Bild: Schwab Das Beste für Darunter - lwg.bayern.de€¦ · Rebzeile ist auf die schwachwüchsige...

4
26 Rebe & Wein 2/2013 Praxis Weinbau Auf kalkreichen Weinbau- standorten ist die Unter- lagenwahl für die Wirt- schaftlichkeit und Lang- lebigkeit der Rebanlage von ausschlaggebender Bedeutung. Durch die Vergilbungskrankheit (Chlorose) treten je nach Unterlage stärkere Verrie- selungen, Ertragsdepres- sionen, Kümmerstöcke und Stockausfälle auf. An der Bayerischen Landes- anstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöch- heim wurden Unterlagen auf diese Empfindlichkeit getestet. C hlorose in allen ihren Formen tritt besonders auf kalkreichen Böden immer wieder auf. Einzelne meist vormals überlastete Stö- cke, deren Leitungsbahnen be- reits durch Frost oder durch Holzpilze geschädigt sind, lei- den besonders stark und auch frühzeitig unter der Vergil- bungskrankheit (Chlorose). Mit der Verwendung kalkver- träglicher, reblaustoleranter Unterlagen und vor allem durch die Einkreuzung der amerika- nischen trockenheitsadaptier- ten und chlorosefesten Berlan- dierirebe, hat sich die Vergil- bungskrankheit in den vergan- genen 60 bis 80 Jahren zurück- drängen lassen. Zusammen mit den Erfolgen der Klonenselekti- on konnten so auch die jährli- chen Ertragsschwankungen deutlich verringert werden. Vielfältige Untersuchungen zeigen, dass deutliche Unter- schiede in der spezifischen Chlorose-Empfindlichkeit der Edelreissorten als auch der Rebunterlagen bestehen (siehe Tabelle 1). Bei den Unterlags- sorten tritt eine starke Differen- zierung in der Kalkverträglich- keit auf, die von französischen Forschern auch mittels der An- gabe der Aktivkalk-Toleranz bewertet wird (Werte in Klam- mern). Fragestellung und Versuchsstandort Durch die konsequente Nut- zung der reblaustoleranten Un- terlagsreben wurde der euro- päische Rebenanbau gerettet. Ein bedeutender Nebeneffekt ist die Kalktoleranz der ameri- kanischen Wildreben, die bei richtiger Pfropfkombination die Chlorose-Empfindlichkeit der Europäerreben weitgehend ausschalten kann. Um Kosten für Chlorose-Reparaturmaß- nahmen zu sparen oder Er- tragsausfall durch Verrieselung zu vermeiden, ist die richtige, auf den Standort abgestimmte, Unterlagenwahl für eine er- folgreiche und ökonomische Traubenerzeugung entschei- dend. Ziel der vorliegenden, mehr- jährigen Untersuchung war es, den Einfluss der wichtigsten Unterlagen auf Wuchsleistung, Ertrag, Mostqualität und Nähr- stoffaneignungsvermögen auf einem mittelgründigen Mu- schelkalkboden zu prüfen. Im vierfach wiederholten Ad- aptionsversuch mit der Rebsor- te Weißer Burgunder Klon FR 70, Pflanzjahr 2000, (Humus- gehalt 2,9 Prozent, Gesamt- kalkgehalt 32 Prozent) am Thüngersheimer Scharlachberg konnte im chlorosestarken Jahr 2006 eine deutliche Differen- zierung der 25 getesteten Un- terlagen und Unterlagenklone festgestellt werden (siehe Ab- bildung 1). Neben den in der weinbaulichen Praxis meist ge- nutzten Unterlagen wurden zudem neu zugelassene Unter- lagssorten, Vergleichssorten aus dem europäischen Raum sowie zwei Neuzüchtungen der Bayerischen Landesanstalt in die Prüfung miteinbezogen. Die Chlorose-Empfindlichkeit der Unterlagssorten wurde zu mehreren Zeitpunkten mit dem Stickstoff (N)-Tester von Yara über das Blattgrün gemessen. empfindlichkeit gegenüber Chlorose Die Kalkempfindlichkeit der Unterlage zeigt sich in einem starken Chlorosejahr besonders an den Aufhellungen und Ver- gilbungen der Blätter. Durch die optische Messung des Blatt- grünwertes an jeweils 30 Blät- ter der Traubenzone in den vier Feldwiederholungen wurde rund 14 Tage nach der Blüte erstmals der jährliche Chloro- se-Wert bestimmt. In den ande- ren Untersuchungsjahren trat die Chlorose meist nur leicht auf und hat sich in der weite- ren Rebenentwicklung wieder verwachsen. Die kalkempfind- lichen Unterlagen wie Riparia Gloire* und Schwarzmann* zeigen jedoch nicht nur deutli- Rebunterlagen, die sich bewährt haben – Aktuelle versuchsergebnisse Das Beste für Darunter Veredelt mit Weißer Burgunder Klon FR 70: Die linke Zeile zeigt Reben mit der Unterlage SO4, die rechte Rebzeile ist auf die schwachwüchsige und chloroseanfällige Unterlage 101-14 Mgt veredelt Bild: Schwab

Transcript of Bild: Schwab Das Beste für Darunter - lwg.bayern.de€¦ · Rebzeile ist auf die schwachwüchsige...

26 Rebe & Wein 2/2013

Praxis Weinbau

Auf kalkreichen Weinbau-standorten ist die Unter-lagenwahl für die Wirt-schaftlichkeit und Lang-lebigkeit der Rebanlage von ausschlaggebender Bedeutung. Durch die Vergilbungskrankheit (Chlorose) treten je nach Unterlage stärkere Verrie-selungen, Ertragsdepres-sionen, Kümmerstöcke und Stockausfälle auf. An der Bayerischen Landes-anstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöch-heim wurden Unterlagen auf diese Empfindlichkeit getestet.

C hlorose in allen ihren Formen tritt besonders auf kalkreichen Böden

immer wieder auf. Einzelne meist vormals überlastete Stö-cke, deren Leitungsbahnen be-reits durch Frost oder durch Holzpilze geschädigt sind, lei-den besonders stark und auch frühzeitig unter der Vergil-bungskrankheit (Chlorose).

Mit der Verwendung kalkver-träglicher, reblaustoleranter Unterlagen und vor allem durch die Einkreuzung der amerika-nischen trockenheitsadaptier-ten und chlorosefesten Berlan-dierirebe, hat sich die Vergil-bungskrankheit in den vergan-genen 60 bis 80 Jahren zurück-drängen lassen. Zusammen mit den Erfolgen der Klonenselekti-on konnten so auch die jährli-chen Ertragsschwankungen deutlich verringert werden.

Vielfältige Untersuchungen zeigen, dass deutliche Unter-schiede in der spezifischen

Chlorose-Empfindlichkeit der Edelreissorten als auch der Reb unterlagen bestehen (siehe Tabelle 1). Bei den Unterlags-sorten tritt eine starke Differen-zierung in der Kalkverträglich-keit auf, die von französischen Forschern auch mittels der An-gabe der Aktivkalk-Toleranz bewertet wird (Werte in Klam-mern).

Fragestellung und Versuchsstandort

Durch die konsequente Nut-zung der reblaustoleranten Un-terlagsreben wurde der euro-päische Rebenanbau gerettet. Ein bedeutender Nebeneffekt ist die Kalktoleranz der ameri-kanischen Wildreben, die bei richtiger Pfropfkombination die Chlorose-Empfindlichkeit der Europäerreben weitgehend ausschalten kann. Um Kosten für Chlorose-Reparaturmaß-nahmen zu sparen oder Er-

tragsausfall durch Verrieselung zu vermeiden, ist die richtige, auf den Standort abgestimmte, Unterlagenwahl für eine er-folgreiche und ökonomische Traubenerzeugung entschei-dend.

Ziel der vorliegenden, mehr-jährigen Untersuchung war es, den Einfluss der wichtigsten Unterlagen auf Wuchsleistung, Ertrag, Mostqualität und Nähr-stoffaneignungsvermögen auf einem mittelgründigen Mu-schelkalkboden zu prüfen.

Im vierfach wiederholten Ad-aptionsversuch mit der Rebsor-te Weißer Burgunder Klon FR 70, Pflanzjahr 2000, (Humus-gehalt 2,9 Prozent, Gesamt-kalkgehalt 32 Prozent) am Thüngersheimer Scharlachberg konnte im chlorosestarken Jahr 2006 eine deutliche Differen-zierung der 25 getesteten Un-terlagen und Unterlagenklone festgestellt werden (siehe Ab-bildung 1). Neben den in der weinbaulichen Praxis meist ge-nutzten Unterlagen wurden zudem neu zugelassene Unter-lagssorten, Vergleichssorten aus dem europäischen Raum sowie zwei Neuzüchtungen der Bayerischen Landesanstalt in die Prüfung miteinbezogen. Die Chlorose-Empfindlichkeit der Unterlagssorten wurde zu mehreren Zeitpunkten mit dem Stickstoff (N)-Tester von Yara über das Blattgrün gemessen.

empfindlichkeit gegenüber Chlorose

Die Kalkempfindlichkeit der Unterlage zeigt sich in einem starken Chlorosejahr besonders an den Aufhellungen und Ver-gilbungen der Blätter. Durch die optische Messung des Blatt-grünwertes an jeweils 30 Blät-ter der Traubenzone in den vier Feldwiederholungen wurde rund 14 Tage nach der Blüte erstmals der jährliche Chloro-se-Wert bestimmt. In den ande-ren Untersuchungsjahren trat die Chlorose meist nur leicht auf und hat sich in der weite-ren Rebenentwicklung wieder verwachsen. Die kalkempfind-lichen Unterlagen wie Riparia Gloire* und Schwarzmann* zeigen jedoch nicht nur deutli-

Rebunterlagen, die sich bewährt haben – Aktuelle versuchsergebnisse

Das Beste für Darunter

Veredelt mit Weißer Burgunder Klon FR 70: Die linke Zeile zeigt Reben mit der Unterlage SO4, die rechte Rebzeile ist auf die schwachwüchsige und chloroseanfällige Unterlage 101-14 Mgt veredelt Bild: Schwab

Rebe & Wein 2/2013 27

PraxisWeinbau

che Vergilbungen in den spezi-ellen Jahren sondern auch ein geringeres Wachstum und Stockausfälle. Diese Wuchs- und Ertragsauswirkungen spie-geln sich auch beim Traubener-trag deutlich wider (siehe Ab-bildung 2).

Neben der sortenspezifischen Ausprägung der Vergilbungs-krankheit gibt es eine Kombina-tionswirkung von Edelreis und Unterlage. Zum Beispiel zeigt die kalkempfindliche Unter-lagssorte 5 C zusammen mit Riesling oder Weissburgunder eine geringere Chlorose-Nei-gung als in Kombination mit der kalkempfindlichen Rebsor-te Silvaner. Auch die Unterlags-sorte 125 AA wird different bewertet.

Pfropfkombination beeinflusst Vergilbung

Während von der Forschungs-anstalt Geisenheim eine mittle-re bis geringe Aktivkalk-Tole-ranz angegeben wird, zeigten sie im Adaptionsversuch auf Muschelkalkboden die gerings-ten Chlorose-Symptome von allen 25 Prüfsorten (Abbildung 1). Die Chlorose-Ausprägung scheint deshalb auch von der Pfropfkombination mit beein-flusst zu werden. Weiterhin spielt die Klonenselektion bei der Unterlage eine bedeutende Rolle, was wiederum die allge-meine Sortenbewertung er-schwert.

Dauerbegrünte Rebgassen

Die Ausprägung der Chlorose wird auch von der Bodenbe-wirtschaftung beeinflusst. Im vorliegenden Versuch war jede zweite Rebgasse dauerbegrünt, sodass der Chlorose-Einfluss dadurch abgemildert war. Im Vergleich zu den Angaben zur Aktivkalk-Toleranz in Tabelle 1 treten mittels des Blattgrün-wertes gemessenen Reaktionen unter den Rebunterlagen be-sonders im Jahr 2006 deutliche Unterschiede auf. Die ange-führten hohen Aktivkalk-Tole-ranzwerte von Fercal*, 41 B* und Ruggeri 140* wurden im Jahr 2006 im Blattgrünwert

Tabelle 1 Rebe & Wein 2/13

Chloroseempfindlichkeit von europäischen Edelreissorten bzw. von Unter-lagsrebsorten nach Literaturangaben und eigenen Erfahrungen – in Klam-mern die Aktivkalktoleranz der Unterlagsrebsorten nach französischen An-gaben (modifiziert und ergänzt)

hohe Empfindlichkeit mittlere Empfindlichkeit geringe Empfindlichkeit

1. Edelreissorten

Silvaner Müller-Thurgau, Bacchus KernerHuxelrebe Weißer Burgunder RieslingDornfelder Ruländer, Auxerrois ScheurebeOrtega Gutedel, Rieslaner ChardonnayTraminer Sauvignon Blanc Morio MuskatMuskateller Auxerrois ElblingRegent Domina FaberrebeAlbalonga Schwarzriesling Portugieser

Bl. Spätburgunder BlaufränkischMerlot, Cabernet Sauvignon Trollinger

2. Unterlagsrebsorten (Aktivkalktoleranz)3309 C (11 %) 5 C (17 %)# SO4 (20 %), Binova (20 %)Börner (12 %) Richter 110 (17 %) 5 BB (20 %), 125 AA (17 %)Schwarzmann* (10 %) 1103 Paulsen (18 %) Fercal* (40 %)101-14 MG (9 %) 420 A MG (20 %) 41 B* (40 %)Riparia Gloire* (6 %) 161-49 C (25 %) Ruggeri 140* (40 %)

Georgikon (ca. 15-18 %) RSB 1* (20 %)Cosmo 2 (ca. 15 %) 8 B (22 %)

* in Deutschland nicht zugelassen; # Aktivkalktoleranz stark von Edelreissorte abhängig

Abbildung 1

Reaktionen der geprüften Unterlagsrebsorten im Chlorophyllgehalt ge-messen mittels optischer Blattgrünmessung am 28. Juni 2006

0 100 200 300 400 500 600

125 AA Klon 3 GmR.S.B. 1*

Binova, Klon 1 Op5 BB, Klon Wü 137

SO4, Klon 10241 B, Klon Mgt 195*

SO4, Klon 31 Op5 C, Klon 6-22 Gm

1103 Paulsen, Klon 4/113Georgikon*

161-49, Klon 176Ruggieri 140, Klon 101 F*

1103 Paulsen, Klon 113Cosmo 2 Klon SV 1*

101-14, Klon UGT 3Fercal, Klon 242*WÜ B 62-20-40**

420 A Mi, Klon Q 88Wü B 62-20-192**110 Richter, 4T 578

110 Richter, 152Börner, Klon 1 Gm

Schwarzmann*Riparia Gloire, Klon 1*

Paulsen-779*Mittelwert 2006

* = nicht in D zugelassen; ** Prüfsorten der LWG

28 Rebe & Wein 2/2013

Praxis Weinbau

nicht im erwartetem Ausmaß sichtbar, da Unterlagssorten mit geringeren Aktivkalk-Tole-ranzwerten wie zum Beispiel 125 AA, R.S.B.1, Binova, 5 BB und SO4 gleiche oder höhere Blattgrünwerte aufwiesen.

Am deutlichsten zeigt sich dies bei Fercal* (40 Prozent Aktivkalk-Toleranz) und 101-14 MG (9 Prozent Aktivkalk-Tole-ranz) die beim Blattgrünwert 2006 auf gleichem Niveau lie-gen (siehe Abbildung 1). Beim Traubenertrag sind allerdings signifikante Unterschiede in der Größenordnung von 26 Ki-logramm pro Ar zu verzeichnen (Abbildung 2). Diese Differen-zen deuten darauf hin, dass die Chlorose-Festigkeit der Rebun-terlage nicht nur allein mit der Messung der Vergilbung der Blätter sondern auch am Ver-rieselungsgrad der Trauben zu bewerten ist.

Ertrag und Mostgewicht

In der Differenzierung über sechs Versuchsjahre zeigen die 25 Unterlagen deutliche Aus-wirkungen der sortenspezifi-schen Chlorose-Empfindlich-keit auf den Ertrag. Die meist-verwendeten Unterlagen in Deutschland, SO4 und 5 BB, liegen um oder deutlich über dem Mittelwert. Fercal* und 41 B* erzielten zwar den höchs-ten Ertrag, sind jedoch nicht ausreichend reblausfest und weisen deutlich geringere N-Aufnahmewerte in Most und Holz auf.

Der Einfluss der Unterlage auf das Mostgewicht schwankt im Mittel der Jahre mit Ausnah-me bei Ruggieri 140* (92,5° Oechsle) mit +/- 2° Oechsle um den Mittelwert von 98° Oechs-le. Der Einfluss auf die Most-säure ist insgesamt relativ ge-ring mit einer leicht fördernden Tendenz bei Binova und SO4 (+0,3 bis +0,4 Gramm pro Li-ter), was bei steigenden Reife-temperaturen durchaus als po-sitiv angesehen werden kann.

Die Stickstoffaufnahme und Einlagerung in Most und Reb-holz variiert bei den geprüften Rebunterlagen zwischen 4,8 und 15,8 Kilogramm pro Hek-

Abbildung 2

Traubenertrag der geprüften Unterlagen im Mittel der Jahre 2005 – 2010

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

41 B, Klon Mgt 195*Fercal, Klon 242*

125 AA, Klon 3 GmSO4, Klon 102 F

1103 Paulsen, Klon 113Cosmo 2, Klon SV 1*

1103 Paulsen, Klon 4/113R.S.B. 1*

SO4, Klon 31 OpGeorgikon*

Wü B 62-20-40**Binova, Klon 1 Op5BB, Klon Wü 137

161-49, Klon 176110 Richter, Klon 152

110 Richter, Klon 4T 578Wü B 62-20-192**

420 A Mi, Klon Q 88Ruggieri 140, Klon 101 F

5 C, Klon 6-22 Gm101-14, Klon UGT 3Börner, Klon 1 Gm

Riparia Gloire, Klon 1*Schwarzmann*

Paulsen 779/SV 1*Mittelwert

Ertrag kg/ar 2005–2010

* = nicht in D zugelassen; ** Prüfsorten der LWG

Abbildung 3

Stickstoffakkumulation in Traubenmost und in der Holzmasse in kg/ha im Chlorosejahr 2006 bei der Rebsorte Weisser Burgunder Klon Fr. 70

125 AA Klon 3 Gm1103 Paulsen Klon 4/113

1103 Paulsen Klon 1135BB Klon Wü 137

SO4 Klon 102 F5 C Klon 6-22 Gm

R.S.B. 1*161-49 Klon 176SO4 Klon 31 Op

110 Richter Klon 152Ruggieri 140 Klon 101 F*

420 A Mi Klon Q 88Cosmo 2 Klon SV 1*

110 Richter Klon 4T 578Paulsen 779/SV 1*

Georgikon*Binova Klon 1 OpWü B 62-20-40**101-14 Klon UGT 3

41 B Klon MGT 195*Fercal Klon 242*

Wü B 62-20-192**Börner Klon 1 Gm

Schwarzmann*Riparia Glorie Klon 1*

Mittelwert

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

Most-N kg/ha

* = nicht in D zugelassen; ** Prüfsorten der LWG

Holz-N kg/ha

Rebe & Wein 2/2013 29

PraxisWeinbau

Abbildung 4

Trauben- und Holzertrag der 25 getesteten Unterlagen mit der Edelreis-sorte Weisser Burgunder, Klon Fr.70 im Mittel der Jahre 2005 – 2010

P 779/SV 1

SchwarzRip-G1

Boern

101-145 C

Rug-140

420 A

Wü-1

110 Rich- 578110 Rich-152

161-49,176

5BB-Wü

Binova

Wü-2

Georg

SO 4-31

RSB.1

1103 Paul-4

Cosmo 2

1103 Paul-113

SO4-102

125 AA-3

Fercal-242

41 B-195

MiWert Ertrag=74,6

MiWert Holzertrag= 1497

2000

1800

1600

1400

1200

1000

800

Hol

zgew

icht

– T

M in

kg

/ha–1

Traubenertrag in kg/ar50 60 70 80 90 100

Fazit Langjährige Untersuchungen auf einem kalkreichen Muschelkalkboden zeigen ein günstiges Bild für die Rebunterlagen SO4, Binova und 5 BB, die einen relativ ausgeglichenen Trauben- und Holzer-trag gewährleisten. Die Unterlagen 5 C und die Unterlage Börner zeigen aufgrund der höheren Chlorose-Neigung geringere Traubenerträge und bei Börner auch signifikant niedrigere Holzerträge im Vergleich zum Mittelwert. Die Rebunterlagen 110 Richter, 1103 Paulsen, 420 A weisen bei durchschnittlichem Trau-benertrag eine gute Wüchsigkeit, vergleichbar mit 5BB und 124 AA, auf. Der starkwüchsigen Rebunterlage 125 AA kommt auf flachgründigen und kalkreichen Standorten besonders in Gebieten mit langandauern-der Sommertrockenheit künftig eine größere Bedeutung zu. Auf normalen Standorten wird ihre größere Wuchskraft jedoch häufiger von einer erhöhten Verrieselungsneigung begleitet. Die Unterlage 161-49 C zeigt eine mit SO4 und Binova vergleichbare Wüchsigkeit, Chlorose-Festigkeit und Ertragsfähigkeit auf. 101-14 MG liegt im Traubenertragsniveau gleichauf mit 5 C und Börner, wobei Börner aufgrund seiner ge-ringeren Chlorose-Festigkeit an diesem Standort einen deutlich geringeren Holzertrag bildete. Daneben wurden weitere Unterlagen getestet, die in Deutschland nicht zugelassen sind. as,hd

Von diesen in Deutschland nicht zugelassenen Sorten wird die Wuchskraft mehr in Rich-tung Traubenertrag als in Rich-tung Holzertrag gelenkt. Die chloroseempfindlichen Unter-lagen Riparia Gloire*, Schwarz-mann* als auch Börner liegen sowohl bei Trauben wie auch beim Holzertrag deutlich unter den Mittelwerten. Geringere Traubenerträge bei mittlerem Holzertrag konnten auch für 5 C und 101-14 MG gefunden werden (Gruppe A).

Bei Börner ist der geringere Traubenertrag bei schwächerer Wuchsleistung eindeutig auf die höhere Chlorose-Empfind-lichkeit zurückzuführen (Grup-pe C). Die chloroseempfindli-che Unterlage Paulsen 779* zeigt bei deutlich geringerem Traubenertrag, der hauptsäch-lich durch eine stärkere Verrie-selung verursacht wurde, noch eine relativ hohe Holzauf-wuchsleistung.

Die beiden Würzburger Neu-züchtungen (Wü1 = Wü B 62-20-192 und Wü 2 = Wü B 62-20-40) liegen bei einem mittle-ren Ertrag und differieren deutlich in der Holzertragsleis-tung. In der Kalktoleranz bieten beide jedoch keine deutliche Verbesserung zu den derzeit genutzten Unterlagsreben.

Im Text mit * gekennzeichnete

Sorten sind in Deutschland

nicht zugelassen.

AutorenDr. Arnold

Schwab

Hans Dornbusch

Dr. Arnold Schwab, Hans Dornbusch,

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)

Veitshöchheim

benötigt wird, empfohlen wer-den. Die Unterlagssorten Rich-ter 110 und 420 A zeigen bei mittlerem Ertrag eine ähnliche Holzertragsleistung wie die bekannte 5 BB.

Hohes Ertragniveau einzelner Unterlagen

Interessant ist, dass die Unter-lagssorten mit Europäer-Erbgut wie Fercal*, 41 B*, Cosmo 2* (Gruppe D) ein überdurch-schnittliches Ertragsniveau aufweisen, bei einem unter-durchschnittlichen Holzertrag.

(Abbildung 4) können je nach Aufwuchsleistung vier Grup-pen gebildet werden. Die um den Kreuzungspunkt (Mittel-wert) von Traubenertrag und Holzertrag liegenden Rebun-terlagen wie SO4, Binova, 161-49 C zeigen im Mittel der sechs Jahre ein ausgeglichenes Ver-hältnis von Trauben- und Holz-ertrag.

1103 Paulsen, 125 AA, R.S.B. 1* sowie 5BB (Gruppe B) sind deutlich holzlastiger und kön-nen deshalb nur für weniger fruchtbare Standorte, auf de-nen eine höhere Wuchskraft

tar (siehe Abbildung 3). Die vier stärkerwüchsigen Unterla-gen liegen deutlich über dem Durchschnitt und zeigen darin auch ihr erhöhtes Nährstoffan-eignungsvermögen. Diese Un-terlagen sind für sandige, nähr-stoffärmere Standorte geeignet und lassen eine bessere Nähr-stoffaneignung auch in Tro-ckenjahren erwarten.

Wüchsigkeit und Traubenertrag

In der Gegenüberstellung von Traubenertrag und Holzertrag