläufigen Fänge und die schwachen nachwachsenden Kohorten lassen erwarten, dass auch inskünftig nur noch eine geringere Anzahl Laichtiere vorhanden ist.

- Die Änderungen der klimatischen Faktoren, wie längere Warmphasen und ausbleibende Nie-derschläge, könnten sich negativ auf die Synchronisation des Laichgeschehens auswirken, so dass dieses sich je länger je mehr in die Länge zieht.

4.4 Ausblick auf die künftige Laichfischerei

Es gilt nun, die kommende Laichzeit abzuwarten und zu sehen, ob sich die Situation wiederholt o-der ob der Laichfischfang 2018 ein einmaliger Sonderfall ist. Ungewiss ist derzeit, wie der Erfolg des natürlichen Ablaichens war, also wie stark die Kohorte 2019 aus der Naturverlaichung werden wird. Die Fischforschungsstelle Langenargen hat im Dezember 2018 in den Mägen von Kaulbar-schen grössere Mengen Felchenlaichs gefunden. Dies deutet auf eine zumindest teilweise statt gefundene Naturverlaichung der Felchen hin. Somit muss nicht mit einem Totalausfall der Kohorte 2019 gerechnet werden. Die meisten der oben erwähnten Gründe für den Ausfall des Laichfischfanges werden auch in den Folgejahren auf die Felchen einwirken. An der Nährstoffsituation wird sich langfristig kaum etwas ändern. Und auch die anderen "Neuen Nutzer", d.h. Stichling, Quaggamuschel, etc. sowie auch der Kormoran, dessen Bestände am Bodensee weiterhin kontinuierlich ansteigen, werden mit aller Wahrscheinlichkeit auch in den kommenden Jahren starke Konkurrenten der Felchen bleiben. Vor diesem Hintergrund muss davon ausgegangen werden, dass sich das Nahrungsangebot für die Felchen auch in den nächsten Jahren nicht verbessern wird oder sogar weiter sinkt und Fettreser-ven vermutlich nur noch in geringerem Ausmass aufgebaut werden können. All diese Faktoren las-sen befürchten, dass der ausgefallene Laichfischfang 2018 kein Einzelfall bleibt und dies regel-mässige Normalität wird. Bei der Bewirtschaftung der Felchen wird man sich bei weiter sinkenden Felchendichten sowie im-mer kleineren Laichtieren auch die Frage stellen müssen, ob der immer höhere Fangaufwand in der Laichfischerei noch geleistet werden kann, um vernünftige Laichmengen zu erreichen. Oder ob es nötig wird, die Laichfischerei zu überdenken, zu reformieren und falls möglich zu optimieren. Neue Szenarien könnten prüfenswerte und sinnvolle Alternativen sein: So z.B die gezielte Befi-schung nur noch grosser Laichtiere (Qualität statt Quantität, nur noch gross- und schnellwach-sende Individuen), allenfalls auch in Kombination mit einer Erhöhung des Besatzwertes der Jungfi-sche durch Vorstrecken und/oder auf die neuen Prädatoren abgestimmte verzögerte Besatzzeit-punkte oder Besatzorte.

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5. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1: Fangergebnisse in der Felchenfischerei am Bodensee-Obersee 1945-2018. 2

Abbildung 2: Fangergebnisse in der Felchenfischerei am Bodensee-Obersee von 1945-2018 sowie die 10-Jahresdekaden. 3

Abbildung 3: Einsatzzeiten, Art und Anzahl verwendeter Netze der Maschenweiten 44 mm, 40 mm und 38 mm im Schwebnetzsatz für den Zeitraum 2007-2018. 5

Abbildung 4: Monatliche, netzspezifische Fangverteilung der Blaufelchenfänge 2017 so-wie CPUE pro Monat und Netzart. (Daten: Totalfänge IBKF; Fangverteilung +CPUE 38/40 mm gemäss Berufsfischerfänge SG). 6

Abbildung 5: Netzspezifische Anteile in den Schwebnetzen des Berufsfischerfangs von 1995-2017. 7

Abbildung 6a: Blaufelchenmonitoring 2018: Altersverteilung der in der Versuchsfischerei mit unter-schiedlichen Maschenweiten von 20 - 44 mm gefangenen Blaufelchen (N ~2450). Absolute Anzahl beprobter Blaufelchen aus der Versuchsfischerei 2017 mit Netzen der Maschenweiten 20 - 44 mm. 11

Abbildung 6b: Blaufelchenmonitoring 2018: Relative Altersverteilung der in der Versuchsfi-scherei mit unterschiedlichen Maschenweiten von 20 - 44 mm gefangenen Blaufelchen im Jahresverlauf (nur Monate mit Probegrösse >10 dargestellt). 12

Abbildung 7: Blaufelchenmonitoring 2018: Absolute Fängigkeit der Netze von 44 mm bis 20 mm Maschenweite in Stück pro Nacht und 120 m Länge im Jahresverlauf. 13

Abbildung 8: Fängigkeit der Schwebnetze mit Maschenweiten von 44 bis 32 mm sowie monatliches Durchschnittsgewicht pro Maschenweite im Jahresverlauf 2018 und 2017 (Daten nur verwendet, wenn Probegrösse >10). 14

Abbildung 9: Berechnete Jahrgangsstärken der Blaufelchen seit 1968 und das mittlere Fangalter der ausgefischten Kohorte. 16

Abbildung 10: Verlauf des mittleren Fangalters und des Durchschnittsfanggewichts der Blaufelchen im Berufsfischerfang der Jahre 1969 bis 2018 (inkl. Trendlinien). 17

Abbildung 11 Gonadosomatischer Index (GSI) der Blaufelchen für die Jahre 1991 – 2018. 17

Abbildung 12: Jährlich gewonnene Menge an Laich von Blaufelchen und Gangfischen im Bodensee-Obersee von 1974 bis 2018. 18

Abbildung 13: Relativer Anteil von Blaufelchen- und Gangfischlaich am gesamten Laich-aufkommen 1974-2018. 19

Abbildung 14: Entwicklung von Aufwand und Ertrag im Felchenlaichfischfang von 1998 bis 2017. 20

Tabelle 1: Einsatzzeiten 2018 der verwendeten Netze im Blaufelchensatz (Schweb-netze). 5

Tabelle 2: Schwebnetz-Felchenversuchsfischerei 2018: monatliche Fangzahlen hoch-gerechnet auf 120 m Netzlänge. 10