Bier Bits und ein Baby - theaterverlag-arno-boas.de · Es zeigt eine nackte Frau. Die Bühne ist...
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Bier, Bits
und ein Baby
Eine Komödie in fünf Szenen von Arno Boas
Eine vorbildlich geführte Männer-WG – deren geistiger Mittelpunkt der stets
gut gefüllte Kasten Bier ist - gerät aus den Fugen. Eine junge Mutter mit Kind
bringt den Haushalt und die Herzen der Männer total durcheinander. Dazu
kommt, dass sich der neue Mitbewohner Otto etwas sonderbar verhält. Kein
Wunder, verbirgt „er“ doch ein gut gehütetes Geheimnis.
Personen: (4m/5w, zur Not 3m/6w)
Eddi (Eduard) ........................35 - 50 Jahre, Dauerstudent und Lebenskünstler
Waldemar................................28 - 35 Jahre, Theologiestudent im Endstadium
Franz........................................30 - 50 Jahre, Fernfahrer, Schmuggler
Maggy.......................................17 Jahre, Tochter von Eduard
Mona.........................................20 - 25 Jahre, Freundin von Maggy
Beate......(Otto)......................25 - 30 Jahre, getarnte Polizistin
Emma........................................30 - 45 Jahre, Nachbarin
Sergeii.....................................30 - 40 Jahre, Mafia-Gauner, zur Not auch eine Frau
Isolde..(Susi)..........................30 – 45 Jahre, Internetbekanntschaft, Polizeichefin
Zur Not könnte Sergeii auch eine Mafia-Dame sein Lisa............................................Baby von Mona (4 Monate)
Bühnenbild: 1 (Gemeinschaftszimmer als Küche, Bad und Wohnzimmer)
Dauer: ca 110 Minuten
Zeit: Gegenwart
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Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung für private und gewerbliche Zwecke ist nicht erlaubt. Das Aufführungsrecht für das Theaterstück erhalten Sie beim Theaterverlag Arno Boas. Die Bühne stellt ein Zimmer der Männer-WG dar. Es ist Küche, Bad, Aufenthalts- und
Arbeitszimmer in einem. Aufteilung (von vorne gesehen: rechts oder hinten eine Mini-
Küchenzeile mit Kochplatte, Spüle und Kühlschrank. Darüber ein Hängeschrank. Darauf
steht ein Radio. An der Rückwand oder auf der rechten Seite (die genaue Lage richtet sich
nach den örtlichen Möglichkeiten) befindet sich eine Duschkabine mit einem
undurchsichtigen Vorhang. Tipp: Einfach ein Loch in der Rückwand lassen und durch einen
undurchsichtigen Dusch-Vorhang zuhängen. In der Rückwand ist ferner eine Tür (zum
Wohnbereich), eine weitere ist außerdem in der linken Wand (nach draußen). Links ist auch
ein Fenster, das nach draußen zeigt. An der linken Wand steht ein alter Couchsessel (als
Ersatz für ein Sofa). Über dem Sessel ist ein kleines Wandregal befestigt. Vorne am
Bühnenrand (links oder rechts, je nach örtlicher Gegebenheit) steht ein sehr flacher Mini-
Tisch (eventuell eine Art Wohnzimmer-Tisch) mit PC, das ist das „Arbeitszimmer“ von Franz.
Als Stuhl dient ein umgedrehter leerer Bierkasten. In der Mitte des Zimmers steht ein
„normaler kleiner“ Tisch mit drei Stühlen.
Hinweis: Wenn die technisch-räumlichen Möglichkeiten gegeben sind, macht es sich
schön, wenn die Bewohner Franz, Eddy, Otto und Waldemar je eine eigene Tür in ihr
jeweiliges Privat-Zimmer haben. Das heißt, dass es sechs Öffnungen geben würde. Dies
muss aber nicht der Fall sein. Es reichen auch die zwei schon erwähnten Öffnungen.
An der hinteren Wand hängt ein großes Poster. Es zeigt eine nackte Frau. Die Bühne ist leer.
Waldemar (Theologiestudent) kommt auf die Bühne. Er ist etwas altmodisch angezogen.
Vielleicht eine Cordhose und ein Shirt, das er heraushängen hat. Er hat ein Poster in der
Hand. Waldemar stellt sich vor das Frauenposter, nimmt es ab und heftet dann sein Poster
mit Reißnägeln hin. Bei diesem handelt es sich um ein theologisch-angehauchtes, am besten
mit Bibelspruch oder ähnlichem. Das Frauenposter nimmt er dann in die Hand, betrachtet es
kurz skeptisch-vorwurfsvoll, seufzt und wirft es in den Papierkorb. Dann geht er zum
Kühlschrank. Er öffnet ihn, schaut hinein, schließt ihn frustriert wieder. Dann schaut er sich
vorsichtig um, öffnet die Tür wieder und holt einen Joghurt heraus. Seine Augen leuchten. Er
schaut kurz hoch (zum Herrn), dann löffelt er den Becher gierig leer, immer schneller, kann
sich dabei vollkleckern. Den Deckel hatte er nicht ganz abgemacht. Er verschließt den
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Joghurt wieder und stellt ihn wieder zurück in den Kühlschrank. Zu dieser Anfangsszene
könnte man Musik laufen lassen.
Waldemar: (Blick nach oben) Mit leerem Magen glaubt es sich schlechter.
Von draußen kommt Eddi. Er hat eine Mappe in der Hand. Die wirft er frustriert Waldemar
zu, der sie achtlos weglegt.
Eddi: ganz nett....aber unser Zielpublikum sind nicht die Insassen der deutschen Alten- und
Pflegeheime, sondern die kaufkräftige Jugend! (von sich selbst begeistert:) So was hätte es
noch nie gegeben...einen Comic-Helden als Mischung von Micky Maus und Lara Croft.
(kurze Pause, dann, wieder wütend) Lauter Ignoranten!! Halb Maus, halb Mensch. Kämpft für
das Gute!
Waldemar: Wer kämpft’n, äh, kocht’n heute?
Eddi: Ich! Und zwar vor Wut!
Waldemar: Eigentlich wär ja der Franz dran.
Eddi: Den seinen Fraaß kannst du doch nur essen, wenn du besoffen bist.
Waldemar: Vor allem sein 7-Gänge Menü: eine Bratwurst und nen Six-Pack.
Eddi: Und wenn wir die Emma noch mal fragen?
Waldemar: Zwecklos. Seit sie in der Margarine-Dose Schmieröl gefunden hat, weigert sie
sich strikt.
Da geht die Ausgangstür auf und Emma kommt herein. Sie ist die Nachbarin. Eine resolute
Person mittleren Alters, fürsorglich und „kampferprobt“ im Umgang mit der chaotischen
Männer-Schar. Sie hat trotzdem einen Narren an den dreien gefressen und will sich nützlich
machen, weil sie glaubt, dass die drei nicht ohne sie zurecht kommen. Außerdem bringt Franz
ihr immer kleine Geschenke mit von seinen Fahrten.
Emma (wütend) Es reicht! Ich kündige!
Eddi: Schon wieder?
Emma: Ich hab’s schon hundert mal gesagt: wenn nicht bald wenigstens ein
mitteleuropäischer Mindest-Standard an Ordnung erreicht wird, ist Schluss.
Waldemar: Wir haben uns doch so bemüht!
Emma: Wenn in einem Zeugnis steht „er hat sich nach Kräften bemüht“: ihr wisst doch, was
das heißt! Und wie du wieder rumläufst (Dabei stopft sie resolut dem verdutzten Waldemar
das Hemd in die Hose) Ich hab’s ja fast schon akzeptiert, dass an der Decke die Spaghetti
kleben, dass du ständig über leere Bierdosen stolperst...
Eddi: Die gehören dem Franz!
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Emma: Ich sag auch nichts, wenn das Klo alle drei Wochen verstopft ist...weil einer ständig
seine Pariser reinwirft...
Waldemar: Das sind auch dem Franz seine!
Emma sieht, dass an Waldemars Hose das Bein etwas hochgeschlagen ist. Sie bückt sich und
ruckt es zurecht.
Emma: So findest du nie eine Frau.
Waldemar: Ich such ja nicht mal.
Emma: Und dann hab ich euch schon tausend Mal gesagt, dass ihr nicht das Bier in der
Dusche kalt stellen sollt!
Eddi: Wenn doch aber der Kühlschrank kaputt ist.
Emma: (explodiert) Dann repariert ihn man!
Waldemar: Du weißt doch, dass wir kein Geld haben.
Emma: Fürs Bier reichts‘s doch auch.
Eddi: Also, in der Dusche war schon lange kein Bier mehr gestanden. (geht hin, schaut
hinein). Oh.
Emma: (aufmerksam geworden) Was ist?
Eddi: Es ist jedenfalls nicht nur Bier drin.
Waldemar (schaut hinein): Oh.
Jetzt schaut Emma auch.
Emma: Das gibt‘s nicht! Raus!!!
Da krabbelt Franz aus der Dusche (angezogen, aber ziemlich zerknittert.) Er hat die Nacht in
der Dusche geschlafen. Entsprechend sieht er aus.
Franz (verschlafen): Macht doch nicht so nen Stress.
Er steht auf, setzt sich an den Tisch. Emma ist empört.
Emma: Es reicht! Auch wenn ihr ohne mich verhungert: ich gehe!
Eddi: Emma, du bist doch unsere Perle!
Emma: Die in diesem Schweinestall vor die Säue geworfen wird. Ade!
Keiner macht mehr einen Versuch, sie aufzuhalten. Die beiden schauen Franz vorwurfsvoll
an.
Franz: Bin heute nacht spät heim gekommen und hab ein kaltes Bier gesucht. Dabei bin ich
wohl eingeschlafen.
Waldemar: Jetzt haben wir ein Problem.
Franz: Kein Bier mehr im Haus?
Eddi: Unsere Putze ist weg.
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Waldemar: Die Halbwertzeit unserer Putzfrauen sinkt bedenklich.
Franz geht zum Kühlschrank, holt sich den Joghurt heraus.
Eddi: Vielleicht können wir unseren neuen Mitbewohner einspannen... der macht nen recht
normalen Eindruck.
Franz: Wer ist neu? (hat Becher geöffnet, schaut bedeppert hinein). Leer. Das war mein
letzter Joghurt! Und auch noch Maracuja-Geschmack! (drohend) Wer...
Eddi: Ist doch jetzt egal. Du hast außerdem auch schon oft mein Duplo gegessen!
Waldemar: Du kennst ja unseren neuen Mitbewohner noch gar nicht. Der ist vorgestern von
der Studentenvermittlung geschickt worden.
Franz: Und? Vorwärtseinparker, Warmduscher oder am End‘ sogar Frauenversteher???
Eddi: Jedenfalls kein Putzfrauenverschleißer.
Franz: Hört mir auf mit den Weibern! Gestern wieder: ich seit 16 Stunden ohne Pause
hinterm Steuer, auf der A 7 kurz vor Würzburg, da ist mir wieder so eine Mutter in die Quere
gekommen. Hat gemeint, sie muss mit ihrem Wägelchen die Überholspur blockieren. Bis ich
mit meinem 40-Tonner von hinten gekommen bin. Die hat vielleicht blöd geglotzt! Da brems
ich doch nicht! (spielt während des Monologs die Szene mit zwei Bierflaschen nach)
Waldemar: Frauen sind auch schon Menschen!
Franz: Aber nicht mit 100 auf der Überholspur!
Eddi: Du fährst dich auch noch mal ins Grab.
Franz: Die Weiber sollen sich auf dem Standstreifen austoben! Heh...wo ist mein Poster?
Waldemar: Die vier Wochen sind rum gewesen. Jetzt bin ich wieder dran.
Eddi: Waldi, kannst du nicht einkaufen?
Waldemar: Die Stimme des Herrn ruft mich gerade zum Gebet... (eilt hinaus).
Franz: Waldi, Platz!!
Aber Waldemar ist schon draußen. Franz wischt sich übers Gesicht, dehnt sich. Eddi ist
weiter frustiert. Waldemar stellt den PC an. Er wirkt vergnügt.
Eddi: Kannst du deine gute Laune nicht wo anders rauslassen?
Franz: Die Geschäfte laufen sehr gut.
Eddi: Was das wohl für Geschäfte sind.
Da kommt von hinten die neue Mitbewohnerin, die sich als Mann verkleidet hat. Beate nennt
sich Otto. Sie trägt weite, recht „warme“ Klamotten und eine Mütze, unter der sie ihre Haare
verbirgt. Sie könnte eine Brille mit etwas dickerem Rand zur Tarnung tragen, aber nur zur
Not einen Bart). Sie verstellt die Stimme nicht sehr. Beate ist Polizistin. Sie ermittelt im Fall
eines großen Hehler-und Schmuggleringes. Sie ist Franz schon länger auf der Spur, könnte
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ihn selbst auch schon hochnehmen, aber die Polizei will die Hintermänner. Beate hat sich
ohne Wissen ihrer Vorgesetzten in der Wohnung „eingenistet“. In ihrer Abteilung ist man der
Meinung, sie mache Urlaub im Süden. Beate will die Aktion schnell über die Bühne gehen
lassen, so dass sie hofft, nicht erkannt zu werden. Die Zuschauer wissen nicht, dass sie von
der Polizei ist.
Franz wirft ihr vom PC-Tisch aus einen skeptisch-zurückhaltenden Blick zu. Eddi grüßt
freundlich.
Eddi: Darf ich vorstellen? Franz, das ist Otto.
Franz: find ich gut (negativer Tonfall).
Beate: Hi Franzi.
Beate und Franz reichen sich die Hand, Fanz drückt kräftig zu.
Franz: Keine Verniedlichung bitte. Das ist Eddi, der andere heißt Waldi, aber ich bin ohne
„i“ hinten!
Eddi: Franz ist Lkw-Fahrer und nicht allzu oft da.
Beate (zum Publikum) Das ist auch besser so. (zu Franz) Trinken wir nen Kaffee zur
Begrüßung?
Franz (schaut sie groß an): Willst du mich vergiften?
Franz steht wortlos auf, geht zur Dusche, kehrt zurück mit drei Bierflaschen. Eine hält er
Eddi, eine Beate hin.
Franz: Prost! (mit den Zähnen öffnet er die Flasche, die natürlich vorher entsprechend
präpariert wurde).
Eddi öffnet die Flasche an der Tischkante. Beate hält die Flasche wie einen Fremdkörper in
der Hand. Franz will Beate zuprosten.
Beate: Um die Uhrzeit schon Alkohol?
Franz: Erstens ist das Bier und zweitens haben wir schon halb zwölf. Prouscht!
Beate: Lagert ihr euer Bier immer in der Dusche?
Eddi: Nur wenn Franz nicht grade drin schläft.
Franz: (drängend) Was ist nun?
Beate: Ähm, ich... ich war vorhin beim Zahnarzt. Sonst wär das kein Problem für mich.
Franz setzt sich wieder an den PC. Beate will sich interessiert hinter ihn stellen. Er schiebt
sie etwas unsanft zurück.
Franz: Wenn du in mein Büro willst, musst du vorher anklopfen.
Beate: Wo, auf deiner Nase?
Eddi grinst.
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Beate: Na ja, dann werd ich mal was kochen.
Eddi (hocherfreut) Echt?
Franz: (zu Beate) Jeder hat ja zum Waschen ein Becken im Zimmer. Und donnerstags ist
Duschtag.
Beate: (zum Publikum) Den sein letzter war am Donnerstag 1998.
Franz: Joghurt im Kühlschrank gehört grundsätzlich mir. Finger weg davon.
Beate: Meinst du das Schimmel-Bakterien-Biotop im hintersten Eck?
Da kommt von draußen Waldemar zurück.
Waldemar: Du hast deinen 40-Tonner heute nacht in der Einfahrt geparkt. Da unten ist ein
Riesenaufstand.
Franz steht genervt auf und geht hinaus, Waldemar begleitet ihn. Eddi schaut zum Fenster
hinaus. Beate nutzt die Gelegenheit, setzt sich an den PC, wirft dabei ab und zu einen Blick zu
Eddi, aber der lacht sich einen am Fenster.
Eddi: (schreit raus) Pass auf, derr Blumentroooo........oh, das war der Blumentrog.
Beate tippt auf dem PC herum, blickt angespannt auf den Bildschirm.
Beate: Mach schon...(nervös) Aha...interessant...Moskau....Danzig....
Eddi: So wird das nichts! (geht auch hinaus)
Beate: Wunderbar! Dass das so einfach wird, hätte ich nicht gedacht! Mist, jetzt hab ich die
Diskette nicht dabei.
Sie wühlt in Franzens Unterlagen am Schreibtisch herum. Da geht die Tür auf und die
anderen kommen herein. Franz braust auf.
Franz: Weg von meinem Computer! Der ist noch heilig als der Joghurt!
Waldemar: Heilig ist nur der Herr!
Beate: Sorry. Kommt nicht mehr vor.
Waldemar: Heii, Jungs, ähem, ich würd gern eine ...(zögert) Männergruppe gründen. Ich
hab gedacht, wenn du und der Franz und der Otto...
Eddi: Männergruppe...ist doch out.
Waldemar: Bist du nicht auch manchmal total mental blockiert?
Franz: Ich kann deine Blockade lösen: kriegst eine aufs Maul.
Beate: Der weiß doch gar nicht, was mental heißt.
Franz: Klar! Mental-Labor hat etwas mit dem Zahnarzt zu tun.
Die anderen grinsen bloß.
Waldemar: Von uns Männern geht so viel Gewalt aus.. und wir reden zu wenig über unsere
Pobleme.
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Franz: Ich werd nur gewalttätig, wenn mir die Frauen dumm kommen. Und jetzt lasst mir
meine Ruhe! (wendet sich dem PC zu)
Waldemar: Mit wem redet ihr zum Beispiel über eure (ziert sich) Potenzprobleme? Eddi?
Eddi antwortet nicht.
Waldemar: Otto?
Beate: (tut sich schwer mit der Antwort, dann ganz cool) Hatte ich noch keine... und werde
ich auch nie kriegen.
Die anderen sind etwas skeptisch, halten Otto für einen Angeber.
Eddi: So ein blöder Tag. Schlimmer kann’s nicht mehr kommen.
Da klingelt es.
Franz: (zu Waldemar) Sind das welche aus deiner Männer-Gruppe?
Eddi: Vielleicht hat sich’s die Emma noch mal überlegt.
Beate: Ich schau (geht hinaus)
Franz: Was für einen habt ihr denn da an Land gezogen?
Waldemar: Der ist voll okay. Kann sogar Spiegelei kochen.
Eddi: und Spaghetti. Und der muss sie nicht mal an die Decke werfen, um zu sehen, ob sie
durch sind.
Franz: Also ein Schlaumeier. Der ist doch.... der Händedruck...so dotterweich...und nen
Brustansatz hat er auch!...der ist doch schwul!
Waldemar: Wenn alle, die nicht so schoufel (rauhbeinig) sind wie du, gleich schwul sein
sollten...
Franz (nimmt Waldemar am Kragen) Ich würd mich jedenfalls nicht mehr bücken, wenn der
in der Nähe ist (lacht schallend und lässt Waldemar los).
Waldemar ist empört, Eddi grinst. Da kommt Beate zurück. Hinter ihr kommt Maggy herein.
Beate: (zu Eddi) Jemand für Dich.
Eddi schaut ungläubig.
Maggy: Hi Alter.
Eddi: Margarete!
Maggy: Maggy!!
Eddi: Das ist ja ne Überraschung!
Waldemar (zu Beate): Das ist seine Tochter.
Franz: (zu Eddi) ich hab gedacht, schlimmer kann’s heute nicht mehr kommen.
Maggy: (haut Franz auf die Schulter) Hi alter Obermacho!
Beate: Jetzt mach ich aber nen Kaffee.
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Waldemar: (kleinlaut) Die Kaffeekanne steht in meinem Zimmer unterm Dachfenster.
Eddi: Tropft’s bei dir immer noch?
Franz: Was soll denn bei dem Oberministranten schon tropfen...
Waldemar: Ich bin evangelisch!
Franz: Ach so, ihr seit die, die dürfen.
Eddi: Wenn ich ehrlich bin, unsere letzte Filtertüte hab ich in die Ritze in meinem Fenster
gestopft...
Beate gibt schulterzuckend auf.
Maggy (zu Eddi): Hab Ferien. Und da hab ich gedacht, ich wohn ne Weile bei dir.
Eddi: Hä?
Maggy: Du kannst doch so lang beim Waldemar schlafen.
Eddi: Äh...
Waldemar: Ich schlag aber nachts wild um mich.
Eddi: (zu Maggy) Wie hast du dir das vorgestellt?
Franz: Wenn sie putzt und kocht, kann sie bleiben.
Maggy: Das mach ich doch nicht mal zuhause!
Eddi: Und was sagt deine Mutter?
Maggy: Mit der hab ich Stress.
Eddi: Daher weht der Wind.
Maggy: (zögerlich) Da wäre noch ne Kleinigkeit. Ich bin nicht allein. (geht zur Tür) Mona!
Eddi: Ist das dein Hund?
Franz: Bist du naiv!
Zur Tür herein kommt Maggys Freundin Mona. Eine schrille junge Dame, die älter ist als
Maggie. In der Hand hat sie eine Babytragetasche.
Eddi: Wer ist das?
Maggy: Meine beste Freundin. Hat Stress mit ihrem Lover.
Waldemar: Und was ist das? (deutet auf die Tasche)
Mona: Das ist Lisa.
Eddi: Li...
Waldemar: ...sa..?
Franz: Jetzt kann’s wirklich nicht mehr schlimmer kommen! Da hilft nur Rückzug! (geht
hinein)
Da geht die Tür auf und Emma kommt von draußen hereingestürmt. Waldemar freut sich.
Emma: (knurrt) Hab bloß was vergessen.
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Als sie die das Kind sieht, bleibt sie erst überrascht stehen, dann beugt sie sich
freudestrahlend über die Tasche.
Emma: Ist das süüüß...dudsidudsidudsi (über die Tasche gebeugt, dann setzt sie sich
freudestrahlend) ich...hab mir’s noch mal überlegt: ich sorge doch wieder für euch. Jetzt, wo
Nachwuchs da ist.
Eddi: Pech.
Waldemar erschrickt, er hatte sich schon gefreut, dass Emma zurückkam.
Emma: Was soll denn das heißen?
Eddi: Wir brauchen dich nicht mehr.
Emma stutzt, schluckt, dann stürmt sie beleidigt hinaus.
Waldemar (wütend zu Eddi): Bist du wahnsinnig???
Eddi: Wir haben doch jetzt ne Putzkolonne! (grinst Maggy und Mona an).
eventuell Musikeinspielung („Das bisschen Haushalt...“)
Licht aus
2. Szene
Es geht sofort weiter. Eddi sitzt zusammengekauert am Tisch und schläft, mit dem Kopf auf
den Armen aufgestützt. Franz kommt von draußen, er trägt einige kleinere Pakete. Die stellt
er auf dem Schreibtisch ab. Er ist nicht gerade leise. An der Wand hängt noch das Poster mit
dem christlichen Motiv. Eddi wacht auf. Franz hängt wieder ein Frauenposter auf.
Franz (aufmunternd): Eddi, Kopf hoch, schau her, hab ich extra für dich aus meinem LKW
geholt. So sieht’s doch wieder viel gemütlicher aus.
Eddi: Wieso hab ich Idiot bloß die Emma rausgejagt? Die hätte jetzt nen Kaffee organisiert.
Franz: Na, haben sie dich nicht im Gräwwele (Ausdruck für die Mitte eines Doppelbettes)
schlafen lassen?
Eddi: Auf der Luftmatraze bin ich gelegen. Ich sag ja nichts, dass sie bis um halb zwei nachts
geschwätzt haben. Aber dann hat das Bobbele (Baby) angefangen zu schreien.
Franz: Warum bist du nicht einfach umgezogen zum Waldi?
Eddi: Der hat mich nicht reingelassen, weil ich angeblich schnarch.
Franz: Und der neue?
Eddi: Bei dem war zugeschlossen.
Franz: wird auch besser sein... du weißt schon (grinst)
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Eddi: Was hast du da eigentlich drin?(deutet auf Pakete)
Franz: Geht dich nichts an. Du hättest ja heute nacht auch zu mir kommen können.
Eddi: Danke. Aber bei dir überleben ja nicht mal die Schnaken (Stechmücken) den Gestank!
Franz: (grinst) Ja ja, ich geb nicht nur beim Autofahren Gas..
Franz setzt sich dabei an den PC. Er reicht Eddi einen Zettel.
Franz: Das hier müsstest du mir übersetzen.
Eddi schaut den Zettel kurz an.
Eddi: Russisch?
Franz: Wie immer.
Eddi: Du und deine Geschäfte.
Franz: Ich zahl dich doch gut für deine Mithilfe.
Eddi: Schon. Aber...
Fanz: Hast du’s dir eigentlich überlegt mit den Kunstgemälden?
Da kommt Maggy herein. Sie ist vergnügt.
Maggy: Morgen. Brauch 40 Euro (hält Eddi leere Hand hin).
Eddi: Für was?
Maggy: Milch fürs Baby.
Franz: Ne ganze Lkw-Ladung voll??
Widerwillig kramt Eddi einen Geldschein und Münzen hervor und gibt es ihr.
Franz: (zu Eddi) Siehst du, du brauchst meine Knete künftig noch dringender!
Da kommt Waldemar von drinnen. Er ist auch noch müde.
Maggy: Hei Waldi. (becirct ihn) könntest du mir nicht nen kleinen Gefallen tun und Milch
fürs Bobbele kaufen?
Waldemar: Äh...
Maggy: Und hat dir noch niemand gesagt, dass man das Oberteil raushängen lässt...(zieht sein
Hemd oder T-Shirt heraus). Da hast du drei Euro. (drückt ihm einige Geldstücke in die Hand).
Eddi: Hee, ich hab dir 40 Euro gegeben.
Maggy: Die Mama hat gesagt, dass du nur unregelmäßig Unterhalt für mich bezahlt hast.
Betracht’s als Zinszahlung (geht hinein). Sind die für mich? (deutet auf Pakete).
Franz: Finger weg!
Maggy: (geht cool hinein) Ach und Waldi, deine Klamotten passen farblich überhaupt nicht
zusammen. So kriegst du nie eine Frau...(geht hinein)
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Waldemar: (seufzt kopfschüttelnd) Und dabei hab ich heute sogar in den Spiegel geschaut.
(zuckt gottergeben mit den Schultern, dann zu den anderen Männern) Welche Milch kauft
man da eigentlich?
Franz: Kondensmilch.
Eddi: Quatsch. Alete kotzt das Kind.
Waldemar: (frustriert) Hipp Hipp Hurra. (geht ab)
Franz: Pass nur auf, dass dich keiner von deinen Kommi....kommili...kommulu...
Eddi: ...Mitstudenten...
Franz: ...sieht, sonst denken die noch, dass du doch noch eine abgekriegt hast...
Waldemar geht sauer hinaus.
Franz (mit gesenkter Stimme): Wenn du mir 20 Gemälde lieferst, kriegst du von mir 10
Prozent des Verkaufserlöses.
Eddi: Ich soll Bilder fälschen..
Franz: Ach Quatsch, du sollst doch bloß eine schlechte Originalvorlage verbessern. Schau
her: Du hast dein Kunststudium abgebrochen, du hast dein Sprachstudium abgebrochen, du
hast noch nie nen richtigen Job gehabt...
Eddi: Wenn man dich so hört, könnte man meinen, ich wär ein Looser.
Franz: Du bist ein Looser. Und jetzt hast du auch noch drei Weiber am Hut, die dir auf der
Nase herumtanzen.
Eddi: Und wenn ich in den Knast wander...
Franz: Die Bullen sind doch viel zu blöd. Ich wickel doch fast alles über’s Internet ab. Und
jetzt hilf mir die Pakete in meine Bude tragen.
Gleichzeitig kommen von innen Mona und Maggy. Jacky trägt die Tasche mit dem Baby.
Maggy: Wir gehen frühstücken.
Mona: Die Lisa können wir doch so lange hier lassen.
Eddi: Ähwääwää....
Maggy (beruhigend) Sie schläft selig.
Franz: (zu Eddi) Ich will mit dem...(zögert) Ding nichts zu tun haben!
Maggy: Also, du dürftest doch mit der Lisa keine Probleme haben. Ihr habt ungefähr die
selbe Entwicklungsstufe: fressen, saufen, schreien...
Mona: hee, tu meinem Kind nicht Unrecht!
Die Mädchen lachen und rennen hinaus. Franz ist leicht angefressen.
Eddi: (grinst) Meine Tochter ist gar nicht so dumm.
Franz: Ha ha. Und jetzt geh zu! (nimmt Pakete)
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Eddi nimmt ebenfalls Pakete. Sie schleichen übertrieben vorsichtig (um das Baby ja nicht
aufzuwecken) Richtung Türe. Falls Franz eine eigene Tür hat, in diese Richtung, falls es nur
eine Tür gibt, eben in diese Richtung. Da kommt von innen Beate. Sie hat die Mütze auf, ist
dick angezogen.
Franz: Eddi, ich glaub, unser Kalender geht falsch! Wir haben schon wieder Winter!
Eddi: (geht nicht darauf ein, sondern grüßt freundlich) Guten Morgen.
Beate: Morgen. Hatte erst ne Sommergrippe (hustet heftig).
Franz und Eddi verschwinden mit den Paketen nach innen.
Beate: So nett wie der Eddi ist so blöd ist der Franz.
Sie schaut sich schnell um, dann geht sie an den PC. Sie sieht das Blatt, das Eddi übersetzen
soll. Sie nimmt es, betrachtet es hastig. Dann steckt sie es ein, gerade als Franz und Eddi
zurück kommen.
Franz: (laut) Sitzt der...
Eddi: Psscchhht..
Franz: (gedämpft, aber wütend) sitzt der schon wieder an meinem PC!
Beate: Dürfte ich mal was nachschauen im Internet?
Franz: In Gottes Namen! Aber nicht unter meinem geschäftlichen Zugang.
Beate: Was machst du für Geschäfte?
Franz: Import und Export.
Eddi: Vor allem Export. Und da vor allem Herbsthäuser (lokale Biersorte).
Eddi spitzt derweil mal in die Tragetasche mit Lisa. Franz hat in der Zeit dieses Dialogs am
PC herumgetippt und lässt jetzt Beate ran.
Franz: Tust du die Mütze wenigstens nachts runter?
Beate: Die Weiber fahren voll auf die Kappe ab.
Eddi und Franz sind beeindruckt, beide ziehen nun auch eine Mütze hervor und setzen sie auf.
Eddi: Übrigens, übermorgen ist Waschtag.
Beate: Ich dachte donnerstags.
Eddi: Ich mein doch Klamotten-Waschtag!
Beate: (spöttisch) Ach, die wascht ihr auch!
Franz: Tja, nachdem du die Emma quasi rausgeschmissen hast, müssen wir das wieder selber
organisieren...
Beate: Ihr habt doch gar keine Waschmaschine.
Eddi: Doch, eine kaputte.
Franz: Bei mir rentiert sich’s Waschen eh nicht.
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Beate: (mehr zu sich selbst) stimmt, bei der einen Unterhose...
Eddi: (zu Beate) Könnest du das vielleicht in die Hand nehmen?
Beate: Klar doch. (dann, zu Franz) Und dir danke fürs Internet.
Beate steht auf und geht hinein. Franz setzt sich wieder selbst an den PC und grummelt vor
sich hin.
Franz: Der Typ passt mir nicht. Zu schlau.
Eddi: Vermutlich hat der zwei x-Chromosomen.
Franz: Hä?
Eddi: Frauen haben zwei x-Chromosmen. Wir Männer dagegen nur eines und dazu ein y-
Chromosom.
Franz: Aktenzeichen xy....
Eddi: Aber die Intelligenz ist nur auf den x-Chromosomen vorhanden.
Franz: Wenn das so wäre, würden die Frauen besser Auto fahren. Und mach endlich zu, dass
du mir den Text übersetzt.
Eddi: Ich hab ihn nicht.
Franz: Was?
Franz sucht den Tisch ab. Da kommt Waldemar zurück. Er trägt einen ganzen Karton
normale H-Milch und andere Milchprodukte. Er stellt es auf dem Tisch ab.
Waldemar: Ich hab von allem ein wenig mitgebracht. Ich krieg noch 15 Euro von dir.
Eddi schaut sich die „Ladung“ an. Hält vorwurfsvoll ein Überraschungsei hoch.
Waldemar: Man weiß ja nie, mit was solche Babys spielen.
Franz: (grinst) Der (gemeint ist Waldemar) hat zwei y-Chromosomen.
Da hört man das Baby schreien (höchste Anforderungen an den Techniker, der nun eine
Cassette in Gang setzen muss).
Eddi, Waldemar, Franz: Oh Gott!!!!!
Waldemar ist am aufgeregtesten. Aber auch Eddi und Franz wirken höchst angespannt.
Waldemar: Ich muss beten (will gehen).
Eddi hält ihn zurück.
Eddi: Das stehen wir zusammen durch.
Das Baby schreit wieder. Die drei Männer stehen hintereinander seitlich neben der
Babytasche und schieben sich während des folgenden Gesprächs immer gegenseitig in die
vorderste Position.
Franz: (zu Eddi) Jetzt zeig, was du kannst!
Eddi: Wieso ich?
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Waldemar: Weil du schon mal einen Schreihals gehabt hast!
Eddi: Das ist 17 Jahre her.
Franz: Das ist wie beim Skifahren: das verlernt man nie!
Waldemar: Sing ihr doch was vor.
Eddi: Die hat bestimmt Hunger!
Franz: Vielleicht hat sie reingemacht. Riech mal.
Waldemar: Hab Heuschnupfen.
Eddi beugt sich hinab, zieht Luft ein.
Eddi: (zu Franz) Nicht schlimmer wie wenn du pupst.
Franz: Jetzt koch doch mal die Milch ab!
Waldemar: Ja, welche?
Eddi: Und vor allem wo???
Franz: Herrschaft nein! (stellt sich vor die Tragetasche): horch her: ich sag dir’s im Guten:
deine Mama ist grade unterwegs. Also halt so lang deine Klappe!
Waldemar: Du kannst dem Bobbele doch nicht drohen!
Eddi: Einer muss es rausnehmen und rumtragen.
Waldemar: Vor den Fernseher setzen können wir’s auch nicht.
Franz: Weil’s umkippt?
Eddi: Weil wir keinen mehr haben!
Franz: Ich schau jetzt im Internet nach, was da hilft.
Das Baby schreit jetzt häufiger und lauter.
Waldemar: Liebes Bobbele, sei brav, der Franz der ist ein Schaf, der Eddi ist ein
Trampeltier, was kann denn der liebe Waldi dafür... Gleich gibt es happa happa.
Franz: Und wenn wir sie einfach raus in den Flur stellen?
Vorwurfsvoller Blick von Eddi und Waldemar.
Eddi: Dein x-Chromosom hat heute wohl Urlaub?
Da kommt Beate herein.
Beate: Wieso lasst ihr das Kind so schreien?
Waldemar: Das schreit von alleine.
Beate beugt sich über die Tasche und holt das Baby heraus. Sie redet beruhigend auf es ein
und schon wird das Kleine ruhig. Die drei Männer betrachten das Ganze interessiert-
skeptisch.
Franz: Jetzt brauchst du ihr bloß noch die Brust geben.
Beate: Seggl (Schimpfwort).
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Eddi (kopfschüttelnd): In den Gang stellen...nein...
Beate legt das Baby wieder in die Tasche zurück.
Beate: Muss leider weiter. Hab Vorlesung. Tschüß (geht ab).
Waldemar: halt, das kannst du nicht machen, Otto.
Beate: Seht’s doch mal pragmatisch: da ein kleiner Hasenfurz und dort drei gestandene
Mannsbilder. Wer gewinnt?
Alle drei: Der Hasenfurz??
Beate: Exakt (geht lachend hinaus)
Da kommen Maggy und Mona zurück. Große Erleichterung.
Maggy: Alles klar?
Waldemar: Sonnenklar.
Franz: Alles paletti.
Eddi: Kinderspiel.
Maggy: Schön. Dann können wir das ja jetzt öfter machen.
Techniker spielt Babylachen ein.
LICHT AUS
3. Szene
Es muss kurz aufgeräumt werden auf der Bühne. Dazu kann der Vorhang zugezogen werden
und es gibt eine kurze Pause, oder aber man räumt bei offenem Vorhang im Halbdunkel auf.
Waldemar kommt auf die Bühne, er hat ein Poster in der Hand. Er schaut zunächst in den
Kühlschrank. Er nimmt einen Joghurt heraus, schaut ihn an, stellt den Becher dann seufzend
wieder in den Kühlschrank. Im Regal steht ein Obstkörbchen. Er nimmt eine Banane. Er isst
sehr gierig, spricht mit offenem Mund.
Waldemar: Wann hab ich zuletzt eine Banane gegessen?(Blick nach oben) Man weiß ja
nicht, wie lange der paradiesische Zustand anhält (mampft schnell fertig). Zeit für nen
Tapetenwechsel. (er nimmt ein Plakat, klebt es über das Pin-Up-Girl).
Franz und Eddi kommen. Sie nehmen Platz bzw. lehnen sich an die Wand oder den Tisch.
Franz: Was ist los?
Waldemar: So kann es nicht weiter gehen.
Eddi: ist doch alles super. Seit einer Weile kriegt unsere Blume wieder Wasser...
Waldemar (sarkastisch) Ja, die einzige, die die langjährige Dürreperiode überlebt hat!
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Franz: ...der Kühlschrank ist wieder richtig voll...
Eddi: wir haben jetzt sogar eine Tischdecke...
Franz: und das Klo ist immer geputzt...oder??
Waldemar (aufbrausend) Ja merkt ihr denn nicht, in welchem Saustall wir bisher gelebt
haben?
Franz: Unserer idyllische WG...
Eddi: ist doch gemütlich gewesen.
Waldemar: Ja, und unser spiritueller Mittelpunkt war der Kasten Bier!
Eddi: Hast du deinen moralischen?
Franz: Quatsch, der hat Samenstau.
Waldemar: Hier, frisch aus dem Internet (zieht aus seiner Tasche verschiedene
Zeitungsartikel hervor und knallt sie den anderen Männern hin. Eddi (interessiert) und Franz
(gelangweilt) werfen einen Blick darauf.
Eddi: Frauen als Motor der Intelligenz...
Franz: (fasst sich an den Kopf) Wie soll jemand Motor sein, wenn er meint, dass im Advent
im Auto vier Zündkerzen brennen...
Eddi: (liest) Schwule kommen bei Frauen gut an...
Franz: Ja, soll ich vielleicht erst schwul werden, um eine abzukriegen?
Waldemar: Gibt euch denn das alles nicht zu denken?
Franz: Doch, jetzt versteh ich den Otto. Der macht auf schwul, weil die Weiber dann auf ihn
fliegen...
Eddi: Das kann man doch nicht verallgemeinern.
Franz: Zwei Weiber, ein Bobbele und ein Schwuler bringen unsere ganze Harmonie
durcheinander.
Waldemar: Sogar das Baby drückt schon seine Gefühle aus! Aber wir...wir sind doch
rückständige Gefühls-Dinosaurier.
Eddi: Trinken wir ein Bier.
Waldemar: Man kann nicht immer alle Probleme vor’m Fernsehapparat aussitzen...
Franz: Wenn ein guter Film läuft...
Waldemar: ...oder im Alkohol ersäufen.
Franz und Eddi prosten sich zu. Waldemar geht entnervt hinaus. Ihm begegnen dabei die
beiden Mädchen. Mona hat die Tragetasche dabei.
Mona: Hi Waldi. Wir suchen heute eine Frau für dich im Internet.
Waldemar: Lasst mir doch meine Ruhe! (ab)
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Maggy: Ich brauch 20 Euro.
Eddi: Schon wieder?
Maggy grinst nur. Eddi kramt nach Geld. Jacky macht sich derweil an Franz heran.
Maggy: Wir dürfen doch ein wenig chaten...
Franz: Ungern.
Mona: Mach uns halt nen extra-Zugang, dann kommen wir dir nicht in die Quere. Na komm
(umschmeichelt ihn).
Franzens Widerstand schwindet. Er geht an den PC und tippt auf der Tastatur herum.
Maggy: (zu Eddi) Du könntest dir auch mal was gescheites zum Anziehen kaufen. Du läufst
rum wie ein Penner.
Eddi: Mir gefällt’s.
Maggy: Die Mama hat schon recht gehabt.
Eddi: (aufhorchend) Mit was?
Maggy: Dass du nicht erwachsen werden willst und dass man dir das an den Klamotten
ansieht. Und sie hat noch untertrieben. Du bist schon „Asbach“ und schaffst immer noch
nichts. Drückst dich in der Uni rum...erst hast du zehn Semester Fremdsprachen studiert, dann
alles hingeworfen, dann zehn Semester Kunst, dann wieder hingeworfen...
Franz: (vom PC aus) Jetzt gibt‘s ne Packung, hä?
Maggy: Ihr seit ein Haufen: ein Softie, ein Schnarcher und ein Obermacho!
Franz: (geschmeichelt) Softie hat noch niemand zu mir gesagt.
Mona (schmeichelnd) Du bist süß...
Maggy (schüttelt augenbrauen-hochziehend den Kopf) Komm. (geht hinaus).
Mona: und tschühüß...
Eddi: Hee, euer Bläeger (Baby)
Mona: (im Verschwinden) ist gestillt!
Franz: Ob s aber auch satt ist?????
Eddi: (rennt den Mädchen hinterher) Halt!
Franz: Lasst mich nicht allein!
Eddi ist weg, Franz bleibt alleine mit dem Baby zurück. Dieser Tatsache wird er sich immer
mehr bewusst. Ihm ist unbehaglich.
Franz: Reifen wechslen okay. Aber Windeln...
Er geht langsam auf die Tasche zu, spitzt von relativ weit hinein. Er nähert sich immer mehr.
Seine Haltung ist abwartend-skeptisch-neugierig. Als er sich über die Tasche beugt, lacht das
Baby. Franz erschrickt und fährt zurück.
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Franz: Puhhh (seufzt). Und jetzt nichts wie weg. (er geht zur Tür)
Da fängt das Baby zu schreien an. Wie vom Blitz getroffen bleibt Franz stehen.
Franz: Ganz ruhig (zu sich selbst). Du bist schon 30 Stunden am Stück gefahren. Hast dich in
Usbekistan mit der Russen-Mafia geprügelt...hast sogar schon montags und donnerstags im
Aldi eingekauft...
Er kehrt zurück, schaut wieder hinein. Das Baby lacht. Franz geht wieder weg. Das Baby
schreit.
Franz: Hartnäckig, das Ding. Wo ist bloß das Handbuch dazu? Vielleicht braucht’s nen
Ölwechsel.
Er schaut wieder hinein, Baby lacht. Dann aber schreit es. Kurz nur.
Franz: Hör zu! Wir können die besten Kumpels werden. Aber wir machen das nach meinem
Plan. Also, halt deine Gosche (Mund).
Franz geht nun noch näher hin, nimmt das Baby heraus. Er hebt es steif vor sich mit
ausgestreckten Armen.
Franz: Und jetzt?
Da kommt Waldemar zurück. Als er Franz mit dem Baby stehen sieht, kriegt er einen
Schrecken, läuft hin und nimmt ihm das Baby weg.
Franz: Spinnst du? Wir haben uns gut unterhalten.
Waldemar: Und die Lisa hat sich vor Begeisterung in die Hose gemacht. Die ist ganz nass.
Franz: Motor undicht?
Waldemar: Schraube locker. Bei dir .
Waldemar legt das Baby auf den Tisch, zieht den Strampler aus.
Franz: Ich muss was besorgen.
Waldemar: Hiergeblieben wird. Tuch!
Franz reicht Waldemar im folgenden die nötigen Sachen. Wie bei einer OP. Die Babysachen
liegen bei der Spüle, bzw. bei dem Regal.
Waldemar: Tuch!
Franz verzieht das Gesicht. Waldemar reicht ihm die alte Windel, Franz behält sie in der
Hand und beobachtet über Waldemars Rücken das ganze Geschehen mit wachsendem
Interesse, vor allem weil Lisa lacht. Die Szene kann man nach Belieben ausbauen.
Waldemar: Öl!
Franz greift nach einem Salatöl, reicht es Waldemar.
Waldemar: Babyöl! Dort im Regal!
Franz holt es.
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Waldemar: Windel.
Franz reicht ihm die alte Windel wieder.
Waldemar: Eine frische Windel!!
Franz holt eine von der Spüle/Regal. Waldemar zieht das Baby wieder an. Die beiden stehen
zum Publikum. Franz hat seine Scheu etwas abgelegt. Das Baby lacht. Nun regt sich in Franz
der Beschützer.
Eddi kommt zurück. Er wirkt niedergeschlagen.
Franz: Heii, das macht Spaß! Wir haben alles im Griff. Gell, äh...Dings...
Waldemar: Lisa.
Franz: Eddi, hast du gesehen, wie ich die Windel gewechselt habe? Mensch, lass den Kopf
nicht hängen. Wenn unser nächster Auftrag (zieht Eddi etwas zur Seite) klappt, hast du für ne
Weile ausgesorgt. Wie läuft es mit den Bildern?
Eddi: Gut.
Franz: In 10 Tagen musst du fertig sein. Da geht die Sache über die Bühne.
Eddi: Mir ist nicht wohl dabei.
Waldemar (erschrickt) Ach Gott, jetzt kommt gleich die Emma zur Versöhnungsaussprache.
Eddi: Was?
Franz: Hast du sie weichgekocht...
Da kommt Beate herein. Sie hat einen prall gefüllten gelben Sack dabei mit der
Schmutzwäsche, die sie in die Wäscherei bringen will.
Franz: (anzüglich) Hast du einen großen Sack!
Beate: Neidisch?
Waldemar Trinkst du auch nen Kaffee mit?
Beate: (angewidert) Kaffee? Bier wär mir lieber.
Eddi: Setz dich halt mit her.
Beate: Der Franz braucht doch seine zweite Unterhose zum wechseln.
Franz: Genau. Muss bald wieder auf Tour.
Beate: Echt? Wohin?
Franz: In den Osten. Die Strümpfe könntest du noch mitnehmen (zieht seine Strümpfe aus,
reicht sie ihr).
Beate (reißt sich zusammen) lecker. (sie nimmt die Strümpfe, will sie noch hineinstopfen).
Da kommt Emma zur Tür herein, sie hat ein paar Stücke Kuchen auf einem Teller dabei,
hinter ihr folgen Maggy und Mona,e s gibt ein kurzes Gedränge, Emma rempelt versehentlich
Beate an. Die lässt den Sack so fallen, dass ein Teil der Wäsche herausfällt. Hastig will sie
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wieder einräumen, aber Eddi ist schon aufgesprungen, um ihr zu helfen. Dabei fällt ihm ein
Tanga in die Hände.
Eddi: (zu Maggy) Wer zeiht denn solche Unterwäsche an? Da kriegt man da eine
Unterleibserkältung?
Maggy: Gehört mir nicht.
Mona (im Vorbeilaufen): Mir auch nicht.
Waldemar: Und wem gehört er dann?
Franz: Dem Bobbele vielleicht?
Eddi: (kopfschüttelnd) Als Kopftuch vielleicht?
Emma: Ihr müsst doch wissen, wem welche Wäsche gehört!
Beate (ablenkend) Der Kuchen sieht aber gut aus.
Emma: Wollen Sie auch ein Stückchen?
Beate: Bin am Abnehmen...äh...ich meine, das kann ich doch nicht annehmen.
Franz: Red keinen Käse (nimmt ein Stück Kuchen, klatscht es Beate auf den Teller).
Eddi: (steht noch, betrachtet das Corpus delicti) Das mit dem Höschen macht mich jetzt
schon stutzig.
Franz: (provokativ) Waldi????
Waldemar: Also, ich hab nur Schieser Feinripp! Das da würde doch im Arsch zwicken.
Maggy und Mona setzen sich an den PC.
Mona: Wir suchen jetzt für Waldi eine Frau im Internet.
Waldemar: Das kann ich allein.
Emma (vorwurfsvoll): So wie du heute wieder angezogen bist. Also nein! (zupft an ihm
herum).
Eddi (zu Emma) Schön, dass du wieder mal vorbei kommst.
Emma: Na ja, ich war schon sauer.. aber ich kann euch doch nicht alleine lassen...jetzt, wo
auch noch ein Baby im Haus ist.
Mona: (am PC chatend) Waldi, was willst du für ne Körbchengröße?
Waldemar (ahnungslos) Ich spiel kein Basketball.
Emma (zu Beate) Und Sie?
Beate: Spiel auch kein Basketball.
Emma: Ich mein, was Sie so machen.
Beate: (zögert) Ha ja...
Franz: Der Otto ist .... na ja, du weißt schon.
Beate: Was?
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Emma: Haben Sie keine Freundin?
Beate: Die wenn ich alle zählen wollte.
Maggy: Waldi, sie fragt, ob wir Grundbesitz haben. Also, ich mein, ob du welchen hast.
Waldemar: Wer fragt?
Mona: Die Susi. 24 ist sie, solo, kommt aus ....(Ort aus der Nähe eintragen)
Franz: (ironisch) gibt’s dort auch schon Internet??
Waldi (geht jetzt zu den Mädchen) Seit ihr verrückt?
Maggy: Wir machen das schon.
Waldi verzweifelt, hält sich aber zurück. Das Geschehen am Tisch und am PC läuft parallel
weiter.
Emma: Ich vermiss euch und euer Fleckenmuseum: die Chips-Brösel überall, die
verschimmelten Joghurt-Kulturen, die leeren Bierflaschen.
Mona: (zu Waldi) Sie will wissen, ob du Kinder magst.
Waldi: Schon...äh, das geht niemand etwas an! Hört endlich auf!
Maggy: Die will sich mit dir treffen.
Mona: (macht sich spielerisch an Waldi ran) Wir haben ja auch das Blaue vom Himmel
runtergelogen: Kraftsportler, Sportwagenbesitzer, gut aussehend, Manager einer Internet-
Firma...
Waldi bricht zusammen.
Franz: (zu Waldi) Jetzt musst du schnell in deine Männer-Gruppe und beichten. Du hast ein
Date!
Waldi: Ihr seit gemein (geht hinaus)
Emma: Ich kauf dir auch ein neues Hemd.
Mona: (zu Franz) Du hast mir doch versprochen, dass du mit mir ein wenig Autofahren übst.
Hab bald Prüfung.
Franz: Erste Lektion: Die Außenspiegel abkrachen. Wir orientieren uns nur nach vorne!
Emma: Wo ist eigentlich der Vater von deinem Kind?
Mona: (abfällig) Bei seinen Kumpels, vor der Glotze oder im Stadion.
Franz: Sympathischer Typ. Auf, gehen wir.
Maggy schließt sich den beiden an. Das Kind nehmen sie diesmal mit.
Eddi: Wenn das nur gut geht.
Emma: Ich muss weiter. Eure Wäsche nehm besser ich mit. Gell?
Beate und Eddi haben keine Einwände. Emma verabschiedet sich mit dem Gelben Sack,
inklusive Tanga.
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Eddi: Hälst du mich eigentlich auch für einen Looser?
Beate: Ich kenn dich zu wenig.
Eddi: Meine Tochter hat recht. Ich komm nicht über die Pubertät hinaus.
Beate: Ich find dich ganz nett.
Eddi: Aber das hilft mir leider nichts.
Beate: Mit der Verantwortung habt‘s ihr Männer..äh...wir Männer doch alle nicht so.
Eddi hat ihren Versprecher nicht bemerkt.
Eddi: Darf ich dich mal was fragen?
Beate: Klar.
Eddi: Bist du wirklich .... schwul?
Beate, die getrunken hat, verschluckt sich.
Eddi: Du bist so anders... irgendwie...
Beate: Vielleicht haben sie mir ein x-Chromosom zuviel reingemischt...
Eddi: Na ja, geht mich auch nict wirklich was an. Und jetzt muss ich weitermachen. Bilder
malen. Das Haus ist leer, da hab ich meine Ruhe.
Beate: Darf man deine Werke mal sehen?
Eddi: Später vielleicht.
Beate: Schaffst du mit Franz zusammen?
Eddi: Äh...nee...wiso?
Beate: Ach, nur so.
Eddi geht hinein.
Beate: Ein Looser ist er schon...aber ein netter.
Beate kratzt sich. Sie schaut sich um, geht zum PC, will ihn anschalten. Dann überlegt sie es
sich anders.
Beate: Immer nur am Waschbecken waschen ist ekelhaft. Ich stink bestimmt schon wie ein
Iltis. Ob ich’s riskieren kann? Eigentlich müsste ich die günstige Gelegenheit zwar für etwas
anderes nutzen...ich komm eh nicht so voran wie ich gehofft hab. Aber...geht doch ruckzuck!
Sie verschwindet hinter dem Duschvorhang. Nach einer ganz kurzen Phase hört man sie
singen. Nicht laut, aber vernehmbar.
Da kommen Mona, Maggy und Franz zurück. Franz hat Blutflecken im Gesicht, sieht zersaust
aus. Die beiden stützen ihn. Beate duscht und singt, hört deshalb nicht, dass jemand
gekommen ist. Baby Lisa wurde bei Emma „zwischengeparkt“.