Bewegenwiruns! IhrEngagementfürdie...

23
Bewegen wir uns! Ihr Engagement für die Gesundheit im Betrieb lohnt sich

Transcript of Bewegenwiruns! IhrEngagementfürdie...

Bewegen wir uns!Ihr Engagement für dieGesundheit im Betrieblohnt sich

Inhalt

Das Modell Suva

• Die Suva ist mehr als eine Versicherung: sie vereint

Prävention, Versicherung und Rehabilitation.

• Die Suva wird von den Sozialpartnern geführt. Die

ausgewogene Zusammensetzung im Gremium aus

Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und Bundesvertretern

ermöglicht breit abgestützte, tragfähige Lösungen.

• Gewinne gibt die Suva in Form von tieferen Prämien

an die Versicherten zurück.

• Die Suva ist selbsttragend; sie erhält keine öffent-

lichen Gelder.

Machen Sie Bewegung möglich 3

Praxisbeispiele der Bewegungsförderung in Betrieben 4Bewusste Bewegung bei der Victorinox AG in Ibach 4Körperzentrierte Energieübungen bei der Locher AG 6«Service Santé & Bien-Être» bei der Nivarox-Far SA 8Bewegte Pausen bei Mettler Toledo in Nänikon 10Aufwärmübungen bei der Losinger Construction SA 12Krafttraining während der Arbeitszeit bei PostLogistics 14Ein ganzheitlicher Ansatz für mehr Gesundheit bei Prodega 16Kräftigung und Entspannung bei der Schlatter Industries AG 18

Erfolgsfaktor Bewegung – auch am Arbeitsplatz 20

Anregungen und Hinweise für nachhaltige Projekte 22Tipps für die Umsetzung 22Information und Unterstützung 22Beratung vor Ort 22

SuvaGesundheitsschutzPostfach, 6002 Luzern

AuskünfteTel. 041 419 64 83

Bestellungenwww.suva.ch/waswoFax 041 419 59 17Tel. 041 419 58 51

Bewegen wir uns!Ihr Engagement für die Gesundheit im Betrieb lohnt sich

VerfasserPeter Schmid, Bereich Betriebliches GesundheitsmanagementRobin Fricker

Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – mit Quellenangabe gestattet.2. Auflage – November 2010 – 10 000 bis 18 000 Exemplare

Titelbild: Körperübungen bei der Locher AG, Zürich

Bestellnummer44083.d

3

Machen Sie Bewegung möglich

Sei es die Fahrt mit dem Velo zur Arbeit, die täglichePausengymnastik oder die wöchentliche Walkingeinheit– die Förderung von körperlicher Bewegung ist in vielenUnternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor. KörperlicheBewegung ist eine Grundlage für die Stärkung vonGesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter. Sie fördert die Leistungsbereitschaftund hilft mit, Absenzen zu reduzieren.

Ausgangspunkt dieser Publikation war ein Wettbewerb,den die Suva 2008 ausgeschrieben hatte, um Beispielevon Bewegungsförderungs-Projekten in den Betriebenzu finden und zu sammeln. Das Ergebnis war überra-schend. Viele Unternehmen sind auf diesem Gebiet be-reits äusserst aktiv. Die Projekte, die sie umsetzen oderunterstützen, sind vielfältig. In dieser Broschüre findenSie eine Auswahl besonders guter Beispiele. Sie veran-schaulichen, was Betriebe gegen die Bewegungsarmutihrer Mitarbeitenden tun können und wie sich bei gleich-förmigen und belastenden Bewegungsabläufen Aus-gleich schaffen lässt.

Die in einzelnen Beispielen angesprochenen ergonomi-schen Anpassungen an der Einrichtung der Arbeits-plätze stellen ebenfalls eine zentrale Massnahme zurVerbesserung der Gesundheit und Leistungsfähigkeitder Mitarbeitenden dar. Sie stehen hier jedoch nichtim Vordergrund. Mehr Informationen dazu gibt es unterwww.suva.ch/ergonomie.

Lassen Sie sich inspirieren und machen auch Sie inIhrem Unternehmen Bewegung möglich. WeitereAnregungen und Informationen finden Sie im Internetunter www.suva.ch/bewegung.

«Balance Time» – preisgekrönte Pausenin der Sackmesser-Produktion

4

Bewusste Bewegungbei der Victorinox AG in Ibach

Manuela Heinzer entspannt sich. Sie steht, wie alle ihre22 Kolleginnen, neben ihrem Arbeitsplatz und blickt zuihrem Abteilungsleiter. Er verschränkt die Hände hinterdem Kopf, dreht sich langsam nach rechts, verharrt eineWeile und dreht sich nach links. Die Frauen tun es ihmnach. Es ist «Balance-Time» in der Messerfabrik Victori-nox in Ibach (SZ). Dreimal täglich wird hier pausiert, umkörpergerechte Entlastungsübungen zu machen. DieMitarbeiterinnen unterbrechen bewusst ihren gewohn-ten Bewegungsablauf, um der Entstehung körperlicherBeschwerden vorzubeugen.

Bewusst Bewegungsmuster ändern

«Bestimmte Bewegungsabfolgen helfen, Anstrengun-gen abzubauen und eine angemessene Muskelspan-nung entstehen zu lassen», erklärt Priska Gauger-Schel-bert, die das Unternehmen bei der Anwendung der sogenannten F.M. Alexander-Technik unterstützt. Sie zeigtdie Wirkung anhand einer Arbeiterin auf, die zur Kon-trolle kleiner Messer in verkrampfter Haltung enorm vielKraft in den Fingern aufwendet. Mehr als nötig wäre.Während der «Balance-Time» wird nicht nur das Zuviel anMuskelspannung abgebaut, so dass die Arbeit danachlockerer fortgesetzt werden kann. Ziel ist es auch, sichderartige angewöhnte Haltungs- und Bewegungsmusterbewusst zu machen, um mit gesünderen Bewegungenweiterarbeiten zu können.

«Ich freue mich immer auf die Übungen», sagt ManuelaHeinzer. Sie hatte früher Beschwerden im Nacken. Heutegeht es ihr besser. Und sie hat auch festgestellt, dasssie und ihre Kolleginnen weniger oft fehlen, seit es die«Balance Time» gibt. Paul Auf der Maur, stellvertretenderFabrikationsleiter bei Victorinox, kann diese Beobach-tungen mit Zahlen bestätigen. «Die unfall- und krank-heitsbedingten Absenzen gingen in den letzten Jahrenum 40 Prozent zurück.»

Dreimal täglich ist bei Victorinox «Balance-Time» angesagt.

Gesundheit wesentlich verbessert

Vor Einführung der «Balance Time» im Jahr 2001 standman bei Victorinox den verbreiteten Gesundheitsproble-men im Betrieb ratlos gegenüber: «Vor allem in denProduktionsabteilungen mit sehr repetitiven Arbeitenbeklagten sich viele Angestellte über Schmerzen in denHänden, Armen oder im Nacken- und Schulterbereich»,erinnert sich Auf der Maur. Eines Tages habe ihn danneine Mitarbeiterin erstaunt, als sie Messer aus der Fabrikin ein Training mitnehmen wollte. Dieses «Training» wareine Schulung bei Alexander-Technik-Lehrerin PriskaGauger-Schelbert. Sie zeigte der Frau, wie sie unnötigeAnspannungen und Bewegungen bei der Arbeit vermei-den konnte. Als Auf der Maur sah, welche Wirkung sieerzielte, war dies der Startschuss für ein Projekt, dasdie Gesundheit der 900 Mitarbeitenden in Ibach wesent-lich verbessert und Victorinox 2009 den ersten Preisbeim Suva-Wettbewerb «Bewegung ist möglich» einge-tragen hat.

5

Paul auf der Maur, stellvertretender

Produktionsleiter:

«Die F.M. Alexander-Technik hilft unse-

ren Mitarbeiterinnen, im täglichen Ar-

beitsprozess Bewegungen bewusst

und körpergerecht durchzuführen.

Die ‹Balance-Time› unterstützt uns, innezuhalten und

uns des eigenen Körpers bewusst zu werden. Mit ihrer

Hilfe konnten wir die Ausfallstunden in den letzten Jah-

ren um mehr als ein Drittel senken.»

Victorinox produziert in Ibach (SZ) Taschenmesser,

Haushalt- und Berufsmesser und verkauft sie auf der

ganzen Welt. Seit einiger Zeit werden unter der Marke

Victorinox auch Uhren, Reisegepäck, Freizeit- und

Businessbekleidung sowie Parfüm hergestellt. Das

Unternehmen beschäftigt weltweit 1700 Mitarbei-

tende. (www.victorinox.ch)

Das Engagement des Unternehmens beschränkt sichjedoch nicht auf die «Balance Time». Es umfasst aucheine Zusammenarbeit mit den Hausärzten kranker Ange-stellter zu deren raschen Reintegration am Arbeitsplatz.Ausserdem gibt es jährlich einen grossen Familien- undSportanlass für die Angestellten.

Die Mitarbeiterinnen unterbrechen ihre Arbeit, um Entlastungsübungen durchzuführen.

6

Krusten aufbrechen mit Bewegungund Entspannung auf der Baustelle

Körperzentrierte Energieübungenbei der Locher AG

Sie muten auf den ersten Blick eigenwillig an, zeigenaber Wirkung: Jeden Tag nach der Mittagspause führtder Polier Hans Peter Züger auf der Baustelle mit seinenMitarbeitern Körperübungen durch, die unter anderemeine besondere Atem- und Entspannungstechnik beinhal-ten. Auch Selbstmassage und Übungen zu zweit werdenausgeführt. Züger ist überzeugt: «Ich glaube an dieMöglichkeit, mit Energie- und Körperübungen unsereGesundheit und Vitalität verbessern zu können.»

Rückenschmerzen als Auslöser

Gesundheitsförderung auf der Baustelle ist etwas, dasHans Peter Züger seit langem am Herzen liegt. Denn erweiss, was Schmerzen bedeuten: Elf Jahre lang wurdeder Polier von Rückenschmerzen geplagt. Er eilte vonArzt zu Arzt. Aber kein Mediziner und kein Chiroprakti-ker konnte ihm helfen. Schliesslich realisierte Züger,dass Stress am Arbeitsplatz und nicht die körperlicheTätigkeit für seine Schmerzen verantwortlich war. Erabsolvierte eine Zweitausbildung zum Core-Energetics-Therapeuten. Bei Core Energetics handelt es sich umeine körperorientierte psychotherapeutische Ausbil-dung, die den Schwerpunkt auf Bildung, Stärkung undEntfaltung der angeborenen Ressourcen legt. DieMethode ist wirksam sowohl in der Prävention als auchin der Behandlung von verschiedenen psychosomati-schen Erkrankungen und traumatischen Erfahrungen.

Im Rahmen seiner Diplomarbeit hatte Züger die Idee,diese Körperübungen mit seinen Arbeitern auf der Bau-stelle durchzuführen. «Sie forderten mich auf, gleichetwas vorzuzeigen, morgens um 9 Uhr in der Baracke.Ich war überrascht, dass sie so spontan reagiert haben»,erinnert er sich. Seit diesem Morgen im Mai des Jahres2000 gehören Zügers Körperübungen zum täglichenRitual.

Die Bauarbeiter verschaffen sich ein besseres Körpergefühl undWohlbefinden.

Kaum mehr Unfälle verzeichnet

Durch die regelmässigen Übungen versprach sich Zügereine Erhöhung der Arbeitssicherheit und eine Reduktionder Ausfall- und Unfalltage. Seit er mit seinen Arbeits-kollegen die Übungen durchführt, sind auf seinen Bau-stellen tatsächlich kaum mehr Unfälle zu vermelden.Die Einnahme von Medikamenten ging zurück, die Zahlder Ausfallstunden als Folge von Krankheiten ist gesun-ken, und das Arbeitsklima wurde positiv beeinflusst.

Die Teilnahme an dem rund 15 Minuten dauernden«Energieprogramm» ist freiwillig. Doch meistens beteili-gen sich sämtliche Mitarbeiter. Die Energie-, Entspan-nungs- und Lockerungsübungen sind zu einem festenBestandteil des Arbeitstages geworden. Auf der Bau-stelle, einer typischen Männerwelt, wo Themen wieGesundheitsvorsorge sonst eher weniger Beachtungfinden, hat Züger damit eigentliche Krusten im Denkenund Handeln aufgebrochen. «Krusten Brechen» heisst

7

Hans Peter Züger, Polier:

«Die Leistungssteigerung und niedri-

gere Ausfallquote macht die Viertel-

stunde nach dem Mittagessen, die vor

dem eigentlichen Arbeitsbeginn für

die Übungen eingesetzt wird, längs-

tens wieder wett. Ein besseres Körpergefühl und eine

allgemeine Steigerung des Wohlbefindens sind wei-

tere Pluspunkte.»

Die Locher AG ist ein Familienunternehmen mit Sitz

in Zürich. Es beschäftigt rund 180 Mitarbeitende.

Die Locher AG bietet umfassende Leistungen bei der

Beratung, Projektierung und Realisierung von Bauvor-

haben, insbesondere bei Umbau, Erneuerung und

Sanierung von bestehenden Bauten.

(www.locher-bau.ch)

sinnigerweise auch ein Buch des Poliers, mit dem er aufdas Anliegen, mehr Gesundheit am Arbeitsplatz, auf-merksam macht.

Die Übungen sind zeitlich nach der Mittagspause angesetzt, weil die Bauarbeiter dann oft müde und unkonzentriert sind.

8

Sitzende Angestellte zu Joggerngemacht: Firma organisiert Freizeitsport

«Service Santé & Bien-Être»bei der Nivarox-Far SA

Die Nivarox-Far SA in Le Locle bringt ihre Angestelltenauf Trab. – Im absolut positiven Sinne. Bei der Neuen-burger Herstellerin von Uhrenbestandteilen arbeitet einGrossteil der Belegschaft im Sitzen und bewegte sich –bis vor kurzem – auch in der Freizeit nicht sehr ausgie-big. Deshalb hat das Unternehmen einen Gesundheits-dienst, den «Service Santé & Bien-Être», ins Leben geru-fen. Er organisiert regelmässige Sportangebote für dieAngestellten des Unternehmens.

Dadurch können die Mitarbeitenden heute bis zu drei-mal im Monat Nordic-Walking betreiben, joggen, anRückengymnastik- und Entspannungsübungen teilneh-men oder Kurse zum Thema Ernährung besuchen. Dasgeschieht in der Freizeit, abends oder über den Mittag.Die Angebote sind für die Mitarbeitenden kostenlos.Auch das Material, wie etwa Walkingstöcke oder Stirn-lampen, werden vom Unternehmen zur Verfügung ge-stellt. Zudem gewährleisten Fachleute eine professionelleAnleitung und Begleitung bei den Sportkursen.

Bewegung für Körper und Geist

«Unser Ziel ist es, die körperliche und mentale Gesund-heit unserer Angestellten zu verbessern», erklärt Mar-lène Glauser, Direktionsassistentin bei Nivarox und Ver-antwortliche für den Gesundheitsdienst. Ausserdem istman bei Nivarox überzeugt, durch das Engagementnicht nur eine Reduktion der Absenzen, sondern aucheinen besseren Teamgeist der Mitarbeitenden und einegrössere Identifikation mit dem Arbeitgeber zu errei-chen.

Für die Motivation zur Teilnahme sorgt die Firma auf meh-reren Ebenen. So macht eine dreimal jährlich erscheinendeZeitung «Santé News» auf die Angebote aufmerksam.Aushangvitrinen geben Auskunft über die Zeitpläne undbesondere Veranstaltungen. Für die Beratung steht sogareine eigene Telefonnummer – der Sport-Desk – zur Verfü-gung. Schliesslich sollen spezielle «Leuchtturm-Events»

Bis zu dreimal im Monat organisiert Nivarox Freizeitsport.

für besonders sportbegeisterte Angestellte das Gros derMitarbeitenden zum Besuch der «einfachen» Sportkurseanregen. So hat die Firma etwa 2008 und 2009 mit jezwei Teams am «Défi des Entreprises» teilgenommen,einem polysportiven Wettkampf für Unternehmen.

Angebote laufend besser genutzt

Und der Erfolg? – Laut Marlène Glauser haben die Teil-nehmerzahlen seit der erstmaligen Durchführung 2007kontinuierlich zugenommen. Rund ein Fünftel der Be-legschaft nutzt die Angebote. Das regelmässig erho-bene Feedback ist praktisch ausschliesslich positiv.Nicht nur fanden einige Teilnehmer über die Firmenan-gebote erstmals überhaupt wieder zu einer sportlichenAktivität. Manche konnten dadurch auch ihr Körperge-wicht reduzieren und ihren allgemeinen Gesundheits-zustand klar verbessern.

9

Marlène Glauser, Projektverantwortliche

«Santé & Bien-Être»:

«Was braucht es, damit unser Projekt

erfolgreich sein kann? – Es muss moti-

vierend, innovativ und kreativ sein.

Besonders wichtig ist, dass alle immer

die Informationen zu den Angeboten erhalten. Man

benötigt eine offenes Ohr für die Anliegen der Mitar-

beitenden und muss ihnen qualitativ hochstehende

Kurse anbieten.»

Die Nivarox-Far SA stellt an vier Standorten im Neu-

enburger Jura Uhrenbestandteile wie Zahnräder,

Schrauben und Federn her. Das Unternehmen mit

Hauptsitz in Le Locle blickt auf eine 160-jährige Tradi-

tion in der Produktion präzisionsmechanischer Teile

zurück. Sie gehört zur Swatch-Gruppe und beschäf-

tigt mehr als 900 Mitarbeitende. (www.nivarox.ch)

Bewegung sorgt für gute Laune. Das Feedback der Angestellten auf die Angebote ist praktisch nur positiv.

10

Projekt «Muoviti» bringt Ausgleich undEntlastung für monotone Tätigkeiten

Bewegte Pausenbei Mettler Toledo in Nänikon

«So, wir wollen turnen», kann man einzelne Beschäftigteder Firma Mettler Toledo sagen hören, wenn der anlei-tende Mitarbeiter nicht pünktlich erscheint. Täglich wirdin der Geschäftseinheit Global Electronics in Nänikonfür eine bewegte Pause 10 Minuten die Arbeit unterbro-chen. Durch die Übungen sollen die Mitarbeitendeneine bewusste Pause erleben und sich so bewegen,wie sie das beim alltäglichen Arbeitsablauf nicht tun.

Kein Ersatz für normale Pausen

Die Teilnahme an den bewegten Pausen ist freiwillig, undsie sind kein Ersatz für die regulären Pausen. Die Übun-gen werden von sogenannten Multiplikatoren vorbereitetund durchgeführt. Das sind Mitarbeitende, welche vorEinführung der bewegten Pausen im Jahr 2004 auf ihreAufgabe vorbereitet und durch Fachpersonen ausgebil-det wurden. Die Multiplikatoren sind daneben auch An-sprechpartner in Sachen Ergonomie, weisen neue Mitar-beitende an und richten Arbeitsplätze gesundheitsförder-lich ein. Das Übungsrepertoire stammt hauptsächlichaus Unterlagen der Suva (vgl. Bestellnummer: 88210.d,88158.d, 84028.d). Die Mitarbeitenden können sichjedoch auch selber einbringen und das verwendeteÜbungsset mit Ideen oder Wünschen ergänzen.

Auslöser für das Projekt «Muoviti» war eine Arbeitsplatz-analyse. Diese zeigte, dass monotone Tätigkeiten, diezum Teil zu körperlichen Beschwerden der Mitarbeiten-den geführt haben, nicht aus den Arbeitsabläufen zueliminieren sind. Als Ausgleich und Entlastung für dieseTätigkeiten wurden deshalb die bewegten Pausen ein-geführt – getreu dem Motto «Muoviti»: «Bewegt Euch!»

Ein Multiplikatorin leitet die bewegte Pause an.

Bessere Motivation dank Übungen

Die bewegten Pausen sind seit 2004 fester Bestandteilvon drei Produktionsbereichen der GeschäftseinheitMettler Toledo Global Electronics in Nänikon. «Muoviti»hat sich sehr positiv auf die Motivation und die Absen-zen der Mitarbeitenden ausgewirkt. Einen wichtigen Er-folgsfaktor bilden dabei motivierte Multiplikatoren, dieihr Übungsset aktuell halten und mit ihrer Gruppe täg-lich zehn abwechslungsreiche Minuten gestaltenkönnen.

11

Nicole Schori, Projektleiterin

Gesundheitsförderung:

«Die Übungen sind einfach und ab-

wechslungsreich – alle können mit-

machen. Die Vorgesetzten sind selber

aktiv und ermuntern die Mitarbeiten-

den zum Mitturnen.»

Mettler Toledo stellt Laborinstrumente wie Waagen,

Pipetten oder PH-Messgeräte her und unterstützt ihre

Kunden in der Automatisierung der Arbeitsprozesse

mit IT-Tools. Das Unternehmen beschäftigt weltweit

mehr als 10 000 Mitarbeitende. Das Projekt betrifft die

drei Produktionsbereiche SMT, THT und BTC der

Geschäftseinheit MT Global Electronics mit rund 140

Mitarbeitenden in Nänikon. Das Engagement der

Firma wurde beim Suva-Wettbewerb «Bewegung ist

möglich» mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

(www.mt.com)

Mitmachen ist freiwillig. Die Teilnahmequote bei den Produktions- und Montagemitarbeitenden liegt bei 60 bis 70 Prozent.

12

Aufgewärmt an die Arbeit: Bauarbeitermachen es wie Spitzensportler

Aufwärmübungen bei derLosinger Construction SA

Was für Spitzensportler selbstverständlich ist, wird aufBaustellen noch als kurios angesehen. Das Aufwärmenvor der Arbeit. Dabei ist die körperliche Belastung einesBauarbeiters, denen dieser Tag für Tag ausgesetzt ist,absolut mit Sport vergleichbar. Warum es also nicht denSportlern gleichtun und mit gezielten AufwärmübungenVerletzungen bei der Arbeit vorbeugen? – Das Bauun-ternehmen Losinger Construction SA hat sich diesenlogischen Schluss zu Herzen genommen und lässt seineBauarbeiter vor Arbeitsbeginn zum Turnen antreten.

Vorarbeiter als Vorturner

Täglich leiten die Vorarbeiter auf allen Losinger-Baustel-len ihre Arbeitsteams zu einem 10-minütigen Gymnas-tikprogramm an. Mehr als 200 Bauarbeiter wärmen sichso jeden Morgen auf. Physiotherapeuten der Suva habendafür zehn spezifische Mobilisations- und Kräftigungs-übungen zusammengestellt und rund 40 Vorarbeiterdes Unternehmens darin ausgebildet, ihre Mitarbeiteranzuleiten.

Was heute schon als selbstverständlich akzeptiert undbei guter Laune jeden Morgen praktiziert wird, wurde erstim Frühling 2009 allgemein eingeführt und stiess am An-fang bei den Arbeitern durchaus auf Skepsis. Die Firmawollte damit jedoch zwei Ziele erreichen, die sowohl demUnternehmen als auch den einzelnen Arbeitern zugutekommen: Zum einen sollte das Aufwärmen kurzfristig hel-fen, die sonst gehäuft in der ersten Morgenhälfte verzeich-neten Unfälle zu vermeiden. Zum anderen wurde langfris-tig angepeilt, die Kosten und Absenzen wegen Beschwer-den und Schäden am Bewegungsapparat um etwa 25Prozent zu reduzieren. Diese Probleme traten insbeson-dere bei langjährigen Mitarbeitern zunehmend auf.

Vorarbeiter werden bei Losinger jeden Morgen zu Vorturnern.

Aufwärmen erhöht die Sicherheit

Die Aufwärmübungen wurden zuerst von September2008 bis Februar 2009 auf vier Baustellen mit 50 Mitar-beitern getestet. Während diesen sechs Monaten kames dort zu keinem einzigen Arbeitsunfall. «Das Aufwär-men weckt Körper und Geist vor dem Arbeitsbeginn»,sagt Geschäftsleitungsmitglied Patrick Frison. Frisonzählt aber noch weitere positive Wirkungen der Morgen-gymnastik auf: «Sie findet in einer aufgeräumten locke-ren Stimmung statt, macht den Leuten Spass und stärktso den Zusammenhalt der Teams.» Ausserdem sei durchdas Projekt die Sensibilität der Mitarbeiter für die Fragenvon Sicherheit und Gesundheit generell erhöht worden.

13

Patrick Frison, Direktor Sicherheit,

Qualität, Umwelt

«Wichtig für den Erfolg des Aufwärmens

war unter anderem, dass wir die Bauar-

beiter überzeugen konnten, dass es der

Gesundheit jedes Einzelnen dient. Zen-

tral ist auch, dass die Übungen in einer guten Stim-

mung stattfinden und dass sie von Mitarbeitern der

Firma selbst angeleitet werden, die von der Sache

überzeugt sind.»

Die Losinger Construction SA ist eine Tochter des fran-

zösischen Konzern Bouygues. Das Bauunternehmen

mit Hauptsitz in Bern und fünf regionalen Niederlas-

sungen beschäftigt insgesamt gegen 900 Personen.

Über 200 davon sind Bauarbeiter. (www.losinger.ch)

Anfängliche Skepsis gegenüber den Übungen ist Überzeugunggewichen.

Rund 200 Bauarbeiter wärmen sich jeden Morgen auf.

14

Ein starker Rücken dank eigenenKrafträumen am Arbeitsplatz

Krafttraining während derArbeitszeit bei PostLogistics

Wer wünschte sich das nicht: Krafttraining während derArbeitszeit. Bei der Schweizerischen Post, im BereichPostLogistics, ist dies tatsächlich möglich. An vier von111Standorten haben rund 1500 primär in der Produk-tion angestellte Personen mindestens einmal wöchent-lich die Möglichkeit, ihre Muskeln im hauseigenen Kraft-raum zu stärken. Jeder dieser ausgewählten Standorteverfügt über ein posteigenes und auf die Bedürfnisse derAngestellten abgestimmtes Krafttrainingsangebot. AlleMitarbeitenden haben die Möglichkeit, an drei Kraftgerä-ten während zehn Minuten genau jene Muskeln zu stär-ken, die bei der täglichen Arbeit am meisten beanspruchtwerden. Ein Drittel der angesprochenen Mitarbeitendennützt das Angebot.

Es entspricht aber auch einem echten Bedürfnis. Vor derEinführung hatte einerseits eine Absenzenanalyse deutlichgemacht, dass Fehlzeiten der Mitarbeitenden in einemdeutlichen Zusammenhang mit ihren Rückenschmerzenund Schmerzen am Bewegungsapparat standen. Ander-seits hatten die Mitarbeitenden in einem Feedback zuihrem Wohlbefinden den Wunsch geäussert, ihre Musku-latur durch ein Training aufbauen zu können. 2007 fandwährend drei Monaten eine erste Pilotphase an zweiStandorten statt, inklusive dem ersten Einsatz von Be-triebsphysiotherapeuten. 2008 wurde das Angebot aufvier Standorte von PostLogistics ausgeweitet. Seitherist das Training Bestandteil des Arbeitsalltags geworden.

Ohne Instruktion kein Training

Das mindestens einmal pro Woche durchgeführte Trai-ning wird von einem Betriebsphysiotherapeuten angelei-tet. Dies geschieht nach Voranmeldung; die Teilnahmeist dann Pflicht. An einigen Standorten wird sogar einezweite Übungseinheit angeleitet. Bei anderen verpflich-ten sich die Teilnehmenden, in der Freizeit ein zweitesTraining zu absolvieren. Denn eine Trainingseinheit wäh-rend des laufenden Betriebs bedeutet einen erheblichenAufwand für Planung und Organisation.

PostLogistics hat 16 Betriebsphysiotherapeuten angestellt.

Physiotherapeuten leiten an

Die 16 Betriebsphysiotherapeuten von PostLogisticsstehen den Mitarbeitenden aller Firmenstandorte zur Ver-fügung. Neben der Begleitung und Anleitung beim Kraft-training steht die Optimierung der bestehenden Arbeits-plätze und die Ausbildung der Mitarbeitenden vor Ort imVordergrund ihrer Aufgaben. Sie analysieren die Arbeits-plätze, helfen mit, diese ergonomisch zu gestalten, undbilden die Mitarbeitenden in der richtigen Handhabungihrer Arbeitsmittel und hinsichtlich ökonomischer Bewe-gungsabläufe aus.

Die Kombination beider Massnahmen hat sich gelohnt:An einigen Standorten konnte die Summe der Abwe-senheitstage in zwei Jahren um 5 bis 10 Prozent ge-senkt werden. Die Mitarbeitenden haben nach eigenenAussagen weniger Schmerzen, sind zufriedener undfühlen sich gesünder.

15

Christine Schmidhalter, Leiterin

Betriebliche Gesundheitsförderung:

«Eigene Physiotherapeuten einzustel-

len und einen eigenen Kraftraum ein-

zurichten, ist mit Investitionen verbun-

den. Es zeigt den Mitarbeitenden aber

auch die Wertschätzung des Unternehmens und be-

tont die Wichtigkeit einer intakten Gesundheit. In

enger Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten haben

wir für die Gesundheit unserer Mitarbeitenden das

scheinbar Unmögliche ermöglicht.»

PostLogistics umfasst die Express- und Kurierdienst-

leistungen, die Paketlogistik sowie die Lager- und

Transportlogistik der Post. PostLogistics konzipiert

und erstellt zudem effiziente Logistiklösungen für

Kunden – von der Beschaffung über die Lagerung bis

zu E-Logistics. Sie zählt 111 Standorte und über 5000

Mitarbeitende. (www.post.ch)

Das Krafttraining findet ausschliesslich unter Anleitung der Physiotherapeuten statt.

16

Programm für mehr Lebensqualitätbringt Mitarbeitende in Bewegung

Ein ganzheitlicher Ansatz fürmehr Gesundheit bei Prodega

Bewegungsförderung ist beim Schweizer Cash+CarryAnbieter Prodega kein blosses Lippenbekenntnis. Viel-mehr ist sie Teil eines Konzepts zur Erhöhung der Lebens-qualität der Mitarbeitenden und damit auch ein Elementder Gesundheitsprävention. Seit 2003 setzt Prodega einganzheitlich orientiertes Gesundheitsförderungspro-gramm um. Der Bewegung wird dabei grosses Gewichtbeigemessen. Jedes Jahr werden Sportkurse und an-dere Bewegungsaktivitäten für die Mitarbeitenden orga-nisiert, die zuvor von der Unternehmensleitung und denGeschäftsführern getestet werden. Diese Projekte wer-den immer zusammen mit nationalen Sportverbändenumgesetzt. Oberstes Ziel ist dabei, die Lebensqualitätder Mitarbeitenden zu erhöhen.

Vom Walking zur Büro-Ergonomie

Als das Programm «Gesundheit mit Bewegung» erst-mals systematisch umgesetzt wurde, standen nebenVorträgen zu den Themen Bewegung und Ernährung,ein Fitnesstest sowie Walking- und OL-Kurse im Ange-bot. Die Themen, die folgten (Rückentraining, Büroergo-nomie, richtiges Heben und Tragen, Bewegung im Waldoder Mountainbike Fahrtraining), wurden stets aus denBedürfnissen der Mitarbeitenden abgeleitet und mitkonkreten Zielsetzungen verknüpft. Jeder Anlass wirddenn auch im Nachgang in Sachen Zielerreichung undBeteiligung genau ausgewertet.

Per Pedometer zum Mount Everest

Hintergrund der Bewegungsaktivität von 2009 war dieEmpfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO),täglich 10000 Schritte zu gehen. In einem Kurs mitMarkus Ryffel wurden die Kadermitarbeiter über dierichtige und effektive Art zu gehen instruiert. Prodegaverteilte dann an 1200 Mitarbeitende je ein Pedometer(Schrittzähler) und ein Mount Everest Excel Programm.Eine Werbekampagne motivierte die Mitarbeiter mittels

Mit einem Schrittzähler stiegen 600 Mitarbeitende virtuell auf denMount Everest.

Flyer und via Intranet, die täglichen 10000 Schritte auchtatsächlich zu machen. Als Zielvorgabe galt es, in 40Tagen virtuell auf den Mount Everest zu steigen. Über80 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmenan der Gesundheitsaktion teil. Rund 600 Mitarbeitendeerreichten den Mount Everest, also 50 Prozent dergesamten Belegschaft.

17

Erika Rindisbacher, Mitarbeiterin

Molkerei Markt Moosseedorf:

«Die Gesundheitsaktivitäten der Pro-

dega sind stets einfach gehalten und

besitzen einen sehr grossen Spassfak-

tor. Zudem passen sie in ein überge-

ordnetes und nachvollziehbares Konzept einer umfas-

senden Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz.»

Prodega ist ein Cash + Carry Unternehmen mit 25

Märkten, verteilt in der ganzen Schweiz. Der Abhol-

grossmarkt versorgt die Gastronomie, den Detailhan-

del und die Grossverbraucher mit Produkten. Prodega

zählt rund 1270 Mitarbeitende. (www.prodega.ch)

Das Programm «Gesundheit mit Bewegung» umfasste auch Instruktionen über das ergonomische Heben und Transportieren von Lasten.

18

Rückengymnastik am Mittag – wenigerAbsenzen und besseres Wohlbefinden

Kräftigung und Entspannungbei der Schlatter Industries AG

Die wöchentliche Rückengymnastik in der Firma lässt sichVlasta Thiévent am Donnerstag nicht mehr entgehen,obwohl Mittagessen und Mittagszeit dadurch kürzer aus-fallen. Seit die Projektleiterin vom Angebot ihres Unterneh-mens profitiert, hat sie deutlich weniger Beschwerdenund zwischendurch führt sie einzelne Übungen sogarzuhause durch. Die Kosten der Fachperson, welche dieRückengymnastik anleitet, wie auch jene des wöchent-lich angebotenen Entspannungstrainings werden vonder Firma übernommen. Für die ebenfalls angeboteneRückenmassage wird ein Beitrag geleistet.

Die Mittagslektionen zu 60 Minuten werden seit 2007 un-unterbrochen durchgeführt. Die Mitarbeitenden schät-zen das Angebot sehr. Die Beteiligung an den einzelnenLektionen ist zwar relativ klein geblieben. Sonja Steiner,Human-Resources-Verantwortliche bei Schlatter, wehrtsich jedoch dagegen, den Erfolg dieser Mittagsange-bote einzig an den Teilnehmerzahlen aufzumachen. DieAngebote sind vielmehr zwei Puzzlesteine im gesamtenKontext der betrieblichen Gesundheitsförderung beiSchlatter.

Viele Absenzen gaben den Anstoss

Ein wichtiger Ausgangspunkt für den Entschluss der Fir-ma, eine aktivere Rolle in der Gesundheitsförderung zuübernehmen, waren die überdurchschnittlich hohen Ab-senzraten im Jahr 2004/05. Einen ersten Schritt bildetedanach der Aufbau und die Etablierung eines Absenzen-managements. Die Absenzen wurden konsequent er-fasst und ausgewertet. Die Vorgesetzten erhielten eineInstruktion über ihre Aufgaben bei Abwesenheit der Mit-arbeitenden und wurden in der Rückkehrgesprächsfüh-rung ausgebildet.

Seit Einführung des Absenzenmanagements werdenregelmässig Vorträge zum Gesundheitsverhalten ange-boten. Gleichzeitig werden im Unternehmen auch ent-sprechende Plakate und sporadisch Hinweise für richti-

Die Rückengymnastik wird bei Schlatter seit 2007 angeboten.

ges Verhalten ausgehängt. Im Rahmen einer Projektzu-sammenarbeit mit der Universität Basel setzte sich eineGruppe von Mitarbeitenden vertieft mit wichtigen The-men der Gesundheitsförderung auseinander. Diese um-fassten Ernährung und Ergonomie genauso wie Kraftund Beweglichkeit, Gesundheitssport, Ausdauer, Stressund Entspannung. Daraus sind die Angebote für dieKräftigung und die Entspannung für alle Mitarbeitendenhervorgegangen.

Bewusst das Verhalten verändert

Die Bemühungen waren ein voller Erfolg. Die Zahl derAbsenzen konnte gesenkt werden. Der Nutzen ist abernicht nur finanzieller Natur. Die Mitarbeitenden sind aufverschiedene Gesundheitsthemen aufmerksam gewor-den und haben teilweise bewusst ihr Verhalten verän-dert. Das wiederum hat zu einer Verbesserung ihres all-gemeinen Befindens beigetragen.

19

Sonja Steiner, Leiterin Human

Resources Management

«Gesundheitsförderung ist ein nie

endendes Thema. Es muss ständig

präsent sein und auf die Bedürfnisse

der Mitarbeitenden abgestimmt wer-

den, damit sowohl die Mitarbeitenden als auch das

Unternehmen profitieren.»

Die Schlatter Industries AG mit Sitz in Schlieren bei

Zürich ist ein Hersteller von elektrischen Widerstands-

schweisssystemen. Ihre Produktepalette reicht von

Einzelmaschinen bis zu kompletten Produktionslinien.

Die Hauptaktivitäten liegen in den Marktsegmenten

Radiatorenindustrie, Gleisbau, Armierungs- und In-

dustriegitter sowie Drahtprodukte. Die Unternehmung

beschäftigt etwa 330 Mitarbeitende.

(www.schlattergroup.com)

Die 60-minütigen Lektionen sind ein Puzzlestein im Kontext der betrieblichen Gesundheitsförderung bei Schlatter.

20

Erfolgsfaktor Bewegung – auch amArbeitsplatz

Zu wenig Bewegung kommtalle teuer zu stehen

Über 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung bewegensich praktisch nie oder nur sehr sporadisch. Was abergeht das den Arbeitgeber an? Sehr viel. Denn durch-schnittlich fehlen in Schweizer Unternehmen rund 4 Pro-zent der Mitarbeiter. Bewegungsmangel verursacht inder Schweiz jährlich erhebliche Kosten: durchschnittlich2900 vorzeitige Todesfälle, 2,1 Millionen Erkrankungenund 2,4 Milliarden Franken an direkten Gesundheits-kosten.

Mehr Bewegung = weniger Ausfälle

Wie viele Absenzen verzeichnet Ihr Betrieb? Und wieviele gehen auf Mitarbeitende zurück, die sich zu wenigbewegen? Sogenannte Zwangshaltungen ohne ausglei-chende Bewegung – also einseitige und monotone Kör-perhaltungen wie zum Beispiel lang anhaltendes Sitzenoder Stehen, Knien oder Hocken – verursachen überkurz oder lang Beschwerden, die letztlich zu Absenzenund ernsthaften Erkrankungen führen können. HäufigeBeschwerden sind Probleme mit Füssen, Knien oder

Hüften, gerade bei Berufen an Produktionsstrassen.Muskuläre Verspannungen führen oft zu Schulter- undNackenbeschwerden. Übermüdung, Kopfschmerzen,Muskel- und Wirbelsäulenprobleme sind meist die Folgedavon. Sie verursachen schon früh einen Leistungsab-bau. Und zwar nicht nur bei reiner Schreibtischtätigkeit.Auch andere Berufe wie beispielsweise Fahrzeugführeroder Werkstattmitarbeiter sind betroffen.

Über viele Jahre hielt sich die Hypothese, mehr Bewe-gung führe auch zu vermehrten Unfällen. Neuere Unter-suchungen zeichnen dagegen ein anderes Bild. Dem-nach wirkt sich regelmässige körperliche Aktivitätpositiv auf die Dauer der Arbeitsfähigkeit und das gene-relle Unfallrisiko aus. Bereits 1990 hat eine Studie ge-zeigt, dass Mitarbeiter mit einer guten körperlichenFitness bis zu 61 Prozent geringere Fehlzeiten habenals inaktive Personen.

Einfache Massnahmen sind effektiv

Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist relativ einfachzu bewerkstelligen: Ein Einturnen und Aufwärmen vorArbeitsbeginn, kurze Lockerungspausen während derArbeit, aber auch eine kurze Bewegungspause über den

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

0kein Tag 1–4 Tage

AbsenztageproJahr(UnfallundKrankheit)

Anzahl Tage pro Woche mit moderater körperlicher Aktivität

Mitarbeitende, die sich kaum bewegen und

keinen Sport betreiben, haben mehr Ausfall-

tage und mehr Rückenbeschwerden. Sie

brauchen nach einem Ausfall in der Regel

auch länger, bis sie wieder gesund sind.

Aus D. & E. Zimmermann: Die Beziehung zwischen körper-licher Aktivität und Ausfalltagen in der Schweiz (2009)

5.5

8.4

21

Mittag oder Entspannungsübungen zum Feierabend sindeinfache, aber sehr effektive Massnahmen. Sei es fürden einzelnen, um ein besseres Wohlbefinden zu errei-chen, sei es für den Betrieb, um die Zahl der Absenzenzu senken. Gemeinsame Bewegungsaktivitäten fördernauch das soziale Klima, die Unternehmenskultur unddamit nachgewiesenermassen wiederum die Produktivi-tät des Betriebs. Eine verbesserte Unternehmenskulturbestätigen übrigens fast alle Unternehmen, die bei derSuva-Aktion «Bewegung ist möglich» mitgemacht haben.

Gesunde und motivierte Mitarbeiter sind das wertvollsteGut eines Unternehmens. Ohne sie ist es nicht möglich,die Leistung und Qualität im Unternehmen weiter zuentwickeln. Massnahmen, die direkt in den Arbeitspro-zess eingebunden werden, sind nicht nur erfolgreich,sondern auch nachhaltig. Unternehmen, die ein betrieb-liches Gesundheitsmanagement in ihre Strategie inte-grieren, sind nicht nur innovativ, sondern auch verant-wortungsbewusst.

Autor: Dr. Lukas Zahner ist Mitglied der

Institutsleitung am Institut für Sport und

Sportwissenschaften der Universität

Basel

Einfache Kräftigungs- und Dehnungsübungen können am Büro-Arbeitsplatz Fehlhaltungen und Beschwerden effizient vorbeugen.

Auch am Bildschirmin Bewegung bleiben

Es ist erstaunlich, wie viele Personen am Bildschirmar-beitsplätzen über körperliche Beschwerden klagen. Zuwenige machen sich Gedanken darüber, in welcher Hal-tung sie ihren Arbeitsalltag sitzend ableisten. Neben deroptimalen Sitzposition, der Sitzhöhe und der Tischhöhesind die richtige Bildschirm-, Maus- und Tastaturposition,die Bildschirmeinstellung und die Beleuchtung zentral fürden Erhalt der Leistungsfähigkeit. Vermehrt Beachtungzu schenken ist aber auch Haltungswechseln, Arbeitsun-terbrechungen und der Pausengestaltung. Das Trainings-

programm «Bleiben Sie in Bewegung» (erhältlich alspraktischer Pultsteller, Suva-Bestell-Nr. 88210.d) gibtAnregungen für abwechslungsreiche Kräftigungs- undDehnungsübungen am Arbeitsplatz. Mit diesen könnenSie mit wenig Aufwand einen grossen Nutzen für IhreGesundheit erzielen und Fehlhaltungen und Beschwer-den vorbeugen. Sie benötigen dazu nur wenig Zeit undweder einen Trainingsanzug noch andere Hilfsmittel.Das Zauberwort heisst Regelmässigkeit.

22

Anregungen und Hinweisefür nachhaltige Projekte

Tipps für die Umsetzung

Betriebliche Bewegungskonzepte sollen nachhaltigWirkung erzielen. Durch Beachten folgender Punktekönnen Sie den Erfolg Ihres Projekts sichern:

• Klären Sie die Ausgangslage.• Analysieren Sie die Belastungen, die körperlichenBeschwerden und das Bewegungsverhalten derMitarbeitenden am Arbeitsplatz und in der Freizeit.

• Leiten Sie aus der Analyse konkrete messbare Ziele ab.• Legen Sie unter Berücksichtigung der Bedürfnisseder Mitarbeitenden die Massnahmen fest.

• Binden Sie Ihr Projekt in ein längerfristiges KonzeptIhres betrieblichen Gesundheitsmanagements ein.

• Sichern Sie sich die Unterstützung der Unterneh-mensleitung für Ihr Projekt.

• Beteiligen Sie die Mitarbeitenden bei der Projekterar-beitung und -umsetzung.

• Messen Sie die Wirkung Ihres Projekts.• Lassen Sie Erfahrungen einfliessen, die zur Verbesse-rung des Projekts führen.

• Kommunizieren Sie für alle transparent Vorgehen,Resultate und Erfahrungen.

Information und Unterstützung

Aus Erfahrung lernen – mehr gute Beispiele:Weitere Beispiele von Projekten zur Bewegungsförde-rung, sowie zusätzlich Informationen und Hinweisefinden Sie im Internet unter:www.suva.ch/bewegung.

Adressen und ÜbungsmaterialSuchen Sie Arbeitshilfen und Informationsmittel füreigene Projekte? – Von Informationen für einfache Trai-ningsprogramme am Büroarbeitsplatz bis zu Anregun-gen für Ausgleichsübungen für Fahrzeugführer:Die Suva stellt vieles in gedruckter und elektronischerForm zur Verfügung.

Im Internet auf www.suva.ch/waswo (Stichwort: Bewe-gung) finden Sie entsprechende Übungssets undInformationen zu gesunder und sicherer Bewegung.

Beratung vor Ort

Für die Zielfindung, die Analyse und die konkreteUmsetzung von Bewegungsförderung am Arbeitsplatzoder in der Freizeit stehen wir Ihnen gerne zur Verfü-gung:Telefon: 041 419 64 83E-mail: [email protected]/praevention

SuvaPostfach, 6002 Luzern

Fax 041 419 59 17Tel. 041 419 58 51

www.suva.ch

Bestellungenwww.suva.ch/waswo

Bestellnummer44083.d