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Berufliche Bildung in der ASEAN-Region Mit regionaler Vernetzung zu nachhaltigem Wachstum BMZ-PAPIER | 2015 BMZ-PAPIER | 2015

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Berufliche Bildung in der ASEAN-RegionMit regionaler Vernetzung zu nachhaltigem Wachstum

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BMZ-PAPIER | 2015BERUFLICHE BILDUNG IN DER ASEAN-REGION – MIT REGIONALER VERNETZUNG ZU NACHHALTIGEM WACHSTUM

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Inhalt

1. ZUSAMMENFASSUNG 3

2. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE BERUFSBILDUNGSZUSAMMENARBEIT IN DER REGION 4

3. VERNETZUNG MIT UND INNERHALB DER REGION 6 3.1. Instrumente und Kooperationsmodelle der deutschen EZ 6 3.2. Zusammenarbeit mit ASEAN und mit internationalen Gebern 8

4. THEMATISCHE SCHWERPUNKTE 10

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1. Zusammenfassung

Ein bedeutender Wirtschaftsraum in Südostasien ist der Zusammenschluss mehrerer Länder zur Vereinigung Südostasiatischer Nationen, kurz ASEAN (Association of Southeast Asian Nations). Die ASEAN-Region mit rasantem Wachstum und vielfältigen Potentialen ist wichtiger Handels- und Wirtschaftspartner Deutschlands. Dies bringen wir in unserer BMZ-Asienpolitik zum Ausdruck. Weil nachhaltiges Wachstum verlässliche Rahmen-bedingungen erfordert, engagieren wir uns im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammen-arbeit (EZ) dafür, die wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Entwicklung der Region weiter voranzubringen und die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern. Gerade die berufliche Bildung kann dazu einen wertvollen Beitrag leis-ten, indem die Entwicklung von Humanressour-cen und deren Mobilität in der gesamten Region gefördert werden.

Entsprechend ist berufliche Bildung als wichtiger Bestandteil in internationalen politischen Zielset-zungen wie den Sustainable Development Goals (SDGs) verankert. Unmittelbare Bezüge zur beruf-lichen Bildung gibt es innerhalb der SDG-Ziele 4, 5 und 8. Zudem bilden die „Education for All“-Ziele (EFA) einen wesentlichen entwicklungspolitischen Bezugsrahmen. Zusätzlich können Berufsbildungs-module zentrale Inhalte wie Kernarbeitsnormen, Arbeitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz vor-anbringen und leisten so einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu nachhaltigen Wertschöpfungs-ketten.

Die deutsche EZ setzt sich für die Förderung beruf-licher Bildung mit einem breit gefächerten Instru-mentarium ein. Ein besonderer Mehrwert ist, dass neben der bilateralen Zusammenarbeit mit den je-weiligen Ländern (u. a. Indonesien, Laos, Myanmar, Vietnam) auch Programme regional übergreifend durchgeführt werden können. So können nationale wie regionale Herausforderungen gemeistert wer-den. Entsprechend sind die Akteure und Vorhaben der deutschen EZ untereinander vernetzt. Die re-

gionale Kooperation mit ASEAN, mit der Süd-asiatischen Vereinigung für Regionale Zusammen-arbeit (SAARC), mit China, sowie mit Gebern und Implementierungspartnern haben für uns daher einen hohen Stellenwert.

Die durch den ASEAN-Zusammenschluss hervor-gerufenen regionalen Entwicklungen, z. B. die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums, haben weitreichende Folgen für die Reform-anstrengungen in der beruflichen Bildung in den einzelnen Ländern. Bisher wurden Berufsbildungs-strategien und -politiken weitgehend national entwickelt, und die Berufsbildungssysteme waren zu wenig auf den zunehmend regional integrierten Arbeitsmarkt ausgerichtet.

Daher wollen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern für vier Themenbereiche in der beruf-lichen Bildung einsetzen. Erstens halten wir Strukturreformen für notwendig, damit berufliche Bildung durchlässiger, arbeitsmarktorien tierter und in ihren Standards vergleichbarer wird. Zwei-tens soll Berufsbildungspersonal noch gezielter und bedarfsorientierter für die unterschiedlichen Aufgabenbereiche qualifiziert werden. Drittens soll die Mobilität von Arbeitskräften im ASEAN-Raum erhöht werden. Und viertens soll die Wirtschaft in die Gestaltung und Durchführung beruflicher Bildung stärker eingebunden werden.

So leisten wir einen Beitrag dafür, dass den Men-schen in unseren Partnerländern Zukunftspers-pektiven eröffnet werden. Nur wer Lebensperspek-tiven in seiner Region hat, ist bereit, diese auf Dauer mitzugestalten.

Darüber hinaus werden wir dafür eintreten, dass durch das Einbeziehen von Umweltorientierung (Green Skills) in berufliche Bildung wirtschaft-liche Entwicklung möglichst ressourcenscho-nend abläuft. Außerdem werden wir uns für eine Gleichberechti gung der Geschlechter in der beruf-lichen Bildung einsetzen und damit dem Ziel der

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G7-Staaten nachkommen, die Anzahl der Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern, die durch G7-Maßnahmen beruflich qualifiziert werden, bis 2030 um ein Drittel zu erhöhen.

Das vorliegende BMZ-Papier bildet den Rahmen für die Steuerung und Gestaltung des gesamten Berufsbildungsportfolios der deutschen EZ in der ASEAN-Region.

2. Herausforderungen für die Berufsbildungs-zusammenarbeit in der Region

Die wirtschaftliche Entwicklung der Länder Südostasiens ging in den letzten Jahren mit ins-gesamt sehr hoher, wenn auch von Land zu Land unterschied licher Geschwindigkeit voran. Insge-samt gibt es einen stetig wachsenden Bedarf an Fachkräften und somit an systematischen Quali-fizierungsmaßnahmen der Fachkräfte in der Region.

Die Förderung der Berufsbildung soll künftig stärker im Vordergrund von Anstrengungen der asiatischen Staaten und deren Wirtschaft stehen. Denn in den vergangenen Jahren hat sich ein deutlich gestiegenes politisches Bewusstsein ent-wickelt, so dass die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen Qualifizierung von Fachkräften erkannt und entsprechend in nationalen und re-gionalen Politiken verankert wurde.

Auch wenn sich die Berufsbildungssysteme und -strukturen in den einzelnen ASEAN-Mitglieds-staaten deutlich unterscheiden, begegnet man in der Region ähnlichen Herausforderungen, was deren Qualität betrifft. Bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote sind in der Regel schul-basiert, haben kaum Praxisbezug und sind meist nicht ausreichend an den Bedarfen der Wirtschaft orientiert. Jugend liche, die an den Bedarfen des Arbeitsmarktes vorbei qualifiziert werden, finden keine adäquate Beschäftigung. Zudem stehen der Wirtschaft keine adäquat qualifizierten Fachkräfte zur Verfügung und die wirtschaftliche Entwick-lung der Region wird gehemmt. Auch fehlt es an

systematischer Beteiligung lokal, national und regional agierender Wirtschaft an bedarfsnaher und praxisorientierter Qualifizierung von Fach-arbeitskräften.

Die Bedarfe der Wirtschaft werden nur selten systematisch erfasst und es gibt nur ungenü-gend Daten zur Arbeitsmarktsituation und der Bedarfsorien tierung der Berufsbildungssysteme. Eine systematische Berufsbildungsforschung, als evidenzbasierte Grundlage für politische Ent-scheidungen, findet nur vereinzelt statt.

Traditionell hat Bildung in asiatischen Ländern einen hohen Stellenwert. Doch im Gegensatz zur akademischen Bildung erfährt die berufliche Bildung zumeist eine geringe gesellschaftliche Anerkennung. Die Bil dungspolitiken in den meis-ten Ländern zielen v. a. auf akademische Berufs-karrieren und weniger auf eine praxisorientierte Ausbildung in modernen Berufen. Oft kämpft die berufliche Bildung mit einem schlechten Image und ist nicht ins Bildungssystem integriert sowie stark unterfinanziert.

Ebenso gibt es kaum berufspädagogisch, didak- tisch und fachdidaktisch qualifiziertes Berufs-bildungs personal. Lehrerkräfte beruflicher Aus-bildungen verfügen zumeist über eine akademi-sche Ausbildung, ohne jegliche Praxiserfahrung aus der Industrie. Zudem gibt es kaum Angebo- te einer strukturierten Lehreraus- und Weiter-bildung.

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Aus einer regionalen Perspektive sind die Berufs-bildungssysteme der ASEAN-Länder und die ent sprechenden Berufsbildungsstrategien und -politiken bisher noch zu wenig auf den zuneh-mend regional integrierten Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt ausgerichtet.

Die für die Berufsbildung relevanten Politikfel- der und Institutionen auf regionaler Ebene verfü-gen bislang nicht über die für einen zusammen-wachsenden Arbeitsmarkt in der Region quanti-tativ ausreichenden und qualitativ angemessenen Kapazitäten.

Ein qualitativ hochwertiges Referenzmodell für Reformen in diesem Sektor bildet das Konzept

der dualen Berufsausbildung „Made in Germany“, welches in Asien hohes Ansehen genießt und stär-ker denn je von unseren Partnern nachgefragt ist. Schlüsselmerkmale der dualen Berufs ausbildung sind insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Sozialpartnern, Wirtschaftsorganisationen und staatlicher Verwaltung, Lernen im Arbeitspro-zess, die wechselseitige Anerkennung nationaler Standards, qualifiziertes Berufsbildungspersonal sowie institutionalisierte Berufs bildungsberatung. Berufs bildungseinrichtungen in Ländern wie Singapur, Thailand oder Malaysia, die im Zuge früherer Maßnahmen der deutschen EZ gefördert wurden, ge nießen regional und international eine hohe Anerkennung.

Foto: © Nguyen Minh Cong

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3. Vernetzung mit und innerhalb der Region

3.1. INSTRUMENTE UND KOOPERATIONS­MODELLE DER DEUTSCHEN EZ

Deutschland unterstützt die Kooperationsländer in Asien mit einer einzigartigen Kombination aus bilateralen und regionalen EZ-Vorhaben. Die oft langjährige Zusammenarbeit zwischen Deutsch-land und den betreffenden Ländern ist von gegen-seitiger Wertschätzung und Vertrauen geprägt. Besonders geschätzt wird von den Partnern der Mehrebenen ansatz, welcher Unterstützung auf personeller, institutioneller und politischer Ebene ermöglicht. Zudem verfügt die deutsche EZ über einen flexiblen Instrumentenmix, der je nach Be-darf zum Einsatz kommen kann. Der Bedarf wird im Rahmen von Prüfungen erhoben, diskutiert und dokumentiert. Einen Mehrwert liefern zudem zahlreiche Alumni, deren Kompetenzentwicklung wir bereits gefördert haben und die nun als Multi-plikatoren agieren.

Um das regionale Zusammenwachsen in der beruf-lichen Bildung in Asien zu fördern und die Qualität dieses Sektors in den jeweiligen Ländern zu verbes-sern, setzt die deutsche EZ die gesamte Vielfalt an Instrumenten ein. Dazu zählen die technische und finanzielle Zusammenarbeit, auf Kurz- und Lang-zeit entsandte BeraterInnen (LZE, KZE), Entwick-lungshelferInnen (EH), Integrierte Fachkräfte (IF), Human Capacity Development (HCD), Finanzierun-gen und Ausstattungen. Dabei hat der Instrumen-teneinsatz folgende Schwerpunkte:

→ Politische und fachliche Dialogformate (zur gemeinsamen Willensbildung und Entscheidung)

→ Unterstützung von verbreitungsfähigen Modellen einer leistungsfähigen beruf- lichen Bildung mit Relevanz im Bildungs-system

→ Maximaler Einbezug der Wirtschaft bei allen Instrumenten

→ Auslotung von weiteren Standardisierungs- und/oder Bündelungs-Potenzialen in der Leistungserbringung der Vorhaben, um Effi zienz und Anschlussfähigkeit zu verbes-sern

→ Intensiver Kapazitätsaufbau und Qualitäts-verbesserung auf der Ebene von System, Organisation und Individuum, hierfür auch Nutzung von längerfristigen Formaten wie z. B. Stipendien

→ Politische und fachliche Netzwerke (zur ver-besserten Kommunikation und zum gemein-samen Lernen)

→ Unterstützung des Wissensmanagements

→ Nutzung, Weiterentwicklung und Pflege von Alumni-Netzwerken

→ Nutzung der Ergebnisse länder-übergreifen-der Facharbeitsgruppen für die Abstimmung und den Erfahrungstransfer, insbesondere im Kontext der zuvor genannten Schwerpunkt-themen

Alle Instrumente legen den Fokus auf die Stärkung der handelnden Akteure, d.h. politische Entschei-dungsträger in Ministerien und regionalen Gremien, Personal aus Fachinstitutionen (in den Ländern oder auch regional) sowie Fach- und Management-personal in Ausbildungsinstitutionen aller Art und in Unternehmen und Verbänden.

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AUS DER PRAXIS: BILATERALE KOOPERATION MIT(REFORM DER BERUFSBILDUNG)

VIETNAM

Gemeinsam mit den vietnamesischen Partnern führt das Programm eine umfassende Reform der Berufs-bildung durch. Es leistet Politik- und Systemberatung und unterstützt ausgewählte Berufsbildungsinstitute bei der Verbesserung der Ausbildungsqualität und dem Aufbau eines Netzwerks der Kompetenzzentren für berufliche Bildung.

Unter Einbeziehung der Wirtschaft werden Konzepte für eine regional anschlussfähige Berufsausbildung entwickelt und umgesetzt. Dazu gehören auch die Einführung kooperativer Ausbildungsformen und die Gestaltung eines unabhängigen Prüfungswesens.

Die Unterstützung der Berufsbildungsinstitute konzentriert sich auf die Weiterentwicklung von Ausbildungsangeboten in wirtschaftlich dyna-mischen Sektoren. Dabei orientiert sich das Pro-gramm an der „grünen“ Wachstumsstrategie des Landes. Zu den Maßnahmen gehören praxis nahe Fortbildungen für Lehrer und Ausbilder, Beratung des Schulmanagements, Anpassung der bestehen-den und Entwicklung neuer Aus bildungsangebote sowie Modernisierung der Ausstattung. Ein Kom-petenz zentrum für grüne Berufsbildung befin-det sich im Aufbau. Dazu wird das Vocational College of Mechanics and Irrigation (VCMI) zur Weiterent wicklung des Colleges zu einem Kompe-tenzzentrum für grüne Aus- und Weiterbildungs-angebote beraten.

Foto: © Ralf Bäcker

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3.2. ZUSAMMENARBEIT MIT ASEAN UND MIT INTERNATIONALEN GEBERN

ASEAN ist in drei thematischen Säulen aktiv, die sich ökonomischen, soziokulturellen und sicherheits-relevanten Fragestellungen widmen. Es ist Ziel der deutschen EZ, mit einem gut abgestimmten Mix aus verschiedenen Instrumenten der bilateralen und re-gionalen Zusammenarbeit die gemeinsame Willens-bildung und das koordinierte Vorgehen der ASEAN-Mitgliedsländer insbesondere im Bereich der Qualifizierung von Fachkräften zu befördern. Gemeinsam wollen sich die ASEAN- Mitgliedsländer und die deutsche EZ hier für fol gende Ziele einsetzen:

→ Verbesserung der Qualifikation der Arbeits kräfte

→ Verbesserung der Qualität und Bedeutung der beruflichen Bildung

→ Unterstützung von Kompetenzstandards auch für berufliche Bildung, um Berufsabschlüsse transpa-renter und vergleichbarer zu machen und die freie Beweglichkeit von Arbeitskräften zu fördern

Inhaltlich unterstützt die deutsche EZ ASEAN in den vier Bereichen Berufsbildungsreformen und -politi ken, Qualifizierung von Berufsbildungsperso-nal, Mobilität von Arbeitskräften und Zusam men-arbeit mit der Wirtschaft (vgl. Kapitel 4).

Die Entwicklung von Humanressourcen und die Förderung der Mobilität von Arbeitskräften ist in der ASEAN-Charta verankert und wird darüber hin-aus auch in den sogenannten Blueprints und bei der Initiative for ASEAN Integration (IAI) aufgegriffen.

Berufsbildungsreformen und -politiken werden in einer Vielzahl von Statements und Erklärun-gen genannt, vor allem im ASEAN Socio-Cultural Community Blueprint von 2009, sowie in den ASEAN Summit Statements und Arbeitsplänen der Ministerkonferenzen zu Arbeit und Bildung.

Auch auf die Wichtigkeit der Qualifizierung von Be-rufsbildungspersonal und der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wird in allen ASEAN-Säulen hingewiesen.

Insgesamt basiert die regionale Kooperation von ASEAN auf gemeinsamen Vereinbarungen und Beschlüssen, die im Konsensverfahren herbeige- führt werden, für die Mitgliedsstaaten aber nicht verpflichtend sind. Dies heißt für alle Politikfelder wie auch für die berufliche Bildung, dass die gemein-same Willensbildung einen sehr hohen Stellenwert hat, um zu zunehmend harmonisierten Berufsbil-dungssystemen zu kommen.

Neben ASEAN gibt es in der Region zahlreiche bi- und multilaterale Geberorganisationen. Das ASEAN- Sekretariat (ASEC) hat begonnen, das sehr diversi-fizierte Kooperationsportfolio in Form eines Donor Mappings stärker zu strukturieren und dadurch künftig stärker steuern zu können.

Das Engagement internationaler Geber konzentriert sich meist auf die bilaterale Unterstützung einzel-ner Länder. Nur wenige Geber sind zu Fragen der Integ ration der beruflichen Bildung in Form von Regionalvorhaben aktiv. Unter den multilateralen Organisationen sind dabei beispielsweise die Asian Development Bank (AsDB) mit den Berufsbildungs-aktivitäten in der Greater Mekong Subregion und die International Labour Organization (ILO) mit Aktivi-täten im Bereich Arbeitsmarkt- und Qualifikations-forschung, Anerkennung beruflicher Qualifikatio-nen und Qualifikationsrahmen in überregionalen Projekten tätig.

Unter den bilateralen Gebern sind es beispielsweise Australien und Neuseeland, die auch auf regionaler Ebene im Bereich der Einführung von Qualifika-tionsrahmenwerken (auf nationaler und regionaler Ebene) aktiv sind.

Zur stärkeren Vernetzung mit anderen Gebern hat sich die deutsche EZ folgende Maßnahmen vorge-nommen:

→ Die deutsche EZ wird die Zusammenarbeit mit Gebern, die ähnliche Berufsbildungs-konzepte verfolgen (wie z. B. die Europäische Union, Frankreich, Schweiz), sowie mit loka-len und internationalen Unternehmen weiter ausbauen. Insbesondere die schweizerische

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DEZA spielt für die deutsche EZ in Bezug auf Ko- Finanzierungen in der Region und im Rahmen des Geber komitees für duale Berufsbildung (DCdVET) eine wichtige Rolle.

→ Die deutsche EZ wird Kooperationen auch mit Akteuren, die angelsächsisch geprägte Konzepte

verfolgen (AsDB, Australien, DFID, Weltbank), intensivieren. Bei der Umsetzung von Natio- nalen Qualifikationsrahmenwerken und kom-petenzbasierten Ausbildungsansätzen (CBTs) werden wir unser Verständnis von Qualität, Unternehmensnähe und Prozessorientierung in den Dialog ein bringen.

AUS DER PRAXIS: REGIONALE KOOPERATION ZUR AUS­ UND WEITERBILDUNG VON BERUFSBILDUNGS­PERSONAL (RECOTVET)

Um eine vergleichbare Leistungsfähigkeit der Berufs-bildungssysteme in den ASEAN-Ländern zu erreichen, soll durch das Programm unter dem Titel „RECOTVET“ die regionale Zusammenarbeit intensiviert werden. Länderübergreifende Netzwerkformate wie Konfe ren- zen, Dialogforen oder Seminare unterstützen den re- gionalen Austausch, den Politikdialog und die Zusam- menarbeit mit Entscheidungsträgern. Hierbei werden die nationalen Perspektiven gebündelt und für Re-

formvorschläge auf regionaler Ebene berücksichtigt. Die entwickelten Reformkonzepte werden wiederum in den politischen Prozess der jeweiligen Länder ein-gebracht und befördern damit Harmonisierung.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vorhabens ist die außeruniversitäre Aus- und Weiterbildung des Berufsbildungspersonals. Fach- und Führungskräfte aus Ministerien, Berufsbildungsinstitutionen sowie Verbänden und der Wirtschaft werden zu regional relevanten Themen qualifiziert. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, an die Anforderungen der Wirt-schaft angepasste Weiterbildungsprogramme selbst zu konzipieren, zu implementieren und zu evaluieren.

Foto: © Nguyen Cong Trang

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→ Bestehende Kooperationen im Bereich der finan ziellen Zusammenarbeit, wie z. B. mit AsDB und AFD, werden wir weiterführen.

→ Bei multilateralen Akteuren, wie UNESCO, UNEVOC und ILO, werden wir uns stärker ein-bringen, um durch deren Bekanntheitsgrad in der Region größtmögliche Breitenwirksamkeit zu erzielen.

→ Wir werden neue Netzwerke zu asiatischen Geberorganisationen, wie z. B. KOICA, aufbauen.

→ Wir werden die Zusammenarbeit mit anderen Regionalorganisationen in Asien, wie z. B. SAARC, ausbauen und Synergien herstellen.

Zu den verschiedenen Kooperationsformaten stre- ben wir innerhalb der deutschen EZ ein verbessertes Wissens- und Kontaktmanagement an. Zusätzlich wollen wir erreichen, dass von den Zentralen in Deutschland der Kontakt zu den Zentralen der ande-ren Geber gesucht und gepflegt wird. Zudem wollen wir bei politischen Gesprächen die Nähe zu diesen Partnern herstellen. Ergänzend wollen wir auch auf der Ebene der Vorhaben die Kontakte vor Ort an-bahnen, ausbauen und pflegen. Insbesondere unsere Regionalvorhaben können dabei ein für alle deut-schen Akteure zugäng liches Wissens- und Informati-onsmanagement organisieren.

4. Thematische Schwerpunkte

Um das EZ-Engagement in der beruflichen Bildung in Asien sichtbarer, wirksamer und effizienter zu gestalten, ist eine thematische Fokussierung in der Programmie-rung und Portfolioentwicklung unabdingbar. Ebenso soll die Kooperationsintensität zwischen regionalen

und bilateralen Vorhaben deutlich gesteigert werden. Im Abgleich mit den beschriebenen Prozessen und Deklarationen in ASEAN sowie den Bedarfen der bilate-ralen Partner haben wir vier Themen identifiziert, auf die wir uns künftig stärker fokussieren werden:

Foto: © GIZ SED-TVET

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Berufsbildungsreformen und -politiken: Da die beruf-liche Bildung in der Region grundlegende strukturelle Defizite hat, erfordert eine Verbesse rung sehr grund-sätzliche und systematische Interventionen. Diese sind so zu gestalten, dass berufliche Bildung durchlässiger wird, auch in Richtung akademischer Bildung, dass in der be ruflichen Bildung die Wirtschaft eine stärkere Rolle bekommt und dass die Qualität von Aus- und Weiterbildung besser, zuverlässiger und vergleichbarer wird. Nicht zuletzt gilt es, die rechtliche und finan-zielle Basis der beruflichen Bildung gezielt zu stärken.

Mobilität von Arbeitskräften: Die Schaffung eines gemeinsamen Marktes mit zunehmender Mobili- tät der Arbeitskräfte ist für die weitere Integration des ASEAN-Raumes ein wichtiger Schritt. Gleich-wohl sind hiermit auch besondere Herausforderun-gen verbunden. Diese resultieren aus der zum Teil sehr unterschiedlichen Gestaltung und Qualität der beruflichen Bildung und ihrer Abschlüsse in den einzelnen Ländern. Der erste Schritt sind sogenann-te Mutual Recognition Arrangements (MRA), welche die gegenseitige Anerkennung verbessern. Gleich-wohl ist damit das eigentliche Problem der geringen Vergleichbarkeit und Transparenz noch nicht gelöst. Mittelfristig wird es darum gehen, über zunehmend gemeinsame Standards in den Ausbildungsordnun-gen und Abschlüssen und Referenzrahmenwerke Vergleichbarkeit und Transparenz zu befördern.

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft: Die verläss-liche Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft gilt als erstes Erfolgskriterium für die nachhaltige Gestaltung von Berufsbildungssystemen. Sie er-möglicht, dass berufliche Bildung kontinuierlich den Erfordernissen des Arbeitsmarktes entspricht. Sie ist Grundlage für ein breites gesellschaftliches Vertrauen in die Qualität von beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Qualifizierung von Berufsbildungspersonal: Gerade in schulbasierten Berufsbildungssystemen, wie sie in der ASEAN-Region vorherrschen, ist die Qualität der Lehrkraft und des Schulmanagements von herausragender Bedeutung. Nur durch deren Qualität kann hochwertige Bildung wirklich bei den Schülern und Auszubildenden ankommen.

Berufsbildungspersonal ist eine heterogene Gruppe mit diversifizierten Bedarfen. Es zählen Personen des Managements auf verschiedenen Ebenen dazu, Ausbilder, insbesondere in Betrieben, sowie Lehr-kräfte unterschiedlicher Ebenen und Fachrichtun-gen. Darüber hinaus gibt es Lehrkräfte für spezi-fische Bedarfe, die für gelungene Inklusion ein wichtiger Bestandteil sind. Insgesamt müssen ent- sprechende Rahmenbedingungen für Inklusion geschaffen werden. Dies betrifft Strukturen in den Ausbildungsstätten, Ausbildungsordnungen und Curricula, Prüfungen, Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Ausbildern und nicht zuletzt Finanzierungsaspekte.

Zukünftig ist Green Skills ein zunehmend wichti-ges Thema, dessen Entwicklung es besonders auf-merksam zu beobachten gilt. Die Förderung dieses Themas trägt zur Erreichung von SDG-Ziel 7 „Zu-gang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern“ bei. Qualifi-zierte Fachkräfte mit „grünem“ Fachwissen sind für eine nachhaltige, ökologische Entwicklung ein wesentlicher Faktor. Noch ist in der ASEAN-Region die Ressourceneffizienz gering und gleichzeitig die Belastung von Luft, Wasser und Böden partiell ge-sundheitsgefährdend hoch. Eine Green Economy, wie zunehmend postuliert, ist ohne entsprechend aus-gebildete Fachkräfte nicht umsetzbar. Daher gilt es, Berufsprofile und Curricula im Hinblick auf Energie und Ressourcenschutz und erneuerbare Energien zu erweitern und zu erneuern. Dafür bedarf es entspre-chend qualifizierter Lehrkräfte, einer engen Zusam-menarbeit mit der Privatwirtschaft sowie einer angepassten Ausbildungsinfrastruktur. Innerhalb der deutschen EZ soll das Thema Green Skills, aus-gehend vom bilateralen Portfolio Vietnams, weiter entwickelt werden, um die Relevanz für die ASEAN-Prozesse zu identifizieren. In den genannten vier Hauptthemen (Berufsbildungsreformen und -politi-ken, Qualifizie rung von Berufsbildungspersonal, Mobilität von Arbeitskräften und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft) soll Green Skills als Querschnitts-thematik von vornherein eine Rolle spielen.

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Impressum

HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst

REDAKTIONBMZ, Referat 220, Grundsatzfragen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit Asien, Südostasien, Indonesien

GESTALTUNGMediaCompany - Agentur für Kommunikation GmbH

STANDDezember 2015

DIENSTSITZE→ BMZ BonnDahlmannstraße 453113 Bonn Tel. +49 (0) 228 99 535 - 0 Fax +49 (0) 228 99 535 - 3500→ BMZ Berlin im Europahaus Stresemannstraße 94 10963 Berlin Tel. +49 (0) 30 18 535 - 0 Fax +49 (0) 30 18 535 - 2501

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