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i. Veröffentlichungen des BrandenburgischenLandesmuseumsfür Ur- und Frühgeschichte. Band 33· Seite 179 -268 Felix Biermann, Berlin Mit einem Beitrag von losef Riederer, Berlin Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel Die Studie legt ein stratigraphisch geborgenes Keramikensemble des 9./10.-15./16. Jhs. aus der Altstadt Brandenburg vor. Das Fundmaterial wird nach technologischen und typologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Dabei gilt der Veränderung des Geschirrbestandes im Laufe der Zeit, der Entwicklung keramischer Wareneigenschaften, der Gefäß- arten, Dekore und Randformen besonderes Interesse. Die Funde werden ferner zur Aufhellung der Siedlungsge- schichte und begrenzt zu Kenntnissen über die materiellen Verhältnisse der Bewohner der beiden ergrabenen Parzel- len herangezogen. The study treats the itratigraphically secured pottery ensemble /rom the 9thll0th-15thl16th centunes recovered /rom the old city of Brandenburg. The find material was examined along technological and typological criteria. M uch atten- tion was given to alterations of the assemblages, the development of ware features, vessel types, decorational aspects, and rim shapes. The finds were furthermore studied so as to shed more light on the settlement history and in some measure to help to advance the knowledge on the material conditions of the occupants of both plots. Inhalt 1. Einleitung 2. Einteilung der technologischen und typologischen Merkmale 3. Die Waren, Warengruppen und -arten 4. Beschreibung der Waren, Warengruppen und -arten 5. Vergleich der Waren, Warengruppen und -arten 6. Die Grundlagen zur Datierung der Fundstrati- graphie 7. Die Keramik der Phasen 1-10 8. Chronologie und Entwicklung typologischer und technologischer Keramikmerkmale 9. Zur Datierung und Herkunft der Waren, Waren- gruppen und -arten 10. Winschafts- und siedlungs geschichtliche Analyse der Keramik 11. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse 12. Die mikroskopische Untersuchung von Keramik- proben (fosef Riederer) 1. Einleitung Die Ausgrabung auf den beiden Parzellen Altstädti- sche Fischerstraße 5-6 in Brandenburg ergab ein reich- haltiges Keramikensemble: innerhalb der teilweise über 3 m mächtigen Schichtenabfolge fanden sich 6569 Keramikfragmente. Als großer Vorteil dieses Materials ist seine Bergung überwiegend aus natürlichen Schich- ten zu nennen, sodass im Allgemeinen eine eindeutige Zuordnung der Funde möglich ist. Nachteile sind zum einen die schlechten absoluten Datierungsgrundlagen der Stratigraphie, die bewirken, dass die chronologi- sche Einordnung der Funde bzw. der Fundvergesell- schaftungen überwiegend durch Vergleich mit andern- ons gewonnenen Datierungen erfolgen muss. Zum anderen wäre der Umstand zu nennen, dass die meis- ten Schichten der beiden Parzellen lediglich über Indi- zien verbunden werden können, da aus Zeitmangel nicht mehr alle Profilstege abgebaut wurden. Dieser Sachverhalt führt zu einer Einschränkung der strati- graphisch auswertbaren Fundmenge. Die Keramik aus den Straten bis in die Zeit um 1500 wurde in insgesamt zehn chronologische Einheiten (Phasen) gegliedert, für die das in der Stratigraphie er- kennbare Bau- und Nutzungsgeschehen maßgeblich ist. In einigen Fällen wurden aufeinander folgende Bau- oder Nutzungsetappen bei der Fundbewertung zusammengefasst, und zwar, wenn sie nur geringe Fundmengen erbracht hatten. Ursprünglidl bestand die Absicht, auch die Keramik aus neuzeitlichen Schichten auszuwerten; davon wur- de jedoch Abstand genommen. Die aus den oberen Schichten stammenden Fundkomplexe sind zum einen nur selektiv geborgen worden und zum anderen so 179

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Veröffentlichungen des BrandenburgischenLandesmuseumsfür Ur- und Frühgeschichte. Band 33· Seite 179 -268

Felix Biermann, Berlin Mit einem Beitrag von losef Riederer, Berlin

Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung

Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

Die Studie legt ein stratigraphisch geborgenes Keramikensemble des 9./10.-15./16. Jhs. aus der Altstadt Brandenburg vor. Das Fundmaterial wird nach technologischen und typologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Dabei gilt der Veränderung des Geschirrbestandes im Laufe der Zeit, der Entwicklung keramischer Wareneigenschaften, der Gefäß­arten, Dekore und Randformen besonderes Interesse. Die Funde werden ferner zur Aufhellung der Siedlungsge­schichte und begrenzt zu Kenntnissen über die materiellen Verhältnisse der Bewohner der beiden ergrabenen Parzel­len herangezogen.

The study treats the itratigraphically secured pottery ensemble /rom the 9thll0th-15thl16th centunes recovered /rom the old city of Brandenburg. The find material was examined along technological and typological criteria. M uch atten­tion was given to alterations of the assemblages, the development of ware features, vessel types, decorational aspects, and rim shapes. The finds were furthermore studied so as to shed more light on the settlement history and in some measure to help to advance the knowledge on the material conditions of the occupants of both plots.

Inhalt

1. Einleitung 2. Einteilung der technologischen und typologischen

Merkmale 3. Die Waren, Warengruppen und -arten 4. Beschreibung der Waren, Warengruppen und

-arten 5. Vergleich der Waren, Warengruppen und -arten 6. Die Grundlagen zur Datierung der Fundstrati­

graphie 7. Die Keramik der Phasen 1-10 8. Chronologie und Entwicklung typologischer und

technologischer Keramikmerkmale 9. Zur Datierung und Herkunft der Waren, Waren­

gruppen und -arten 10. Winschafts- und siedlungs geschichtliche Analyse

der Keramik 11. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse 12. Die mikroskopische Untersuchung von Keramik­

proben (fosef Riederer)

1. Einleitung

Die Ausgrabung auf den beiden Parzellen Altstädti­sche Fischerstraße 5-6 in Brandenburg ergab ein reich­haltiges Keramikensemble: innerhalb der teilweise über 3 m mächtigen Schichtenabfolge fanden sich 6569

Keramikfragmente. Als großer Vorteil dieses Materials ist seine Bergung überwiegend aus natürlichen Schich­ten zu nennen, sodass im Allgemeinen eine eindeutige Zuordnung der Funde möglich ist. Nachteile sind zum einen die schlechten absoluten Datierungsgrundlagen der Stratigraphie, die bewirken, dass die chronologi­sche Einordnung der Funde bzw. der Fundvergesell­schaftungen überwiegend durch Vergleich mit andern­ons gewonnenen Datierungen erfolgen muss. Zum anderen wäre der Umstand zu nennen, dass die meis­ten Schichten der beiden Parzellen lediglich über Indi­zien verbunden werden können, da aus Zeitmangel nicht mehr alle Profilstege abgebaut wurden. Dieser Sachverhalt führt zu einer Einschränkung der strati­graphisch auswertbaren Fundmenge. Die Keramik aus den Straten bis in die Zeit um 1500 wurde in insgesamt zehn chronologische Einheiten (Phasen) gegliedert, für die das in der Stratigraphie er­kennbare Bau- und Nutzungsgeschehen maßgeblich ist. In einigen Fällen wurden aufeinander folgende Bau- oder Nutzungsetappen bei der Fundbewertung zusammengefasst, und zwar, wenn sie nur geringe Fundmengen erbracht hatten. Ursprünglidl bestand die Absicht, auch die Keramik aus neuzeitlichen Schichten auszuwerten; davon wur­de jedoch Abstand genommen. Die aus den oberen Schichten stammenden Fundkomplexe sind zum einen nur selektiv geborgen worden und zum anderen so

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stark mit älterer Keramik durchmischt, dass eine Be­wertung der Anteilsverhältnisse weitgehend sinnlos ist. Die Ursache für diesen Umstand liegt auf der Hand: Um so höher eine Schicht liegt und um so mehr Bauvolumen ihrer Zeitspanne zurechenbar ist, um so mehr ältere Keramik befindet sich in ihren Ablagerun­gen. Eine bessere Basis für Untersuchungen zur neu­zeitlichen Keramik stellen daher die Fundensembles aus Kloaken dar, die aus Brandenburg in mittlerweile größerer Anzahl vorliegen (z. B. vom Neustädtischen Markt), an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 aber fehlen. Die Keramik aus den oberen Straten wird des­halb nur dann bei der Beschreibung der Warengruppen und -arten berücksichtigt, wenn diese auch schon im Mittelalter vorhanden sind. Die 663 Fragmente jünge­rer glasierter Irdenware werden in der Gesamtfund­menge gezählt, aber nicht ausgewertet. Die Untersu­chung hat folgende Ziele: a) Das Fundmaterial soll nachvollziehbar vorgestellt

und so weiteren Forschungen erschlossen werden, die chronologische Stellung von typologischen und technologischen Merkmalen bestimmt und die Ver­gesellschaftung von Keramik, insbesondere die Bedeutung einer Reihe von eindeutigen und mut­maßlichen Importwaren in zeitlichen Ebenen her­ausgearbeitet werden. Damit soll die Studie als Bau­stein für ein Schema der Entwicklung hoch- und spätmittelalterlicher Keramik einerseits der Stadt Brandenburg, andererseits des Havellandes und der weiteren Mark Brandenburg dienen, also eines enger und weiter gefassten "Keramischen Klein­raums" im Sinne Stephans (1984, 43).

b) Die Datierung der Keramik soll für die chronologi­sche Einordnung der Siedlungstätigkeit an der Alt­städtischen Fischerstraße 5-6, die insbesondere in der Frühzeit der Altstadtgenese von Interesse ist, verwendet werden.

c) Die hier vorgestellten Funde sollen, natürlich in den Grenzen ihrer Möglichkeiten, zur Frage nach den materiellen und sozialen Verhältnissen der Parzel­lenbewohner herangezogen werden. Die impor­tierte Keramik gewährt (ebenfalls begrenzt) Auf­schluss zu den Nah- und Fernverbindungen der Brandenburger Altstadt.!

2. Einteilung der technologischen und typolo­gischen Merkmale

2.1. Zur Vorgehensweise

Zunächst werden alle Rand-, Standboden-, verzierten oder anders hervorgehobenen Wand-, Handhaben-, Ausguss- und Standvorrichtungsscherben einer 35 Merkmale umfassenden Abfrage unterzogen, deren Konstanten sich an überregional angewandten Leitfä­den zur Keramikbeschreibung orientieren.2 Die un­verzierten Wandscherben werden lediglich unter aus-

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gewählten typologischen Parametern durchgesehen und den auf Grundlage der o. g. Fragmente festgeleg­ten Waren zugeordnet. Die Auswertung der großen Datenmenge erfolgt anschließend, indem sowohl Ein­zelmerkmale als auch Merkmalskombinationen in Re­lation zu technologisch bestimmten Warengruppen/­arten und chronologisch relevanten stratigraphischen Komplexen statistisch analysiert werden. Auf diese Weise werden Veränderungen im chronologischen Längsschnitt ebenso wie die Merkmale der Keramik im Querschnitt eines Zeithorizontes festgestellt. Da sich Gefäßindividuen im Allgemeinen nicht eindeutig benennen lassen und entsprechende Berechnungen keine sicheren Ergebnisse erbringen (vgl. Lüdtke 1985, 79 f.; Halle 1992, 26 f.), dient als Parameter dabei die Fragmentanzahl. Nur wenn mehrere Bruchstücke ein­deutig demselben Gefäß zuordenbar sind, werden diese in der Bewertung zusammengefasst. Die Auswertung nach dem Keramikgewicht, welches bei der Materialaufnahme festgestellt wurde, wird hier nicht referiert, da sich außer in den (wenigen) Fällen, wo ganze Gefäße vorlagen, keine nennenswerten Ver­schiebungen in den auf Basis von Gewicht oder Frag­mentanzahl erschlossenen Anteilsverhältnissen erga­ben (ebenso Gläser 1987, 388; dagegen Spitzner­von der Haar 1993,20 f.).

2.2. Einteilung der Keramikmerkmale

2.2.1. Form

Ge/äßarten Die Keramik wird in 18 Gefäßarten untergliedert, wobei Baukeramik mit Ausnahme der Kacheln nicht bearbeitet wird. Die Bestimmung der Gefäßarten er­folgte bei allen größeren Rand-, Boden-, Handhaben­und den aussagefähigen Wandscherben, wobei hervor­gehoben werden sollte, dass die sichere Zuordnung kleinerer Fragmente auch des Randes zu bestimmten Gefäßarten sehr häufig nicht möglich ist. In Zweifels­fällen fand keine gar keine Zuweisung statt oder es wurden mehrere Möglichkeiten vermerkt. Kugeltöpfe werden überwiegend mittelbar aufgrund der Rand-

Für die Übergabe des Fundmaterials von der Altstädtischen Fi­scherstraße 5-6 und wichtige Diskussionen zum Befund habe ich den Ausgräbern]. Müller und M. Specht (beide Branden­b~rg) zu .danken, Er~terem auch .für umfangreiche logistische Hilfen bel der Bearbeitung. S. Dahtz (Brandenburg) restaurierte die Keramik. ;Mit I~ormationen ~u ihren Forschungen und fruchtbaren DIskUSSIOnen haben 111lr weiterhin G. und G. Bött­cher (Berlin), S. Dalitz, K Grebe (WÜllsdorf), E. Kirsch (Berlin), W. Niem7eT, D. Rathert (beide Brandenburg), G. Seyer(Berlin), R. Szczesrak (Neubrandenburg) und G. Tillack (Brandenburg) geholfen, mit kritischen Anmerkungen zum Manuskript B. Biermann (Dülmen), K Frey (Berlin), G. Wetzel (Wünsdorf) und D. Wamke (Berlin). Allen genannten Personen gebührt mein aufrichtiger Dank.

2 Erdmannu.a. 1984;Kunowu.a. 1986;Baueru.a. 1993.

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Abb. 1: Schema der Randformen

merkmale bestimmt und sind dann natürlich kaum von Grapen und gehenkelten Exemplaren zu unter­scheiden; die dadurch verursachte Verzerrung dürfte aber - angesichts der geringen Anzahl von urunittelbar nachweisbaren Exemplaren der letztgenannten Gefäß­arten - eher gering sein. Folgende Gefäßarten sind zu unterscheiden:

1. Kugeltopf 2. gehenkelter Kugeltopf 3. Standbodentopf (z. T. mit Henkel) 4. Grapen (mit kugeligem oder planem Boden, z. T.

gehenkelt) 5. Kugelkanne (Kugel gefäß mit Tülle) 6. Tüllenkanne (Standbodengefäß mit Tülle) 7. Dreiknubbenkanne (mit Standlappen oder Knub­

ben, mit oder ohne Ausguss) 8. Kanne (Standbodengefäß mit Ausguss, z. T. mit

Henkel) 9. Krug (Standbodengefäß ohne Ausguss, z. T. mit

Henkel) 10. Becher (z. T. mit gemündeltem Rand: Mündelbe-

cher, mit Henkel: Tasse) 11. Pokal 12. Flasche 13. Schüssel (bei kleinem Format: Napf) 14. Pfanne (Schüssel mit Stiel, eventuell mit Grapen-

beinen) 15. Teller 16. Deckel 17. Ofenkachel Dazu kommen als funktional bedingte Form der Tie­gel und, als Nichtgefäßkeramik, Spinnwirtel und Ge­wichte (Netzsenker).

Rand/ormen (Abb. 1) Das Randformenspektrum wurde zunächst in 86 Vari­anten beschrieben und schließlich - zugunsten einer besseren Übersicht - auf 35 Formen zusammengefasst. Die Gliederung wurde auf Grundlage der von Steuer (1979) und Kempke (1984) für früh- und hochmittel­alterliche Keramik entwodenen Systematik vorge­nommen. Die Randform ergibt sich dabei aus der

Kombination der Merkmale Randlänge, Randnei­gung, Gestaltung der Randaußenkante sowie der Rand­innenkante; bei der vorliegenden, sehr variantenrei­chen Randformenbandbreite ist es sinnvoll, diese Faktoren noch durch die Berücksichtigung von weite­ren Profilierungen der Randaußenkante und mögliche Verdickungen zu ergänzen. Bei der Zusammenfassung wurde Ähnliches zu Ähnlichem sortiert. Über die hier vorgenommene Abstrahierung informiert ein Ver­gleich von Keramikabbildungen und den Angaben im Katalog der abgebildeten Funde (Abb. 7-18). Ränder von Schüsselkacheln und von Deckeln werden nicht edasst. Eine tabellarische Darstellung der Randformen findet sich in Tabelle 1.

Ausguss/ormen Unter den Formen des Ausgusses sind hier lediglich die aus der Wandung herausgearbeitete Schneppe sowie die im Querschnitt runde oder ovale Tülle zu unterscheiden.

Handhaben Hier ist der Henkel dominant, der nach seinem Quer­schnitt - rund, oval, gekehlt oder gerippt - weiter untergliedert wird. Daneben kann allein der Tüllenstiel festgestellt werden. Die Handhabe kann randständig oder unterrandständig, d. h. an der Halszone montiert sein, sowie auch auf der Schulter ansetzen.

Dekor und Oberflächengestaltung Es ist hier von Dekor und Oberflächengestaltung die Rede, da in dieser Rubrik auch die Dekorlosigkeit be­rücksichtigt wird und einige Gestaltungsweisen neben ihrer Zierfunktion auch weitere Aufgaben besitzen können. So mag die Riefung der Gefäßschulter ein technisches Merkmal sein, das die Griffigkeit des Be­hältnisses erhöht. Einstiche vor allem an Henkeln kön­nen ein gleichmäßiges Durchbrennen des Rohlings ge­währleistet haben. 13 Kategorien sind aufzustellen:

1. unverziert 2. Kammstrichdekor (in verschiedenen Motiven) 3. Riefen (meist auf der Schulter)

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Rf. Randlänge Randneigung Grundform Weitere Profilierung Randinnenkante Verdickung Randaußenkante Randaußenkante

kurz-lang schwach - mittel gerundet ausgebogen unverdickt 2 mittel-lang mittel-stark gerundet ausgebogen verdickt 3 mittel-lang stark gerundet manchmal ausgebogen - gerade unverdickt oder

schwache Kanten schwach verdickt 4 mittel-lang mittel waagerecht/

nach innen ausgebogen unverdickt

5 mittel-lang schwach - mittel waagerecht/ gekehlt unverdickt/leicht nach innen verdickt

6 mittel-lang schwach-stark waagerecht/ gekehlt unverdickt/verdickt nach innen

7 mittel-lang schwach-mittel waagerecht/ gekehlt gekehlt verdickt nach innen

8 mittel-lang schwach-mittel schräg nach außen gekehlt gekehlt verdickt 9 lang stark schräg nach außen unten gerundet gekehlt unverdickt

10 kurz-lang mittel- stark schräg nach außen gekehlt gekehlt unverdickt 11 kurz-lang schwach - stark schräg nach außen ausgebogen unverdickt 12 mittel-lang schwach - mittel schräg nach außen gekehlt unverdickt 13 mittel-lang schwach-mittel schräg nach außen außen spitz gekehlt verdickt 14 kurz-lang mittel-stark gerundet gekehlt unverdickt!leicht

verdickt 15 lang mittel-stark gerundet/schräg zweifach gekehlt verdickt

nach außen

16 mittel-lang schwach - mittel gerundet oben spitz gekehlt unverdickt ausgezogen

17 lang stark senkrecht gekehlt gekehlt unverdicktlleicht verdickt

18 mittel-lang mittel- stark gerundet gekehlt verdickt 19 lang stark senkrecht unprofiliertl ausgebogen unverdickt

untergriffig 20 kurz-mittel mittel- stark gerundet unten kantig/ ausgebogen unverdickt

spitz ausgezogen 21 kurz stark gerundet, spitz untergriffigl ausgebogen unverdickt/verdickt

ausgezogen dreieckig 22 ohne ohne waagerecht gekehlt, außen gekehlt unverdickt/

ausgezogen leicht verdickt 23 ohne ohne-mittel waagerecht außen Dorn gekehlt unverdickt/

leicht verdickt 24 ohne-mittel ohne - schwach waagerecht/ außen schwacher gekehlt leicht verdickt

gerundet Dorn 25 ohne ohneinach innen gerundet außen schwacher gekehlt leicht verdickt

Dorn 26 mittel-lang stark waagerecht/nach

innen außen Dorn gekehlt verdickt

27 lmrz mittel-stark schräg nach außen gekehlt, dornarcig ausgebogen verdickt untergriffig

28 lmrz - mittel mittel- stark gerundet außen abgesetzt ausgebogen verdickt 29 ohne ohne gerundet dreieckig, außen ohne/ausgebogen verdickt

abgesetzt

30 ohne/kurz ohne/schwach schräg nach außen außen abgesetzt gekehlt verdickt 31 kurz-mittel schwach gerundet oben kantig gerade/gekehlt unverdickt/

leicht verdickt 32 ohne/kurz ohne senkrecht/spitz außen abgesetzt ohne/geknickt verdickt 33 ohne ohne waagerecht! ohne unverdickt

gerundet

34 ohne ohne/schwach spitz ausgezogen ohne unverdickt 35 ohne ohne/schwach schräg nach außen außen abgesetzt gerade verdickt

Tab. 1: Die Merkmalskombinationen der Randformen

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4. Rillen (scharf eingeschnittene Riefen) 5. einzelne Leiste (meist arn Übergang von der Schul-

ter zum Bauch) 6. gekniffeIte Leiste 7. Kerbenleiste 8. Rollrädchen 9. Kerben/Schlitze (in verschiedenen Motiven)

10. Wellenlinie 11. Bemalung 12. Applikationen 13. Außenglasur

Bodenfarmen Ein allgemeines Problem bei der zur Rede stehenden Keramik ist der Umstand, dass die häufigste Boden­form, der Kugelboden, nur selten eindeutig bestimmt werden kann. Die Aufnahme der Bodenform ist daher lediglich zum positiven Nachweis einzelner Formen geeignet, jedoch nicht zu einer Verhältnisbestimmung im Gesamtmaterial. Zu unterscheiden sind:

1. Kugelboden 2. Grapenfuß 3. Standknubben (angesetzt) 4. Standlappen (herausgedrückt) 5. Flachboden (einfach) 6. Standring 7. Standfuß 8. Wellenfuß 9. nach innen gewölbter Boden

Metrische Angaben Der Mündungsdurchmesser wird bei den entspre­chend auswertbaren Randscherben absolut in Zenti­metern, die Wand stärke im mittleren Bereich der Schulter gemessen und in Millimetern festgehalten.

2.2.2. Technologie

Härte Die Bestimmung der Scherbenhärte ist ein unsicheres Unterfangen, da Scherben an verschiedenen Stellen unterschiedliche Härtegrade aufweisen können und kein exaktes Aufnahmeverfahren benannt werden kann.3

Die Ritzung mit Mineralien gemäß der Mohs'schen Härteskala ist bei großen Mengen von Scherben sehr aufwändig. Sie wird daher oft entweder an Referenzse­rien vorgenommen oder mit dem Fingernagel ermittelt und später in die Skala übertragen (vgl. Lüdtke 1985,26 Anm. 8). Das erstere Verfahren verlangt, dass ZUvor Gruppen mitte!s anderer Merkmale gebildet worden sind; dann aber kommt der nachträglichen Härtebe­stimmung nur noch deskriptiver, nicht aber konstituti­ver Wert zu. Mit der Fingernagelprobe ist eine absolute Bestimmung der sich fließend verschiebenden Härte­grade von Irdenwaren hingegen gar nicht möglich, da verschiedene Personen von vorneherein unterschied-

lichen Druck ausüben. Die hier mit dem Fingernagel durchgeführte Härtebestimmung ist daher in sich zwar stimmig, gewährleistet jedoch nur bedingte Ver­gleichsmöglichkeiten mit den Härtebestimmungen an­derer Bearbeiter. Sie wird nicht in Mohs'sche Katego­rien übersetzt. Die kulturhistorische Aussage der Härte ist ohnehin begrenzt. Die primäre Kondition der Festigkeit unter­liegt bereits Variablen (etwa der Stellung im Ofen mit Kalt- und Warmzonen beim Brand), die einer einheit­lichen Ausprägung entgegenstehen. Daneben ist die Härte auch für sekundäre Einwirkungen durch Nut­zung und Lagerung empfindlich. So ergibt sich bei die­ser Untersuchung, dass in übrigen technologischen Details weitgehend übereinstimmende und mit ähn­lichen typologischen Merkmalen kombinierte Grau­waren häufig von unterschiedlichen Festigkeiten sind (besonders in den Warenarten 221/222 und 411/412). Auch die Rahmenterminologie (Erdmann u. a. 1984, 419) bleibt, obgleich sie die Härte zu einem wichtigen Gliederungsmoment für Grauwaren fixiert, inkonse­quent, indem sich die Mohs'schen Härtegrade von weicher und harter Grauware auf der Härteskala beim Härtegrad 2 überschneiden (vgl. kritisch Gläser 1992 b, 191). Aufgrund dieser Probleme wird in der vorliegenden Arbeit die Scherbenfestigkeit bei der Gliederung un­glasierter Irdenware nur auf unterer Ebene, d. h. zur Differenzierung der Warenarten, verwandt. Darüber hinaus ist ihre Bedeutung auch bei der Definition der Warenarten gegenüber der Farbe untergeordnet, da letztere ldarere Unterscheidungen ermöglicht. Die Härtekategorien werden wie folgt ermittelt: Weich: Man dringt mit dem Fingernagel bei 2 cm lan­ger Ritzung auf der Außenseite tief in die Scherbe ein. Mitte!: Man dringt mit dem Fingernagel bei 2 cm lan­ger Ritzung auf der Außenseite schwach in die Scherbe em. Hart: Man dringt mit dem Fingernagel unter den glei­chen Bedingungen nicht in die Scherbe ein. Sehr hart: Man dringt mit dem Fingernagel unter den gleichen Bedingungen nicht nur nicht in die Scherbe ein, sondern rutscht an der Oberfläche auch ab.

Scherbenfarbe Die Farbe des Scherbens wird auf der Außen- und der Innenseite sowie im Bruch festgehalten, bei Glasuren zusätzlich deren Farbe. Die Bestimmung wird nach den Munsell Soil Color Charts (1973) durchgeführt. Bei erkennbar fleckigen Gefäßresten wird die jeweils dominante Farbe vermerkt, im Zweifelsfalle auch gar keine Farbautopsie vorgenommen. Bei einem mehr­farbig geschichteten Bruch, meist Anzeichen einer

3 Lüdtke 1985, 26; Kunow u. a. 1986, 16 f.; Feme 1988,26; Gläser 1992 b, 191; Baueru. a. 1993,102 f.

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wechselhaften Brandatmosphäre, werden die Farben des Kernes und des Mantels aufgenommen. Im Allgemeinen ist eine Farbbestimmung bei der vor­liegenden Keramik sehr gut möglich, mit Ausnahme einiger individueller übergänge bei der Grauware. Dies ist wichtig, weil die Farbe maßgeblich zur Be­stimmung der Brandführung dient. Trotz der mit die­sem Schluss verbundenen Probleme,4 etwa der sekun­dären Verfärbung von Scherben durch Nutzung und Lagerung oder der Kondition der Farbe durch Ton­und Magerungs bestandteile wie etwa Eisenverbindun­gen, ist die Fehlerquelle m. E. gering und dürfte in der Masse untergehen. Die wichtigsten Farben sind mit Munsell-Chiffres (Tab. 2) aufgeführt.

Brand Die Brandführung wird im Wesentlichen auf Grund­lage der Farbe bestimmt. Die soeben angeführten Un­sicherheiten bei diesem Unterfangen halte ich nicht für so ausschlaggebend, dass von einem Rückschluss auf den Brand abgesehen werden müsste - wie etwa die Rahmenterminologie vorschlägt. Dass sich mit dieser Bewertung nicht generell eine Entscheidung darüber verbindet, ob dieser Brand intentionell gesteuert wurde oder vielmehr Relikt souveräner Brandprozesse war, sollte hervorgehoben werden (vgl. Erdmann u. a. 1984, 419; Kunow u. a. 1986, 17). Unterschieden wer­den die reduzierende, die uneinheitliche und die oxy­dierende Brandatmosphäre.

Magerung Unter Magerung fallen alle bereits vor dem Gefäß­brand unplastischen Scherbenbestandteile, gleich ob

Farbe Charts

1. weiß

2. weißbraun

3. weißbraungrau

4. hellgrau

5. hellbraun

6. hellrotgrau

7. braun

8. braungrau

9. gelb

10. orange

11. orangebraun

12. rotgrau

13. rotbraun

14. blaugrau

15. dunkelgrau

16. dunkelbraungrau

17. dunkelrotgrau

18. schwarzolivgrau

Chiffre nach Munsell Soi! Color

(5YR 8/1)

(10YR8/4)

(2.5Y 8/2)

(2.SY S/0-7.5YR 7/0)

(5YR 6/8)

(2.5YR 6/2)

(10YR5/8)

(2.5Y 6/2)

(5Y 8/8)

(10R 6/8)

(2.5 YR6/6)

(IOR 3/2)

(2.5YR 4/4)

(7.5YR5/0)

(7.5YR3/0)

(2.5Y 4/2)

(5YR4/2)

(5Y 2.5/1)

Tab. 2: Die Munsell Soil Color Charts-Chiffres der wichtigsten Farben

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sie absichtlich zugesetzt wurden oder ob es sich um na­türliche Bestandteile des Rohstoffes handelt. Bei der Magerung werden die Korngröße und das Ma­gerungsmaterial beachtet. Magerungsmenge und -ver­teilung bleiben unberücksichtigt, weil sie in der Be­stimmung sehr unsicher sind (vgl. Peine 1988, 22; Bauer u. a. 1993, 97). Bei der Feststellung von Korn­größe und Material wird jeweils die quantitative Do­minante gewertet. Die Aufnahme erfolgt mittels Fa­denzähler (achtfache Vergrößerung, Millimeterskala) in einem nach Bedarf angefeilten Ausschnitt des Bruches. Die Magerungskorngröße wird in vier Klassen aufge­teilt (vgl. Kunow u. a. 1986, 15 Anm. 26): sehr fein: 0,063--0,2 mm Korndurchmesser fein: 0,2-0,63 mm Korndurchmesser mittel: 0,63-2 mm Korndurchmesser grob: >2 mm Korndurchmesser

Zur Klassifikation des Magerungsmaterials werden sechs Rubriken gebraucht: 1. Sand (gerundete Gesteinspartikel) 2. Grus (scharfkantige Gesteinspartikel) 3. organische Magerung 4. Kalk und Kalkstein 5. Glimmer (gold- oder silberfarben) 6. Graphit

Oberflächenstruktur Die Oberflächenstruktur der Scherbenaußenseite wird optisch und haptisch festgestellt. Vermerkt werden hier intentionelle Behandlung und Nacharbeit, die Ei­genschaften des Rohstoffes und die Rohstoffaufberei­tung wie auch auf die Brandführung zurückgehende Phänomene. Häufig ergeben sich fließende Übergänge in den Einteilungsparametern; auch sind mitunter ver­schiedene Strukturausprägungen auf einer Scherbe zu beobachten. Die Oberflächenbeschaffenheit korreliert, neben der Korngröße und Art der Magerung, der Härte des Bran~es u~d der Obe~ächenbearbeitung, auch mit den Uberheferungsbedmgungen. In den Fällen, wo letzterer Gesichtspunkt als nicht ausschlaggebend ge­sichert werden kann, ist sie zur Definition von Waren­gruppen und -arten geeignet. Zu unterscheiden sind folgende Oberflächenstruktu­ren: 1. rau: Die Scherbenoberfläche wird von Magerungs­

partikeln durchstoßen. 2. körnig: Auf der Scherbenoberfläche zeigen sich

Magerungspartik~l, die durch die Schrumpfung des Scherbens bel Brand hervorgetreten sind. Sie sind oft von einer dünnen, brennhautartigen Bil­dung bedeckt.

4 Vgl. Erdmann u. a. 1984,419; Kunow u. a. 1986, 17; Ring 1990, 12.

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3. sandig: Die Scherbenoberfläche wird stark von Magerungspartikeln durchstoßen, welche sich bei einfacher Berührung ablösen.

4. kreidig: Die Scherbenoberfläche hinterlässt bei einer Berührung staubige Partikel an den Fingern.

5. glatt: Der Scherben wirkt einheitlich und bietet bei einer Berührung keine Angriffsfläche.

6. glänzend: Die Scherbenoberfläche glänzt metal­lisch (ngraphitisch"). Die Technik, die zum deko­rativen Glanz nach Vorbild von Zinngeschirr (Schirmer 1939, 37 f.) und zu einer höheren Scher­bendichte führt, ist nicht genau geklärt. Unter ver­schiedenen Varianten dürfte die Rauchung (oft als "Schmauchung" bezeichnet), bei welcher das Gefäß nach dem Brand einem Rußfeuer mit Bu­chenholz, Reisig o. ä. ausgesetzt wird und sich da­durch Kohlenstoff in den Poren niederschlägt, die größte Bedeutung besitzen (vgl. zur Technik Kunow u. a. 1986, 17; Rada 1989, 22).

7. poliert: Die Oberfläche zeigt Polierstreifen, glänzt speckig oder metallisch.

Oberflächenauftrag und Brennhaut Vermerkt werden Glasuren, Engoben und brennhaut­artige Bildungen. Glasuren sind durchsichtige oder -scheinende, glas­ähnliche Aufträge auf dem Scherben, die seiner Ab­dichtung und bzw. oder der Zierde dienen. Sie können entweder flüssig oder als Pulver aufgetragen und in einem eigenen, an den Keramikbrand anschließenden Brand aufgebracht werden, oder durch Ascheanflug (Selbstglasur) wie auch durch Zugabe von Salz wäh­rend des Brandes (Salzglasur) entstehen. Zur Färbung können verschiedene Mineralien beigemischt sein.5

Engoben sind Überzüge aus Ton oder Lehm, die als Brei, Schlicker oder Pulver auf die Gefäßwandung auf­gebracht werden (Kunow u. a. 1986, 14; Bauer u. a. 1993,83). Vor der Aufbringung ist kein eigener Brand vonnöten; sie erfolgt im lederharten Zustand auf den Rohling. Die Farbe kann wiederum durch beigesetzte Mineralien bestimmt werden. Funktional entspricht die Engobe im wesentlichen der Glasur. Die Brennhaut ist kein Auf trag, sondern ein beim Brand entstandener, härter gebrannter Keramikmantel an der Scherbenoberfläche.

Arbeitsspuren Es werden alle regulären und irregulären Herstellungs­relikte, etwa Wisch- und Drehspuren, Kratzer und Dellen, sowie sekundäre Bohrungen als mutmaßliche Relikte Von Reparaturen festgestellt.

3. Die Waren, Waren gruppen und -arten

Die Waren, Warengruppen und -arten werden als "Summe überwiegend technologischer Eigenschaf­ten" (Erdmann u. a. 1984,417) definiert und bilden als

solche den Ausgangspunkt für Untersuchungen zur Typologie der Gefäße. Dieser Vorgehensweise ist gegenüber einer von typologischen Kriterien ausge­henden Gliederung, auf welche im Folgeschritt tech­nologische Eigenschaften bezogen werden, hier der Vorzug zu geben. Die Keramik vertritt eine lange Zeit­spanne mit entscheidenden ökonomischen Entwick­lungsschüben und technischen Neuerungen sowie ver­schiedene örtliche Provenienzen zum Teil aus bedeutenden, klar charakterisierten Produktionsge­bieten, die sich anband der technologischen Unter­schiede gut erkennen lassen. In diesem Sinne betont Lobbedey (1968, 4 ff.) die Vorteile der technologischen Gruppierung bei hoch- und spätmittelalterlichem Ge­fäßgut, hebt aber zugleich ihre Grenzen bei einfacher, lokal produzierter Keramik hervor. Heege (1995, 10) weist auf den Umstand hin, dass "für chronologische Fragestellungen ... die ,Ware' als einziges Merkmal ... ein zu grobes Raster abzugeben" scheint. Es ist diesbe­züglich festzuhalten, dass kaum eine Ware oder Wa­renan weniger als 50-100 Jahre lang präsent ist. Daher stellt erst die Zusammenbewertung mit typologischen Merkmalen, die hier erfolgt, deutlichere Ergebnisse zur angestrebten, feinen Keramikchronologie in Aus­sicht.6

Diese Keramikbearbeitung ist - bei einigen Wechsel­beziehungen - in einen Teil mit eher deduktiver Vorge­hensweise und einen weiteren Abschnitt mit überwie­gend induktiver Methode gegliedert (vgl. Lobbedey 1968, 4 ff.; Spitzner-von der Haar 1993, 15 f.). Die Rand- und sonstigen besonderen Fragmente wurden zunächst ohne Ansehen ihrer stratigraphischen Situa­tion aufgenommen, darauf wurde nach Augenschein und nach den in der Datenbank erfassten Daten Ähnli­ches zu Ähnlichem sortiert, auf diese Weise Gruppen gebildet und schließlich die Wand scherben diesen Ein­heiten zugeordnet. Die Gruppen werden in ihren tech­nologischen Merkmalen und in ihrer Kombination mit typologischen Details vorgestellt sowie miteinander verglichen. Im folgenden Schritt wird untersucht, in welcher stratigraphischen Lage und Vergesellschaf­tung die Funde auftreten und wie sich die Entwicklung der technologischen und typologischen Merkmale bzw. Merkmalskombinationen gestaltet. Die Gruppierung ist hierarchisch zunächst nach Waren, hin zu Gruppen und schließlich zu Arten ge­gliedert (vgl. Ring 1990, 14). Die Ware umreißt die Zu­ordnung der Scherbe zur Irdenware (die hinsichtlich der Brandatmosphäre dreifach untergliedert wird), zur glasierten Irdenware sowie zum Faststeinzeug und Steinzeug.

5 Zur Definition vgl. Kunow u. a.1986, 13 f.;Rada 1989, 43 H.; 70 ff.; 90; Reineking von BocklWettschereck 1989, 10; 28 ff.; Bauer u. a. 1993,80 ff.

6 Zur Methodendiskussion vgl. Lobbedey 1968, 4 H.; Ring 1990, 10; 49 f.; Spitzner-1Jon der Haar 1993, 3; Heege 1995,9 f.

185

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Rf.IW. 211 212 221 222 223 224 225 226 227 231 232 310 320 330 341 411 412 413 414

1 2 9 9 7 3 7 8 2 2 3 3 1 2 2 2 4 9 3 2 5 5 3 9 2 4 6 12 21 3 8 5 3 5 7 2 8 2 1 8 4 3 3 2 9 6 2 2

10 3 3 11 4 8 6 11 1 3 1 3 12 10 11 2 2 13 8 12 5 2 14 19 21 5 2 7 7 3 15 1 2 1 16 9 5 3 2 8 17 1 18 4 6 3 19 2 1 7 20 2 14 2 6 11 3 21 1 3 4 1 22 23 1 24 3 25 2 26 27 28 2 2 29 3 1 3

'-' .~ 30 1 31 1 2 32 2 1 1 33 3 2 1 34 35 1 G. 7 5 105 148 5 6 13 9 51 13 6 4 49 88 2 11

Rf.IW. 415 416 417 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G. 1 3 57 2 4 3 10 4 23 5 18 6 60 7 13 8 14 9 10

10 2 39 11 1 1 12 12 2 30 13 1 30 14 4 3 4 77 15 4 16 31 17 2 18 2 24 19 4 20 2 3 49 21 2 13 22 2 23 2 3 8 24 2 5 11 25 4 26 4 27 3 28 6 29 9 30 2 31 5

186

I",

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RE.IW. 415 416 417 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G.

32 7

33 5 4 2 3 24

34 1 2 5

35 6

G. 13 10 14 19 2 13 7 4 2 3 2 620

Tab. 3: Die Randformen (nach Fragmenten) in den Warengruppen und -arten. W. = Warenartf -gruppe, RE. =Randform, G. == Gesamtanzahl

Irdenware ist durch den porösen, bei etwa 800-1000°C gebrannten Scherben charakterisiert, die gla­sierte Irdenware durch die zusätzlich aufgebrachte Glasur. Faststeinzeug meint eine teilweise dichte, in unterschiedlichem Maße, doch noch nicht gänzlich versinterte Keramik? Unter Faststeinzeug fällt hier auch das von manchen Bearbeitern abgetrennte Protosteinzeug, da ich mich zu einer exakten Abgrenzung nicht in der Lage sehe (zum Problem der Definition vgl. Ring 1990, 22 f.). Steinzeug "ist eine hochgebrannte, stoßunempfindli­che, ,steinharte' Keramik, deren Scherben beim Brand verglast, d. h. sintert und dadurch auch ohne Glasur wasserundurchlässig wird" (Reineking von BocklWett­schereck 1989,5). Temperaturen um 1200-1350° C sind zur Erzeugung dieser Keramik notwendig (&da 1989, 9; Baueru. a.1993, 101 f.). Die Gruppe als weitere Untergliederung bezieht sich auf eine oder mehrere der Konstanten Farbe, Sinterung oder Glasur. Die Waren arten schließlich berücksichti­gen verschiedene weitere Merkmale: Vorrangig die Farbe und Magerung, aber auch die Härte, Oberflä­chenstrukturen und mögliche Brennhäute. Die Gruppierung richtet sich dabei nach dem von Ste­phan (1978, 16 H.; 56 ff.) für Keramik aus dem süd­lichen Weserbergland erstellten Klassifikationsschema, dessen Einheiten allerdings nur auf der Ebene der Waren übernommen wurde, da es auf die Belange des vorliegenden Materials zugeschnitten werden musste. Stephans Ware 100, die der Forscher auf Grundlage eines typologischen und nicht technologischen Mo­mentes - der Gefäßform Kumpf - von der Gruppe 200 ausgliederte (Stephan 1978, 56 ff.; kritisch Ring 1990, 14), entfällt, zumal derartige Keramik im vorliegenden Material nicht auftritt. Eine ähnliche Ausnahme von der rein technologischen Defmition der Warengrup­pen und -arten wurde allerdings gemacht, um die mittel- und spätslawische Keramik (Waren gruppe 21 0) präzise von der technologisch mitunter ähnlichen, un­einheitlich gebrannten braungrauen Irdenware ~a­rengruppe 220) zu trennen. Dieses Vorgehen scheint bei der Einbindung von Keramik zweier unterschied­licher Erzeugungstraditionen in ein Gliederungssys­tem adäquat; in Keramikanalysen mit ähnlichen Kom­ponenten wird auch meist so vorgegangen.8

Eine Mustersammlung der Warengruppen und -arten wird in der Unteren Denkmalschutzbehörde Bran­denburg a. d. Havel verwahrt.

4. Beschreibung der Waren, Waren gruppen und -arten (Tab. 3; 4)

4.1. Ware 200: Uneinheitlich gebrannte Irdenware

Warengruppe 210: Uneinheitlich gebrannte Irdenware slawischer Art

Warenart 211: Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit mittlerer und grober Grusmagerung (mittelslawischer An) Die mittelslawische Keramik ist mit 129 Fragmenten (2 %) vertreten. Die Scherben zeigen zahlreiche Farb­varianten (außen 5YR 6/8; 7.5YR 3/0; 10R 3/2; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2, Bruch 10R 3/2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/6; 7.5YR 3/0). Häufig ist der Bruch farblieh geschichtet und die Oberfläche fleckig. Diese Anzeichen weisen auf den uneinheitlichen, meist eher oxydierenden Brand der Scherben hin. Sie sind häufiger weich als hart (4: 3 Exemplare), mit mittlerem und grobem Grus - in einem Falle mit Glimmer - ge­magert und von rauer oder körniger Oberfläche. Mit einem arithmetischen Mittc1 von 6,5 mm ist die Wan­dungsstärke sehr hoch. Diagonale und senkrechte Wischspuren im unteren Bereich der Wandung, hori­zontale in der Rand-Schulter-Zone und mitgerollte Magerungspartikel zeigen die partielle Nachdrehung der aufgewulsteten Gefäße an. Unterscheidungs­schwierigkeiten bestehen gelegentlich zur spätslawi­schen Keramik (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 252 [probe 472/01]). Alle bestimmbaren Gefäße sind Standbodentöpfe mit einfach ausgebogenen oder steilen Randlippen (For­men 1; 10; 33) sowie einfachen Flachböden. 27 Exem­plare sind kammstrichverziert, wobei sich als Motive sechsmal die Sparrung und einmal der gestützte Bogen erkennen lassen. Eine Schulter weist Rippen und damit Bezüge zum Woldegker bzw. Tornower Typ auf (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984, 72 ff. mit weiterer Lit.).

7 Stephan 1978, 87 f.; H. Schäfer 1991,10 f.; Bauer u. a.1993, 98 H.; Heege 1995,21 f.

8 Vgl. z. B. Lüdtke 1985,39 f.; 48 f.; Gläser 1992 a, 190; Müller 1996 a, 56 Anm. 5.

187

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, ' li ,

GefäßartenlW. 211 212 221 222 223 224 225 226 227 231 232 310 320 330 341 342 411 412 413 414

Kugeltopf - 150 355 3 27 13 5 72 11 5 1 - 162 186 3 15

Standbodentopf 18 54 1 3 1 1 2 3 3 8 3 1

Henkelkugeltopf 2

(unsicher)

Grapen 2 2 2 3

Krug/Kanne 4 8

Tüllen-/Kugelkanne

Dreiknubbenkanne 3 5 6

Becher

Mündelbecher

Pokal

Flasche

Deckel 3 4 2 6

Schüssel 2

Pfanne

Kachel 4 46 5

Verseh. Zuweisung, 3 3 2 11 2

jedoch kein Kugeltopf

G. 18 54 152 368 6 29 14 5 90 13 8 11 9 233 229 4 20

GefäßartenlW. 415 416 418 421 422 423 511 512 513 514 515 516 521 522 611 612 G.

Kugeltopf 24 13 2 30 40 3 1121

Standbodemopf 5 4 2 112

Henkelkugeltopf - 3 (unsicher)

Grapen 14

Krug/Kanne 2 2 23 14 4 2 5 9 3 84 Tüllen-/Kugelkanne 3

Dreiknubben-kanne 2 3 2 2 26

Becher 2 1 9

Mündelbecher 5 5

Pokal

Flasche 2 3

Deckel 20

Schüssel 2 5

Pfanne

Kachel 5 2 67

Verseh. Zuweisung, 6 2 33 jedoch kein Kugeltopf

G. 31 19 2 49 47 5 33 14 11 3 2 3 6 9 2 4 1507

Tab. 4: Die Gcfäßarten in den Warengruppen- und arten (nach Fragmenten, Abkürzungen wie Tab. 3)

Warenart 212: Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit mittlerer und grober Sand- und Grusmagerung (spätsla­wischer Art) Irdenware spätslawischer Art !iegt in 35 Fr.agm~nten (0,5 %) vor. Für die Färbung gtlt dasselbe WIe bel Wa­renart 211 (außen 2.5Y 5/Q-7.5YR 710; 2.5Y 6/2; 10R 3/2; 5YR 4/2 Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 612). Der Brand is~ uneinheitlich. Die mittelharten bis har­ten Scherben sind mit mittlerem und grobem Grus, weniger auch mit Sand gema.~ert. ~!e fühlen sich rau und körnig an. Individuelle Ubergange bestehen z~r Irdenware mittelslawischer Art (Warenart 211) SOWie

188

zur Warenart 223 (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 551/01]). Die Fragmente gehören zu hochschultrigen, wohl vor­wiegend rundlich profilierten Standbodentöpfen mit einfach ausgebogenen, schräg nach außen oder senk­recht abgestrichenen Rändern (Formen 10; 19). Der häufigste Dekor ist die auf der gesamten Oberfläche vorhandene Rillengestaltung (24 x). Einmal ist die Schulter mit Fingernagelkerben und zweimal mit Wel­len verziert.

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Warengruppe 220: Uneinheitlich gebrannte, braun­graue Irdenware

Warenart 221: Uneinheitlich gebrannte, weiche braun­graue Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart hat mit 266 Fragmenten 4 % Anteil am Gesamtmaterial. Die Oberfläche der Scherben ist meist braun oder braungrau (10YR 5/8; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 10R 3/2), der häufig mehrschichtige Bruch gelegentlich etwas heller (5 YR 4/2; 2.5Y 6/2; 2.5 Y 4/2; 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 8/1). Die Scherben sind uneinheitlich gebrannt und von geringer und mittlerer Festigkeit. Als Magerung diente durch­weg Sand, dem in drei Fällen Kalk und einmal Grus beigesetzt war. Die Korngröße ist überwiegend fein und mittel: Unter 79 dazu untersuchten Scherben sind 41 mit mittleren, 35 mit feinen und sehr feinen sowie fünf mit groben Körnern versetzt. 75 von 85 bzgl. der Oberflächenstruktur bewerteten Scherben fühlen sich rau an. Zwei sind körnig, drei kreidig, eine sandig und vier glatt. Das arithmetische Mittel der Wandungs­stärke, ermittelt aus 60 Schulterscherben, beträgt 4,75mm. Als Gefäßform herrscht der Kugeltopf vor. 150 Frag­mente sind dieser Gefäßart zuzuweisen. Lediglich in Einzelstücken sind ein eventueller Henkelkugeltopf sowie ein Tü1lengefäß (wohl eine Kugelkanne) nach­weisbar. Bei den Randprofilen dominieren innen gekehlte, waagerecht oder schräg nach außen kantig abgestrichene sowie gerundete, mitunter auch sichel­förmige Kugeltopfränder (Randformen 4-7; 10; 12-14; 16); außerdem kommen einfache, gerundete Randlip­pen häufig vor (Form 1). Als Dekor ist die Riefung in beträchtlicher Anzahl vorhanden (an 38 Gefäßresten). Ein Gefäß ist mit Rillen, eines mit einer einzelnen Leis­te und ein weiteres mit einer einzelnen Kerbenleiste versehen. Recht hoch ist mit 39 Gefäßen aber auch der Anteil gänzlich unverzierter Schultern.

Warenart 222: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte braungraue Irdenware mit Sandmagerung Mit 11 08 Fragmenten (16,9 %) hält diese Warenart eine große Quantität. Die SCherben sind an der Oberfläche und im Bruch braungrau oder rötlich grau (außen 5YR 4/2; 10R 3/2; 2.5Y 4/2; 2.5Y 8/2; 2.5Y 6/2; Bruch 5YR 4/2; 2.5YR 6/2; 10R 3/2; 25Y 4.2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 8/1). Sie sind uneinheitlich ge­brannt und überwiegend hart. Unter 117 dazu unter­suchten Gefäßresten sind 89 hart, 23 mittel bis hart und fünf mittel bis weich. Sie sind mit Sand gemagert, dem in zwei Fällen Glimmer, in fünf Fällen Kalk oder Kalk­stein und in zwei Fällen Grus beigemischt ist. Als Korngröße wurde 39 x sehr feine und feine, 70 x mitt­lere und 3 x grobe Beimischung festgestellt. Unter 116 bezüglich der Oberflächenbeschaffenheit geprüften Fragmenten sind 104 rau, zwei körnig, zwei kreidig, vier glatt und zwei sandig. Das arithmetische Mittel

der Wandungsstärke beträgt 4,59 mm. Einige Gefäße haben Kratzspuren auf der Innenseite der Schultern. Individuelle Übergänge bestehen zu den Warenarten 221,412 und zu weiteren Grauwaren (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [probe 506/01]). Der Kugeltopf ist mit 355 Fragmenten sehr stark ver­treten. Mit weitem Abstand folgen drei Deckel, drei Dreiknubbenkannen und ein Henkelkugeltopf oder eine Dreiknubbenkanne. Daneben kommen zwei Grapen, ein Standbodentopf, zwei Schüsseln oder Be­cher sowie eine Schüsselkachel vor. Drei Henkel und zwei Grapenfüße sind nachweisbar. Die Randformen­verteilung entspricht jener bei Warenart 221, dazu wird das Spektrum durch einfach ausgebogene, außen leicht kantig abgestrichene Profile (Form 20) ergänzt. 88 Ge­fäße sind mittels Riefen verziert, sieben durch Rillen und 33 sind nachweislich ohne Dekor.

Warenart 223: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte braungraue Irdenware mit Grusmagerung Diese Waren art ist mit zehn Fragmenten (0,1 %) im Gesamtmaterial vertreten. Die Scherbenoberfläche ist braungrau (2.5Y 412; 5YR 4/2; 5Y 2.5/1), der Bruch z. T. heller (2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Die Kera­mik wurde uneinheitlich, mittel bis hart gebrannt und ist mit Grus gemagert. Daher ist ihre Oberfläche rau bis körnig. Drei Gefäße können als Kugeltöpfe und drei als Stand­bodentöpfe identifiziert werden, die jeweils einfach die Randformen 8; 11; 20; 28 und 35 besitzen. Neben einer unverzierten Gefäßschulter sind zweimal Rillen, ein­mal Riefen und einmal Fingernagelkerben zu beobach­ten.

Warenart 224: Uneinheitlich (eher oxydierend) ge­brannte, mittel harte und harte rotbraungraue lrden­ware mit Sandmagerung. Diese Warenart ist durch 100 Fragmente (1,5 %) reprä­sentiert. Die Scherben sind an der Oberfläche und im Bruch rötlich oder rotbraungrau (teilweise fleckig) ge­färbt (außen: 2.5Y 4/2; 2.5YR 4/4; 10YR 5/8; 2.5Y 6/2; 10YR 8/4; Bruch 2.5YR 4/4; 2.5Y 6/2; 5YR 6/8; 10YR. 8/4). Sie sind uneinheitlich eher oxydiere nd gebrannt und von mittlerer und hoher Festigkeit. Die Magerung besteht aus mittlerem und grobem Sand, die Oberflä­che ist meist glatt. Außer 27 Kugeltopfresten sind ein Deckel und ein Standbodentopf zu beobachten. Unter den sechs Randformen tritt dreimal die waagerecht abgestri­chene, innen gekehlte Form 6 auf. Drei Gefäße sind mit Riefen und zwei mit einzelnen Leisten versehen. Drei sind unverziert.

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Warenart 225: Uneinheitlich (eher oxydierend) ge­brannte, mittelharte und harte rotbraungraue Irden­ware mit rot gemanteltem Bruch Diese Warenart ist in 43 Fragmenten (0,7 %) nachge­wiesen. Die Scherbenoberfläche ist rötlich und rot­braungrau (2.5YR 6/6; 2.5YR 4/4; 5YR 4/2; 2.5Y 4/2; 5Y 2.5/1), der Bruch außen rot oder rotbraun (10R 618; 2.5Y 612; 2.5YR 6/6) und im Kern grau (2.5Y 5/0-7.5YR 710; 2.5YR 612). Die Keramik wurde un­einheitlich und zum Ende des Brennvorgangs über­wiegend oxydierend gebrannt, ohne dass die Oxyda­tion den Scherben ganz erfasste. Sie ist mittel bis hart. Als Magerung diente feiner und mittlerer Sand, sodass die Oberfläche meist glatt und nur selten rau und kör­nig ist. Das arithmetische Mittel der Wandstärke be­trägt 5,4 mm. Neben 13 Kugeltopffragmenten, meist mit schräg nach außen abgestrichenen, auf der Außenrandkante gedell­ten Randprofilen (Randformen 8; 10; sieben von 13 Stücken), wurde ein Standbodentopf oder ein Krugl eine Kanne beobachtet. Als Dekor dienten 2 x Riefen, 1 x Rillen und 2 x einzelne Leisten. Fünf Gefäße blie­ben unverziert.

Warenart 226: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte braungraue Irdenware mit grober Sandmagerung und Brennhaut Diese Warenart ist mit lediglich zwei - eventuell zu einem Gefäß gehörigen - Fragmenten (0,03 %) im Ge­samtmaterial zu beobachten. Die Oberfläche des Randstückes ist dunkelrotgrau (5YR 412) und die des Wandstückes blaugrau (7.5YR 510), der Bruch beider Stücke grau (2.5Y 5/0-7.5YR 710). Die Keramik ist un­einheitlich gebrannt und von mittlerer Härte, der Scherben glatt und an der Oberfläche angesintert. Als Magerung diente grober Sand, der an die Oberfläche tritt und teilweise von einer schwachen Brennhaut um­mantelt ist (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [Probe 326/01J). Bei dem bestimmbaren Stück handelt es sich um einen rillenverzierten Standbodentopf mit dem gedornten Rand 26.

Warenart 227: Uneinheitlich gebrannte, mittelharte und harte glatte braungraue Irdenware Diese Warenart ist mit 19 Fragmenten (0,3 %) vertre­ten. Die Scherben sind braun und grau (außen 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 2.5Y 510-7.5YR 7/0; Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 710; 5YR 8/1; 2.5YR 6/2) sowie uneinheit­lich mittel bis hart gebrannt. Die Keramik ist mit fei­nem und mittlerem Sand gemagert und weist eine glatte Oberfläche auf. Fünf Kugeltöpfe, überwiegen~ mit einfa~h ausgeboge­nen Randlippen der Form 1, smd zu bestimmen.

190

Warengruppe 230: U neinheitlich gebrannte beigegraue Irdenware

Warenart 231: Uneinheitlich gebrannte, beigegraue mittelharte und harte Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart ist mit 356 Fragmenten (5,4 %) vor­handen. Die meisten Scherben sind beigegrau und grau (außen 2.5Y 612; 10YR 8/4; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5Y 812; 2.5Y 612). Bei unein­heitlichem Brand ist doch erkennbar, dass überwie­gend eine reduzierende Brandführung angestrebt wurde. Als Magerung dienten feine bis mittlere, selten grobe sandige, in zwei Fällen auch grusige Gesteins­partikel, außerdem einmal Glimmer. Dadurch sind die Fragmente meistens rau oder körnig. Ein Bruchstück fühlt sich kreidig, zwei glatt an. Unter 45 in der Festig­keit bestimmten Scherben sind 23 hart und die übrigen mittel. Ein Stück ist sehr hart und fast versintert. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke liegt bei 5,01 mm (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [pro­ben 529/01; 1024/01l1J. Als Gefäßart herrscht der Kugeltopf vor (72 x). Dane­ben können vier Deckel, ein Tüllengefäß, jeweils ein­mal Becher, Schüsselkachel, pfanne mit Tüllenstiel, KruglKanne sowie Standbodentopf nachgewiesen werden. Zwei Fragmente gehörten zu mutmaßlich ge­henkelten Kugeltöpfen, zwei zu Grapen und eines zu einer Dreiknubbenkanne. Zwei Gefäße könnten Krug/Kanne bzw. Henkelkugeltopf oder Dreiknub­benkannen sein, bei einem weiteren Henkelgefäß ist die Bodenform unklar. Das weit gestreute Randfor­menspektrum zeigt Schwerpunkte bei den waagerecht oder schräg nach außen abgestrichenen, innen gekehl­ten Formen 5-7; 12 und 13, der innen gekehlten, ge­rundeten Randform 14 und vor allem der einfach aus­gebogenen, schräg nach außen abgestrichenen Form 8. Neben dem genannten Tüllenstiel sind acht Henkel festzustellen. Als Dekor dominiert die geriefte Schul­ter (36 x), neun Schultern sind unverziert. Viermal sind Rillen, einmal eine einzelne Leiste und einmal eine rol1-rädchenverzierte Randleiste zu beobachten.

Warenart 232: Uneinheitlich gebrannte, b'eigegraue Irdenware mit Kalkmagerung Diese Warenart wurde mit 20 Fragmenten (0,3 %) auf­genommen. Die Scherben sind beigegrau oder grau (außen 2.5Y 812; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0, Bruch 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Der Brand ist unein­heitlich oder eher reduzierend, die Scherben sind über­wiegend von mittlerer oder hoher Festigkeit sowie rauer Oberflächenstruktur. Ein Gefäßrest fühlt sich kreidig an. Die Scherben enthalten neben feinem und mittlerem Sand z. T. große Kalkbrocken. Das arithme­tische Mittel der Wandungsstärke im Schulterbereich beträgt 4,5 mm. Die bestimmbaren Gefäßreste gehörten meist zu Ku­geltöpfen (11 x), einmal zu einem Krug oder einer

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Kanne und einmal zu einem Standbodentopf oder Krug/Kanne. Unter den Randformen, dabei als Schwerpunkt der waagerecht abgestrichene, innen ge­kehlte Rand 6, fällt ein Dornrand (Form 23) auf. Neben Riefen (viermal) und Rillen (einmal) wurde eine Rollrädchenverzierung ("römisches Zahlenmus­ter") beobachtet.

4.2. Ware 300: Oxydierend gebrannte Irdenware

Warengruppe 310: Oxydierend gebrannte, gelbe Irden­ware mit Sandmagerung

Diese Warengruppe ist mit 16 Fragmenten (0,2 %) ver­treten. Die Scherben sind an der Oberfläche wie auch im Bruch gelb (10YR 8/4; 5Y 8/8), mit feinem und mittlerem Sand gemagert und mit 3-5 mm Dicke von mittlerer Stärke. Sie wurden oxydierend gebrannt. Ein Gefäßrest ist steinzeugartig hart und besitzt eine Brennhaut. Unter den Gefäßresten sind vier an der Mündung eckige Schüsselkacheln, zwei Standbodentöpfe, ein Kugeltopf (Randform 6) und ein Deckel zu bestim­men. Ein Henkel ist nachweisbar, fünf Gefäßreste be­sitzen Riefen.

Warengruppe 320: Oxydierend gebrannte, rote Irden­ware mit Sandmagerung

Diese Warengruppe ist mit 66 Fragmenten (1 %) im Gesamtmaterial vorhanden. Die Keramik ist außen orangebraun oder rot (5YR 6/8; 10R 6/8; 2.5YR 6/6), im Bruch z. T. heller (10R 6/8; 10YR 8/4) und wurde oxydiere nd gebrannt. Der Scherben ist mittel bis hart, einmal wurde er als weich ermittelt. Als Magerung ist sehr feiner und feiner, in einem Falle mittlerer Sand festzustellen. An der Oberfläche fühlen sich die Frag­mente glatt, seltener rau an. Fünf Gefäßreste gehören zu Kugeltöpfen und drei zu Standbodentöpfen; Grapen, Krug/Kanne und Topfka­chel sind jeweils einmal nachweisbar. Als Randprofile sind die Formen 1; 3; 10; 20 und 22 zu erwähnen, die je einmal auftreten. Drei Henkel sind im Fundstoff vor­handen. Zehnmal wurden Riefen festgestellt.

Warengruppe 330: Oxydierend gebrannte, weiße Irdenware mit Sandmagerung

Diese Waren gruppe ist mit 31 Fragmenten (0,5 %) ver­treten. Die Scherben sind außen und innen weiß oder weiß braun (5YR 8/1; 10YR 8/4), mittel bis hart, glatt oder leicht körnig und mit sehr feinem bis mittlerem Sand gemagert. Der oxydierende Brand ist manchmal nicht eindeutig zu bezeichnen, da die weiße Farbe stark vom geringen Eisengehalt des Tones abhängt; je­doch untermauern rötliche oder gelbliche Farbstiche im Allgemeinen die gegebene Zuweisung.

Neben drei Standbodentöpfen treten zwei Grapen und jeweils einmal Kugeltopf, Krug/Kanne, Becher sowie Topfkachel auf. Bei den Randformen kommen die Profile 1; 14; 20 und 33 vor, bei den Bodenformen ist neben den Grapenfüßen ein Standfuß zu nennen. Als Verzierungen erscheinen Riefen (2 x) und Rillen (1 x). Bemerkenswert ist ein Rollrädchendekor mit

" ro"mischem Zahlenrnotiv" auf der Randkante eines

Gefäßes.

Warengruppe 340: Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware

Warenart 341: Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware mit feiner Sandmagerung (Pingsdoifer Art) Diese Warenart hat mit sieben Fragmenten einen An­teil von 0,1 % am Gesamtmaterial. Sie wurde einheit­lich oxydierend gebrannt. Sie ist innen, außen und im Bruch weiß, weiß braun oder gelb (5YR 811; 5Y 8/8; 10YR 8/4) und mit sehrfeinem und feinem Sand gema­gert. Die Oberfläche der mittleren bis harten Frag­mente ist teilweise glatt und selten körnig. Individuelle Übergänge bestehen zu den Warengruppen 310 und 330 (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 250-252 [proben 490/01/2; 1024/01/2]). Ein Gefäß ist als Standbodentopf zu bestimmen, eines hat die Randform 6. Vier Bruchstücke haben eine rot­braune Bemalung aus eisenoxydhaltiger Tonbrühe ohne näher bestimmbare Motive.

Warenart 342: Rot bemalte, gelbe und weiße lrdenware mit mittlerer und grober Sandmagenmg (Pingsdorfer Art) Diese Warenart ist mit vier Fragmenten (0,06 %) ver­treten. Sie wurde einheitlich oxydierend gebrannt, ist innen, außen und im Bruch weißbraun oder gelb (10YR 8/4; 5Y 8/8), mit mittlerem und grobem Sand gemagert sowie von mittlerer und hoher Festigkeit. Ihre Oberfläche ist rau bis körnig (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 250-252 [proben 589/01]). Ein Henkel zeigt einen Krug oder eine Kanne an. Drei Gefäßreste haben eine rotbraune Bemalung.

4.3. Ware 400: Reduzierend gebrannte Irdenware (Grauware)

Warengruppe 410: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware

Warenart 411: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit weißem oder sehr hellgrauem Bruch und Sandmagerung Diese Warenart ist mit 539 Fragmenten (8,2 %) vertre­ten. Die Scherbenaußenseite ist grau und graublau (7.5YR 5/0; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0), der Bruch ist weiß oder sehr hellgrau (5YR 8/1; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Einige der Scherben weisen einen

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leichten Oberflächenglanz auf, sodass sich Übergänge zur Warenart 421 einstellen. Alle Gefäßreste sind redu­zierend gebrannt. Der überwiegende Teil hat eine raue, der geringere eine glatte Oberfläche. Von 48 hinsicht­lich ihrer Festigkeit geprüften Scherben sind 26 hart, 15 mittel bis hart und sieben mittel. Als Magerung wurde fast ausschließlich feiner und sehr feiner Sand verwen­det, lediglich in einem Falle tritt Glimmer und in einem anderen Gesteinsgrus hinzu. Das arithmetische Mittel der Schulter-Wandungsstärken beläuft sich auf 4,5 mm. An einem Gefäßrest war der Abdruck einer Brennhilfe, an mehreren anderen kreisrunde Reduk­tionsflecken zu erkennen, die auf die Stapelung des Brennguts im Ofen zurückgehen. Die dominante Gefäßform ist der Kugeltopf, der mit 162 Fragmenten nachzuweisen ist. Weiterhin wurden acht Standbodentöpfe, fünf Dreiknubbenkannen, vier Krüge/Kannen, ein Grapen, zwei Schüsseln, ein Be­cher, zwei Deckel und 46 Schüsselkacheln mit vier­eckiger Mündung vermerkt. Letztere dürften alle zum gleichen Ofen gehören. Bei zwei Gefäßresten ist un­klar, ob es sich um Dreiknubbenkannen oder Kan­nen/Krüge handelt. Als Randformen sind die einfach ausgebogenen Formen 1 und 20 hervorzuheben, außerdem untergriffige Profile (Randform 21) und Dornränder (Randformen 23-26). Vier Henkel sind nachweisbar. Als Dekor wurde - wie üblich - be­sonders häufig die Riefung eingesetzt (114 x), seltener kommen Rillen (fünfmal) und einzelne Leisten (acht­mal) vor. Eine Schüssel ist mit einer Wellenlinie ver­ziert und ein Henkel geschlitzt.

Warenart 412: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte lrdenware mit grauem Bruch und Sandmagerung Diese Warenart besitzt mit 1590 Fragmenten (24,2 %) den höchsten Anteil am Gesamtmaterial. Die Scher­ben sind an der Oberfläche blaugrau, grau oder bräunlich grau (7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 5/0; 2.5Y 6/2), im Bruch meist etwas heller (10R 3/2; 2.5Y 6/2; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0). Sie wurden reduzierend gebrannt. 18 haben einen leichten Ober­flächenglanz. Von 72 hinsichtlich der Festigkeit ge­prüften Scherben sind 69 mittel oder hart und die übrigen weich bis mittel. Fast alle Scherben sind rau, eine erscheint sandig und vier glatt. Unter 60 in ihren Magerungsbestandteilen untersuchten Scherben ent­halten 51 meist mittleren Sand, zwei zusätzlich Glim­mer, eine Kalk und sieben ergänzend Grus. Letztere sind der Waren art 418 ähnlich. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,26 mm. In einem Falle konnten senkrechte Kratzspuren, mehrfach Fingerabdrücke und Wischspuren erkannt werden. Auf einem Kugeltopf hat sich eine. braune, fleckige Eigenglasur gebildet, der Boden emer Kan~e oder eines Kruges weist einen sehr harten, versmterten Scherben auf (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248

[probe 1024/01/3]).

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Mit Abstand übertrifft der Kugeltopf-186 Fragmente­alle anderen Gefäßarten. Dies sind weiterhin drei Ku­gelgrapen, drei Standbodentöpfe, acht Krüge/Kannen, sechs Dreiknubbenkannen, ein Tüllengefäß, fünf Ka­cheln (darunter drei mit eckiger Mündung) sowie sechs Deckel. Bei zehn Gefäßresten ist unbekannt, ob es sich um Dreiknubbenkannen, Krüge/Kannen, Schüsseln bzw. Henkelkugeltöpfe oder um Stand­bodentöpfe handelt. Außerdem gibt es einen Becher oder Krug. Die Randformenbandbreite deckt fast das ganze Spektrum ab, mit Schwerpunkten bei den ein­fach ausgebogenen Profilen 1 und 20 sowie dem Si­chelrand 16. 15 Henkel sind nachzuweisen. 208 Frag­mente weisen Riefen auf, weitere neun Scherben besitzen Rillen, drei einzelne Leisten, eine ist mit einem kammstrichartigen Linienornament und eine mit waagerechten, kammstrichartigen Linien auf der Schulter verziert. Sechs Scherben sind sicher ohne Dekor.

Warenart 413: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit grauem Bruch, Sandmage­rung und körniger Oberfläche Die Waren art ist mit fünf Fragmenten (0,08 %) belegt. Die Keramik ist an der Oberfläche und im Bruch grau (2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 5/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2). Die reduzierend, mittel bis hart gebrannten Stücke haben eine körnige Oberfläche. Als Magerung diente mittlerer Sand und in zwei Fällen zu­sätzlich Kalk. Drei Kugeltöpfe (Randformen 1; 28) und eine Drei­knubbenkanne sind nachweisbar. Drei Gefäße haben Riefen und eines Rillen.

Warenart 414: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Jrdenware mit Sandmagerung, grauem Kern und weißem Mantel Diese Warenart präsentiert sich mit 58 Gefäßresten (0,9 %). Die Scherben sind an der Oberfläche grau (7.5YR 5/0; 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 5YR 4/2). Im Bruch ist ein hellgrauer oder grauer Kern von einem dünnen hellen Mantel überfangen. Die Gefäße wurden über­wiegend reduzierend gebrannt, wobei die Brandat­mosphäre schließlich wechselte und zu einer Oxyda­tion führte. Ein Gefäß hat einen auf Rauchung zurückführbaren Glanz. Von elf in ihrer Festigkeit be­stimmten Gefäßresten sind zwei hart, vier mittel bis hart, zwei mittel und drei weich bis mittel. Die Gefäße sind zu etwa gleichen Teilen rauwandig und glatt. Als Magerung ist feiner und sehr feiner Sand enthalten, in zwei Fällen außerdem ein geringer Anteil kalkiger Par­tikel. Mit einem arithmetischen Mittel von 3,9 mm ist die Wandungsstärke vergleichsweise gering. Wie bei den Grauwaren üblich, dominiert der Kugel­topf ge?enü?er allen .. anderen Gefäßarten. 15 Frag­mente smd dIeser Gefäßart zurechenbar. Daneben sind ein Deckel, ein Krug/eine Kanne, ein Standbodentopf

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sowie zwei Gefäße zu verifizieren, die als Krüge/Kan­nen oder Becher gelten können. Unter elf Randformen gehören acht den einfach ausgebogenen und gerunde­ten oder untergriffigen Profilen an (Formen 1; 3; 20; 21). Ein Henkel ist nachzuweisen. 16 Gefäße haben Riefendekor, fünf eine einzelne Leiste.

Warenart 415: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte feine graue Irdenware mit Sandmagerung Diese Warenart ist mit 117 Fragmenten (1,8 %) im Ge­samtmaterial repräsentiert. Die Scherben sind außen und innen gleichermaßen grau (2.SY S/0-7.5YR 7/0; 7.5YR 3/0), ein Anzeichen des einheitlich reduzieren­den Brandes. Sie sind von mittlerer und hoher Festig­keit und besitzen glatte bis raue Oberflächen. Bis auf ein Exemplar, welches einen Anteil grusiger Bestand­teile aufweist, sind alle Scherben mit Sand gemagert. Dieser ist feiner und mittlerer Größe; unter 16 diesbe­züglich untersuchten Scherben sind acht mittel, fünf fein und drei sehr fein gemagert. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4 mm. Mit 24 Fragmenten ist der Kugeltopf am häufigsten, in Einzelstücken treten Dreiknubbenkanne, Schüssel, Grapen und Deckel auf. Zwci Gefäßreste sind Krüge/Kannen, bei einem weiteren kann es sich um Krug/Kanne oder Dreiknubbenkanne handeln. Das weit gestreute Randformenspektrum lässt keine Schwerpunkte erkennen. Wie üblich sind viele Gefäße - 27 Stücke - mit Riefen und lediglich eines mit Rillen verziert. Ein Gefäß besitzt eine gekerbte Leiste und ein anderes eine gekniffelte Dornrandleiste.

Warenart 416: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte polierte Irdenware Diese Warenart ist mit 71 Fragmenten (1,1 %) vertre­ten. Die Oberfläche ist grau (7.SYR 3/0, seltener 2.SY 4/2), der Bruch meist etwas rötlich (2.5YR 6/2; 2.SY 4/2). Die reduzierend gebrannten Scherben sind po­liert und infolgedessen glatt, mit feinem oder mittlerem Sand gemagert und von mittlerer und hoher Festigkeit. Als Gefäßarten sind 13 vermutliche Kugeltöpfe, zwei Dreiknubbenkannen, zwei Becher (oder kleine Näpfe) sowie zwei Krüge/Kannen nachweisbar. Die geringe Größe der Gefäße lässt vermuten, dass auch einige der Kugeltöpfe zum Trinkgeschirr gehörten. Die Randfor­men vertreten vorwiegend einfache Randlippen (Randform 1), innen gekehlte und gerundete Profile (Randform 14) sowie gedornte Ränder (Randform 24). Vier Gefäße sind mit Riefen, zwei mit einzelnen Leis­ten und eines mit Rillen dekoriert. Sechs Gefäßreste sind unverziert.

Warenart 417: Reduzierend gebrannte, graue Irdenware mit Graphitmagerung Diese Warenart ist durch lediglich einen Scherben (0,01 %) vortreten. Dieser ist innen und außen schwarz und glänzt graphitisch. Er ist weich, glatt und dürfte re-

duzierend gebrannt sein, ohne dass dies aufgrund des Magerungsmaterials eindeutig gesagt werden kann. Im Ton ist nämlich ein starker Graphitanteil - ohne er­kennbare Körnung - enthalten, der bewirkt, dass man mit dem Gefäßrest, wie mit einem Bleistift, malen kann (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 33/01]). Es handelt sich um einen wohl dreieckigen, becherför­migen Tiegel (Randform 33) ohne Gebrauchsspuren.

Warenart 418: Reduzierend gebrannte, mittelharte und harte graue Irdenware mit Grusmagerung Diese Warenart präsentiert sich mit elf Fragmenten (0,2 %). Die Scherben sind an der Oberfläche grau (7.SYR 3/0; 2.SY S/0-7.SYR 7/0; 7.SYR 5/0), im Bruch weiß oder grau (SYR 8/1; 2.5Y S/0-7.SYR 7/0; 2.SY 8/2). Sie sind reduzierend gebrannt. Die Magenmg mit grusigen Partikeln vorwiegend mittlerer Größe er­zeugt eine körnige Oberfläche. Der Bruch ist meist schichtig, und die Scherben sind von mittlerer bis hoher Festigkeit. Zwei Kugeltöpfe, davon einer mit der Randform 4, sind nachzuweisen.

Warengruppe 420: Reduzierend gebrannte, graue Irden­ware mit Oberflächenglanz

Warenart 421: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte graue Irdenware mit Sandmagerung, weißem Bruch und Oberf/ächenglanz Diese Warenart wurde im Gesamtmaterial mit 80 Fragmenten (1,2 %) beobachtet. Die Scherbenoberflä­chen sind grau, blaugrau oder silberfarben (7.SYR 3/0; 7.5YR 5/0; 2.SY S/0-7.5YR 7/0), die Bruche weiß oder sehr hellgrau (SYR 8/1; 2.SY S/0-7.5YR 7/0; 2.5Y 8/2). Sie weisen einen metallischen Glanz auf. Alle sind re­duzierend gebrannt. Etwa zu gleichen Teilen erschei­nen die Oberflächen rau und glatt. Von 21 hinsichtlich ihrer Härte gemessenen Scherben sind drei sehr hart, zehn hart, sieben mittel bis hart und eine mittel. Sie sind mit feinem, selten mit mittlerem Sand gemagert, zweimal tritt zusätzlich Glimmer auf. Das arithmeti­sche Mittel der Wandungsstärke ist mit 3,9 mm recht gering (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 248-250 [pro­ben 123/01; 490/01/1]). Dominante Gefäßform ist mit 30 Exemplaren der Ku­geltopf. Daneben treten Schüsselkacheln (5 Stücke) und Dreiknubbenkatmen (3 Stücke) auf. In sechs Fäl­len ist nicht zu entscheiden, ob es sich um Kruge/ Kannen, Standbodentöpfe oder Dreiknubbenkannen handelt. Weiterhin gibt es einen Deckel, einen Kugel­grapen, einen Krug bzw. eine Kannc, einen eventuellen Pokal und einen Becher. Das Randformenspektrum zeigt keine auffälligen Gewichtungen. Sechs Henkel waren nachzuweisen. Als Dekor sind 32 x Riefen, ein­mal Rillen, viermal einzelne Leisten und zweimal ein­fache Rollrädchendekore erkennbar.

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Warenart 422: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte, graue sandgemagerte Irdenware mit grauem Bruch und Oberflächenglanz Diese Warenart ist insgesamt 158 x (2,4 %) vorhanden. Die Scherben sind außen grau (2.5Y 510-7.5YR 7/0; 7.5YR 3/0; 7.5YR 5/0) und im Bruch grau oder rotgrau (2.5Y S/0-7.5YR 7/0; 7.SYR 3/0; SYR 4/2; 2.SY 6/2). Die reduzierend gebrannten Scherben weisen einen metallischen Glanz auf. Die meisten sind rau und von mittlerer oder hoher Festigkeit. Das arithmetische Mittel der Wandstärke beläuft sich auf 4,23 mm. Als Magerung diente Sand, der überwiegend fein, in einem Falle grob ist. Ein Gefäß besitzt eine nachträglich ein­gebrachte Bohrung (Abb. 11,16). Unter den Gefäßformen nimmt der Kugeltopf mit 40 Vertretern die erste Stelle ein. Daneben kommen ein Kugelgrapen, ein Standbodentopf, zwei Dreiknub­benkannen, ein Becher sowie zwei Schüsselkacheln mit viereckiger Mündung vor. Als Randformen sind vor allem einfach ausgebogene (Randformen 1; 20), untergriffige (Randform 21) und keulenförmige (Randform 18) Ränder auszuführen. Ein Henkel ist nachweisbar. Als Dekor wurden 59 x Riefen im Be­reich der Schulter, viermal Rillen und einmal eine ein­zelne Leiste ausgeführt.

Warenart 423: Reduzierend gebrannte, harte und sehr harte, sandgemagerte graue Irdenware mit grauem Bruch und glänzender, körniger Oberfläche Diese Warenart ist mit neun Fragmenten (0,1 %) ver­treten. Die Fragmente sind grau (außen 2.5Y 510-7.5YR 7/0; 7.5YR 310; 7.5YR 5/0, Bruch 2.5Y 5/0-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2), durchweg reduzierend ge­brannt und metallisch glänzend. Sie sind mit mittlerem Sand gemagert, der durch die Oberfläche vortritt und eine körnige Oberfläche erzeugt. Die Scherben sind hart. Als Gefäßarten sind drei Kugeltöpfe (einer mit Rand­form 1) und zwei Dreiknubbenkannen zu nennen, von denen sechs mit Riefen versehen sind.

4.4. Ware 500: Faststeinzeug und Steinzeug

Warengruppe 510: Faststeinzeug

Warenart 511: Rot engobiertes, graues Faststeinzeug Rot engobiertes, graues Faststeinzeug ist mit 88 Frag­menten (1,3 %) vertreten. Die Warengruppe zeichnet sich durch einen glatten, sehr harten Scherben, eine an­nähernd versinterte Matrix - Magerungskärner sind kaum mehr erkennbar - und eine außen meist glän­zende, innen matte Engobe aus. Die Farbe der Engobe ist überwiegend rotgrau oder rotbraun (10R 3/2; 2.5YR 4/4), die des Bruches grau (2.5Y 510-7.5YR 7/0; 2.5YR 6/2). Die Scherben sind mit 2-4 mm sehr dünn­wandig (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 256 [proben

109/02; 734/02/1]).

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Der Gefäßformenkanon dieser Warengruppe wird durch KrügelKannen bestimmt (23 Stücke), daneben kommen Standbodentöpfe sowie Mündelbecher Ge­weils fünf Fragmente) vor. Entsprechend treten unter den Randformen vorwiegend die Dornränder 23 und 24, mit sieben Fragmenten, sowie die steilen unprofi­lierten Ränder 33 und 34 mit sechs Fragmenten in Er­scheinung. Lediglich ein randständiges Henkelfrag­ment war nachweisbar. Die zehn erhaltenen Bodenstücke zeigen Wellenfüße. Ein Bodenstück weist Drahtschlaufenspuren auf, wogegen fünf Boden­fragmente ohne diese vorhanden sind. 17 Exemplare sind mit Riefen gestaltet, drei Scherben zeigen Kerben­leisten und zwei Stücke sind mit scharfen Rippen oder Rillen verziert.

Warenart 512: Rot engobiertes, gelbes Faststeinzeug Rot engobiertes, gelbes Faststeinzeug ist insgesamt 38 x (0,6 %) vorhanden. In den technologischen und typologischen Eigenschaften ist es der Warenart 511 ähnlich. Die harten bis sehr harten, glatten Scherben sind versintert, wobei einige vergleichsweise schwach gebrannt erscheinen. In manchen Stücken sind Mage­rungskörner erkennbar und in einem Fragment weist der graue Kern der Scherbe auf eine nicht vollendete Nachoxydation hin. Die beidseitig aufgetragenen En­goben sind rot (SYR 4/2; 10R 3/2), die Scherbe ist gelb (5Y 8/8; 10YR 8/4) und hat 3-4 mm Wandungsstärke. Alle bestimmbaren Gefäßreste, 14 Stücke, gehören Krügen/Kannen an, die gedornte (Randform 23, 3 x) und steile (Randform 33, 4 x) Ränder besitzen. Zwei Henkel und drei Wellenfüße, darunter ein Fragment mit Drahtschlaufenspuren und eines ohne, sind nach­zuweisen. Auf einem Randstück sind die angebacke­nen Spuren eines weiteren Gefäßes erkennbar. Verziert sind die Stücke mit gekerbten Leisten (2 x) und Riefen (11 x).

Warenart 513: Braun glasiertes, graues Faststeinzeug Das mit 36 Fragmenten (0,5 %) im Gesamtmaterial vorhandene Faststeinzeug stellt eine Sammelgruppie­rung für alle braun glasierten, grauen Faststeinzeuge sowie schon zum Steinzeug überleitende Keramik dar. Die Scherben sind glatt, hart und versintert. Die Fragmente gehören zu den Gefäßarten Krugl Kanne (vier Fragmente), Standbodentopf (4 x) sowie­jeweils 1 x - Becher, Flasche und Becher oder Deckel. Als Ränder kommen ausschließlich steile, unprofilierte Ausprägungen vor (Randformen 33; 34). Drei Henkel waren nachzuweisen. Unter den Böden haben zwei Wellenfüße: von ~enen einer Drahtabziehspuren zeigt. Daneben smd em Standfuß und ein unprofilierter Flachboden vorhanden. Als Dekor treten 11 x Riefen 1 x Rillen und eine Leiste mit Kerben auf. '

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Warenart 514: Braun glasiertes, gelbes Faststeinzeug Dieses Faststeinzeug ist insgesamt 12 x (0,2 %) vor­handen. Es stellt eine Sammelgruppe der braun glasier­ten, im Bruch gelben und hellbraunen Faststeinzeug­gefäßreste dar. Die Scherben sind glatt, hart und versintert. Unter den Gefäßarten präsentieren sich ein Krug/eine Kanne (Randform 34) und zwei Flaschenfragmente. Ein Wellenfuß ist vorhanden, sechs Gefäßreste sind mit Riefen, zwei mit Kerben verziert.

Warenart 515: Schwach engobiertes Faststeinzeug mit körniger Oberfläche Die Warenart, mitunter wohl als Protosteinzeug be­zeichnet, ist insgesamt 7x (0,1 %) vertreten. Der kör­nige Scherben ist teilgesintert und daher hart bis sehr hart. Die teilweise durchscheinende Engobe ist braun (10YR 5/8; 2.5YR 4/4), der Scherben grau bis hellbraun (5YR 6/8). Auf einigen Scherben fehlt die Engobe par­tiell und der Scherben liegt offen (vgl. auch Beitrag Rie­derer, s. S. 252-254 [probe 544/02J). Zwei Gefäßreste gehörten zu Bechern oder Krügen, wobei ein Randstück den Dornrand 27 zeigt, ein Bo­denstück einen Wellenfuß. Fünf Gefäßreste sind durch Riefen verziert.

Warenart 516: Gelbe engobierte, sehr harte Irdenwarel Faststeinzeug Die Warenart ist in sieben Fragmenten (0,1 %) vorhan­den. Die Stücke sind in unterschiedlichem Maße ver­sintert und können z. T. als sehr harte Irdenware be­zeichnet werden, sind z. T. aber auch dem Steinzeug Siegburger Art ähnlich. Sie weisen farblose Sinterengo­ben auf. Die harten und sehr harten Scherben sind überwiegend einheitlich gelb (5Y 8/8) gefärbt (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S. 254 [probe 734/02/2J). Ein Fragment gehört eventuell zu einer Schüsselkachel (aus sehr harter Irdenware), zwei weitere zu Krü­genJKannen mit den gedornten Rändern 23 und 27. Ein Wellenfuß und ein riefenverziertes Wandstück sind vorhanden.

Warenart 517: Gelbbraunes, körniges Faststeinzeug ohne Engobe Diese Warenart ist mit sieben Fragmenten (0,1 %) ver­treten. Sie könnte ebenfalls als Protosteinzeug benannt werden. Der Scherben ist körnig, angesintert, hart und besitzt keine Engobe. Er ist außen und innen hellbraun (5YR 6/8; 2.SY 8/2). Die kleinen Wandstücke zeigen in vier Fällen Riefen.

Warengruppe 520: Steinzeug

Warenart 521: Steinzeug Siegburger Art Das Steinzeug Siegburger Art liegt in 24 Fragmenten (0,4 %) vor. Die Scherben sind innen weiß und außen hellbraun (SYR 8/1; 5YR 6/8; 2.5YR 6/6; 10YR 8/4),

häufig geflammt und tragen oftmals eine Anflugglasur. Als Gefäßtypen sind fünf Krug-/Kannenfragmente und ein Becher (oder eine Tasse) festzustellen. Ein stei­ler Rand der Form 34 und zwei Henkel sind nachweis­bar. Zwei von vier Wellenfüßen zeigen Drahtschlau­fenspuren, Die Gefäße sind mit Riefen (9 Stücke) und Rillen (4 Stücke) verziert.

Warenart 522: Braun engobiertes Steinzeug Dieses Steinzeug ist insgesamt 23 x (0,4 %) vorhanden. Die Engobe ist braun (10YR 5/8), der Scherben im Bruch hell (2.5YR 6/6; 10YR 8/4; 5YR 8/1), Neun Gefäßreste sind als Krüge/Kannen zu identifi­zieren. Zwei Henkelfragmente sind nachweisbar und alle drei Randstücke haben die steile, unprofilierte Form 33, Neun Fragmente zeigen Riefen und ein wei­teres eine einzelne Leiste.

4.5. Ware 600: Glasierte Irdenware

Warengruppe 610: Außen bleiglasierte Irdenware (äl­tere glasierte Irdenware )

Warenart 611: Außen bleiglasierte, gelbe Irdenware Bleiglasierte gelbe Irdenware ist mit acht Fragmenten (0,1 %) vertreten, Die dicke, matt glänzende Glasur ist oft nur außen aufgebracht, wodurch sie sich von der späteren glasierten gelben Irdenware unterscheidet. Gelegentlich ist eine Unterscheidung aber nicht sicher möglich, Der Scherben ist gelb (5Y 8/8; 10YR 8/4), die Glasur grün, hellgelbgrün oder gelb, Die Magerung besteht aus sehr feinem bis feinem Sand. Zwei Scher­ben wurden als hart bestimmt (vgl. auch Beitrag Riede­rer, s. S, 250-252 [probe 457/02J). Zwei oder drei Fragmente gehören zu Miniaturstand­bodengefäßen, von denen eines die Randform 2, das andere einen Flachboden aufweist. Ein Fragment ist mit einer gekniffelten Leiste versehen,

Warenart 612: Außen bleiglasierte, rote Irdenware Diese Warenart ist insgesamt 10 x (0,1 %) vertreten, Im Allgemeinen ist sie gut erkennbar, da sich sowohl Scherben als auch Glasur von späteren Ausführungen unterscheiden und z, T. charakteristische Dekore hin­zutreten. Der Scherben ist oxydierend gebrannt und rot bis grau (10R 3/2; 2.5YR 4/4), die innen oder außen aufgebrachte Glasur farblos, gelb oder grün. Drei Stücke zeigen die charakteristischen Grübchen, wel­che die Glasur mittels auf Eisenbriihe aufgestreuter Bleischnitzel belegen (Bruijn 1962/1963, 415 H.). Der Scherben ist mit feinem bis mittlerem Sand gemagert und weich oder mittelhart (vgl. auch Beitrag Riederer, s. S, 252-254 [proben 581/02; 282/02J). Als Gefäß arten sind eine Henkelkanne oder ein Hen­kelkrug mit zoo- und anthropomorpher Applikation, ein Krug bzw, eine Kanne mit dem gedornten Rand 26 und zwei (hier trotz innen aufgetragener Glasur hin-

195

Page 18: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

Oxyd. gebr. Ird. 300 - 2 % 124 Fragm.

Uneinh. gebr. Ird. 200 - 42 % 2737 Fragm.

Sonstiges/unbestimmbar - 2 % 142 Fragm.

Glas.lrd. 600 - 10 % 242 Fragm.

Red. gebr. Ird. 400 - 40 % 2639 Fragm. Fast-/Steinzeug 500 - 4 %

242 Fragm.

Abb. 2: Quantität der Waren im Gesamtmaterial (nach Fragmenten)

1.800,-------------------------------------___ _

1.600 --. --- - --- - - -- - -. -- --. - ---- - - -- ---. - ----- -- ----- - ----- - -- __ 1.590. _____ -- - --- - -- ----- - - ---- -- - --- -- - -- -- -- ___________________________ _

1.400 - -- ---- - -- ---- - - ----- --- --- - - -- ---- - ----- -- ----- - - --- - - ---- ------ ------ --- ---- - - - --- - -- ----- - ----- --- ------ ---- -- ----- - ________ _

1.200 - -- -- -- - -- - - -- -- -- - - - . - - -- - - - -- - - -- - - - -- - -- -- - - - -- -- - - - -- - - --- - - -- - - - -- - -- -- - - -- -- -- - --- - - - - - --- -- - -- - -- - - --- - - -- -- - -- _________ _

1.1 OB

1.000 -- - --- ---- ---- -- -- -- - --- - - -- --- -- - ---- -- ----- -- ---- - ---- ----- --- ---- - -- ---- -- ----- -- - --- -- ------- - ----- ----- -- - ---- --- ______ _

800 --------------

635

600

400

200

196'

----_ .. --- .... --- ----- _ .. ---- ...... ------------- --- _ ...... --- ... - .. --- --- ----- ....

.. -_ ........ _ .... -_ .. -- _ .... _ .......... -_ ...... -- ........ -_ .......................... -_ .................... ..

------------------356 ----- --------- ---- ----_ ...... - --- --- ... ---_ .. ---_ ...... ---_ .... ---_ ...... ---- .. ------ ...... --- --_ ..

Abb. 3: Quantität der Warengruppen und -arten im Gesamtfundmaterial (nach Fragmenten)

663

i I

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zugezogene) Schüsseln, einmal mit der Randform 32, zu belegen. Ein Bruchstück ist ein Boden- oder Hand­habenfragment und ein Henkel weist ein weiteres Henkelgefäß, Krug oder Kanne, nach.

5. Vergleich der Waren, Warengruppen und -arten

Der Vergleich technologischer Merkmale ist, sofern diese als gruppenbildende Konstanten dienen, zwar bereits in der Gruppengliederung impliziert. Eine vom Fundzusammenhang unabhängige Bewertung der Warengruppen und -arten hinsichtlich ausgewählter technologischer Merkmale, ihrer Menge und bezüg­lich einiger typologischer Details kann jedoch die Gel­tung der jeweiligen technologischen Einheiten und zu­gleich die Eigenheiten des gesamten Fundensembles deutlich machen. Außerdem korrelieren manche tech­nologische Gruppierungen mit typologischen Merk­malen und Merkmalskombinationen, was sich durch ihre Vorzüge für bestimmte Funktionen, etwa auf­grund ihrer keramischen Eigenschaften und ihrem ästhetischen Wert, oder ihre chronologische Stellung erklärt. In einigen Fällen lassen sich dadurch die auf­grund technologischer Merkmale gewonnenen Grup­pen auch typologisch zusammenfassen.

5.1. Quantität (Abb. 2; 3)

Der Schwerpunkt liegt - wie zu erwarten - bei den un­einheitlich gebrannten braungrauen und den reduzie­rend gebrannten Grauwaren (Warenarten 221; 222; 231; 411; 412), also den Vertretern mutmaßlich ein­heimischer oder regionaler Produktion. Ebenfalls brandenburgischer Herkunft dürften die meisten oxy­dierend gebrannten Irdenwaren (Warengruppen 310-330) und die sehr harten, häufig metallisch glän­zenden grauen Irdenwaren (Warenarten 421; 422) sein, die jedoch von geringer quantitativer Bedeutung sind. Für einige Belegstücke kann Riederer (s. S. 248-250) diese Provenienz auch untermauern. Die slawische Keramik (Warenarten 211; 212) kommt lediglich un­maßgeblich vor, was in erster Linie auf die hauptsächli­che Zeitstellung der Stratigraphie zurückführbar ist. Verhältnismäßig gering ist auch der Anteil besonderer Keramik: der älteren glasierten Irdenware (Warenarten 611; 612), des Faststeinzeugs und Steinzeugs (Ware 500) sowie der rot bemalten, gelben und weißen Irden­ware (Warenarten 341; 342).

5.2. Wandungsstärke (Abb. 4)

Die Wandungsstärke ist ein Gradmesser für den tech­nologischen Standard der Warengruppen und -arten, indem die auf einfache Weise geformten und schwä­cher gebrannten Warenarten höhere Werte besitzen als die sclmell gedrehten, hart gebrannten. Es sei hier auf die Extreme hingewiesen: die aufgewulsteten und teil-

weise nachgedrehten mittelslawischen Gefäße (Waren­art 211) liegen in ihrer mittleren Wandungsstärke weit höher als die hochwertigen, wohl schnell gedrehten Faststeinzeuge (Warenarten 511 und 512). Das Mittel­feld zeigt eine fließende Merkmalsverschiebung.

5.3. Scherbenhärle

Die Härtegrade der Scherben zeigen die zu erwarten­den Unterschiede zwischen Faststeinzeug/Steinzeug und Irdenware (Erstere sind durchweg hart oder sehr hart, Letztere weiter gestreut) sowie dort vergleichs­weise eindeutige Verteilungsbilder, wo die Härte expli­zit zur Definition der Warenarten herangezogen wurde. Insbesondere bei den Braun- und Grauwaren ist darzulegen, dass die Festigkeit differente Grade bei ansonsten ähnlichen technologischen Gruppen besitzt und sich daher - wie bereits angesprochen - nur be­dingt zur Gruppengliederung eignet.

5.4. Gefäßarten und Funktion (Abb. 5; Tab. 4)

Das Aufkommen der Gefäßarten in den verschiedenen Warengruppen und -arten zeigt Differenzen, die deren unterschiedliche Funktion, z. T. auch deren Zeitstel­lung erkennen lassen. Die slawischen Warenarten 211 und 212 sind aus­schließlich Standbodentöpfe. Auch andernorts um­fasst die Funktionstypenbandbreite slawischer Kera­mik neben 'Töpfen lediglich kleine Teller, einige Schüsselarten und die zum Getreidedarren oder Brot­backen genutzten, rechteckigen Lehmwannen. Die Belange der slawischen Lebensweise waren offensicht­lich über lange Zeit fast ausschließlich durch einen Funktionstyp zu decken - was ja auch für die frühen Abschnitte des deutschen Mittelalters gilt. Das Vor-

6mm

5mm "" ............ " ..... " .... " ............................. " ......... " .................................... ..

3mm

Abb. 4: Die mittlere Wandungsstärke ausgewählter Warengruppen und -arten im Vergleich (im Schulterbereich; nach Fragmenten)

197

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herrschen des Standbodengefäßes bei den Slawen und des Kugelbodengefäßes im deutschen Mittelalter sind kaum zu erklären. Abweichende Kochsitten oder Herdstellenformen können dafür nur teilweise in An­spruch genommen werden. Von Zweckmäßigkeiten unabhängige Traditionen und Modeerscheinungen spielen wohl eine große Rolle, doch sind die Gründe für die unterschiedlichen Funktionstypen letztlich ebenso undurchsichtig wie die "Renaissance" des Standbodengefäßes seit dem 15. }h. Das Faststeinzeug (Warenarten 511-517) und Stein­zeug (Warenarten 521; 522) ist von Krügen und Kan­nen mit Standböden sowie von Mündelbechern ge­prägt. Hier erklärt sich die Bodenform durch die

sonstiges ohne Kugeltopf

Kachel

Becher

Grapen

• DI D

Krug/Kanne

Standbodentopf

Kugeltopf

Abb. 5: Anteilsverhältnisse von Gef~arten in ausgewählten Warengruppen und -arten im Vergleich (nach Fragmenten)

198

weitgehende Funktionsbindung dieser Warenarten als Ausschank- und Trinkgeschirr. "Allein schon die Ei­genschaften im Gebrauch, nämlich weitgehende Was­serundurchlässigkeit auf der einen, aber Sprödigkeit bei Erhitzung auf der anderen Seite beschränkten Funktionsbereich und Typenschatz von vorneherein" (Stephan 1981, 39). In den wichtigsten Herstellungsor­ten sind vorwiegend Krüge, Kannen und Becher in ge­sinterter Qualität erzeugt worden.9 Allerdings werden selten auch Grapen aus Faststeinzeug, die als Kochge­schirr gedient haben dürften, beobachtet,1O und außer­ordentlich ist eine Faststeinzeugkachel aus Siegburg (Beckmann 1975,44 f.). Die älteren glasierten Irdenwaren (Warenarten 611; 612) lassen sich überwiegend als Miniatur- und Aus­schenkgefäße sichern, womit die Funktion dieser Ein­heiten als Zier- und gehobenes Tafelgeschirr verdeut­licht wird. In einem Falle ist weiterhin eine Schüssel (oder eine Pfanne) nachweisbar, deren innen aufge­brachte Glasur bereits Abdichtungsfunktion über­nimmt. Das Spektrum der oxydierend gebrannten Waren­gruppen 310-330 ist breit gefächert, indemhier neben den verhältnismäßig gering vertretenen Kugeltöpfen recht viele Standbodentöpfe, Kacheln, Grapen u. ä. zu verzeichnen sind. Diese Vielfalt entspricht einerseits Beobachtungen auf anderen Fundplätzen und damit dem allgemeinen Erscheinungsbild oxydierend ge­brannter Irdenware.ll Andererseits wird darin die lange Laufzeit dieser Gruppierung vom Mittelalter bis in die Neuzeit deutlich. Bei der uneinheitlich und der reduzierend gebrannten Irdenware (Waren 200; 400) schließlich herrscht der Kugeltopf vor. Nahezu aus­schließlich tritt er bei den uneinheitlich gebrannten Warenarten 221/222 und den eher oxydierend unein­heiclich gebrannten Warenarten 224/225 in Erschei­nung. Diese Gefäßartenarmut ist auf die vorwiegend frühe Zeitstellung jener Varianten und auf ihre Funk­tion als einfaches Gebrauchsgeschirr zurückführbar. Die reduzierend gebrannte Grauware (Warenarten 411-416; 418; 421-423) zeigt ein ähnliches Bild, doch sind überdies einige weitere Gefäßarten wie Schüssel­kacheln, Grapen, Krüge und Kannen vorhanden. Diese Einheiten verkörpern insofern nicht nur techno­logisch, sondern auch typologisch ein fortgeschritte­nes Stadium der Keramikentwicklung. Außerdem wurden sie ob ihrer höheren Qualität häufiger für den Trink- und Tafelbereich verwendet. Bei der ebenfalls variantenreichen beigegrauen, uneinheitlich gebrann­ten Irdenware 231 ist vorwiegend die lange Laufzeit für das analoge Erscheinungsbild verantwortlich. Die

9 Beckmann 1975; Stephan 1981,38 H. Abb. 19; 21; 1982,103 H. 10 Beckmann 1975,35 H.; Grote 1976, 255 Abb. 2; Müller 1996b

221 Abb. 9,12;H. Schäfer 1991, H;28. ' 11 Stephan 1981, 33 ff.; 74; Röber1990, 25 f.; M. Schulz 1995, 82H.

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Bindung der graphitgemagerten Warenart 417 an den technischen Funktionstyp Tiegel ist leicht zu erklären, da es sich dabei um eine ausgesprochene Produktions­keramik handelt.

5.5. Randformen (Abb. 1; Tab. 3)

Die meisten Randformen zeigen keine unmittelbare Beziehung zu Warengruppen und -arten, jedoch lassen einige Formen Schwerpunkte bei einzelnen technolo­gischen Gruppierungen erkennen. Der ausgebogene, senkrecht abgestrichene Rand 19 kommt - mit zwei von insgesamt vier Exemplaren die­ses Profils - besonders bei spätslawischer Keramik vor (Warenart 212). Ein deutlicher Schwerpunkt der waa­gerecht oder nach innen abgestrichenen und innen ge­kehlten Randformen 5-7 liegt bei der uneinheitlich ge­brannten Irdenware (Warenarten 221; 222), worin sich das hohe Alter dieser Randausprägung zu erkennen gibt. Einen Schwerpunkt bei der uneinheitlich ge­brannten Irdenware 221 verzeichnet außerdem die ge­kehlte Randform 9 mit oben ausgezogener und unten gerundeter Randaußenkante. Ihr häufiges Vorkom­men (sechs von zehn Fragmenten dieser Randform) gerade bei der weichen braungrauen Irdenware über­rascht insofern, als dass die typologische Form recht entwickelt, die technologische Einheit jedoch ar­chaisch wirkt. Die Dornvarianten 23, 24 und 27 haben - ebenso wie der steile, unprofilierte Rand 33 und der ähnliche, nach außen geneigte Rand 34 - ihren Schwer­punkt bei den Faststeinzeugen, was mit den in jenen Warenarten vorherrschenden Gefäßarten Krug, Kanne und Becher in Einklang steht. Die Steinzeuggefäße zei­gen sogar ausschließlich das Randprofil33. Bei der re­duzierend gebrannten Warenarten 411 sind die einfach ausgebogenen, gerundeten oder außen kantig abgestri­chenen Ränder 1 und 20 sowie das untergriffige Profil 21 verhältnismäßig oft zu beobachten, was der tenden­ziell späteren Stellung dieser Irdenware entspricht.

5.6. Dekor

Die Riefung der Gefäßschulter ist ein bei fast allen Wa­rengruppen und -arten auftretender Dekor und mithin die beliebteste Zierweise des späten Mittelalters. Be­sonders charakteristisch ist sie für die reduzierend ge­brannte Irdenware (Ware 400). Die Dekorlosigkeit kann dagegen in hohem Maße auf uneinheitlich ge­brannte Irdenware (Warengruppe 220) bezogen wer­den, worin sich zwei archaische Erscheinungen ergän­zen. Den ganzen Gefäßkörper einnehmende Rillen sind für die spätslawische Keramik (Warenart 212) wie auch die Faststeinzeuge und Steinzeuge (Ware 500) charakteristisch. Ein unmittelbarer Zusammenhang besteht nicht, wohl aber könnten beide Phänomene auf dieselbe Ursache zurückgehen, mit diesem zum Dekor erhobenen technologischen Moment die ver-

besserte Drehtechnik und damit bessere Qualität gegen­über den jeweils älteren Keramikarten anzuzeigen. Deutlich begrenzt sind die Bemalung und der Kamm­strich. Erstere kommt aus naheliegenden Gründen ausschließlich bei heller, oxydiere nd gebrannter Irden­ware vor, Letzterer ist fast ganz auf die mittelslawische Keramik beschränkt. Interessant ist diesbezüglich ein reduzierend gebrannter Gefäßrest (Warenart 412), der eine kammstrichartige Verzierung offenbar unter dem Umbruch zeigt (Abb. 16,17). Die einzige Applikation findet sich in der glasierten Irdenware (Warenart 612, Abb. 14,14), was dem exklu­siven Charakter dieser Keramik entspricht.

5.7. Bodenformen

Es wurde bereits hervorgehoben, dass die slawische Keramik durchweg Standböden aufweist, hingegen die frühdeutsche vorwiegend Kugelbäden. Ansonsten er­geben sich Verteilungsschwerpunkte von Bodenfor­men vor allem aus den funktionalen Anforderungen an die jeweilige Warenart. So besitzen die glasierten Ir­denwaren, Faststeinzeuge und Steinzeuge (Waren 500; 600) Standböden, weil sie vorrangig als Trink- und Schenkgeschirr dienen und auf einem Tisch stehen sol­len. Die bei den Faststeinzeugen und Steinzeugen häu­figen, dekorativen Wellenfüße entsprechen ebenfalls diesem Zweck. Die vorherrschenden Kugelböden und selteneren Grapenfüße bei der "normalen" Irdenware erklären sich hingegen daraus, dass diese meist als Kochgeschirr diente.

5.8. Handhaben

Die Analyse der Handhaben, also der Henkel und des Tüllenstiels, nach ihrer Verteilung auf die Warengrup­pen und -arten zeigt an, dass sie vorwiegend bei der graubrüchigen (Waren art 412) und der glänzenden Grauware (Warenarten 421 und 422) in Erscheinung treten, gefolgt vom Faststeinzeug (Waren gruppe 510). Sehr selten sind Handhaben hingegen bei der unein­heitlich gebrannten Irdenware (Waren gruppe 220). In dieser Verteilung zeigen sich eine chronologische Rele­vanz der Handhaben - die in der Tendenz jüngeren Warenarten haben häufiger Henkel - und die bevor­zugten Keramikvarianten beim häufig gehenkelten Trink- und Schenkgeschirr.

. 6. Die Grundlagen zur Datierung der Fundstratigraphie

6.1. Münzen

Es liegen acht Münzen vor, von welchen allerdings bis­her lediglich zwei bestimmt werden konnten. Davon ist eine ein moderner Reichspfennig aus einer Ab­bruchauffüllung (1995:460/1024/12), der für die Datie-

199

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Phase/Warenart

211

211/212

211/225

211/320

212

221

221/222

221/231

222

222/412

223

224

225

226

227

231

232

310

320

320/jgI.

330

341

342

411

412

413

414

415

416

417

418

421

422

423

511

512

513

514

515

516

517

521

522

611

612

612/jgI.

jgI

Gesamt

2 3 4 S 6 7 8 9 10

37 12 17 3 30 5 7 2

653 2

10 10 4 2 S

25 81 53 23 10 39 4 18 6

- 533 81 4 12 5

34

42 346 300 42 49 110 34 11 20 13

10 74

5 2

3 19 13 3 11 4 7 8 4

5 2 6 12 8

2 5 3 2 5 3

4 47 47 29 30 48 29 23 27 25

4 2 223

2

3 9 24 7

2

5 7

3 2 2 3 7

2 2 2 16 S7 39 143 37 24 49 28

13 37 120 325 50 416 241 121 92 22

3

2 2 12 33 3

2 10 17 11 17 15 7 2 16 3

1 4 15 10 16 13 3

6 3 9 2 18 10 10 7 3

5 73 4 18 12 14 13

1 112

3 23 12 10 12 5

S 1 8 5 2

8 623

5 4

5

2

3 2 1

1 1 3 2 2 6

3 3 2 3

3 1 2

2 3 2 3

2 1 10 3 5 18 90

1631229 768 635 233 982 443 295 313 230

Tab. 5: Aufkommen der Waren, -gruppen und -arten in den Phasen 1-10

( h F t n· J'gI:J' üngere glasierte Irdenware) nac ragmen e ,

d K 'k 'nsofern uninteressant ist. Die an-rung er eraffil 1 . d . . H hl fenru'g des 15. Jhs., dertm Befund 96 ere 1st em 0 p d Ph 10 b en wurde (1995: 460/96/12). er ase ge org

200

6.2. Dendrochronologie

Zwei Bretter aus einer Böschungssicherung, die wäh­rend der Phase 4 an der Havel angelegt wurde, konnten durch Th. Westphal (Frankfurt/M.) dendrochronolo­gisch datiert werden. a. Fläche C, Bl. 9, PI. 2, Befund 654 (Probe 59 a): 1247 + 2/-1 (Außenkante). b. Fläche C, BI. 9, PI. 2, Befund 654 (probe 59 b): 1249 +/-1 (Waldkante).

6.3. Keramik

Zur chronologischen Einordnung des vorliegenden Materials werden anderwärts gewonnene Datierungen für technologische und typologische Keramikmerk­male herangezogen. Um Fehlschlüssen vorzubeugen, werden hier vorrangig drei Elemente berücksichtigt: Erstens die Faststeinzeuge und Steinzeuge, die aus we­nigen Produktionsorten weit verbreitet wurden und daher geringen Verzerrungen im keramischen Klein­raum unterliegen, sodass eine anderwärts gewonnene Datierung auch für die vorliegenden Funde Bedeutung besitzt. Regionale Besonderheiten sind zwar in einem geringfügig früheren oder späteren Auftreten der Im­portware anzunehmen (vgl. Röber 1990, 63), doch ist dieser Aspekt durch Vergleiche im Umkreis Branden­burgs weitgehend auszugleichen. Protosteinzeug und schwach oder nicht engobiertes Faststeinzeug wurden im Rheinland seit dem späten 12.1frühen 13. Jh. im Anschluss an Erzeugnisse in Pingsdorfer Art produziert und in den Jahrzehnten nach 1200 auch in Südniedersachsen und weiteren Re­gionen.12 So ist es in Lübeck und Rostock in Komple­xen des späten 12.1frühen 13. Jhs. nachgewiesen,u Das rot engobierte Faststeinzeug kommt ab dem zweiten Viertel des 13. Jhs. vor und tritt in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. bereits in großer Menge auf.14 Hernach läuft es bis in das 14.115. Jh. weiter. Voll entwickeltes Steinzeug wird seit dem späten 13. Jh. bzw. um 1300 im Rheinland erzeugt und kommt im 14. und 15. Jh. zu großer Bedeutung.15 Seit dem späten 13. Jh. (H. Schäfer 1991, 93 f.) bzw. dem späten 13.1frühen 14. Jh. ist es auch in Ostdeutschland anzutreffen (vgl. Berlin-Hel­lersdorf: Seyer 1994, 244) und seit der Mitte des 14.Jhs., eventuell bereits in der ersten Jahrhunderthälfte, wurde es in Sachsen hergestellt (H. Schäfer 1991, 81; Hoffmann 1995).

12 Stephan 1982; Gross 1991, 78; Kirsch 1994, 67 m. weiterer Lit. 13 Gläser 1987, 394; 1992b, 194 f.; H. Schäfer 1991,42 f. 14 Beckmann 1975,20;Stephan 1981,91; 1982,95 f.; 103 ff.;Lüdtke

1985,38; 68 f.; Peine 1988, 147; Heege 1995,22 H.; 86. IS Janssen 1966, 146; Beckmann 1975; Stephan 1982, 105; Gläser

1987,395; Heege 1995, 86.

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zehn Phasen, die im Allgemeinen als ungefähre oder wahrscheinlichste Zeitspanne verstanden werden sollte, kann dabei unterschiedlich gen au erfolgen und wird bei der jeweiligen Phasenbeschreibung erläutert. Der leich­teren Orientierung dient der folgende Überblick: Phase 1: 9./10.-12.Jh. Phase 2: spätes 12. und frühes 13.Jh. Phase 3: erste Hälfte des 13. Jhs. Phase 4: zweite Hälfte des 13. Jhs. bis um/nach

Phase 5: Phase 6: Phase 7:

1300 frühes 14. Jh. erste Hälfte des 14. Jhs. zweite Hälfte des 14. Jhs.

Phase 8: spätes 14.-15.Jh. Phase 9: 15.Jh. Phase 10: spätes 15./friihes 16.Jh.

7.1. Phase 1 (Abb. 7,1-11)

Das Fundmaterial besteht aus lediglich 163 Keramik­fragmenten. Davon sind die meisten (41,1 %) Vertreter der uneinheitlich gebrannten, weichen und harten braungrauen und sandgemagerten Irdenware (Waren­arten 221; 222). Vermutlich handelt es sich bei diesen Stücken um Kugeltöpfe. Wenig tritt beigegraue (Wa­renarten 231; 232) und rote Jrdenware (Warenart 320) sowie uneinheitlich, überwiegend oxydiere nd ge­brannte fleckige J rdenware - z. T. mit rot gemantelrem Bruch (Warenarr 224; 225) - in Erscheinung. An men­genmäßig zweiter Stelle stehen mit 22,7 % Anteil die Gefäßreste mittclslawischer Provenienz, die überwie­gend zum Menkendorfer Typ gehören. Wenige Gefäße repräsentieren die spätslawische Warenart 212. Bemerkenswert ist, dass bereits hier die reduzierend gebrannte Irdenware auftritt: eine graue, im Bruch

Gcfäßancn/Phasc 2

Kugcltopf 31 245

Standbodc11lopf 37 17

Hcnkclkugcltopf (unsichcr)

Grapen

Krug/Kannc

Tül!cn-/Kugelkannc 2

Drciknubbcnkannc

Bcchcr

Mündclbccher

Pokal

Flasche

Deckel

Schüssel

PFannc

Kachcl

vcrsch. Zuwcisung, jedoch kcin Kugcltopf

Gcsamt 68 268

weiße Scherbe der klassischen blaugrauen Warenart 411 und 13 Vertreter der im Bruch grauen Grauware 412 (8 %). Daneben wurden zwei Fragmente der fei­nen grauen Irdenware (Warenart 415) aufgenommen. Es entspricht den Erwartungen an die chronologische Abfolge der Warenarten, dass sich in den unteren Schwemmschichten innerhalb der ersten Phase we­sentlich mehr mittelslawische Keramik als in den obe­ren findet und in Letzteren wiederum die braungraue Kugeltopfkeramik dominiert. Trennt man das obere Paket von dem unteren, ergibt sich im Letzteren ein Anteil von über 75 % für die mittelslawische Waren­art 211, von über 8 % für die spätslawische (Warenart 212) und von lediglich 10,8 % für die braungrauen Ir­denwaren 221/222. In der oberen Stratigraphieeinheit hält mittelslawische Keramik nur noch 7,5 % und spätslawische 2,8 %, wogegen die Waren arten 221/222 die Vorherrschaft gewinnen. Hierin wird zu­gleich der sukzessive, einen längeren Zeitraum ein­nehmende Aufbau der Schichtung deutlich. Insgesamt stehen sich 37 Standbodentöpfe - darunter ein schüsselartiger Topf (Abb. 7,8) - und 31 Kugel­töpfe gegenüber. Als frühe Kugeltopfränder sind waagerecht oder schräg nach außen abgestrichene sowie gerundete Ränder mit und ohne Innenrand­kantenkehle festzustellen (Randformen 4-7; 12-14). Zur mittelslawischen Keramik gehören der einfach ausgebogene Lippenrand 1 und der steile Rand 33, zur spätslawischen Gruppe 212 ein langer, schräg nach außen abgestrichener Vertreter von Rand 10 sowie Rand 19 (Abb. 7,6). Einer im keramiktypologi­sehen Sinne ethnischen Zuweisung entzieht sich der außen abgesetzte Rand 28 (Abb. 7,1), der ebenso zu einem Kugel- wie zu einem Standbodemopf gehört haben könnte.

3 4 5 6 7 8 9 10

144 109 44 198 48 75 66 28 10 7 1 4 2 10

3 2 4 1 5 2 3 11 5 9 11 6

1

4 6 2 3 2 5 1 1 2

2

2 3 2 2 2

6

2 1 2 3 13 15 4 14 8 4 4 2

164 145 56 243 73 101 91 71

Tab. 7: Dic Gcfäßartcn in dcn Phasen 1-10 (nach Fragmcnten)

202

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Ph.l0

Ph. 9

ph. 8

ph. 7

Ph. 6

Ph. 4

Ph. 3

Ph. 2

Ph. 1

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_ glas.lrd.

_ Steinz.512/232

I --:\ Faststeinz. 511- 517

• unein.lrd.231/232

DUnein. Ird. 221-227

• slaw. Ird. 211/212

_ red.lrd.411-418

1><><1 oxyd. Ird. 310-342

Abb. 6: Anccilsvcrhältnisse der Warengruppen und -arten in dcn Phasen 1-4 und (,-10 (nach Fragmenten)

Acht mittelslawische Gefäße zeichnen sich durch ihren Kammstrichdekor (Abb. 7,2.8), zehn spätslawische durch die bis unter den Umbruch reichenden Rillen auS (Abb. 7,9). Ein Gefäß besitzt zusätzlich eine gekerbte Leiste, ein anderes Kerben auf der Schulter (Abb. 7,5). Fünf Kugeltöpfe sind unverziert (Abb. 7,3.4.). Ledig­lich drei haben Riefen auf der Schulter, davon einer in schmaler Zone. Mit 5,4 mm ist die (aus 19 Scherben er­mittelte) mittlere Wandungsstärke sehr hoch. Datierung: Die starke Präsenz der mittelslawischen Keramik vom Menkendorfer Typ erlaubt, den Beginn der Schichtablagerung einzugrenzen. Als hauptsächli­che Laufzeit des Menkendorfer Typs ist das 9./10. Jh. gesichert, wobei er im 11. Jh. auch noch gering auftritt (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984, 61 ff.). In dieser Zeit dominiert die spätslawische, rillendekorierte Keramik, welche in der Mark in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. aufkommt und sich seit der Jahrtausendwende durch­setzt. Die Anteilsverhältnisse zwischen den Waren­arten in der unteren Schichntng - über 75 % mittcl­slawischer gegenüber 8 % spätslawischer Keramik -sprechen dafür, dass wir die Anfänge der Schichtent­stehung noch in mittclslawischer Zeit ansetzen dürfen. Geringere Aufträge gingen im 11.112. Jh. vonstatten. Die Kugeltöpfe können aus historischen Erwägungen schwerlich vor das 12. Jh. datiert werden. Die Waren­anteilsverhältnisse innerhalb der frühdeutschen Kera­mik, die vorherrschende Dekorlosigkeit und die typo­logisch flühen Randformen, vor allem jene ohne Innenrandkehle (die schon im 11. Jh. vorstellbar wären; Abb. 7,3.11), zeigen jedenfalls einen frühen An­satz, durchaus noch in der ersten Hälfte des 12. Jhs., an.

Für das Randstück mit der Form 28 (Abb. 7,1) gibt es eine gute Parallele von der DOl11inscl, welche dort in die Zeit um 1150 datiert wird (GrcIJc/Mangclsdmf 1983,221 f. Abb. 8,24). Als Zeitraum der ersten Phase ist somit d:ts 9./10.-12. Jh. anzusetzen, wobei die frühesten Kugcltopf­scherben in das frühe oder mittlere 12. ]h. gehören könnten.

7.2. Phase 2 (Abb. 7,12-23; 8,1-25; 9,1-14)

Mit 1233 Keramikfragll1enten schlägt die Phase 2 sehr massiv zu BucheY Den Hauptanteil verzeichnen die weichen bis harten braungr:tuen T rdenwarev:triantell 221/222 (78,1 %). In wenigen Stücken sind die glatte braungraue Irdenware (Warellart 227) und die ullein­heirlich überwiegend oxydierend gebrannte Ker:tmik nachweisbar (Warel1:trten 224; 225; 2,5 'Y.,). Insgesamt hält die uneinheirlich gebrannte braungrauc Ware liber 80 'X, Anteil am Fundm:tteri:tl. Weiterhin schwach präsentiert sich mit einem Anteil von 4,6 'X, die reduzierend gebrannte graue Irdenware: es handelt sich im Einzelnen um die im Bruch weiGe und graue Warenart411 /412 (3,2 'Yc,), die im Bruch weig überfangene Grauw:trellart 414, die gl:ttte Grauware 415 und dic grusgcm:tgerte graue Trdenware 418 . ./e­weils als Einzelstücke sind bereits glänzende Grauw:t­J'efragmente der W;l!'enarten 421 und 423 nachweisbar.

17 Vier Fragmcnte sind keiner Warcnart ~.uzllordncn, sodass sieh eine Differenz wr Warcn<lrtcnSlll1lmC cqo;ibt.

203

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Abb. 7: Keramik. 1-4, 6-11 Phase 1; 5 wahrscheinlich Phase 1; 12-23 Phase 2. M. 1:3

204

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Ebenfalls spärlich kommen oxydierend gebrannte sowie beigegraue Gefäßreste vor (Warengruppen 310-320: 1 %, Warenarten 231; 232: 4,1 %). Unter den slawischen Keramikarten begegnet die mittelslawische Warenart 211 mit 1 % weiterhin häufiger als die spät­slawische (Warenart 212) mit 0,8 %. Eventuell slawisch ist auch ein Fragment der grusgemagerten Irdenware 223. Im Ensemble findet sich etwas Importkeramik bzw. deren Derivate. Zunächst sind ein Fragment helltoni­ger, feingemagerter Irdenware mit roter Bemalung (Warenart 341) und zwei zu einem Gefäß gehörige ent­sprechende, jedoch gröber gemagerte Stücke (Waren­art 342) aufzuführen (Abb. 8,7.22). Es handelt sich um Keramik in Pingsdorfer Art, die in dieser Zeitspanne ihren Schwerpunkt hat. Besonders interessant sind drei kleine Fragmente außen grün glasierter, hellscher­biger Irdenware (Warenart 611), von denen zwei zu einem oder zwei Miniaturgefäßen gehören (Abb. 8,4), das Dritte hat eine gekerbte Zierleiste. Das Gefäßartenspektrum ist recht schmal. 245 Gefäß­reste gehören Kugeltöpfen an, also gut 91 % aller be­stimmbaren Gefäße. Daneben sind eine Dreiknubben­kanne, eine Kanne oder ein Krug, zwei Kugelkannen (Abb. 7,21-22), ein Deckel und ein Standbodengefäß unklaren Typs in Resten vorhanden. 17 Gefäßreste dürften slawischen Standbodentöpfen zuzuweisen sein. Die häufigsten Randformen sind waagerecht ab­gestrichene, meist mit Innenkehlen versehene Ränder: Die so definierten Formen 4-6 halten zusammen über 36,8 % des Randformenspektrums. Ebenfalls häufig treten schräg nach außen abgestrichene, auf der Innen­randkante gekehlte Formen (8; 10; 12; 13), z. T. mit Außenrandkantendellen, auf. Sie besitzen eine Quote von über 35 %. Gerundete Randkanten sind deutlich geringer mit 12,8 % vertreten, wobei die unprofiliert ausgebogene (Form 1) gegenüber der innen gekehlten (Form 14) zurücktritt. 58 Gefäßreste (durchweg Kugeltöpfe), über 54 % der auf ihre Verzierung prüfbaren Exemplare, sind unver­ziert, lediglich 27 mit Riefen versehen. Davon sind die meisten schwach oder nur zonal angebracht, ein für die Zeit des Übergangs vom älteren zum jüngeren Kugel­topfhorizont charakteristischer Dekor (Abb. 7,20.23; 8,1.5). Zwei mittelslawische Keramikfragmente haben Kammstrichdekor und drei spätslawische sind wellen­verziert (Abb. 7,19). Auf die gekerbte Leiste eines hoch dekorierten, glasierten Fragments wurde bereits hinge­wiesen. Außerdem sind mehrere Gefäße, acht spätsla­wische und fünf frühdeutsche, mit Rillen versehen. Rotbraun bemalt sind die Fragmente in Pingsdorfer Art (dreimal, Abb. 8,7.22). Das aus 94 Stücken er­schlossene arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,78 mm. Datierung: Das Keramikensemble der Phase 2 ent­stammt überwiegend einer Planierung und dürfte insofern teilweise umgelagert sein, macht jedoch den-

noch einen einheitlichen Eindruck. Die technologi­schen und typologischen Charakteristika der Kugel­töpfe - Randformen, braungraue Farben, vorwiegende Dekorlosigkeit, Dickwandigkeit - finden gute Verglei­che in einem über eine Limoger Gürtelschnalle datier­ten Fundensemble aus der Brandenburger Mühlentor­straße (Grebe/Mangelsdoif 1983, 220 ff. Abb. 8), im dendrochronologisch eingegrenzten Töpferofen von Göttin (Biermann 1998) und in Schichten auf der Burg Eisenhardt in Belzig (Langer 1995, 17). Alle Funde weisen in das späte 12. oder frühe 13. }h., sodass ein späterer Ansatz auch für unseren Komplex unwahr­scheinlich ist. Eine präzisere Anfangsdatierung dieser Phase erweist sich aber als problematisch, da die be­schriebenen typologischen Merkmale innerhalb des 12. }hs. nicht genauer zu datieren sind. Ein wichtiges Argument für den chronologischen Ansatz nicht vor dem letzten Drittel des 12. }hs. ist, dass die spätslawi­sche Keramik bereits eine periphere Erscheinung dar­stellt. Eine Datierungsspanne vom späten 12. bis in das frühe 13. }h. ist daher sehr wahrscheinlich.

7.3. Phase 3 (Abb. 9,15-21; 10,1-25)

Der dritten Phase sind 769 Keramikfragmente zuor­denbar.18 Weiterhin dominiert die braun graue Irden­ware (Warenarten 221; 222) mit 56,5 % das Spektrum deutlich vor der reduzierend gebrannten Grauware. Gering vertreten sind die uneinheitlich eher oxydie­rend gebrannten Warenarten 224 und 225 (2,7 %) sowie als Einzelstück die glatte Variante der braun­grauen Irdenware (Warenart 227). Reduzierend gebrannt sind demgegenüber 21,5 % der Fragmente, ein im Vergleich zur zweiten Phase ver­vierfachter Anteil. Neben der vorherrschenden grau­brüchigen Grauware 412 (15,6 %) treten Fragmente der im Bruch weißen Grauware411 (2,1 %), der Grau­ware 413 mit körniger Oberfläche, jener mit weiß gemanteltern Bruch (Warenart 414), feine Irdenware­fragmente (Warenart 415; 2,2 %) und schließlich grus­gemagerte Scherben (Warenart 418) auf. Mit einem ge­ringen Anteil von unter 0,8 % tritt die glänzende Grauware (Warenarten 421/422) in Erscheinung. Die oxydierend gebrannten Warengruppen 310-330 brin­gen es gemeinsam auf einen Anteil von 3,4 %, die sla­wischen Warenarten (211; 212) auf 3,1 %. In den Kreis der slawischen Keramik gehören auch die einzelnen Vertreter der braungrauen Warenart 223 (Abb. 10,5). Die beigegrauen Irdenwaren sind in beträchtlicher Menge (Warenarten 231; 232; 6,4 %) vorhanden. Als Importe bzw. Importimitate sind zunächst zwei Fragmente des Pingsdorf-Derivates 342 (Abb. 10,19) zu nennen, daneben zwei außen bleiglasierte, rote

18 Ein Fragment ist keiner Warenart zuzuordnen, sodass sich eine entsprechende Differenz zur Warenartensumme ergibt.

205

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Scherben (Warenart 612). Zwei Fragmente eines Standbodentopfes mit Kragenrand (Warenart 226, Abb. 10,9) sind, wie noch zu zeigen sein wird, als Im­port wohl aus Sachsen anzusprechen. Dazu kommt ein Einzelstück des engobelosen Faststeinzeugs 517. Das Gefäßartenspektrum ist weiterhin von geringer Varianz. Neben 144 wahrscheinlichen Kugeltöpfen, die mit knapp 88 % vorherrschen, sind ein möglicher­weise gehenkelter Kugeltopf (Ausbruchspuren am Rand), fünf Krug-/Kannenrandstücke (z. T. mit unbe­kannter Bodengestaltung), zwei Fragmente runder Topfkacheln (Abb. 9,18), eine vermutliche Dreiknub­benkanne, ein Deckelrest (Abb. 10,6) und schließlich zehn Standbodentöpfe, davon sieben mittel- und spät­slawischer Art, einer mutmaßlich sächsischer Prove­nienz und zwei Exemplare in Grauware, zu nennen. Das Randformenspektrum ähnelt dem der zweiten Phase. Weiterhin haben die waagerecht abgestriche­nen, innen gekehlten Ränder 4-6, nun ergänzt um das auf der Außenrandkante gedellte Profil 7, einen hohen Anteil (über 32 %). Mit 15,8 % ist auch der innen ge­kehlte, gerundete Rand 14 maßgeblich. Auffällig ist gegenüber der ersten Phase der höhere Anteil des ein­fach ausgebogenen, gerundeten Randes 1 (9,7 %). Zu­rückgegangen ist die Quote der innen gekehlten, schräg nach außen kantig abgestrichenen Ränder (8, 10,12 und 13: 19,5 %). Neu hinzu treten die stark um­gebogene, gerundete Randform 3 (2 x) und der ver­dickte Dornrand 26 (Abb. 10,9.17). Immer noch ist ein großer Teil der Gefäße, knapp 25 % (20 x), unverziert, doch nimmt die Riefung mit einer Quote von 55 % (44 Stücke) schwunghaft zu. Inner­halb dieser Dekorgruppe hat die starke Riefung gegen­über der ersten Phase zugelegt, wogegen die schmale Riefenzone kaum mehr auftritt. Zwei mittelslawische Gefäßreste zeigen Kammstrichdekor (Abb. 10,21), ein spätslawisches Kerbenzier (Abb. 10,5) und zwei Be­malung in Pingsdorfer Art (Abb. 10,19). Schließlich sind elf Rillenverzierungen, darunter vier spätslawi­sche, vorhanden. Die auf 65 Fragmenten basierende mittlere Wandungsstärke beträgt 4,89 mm. Datienmg: Die Phase 3 ist nach der stratigraphischen Situation und der Ähnlichkeit im Erscheinungsbild des Gefäßgutes chronologisch nahe der zweiten ange­siedelt. Eine Zeitstellung nach der Mitte des 13. Jhs. ist aufgrund des gänzlichen Fehlens von rot engobiertem Faststeinzeug und der dendrochronologischen Datie­rung der folgenden Phase auszuschließ~n. Als Datie­rung der Phase 3 ist somit rahmenhaft dIe erste Hälfte

des 13. Jhs. zu veranschlagen.

7.4. Phase 4 (Abb. 10,26.27; 11,1-23; 12,1-11)

635 Fragmente sind für di~se Pha~e belegt. Den Hauptanteil halten nunmehr dIe redUZIerend gebrann­ten Warenarten 411 und 412 (411: 9 %,412: 51,2 %), daneben sind die Grauwarenart 413 mit körniger

206

Oberfläche, die im Bruch weiß übedangene Grauware 414 und die feine graue Irdenware 415 mit wenigen Fragmenten vorhanden. Erstmals tritt polierte Grau­ware 416 - als Einzelstück - auf und die glänzende Ir­denware erreicht mit fast 13 % schlagartig einen hohen Anteil (Warenarten 421-423). Reduzierend gebrannt sind damit insgesamt 77,5 % der Keramik. Die braun­grauen, uneinheitlich gebrannten Warenarten sind mit einem Kontingent von zusammen 11,8 % hingegen ins Hintertreffen geraten. Der Anteil oxydierend gebrannter Irdenware 310-330 ist unverändert niedrig (1,6 %). Ebenfalls gering ist die Quote der beigegrauen, uneinheitlich gebrannten Ir­denwaren 231 und 232 (4,6 %). Hervorhebenswert ist das rollrädchenverzierte Randstück eines weißscherbi­gen Bechers (Warengruppe 330; Abb. 12,10), der si­cherlich importiert ist. Slawische Keramik ist in gerin­ger Anzahl zu beobachten. Außerdem tritt nun -neben drei nicht engobierten Faststeinzeugen (Waren­art 517) -12 x rot und braun engobiertes Faststeinzeug 511-513 und 515 (zusammen mit Warenart 517 2,4 %; Abb. 11,2) sowie erstmals ein Einzelstück von Stein­zeug in Siegburger Art auf (Warenart 521, Becher oder Tasse; Abb. 11,19). Unter den sechs glasierten Irden­waren gehören vier, darunter ein Miniaturgefäß (Abb. 10,26) und eine innen glasierte Schüssel (Abb. 11,5), der älteren Variante (Warenarten 611; 612) an. Das Gefäßartenspektrum wandelt sich zusehends: Es wird variantenreicher. Zwar dominiert der Kugeltopf weiterhin mit über 75 % Anteil (109 Stücke), doch sind dies um 12 % weniger als in der vorherigen Phase. Neben sieben Standbodentöpfen - darunter zwei sla­wischen und einem glasierten Miniaturgefäß (Abb. 10,26) - wird die Bandbreite nun durch zwei Krüge/ Kannen, vier Dreiknubbenkannen, vier Becher unbe­kannter Bodenform, einen Becher oder eine Tasse (Abb. 11,19), einen Topfrand mit eventuellem Henkel­ansatz, eine innen glasierte Schüssel, einen mutmaß­lichen Pokal (Abb. 11,11), einen Deckel und 14 Gefäß­reste bereichert, bei denen es sich um Krüge/Kannen unklarer Bodenform handelt, oder die Unterschei­dung zu Standbodentopf und Becher unmöglich ist. Die eher konservativen Elemente unter den Randfor­men, waagerecht und schräg nach außen abgestri­chene, innen gekehlte Formen (4-8,10,12,13), treten mit einer Quote von nur noch 23 % nun stark zurück. Weniger drastisch, doch ebenfalls gegenüber der vor­hergehenden Phase reduziert, ist mit 11,5 % Anteil der innen gekehlte, gerundete Rand 14. Die schon dort er­kennbare Rückbildung der Randprofilierung - hin zu einfach ausgebogenen, gerundeten oder nur außen kantig abgestrichenen Randkanten - nimmt hier wei­ter zu: die Ränder 1 und 20 halten Zusammen 24,4 %. Massiver vertreten ist hier auch der stark ausgebogene, innen gekehlte Keulenrand 18 (14,1 %). Die Anzahl der verzierten Gefäße nimmt deutlich zu. Unverziert sind nur noch vier Gefäße (2,4 %), hinge-

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Abb. 9; Keramik. 1-14 Phase 2; 15-21 Phase 3. M. 1;3

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gen fast alle -152 Stücke oder 92,1 % - mit Riefen ver­sehen. Unter diesen haben die stark ausgeprägten wei­ter an Bedeutung gewonnen. Der übrige Verzierungs­schatz hält sich in engen Grenzen: Neben dem bereits angesprochenen, mit Rollrädchen im "römischen Zah­lenmuster" versehenen Importstück (Abb. 12,10) und einem weiteren rollrädchenverzierten Gefäßrest (Abb. 11,4) tritt nur die Rillenverzierung noch etwas häufiger auf (7 x). Bei dieser handelt es sich einerseits um scharf ausgeprägte Schulterriefen und andererseits um mit Rillen versehene spätslawische Gefäße. Ein mittels la­wisches Gefäß zeigt eine Kammstrich-Sparrung. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke von 70 Stücken ist mit 4,18 mm anzugeben. Datierung: Die Phase 4 ist durch die J ahrringdaten aus der Uferbefestigung an der Havel (1247 +2/-1 und 1249 ±1), recht gut in die Mitte und zweite Hälfte des 13. Jhs. datiert. Das erstmals hohe Auftreten rot engo­bierten Faststeinzeugs unterstützt diesen chronologi­schen Ansatz. Die Einzelstücke von Steinzeug Sieg­burger Art und der innen glasierten Schüssel (Warenart 612) finden eine durch eine Münze des Zeitraums von 1266-1308 datierte Parallele in der Wüstung Berlin­Hellersdorf (Seyer 1994, 244); sofern unsere Funde nicht etwas verlagert sind, legen sie eine Phasendauer bis in die Zeit um oder kurz nach 1300 nahe.

7.5. Phase 5 (Abb. 12,12-24; 13,1-11)

Da diese Schichteinheit eine Planierung ohne weiterge­hende Siedlungs befunde darstellt, dürfte es sich beim überwiegenden Teil der Funde um sekundär verlagerte Stücke handeln. Die Keramik dieser Schichtung wird zwar vorgestellt, zur Vermeidung von Verzerrungen jedoch nicht stratigraphisch ausgewertet. 235 Keramikfragmente entstammen der Planierschich­tung.19 Das Fundspektrum wird von reduzierend ge­brannten Grauwaren bestimmt, doch haben die braun­grauen, uneinheitlich gebrannten Waren arten wieder einen höheren Anteil (31,7 %). Dazu kommen die bei­gegrauen Warenarten (231/232), engobiertes Faststein­zeug, ältere glasierte Irdenware (Warenart 611), jün­gere glasierte und mittelslawische Keramik mit ein bis vier Stücken. Unter den Gefäßarten überwiegt der Kugeltopf (44 Fragmente), daneben treten in ein bis drei Exemplaren Krug/Kanne, Standbodentopf, Dreiknubbenkanne, Kachel (Abb. 12,17) und Deckel auf. Unter dem Fast­steinzeug findet sich ein Mündelbecher (Abb. 13,9). Neben variantenreichen Kugeltopfrandformen sind Dornränder (23; 24 und 26), der steile, unprofilierte Rand 33, das untergriffige Profil 21 und die einfach ausgebogenen, gerundeten Ränder 1 und 20 vorhan­den. 34 Kugeltopfschultern sind gerieft, drei unverziert und vier mit Rillen dekoriert. Zwei Irdenwaregefäße, da­runter ein Krug bzw. eine Kanne, zeigen Rollrädchen-

dekor bzw. einen gekerbten Dorn am Rand (Abb. 12,19; 13,5). Ein mittelslawisches Behältnis ist kamm­strichverziert (Abb. 13,8). Datierung: Die Datierung der Schichtaufbringung er­gibt sich aus der stratigraphischen Situation ungefähr in das frühe 14. Jh.; einige der in der Strateneinheit ent­haltenen datierungsrelevanten Funde, so die Kachel mit viereckiger Mündung und der Mündelbecher, können diesen Ansatz bestätigen.

7.6. Phase 6 (Abb. 13,12-26; 14,1-14)

982 Fragmente datieren in Phase 6. Es dominieren re­duzierend gebrannte Grauwaren (67,1 %): Neben den Warenarten 411/412 treten in kleineren Quoten die im Bruch weiß gemantelte Warenart 414 und die feine graue Irdenware (Warenart 415) auf. Polierte Grau­ware 416 ist in dieser Phase mit 15 Stücken verhältnis­mäßig stark (1,5 %), die grusgemagerte Variante (Wa­renart 418) schwach vorhanden. Die glänzenden Warenarten 421 und 422 haben einen geringeren Anteil von3,7%. Die uneinheitlich gebrannte, braungraue Irdenware hält noch 18 %.5,1 % sind Fragmente der beigegrauen Warenarten 231 und 232. Oxydierend gebrannte 1r­denware (Warengruppen 310; 320) ist in üblichem, ge­ringem Anteil vertreten (0,7 %). Dazu kommt ein Ver­treter der rot bemalten, weißen und gelben Irdenware (Warenart 341; Abb. 14,8). Die mittel- und spätslawi­sche Keramik hält immer noch ein gewisses Kontin­gent und zeigt damit die Durchmischung der Schich­ten an (Abb. 13,16; 14,10). Sehr hoch ist hier der Anteil des Faststeinzeugs, das insgesamt 3,9 % erreicht. Wiederum ist ein Fragment des Steinzeugs Siegburger Art festzustellen. Daneben ist die bleiglasierte gelbe Irdenware (Warenart 611) mit einem und die rote Variante (Warenart 612) mit zwei Exemplaren vertreten. Weitere zehn Scherben gehören den jüngeren glasierten Irdenwaren an, deren primäre Ablagerung in dieser Schichtung unwahrscheinlich ist. Das Gefäßartenspektrum ist wiederum variantenreich. Neben Kugeltöpfen (81 %, 198 x) treten vier Töpfe mit Standböden auf.20 Elf Kliige/Kannen, zehn Krüge/ Kannen oder Standbodentöpfe, sechs Dreilrnubben­kannen (Abb. 14,4), eine innen glasierte Schüssel, ein Becher, zwei Mündelbecher, eine Kugel- oder Tüllen­kanne, eine Kachel mit runder und eine mit viereckiger Mündung sowie drei Deckel (Abb. 14,13) ergänzen das Spektrum. Bei zwei Gefäßen handelt es sich um Dreiknubbenkannen oder Grapen, bei einem um

19 Zwei Fragmente sind keiner Warenart zuzuordnen, sodass sich eine entsprechende Differenz zur Warenanensul11me ergibt.

20 Weitere Fragmente von Standbodengcfäßen sind slawisch lind werden hier - da mit Sicherheit verschleppt - nicht mehr be­wertet.

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einen Becher oder eine Kanne/einen Krug und eines war ein Becher oder eine Schüssel. 13 Henkel sind nachweisbar. Analog ist das Randformenspektrum so weit gefä­chert, dass fast alle Ausprägungen nur einmal auftre­ten. Schwerpunkte ergeben sich bei den einfach ausge­bogenen, gerundeten Randlippen 1 und 20 (29,1 %), dem innen gekehlten, gerundeten Randprofil 14 und dem Kelchrand 16 (jeweils 8,1 %) sowie den Dornrän­dem 23-25 (9,3 %). Beim Dekor ist mit knapp 80 % weiterhin die Riefung bestimmend (167x). Zwei Gefäßreste haben eine ein­zelne Leiste auf der Schulter und damit den andernorts für das 14.115. Jh. charakteristischen Dekor. Dazu kommen drei gekerbte Zierleisten, darumer ein Rand­dorn mit Kerben (Abb. 13,14). Hervorzuheben sind weiterhin eine Rollrädchenverzierung (Abb. 13,15) und eine Bemalung (Abb. 14,8).24 Scherben sind mit Rillen, drei mittelslawische mit Kammstrich (Abb. 14,10) und neun gar nicht dekoriert. Herausragendes Stück der Grabung ist ein Henkelgefäß der glasierten Irdenware (Warenart 612; Abb. 14,14) mit einer Appli­kation. Die Keramik ist mit 4,1 mm mittlerer Wan­dungsstärke, ermittelt aus 78 Schulterscherben, sehr dünnwandig. Datierung: Der hohe Anteil von rot engobiertem und glasiertem Faststeinzeug, das Auftreten von Mündel­bechern und einer Kachel mit viereckiger Mündung sprechen für einen chronologischen Ansatz dieser Phase in der ersten Hälfte des 14. Jhs. Funde eines Steinzeugfragments in Siegburger Art und von Grau­warefragmenten mit einzelnen Schulterleisten unter­streichen diesen Zeitansatz.

7.7.Phase7(Abb.14,15; 15,1-11)

443 Fragmente sind dieser Phase zugehörig. Die redu­zierend gebrannte Grauware überwiegt mit 72,7 % alle anderen Warenarten deutlich. Dazu zählen 22 glän­zende (Warenarten 421; 422) und zelm polierte (Wa­renart 416) Fragmente. Ebenfalls hoch ist die Quote des Faststeinzeugs (4,7 %). Daneben tritt Steinzeug der Siegburger Art und der braun engobierten Variante (Warenarten 521; 522) erstmals stärker in Erscheinung (1,4 %). Oxydierend gebrannte (1 %), beige graue (6,8 %) und braungraue Keramik (10,2 %) sind dage­gen gleichermaßen gering vorhanden. Unter den gla­sierten Irdenwaren finden sich sowohl solche der älte­ren (1,1 %) als auch der jüngeren Variante (0,7 %). Eine Scherbe gehört zur rot bemalten, weißen und gel­ben Irdenware. Eine Stratendurchmischung zeigen sechs mittel- und spätslawische Gefäßreste an. Neben den mit 65,7 % reduziert auftretenden Kugel­töpfen (48 x) sind drei Grapen (Abb. 14,15), zwei Dreiknubbenkannen, jeweils ein Vertreter der Typen Becher, Mündelbecher (Abb. 15,5), Schüssel und Pfanne, zwei Kacheln mit viereckiger Mündung und

212

eine mögliche Topfkachel, fünf Kannen/Krüge sowie acht Dreiknubbenkannen, Standbodentöpfe, Grapen oder Kriige/Kannen zu nennen. Dazu kommt ein innen glasierter Grapen, der wahrscheinlich sekundär verlagert ist und deshalb nicht weiter bewertet wird. Das Randformenspektrum ist der Gefäßartenvielfalt angemessen. Die einfach ausgebogene, außen kantig auslaufende Randform 20 stellt sich wiederum als im Schwerpunkt spätere Randform heraus. Als Dekor der Gefäße, und hier vor allem der Kugel­töpfe, treten Riefen auf (72 x), die mit 92,3 % wieder einen höheren Anteil besitzen als zuvor; unverzierte Kugeltopfschultern (einmal) spielen keine Rolle. Vier Gefäße sind mit Rillen versehen. Ein Stück ist in Pings­dorfer Art bemalt und drei mittelslawische Gefäßreste sind kammstrichverziert. Das aus 25 Gefäßschultern bestimmte arithmetische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,76 mm. Datierung: Einen Datierungsanhalt für diese Phase bietet der vergleichsweise hohe Einschlag von Stein­zeug in Siegburger Art. Diese Warenart gewinnt in Ostdeutschland in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. stark an Gewicht (vgl. Kap. 6.3.), sodass die Phase etwa in die zweite Hälfte des 14. Jhs. datiert werden kann.

7.8. Phase 8 (Abb. 15,12-20; 16,1)

295 Fragmente sind in diese Phase einzuordnen. Sie ge­hören überwiegend der reduzierend gebrannten Ir­denware an, die über 64 % des gesamten Warenbestan­des ausmacht, darunter 16 polierte und 25 glänzende Stücke. Die braungraue Irdenware hält hingegen nur 13,5 %. Beigegraue Irdenware ist verhältnismäßig stark (8,1 %), oxydierend gebrannte wiederum gering vertreten (1 %). Von weiterhin steigender Tendenz ist die Quote des Faststeinzeugs (6,8 %) sowie des Stein­zeugs (Warenarten 521; 522; 1,7 %). Glasierte Irden­ware wurde mit 2 % Anteil festgehalten. Von den sechs Stücken gehört nur eines eventuell zur älteren glasier­ten Irdenware 612, während die übrigen nicht mehr von der jüngeren Variante unterschieden werden kön­nen. Immer noch ist mittel- und spätslawische Kera­mik zu beobachten. Wieder ist der Kugeltopf mit 75 Exemplaren stark ver­treten (74,3 %), mit weitem Abstand folgen Kan­nen/Krüge (9 x). Dazu kommen drei Dreiknubben­kannen und zwei Grapen (darunter ein unsicheres Exemplar), jeweils einmal die Schüssel und der Mün­delbecher sowie je zweimal der Standbodentopf oder Krug/Kanne, Becher (Randform 32), Standbodentopf, Krüge/Kannen unbekannter Bodenform und Deckel (Abb. 15,20). Zwei Fragmente eines neuzeitlichen gla­sierten Tellers und einer Blattkachel sind vermutlich verschleppt. Die höchsten Anteile am Randformen­spektrum haben die gerundete, innen gekehlte Form 14 (7 x), die Dornränder 23-25 (6 x), der untergriffige Rand 21 (3 x) sowie die einfachen Randprofile 1 und 20

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Abb. 13: Keramik. 1-11 Phase 5; 12-26 Phase 6. M. 1:3

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Abb. 14: Keramik 1-14 Phase 6; 15 Phase 7. M. 1:3

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Abb. 15: Keramik. 1-11 Phase 7; 12-14.16--20 Phase 8; 15 wahrscheinlich Phase 8. M. 1:3

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Abb. 16: Keramik. 1 Phase 8; 2-12 Phase 9; 13-16 Phase 10; 17-20 aus neuzeitlicher Schichtung. M.l:3

217

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(8 x). 55 gerieften Gefäßschultern stehen sechs unver­zierte, fünf mit Rillen, drei mit einzelnen Leisten (Abb. 15,13) und zwei mit gekerbten Zierleisten gegenüber. Das arithmetische Mittel der Wandungsstärke, er­mittelt aus 28 Fragmenten, beträgt 4,14 mm. Datierung: Für diese Phase ist keine nähere Datierung möglich. Die stratigraphische Situation spricht dafür, dass diese Phase in das späte 14. Jh. und 15. Jh. datiert.

7.9. Phase 9 (Abb. 16,2-12)

313 Fragmente sind dieser Phase zuordenbar. Die meis­ten Scherben gehören der reduzierend gebrannten Grauware (62 %) an, worunter sich ein graphitgema­gertes Fragment der Warenart 417 befindet. Geringer ist der Anteil der braungrauen (11,2 %) und beige­grauen Irdenware 231 (8,6 %). Oxydierend gebrannt sind vergleichsweise viele Fragmente (3,5 %). Ein Ge­fäßrest vertritt dabei die rot bemalte, weiße und gelbe Irdenware (Warenart 341). Recht hoch ist die Quote von rot engobiertem und braun glasiertem Faststein­zeug mit 6,4 % sowie von Steinzeug der braun engo­bierten und der Siegburger Variante mit 1,3 %. Vor allem aber kommt erstmals jüngere glasierte Irdenware mit hohem Anteil vor (5,7 %). Immer noch ist slawische Keramik in geringem Maße vorhanden (Abb. 16,12). Weiterhin dominieren die Kugeltöpfe mit 66 Gefäßres­ten (72,5 %), daneben sind Krug und Kanne mit insge­samt elf Vertretern außergewöhnlich häufig. Drei (bzw. inklusive einem unsicheren Exemplar vier) Ge­fäße waren Grapen. Als Einzelstücke sind die Kachel, der Tiegel (Abb. 16,8) und eine Schüssel (Warenart 411) vorhanden. Zwei Deckel, zwei Dreiknubbenkan­nen, ein glasierter Teller und zwei Krüge/Kannen oder Standbodentöpfe ergänzen das Bild. Die Randformen zeigen Schwerpunkte bei der gerundeten, innen ge­kehlten Form 14 und der einfach ausgebogenen Rand­form 20. Zu der hohen Anzahl von Krügen oder Kan­nen passt die große Menge steil aufsteigender Ränder (Form 33), welche die Dornränder ganz verdrängt haben. 62 Gefäßreste haben Riefen, drei Rillen, einer eine ein­zelne Leiste, einer eine gekerbte Leiste und vier sind unverziert. Ein Gefäß ist in Pingsdorfer Art rot bemalt und ein mittelslawisches Stück kammstrichverziert (Abb. 16,12). Das auf 18 Fragmenten beruhende arith­metische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,38 mm. Datierung: Der beachtliche Anteil jüngerer glasierter Irdenware und der Faststeinzeugkannen/-krüge mit dem Rand 33 lässt darauf schließen, dass diese Phase in das 15. Jh. datiert. Eine nähere chronologische Einord­

nung ist nicht möglich.

7.10. Phase 10 (Abb. 16,13-16)

Zu dieser Phase gehören 230 Fr~gme~te. Bemerkens­wert erscheint, dass nunmehr die glaSierte Irdenware

218

zur stärksten Gruppe avanciert ist (39,1 %). Die redu­zierend gebrannte Grauware hält nur noch 26,1 % und die uneinheitlich gebrannte Irdenware ist vollends zur peripheren Erscheinung ab gesunken (7,8 %). Die beige­graue Irdenware (Warenarten 231; 232) hat mit 12,2 % sogar einen höheren Anteil. Die oxydierend gebrannte Irdenware (Warenarten 310-330) ist mit 3,9 % noch leicht angestiegen. Das Faststeinzeug ist mit 6,1 % und das Steinzeug mit 3,9 % ebenfalls vergleichsweise stark vertreten. Bei den Gefäßarten ist der Kugeltopf unter 40 % An­teil gefallen (28x). Anstelle dessen vertreten nun Standbodentöpfe (10 x, davon fünf mit Henkel), sechs schüsselartige Teller, ein Grapen, 13 Schüssel- und Blattkacheln sowie zwei Flaschen ein neuzeitliches Gefäßrepertoire. Daneben sind sechs Krüge/Kannen, zwei Krüge/Kannen oder Standbodentöpfe, eine Dreiknubbenkanne und zwei Deckel vorhanden. Das Randformenspektrum ist weit gestreut und bietet, wohl auch infolge der geringen Masse, keine auswert­baren Schwerpunkte. Als Dekor ist weiterhin die Riefung (42 x) besonders häufig; seltener treten gekniffelte Rand- und Schulter­leisten (viermal), Rillen, Bemalung und Dekorlosigkeit (jeweils einmal) sowie einzelne Schulterleisten (drei­mal) auf. Das aus 21 Fragmenten erschlossene arithme­tische Mittel der Wandungsstärke beträgt 4,28 mm. Datierung: Der hohe Anteil jüngerer glasierter Irden­ware, des Faststeinzeugs und des Steinzeugs Siegbur­ger Art, sowie die Abnahme von Kugeltöpfen und Grauwaren gestatten es, die Phase 10 in das späte 15. und frühe 16. Jh. zu datieren.

8. Chronologie und Entwicklung typologischer und technologischer Keramikmerkmale

8.1. Gefäßarten (Abb. 19; 20)

Insgesamt lässt sich an den Veränderungen des Gefäß­artenspektrums ablesen, dass im Lauf des 13.1hs. ein Wandel in Tafel-, Küchen- und Vorratshaltung, im weiteren Sinne also der Lebenskultur, eintrat. Wäh­rend bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. für fast alle Be­lange ein einziger keramischer Gefäßtyp, der Kugel­bzw. in der davor liegenden Zeit der Standbodentopf, gereicht hatte, wird seit diesem Zeitraum das Gefäßar­tenspektrum weit variabler. In der vierten Besiedlungs­phase verliert der Kuge!topf über 12 % Anteil zuguns­ten vor allem von Tnnk- und Schankgeschirr. Die entsprechenden Gefäßarten treten entweder ganz neu hinzu oder gewinnen stark an Gewicht. Dieser Befund geht wohl. auf eine zunehn;ende Verdrängung von Holzgeschirr durch Kerarruk zurück, die mit der "Professionalisierung der Töpferei" (Müller 1996 a 138) bzw. der damit zusammenhängenden qualitative~ und quantitativen Steigerung der Produktion einher­ging; zudem dürfte er auch auf eine Verfeinerung der

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Trink- und Speisesitten hindeuten. Da sich die Erhö­hung der Gefäßarrenvarianz seit dem späten 13. Jh. mit der Zunahme von glasierten Irdenwaren und im­portiertem Geschirr ergänzt, ist letzterer Aspekt zweifellos von Bedeutung. Ein Grund für diesen Wandel war "die Übernahme der verfeinerten Speise­gewohnheiten des Adels" (Ade-Rademacher u. a. 1992, 322) durch das Bürgertum und weitere Kreise der Bevölkerung. Grundlagen des Prozesses waren - bei vielfachen Wechselwirkungen - der Aufschwung des Städtewesens bzw. von Handel und Handwerk sowie auch die "wissenschaftliche ,Revolution'" des 12.Jhs.21

Die im 13. Jh. einsetzende Entfaltung des Gefäßarten­spektrums nimmt vor allem seit der zweiten Hälfte des 14. Jhs. noch einmal an Bedeutung zu. Sie ist weniger durch Veränderungen der materiellen Verhältnisse der Bewohner der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zu er­klären als vielmehr durch allgemeine Entwicklungen zumindest innerhalb der städtischen Lebensumwelt. Analoge Tendenzen sind weiträumig - in Brandenburg wie darüber hinaus - zu beobachten. Allerdings be­ginnt diese Entwicklung in anderen Orten etwas frü­her, in den Jahren um 1200.22 Später, in das 14.Jh., wird dieser Umbruch hingegen in Neubrandenburg und im pommerschen Kolberg datiert (Schmidt 1990, 35; Rt;bkowski 1995, 130 Abb. 20-22), was ein gewisses ökonomisches West-Ost-Gefälle anzeigen könnte.Je­doch sind auch im Westen eher fortschrittliche Regio­nen und Retardationsgebiete auszugrenzen; z. B. ging in Nordhessen der zur Rede stehende Wandel erst um 1300 vonstatten (Reiner 1994, 57 ff.). Die Wandlung der Gefäßprofilierungen ist im vorlie­genden, stark fragmentierten Material selten sicher zu bestimme~. Allerdings kann der bekannte Entwick­lungsgang vom tatsächlich kugeligen Gefäß im 12. Jh. über Beutel- und Birnenform mit tiefliegendem Schwerpunkt und langem Hals bis hin "zu einem pols­terförmigen Gebilde, auf dem ein hoher walzenförmi­ger Hals aufsitzt" (Schirmer 1939, 21 ff.; 24) des 14.115. Jhs. auch an der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 grundsätzlich bestätigt werden (vgl. z. B. Abb. 7,3.7.18; 11,8; 13,12; 14,4; 15,13.15).

Kugeltopf

Der Kugeltopf ist die bestimmende Gefäßform des hohen und späten Mittelalters in Nordostdeutschland. Er tritt in Brandenburg im 12. Jh. mit der Aufsiedlung durch die Deutschen in Erscheinung und hält an der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 im späten 12. Jh. und der ersten Hälfte des 13. Jhs. 88-91 % Anteil am Gefäßartenspektrum. In der Folgezeit nimmt er zu­gunsten des gestiegenen Funktionstypenangebots ab, behält jedoch bis in das 15. Jh. bei geringen Schwan­kungen um 70 % Anteil. Erst im späten 15. Jh. sinkt sein Anteil stark auf unter 40 % ab.

Diese chronologische Einordnung stimmt mit der Entwicklung nicht nur im westlichen Brandenburg, sondern auch im weiteren Kugeltopfkreis überein. Der Kugeltopf entwickelt sich seit dem 8./9. Jh. und wird im 10. Jh. zur bestimmenden Gefäßform Nordwest­mitteleuropasP Im Zuge der im 12. Jh. einsetzenden Einwanderung westlicher Siedler gelangt der Kugcl­topf in den ostelbischen Raum, wobei sich die Etappen dieses Prozesses im Fundgut widerspiegeln. So ist ein flüher Niederschlag der Kugclbodengefäße im Elb­Havel-Winkel zu verzeichnen, nach der Jahrhundert­mitte finden sich entsprechende Gefäße im östlichen Havelland, im Teltow, in der Zauche, im Fläming und in der Niederlausitz. Die nordöstliche Mark Branden­burg wird erst im Laufe des 13. Jhs. erreicht (Mangels­doif1994, 40 ff.). Die Form hält sich bis in die Refor­mationszeit. Stoll (1985 a, 17) vermutet nach Analyse der Münzgefäße, dass "im Gebiet der nördlichen DDR Kugelbodenkeramik am längsten, d. h. bis in das 15. und 16.Jh., in Gebrauch war". Der Kugeltopf ist eine Multifunktionsform zum Vor­ratshalten, Kochen, Warmhalten und Transportieren. Die charakteristische Bodenform erklärt sich daraus, dass ein solcher Topf auf unebenem Boden, z. B. auf den Steinen oder in der Glut einer HerdsteIle, festen Stand findet. Außerdem mag die Kugel die im offenen Herdfeuer auftretenden, schwankenden Temperatu­ren besser aushalten als Standböden (Schmidt 1990, 17; Kirsch 1994, 19). Zum Platzieren am oder über dem Feuer gab es möglicherweise eiserne Dreibeingestelle und zum Anheben konnte eine Art eiserner Gabel ver­wendet werden, die unter dem ausladenden Rand Halt fand.24 Archäologische Nachweise sind dafür aber m. W. nicht vorhanden. Grimm (1933, 7) hat vermutet, dass der Rundboden aufkam, weil man die Gefäße über dem Feuer auf­hängte. Dies hat Schirmer (1939,23) mit Blick auf die raren Aufhängevorrichtungen (Ösen, Bohrungen) an Kugeltöpfen abgelehnt. Andererseits zeigen Befunde wie die aus den westfälischen Orten Liesborn und Soest, wo Kugeltöpfe des 8.-11. Jh. sehr häufig mit so genannten Schwalbennesthenkcln versehen sind (Peine 1993 a, 246; 260; 1993 b, 139; ] 72), dass Grimms Überlegung durchaus wahrscheinlich ist. Auch Nickel (1964 a, 91, Abb. 30) beobachtete Abnutzungsspuren an einem frühgeschichtlichen Magdeburger Kugelge­fäß mit Ösenhenkel, die eine Aufhängung anzeigen.

21 Vgl. Stephan 1982,67; Steuer 1986,11 (Zitat); Müller 1993. 22 Stephan 1982, 67; Gläser 1987,396 L; Peine 1993 b, 173 L; Mi Hier

1993; 1996 a, 79 ff.; Kirsch 1994, 23. 23 Vgl. zum westlichen Brandenburg Kirsch 1994, 15; 33 H.; Man­

gelsdorfl994, 40 ff.; 58 H.; zum weiteren Kugeltopfkreis Gn'ml/l 1959, 86; 1990, 122 ff.; Janssen 1966, 96 L; Stephan 1982; Stoll 1985a, 15 ff.; zm allgemeinen Entwicklung Grimm 1933, 7 f.; Nickel 1964a, 88 ff,; Lobbedey 1968,90; Stcphan 1978, 19; Steucr 1978,47; Peine 1988, 152.

24 Schirmer 1939, 22; 63; Kirsch 1994,33; Mangelsdorfl994, 61.

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Gehenkelter Kugeltopf

Kein einziges Fragment kann sicher dieser Gefäßart zugewiesen werden. Das früheste, unsichere Exemplar datiert in die erste Hälfte des 13. Jhs. Der Henkel am Kugeltopf ist eine nahe liegende Zutat, denn "beim täglichen Umgang mit ungehenkelten Bombengefäßen wird sehr bald das Bedürlnis nach größerer Handlich­keit entstanden sein" (Schirmer 1939, 24); auch heutzu­tage wäre es unangenehm, mit einem erhitzten Koch­topf zu hantieren, dem der Henkel fehlt. Insofern erscheint es verwunderlich, dass diese Vorrichtung erst recht spät - und etwa bei slawischer Keramik nur in seltensten Ausnahmen - Anwendung fand. Schirmer (1939, 25) äußert ob der meist geringen Ausmaße der Henkelkugeltöpfe die Vermutung, dass es sich um Trinkgeschirr handelte, doch weist Mangelsdoif(1994, 74 f.) auf größere Exemplare, die er für Gieß- und Schöpfgefäße hält, und Schmidt (1990, 20) auf kleine Gefäße mit Kochnutzungsspuren hin. Henkelkugeltöpfe blieben allerorten eine Rander­scheinung des Kugeltopfhorizontes. Im weiteren westlichen Brandenburg (MangelsdoifI994, 75 f.) und anderwärts wird die Gefäßform vom späten 12./frü­hen 13. Jh. bis in das 15./16. Jh., also etwa analog der spätmittelalterlichen Laufzeit der Kugeltöpfe, da­tiert.25

Standbodentopf

In der ersten Phase liegt der Anteil von Standböden noch bei über 54 %, da die hier stark vertretene, mittel­und spätslawische Keramik durchweg diese Boden­form aufweist. Danach wandelt sich - mit dem Einzug der deutschen Keramik - das Bild grundlegend. Vom späten 12. bis in das 15. Jh. sind Standbodengefäße in gleichbleibend geringen Anteilen von bis zu 6,3 % vorhanden, wobei sich ein Schwerpunkt am Beginn dieser Periode einstellt. Dafür sind aber - neben gla­sierten Miniaturtöpfchen und einem Importgefäß - die in der zweiten und dritten Phase vertretenen slawi­schen Warenarten maßgeblich, welche eventuell noch Verwendung fanden und insofern nicht bei der An­teilsberechnung ausgeschlossen werden können. Die späteren slawischen Scherben sind wahrscheinlich se­kundär verlagert und sollten hinsichtlich der Gefäßart deshalb nicht mehr bewertet werden. Die frühdeutschen Standbodentöpfe sind überwie­gend solche der Grauware und selten aus Faststein­zeug. Sie dienten wohl als Küchen-, Vo:rats- und Ta­felgeschirr. Standbodentöpfe stellen ~m gesamten Kugeltopfkreis - meist ohn~ chronologIsche ~chwer­punkte - eine Begleiterschemung der Kugeltopfe dar und haben au~h in mittel- und nordbrandenburgi­sehen Fundkomplexen geringere ~?te~le am Gefäßar­tenspektrum.26 Im südlichen un~ os~hchen Branden­burg sind sie häufiger, da dort Emflusse aus den von

220

Standbodenkeramik geprägten Nachbarräumen wir­ken (Kirsch 1994,41; Mangelsdoif1994, 83). Eine grö­ßere Rolle spielt der Standbodentopf erst wieder im späten 15.1frühen 16. Jh. (Phase 10) mit dem verstärk­ten Auftreten glasierter Irdenware.

Grapen

Die auf drei Beine gestellten Grapen kommen, zählt man die etwas unsicheren Gefäßfragmente mit, in der ersten Hälfte des 14. Jhs. auf und laufen von dort an auf gleichbleibend niedrigem quantitativem Niveau bis in die Neuzeit. Die jüngeren Vertreter haben im allgemei­nen Planböden, die, soweit das am geringen Material zu beurteilen ist, bei den älteren Stücken nicht vor­kommen. Diese haben Kugelböden. Die Füße ermög­lichten einen Stand direkt über der Herdglut. Die geringe Anzahl und das späte Erscheinen der Gra­pen scheinen charakteristisch für das westliche Bran­denburg zu sein, da andere Fundplätze ebenfalls kaum oder keine Grapen erbracht habenP Nach Mangels­doif (1994, 73) und Kirsch (1994, 38) sind Grapen in diesem Raum erst seit dem späten 13. Jh. zu beobach­ten. Allerdings fand sich im Töpferofen des späten 12./frühen 13. Jhs. von Göttin bei Brandenburg bereits ein früher Grapen bzw. Standknubbentopf (Biermann 1998). Die Diskrepanzen bei der Datierung des Grapenauf­kommens und der quantitativen Bedeutung dieser Ge­fäßform sind angesichts der Schwierigkeiten, Grapen­von Kugeltopffragmenten zu unterscheiden, nicht überraschend. Anderwärts werden Grapen seit dem späten 12. Jh. bzw. um 1200 selten (dies vor allem im rheinisch-niederländischen Raum) und ab dem späten 13. Jh. wesentlich häufiger beobachtet.28 Sie erlangen höchste Bedeutung im 14./15.Jh. und in der Neuzeit.29

Im Gegensatz zu unserem Raum erreichen Grapen in einigen anderen Gebieten bereits im Laufe des späten Mittelalters eine beträchtliche quantitative Bedeutung (vgl. Stephan 1982, 69; Halle 1992, 39). Eine Reihe von norddeutschen Töpfereien, die im späten 13. und 14. Jh. in großem Stile Grapen erzeugten, sind in diesem Sinne zu bewerten.3o

25 Schirmer 1939, 65; Beckmann 1975, 27 ff. Taf. 3-5; Stoll1985 a, 16 f. Kat.-Nr. 48 d-f.

26 Stephan 1982; Röber 1990,134; Schmidt 1990,21; Mangelsdoif 1994,83 f.

27 Plate 1989,216; Mangelsdoif1994, 73; Kossian 1996 11' Wüs-tung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht). "

28 Vg1.Nicke11960, 68 ff.; Bruijn 1962/63, 363 f. Abb. 8 f.;janssen 1966, 101 ff.; Beckmann 1975,34 ff. Taf. 5--7; Stephan 1978, Taf. 20,2; Feine 1988, 152; Röber 1990, 123; 134; Gläser 1992 b, 192; Heege 1993,42 ff.; 55.

29 Huth 1975,96; 125; Stoll1980a, 250; Schmidt 1990, 17 f. 30 Kausch 1957, 86 ff.; Grote 1976, 258; Mulsow 1990, 167 ff.

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Kugel- und Tüllenkanne

Von den insgesamt vier fragmentierten, hinsichtlich ihrer Bodenform in keinem Falle beurteilbaren Kugel­und Tüllenkannen an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 stammen zwei aus der Zeit des späten 12. und frü­hen 13. Jhs., eine aus der ersten Hälfte des 14. Jhs. und eine aus neuzeitlicher Schichtung. Gute Vergleichs­stücke zu den frühen Exemplaren stammen vom Alt­städtischen Markt 1 (Kossian 1996, Kat.; Taf. 9). Die Seltenheit ergibt sich natürlich auch daraus, dass derar­tige Gefäße nur über die Tüllen nachzuweisen sind. Kugelkannen dienten als Ausschenkgefäße. Sie sind eine insgemein frühe Erscheinung, die im Altsiede1-land seit dem hohen Mittelalter greifbar ist,31 Sie gehen unter anderem auf Formen rheinischer Exportwaren, vor allem der Pingsdorfer Art, zurück. Tüllenkannen sind bis in das späte Mittelalter und in die frühe Neu­zeit nachzuweisen (Schmidt 1990, 18 f.).

Krug/Kanne

Krüge und Kannen lassen sich im vorliegenden, stark fragmentierten Material nur selten unterscheiden und werden daher gemeinsam behandelt. Während in der zweiten Phase ein Einzelstück und in der dritten fünf Exemplare vorkommen, darunter ein frühes glasiertes und ein qualitätvolles, graues Stück, treten sie in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. verstärkt auf. Viele Krüge und Kannen sind aus Faststeinzeugen und Steinzeu­gen, seltener kommen Grauwaren und ältere glasierte Irdenwaren hinzu. In der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.) erreichen Krüge und Kannen ihre höchste Bedeutung, um danach bis in die Neuzeit ein steter Be­standteil des Geschirrinventars zu bleiben. Krüge und Kannen sind Ausschank-, weniger Vorrats­gefäße für flüssige Stoffe und insofern ein charakteris­tischer Bestandteil der Trink- und Tafelkultur. Ihre häufige Verzierung durch Rollrädchen, der mitunter vertretene, dekorative Wellenfuß, die oft vorhandene Politur und die gelegentliche Ausführung mit Bleigla­sur entsprechen diesem Zweck (Kausch 1957, 85 ff.). Schinner (1939,37 f.) und Kirsch (1994, 43 H. Abb. 27) heben den Vorbildcharakter von Zinngeschirr für die­sen Gefäßtyp besonders hervor. Bereits im späten 12. Jh. sind Kannen und Krüge im Rheinland vorhanden und verbreiten sich seit dem frü­hen 13. Jh,32 Im Zuge der allgemein zu beobachtenden Steigerung der Geschirrvarianz gewinnen diese Gefäß­arten seit der Mitte des 13. Jhs. stark an Volumen und sind besonders im 14. Jh. vorhanden.33

Dreiknubbenkanne

Die Dreiknubbenkanne tritt in Form von Einzelstü­cken erstmals in der zweiten Phase (spätes 12. und frü­hes 13. Jh.) auf. In der vierten Phase (zweite Hälfte des

13. Jhs.) steigt ihr Aufkommen an (mindestens vier Exemplare). Danach läuft sie bis in das 15. Jh. und, eventuell als Irrläufer, noch daliiber hinaus weiter. Die Gefäßart Dreiknubbenkanne ist ein zur Tafelkul­tur gehöriges Schenk- und, ob der manchmal immen­sen Größe,34 auch Vorratsgefäß für Flüssigkeiten. Das erste Auftreten dieser Gefäße fällt, wie im vorliegen­den Material, auch andernorts in das späte 12. Jh. oder die erste Hälfte des 13. Jhs.35 Die Gefäßart gewinnt, einhergehend mit der allgemeinen Vergrößenmg des Gefäßspektrums, bis in das 14. Jh. an Bedeutung. Schatzgefäße zeigen eine Verwendung noch im späten 15. Jh. an (Sto1l1985 a, 18), insgesamt aber ist die quan­titative Erscheinung stets peripher.36

Ein charakteristischer Vertreter der Spätform des 14. Jhs. ist eine annällernd vollständige Dreiknubben­kanne mit einem gedrückten, breiten Gefäßkörper, nicht mehr bis zum Boden reichenden Lappen und zwei Leisten auf der Schulter (Phase 6; Abb. 14,4; 21).

Becher und Mündelbecher

Becher treten in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. mit mindestens fünf Exemplaren auf, um im Folgenden wieder abzunehmen und von da an auf geringerem und schwankendem Niveau bis in das späte 14.115 Jh. präsent zu bleiben. Der Mündelbecher, d. h. ein Gefäß mit gemündeltem Rand, kommt von der ersten Hälfte des 14. Jhs. bis in das 15. Jh. vor. Becher sind Trinkgefäße, und so ist es nicht verwun­derlich, dass sie im vorliegenden Material ab der Mitte des 13. Jhs. erscheinen, als die wachsende Gefäßarten­varianz eine verfeinerte Tischkultur anzeigt. Analog sind sie häufig bei den Faststeinzeugen vertreten: Ei­nige Becher und alle Mündclbecher bestehen aus rot engobiertem Faststeinzeug. Dazu kommt ein Becher (oder eine Tasse) aus Steinzeug Siegburger Art. Unter den einfachen Bechern findet sich ein weiß­scherbiges, durch Rollrädchen auf der Außenrand­kante im "römischen Zahlenmuster" verziertes Gefäß, welches vielleicht allS dem Südniedersächsischen oder Nordhessischen stammt (Abb. 12,10). Ähnliche Stücke zeigt Grote (1976, 260 Abb. 5) aus dem dort ge­legenen Bengerode. Gut zu ihrem Charakter als Trink­gefäße passt auch die vergleichsweise aufwändige Ver-

31 Vgl. Bruijn 1962/63,362 Abb. 7,2; Beckmann 1975,49 Tnf. 10,3; Stephan 1978, Taf. 20,2; Grimm 1990, 133; Röber 1990, 122; Ring 1990,46; Siebrecht 1992, 113 ff. Taf. 15; Bergmann 1993,215 H. Kat.-Nr, 73-76; Heege 1993,46 ff.; 55;Peine 1993b, 173; Heiner 1994,57.

32 Brulj'n 1960/61,488; 1962/63, 370f. Abb. 15 ff.; Beckmann 1975, 65 ff.; Lobbedey 1986, 185 fL; Mangelsdorf1994, 77.

33 Stolll985a, 21; Röber 1990, 124; Schmidt 1990, 19 f.; Heiner 1994,57 ff,

34 Nickel 1960, 71 f.; Stephan 1982, 85; Kirsch 1994, 39. 35 Stoll1985a, 17 Kat.-Nr. 48 i; Gläsr:r 1988,125 H. Abb. 79; SIe­

phan 1982,95; Kirsch 1994, 39; Biennann 1998. 36 Schinner 1939, 25 f.; Nickel 1960, 70 ff.; Schmidt 1990, 19 f.

221

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zierung der Becher im vorliegenden Material und an­dernortsY Die an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 gegebene Datierung der Becher entspricht Beobachtungen im näheren und weiteren Kugeltopfkreis. Im Rheinland und im Oberrheingebiet treten Becher allerdings be­reits seit dem 12. Jh. bzw. um 1200 auf, womit sich das Rheinland als Impulsgeber der Keramikentwicklung zu erkennen gibt. Mündelbecher sind dort, ebenso wie in Brandenburg, für das späte 13. und 14. Jh. typisch.38

Pokal

Ein Gefäßrest, der wahrscheinlich als Pokal anzuspre­chen ist, fand sich in Schichten der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Phase 4; Abb. 11,11). Dies bestätigt Kirschs (1994,49) Feststellung, "daß tönerne Pokale spätestens seit Mitte des 13. Jahrhunderts zum bürgerlichen Ta­felgeschirr gehörten". Die geringe Anzahl derartiger Funde ist allerdings bemerkenswert, denn an der Bran­denburger Plauer Straße 11/12 (eigene Durchsicht), am Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, Kat.) und an der Rathenower Straße 4-5 (Biermann/Frey 2000, im Druck) ist die Fundzahl von Pokalen vor allem im 14. Jh. höher. Im unterschiedlichen Auftreten des gehobe­nen Trinkgeschirrs könnten sich sowohl Nutzungs­unterschiede der Parzellen als auch soziale Differenzen zwischen den Bewohnern äußern, ohne dass dies vor­läufig sicher beschrieben werden kann.

Flasche

Die ersten Flaschen treten in der Phase 10 des späten 15.1frühen 16. Jhs. auf. Es handelt sich dabei um gla­siertes Faststeinzeug. Zuvor spielt diese Gefäßart an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 keine Rolle. Damit bestätigt sich die von Mangelsdoif (1994, 27) und Kirsch (1994, 49) herausgestellte Seltenheit dieser Gefäßart in der mittelalterlichen Mark Brandenburg.

Schüssel

Lediglich fünf Schüsseln - der reduzierend und in einem Falle uneinheitlich gebrannten Irdenware sowie zwei der innen glasierten Irdenware - sind im Fund­material der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 bis zur Phase 9 nachzuweisen. Sie gehören jeweils als Einzel­stücke in die Phasen 4-9, also in die Zeitspanne von der zweiten Hälfte des 13. Jhs. bis zum 15. Jh. Mit dieser Verteilung entsprechen sie dem allgemeinen chronolo­gischen Profil dieser Gefäßart. Ihr frühestes Auftreten ist an einigen nordwestdeutschen Orten zwar bereits im späten 12.1frühen 13. Jh. festzustellen,39 doch in Brandenburg und einer größeren Anzahl anderwärts gelegener Fundplätze ist sie innerh.alb der einheimi­schen Grauwaren eine späte ErschelOung. Dafür aber wurde die Schüssel sehr lange verwendet. Noch im

222

16.117. Jh. wurden große, häufig polierte Schüsseln in dieser Ware erzeugt und verwendet.40 Ein prägnantes Beispiel für dieses Phänomen ist das Produktionsspek­trum der Töpferei in der Brandenburger Neustädti­schen Heidestraße 48/49, die wohl im späten 16. und frühen 17. Jh. arbeitete und 1988 von L. Reine unter­sucht wurde. Neben glasierter Keramik fand sich hier eine große Anzahl häufig polierter grauer Irdenware­schüsseln. Schüsseln konnten der Milchverarbeitung ("Satte") ebenso dienen wie zur Vorratshaltung, als Tisch- oder Nachtgeschirr. Ihr meist geringes Aufkommen ergibt sich wohl daraus, dass vorwiegend Holzschüsseln diese Funktionen übernahmen (Kirsch 1994, 50).

Pfanne

Ein einzelner Tüllenstiel (Warenart 231), der zu einer Pfanne gehören dürfte, fand sich in der Phase 7. Nicht ausgeschlossen ist, dass er zu einer Dreifuß- oder Gra­penpfanne gehörte, die in der Funktion der Pfanne aber im Wesentlichen entsprechen würde (vgl. Mechelk 1970,124 f.; M. Schutz 1995,46 f. Abb. l3). Tüllenstiele sind in Brandenburg allgemein eine seltene und späte Erscheinung (Kirsch 1994, 38).

Teller

Der Teller ist unter den Grauwaren nicht vertreten. Zwei Einzelstücke aus den Phasen 8 und 9 und meh­rere Fragmente in Phase 10 (spätes 15.1frühes 16. Jh.) gehören jüngerer glasierter Irdenware an. Im späten Mittelalter dürfte dieser Funktionstyp überwiegend aus Holz gewesen sein.

Deckel

Deckel kommen in jeweils wenigen Exemplaren (ein bis drei Stücke) vom späten 12./frühen 13.Jh. bis in die Neuzeit vor, ohne dass sich Schwerpunkte in der chro­nologischen Spanne ergeben. Es handelt sich überwie­gend um Flachdeckel und seltener um glockenförmige Hohldeckel (vgl. Abb. 10,6; 14,l3; 15,20; 17,11).

37 Koch 1979,47 H. Abb. 14 u. a.; Stephan 1982, 89 ff. Abb. 20; 22; Mulsow 1990, 167 H.; Schmidt 1990, 23 f.; Mangelsdr.nf1994, 100; Kirsch 1997, Taf. 23.

38 Zur Zeitstellung von Bechern in Brandenburg vgl. Huth 1975, 97 f.; 111 f.; Plate 1989, Taf' 48; Kirsch 1994, 41; 47; 1997,2; Taf. 22; im weiteren Kugelto~fkreis vgI. Nickel 1960, 77 f.; Röber 1990,124 f.; 131 f.; Schmldt 1990, 24; Mulsow 1990 167 ff: im Rheinland/Oberrheingebiet Koch 1979, 50; 58 ff.; c:.oss 199i, 92 ff.;Ade-Rademacheru. a. 1992,321; Heege 1995, 18 H. Abb. 9; mit späterem Ansatz Lobbedey 1986, 182 ff. Abb. 3.

39 Röber 1990, 123; Heege 1993,44 ff.; Müller 1996, 77. 40 Zum Zeitprofil der Schüssel vgl. Huth 1975, 106 H.; 129 f.; Billig

u. a. 1990, 195; Schmidt 1990, 22; Ade-Rademacher u. a. 1992 332; 337 f.; 344; Heiner1994, 60; Kirsch 1994,23; 50; 1997, 3; Tal 26 f.; Mangelsdorf1994, 91; zur langen Laufzeit besonders Ni­cke11960, 72 H.; Kitas 1966, 356; 476 ff.

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4

Abb. 17: Keramik aus neuzeitlicher Schichtung und Lesefunde. M. 1:3

223

Page 46: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

4

7~ ~( - - - - \

Abb. 18: Keramik. Lesefunde. M. 1:3

Deckel dienten natürlich der Abdeckung von in den Gefäßen aufbewahrten Speisen oder Vorräten, z. B. zum Schutz vor Schädlingsbefall oder zur Effizienz­steigerung beim Kochen. Viele vor allem der früheren Gefäße weisen eine gekehlte Innenrandkante auf, die als Deckelrast gedient haben könnte. Gerade ange­sichts dieses häufigen Details ist es verwunderlich, dass man so selten Deckel auffindet. Sie waren wohl meist aus Holz Uanssen 1966,64; 106). Die Innenrandkan­tenkehle könnte jedoch auch ein vorwiegend modi­sches Detail oder in erster Linie durch den Drehvor­gang zu erklären sein (Schirmer 1939,18).

Kachel

Kacheln treten an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 seit der dritten Phase in wenigen Exemplaren auf und sind erst in der zehnten Phase (spätes 15.1frühes 16.Jh.) stark vertreten. In dieser Zeit werden auch glasierte und verzierte Blattkaeheln beobachtet. Die große Masse entsprechender Funde im späten 15. Jh. zeigt an, dass zu dieser Zeit ein Kachelofen im Gebäude auf der nördlichen Parzelle stand. In der davorliegenden Zeit scheinen offene HerdsteIlen die Heizfunktion mit übernommen zu haben, denn die Einzelstücke von Kacheln lassen schwerlich auf einen ganzen Kachel­ofen schließen. Andererseits kann dieser Umstand durch die Übermittlungsbedingungen verursacht sein, denn Öfen konnten geregelt abgebaut und die Kacheln erneut verwendet werden (Röber 1990, 125; C. Schulz 1990, 198 f.). Sofern Öfen fehlten, dürfte dies für eine eher niedrige Wohnkultur - und damit eventuell für schlechte materielle Verhältnisse der Bewohner - an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 sprechen. Zwar waren Kachelöfen zunächst ein Privileg des adeligen und klösterlichen Lebens,41 und auch der bislang frü­heste ostdeutsche Hinweis auf einen Kachelofen stammt von einer Burg, jener von Groitzsch (Vagt 1987,90 ff.), doch waren Kachelöfen.bereits im 13. Jh. auch in ostdeutschen Städten geläufIg (Schwabenicky

224

1987, 358). In Nordwest- und Süddeutschland sind ofenbeheizte Stuben im städtischen Milieu noch frü­her, bereits im 12. Jh., festzustellen.42

Die vorliegenden Funde sind meist einfache Schüssel­kacheln mit viereckiger Mündung, der für das 15.116. Jh. typischen Form. Die meisten gehören der grauen Warenart 411 an. Als erste Kacheln mit viereckiger Mündung wurden drei Exemplare in der fünften und sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.; Abb. 12,17) beobachtet. Wenn die einbaugerechte Form sich auch überwiegend erst im späten 14. Jh. durchgesetzt haben dürfte (c. Schulz 1990, 199), ist mit Anfängen doch be­reits um 1300 zu rechnen. Nach Nickel (1960,83 f.) und Stall (1976, 232 f., Abb. 9) gibt es in Magdeburg sogar bereits im 13. Jh. Kacheln mit viereckig ausgezogener Öffnung. Mangelsdaif(1994, 104 f.) setzt das Aufkom­men von Becherkacheln mit rechteckiger Mündung ebenfalls im 13. Jh. an. Viereckige, ziemlich flache Napfkacheln werden im sächsischen Mittweida in das erste Viertel des 14. Jhs. gesetzt (Schwabenicky 1987, 356 ff. Abb. 17). Als typologische Vorläufer der an der Mündung vier­eckigen Schüsselkacheln können runde Topf-, meist Spitzkacheln gelten, die in Süddeutsehland bereits im 11. Jh. (Grass 1991, 140 ff.; Dumitrache 1992,280 ff.), in Norddeutschland seit dem späten 12. Jh.lum 1200 auf­treten43 und im vorliegenden Material zweimal in der ersten Hälfte des 13. Jhs. beobachtet wurden. Das ab­gebildete Stück unterscheidet sich dabei durch seine grobe Machart und innen erkennbare Verstreichspu­ren deutlich von einem Krug oder einer Kanne (Abb. 9,18). Im 15. Jh. erweitert sich die Funktion des Typs, indem er durch intensivere Dekoration der innenarchitekto-

41 Tauber 1986, 104 f.; Schmidt 1990, 26; Dumitrache 1992, 280 f.; Peine 1993b, 177.

42 Tauber 1986, 104 f.; Gläser 1992a, 83; Peine 1993 b, 175 ff. 43 Stephan 1982, 95; Röber1990, 125; Peine1993 b, 175.

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Ph.10 - sonstiges ohne Kugeltopf

ph. 9

al Kachel

ph. 8

[IT2J ph. 7

Becher

Ph. 6 • Grapen

Ph. 4 D KruglKanne

Ph. 3 • Standbodentopf

Ph. 2

Ph. 1 • Kugeltopf

Abb. 19: Anteilsverhältnisse der Gefäßarten in den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)

nischen Bedeutung des Ofens gerecht wird. Ein typi­scher Vertreter des Übergangs von den vorwiegend funktional bestimmten zu den dekorativen Ofenka­cheln stellt eine innen grün glasierte und mit einer blu­menförmigen Applikation im Spiegel versehene Schüsselkachel von der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 dar, die als Baggerfund allerdings nicht stratifiziert ist. Derartige Stücke sind weiträumig bekannt und für die zweite Hälfte des 15. Jhs. und das flÜhe 16. Jh. ty­pisch.44

Kugeltopf

Standbodentopf

Gm""" z. T. unsicher TOllengefäß Krug/Kanne Dreiknubbenkanne •

Becher MUndelbecher Pokal Flasche

Schüssel/Teller/pfanne' Deckel Kachel

Phase

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I 2 i 3 i 4-5 i 6 i 7 i 8-9 i 10

Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450

Abb. 20: Chronologie der Gefäßarten. Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezug auf die Gesamtverteilung

der jeweiligen Gefäßart in der Stratigraphie (unabhängig von der Höhe ihrer Quote je Phase)

Tiegel

Der Rest eines vermutlich dreieckigen Graphittontie­gels zur Metallverarbeintng fand sich in Schichten des mittleren 15.Jhs. (Phase 9; Abb. 16,8).

Nichtgefäßkeramik

Insgesamt drei Netzsenker wurden an der Altstädti­sehen Fischerstraße 5--6 geborgen. Davon gehören zwei der Warenart 412 an und ein fragmentiertes Exemplar hat Backsteinqualität. Sie fanden sich in Schichten des späten 13. und fruhen 14. Jhs. sowie in neuzeitlichen Ablagerungen (Abb.12,21; 13,13; 16,18) . Netzsenker sind vorrangig Fischerzubehör und lassen insofern auf die Tätigkeit der Bewohner schließen. Sie bestätigen die historisch und aus dem Straßennamen ge­wonnene Vermutung, dass im Bereich der Altstädti­schen Fischerstraße Fischer lebten. Eine örtliche Bezie­hung von Netzsenkerful1den zu Gewässern kann Schmidt (1990, 27) in Neubrandenburg beobachten. In Brandenburg fanden sich Netzsenker allerdings auch auf havelfernen Arealen, etwa am Altstädtischen Markt 1 (Kossian 1996, 15; Kat.; Taf. 9) und an der Rathcnower Straße 4/5 (Biermann/Frey 2000, im Druck). Die acht Spinnwirtel der Ausgrabung verteilen sich auf Schichten des 12.1frühen 13.-14. Jhs. In der zweiten Phase fanden sich ein reduzicrend gebranntes weiß­graues Exemplar etwa der Waren art 412 sowie ein UI1-

44 C. Schulz 1990, 199 Abb. 8,3; Grass 1991, 143; Peine 1993 b 178' ferner M. Schuh 1995, 84 ff. ' ,

225

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Abb. 21: Dreiknubbenkanne aus Befund 405 (Phase 6)

einheitlich gebranntes, den slawischen Warenarten entsprechendes (Abb. 7,16; 8,10). Beide Stücke sind unverziert, klein und doppelkonisch. Ein aus weißer, unbemalter Feinkeramik der Warenarten 330 oder 341/342 bestehender, geriefter Spinnwirtel datiert in die dritte Phase, also die erste Hälfte des 13. Jhs. (Abb. 10,23). Der sechsten Phase der ersten Hälfte des 14. Jhs. gehören zwei mit schwachen Riefen versehene Wirtel der Warenart 411/412 und aus im Bruch röt­licher, außen grauer Irdenware an (Abb. 13,20.21). Ein weiteres, gerieftes Stück der Warenart 224 stammt aus der siebenten Phase und datiert in das 14. Jh. (Abb. 15,9). In Straten der Neuzeit wurden ein grauer halber Wirtel der Warenart 412 und ein salzglasierter Stein­zeugwirtel geborgen (Abb. 17,7.8). Die Wirtel zeigen an, dass im hohen und späten Mittel­alter und noch in der Neuzeit mit Spindeln gesponnen wurde. Dafür gibt es mannigfache Belege auch aus an­deren mittelalterlichen Städten (Storz-Schumm 1992, 402 ff.). Ob es sich dabei nur um eine Feierabendbe­schäftigung bzw. hauswerldiche Tätigkeit handelte oder ob das Spinnen möglicherweise gewerbsmäßig betrieben wurde, z. B. als Zulieferung für die Wollen­weber. ist nicht zu entscheiden, zumal sich Spinnwirtel in bür~er1icher, bäuerlicher, adlige: und kirc~icher Le­bensumwelt gleichermaßen vorfmden (Nzckel 1960, 83; Schmidt 1990, 26).

8.2. Bodenfonnen

Eine Anteilsberechnung der Bodenformen ist nicht durchführbar, da nur Standböden und anderweitige Standvorrichtungen in einem fragmentierten Material

226

wie dem vorliegenden erkennbar sind, nicht aber der weitaus überwiegende Kugelboden. Standlappen sind fünfmal bei den grauen und braun­grauen Irdenwaren nachzuweisen, wobei sich die vier stratifizierten Exemplare auf die Zeit vom späten 12.1frühen 13. Jh. bis in das 15./16. Jh. verteilen (Pha­sen 2; 4; 6; 10). Kurios erscheinen die Standlappen einer Dreiknubbenkanne des frühen 14. Jhs., die den Boden gar nicht erreichen und somit als fast funktionsloses Rudiment nur noch Nachklang jener Bodenform sind (Abb.14,4). Standknubben fanden sich zweimal (Phasen 8 und 9) und Grapenfüße zehnmal in Schichten des 14.115. Jhs. Es handelt sich dabei im vorliegenden Material also um eine späte Erscheinung. Die Frage, ob Standknubben als Vorläufer der Grapenfüße anzusehen sind45 oder eine unabhängige Erscheinungen darstellen (Schirmer 1939,28; Mangelsdoif1994, 72), ist angesichts des Um­standes, dass sich Standknubbentöpfe und Grapen funktional entsprechen und die Standvorrichtungen im Wesentlichen durch ihre Länge differieren, m. E. für die erste Ansicht zu entscheiden. Unbestritten ist die Beziehung zu bronzenen Grapen, die seit dem 12. Jh. in Erscheinung treten und als Vorbilder der ke­ramischen Exemplare gelten,46 gelegentlich aber auch als Imitate der tönernen Grapen angesehen werden (Grimm 1959, 87). Der einfache Flachboden ist 43 x nachweisbar. Unter diesen Stücken befinden sich vier Exemplare mit abge­setztem Fuß und 11 mit ausschwingender Fußzone. Die Bodenform ist bei den slawischen Warenarten 211 und 212, bei den grauen und roten Irdenwaren, den äl­teren glasierten Irdenwaren und sehr selten bei Sinter­waren vorhanden. Sie ist bei slawischer Keramik be­reits in der ersten Phase zu belegen, bei den Warenarten 411/412 erstmals in der dritten Phase (2 x) und stark in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. sowie der ersten Hälfte des 14. Jhs. (phase 4, 8 x; Phase 6, 7x) ver­treten. Auch im 15. Jh. bleibt sie aktuell. Chronolo­gisch besitzt diese Bodenform insofern keine Relevanz. Standfüße sind 4x (Warengruppen-/arten 330; 412; 416 und 513), davon 1 x in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Phase 4) und 1 x in der ersten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 6) nachgewiesen. Der nach innen gewölbte Standboden kommt lediglich einmal und unstratifiziert vor (Warenart 412). Eben­falls einfach und ohne Schichtenzuordnung ist eine

. Standplatte (Warenart 412; Abb. 17,27) festzustellen. Dies überrascht, da Standplatten (vor allem an Poka­len) in anderen Fundkomplexen der Brandenburger Altstadt nicht selten sind.47

45 Knorr1937, 191;]anssen 1966, 103; Röber 1990, 134. 46 Gross 1991, 119; Kirsch 1994,38; Müller 1996a, 81. 47 Kossian 1996, Kat.; Taf. 28; 29; Biermann/Frey 2000; eigene Ma­

terialaufnahmen.

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Standringe haben Gefäße der im Bruch weißen Grau­ware 411 (1 x) und der älteren roten glasierten Irden­ware (2 x). Der früheste Vertreter gehört in die zweite Hälfte des 13. }hs. und das frühe 14. }h. (Phasen 4 und 5), ein weiteres Exemplar in die achte Phase (spätes 14.115. }h.). Wellenfüße sind insgesamt 22 x nachgewiesen und be­schränken sich auf die Faststeinzeuge, Steinzeuge sowie einen eventuellen Vertreter bei der älteren, gla­sierten roten Irdenware. Die ersten bei den Stücke tre­ten in der vierten Phase (zweite Hälfte des 13. }hs.) auf, im 14. }h. sind sie dann häufiger (Phase 6,4 Xi Phase 7, 3 x). Zwei weitere Stücke entstammen dem 15. }h. Der Wellenfuß ist bereits im 9./10. }h. im Rheinland (Lob­bedey 1968, 73) festzustellen, verbreitet sich jedoch erst seit dem frühen 13. }h. auch in andere Regionen (jans­sen 1966, 97 f.). In der brandenburgischen Keramik­produktion gewinnt er seit dem späten 13. und vor allem im 14. }h. unter Einfluss der Faststeinzeuge und Steinzeuge an Gewicht, was deutlich am Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming de­monstriert werden kann (eigene Durchsicht): dort be­sitzen Grauwaren erst zu dieser Zeit Wellenfüße. Für die Datierung und Provenienz des Faststeinzeugs und Steinzeugs ist von Interesse, ob Standböden und solche mit gekniffehen Standringen mittels einer Drahtschlinge von der Töpferscheibe gelöst wurden. Die Verwendung einer Drahtschlaufe, von welcher charakteristische, konzentrische Spuren am Boden zu­rückbleiben, kommt im Allgemeinen erst um die Mitte des 13.}hs. auf(H. Schäfer 1991, 6). Auch im vorliegen­den Material sind entsprechende Arbeitsspuren erst­mals in der vierten Phase (zweite Hälfte des 13.}hs.) zu beobachten und haben ihren Schwerpunkt im 14. }h. Darüber hinaus ergibt sich ein Hinweis zur Herkunft der Steinzeuge, indem die rheinischen Produkte allge­mein ab geknetete Böden haben, denen die Stand ringe nachträglich angesetzt wurden. Die mittels Draht ab­gehobenen Böden mit gekniffelten Standplatten dürf­ten folglich aus anderen Werkstätten stammen, die wohl im sächsischen Waldenburg, eventuell auch in Bad Muskau zu lokalisieren sind.48

Die mit diesen Herstellungsspuren versehenen Fast­steinzeuggefäße könnten aus Südniedersachsen oder Nordhessen, aber auch aus der Mark Brandenburg stammen. Als entsprechender Hinweis ist die Fast­steinzeugproduktion am Berliner Krögel zu werten, deren Produkte überwiegend mit einer Drahtschlaufe abgeschnittene Böden und aus einer Fußplatte ent­wickelte Wellenfüße haben (Kirsch 1994, 80 ff.). An der Altstädtischen Fischerstraße 5--6 haben unter 13 aussagefähigen Faststeinzeugböden nur drei Draht­schlaufenspuren und von drei Steinzeugböden einer; die Gefäße, welche die mutmaßlich für eine sächsische oder brandenburgische Produktion charakteristischen Herstellungsrelikte zeigen, sind also in beiden Waren­gruppen in der Minderzahl. Diese Verhältnisse spre-

ehen dafür, dass die vorgefundenen Stücke überwie­gend aus dem Westen bzw. aus dem Rheinland stam­men.

8.3. Zierweisen und Oberflächengestaltung (Abb. 22; 23)

Rillen auf der Gefäßoberfläche haben ihren Schwer­punkt während der ersten Phase, denn sie präsentieren sich in hohem Maße bei der spätslawischen Keramik (Warenart 212). Damit wurde das technologische Mo­ment der Drehscheibennutzung als Dekor verwandt. Ein weiterer chronologischer Schwerpunkt ergibt sich im 14. }h., was vor allem durch den in dieser Zeit hohen Anteil an Faststeinzeug und Steinzeug verursacht wird. Die Riefung ist der maßgebliche Dekor des späten Mittelalters. Fast alle Kugeltöpfe sind im Schulterbe­reich mit schwächer oder stärker ausgeprägten Riefen dekoriert worden. Auch hier wurden technologische Konsequenzen der Drehscheibennutzung ästhetisiert, d. h. zu einem Element des Dekors gemacht. Die Rie­fung ist seit dem 12. }h. vertreten, nimmt in der ersten Hälfte des 13.}hs. zu und dominiert von da an bis zum Ende der Grauwarenzeit mit Anteilen zwischen 70 und 92 %. Anfangs sind die Riefen schwächer und bilden keine abgesetzten Halsbereiche. Einen Übergangsho­rizont im späten 12.1frühen 13. }h. vertreten schmale Riefenzonen, die nur einen Teil der Schulter betreffen. Mit dieser Anfangsdatierung entspricht das vorlie­gende Material den Verhältnissen in der weiteren Mark Brandenburg und darüber hinaus.49 Bei slawischer Ke­ramik (Warenart 211) kommen Riefen auf der Schulter einmal vor und ordnen das Stück vielleicht dem Tor­nower oder Woldegker Typ zu. Einzelne Leisten auf der Schulter, welche den Über­gang zur Halszone oder den Umbruch betonen (Abb. 24), sind in sehr geringer Anzahl (stratifiziert insgesamt neunmaI) seit der ersten Hälfte des 14. }hs. bis in die Neuzeit vertreten. Die kleine Anzalll dieser Verzierung fällt auf, denn im weiteren Nordostdeutschland ist sie im 14. und 15. }h. durchaus maßgeblich.50 Die geringe Bedeutung dieser Zierweise wurde auch im Fundmate­rial der Rathenower Straße 4-5 verzeichnet (Bier­mann/Frey 2000, im Druck). Offenbar lässt sich darin eine Besonderheit der Altstadt Brandenburg erkennen.

48 H. Schäfer 1991,25; 27; Hoffmann 1995, 54; M. Schutz 1995,105 ff.

49 Grimm 1933, 12; Nickel 1964a. 89;Jansscn1966, 108; 144; Kirsch 1994,35; Mangelsdorf1994, 59; 99.

50 V gl. Nickel 1960, 67 Abb. 27; Gustavs 1973. 196 f. Abb. 100; 101; Kirsch/Illig 1976. 245; Kirsch 1985, 131; 1994,28; 35; Billig u. a. 1990, 190; Schmidt 1990, Taf. 13-18; ferner M. Schutz 1995, 38 H.; auf der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming sind über 14 % der Gefäße im 14. Jh. mit einzelnen Leisten auf der Schul­ter versehen (eigene Durchsicht).

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Ph.10

Ph. 9

Ph. 8

Ph. 7

Ph. 6

Ph.4

Ph. 3

Ph. 2

Ph. 1

0% 60% 80% 100%

einzelne Leiste

Im Riefen

• andere Dekore

DRillen

• Rollstempel

1::::\::::::::1 Kniffel-I Kerbleiste

• Kammstrich

• unverziert

Abb. 22: Anteilsverhältnisse der Zierweisen/Oberflächengestaltungen in den Phasen 1-10 (ohne Phase 5, ohne Glasur; nach Fragmenten)

Gekniffelte und gekerbte Zierleisten kommen über einen relativ langen Zeitraum - vom 11./12. Jh. bis in die Neuzeit - vor, doch ist die Gruppe heterogen. Bei den älteren Vertretern bis in das frühe 13.Jh. handelt es sich zum einen um einen spätslawischen Topf, zum an­deren ist ein bleiglasiertes Fragment mit geriffelter Zierleiste vorhanden. Im 14. und 15. Jh. sind dagegen Grau- und Sinterwaren mit gekerbten Zierleisten ver­sehen worden, vorzugsweise Trink- und Ausschenk­geschirr. Die in auffälliger Weise gekniffelten Dorne an Rän­dern, die sich in Schichten des späten 15./frühen 16. Jhs. an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 fanden (Abb. 16,13), besitzen mehrere Parallelen in nord- und westdeutschen Töpfereien der ersten Hälfte des 14. Jhs.51 und sind auch aus Brandenburg und dem weite­ren Ostdeutschland bekannt (Schirmer 1939, Taf. 22; Stoll1985, Kat.-Nr. 62). Huth (1975, 109 f.) weist sol­che Ränder aus Frankfurt/O. dem späten 14. und frü­hen 15. Jh., Kirsch (1997, 2; Taf. 19) entsprechend deko­rierte Kannen allgemein dem 14./15. Jh. zu. Fünf Fragmente rpit Rollrädchenverzierun~~n gehören der zweiten Hälfte des 13. und der ersten Hälfte des 14. Jhs. an: zum einen zwei graue, glänzende Becherfrag­mente mit Strichmustern auf der Randkante (Abb. 11,4; 13,15) und eine mit kurzen Strichen auf dem Dorn roll­rädchenverzierte Krug-/Kannenscherbe (Abb. 12,19). Zum anderen zwei auf der Schulter bzw. dem Rand in der Art des römischen Zahlenmusters" verzierte Frag­mente die 'im ersten Falle als importierte helltonige Feinw'are anzusprechen sind (Abb. 12,10), im zweiten als kalkgemagerter einheimischer Kugeltopf (Abb.

228

13,5). Das Zeitprofil dieser Verzierungen findet Paralle­len im weiteren Nordwestdeutschland und in Nord­ostdeutschland sind derartige Zierweisen nach einem Vorlauf im 13. Jh. vor allem im 14. Jh. vorhanden. 52

Die Dekorfreudigkeit im 14./15. Jh., besonders an zur Repräsentation bei Tisch dienendem Trinkgeschirr, wurde auch anderwärts beobachtet. "Man fand von jeher Gefallen daran, die Schank- und Trinkgefäße ge­schmackvoll zu gestalten, und war immer sichtlich be­strebt, sie aus dem gewöhnlichen Hausrat hervorzuhe­ben" (Schirmer 1939,37). Kerbenverzierung und einzelne Wellenlinien treten vereinzelt in Schichten des späten 12. Jhs. und der ers­ten Hälfte des 13. Jhs. auf (Abb. 7,5.19; 10,5). Bei den so verzierten Stücken handelt es sich überwiegend um spätslawische Keramik (Warenarten 212 und 223), während die Wellendekoration nur in einem Falle bei frühdeutscher Keramik, einer grauen Schüssel (Waren­art 411), vertreten ist.

51 Kausch 1957, 89 Taf. 32; Grate 1976, 259 ff. Abb. 14; Mulsaw 1990,167 ff.

52 Zu Nordwestdeutschland vgl. Janssen 1966, 111; Grate 1976, 253 ff.; Stephan 1982,95; Röber 1990,137 f. Taf. 52; Müller 1996 a, 61; Büscher 1996, 128; in einigen Regionen Nordwestdeutsch­lands, so im Rheinland (Beckmann 1975, 15 [periode 2]) und in Südniedersachsen-Nordhessen (Stephan 1982, 77 f.; 95 Abb. 12) ist diese Zierweise bereits friiher, im 12./13. bzw. 13. Jh. vertre­ten, worin sich eine Vorreiterrolle dieser Gebiete für die Kera­mikentwicklung u. a. in unserem Raum abzeichnen dürfte' zu Nordostdeutschland vgl. Grimm 1959, 93 f.; Schmidt 1990,' 29; Mulsaw 1990, 167 ff.; 196; Mangelsdarfl994, 100 f.

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Ebenfalls für die slawische Keramik typisch ist die Kammstrichverzierung, die den Menkendorfer Typ des 9.110. Jhs. bestimmt (Abb. 7,2.5; 10,21; 13,8; 14,10; 16,12). Bemerkenswert ist ein Grauwarefragment (Warenart 412), welches unter dem Umbruch ein nicht dechiffrierbares, sparrenartiges Muster aus Linien trägt (Abb. 16,17). Zur seltenen Anwendung derartiger Verzierung auf Kugelbodenkeramik gibt es Ver­gleichsstücke z. B. im nahen Göttin (Biermann 1998), in Göritz bei Rädel (Mangelsdaif1994, 100 Taf. 66,4) und auf der niedersächischen Dammburg (Heine 1991, 130 Abb. 4), des Weiteren in einer Töpferei bei Ein­beck (Heege 1993, 42; 45 Abb. 38), in der Wüstung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht), auf der Dornburg an der Eibe (Knarr 1939,40) und in Sieg­burg (Beckmann 1975, 33 Textabb. 6); also sowohl in Räumen, wo slawische Verzierungs traditionen wirk­sam sein könnten, als auch im Altsiedelland. Eine Interpretation hinsichtlich möglicher Einflüsse ein­heimischer Traditionen ist daher nur im Einzelfalle zu erwägen und in unserem nicht abzusichern, da das Motiv uncharakteristisch und die Fundlage - in einer neuzeitlichen Strate - aussagelos ist. Kugeltöpfe ohne Verzierung haben ihren absoluten chronologischen Schwerpunkt im 12. und frühen 13. Jh., kommen noch etwas häufiger in der ersten Hälfte des 13. Jhs. vor und sind von da an eine peri­phere Begleiterscheinung. Die frühe Zeitstellung die­ser Oberflächengestaltung ist also leicht erkennbar. Rote, abstrakte Bemalung in der Art der Pingsdorfer Ware findet sich auf vier Gefäßen des späten 12. und der ersten Hälfte des 13. Jhs. sowie noch einmal auf zwei Gefäßen im 15.Jh. (Abb. 8,7.22; 14,8; 17,9). Die Bleiglasur der frühen glasierten Irdenwaren erfüllt eher dekorative als funktionale, d. h. abdichtende Zwecke. Glasierte Gefäße der älteren Art (Warenarten 611; 612) kommen seit dem späten 12. Jh. unter ande­rem in Form von Miniaturgefäßen vor und durchlau­fen das gesamte Mittelalter mit einem chronologischen Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 14. Jhs.; in Pha­se 4 begegnet bereits ein Gefäß mit Innenglasur, wohl zur Aufnahme von Fett (Abb. 11,5). Die plastische Applikation einer Schlange oder Schild­kröte, die in einen Henkel beißt und auf dem Rücken ein eingestempeltes Gesicht zeigt, findet sich als in wei­ßem Ton ausgeführte Auflage auf einem rotscherbigen, glasierten Henkelkännchen (Abb. 14,14; 25). Das Stück wurde in Schichten der ersten Hälfte des 14. Jhs. geborgen. In Lübeck können typologisch und techno­logisch ähnliche Gefäße dem 13.1frühen 14. Jh. zuge­wiesen werden (Gläser 1992a, 68 Abb. 42 f.; Müller 1996a,61).

unve~iert -i-i;:;:;:;:;:;:;:;j······,···~·····,·j Riefen •. ,. ::::::::::::.:.

:~:::h ==t;:;:;:;:;:::;:~,· ····,···\·······f:::::::::t" ...... , ....... \ geriffelt u.gekerbt. Leilte ~ \ ~ :·:·:·:·:·:·z·:·z·:·:·:·:,:_

Rollstempel i i . plastische Applikation !! _. .

l : M::;:;:;:;;;:I t;:;:i:;:;:;:;:ll"

12 i 3 i 4-51 61 7 1 8-9 i10

einzelne Leiste

phase

Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450

CZJ schwach lillill mittel _ stark

Abb. 23: Chronologie der Zierweisen/Oberflächcngestaltungcll, Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezu g auf

die Gesamtverteilung der jeweiligen Zierweisc/Oberflächen­gestaltung in der Stratigraphie (unabhängig von dcr Höhe ihrer

Quote je Phase, ohnc Glasur)

8.4. Randfonnen (Abb. 26; Tab. 6)

Die Randformen vertreten vor allem in den jüngeren Phasen geringe absolute Zahlen. Hier kann jede ver­schleppte Scherbe die primäre Vergesellschaftung ver­zerren. Insofern sind die im Folgenden erläuterten Aussagen zur Randformenentwicklung nur für die Zeit bis etwa zur Mitte des 14. Jhs. verlässlich. Danach weisen sie auf Trends hin. Allgemein gilt, dass die Randformenveränderung nicht von Zäsuren, sondern von sukzessiven Übergängen geprägt ist und Zeitpro­file daher vorwiegend als Tendenzen aufzufassen sind. Diese aber können durchaus deutlich als früh oder spät benannt werden. Die erste Gruppe früher Kugeltopfrandformen (spätes 12. Jh. bis Mitte 13. Jh.) umfasst innen gekehlte und waagerecht oder schräg nach innen abgestrichene Randformen: Das Profil 5 vertritt diese Merkmals­kombination in einfacher, die Formen 6 und 7 (mit Außenrandkantendelle) in stärker profilierter Weise. Dazu gesellt sich die innen ungekehlte Form 4. Nach der Mitte des 13. Jhs. kommen diese Ränder nur noch selten vor und laufen im 14. Jh. aus. Derartige Profile können auch im weiteren Brandenburg für friihe Ku­geltöpfe der zweiten Hälfte des 12. bzw. des frühen 13. Jhs. gesichert werden. Sie besitzen in den Altsiedcl­landen unterschiedlich lange Traditionen, die etwa zu­rück bis in das späte 11. Jh. reichen, und kommen ge­häuft im späten 12. und frühen 13. Jh. vor.53 Das gilt auch für das nahe Magdeburg, wo im 11. Jh. die ersten

53 Zur Mark Brandenburg vgl.j, Hemnann 1962,43 Abb. 22; 27 f.; Taf. 6 (Form 4); GrebeiMangelsdorf1983, 220 H. Abb. 8,13; Mangelsdorf1994, 55 f, (Form 3); Kirsch 1997, Taf. 6; Bicrmann 1998,206 (Form 4); zum Altsicdelland vgl. Bruijn 1962/63, Abb. 8,5; Fehring 1979, 451 ff.; Röber 1990,126 H, Abb, 19 (Formen 3,a.b); Gläser 1992 b, 192; 212 Tab. 3; Siebrecht 1992, 113 H. Taf. 15,

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o

(1,1"1,, •. N: Ku~chol'f lIlil ('iuzdllt'r Schuherl.·im· lU$ IJcfund 116 (l'h.ul.· 8)

Sem

(l,hh. 25: Fr.l};llLeUL Citll'S Kruges/eil ... r K:IIl.lI l·d~1 rulen, gb.s ic!1 Cl1 Ir,lcnw~ rc l11il I\pplik~li"n JUS wCllkm Scl ... rlx'n

(Befund 453, Plu.\l· (,)

230

Profile mit deutlicher Inllcnkchlung aufkommen und im 12. jh. waagerecht abgestrichene Ausprigu ngen (Nidu:/ 1964 a, 89 ff. Abb. 37 f.; 40 u. a. ). Sie ersctzt!t1 st:hrittweise die einfachen. manchmal kantig abge.<.:tri­dlCnen Lippcnriimler ohne Innenkehlung, die uns im wl..'S tlich benachbanen Raum z. S, bei den in das 10. Jh. datierten Gefäßen von Walbcck (Glimm 1933,7 Abb. 5; J-ft?77T1iUmIDollat 1979, 25129), Magdcburg (etwa Nickel 1964 a, 67 Abb. 22.b-d ) und Lccrl.cs~ entgegen­treten. Auf der Dornburl; bei Zerbst war diese Verän­derung recht deutlich nachzuweisen (KUOIT 1939; Glimm 1959. SO ff. Abb. 9). An der Altstädt ischen Fi­schcrslraßc 5-6 vertreten nur wcnigl' dcr Gdäße aus den heiden ersten Phasen diese alle Randausprägung (Fonn I). Die zweite Gruppe fri.iher R:tndformen sind ebenfalls gekehlte und mehr oder weniger verdickte, schräg nach augen kanti g abgeStrichene R ~ndcr, dic größere Tolcranzen und 7 •• T einen etwas späteren chronologi­schen Schwerpunkt aufweisen. Zu nächst ist hier die keulenförrnig verdickte und auf dcr Außcnrandkamc gedeihe Form 8 i'.U lu'nnen, die ihren quantitativen Höhepunkt bis zur erstell I-lälfte des 13. Jhs. erreicht und hern:lch seltener ist. Das ist weiterhin die Ullvcr­dickt€' , auf der Atl߀'nkante I;eddlte " orm 10, die vom sp~ten 12. bis in das 14.115. jh. bei frühem Schwer­pu nkt durchläuft. Ei ne ähnliche Laufzeit - mit Schwergewicht alll Beginn der PcriO<le - harder außen ungedelll'e, jedoch spilz ausgezogene Rand 13, wäh­rend der einfache re Vertreter dieses Typs, die Form [2, s"incn Höhepunkt im späten 12 , und frühcnl3.jh. h:ll und bis 7.um Ende des I) . Jhs. weitg"hend ausläuft. Diese chmnologischen Verhähnis.~e bestätigen sich im weiteren w(!Stlid1l.'n Brandenburg und darüber hin­:ULS.5S

Weiter ist· die lange, innen gekehlte und schräg !lach außen kantis abgestrichene Randform 9 zu nennen. die 7.war schen, jedoch ausschli ct~lich in Jcr zw eiten Ph:ts(' vorkommt. Ebenfalls:w den be!'l'iu frü h vorhandenen Profilen gehört die innen gekehlte, auß"1\ gerundCll: Randform [4, welche vom späten [2. bis in das 15. jl1 .• mit einem tcndenziell friihcn Schwerpunkt, auftritt. Ga nl. ähnlich ist das chronologische Profil der :111:110-~cn Randformt'n I und 1 a im westfälischen Kloster

54 Grimm 1959, 95 H.: !i/oll 1 'Jß5~. K:lI .· Nr. 8; flm1tl./II11Il)olldl

t97'J,18Jl l. 55 NlCi'l:! 19o.4:\,?9 rr, i\1l1l. 37; 39 f. u. a.;JIIIIssm 1')6t" (,3 ff.; 14(,

(Gmpl,e J); GehrA'e 197 1, 119 U. Abil. 13; FclHillg 1')79, 45 1 ff. Abb. 2; Vogt 1 '.187. 1'.15 H. AbI". 145; XiM:r 1990, 127 f. Abb. t9 (Forn ' 4); Pci"r 1')93h. ISO (G mppl: t2): M""i:dil.loif 19'14. 53 ff. (1:"1'111 2;~ ); H,mll:11II1 I'J') M, 206-2 11 (1:orm I; 7); l..rn,·r Gf.i­){'/' ]')'12b, t92; 212 ·Clb. 3 (Form 1 b. er, L(idcf wcrJ .. n im \·.:m GfiiStT (1'1'.I2h. 2t 2 T~b. 3) vcrw~ .. du: .. Ranl.lfonnclls)'~wm (Ill ch 1-1 ;117.) 1I1lt('r dl .... l'orl1l 1 inn<" ullg"krhh ~, !;l'fUndCll' R~ndpro(jk wie ~ueh inul'll ~('k('hIH·. kamig a6gcs!richcm' und >'t-rdickll' Ausfurmllltl::cn - JLw g,In1. vlnchil'llcn ... Form('11 _ ,.uSJrlll11<·llg.J.,SSI, ~xbs~ d.\S rriifl<· Au!Komnl('1l mt·i .. I.·r For­men 12/ lJ nur .Inlund dn' 'Clfdll ll'llll:l'S!dh w~rdcn kJIlrI.

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rom Roden (Röber 1990, 127 f.) und im südl1icdcrsäch~ sischen Königshagen Uallss(!1l 1966, 46 ff. [G rupp<, I]). In Magdeburg gehört diese Form vorrangig in das 11./12. Jh., in Göttin bei Brandenburg wurde sie im sp i ten l2./friihcn 13. Jh . erzeugt (N ickel I %4a, 9) ff. Abb. 32 ff.; Bimnmm 1998, 206-211 [Form 51). Ml1n~ gelsdorf( l994, 58 [porm 6]) siedelt ähnliche, schwächer geneigte Ri nder vorrangig um 1200 an. Schen, aber be~ rei15 früh und über eine lange Zeit (Phasl'l1 2 und 6), kommt auch der zweifach innen gekehlte Rand 15 vor (Fo rm 15; Abb, 8,24; 14 ,6), der eine Parallele in /I1/m­gclsdoifs (1994, 57 f.) Randform 5 fi ndet und im süd­lichen und östlichen Brandenburg eine all gemei n grö­ßere Rolle spiel t.SI> Die: lange Laufzei t zeichnet auch den Kc1chrand 16 aus, der vom 12. bis in das 15. Jh. , und dabei besonders stark in der ersten Hälfte des 14. JIl5 .• auftritt. Ähnliche Ränder sind im südnieder­sächsischen Königshagen bereits dem 12. Jh. zuzuwei ­sen, werden aber auch dort - wie im südlichen und westlichen ßrandcnburg - in Kom plexen des 13./14. Jhs. häufigcrY Zusammenfassend ist zu den friihen bzw. früh einset­zenden Ra.ndformcll fcs tzuhaltell. dass sie erstens ihre Traditionen im WC!'lCn, in den Ahsiedellandc.n, besit-7.en und dass sie zweitens in beachtlichem M3.ßc profi ­lien- sind; insbesondere die Innenkehlu ng bei meist ins1;csaml kantiger Auspragung kann als C harnkceris­tikum dieser Profile gelten. 1m Vergleich mit MtmgeJs­dmfs (1994. 52 ff.) Analyse der Randformen west­brandcnburgischer früher Kugchöpfe ergeben sich Übereinstimmungen mit seinen Randfo rmen 2, 3, 4 und 6, indem diese auch im vorliegenden Material für das späte l2.lfrühe 13. Jh. gesichert werden können. Seine Randform I. der einfache Lippcnrand, spielI in den frühen Schichten der Ahstädtischen fiscnerstralk 5-6 hingegen eine nur geringe Rolle und ein Vcr­gleichsstück zu Mangclsdorfs Randform 5 (nmdlichcr Lippcnrand mit zweifacher Innenkehlul\1;) ist im spä­tcn 12.1frühcn 13. Jh. nur als Einzelstück (Form 15) vorhanden. Charakteristisch fü r die zweite Hälfte des 13. Jhs. ist die keu lt'nfÖfmig verdickte, innen gekehlte und aul~t'n genllldete, star k profilierte Form IS. Zuvor li nd da­n;).ch trin sie in geringeren Ameilen auf. Diese Iblld~ form ist auch im weiteren Brandenburg fiir das 13. und I4 .Jll. 7.U sichern. !>!! Der an einem glasierten Krug bi'.w. einer Kanne unJ einem sächsischen Smndbodemopf beobachtete \'er­dickte, innen gekehlre Kr3.genrand 26 ist ein früher Vertreter der Dornriinder der erslen H~ l fte des 13. Jhs. (Abb. 10,9. 17). Gedorntc Ränder si nd im Rheinland bl'l"eil$ im sp~ten 12. Jh. (Beckmmm 1\J75, (,5 Taf. 15.14), im südnictlcrsächsischcn Königshagen seit dem friihen 13. Jh. feststellbar und nehmen ab der Mim des 13.Jhs. zu Uttnssen 1966, 75 ff.lForm 8]). Die gedornten Ränder 23- 26 an der AIt..~tädtischcll Jii­scherstraße 5--6 si nd nach einem Vorlauf in dcr 7.weilcn

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23 1

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kante häufiger bei späten Profilen in Erscheinung tritt als bei solchen des 12113. Jhs. und dieses Phänomen insofern datierende Relevanz besittt. Diese Entwick­lung ist wciträumig dieselbe. Im Lichte der Schattge­faße wird der einfache Lippenrand im Laufe des 13, Jhs. immer häufiger(StolJ 1985a, 24 f.Abb. 5). Deutlich ist dieses phänomen auch in der Wüsrung Milrendorf bei Reeez (eigene Durchsicht). am Hohen Steinweg in Berlin(J. Hcmnann 1987, 216ff. Abb. 27 u. a.), inBer­lin-Köpenick (j. Herrmann 1962,45 Abb. 22 [Fonn I]) und in Berlin-Hdlersdorf zu beobachten (Seyer 1994, 237 Abb. 5 u. a.). In Komplexen des 14. Jhs. - so in Gliechow, Tornow und Schönfeld bei Calau." einem Fund von Mittenwalde(Kirsch 1994, 10; 35 Abb. 3,2.6) und in den Töpfereien von Neubrandenburg und Wredenhagen in Meddenburg (Schmidt 1990; Mulsow 1990, 172; 175 Abb. 5,c-f) - kommen solche Randfor­men oft vor. Allgemein kann auf Kirsch (1994, 35 [For­men E, FJ) und Mangelsdmf(1994, 67 ff. [Form 3]) ver­wiesen werden, die Randausprägungen wie der Form 21 eine tendenziell späte Stellung zuweisen konnten. Zwar länger durchlaufend, aber mit deutlichem Schwerpunkt im späten 14, und 15. Jh. ist der zu (Zylinderhals-) Kannen und Krügen gehörige, senk­rechte und unprofilierte Rand 33 festzustellen (analog Jarm,,, 1%6, 92 f. [Grupp, 14), dec;m 14./15.)h. ge­dornte Profile als Krug-lKanncnränder zunehmend veO"dringt (vgl. Kir>ch 1997, 2; Tal. 20; 21 ). Die übrigen Randformen sind chronologisch weitge­hend indifferent.

8.5. Handhaben und AU5gussformen

Lediglich zwei Typen von Handhaben sind im vorlie­genden Material srrarifiziert nachzuweisen: 57 Henkel und ein TüJtcnsricl. Die Henkel treten in geringer An­zahl bereits in der zweiten Phase auf und sind fast alle gekehlt; von den zwei Henkeln mit rundem Quer­schnin fand sich einer in Schichten der ersten Hälfte des 13. Jhs. (Abb. 9,15), was die Interpretation dieser Fonn als .,typologisch archaisches Moment" vorwie­gend des 13. ]hs. bestätigt (Kmch 1994, 57}; ein geripp­tcr Henkel entstammt der zweiten Hälfte des 13. Jhs. Als spätc Form zeichnet sich der ova1c (mandelför­mige) Henkelquerschnitt ab, der mit drei Exemplaren auf das 15. Jh. beschränkt ist. Die meisten Henkel setzen randständig an. Nur ein Exemplar der ersten Hälfte des 13. Jhs. und ein weite­res der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. jhs.) sind unterrandständig. Hingegen sind in den Schichten seit dem 16, Jh. fünf Henkel unterrandständig montiert, worin sich eine tendenziell späte Stellung dieser An der Anbringung abzeichnet. . , Im vorliegenden Material wurde~ lediglich acht Aus­gussfragmente. vier Tüllen und vier Schneppen, nach­gewiesen.

232

8.6. Herstellung

Als ausschließlich handgemacht kann an der Fischer­straße 5--6 kein einziger Vertreter der Geschirrkeramik gelten. Alle Scherben von aussagefähiger Größe wei­sen Drehspuren auf und wurden insofern aufgewulstet oder hoch geknetet und nach-, z. T. sicher auch freige~ dreht. Die Entscheidung darüber, welche dieser Proze­duren Anwendung fand, fällt im Allgemeinen schwer. Die mittelslawischen Gefäße der Warcnart 211 sind oft sehr dickwandig und weisen unregelmäßige Wandstär­ken auf, zeigen Knet-, Wisch- und K.n.tzspuren und haben nur am Rand oder bis zum Umbruch horizon­tale Wisch- bzw. Drehspuren, Diesc Gefaße dürften aufgewulstct und langsam im oberen Bereich nachge­dreht worden sein. Die spätslawischen Gefäße sind hingegen von meist gleichmäßiger Wandstärke, recht dünnwandig und zeigen Rillen bis zum Boden, sodass eine gute und schnelle Nachdrehung unzweifelhaft ist. Für die friihdeutschen Kugeltöpfe sind die Aussage­möglichkeiten sehr begrenzt, da die Gefaße einerseits im unteren Bereich stets mit den Fingern ausgebeult und insofern stark veriinden, andererseits die oberen Bereiche meist sehr ' gut nachgearbeitet wurden. Die vergleichsweise dickwandigen, ungerieften Kugeltöpfe dürften überwiegend aufgewulstet oder hochgeknecet und danach überdreht, die späteren, dünnwandigeren könnten dagegen frei g~reht worden sein. Dafür spricht auch der Dekor aus Riefen, der ein zur Zier er­klärtes technologisches Moment, die Drehung. dar~ stell t, sowie die von RiedE"I"eT (Kap. 12. 11.) in den von ihm untersuchten Proben beobachtete gute GeNgere­gelung. Gudrun und Gunter Böttcher (1990, 355 ff.) gehen aufgrund ihrer Experimente allerdings auch für die entwickelte Grauware des 13. Jhs. von einem Hochkneten und anschließender Überdrehung aus. Die Frage, ob Kugeltöpfe wie Standbodengefäße hochgedreht und die Böden im lcderhanen Zustand ausgebeult, ob sie von vorneherein in eine kugelige Form gedreht bzw. gewulstct oder ein gedrehtes Ge­faßoberteil auf ein handgemachtes Unterteil aufgesetzt wurde, wird seit langem kontrovers diskuticrt.60 Dies­bezüglich sind Kranspuren auf der Innenseite einer Reihe von Kugeltopfschuhcrn interessant, die als ver­strichene Nähte der Montage zweierTeile oder aber als Spuren ciner Nivellierung der Wandung gedeutet wer­den können (Abb. 27; 28). Im Blick auf cmc Reihe von Gefaßen aus Göttin, die mutmaßlich Fugen unter die­sen Kratzern erkennen lassen (Biermann 1998,216), neige ich mit Lüdtke (1985, 92 ff.) dazu, sie als Naht-

59 Billig u.;a. 1990; GustavJ 1973,192 ff. Abb. IOOjKirscb 1985,121: IJI Abb.9.

60 Vgl. Schirmer 1939, 53 ff.i F41haUC' 1954; 5foi/ 1980b, 61 ff.; 1992, 157; Böttcher/Böttcher 1990, 357 f.; Schmidt 1990 17' Halle 1992, 54; H~e 1993, 23 ff.; MangeM:nfI994,lB f.; Mil/~ fc 1996b, 219.

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o 5em

Abb. 27: Kraczspuren auf der Innenseite eines Kugeltopfes (Befund 490)

stellen zu deuten. Dabei ist hervorzuheben, dass sich derartige Kratzspuren fast nie an den typologisch spä­teren Kugehöpfcn finden, sondern überwiegend bei den uneinheitlich gebrmnten Warenarten. Dies zeigt an, dass der von den Krau.spuren bezeugte Arbeits­prozess nur bei vergleichsweise einfach hergestellten Töpfen notwendig war. 1m Zusammenhang derfrühen Gefäßproduktion sei ferner auf einen unverzien en Kugeltopf aus der zweiten Phase verwiesen, der an Schulter und Rand Kratzspuren wohl von einem H er­stellungsgerät trägt (Abb. 9,3). Sicherlich freigcdreht worden sind schließlich die Fast­steinzeug- und Steinzeuggcfißc, da sie sehr dünne Wände, regelmäßige Wandstärken und gelcgendich die charakteristischen Schlaufenspuren am Boden aufwei­sen, die das Abheben von der Töpferscheibe anzeigen (Schirmer 1939, 53; Lüdtke 1985, 107), Eine Wandungsscherbc aus dem Bereich unter dem Gefäßumbruch besitzt eine sekundäre Bohrung, die zur Reparatur des Behältnisses gedient haben könnte (Abb.11,16).

8.7. Wandungsstärke undMündungsdurchmesser

Die Wandungsstärkc nimmt im Laufe der Zeit tenden­ziell eher ab, was in erster Linie den technologischen Fortschritt der Gefäßproduktion anzeigt (Abb. 29).

Ahb.28: Ktatzspuren auf der Innenseite eines Kugcltoples (Befund 797)

Bei der Analyse der Mündungsdurchmesser der Ge­faße im Verlauf der Phasen zeichnet sich eine leichte Zunahme der Variationsbreite ab, was mit dem An­wachsen der Funklionsrypenanzahl korreliert.

9. Zur Datierung und Herkunft der Warengruppen und Warenarten (Abb, 30)

9.1. Untrinheitlich gebrannte Irdenware

Uneinheitlich gebrannte Irdenware slawischer An (Warenarten 211; 212): Die mittelslawische Warcnan 21 1 tritt mit einer relativen H äufigkeit von 23 % in der ersten Phase auf und hält danach nur noch geringe An­teile. Zwei bekannte Gruppen sind zu veneichnen: Der Menkendorfer Typ, welcher die Hauptmasse aus­macht, sowie ein Einzelstück mutmaßlich des Woldeg­ker oder Tornower Typs (vgl. Schuldt 1954; Kempke 1984,61 H.; 72 H. m, weiterer Lit.). D er Menkendorter Typ ist der H auptvemeter der mittelslawischen Periode (800-1000). Die Keramik fällt durch ihre grobe und starke Grusmagerung auf (vgl. Beitf1g Riederer, s. S. 252), die sich nicht - wie man zunächst annehmen könnte - durch mangelhafte Tonaufbereitung erklärt. Vielmehr trägt sie den einfa­chen Brennvorrichtungen (G ruben- oder Meiler­brand) Rechnung, die hier zur Anwendung kamen.

2ll

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Ph.10 Ph.9 Ph.a Ph.7 Ph.6 Ph.4 Ph.3 Ph.2 Ph.1

mm 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5

Abb. 29: Die mittlere Wandungsstärke (im Schulterbereich) der Gefäße aus den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)

Beim Grubenbrand "lassen sich nur aus sehr stark ge­magertem Ton gefertigte Gefäße (30-40 Vol.-% Sand­magerung) wegen der sofortigen vollen Einwirkung der Feuerhitze mit Erfolg brennen" (Böttcher/Böttcher 1990, 359). Die Magerung ist insofern ein Hinweis auf die einfache, wohl hauswerkliche Erzeugung der mittel­slawischen Keramik. Die spätslawische Gruppe 212 zeigt in ihrer feineren, häufig sandigen Magerung und der besseren N achdre­hung hingegen einen höheren Standard. Sie hat ihren Schwerpunkt mit 6,1 % ebenfalls in der ersten Phase, wobei sie innerhalb der Stratenabfolge dieser Einheit an Gewicht gewinnt. Seit dem späten 10. und vor allem 11. Jh. ersetzte sie die mittelslawische Keramik. Das Ende ihrer Laufzeit ist örtlichen Schwankungen unter­worfen. Innerhalb des östlichen Kugeltopfkreises scheint sie z. T. bereits im 12. Jh., in einigen Regionen aber erst im 13.Jh. durch die technologisch ausgefeilte­ren Grauwaren ersetzt worden zu sein.61 In Kolberg in Pommern, wo sich am Rande des Kugeltopfgebietes autochthone Traditionen lange fortsetzen, findet dieser Prozess erst in der Mitte des 14. Jhs. seinen Abschluss (R~bkowski 1995, 130). Die Stratigraphie der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zeigt an, dass die Substitution hier im Wesentlichen um 1200 vonstatten ging, denn bereits in der zweiten und dritten Phase besitzt die spätslawische Keramik keine nennenswerten Anteile mehr (0,9 und 0,5 %). Dass einzelne Gefäße noch im 13. Jh. verwendet wurden, dürften die Funde allerdings anzeigen. Uneinheitlich gebrannte braungraue Irdenware (Wa­renarten 221; 222): Die braungra~en Ir~enwaren sind in eine weiche und eine harte Vanante, dIe Warenarten 221 und 222, zu gliedern, wo.bei ~ieYnterscheidung häufig kaum zu treffen ist. DIeS gIlt msbesondere für die große Menge von Wandscherben unter dem Um­bruch deren Festigkeit keine exakte Aussagen zur Härte'des Gefäßes als Ganzes zulassen dürften. Die er­hebliche Quantität gerade dieser Sch:rben kann die Anteilsverhältnisse dennoch stark bestImmen und auf

234

diese Weise zu Verzerrungen führen. Aufgrund dieser ungünstigen Unterscheidungsbedingungen sollte die Aufgliederung nicht überbewertet werden; die bei den Warenarten werden hier gemeinsam besprochen. Die Warenarten 221 und 222 treten mit einem Anteil von über 41 % in der ersten Phase auf und steigern sich dann zur bestimmenden Warenart der zweiten Hälfte des 12. Jhs. und ersten Hälfte des 13. Jhs.: in der zwei­ten Phase (spätes 12. Jh. und frühes 13. Jh.) erreichen sie mit fast 79 % ihren quantitativen Höhepunkt und gehen in der dritten Phase (erste Hälfte des 13. Jhs.) auf 56,5 % zurück. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. sin­ken sie stark ab (10,8 %), um in der ersten Hälfte des 14. Jhs. noch einmal auf 15,7 % Anteil zu steigen und von da an bei Quoten zwischen 5 und 9 % eine nur noch geringe Rolle zu spielen. Die Keramik hat insofern einen ausgesprochen frühen chronologischen Schwerpunkt vor der Mitte des 13. Jhs., läuft allerdings dann in geringeren Mengen bis in das frühe 14. Jh. weiter. Dies ist kein ungewöhnlicher Befund, denn die Präsenz traditioneller Waren ist bei lokalen Differenzen in weiten Teilen des Kugeltopf­kreises zu beobachten. So enden entsprechende Wa­renarten in westfälischen Städten und Klöstern um die Mitte des 13. Jhs. (Peine 1988, 145; 1993b, 151), wäh­rend sie in ländlichen Regionen noch Bedeutung bis in das 14. Jh. besitzen (Bergmann 1993, 212 f. Kat.-Nr. 69). Im norddeutschen Küstengebiet laufen uneinheit­lich und nur tendenziell reduzierend gebrannte Irden­waren (Harte Grauware, Variante a) erst um 1300 aus.62

Die lange Umlaufzeit der braungrauen Irdenware ist möglicherweise ein für die westliche Mark Branden­burg bezeichnendes Merkmal, welches sich deutlich von der südöstlich gelegenen Niederlausitz abhebt. Dort kommt überwiegend reduzierend gebrannte, un­seren Warenarten 411 und 412 entsprechende Keramik offenbar zeitiger auf und hält bereits im späten 12. Jh. hohe Anteile (frd!. Mitt. N. Boroffka, H. Gränwald, Berlin; eigene Grabungen in Dahme/M.). "Zeitlich ein lückenloser Übergang von der spätslawischen zur frühdeutschen [blaugrauen, F. B.] Irdenware" ist dort für Kirsch (1985, 131) erkennbar. Frühe braungraue Ir­denware ist nur aus Cottbus und Tornow bei Calau bekannt (Kirsch 1973, 151 ff.; Gustavs 1973,178 f.; 194). Im fortgeschrittenen späten Mittelalter tritt eine braune Irdenware hinzu, die "aus der blaugrauen Ke­ramik, mit der sie in den Formen völlig übereinstimmt, durch Veränderung der Brenntechnik hervorgegan­gen" ist (Gustavs 1973, 179 f.), die von Kirsch (1985, 131) als "spätmittelalterliche graubraune Keramik" be-

61 Knorr 1937, 189;]. Hemnann 1962,39; Sto111985a, 19; Kirsch 1994,15; Mangelsdoif1994, 43 f.; H. Schäfer 1996; C. Schäfer 1997, 14; 16f.

62 Gläser 1987,389 f.; 1992b, 191;Peine 1993b, 151; 160Anm.19.

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zeichnet und in Schönfeld (ehem. Kr. Calau) meist mit Standböden festgestellt wird und die sich auch in Mag­deburg beobachten lässt.63 Einige der späten Vertreter in unserer Stratigraphie mögen sich dieser Erscheinung beigesellen. Es ist allerdings auf die Möglichkeit zu verweisen, dass die Präsenz derartiger Keramik in spä­tenBefunden vorwiegend aufVerschleppungen aus äl­teren Straten zurückgeht, die bei langen Schichtenfol­gen stets in Erwägung zu ziehen sind. Für diese Vermutung spricht, dass sich in Schichten des späten 13. und 14. Jhs. an der Rathenower Straße 4-5, wo die Besiedlung erst im mittleren Drittel des 13. Jhs. ein­setzt und Umlagerungen älterer Keramik somit annä­hernd ausgeschlossen werden können, weit weniger solche Irdenware fand (Warenart 222: 1,6-2,4 %; Bier­mannlFrey 2000, im Druck). Vor allem die Anteile braungrauer Irdenware in den hier behandelten Pha­sen des 14. Jhs. sind wohl so zu erklären. Die Warenarten 221/222 haben im westlichen Kugel­topfkreis - den Altsiedelgebieten - sehr gute Analo­gien. Braungraue, uneinheitlich gebrannte Irdenwaren stellen dort in allen frühen Fundkomplexen die Masse der lokal produzierten, einfachen Gebrauchsware.64 In den nordwestdeutschen und niederländischen Tradi­tionen der beiden Kugeltopfgruppen wird die westli­che Herkunft ihrer Hersteller und zugleich der frühe Zeitpunkt der Aufsiedlung deutlich. Aus dem histori­schen Ablauf der deutschen Ostsiedlung erklärt sich, dass sich im weiteren Brandenburg den im Schwer­punkt frühen Warenarten 221 und 222 entsprechende Keramik vorwiegend in den früh besiedelten Gebieten, der westlichen und mittleren Mark, feststellen lässt (Kirsch 1994, 32 f. Abb. 18; Mangelsdorf 1994, 48 ff. Karte 1). Für die Frühzeit der Warenarten 221/222 in und im weiteren Umkreis von Brandenburg besitzen wir vier absolut datierte Fixpunkte. Zum einen ist dies der den­drochronologisch und keramiktypologisch in das späte 12./frühe 13. Jh. datierte Töpferofen von Göttin, der gleichzeitig die einheimische Produktion derarti­ger Keramik belegt (Biemzann 1998). Eine weitere Da­tierungsstütze bildet ein um 1177 errichteter und bald darauf verfüllter Brunnen aus dem Deutschen Dorf in der Brandenburger Neustadt, wo sich neben anderen Warenarten den Gruppen 221/222 analoge Keramik fand (Dalitzl Müller 1996, 44 ff.). Darüber hinaus sind einige den Warenarten 221/222 ähnliche Randscher­ben zu nennen, die sich in einer dendrochronologisch um 1170 datierten Schicht am Bergfried der Burg Ei­senhardt in Belzig, Lkr. Potsdam-Mittelmark, fanden (Langer 1995, 17 Abb. 4,5). Schließlich kann über eine Limoger Gürtelschnalle ein Fundkomplex von Kugel­topfscherben, die den zur Rede stehenden Warenarten entsprechen dürften, in der Mühlentorstraße in der Altstadt Brandenburg dem späten 12.1frühen 13. Jh. zugewiesen werden (GrebelMangelsdorj 1983,213 ff.; 220 ff.).

211 unein. slaw. Ird. 212 uneln. slaw.lrd. 221/222 unein. brngr. Ild. I:::::·~::::::::::::··········

223 unein. bmgr.lrd. Grus ,',' ~ .... ' .' ....... ' .' .

224/225 unein. oxyd.lrd. .~·:·:·5:·:·:~·:·:·~:·:·:;i·:·:·i:· .:::::.:.:::::. ;:. ~:·:·i:·:·:i·:·:·ij:· :.~. Z· ;., .:::;:.:.:;:::. ;: .. :::::::::~ 226 unein.lrd. \ .. 227 uneln. glatte Ird. _ 231/232 unein. beige. Ird. I:::::::::::::::::::::::::~:::::::::::::::::::: :::::::::::::.::::::::::::::::::::

310-330 oxyd. Ild. . •.•• : ..• ~ ...............................•.•.•.. :.:.:.:.:.:.:.:.:.:.:.:.

3411342 Ird. rot bemah ..•..••.. 411/412 red. gr.lrd. . ..... ::.:.:.:.:.:.:

413 red. gr. körnige Ird. . .•... -414 red. gr.lrd. . ..••.•....•. :.:::.:::::.:.:.:.:;:_ ..•.•.......... , 415 red.gr. fein.lrd. . ..............•....... ,.~ .. ,., •... '.','.', ...... '.

416 red. gr. polierte Ird.

417 gr. Ird. Graphit

418 red. gr.lrd. Grus 421-423 glänzende Ird.

511-514.516 Faststeinz. 515 Faststein21!ug

.:.;.:.:.;.;.:.:.;.;

.:.:.:.:.:.;.;.:.:.:. .. 517 Faststelnzeug 5211522 Stelnz. 51egburg

611/612 glas.lld.

, ••••••.•.•. :.".:.:.:.:':.:.:.:.:.:.:.:.:.:.".:.:.,.:.:':':''ili':':':::'

Phase 2 J 3 4-5 1 6 1 7 8-9 .110 Datierung 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450

EJ schwach !EIl mittel _ stark

Abb. 30: Chronologie der Warengruppen und -anen. Starkes, mittleres oder schwaches Auftreten in Bezug auf die Gesamt­

veneilung der jeweiligen Warengruppe oder -an in der Stratigraphie (unabhängig von der Höhe ihrer Quote je Phase)

Uneinheitlich gebrannte, gmsgemagerte Irdenware (Warenart 223): Die quantitativ unbedeutende, grusge­magerte Warenart 223 umfasst Stücke, die typologisch sowohl slawisch als auch deutsch bestimmte Züge be­sitzen. Sie tritt erst im späten 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf und ist noch im 14. Jh. vorhan­den. Ob sich in der technologischen Mittelstellung zwischen den Warenarten 211/212 und 221/222 eine Vermischung ethnischer Traditionen im Sinne soge­nannter "Übergangswaren" äußert, sei dahingestellt.65

Unter technologischen Aspekten vergleichbare Kera­mik kommt als Begleiterscheinung der Grauwaren auch im westlichen Kugeltopfkreis vor (vgl. z. B. Min­den: Peine 1988,29). Uneinheitlich, eher oxydierend gebrannte rotbraun­graue Irdenware (Warenarten 224; 225): Diese Waren­anen setzen in der ersten Phase ein. Dass sie eine Be­gleiterscheinung der Warenarten 221/222 - und nicht etwa der Warengruppen 310-330 - sind, wird unter an­derem an ihrer den erstgenannten ähnlichen Quoten­entwicklung deutlich. Gleich zu Anfang (12. Jh.) errei-

63 Stoll1985a, 36; 253 ff. Tab. 260: ferner Nickel 1960, 63 H.; 1964a, 89.

64 Janssen 1966, 142; 145 f.;Lüdtket985, 39 ff.; Stephan 1978, 64 f.; Feine 1988, 29 ff.; 1993 b, 148 H.; Röhrr 1990, 22.

65 VgI. dazu Schinner 1939, 32; 75 ff,; I-luth 1975,85 H.; 214; Man­gelsdorf1994, 44 f.; 82 H.

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ehen sie ihren höchsten Anteil (5,6 %), um von da an auf geringerem Niveau (0,4-2,9 %) das ganze späte Mittelalter zu durchlaufen. Diese Warenarten haben ähnlich wie die uneinheitlich gebrannte braungraue Irdenware ihre Analogien im westlichen Kugeltopfkreis. Gute Vergleiche wurden z.B. in Ostwestfalen und Südniedersachsen herausge­stellt. Die Laufzeit der jeweils lokal produzierten, ein­fachen Gebrauchsware wird etwa im Kloster tom Roden in ihrem Schwerpunkt vor 1200 und vor 1250 mit Ausstrahlung bis an das Ende des 13. Jhs. angege­ben (Röber 1990,25 f.; 34 ff.; 115 ff., Warenarten 31/32; 43), auf der Pfalz Werla vor 1200 mit Nachlauf bis zur Mitte des 13. Jhs. (Ring 1990; 18; 45; Warengruppen 4300; 4400) und im südlichen Weserbergland für das 12.113. Jh. (Stephan 1978,39; 81 [Warenart 457]). Der­artige Keramik fand sich auch im bereits genannten Töpferofen von Göttin (Biermann 1998). Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit grober Sand­magerung und Brennhaut (Warenart 226): Die Waren­art 226 ist mit einem Topf vertreten, der in seinen typologischen Merkmalen eine Herkunft aus dem südöstlichen Deutschland verrät, wo Standbodenkera­mik auf der Gnmdlage von Traditionen spätslawischer und süddeutscher Keramik bis in das späte Mittelalter weitergeführt wurde.66 Das Brandenburger Gefäß kann den schlanken Töpfen vom Typ 2 nach Mechelk (1970, 72 ff.; 152 f. Abb. 15; 1981,42; 47 ff.) zugeordnet wer­den. Die südostdeutschen Analogien sind von der ers­ten Hälfte des 13. bis zur Mitte des 14. Jhs. zu verifizie­ren.67 Das Randprofil unseres Fundes findet dort eher in den frühen Zusammenhängen Parallelen, was seiner stratigraphischen Lage in Schichten der dritten Phase (erste Hälfte des 13. Jhs.) entspricht. Eine absolute Da­tierung für einen ähnlichen Gefäßtyp liegt im Münz­schatzgefäß von Malitzsch bei Döbeln um 1230 vor (Stoll1985 a, Kat.-Nr. 43; Taf. VII). Der Import jener Standbodenkeramik in unseren Raum ist kein Einzelfall, denn auch im dendrochrono­logisch um 1177 datierten Bnmnen aus dem Deut­schen Dorf zu Brandenburg und in spätmittelalter­lichen Zusammenhängen Magdeburgs (Dalitz/Müller 1996 45 f.· Stoll1977, 403 f. Abb. 1,a) fand sich solches , , .. Gefäßgut. Da die Keramik keine qualitative Uberle-genheit gegenüber den einheimischen Produkten auf­weist und auch nicht durch besondere ästhetische Reize im Sinne einer Luxusware ausgezeichnet ist, dürfte ihr Auftreten in Brandenburg nicht durch Im­port um ihrer selbst willen zu erldären sein. Vielmehr ist an Emballage oder ein Mitbringse.~ zu .denken. Das Auftreten derartiger Standbod~ng~fäße In der. Mark wurde mehrfach mit dem terntonalen Ausgnff der Wettiner verbunden,68 was plausibel erscheint, wenn man die starke Einflussnahme der Landesherren auf die Wirtschaft der Städte berücksichtigt. In unserem Falle ist eine solche Interpretation auS allgemeinen his­torischen Erwägungen jedoch unwahrscheinlich.

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Glatte braungraue Irdenware (Warenart 227): Die glatte braungraue Irdenware ist vom späten 12. bis in das 14.115. Jh. in geringen Mengen (bis 1 %) vorhan­den und als qualitativ herausragender Begleiter der Warenart 222 zu bewerten. Uneinheitlich gebrannte beigegraue Irdenware (Wa­renarten 231; 232): Die sandgemagerte beigegraue Ir­denware 231 und die kalkgemagerte Irdenware 232 sind vom 12. bis zum 15. Jh. vertreten, wobei Erstere teils beachtliche (Phase 3: 6,1 %, Phase 10: 10,9 %), Letztere stets geringe Anteile aufweist. Die lange Lauf­zeit der Gruppe 231 erklärt sich daraus, dass sich in dieser Materialeinheit sowohl Ableger der Warenarten 221/222 als auch solche der reduzierend gebrannten Gruppen 411/412 fmden, deren Färbung im hellgrau­beigen Mischbereich liegt. Auch typologisch bildet die Gruppe keine Einheit. Vertreter der Warenart 231 wei­sen große Ähnlichkeiten zu Keramik aus dem Töp­ferofen des späten 12.1frühen 13. Jhs. von Göttin auf (vgl. Beitrag Riederer, s. S. 248-250). Bezüglich der Gruppierung 232 ist bemerkenswert, dass in mittelalterlichen Schichten der Ausgrabung Ra­thenower Straße 4--5 im Nordwesten der Brandenbur­ger Altstadt ein größerer Anteil derartiger Keramik geborgen werden konnte (Biermann/Frey 2000, im Druck). Eine Erklärung dafür steht zunächst aus. Fer­ner ist die Warenart 232 kalkgemagerten Irdenwaren in Ostwestfalen und Südniedersachsen ähnlich, die dort vorwiegend dem 11./12. Jh. angehören (Stephan 1978, 64; Röber 1990, 21; 116; Warenart 22).

9.2. Oxydierend gebrannte Irdenware

Oxydierend gebrannte gelbe, rote und weiße Irden­ware mit feiner Sandmagerung (Waren gruppen 310-330): Die oxydierend gebrannten Irdenwaren spielen quantitativ eine geringe Rolle. Die gelbe Irdenware 310 tritt vom späten 12.Jh. bis in die erste Hälfte des 13.Jhs. sowie vom frühen 14. bis ins 15. Jh. in kleinen Mengen auf (ein- bis zweimal je Phase). Die rote Ir­denware 320 ist mit Schwankungen vom 12. Jh. bis ins 15. Jh. präsent, wobei sich Schwerpunkte in der ersten Hälfte des 13. Jhs. und im 15. Jh. ergeben (Phase 3: 3,1 %, Phase 9: 2,2 %). Die weiße Irdenware 330 kommt in geringer Anzahl vom späten 12. bis in die zweite Hälfte des 13. Jhs. vor und hat dann vom späten 14.Jh. an bis in die Neuzeit durchweg einen ge­ringen Anteil am Warenspektrum. Ihren Höhepunkt erreicht die Warengruppe in der zehnten Phase (3 %).

66 Knorr 1937, 192 ff.; Schirmer 1939, 75 ff.; StoU 1977, 403; Man­gelsdorf1994,82.

67 Schirmer 1939, 68 ff.;Schwabenicky 1982,311 ff.; 348; Vogt 1987, 131 f.; Schwabenicky 1987, 343; V. Herrrnann 1996,85 H.; 97 ff. Abb.2,5.

68 J. Herrmann 1962, 46; 71;Seyer1994, 254; Kirsch 1994, 15; 41.

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Oxydierend gebrannte Irdenwaren haben im gesam­ten Kugeltopfgebiet einen steten, jedoch gleichblei­bend geringen Anteil an Fundensembles meist bis in das 14. Jh. und noch darüber hinaus, wobei sich gele­gentlich ein Schwerpunkt im frühen 13. Jh. erkennen lässt.69 Sie sind weniger in Beziehung zur Irdenware Pingsdorfer An zu sehen als vielmehr zu den braun­grauen und grauen Waren, von denen sie nur durch ihre oxydierende Brandatmosphäre abweichen. Mit­unter mag es sich um Fehlbrände handeln (vgl. Peine 1993 b, 156; Biennann 1998). Sie wurden analog über­wiegend lokal erzeugt, z. B. in Göttin (Bierrnann 1998, 204), aber auch in exportorientierten Töpfereien wie dem niedersächsischen Coppengrave (Stephan 1981, 31 ff.). Auch in der Neuzeit kommen die Warengrup­pen neben der glasierten Keramik vor, und die hohen Quoten, die im vorliegenden Material für das 15. Jh. zu verzeichnen sind, mögen schon zu diesen jüngeren Waren hinleiten. Rot bemalte, gelbe und weiße Irdenware (Pingsdorfer Art): Vertreter der rot bemalten, fein gemagerten Ir­denware Pingsdorfer Art (Warenart 341) treten als Einzelfunde erstmals in der zweiten Phase, also dem späten 12. und frühen 13. Jh. auf, sind im 14. Jh. und dann wiederum im 15. Jh. vorhanden. Die gröber ge­magerte, rot bemalte Warenart 342 ist hingegen auf das späte 12. und die erste Hälfte des 13.Jhs. beschränkt. Die charakteristische Irdenware Pingsdorfer Art wur­de vom 9. bis zum 13. Jh. zunächst im Rheinland, in Belgien und in den Niederlanden produziert, regte je­doch später viele Töpfereien lokaler, regionaler und überregionaler Ausrichtung zur Nachahmung an. Im Laufe des 13. Jhs. wurde sie durch die technologisch anschließenden Faststeinzeuge ersetzt. Allerdings wurden nach dem Ende der rheinischen Produktion in anderen Herstellungsgebieten, z. B. in Südniedersach­sen, Sachsen und Böhmen, noch rot bemalte helle Ir­denwaren bis in das 14.115.Jh. erzeugt. Die rot bemal­ten Scherben in Schichten des 14.115. Jhs. der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 könnten solche Spät­erscheinungen anderer Provenienz darstellen. Für diese Annahme spricht, dass rot bemalte, weiße und gelbe Irdenware in der Mark Brandenburg überwie­gend erst dem 13.114. Jh., sogar noch dem 15.Jh. ange­hört?O Die vergleichsweise hohe Präsenz von Keramik Pings­doder Art in der Zeit um 1200, die auch am Branden­burger Altstädtischen Markt 1 zu beobachten ist (Kos­sian 1996, 11 Kat.), zeigt Verbindungen in den Westen an und zugleich die Beliebtheit derartiger Ware in jener Zeit. Diese Popularität wird auch daran deutlich, d~ss nur in dieser Zeit die wahrscheinlich lokal produ­ZIerte Variante 342 (vgl. Beitrag Riederer, s. S. 250-252) vorkommt, die im späten 12. und frühen 13. Jh. arbei­tenden Töpfereien von Göritz bei Rädel und Göttin (nach 1176) Pingsdorfer Irdenware imitierten (Man­gelsdorf 1985, 85 ff. Abb. 2,g-i; Biennann 1998, 204),

und dass ein Imitat der Pingsdorfer Ware in einem Brunnenfund des späten 12. Jhs. im Brandenburger Deutschen Dorf vorkam (Dalitz/Müller 1996, 44 ff. Abb.4).

9.3. Reduzierend gebrannte Irdenware

Reduzierend gebrannte mittelharte und harte graue Ir­denware (Warenarten 411-418): Die im Bruch weiße Grauware 411 tritt bereits im 12.1friihen 13. Jh. mit Einzelstücken auf, steigt in der ersten Hälfte des 13. Jhs. deutlich an (Phase 3: 2,1 %) und erreicht ihren ers­ten Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 13. und ers­ten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 4: 9 %; Phase 5: 16,7 %; Phase 6: 14,6 %). Die im Bruch graue Irdenware 412 hat im 12. und frühen 13.Jh. bereits 8,1 % und 3 % An­teil, steigt ab der ersten Hälfte des 13. Jhs. an (Phase 3: 15,6 %) und erreicht ihre höchste Quote (51,2 %) in der zweiten Hälfte desselben Jhs. Im ganzen 14. Jh. ist die Warenart maßgeblich vorhanden (40-55 %) und nimmt im Verlauf des 15.Jhs. bis auf einen Anteil von

9,6% ab. Für das vorliegende Material ist festzuhalten, dass die hellbrüchige Warenart 411 gegenüber den im Bruch und auf der Oberfläche grauen, zuweilen bräunlichen Gefäßfragmenten der Warenart 412 stets zurücktritt und erst in späterer Zeit überhaupt maßgebliche Werte erreicht, also eine tendenziell späte Erscheinung ist. Beide Keramikarten sind die Hauptvertreter der har­ten Grauware (Variante b) oder blaugrauen Ware, die das Keramikspektrum weiträumig vom 13. bis in das 15. Jh. bestimmt. Die betreffenden Warenarten ent­wickeln sich seit dem 12. Jh. allmählich aus den unein­heitlich gebrannten Warenarten und sind in den bei den ersten Phasen entsprechend noch ohne größere Bedeu­tung. Einen Fixpunkt für die Übergangsphase im spä­ten 12.1frühen 13. Jh. bildet der in diese Zeit datierte Töpferofen von Göttin, wo neben uneinlleidich (über­wiegend reduzierend) gebrannten Irdenwaren bereits ca. 10 % reduzierend gebrannte Keramik beobachtet wurden (Biemzann 1998). In der nördlichen Nieder­lausitz ist derartige Keramik, wie erläutert, bereits im 12. Jh. von weit größerer Bedeutung. Traditionell wird

69 Vgl. Janssen 1966, 142; Grate 1976, 256; Stephan 1978 69· Lüdtke 1985,59 f.;Peine 1988,35; 146, Abb. 101;Röber ]990 20 H.; 116 ff.Abb. 6;Spit2ner-von der Haar 1993,53 H.; Müller 1996 b, 225; 241 Tab. 9.

70 Vgl. allgemein zur Keramik Pingsdorfer Art Borremans/Las­sance 1956; Bruijn 1960/61; 1962/63; Hurst 1969,93 ff.; Barton 1977,47 ff.; Stephan 1981,39; Koch] 986, 174 H.; Gross 1991 72 H.; zum Verhältnis zu den Faststcinzeugen Lobbedey 1968, 86 f.; 1986, 185 f.; Stephan 1982, 103; Peine 1993 b, ] 73; zur Produk­tiO? in anderen Gebieten Grate 1976, 296 f.; StolI] 977, 410; Peme 1993a, 262; Halle 1992,58; zu den späten Brandenburger Funden Huth 1975, 92 f.; Kirsch 1985, 131 ; Mangelsdorf 1991, 215 ff.; 1994,111; M. Schuh 1995,96; auch im Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Reetz lassen sich entsprechend späte Stücke feststellen (eigene Durchsicht).

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der Beginn dieser Keramik im westlichen Branden­burg um 1220 angenommen (Grimm 1959,84 f.). Die beiden Warenarten dürften überwiegend lokal oder im Umland der Brandenburger Doppelstadt pro­duziert worden sein, wofür allgemein die zahlreichen Nachweise von Töpfereien derartiger Keramik in oder im Umkreis von mittelalterlichen Städten (Kirsch 1994, 99; Biermann 1998) herangezogen werden können, und im Speziellen die Gefügeuntersuchungen Riede­rers (s. S. 248-250). Selbstverständlich ist nicht auszu­schließen, dass mit einigen der Grauwaren auch über weitere Entfernungen gehandelt wurde (vgl. Müller 1996 a, 61). Die graue Waren art 413 mit körniger Oberfläche ist auf das 13. Jh. beschränkt. Es handelt sich um eine Nebenerscheinung der Warenart 412, die hier wohl durch besonders starke Feuerung und infolgedessen hervortretende Magerungspartikel verursacht wurde. Die im Bruch weiß gemantelte Irdenware 414 kommt in geringen Anteilen vom späten 12. Jh. bis in das 15. Jh. vor, wobei sich ein Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 14.Jhs. einstellt (Phase 6: 3,4 %). Auch diese Gruppe ist Resultat eines vermutlich unbeabsichtigten Verlaufs der Brandatmosphäre, scheint dabei aber vor­wiegend später Zeitstellung zu sein. Sehr lange läuft die feine graue Irdenware 415 durch, deren Schwerpunkt im 15. Jh. liegt (Phase 9: 5,1 %). Die frühen Stücke müssen, gemessen am Standard der übrigen Keramik, als außergewöhnlich qualitätvoll gelten. Feine graue Irdenware ist eine übliche und weit verbreitete Nebenerscheinung der Grauwaren und dabei vorwiegend späterer Zeitstellung. Ausgegliedert \\rurden Warenarten mit ähnlichen Eigenschaften z. B. in Minden (Warenart 34; Peine 1988, 38) und tom Roden (Warenart 42; Röber 1990, 33 f.). Die polierte graue Warenart 416 präsentiert sich erst­mals mit geringem Anteil in der zweiten Hälfte des 13. Jhs., um dann im 14. lind 15. Jh. besondere Bedeu­tung zu erlangen (Phase 8: 5,4 %). Die Gef.-iße, kleine Kugeltöpfe und Becher oder Näpfe, sind z. T. dem Trinkgeschirr zuzuweisen. Dass Trink- und Schenkge­schirr oft poliert wurde, ist auch im uckermärkischen Seehausen zu beobachten (M. Schulz 1995,37), und die späte Zeitstellung der Politur kann in Frankfurt an der Oder (Huth 1975,95), auf der Wüstung Miltendorf bei Reetz (eigene Durchsicht) und auch imp.ommerschen Kolberg (Rr;bkowski 1995, Abb. 4) besta~lgt werden. Als Einzelstück des 15. Jhs. (Phase 9) hegt das Frag­ment eines Tiegels aus Graphitton (Warenart 417) vor. Ab dem späten 12., vor allem aber vom späten 14.115. Jh. bis weit in die Neuzeit \vl.1rden solche zur MetalI­verarbeitung verwendeten Gefäße in Süddeutschland und dem Donauraum hergestellt und weit verbreitet.7! Riederer (s. S. 254 [probe 33/01]) hält eine Herkunft aus Kropfmühl bei Passau für wahrscheinlich. In Brandenburg liegen weitere Exemplare vom Neustäd­tischen Markt (Stadtmuseum Brandenburg IV-Nr.

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1175), aus dem Rathenower Torturm (z.Z. Untere Denkmalschutzbehörde Brandenburg, o. IY.-Nr.) und vom Altstädtischen Markt 1 (BLMUF 1995:404/ 5189/01) vor. Analogien gibt es zudem in Magdeburg (StollI977, 405 f.) und Leipzig (Küas 1966, 502). Die mit Grus gemagerte, ebenfalls rare Grauware 418 tritt - in allerdings geringen Mengen - fast ausschließ­lich vom späten 12. bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. auf. Der frühe chronologische Ansatz wird durch ent­sprechende Funde im um 1177 errichteten und bald darauf vedüllten Brunnen im Brandenburger Deut­schen Dorf bestätigt (z. Z. Untere Denkmalschutzbe­hörde Brandenburg). Solche Keramik ist im Fundma­terial der Wüstung Miltendorf bei Reetz im Fläming maßgeblich vorhanden (eigene Durchsicht), sodass eine Herkunft dieser Stücke von dort zu erwägen ist. Reduzierend gebrannte harte und sehr harte, glän­zende Irdenware (Warenarten 421-422): Die durch ihre Härte und den metallischen Glanz ausgezeichne­ten Warenarten 421-423 unterscheiden sich nur gra­duell - durch ihre Oberflächenbeschaffenheit und Bruchfarbe - und werden deshalb hier gemeinsam be­sprochen. Sie treten mit geringen Anteilen (0,5-1 %) im späten 12. bzw. der ersten Hälfte des 13. Jhs. auf, steigern sich in der zweiten Hälfte des 13.Jhs. schlagar­tig auf 13 % und behalten bis in das frühe 15.Jh. Quo­ten zwischen 3,7 % und knapp 9 %. Grauware mit metallischem Glanz ist weit verbreitet und, innerhalb der jeweils lokal produzierten Grauwa­ren, eine allgemein späte Erscheinung.72 Sie tritt meist im frühen 13. Jh. auf, nimmt ab der Mitte des 13. Jhs. stark zu und besitzt noch im 14. Jh. große Bedeutung. Die Gültigkeit dieser Datierung für lokale Grauwaren ist besonders hervorzuheben, da sich die im Rheini­schen Vorgebirge produzierte Paffrather Ware bereits im 11.112. Jh. durch besondere Härte, einen weißen Scherben und silberglänzende Oberfläche auszeich­nete und, solcherart hervorgehoben, als weiträumig verhandelte Feinware zum Archetyp mannigfacher Derivate avanciert sein könnte.73 Da die Masse der lokal produzierten Waren mit Oberflächenglanz je­doch erst dem fortgeschrittenen 13. Jh. angehört und demzufolge ein zeitlicher Hiatus zum Auslaufen der Paffrather Ware im ersten Viertel des 13. Jhs. besteht (Lüdtke 1985, 63; Gläser 1987, 394 f. Abb. 7), ist ihre Vorbildwirkung fraglich. Ebenso darf man - wie bei der polierten Ware 416 - daran denken, dass die im Zuge zunehmender Tischkultur auch im bürgerlichen Haushalt aufkommenden Metall- und besonders

71 Sto{{1977, 405 f.; Kahmitz u. a. 1984, 191 f.; Schä[er/Ansorge 1994, 171 H.

72 Nickel 1960, 66; 1964a, 89; Huth 1975, 95; Schwabenicky 1982 350; Ring 1990,15; 19; 48; Röber 1990,36 f.; 116 Abb. 16; M: Schulz 1995,37; V. Herrmann 1996, 99; Kossian 1996, 11.

73 Lung 1955156, 355 ff.; Lüdtke 1985,62 f.; Peine 1988, 36 f.j 146j Gläser 1992b, 190.

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Zinngefäße Anstoß der Entwicklung wurden. Bei einem silbergrauen und im Bruch weißen Kugeltopf­rest aus dem späten 12.1frühen 13.Jh., für welchen Rie­derers Untersuchungen (s. S. 248-250) eine Branden­burger Provenienz wahrscheinlich machen, könnte es sich allerdings um ein unmittelbares Derivat der Paff­rather Ware handeln.

9.4. Faststeinzeug und Steinzeug

Faststeinzeug (Warenarten 511-517): Die Differenzie­rung zwischen den verschiedenen Scherbenfarben des rot engobierten Faststeinzeugs 511/512 ist nicht zu überschätzen, da es Hinweise auf die gleichzeitige Pro­duktion dieser Warenarten am gleichen Ort gibt, so in Bengerode im Solling (Grote 1976, 253 ff.). Im Fund­material der Wüstung Miltendorf bei Reetz wurde ein Krug-/Kannenrandstück aus glasiertem Faststeinzeug beobachtet, dessen Corpus grau, der Henkel aber gelb ist (eigene Durchsicht). In Minden ergaben sich Anzei­chen für die Produktion verschiedener Faststeinzeuge beim gleichen Brand (Peine 1988, 44). Die Warenarten 511 und 512 werden hier daher gemeinsam besprochen. Das rot engobierte Faststeinzeug (Warenarten 511; 512) kommt in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. auf (phase 4: 0,9 %), um im 14. Jh. stark zuzunehmen (Phase 6: 2,3 %) und seinen Höchststand im späten 14. und 15. Jh. zu erlangen (Phase 8: 6 %j Phase 9: 5,4 %). Die späten Stücke sind häufig sehr stark versintert und könnten z. T. bereits als Steinzeug gelten. Der musche­lig brechende, porzellanartige Scherben des Steinzeugs Siegburger Art (Warenart 521) wird jedoch nicht er­reicht. Allgemein gilt, dass die Übergänge vom Fast­steinzeug zum Steinzeug fließend sind, und eine Ab­grenzung am leichtesten über das Detail der roten Engobe durchführbar ist. In dieser Weise verwendet etwa auch Röber (1990, 43 ff.) die Terminologie. Das braun glasierte, graue Faststeinzeug (Warenart 513) ist als Einzelstück erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. zu vermerken und hält im 14. und 15. Jh. Quoten zwischen 0,4 % und 1,3 %. Das braun gla­sierte gelbe Faststeinzeug (Warenart 514) kommt in der ersten Hälfte des 14. Jhs. mit knapp über 0,5 % (phase 6) und im späten 15. Jh. mit einem verhältnis­mäßig hohen Anteil von 1,7 % (Phase 10) vor. Diese Warenarten wurden im Rheinland, in Nordhes­sen und Südniedersachsen für den Export erzeugt,74 je­doch zumindest seit dem 14. Jh. auch in Sachsen und eventuell in der Mark Brandenburg.75 Eine Herkunft unserer Stücke aus N ordhessenlSüdniedersachsen dürfte am wahrscheinlichsten sein. Die sieben Fragmente der Warenart 515, die sich mit Ausnahme eines Lesefundes und eines in neuzeitliche Schichtung verlagerten Gefäßrestes in der vierten Phase (zweite Hälfte 13. Jh.) fanden und zu denen ein Dornrand gehört, sind durch ihre körnige Oberfläche mit gut erkennbaren Magerungspartikeln und die

schwache Engobe deutlich vom übrigen Faststeinzeug getrennt. Die Warenart ist Proto-/Faststeinzeugen in Schleswigund Südniedersachsen ähnlich, deren Prove­nienz im Rheinland angenommen wird (Stephan 1978, 88 f.; Lüdtke 1985, 66 f.). Jedoch hebt Riederer (s. S. 252-254 [probe 544/02J) infolge seiner Dünnschliffun­tersuchungen hervor, dass diese Keramik branden bur­gisch ist und sich vorwiegend durch eine besondere Magerung - offenbar Glasurpartikel - vom üblichen Erscheinungsbild abhebt. Hier gewinnt ein mysteriöser Sammelfund technolo­gisch und typologisch sehr ähnlicher Keramik aus dem nahen Ketzin Bedeutung (Kirsch 1994, 64 H.). Es han­delt sich um insgesamt 14 Krüge und Becher aus san­dig-rauem Faststeinzeug, die zusammen mit typolo­gisch frühen Kugeltöpfen vor 1885 ausgegraben worden sein sollen, wobei diese Provenienz nicht zweifelsfrei ist. Jedenfalls ist zu vermerken, dass es sich z. T. um starke Fehlbrände handelt, die kaum mehr verhandelt worden wären. Sollte die daraus folgende Interpretation als Töpfereifund und die Provenienz Ketzin richtig sein, könnte dies eine Produktion des Faststeinzeugs der Warenart 515 nahe Brandenburg anzeigen. Die eigenartige Magerung des Brandenbur­ger Stückes könnte dabei eine Art Flussmittel für den zur Sinterung weniger geeigneten Ketziner Ton dar­stellen. Eine ähnliche Beimischung nimmt auch Müller (1996a, 64 f.) für eine mögliche Faststeinzeugproduk­tion in Lübeck an. Kirsch (1994, 67) vermutet im Blick auf die engen typologischen und technologischen Be­züge der Ketziner Keramik ins Rheinland, dass sich ein rheinischer Töpfer im flühen 13. Jh. in Ketzin nieder­gelassen und hier eine Produktion von Faststeinzeug aufgenommen haben könnte. Die Funde der Waren art 515 in Brandenburg - diese liegt auch von anderen Fundplätzen in der Stadt Brandenburg vor76 - wären dann keine Hinweise auf Brandenburger Fernverbin­dungen nach Westen oder Süden, sondern auf Nah­handel im Havelland. Zusammen mit der Faststein­zeugproduktion aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. vom Berliner Krögel (Kirsch 1994, 80 ff.) und jener von Frankfurt/Oder (Huth 1975, 136 H.; 219 H.; kritisch H. Schäfer 1991, 26) wäre Ketzin der dritte bekannte mittelalterliche Erzeugungsort von Faststeinzeug im nördlichen Brandenburg.77

Das gelbe sinterengobierte F aststeinzeug/schr harte Ir­denware (Warenart 516) tritt als Einzelstück in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. auf und dann zweifach im

74 Beckmann 1975; Stephan 1981, 75 (Warenan 560); Grote 1976, 253 ff.

75 Huth 1975, 136 H.; 219 ff.;H. Schäfer 1991; Kirsch 1994,64 ff.; 80 ff.

76 Kossian 1996, Kat.: Bef. 5108, 6015,6109; Neustädtische St. An­nenstraße, z. Z. Untere D~nkmalscl:utzbehördc Brandenburg; Rathenower Straße 4-5 (Blcrmannlfrey 2000, im Druck).

77 Für die Möglichkeit der Inaugenscheinnahme des Ketziner Fundes habe ich E. Kirsch, Berlin, sehr zu danken.

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späten 15. Jh. Eines der Stücke enthält - wie die Waren­art 515 - glasurartige Partikel (vgl. Beitrag Riederer, s. S.254). Das erste Fragment aus Faststeinzeug ohne Engobe (Warenart 517) ist in der ersten Hälfte des 13. Jhs. vor­handen (Phase 3) und damit der früheste Vertreter der SintelWaren. Bis in das 14. Jh. kommt es in geringer Anzahl vor. Steinzeug (Warenarten 521; 522): Das Steinzeug Sieg­burger Art ist nach einem Irrläufer in der zweiten Phase in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (oder um 1300) und der ersten Hälfte des 14.Jhs. in Unikaten vorhan­den und setzt in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. stärker ein (Phase 7: 1,3 %). Bis 1500 nimmt es in der Menge noch zu (Phase 10: 3,9 %). Steinzeug Sieghurger Art wurde im Rheinland - bzw. hier vor allem in Siegburg - sowie, seit der ersten Hälfte oder der Mitte des 14.Jhs. (vgl. Kap. 6.3.), auch im sächsischen Waldenburg hergestellt. Letzterem Produktionsort könnte die braun oder rot engobierte Warenart 522 entstammen, die erst etwas später als Warenart 521 in der siebenten Phase (zweite Hälfte des 14. Jhs.) aufkommt. Die Einfuhr aus beiden Pro­duktionsorten nach Brandenburg scheint keine grö­ßere Bedeutung besessen zu haben, da die Gesamt­menge der Funde, 0,7 % der Gesamtanzahl der Scherben, nicht nur im vorliegenden Material, son­dern auch in anderen Brandenburger Fundensembles - Altstädtischer Markt 1 (Kossian 1996, Kat.), Rathe­nower Straße 4-5 (Biermann/Frey 1998) und Plauer Straße 11-12 (eigene Durchsicht)- sehr gering ist. Das frühe Auftreten eines Siegburger Fragmentes in der vierten Phase, die bis in die Zeit um 1300 reicht (Abb. 11,19), kann aus einer geringfügigen Verschleppung des Stückes resultieren, aber auch auf einen frühen Import aus Sieg burg hinweisen. Dass dies durchaus möglich ist, zeigt der Fund einer Siegburger Scherbe in einem mittels einer Münze Ottos IV. von Branden­burg (1266-1308) in die Zeit um 1300 datierten Keller in der Wüstung Berlin-Hellersdorf (Seyer 1994,244). Auch die Form unseres Gefäßes gehört in Siegburg zur Produktion seit dem späten 13. Jh. oder um 1300 (Beckmann 1975, 196 H. Taf. 61; 77). Der Bedeutungszuwachs dieser Warenart an der Alt­städtischen Fischerstraße 5-6 in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. deckt sich mit den Beobachtungen im weite­ren westlichen Brandenburg (Mangelsdorf 1994, 121) sowie ferner an ostdeutschen Schatzgefäßen (Stoll 1985 a, 38).

9.5. Glasierte Irdenware

Außen bleiglasierte gelbe Ir~enware (Warenart 611): Die Gruppe der älteren glaSIerten gelbe~ Irde~wa~en lässt sich nach Art des Scherbens noch emmal 10 eme weiße, pfeifentonartige un~ in eine etwas gröbere, gelbscherbige Variante aufghedern.

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Zur ersten Gruppe gehören zwei oder drei außen grün glasierte, weiß- bis gelbscherbige Miniaturstandboden­töpfe aus der zweiten (spätes 12. und frühes 13. }h.) sowie aus der vierten Phase (zweite Hälfte des 13. Jhs.; Abb. 8,4; 10,26). Derartige Gefäße kommen vielerorts in Keramikkomplexen vom 11. bis zum 13.114. Jh. vor. Auch aus der Brandenburger Altstadt sind sie zahlreich bekannt. Die Töpfchen könnten als Spielzeug, Schmink-und Salbbehältnisse, als "Stippnapf zum Net­zen des Fadens beim Spinnen" (Schütte 1982,207) und als Gewürzbehälter bei Tisch gedient haben. Manchmal wurden solche Gefäße auch als Reliqienbehältnisse ver­wendet. Unsere Stücke könnten aus Südniedersachsen oder Nordhessen stammen, wo glasierte Miniaturge­fäße bereits frühzeitig erzeugt wurden.78

Der zweiten Gruppe gehören vier einzelne Wandscher­ben außen grünlichgelb oder farblos glasierter, größerer Gefäße an, die sich in Schichten des späten 13. Jhs. und des 14. Jhs. fanden. Darüber hinaus ist hier eine grün glasierte, mit einer Zierleiste versehene Wandscherbe aus der zweiten Phase (spätes 12. und frühes 13. }h.) zu­zuordnen, welche in den Umkreis der so genannten hoch dekorierten Waren gehört. Nach den Gefügeun­tersuchungen Riederers ist die Herkunft aller Stücke außerhalb der Mark zu suchen, und im Gegensatz zur roten glasierten Irdenware gibt es für die gelbe bisher auch keine archäologischen Hinweise auf eine märki­sche Produktion. Sie dürfte aus dem westlichen Mittel­oder aus Westeuropa stammen, etwa aus Belgien und den Niederlanden, wo bereits im 11./12. Jh. derartige Keramik erzeugt wurde.79 Als Herkunftsgebiet kommt auch England in Frage, wo die Produktion glasierter heller Keramik ebenfalls frühzeitig belegt werden kann (Dunning 1961). Ostdeutsche Verbindungen des späten Mittelalters in diesen Raum bezeugen Berliner und Magdeburger Funde (Kirsch 1994, 63 Abb. 39,3; Stoll 1977, 411). Aus allgemeinen topographischen Erwä­gungen heraus ist aber erstgenannte Variante wahr­scheinlicher. Ältere glasierte rote Irdenware (Warenart 612): Die gla­sierten roten Irdenwaren, darunter die bereits hervorge­hobene Henkelkanne mit zoo- und anthropomorpher

78 Vgl. allgemein Stoll1980a, 253; 261; Grimm 1990, 134; Taf. 44; Billig u. a. 199~, 194; Madsen 1991; Kirsch 1994, 13; 62 f.; 1997, Taf. 13; Funde In der Brandenburger Altstadt sind vom Altstäd­tischen Markt 1 (Kossian 1996, 13; Kat.), von der Rathenower Straße 4-5 (Biermann/Frey 1998) und von der Plauer Straße 11-12 (eigene Durchsicht) zu nennen. Weitere Stücke stammen vom spätslawischen Gräberfeld Brandenburg-Neuendorf (Henmann/Donat 1974, 80/37). Zur Funktion vgl. Koch 1986, 161; Waterstradt 1987, 147ff.; Vogt 1987, 142; Oexle 1992 394' als Reliquienbehältnisse Stoll1985a, 37; 1985 b 147 f: Kirsch 1994, 13; 62; zur Produktion in Südniedersachs:n-Nordhessen vgl. Grote 1976, 261; Stephan 1982, 91 ff.; 98 Abb. 35; Peine 1988,46 f.; Bergmann 1993,221 Kat.-Nr. 82.

79 Borremans/Lassance 1956; Bruijn 1962/63, 415 ff.; Barton 1968, 33; 1977, 47 H.; Lobbedey 1968, 84; Lüdtke 1985, 63 ff.; Röber 1990,48 ff.; Peine 1993 a, 262; Kirsch 1994,63; Müller 1996a, 58.

-I i I I I I

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Auflage (Abb. 14,14; 25), verteilen sich zu jeweils zwei bis drei Exemplaren auf die dritte, vierte, sechste und siebente Phase, also auf die lange Zeitspanne von der ersten Hälfte des 13. Jhs. bis in das späte 14. Jh. Weitere Stücke aus Schichten des 15. Jhs. markieren bereits den Übergang zur jüngeren Spezies. Ältere glasierte rote Irdenware tritt - meist in geringen Mengen - vielerorts auf. In der Stadt und im Land Brandenburg kennen wir glasierte rote Irdenware von mehreren Fundorten des 13./14. Jhs. Die Neufunde aus jüngeren Stadtkerngrabungen (Kirsch 1994, 63) lassen ihre weite Verbreitung zunehmend deutlicher erken­nen. Die glasierte rote Irdenware ist meist Trink- und Schenkgeschirr und gehört zur gehobenen Tafelkultur. Derartige Irdenware wurde in Gebieten mit spätantiken Traditionen, hispanomaurischen oder byzantinischen Einflüssen bereits seit dem 10.-11. Jh. erzeugt: zunächst in Italien, Nordfrankreich, dem Rheinland, den Niederlanden und Belgien sowie England, dann im weiteren Nord- und Ostseeküstengebiet. Seit der Mitte des 13., verstärkt im 14. Jh. gibt es auch im ost­deutschen und polnischen Binnenland Produktions­hinweise.so Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Riederer (s. S. 252-254 [probe 581/02]) den farblos glasierten Dornrand aus Phase 3 (erste Hälfte des 13. Jhs.) aufgrund seiner im Dünnschliff erkennbaren Merkmale als Brandenburger Produkt wahrscheinlich machen kann, womit sich ein sehr früher Hinweis auf Glasur in unserem Raum ergäbe. Ein anderes Stück ist sicherlich Import (s. S. 254 [probe 282/02J). Unserem Fund ähnliche, anthropomorph verzierte Schankgefäße gibt es von einer Reihe weiterer ostdeut­scher Fundorte.sl Die Stücke bezeugen, dass die ex­quisite Keramik in hiesigen Bürgerhaushalten und Klöstern durchaus gängig war. Hinweise für die Pro­duktion von mit anthropomorphen, helltonigen Auf­lagen verzierten glasierten Gefäßen im 13. und frühen 14. Jh. liegen aus Dänemark und Schweden (Barton 1968,35 f.), England, Nordostfrankreich und Belgien (Barton 1977, 47 ff.) sowie aus Lübeck vor (Meyer 1993,277 H.; Müller 1996a, 61 f.). Ein unserer Kanne recht nahes Gefäß mit gestempeltem rundem Gesicht zeigt Barton (1977, 47 H. Abb. 14,11) aus Nordost­frankreich. Die übrige "highly decorated ware", die der Forscher aus Schweden und Nordostfrankreich zusammengestellt hat, stimmt mit dem Brandenburger Exemplar zwar in der Glasur, den hellen Auflagen auf rotem Grund und der Originalität überein, doch han­delt es sich selten um Stempeldekor, und die mensch­lichen Figuren sind meist weiblichen Geschlechts. Innen grünlich-farblos glasierte Schüsseln aus dervier­ten (Abb. 11,5) und sechsten Phase, der zweiten Hälfte des 13. und ersten Hälfte des 14.Jhs., nutzen bereits die Dichtungsfunktion des Überzuges aus. Solche Gefäße wurden während des späten Mittelalters z. B. im rhei­nischen Paffrath (Lung 1955/56, 365 f. Abb. 6,2.4) und in den westfälischen Töpfereien von Tecklenburg und

Donmund-Groppenbruch erzeugt (mit Grapenfüßen; Finke 1981,218 f. Abb. 4; Bergmann 1993,301 Kat.­Nr. 188); in der Mark konnten entsprechende Pfan­nenreste in einem durch eine Münze Ottos IV. von Brandenburg (1266-1308) datierten Befund in Berlin­Hellersdorf, sowie in Magdeburg in einer Abfallgrube der ersten Hälfte des 14.Jhs. festgestellt werden (Seyer 1994, 244;StollI963, 605 Abb. 6).

9.6. Exkurs zur neuzeitlichen Keramik: Zieglerware

In neuzeitlicher Planierschichtung (Obj. 17) fand sich ein auf Ober- und Unterseite mit trichterförmigen Bohrungen versehener Backsteinzylinder (Abb. 16,20). Die Form der Löcher könnte eine Funktion als einfacher Lichtstock nahe legen, doch ist dies nur Spe­kulation, zumal im kürzlich zusammengestellten bran­denburgischen Material auch keine Parallelen vorhan­den sind (Witkowski 1993, 179 ff.). In der Verfüllung eines Kellers des 18. Jhs. (Obj. 482) fand sich ein Zieglerdeckel (Abb. 16,19). Dieser Funk­tionstyp, der neben der Gefäßabdeckung mitunter auch als Hypokaustdeckel diente (Enzenberger 1997), wurde vom 14. bis 18.Jh. weiträumigverwandt.s2 Hin­weise auf ein früheres Auftreten seit dem 12. Jh. (Ni­ckel1964 b, 336 H.; C. Schulz 1990,192) scheinen nicht stichhaltig zu sein; im von mir gesichteten Branden­burger Fundmaterial liegt Zieglerware sogar erst seit dem 15./16. Jh. vor (vgl. auch BiermannlFrey 2000, im Druck). Im über 12000 Keramikfragmente umfassen­den Fundmaterial der Wüstung Miltendorf bei Rcetz im Fläming, die kurz vor oder um 1400 wüst fiel, feh­len sie ebenfalls (eigene Durchsicht). Ihre Produktion war ein Nebenerwerb von Zieglcrn, doch treten sie gelegentlich auch in Töpfereien auf (Kausch 1957, 93 Abb. 1; C. Schulz 1990, 173 Anm. 28). Im westfälischen Tecldenburg wurden Lichtstöcke der charakteristischen, reich verzierten Form, die offenbar aus Zieglerware sind, in großer Zahl im Zusammen­hang einer Töpferei gefunden (Pinke 1981).

80 Vgl. allgemein Lüdtke 1985, 54 ff.; 65 f.; Peine 1988,48 H.; Röber 1990,50 f.; Gläser 1992a, 66 ff.; 1992b, 193; Müller 1996a, 61 f.; zu Stadt und Mark Brandenburg vgl. Maczijewski 1972, ]01; 107; Huth 1975, 92jPlate 1989, 216; Kirsch 1994,62 f.; 1997, Taf. 13-14; Seyer 1994,244;254; M. Schl4lz 1995,86; Kossian 1996, 12 f.; Kat.; zu den Produktionsorten vgl. Lung 1955/56, 363 H.; Kausch 1957; Dunning 1961; Hurst 1968, 195 H.; 1969, 93 H.; Lobbedey 1968, 84; Barton 1968; 1977,47 H.; Stephan 1982, 78 ff.; 98; Meyer 1980, 69; 1993, 277 ff.; Lüdtke ] 985, 54 ff.; zur Er­zeugung im ostdeutsch-polnischen Binnenland Warnke 1966 268 H. Ab~. 182; Schwabenicky 1.982, 353 H. Abb. 45; Vogt 1987: 142; Schmidt 1990, 7 H.; 24 f.; KIrSch 1994, 57 H.; Kretzschmann 1997,79; H. Schäfer 1994; 1997.

81 Nickel 1964a, Taf. 58 f.; Stoll1977, 410 ff.; M. Schulz 1995,67 f.; Kossian 1996, Taf. 4,5; Kirsch 1997, Taf. 14 f.

82 Vgl. Maczijewski 1972,111; Huth 1975, Taf. 30,8; Schmidt 1990 21 f.;Ring1990,51; C.Schulz 1990, 192; Gläser 1992 a, 83; Pein; 1993 b, 181 f.;Müller1996b,259.

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10. Wirtschafts- und siedlungsgeschichtliche Ana­lyse der Keramik

10.1. Zur Organisation der mittelalterlichen Gefäß­hersteilung

Für die vorliegende Keramik kommen eine hauswerk­liche und eine handwerkliche Erzeugung sowie ent­sprechende Zwischenformen in Frage (vgl. Lüdtke 1985, 118 f.; zu einer Definition der Begriffe Schlesier 1981, 9 ff.; 28). Historische Quellen zu diesem Sach­verhalt sind für das späte Mittelalter in Brandenburg nicht vorhanden (Mangelsdarf 1994, 30). Archäolo­gisch kann die Herstellungsform bestimmter Kera­mikvarianten einerseits erkannt werden, wenn für diese Töpfereibefunde vorliegen, deren handwerk­licher Starus deutlich zu machen ist. Andererseits lässt die Qualität mancher Keramikarten Schlüsse auf die Professionalität ihrer Hersteller zu. Während für die mittelslawische Irdenware eine haus­werkliche Herstellung wahrscheinlich ist, stellen sich die spätslawischen Gefäße infolge der höheren Qua­lität als vermutlich von Töpfern erzeugt dar (vgl. zu­letzt Mangelsdorf1994, 31). Für die braun graue Irden­ware des 12./13. Jhs., die geringer Qualität und schlichter Formgebung ist, würde sich aus diesen Gründen zunächst der Schluss auf hauswerkliche Her­stellung ergeben, doch ist dennoch eine handwerkliche Produktion anzunehmen. Derartige Keramik ent­stammt nämlich Töpfereien wie jener von Göttin bei Brandenburg, deren gewerblicher Status aus ver­schiedenen Indizien erschlossen werden kann (Bier­mann 1998). Im Wesentlichen dürften handwerkliche Produktionsformen bereits zur Zeit der deutschen Einwanderung vorauszusetzen sein, denn im Altsie­delland wird die Durchsetzung gewerblicher Kera­mikproduktion, auch außerhalb der exportorientier­ten Gebiete, in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. bzw. um 1200 angenommen (Stephan 1991, 225; Müller 1993, 471 ff.). Für die späteren Grauwaren ist dies durchweg vorauszusetzen, da sowohl die Qualität hoch ist als auch zahlreiche Töpfereien dieser Keramik allein in der Mark bekannt sind (vgl. Zusammenstellung bei Kirsch 1994, 17 f.; 99), an deren gewerblichem Status kein Zweifel bestehen sollte. Sicher gilt das auch für die frühen glasierten Irdenwaren sowie die Sinterwaren, gleich, ob sie von Produktionsorten außerhalb der Re­gion oder aus der Mark Br~ndenburg sta~m~n. Dass beide Warenarten z. T. gesIchert und teIlweIse mut­maßlich bereits im 13 . .Th. auch in der Mark hergestellt wurden, bezeugt den allgemeinen Aufschwung der Ökonomie im späten Mittelalter. Bisher wurden in der Brandenburger Doppelstadt noch keine mittelalterlichen Töpfereien gefunden, doch sind sie im Blick auf Verhältnisse anderwärts zu vermuten (vgl. Schmidt 1990; Kre~zschmann 1997). Dass ein Teil der Irdenwaren aus Dorfern der Umge-

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bung stammte und ländliche Töpfer den städtischen Gefäßbedarf der beiden Städte zumindest teilweise ge­deckt haben könnten, zeigt der Töpfereibefund von Göttin (Biermann 1998). Die Vermutung wird durch die Dünnschliffanalysen Riederers, in den Grenzen dieser Methode, untermauert (s. S. 248-250).

10.2. Keramischer Kleinraum

An der vorliegenden Keramik lassen sich einige Spezi­fika aufzeigen, welche einen keramischen Kleinraum (Stephan 1984, 43) innerhalb des "Niedersächsischen Kreises" (Knarr 1937, 189 ff.), also der von Kugelbö­den bestimmten nordwest- und nordostdeutschen Ke­ramikregion, bestimmen könnten. Dies sind die (im Vergleich mit der Niederlausitz) lange Laufzeit der braungrauen Irdenwaren, vielleicht die vergleichs­weise frühe Ersetzung spätslawischer Keramik, die späte Entfaltung des Gefäßartenspektrums, die Selten­heit der andernorts im 14./15. Jh. weit häufigeren ein­zelnen Schulterleisten, die kleine Anzahl innen mehr­fach gekehlter Ränder (Randform 15) und das geringe Auftreten von Grapen. Ob sich diese Interpretation der genannten Sachverhalte bestätigen wird, bleibt bis zur Bearbeitung weiterer Keramikensembles aus Brandenburg abzuwarten. Bisher steht dazu nur das Fundmaterial der Rathenower Straße 4-5 zur Verfü­gung, welches allerdings erst ab dem 13. Jh. einsetzt. Die Deurung der aufgeführten, vorrangig typologi­schen Merkmale kann dort bestätigt werden (Bier­mannlFrey 2000, im Druck). Die meisten am Fundmaterial der Altstädtischen Fi­scherstraße 5-6 beobachteten Eigenschaften und deren Entwicklungen sind jedoch den im weiteren Kugel­topfgebiet festgestellten Eigenheiten ähnlich. Randfor­men, Dekore, Gefäßarten und technologische Merk­male lassen sich in ihrer Gestalt und ihrem Aufkommen meist mühelos über weite Räume ver­gleichen. Die Auswertung der vorliegenden Keramik stellt insofern dar, dass der Mode und dem Zeitge­schmack unterworfene wie auch technisch und funk­tional bedingte Veränderungen im spätmittelalter­lichen Norddeutschland schnell vermittelt wurden. Mithin lässt sich daran eine intensive kulturelle, vor allem wirtschaftliche, politische und auch personale Vernetzung seiner einzelnen Teilgebiete erkennen. Davon unberührt bleibt der Umstand, dass sich be­stimmte Wirtschaftsräume, vor allem das Rheinland und die Küstengebiete, später und in geringerem Maße auch der südniedersächsisch-nordhessische Raum , stets als Ausgangspunkt von Keramikentwicklungen, als Impulsgeber für die übrigen Gebiete erkennen las­sen.

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Ph.l0

Ph.9

Ph.S

Ph.7

Ph.6

ph.4

ph.3

ph.2

Ph.l

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Steinz. Siegburger Art

EI Faststeinzeug

I11III 226/341-2/417/611-2

D übrige Ware

Abb. 31: Anteile besonderer, mutmaßlich und sicher importierter Warengruppen und -arten in den Phasen 1-4 und 6-10 (nach Fragmenten)

10.3. Fernverbindungen im Spiegel des Fundgutes (Abb.31)

Die Importe an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6 zeigen Verbindungen des Fundortes in den jeweiligen Provenienzraum an (Lüdtke 1985, 119 ff.). Sie können daher begrenzt zur Frage nach Handel und Mobilität im mittelalterlichen Brandenburg und somit im weite­ren Sinne der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt beitragen (vgl. Stoll1977, 403 ff.; Lüdtke 1991, 391 ff.). Da allerdings einige dieser Keramikvarianten in der Mark nachgeahmt wurden, meist mehrere Herkunfts­gebiete möglich sind und die unmittelbare Verbindung zwischen Produktions- und Fundort oft eher unwahr­scheinlich ist, können nur Trends aufgezeigt werden. Die ersten Importe bzw. Importimitate finden sich in der zweiten und dritten Phase bis zur Mitte des 13. Jhs.: fünf Irdenwarescherben Pingsdorfer Art (Wa­renarten 341; 342), ein unengobiertes Faststeinzeug (Warenart 517), fünf Vertreter glasierter Irdenware (Warenarten 611; 612), darunter ein oder zwei Minia­turgefäße und ein hoch dekoriertes Fragment, sowie ein sächsischer Standbodentopf (Warenart 226). Auf diese Weise werden Verbindungen in die traditionellen Wirtschaftsgebiete im Altsiedelland und geringere in die Siedlungsräume im Südosten offenkundig. Insge­samt ist der Anteil dieser Keramikanen mit einem hal­ben Prozent gering, zumal insbesondere die Keramik Pingsdorfer Art örtlich kopiert wurde. In der zweiten Hälfte des 13. ]hs. bis um 1300 ändert sich das Bild: Besondere, überwiegend importierte Keramik - vier Stücke der glasierten Irdenware (Wa-

renarten 611; 612) und 15 Faststeinzeugfragmcnte (Warenarten 511-513; 515; 518) sowie ein Steinzel.lg­bruchstück Siegburger Art - nimmt gegenüber der vorhergehenden Zeit um das Fünffache zu (auf 2,6 % in der vierten Phase). Dieser Befund deckt sich mit der ebenfalls in dieser Zeitspanne sprunghaft ansteigenden Gefäßartenvarianz und zeigt so gewachsene Anspru­che der Benutzer an die Trink- und Tafelkultur an. Dazu passt, dass die meisten Vertreter der hier bespro­chenen Warenarten Trink- und Schenkgefäße sind. Die Provenienz des Steinzeugbechers ist in Siegburg anzu­nehmen, da die Waldenburger Produktion erst später begann (vgl. Abschnitt 6.3.). Namentlich unter dem Faststeinzeug und der glasierten roten Irdenware mägen sich ostdeutsche Produkte verbergen. In der ersten Hälfte des 14. Jhs. (Phase 6) hat sich der Anteil der zur Rede stehenden Gruppierungen mit einem Kontingent von 4,2 % fast verdoppelt. Neben 38 Faststeinzeugfragmenten (Warenarten 511; 513; 514; 517), einem Steinzeug Siegburger Art (Warenart 521), einem rot bemalten, hellscherbigen Gefäßrest (Warenart 341) und zwei weiteren glasierten Irdenwa­refragmenten (Warenarten 611; 612) ist das anthropo­morph verzierte, glasierte Kännchen hervorzuheben. Seit der zweiten Hälfte des 14. und im 15. Jh. (Phasen 7 und 8) verdoppelt sich die Quote wiederum (8 %). Nun hat das Steinzeug Siegburger Art und der braun engobierten Variante mit elf Fragmenten einen ver­gleichsweise großen Anteil. Dass diese Keramik erst jetzt zu hoher Geltung kommt und zugleich keine grö­ßere Quantität besitzt, ist für weite Teile des ostdeut­schen Binnenlandes musterhaft (vgl. Kap. 9.4.). Nach

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Analyse der wenigen Bodenformen dürtte der größere Teil aus Siegburg stammen. Daneben sind 41 Faststein­zeugscherben (Warenarten 511-513; 516; 517), ein rot bemalter Gefäßrest und fünf glasierte Fragmente (Wa­renarten 611; 612) vorhanden. Im 15. Jh. (Phase 9 und 10) erlangen die zur Rede ste­henden Keramikarten einen Anteil von 9,1 %, darun­ter 34 Faststeinzeugfragmente, 13 Steinzeugbruch­stücke Siegburger Art und der braun engobierten Variante (Warenarten 521/522), zwei rot bemalte Frag­mente (Warenart 341) und als Unikum ein Graphitton­tiegel. Das Stück ist der einzige Beleg für süddeutsch­österreichische Verbindungen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass an der Alt­städtischen Fischerstraße 5-6 vom späten 12. Jh. an Hinweise auf Verbindungen vorwiegend nach Westen und Nordwesten, geringer nach Südosten vorhanden sind, die in der Mitte des 13. Jhs. stark zunehmen. Die weitere Entwicklung ist von einer kontinuierlichen In­tensivierung dieser Verbindungen gekennzeichnet, was sich vor aIlem im Auftreten von Faststeinzeug und Steinzeug manifestiert. Gleichzeitig ist von einer zu­nehmenden Produktion der entsprechenden Keramik­arten in Ostdeutschland auszugehen, die für glasierte Irdenware und Faststeinzeug vom 13. Jh. an, für Stein­zeug vom mittleren 14. Jh. an, erkennbar ist. Wertet man diese Hinweise als Spiegel der Handels­bzw. der wirtschaftlichen Entwicklung, so ist seit dem ökonomischen Schub in der Mitte des 13. Jhs. ein kon­tinuierliches Wachstum ohne erkennbare Einbrüche zu verzeichnen. Zugleich ist festzustellen, dass Im­portwaren bzw. deren Derivate im 14./15. Jh. eine ins­gesamt geringere Bedeutung innehaben als dies etwa in zeitgleichen Hansestädten an der Ostseeküste der Fall war (vgl. zuletztR~bkowski 1995,131; C. Schäfer 1997, 63). Wie weit sich dieser Befund verallgemeinern und auf einen gewissen ökonomischen Rückstand Bran­denburgs schließen lässt, der ja gegenüber den Küsten­städten durchaus zu erwarten wäre, kann beim jetzigen Forschungsstand in der Doppelstadt noch nicht ent­schieden werden. Das spezifische Bild an der Altstädti­schen Fischerstraße 5-6 kann sich auch durch eine be­sondere Nutzung oder den sozialen Stand der Bewohner erklären. Das bisher allein unter diesem Ge­sichtspunkt beurteilbare Ensemble von der Ratheno­wer Straße 4-5 weist jedoch in dieselbe Richtung, weil dort noch geringere K~ntingent~ der ~esprochenen Keramikarten zu verzeIchnen smd (Bzem'tann/Frey 2000, im Druck).

10.4. Die Nutzung der Parzellen im Spiegel der Keramik

Im Fundmaterial aller Phasen und beider Parzellen überwiegt Haushaltskerami~ mit solcher Domi~anz die Funktionstypen aller weIteren NutzungsbereI~he, dass im Gleichklang mit der Befundaussage von emer

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vorwiegenden und durchgängigen Wohnnutzung der Parzellen seit der dritten Phase ausgegangen werden kann. Auch ein in der vierten Phase angelegtes, viel­leicht einem Werkplatz zugehöriges Ensemble aus Backsteinpflaster und FeuersteIle findet im kerami­schen Fundmaterial keinen Widerhall. Die einzige technische Keramik ist der genannte importierte Tie­gel, der Metallarbeiten im 15. Jh. belegt, ohne diese freilich vor Ort zu beweisen. In diesem Zusammen­hang ist auch auf eine steinerne Gussform zu verwei­sen, die allerdings früherer Schichtung entstammt (vorgestellt bei Biem'tann/Frey 2000, im Druck). Mut­maßlich häusliche Arbeit ist in Form von Spinnwirteln bezeugt, und auf die durch den Straßennamen ange­zeigte Präsenz von Fischern können die drei Netzsen­ker hinweisen; wobei Letztere allerdings, wie bereits hervorgehoben, zum üblichen Inventar brandenburgi­scher Stadtkerngrabungen gehören.

10.5. Der Siedlungsbeginn an der Altstädtischen Fischerstraße

Die Funde von mittel- und spätslawischer sowie frü­her deutscher Keramik in den Schwemmschichten der Phase 1 und die zugehörigen Grubenbefunde machen eine Besiedlung im Zeitraum vom 9./10. bis 12.Jh. in der Nähe des Grabungsgeländes wahrscheinlich. Die Grubenbefunde könnten anzeigen, dass der Randbe­reich einer solchen Siedlung angeschnitten wurde. Sie wäre in Uferlage und in der Nachbarschaft zu einem Havelübergang, der an der Stelle der heutigen Jahrtau­sendbrücke dendrochronologisch im 10. Jh. belegt werden kann (frdl. Mitt. S. Dalitz), gut vorstellbar. Ob diese Besiedlung kontinuierlich war, ist angesichts der Fundumstände und geringen Fundmenge nicht zu sagen. Die braungrauen Kugeltopffragmente, die sich in Stra­ten der ersten Phase fanden, sind innerhalb des 12. Jhs. kaum näher zu datieren. Vor allem die Exemplare mit unprofilierten Randlippen, aber auch jene mit gekehl­ter Innenrandkante, können in die erste Jahrhundert­hälfte bis -mitte ebenso wie an das Jahrhundertende gesetzt werden. Die in der ersten Phase gegebene Ver­gesellschaftung dieser Stücke mit slawischer Keramik legt nalle, diese eher in die Mitte des 12. Jhs. zu datie­ren. Jedoch ist dies ebenso unsicher, wie der bereits geschilderte Bezug zu einer etwaigen Siedlung. Soll­ten die Funde eine solche belegen, würde ein früher Siedlungskern im Süden der Altstadt angezeigt. Die Phase 2, in welcher zum einen eine Planierung mit zahlreichem Kerarnikbruch aufgebracht und zum an­deren (nach Befundlage) wohl auch die Siedlungstätig­keit auf den Parzellen selbst aufgenommen wurde, setzt wohl im späten 12. Jh., etwa im letzten Drittel des Jahrhunderts, ein. Ausschlaggebend für diesen Ansatz sind einerseits die Kugeltopfkeramik, die schwerlich weit in das 13.Jh. gewiesen werden kann, und anderer-

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seits der geringe Anteil an slawischer Keramik, der in früherer Zeit höher sein dürfte. Diese Funde zeigen nun sicherer an, dass auf oder in der Nähe der ausge­grabenen Fläche zu dieser Zeit gesiedelt wurde. Daraus kann geschlossen werden, dass die Altstadt ihre größte ostsüdöstliche Ausdehnung bereits vor 1200 erreicht hatte.

10.6. Siedlungsintensität und Abfallentsorgung

Die Anzahl der Scherben in den Schichtablagerungen zeigt die Intensität der Besiedlung in der jeweiligen Phase sowie deren Dauer, die Ereignisgeschichte (z. B. Brandkatastrophen oder planmäßige Siedlungsräu­mungen), Veränderungen im Konsumverhalten (etwa die verstärkte Nutzung von Geschirr aus anderen Ma­terialien), die Entsorgungsgewohnheiten sowie nicht zuletzt die Ausgrabungsqualität an. Unter Berücksich­tigung der anderen genannten Faktoren ist die Scher­benanzahl hier hinsichtlich Siedlungsintensität und Entsorgungsgewohnheiten zu befragen. Zugrunde ge­legt wird dabei der einfache Gedanke, dass viele Scher­ben einerseits eine starke Besiedlung aufzeigen und an­dererseits eine gering entwickelte Abfallentsorgung, wenige Scherben hingegen das jeweilige Gegenteil. Die geringe Menge von Funden der ersten Phase resul­tiert aus dem Umstand, dass kein eigentlicher Sied­lungsbereich angeschnitten wurde. Die große Fund­menge der zweiten Phase führt sich darauf zurück, dass sie überwiegend einer Planierung entstammt, die ihrerseits aber eine intensive Besiedlung im Umfeld des Grabungsgeländes, eben den Prozess der Stadtwer­dung, anzeigen dürlte. Der Fundniederschlag fällt in der dritten und vierten Phase des 13. Jhs. zwar ab, bleibt gleichwohl aber auf hohem Niveau. Nunmehr wird das Gelände selbst sehr intensiv besiedelt. Sicher­lich wird ein Teil der Abfälle in der Havel entsorgt, wofür auch ein nun angelegter Stichgraben zum Fluss spricht. In der sechsten Phase (erste Hälfte des 14. Jhs.) steigt das Fundaufkommen noch einmal auf knapp 1000 Fragmente an, um danach schlagartig zu fallen. Seit der Mitte des 14. Jhs. gelangen nur noch zwischen 230 und 443 Fragmente pro Phase in den Boden. Dies könnte anzeigen, dass nunmehr eine bessere Abfallent­sorgung erlolgte, wobei städtische Ordnungsauflagen eine Rolle gespielt haben könnten.

10.7. Die materielle und soziale Stellung der Bewohner

Um aufgrund des Aufkommens besonderer und im­portierter Keramik Aussagen zum Gewicht der Par­zellen innerhalb des städtischen Siedlungsgefüges, zu den materiellen Verhältnissen und dem sozialen Status der Bewohner treffen zu können (vgl. Gläser 1987, 391 ff.), müssten mehr Vergleichs möglichkeiten mit Fund­ensembles aus anderen Stadtl~erngrabungen Branden­burgs gegeben sein. Bislang ist allein die Rathenower

Straße 4-5 hierfür heranzuziehen (Biennann/Frey 2000, im Druck), welche zugleich die Schwierigkeit derartiger Betrachtungen vor Augen führt. In den dor­tigen Phasen 1 und 2-3, die den Zeitraum vom zweiten Drittel des 13. Jhs. bis zum mittleren Drittel des 14. Jhs. umreißen, sind glasierte Keramik, rot bemalte weiße und gelbe Irdenware sowie Faststeinzeug/Steinzeug zwar geringer vertreten (0,7-0,8 % vom jeweiligen Warenartenspektrum) als im vorliegenden Material, wo diese Keramikarten etwa zeitgleich Anteile von 2,6 und 4,2 % besitzen. Hingegen ist dort das Auftreten von Gefäßarten des Schenk- und Trinkgeschirrs, von Krügen/Kannen und Pokalen, höher als hier und das sonstige Fundmaterial der Rathenower Straße 4-5 -Glasscheiben, zahlreiche Bronzegegenstände u. ä. -lässt auf einen gut ausgestatteten Haushalt schließen. Die verschiedenen Quellengattungen sind in ihrer Aussage also nicht ohne Widerspruch. Dies erklärt sich dadurch, dass die soziale Bedingung eines Geschirrbestandes, die in ihrer Bedeutung für das Gebrauchsgut Keramik bislang nicht präzise einzu­ordnen ist, in jedem Falle nur ein Faktor unter mehre­ren ist. Die unterschiedliche Nutzung eines Geländes, das Gewerbe, der persönliche Geschmack und die Ab­fallentsorgung der Bewohner spielen hier ebenso eine Rolle wie die Fundübermittlung und nicht zuletzt chronologische Unschärfen. Es ist auch zu wenig über den Wert der Keramik bekannt. H. Schäfer (1991, 102 f.) vermutet angesichts geringer Differenzen im Bestand an Faststeinzeugen und Steinzeugen auf ver­schiedenen Parzellen für Rostock, dass es sich bei die­sen Keramikarten um "normale Massenware" han­delte, die "prinzipiell für j eden erschwinglich war". Im Binnenland könnte dies aber anders sein. Erst auf einer vergrößerten Forschungsbasis kann es gelingen, die Problematik differenziert zu erschließen. Weiterhin ist lediglich zu vermuten, dass die beträchtli­che Präsenz dekorativer und repräsentativer Keramik vor allem mit Trink- und Schenkfunktionen ab der Mitte des 13. Jhs. eine bürgerliche Bewohnerschaft be­zeugt, die eher nicht am Fuße der sozialen Skala Bran­denburgs eingeordnet werden kann. Veränderungen in diesem Bild, die durch spezifische Entwicklungen auf den beiden Parzellen und nicht durch allgemeingültige Prozesse verursacht wären, lassen sich im Fundmate­rial nicht erkennen. Signifikante Unterschiede zwischen den Parzellen Nr. 5 und 6 sind nicht vorhanden. Beim Vergleich der An­teilsverhältnisse von Sinterwaren und älteren glasierten Irdenwaren an den Gesamtensembles von nördlicher und südlicher Parzelle ergeben sich weitgehende Übereinstimmungen: Glasierte Irdenwaren halten je­weils 0,5 % und 1 %, Faststeinzeuge 5 % und 6 % und Steinzeuge Siegburger Art jeweils 1 %.

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11. Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse

Das Fundmaterial der Ausgrabung auf zwei Parzellen in der Altstädtischen Fischerstraße 5-6, die im südöst­lichen Randbereich der Brandenburger Altstadt liegt, umfasst 6569 Keramikfragmente, die sich auf zehn mittelalterliche Phasen des 9.110.-15. Jhs. und strati­graphisch nicht bewertete neuzeitliche Schichten ver­teilen. Der quantitative Schwerpunkt liegt auf dem 12.-15. Jh. Das in natürlichen Schichten geborgene Fundmaterial gewährt damit die Möglichkeit, die Ke­ramikentwicklung in Brandenburg von den Anfängen der deutschen Ostsiedlung bis in die Zeit um 1500 durchaus exemplarisch nachzuzeichnen. Die Stratigra­phie weist allerdings beträchtliche Durchmischungen auf und ist nur in der vierten Phase absolut datiert (dendrochronologisch um 1250). Die relative Ord­nung der Phasen wird daher mittels komparativer Me­thoden absolutchronologisch abgesichert. Zu Waren, Warengruppen und -arten: Die Keramik wurde unter technologischem Gesichtspunkt in die Waren uneinheitlich, reduzierend und oxydierend ge­brannte Irdenware (Waren 200-400), Faststeinzeug und Steinzeug (Ware 500) sowie glasierte Irdenware (Ware 600) gegliedert. Diese Einheiten unterteilen sich weiter in Warengruppen und -arten. Die mittel- und spätslawische Keramik bestimmt nacheinander das 9.110.-12. Jh., wobei diese Abfolge im vorliegenden Material auf der Basis einer nur kleinen Fundanzahl bestätigt werden kann. Bedeutsam ist, dass die spätsla­wische Keramik um 1200 oder im frühen 13. Jh. endet und damit nicht die lange Laufzeit aufweist, die ihr in anderen nordostdeutschen Regionen zuzuweisen ist. Vom späten 12. Jh. bis in die erste Hälfte des 13. Jhs. dominiert die uneinheitlich gebrannte, braungraue Ir­denware (vor allem Warenarten 221/222), die im frü­hen 13. Jh. stark und danach sukzessive (bis um 1300) zugunsten reduzierend gebrannter Irdenware ab­nimmt. Möglicherweise zeichnet sich in der ver­gleichsweise langen Laufzeit ein Charakteristikum der Brandenburger Altstadt ab, doch mag sich dieser U m­stand auch auf Verschleppungen in der Stratigraphie zurückführen lassen. Die braungraue Irdenware be­sitzt ihre Traditionen im Westen und Nordwesten (dem Herkunftsgebiet der Siedler), wurde aber bereits im 12.1frühen 13. Jh. auch lokal erzeugt. Oxydierend gebrannte Irdenware (Warengr:uppen 310-330) stellt zu allen Zeiten eine Randerschemung des Warenarten­spektrums dar, was für den norddeutschen Kugeltopf­lcreis allgemein char~kterist~sch ist. ?ie Hauptmasse des Fundmaterials bIldet dIe redUZIerend gebrannte Grauware (Warengruppe 410), die bereits im 12.Jh. in geringen Anteilen auftritt und seit ~er erste~ Hälfte des 13. Jhs. zur dominierenden Keramtk aufsteIgt. Zu den Anfängen dieser Keramik ist festzustellen, dass sich die Ersetzung der braungrauen durch die grauen Irdenwa­ren als allmählicher Übergang vom späten 12. bis frü-

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hen 13. Jh. begreifen lässt. Es ergibt sich so offenbar eine Verzögerung gegenüber dem südlichen Branden­burg, wo reduzierend gebrannte Irdenware an einigen Orten bereits im späten 12. Jh. vorherrscht. Als ten­denziell späte Erscheinung sind glänzende, reduzie­rend gebrannte Irdenwaren (Warenarten 421-423) sowie im Bruch weiße Irdenware (Warenart 411) zu si­chern, als ausschließlich späte - des späten 13.-15. Jhs. -die polierte Grauware (Warenart 416). In der ersten Hälfte des 13. Jhs. kommt Faststeinzeug ohne Engobe (Warenart 517), in der Jahrhundertmitte solches mit roter Engobe auf (vor allem Warenarten 511; 512), dessen Anteile im 14. Jh. noch zunehmen. Für schwach engobiertes Faststeinzeug (Waren art 515) wird eine Produktion im nahe Brandenburg gelegenen Ketzin erwogen. Steinzeug Siegburger Art tritt erst­mals im späten 13.Jh. auf, wobei eine geringfügige Ver­lagerung des betreffenden Stückes nicht auszuschlie­ßenist, und nimmt inder zweiten Hälfte des 14.Jhs. zu (Warenarten 521/522). Der Import dieser Qualitäts­ware erlangt keine große Bedeutung. Sowohl sächsi­sche als auch rheinische Produkte sind festzustellen. Ältere glasierte gelbe und rote Irdenware (Warenarten 611/612), darunter Miniaturgefäße und so genannte hoch dekorierte Ware, ist bereits im späten 12.1frühen 13. Jh. vorhanden; das "Prunkstück" im Fundmaterial ist ein mit weißscherbiger, zoo- und anthropomorpher Applikation versehenes, glasiertes Henkel gefäß, das aus Nordwesteuropa stammen dürfte. Für andere Ver­treter der roten glasierten Irdenware wird eine ost­deutsche Produktion als wahrscheinlich angesehen. Eine innen glasierte Schüssel oder Pfanne, die sich erst­mals die abdichtende Funktion der Glasur zu eigen macht, fand sich in Schichten der zweiten Hälfte des 13. Jhs.lum 1300. Seit dem 15. Jh. nimmt die glasierte Irdenware zu. Als überwiegend oder gewiss importiert kann neben dem Steinzeug, dem überwiegenden Teil des Faststein­zeugs und der älteren glasierten Irdenware solche mit roter Bemalung in Pingsdorfer Art gelten (Warenart 341), die vor allem im späten 12./frühen 13. Jh. vor­kommt und in dieser Zeit auch im Brandenburger Raum imitiert wurde (Warenart 342). Bemalte Kera­mikfragmente aus späteren Befunden zeigen ein Weiterlaufen dieser Keramik bis in das 13.114. Jh. an, für die Produktionsorte in Südniedersachsen-Nord­hessen oder Böhmen angenommen werden können. Weitere Importe sind ein südostdeutscher Standboden­topf des frühen 13. Jhs. sowie ein mit Graphit gemager­terTiegel des 15. Jhs. (aus dem Donauraum). Der Anteil importierter Waren ist im Vergleich etwa mit Hanse­städten an der Ostseeküste gering, doch fehlt für ver­allgemeinernde Betrachtungen noch die Grundlage. In einem Exkurs zu neuzeitlicher Keramik wird die Zieg­lerware besprochen, die - anders als im weiteren Norddeutschland - in Brandenburg bislang erst seit dem 15. Jh. zu sichern ist.

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Zu der Entwicklung typologischer Merkmale: Wäh­rend die slawische Keramik Standböden aufweist, be­sitzt die frühdeutsche überwiegend Kugelböden. Im Laufe des 13. Jhs., vor allem seit der Jahrhundertmitte, werden die Kugeltöpfe zunehmend durch weitere Ge­fäßarten, vorrangig Ausschank- und Trinkgefäße, er­gänzt. Die weiträumig erkennbare Vergrößerung der Gefäßartenvarianz scheint in Brandenburg etwas spä­ter als in den Städten Nordwestdeutschland, aber frü­her als in manchen Orten Nordostdeutschlands einzu­setzen. Gehenkelte Kugeltöpfe, Flaschen, Schüsseln und Grapen spielen eine insgesamt geringe Rolle an der Altstädtischen Fischerstraße 5-6. Zumindest im geringen Auftreten der letztgenannten Gefäßart zeigt sich gegenüber anderen norddeutschen Regionen ein Unterschied, der möglicherweise als Merkmal eines keramischen Kleinraums anzusehen ist. Das seltene Vorkommen der Gefäßart Pokal ist hingegen eine Be­sonderheit des vorliegenden Fundensembles, da diese bei anderen Brandenburger Stadtkerngrabungen häu­figer beobachtet wird. Ansonsten fügen sich das Auf­kommen und die Veränderung der Gefäßarten in weiträumig nachweisbare Entwicklungsprozesse ein. Bereits im 13. Jh. sind Kachelfragmente vorhanden, doch reicht die geringe Anzahl nicht aus, die Existenz von Kachelöfen zu sichern. Unter den slawischen Warenarten finden sich sowohl kammstrichverzierte Fragmente, die dem mittelslawi­schen Menkendorfer Typ entsprechen, als auch solche mit der für die spätslawische Periode charakteristi­schen Rillengestaltung. Die Kugeltöpfe sind, wie dies weiträumig zu beobachten ist, zunächst unverziert und werden ab dem späten 12.Jder ersten Hälfte des 13. Jhs. zunehmend mit Riefen verziert. Dazu treten später Rollrädchendekore. Einzelne Schulterleisten, andernorts im 14./15. Jh. bestimmend, bleiben im vor­liegenden Material sehr selten. Diese Beobachtung be­stätigt sich bei anderen Brandenburger Fundkomple­xen und ist daher mutmaßlich als lokale oder regionale Besonderheit aufzufassen. Trotz der sukzessive verlaufenden Veränderungen im Randformenspektrum des 12.-15. Jhs. lassen sich deutliche Tendenzen in der Entwicklung, d. h. Früh­und Spätformen bezeichnen. Die Ränder sind im spä­ten 12. Jh. und in der ersten Hälfte des 13. Jhs. meist waagerecht oder schräg nach außen kantig abgestri­chen und besitzen eine gekehlte Innenrandkante (For­men 5-7, mit größerer chronologischer Toleranz 8, 10, 12-14). Bereits in der ersten Phase treten einfache, un­gekehlte Randlippen hinzu, die eine alte, vor das 12. Jh. zurückgehende Tradition vertreten. Dieselbe Ausprä­gung wird im fortgeschrittenen späten Mittelalter wie­der aktueller und ordnet sich den späten, vereinfachten Formen zu (Randform 1). Im weiteren 13. und 14. Jh. sind stark ausschwingende, keulenartig verdickte und innen gekehlte sowie sichelfärmige Ränder typisch (Formen 16; 18). Dornränder kommen seit der ersten

Hälfte, verstärkt seit der Mitte des 13.Jhs. und dann bis in das 14. Jh. als Krug-/Kannenränder vor (Formen 23-27). Sie werden im 14. Jh. allmählich durch steile, unprofilierte Ränder (Form 33) ergänzt bzw. weitge­hend ersetzt. Eine ausgesprochene Spätform der Ku­geltopfränder (seit dem späten 13. Jh.) ist die einfach ausgebogene, außen spitze und umgeschlagene Rand­form 21; mit größeren Toleranzen sind schwächer pro­filierte, gerundete Ausprägungen ohne Innenrand­kehle als tendenziell spät zu bezeichnen (Form 20, dazu Form 1). In diesen Rändern wird ein Rückgang der Randprofilierung im Laufe des späten Mittelalters deutlich. Die im östlichen Brandenburg nicht seltene, innen mehrfach gekehlte Form 15 spielt im vorliegen­den Material keine große Rolle. Zur Nutzung der Parzellen und zu den wirtschaft­lichen Verhältnissen ihrer Bewohner: Da dezidierte Vergleiche bisher nicht aufgestellt werden können, sowie aufgrund methodischer Grenzen, ist zur sozia­len Stellung der Parzellenbewohner nichts Näheres zu sagen. Hier kann lediglich auf das nicht geringe Auf­kommen von besonderen, überwiegend importierten Warenarten verwiesen werden. Die Wohnnutzung des Geländes schlägt sich im Charakter des Fundmaterials deutlich nieder, wogegen Hinweise auf handwerkliche Tätigkeiten, vertreten durch einen Gusstiegcl, spärlich sind. Ferner sind im Fundgut mittel- oder unmittel­bare Fernverbindungen der Bewohner erkennbar, die vor allem nach Westen reichen. Zur Siedlungs geschichte: Nach den Funden und Be­funden der ersten Phase könnte sich nahe der ausge­grabenen Parzellen bereits in mittel- und spätslawi­scher Zeit eine Siedlung befunden haben, ohne dass sich dies chronologisch oder topographisch präzisie­ren ließe. Damit würde ein früher Siedlungskern im Süden der Altstadt angezeigt. Im späten 12. Jh. wurde das Gelände zunächst aufgehöht und dann besiedelt, womit sich erweist, dass die Altstadt ihre größte süd­östliche Ausdehnung bereits um 1200 erreicht hatte. Danach wurde das Gelände wohl kontinuierlich bis in die Neuzeit genutzt.

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12.0;(: mikroskopische Unte rsuchung von Kcr:\rrlikproben

jose! R'iedcrcr, BerU"

Aus der Gr,lbullt; Alrslädlischc Fischersrraßc 5-6 in Br:u,uenburg wurdl'n 20 Dünnschliffe einheimischer und importierter mittelalterlicher Keramikrypcn UI1 -

lersudu. um das keramische Material 1;(.'ßauer zu defi­nieren (lab. 8). Daraus ~'rgibt sich dic Möglichkeit 7.U

uCl-ai11ienercn Aussagen zur Herkunft. Altersstellung und H.erstellungstcchnik zu gelangen, wenn ausrei­chendes Vergleichsmatcrial vorliL'g1.

lösliche Verbindungen ... u den Poren transponien . Die Probe 529/01 entspricht somit in allen Merkmalen. der braungrauen Ker:'!mik des Töpferplar'l.cs von Göttlll. Die Probe 1024/01/3 unterschcidet sich innerhalb der üblichen Schwankungsbreite eines ker.tmischcn Male-­rials nicht von der Probe 529/01 und den proben des Töpf('rplarzes von Göttin, sodass die Beschreibung ~ür die Probe 529/01 auch fü r dieses Stück 7.utrifft. Lt..J.lg­lieh die Korn7.ahl erscheint etwas erhöhr. da zwischen den großen Magcrungskörnem im ßcn:ich von 1 111m mehr feinerkörn ige Partikel im Bereich von 0,02-

12. 1. D ie Proben 123101 (WMe/lart: 421). 529101 (Wamlli'rt: 231), 1024/0113 (Warcllart: 412); Abb.32.a-(;

Dicse drei Proben sind von ihren mikroskopischen Ei­genschaften her so ähnlich und so ~'ng mit der Keramik "om l'öpferplm . von Göttin (Riedrre-r 199&) ver­wandt, dass mit Hilfe der Dünnschliffuntersuchung kt'ine ll nterscheiuung möglich ist, obwohl die Proben 123/01 und 1024/01/} deutlich jÜIlbcr sind. Wie bei der Kt'rallli k von Göttin bllcn auch hier sofort die :Icht charakteristisdll·n Merkmale auf, nämlich die ausgesprochen groben, manchmal 2- 3 mm erreichen ­Jen Magerungskörncr, der relativ konstante, bei 15-20 % lil!gende Magerungsameil, die geringe Kornzahl, das reidlliche Vorkommen quaiLitischer Partikel. die auffallende Rundung d~'r Magerungspartikd, ein hoher Mikroklinameil, das Vorkommen granitischer Gestcinspanikcl und die feinsandige Grundmasse. ßetrachu.'t man die Probc 521)/01, so fallen ".uerst die großen Qu:trI.körner mit ihrer ungewöhnlich guten Rundung auf. Die Quarlc sind zum großen 'Ieil sehr IlO ll1 ogl~n, fast frei V(ln Rissen und ohne Einschlüsse. UmJulös :\Usl&chcnde Quar7.e kommcn selten vor. Dit, Quart.kömer sind ausgesprochen groß und crrei­c1",n L1 nc Korngröße von 3 mm. Die für diL'S<' Gruppe c11;\raktc: ri s[i ~d ll' n, qu:trt.itisGhen Panikel kommen hier (.1:l,\/as geringer vor. Granirische Gesteinskämer, Ix.; den en unrC1:\elmäßig begren7.te Mikrokline und stark ser izitisicn c Plagioklase mit Quar/. verwachsen sind, sind ebenfalls seltcn. Vereinzelt finden sich nicht näher ident;fi ~.i erban: dunklere Gest('inc mit einem er­hülnen Erl.anteil. Dunk.le Silikate wie Biotit oder Amrhibole fehlen. Feine MuscovilSchuppen, die pa­r;\IIc1 zur Gef.ißoberfläche eingeregdt sind, kommen da!;ei;l·n recht häufig vor. Ocr Gehalt an I-Iämatitund opaken Ert.cn ist sehr gering. Oie Grundmasse ist feinto nig und nicht allzu gUt durchgemischt, da zu­sammen hän~ende, unaufgclöstt' T onklumpcn verkum­men. Oie Poren sind relativ groß und langgezDgen. Vercillzch sind Poren zu findl'n, dic mit Kristallen aus­gekleide[ sintI. Solche Kristallbclägc in Poren enl5tc· hen, wenn Flüssigkeit durch die Wand diffundien und

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~, 1 Olm liegen. . Ahnlieh verhält es sich mit der Probe 123/01, die "on der Göttiner Keramik nicht zu u nterscheiden ist. Allerdings isl auch hier die Zahl der fei nen ~örner zwischen den groben Magerungspanikeln dcuthch er~ höht. Hier ergibt sich bei der mikroskopischen Untersu­chung das Problem, dass die Probe 529/0 1 aus ~e~ späten IVfrühen 13. Jh., die durchaus aus Gotnn stammen könnte, trot'l. der 7..ahlreichen ausgcsproch~n typischen Materialmcrkmalc der Keramik von Gärten nicht von den deutlich spämen. in das spiüe 13.- 15. Jh. z.u datierenden Gefäßen 1024/01/ 3 und 123101 ~u unterscheiden ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt Ist

das Problem nicht zu klären, da kein ausreichcnd~s Vergleichsmaterial von mittrlalterlicher br1ndenbUI);I· scher Keramik vorliegt. Es ist sowohl möglich,. dass a.n verschiedenen Stellen ßr.mdenburgs gleichartige, n)l­kroskopisch kaum unterscheidbare Tone verwend~ wurden, als auch, dass eifK' Töpferei in oder bei G?tt.lIl über mehr als 100 jahrc tätig war und übcrdiescn Ze,t­l':lum den glcichen Ton verwendete.

122. Dj~ ProbrnJ26/01 (Warm art 126), 490/0111 (Warenart 421), 506/0J (Wart'11art 222),

1024/0111 (WarnJart231); Abb. 32,d-33,c

Die vier Proben dieser Gruppe sind in allen Eigcn~ schaft en mit den Proben der Gruppe 1 und den Proben vom Töpferplatz in Göttin identisch, sodass an der 1;"­

meiosamen Herkunh kein Zweifel bestehen sollte. Dabei ist die Ausdehnung des Gebietes, in dem einl' Keramik vom .. Typ Göton" produziert wurdc~ a~S den genannten Gründen zum gegenwärtigen ~el t~ punkt nicht zu umgrenZen. Einerseits ist eine I'C'gi0nai

sehr weilC Ausdehnung dieses Gebietes denkbar. d;\ die Geologie des Raumc..'i einheitlich i~1 und 5Jnde sehr ähnlicher Eigenschaften liefen, doch zeigt die Erhh-n eng. dass es auch innerhalh solcher vom Ausg:u1gs-

. kr IIC." matenal her homogener Gebiete durch h:tndwer \c Eigenheiten zu einer Differenzierung kommen kann. Somit muss es offcn bleiben. ob die vom Typ her "sächsische" Keramik 326/01 tatsächlich auS SachsclI stammt oder in Brandenburg gefertigt wurd!,.'., da. es von vergleichbaren sächsischen Keramiken keUle Dünnschliffe gibt. Aueh die Probe 490/01/ 1, die vorn

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Abb. 31: Gcfol;c d,T r rolx'f1: ~ 123101 (Wlrt'lYn ~l l ); b 5?9101 (W.,rcn,m!J I); ~ IO.NIOIIJ (Wlrn1.lrt ·HZ); ,I JZWOI (W.mmn !l6). ~ in 15flCh<T V,'q;ri)l!...'fl.l lll:: b-d in ~Of~dwr V,·r.:rullmm):

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Typ hcrdl'T P:lffr:lthcr Ware;\Us dem Hhcinlarul ähnelr, !:isst sich :lufgmnd der mikroskopischen Ml'fkmale nicht von der Cöuincr Keramik umcrschcidcn. Nern.:n deli schon erwähnten ~har:lktcristischen Merk­malen dieser G ruppe. dl'm Nchcnein;tndcr von Quart.: und QU;ll"l.:i ten, (k'r perfektcn Kornnmdun);, dcn gr:'l­nitischen Einschliissen. den l1.'.ichlich vorko1l\menden Mikroklinen. der geringen Korn'i'.all1 und dem kon~­t:IlUcn Ma};erungsanlcil kommt hit' r aber ein weiteres Merkmal d:'l7.u. das ebenfalls zur Idcmifikation die5('s Kl·r.llniklYps gUi gl'l'ignct ist: (.'ine inhomogenc Fär­bung der Grundmasse als Folge des Brennvorgangs. W:ihrend clil' Proben dl' r Gmppe 1 einheitlich br:lun bef.-irbt sind. zeigen drei Proben der zweiren Gruppe im Scherbcnqucrschnitt ei nen Zonen- oder Schlieren­blu:

I'm!>" R~nd Kern

)2(,/01 I n1ln sehw.lnhn"n 9 rmn h1Js.~ t.:r~ubr:llll\

~O(,/O I ) 11111\ hbs. ~r;lUhUUrl (, mm 'ch\V~n .. br;lun

IOHIOIII l nlln blu . ~dbbraun 4 nun Iimubr~ul1

Tilb.lI: I'mbcn ",il 7.. .. " wn. l..JcrS;;hlicrcnb.lu im Quer.>(:hnil\

Üblich ist cindunklcr Ktrn, cl <.'.f sich unlCrmallgclndt..--r Luft 'i'.ufuhr llm C: f rtduz.icrl'nden Bedingungen gebil­det Im sowie eine helle, sich scharf vom dunklen Kern absetz.ende Raml7.one. in dn beim Brand oxydi ercnde Ikdingu ngcn hCl'rsclllcn (50(,/01 ; 1024/0 1/1). Dabei ist bemerkenswcrt. &\S5 die OKydations:wne, die bei der üblic111'n, aus eiSt'nreichl'n Tom'l\ hergestellten Kl'ra~ Illik rot ist, hiL'J' cille gr:me F3Tbun~ zeigt. Das bedeu­tet, d3ss di(' zur Gmppl' 1 und 2 verwl'ndctCIl Tone unter oKydierendell ßcJ inbu n~cn gnu brt·nncn. dil' Probe 490/0 1/1 :'I Iso ei ne durch und durch oKydicrcnd hc!m\l1l1tC Varianle der K er~mik der Gruppe 1 is t. die unll'r Luft;l.bschluss j;l'br:\Ilnt wunle lind deshalb dun · kc1~raubr;llUl bis schwarl.:braun gefärbt ist (wie die rc­dU 'i'_icrten Kerne der Proben der Gnlpl'C 2). Auch 326/0 1 iSI nffensichdich oxydief('nd g('brannt und da­durch };rau I;ew('m:lcn. wohei durd, einen wohl wf.illi­gen redu:t'_ierenden Vllrbr:lng :'Im Branden .. le ('ine sehr dünne Obcrthchensdlid\t eine schwar/.braune l:-:-ir­bUllb :tnll,lhm. Gcmeinsames Merkmal dieser Gruppe, dil' ~anz txlcr teilwcisl' einen m:ydierend en I1 r:lnd edebtc, ist die in­humolicne Färbung der Gnmdma..o;se, in der grog(' helle Zonen VO ll tlunklcn Schlieren durchzogen sind. Stdtcl1wcisc hat es den Anschein. als ob einz(·lne, Inl}g­lichcrw('ise humose oder ~ llIl l i chc kohlcl\Sloffreiche Substanzen enthaltende Schli("r('n eine lokale reduzie­rende Atmosphäre uml d:\dun:h eine dunkle Färbung der Gru ndmasse venJ rs:'Ichten, aber andererseits bil­dl'n diese dunkleren Zonen Säumt· um brö(k.fe Qu:\n:.­körner und auch um Ri~se lind Poren im Ton. Diese Sch licrigkeit ist als sdtcnes Phänomen hcrvorr:'l l;end

2S0

geeignet, die KCI".unikgrupp(' im Dünnschliff zu iden­tifizieren. Der M;nernlbcst'3nd und die Eigenschaften der M:.l.g~· nmgskörner der fünf Pmbcn dieser Gruppe sind Illll

dem der Gruppe I völlig identisch. Die Oberflächt· besteht wieder, wie bei der Grul>PC I, :'IUS einer schI' dünnen feintönigen Schlämme, die auch beim offensichtlich oxydiercnclcn Br~ nd, ctw:\ bei den Prohen 490/01/ 1 und 506/01 schw:'IrI.: bl{'ibt, obwohl der &:hcrben dne weiße h.rbe angenommen hilr. D;~ Oberfliehellschichr isr jedOl:h so dicht. dass am:h bel slarken Vergrößerungen keim' fä rbenden Plrtikcl er­kennbar sind. Die Probe 326/01 eines G{'f:ißtyps, dcr wohl auS s"1ch­s,,'n stammt, lässt sich unter dem Mikroskop nicht von den braJldenburgischen Keramiken unterscheiden, da auch bei dieser Probe die Sehlierigkeit sehr ausgep~figl ist und die QuarLe und QlIar~i te gut gerundet .slnd. Lediglich die Korngröße iSI bei dieser Probl' in clnem besonders hohen Bereich, da fast alle groben Körner 2-J Olm I;roß sind. Mit den Proben die~cr Gruppe ist ei ne Probe ;lUS dem Töpferofm von Göttin identisch.

11.3. Die Proben 5JJ9!OJ (\Varellarl 342), 457/02 (Warenart 611),49010112 (Warellart 341). 101410112 (\Varenart 341); A.bb. 33,d-34,c

Diese vier Probcn hab{,Jl einl'n weiß(,!l Scherben und erschcin<.'ll auf den erstl'n Ulick als eine cigcnsl':indige k t' r:lIll~ ~ch l' Ware. Unter dem Mikroskop werden ;lbcr do.;h Ahnlichkeiten mit den Proben der Gruppen 1 und 2 deutlich. Die Probe 589/0 1 hat die gleiche feintonige, schlierige Grundmassc wie die Proben der Gmppc 2. AU1.:h das Magcrungsmateri:tl ist von der minel.llischen Zu· samOlcnS<"t'i'.ung und den mikroskopischen Merkma­len her identisch: die Magerungskörner sind groß und deutlich gerundcr, wob!.'i wieder QUilTZC und quarzit­ähnlic\ll' Partikel vorherrschen, während Plagioklase und Mikrokline zurücktrelen und andere Minernlief\ ausgesprochen selten a.nzutreffen sind. ßemerk{'n~ ­wert bei der Probe 5&9/01 ist die besondere Grobkör­nigkcil, da Körner im Bereich von 1-2 111m und der nK:hr bc. .. ondcrs hohe Magerungsl mc.il von weniger a.ls .10 % vorherrschen. Eine I lemcllung dieser Ker.tnllk Im Raum ßrandenbur~ist anzunehmen. Di{' Pl'obe 457/02 ist deutlich feinkörniger und sriir­ker gemagerl. Die Magerungskomponent'cn cntsprt'­ehen denen der bisher beschril'bcnell Proben. Auff:tl­lend ist hier aber ein rd3tiv hoher Gehalt an Muscov itschuppen in d(' r GrundlTIasse. die parallel zur Oberfläche eingd agert sind. Dieser hohe Gehalt 3n Muscovit kann {'in Zeichen fü r cin anderes I-kr­kunfts\;ebict sein, obwohl von den mikro~kopischcn Merkmalen ei1\(.' Herkunft aus Br:tndenburg durch­aus in Fr:l l:;c kom1l\t.

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AlJh. 33: Gcf(i~<' der I' ruhm: ,1 1014/0 1/1 (Wm-n:m 23 I); b 490/011 1 (W.\"'-II,In 421); " SOMOI (W.lr.'lwl!22); d 58?!OI (W.lr"I1Jrt JH). :, .... 1 iIl40r."·h,,r Vl,,.~ri;H,·nJIlM

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Aueh die Probe 490/01 /2 hat ihre besonueren r-.lcrk­male, da sie ausgesprochen stark gemagt'r( ist, ~onst :lbcr wieder in allen I!:igenschaften den Proben der Gruppe 2 ähnelt. Die Probe 1024/0112 faUt C1W:lS aus dem Rahmen der übrigen Proben di~ser Gru~pe, da sie ausgcspr~hen schwach ,"emagen 1St. GelllclIlsames Merkmallmt den ander\~ n Proben sind aber die helle. feintonige, :5\:hl ie­rige Grundmasse und die An und Ausbildungdes Ma­gcrungsmatcrials. Somit eq;ibt sich br i dieser Gruppe das Probk·m J~r Frage nach d(' r gemeinsamen Herkunft. Während dll' Probe 589/01 den Proben der Gruppen 1 und 2 noch sehr nahe steht, unterscheiden sich die übrigen Proben, 457102 mit dem hohen MuscO\'irallwil, 490 durch dl'n besonders hohen Magerllngsa nteil und 1024/0 112 durch die fast fehlendl' Magerung geringfügig von die­sen Stü('kell, sodass eine andere Herkunft nicht auszu­schließen ist. Auch bei den Keramiken dieser Gruppe ist die Ober­mehe meist von einer sehr dlinm·n. hil' r hell brennen­den Schlämme Überl.Clgl'n, auf der die rote oder gelb­rote Bemalung lil'gt. Bei llcr Probe 457101 liegen auf dem Scherben zwei transpareIlt!' und eine dunkclbr.\lIne GlasurschichI. Dit· Dickt.' ;L.Jer Schicht liegt bei ca. 0,1 mm, wobei die Dickl' der unteren Schicht, di\· die Ulwbenheiten dc.~ St:herbcns ausgleich!", geringfügig schwanken kann. Ausgesprochen knmplizicn ist der Aufbau Jt'r Obcr­n:iche bei 1024/0 111. Hief liegen auf J em Sc,herben '1wei sehr feinkö rnige Tonschiehtcn, die als Engobe ;lngesproehen werden können. Beide Schichten sind Jurch eine deutliche Grcm':e getrennt. Die äußere Schicht ist etwas dunkler als die innerl'. Auf der En­gl)be liegt ('ine merkwürdige brck'l.iöse Zone, bei der Elll;obefI':'Lgl\lenle von einer GI:\Sur umgeben sind. Darüber folgt ein!: blassbraune lllld eine fa rblose Gla­sursehieht, auf dt'r sich dann die dunkle Bemalung bl'­findet . Auf der Innen~ite liegt Jil' dunkelrote lk ma­lung direkt auf der Engobe. lli" hier nur aus einer Schid u besteht.

12.4. Dif.' I'robe 472101 (Wart'1111r121 I ); Abb . . H,c!

1)ie Probc -l 72/01 ist den Proben der Gruppen 1 und 2 noch sehr vl' rwandt, ist aber in einer so an(\(:rs:migen Weise I)tmagen, d:'lss eine I\btrennung gerL'Clnfertigt eTljd ll'i nt. Währl·nd bei den Proben der Gruppen I und 2 die relativ grotk n Magerungskörncr z.iemlich isoliert in dl'r Gnt nJmasse liegen, ist hier der Raum '1.wl<>c hell den reichlich vorhandenen groben Magc­rungskömcm durch feine Magerungspartikel ausge­füllt. Ein weltertr Untel'S(;hicd ist die Kornform, da die großen Magtnlllgskürner dieser Probe deutlich ccki­gt'r sind und die a.uff:'lllcnd runden Körner, die für die berciL~ bcs(;hriebcnen Gruppen typisch sind, etwas sel­tC'!ler :mftretcn. Auch das Magcnlllgsmd.tcrial selbst in

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anders, da reichlich biOtithaltigc Grnnithruchstücke vQrkotnmcn und, offensichtlich als Folge des mechani­schen Zcrfalh der Granite, auch die Feldspäte häufiger sind als bei den bisht!r beschriebenen Proben. Auch hornblcndehaltige Gcsteinsbnlchstücke komlllen vor. Oie Gc.<;K';nsbruchstücke sind doppelt so groß wie die griißtc.n Q uarl.c, wobei Körner von 2- 3 mlll nicht sel­ten si nd. Umer den groben Magerungspartikeln fallen auch Mikroklinc mit sehr breiten Perthitschnlircn auf, die eng luch dem Albitgesetz vcrzwillingt sind. Weitcr kommen große, stark seriz.itisierte Plagioklase vor. Somit liegt hier, trotz der genllldeten QU317.e, ein ei­genständiger Keramiktyp vor, der sich erstens durch grobe granitische Gestcinseinschliissc und zweitens durch einen sehr hohen Amcil an feinen Magcnll1gskör~ \lern zwischen den großen Einschlüssen ;tus'l,(,~ehJ'lct.

12.5. Die Probe/I 544102 (Warewl'rt 515) ,md 581102 (Warellart.611); Abb. 35.a-<

Auch bei diesen bdden Proben, die in ihren Materialci­gensd "J rcn nicht \'öllig identisch sind, herrschen Merk nule vor, die sie in die Nähe der Proben der Gruppen 1 und 2 rucken. Unterschiedlich sind ledig­lich die erw:'ls feinere M:'Igerung, deretwall höhere Ma­!;erungsanteil und einige besondere Ml' rkma.le. Bei der Probe SH/02 fallen zum Beispiel dunkle, runde oocr ovak' Einschlüsse auf dil' ;I.US sehr fl·incl'l, schwaruß, wü rfeligen P:'Inikeln 'bcstehen und kreis­runde Poren haben, die sich nicht näher identifi 'l.ieren l;\Sscn und am ehcsten Einschlüssen von Schlacken oder einer Glasur ähneln (Abb. 35,b). Neben di~n dunklen Einschlüssen gibt es ähnlichl' helle Etn­schlüsse mit großen runden Poren, die optisch isotroP sind lind einem Glas ähneln. Die Magerungskörner iih ~ nein aber wieder weitgehend den bisher beschriebenen Proben. Q uar ... und QU:'IrLite unterschiedlicher Art hcmdltn vor, Plagiokbs und Mikroklin si nd nicht SC~ ­tell, andere Mineralien fehlen jedoch weitgehend. DI(' Kornform ist rund, die Grunclm;l.Sse feintonig und stark porös. Durch das a\Ißcrgcwöhnlichc Merkmal dl' r runden, opaken Einschlüsse mit den kreisrunden, Gasbl:'lsen ähnlichen Poren nimmt diese Probe wieder dnc SondCl"Stellung ein. Die Probe 581 /02 ist vom Gefüge her der Probe 544/02 sehr ähnlich. Auch die M:'Igerungskomponenten .~nd ihre Kornformen, die denen der Gruppen 1 und 2 :J.hp­lieh sind, stimmen weitgehend tiberein. Da die unse-wöhnlichen op<l.kcn Einschlüsse. die die Probe 544/02

auszeichnen, fehlen, könnte es sieh bei der Probe 58 t/02 um eine feinerkörnige Variante der Gruppe I handeln. Die Probe 544102 ist innen \lnd :lußen von einer sehr dünnen, dunkel gefirbtcn Glasur überz.osen, die unte\' delll Mikroskop kaum erkennbar und lediglich durch feine Gasblasen am Konn.kt des Scherbens zur Glasur erhnnbar ist.

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Abb. 34: G<-.ftigedcr Prolx-n: a 457/02 (War,"lJtl (11); b 490/01/2 (W~rcll.U! ) 4 1): d 472101 (WM~I1.lr1 2 11): c Olchrschichlj;;~r Kand der Probe 102410112 (Wan:<lMl.H 1). ;l.b.d;1\ 40bd"" Vc!);r;;lkn",~

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Was die H erkunft der beiden Pmbcn betrifft, so sind ih re mikroskopischen Mcrkmak'. insbcsolwt'rl' die auffallenden BL'Sonderiwilell, wie das häufige Vorkom­Ill(' tl quarJ.it i~chcr Pal1.ikd, die Rundung der M3ge­I'lillbskörncr und die Gcfli~ed:lI :cn dCllen der br:lIlden­bllr~ischt l1 Keramik so iihnlich, d,lSS eine ge meinsame Herkunfr rmzullch mcn ist, wobe i auch hier wiet1er offl'n bleibt, wie groß dieses bemeinsame Herku nfu ­!:>t'biet ist, r.b die die Merkmale dt's Magerungsslmdes bL ... t immendt' ll gcologischm Vcrhiihn issc hier in eint!1ll grollen Raum sehr äh nlich sind .

12.6. Die Probe 551/01 ( \Val'enmt2/2): Abb. 35,d

Di(' Probe 551/01 ulltcrsc!widN sic h von den bisheri­ben viiIli!; durch dic Ar!" dr.·r Magcl'llng, die rein grani ­tisch ist, wobei die Grani tpartikd und ihre Illonomine­r:tlischen Bruchstückr.· grof~ und ecki,.: sinJ, wiihrend die Quarze stark zu rikklrl·len. Die Gm nitbnlchstiicke bestehen aus großt·n, sdu gut ~cgill (·rten Mikroklinell mit brt1ten Penhitl:unelkn. R:mdlich sind häufi~ brolk Myrmckitc l\lIsgebildel. Die Plagiokl:c;c si nd eng nach dtlll Albitgesctl. vco.will ingt und mitunter randlieh oc:l ~' r auch im Gan .... l'n in St·ri.,.ilumgcwanddt. Dl'r Quar .... hat kei nt· besonderen Merkmale; im Ver­gleich ".11 dcn Fcldsp:ircil iSI' er rdativ Illei n. Die Biotitt sind gl11g, stark pk'ochroitisch VOll einem blasscn zu eincm dunklen Grünbraun. Sic wirken frisch, pamllel zu den Spalt riss('n sind aber dunkle Zonm ausgebildet. Einschlüsse.' VUIl Schwennineralicil sind kaum vurllln­den, In t!,mnitisclwn Gt'Stt·inspal1ikdn finden sich auch Hornblenden mit einem Pleochroismus von blassgriin nach dunkelbr-aun. Muscovit ist dagl'l~en sl'1n·n. I-tier handelt l'S sich also Uill cilll'n ty pi schen VCl1reter der grtlbkörnil;l·n slawischell Ker;)lllik 111 it den großen, L'Ckij;l'n, bt·reiu mit blilf~cll1 Au~t· SUI erkennbaren llnlCllstiil.:ken vcrwiucl'lcr gl:v.i:tll' r Geschi ebe.

12.7. Die Probe 182101 ( \Varc"nrt 612); Abb. J{"a

Die Prohe 2Hl 102 stellt wil.J~·r (';" ('n l' isenstänJigcn Kt.ramiktypdar. Dieser ist relativ stark mit leinen mn­d(' ll QU:lrzkörnerll und ecki~c ll Mikroklinell gema­gen, wobei <l lldere M"l:;l' rlln l;;~ l1linl·r;l li e l1 kaum vor­kUlllnl(' l1. Die Quar.,.körncr sllld gut !;crundet. Hier wurde also zur Magcrung, wohl mit dem Ziel, eine b(·­SCllldlTS l;utc Q unlität zu er'I.~,den, c,in ausgcsuchrer S:1I1d verwendet. Dir Q uarzkorner slIld sehr humo­gell, frti von Rissen und Einsc.hlüsscil. Merklllak· eim.T t('kWil isd ltn Beanspruchung 111 der Arl der und ulösen AuslöschunI; fehlrn cbl'nso wi(' gdeldl'nc Q uarze oder quarzi tische VcrWaGhSullgell,. wl)r.!urch sich der bi(.r vcrwmdl't e Q U:l r".s:l1ld d"urlu.:h von dem Sand dcl' Gruppen 1- 5 untcrsd1('idl.'.t. Neben ~uarz Ull(l Mikroklin findl.'l1 sich se hr v('rclIlzl'h Pb!;LOk lasc und eill .... cl nl.' MllsGM itschuppl·n. Oie Gru ndnl:\sse ist dun­kel und n:.idl an Eiscno.'l:ydcll.

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Bei der Probe 282102 sind die InIlCI1- und Außenseite von rine!' Glasursch icht bedeckt. Letztere ist relativ dick unJ licj!,[ direkt :Iuf dem Scherb('n, wobei sie die U Ilcbcnhciten der Gef.il~oberflädle ausfülIr. Hier In.ndrlt e~ so ich somit \1111 einen Keralllikryp. J "r k"inl' V~'rw:\ndrschaft mit dcm llrand ('nbllr~eJ' Mate­ri.ll crkennen lässt, also wohl einen IIllPOI1. darstellt, dessen Herkunft~bcstirnmung aufgrund fehlenden Vt·q,leichsm.ucrials mit mikroskupischen Methoden noch nicht möt;lich isl.

11.8. Die Probe 734/01/2 (Warmat1 516); Abb. 36,b

Auch bl'i dieser Probe ist die Art der Magerung das chal'akteristische Merkmal, da hier zwischen wenigen mil rclkörnigen Magcrun~skn rnern , die vorwiegend aus gell.lIldetem Quan-. bestehen, reichlich fe ine Kör­ner Viln eckigeren Q uarzen und Mikroklinen liegen. Dil.' ~röf~cren Quarze sind oft schcrbi g zerbrochen. was für eine hohe Brenntempcr,1tur spricht. Plagio­klase, Biori t, Mu!>Covit ()(Ier Gcstci nspartikcl wu rdell in J ieser Probe nicht beobachtet. Möglicherweise fa nd ein aufbereiteler, erwa geschlämmter Sand als Mage­rung Verwendung. Auffallend sind mehrere ~rößcre Einschliisse eines Materials, das wie Fr:lgmcntl' einer Glasur oder einer zu hoch gebrannten, verglasten Ke­ramik aussiellt. Die Einschliissr.· können abel' aufgrund ihrer Größc nicht als bcabsidltiJ:;te Magerung erklän w('rdell, sondern ehl'r als Vemnreinigungell des Plat­zes, an dem der Ton zubereitet oder die Keramik ge­formt wu rde, Die GrunJIlla.ssc ist hell, (eimonig, etWas schl ierig und weitgehend frei von dunkel fä rbenden Partikeln eisenhaitiger Mineralien. Die Glasur :'tuf die~er Prohc ist cinsehidui g:, transpa­rcnt und arn Ko ntakt zu m Scherben hin von Ga .... blasl' 1l t1urehset7.t. Bei dieser Probe handelt es sich wieder um einen eigcn­s~lldigen, ~v()h l impon ienen Gcfäßt~p, der in SCI llen nllKroskoplschen Merkmalen keine Alml ich kl;t mir dem Brandenburger M:l.tl'rill hat.

11.9. Dif.' PrnbeJ3/01 (WnrcllaTt 417); Abb. 36.c

Bei der Probc 33/01 hanJelt es sich um eint· typische schw:lI-l.C Graph ittonkeramik, die zum größren Teil aus schwarzl'n GraphiIsC'huppcn besteht, ".wischen die die hellen Magel'lmgskömer eingclagel'l sind. Bei den hellen Körnern handelt es sich in erSU'r Linie um eck­igc Q U31-Le und tafdige Plagiok lase. Die:> Quarzl' sind eckig. sehr rissig und stark undulös :luslöschend . Die Plagioklase 5i nd relativ frisch, cng vco.willingt und manchmal stark zon:'tf gebaut. Gestcillspanikel cr­sl.h:·inen nicht hiiufi g; nur verein".elt kommen graniti ­sche verw achsungen \'or, die dann auch neben Q lI:lrz und Feldsp.udunkclbraunt· Bintite ent halten. Als Gm­phill nnvorkornrnen kommt dil' L:lgerstätlc Kropf­mühl b"i P:lssau in Frage.

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Abb. )S: G ,fübt' der I'rob\'n: "- )44/02 (W,ITl'llan SI5); c SR1 /02 {W.ucl1~n (, 11); tI ';51 /0 1 (W.,r,·".m 212); b V"l);l dSIC P,U\ikcllllill:iroßcn LlIhllbsrn in Proh,' 5-14/02 (\XI,In'IIMI 515). ;l.J in 4Jhchn V"l'h1"i',IL,:rung; ( ;11 I Sf,Kh"r Vn\:riiH"'fl llll:

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Abb. 36; Gefüge der Proben: a 282/02 (Wawu.rt 612) mit cimchichtigem Gluuraull»u; b 734102/2 (WMtnart 516) t 33/01 (Warenan 417); d 109/02 (Warenlrt 51 1) mit dünner Schlänunc; i.d in ISfacher Vergrößerung; b.c in40facher Vttgtüßerung

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dUnkkAbb. ~7: G~geder Proben: a n-4I02I1 (Warl'lWt 511) in 4OCac::hrr Ve~1\l; b in ~r:md~nbu')1:i~heT Km.n.ti,k I;d:iu.fil;~ Schlieren, d,e cW Gefüge durth:r.it'hen (probe 5061(1); c fiir br;mdmbutglsch .. Kennuk chankteruusch .. quu'2.lusche ElflSChlüssr

mit ausgeprigtCl' JUntenlllndunl; (Probe 589/01, WarctUrt 342)

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12.10. Die Proben 109/02 (Warenart 511) und 734/02/1 (Warenart 511); Abb. 36,d; 37,a

Diese beiden Proben sind besonders feinkörnig, wobei Korngrößen von 0,1 mm kaum überschritten werden. Diese Feinkörnigkeit ist eine von vornherein vom Töpfer bestimmte Materialeigenschaft und nicht durch die Verarbeitung, etwa eine zur Versinterung führende hohe Brenntemperatur, bedingt. Der Mage­rungsanteil ist relativ hoch, die Form der Magerungs­körner eckig. Als Magerungsmaterial herrscht Quarz deutlich vor, Feldspäte und Glimmer sind sehr selten.

Proben-Nr. Warenart Phase arch. Datierung

123/01 421 8 14.115.Jh. 529/01 231 2 12.113.Jh. 1024/01/3 412 Lesef. 13.114.Jh.

326/01 226 3 I.H.13.Jh. 109/02 511 9 15.Jh. 506/01 222 3 1. H.l3.Jh. 1024/01/1 231 Lesef. 12.113.Jh.

589/01 342 2 12.113.Jh. 457/02 611 5 um 1300 490/0112 341 2 12.113.Jh. 1024/01/2 341 Lesef. 13.114.Jh.

544/02 515 4 2.H.13.Jh. 581/02 612 3 I.H.13.Jh. 472/01 211 9 9./10. Jh, 551/01 212 1 l1.112.Jh. 282/02 612 7 14.Jh. 734/02/1 511 7 14.Jh. 33/01 417 8 15.Jh. 490/01/1 421 2 12.113. Jh. 734/02/2 516 7 13.114.Jh.

Die Grundrnasse ist feintonig mit einem merkbaren Anteil an feinen opaken Erzmineralien, die für die dunkle Färbung verantwortlich sind. Die Proben 109/02 und 734/02/1 sind in ihren mikroskopischen Merkmalen weitgehend identisch; die Probe 734/02/1 ist etwas gröber körnig. Die Glasur der beiden Scherben ist einschichtig, dünn, dunkel pigmentiert und frei von Gasblasen.

Farbton Farbe Wandstärke (nach Munsell) (mm)

10YRlS/1 sehr dunkel grau 4 10YRlS/1 sehr dunkel grau 5 10YRl6/1 grau 6

10YRl7/1 hellgrau 6 10YRl8/1 weiß 5 10YRl4/1 dunkelgrau 9 10YR/8/2 weiß 5

10YR/8/1 weiß 5 10YR/8/1 weiß 4 10YR/8/2 weiß 4 10YR/8/2 weiß 3

10YRl4/1 dunkel grau 9 2.5YRl5/6 rot 8 10YRl3/1 dunkelgrau 5 7,5YRl4/1 dunkel grau S 10YR/4/2 dunkelgraubraun 3 10YRl6/1 grau 8 7.5YRl4/1 dunkelgrau 7 10YRl4/1 dunkelgrau 9 10YR/4/1 dunkelgrau 4

Proben-. Gefüge- Magerungs- Korn- Max. Korngrößenverteilung Max. Poren- Gefüge-anteil Nr. typ zahl Korngröße Porengröße anteil regelung

% mm <0,02 0,02-0,2 >0,2 mm %

123/01 B3 15 25 2,0 16 6 3 1,0 3 ++ 529/01 A2 15 15 3,0 12 2 1 2,0 5 ++ 1024/01/3 B2 15 20 2,0 12 6 2 3,0 5 ++

326/01 A2 15 5 2,0 3 1 2,0 3 ++ 109/02 C3 25 3 1,0 4 20 6,0 5 ++ 506/01 B2 10 3 1,0 2 3,0 3 ++ 1024/01 B2 20 10 1,0 7 2 5,0 5 ++

589/01 A2 15 2 2,0 1 1 5,0 3 ++ 457/02 C2 10 15 0,5 10 3 2 0,5 2 ++ 490/0112 A2 40 5 0,5 1 2 2 1,0 8 ++ 1024/01/2 E2 5 5 0,4 4 0,5 3 ++

544/02 C3 40 8 0,6 2 3 3 2,0 8 ++ 581101 C3 20 3 0,8 1 2 8,0 8 ++ 472/01 B2 60 80 3,0 18 60 2 1,0 3 ++ 551101 B3 30 5 3,0 2 1 1 8,0 10 ++ 282/02 E3 40 60 0,4 30 28 2 1,0 3 ++ 734/02/1 E2 30 30 2,0 20 10 10,0 8 ++ 33(01 D2 30 40 0,8 20 18 2 1,0 5 ++ 490/01 F3 40 80 0,2 80 1,0 3 ++ 734/02-2 E3 35 60 0,4 58 2 6,0 3 ++

Tab. 9: Quantitative Merkmale der Keramiken

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-----=========~~ ......... - .~==~~ ......... -

12.11. Die quantitativen Merkmale der Keramiken (Tab. 9)

Die Farbe: Die Farbe der untersuchten Keramiken wurde mit den Bezeichnungen nach Munsell (1973) und den entsprechenden Farbbezeichnungen angege­ben. Die Tabelle 8 zeigt, dass dunkle, vor allem graue und graubraune Farbtöne von in einer reduzierenden Atmosphäre gebrannter Keramik vorherrschen. Rote, also eisenreiche und oxydierend gebrannte Keramiken sind unter den untersuchten Proben ausgesprochen selten. Häufiger erscheinen gelblichweiße Keramiken, deren Brennbedingungen noch geklärt werden müssen. Die Wandstärke: Dieses Merkmal wurde angegeben, da mitunter ein Zusammenhang zwischen Wandstärke und Korngröße erkennbar ist, wobei die Wandstärke umso größer wird, je gröber die Magerung ist. Bei der hier untersuchten Keramik ist ein derartiger Zu­sammenhang nicht erkennbar. Der Gefügetyp: Da sich das Gefüge einer Keramik, das von der Korngröße, dem Anteil der Magerung und der Verteilung der Korngrößen, also von drei Komponen­ten bestimmt wird, graphisch nicht einfach darstellen lässt, wird der Gefügetyp als Buchstaben-/Zahlen­kombination angegeben, wobei in der Reihenfolge A-F die Korngröße abnimmt und in der Reihenfolge 1-4 der Magerungsanteil ansteigt. Al ist somit eine grobkörnige Keramik mit einem geringen Magerungs­anteil, A4 ist grobkörnig und sehr stark gemagert, F4 dagegen sehr feinkörnig, aber wieder stark gemagert. Beispiele dieser Gefügetypen sind bei Riederer (1995) abgebildet. Nach diesem System wurde auf den ersten Blick deutliche, ob eine grob- oder feinkörnige oder eine mehr oder weniger stark gemagerte Keramik vor­liegt. Bei den hier untersuchten Keramiken herrschen Typen der Gruppe A vor, da die meisten untersuchten Proben sehr grobkörnig sind. Deutlich setzen sich davon die Keramiken anderer, eventuell rheinischer Provenienz der Gruppen E3 und F3 ab. Der Magerungsantei1: Der Magerungsanteil, der so­wohl von der Größe der Körner als auch von ihrer Zahl abhängt, wurde in Prozent angegeben. Die Werte schwanken zwischen 5 % bei der etwas ausgefallenen, nur sehr schwach gemagerten Probe 1024/01/2 und 60 % bei der ungewöhnlich stark gemagerten slawi­schen Keramik aus Brandenburg (Probe 472/01). Die üblichen Werte liegen bei 15-20 %, da die meisten Ke­ramiken, vor allem die Objekte aus Brandenburg, rela-

Nr. Breite Rand (nun)

494/3/4 2

506/01 2

Breite Kern (mm)

3

5

Farbton Rand

10YR/4/6

10YR/6/3

tiv grobkörnig, aber andererseits relativ schwach ge­magert sind. Die Kornzahl: Da bei der Bestimmung des Mage­rungsanteils nicht berücksichtigt wird, ob er durch we­nige große oder sehr viele kleine Körner bestimmt wird, ist die Kornzahl, also die Zahl der Magerungs­körner pro mm2, eine aufschlussreiche Kenngröße, deren Werte bei den untersuchten Keramiken zwi­schen 3 (bei den sehr grobkörnigen oder den sehr schwach gemagerten Objekten) und 80 (bei den fein­körnigen und stark gemagerten Stücken) schwanken kann. Die maximale Korngröße: Sie informiert ebenfalls über das keramische Material und die Herstellungstechnik, wobei die Grobkörnigkeit der brandenburgischen Ke­ramik zusammen mit den morphologischen Merkma­len der groben Körner ein charakteristisches Merkmal dieser Gruppe darstellt. Die maximalen Korngrößen liegen im Bereich von 0,2 mm bei den feinkörnigen rhei­nischen Keramiken und erreichen 3 mm bei den grob­körnigen brandenburgischen Sorten. Die Korngrößenverteilung: Zur genaueren Charakte­risierung von Keramik ist die Korngrößenverteilung interessant, da sie über die Anteile grober, mittelkörni­ger und feinkörniger Magerungspartikel an der Gc­samtmenge der Magerung informiert. Die maximale Porengröße: Auch die maximale Poren­größe charakterisiert das keramische Material, wobei bei den hier untersuchten Proben sehr hohe, aber für frühe scheibengedrehte Keramiken typische Werte auftreten, da durch das Drehen sehr lange, schmale, pa­rallel zur Gefäßwand orientierte Poren entstehen, die auch bei der makroskopischen Betrachtung auffallen. Der Porenanteil: Er ist bei einigen Stücken relativ hoch, vor allem dann, wenn die erwähnten langge­streckten Poren reichlich vorhanden sind. Die Gefügeregelung: Da es sich in allen Fällen um eine scheibengedrehte Keramik handelt, ist die Gefügere­gelung ausgesprochen gut. Die Poren sind dann paral­lel zur Gefäßwand ausgezogen und die blätterigen Komponenten, etwa die Glimmer, sind ebenfalls sehr gut in der Drehrichtung eingeregelt. Zonarbau: Da bei den meisten Keramiken keine auf den Brennprozess zurückzuführenden oberflächenpa­rallelen Zonen erkennbar sind, wurde dieses Merkmal nicht in die Tabelle aufgenommen. Eine deutliche Zo­nenstruktur trat lediglich bei zwei Stücken auf (vgl. Tab. 10).

Farbton Kern

10YRI2l2

10YR/3/1

Farbe Rand

dunkelgelbbraun

blassbraun

Farbe Kern

sehr dunkelbraun

sehr dunkclgrau

Tab. 10: Zonenstruktur der Proben 494/3/4 und 506/01

259

Page 82: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

12.12. Zusammenfassung

Bei den Keramiken aus der Altstädtischen Fischer­straße 5-6 handelt es sich um ein heterogenes, aus ver­schiedenen Teilen Deutschlands stammendes Material, das sich aufgrund markanter Unterschiede des Materi­als, sowohl des Mineralbestands als auch der Gefüge­merkmale, sehr deutlich gegeneinander abgrenzen lässt. Eindeutig brandenburgische Keramiken, wie sie auch vom Töpferplatz in Göttin bekannt sind, herr­schen vor, wobei unterschiedliche Varietäten abge­trennt werden können. Die brandenburgische Kera­mik kann aufgrund ihrer mikroskopischen Merkmale eindeutig definiert und ihrem Herkunftsgebiet zuge­wiesen werden. Die sichere regionale Zuordnung anderer Keramiken, von dem eindeutigen Typ der ost­bayerischen Graphittonkeramik abgesehen, ist auf­grund des derzeit fehlenden Vergleichsmaterials noch nicht möglich.

Abbildungen: Zeichnungen: M. Ziemer, Brandenburg, K Zimprich, Berlin. Fotos: E Biermann; Grafiken: E Biermann; G. Matthe5, R. Schulze, BLMUFj Dünn­schliffaufnahmen: Rathgen-Forschungslabor Berlin

Anschriften: Dr. Pelix Biermann, Ernst-Moritz-Arndt­Universität Greifswald. Historisches Institut, Lehr­stuhl für U r- und Frühgeschichte. Hans-Fallada-Str. 1, D-17487 Greifswald Prof. Dr. josef Riederer, Rathgen-Forschungslabor, Schloßstraße la, D-14059 Berlin

Manuskriptabschluss: Mai 1998

260

Page 83: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

Katalog der abgebildeten Funde

Die Angaben sind wie folgt geordnet:

Abbildung Befund Phase Erhaltung Gefäßart Rand-/Handhaben-1 Ausguss-lBodenform Dekor Farbe außen (nach Munse1l1973) Farbe im Bruch (nach Munsell1973) Warengruppel -art.

Abkürzungen

Bs. Bodenscherbe Rs. Randscherbe Ws. Wandungsscherbe

7,1 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 28; Riefenzone; 10R 2.5/1; 2.5Y5/0-

5YR;225 7,2 532; 1; Ws.; Standbodengefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 7,3 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 1; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;

222 7,4 532; 1; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 5Y 4/1; 2.5Y 5/0; 222 7,5 490/53; I?; Ws.; Standbodengefäß; -; Kerben/Rillen; -; -; 212 7,6 550; 1; Rs.; Standbodengefäß; 19; Rillen; 2.5Y 5/0' 2.5Y 6/2'

212 ' ,

7,7 891; 1; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 221

7,8 350; 1; Rs.; Standbodengefäß; 33; Kammstrich; 10YR 3/6; 2.5Y 5/0; 211

7,9 551; 1; Rs.; Standbodengefäß; 10; Rillen; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-5YR; 212

7,10 557; 1; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 10R2.5/1; 2.5Y 812; 222 7,11 550; 1; Rs.; Kugeltopf; 4; unverziert; 5YR 412; 2.5Y 5/0-2.5;

225 7,12 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 13;-; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0;231 7,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 16; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2;

221 7,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert;2.5Y 3/2;2.5Y 612; 221 7,15 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0;

231 7,16 490;2; Wmel;-;-; 7.5YR3/0;-;-7,17 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; lOR 2.5/1; 2.5Y 5/0;

221 7,18 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 2/0' 5YR4/2' 222 7,19 490; 2; Ws.; Standbodengefäß; -; Welle; -; -; 2i2 ' 7,20 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; Riefenzone; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0'

412 ' 7,21 490; 2; Tülle; Kugelkanne; Tülle; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;

412 7,22 490; 2; Tülle; Kugelkanne; Tülle; unverzien ?; 2.5Y 8/2;

7.5YR 7/0; 231 7,23 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 8,1 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 2.5Y 3/2; 2.5Y 6/2; 222 8,2 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-2.5;

225 8,3 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0' 232 8,4 490; 2; Rs.; Miniaturgefäß; 2; -; -; 10YR 8/2; 611 ' 8,5 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefenzone; 5Y 2.5/1; 2.5Y 4/2; 221 8,6 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverzien; 2.5Y N4/0' 5YR 8/1'

421 ' ,

8,7 490;2; Rs.;-; 6; Bemalung; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 341 8,8 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 2.5Y 3/2; 5YR 4/2; 222 8,9 490;2; Rs.; Kugeltopf; 13; unverzien; -; 2.5Y 6/2; 221 8,10 490; 2; -; Winel; -; -; 5 YR 4/2; -;-8,11 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverzien; 2.5Y 5/0; 2.5Y 5/0-7.5;

222 8,12 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 612;

221 8,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 8; unverziert; 1 OR 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221 8,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221 8,15 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; 00; 5YR4/2; 5YR 4/2; 222 8,16 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; Riefen; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 8,17 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 5Y 2.5/1; 2.5Y 5/0; 222 8,18 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 9; unverziert; 2.5Y 4/2; 7.5YR 7/0; 222 8,19 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0;

222 8,20 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 10R 2.5/1; 5YR 4/2;

221 8,21 529; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 8/2; 2.5Y 6/2; 231 8,22 589;2; Ws.;-;-; Bemalung; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 342 8,23 793; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 4/2; 7.5YR 8/2-7.;

221 8,24 490--53; 2; Rs.; Kugeltopf; 15; -; 10R 2.5/1; 2.5Y 612; 221 8,25 918;2; Rs.; Kugeltopf; 6;-; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 231 9,1 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 6; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 9,2 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;-9,3 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 4; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 224 9,4 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 5; unverziert; 2.5Y 8/2; 2.5Y 5/0-2.5;

231 9,5 1016; 2; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2;

222 9,6 1016/a; 2; Rs.; Kugeltopf; 4; Riefen; -; 2.5Y 5/0; 222 9,7 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y

5/0-7.5; 222 9,8 528; 2; Rs.; Kugeltopf; 5; unverziert; 2.5Y 3/2; 2.5Y 6/2; 231 9,9 555; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 222 9,10 256; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 5Y 2.5/1; 7.5YR 7/0;

222 9,11 918; 2; Rs.; Kugeltopf; 10;-; 10R 2.5/1; 2.5Y 5/0-10Y; 225 9,12 918;2; Rs.; Kugeltopf; 13;-; 2.5Y 6/2; 7.5Y 8/2; 221 9,13 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 2.5YR 6/6; 7.5YR

7/0-2.;225 9,14 490; 2; Rs.; Kugeltopf; 12; zRi; 5Y 3/1; 2.5Y 6/2; 221 9,15 432; 3; Rs.; Krug/Kanne; 7; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-5Y;

412 9,16 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7;-; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 9,17 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 8/2-2.5;

221 9,18 901;3; Rs.; Kachel?; 22; Riefen; 10YR 8/4; 10YR 8/4; 320 9,19 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 9,20 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 1 OR 2.5/1; 271-7.5YR

7/;225 9,21 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 16; unverziert; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 231

10,1 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 222

10,2 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 5YR 412; 2.5Y 6/2; 222 10,3 506;3; Rs.; Kugeltopf; 7; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 10,4 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 10; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y

5/0-2.5; 222 10,5 506; 3; Ws.; Standbodengefäß; -; Kerben; 2.5Y 2/0; 2.5Y 6/2'

223 ' 10,6 383; 3; Rs.; Deckel; -; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 10,7 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2'

221 ' 10,8 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 222 10,9 326; 3; Rs.; Standbodengefäß; 26; Riefen; 10R 2.5/1' 7.5YR

7/0; 226 ' 10,10 326; 3;Rs.; Kugeltopf; 12; -; 10YR 8/2; 2.5Y 6/2; 231 10,11 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 1; Riefen; 7.5YR3/0; 2.5Y 6/2; 221 10,12 326; 3; Rs.; Kugeltopf; 7; Riefen; 5YR 4/2; 2.5Y 6/2; 221 10,13 275; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverzien; 1 OR2.5/1; 1 OR 3/2; 222 10,14 791; 3; Rs.; Kugeltopf; 3; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412

261

Page 84: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

10,15 506; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; unverzien; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 13,1 311; 5; Rs.; Kugeltopf; 13; Rillen; 7.5YR3/0; 10R2.5/1; 413 232 13,2 439; 5; Rs.; Krug/Kanne; 33/Schrägstellung; Riefen; 2.5Y

10,16 1010; 3; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 5Y 2.5/1; 2.5Y 5/0; 5/0; 7.5YR 7/0; 421 222 13,3 420; 5; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 415

10,17 581; 3; Rs.; Krug/Kanne; 26; -; 2.SYR 6/6; 2.5YR 6/6; 612 13,4 447; 5; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 221

10,18 791; 3; Rs.; Kugeltopf; 6; -; 2.5Y 4/2; 2.5Y 6/2; 222 13,5 438; 5; Ws.; Kugeltopf; -; Rollrädchen; 7.5YR 7/0; 7.5YR 10,19 791; 3; Henkel; -; Henkel; Bemalung; -; -; 342 7/0;232

10,20 1010; 3; Rs.; Kugeltopf; 28; -; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 223 13,6 442; 5; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 10YR 3/2; 2.5Y 6/2; 10,21 625; 3; Ws.;-;-; Kammstrich;-;-;211 231 10,22 505; 3; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzien; 5Y 3/1; 2.5Y 6/2; 221 13,7 457; 5; Bs.; Krug/Kanne; Standfuß; Riefen; 7.5YR 3/0; -; 412 10,23 505; 3; -; Wirtel; -; -; -; -; - 13,8 457; 5; Ws.; Standbodengefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 10,24 432; 3; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 10R 2.5/1; 2.5Y 6/2; 13,9 278; 5; Rs.; Becher; 24; Riefen; 10R 3/2; 7.5YR N3/0; 511

221 13,10 262; 5; Rs.; -; 1; -; 7.5YR N3/0; 7.5YR N8/0; 411 10,25 506; 3; Rs.j Kugeltopf; 12; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 232 13,11 311; 5; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 7.5YR 3/0; 10R 2.5/1; 222 10,26 544; 4; Bs.; Miniaturgefäß; Flachboden; -; -; -; 611 13,12 516; 6; komplett; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 10,27 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 1; -; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 412 7/0;412 11,1 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 222 13,13 861; 6; -; Senker; -; -; 7.5YR 7/0;-;-11,2 544; 4; Rs.; Krug/Kanne; 27; Riefen; 10YR 5/8; 7.5YR 3/0; 13,14 861; 6; Rs.; Krug/Kanne; 24; Kerbenleiste; 10R 3/2; 5Y 3/1;

515 511 11,3 544; 4; Rs.; Krug/Kanne; Henkel; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 13,15 861; 6; Rs.; Becher (Krug/Kanne?); -; Rollrädchen; 7.5YR

3/0; 413 3/0; 7.5YR 7/0;421 11,4 544; 4; Rs.; Becher; -; Rollrädchen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 13,16 861; 6; Rs.; Standbodengefäß; lai Rillen; 5YR 4/2; 7.5YR

421 7/0-7.;212 11,5 544; 4; Rs.; Schüssel; 32; -; 7.5YR 3/0; 10R2.5/1; 612 13,17 436; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 11,6 544; 4; Rs.; Kugdtopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412 13,18 861; 6; Rs.; Kugeltopf; 16;-; 7.5YR 3/0;2.5Y 5/0; 412 11,7 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 422 13,19 832; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 7.5Y 8/2; 21,-2.5Y 8/2; 411 11,8 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 5YR 4/2; 2.5Y 6/2; 620 13,20 486; 6; -; Wirtel; -; -; 7.5YR 3/0; -;-11,9 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 422 13,21 486; 6;-; Wirtel; -;-; 7.5YR 7/0; -;-ll,10 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR N3/0; 5YR 811; 411 13,22 834; 6; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 2.5Y 3/2; 5YR 8/1; 221 11,11 544; 4; Rs.; Pokal; 11; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 421 13,23 43; 6; Rs.; Kugeltopf; 11; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 11,12 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR N8/0; 415 13,24 43; 6; Rs.; Kugeltopf; 3;-; 7.5YR3/0; 7.5YRN8/0;411 11,13 544; 4; Rs.; Becher; 32; Riefen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 422 13,25 43; 6; Rs.; Krug/Kanne; 23; -; 10R 3/3; 2.5Y 5/0; 511 ll,14 544; 4; Rs.; KugeItopf; 14; Riefen; 2.5Y N4/0; 7.5YR N8/0; 13,26 832; 6; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-7.;

412 414 11,15 544; 4; RB.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 411 14,1 767; 6; RB.; Kugeltopf; 12; Rillen; 7.5YR 7/0; 7.5YR N8/0; 11,16 544; 4; Ws.;-;-;-; -;-; 422 231

i 11,17 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 10; Riefen; 7.5YR 3/0; 5YR 8/1; 411 14,2 767; 6; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0 -2.; 414

~, 11,18 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 14,3 767; 6; Rs.; Kugeltopf; 5; Rillen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 221

I N8/0;412 14,4 405; 6; komplett; Krug/Kanne; 25; Einzelleiste; 7.5YR 3/0;

11,19 537; 4; Rs.; Becherl'I'aBse; 34; Riefen; 5YR 6/8; 2.5Y 8/4; 521 7.5YR 7/0: 415 11,20 537; 4; Rs.; Kugeltopf; 16; Riefen; 5Y 3/1;2.5Y 5/0-7.5; 412 14,5 767; 6: Rs.; Kugeltopf; 14: Riefen: 7.5YR 3/0; 7.5YR 5/0; 412 11,21 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 20; unverziert; 2.5Y N4/0; 7.5YR 14,6 765; 6; Rs.; Kugeltopf; 15; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 412

N8/0;412 14,7 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 2.5Y 5/0; 2.5Y 5/0; 222 11,22 544; 4; Rs.; Kugeltopf; 3; -; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 231 14,8 767; 6; Ws.:-;-; Bemalung;-;-: 341 11,23 1005;4:Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0: 121:412 14,9 493; 6; Rs.: Kugeltopf; 16 (evtl. 13); unverziert; 7.5YR 3/0; 12,1 1005: 4: Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5Y 8/2; 222 7.5YR 7/0-2.:222 12,2 1005; 4; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 10R2.5/1: 7.5Y8/2; 412 14,10 767; 6; Ws.; -; -; Kammstrich: -; -; 211 12,3 724: 4: Rs.; Kugeltopf; 28: Riefen; 7.5YR N3/0; 2.5Y 6/2; 413 14,11 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 10; unverziert; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 12,4 782' 4; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 2.5Y 2/0; 2.5Y 5/0; 412 221

, . f 12,5 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 5; Rie en; 7.5YR 3/0; 2.5Y 8/2; 422 14,12 493; 6; Rs.; Kugeltopf; 13; unverziert; 7.5YR 3/0: 2.5Y 5/0-2: 12,6 842; 4; Rs.; Kugeltopf: 5; -; 5: 3/1; 7.5YR N8/0; 231 221 12,7 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-2.; 14,13 765; 6; Rs.;Deckel;-; -;-;-; 414

411 14,14 453; 6; Ws.; Krug/Kanne; Henkel; Applikation; 2.5YR 6/6; 12,8 782; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0: 2.5Y 5/0; 412 2.5YR 616; 612

12,9 579; 4; Rs.; Kugeltopf; 1; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 413 14,15 137; 7; Bs.; Grapen; Grapenfuß; -; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 12,10 782; 4; Rs.; Becher; 33; Rollrädchen; 10YR 8/2; 10YR 8/2; 412

330 15,1 737; 7; Rs.; Kugeltopf; 29; Riefen; 5YR 4/2; 31/-2.5YR 6/; 12,11 579; 4; Rs.; Kugeltopf; 14; ~efen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 422 225

12,12 134; 5; RB.; Kugeltopf; 1; Ri~fen; 5Y 2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 15,2 282-111; 7; Rs.; Kugeltopf; 11; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 3/0;

12,13 134; 5: Rs.; Kugeltopf; 20; I,Uefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0; 422 422

12,14 278; 5; Rs.; KugeItopf; 1; Ri~en ?; 7.5YR 3/0;2.5Y 6/2;423 15,3 208/209; 7; Henkel; Krug/Kanne; Henkel; Riefen; 7.5YR

12,15 278; 5; Rs.; KugeItopf; 20; Riefen; 10R 3/2; 7.5Y 8/2; 222 3/0; 2.5Y 5/0; 423

12,16 278; 5; Rs.; Kugeltopf; 1.6; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 812; 411 15,4 283; 7; Rs.; Kugeltopf; 13; -; 10R 2.5/1; 7.5YR 7/0; 222

12,17 136; 5; Rs.; Kachel; -; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 411 15,5 857; 7; Rs.; Becher; 24; -; 10R 3/2; 2.5Y 5/0' 511

12,18 278' 5' Rs: _. 23' Riefen; 2.5Y 6/2; 2.5Y 8/2; 232 15,6 137; 7; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 412

12,19 278; 5; Rs.; iru~Kanne; 26; Rollrädchen; 2.5Y 5/0; 2.5Y 8/2; 15,7 734; 7; Bs.; Krug/Kanne; Wellenfuß; -; -; -; 516

231 15,8 734; 7; Bs.; KruglKanne; Wellenfuß;-; 10R 3/3;-; 511 12,20 136; 5; Rs.; Kugeltopf; 20; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 412 15,9 90; 7; -; Wirtel; -; -; 5Y 4/2; -;-

12,21 278; 5: Rs.; Senker; -; -; 7.5~ 5/6; -;- 15,10 830; 7; Henkel; Krug/Kanne; Henkel; -; 10YR 4/4; -; 612 12,22278: 5; Rs.: KugeItopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 221 15,11 776; 7; Rs.; Kugeltopf; 29; ~efen; 7.5YR N3/0; 5YR 8/1: 411 12,23 136; 5; Rs.; Kugeltopf; 20; -; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2; 422 15,12 131; 8; Rs.; Kugeltopf; 14; Riefen; 7.5YR 3/0; 5YR 8/1; 422 12,24136; 5; RB.; Krug/Kanne; 31,Henkel; -; 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0; 15,13 116; 8; Komp; Kugeltopf; 21; Einzelleiste; 2.5Y 8/2; 7.5YR

231 7/0;231

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15,12 118; 8; Rs.; Kugeltopf; 18; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0-5Y; 421

15,15 116?; 8?; Rs.: Kugeltopf; 21; unverziert; 2.5Y 5/0: 5.5YR 7/0j 412

15,16 73; 8; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 3/0j 7.5YR 7/0; 412 15,17 194; B; Rs.; Becher (N apf?); 1; unverziert; 2.5Y 5/0; 2.5Y 6/2;

416 15,1 B 194; 8j Rs.j KruglKanne; 25; Riefenj 7.5YR 3/0; 7.5YR NB/Oj

412 15,19 194j 8; Rs.; Becher (Napf?)j 1junverziert;-; -j 416 15,20 115; 8; Rs.; Deckelj -; Riefenj 2.5Y 6/2; 7.5YR 7/0-2.j 231 16,1 123; B;Rs.; Kugeltopf;20; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0;421 16,2 109; 9; Bs.; KruglKanne; WeIlenfuß;-;-;-; 511 16,3 109j 9j Rs.j Kugeltopfj 21; Riefenj 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0;

412 16,4 463; 9; Rs.; Kugeltopf; 12j Riefen; 2.5Y 5/0: 2.5Y 6/2; 421 16,5 463j 9; Rs.; Kugeltopf; 14j Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2j 421 16,6 33; 9; Rs.; Krug/Kannej 33; unverziert; 5YR 3/3; 7.5Y 8/2;

511 16,7 33; 9; Rs.; Krug/Kanne; 33; Riefen; 5YR 3/3; 7.5YR 7/0; 511 16,8 33; 9; Rs.; Tiegel; 33; -; 7 .5YR 3/0; 75YR 3/0; 417 16,9 33; 9; Rs.; Kugeltopf; 12; unverziert; 25Y 5/0; 2.5Y 8/2; 411 16,10 109; 9j Rs.j Kugeltopf; 14j Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0;

421 16,11 479j 9; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 421 16,12 472k; 9; Rs.; Standbodengefäßj 1j Kammstrich; 2.5Y 4/2;

2.5Y 6/2; 211 16,13 95; 10; Rs.; KruglKanne; 25; Kniffelleiste; 2.5Y 5/0; 7.5Y 8/2;

415 16,14 96; 10; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 7.5YR 7/0; 25Y 6/2; 231 16,15 95; 10; Bs.; Krug/Kanne; Weil; -; -; -; 511 16,16 167; 10; Rs.; Kugeltopf; 12; Riefen; 7.5YR 3/0; 7.5YR 7/0;

412 16,17 797;-; Ws.;-;-; Kammstrich; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0; 412 16,18 17;-;-; Senker;-;-;2.5Y 5/0;-;-16,19 482; -; -j Deckel;-j -j 2.5Y 6/2;-; Zieglerware 16,20 17; -; -j -: -; -: 2.5YR 4/6; -; Zieglerware 17,1 -j-j Rs.; Kugeltopf; 13;-; 7.5YR3/0; 7.5YR 7/0; 412 17,2 797j -; Bs.; Krug/Kanne; WeIl; -; -; -; 511 17,3 797; -; Rs.; Kugeltopf; 6; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 232 17,4 797; -; Rs.; Kugeltopf; 8; unverzien; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0-2.5;

221 17,5 797; -; Rs.; Kugeltopf; 7; unverziert; 2.5Y 6/2; 2.5Y 8/2; 231 17,6 -; -; Bs.; Krug/Kanne; Well; -: -; -; 511 17,7 110; -; -j Wirtelj -; -; 10 YR 3/6; -;-17,8 414;-j-; WIrte4 -;-j 5Y 6/1j-;-17,9 -;-; Ws.;-;-; Bemalung; 10YR8/2; 10YR8/2;341 17,10 -; -; Rs.; Standbodengefäß; 33; Kammstrich; 7.5YR 3/0;

7.5YR3/0-10j211 17,11 -;-; Rs.;Deckel;-; unverziert; 7.5YR3/0; 5YR 8/1;411 17,12 -j-; Rs.; Kugeltopf; 2; unverziert; 7.5YR3/0; 7.5YR3/0;412 17,13 -j -; Rs.; Kugeltopf; 16; Riefen; 7.5YR 3/0; 2.5Y B/2; 421 17,14 -j-; Rs.j Kugeltopf; 20; Einzelleiste; 7.5YR3/0;5YR8/1j411 17,15 -;-; Rs.; Kugeltopf; 21;-; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 411 17,16 -; -; Rs.; Kugeltopf; 21; Riefen; 2.5Y 5/0;7.5YR 7/0j 232 17,17 -;-; Rs.; Kugeltopf;20;-; 7.5YR3/0; 5YR8/1;411 17,18 -j-; Rs.; Kugeltopf; 14; unverzie!1j 2.5Y 4/2; 2.5Y 3/2; 222 17,19 -; -; Rs.; Kugeltopf; 21; Einzelleiste?; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;

422 1720 -'-' Bs' Krug/Kanne' Welienfuß·-·-·_· 521 17:21 ~ -; Rs·.'j Kugeltopf; 3; Riefen; 7.?YR 3/0; 7.5YR N8/0; 222 17,22 -; -; Rs.; Kugeltopf; 13; Riefen; 7.5YR3/0; 5YR 8/1; 421 17,23 -; -; Ws.; Stand boden gefäß; -; Kammstrich; -; -; 211 17,24 -; -; Rs.; Krug/Kanne; 25; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 6/2; 411 17,25 797; -; Rs.; Becher; 24, Henkel; unverzien; 2.5YR 4/6; 2.5Y

5/0; 511 17,26 -;-; Rs.; Kugeltopf; 3; unverziert; 7.5YR3/0; 7.5YR3/0;412 17,27 -; -; Bs.; KruglKanne; Standplatte; -; 7.5YR 3/0; 2.5Y 5/0;

412 18,1 -; -; Rs.; Kugeltopf; 27; -; 2.5Y 6/2; 2.5Y 6/2; 231 18,2 -;-; Rs.;Kugeitopf; 18; unverziert; 7.5YR 3/0; 2.5Y 612; 221 18,3 -;-; Rs.; Kugeltopf; 3; Riefen; 7.5YR N3/0j 2.5Y 5/0-2.5; 414 18,4 -; -j Rs.j Kugeltopf; 12; Riefen; -; -; 412

18,5 -; -j Rs.; Kugeltopf; 14; Rillen; 7.5YR 3/0; 7.5YR N8/0; 422 18,6 -; -; Rs.; Kugeltopf; 29; Riefen; 2.5Y 5/0; 7.5YR 7/0; 411 18,7 -;-j Rs.;Kugeltopfj 14; -;5Y2.5/1; 2.5Y 6/2; 222 18,8 -;-; Rs.j Kugeltopfj 18; Riefen; -;-; 412 18,9 -;-; Rs.;Kugeltopf; 14; -; 5Y 4/2; 7.5YR 7/0; 231

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Page 90: Biermann, Die mittelalterliche Keramik der Ausgrabung Altstädtische Fischerstraße 5-6 zu Brandenburg an der Havel

Witkowski 1993

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G. Witkowsk~ Brandenburgische Lichtstöcke aus Ziegelton. Veröff. Brandenburg. Landesmus. Ur- u. Frühgesch. 27,1993, 179-193.