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Üb ergänge 27. 4. 26. 5. 2018

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Übergänge 27. 4. – 26.5. 2018

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Übergänge 27. 4. – 26.5. 2018

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Zum Geleit

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde,

die Schwetzinger SWR Festspiele wurden vor 66 Jahren als Radiofestival gegründet. Ziel war es, das Publikum in den Räumen des Schwetzinger Schlosses mit Musik zu begeistern. Das zweite, genauso wichtige Ziel bestand darin, hunderttausende Hörerinnen und Hörer mit den Konzerten an ihren Radiogeräten zu erreichen. Dies ist mittlerweile selbstverständlich: Die Schwetzinger SWR Festspiele prägen im Mai mit vielen unterschiedlichen Sendungen fast täglich das Radioprogramm von SWR2.

Volle Konzertsäle und Radioprogramme sind jedoch längst nicht mehr die einzigen Wege, über die wir das musikbegeisterte Publikum erreichen. Die Nutzung verlagert sich zunehmend ins Internet. Mit einem Mausklick wird klassische Musik mittler­weile auf Plattformen wie YouTube oder Spotify abgerufen. Diese Entwicklung gehen wir konsequent mit: Alle Schwetzinger Konzerte stehen bereits einen Tag nach Ausstrahlung als Audio im Netz. Unter SWRClassic.de, dem Portal für klassische Musik im SWR, finden Sie zu jeder Zeit eine Auswahl an Konzerten und Opern. Viele Konzerte sind außerdem als hochwertige Videostreams auf SWR Classic zu verfolgen.

Sie merken, es kommen neue Zeiten auf uns zu, auf die wir uns bestens vorbereiten. Im vergangenen Jahr wurden die Konzerte aus Schwetzingen mehr als 500 mal welt­weit im Radio gespielt. Vor dem Hintergrund dieser enormen Beliebtheit möchten wir das Angebot multimedial weiter ausbauen. Doch was wäre ein Internet angebot ohne die vielen einzigartigen Konzerte? Um all dies möglich zu machen, bedarf es einer großen Unterstützung. Daher gilt auch in diesem Jahr mein ganz besonderer Dank unseren Freunden, Förderern, Sponsoren und Kooperationspartnern.

Ich wünsche Ihnen tolle Konzerterlebnisse in Schwetzingen und würde mich sehr freuen, wenn Sie nach den Festspielen Ihre ganz persönlichen Highlights noch einmal in aller Ruhe im Internet genießen.

Ihr

Gerold Hug LEITER DER SCHWETZINGER SWR FESTSPIELEPROGRAMMDIREKTOR KULTUR, WISSEN, JUNGE FORMATE DES SÜDWESTRUNDFUNK

Partner & FördererS. 4

GrußworteS. 5

Programm 2018S. 9

MagazinPasserelle. Marseiller Gespräch vom Übergang S. 74

ARGO – Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú S. 81

Momente der Hingabe – Die Geigerin Antje Weithaas S. 86

Eintauchen in Gefühle, Geschichten und Abenteuer – Die Cellistin Tanja Tetzlaff S. 91 Venedig für musikalische Touristen: Antonio Salieris La Fiera di Venezia S. 97

Présence – Grenzübergänge von Zeiten und Künsten S. 102

SWR 2 live bei den Festspielen

S. 109

ServiceTickets & Informationen | Vorverkaufsstellen

Spielstätten | Saalpläne

S. 125

Inhalt

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Als Wolfgang Amadeus Mozart im Juli 1763 auf seiner Wunderkindreise mit Eltern und Schwester Nannerl in Schwetzingen Station machte und Kurfürst Carl Theodor vorspielte, berichtete Vater Leopold seinem Freund Hagenauer:

»… gestern ward eigens Accademie wegen uns anbefohlen. Dieß ist erst die zweyte Accademie die seit dem May hier gehalten worden. Sie dauerte von 5 uhr abends bis nachts 9 uhr. Ich hatte das Vergnügen nebst guten Sängern und Sängerinnen einen bewunderungswürdigen Flutotraversisten Mr. Wendling zu hören, und das orchester ist ohne widerspruch das beste in Teutschland, und lauter junge Leute, und durchaus Leute von guter Lebensart, weder Säufer, weder Spieler, weder lieder­liche Lumpen; so, dass so wohl ihre Conduite als ihre production hochzuschätzen ist. Meine Kinder haben ganz Schwetzingen in Bewegung gesetztet: und die Churf. Herr­schaften hatten ein unbeschreiblich vergnügen, und alles geriet in verwunderung … «

Über 250 Jahre später könnten die Mozarts Schwetzingen immer noch sehr ähnlich erleben. Jahr für Jahr kommen ab April die besten Musiker und Ensembles unserer Zeit in die Stadt. Sie sind zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen und be­geistern viele tausend Besucher. Zugleich beginnt die Saison im ältesten Spargel­anbaugebiet Deutschlands. Musik und Kulinarik kommen zusammen und die Besucher strömen in unsere Stadt. Das Ensemble von Schloss, Schlossgarten und barocker Stadt weiß seine Besucher zu empfangen und zu begeistern. Das macht das besondere Flair und die Faszination der Schwetzinger SWR Festspiele aus.

2018 gehen die Festspiele zum zweiten Mal mit Heike Hoffmann als künstlerische Leiterin an den Start. Nach ihrer ersten, sehr gelungenen Saison können wir uns alle wieder auf spannende und abwechslungsreiche Festspielwochen freuen.

Schwetzingen ist überaus gerne Gastgeber der Festspiele. Seien Sie alle uns herzlich willkommen und genießen Sie viele schöne Augenblicke bei den Schwetzinger SWR Festspielen und in unserer besonderen Stadt.

Ihr

Dr. René Pöltl OBERBÜRGERMEISTER DER STADT SCHWETZINGEN

Grußwort

Wir danken allen Förderern, Sponsoren und Kooperationspartnern sehr herzlich für die freundliche Unterstützung und Zusammenarbeit.

Die Veranstaltungen der Schwetzinger SWR Festspiele werden in SWR2 gesendet.

DIE SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SIND MITGLIED BEI

FÖRDERER

Rolf-Hans Müller Stiftung

SPONSOREN

PARTNER

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Grußwort

Liebe Festspielgäste,

auch 2018 dürfen sich alle Freunde der klassischen Musik auf ein hochkarätiges Programm der Schwetzinger SWR Festspiele freuen. Unter dem Motto »Übergänge« hat die künstlerische Leiterin Heike Hoffmann ein facettenreiches Programm konzipiert, das Werke der Klassik und Romantik ebenso präsentiert wie zeitgenössi­sche Musik, Musiktheater, Puppenspiel und Tanz. Darauf freuen sich die Mitglieder des Freundeskreises der Schwetzinger SWR Festspiele und ich persönlich sehr.

Übergänge sind in der Regel mit Veränderungen und Herausforderungen verbun­den – in der Musik und Kultur ebenso wie im gesellschaftlichen und politischen Leben. Diese neuen Herausforderungen gilt es auch für die Schwetzinger SWR Festspiele zu gestalten. Die Kombination aus Altbewährtem und Neuerungen durften wir alle bereits in der vergangenen Festspielsaison erleben: Musikerinnen und Musiker der Festspiele zogen durch Schwetzinger Geschäfte, der Schlosspark wurde bespielt und lockte Parkbesucherinnen und ­besucher ins musikalische Ge­schehen. Die Öffnung der Festspiele in die Stadt hinein fand eine starke Resonanz.

Gemeinsam mit den Freundinnen und Freunden des Fördervereins, die die Schwet­zinger SWR Festspiele engagiert unterstützen, freue ich mich, dass die Entwicklung der Festspiele in diese Richtung weitergehen wird: Renommierte Orchester, Ensem­bles sowie Solistinnen und Solisten, aber auch viele junge Künstler werden wieder zur einmaligen Schwetzinger Festspielatmosphäre beitragen.

Den Musikerinnen und Musikern wünsche ich viel Erfolg, dem Publikum einen grenzenlosen Musikgenuss und uns allen unvergessliche Tage in Schwetzingen und der ganzen Region.

Ihr

Stefan Dallinger VORSITZENDER DES FREUNDESKREISES SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE E. V. UND LANDRAT DES RHEIN-NECKAR-KREISES

Grußwort

Liebe Festspielgäste!

Unter dem Motto »Leidenschaft« startete Heike Hoffmann 2017 als künstlerische Leiterin in ihre erste Schwetzinger Saison. Unter ihrer Leitung haben sich die Schwetzinger SWR Festspiele nicht nur nachdrücklich an ihr seit Jahrzehnten ver­folgtes Ziel erinnert, das bedeutendste Radiofestival der Welt zu sein, sie haben diese Idee auch verwirklicht. Ihr Konzept – Profilierung mit klarer Themensetzung, Öffnung in die Stadt, Nachwuchsförderung und Vorstellung neuer Werke – ist in meiner Wahrnehmung bestens aufgegangen.

Wie beim Blick auf das Programm der 67. Festspiele sofort deutlich wird, knüpft Heike Hoffmann unter dem Motto »Übergänge« dramaturgisch an dieses erfolg­reiche Konzept an. So zum Beispiel beim Musiktheater. Ich freue mich auf die Urauf­führung ARGO von José M. Sánchez­Verdú, eine Koproduktion mit dem Staats theater Mainz; das SWR Symphonieorchester wird gemeinsam mit dem SWR Experimental­studio unter der musikalischen Leitung des Komponisten dieses Werk aus der Taufe heben. Mit Antonio Salieris La Fiera di Venezia wird unter der Leitung von Werner Ehrhardt eine Oper aus der Aufführungsgeschichte des kurfürstlichen Hofes wieder­entdeckt. Den Schlusspunkt markiert Henry Purcells Semi­opera The Fairy Queen.

»Übergänge« allüberall. Das gilt für die wunderbaren Möglichkeiten, sowohl sehr erfahrene als auch sehr junge Musiker in einem Streichquartett zu hören und uns die Ohren zu öffnen für bekannte und gänzlich neue oder unbekannte Werke. Das gilt ebenso für herausragende Liederabende ebenso wie für spannende Begegnun­gen mit hochkarätigen Ensembles. Ich freue mich auch auf die Orchesterakademie, auf das SWR Vokalensemble, auf die Camerata Bern und auf die Hofmusik­ Akademie. Die begonnene Öffnung in die Stadt wird 2018 ebenso fortgesetzt wie das Gartenkonzert und die Konzerte für Kinder.

Das Kuratorium wünscht Ihnen viele magische Momente und spannende Begeg­nungen. Und Musik, die Sie begeistern und verzaubern wird.

Ihr

Michael Sieber, Staatssekretär a. D. VORSITZENDER DES KURATORIUMS

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Programm

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kann und furchtlos ins Meer springt – eine Metapher für die Suche nach dem Unbekannten, aber auch für den Übergang vom Leben zum Tod. Um diesen Topos kreist auch der von Christoph Prégardien konzipierte Liederabend. Im Programm der Sopranistin Sarah Wegener, das Werke aus vier Jahrhunderten umfasst, geht es um Krieg und Frieden. Die Geigerin Antje Weithaas und ihr Orchester Camerata Bern beschreiten mit der Musik von Bártok und Kodály Transitwege zwischen Volks­ und Kunstmusik, und das kanadische Ensemble Constantinople führt Werke der italienischen Renaissance und des osmanischen Hofes auf, die der polnische Musiker und Orientalist Albert Bobowski, alias Ali Ufki – ein Mittler zwischen Orient und Okzident – im 17. Jahrhundert in einem Manuskript zusammengestellt hat.

Übergänge sind gekennzeichnet durch das Aufgehen des Alten in einem Neuen, die Tradition wird »aufgehoben« im Hegelschen Sinne. Unser Programm um Johann Sebastian Bach und seine Söhne spiegelt so einen Epochenübergang wider, der nicht nur ein musikalischer war, sondern auch der Weg in die neue, bürgerliche Gesellschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hoben die Komponisten der sogenann­ten Zweiten Wiener Schule – Arnold Schönberg und seine Schüler, darunter Anton Webern und Alban Berg – in bahnbrechender Weise die Gesetze der Tonalität auf und bewahrten sie gleichermaßen ex negativo in ihren Werken. Der Musiktheoretiker und Philosoph Theodor W. Adorno bezeichnete seinen Lehrer Berg als den »Meister des kleinsten Übergangs« und meinte damit dessen meisterlichen Umgang mit der Chromatik, die erstmals bei Wagner dazu geführt hatte, »dass die Musik insgesamt zum Übergang, zum Übergehenden, bruchlos sich selbst Transzendierenden wurde«.

Neben dem zeitlichen Aspekt impliziert der Begriff des »Übergangs« natürlich auch einen räumlichen, meint den Weg von einem Ort zum anderen. Das führt uns zum Motiv des »Wanderns«, einem klassischen Topos der europäischen Kultur­geschichte, dem die Tiroler Musicbanda Franui gemeinsam mit dem Puppenspieler Nikolaus Habjan einen großartigen, heiter­melancholischen Theaterabend mit der Musik von Franz Schubert und Texten von Robert Walser widmet.

Es würde die Grenzen dieses Editorials sprengen, alle Aspekte des Phänomens »Übergang«, wie sie sich in unseren Konzertprogrammen spiegeln, darzustellen. Seien Sie daher herzlich eingeladen, diesem Leitmotiv hörend und sehend in unseren Konzerten und Musiktheaterabenden selbst nachzuspüren.

»Übergänge « Wir alle spüren es: Wir leben in einer Zeit gravierender Veränderungen, globale Umbrüche in vielen Bereichen kündigen sich an, die jeden von uns in der einen oder anderen Weise betreffen werden. Das schafft Verunsicherung, löst Ängste aus, vor allem, weil wir nicht wissen, wohin die Reise geht. Und diejenigen, denen wir doch bislang zutrauten, das Schiff auch bei rauer See zu steuern, reagieren eher planlos, als dass sie mit Weitsicht agierten. Es fehlt an Visionen für eine künf­tige Gesellschaft, ja selbst an einer ehrlichen Bestandsaufnahme. Statt Zukunfts­konzepte zu entwickeln, überlässt man das Feld denen, die uns einreden wollen, es gäbe einfache Lösungen und diese lägen im Zurück und nicht im Vorwärts. Der alte Wertekanon scheint kaum mehr zu greifen, ein neuer ist nicht in Sicht. Verän­derungen bieten Chancen, bringen immer aber auch Verluste mit sich. In Zeiten der Verunsicherung, wenn wir das Wohin noch nicht kennen, kann es nützen, sich des Woher zu vergewissern und an die identitätsstiftende Rolle von Kunst und Kultur zu erinnern.

Auch deshalb habe ich das Thema »Übergänge« als roten Faden für das Programm der Schwetzinger SWR Festspiele 2018 gewählt. Kunst kann die Welt nicht verän­dern, aber sie kann für Fragen sensibilisieren und freie Denkräume schaffen. Künst­ler waren schon immer Seismographen künftiger Veränderung, das gilt für die Musik ebenso wie für die Literatur oder die Bildenden Künste. Unter den Kompo­nisten war Ludwig van Beethoven ein solch Vorausahnender, auch Bernd Alois Zimmermann, dem wir in diesem Jahr anlässlich seines 100. Geburtstages einen Schwerpunkt widmen.

Kunst kann – das bestätigt sich immer wieder – Brücken bauen, zwischen Gestern und Heute, zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Der Philosoph Andreas Dorschel diskutiert in seinem instruktiven Text, den Sie weiter hinten in diesem Heft finden, den Begriff des »Übergangs« auf vielschichtige, durchaus auch über­raschende Weise.

Unser Programm thematisiert Übergänge ganz unterschiedlicher Art. José M. Sánchez­Verdú bringt in seinem neuen Musiktheaterwerk den Mythos von Butes auf die Bühne, jenes Argonauten, der den Klängen der Sirenen nicht widerstehen

Zum Programm

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La Fiera di Venezia mit seinem Ensemble L’arte del mondo und einer hochkarätigen Solistenriege auf die Bühne des Rokokotheaters.

Unmöglich, an dieser Stelle alle zu nennen, doch möchte ich noch zwei »Satelliten­ Konzerte« erwähnen: Gemeinsam mit der Kulturstiftung Rhein­Neckar­Kreis gibt es gewissermaßen als Festspielprolog ein Kammerkonzert in der Stiftskirche Sunnisheim in Sinsheim und erstmals kooperieren wir auch mit unserem unmittel­baren Festival nach barn. Als »Übergang« zwischen den beiden Festivals veranstaltet der Heidel berger Frühling ein Konzert, das José M. Sánchez­Verdú gewidmet ist, mit dessen Musik theater ARGO wir eine Woche später die Schwetzinger SWR Festspiele eröffnen.

Zu einem lebendigen Festival gehört es, Begegnungsmöglichkeiten zwischen Künstlern und Publikum zu schaffen. Neben den öffentlichen Generalproben, Ein­führungen und den Live­Sendungen, die SWR2 in Schwetzingen produziert, machen wir Ihnen 2018 ein neues, exklusives Angebot. Sie sind sehr herzlich eingeladen, nach den Konzerten gemeinsam mit den Künstlern im Ristorante delle Rose bei Pasta und Wein ins Gespräch zu kommen. Das Angebot, im Programm mit con gusto aus gewiesen, ist limitiert und funktioniert nach dem Prinzip first come, first serve.

Mein Dank gilt allen Künstlern, Förderern und Partnern, den Kollegen im SWR und meinem Team für kreatives Mitdenken und ­planen, für ideelle und materielle Unterstützung, ohne die ein Festival dieser Größenordnung nicht möglich wäre. Seien Sie herzlich willkommen zu den Schwetzinger SWR Festspielen 2018!

Ihre Heike Hoffmann

Übergänge im Großen, aber auch im Kleinen: Auch die Schwetzinger SWR Fest­spiele befinden sich in einer Übergangsphase. Im vergangenen Jahr gab es etliche Neuerungen, die von unserem Stammpublikum begeistert angenommen wurden und zahlreiche Menschen erstmals mit den Festspielen in Kontakt brachten. Diesen Weg möchten wir weiter gehen. Die Grenzgänge in der Orangerie bringen zu späterer Stunde wieder Begegnungen mit Musikern, die ob ihrer Vielseitigkeit in keine Schublade einzuordnen sind, sondern sich souverän und kreativ in un­terschiedlichen musikalischen Welten bewegen. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissen schaften bitten wir zu einem musikhistorischen Stadtspaziergang mit anschließendem Kammerkonzert im Palais Hirsch – und begeben uns damit auf die Spuren der berühmten Mannheimer Hofkapelle. Auch 2018 laden wir ein zur Musik im Garten und erkunden gemeinsam den Bereich um den Apollo­Tempel – bei freiem Eintritt. Gleich nebenan, im Lapidarium, erwartet die Besucher die Klang installation Heimat; der Komponist Volker Staub transformiert Klänge im Park aufgenommener Naturgeräusche ins Innere und bringt damit die Steine der originalen Skulpturen zum »Sprechen«.

Neu unter unseren Spielorten sind die Schwetzinger Kirchen St. Maria und St. Pankratius, die eine für Vokalkonzerte besonders geeignete Akustik bieten und damit eine willkommene Ergänzung zu den Kirchen in Speyer sind, in denen wir auch 2018 wieder zu Gast sind. Wir freuen uns auf die Konzerte mit dem SWR

Vokalensemble, den legendären King’s Singers, dem belgischen Ensemble grain­delavoix und dem Tenebrae Choir, die alle gleichermaßen für hohe künstlerische Qualität und eine jeweils spezifische vokale Klangkultur stehen. Überhaupt: Was wäre ein Festival ohne seine Künstler? Auch in diesem Jahr dürfen wir wieder herausragende Solisten und Solistinnen in Schwetzingen begrüßen. Darunter sind viele, die sich längst internationales Renommee erworben haben, wie Dezső Ránki, Dénes Várjon, das GrauSchumacher Piano Duo, Gil Shaham oder Antje Weithaas und Tanja Tetzlaff – die beiden Residenzkünstlerinnen des Festspieljahr­gangs. Aber auch zahlreiche vielversprechende Künstler der jüngeren Generation, wie Bertrand Chamayou, Kiveli Dörken, Tobias Feldmann oder die Preisträger des ARD­Musikwettbewerbs sind dabei. Für die Opernfreunde gibt es eine reizvolle Wiederentdeckung: Werner Ehrhardt bringt Antonio Salieris Dramma giocoso

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Samstag, 21. April, 19.30 UhrStiftskirche Sunnisheim, Sinsheim

Der Hauptgewinn bei einem Musikwettbewerb – das ist nicht unbedingt der erste Preis der Jury, sondern der Publikumspreis! Denn was gibt es Besseres für einen jungen Musiker als die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal für sich zu gewinnen, die ein untrügliches Gespür für Bühnenpräsenz und natürliche Musikalität haben? Beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2017 gewann der Pianist Fabian Müller diese heim­liche Goldmedaille; nebst Silber von der Jury und drei Sonder­preisen. Eine Woche vor Beginn der Schwetzinger SWR Fest­spiele lässt er die neue Saison gemeinsam mit dem jungen Cellisten Isang Enders schon einmal musikalisch vorglühen. Bachs d­Moll­Cellosuite eröffnet das Programm. Daran reihen sich Werke, in denen Lebenslust und spirituelle Tiefe aufs Schönste zusammentreffen. Und damit passt dieses Konzert ideal in die Stiftskirche Sunnisheim; eine uralte Klosterkirche, die vor ein paar Jahren mit viel Geschmack zu einem Kunst­ und Kulturzentrum umgebaut wurde.

SWR2 veranstaltet dieses Konzert in Kooperation mit den Schwetzinger SWR Festspielen und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e. V.

Tickets: 15 € Erwachsene / 7 € Kinder bis 12 Jahreerhältlich über Telefon 06221 522 1325oder per E-Mail: [email protected]

PrologIsang Enders VioloncelloFabian Müller Klavier

—Johann Sebastian Bach 1685 – 1750

Suite für Violoncello solo Nr. 2 d-Moll BWV 1008

Mieczyslaw Weinberg 1919 – 1996

Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 op. 63

Johannes Brahms 1833 – 1897

Vier Balladen für Klavier op. 10

Ludwig van Beethoven 1770 – 1827

Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 5 D-Dur op. 102 Nr. 2

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HeimatKlanginstallation

Volker Staub *1954

Nikolaus Heyduck künstlerisch-technische Mitarbeit Zur Vernissage spielt Ruben Staub»Tripa« für Klarinette solo von Volker Staub

Finissage siehe S. 71

27. April bis 26. Mai, LapidariumVernissage Freitag, 27. April, 17 UhrFinissage Samstag, 26. Mai, 15 Uhr

Im Lapidarium sind die Originale der im Schlossgarten aufge­stellten Skulpturen zu bewundern. Die Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor stellten das Ensemble im 18. Jahrhundert zusammen. Wir sehen dramatische Jagdszenen, griechische und römische Gottheiten blicken auf uns herab. Wir begegnen menschlichen Verkörperungen der vier Jahreszeiten und der Flüsse Rhein und Donau. Ein Ensemble aus sechs Sphinxen wacht schweigend über die Szenerie. In welchem Land, in welcher Kultur befinden wir uns hier? Welche Geschichten sind hier in Stein gemeißelt? Götterwettstreit, Krieg, Vertrei­bung und Flucht; Forscherdrang, Wissenschaft, Liebe, Eros, Musik und Kunst … Volker Staub arbeitet in seiner Klanginstal­lation mit den Übergängen zwischen Außen und Innen und hat dafür hochsensible Instrumente im Park installiert. Sie werden von Naturkräften und Umweltgeräuschen in kaum wahrnehm­bare Schwingungen versetzt, die verstärkt und ins Lapidarium übertragen werden. Sobald der Besucher eintritt, beginnen die alten Steine zu klingen und zu sprechen. Sie erinnern sich bruchstückhaft, erzählen von Erlebtem, Gehörtem, fast Verges­senem. Fremde Musiken, Tierstimmen und Sprachen erklingen. Alles ist vertraut und doch so unbekannt. Heimat?

Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr | Sonntag und an Feiertagen 13 bis 18 Uhr | Eintritt frei | Ticket zum Park erforderlich

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ARGODramma in musica

von José María Sánchez-Verdú (Musik) und Gerhard Falkner (Text)

Freitag, 27. April, 19 Uhr, Rokokotheater PremiereEinführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal

Sonntag, 29. April, 18 Uhr, RokokotheaterEinführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal

Der Mythos ist bekannt: Um das Goldene Vlies aus Kolchis zu rauben, sticht das sagenumwobene Schiff Argo unter der Füh­rung von Jason in See. An Bord 50 Helden, darunter Orpheus und der weniger bekannte Butes. Als die Sirenen die Argo­nauten mit ihrem Gesang bezwingen wollen, schützt Orpheus die Männer durch seinen eigenen Gesang. Nur Butes – ma­gisch angezogen von den Klängen – stürzt sich ins Meer. Der Sprung ins Wasser als Bild für die Suche nach dem Unbekann­ten, die das Scheitern, ja den eigenen Tod mit einschließt. Für Sánchez­Verdú sind die Antike und die Geschichte des Mittel­meers als zeitlicher und geographischer Raum immer wieder Referenzpunkte seines Komponierens: Mare nostrum, das Mittelmeer – ein ambivalenter Ort, einerseits Raum der Suche, des Aufbruchs zu neuen Ufern, andererseits bis in die Gegen­wart ebenso Sinnbild für Katastrophen, Kriege und Tod. Wie häufig in seinen Werken bezieht Sánchez­Verdú den Raum kompositorisch ein. Ihm geht es darum, die Bewegung des Reisens, des Meeres in seiner Beweglichkeit in poetischer Verdichtung aufzunehmen. Wesentlicher Bestandteil des musikalischen und szenischen Konzepts ist die Live­Elektronik, die den Raum klanglich erweitern und die Hörer als auditive Schiffsreisende in Bewegung halten wird.

Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan ASWR2 Kulturkarte zur zweiten Vorstellung

José María Sánchez-Verdú Musikalische LeitungSabrina Hölzer RegieEtienne PlussBühnenbild, KostümeJeannot Bessière LichtIna Karr Dramaturgie

Jonathan de la Paz Zaens ButesAlin Deleanu OrpheusBrett Carter OdysseusStefan Bootz JasonMaren Schwier Aphrodite

—SWR SYMPHONIEORCHESTER

CHOR DES STAATSTHEATER

MAINZ

SWR EXPERIMENTALSTUDIO

Joachim Haas Klangregie Constantin Popp Klangregie

Uraufführung | Auftragswerk der Schwetzinger SWR FestspieleKoproduktion mit Staatstheater Mainz

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Liederabend Christoph Prégardien

Christoph Prégardien TenorMichael Gees Klavier

—»Zwischen Leben und Tod«

Werke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Maria von Weber, Carl Loewe, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Johannes Brahms, Pjotr Tschaikowsky, Hugo Wolf und Gustav Mahler

Samstag, 28. April, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Das ist der Übergang schlechthin, das mythisch­existenzielle Urbild: der Schritt, der Gang, die Fahrt, der Flug aus dem Leben hin zu dem, was danach kommt, sei es das Nichts, die schiere Fülle oder das schlechthin Andere. Abschied, letzte Worte, Vermächtnis, Sehnsucht, Hoffnung, Schauder, Rückblick und verrückte Fantasie – von all dem singen die Lieder von Johann Sebastian Bach bis Hugo Wolf und Gustav Mahler in diesem Programm. Ihre Texte sagen darin viel, noch mehr aber sagt die Musik, das unmittelbar Menschliche der Stimme und der gleichsam nach innen geklappte Farbreichtum des Klavierparts.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

2018 bitten wir Sie zu Tisch mit den Künstlern. Lassen Sie das Konzert gemeinsam bei gutem Essen und interessanten Gesprächen im

Ristorante Delle Rose in Schwetzingen ausklingen. Die Anzahl der Teilnehmer ist limitiert. Solange Plätze vorhanden sind, können Sie

con gusto zu ausgewählten Veranstaltungen dazu buchen.

DAS ANGEBOT PRO PERSON UMFASST

Pastaein Viertel Wein

WasserDessert

Espresso

In Zusammenarbeit mit Ristorante Delle Rose

Hebelstraße 15 | 68723 Schwetzingen

Kosten: 28 € zzgl. zum Veranstaltungsticket

con gustoKulinarischer Ausklang

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Ulrich Isfort ViolineAnnette Reisinger ViolineAroa Sorin ViolaMatthias Diener Violoncello

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Streichquartett G-Dur KV 387

Anton Webern 1883 – 1945 Sechs Bagatellen op. 9

Peter Ruzicka *1948

»… FRAGMENT ...«, fünf Epigramme für Streichquartett

Gustav Mahler 1860 – 1911

Ich bin der Welt abhandengekommen, aus »Rückert-Lieder«

Johannes Brahms 1833 – 1897

Streichquartett c-Moll op. 51 Nr. 1

Sonntag, 29. April, 11 Uhr, Mozartsaal

Anfänge mit Vorgeschichte: Mozart schrieb vor seinem G­Dur­Werk andere Quartette. Mit diesem aber eröffnete er die Gruppe, die im freundschaftlichen Wettstreit mit Joseph Haydn den klassischen Stil der Gattung begründete. Unter Anton Weberns Kompositionen für Streichquartett sind die Bagatellen op. 9 nicht die ersten, aber die knappsten, dich­testen, die »einen Roman durch eine einzige Geste, ein Glück durch ein einziges Aufatmen ausdrücken« (A. Schönberg). Auch Peter Ruzicka hatte vor seinem Celan­Quartett andere komponiert, aber »… FRAGMENT …« war entscheidend für seine Stilfindung und strahlte auf viele weitere Werke aus. Brahms soll viele Quartette geschrieben haben, ehe er ein erstes gelten ließ, das Max Kalbeck »ein vollkommenes Meisterstück der Gattung und zugleich ein Seelengemälde« mit Verbindung zu »höheren Ideen« nannte.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

Streichquartett-MatineeMinguet Quartett

GrenzgängeDalla Porta d’Oriente

CONSTANTINOPLE

Stefano Rocco Theorbe, BarockgitarreFabio Accurso LauteDidem Başar KanunPierre-Yves Martel Viola da gambaMiren Zeberio ViolinePatrick Graham PerkussionKiya Tabassian Setar, Stimme, Leitung

Marco Beasley Tenor

—Werke von Sultan Korkut, Bartolomeo Tromboncino, Pietro Paolo Borrono, Athanasius Kircher, Giulio Caccini, Claudio Monteverdi, Ali Ufki, Barbara Strozzi u. a.

Sonntag, 29. April, 21.30 Uhr, Orangerie

Gesänge der italienischen Renaissance und des osmanischen Hofes finden sich in einem Manuskript des 17. Jahrhunderts, zusammengestellt von Albert Bobowski, einem polnischen Musiker und Orientalisten. Bobowski alias Ali Ufki, um 1610 in Polen geboren, wirkte in Konstantinopel am osmanischen Hof und im Umkreis von europäischen Diplomaten, Geistlichen und Reisenden als Dolmetscher, Übersetzer, Sprachlehrer, Vermittler und Berater. Er vereinigte vielfältige Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem islamisch­osmanischen und dem christlich­europäischen Kulturkreis und wurde damit schon zu seinen Lebzeiten ein geschätzter Mittler zwischen beiden Welten. In seiner Zusammenstellung europäischer und osma­nischer, vokaler und instrumentaler, geistlicher und welt licher, höfischer und urbaner Musiken wechselt Ali Ufki mit einer fantastischen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit von einer Sprache und von einer Musik in die andere. Zusammen mit dem italienischen Tenor Marco Beasley macht Constantinople diese Sammlung mit ebensolcher Leichtigkeit und Selbstver­ständlichkeit wieder zugänglich. Dabei gelingt den Musikern ein kongenialer Brückenschlag zwischen den Kulturen Europas und des Orients.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

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KlavierabendBertrand Chamayou

Montag, 30. April, 19.30 Uhr, MozartsaalEinführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Transkriptionen vonFranz Liszt 1811 – 1886

Sechs polnische Lieder von Frédéric Chopin S 480

Frühlingsnacht S 568 und Liebeslied (Widmung) von Robert Schumann S 566

Feierlicher Marsch zum heiligen Gral, aus Richard Wagners »Parsifal« S 450

Isoldens Liebestod, aus Richard Wagners »Tristan und Isolde« S 447

12 Etudes d’exécution transcendante S 139

Nicht nur im religiösen Glauben, auch in der Musik gibt es die Transsubstantiation, die Verwandlung einer Existenzform in eine andere. Franz Liszt war darin ein Meister. Lieder, Opern­arien und ­szenen wandelten sich unter seinen Händen zu virtuosen Klavierwerken. Man nannte sie Paraphrasen. In Wirklichkeit bedeuteten sie Übersetzung und Reflexion in einem: Übersetzung aus einem Genre in ein anderes, Nach­denken über die Möglichkeiten, die in den Originalen gleich­sam verschlossen liegen. Historischer Vorläufer war das Fan­tasieren über gegebene Themen, mit dem Virtuosen gern brillierten. Liszt machte es zur Kunstform. Ihre Grenzen zu den Originalkompositionen sind fließend; astronomisch schwere Stücke wie die »Études transcendantes« sind ohne die Tran­skriptionen und ihre vulkanische Artistik kaum denkbar.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

Dienstag, 1. Mai, 11 Uhr, MozartsaalTag der Arbeit

Luri Lee Violine Jeffrey Dyrda ViolineHezekiah Leung ViolaJonathan Lo Violoncello

—Joseph Haydn 1732 – 1809 Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4 Hob. 3 Nr. 78 »Sonnenaufgang«

Henri Dutilleux 1916 – 2013 »Ainsi la nuit« für Streichquartett

Pjotr Tschaikowsky 1840 – 1893 Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11

Gibt es eine Architektur des Traums? Henri Dutilleux’ Streich­quartett gehört zu den Nachtstücken, in denen Klänge und ihr Nachhallen eine besonders intensive Leuchtkraft gewinnen. Aus einer kleinen Akkordzelle wächst das Werk hervor, traum­wandlerisch entfaltet es sich in symmetrischen Strukturen, bei denen sich Teile entweder als Varianten oder als Kontraste entsprechen. Dutilleux sucht nach einer spezifischen, unver­brauchten Schönheit. Darin gleicht er, um ein Jahrhundert versetzt, dem jungen Tschaikowsky, dem Mozart im Streich­quartett op. 11 als (fernes) Ideal diente. Mit Haydns »Sonnen­aufgangsquartett« beginnt die Reihe mit Werken aus seinem letzten vollendeten und wohl bekanntesten Quartettzyklus.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

Streichquartett-MatineeRolston String Quartet

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TenebraeSWR Vokalensemble

Dienstag, 1. Mai, 18 Uhr Tag der ArbeitKirche St. Maria, Schwetzingen

SWR VOKALENSEMBLE

Marcus Creed Leitung

—Carlo Gesualdo di Venosa 1566 – 1613

Responsorien zur Karwoche (Auswahl)

Wolfgang Rihm *1952

Sieben Motetten nach Passionstexten

Die größte Finsternis legte sich über die Erde, als Jesus starb und das »Licht der Welt« erlosch: So sagt es der Evangelist Matthäus; das Karfreitagsresponsorium Tenebrae führt den Ge­danken näher aus. Dem christlichen Passionsglauben erscheint das vorösterliche Dunkel als Passage zum Licht eines neuen Lebens. Gesualdo gab sich den Düsternissen dieses spirituellen Übergangs mit all seiner Kunst und dem Hochdruck seiner Ex­pressivität hin. Vier Jahrhunderte später antwortete Wolfgang Rihm mit seinen Passionsmotetten, die sich hörbar auf Gesu­aldo beziehen. Das SWR Vokalensemble bringt die Kompositio­nen in eine Konstellation, in der sie sich gegenseitig befragen und intensivieren.

Tickets: 42 € (I) / 32 € (II) / 20 € (III) | Freie Platzwahl innerhalb der Reihe

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Donnerstag, 3. Mai, 19.30 Uhr, MozartsaalEinführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

HeimatklängeAntje Weithaas & Camerata Bern

CAMERATA BERNAntje Weithaas Violine, Leitung

—Frank Bridge 1879 – 1941 Two Old English Songs, arranged for string orchestra H. 119

Benjamin Britten 1913 – 1976 Variations on a Theme of Frank Bridge op. 10

Zoltán Kodály 1882 – 1967 Marosszéki táncok (bearbeitet von Sándor Veress)

Béla Bartók 1881 – 1945 Divertimento für Streich-orchester Sz 113

Die Transitwege zwischen Kunst­ und Volksmusik waren in der europäischen Geschichte nie ganz geschlossen. Im frühen 20. Jahrhundert aber wurden sie besonders in zwei Regionen zur kulturell treibenden Kraft. Bei Béla Bartók und Zoltán Kodály wirkten Volksmusikforschungen stilbildend – durch direkte Bearbeitung des gesammelten Materials (Maroszéker Tänze) oder durch dessen klassizistische Aufbereitung und Durchführung (Bartóks Divertimento). Weniger beachtet wur­de eine vergleichbare Entwicklung in Großbritannien. Für sie stand u. a. Benjamin Brittens Lehrer Frank Bridge. Das Programm der Camerata Bern bringt die beiden, im Anliegen so ähnlichen, im Resultat so verschiedenen Kulturströme zusammen.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)

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Freitag, 4. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Antje Weithaas & Freunde

Antje Weithaas ViolineTobias Feldmann ViolineDanuta Waśkiewicz ViolaBruno Philippe VioloncelloDénes Várjon Klavier

—Anton Webern 1883 – 1945

Klavierquintett

Béla Bartók 1881 – 1945 Klavierquintett Sz 23

Johannes Brahms 1833 – 1897

Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26

Künstler springen nicht wie die Schönheitsgöttin Aphrodite vollendet in die Welt. Sie sind nicht gleich sie selbst. Anton Webern kostet in seinem einsätzigen Klavierquintett die spätromantische Tonsprache bis an die Leistungsgrenzen aus. Es fordert den Übergang zu Neuem, noch Unbekanntem. Ähn­lich Béla Bartóks Opus 3: Die Mittelsätze lassen den rhythmi­schen Drive, die impressionistischen Farbspiele und die struk­turelle Konsequenz als spätere Stilmerkmale ahnen. Aus dem Vorbild Brahms komponierten sich beide heraus. Dessen Klavierquartette sind Stationen auf dem Weg, auf dem er die klassischen Hauptgenres umkreiste: Symphonie und Streich­quartett. Die Spannung zwischen den großen Gattungen ist in kammermusikalische Intensität verwandelt.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

Im Paradies der Tonkünstler

Rundgang – Konzert – Führung

Mitglieder der CAMERATA VILLA MUSICA

Freitag, 4. Mai, 16 Uhr, Palais Hirsch, Schwetzingen

Als der englische Musikgelehrte Charles Burney 1772 durch Schwetzingen spazierte, erschien ihm der Ort »gänzlich von einer Colonie von Musikanten bewohnt«. Tatsächlich war und ist Schwetzingen ein Ort der Musik, ganz besonders natürlich im Frühjahr zur Festspielzeit. Ein Rundgang durch die Schwet­zinger Innenstadt führt zu den Orten, an denen die Hofmusi­ker des Kurfürsten Carl Theodor gelebt und gearbeitet haben. Die Teilnehmer der diesjährigen Hofmusik­Akademie laden danach zu einem Kammermusikkonzert in den Konzertsaal des Palais Hirsch ein. Im Anschluss gewähren die Mitarbeiter der ebenfalls im Palais Hirsch ansässigen Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Einblicke in ihre Arbeit.

In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik

Eintritt frei | Anmeldung erforderlich: [email protected] | Telefon 07221 929 24988

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Schwetzinger Hofmusik-Akademie

CAMERATA VILLA MUSICA

Mayan Goldenfeld SopranWerner Ehrhardt Leitung

—Georg Joseph Vogler 1749 – 1814

Ouverture zu dem Trauerspiel »Hamlet« c-Moll

Niccolò Jommelli 1714 – 1774

Son Regina, e sono amante und Ah! che dissi, infelice!, aus »Didone abbandonata«

Johann Evangelist Brandl 1760 – 1837

Sinfonie à grand orchestre op. 12 Es-Dur

Anton Fils 1733 – 1760 Sinphonia Toni Dis (Es–Dur)

Joseph Aloys Schmittbaur 1718 – 1809

Sinfonia »bey Gelegenheit der Höchsten Vermählung« C-Dur

Samstag, 5. Mai, 18 Uhr, RokokotheaterEinführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal

Eine spannende und aufregende Zeit war die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine Zeit des Übergangs zwischen den musik­historischen Epochen. In dieser Periode entstanden neben dem modernen Orchester auch neue Gattungen, etwa die Konzertsinfonie. Zudem erfuhr die Oper tiefgreifende Refor­men. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuerungen agierten auch die Komponisten an den südwestdeutschen Residenzen. Am kurpfälzischen Hof in Mannheim und Schwet­zingen wurde bahnbrechend auf dem Gebiet der Orchester­musik gearbeitet, in Stuttgart lag mit dem Engagement des Starkomponisten Niccolò Jommelli der Fokus auf der Oper. In Karlsruhe tat Kapellmeister Joseph Aloys Schmittbaur über Jahrzehnte Dienst und blieb noch im weit fortgeschrittenen Alter offen für Neuerungen. An mehreren Residenzen des Süd­westens war der tüchtige Komponist Johann Evangelist Brandl tätig. Die Wirkung des extravaganten Mannheimer Vizekapell­meisters Georg Joseph Vogler reichte weit über den Südwes­ten hinaus und erstreckte sich auf ganz Europa.

In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik und der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz

Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B

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Streichquartett-MatineeApollon Musagète

QuartettPaweł Zalejski ViolineBartosz Zachłod ViolinePiotr Szumieł ViolaPiotr Skweres Violoncello

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Streichquartett C-Dur KV 465 »Dissonanzenquartett«

Apollon Musagète Quartett Multitude – Hommage à Witold Lutosławski

Edvard Grieg 1843 – 1907

Streichquartett g-Moll op. 27

Sonntag, 6. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal

Das polnische Quartett, das sich nach dem Chef der Musen und Gott der Künste nennt, beschreitet einen seltenen Über­gang: Interpreten werden zu Komponisten, die Erfahrung mit der Musik wird selbst zur Werkgestalt – und zwar nicht bei einem einzelnen Virtuosen, sondern bei einer ganzen Gruppe. Die Hommage an Witold Lutosławski, den Nestor der polni­schen Moderne, entstand als Kollektivkomposition der vier Musiker. Sie trägt im Titel, was dessen Schaffen zwischen Bartók­Nachfolge und Nachkriegsavantgarde auszeichnet: Vielfalt, Vielschichtigkeit. Gerahmt wird das Gemeinschafts­werk mit einem Streichquartett aus Mozarts Experimental­studio und aus Edvard Griegs kleinem, aber hochwirksamen Kammermusik­Laboratorium.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

Samstag, 5. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie

GrenzgängeOn the Spot

CALEFAX REED QUINTET

Oliver Boekhoorn OboeIvar Berix KlarinetteRaaf Hekkema SaxophonJelte Althuis BassklarinetteAlban Wesly Fagott

Eric Vloeimans Trompete

—Werke von Sebastián Aguilera de Heredia, Robert de Visée, Michelangelo Rossi, Miles Davis, Albert van Veenendaal, Eric Vloeimans, Remy van Kesteren, Raaf Hekkema und Kinan Azmeh

Das Konzertrepertoire des Calefax Reed Quintet stammt aus mehreren Jahrhunderten. Zahllose Werke wurden von den Musikern bearbeitet und für die spezifische Besetzung mit fünf Rohrblattinstrumenten arrangiert. Jeder Spieler ist so­wohl ausübender Musiker als auch kreativer Bearbeiter von Musik. Alle sind bestens vertraut mit einer musikalischen Praxis, bei der die Notation noch nicht zwingend war und der Übergang zwischen dem, was vom Komponisten schriftlich fixiert war und dem, was in der Aufführung im musikalischen Dialog entstand, fließend war. Und so begibt sich das Calefax Reed Quintet immer wieder lustvoll auf das riskante Terrain einer spontan­freien Aufführung. Der fabelhafte Trompeter Eric Vloeimans – in keine musikalische Schublade einzuord­nen – ist ihnen dabei ein kongenialer Partner. »Als wenn kei­ne Grenzen zwischen der alten und neuen Musik bestünden, als ob es keine discografischen Einteilungen gäbe, in denen zwischen Jazz und Klassik unterschieden wird, als wenn ethnische Musikeinflüsse nun endlich, endlich dazugehören würden, so spielt das Bläserquintett mit Vloeimans … «, heißt es in einer Rezension.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

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GOLD 50The King’s Singers

THE KING’S SINGERS

Patrick Dunachie CountertenorTimothy Wayne-Wright CountertenorJulian Gregory TenorChristopher Bruerton BaritonChristopher Gabbitas BaritonJonathan Howard Bass

—Werke u.  a. von Heinrich Isaac, Juan de Anchieta, Ludwig Senfl, Hans Leo Hassler, Johannes Brahms, Max Reger, Henry George Ley, Toru Takemitsu, Bob Chilcott, Steve Martland, Nico Muhly, beliebte Close- harmony Klassiker und brand-neue Überraschungen aus dem leichteren Repertoire der King’s Singers

Sonntag, 6. Mai, 18 UhrKirche St. Pankratius, Schwetzingen

Unglaublich, aber wahr: Die King’s Singers werden 50! Und gehen zum Goldenen Jubiläum auf große Tournee. Als sich am 1. Mai 1968 – da waren die Beatles auf dem Höhepunkt ihrer Popularität – sechs Chorstipendiaten des altehrwürdigen King’s College in Cambridge zusammentaten, um fortan als Vokalensemble gemeinsam aufzutreten, war natürlich nicht vorauszusehen, welch eine Erfolgsgeschichte das werden sollte. Auch wenn es personelle Veränderungen gab, ist die Besetzung aus zwei Countertenören, einem Tenor, zwei Baritonen und einem Bass bis heute dieselbe, und was noch wichtiger ist: Das Ensemble ist noch immer vom selben Geist beseelt – höchste musikalische Qualität gepaart mit Leidenschaft, Neugier und Entdeckerfreude. Die besten Komponisten weltweit haben für das Ensemble geschrieben, zahlreiche Werke aus mehreren Jahrhunderten Musikgeschichte wurden für die sechs Sänger arrangiert. Das Jubiläumsprogramm bietet einen Ausschnitt aus dem großen Repertoire des Ensembles und scheut auch den Abstecher ins populäre Fach nicht. Britain at its best!

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) | Freie Platzwahl innerhalb der Reihe | con gusto zzgl. 28 €

Sonntag, 6. Mai, 15 Uhr, Mozartsaal

Solo-RezitalAntje Weithaas

Antje Weithaas Violine

—Johann Sebastian Bach 1685 – 1750

Partita Nr. 1 h-Moll BWV 1002Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004

György Kurtág *1926

Jelek, játékok és üzenetek für Violine solo (Auswahl)

Eugène Ysaÿe 1858 – 1931

Sonaten für Violine solo op. 27 (Auswahl)

Eugène Ysaÿe war einer der großen Geigenvirtuosen an der Schwelle des 19. zum 20. Jahrhundert. Hinter seinen Leistun­gen als Interpret stand seine Anerkennung als Komponist lan­ge im Hintergrund. Die Einstellung wandelte sich inzwischen. Seine sechs Sonaten op. 27 gelten heute neben Bachs Partiten und Paganinis Capricen als Hauptwerke im Repertoire für Vio­line allein. Er schrieb sie nach dem Ende seiner Solistenkarriere als »Echo auf Bach, aber auch auf alles, was seitdem die musi­kalische und geigerische Sprache veränderte« (M. Stockhem). György Kurtágs kurze, knappe Stücke, die Virtuosität und Brillanz gleichsam nach innen kehren, fungieren in diesem Programm wie eine Linse, in der sich Bachs und Ysaÿes Werke wie Perspektivlinien eines Geschichtsbildes bündeln.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

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PrésenceAnna Neubert Violine, RegieEsther Saladin VioloncelloChristoph Stober KlavierYves Ytier Tanz, ChoreographieAntonia Stäcker TanzMagdalena Öttl TanzLeonard Spies Sprecher

GRAUSCHUMACHER

PIANO DUO

Andreas GrauGötz Schumacher

—Bernd Alois Zimmermann 1918 – 1970

»Présence«, Ballet blanc in fünf Szenen»Monologe« für zwei Klaviere

Claude Debussy 1862 – 1918 Prélude à l’après-midi d’un fauneEn blanc et noir Six épigraphes antiques Nocturnes

Dienstag, 8. Mai, 19 Uhr, RokokotheaterSWR2 Roundtable zum 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann, 17.05 Uhr, Kammermusiksaal

Das Thema dieser Festspiele wird hier von mehreren Seiten beleuchtet: als Übergang zwischen tönender und körper licher Bewegung, zwischen Struktur und Elan, zwischen Klangrede und musikalischem Selbstgespräch. Thematisiert wird aber auch ein Übergang, der die schönsten Wirkungen hervor­brachte, aber politisch immer wieder verschüttet wurde: der künstlerische Austausch zwischen Frankreich und Deutsch­land. Der Kölner Bernd Alois Zimmermann, gegen Ende des Ersten Weltkriegs geboren, gegen Ende des Zweiten zum Mili­tärdienst statt zum Musikstudium ein gezogen, schlug diese Brücke nach Frankreich – mit Kom positionen wie »Présence«, deren szenische Uraufführung in Schwetzingen stattfand, mit Werken nach französischer Literatur und nicht zuletzt durch seinen Einsatz für die französische Moderne.

Tickets: 40 € (I) / 35 € (II) / 25 € (III) / 20 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan Bcon gusto zzgl. 28 € | SWR2 Kulturkarte

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KlavierabendGilles Vonsattel

George Benjamin *1960 »Shadowlines«, Six Canonic Preludes for Piano solo

Anton Webern 1883 – 1945 Variationen für Klavier op. 27

Johannes Brahms 1833 – 1897 Vier Klavierstücke op. 119

Robert Schumann 1810 – 1856 Fantasie C-Dur für Klavier op. 17

Mittwoch, 9. Mai, 19.30 Uhr, MozartsaalEinführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Die kleinen und die großen Formen erscheinen wie Pole, zwi­schen denen sich die Geschichte der musikalischen Kompositi­on bewegt: Dem Willen zum knappen, komprimierten Aus­druck wirkt der Drang in die Weite entgegen. Doch die Übergänge zwischen den konträren Prinzipien sind fließend. George Benjamin entwickelt seine sechs Kanonstücke aus ei­nem knappen Anfang und dehnt die Dimensionen sukzessive: Er vergrößert die Form. Webern verwandelt expressionistische Momentaufnahmen in Verläufe von größerer Spannweite. Im pianistischen Spätwerk kam Brahms auf die Kunst der Charak­terstücke zurück, dehnt diese aber in der Rhapsodie bis an die Grenze zur großen Form. Schumann verwandelt in seiner Fan­tasie die romantische Gestalt des Wanderers in ein Formkon­zept: Das imaginäre Ich zieht an unterschiedlichen musikali­schen Situationen, gleichsam an Stücken im Stück, vorbei, holt sie ins Gedächtnis, besucht sie erneut, um sich dann Anderem zuzuwenden. Die große Form entsteht als Passage zwischen den kleinen.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

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»... und Söhne«Streichquartett-MatineeBelcea Quartet

LES PASSIONS DE L’AME

Kristian Bezuidenhout CembaloMeret Lüthi Leitung

—Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 Concerto für Cembalo und Streicher d-Moll BWV 1052Concerto für Cembalo und Streicher D-Dur BWV 1054

Carl Philipp Emanuel Bach 1714 – 1788

Sinfonia in Es-Dur Wq 179

Wilhelm Friedemann Bach 1710 – 1784

Sinfonie F-Dur F 67 »Dissonanzen-Sinfonie«

Johann Christoph Friedrich Bach 1732 – 1795

Sinfonia in d-Moll WFV I/3

Johann Christian Bach 1735 – 1782

Sinfonie in g-Moll op. 6 Nr. 6

Donnerstag, 10. Mai, 19.30 Uhr, RokokotheaterChristi Himmelfahrt

Bach und seine Söhne – das ist nicht nur ein Kapitel Fami­lien­, sondern auch Epochengeschichte. Der Eintritt in die neue, bürgerliche Ära und ihre künstlerischen Ideale vollzog sich nicht nur im Übergang vom Vater zu den Söhnen, er begann bereits im Oeuvre des »alten Bach« selbst, vor allem in seinen Konzerten. Sie stehen bei ihm nicht als Gattung für sich; Sätze aus ihnen finden sich auch als Ouvertüren und um Chor erweitert in den Kantaten. Das instrumentale Kon­zert zieht aus ihnen die Quintessenz. Von diesem Kerngebiet des Epochenübergangs entfernen sich die Söhne unterschied­lich weit: Johann Christian Richtung Opernstil und Früh­klassik, Carl Philipp Emanuel zur Empfindsamkeit und Erfor­schung der Formen von innen, Wilhelm Friedemann aber zu einer expressiv durchbrochenen Tonsprache, einer Art klassi­zistischer Romantik en miniature.

Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan BSWR2 Kulturkarte

Donnerstag, 10. Mai, 11 Uhr, MozartsaalChristi Himmelfahrt

Äußere Anlässe und Inspirationen gehen in musikalische Charaktere über. In seinen Preußischen Quartetten huldigte Mozart dem Widmungsträger Friedrich Wilhelm II., indem er dessen Instrument, dem Cello, eine ungewöhnlich promi­nente Rolle zuwies. Die Hommage wurde zum satztechnischen Wahrzeichen: Das Cello tritt als Bassinstrument, aber auch in hoher Lage als führende Oberstimme auf. Die Doppelrolle macht aus dem Quartett ein virtuelles Quintett. Leoš Janáček fängt in seinem ersten Streichquartett die innere Dramatik von Leo Tolstois Novelle »Kreutzer­Sonate« auf, der Geschichte einer tragischen, musikbefeuerten Liebe, und biegt sie um. Mendelssohns Opus 80 steht nicht nur in der Trauertonart f­Moll, es ist eine Trauermusik auf den Tod seiner Schwester Fanny, Nachruf und Memento mori.

Corina Belcea ViolineAxel Schacher ViolineKrzysztof Chorzelski ViolaAntoine Lederlin Violoncello

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Streichquartett B-Dur KV 589 »Preußisches-Quartett Nr. 2«

Leoš Janáček 1854 – 1928

Streichquartett Nr. 1 nach Tolstois »Kreutzer-Sonate«

Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847 Streichquartett f-Moll op. 80

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

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OrchesterakademieSWR Symphonieorchester

SWR SYMPHONIEORCHESTER

Gil Shaham Violine Nicholas McGegan Dirigent

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Sinfonie Nr. 4 D-Dur KV 19Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201

Samstag, 12. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater

Die vier Werke aus Mozarts Salzburger Zeit – er war noch keine 20, als er sie schrieb – dokumentieren nicht nur den Übergang vom Zeit­ zum Personalstil, sondern auch einen allmählichen Wechsel der künstlerischen Schwerpunkte. Die Symphonie, die klassische Hauptgattung der Instrumental­musik, stand noch nicht im Vordergrund seines Interesses, doch zeichnet sich im A­Dur­Werk bereits die Bedeutung ab, die er dem Genre wenig später beimaß. Unter Mozarts Solo­konzerten wirkten diejenigen für Violine gewiss als Pionier­arbeiten – in der Individualisierung der Form und ihrer Öff­nung zum Theater: Die Mittelsätze sind Arien ohne Worte, und die Finali nähern sich imaginären Szenen mit wech­selnden musikalischen Schauplätzen an. So bereiten sie die Reihe der Klavierkonzerte aus der Wiener Zeit ästhetisch vor.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B

Übergangszeiten

Florian Donderer ViolineSharon Kam KlarinetteTanja Tetzlaff VioloncelloKiveli Dörken Klavier

—Alban Berg 1885 – 1935 Adagio aus dem Kammerkonzert (Fassung für Klarinette, Violine und Klavier)

Bernd Alois Zimmermann 1918 – 1970

Sonate für Violoncello solo

Claude Debussy 1862 – 1918 Sonate für Violoncello und Klavier

Anton Webern 1883 – 1945 Drei kleine Stücke für Violoncello und Klavier op. 11

Olivier Messiaen 1908 – 1992

Quatuor pour la fin du temps für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier

Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, MozartsaalEinführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Sind Mystiker weltfern? Weltfremd vielleicht, weil sie sich in den erlebten Zuständen nicht heimisch fühlen. Olivier Messiaen, ein Mystiker des Glaubens, der Klänge und der Visi­onen, schrieb sein »Quartett auf das Ende der Zeit« in Kriegs­gefangenschaft. Es enthält alles, was diesen Komponisten auszeichnet: seine Spiritualität und Systematik, seinen Sinn für Farben und Zeitproportionen, seine unendliche Ruhe und seine apokalyptische Wildheit, seine rhythmisch gezügelte wie entfesselte Sprache und seine klangräumliche Suggestiv­kraft. Die unmittelbare Inspiration gewann Messiaen aus dem letzten Buch der Bibel, aus jenem Kapitel, an dem es heißt, dass erst mit dem Ende der Zeit eine Ära des ungefährdeten Friedens anbreche. Messiaen sucht die Fährte des Übergangs dorthin. – Der erste Programmteil nimmt mit Solo, Duo und Trio typische Strukturmerkmale, mit einer Nachtmusik des Eingedenkens (Berg), einer Reflexion über die rechte Zeit (Zimmermann) und einem letzten Werk (Debussy) die Ideen­welt Messiaens auf.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

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GrenzgängeConversations

Florian Donderer ViolineTanja Tetzlaff VioloncelloHans-Kristian Kjos Sørensen Perkussion, Zimbal

—Werke von Johann Sebastian Bach, Georges Aperghis, Vinko Globokar, John Cage, Erkki Sven Tüür u. a.

Samstag, 12. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie

Ein wilder Mix von Werken aus drei Jahrhunderten. Da stehen etwa die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach neben Musik von John Cage, oder Le Corps à Corps von Georges Aperghis für einen Perkussionisten und seine Zarb neben Corporel von Vinko Globokar, einem hochvirtuosen Stück Musiktheater, das in­zwischen schon Kultstatus genießt, weil es nichts braucht als den Körper des Spielers. Das Kunststück, so unterschiedliche musikalische Sprachen zu einem pausenlosen, packenden Programm zu verschmelzen, kann nur Musikern gelingen, die einerseits Meister ihres Instruments sind, andererseits keine Berührungsängste kennen und sich voller Experimentier­freude und Spiellust in eine Situation begeben, wo stilistische Breite ebenso gefordert ist wie die Fähigkeit zur Improvisation und zur intensiven musikalischen Interaktion. Der Titel des Programms ist einem weiteren Stück des Franzosen Georges Aperghis entlehnt: Conversations. Für diese »Gespräche« hat Tanja Tetzlaff, Schwetzinger Residenzkünstlerin 2018, neben ihrem langjährigen Kammermusikpartner Florian Donderer, Hans­Kristian Kjos Sørensen eingeladen, einen fulminanten Schlagzeugvirtuosen aus Norwegen, zuhause gleichermaßen in der klassischen Musik wie im Jazz.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

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lachen, scherzen, weinenKinder erleben Musik

Tanja Tetzlaff VioloncelloKiveli Dörken KlavierHans-Kristian Kjos Sørensen Perkussion, Zimbal

Sonntag, 13. Mai, 15 Uhr, Jagdsaal

Kann Musik lachen, scherzen, weinen? Gefühle wie Liebe, Freu­de, Wut und Trauer ausdrücken, ganz ohne Worte? Sie kann! Und wie sie das tut, zeigen uns die Cellistin Tanja Tetzlaff, die Pianistin Kiveli Dörken und der Perkussionist Hans­Kristian Sørensen an diesem Nachmittag. Alles beginnt mit einem musikalischen Wutausbruch und dann erleben die Kinder, wie es Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Robert Schumann gelungen ist, Gefühle, die wir alle von klein auf ken­nen, mit Musik auszudrücken. Besonders spannend dürfte es werden, wenn die jungen Zuhörer zum Mitmachen aufgefor­dert werden: Sag mir ein Gefühl, und wir improvisieren es für dich. Oder: Schließ’ die Augen, höre der Musik zu und sag uns, was du fühlst.

Empfohlen ab vier Jahren.Tickets: 10 € Erwachsene / 5 € Kinder | Freie Platzwahl

Veronika Jarůšková ViolineMarek Zwiebel ViolineRadim Sedmidubský ViolaPeter Jarůšek Violoncello

—Antonín Dvořák 1841 – 1904

Streichquartett Nr. 14 As-Dur op. 105

Dmitri Schostakowitsch 1906 – 1975

Streichquartett Nr. 2 A-Dur op. 68

Sonntag, 13. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal

Wenn sich im späten Schaffen eines Künstlers Werke des Übergangs finden lassen, dann bei Antonín Dvořák. Das As­Dur­Quartett war seine letzte Komposition ohne ausdrück­liches Programm, und »doch scheint es in der rhetorischen Haltung und in der eigenwilligen Art seiner Motivik die Hin­wendung zur Symphonischen Dichtung vorwegzunehmen« (Klaus Döge), die unmittelbar danach sein Oeuvre beherrsch­te. – Mit dem Streichquartett A­Dur op. 68, komponiert Ende 1944, endet die Reihe von Schostakowitschs »Kriegskomposi­tionen« – mit einem Stück des Gedenkens. Das Rezitativ des zweiten Satzes beschwört vokale Formen der Klage, der dritte Satz die Tradition des Totentanzes. Die Wiederkehr der Ruhe nach Phasen heftiger Erregung gibt im Finale vorsichtigen Hoffnungstönen Raum – an der Schwelle zur Friedenszeit, die ihre eigene Plage hat.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

Streichquartett-MatineePavel Haas Quartett

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Musicbanda Franui Doch bin ich

nirgend, ach! zu Haus

MUSICBANDA FRANUI

Nikolaus Habjan Puppenspiel, Rezitation

Nikolaus Habjan, Markus Kraler, Andreas Schett Konzept, Dramaturgie

—Kompositionen nach Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav Mahler von Markus Kraler und Andreas Schett (Lied-)Texte von Robert Walser und Jürg Amann

Sonntag, 13. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater

Der meisterhafte Puppenspieler Nikolaus Habjan und die ge­feierte Musicbanda mit Osttiroler Wurzeln benötigen wenig, um einen besonderen Musiktheater­Abend auf die Bühne zu bringen: ein Tisch, ein Koffer, zwei Puppen, sechs Blasinstru­mente, sowie Geige, Kontrabass, Hackbrett und Harfe. Daraus entsteht ein Programm mit musikalischer Tiefe und theatra­lischer Wucht. Im Zusammenspiel von Musik, Wort und Pup­penspiel wird dem Motiv des Wanderers nachgespürt, das sich als Topos durch die europäische Kulturgeschichte zieht: Der Wanderer als ein Sinnsuchender, der alles hinter sich lässt, den Mut hat, sich auf die Suche zu begeben, ohne das Ziel der Wanderung auch nur zu erahnen. Die eingeschlagene Reise ist lang, beginnt leichtfüßig im Frühling und versinkt voll Schwer­mut im winterlichen Schnee. Es ist eine Wanderung, die als Metapher für das Leben zu lesen ist, in dem alles seine Zeit hat: der fröhliche Aufbruch ebenso wie die tieftraurige Resig­nation. Und natürlich die Liebe, die bei Schubert genauso wie bei Walser bittersüß, meist aber hoffnungslos ist. Ein großer Theaterabend, heiter und zugleich von dunkler Melancholie.

Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B

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Krieg und FriedenSarah Wegener & Ensemble

Sarah Wegener Sopran

ENSEMBLE IL CAPRICCIOFriedemann Wezel Leitung

—Werke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel, Giovanni Battista Ferrandini, Elliot Carter, Younghi Pagh-Paan u. a.

Mittwoch, 16. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Krieg und Frieden bekämpfen sich nicht nur um uns, sondern auch in uns. Die explosiven bis katastrophischen Übergänge aus der inneren Welt (etwa gekränkter Liebe oder Eifersucht) in die äußere (Macht, Geltung, Rache) waren Lieblingsge gen­stand barocker Opern. Sie stehen im Zentrum dieses Pro­gramms, vertreten durch die beiden großen Briten ihrer Zeit: Henry Purcell und Georg Friedrich Händel. Sie werden beleuch­tet durch die Marienkantate Giovannis Battista Ferrandinis, die lange als Werk Händels galt: Unter dem Kreuz ihres Sohnes wird die Mutter Gottes zur wütenden Anklägerin Gottes; und durch zwei neuere Werke, in denen die Stimme allein zum Ausdrucksträger wird – in einer Totenklage in memoriam Luigi Nono, und in einer Hommage an die Poesie, die um die mensch­lichen Abgründe auch dann weiß, wenn sie nicht ausdrücklich von ihnen redet: Charles Baudelaires »Les Fleurs du Mal« (Die Blumen des Bösen).

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) | SWR2 Kulturkarte

GRAINDELAVOIXBjörn Schmelzer Leitung

—Guillaume de Machaut ca. 1300 – 1377

Messe de Nostre Dame

Dienstag, 15. Mai, 20 Uhr, Dom zu Speyer, Krypta

Sie nennen sich nach einem philosophischen Essay: »Grain de la voix«, Körnung, Rauheit der Stimme, überschrieb Roland Barthes einen Text, in dem er die Körperlichkeit des Gesangs als Basis seiner Ästhetik und Wirkung hervorhob. Das bel­gische Ensemble macht sich diese Gedanken zu eigen. Nicht glättende Homogenisierung, sondern anregende Interaktion der Ungleichen, nicht Wiederbringen der historischen Klang­gestalt, sondern die Entdeckung der Physis, zu der ein Noten­text erweckt werden kann, betrachten sie als ihr Ideal. Aus dieser Perspektive nähern sie sich dem bahnbrechenden Werk moderner Mehrstimmigkeit, die ohne die Schriftgestalt, die »Textualität« der Musik nicht denkbar wäre – einer Musik, die durch ihre ungeglättete Konsequenz immer wieder aufs Neue besticht.

Tickets: 45 € (I) / 30 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der KategorieKrypta nicht beheizt

graindelavoix

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KlavierabendDezső Ránki

Joseph Haydn 1732 – 1809 Sonate B-Dur Hob XVI Nr. 41

Johannes Brahms 1833 – 1897 Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Friedrich Händel op. 24

Franz Schubert 1797 – 1828

Sonate B-Dur D 960

Donnerstag, 17. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Mit der Wahl der Tonart trafen Komponisten eine wichtige Vorentscheidung. Sie umriss – wie ungefähr und wider­spruchsvoll auch immer – einen emotionalen Raum, in dem sich das Werk entfalten, den es verlassen und in den es wie­der zurückkehren konnte. Dezső Ránki erkundet B­Dur, über das Johann Mattheson 1713 meinte: »sehr unterhaltend und prächtig, wahrt es gerne etwas Bescheidenes und kann zu­gleich Großartiges und Kleinigkeiten durchgehen; es erhebt die Seele zu schweren Sachen«. Ránki zieht klassische Haupt­formen heran: Sonate und Variation, dialektisch die eine, linear die andere. Beide Prinzipien gehen in den drei Werken beständig ineinander über und verschmelzen: Brahms lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er den Weg vom ariosen Thema zur grandiosen Fuge durch starke Gegensätze gehen wird. Für Schubert wird die Idee der Variation zur Geste des Verweilens nicht nur im langsamen Satz, und Haydns Finale ist Variation und Rondo in einem.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)

Christian Tetzlaff ViolineElisabeth Kufferath ViolineHanna Weinmeister ViolaTanja Tetzlaff Violoncello

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Streichquartett Es-Dur KV 428

Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847

Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13

Ludwig van Beethoven 1770 – 1827

Streichquartett a-Moll op. 132

Freitag, 18. Mai, 19.30 Uhr, MozartsaalEinführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Mit drei Geniestreichen machte der 18­jährige Mendelssohn von sich reden: der »Sommernachtstraum«­Ouvertüre, dem Oktett und dem Streichquartett a­Moll. Er, den Schumann den Mozart seiner Epoche nannte, setzte sich darin mit Beethovens spätem a­Moll­Quartett auseinander, diesem radikalen Stück, das Themen­ zu Tempogegensätzen ausbaut, aufs Prinzip geht, mit Choral, Marsch und Tanz drei Grundfiguren der Mu­sik in eine überwältigende Komplexität lenkt. Mit zahlreichen Anspielungen schrieb der junge Künstler einen Nachruf und suchte zugleich die Anknüpfung als Ansatz seiner Perspektive. Vielleicht ist das der interessanteste und aufschlussreichste Blick auf den Übergang von der klassischen in die romanti­sche Epoche: wie das Portal, das sich zwischen Mozart und Beet hoven spannt, ins Neuland des künstlerisch Eigenen führt.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)

Tetzlaff Quartett

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Musik im Garten

XASAX

Serge Bertocchi SaxophonJean-Michel Goury SaxophonPierre-Stéphane Meugé SaxophonMarcus Weiss Saxophon

Kevin Austin PosauneJon Roskilly Posaune

Samstag, 19. Mai, 15 UhrSchlossgarten / Westseite Orangerie

Zum zweiten Mal nun laden die Festspiele zum musikali­schen Gartenspaziergang. Gemeinsam mit dem französisch­ schweizerischen Saxophonquartett XASAX – verstärkt durch zwei Posaunisten – erkunden wir den Bereich rund um den Apollo­Tempel. Der musikalische Bogen spannt sich von Musik der Renaissance bis hin zu zeitgenössischen Werken, die spe­ziell für dieses Ensemble brillanter Musiker entstanden sind. Vor etwa 100 Jahren entstanden, ist das Saxophonquartett eine homogene, unglaublich flexible Formation und hat zahl­reiche Komponisten angeregt, für diese Besetzung zu schrei­ben. Da man nicht auf Repertoire für dieses Instrument vor der Romantik zurückgreifen kann, wurde auch vielfach arrangiert und bearbeitet. Der Italiener Salvatore Sciarrino – dem Schwet­zinger Publikum bestens vertraut – hat eine ganze Anthologie von sehr subtilen Werkbearbeitungen beigesteuert. Eigens für das Schwetzinger Gartenkonzert komponiert John Roskilly Fanfaren, die den Übergang von einem Ort zum nächsten markieren werden. Bei schönem Wetter sind die Gäste im Anschluss an das Konzert eingeladen, sich an einer großen Tafel niederzulassen und die mitgebrachten Picknickkörbe aus­ zupacken. Die Schlossgastronomie bietet Kaffee und Kuchen, Eis und Getränke an.

Eintritt frei | Ticket zum Park erforderlich

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La Fiera di VeneziaDramma giocoso

Antonio Salieri 1750 – 1825

MusikGiovanni Gastone Boccherini 1742 – 1798 Libretto

—CHOR UND ORCHESTER

L'ARTE DEL MONDO

Werner Ehrhardt Musikalische LeitungDeda Cristina Colonna Halbszenische Einrichtung

Francesca Lombardi Mazzulli FalsirenaKrystian Adam OstrogotoNatalia Rubiś ChristalinaDilyara Idrisova CalloandraFurio Zanasi GrifagnoGiorgio Coaduro BelfustoEmanuele d’Aguanno Rasoio

Premiere Samstag, 19. Mai, 19 Uhr, RokokotheaterEinführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal

Montag, 21. Mai, 18 Uhr, RokokotheaterEinführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal

Dienstag, 22. Mai, 19 Uhr, RokokotheaterEinführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal

Die Skyline von Venedig im Hintergrund und der Blick auf die Rialtobrücke, maskierte, herausgeputzte Herrschaften und Gondolieri, reges Treiben auf dem Marktplatz und im Ballsaal, Tanzen, Kartenspielen, Essen und Trinken: Was könnte bunter sein als eine Oper, die uns mitten hinein in das Herz der Lagu­nenstadt katapultiert? Mit der Opera buffa La Fiera di Venezia, diesem höchst unterhaltsamen musikalischen Genrebild über die traditionsreiche Himmelfahrtsmesse, die schon in frühe­ren Jahrhunderten Heerscharen von Touristen nach Venedig lockte, empfahl sich der junge Antonio Salieri Anfang 1772 dem Wiener Publikum. Noch im selben Jahr wurde La Fiera di Venezia in Mannheim gespielt und später in ganz Europa. Knapp 250 Jahre nach der Erstaufführung kehrt Salieris Oper in die Kurpfalz zurück und bringt musikalisch venezianisches Flair nach Schwetzingen.

In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik und Bayer Kultur

Tickets: 88 € (I) / 68 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan A

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Streichquartett-MatineePacifica Quartet

Simin Ganatra ViolineSigurbjörn Bernhardsson ViolineMasumi Per Rostad ViolaBrandon Vamos Violoncello

—Joseph Haydn 1732 – 1809

Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 Hob. III Nr. 75 »Erdödy-Quartett Nr. 1«

Alfred Schnittke 1934 – 1998

Streichquartett Nr. 3

Robert Schumann 1810 – 1856

Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1

Sonntag, 20. Mai, 11 Uhr, MozartsaalPfingstsonntag

»… sonderbar, wie ich fast alles kanonisch erfinde und die nachsingende Stimme immer erst hinterher entdecke«, be­schrieb Robert Schumann sein Quartettkomponieren – und nicht nur seines. Haydn stellt im ersten Stück aus Opus 76 nach drei fordernden Akkorden sein Hauptthema mit einer wahren Kanonkette aus: In seiner Mischung aus Einfachheit und Raffinement dient es als Motto des Ganzen. Kanonkünste durchziehen auch Schnittkes drittes Quartett; stärker noch als bei Haydn und Schumann wirken sie als aktiviertes Erbe. Auf Geschichte baut alles auf: Drei Anfangszitate von Orlando di Lasso, Beethoven und Schostakowitsch bilden das Grund­material, ihnen folgen weitere Anspielungen. Das Werk gleitet durch die Epochen; die Ansichten, die sich dem Komponisten bieten, nimmt er dabei teils mit Pauschal­, teils mit Detail­einstellungen auf.

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

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TENEBRAE CHOIR

Nigel Short Leitung

—Alonso Lobo 1555 – 1617

Versa est in luctum

Tomás Luis de Victoria 1548 – 1611

Tenebrae factae sunt. Responsoria und Lamentationes für den Karsamstag (Auswahl)Officium defunctorum. Missa pro defunctis (1605)

Sonntag, 20. Mai, 20 Uhr, Kirche St. Joseph, Speyer Pfingstsonntag

Das Ensemble wählte als Namen einen musikalischen Typus, der die kühnsten Kompositionen hervorbrachte: »Tenebrae«, die Klang­Gedanken über die Leidens­ und Todesnacht, in die das Licht der Hoffnung strahlt. Das Programm ergänzt das­jenige vom 1. Mai um die Tonkunst der iberischen Spätrenais­sance. Alonso Lobo und Tomás Luis de Victoria wirkten am spanischen Hof; Lobo als Kapellmeister Philipps II., Victoria als geistlicher Beistand und Musiker bei dessen Schwester, Kaise­rin Maria. Beide orientierten sich am Stil Palestrinas, gaben ihm jedoch eine Wendung, welche die spanische Kunstmusik weit über ihre Epoche hinaus beeinflusste. »Versa in luctum« gilt als Lobos, die Motetten für die Karwoche gelten als Victo­rias Hauptwerk. Dessen Requiem, auf den Tod seiner Dienst­herrin geschrieben, war zugleich die letzte Komposition, die er selbst an die Öffentlichkeit gab.

Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) | Freie Platzwahl innerhalb der ReiheSWR2 Kulturkarte

Lamentationes

L’ARTE DEL MONDO

Werner Ehrhardt Dirigent

Sonntag, 20. Mai, 15 Uhr, JagdsaalPfingstsonntag

Was macht eigentlich der Mann mit dem Stock bei Konzer­ten? Warum schwingt er seine Arme wild hin und her? Und wieso stehen die Musiker auf, wenn er die Bühne betritt? – Fragen, die Kinder stellen, wenn sie das erste Mal ein klassi­sches Konzert oder eine Oper erleben. Und kann das eigent­lich jeder? Es sieht ja kinderleicht aus … Wir machen die Probe aufs Exempel. Gemeinsam mit dem Orchester L’arte del mondo, einem falschen und dem echten Dirigenten werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und erleben, welche Aufga­ben der Dirigent bei den Proben und bei der Aufführung des Konzertes hat. Wir erfahren aber auch, dass die Arbeit bereits lange vor den Proben beginnt, wie Dirigenten ausgebildet werden, welche Voraussetzungen man mitbringen muss, um diesen Beruf zu erlernen und was es eigentlich mit diesem kleinen Stöckchen, dem Taktstock, auf sich hat.

Empfohlen ab vier JahrenTickets: 10 € Erwachsene / 5 € Kinder | Freie Platzwahl

DirigentenduellMusik für die ganze Familie

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Andrea Obiso ViolineKatarzyna Budnik-Gałązka ViolaBruno Philippe VioloncelloWies de Boevé KontrabassWataru Hisasue KlavierKateřina Javůrkova Horn

—Zoltán Kodály 1882 – 1967 Intermezzo für Streichtrio

Johannes Brahms 1833 – 1897 Trio Es-Dur für Horn, Violine und Klavier op. 40

Franz Schubert 1797 – 1828 Klavierquintett A-Dur D 667 »Die Forelle«

Montag, 21. Mai, 11 Uhr, MozartsaalPfingstmontag

Sie haben die Zukunft für sich: die Preisträger des ARD­Musik­wettbewerbs, der sich in den 67 Jahren seines Bestehens als eine der entscheidenden und höchst angesehenen Talent­börsen weltweit bewährte. 2016 wurde er in den Fächern Kon­trabass, Horn, Harfe und Streichquartett ausgetragen. Die­jenigen, die von der Jury als die Besten in einem dichten und leistungsstarken Bewerberfeld gesehen wurden, gestalten nun in Schwetzingen zwei Programme, in denen sie Bekann­tes mit (Wieder­)Entdeckungen beziehungsreich mischen. In Zoltán Kodálys Schaffen steht das frühe Trio­Intermezzo am Übergang zwischen der Brahmstradition, in der er ausgebil­det wurde, und der Orientierung an alter ungarischer Volks­musik und ihrer Idiomatik. Im Horntrio, einem bedeutenden Werk in Brahms’ kompositorischer Entwicklung, fand nicht nur die Liedkunst, sondern auch Autobiographisches Eingang in die Kammermusik. In der äußerlichen Unbeschwertheit und formalen Klarheit von Schuberts »Forellenquintett« verbirgt sich ein kühner Experimentiergeist.

Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) / 18 € (IV)

Einstand IPreisträger des

ARD-Musikwettbewerbs

Friedrich Witt 1770 – 1836 Quartett Es-Dur für Horn, Violine, Viola und Violoncello

Max Reger 1873 – 1916

Trio für Violine, Viola und Violoncello d-Moll op. 141b

Ludwig van Beethoven 1770 – 1827

Sonate für Horn und Klavier F-Dur op. 17

Hermann Goetz 1840 – 1876 Quintett für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier c-Moll op. 16

Montag, 21. Mai, 15 Uhr, MozartsaalPfingstmontag

Der Beethoven­Zeitgenosse Friedrich Witt war zu seiner Zeit im süddeutschen Raum ein hoch geachteter Komponist, sti­listisch stand er Haydn nahe. Sein Werk für Horn und Streich­trio folgt der Tradition des »Quatuor concertant«, das sich vor allem in Frankreich großer Beliebtheit erfreute – auch an den deutschen Fürstenhöfen, die sich kulturell am west­lichen Nachbarn orientierten. Hermann Goetz gehört zu den tragischen Künstlern des 19. Jahrhunderts, denen in ihrer kurzen Schaffenszeit neben den Größen der Epoche kein nachhaltiger Durchbruch gelang. Bedauerlich. Wenn man seine Kammermusik richtig beurteilen wolle, müsse man Mozarts beste Quartette und Quintette zum Vergleich her­anziehen, meinte George Bernard Shaw. Für sein Klavier­quintett op. 16 wählte er dieselbe Besetzung, die Schubert dem damaligen Auftrag entsprechend für sein »Forellen­quintett« verwendete. Mit seinen Streichtrios durchmaß Beethoven gleichsam im Zeitraffer die Entwicklung von Sere­naden­ zum anspruchsvollen Kammermusikstil.

Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) / 18 € (IV)

Einstand IIPreisträger des

ARD-Musikwettbewerbs

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ARMIDA QUARTETT

Martin Funda ViolineJohanna Staemmler ViolineTeresa Schwamm ViolineJulian Steckel Violoncello

QUATUOR MODIGLIANI

Amaury Coeytaux ViolineLoic Rio ViolineLaurent Marfaing ViolaFrançois Kieffer Violoncello

—Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791

Streichquintett g-Moll KV 516

Johannes Brahms 1833 – 1897 Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18

Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847 Oktett Es-Dur op. 20

Donnerstag, 24. Mai, 19.30 Uhr, MozartsaalSWR2 Das musikalische Quartett mit Lotte Thaler und Gästen, 17.05 Uhr, Jagdsaal

Zwei Quartettformationen tun sich zusammen und gestalten den Übergang aus ihrem angestammten Gebiet hin zur gro­ßen Besetzung. »Dieses Oktett muss von allen Instrumenten im Stile eines symphonischen Orchesterwerks gespielt wer­den«, verlangte Mendelssohn für sein Opus 20. Für Brahms war das Sextett eine wesentliche Station vom Denken in der Klangfülle, die seine Klaviersonaten zu »verschleierten Sym­phonien« (Robert Schumann) machte, hin zur pointierten Konzentration seines Quartettstils. Das Genre, dessen Tradi­tion er begründete, umfasst das Streichquartett von zwei Seiten: von der Expansion und Reduktion her, denn vom Trio aus gedacht und doppelt dessen Stimmen – Weite und Ver­dichtung sind in eins gebracht. Ähnliches gilt für Mozarts Quintette, in denen wie in Brahms’ Sextetten ein persönli­ches Bekenntnis mitschwingt.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)con gusto zzgl. 28 €

Streichquartett mal zwei

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Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 Sonate F-Dur KV 533

Ludwig van Beethoven 1770 – 1827

Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109

Franz Schubert 1797 – 1828

Sonate c-Moll D 958

Freitag, 25. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Übergang? Gefährdung? Zukunftsblick mit Rückversiche­rung? Mozarts vorletzte F­Dur­Sonate beginnt, als solle sie eine Fuge werden, erfüllt die Erwartung aber erst spät, dann jedoch mit kunstvoller Dichte. Zauberflötentöne klingen he­rein, Konzertantes wird eingebaut – die Sonate erscheint als offenes System mit vielen Verbindungen zu den Nachbar­gebieten. Zwei Charaktere bestimmen Beethovens letzte E­Dur­Sonate: ein rascher, drängender und ein ruhiger, der anfangs zu versonnener Verspieltheit neigt. Sie erfahren viele Verwandlungen; Gegensätze verschränken sich: die Konzent­ration auf wenige Grundgedanken und die Weitung in einen Kosmos des musikalisch Möglichen, der aus ihnen entsteht. Mit seiner letzten c­Moll­Sonate komponierte sich Schubert aus dem Kraftfeld Beethovens heraus – durch deutliche Be­zugnahmen, aus denen er eigene Wege findet, bis zum Finale, das den Gestus der »Sturmsonate« fast zur Raserei steigert.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

KlavierabendChristian Blackshaw

Nils Mönkemeyer ViolaAndreas Arend Theorbe, Jarana

—Werke von Johann Hieronymus Kapsberger, John Dowland, Henry Purcell, Johann Sebastian Bach, Jimi Hendrix und Andreas Arend

Freitag, 25. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie

Nils Mönkemeyer gehört zu den herausragenden Bratschisten unserer Zeit. Er ist vielfach gefragt als Solist des Orchester­repertoires aber auch als sensibler Kammermusiker. Darüber­hinaus sucht er immer wieder nach Wegen, den Mangel an Originalliteratur für sein Instrument auszugleichen und ent­wickelt spannende, oft unkonventionelle Programmideen. Der Titel seines jüngsten Programms – Feedback – steht für Meta­morphosen bekannter Werke und Fassungen, fließende Gren­zen, Altbekanntes in neuen Zusammenhängen. Kombiniert mit Musik von Jimi Hendrix, erscheinen Werke alter Meister wie Johann Sebastian Bach, John Dowland, Henry Purcell und Johann Hieronymus Kapsberger in neuem Licht. Kongenialer Partner bei diesen Grenzgängen ist Andreas Arend, der neben der Theorbe die Jarana, die mexikanische Schwester der Gi­tarre, spielt und eine eigene Komposition beigesteuert hat, die den Gedanken der Solosuite aufgreift und somit die Musik Bachs in die heutige Zeit spiegelt.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategoriecon gusto zzgl. 28 €

GrenzgängeFeedback

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Ruben Staub KlarinetteUstad Ghulam Hussain RubabMirweis Neda TablasDragan Ribič AkkordeonVolker Staub Perkussion, Leitung

Samstag, 26. Mai, 15 Uhr, Lapidarium

Als die Taliban 1996 die Kontrolle über Kabul übernahmen und gemäß ihrer Auslegung der Scharia eine extreme Musikzensur einführten, wurde Herstellung, Spiel, ja sogar Besitz von Mu­sikinstrumenten unter Androhung von Verstümmelung und Tod verboten. Allein Gesang wurde zur legitimen Musik erklärt. Die Rahmentrommel, mit der die Taliban­Lieder begleitet wer­den, war das einzige erlaubte Instrument. Bis heute werden Musiker in Afghanistan von den Taliban massiv bedroht. 2015 fasste Ustad Ghulam Hussain den Entschluss, seine Heimat zu verlassen und flüchtete nach Deutschland. Ustad ist von Afgha­nistan bis Nordindien der Ehrentitel für große Meister. Ghulam Hussain ist ein solcher, ein Virtuose auf der Rubab, einem fas­zinierenden Saiteninstrument, das als Nationalinstrument von Afghanistan gilt. Die zentralen rhythmischen Begleitinst­rumente der Rubab sind zwei Tablas, Kesseltrommeln mit gro­ßem Klangspektrum, die aus der Musik Indiens, Pakistans und Bangladeschs bekannt sind. Sowohl das Spiel der Rubab als auch der Tabla erfordert eine ebenso virtuose wie filigrane Technik, um die charakteristische hohe rhythmische und melo­dische Dichte zu ermöglichen, kaum vergleichbar mit der der westlichen Musik. Dafür verzichtet die Musik dieser Länder auf wesentliche Bausteine der abendländischen Musik: die mehr­stimmig ausgestaltete Harmonie und die Notenschrift. Ein Di­alog der Kulturen, entwickelt für die Klanginstallation Heimat.

Tickets: 10 € | Stehplatz

HeimatFinissage-Konzert

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Kolumnentitel

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MagazinAKADEMIE FÜR ALTE

MUSIK BERLIN

RIAS KAMMERCHOR BERLIN

Rinaldo Alessandrini LeitungRichard von Bernuth Szenische Einrichtung

Ruby Hughes SopranTim Mead CountertenorStuart Jackson TenorRoderick Williams Bass

—Henry Purcell 1659 – 1695

The Fairy Queen Z 629

Halbszenische Aufführung

Samstag, 26. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater

Er ist ein Freund der mutigen Thesen, der kreativen Interpre­tationen und einer klaren künstlerischen Urteilskraft: Rinaldo Alessandrini konzentriert sich auf die Musik zwischen Mon­teverdi und Rossini. »Wir müssen uns in die Zeit etwa eines Purcell versetzen. Damals spielte man seine Musik und viel­leicht noch die von zwei, drei anderen Komponisten. Jeder Musiker hatte ein Gefühl für Tempi, Vokabular, Ausdruck. Wir müssen heute lernen, die Sprache jener Zeit zu verstehen.« Musikalische Interpretation ist für ihn Kommunikation – mit dem geschriebenen Werk und mit dem modernen Hörer. Mit dem RIAS Kammerchor, der Akademie für Alte Musik und ei­nem hochkarätigen Solistenteam führt er Henry Purcells Fairy Queen auf, komponiert für ein Maskenspiel nach Shakespea­res Sommernachtstraum. Die Interpretation beginnt bereits bei der Auswahl der Stücke und bei der Frage, wie das Verhält­nis des Schauspiels und seines Textes zu den Musiknummern Purcells gestaltet wird. Alessandrini bringt eine eigene Versi­on nach Schwetzingen. Im Anschluß an diesen zauberhaften Sommernachtstraum laden die Festspiele zum heiteren Aus­klang mit Barbecue und Musik in den Schlossgarten.

Tickets: 88 € (I) / 68 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan AAbschlussfest zzgl. 45 € (Barbecue exkl. Getränke)

The Fairy QueenSemi-opera in fünf Akten

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Kolumnentitel

ein Licht gleicht dem der tiefstehenden Sonne, zumal der provenzalischen. Abende beginnen mit dieser Über­treibung: Bündel oranger Strahlen blitzen in die Gesichter. Dann geht das Orange über in die komplementäre Farbe. Die sogenannte blaue Stunde, die eintritt, wenn die Sonne unter den Horizont gesunken ist, war damals in Marseille

besonders schön. Und um des Schönen willen waren die beiden Frauen in diese Stadt gekommen – entschlossen, es hinter, über oder unter dem bekannteren Hässlichen des Orts zu finden. Sie hatten einander am frühen Nachmittag in der Ausstellung Black and Blue: A Mediterranean Dream des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée kennengelernt. Fast 40 Jahre trennten die Frauen und trennten sie wieder nicht; der Abstand schien unwichtig. Neigung zur Kunst verband die beiden. In ihr hatten sie einander getroffen wie sonst zwei Fremde mitten auf einer Brücke. Dem Besuch der Ausstellung war ein langer Spaziergang gefolgt, am Wasser entlang, fort vom Ausgangspunkt, dann wieder zu ihm hin. Endlich näherten sich die beiden Frauen der Brücke, die das Fort Saint­Jean mit dem Musée verbindet.

DIE ÄLTERE Das Herz geht mir über, wenn ich die stolze Festung des jungen Son­nenkönigs sehe. Heute müssen wir die Festung Europa bauen. Hier am Mittelmeer.

DIE JÜNGERE Ein flotter Übergang von damals zu heute. Dass schon Ludwig der XIV.

Frankreich vor den Afrikanern zu retten suchte, wollen Sie aber nicht suggerieren?

VON ANDREAS DORSCHEL

K

Wahrscheinlich gibt es keinen Übergang, ohne dass etwas oder jemand über-gangen wird. Auch die besten Brücken tritt man mit Füßen.

Claudio Monteverdi, Porträt von Bernardo Strozzi, um 1630.

PasserelleMarseiller Gespräch

vom Übergang

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Marseiller Gespräch vom ÜbergangPasserelle

Ä: Immerhin: Schon im 17. Jahrhundert äußerte ein feinsinniger Beobachter, die Nähe zu Algier habe Marseille barbarisiert.J: Eselsbrücken – Brücken für Esel. Sie wollen mir gerade weismachen, der delikate Herr habe vor 300 Jahren Klage geführt über ungezogene Asylbewerber?Ä: Das nicht. Und mit dem Fort wollte Louis le Grand seinen Untertanen einfach nur Freude machen. Seinen Ausspruch habe ich mir gemerkt: »Nous avons remarqué que les Marseillais prisaient fort les jolies bastides. Nous avons voulu avoir la nôtre à l’entrée de ce grand port.« Falls Ihr Schulfranzösisch eingerostet ist: »Wir haben bemerkt, dass die Marseiller hübsche Festungen sehr mögen. Unsere eigene wollten wir am Eingang zu diesem großen Hafen haben.« So spricht ein Souverän. Heute ist Politik Souveränitätsverzicht – Schwäche, gekleidet in mora­lische Heuchelei.J: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Kanonen des Bollwerks auf die Stadt ge­richtet sind, nicht in Richtung See? Es hatte vorher einen Aufstand in Marseille gegeben; die Festung war die in Paris formulierte Antwort auf die Rebellion. Von Saint­Jean aus hielt die Staatsgewalt die Bewohner in Schach. Die Macht der Kro­ne stand nun stets vor aller Augen. Das »jolie« in Ludwigs Bemerkung ist königlich ironisch. Oder königlich sarkastisch. Insofern souverän, das gebe ich zu. Bedroh­lich souverän. Heute ist die Festung hübsch, weil keine Bedrohung mehr von ihr ausgeht. Und die Freude, von der Sie sprachen, ist jetzt erst angekommen, dank jener Politiker, die Sie verachten. ›Museum der Zivilisationen Europas und des Mit­telmeers.‹ Marseille als Brücke nach Afrika. Als Pforte zum Orient.Ä: Da wollen Sie hin?J: Ich bin so frei, ja. Architektur stellt entweder Macht dar oder schafft Freiheit. Die Geldbesitzer sind besessen davon, ihre Herrschaft der Stadt in senkrechter Form einzuschreiben. Das haben Sie dort drüben: Zaha Hadids CMA CGM Tower, 33 Stockwerke, kein Übergang, kein Zugang, es sei denn mit Plastikkarte dieser Firma. Frei hingegen macht uns die gebaute Waagerechte – als Symbol des Übergangs zwischen den Kontinenten und Kulturen die Passerelle hier über uns. Zugleich ein Übergang zwischen den Zeiten, von alt zu neu.Ä: Von besser zu schlechter: Alt, hüben, der souveräne Schwung; neu, drüben, das eckige Konstrukt des Schwachen, der souveränen Willen durch berechnete Winkel ersetzt.

J: Es lebe die Geometrie. War diese oberste Wissenschaft Frankreichs nicht auch stark genug, Sie hierher zu ziehen? Ich bin an keinem Ort der Welt lieber als an dieser Brücke.Ä: Eine Brücke würde ich das Ding kaum nennen. Ein mickriger Steg – Prädikat: béton fibré ultra performant.J: Was Sie Mickrigkeit nennen, sollte Ihnen zusagen. Waren Sie nicht eben noch dafür, alle Brücken hinter uns Europäern abzubrechen? Dann gälte: Je mickriger, desto besser.Ä: Leider ist selbst mickriger Beton ziemlich haltbar. Im übrigen stelle ich nur fest: So baut man jetzt ein Idyll. Dem Menschen soll es nicht zu gut gehen, wenn er übergeht. Das ist in der Zeit, in der wir es aushalten müssen, vielleicht sogar weise. Wenigstens klug. Oder schlau.J: Komfort ist schließlich nicht alles. Das Leben tanzt auf der scharfen Klinge eines Rasiermessers – einst beliebt als Waffe im Marseiller Hafenviertel. Statt mich in ei­ner breiten Festung einzumauern, balanciere ich lieber auf dem dünnen Betonsteg.Ä: Ich weiß. Ich weiß sogar warum. Weil Sie ortlos geworden sind. Weil Sie keine Wurzeln mehr haben. Weil Sie nicht wissen, wo Sie hingehören.J: Kann ich etwas dafür?Ä: Ja. Der Jude, den die Nazis verjagten, ihn aus den Wurzeln reißend, konnte nichts dafür, dass er im Exil wurzellos war. Stalin siedelte die Kulaken um mit dem Ziel, ihre Existenz zu zerstören. Ihr globalen Kinder macht euch selber wurzellos und habt euren Spaß daran. Ihr könnt etwas dafür.J: Sie starren dabei auf Ihre schwarzen Schuhspitzen, als ob Wurzeln von ihnen ausgingen. Wäre es schlimm, ohne Wurzeln zu sein?Ä: Nicht in den Zweigen, in den Wurzeln steckt die Kraft eines Baumes.J: Kraft durch Freude?Ä: Durch Tiefe. Nur wer Wurzeln hat, kann in die Tiefe reichen. Ohne Wurzeln bleibt man flach.J: Ach ja – die deutsche Tiefe. Ein Sieb, das nur das Feste hält. Das Flüssige rinnt hindurch. It’s all water under the bridge now.Ä: Dass der Mensch Wurzeln braucht, ist zeitlos. In diesem Punkt bin ich radikal. Radikal von ›radix‹, ›die Wurzel‹.J: Aber kann man seine Wurzeln nicht mitnehmen?

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Ä: Dann sind sie ohne Boden.J: Und im neuen Boden?Ä: Eichen in der Sahara? Der Boden muss zum Samen passen, sonst schlägt er keine Wurzeln.J: Dann bin ich nicht radikal. Denn mich überzeugen diese Bilder nicht. Pflanzen haben Wurzeln. Menschen haben Beine. Wir sind die geborenen Übergänger. Transit­Wesen. Unseren Beinen verdanken wir alles; sie bringen uns ins Unbekann­te. Auf die andere Seite. Deshalb ist das Überschreiten einer Brücke ein Fest für die Beine. Schwarz kreuzt Blau – das Blau des Wassers, das Blau des Himmels. Wie auf dem Gemälde von Miró, vorhin in der Ausstellung. Auf der anderen Seite des Steges werden wir anders empfinden. Die Römer hatten Recht, ihren obersten Priester Pontifex zu nennen – Brückenbauer.Ä: Jetzt fehlt mir von Ihnen nur noch eine erbauliche Ansprache zur Brücke als Ort des Austauschs der Kulturen. Dem fügt sich nicht ganz, dass das deutsche Wort ›Brücke‹, schwedisch ›brygga‹, mit ›Prügel‹ nahe verwandt ist. Armeen, nicht zu­letzt die römischen, überquerten Grenzflüsse gern auf Brücken. Auch eine Art von Übergang. Soviel zu dieser menschenfreundlichen Philosophie der Begegnung.J: Sie halten Menschen für feindselig von Natur?Ä: Von Natur und Kultur aus für selbstsüchtig, nicht für feindselig; stößt aber die Selbstsucht auf den Widerstand der Selbstsucht anderer – scheint sie auch nur auf solchen zu stoßen –, dann geht sie in Feindseligkeit über.J: Und das ist eine Selbstsucht, die Sie predigen – als Fan imposanter militärischer Anlagen zum Beispiel?Ä: Zum Predigen fehlt mir der Glaube. Ich konstatiere bloß die Selbstsucht in allen energetischen Varianten, von lahm bis rasend, und auf allen Seiten, besonders üb­rigens beim Übergang von einer Seite zur anderen. Die schnellere Form des Über­gehens ist dann das Überlaufen. Bevorzugtes Ziel des Überläufers ist ein siegender Feind. Im Überläufer kommt der Opportunismus des Übergängers zu Tempo. Und damit zu sich selbst.J: Eine Welt voller Täter, die Sie sich ausmalen. Gibt es da nicht auch Opfer?Ä: Dem Übergang folgt der Untergang.J: Des Abendlandes?Ä: Ich baue Ihnen eine Brücke: Es muss nicht gleich das Abendland sein.

J: Sondern?Ä: Manchmal werden die Täter zu Opfern. Haben Sie in Venedig den Ponte dei Sospiri gesehen? Die Seufzerbrücke verbindet den Dogenpalast über den Rio di Palazzo hinweg mit den Bleikammern der Prigioni. Ein Übergang von Freiheit und Leben zu Haft und Tod.J: Und unschuldige Opfer? Gibt es die in Ihrem düsteren Schauspiel auch?Ä: Kann man etwas für sich tun, das nicht sofort jemandem wehtut?J: Das heißt?Ä: Das heißt: Es gibt zu jeder Zeit viele, die sich für unschuldige Opfer halten. Sie fühlen sich übergangen. Vom Leben, von den Mitmenschen, vom lieben Gott. Von Paris, wenn man Marseiller ist. Wahrscheinlich gibt es keinen Übergang, ohne dass etwas oder jemand übergangen wird. Auch die besten Brücken tritt man mit Füßen.J: Ein wenig wundere ich mich schon, dass Sie in Ausstellungen gehen und sich schöne Dinge anschauen. Wer so schwarz sieht wie Sie, sollte nichts anderes sogar noch im Goldgrund eines Marienaltars erkennen.Ä: Ein sattes Anthrazit kann sehr schön sein. In Schwarz gehen alle Farben über, wenn man sie mischt. Das ist ihr letzter Übergang.J: Aber Sie müssen offensichtlich nicht in Museen pilgern, um schwarz zu sehen. Suchen Sie Trost in der Kunst?Ä: Fast alles, was uns als Trost angeboten wird, ist Ramsch.J: Auch die Kunst?Ä: Die nicht. Trost will die Distanz zum Verschwinden bringen. Kunst ist, für den Künstler zunächst und dann für das Publikum, eine Übung im Abstandhalten …J: Abstand?Ä: Abstand. Wir gehen so leicht über vom Gefallenfinden zum Verschlucken. Große Kunst führt in ihren Werken vor, dass dieser Übergang nicht sein muss, und

Das Neue im Lichte des Alten zu sehen: Dies ist die Bedingung, unter der allein die Welt verständlich wird.Andreas Dorschel

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Passerelle

blockiert ihn beim Betrachter. Sie lehrt uns, wie jemand oder etwas betrachtet und geliebt werden kann, ohne ergriffen, benutzt oder verbraucht, das heißt: dem gierigen Organismus des Selbst einverleibt zu werden.J: Ich fürchte, Sie üben Ihre Liebe an der Kunst, um sie aus der Wirklichkeit heraus­zuhalten.Ä: Wenn der Liebe ungeeignete Objekte angeboten werden, geht sie auf ein ge­eignetes über. Der Religionslehrer in der Volksschule sagte mir, Gott liebe mich und Jesus sei für mich gestorben; ich müsse beide dafür wiederlieben. Eine Liebe, geknüpft an die Bedingung der Gegenliebe, schien mir seltsam. Ich bemühte mich nach Kräften, sie mir auch nur vorzustellen; es gelang mir nicht. Meine Mutter sagte mir, ich solle meinen Nächsten lieben, wie mich selbst. Ihre eigene Leidenschaft war das Schenken. Sie gab mit vollen Händen und zwang den Vater, diese Hände immer wieder zu füllen. Vor dem Haus warteten die Armen darauf, von ihr beschenkt zu werden. Auch den Kindern verlangte sie ab, aus Liebe Opfer zu bringen. Sie verletzte unser eben erst gewachsenes Kindergefühl, es gebe etwas, das nur uns, keinem an­deren gehöre. Zwar fügten wir uns der mütterlichen Macht. Aber wir begannen, die Armen zu hassen, die uns beraubten. Ich verbot mir diesen defensiven Hass, aber er erwies sich als etwas, gegen das Verbote nicht helfen. Die verbleibende Liebe, nach­dem sie an Gott, Jesus und dem Nächsten abgeglitten war, ging auf die Kunst über.J: Ist es Liebe, was so trennen kann?

So viele Gespräche die eine wie die andere Frau in ihrem Leben je auch schon geführt hatte: dieses hier im Alten Hafen von Marseille, der jeden Passanten auf eine Bühne setzt, jeden Zuschauer ungefragt zum Mitspieler macht, führte sie sich selber und einander vor. Nie verstanden sie besser, dass ein Gespräch zu füh­ren eine Rolle – seine Rolle – zu finden bedeutet. Für Redende und, wie sie hoffen, Überredende ist am Ende auch die Sonne nur ein Rampenlicht im Schnürboden des Planetensystems. Der einen blauen Stunde, die ein solcher Scheinwerfer zu­stande bringt, folgen immer viele schwarze. In diesen leuchten die vergangenen weißen, gelben, orangen, blauen Lichter des Tages nurmehr als schwache Schim­mer von Gedächtnisbildern nach. Manchmal verwandeln sich diese gewichts­losen Erscheinungen in schwere Träume.

Dein neues Musiktheater trägt den Titel ARGO, des wohl bekanntesten Schiffes der Mythologie. Was war die Ausgangsidee? Ich war fasziniert von der Figur des Butes, einem der Argonauten, der mit Orpheus und Jason auf Reisen war. Auf ihn gestoßen bin ich durch die Lektüre des Buchs Butes von Pascal Quignard, eines französischen Autors, der auch in Spanien seit einigen Jahren sehr bekannt ist.

Butes nahm zwar an der Argonautenfahrt teil, ist aber viel weniger bekannt. Warum gerade diese Randfigur der Argonauten? Die Figur des Butes wird nur kurz erwähnt, gerade mal zwei Zeilen sind in der Argonautika von Apollonios von Rhodos über ihn zu finden. Orpheus dagegen ist eine der bekanntesten Figuren der Mythologie, dessen Geschichte von Künstlern immer wieder aufgegriffen und neu erzählt wird. Was mich besonders interessiert hat an der Argonautenfahrt, war die Begegnung mit den Sirenen, die mit ihrem Gesang die Seefahrer betörten, um sie zu töten. Denn hier spielt Butes eine ganz besondere Rolle. Orpheus übertönt mit seiner

Die Schwetzinger Festspiele 2018 eröffnen mit der Premiere eines neuen Musik ­theaterwerks des spanischen Komponisten José Maria Sánchez­Verdú, das gemein­sam mit dem Staats theater Mainz produziert wird. Die Dramaturgin Ina Karr sprach mit dem Komponisten über die Arbeit an diesem Werk.

ARGO

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ARGO Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú

Musik die Sirenen, er spielt die Lyra so laut, dass er sich und die anderen Argonau­ten vor der Gefahr schützen kann. Butes dagegen springt ins Wasser, er setzt sich diesem Gesang aus – und riskiert damit, unterzugehen. Dass Aphrodite ihn retten wird, weiß er ja nicht. Eine Generation später lässt sich Odysseus am Mast fest­binden, damit er den Gesang hören, aber sich nicht ins Wasser stürzen kann. Die Konstellation von Butes (als Anti­Orpheus), Orpheus (der den Gesang der Sirenen meidet) und Odysseus (der sich nur dem Hören hingibt, aber nicht der Gefahr) ist für mich der Kern dieses »dramma in musica«. Butes ist allerdings derjenige, der auf der Suche nach diesem faszinierenden Gesang sein eigenes Leben vergisst. Abenteuer und Suche kommen bei ihm vor Sicherheit und Schutz.

Das Mittelmeer als historischer und geographischer Raum war für dich bereits in vorangegangenen Kompositionen ein wichtiges Thema. Welchen besonderen Bezugspunkt bildet in ARGO das Mittelmeer – das Mare Nostrum? Die ganze Dramaturgie dieses Musiktheaters bezieht sich auf das Mittelmeer beziehungs­weise im weitesten Sinne auf das Element Wasser: als Übergang, als das Unbe-

kannte, als Territorium. Seit der Antike – in Griechenland der »Pelagos« oder die sogenannte »Thalatta« – und bis in die Gegenwart ist das Mare Nostrum nicht nur Natur, sondern vor allem auch eine menschliche Domäne – ein Ort, an dem Macht­kämpfe ausgetragen wurden, wo erobert wurde, der eine religiöse Rolle spielt und der Schauplatz großer menschlicher Dramen ist. Das Mittelmeer ist deswegen für mich Ort des Dramatischen (damals und heute) und auch der Auseinandersetzung, sei es auf politischer, sozialer oder ökonomischer Ebene, ebenso wie es ein Ort des Austauschs von Kunst und Kenntnissen sein kann.

Ausgangspunkt in diesem Kosmos des Mittelmeers war die Begegnung der Argo-nauten mit den Sirenen und insbesondere der Sprung von Butes. Die antiken Stof­fe ermöglichen und erfordern stets neue Lesarten, deshalb sind sie per se zeitge­nössisch. Darüber hinaus wurden und werden Mythen immer wieder künstlerisch verarbeitet, anders erzählt und interpretiert, wie gerade die Geschichte der Sire­nen zeigt. Mythologie ist für mich deshalb auch eine Geschichte der Übergänge. Der Autor Gerhard Falkner und ich haben versucht, den Sirenen­Mythos in ver­schiedenen Stadien nachzuvollziehen. Der ursprüngliche Mythos, der viel weniger präsent ist als die Begegnung von Orpheus oder später Odysseus mit den Sirenen,

erzählt von nur drei Sirenen – drei Ungeheuern, deren Gesang als monströs und unmenschlich beschrieben wird. Erst später wurden aus den drei einzelnen viele Sirenen und ihre Gesänge zu Musik stilisiert. Diese Archetypen und Hauptfigu­ren eröffnen für mich ein Drama, das ich in Musik setzen möchte. Dieses Musik­drama beginnt für mich mit der Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und der Frage, wie man sich dazu verhält.

Gerhard Falkner hat den Text für ARGO geschrieben und ge-meinsam habt ihr die Konzeption dieses Musiktheaters ent-wickelt. Das Buch von Quignard, das den ersten Impuls gege­ben hat, ist poetisch, eine Art Essay, aber kein Theatertext. Gerhard Falkner hat die Reise auf dem Meer in verschiedenen Etappen und Stationen festgehalten. Es war ein langer Pro­zess, in dem wir kontinuierlich an der Struktur des Stückes gearbeitet haben. Wichtig war für mich, dass ich mit meiner Musik, die eher reduziert ist, auf den Text reagieren kann. Mei­ne Personen in diesem Werk brauchen nicht viel Text, oft reicht die Verdichtung in einem Wort, einer kurzen poetischen Textpassage. Deshalb hat Gerhard Falkner sein Libretto im Laufe der Arbeit immer stärker konzentriert. Die Ausbalancie­rung von Text und Musik werden wir in Zusammenhang mit dem Raum und der Elektronik sicher im Laufe der nächsten Monate noch weiter entwickeln.

Für jedes deiner Stücke suchst du nach spezifischem musika-lischem Material. Worin besteht das bei ARGO? Ich suche nach bestimmten Elementen, Materialien, nach einer Ausei­nandersetzung mit Wahrnehmungsprozessen der Zuschauer und Raum­Möglichkeiten für die Musik. Jede neue Arbeit im Musiktheater ist für mich eine Art Reise durch ein neues Land, durch neue Abenteuer …

Du hast es gerade erwähnt: Die musikalischen Möglichkei-ten des Raumes sind essentielle Komponenten deiner Arbeiten. Deshalb ha-ben wir im Vorfeld mit Musikern und Sängern sowohl die Bühne als auch den

José Maria Sánchez-Verdúist 1968 in Andalusien geboren, studierte bei Franco Donati und Hans Zender. Neben seiner Kom-positions- und Dirigententätigkeit ist er Professor für Komposition in Zaragoza und unterrichtet darüber hinaus an der Robert-Schumann- Hoch schule Düsseldorf. Seine Ar-beit wurde mehrfach mit internati-onalen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Kompositionspreis Cristó-bal Halffter, dem Preis der Jungen Deutschen Philharmonie, dem För-derpreis der Ernst von Siemens Mu-sikstiftung, dem Irino Prize (Tokyo). Als Komponist arbeitet er mit bekannten Ensembles, Orchestern und für Festivals. Zu seinen Musik-theaterwerken mit Licht- und Raum-dramaturgien gehören mittlerweile bereits neun Werke, u. a. ATLAS, GRAMMA, AURA, El viaje a Simorgh und Libro de las estancias sowie Butes, eine Vorstudie zu ARGO.

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Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú

SCHOLA HEIDELBERG

ENSEMBLE AISTHESIS

SWR EXPERIMENTALSTUDIO

Joachim Haas AuraphonWalter Nußbaum Leitung

—Werke von José María Sánchez- Verdú, Josquin des Préz, Manuel Cardoso und Tomás Luis de Victoria

Donnerstag, 19. April, 21 Uhr, Peterskirche, Heidelberg20.15 Uhr, Gespräch mit dem Komponisten

Die Musiktheaterproduktion ARGO ist Anlass zur Zusammenarbeit: Vor der Schwetzinger Uraufführung widmet das benachbarte Mu­sikfestival Heidelberger Frühling dem Kompo­nisten José M. Sánchez­Verdú ein Porträtkon­zert. Der spanische Komponist schreibt Musik, die ihre Inspiration vielfach aus der Musikge­schichte, besonders aus der Alten Musik der iberischen Halbinsel, bezieht. Auch Architek­tur und Raum bestimmen die musikalische Textur seiner Kompositionen. Im Konzert des Heidelberger Frühling stellt das Klangforum Heidelberg, unterstützt vom SWR Experimen­talstudio, der Musik von Sánchez­Verdú Werke alter Meister aus Spanien und Portugal ge­genüber. En Gespräch mit dem Komponisten führt in den Abend ein.

Eine Veranstaltung des Heidelberger Frühling in Kooperation mit den Schwetzinger SWR Festspielen und dem SWR Experimentalstudio

Tickets: 35 € / 25 €Ticket-Telefon 06221 58 400 44

Scriptura antiquaPorträtkonzert

José M. Sánchez-Verdú

Zuschauerraum des Rokokotheaters in Schwetzingen akustisch ausgelotet. Wel-che Vorstellungen von Raum verfolgst du bei der Arbeit an ARGO? Die Dimen­sion des Schiffes ARGO (das Territorium, der Ort dieses Dramas) und das Wasser sind die wichtigsten inneren Aspekte des Stückes, die Basis des Geschehens. Deshalb wird der Zuschauerraum zur Arena der Meer­Wahrnehmung. Ich versu­che den Raum kompositorisch so einzubeziehen, dass sich das Publikum quasi innerhalb eines Schiffes befindet, in einem räumlichen, aber natürlich auch in einem poetischen Sinne.

Du entwickelst in Zusammenarbeit mit Joachim Haas vom SWR Experimental-studio das elektronische Instrument »Aulos« (eine Art Installation). Damit be-ziehst du dich auf das gleichnamig antike Blasinstrument, das aus zwei Rohren mit Grifflöchern bestand. Was können wir darunter verstehen? Das »Aulos« besteht aus den Instrumenten Oboe und Englisch Horn, die rechts und links von der Bühne angeordnet sind und durch Live­Elektronik verbunden werden. Sie sind für mich Hauptelemente, quasi »Figuren« des Dramas. Darüber hinaus werden aber auch weitere Instrumentalisten im Zuschauerraum verteilt sein. Eine besondere Rolle spielen drei von Sabrina Hölzer entwickelte Doppelhörner.Live­Elektronik spielt für mich generell eine ebenso wichtige Rolle wie Sänger­ensemble und Orchester, sie gehen einen Dialog ein. Für mich ist es wichtig, dass die Zuschauer den Raum, seine Besonderheiten akustisch entdecken und ver­schiedene Perspektiven gleichzeitig wahrnehmen können. Ähnlich wie bei einem Relief soll man den Raum plastisch, sinnlich erleben können. Bei ARGO geht es mir darüber hinaus um musikalisch erzeugte, virtuelle Raumbewegungen in der Wahrnehmung der Zuhörer. Ich nenne es das »Argo Navigations System«.

Wie können wir uns dieses »Argo Navigations System« vorstellen? Und welche Funktion hat es? Durch die Elektronik möchte ich eine Oszillation des Raumes entwickeln und verschiedene Wahrnehmungsprozesse in Gang setzen. Dabei übertragen wir musikalisches Material live und elektronisch bearbeitet in den Raum, in dem überall Lautsprecher positioniert sein werden und wodurch wir eine veränderte Raumdimension erreichen wollen. Die Bühne und der Zuschau­erraum sollen ihre Stabilität verlieren, vergleichbar mit der Situation auf einem schwankenden Schiff, auf dem man immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät.

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roße Bekanntheit gehört nicht gerade zu den ersten Quali­tätsmerkmalen in der klassischen Musik. Schön, wer sie hat. Auch nicht schlimm, wer sie nicht hat. Antje Weithaas sagte einmal, dass vor allem die Musiker sie kennen würden. Man darf hinzufügen, dass mit »Kennen« durchweg auch »Schät­

zen« gemeint ist, was bei einem Berufszweig nicht wenig heißt, der in hohem Maß und notwendigerweise von Konkurrenzdenken geprägt ist. Die Geigerin sagte das ohne einen Anflug von Bitterkeit. Im November vor einem Jahr feierte Weithaas ihren 50. Geburtstag. Die Chancen sind nicht gering, dass sie weiterhin und viel­leicht auch für immer der heißeste Geheimtipp bleiben wird, den die Geigenszene in Deutschland zu bieten hat. Das ist nicht wenig. In Zeiten, da vermeintliche Stars von den Plattenfirmen immer offensiver ins Spiel gebracht werden, erweist sich die Karriere im Verborgenen mehr und mehr als eigentlicher Qualitätsnachweis.

»Selbstvermarktung? Keine Ahnung, was das ist«, kann Antje Weithaas deshalb fröhlich zu Protokoll geben. Sie hat ihren Kreis von Kollegen, mit denen sie immer wieder zusammenarbeitet, die Pianisten Lars Vogt und Martin Helmchen zum Bei­spiel, und sie hat, selbstverständlich, ihr Publikum, von dem sie zuverlässig und stets aufs Neue gefeiert wird. Vielleicht auch aus der Verwunderung heraus, dass man von dieser Geigerin zuvor kaum etwas, möglicherweise auch gar nichts gehört hat.

Die Stille, die für viele nach wie vor den Namen Weithaas umgibt, hat natürlich auch mit der Geigerin selbst und ihrer Person zu tun. Sie sagt von sich selbst, dass sie abseits der Bühne eher ungern im gesellschaftlichen Mittelpunkt steht. Was keine gute Voraussetzung ist, wenn es etwa darum geht, die neueste CD von sich selbst anzupreisen. Dass bei ihrem Geburtstagskonzert im Berliner Konzerthaus damals im November vor einem Jahr ihre Kollegen und Studenten am Ende ein Happy Birth-

day sangen, war ihr erkennbar peinlich. Dem Außenstehenden zeigte sich dabei jedoch eine Wärme der Empfindung ihr gegenüber, die für diesen Berufszweig er­neut ungewöhnlich ist. Man konnte es als dankbare Reaktion darauf verstehen, dass Antje Weithaas zwar Geigen­Solistin ist, sich aber nie im Solisten­Dasein verlor. Sie verstand ihre herausgehobene Rolle immer als eine gemeinschaftsstiftende. Des­halb spielt sie neben ihren Solo­Auftritten Klaviertrio, deshalb gründete sie mit der

VON CLEMENS HAUSTEIN GMomente der Hingabe

Nach wie vor ist Antje Weithaas der wohl größte Geheimtipp der

Geigenszene. Manchem würde das zu schaffen machen, sie kümmert es

wenig. Weil es sie zugleich frei macht.

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Momente der HingabeAntje Weithaas

Bratscherin Tabea Zimmermann und dem Cellisten Jean­Guihen Queyras ein Streichquartett, deshalb unterrichtet sie als Professorin an der Berliner Hanns Eisler Musikhochschule, deren Studienplätze zu den begehrtesten überhaupt ge ­hören. Eine ihrer Studentinnen, Sarah Christian, gewann beim vergangenen ARD­ Wettbewerb in München einen zweiten Preis, der erste Preis wurde nicht vergeben.

Vor acht Jahren übernahm Weithaas außerdem die künstlerische Leitung der Camerata Bern, mit der sie auch bei den Schwetzinger SWR Festspielen gastieren wird. Vom Konzertmeisterpult aus leitet sie dort Werke für Kammerorchester, aber auch Sinfonien der Wiener Klassik. In Schwetzingen wird Antje Weithaas mit der Camerata der Volksmusik nachspüren, wie sie Inspiration war für die Moderne in der Musik. Frank Bridge, Zoltán Kodály, Béla Bartók: Sie alle griffen auf Volksmelo­dien zurück, um »Übergänge« zu schaffen zu einer neuen Musik. Solchen »Über­gängen« spürt das kommende Festival auch im Ganzen nach.

Dass es um den Namen Weithaas vergleichsweise still ist, darin liegt zugleich eines der wertvollsten Pfunde. Weil niemand an der Geigerin zieht und zerrt mit Ansprü­chen und Bedürfnissen und sie dadurch weniger Kraft aufwenden muss, das zu

bewahren, was heute doch immer stärker zählt: Authentizität. Zum Authentischen bei ihr gehört auch, dass sich hinter dem Namen Antje Weithaas gar kein so stiller Mensch verbirgt. Als Beweis könnte herhalten, dass der Geigerin ein Happy Birth-

day auf offener Bühne zwar peinlich ist, dass nach einem Konzertauftritt das Feiern bei gutem Rotwein aber unbedingt dazugehört. Man hört es aber auch schon an ihrem Spiel, das sich durch eine ungewöhnliche Sprechfähigkeit und Eindringlich­keit auszeichnet. Vieles teilt sie mit dem Geiger Christian Tetzlaff, mit dem sie – noch etwas Ungewöhnliches unter Geigenvirtuosen – gute Freundschaft verbindet.

Beide testen Extreme aus, in der Klangfarbe, in der Lautstärke, im emotionalen Ausdruck. Klangliche Schönheit muss dabei nicht an erster Stelle stehen, gehört im Spiel von Antje Weit­haas aber immer zur Ausgangsposition, von der aus klangliche Expeditionen unternommen werden und zu der stets auch wieder zurückgekehrt wird. Ihr Geigenton hat eine kraftvolle Bündelung, woraus wiederum die weiten Möglichkeiten ihres Spiels erwachsen: Wenn die Bündelung gelockert und der Ton durchlässig wird für andere Farbwerte. Jeder Komponist hat seine eigene Sprache und Klangästhetik, die es für die Geigerin zu entdecken gilt. Weithaas spricht deshalb von Interpretation als einem Prozess des »Verstehens«, der für jeden Komponis­ten und jedes Werk aufs Neue in Angriff genommen werden müsse. Gerade das Unterrichten von Studenten hilft ihr dabei. Es gehe dort ja um das Erklären von Musik, um das Fassen in Worte und damit um ein Bewusstwerden, von dem sie am Ende wieder selbst profitiere.

Die Bewusstheit darüber, was sie tut, trägt viel zur besonderen Kraft bei, die das Spiel der Geigerin kennzeichnet. Was sie als richtig und logisch erkannt hat, vertritt sie entschieden, man­che sagen: vehement, womit zugleich der Zwiespalt aufgeho­

ben ist zwischen kühlem Wissen und emotionalem Fühlen. Der Moment der Wie­dergabe ist bei Weithaas ein Moment der Hingabe, ihr Wissen als Interpretin geht in diesem Augenblick auf in einer dienenden Haltung dem Komponisten gegenüber.

Mit viereinhalb Jahren begann Antje Weithaas mit dem Gei-genspiel und studierte später bei Werner Scholz in Berlin. 1987 ge-wann sie den Kreisler-Wettbewerb in Graz, 1988 den Bach-Wett-bewerb in Leipzig und 1991 den Internationalen Joseph-Joachim- Violin-Wettbewerb in Hannover. Einige Jahre lehrte sie als Professo-rin an der Berliner Universität der Künste; 2004 wechselte sie an die Hochschule für Musik Hanns Eis-ler. Seitdem ist sie zu einer Violin-pädagogin von Weltrang geworden. Antje Weithaas spielt ein Instru ment von Peter Greiner aus dem Jahr 2001.

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Antje Weithaas

Immer wieder betont die Geigerin, wie entscheidend für ihren Weg die ersten Jahre ihrer Karriere waren. Nach einer soliden musikalischen Ausbildung in Dresden und in Berlin konnte sie, die in Guben in der Niederlausitz geboren wurde, »im geschütz­ten Raum«, wie sie es ausdrückt, erste Auftrittserfahrung sammeln. Die DDR wank­te zwar ihrem Ende entgegen, die Förderung begabter junger Musiker funktionierte jedoch weiterhin. Ihr boten sich zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten, bei denen sie sich vor kleinerem Publikum ausprobieren konnte und wo sie Fehler machen durfte. Zugleich hatte sie ihren ersten großen Wettbewerbserfolg im Westen beim Joseph­Joachim­ Violin­Wettbewerb in Hannover. Als die Mauer fiel, war Antje Weithaas 24 Jahre alt und ließ auf sich zukommen, was das neue Leben so bringen würde. »Nichts geplant, aber vieles passiert«, so pflegt die Geigerin ihren Werdegang zu charakterisieren, »Glück gehabt« – und auch Mut bei neuen Herausforderungen. So traf sie die Anfrage der Berner Camerata, die Leitung des Ensembles zu überneh­men, aus heiterem Himmel. Auf den anfänglichen Reflex, dieser Aufgabe bestimmt nicht gewachsen zu sein wegen der geringen Erfahrung als Orchesterleiterin, folgte die Zusage. Sie sei jemand, der immer viel gezweifelt habe, sagte sie einmal. Das habe sie jedoch immer auch vorangebracht. Auch im Fall der Camerata, wo sich acht fruchtbare Jahre anschlossen.

Gleichwohl gehört zu Antje Weithaas das Bedürfnis nach rechtzeitigem Wechsel, auch aus der Furcht heraus, zu routiniert zu werden. Diese Spielzeit ist ihre letzte bei der Camerata Bern, in der kommenden Saison wird Patricia Kopatchinskaja ihre Nachfolge als künstlerische Leiterin antreten. Gut möglich, dass sich Weithaas bei den Auftritten danach dem genau entgegengesetzten Ende der Violinliteratur ver­stärkt widmen wird: den Werken für Geige solo. Gerade schloss sie ein CD­Projekt ab, bei dem sie Johann Sebastian Bachs Partiten und Solo­Sonaten denen des belgi­schen Violinvirtuosen Eugène Ysaÿe gegenüberstellt. Auch für ihr Solo­Rezital bei den Schwetzinger SWR Festspielen greift sie auf diese Programmidee zurück. Ein Abend im Klavierquintett kommt dazu, womit die Vielseitigkeit der Geigerin in brei­tem Umfang zu erleben sein wird. Das Publikum wird sich auf packende Konzerte gefasst machen dürfen. »Entweder weinen oder sauer sein«, so wünschte sich Weithaas einmal die Reaktion ihrer Hörer.

m Sonntagmorgen beim Familienfrühstück Bach­Kantaten im Radio hören, diese Erfahrung zählt zu den prägenden Kindheitserinnerungen der Cellistin Tanja Tetzlaff. Ihre musi­kalische Sozialisation blieb zwar nicht auf den berühmten Barockkomponisten beschränkt. Bachs Suiten für Violoncello solo sind aber ein nicht wegzudenkender Teil ihres breiten

Repertoires. Mit deren innerer Kraft und spiritueller Energie identifiziert sich Tanja Tetzlaff in ihrem künstlerischen Wirken. Auch verbindet die weitgereiste Solistin und Kammermusikerin mit Bach Heimat­ und Geborgenheitsgefühle: »Wenn ich schlecht drauf bin, und ich höre zum Beispiel die Goldberg-Variationen an, dann fühle ich ein Aufgehobensein, was ich sonst nicht so kenne«, bemerkte Tanja Tetzlaff kürzlich in einem Interview.

VON EGBERT HILLER

ADie Cellistin Tanja Tetzlaff

Eintauchen in Gefühle, Geschichten

und Abenteuer

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Eintauchen in Gefühle, Geschichten und AbenteuerTanja Tetzlaff

Musik und die Freude am Musizieren empfindet sie als eine Form von Heimat. Mit einem klischeebehafteten Heimatbild hat das aber nur wenig zu tun. Heimat, das kön­nen für sie bestimmte Orte, Klänge oder Erinnerungen sein: »Einerseits gibt es die Mu­sik, mit der ich als Kind aufgewachsen bin, in meinem Heimathaus sozusagen, das war neben Bach die Kirchenmusik, Alte Musik, dann aber auch Mozart, Motetten von Hein­rich Schütz und Ähnliches. Andererseits löst Musik bei mir Erinnerungen aus. Das kann eine Mahler­Sinfonie sein, die ich irgendwann mal gespielt habe, es kann Musik sein, die mich an Natur erinnert. Es gibt ganz unverhofft Situationen, wo ich denke, oh, da wird etwas von ganz früher angerührt. Und das ist dann eigentlich ein Heimatgefühl.«

Heimat bedeutet für Tanja Tetzlaff aber auch die Nähe zu bestimmten Menschen und – nicht zuletzt – die enge Beziehung zu ihrem Instrument: »Mein Guadagnini Cello begleitet mich ja jetzt schon sehr lange auf allen Reisen und in allen Konzerten, das ist natürlich kein Stück Holz mehr oder ein Handwerkszeug, sondern ich liebe es und fühle mich auf sehr spezielle Art zuhause damit.«

Diese Selbstvergewisserung im Kontext eines vielschichtigen Heimatbegriffs geht in Tanja Tetzlaffs gedanklichem Kosmos Hand in Hand mit einem tiefen Verständnis von stetem Wandel, dem auch ihre eigene (künstlerische) Existenz unterworfen ist. Diese Dimensionen des Lebens und Erlebens zum Ausdruck zu bringen, ist eine zent­rale Triebfeder ihres Musizierens. Musik hat für sie unsagbar viel zu sagen, und auch wenn sie die Verknüpfung von Wort und Ton durchaus als beglückend empfindet, ist es doch in erster Linie das mit Worten Unsagbare, worin sie den spezifischen Reiz und die Intensität des Mediums Klang ausmacht. Diese Intensität hat nichts Starres und Beharrendes an sich. Es ist vielmehr eine Intensität, die sich in permanentem Übergang befindet und sich in seelischen Zuständen und Prozessen niederschlägt. Schließlich spiegeln sich schon im Er­ und Verklingen jedes einzelnen Tons Werden und Vergehen wider.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass Tanja Tetzlaff bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2018 besonders im Fokus steht. Das Motto dieser Ausgabe lautet »Übergänge«, und in ihren Programmen im Rahmen des Festivals zeichnen sich Phä­nomene des Übergangs eindringlich ab. Jedes einzelne Werk im Konzert vom 11. Mai im Mozartsaal – zusammen mit Florian Donderer (Violine), Sharon Kam (Klarinette) und Kiveli Dörken (Klavier) – abstrahiert von derartigen Phänomenen. Zwar ist das

Cello im Adagio aus Alban Bergs Kammerkonzert in der Trio­Fassung gar nicht gefragt. Das herbe Spannungsfeld aus Emotion und Konstruktion, aus subjektivem Klangrausch und objektiver Architektur im Übergang zur Zwölftontechnik erlebt Tanja Tetzlaff aber im Geiste mit.

In Bernd Alois Zimmermanns Sonate für Violoncello solo steht sie dafür ganz allein im Rampenlicht, ist sie auf sich selbst zurückgeworfen. Umso entscheidender ist die Kommunikation mit dem Publikum, die sie allerdings nicht nur als Solistin beflügelt, sondern die in jeder Konstellation zu einem Geben und Nehmen gerät. Wie kaum ein anderer Komponist reflektierte Zimmermann über existenzielle Fragen und Über­gänge, was auch in der spieltechnisch sehr anspruchsvollen Solosonate von 1959/60 zur Geltung kommt. Sie rührt jenseits von Pathos und Plakativität am Kern des Daseins; vorangestellt hat ihr Zimmermann Bibelworte aus dem Prediger Salomo: »… et suis spatiis transeunt universa sub caelo« (und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde).

Tanja Tetzlaffs Stunde schlägt auch in Claude Debussys Sonate für Violoncello und Klavier und in Anton Weberns Drei kleinen Stücken op. 11, in denen wie unter einem Brennglas lyrische Verinnerlichung und expressive Regungen ineinander über­gehen. Den Abschluss des Konzerts bildet Olivier Messiaens Quatuor pour la fin du temps (Quartett auf das Ende der Zeit) für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier – geschrieben 1940/1941 in deutscher Kriegsgefangenschaft. Inspiriert ist das Quartett von der Offenbarung des Johannes und vom Ge­sang der Vögel, die der französische Komponist als Mittler einer geistigen (und geistlichen) Welt ansah, deren Botschaften er sich anverwandelte: Den ersten Satz mit dem Titel Liturgie de

cristal (Kristallene Liturgie) charakterisierte Messiaen wie folgt: »Zwischen drei und vier Uhr morgens erwachen die Vögel; ein Solist, eine Drossel oder Nachtigall, improvisiert inmitten einer schimmernden Klangfülle und in der Aura von Trillern, die sich hoch in den Bäumen verlieren. Auf das Religiöse übertragen haben wir hier das harmonische Schweigen des Himmels.«

Tanja Tetzlaff studierte in Hamburg bei Bernhard Gmelin und in Salzburg bei Heinrich Schiff. Ihr Repertoire umfasst sowohl Standardwerke der klassi-schen Solo- und Kammermusik-literatur als auch Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie ist Preisträgerin mehrerer interna-tionaler Wettbewerbe und spielte mit zahlreichen renommierten Orchestern. Tanja Tetzlaff spielt ein Cello von Giovanni Baptista Guada gnini aus dem Jahre 1776.

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Eintauchen in Gefühle, Geschichten und AbenteuerTanja Tetzlaff

Präsentiert sich Tanja Tetzlaff in diesen Werken der Moderne in verschiedenen Besetzungen, so tritt sie im Konzert vom 18. Mai – ebenfalls im Mozartsaal – als festes Mitglied des nach ihr und ihrem Bruder Christian benannten Tetzlaff Quar­tetts auf. Auch Mozarts Streichquartett Es­Dur KV 428 und Mendelssohn Bartholdys Streichquartett Nr. 2 a­Moll op. 13 weisen über sich hinaus. Am deutlichsten nach­zuvollziehen sind Facetten des Übergangs aber in Beethovens Streichquartett a­Moll op. 132. Beethovens späte Streichquartette beinhalten schon deshalb Signa­le des Übergangs, weil sie in ihrer Zeit Irritationen auslösten und als »wunderliche« Schöpfungen eines längst ertaubten und womöglich wunderlich gewordenen Komponisten galten. In ihrer ganzen Tragweite erfasst und als Projektionen auf die Zukunft anerkannt, wurden diese Quartette erst an der Wende zum 20. Jahrhun­dert, als etwa der Philosoph Oswald Spengler Beethovens spätes Schaffen in seiner Schrift Der Untergang des Abendlandes als »Brücke zur Seele« bezeichnete. Im Streichquartett op. 132 offenbart sich diese »Brücke zur Seele« zumal im Molto adagio, dem »Heiligen Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit«.

Innermusikalisch ließ Beethoven in diesem »Dankgesang« subtil Altes in Neues und Neues in Altes übergehen, und auf programmatischer Ebene bedankte er sich dafür, dass sein Übergang vom Leben zum Tod noch einmal verhindert wurde. Er erkrankte während der Arbeit an dem Quartett schwer und wurde von seinem Arzt zur Kur nach Baden geschickt. Dort kehrten, zumindest vorübergehend, seine Gesundheit und sein Humor zurück. Dem Arzt sandte er einen Kanon über die Worte: »Doktor sperrt das Tor, dem Tod, Note hilft auch aus der Not«, und in sein Konversationsheft schrieb er: »Mein Arzt half mir, denn ich konnte keine Noten mehr schreiben, nun aber schreibe ich No­ten, welche mir aus den Nöthen helfen.« Mit besagten »Noten« meinte Beethoven die des »Heiligen Dankgesangs«, der mit seiner spirituellen Intensität und strukturellen Dichte für Tanja Tetzlaff einen Höhepunkt im Konzert des Tetzlaff Quartetts markiert.

Noch zwei weitere Konzerte bestreitet Tanja Tetzlaff bei den diesjährigen Schwet­zinger SWR Festspielen. Mit Florian Donderer (Violine) und Hans­Kristian Kjos Sørensen (Perkussion) lotet sie am 12. Mai in der Orangerie Grenzgänge zwischen den Genres und Stilen aus. Und im Kinderkonzert mit Kiveli Dörken (Klavier) und Sørensen am 13. Mai im Jagdsaal weckt sie die Klangfantasie der Kleinen und Kleinsten, für die die Berührung mit faszinierenden Tönen und Geräuschen zur Initial­

zündung und zum Schlüsselerlebnis für den Zugang zur Welt der Musik werden kann. Darin sieht Tanja Tetzlaff eine sehr bereichernde künstlerische Aufgabe; auch weil sie selbst erfuhr, wie wichtig frühe Anregungen für den eigenen Horizont und die eigene Entwicklung sind. Dabei geht es beileibe nicht nur um die Erziehung des musikalischen Nachwuchses, sondern vor allem darum, Musik als eine Kunstform zu vermitteln, die auch jenseits professioneller Ansprüche Spaß und Erfüllung bie­tet, die Kompetenzen in anderen Bereichen stärken kann und ausgleichend auf den emotionalen Haushalt ausstrahlt.

Tanja Tetzlaff selbst schlug sehr schnell den professionellen Weg ein. Nach Unter­richt im Kindesalter studierte sie an der Musikhochschule Hamburg bei Bernhard Gmelin und am Salzburger Mozarteum bei Heinrich Schiff. Längst gibt die großartige Cellistin ihr profundes Können und Wissen selbst in Meisterkursen weiter. Die vier Konzerte bei den Schwetzinger SWR Festspielen unterstreichen ihre ungeheure Bandbreite, die sich auch in ihren CD­Veröffentlichungen und den vielen weiteren Konzertaktivitäten ablesen lässt. Mit dem Tetzlaff Quartett, das auch auf Tournee geht (im November 2017 war es beispielsweise in den USA), spielte sie auf mehreren CDs Streichquartette von Joseph Haydn, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Jean Sibelius, Arnold Schönberg und Alban Berg ein. Den Klaviertrios von Johannes

Jede Musik löst bei mir Erinnerungen aus ... Und das ist dann eigentlich so ein Heimatgefühl.Tanja Tetzlaff

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Tanja Tetzlaff

Brahms widmete sie sich zusammen mit ihrem Bruder Christian Tetzlaff und dem Pianisten Lars Vogt. In dieser Besetzung gastierte das Trio in der laufenden Saison in Antwerpen, Luxemburg, Freiburg, Bilbao, Paris und London.

Dazu kommen Engagements als Solistin mit renommierten Orchestern und Dirigen­ten weltweit, und dass ihr Repertoire neben den klassisch­romantischen Werken auch solche des 20. und 21. Jahrhunderts umfasst, ist für sie eine Selbstverständlichkeit. 2011 ist sie die Solistin auf einer CD mit den Cellokonzerten von Wolfgang Rihm und des Österreichers Ernst Toch – ein Komponist, der zu Unrecht weitgehend in Verges­senheit geriet: In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er verfemt, bereits 1933

emigrierte er zunächst nach Paris und London, 1935 dann in die USA. Begleitet wird Tanja Tetzlaff auf diesen brillanten Aufnahmen von der Deutschen Kammerphil­harmonie Bremen, zu der sie ein besonderes Verhältnis hat. »Direkt nach meinem Studium bekam ich«, so Tetzlaff , »eine halbe Stelle als Solocellistin bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen angeboten – gleichzeitig hatte ich aber auch schon ein paar schöne Preise bei Wettbewerben gewonnen und angefangen solistisch und mit Kammermusik zu konzertieren.« Dirigiert haben bei den Aufnahmen Peter Ruzicka und Florian Donderer, der als Geiger ja auch einer ihrer Kammermusikpartner ist. Mit der norwegischen Pianistin Gunilla Süssmann hat sie zwei CDs mit den Cellosonaten von Brahms und einem nordisch­russischen Programm eingespielt.

Mit ihrem gewaltigen Spektrum bewegt sich Tanja Tetzlaff quer durch Zeiten und Räu­me – und doch ist es ein wesentlicher Impuls, der sie leitet und ihr höchsten Genuss bereitet: »Das Eintauchen in Gefühle, Geschichten, Abenteuer, die zwar im Kopf eines anderen Menschen entstanden sind, der in einem komplett anderen Leben, oftmals in einer anderen Zeit und Welt zuhause war, und dann zu erleben, wie ich durch die Musik meine eigenen Erlebnisse und Gefühle verschmelzen lassen kann mit denen des Komponisten oder der Menschheit allgemein. Meine Hoffnung und eben auch manchmal größte Erfüllung ist, dass ich es schaffe, durch mein Spiel auch den Zuhö­rern ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen.« Auch für die Zukunft hat sich Tanja Tetz­laff viel vorgenommen, und ihr engster Vertrauter dabei ist ihr Cello selbst, dass sie im Spaß Giovanni nennt: »Mein stiller Begleiter im Nebensitz im Flugzeug – und auf der Bühne, wenn alles gut ist, ist es ein Teil von mir oder eine Verlängerung meiner Seele.«

ine »dumme welsche Kinderey«: Leopold Mozart ließ an An­tonio Salieris Opera buffa La Fiera di Venezia kein gutes Haar, als er hörte, dass sie im Karneval 1786 in München aufge­führt werden sollte. Sie sei »voll der ausgepeitschtesten ge­meinsten Gedanken, altvätterisch, gezwungen und sehr Leer an Harmonie«, schrieb er am 28. November 1785 an seine

Tochter Nannerl in St. Gilgen. Mit dieser Meinung stand der alte, verbitterte Grantler aber wohl eher allein da. Seit La Fiera di Venezia am 29. Januar 1772 in Wien uraufgeführt worden war, gehörte sie zu den erfolgreichsten musikalischen Komödien ihrer Zeit, wurde in Köln und Kopenhagen, Warschau und Moskau und an vielen anderen Orten in ganz Europa nachgespielt und verschwand erst in den 1820er Jahren aus den Spielplänen. Dem 17­jährigen Wolfgang Mozart gefiel die Oper so gut, dass er im Herbst 1773 Klaviervariationen über das Duett »Mio caro Adone« aus dem II. Akt komponierte.

VON SILKE LEOPOLD LEITERIN DER FORSCHUNGSSTELLE SÜDWESTDEUTSCHE HOFMUSIK DER HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

E

Venedig für musikalische

Touristen

Antonio Salieris La Fiera di Venezia

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Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

Die Tradition des Maskentragens in Venedig erlaubte es den Adligen aus ganz Europa, den höfischen Zwängen zu entkommen …

Als eine »dumme welsche Kinderey« konnte nur derjenige La Fiera di Venezia emp­finden, der nicht genau hinschaute. Sicher, die Handlung ist schnell erzählt, und sie ist auch nicht besonders originell: Es geht um die Liebeswirren dreier Paare, die nach vielen turbulenten Verwicklungen, Ränkespielen und Täuschungsmanövern schließlich in der richtigen Anordnung zueinander finden – der Herzog Ostrogoto und die Marchesa Calloandra, die ehrgeizige Falsirena (»falsche Sirene«) und ihr Verehrer Belfusto (»schöner Prachtkerl«), schließlich der Wirt Rasojo (»Rasiermes­ser«) und die Geschäftsfrau Cristallina (»kleiner Kristall«). Was diese Oper aber dennoch interessant und besonders macht, ist der Hintergrund, vor dem sich diese alte Geschichte abspielt. Denn der Schauplatz ist Venedig – ein Venedig, das etwa so pittoresk ist wie in Donna Leons Commissario­Brunetti­Krimis. Ein Marktplatz mit Verkaufsbuden, ein Blick auf die Rialtobrücke, ein Garten auf der Giudecca mit dem Panorama des Markusplatzes im Hintergrund samt Boot auf dem Giudecca­ Kanal, ein Ballsaal voller maskierter Gäste: Der Librettist Giovanni Gastone Boccherini, ein Bruder des Komponisten Luigi Boccherini, legte großen Wert auf umfangreiche Beschreibungen der Schauplätze und bediente dabei alle auch schon im 18. Jahrhundert existierenden Venedig­Klischees. Kein Wunder, dass La Fiera di Venezia auch in Italien häufig gespielt wurde – aber nie in Venedig selbst.

Die Bühnenbilder sind aber vor allem Hintergrund für köstliche Genreszenen aller Art, in denen sich auch eine nicht unbeträchtliche Menge Sozialkritik verbirgt. Die Himmelfahrtsmesse einschließlich jener glanzvollen Vermählung des Dogen mit dem Meer, die seit dem Mittelalter alljährlich gefeiert wurde, gehörte zu den höchs­ten Feiertagen der Republik Venedig. Die enggedrängten Verkaufsstände auf allen Plätzen der Lagunenstadt dokumentierten den Reichtum und die Weltläufigkeit der Serenissima. In Venedig trafen sich Menschen aus allen Teilen der Welt, trieben Handel miteinander, boten ihre Waren oder ihre Körper feil und versuchten, ihr Glück zu machen. Die Tradition des Maskentragens, das in Venedig auch außerhalb des Karnevals gang und gäbe war, erlaubte es den Adligen aus ganz Europa, den höfischen Zwängen zu entkommen und unter der Maske des Incognito einmal so richtig über die Stränge schlagen zu können. Und so manches Mädchen aus dem venezianischen Volk träumte davon, sich einen der reichen Männer, die auf der Suche nach besonderen Lustbarkeiten zur Himmelfahrtsmesse anreisten, zu angeln. Von nichts anderem erzählt La Fiera di Venezia in höchst unterhaltsamen

Casino, Ölgemälde von Pietro Longhi, Venedig um 1750.

Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

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Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

Episoden – wie die gewitzte Falsirena versucht, den Herzog Ostrogoto vor den Traualtar zu schleppen und dabei vor keiner Finte und keiner Verkleidung zurück­schreckt – als italienische Sängerin, als französische Händlerin, als deutsche Baro­nesse. Und wenn sich beim Maskenball die Paare verwechseln und der Herzog seiner eigentlichen Braut, der Marchesa Calloandra, die Kleider vom Leib ziehen will, weil er sie für seine Geliebte Falsirena hält, dann dürften solche Szenen nicht nur Heiterkeit, sondern auch Häme bei einem Publikum ausgelöst haben, das in den gesellschaftlichen Regeln und Zwängen seiner Zeit befangen war. Salieris La Fiera di Venezia, 1772 in Wien gespielt, gehört zu den Stücken, die so rebelli­schen Komödien wie Mozarts Le Nozze di Figaro, 1786 am selben Ort uraufgeführt, überhaupt erst den Weg bereiteten. Anders als Mozart aber lag Salieri wenig an subversiver Sozialkritik. Seine Musik betonte den Unterhaltungswert der Komödie, illustrierte die witzigen Situationen, schwelgte in schöne Melodien, ohne den Zuschauer mit allzu viel Komplexität im Tonsatz zu überfordern.

Als Erster, wie so oft, holte Kurfürst Carl Theodor die neue, in Wien so erfolgreiche Oper nach Mannheim. Schon am 22. November 1772, nicht einmal zehn Monate nach der Uraufführung, wurde La Fiera di Venezia im Mannheimer Hoftheater auf­geführt. Ignaz Holzbauer, Hofkapellmeister des Fürsten, hatte allerbeste Kontakte nach Wien, und er brachte so manche dort erfolgreiche Oper in die Stadt zwischen Rhein und Neckar. In der Abschrift der Partitur, die der Mannheimer Aufführung zugrunde lag, finden sich zahlreiche Eintragungen von der Hand Holzbauers – von Korrekturen im Notentext über nachgetragene Generalbassziffern und dynamische Zeichen bis hin zu Rollenangaben in den Ensembles. Dass Holzbauer sich intensiv mit der Partitur beschäftigte und auch die Einstudierung und Aufführung über­wachte, machen die von häufigem Umblättern zeugenden Eselsohren am unteren Rand deutlich.

Für die Aufführung in Mannheim standen die besten Sänger zur Verfügung, die man sich hätte wünschen können – allen voran die erst 16­jährige Franziska Danzi, die kurz zuvor, im Mai 1772 in Schwetzingen debütiert hatte und nun die atem­beraubende Partie der Marchesa Calloandra aus der Taufe hob. Sie heiratete später den Mannheimer Oboisten Ludwig August Lebrun, mit dem sie in den folgenden Jahren wie im Triumphzug durch ganz Europa reiste und die musikalische Welt mit der perfekt aufeinander abgestimmten Mischung von Gesang und Oboe

begeisterte. Vielleicht waren sich die beiden gemein­sam im Umkreis der Mannheimer Hofkapelle aufge­wachsenen jungen Musiker ja in La Fiera di Venezia nähergekommen; denn einer der Höhepunkte die­ser Oper war »Vi sono sposa e amante«, eine hals­brecherisch virtuose Koloraturarie, in der Calloandra mit einer konzertierenden Flöte und einer konzer­tierenden Oboe um die Wette singt.

Antonio Salieri war gerade einmal 21 Jahre alt, als ihm mit La Fiera di Venezia sein zweiter großer Erfolg auf der Opernbühne gelang. Schon früh zum Musiker ausgebildet, war er mit 16 Jahren nach Wien gekommen und hatte sich schnell am Hof Kai­ser Josephs II., der seit 1765 gemeinsam mit seiner Mutter, Kaiserin Maria Theresia, regierte, einen Na­men gemacht. Mehr als 40 Opern sollte er zwischen 1770 und 1800 komponieren, die meisten davon für

Wien, die meisten so erfolgreich, dass sie andernorts nachgespielt wurden. Sein väterlicher Freund und Förderer war Christoph Willibald Gluck; von seiner Musik ließ er sich inspirieren. Und wenn Salieri nicht im 19. Jahrhundert als möglicher Mörder Mozarts denunziert worden wäre, so wäre das Interesse an seiner Musik wohl unvoreingenommener gewesen. So aber sollte es bis ins späte 20. Jahrhun­dert dauern, bis seine Opern wiederentdeckt wurden, und das Erstaunen war groß, dass Salieris Musik weit interessanter war, als es die Überlieferung hatte wahrha­ben wollen. La Fiera di Venezia war bisher nicht dabei; zwar unterlegte die engli­sche Komikertruppe Monty Python 1974 ihren Sketch The Golden Age of Ballooning mit Ausschnitten aus der Ouvertüre; das führte aber nicht dazu, dass sich irgend­jemand den Rest der Oper einmal näher angesehen hätte. Mit unserer Neuedition kommt die Oper nach 246 Jahren wieder auf die Bühne.

Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

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er Schock, der nach Bernd Alois Zimmermanns Freitod am 10. August 1970 in die Musikwelt fuhr, machte gleichzeitig klar, dass ihm »auf Erden nicht zu helfen war« und dass Werk und Biographie existentiell verknüpft waren. Er hatte dieses Ende – nur leicht verschlüsselt – kompositorisch vorbereitet und angekündigt. Michael Gielen, Urauffüh­

rungsdirigent der Soldaten und des Requiems für einen jungen Dichter, formulierte damals einige Nachrufe, die ebenso kühn wie zutreffend behaupteten, dass »Leben und Werk auf den Tod hin zusammenschießen« und »der Tod sich organisch an das Werk« füge. Schnelle und große Übereinkunft gab es damals bei seiner musik­geschichtlichen Positionierung als »einer der wichtigsten Repräsentanten der zeitgenössischen Musik« und »einer der Großen in unserem Jahrhundert« – Ein­schätzungen, die, so lässt sich zu Zimmermanns 100. Geburtstag feststellen, gültig bleiben. Für die Jüngeren wurde er zu einer kunstmoralischen Instanz, weil er auch in Zeiten und Werken strengen kompositorischen Konstruktivismus’ auf der Funktion von Musik als Geheimnisträger, Medium des Unbewussten, Spontanen, Humanen und auf seinen Rechten als Espressivo­Musiker beharrte. Deshalb faszi­nieren, beunruhigen, bewegen und überdauern seine Kompositionen.

Die treffendste Charakterisierung stammt von ihm selbst und wird entsprechend (zu) oft zitiert: er sei »eine sehr rheinische Mischung von Mönch und Dionysos« hat Zimmermann von sich behauptet und damit die auseinanderklaffenden Aus­drucks­Eckwerte bezeichnet, zwischen denen sich der Mensch und Komponist be­wegte. Wobei auch das »sehr rheinisch« seine Bedeutung hat: Zimmermann stammt aus dem Dorf Bliesheim zwischen der Köln­Bonner Bucht und der Voreifel, wo es ländlich­katholisch zugeht, wo Kirmes, Karneval, Kirchenfeste und der Bau­ernkalender das Jahr strukturieren und ein rheinisches Platt gesprochen wird, das Zimmermann selbst geläufig war und ihn gleichzeitig amüsierte. Einen parodisti­schen Reflex solch regionaler Deftigkeiten findet man noch in einigen Frühwerken.

Zum echten rheinischen Künstlertum gehören meist enge Bindungen an die Stadt Köln und den Katholizismus – beides mit skeptischen Untertönen und Verwerfun­gen. Drei Zeitgenossen mit diesen Koordinaten fallen einem sogleich ein, neben

VON RAINER PETERS

DPrésence

Grenzübergänge von Zeiten und Künsten

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Présence – Bernd Alois Zimmermann Présence – Bernd Alois Zimmermann

Zimmermann noch Heinrich Böll und Karlheinz Stockhausen. Mit Böll war Zim­mermann befreundet, mit Stockhausen auf komplizierte und irreparable Art ver­feindet. Aber anders als Stockhausen blieb Zimmermann der Kirche – wenn auch nicht all ihren Lehren – treu. Sieben gymnasiale Jahre im Salvatorianerkolleg Klos­ter Steinfeld in der Eifel hatten seine christliche, humanistische und musikalische Bildung fundiert: bis in seine letzten Krisen­Kompositionen hinein hat er seine Partituren mit der jesuitischen Formel O.A.M.D.G. unterzeichnet – Omnia Ad Maiorem Dei Gloria (Alles zur größeren Ehre Gottes).

Der heidnische Freuden­ und Fruchtbarkeitsgott in der Zimmermannschen Selbst­charakteristik – Dionysos – ist auch ein »Gott der Finsternis«, wie man bei Nietz­sche lesen kann. Angehöriger des Jahrgangs 1918, war Zimmermann als junger Soldat ins finsterste Kapitel deutscher Geschichte verstrickt, gehörte zu der »lost generation«, der der Krieg wenn schon nicht das Leben, so doch die wichtigsten Jahre gekostet hatte. Den Frühzeugnissen seiner Nachkriegsbiographie kann man neben Aufbruchsstimmung und Aufarbeitung der Versäumnisse auch schon die Disposition zum Leiden an der Welt entnehmen. Als 1952 seine eindrucksvolle Sin­fonie uraufgeführt wurde, musste er deren Klang­Eruptionen und Paukengewitter rechtfertigen: »Ich … kann es nicht als meine Schuld ansehen, dass wir in einer Zeit leben, die vom apokalyptischen Sturm geschüttelt wird …«

»Man ist im Zustand der vollständigen ›perturbatio‹ angelangt«, notierte er auch und versuchte, aus dieser Verstörung herauszufinden und sich eine »Verfassung« zu geben. Worauf die beruhte, deutet die respektvolle Feststellung eines ansons­ten kritisch­sarkastischen Beobachters (Konrad Boehmer) der damaligen Kölner Musik szene an, dass nämlich Zimmermann »Bildung im besten Sinne des Wortes hatte. Von Aristoteles bis Joyce hatte er alles gelesen …« Zimmermann verband diesen bildungssatten, enzyklopädischen Blick auf Geistesgeschichte und Kultur­erbe (bildende Künste, Ballett und Kino inklusive) mit seiner Überzeugung von der Hauptrolle, die die Musik darin zu spielen habe und entwickelte einen Stil, den er »Pluralismus« nannte. Es war eine Theorie der Vielfalt, die mit ihrem Bewusstsein von der Allgegenwart und ständigen Erfahrbarkeit aller Epochen und Stile eine neue Art von Gesamtkunstwerk im Sinn hatte. Zimmermann hat dessen Bestand­teile im Zusammenhang mit seiner Jahrhundert­Oper Die Soldaten aufgezählt:

»Architektur, Skulptur, Malerei, Musiktheater, Sprechtheater, Ballett, Film, Mikro­fon, Fernsehen, Band­ und Tontechnik, elektronische Musik, Zirkus, Musical und alle Formen des Bewegungstheaters.«

Zimmermann hatte musikalische Pluralität ja auch schon am eigenen Leibe erfah­ren und darunter keineswegs nur gelitten: er hat – als »Brotarbeit« für den (Nord)Westdeutschen Rundfunk – ohne erkennbare Berührungsängste hunderte von Stücken für die großen und kleinen Unterhaltungsorchester des Senders arran­giert, Hörspiel­ und Filmmusik komponiert. Auch mit Tango, Walzer, Bolero, Blues und Boogie­Woogie hat er seine kompositorischen Sinne geschärft; und er hat frühzeitig eine Liebe zum Jazz gefasst, die ihn bis in seine letzten Werke begleitete. Pluralismus im Sinne des Zusammenbringens von Heterogenem findet sich früh: Das vielgespielte Trompetenkonzert etwa ist ein Choralvorspiel über ein Spiritual (»Nobody knows de trouble I see«), integriert eine Bigband und ist zwölftönig: unterschiedliche Gattungen, Epochen, Stile werden gekoppelt und geschichtet.

»Richtig« pluralistisch wurde Zimmermanns Komponieren jedoch erst, nachdem er sich die avantgardistische Satztechnik der Serialität erobert hatte und sein Denken zunehmend obsessiv um das Thema »Zeit« kreiste. Seine theologisch­philosophisch inspirierte Theorie dazu versuchte er mit der vielzitierten Metapher von der »Kugel­gestalt der Zeit« zu veranschaulichen. Sie besagt etwa, dass der Mensch in seinem »inneren Erlebnisbewusstsein« allen drei Zeitdimensionen – Vergangenheit, Gegen­wart, Zukunft – gleich nahe ist und sie in seiner Vorstellung jederzeit abrufen, der Komponist über sie verfügen kann. Eine besonders einleuchtende Chiffre für diese »Gegenwärtigkeit aller Zeitalter« sind die Zitat­Collagen, die Zimmermann in seine Kompositionen einlässt. Beide Zimmermann­Werke unseres Programms sind auf besondere Weise »pluralistisch« und verifizieren das Festivalmotto »Übergänge« durch zahlreiche Überschreitungen von Kunst­ und Gattungsgrenzen. Présence von 1961 hat an vielen Künsten Teil, ist von irritierend­inspirierender Vieldeutigkeit und Durchlässigkeit: das Stück ist Klaviertrio und »Ballet blanc« (»weißes«, also hand­lungsloses Ballett), die drei Instrumente Violine, Violoncello und Klavier repräsentie­ren Tänzer ebenso wie die literarischen Gestalten Don Quichotte, Molly Bloom (aus James Joyces Ulysses) und Ubu­Roi (die totalitäre Schreckensgestalt des französi­schen Dramatikers Alfred Jarry). Zudem tritt ein (stumm bleibender!) »speaker« in

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Présence – Bernd Alois Zimmermann

nierten Instrumentation gelernt, und er ließ später seine Studenten an der Kölner Musikhochschule die Ballettmusik Jeux analysieren, um anschließend mit ihnen über die antiformalistischen Freiheiten des Stücks ins Gespräch zu kommen.

Debussy ist auch der Grund dafür, dass unser Abendprogramm mit seinem drama­turgischen Beziehungsreichtum selbst zu einer Art Kunstwerk wird. Denn wir be­gehen nicht nur Zimmermanns 100. Geburtstag und den 50. Jahrestag der Schwet­zinger Présence-Premiere, sondern auch Debussys 100. Todestag. (Diesen Todestag und Zimmermanns Geburtstag trennen nur fünf Tage – 25. März bzw. 20. März 1918.) Deshalb wird das GrauSchumacher Piano Duo nicht nur »der spontanen, ja traumhaften Assoziation vergangener und gegenwärtiger Epochen der Musik­geschichte« (Zimmermann) in den Monologen nachspüren, sondern auch deren Verwandtschaft mit Debussys »harmonies futures«, den pianistischen Nuancen­künsten des Franzosen, die die Eindrücke von Wasser, Wolken, Nebel, Wind, Düften, von mediterranen Landschaften, exotischen Gärten und fernen Festen in erlese­nen Klang umwandeln. Nicht weniger als vier vierhändige Debussy­Kompositio­nen korrespondieren mit den Monologen: das epochale Prélude à l’après-midi d’un

faune nach Mallarmé, klingendes Abbild eines flöteblasenden Fauns, der sich an einem sonnendurchglühten Nachmittag am Ätna erotischen Gedanken an schöne Nymphen hingibt; die Six épigraphes antiques, melancholische Träume von einer bukolischen Welt am Ägäischen Meer; die Nocturnes in der Transkription von Debussys Rivalen Maurice Ravel, in denen eine mythologisierte Natur den Rahmen eines ekstatischen Festzuges abgibt; und En blanc et noir, das Spätwerk, in dem unversehens Krankheit, Krieg und antideutsche Ressentiments in das l’art pour l’art der weiß­schwarzen Tasten eindringen …

Erscheinung, der auf Tafeln notierte »Wortembleme« zu präsentieren hat, Bruch­stücke aus surrealen Gedichten des Literaten Paul Pörtner. In die Partitur, für die Zimmermann eine eigene Notation entworfen hat, sind Zitate aus Kompositionen von Richard Strauss, Sergej Prokofjew und Karlheinz Stockhausen hineingeheim­nist, Walzer und Blues klingen an. Wenn dieses vielschichtige Netzwerk von An­ und Bedeutungen in Schwetzingen als eine Art »pluralistisch­szenisches Konzert« neu inszeniert wird, dann ist das einerseits die selten zu erlebende, umfassende Realisie­rung dieses kammermusikalischen Gesamtkunstwerks, andererseits eine bewusste Anknüpfung an die Tradition Schwetzinger Premieren: denn seine szenische Urauf­führung erlebte Présence vor genau 50 Jahren, 1968, am selben Ort – im Rokokotheater. Und die Namen der Ausführenden lassen das Herz jedes Ballettomanen höher schlagen: Choreograph war der legendäre John Cranko, neben dem Stuttgarter Corps de ballet tanzten die nicht minder berühmten Solisten Marcia Haydée, Richard Cragun und Heinz Clauss. Die ferne Erinnerung an diese von Zimmermann wohl als »ideal« angesehene Inszenierung wird dem neuen Musiker­Tänzer­Choreographie­Team zweifellos nicht Hypothek, sondern Ansporn sein.

Die andere Zimmermann­Komposition unseres Konzerts sind die Monologe (1964) für zwei Klaviere, eine Reduktion und gleichzei­tig gründliche Variante des zweiklavierigen Konzerts Dialoge, die von den Pianisten nicht nur unerhörte Brillanz sondern eine Art Telepathie des Zusammenspiels verlangt: die Darstellung der komplexen Tempo­ und Metrumschichtungen setzt bei den Mu­sikern eine Art »absolutes« Zeitgefühl voraus. In diesen Schich­ten erkennt der aufmerksame Hörer Zitate aus Werken von Bach, Messiaen, Mozart, Beethoven und Debussy (außerdem Jazz und Gregorianik). Die Debussy­Zitate gewinnen noch an Bedeutung angesichts des Umstands, dass Zimmermann beide Kompositi­onen – Dialoge und Monologe – »Hommage à Claude Debussy« untertitelt hat. Er hat den Franzosen verehrt, hat in einem frühen Aufsatz schon dessen »seismographenhafte Empfindlichkeit« und »Verabsolutierung des Klanglichen« gepriesen, von seiner raffi­

Bernd Alois Zimmermann wurde am 20. März 1918 in Bliesheim bei Köln geboren. Nach dem Abitur begann er 1937 zunächst eine Ausbildung zum Volkshochschullehrer, wech-selte jedoch ein Jahr später an die Musikhochschule in Köln. 1939 wurde er zum Kriegsdienst einge-zogen. Drei Jahre später kehrte er aus Krankheitsgründen von der Front zurück. Seine Hochschul-ausbildung schloss er 1947 ab und im Frühsommer 1957 erhielt er als erster Komponist ein Stipendium der Villa Massimo in Rom, wo die Arbeit an der Oper Die Soldaten begann. Von 1957 an leitete er eine Kompositionsklasse sowie das Seminar für Film- und Rundfunk-musik an der Kölner Musikhoch-schule. Am 10. August 1970 schied Zimmermann in Groß-Königsdorf bei Köln freiwillig aus dem Leben.

Es ist wichtiger, dass Zimmermann ein sehr viel differenzierteres musikalisches Empfinden und Bewusstsein gehabt hat als die meisten Komponisten seiner Zeit …Karlheinz Stockhausen

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SAMSTAG, 12. MAI9.05 UHR, JAGDSAAL

SWR2 Musikstunde live »Das Rätsel« mit Katharina Eickhoff und musikalischen Gästen

FREITAG, 18. MAI15.05 UHR, JAGDSAAL

SWR2 Alte Musik live Gespräche und Musik zur Wiederaufführung von Antonio Salieris La Fiera di Venezia—DONNERSTAG, 24. MAI17.05 UHR, JAGDSAAL

SWR2 Musik kommentiert»Das musikalische Quartett« mit Lotte Thaler und Gästen Felix Mendelssohn Bartholdy: Oktett Es­Dur op. 20—FREITAG, 25. MAI17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

SWR2 BestenlisteDie Bücher des Monats mit Gerwig Epkes—SAMSTAG, 26. MAI9.05 UHR, MOZARTSAAL

SWR2 Musikstunde liveDie musikalische Monatsrevue mit Lars Reichow

FREITAG, 27. APRIL15.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

SWR2 Cluster liveGespräche und Musik zur Eröffnung der Festspiele—SAMSTAG, 28. APRIL17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

SWR2 Lesenswert Gespräch»Wir müssen uns endlich ent/scheitern« – Gerwig Epkes im Gespräch mit Gerhard Falkner —DIENSTAG, 8. MAI17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

SWR2 Roundtable zum 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann—FREITAG, 11. MAI11 UHR, APOLLO-TEMPEL

SWR2 Tandem Klappstuhllesung »Verfolgte Autoren«Flucht nach Deutschland von Liu Dejuin —FREITAG, 11. MAI15 UHR, MOSCHEE

SWR2 Tandem Klappstuhllesung »Verfolgte Autoren«Das Land, das sie das Leben nennen und Die verkrüppelte Frau und das Meer von Asli Erdogan

Live vor OrtEintritt frei / Ticket zum Park erforderlich

Hat Schwetzingen schon einen Regionalkrimi? »Nein, aber er wird gerade geschrieben ...«

Im September 2017 startete unter der Leitung der Autorin Carola Kupfer das Projekt »Buch macht Schule – Schule macht Buch« am Hebel­Gymnasium in Schwetzingen. 15 Schü­lerinnen und Schüler schreiben gemeinsam einen Regionalkrimi, der in der »Edition Schröck­Schmidt« veröffentlicht wird.

Schauplatz sind das Schloss mit seinem Roko­kotheater, der Schlossgarten und natürlich die Festspiele als musikalischer Höhepunkt des Jahres. Ein gefeierter Musiker kommt auf offe­

Buch macht Schule – Schule macht Buch

Rhapsody in School ist eine ehrenamtliche Ini­tiative von Künstlern für Schüler. Die Schwet­zinger SWR Festspiele sind dabei und ermögli­chen Besuche von hochkarätigen Musikern in Schulen der Umgebung. In der vertrauten At­mosphäre des Klassenzimmers haben Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, die Künstler kennenzulernen und zu befragen. Oft eröffnet eine solche Begegnung den jungen Menschen eine ganz neue Welt. Das Projekt wurde 2014 mit dem ECHO Klassik für Nachwuchsförde­rung ausgezeichnet.

Näheres finden Sie unterrhapsody­in­school.de

Sie sind eine Schule in Schwetzingen oder der Umgebung und haben Interesse an Rhapsody in School? Dann melden Sie sich gerne unterTelefon 07221 929 24990E­Mail schwetzinger­swr­[email protected]

ner Bühne zu Tode. Das Notenfragment einer frühen Komposition Mozarts, bei seinem Auf­enthalt in Schwetzingen entstanden, scheint eine Rolle zu spielen …

Spannung, sorgfältig recherchierte historische Hintergründe und sehr viel Schwetzinger Lokal­kolorit – mit diesem Rezept machen sich die jungen Autorinnen und Autoren an die Arbeit.

Das Buch wird vorgestellt am Donnerstag, 3. Mai 2018, 17 Uhr Orangerie Schloss Schwetzingen

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Staatstheater Mainz

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LA CLEMENZA DI TITO

von Wolfgang Amadeus Mozart

Musikalische Leitung:

Samuel HogarthInszenierung:

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DON CARLOvon Giuseppe Verdi

Musikalische Leitung:

Hermann BäumerInszenierung:

Elisabeth Stöppler17.3.2018

HÖRTHEATER: SONNENKÖNIGE

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Leitung: Samuel Hogarth

Inszenierung: Anselm Dalferth

7.4.2018

ARGO (UA)von José M.

Sánchez-VerdúMusikalische

Leitung: Hermann Bäumer

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Koproduktion mit den Schwetzinger SWR Festspielen

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ANTIKRIST (DEA)von Rued Langgaard

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Hermann BäumerInszenierung:

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MUSIK VOM MITTELALTER BIS ZUR ROMANTIKKONZERTE AN HISTORISCHEN STÄTTEN

Regensburger DomspatzenConcerto Köln

Alamire (Großbritannien)The English Cornett & Sackbut Ensemble (Großbritannien)

Hana Blažíková (Tschechien) & Bruce Dickey (Italien)European Union Baroque Orchestra

Figurentheater Favoletta (Deutschland)InAlto (Belgien)

La Folia Barockorchester (Deutschland)Ensemble Polyharmonique (Deutschland)

Tenebrae Consort (Großbritannien)Les Passions de l’Ame (Schweiz)

La Camera delle Lacrime (Frankreich)Vox Luminis (Belgien)

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Stylus Phantasticus (Deutschland)Sollazzo Ensemble (Schweiz)

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Konzertkarten: www.tagealtermusik-regensburg.deAusführlicher Prospekt per Post: Tel. 0941/8979786

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TELEFONISCHSWR Classic Service 07221 300 100 (MO – FR von 8 – 17 Uhr)

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PERSÖNLICHAn allen bekannten und bei Reservix Vorverkaufsstellen

SCHRIFTLICHSWR Classic ServicePostfach 22 22, 76492 Baden­Baden

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TAGES- UND ABENDKASSE Jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn an der Spielstätte; bei Konzerten mit Einführung be reits 75 Minuten vor Beginn. Bar­ und EC­Kartenzahlung sind möglich.

ERMÄSSIGUNGENMit der SWR2 Kulturkarte erhalten Sie auf ausgewählte Konzerte einen Preisvorteil von zehn Prozent. Studenten und Auszubildende bis 27 Jahre erhalten gegen Vorlage eines gül­tigen Nachweises frühestens 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn Tickets zum Einheits­preis von 16 Euro.

RESERVIERUNGEN Reservierte Tickets sind bis spätestens 30 Mi­nuten vor Veranstaltungsbeginn an der Tages­ bzw. Abendkasse abzuholen.

TICKETRÜCKNAHME Bezogene Tickets sind sofort zu prüfen; später eingehende Reklamationen können nicht be­rücksichtigt werden. Grundsätzlich sind weder Umtausch noch Rücknahme von Tickets möglich. Änderungen von Programm, Besetzung und Spielstätten berechtigen nicht zur Erstattung des Eintrittsgeldes. Bei Absage von Veranstaltun­gen wird der volle Kaufpreis zurückerstattet.

Vorverkauf ab 13. 12. 2017

Tickets &Informationen

www.schwetzinger-swr-festspiele.de

VORVERKAUFSSTELLEN

Schwetzinger Zeitung – TicketserviceCarl­Theodor­Straße 1, 68723 Schwetzingen

Rhein-Neckar-Zeitung – TicketserviceNeugasse 4­6, 69177 Heidelberg

Zigarren GrimmSofienstraße 11, 69115 Heidelberg

Musikhaus SchlaileKaiserstraße 175, 76133 Karlsruhe

Tourist-Information LudwigshafenBerliner Platz 1, 67059 Ludwigshafen

Tabak-WeissHauptstraße 61, 67433 Neustadt an der Weinstraße

Tourist-Information SpeyerMaximilianstraße 13, 67346 Speyer

Südwestdeutsche Konzertdirektion Erwin Russ GmbHCharlottenplatz 17, Eingang 2, 70137 Stuttgart

Diesbach Medien GmbH, Weinheimer NachrichtenFriedrichstraße 24, 69469 Weinheim

Bücher Dörner GmbHHauptstraße 91, 69158 Wiesloch

Bücher Dörner GmbHBahnhof Wiesloch­WalldorfStaatsbahnhofstraße 14, 69158 Wiesloch

INFORMATIONEN FÜR ROLLSTUHLFAHRER Für Rollstuhlfahrer stehen gesondert ausge­wiesene und leicht erreichbare Plätze zur Ver­fügung. Diese Tickets sind ausschließlich tele­fonisch beim SWR Classic Service erhältlich.

EINTRITT SCHLOSSPARKGültige Tickets berechtigen vier Stunden vor Veranstaltungsbeginn zum freien Eintritt in den Schwetzinger Schlossgarten. Bei Veran­staltungen mit kostenlosem Eintritt ist ein Ticket zum Park erforderlich.

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1 ROKOKOTHEATER Nicolas de Pigage schuf mit dem Rokokotheater von 1752 bis 1753 sein erstes Meisterstück in Schwetzingen. Die Erstausstattung war vom Rokokostil geprägt. Nach 1770 erfolgte eine Farbgebung in zurück­haltenden Grautönen im frühklassizistischen Stil. Der original erhaltene Zuschauerraum bie­tet mit seiner Bestuhlung von 1937 das authen­tische Bild eines intimen Schloss theaters aus dem 18. Jahrhundert.

2 MOZARTSAAL In der Salle de jeu, dem Spiel­ und Gesellschaftszimmer, fanden zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor Glücksspielabende und mu sikalische Akademien statt. Zu den Künstlern zählten auch der junge Wolfgang Amadeus Mozart und seine Schwester Nannerl. Zur dama­ligen Zeit war der Saal reich mit Parkettboden, stuckierten Decken und Kronleuchtern aus böh­mischem Glas ausgestattet. 2006 erhielt der Festsaal seinen heutigen Namen Mozartsaal.

3 JAGDSAAL Große Schauessen und Ban­kette fanden im »Speiß Saal«, dem heutigen Jagdsaal, statt. Im Küchenbau zubereitete Spei­

sen erreichten über einen Verbindungsgang auf schnellem Wege die Tafelgesellschaft. Die reichen Stuckaturen von Giuseppe Antonio Al bucci zeigen Jagdszenen und allegorische Dar­stellungen der vier Jahreszeiten. Die lindgrüne Farbe sowie die an Gartenlaternen erinnern­den Blütenlaternen aus Eisenblech lassen den Saal als Gartensaal erscheinen.

4 ORANGERIE Wenn Ende April kein Frost mehr droht, verlassen die kälteempfindlichen Zitruspflanzen in ihren Kübeln ihr Winterquar­tier. Die Orangerie bietet dann Platz für Aus­stellungen und Konzerte. Das langgezogene Orangeriegebäude wurde erst Ende der 1990er Jahre umfassend saniert – unter größtmögli­cher Schonung der Originalsubstanz aus dem Entstehungsjahr 1767.

5 LAPIDARIUM Ein Lapidarium ist eine Sammlung von Steindenkmälern – davon gibt es im Schlossgarten sehr viele. Da die originalen Skulpturen in ihrer Substanz stark gefährdet sind, benötigten sie einen sicheren Ort. In der lichtdurchfluteten Neuen Orangerie wurde das Lapidarium eingerichtet.

Spielstätten6 ST. MARIA, SCHWETZINGEN Im Ostteil von Schwetzingen, unweit des Bahnhofs, be­findet sich die zweite katholische Kirche der Stadt. Das in den Jahren 1956 bis 1958 erbau­te Gotteshaus verdankt seine Entstehung vor allem der Beseitigung eines immer drängen­der werdenden Platzproblems in der Kirche St. Pankratius. Die Bevölkerung hatte sich seit dem Bau der Stadtkirche verzehnfacht.

7 ST. PANKRATIUS, SCHWETZINGENSichtbar im Zentrum der Stadt gelegen, ist sie die älteste Kirche Schwetzingens. Nach Plänen des Hofbaumeisters Sigismund Zeller erbaut, wurde sie 1739 vom Wormser Weihbischof Anton von Merle geweiht. Sie steht an gleicher Stelle der Vorgängerkirche, deren urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1305 zurückgeht. Bald erwies sie sich jedoch als zu klein und so kam es bereits 1763 zu einer Kirchenerweite­rung. Obwohl die Kirche nie als Schlosskirche diente, ist doch überall der Einfluss des Fürs­tenhauses auf Baustil und Ausstattung unver­kennbar.

8 DOM ZU SPEYER Der Kaiserdom zu Speyer ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Romanik und ist die größte erhaltene roma­nische Kirche Europas. Seit 1981 gehört er zum UNESCO­Weltkulturerbe. Als Grabstätte sali­scher, staufischer und habsburgischer Herrscher gilt der Dom als Symbol des mittelalterlichen Kaisertums. Bis heute unverändert erhalten ge­blieben ist die Krypta des Doms. Sie ist Graban­lage von acht deutschen Kaisern und Königen, vier Königinnen und einer Reihe von Bischöfen.

9 ST. JOSEPH, SPEYER Die Stadtsilhouette von Speyer beherrschen drei Kirchenbauten: Der Kaiserdom, die evangelische Gedächtniskirche der Protestation und die katholische Pfarrkirche St. Joseph. St. Joseph wurde Anfang des 20. Jahr­hunderts im neogotischen Stil erbaut, doch gibt es auch Anklänge an Renaissance und Barock.

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ROKOKOTHEATERSaalplan B

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Parkett links Parkett rechts

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MOZARTSAAL KIRCHE ST. MARIA, SCHWETZINGEN

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ANFAHRT UND PARKEN SCHWETZINGEN

1 Schloss und Schlossgarten SchwetzingenSchloss Mittelbau68723 Schwetzingen

Service­CenterTelefon 06221 65 888 0service@schloss­schwetzingen.comschloss­schwetzingen.de

Öffnungszeiten 26. März bis 28. Oktober 2018MO – FR von 9 – 20 Uhr

Eintrittspreise Schlossgarten Erwachsene 6 EuroErmäßigte 3 EuroFamilien 15 Euro

2 Rokokotheater3 Kammermusiksaal4 Jagdsaal5 Mozartsaal6 Orangerie / Lapidarium7 Apollo­Tempel

SPEYER

1 Dom zu SpeyerDomplatz67346 Speyer

Dom­Besucherzentruminfo@dom­zu­speyer.dedom­zu­speyer.de

2 Kirche St. JosephGilgenstraße 17

8 Kirche St. PankratiusSchlossstr. 8

9 Palais HirschAm Schlossplatz

10 Kirche St. MariaUhlandstr. 14

ANREISE MIT DEM ÖPNV

Die Anreise mit dem öffentlichen Personennahverkehr wird empfohlen. Vom Bahnhof Schwetzingen erreichen Sie unsere Veranstaltungsorte in ca. zehn Minuten.

Sie können Ihre Anreise auch interaktiv planen über

schloss-schwetzingen.de/besucherinformation/anfahrt/

Friedrichstr.

Zähringerstr.

Bismarckstr.

Bahnhof Schwetzingen

Marstallstr.

Wildemannstr.Kronenstr.

Hebelstr.

Karlsruher Str.

Schlosspl.

Mühlenstr.

Nadlerstr.

Kurfürstenstr.

Mühlturmstr.

Untere Langgasse

Bahnhofstr.

Worm

ser Str. Große Greifengasse

Armbruststr.

Maximilianstr.

Karmeliterstr.

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Edith-Stein-Platz

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PARKMÖGLICHKEITEN IN SCHWETZINGEN

A SchlossgarageKarlsruher Str. 3

B Parkhaus WildemannstraßeWildemannstr. 21

C Parkplatz Alter MessplatzWildemannstr. 4

D Parkplatz Kurfürstenstraße Kurfürstenstr. 3

E Tiefgarage Marstallstraße ParkhausMarstallstr. 9

F Messplatz SchwetzingenKolpingstr. 1

PARKMÖGLICHKEITEN IN SPEYER

A Parkplatz Festplatz

B Tiefgarage Kornmarkt Parkhaus

C ContiparkParkplatz PostgalerieUntere Langgasse 6

D ContiparkParkplatz Mühlturmstraße 25

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Kolumnentitel

IMPRESSUM

Veranstalter | HerausgeberSchwetzinger SWR Festspiele gGmbHIn Verbindung mit dem Südwestrundfunk

Hans­Bredow­Straße76530 Baden­BadenTelefon 07221 929 24990E­Mail schwetzinger­swr­[email protected]

schwetzinger-swr-festspiele.de

RedaktionHeike Hoffmann (V. i. S. d. P.)Bianca Duschinger

AutorenDr. Doris Blaich, Prof. Dr. Andreas Dorschel, Clemens Haustein, Dr. Egbert Hiller, Heike Hoffmann, Ina Karr, Prof. Dr. Silke Leopold, Rainer Peters, Dr. Rüdiger Thomsen­Fürst, Habakuk Traber

GestaltungFernkopie, Berlin

DruckBlaich Druck GmbH, Straubenhardt­Conweiler

Redaktionsschluss 7. November 2017Änderungen vorbehalten

BildnachweiseS. 83 José M. Sánchez­Verdú S. 86, 88, 89, 91, 93, 95 Giorga Bertazzi S. 102 Mara Eggert S. 106 Hannes Kilian

Die Fotostrecke von Matthias Wittig entstand während der Schwetzinger Festspiele 2017.

Urheber, die zum Redaktionsschluss nicht erreicht oder ermittelt werden konnten, werden zur nachträglichen Rechtsabgeltung um Kontakt­aufnahme gebeten.

GESELLSCHAFTERSüdwestrundfunkRhein­Neckar­KreisStadt Schwetzingen

KURATORIUMMichael Sieber (Vorsitz)Prof. Dr. Dr. Andreas BarnerPeter BoudgoustStefan DallingerDr. Hermann EicherDr. John FeldmannDr. Manfred FuchsDr. Christoph HauserNorbert HeinenBernhard Hermann (Ehrenkurator)Prof. Dr. Silke LeopoldProf. Dr. Johannes MasingGottfried MüllerDr. René PöltlDr. Thomas RennerProf. Michael RoßnaglDr. Bernhard SchareckClaus SchillmannDr. Simone SchwanitzHans­Albert StechlGerhard Stratthaus TEAMGerold HugLeitung

Klaus RismondoGeschäftsführung

Heike Hoffmann Künstlerische Leitung

Kornelia Happel Leitung Festspielbüro

Ramona Picenoni Referentin der künstlerischen Leitung

Marco Misgaiski Management Musiktheater

Gloria ZganjerMarketing & Kommunikation

Bianca DuschingerRedaktion & Presse

Azita Mortazawi­IzadiBianca Karaula­Seitz (in Elternzeit)Ticketing & Protokoll

Malte SelchowJens FischerJens RebmannInspizienz

8. - 10. Juni 2018 Messe Karlsruhe

Angewandte Kunst & Design

www.eunique.euVeranstalter

zeitgleich zur:

KLANGVIELFALT ERLEBEN · JEDERZEIT ONLINESWR WEB CONCERTS

SWRCLASSIC.DE