Besser erfinden mit der TRIZ-Methode · Besser erfinden mit der TRIZ-Methode Da wäre diese...

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Besser erfinden mit der TRIZ-Methode Da wäre diese wunderbare technische Idee... Aber irgendwie will und will es mit der Umsetzung nicht klappen. Weil sich ein Materialproblem nicht lösen lässt oder im Prozess etwas hartnäckig hakt. Dr. Robert Adunka hat eine Lösung. Und die besteht aus vier einfachen Buchstaben: TRIZ. Von Michaela Süß Sulzbach-Rosenberg. Wenn bei der Entwicklung eines neuen Produkts Probleme und Hürden schneller überwunden werden können, umso besser. Aber oft ist Brainstorming einfach nicht genug und etwas mehr Methode ist gefragt. Hierbei kommt dann die „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ – kurz TRIZ – ins Spiel. Dr. Robert Adunka, der als ein- ziger deutschsprachiger Wissen- schaftler das höchste internationale MATRIZ-Zertifikat des Levels 5 (TRIZ-Master) hält, erklärt im Inter- view, was es damit auf sich hat: Herr Dr. Adunka, erklären Sie doch kurz, was genau TRIZ eigentlich ist. Adunka: TRIZ ist eine in Russland entwickelte Methode zum erfinderi- schen Problemlösen. Ingenieure sol- len dadurch befähigt werden, schnel- ler und besser zu Ideen zu kommen. Auf diese Weise unterstützt die TRIZ- Methodik die systematische Innova- tion. Wie lange gibt es TRIZ schon? Das Konzept wurde bereits in den 1960er Jahren in Russland von dem Patentingenieur Genrikh Saulovich Altschuller entwickelt. Er hat Patent- schriften untersucht und dabei 40 er- finderische Prinzipien identifiziert, die immer wieder zur Anwendung kamen. Daraus zog er den Umkehr- schluss, dass man bei einem Problem auf eines oder mehrere von insge- samt 40 Prinzipien zurückgreifen kann, um schneller und effektiver zu einer Lösung zu kommen. Wie muss man sich das in der Pra- xis vorstellen? Das TRIZ-Prinzip beruht auf der An- nahme, dass sich ein konkretes Pro- blem einfacher lösen lässt, wenn man es in einzelne Bestandteile zer- legt und diese auf einer abstrakten Ebene betrachtet, um dort zu einer Lösung zu kommen. Neben den be- reits angesprochenen 40 Innovati- onsprinzipien wurden dafür auch vier Separationsprinzipien und 76 Standardlösungen entwickelt. Ein Beispiel: Sie haben einen Koffer, in den viel hineinpassen soll. Dabei stellt sich aber das Problem, dass große Koffer bei der Aufbewahrung viel Platz beanspruchen... Nun greift beispielsweise das Prinzip 15 – „An- passung“: Wenn der Koffer so kon- struiert ist, dass er faltbar ist, dann ist er an die zwei Zustände „klein beim Verstauen und groß auf Reisen“ bes- ser angepasst. Wie weit ist diese Herangehenswei- se in der deutschen Wirtschaft ver- breitet? Auf einer breiten Basis hat sich das Konzept noch nicht durchgesetzt. Siemens oder General Electric arbei- ten aber schon seit Jahren mit TRIZ. Die Wittenstein AG hat ihren „Fitbo- ne“ (ein intelligentes Implantat zur Extremitäten-Verlängerung für die Korrektur von Beinlängendifferen- zen) beispielsweise ebenfalls mit TRIZ entwickelt. Ein weiterer Beweis für die Wertigkeit von TRIZ ist übri- gens, dass es seit 2016 auch eine VDI- Richtlinie (ähnlich wie die DIN- Norm) dazu gibt. Und wie sieht es im Bereich der Lehre aus? Wo finden Studenten Vorlesungen über TRIZ? An der Friedrich-Alexander-Universi- tät Erlangen/Nürnberg gab es einen Lehrbeauftragten für TRIZ, auch an der Hochschule Niederrhein oder in Coburg finden sich Angebote. Sie unterrichten TRIZ unter ande- rem im Rahmen eines speziellen Wander-Konzepts. Wie kam es da- zu? Ich selbst bin 2014 auf dem Jakobs- weg gepilgert – und auch die grie- chischen Philosophen haben im Ge- hen gelehrt. Das hat mich auf die Idee mit der Mischung aus Theorie- Phasen und Wander-Elementen ge- bracht. Während ich mit den Teilneh- mern wandere ist Zeit, das am Vor- mittag Gelernte zu reflektieren, Fra- gen zu stellen und vielleicht auch die eine oder andere praktische Aufgabe zu lösen, bevor es wieder weitergeht mit dem theoretischen Unterricht. Eine andere Methode, Praxis-Bezug in den Unterricht einzubauen ist, ihn an Standorten wie dem Wirtschafts- museum in Wien oder dem Deut- schen Museum in München stattfin- den zu lassen. Da lassen sich neben dem Kursraum in der Ausstellung gleich die praktischen Umsetzungen besichtigen. Sie sind der erste und bislang ein- zige deutschsprachige TRIZ-Mas- ter. Welche Voraussetzungen brauchten Sie dafür. Grundsätzlich verhält es sich so, das die international anerkannten MA- TRIZ-Level 1-3 in Kursen erworben werden können. Für Level 4 muss man die MATRIZ davon überzeugen, dass man die Materie beherrscht und anwenden kann. Und bei Level 5 wird es noch anspruchsvoller. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Den theoretischen TRIZ-Master be- kommt, wer eine neue TRIZ-Metho- de entwickelt oder eine bestehende Methode verbessert hat. Für den praktischen TRIZ-Master braucht es zehn Innovationsprojekte, den Nach- weis von Patenten aus zehn verschie- denen Patent-Familien, den Nach- weis der praktischen Arbeit mit TRIZ, wissenschaftliche Veröffentlichungen über TRIZ sowie schließlich Empfeh- lungsschreiben einer regionalen TRIZ-Gesellschaft und sieben ver- schiedener TRIZ-Master. Danach darf man versuchen, seine Arbeit beim internationalen MATRIZ-Kon- gress vor einem Gremium aus meh- reren Level-5-Inhabern zu verteidi- gen. Wenn diese Personen davon überzeugt sind, dass Sie etwas Neues und Nützliches für TRIZ erschaffen haben, wird Ihnen der TRIZ-Master verliehen. Pro Jahr versuchen das maximal vier Leute und weltweit gibt es überhaupt nur rund 100 TRIZ- Master. Auch so sieht Lernen aus: Bei einigen seiner TRIZ-Schulungen setzt Dr. Adunka auf den Wechsel zwischen Theorie-Einheiten und Wander-Blöcken, bei denen Fragen geklärt werden können und mitunter auch die eine oder andere praktische Aufgabe zu lösen ist. Dr. Robert Adunka hält das MA- TRIZ-Zertifikat Level 5 (TRIZ-Mas- ter). Bilder: exb (2) Zur Person Dr. Robert Adunka ist der Ge- schäftsführer der „TRIZ Consul- ting Group GmbH“. Er arbeitete vorher hauptberuflich als TRIZ- Projektleiter für die Siemens AG. Adunka ist Vizepräsident der internationalen TRIZ-Associati- on (MATRIZ) für Europa und im Vorstand des regionalen TRIZ- Vereins TRIZ-Campus. Außerdem hält er das MATRIZ Zertifikat des Level 5 (TRIZ-Mas- ter) und ist damit der erste und bis jetzt einzige deutschsprachige TRIZ-Master. Bei zahlreichen Veröffentli- chungen auf dem Gebiet der TRIZ ist er Hauptautor und zudem Mit- autor bei 124 erteilten Patenten (64 Patente sind momentan noch aktiv), die aus 23 Patentfamilien stammen. Er ist akkreditierter TRIZ- Lehrer für die Level 1, 2 und 3. (mia) = = WALDSASSEN ESCHENBACH SCHWANDORF NAABURG AMBERG SULZBACH-ROSENBERG WEIDEN ESCHENBACH KEMNATH MITTERTEICH TIRSCHENREUTH WALDSASSEN OBERVIECHTACH Geschäftsstellen und Redaktionsstandorte Redaktionsstandorte Anzeigenannahmestellen VOHENSTRAUSS Mit unserem Set an Medien und Dienstleistungen decken wir die gesamte Bandbreite der Informationskanäle ab – mit tra- ditioneller Zuverlässigkeit und zukunftsweisender Technolo- gie – jeden Morgen auf dem Frühstückstisch und unterwegs auf mobilen Geräten. Unser modernes Druckzentrum sowie umfangreiche Zustell- dienste runden unser Leistungsspektrum für die Region ab. Wir bieten Ihnen aus einer Hand effektive Lösungen bei Gestaltung, Druck und Verteilung Ihrer individuellen Druck- aufträge. Nutzen Sie unsere Kompetenz für vielfältige Print- formate – 100 % abgestimmt auf Ihren Bedarf. Sie wollen in unseren Medien werben? Sprechen Sie uns an! Unser Kundenservicecenter ist nur ein kurzes Telefonat von Ihnen entfernt: 0961/85 502 In r Olz Zꜷ.

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Page 1: Besser erfinden mit der TRIZ-Methode · Besser erfinden mit der TRIZ-Methode Da wäre diese wunderbare technische Idee... Aber irgendwie will und will es mit der Umsetzung nicht klappen.

Besser erfinden mit der TRIZ-MethodeDa wäre diese wunderbaretechnische Idee... Aberirgendwie will und will esmit der Umsetzung nichtklappen. Weil sich einMaterialproblem nicht lösenlässt oder im Prozess etwashartnäckig hakt. Dr. RobertAdunka hat eine Lösung.Und die besteht aus viereinfachen Buchstaben: TRIZ.

Von Michaela Süß

Sulzbach-Rosenberg. Wenn bei derEntwicklung eines neuen ProduktsProbleme und Hürden schnellerüberwunden werden können, umsobesser. Aber oft ist Brainstormingeinfach nicht genug und etwas mehrMethode ist gefragt. Hierbei kommtdann die „Theorie des erfinderischenProblemlösens“ – kurz TRIZ – insSpiel. Dr. Robert Adunka, der als ein-

ziger deutschsprachiger Wissen-schaftler das höchste internationaleMATRIZ-Zertifikat des Levels 5(TRIZ-Master) hält, erklärt im Inter-view, was es damit auf sich hat:

Herr Dr. Adunka, erklären Sie dochkurz, was genau TRIZ eigentlichist.

Adunka: TRIZ ist eine in Russlandentwickelte Methode zum erfinderi-schen Problemlösen. Ingenieure sol-len dadurch befähigt werden, schnel-ler und besser zu Ideen zu kommen.Auf diese Weise unterstützt die TRIZ-Methodik die systematische Innova-tion.

Wie lange gibt es TRIZ schon?

Das Konzept wurde bereits in den1960er Jahren in Russland von demPatentingenieur Genrikh SaulovichAltschuller entwickelt. Er hat Patent-schriften untersucht und dabei 40 er-finderische Prinzipien identifiziert,die immer wieder zur Anwendungkamen. Daraus zog er den Umkehr-schluss, dass man bei einem Problemauf eines oder mehrere von insge-samt 40 Prinzipien zurückgreifenkann, um schneller und effektiver zueiner Lösung zu kommen.

Wie muss man sich das in der Pra-xis vorstellen?

Das TRIZ-Prinzip beruht auf der An-nahme, dass sich ein konkretes Pro-blem einfacher lösen lässt, wennman es in einzelne Bestandteile zer-legt und diese auf einer abstraktenEbene betrachtet, um dort zu einerLösung zu kommen. Neben den be-reits angesprochenen 40 Innovati-onsprinzipien wurden dafür auchvier Separationsprinzipien und 76Standardlösungen entwickelt. EinBeispiel: Sie haben einen Koffer, inden viel hineinpassen soll. Dabeistellt sich aber das Problem, dassgroße Koffer bei der Aufbewahrungviel Platz beanspruchen... Nun greiftbeispielsweise das Prinzip 15 – „An-passung“: Wenn der Koffer so kon-struiert ist, dass er faltbar ist, dann ister an die zwei Zustände „klein beimVerstauen und groß auf Reisen“ bes-ser angepasst.

Wie weit ist diese Herangehenswei-se in der deutschen Wirtschaft ver-breitet?

Auf einer breiten Basis hat sich dasKonzept noch nicht durchgesetzt.Siemens oder General Electric arbei-ten aber schon seit Jahren mit TRIZ.

Die Wittenstein AG hat ihren „Fitbo-ne“ (ein intelligentes Implantat zurExtremitäten-Verlängerung für dieKorrektur von Beinlängendifferen-zen) beispielsweise ebenfalls mitTRIZ entwickelt. Ein weiterer Beweisfür die Wertigkeit von TRIZ ist übri-gens, dass es seit 2016 auch eine VDI-Richtlinie (ähnlich wie die DIN-Norm) dazu gibt.

Und wie sieht es im Bereich derLehre aus? Wo finden StudentenVorlesungen über TRIZ?

An der Friedrich-Alexander-Universi-tät Erlangen/Nürnberg gab es einenLehrbeauftragten für TRIZ, auch ander Hochschule Niederrhein oder inCoburg finden sich Angebote.

Sie unterrichten TRIZ unter ande-rem im Rahmen eines speziellenWander-Konzepts. Wie kam es da-zu?

Ich selbst bin 2014 auf dem Jakobs-weg gepilgert – und auch die grie-chischen Philosophen haben im Ge-hen gelehrt. Das hat mich auf dieIdee mit der Mischung aus Theorie-Phasen und Wander-Elementen ge-bracht. Während ich mit den Teilneh-mern wandere ist Zeit, das am Vor-mittag Gelernte zu reflektieren, Fra-gen zu stellen und vielleicht auch dieeine oder andere praktische Aufgabezu lösen, bevor es wieder weitergehtmit dem theoretischen Unterricht.Eine andere Methode, Praxis-Bezugin den Unterricht einzubauen ist, ihnan Standorten wie dem Wirtschafts-museum in Wien oder dem Deut-schen Museum in München stattfin-den zu lassen. Da lassen sich nebendem Kursraum in der Ausstellunggleich die praktischen Umsetzungenbesichtigen.

Sie sind der erste und bislang ein-zige deutschsprachige TRIZ-Mas-ter. Welche Voraussetzungenbrauchten Sie dafür.

Grundsätzlich verhält es sich so, dasdie international anerkannten MA-TRIZ-Level 1-3 in Kursen erworbenwerden können. Für Level 4 mussman die MATRIZ davon überzeugen,dass man die Materie beherrscht und

anwenden kann. Und bei Level 5wird es noch anspruchsvoller. Hiergibt es zwei Möglichkeiten. Dentheoretischen TRIZ-Master be-kommt, wer eine neue TRIZ-Metho-de entwickelt oder eine bestehendeMethode verbessert hat. Für denpraktischen TRIZ-Master braucht eszehn Innovationsprojekte, den Nach-weis von Patenten aus zehn verschie-denen Patent-Familien, den Nach-weis der praktischen Arbeit mit TRIZ,wissenschaftliche Veröffentlichungenüber TRIZ sowie schließlich Empfeh-lungsschreiben einer regionalenTRIZ-Gesellschaft und sieben ver-schiedener TRIZ-Master. Danachdarf man versuchen, seine Arbeitbeim internationalen MATRIZ-Kon-gress vor einem Gremium aus meh-reren Level-5-Inhabern zu verteidi-gen. Wenn diese Personen davonüberzeugt sind, dass Sie etwas Neuesund Nützliches für TRIZ erschaffenhaben, wird Ihnen der TRIZ-Masterverliehen. Pro Jahr versuchen dasmaximal vier Leute und weltweit gibtes überhaupt nur rund 100 TRIZ-Master.

Auch so sieht Lernen aus: Bei einigen seiner TRIZ-Schulungen setzt Dr.Adunka auf den Wechsel zwischen Theorie-Einheiten und Wander-Blöcken,bei denen Fragen geklärt werden können und mitunter auch die eine oderandere praktische Aufgabe zu lösen ist.

Dr. Robert Adunka hält das MA-TRIZ-Zertifikat Level 5 (TRIZ-Mas-ter). Bilder: exb (2)

Zur Person

Dr. Robert Adunka ist der Ge-schäftsführer der „TRIZ Consul-ting Group GmbH“. Er arbeitetevorher hauptberuflich als TRIZ-Projektleiter für die Siemens AG.

Adunka ist Vizepräsident derinternationalen TRIZ-Associati-on (MATRIZ) für Europa und imVorstand des regionalen TRIZ-Vereins TRIZ-Campus.

Außerdem hält er das MATRIZZertifikat des Level 5 (TRIZ-Mas-ter) und ist damit der erste undbis jetzt einzige deutschsprachigeTRIZ-Master.

Bei zahlreichen Veröffentli-chungen auf dem Gebiet der TRIZist er Hauptautor und zudem Mit-autor bei 124 erteilten Patenten(64 Patente sind momentan nochaktiv), die aus 23 Patentfamilienstammen. Er ist akkreditierter TRIZ-Lehrer für die Level 1, 2 und 3. (mia)

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