Binntal Landschaftspark (66902de)

19
LANDSCHAFTSPARK BINNTAL Der Landschaftspark Binntal

description

Binntal Landschaftspark (66902de)

Transcript of Binntal Landschaftspark (66902de)

Page 1: Binntal Landschaftspark (66902de)

LANDSCHAFTSPARKBINNTAL

Der Landschaftspark Binntal

Page 2: Binntal Landschaftspark (66902de)

2 3

INHALT

4 Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung

5 Binn – eine Gemeinde mit fünf Weilern

6 Ernen – ein geschichtsträchtiger Ort

7 Grengiols – ein Bauerndorf mit Tradition

8 Bister – eine Kleinstgemeinde behauptet sich

9 Niederwald – Geburtsort von Cäsar Ritz

10 Blitzingen – das Dorf mitten im Goms

NATUR UND LANDSCHAFT12 Das Tal der Mineralien

13 Vielfältige Flora

14 Die einmalige Wildtulpe

15 Das hintere Binntal – Alpweiden und Pässe

16 Lengtal und Saflischtal

17 Die Twingischlucht – der Eingang zum Binntal

18 Rappental – wildes Tal in dauernder Bewegung

19 Auenlandschaft an der jungen Rhone

20 Parco Naturale Alpe Veglia – Alpe Devero

KULTURLANDSCHAFT22 Die inneralpine Kulturlandschaft

23 Wohnhäuser und Nutzbauten im Walliser Blockbau

24 Stallscheunen als Ausfütterungsställe

25 Mühlebach und seine spätmittelalterlichen Häuser

26 Wallfahrtskapellen

27 Sehenswerte Kulturgüter

ANGEBOTE FÜR GÄSTE29 Festival Musikdorf Ernen

30 Museen im Landschaftspark Binntal

31 Authentische Produkte einer Bergregion

32 Ein Wanderparadies

33 Auf zwei Rädern unterwegs

34 Zauberwald und für kleine Gesteinsforscher

35 Winter im Landschaftspark Binntal

ImpressumLandschaftspark Binntal, Postfach 20, CH-3996 Binn, Tel. +41 (0)27 971 50 [email protected], www.landschaftspark-binntal.ch, Juni, 2014

Texte: Klaus Anderegg und Brigitte WolfFotos: Archiv Landschaftspark BinntalKonzept: CH.H.GRAFIK, NatersDruck: s+z:gutzumdruck, Brig-Glis

LANDSCHAFTSPARKBINNTAL

Parco Naturale Veglia-Devero (I)

PostautoMatterhorn-Gotthard-BahnHauptrouten WandernNebenrouten WandernGewässer

Berghütte

Informationen / TourismusbüroBahnhofPostauto-HaltestelleGastronomieÜbernachtungCampingLebensmittelgeschäftmit Parkprodukten

Fiesch

<< Mörel / Brig

Münster / Oberwald >>

RHONE/ROTTEN

RAPPENTAL

B INNTAL

Mittagshorn 3158

Chummefurgge 2656

Reckingen / Gluringen >>

Ofenhorn 3235

Hohsandhorn 3182

Chummehorn 2754

Albrunpass 2409BINNA

Grosses Schinhorn 2939

Albrunhorn 3182

Geisspfad 2498

Eggerhorn 2503

Helsenhorn 3272

Breithorn 2599

SAFL ISCHTAL

Hillenhorn 3181

Bättlihorn 2951

TWING ISCHLUCHT

Cervandone 3211Saflischpass 2563

SAC

MILIBACH

LEN

GTAL

LENG

TALW

ASSE

R

Stockhorn 2585

Chriegalppass 2517

Ritterpass 2764

<< Rosswald

ERNEN

Mühlebach

Steinhaus

Fäld

NIEDERWALD

BLITZINGEN

Ausserbinn

BISTER BINN

GRENGIOLS

Heiligkreuz

Lax

Fürgangen

Deisch

NiederernenLandschaftsparkBinntal (CH)

BRIGSION

BERN

ZÜRICH

BASEL

GENÉVE

LAUSANNE

LUGANO

LUZERN

CHUR

Perimeter Landschaftspark Binntal

Page 3: Binntal Landschaftspark (66902de)

4 5

KULTURLAND-SCHAFTEN

Im Landschaftspark Binntal findet man auf Schritt und Tritt traditionelle Kulturlandschaften, die auch heute noch mit viel Auf-wand und Liebe gepflegt werden. Erholungssuchende finden eine einzigartige und vielfältige Natur vor. Unzählige Kilometer markier-te Wanderwege laden ein, das Gebiet zu Fuss zu erkunden. Im Winter kann man die verschneite Landschaft auf wunderschön angelegten Winterwanderwegen und Schneeschuhtrails oder auf den Tourenskis geniessen. Geniesser kommen im Parkge-biet auch kulinarisch nicht zu kurz: Im Landschaftspark Binntal findet man eine hohe Dichte an ausgezeichneten Restaurants.

REGIONALER NATURPARK VON NATIONALER BEDEUTUNG

2011 erhielt der Landschaftspark Binntal das Label des Bundes und ist seither ein «Regionaler Natur-park von nationaler Bedeutung». Der Park liegt im Oberwallis und umfasst die sechs Gemeinden Binn, Ernen, Grengiols, Bister, Niederwald und Blitzingen.

Die wichtigsten Ziele des Landschaftsparks Binntal sind, einerseits die Schönheit der Region zu erhalten und andererseits die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und damit die Abwanderung zu stoppen.

Bekannt geworden ist das Binntal vor allem durch seine Mineralien. Bemerkenswert sind aber auch die grosse Vielfalt an Lebensräumen und der Reichtum an seltenen Pflanzen- und Tierarten.

Der Landschaftspark Binntal verfügt über eine wert-volle und schützenswerte Kulturlandschaft. Etliche Kapellen und Kirchen, Stadel und Speicher gelten als Kulturgüter von kantonaler und nationaler Bedeu-tung. Durch den Park führt auch die historische Ver-kehrsverbindung von Grengiols und Binn über den Albrunpass in den benachbarten «Parco Naturale Veglia-Devero» in Italien.

ZE STADLE

In Schmidigehischere sind dieNutzbauten an den Siedlungs-rändern konzentriert erstellt.Dem westlichen Rande desStrassendorfes ist das Nutzbau-tenquartier «Ze Stadle» vorge-baut, bestehend aus Stallscheu-nen, Stadelbauten und Speichern. Eindrücklich ist vor allem das nach Süden offene Platzgeviert mit einem Stadel in der Mitte.

BINN – EINE GEMEINDE MIT FÜNF WEILERN

Das Binntal ist ein typisches Gebiet mit Weilersied-lungen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Name Binn einzig als Gemeindebezeichnung gebräuchlich. Heute wird auch der aus den Weilern Schmidigehi-schere und Wilere bestehende Hauptort als Binn be-zeichnet.

Der Name Schmidigehischere leitet sich vermutlich von den hier früher stehenden, zur Verarbeitung von Eisen notwendigen gewerblichen Bauten her. Vom kleinen Platz mit der dem heiligen Antonius von Padua geweihten Kapelle (erbaut 1690) führt eine elegante, 1564 datierte Bogenbrücke an das jensei-tige Ufer zum Kirchweg, der hoch zum Weiler Wilere mit der Pfarrkirche St. Michael ansteigt. Neben der Pfarrkirche bildet ein mit einer Mauer ummantelter Blockbau einen wichtigen Siedlungsakzent des aus-serordentlichen Ortsbildes.

Drei Kilometer taleinwärts liegt der Weiler Fäld, ein homogenes Haufendorf am östlichen Rande ei-ner Wiesenflur auf einem jäh zur Binna abfallenden Hangplateau. Die Umgebung ist unverbaut und der Bezug zwischen Landschaft und Siedlung intakt.

Page 4: Binntal Landschaftspark (66902de)

6 7

EIN GALGEN FÜR ÜBELTÄTER

Ernen war in früheren Jahrhun-derten als Hauptort des Goms auch Gerichtssitz. Der Rat und das Gericht tagten im steinernen Zendenrathaus, das zwischen 1750 und 1762 auf dem Dorfplatz von Ernen erbaut worden ist. Ernen war bis in diese Zeit Hoch-gerichtsstätte mit dem Galgen auf dem Hügel östlich des Dor-fes. 1764 wurden hier die letzten drei «Übeltäter» hingerichtet.

ERNEN – EIN GESCHICHTS- TRÄCHTIGER ORT

Ernen hatte über Jahrhunderte innerhalb des da-mals politisch wichtigen Zendens des Bezirkes Goms eine politische und religiöse Vormachtstellung. Hier konnte sich ein Ämterpatriziat bilden, das – auf äus-sere Repräsentation bedacht – Wohnhäuser erstellte, die das Mass des Gewöhnlichen überstiegen. Neben seinen räumlichen Qualitäten mit seinen Plätzen, Gassen und Freiräumen besitzt das Dorf einen hohen architekturhistorischen Wert.

Das Dorf steht links der Rhone auf einer hügelar-tigen Hangterrasse. Am zum Tal abfallenden Rand steht die von weit sichtbare, die Silhouette des Or-tes prägende Pfarrkirche. Das innere Ortsbild wird beherrscht vom rechteckigen, mit beachtlichen Häu-sern umstandenen Dorfplatz. Dieser gehört zu den schönsten Plätzen dörflicher Siedlungen der Schweiz.

Im Jahre 1979 erhielt Ernen vom Schweizerischen Heimatschutz den Wakker-Preis als Anerkennung für Bemühungen, das Ortsbild intakt zu erhalten.

DER WEILERHOCKMATTA

Der 1393 erstmals erwähnte Weiler Hockmattta steht an dem einst viel begangenen Weg über Grengiols zum Albrun. Die wenigen Wohn- und Nutzbauten umschliessen einen platzarti-gen Innenraum, an dessen west- lichem Rand die Kapelle der heili-gen Familie steht. Der Weiler war ursprünglich ganzjährig bewohnt und zählte 1916 noch 92 Seelen in vierzehn Haushaltungen. Zu Beginn der 1970er-Jahre verlies-sen die letzten Bewohner die Hockmatta.

GRENGIOLS – EIN BAUERNDORF MIT TRADITION

Das Dorf Grengiols liegt in einer Geländerinne ei-ner weitläufigen Hangterrasse links der Rhone. Die-se Lage prägt sein eigenartiges Siedlungsbild und teilt den Gebäudebestand in ein Oberes und Unte-res Dorf. Das Obere Dorf liegt an der steil zur Kirche ansteigenden Gasse. Dieser Dorfteil wird überhöht von der monumental wirkenden, weit ins Tal hinaus-ragenden, neuromanischen Pfarrkirche, erbaut zwi-schen 1913 und 1915 nach Plänen von Adolf Gaudy, einem Ostschweizer Architekten. Das Untere Dorf wurde in einer Hangmulde erbaut, an einem in der Falllinie des Hanges angelegten, rechteckigen Platz (neuer Dorfplatz).

1799 fiel das gesamte Dorf einem Brand zum Opfer. Auf dem Rückzug vor der napoleonischen Armee leg-ten österreichische Truppen in Grengiols Feuer. In elf Jahren bauten die Einwohner das Dorf wieder auf.

Neben Grengiols sind auf der Hangterrasse noch die Weiler Bädel, Zehischere, Bächerehischere und Vier-tel ganzjährig bewohnt.

Page 5: Binntal Landschaftspark (66902de)

8 9

DER ORTSNAME BISTER

Bister liegt am Weg des bereits in vorchristlichen Jahrhunderten rege begangenen Albrunpasses. In der La-Tène-Zeit (5. bis 4. Jh.v. Chr.) war Bister von bäueri-schen Keltenstämmen bewohnt. Nachdem das Wallis im ersten Jahrhundert nach Christus von römischen Legionen in Besitz genommen worden war, trat eine rasche Romanisierung der keltischen Volksstämme ein.Der Name Bister soll sich vom lateinischen Wort «pastura» (= Weide) herleiten.

BISTER – EINE KLEINSTGEMEINDE BEHAUPTET SICH

Das Siedlungsgebiet von Bister, ein mit Kämmen und Mulden, Hecken und Feldgehölzen reich ausgestalte-ter Wiesenhang, schliesst im Osten beim Bädel naht-los an die Siedlungsterrasse von Grengiols an. Bister ist eine typische Weiler- und Einzelhofsiedlung.

Bister gehört zu den kleinsten Gemeinden der Schweiz. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten rund 120 Personen in der Gemeinde. Es war eine Zeit der Bevöl-kerungszunahme und andauernder Ernährungskri-sen. Und so setzte – wie im übrigen Oberwallis – auch in Bister eine starke Auswanderung nach Übersee ein. Ganze Familien zogen als Kolonisten nach Argentinien oder junge Männer in die USA, um in der Gegend von San Francisco als Melker zu arbeiten.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte eine grosse Veränderung in der Landwirtschaft. Viele jun-ge Leute, denen die Landwirtschaft keine Existenz-grundlage mehr bot, fanden ausserhalb der Gemein-de Arbeit und nahmen in den verkehrsgünstigeren Talgemeinden Wohnsitz.

HOTELIER DER KÖNIGE

«Einen Hauch von Welt» verlieh Niederwald der dort aufgewach-sene Cäsar Ritz. Der als jüngstes Kind einer 13-köpfigen Bauern-familie am 2. Februar 1850 gebo- rene Cäsar sollte «zum Hotelier der Könige und zum König der Hoteliers» werden. In ganz Euro-pa führte er Hotelbetriebe der Luxusklasse. Als Toter erst kehrte Cäsar RItz zurück in sein Heimat-dorf: Zusammen mit seiner Frau ist er auf dem schlichten Friedhof von Niederwald beerdigt.

Ein Themenpfad zum Leben des berühmtesten Niederwaldners führt von Niederwald nach Blit- zingen und Bodmen und zurück nach Niederwald. Sechs Weg-tafeln sind je einem Lebensab-schnitt von Cäsar Ritz gewidmet.

NIEDERWALD – GEBURTSORT VON CÄSAR RITZ

Niederwald ist mit seinen 4.7 Quadratkilometern die kleinste Gemeinde des Bezirks. Das Gemeindegebiet befindet sich auf den beiden Talhängen und weist die für das Trogtal des Obergoms typische Form eines Streifens auf.

Das Dorf Niederwald ist «eines der intaktesten Dorf-bilder» des Oberwallis. Sein nach Süden exponierter Gebäudebestand wurde rechts der Rhone zeilenartig gestaffelt in eine leichte Hangmulde erbaut. Ausser-halb der geschlossenen Dorfsiedlung befindet sich auf der linken Talseite der kleine Weiler Rottebrigge. Bis um 1800 war der Weiler bewohnt. Heute besteht die Siedlung aus einer dem Pestheiligen Sebastian geweihten Kapelle (17. Jh.) und fünf Ausfütterungs-ställen.

Bevölkerungsmässig ist Niederwald eine Kleinstge-meinde. Im Jahre 1850 lebten in Niederwald 123 Per-sonen. Bis zum zweiten Weltkrieg stagnierte die Ein-wohnerzahl und erreichte dann im Jahre 1941 mit 145 Bewohnern ihren Höhepunkt. Heute leben noch knapp 50 Personen in Niederwald.

Page 6: Binntal Landschaftspark (66902de)

10 11

DORFBRAND VON 1932

In der Nacht vom 12. auf den 13. September 1932 wurde das Dorf Blitzingen ein Raub der Flammen: 12 Wohnhäuser und 22 Stallscheunen brannten nieder. Beim Wiederaufbau des Dorfes sollte – im Geiste der da- maligen Heimatstilbewegung – nach einheitlichen Plänen «ein währschaftes Gommerdorf» er-baut werden. Bereits 14 Monate nach dem Brand erfolgte am 12. November 1933 die feierliche Übergabe der Häuser an die Be-völkerung..

BLITZINGEN – DAS DORF MITTEN IM GOMS

Das Gemeindegebiet von Blitzingen erstreckt sich über beide Hangflanken des Rhonetals und reicht auf der Südseite bis zum Täschehorn auf 3008 m ü. M. Die Kulturlandschaft, insbesondere jene der südex-ponierten Hangflanke, zeichnet sich durch eine aus-gesprochen hohe Vielfalt an Elementen aus: Trocken-mauern, Trockenhecken, Feldgehölze, Baumgruppen, weitläufige traditionelle Holzzäune sowie Erlen- und Weidenbestände entlang von natürlichen Fliessge-wässern prägen ein intaktes Landschaftsbild.

Als einziger Ort im oberen Teil des Goms weist Blit-zingen eine weilerartige Siedlungsform auf, wie dies in früheren Jahrhunderten auch für das übrige Goms typisch war. Die Gemeinde besteht aus dem Haupt-dorf Blitzingen, den Weilern Bodmen, Ammern, Wiler und Gadmen. Alle Siedlungen bildeten ehemals eigen-ständige Gemeinden, urkundlich seit dem 14. Jahr- hundert nachgewiesen. 1848 schlossen sich die fünf Ortschaften zu einer Gemeinde, zur Gemeinde Blit-zingen zusammen.

NATUR UND LANDSCHAFT

Page 7: Binntal Landschaftspark (66902de)

12 13

LENGENBACH

Die Mineraliengrube Lengenbach gehört zu den zehn berühmte-sten Mineralienfundstellen der Welt. Im charakteristischen weis- sen Dolomit des Lengenbachs führte ein spezieller Mineralisie-rungs-Prozess zur Bildung von höchst ungewöhnlichen und einzigartigen Mineralien. Einige tragen Namen aus der Region, wie Lengenbachit, Binnit, Wallisit oder Cervandonit.

DAS TAL DER MINERALIEN

Das Binntal ist in Insiderkreisen bekannt für seine Mineralien. Keine andere Gegend der Alpen ist derart reich an Mineralien. Fast 200 Arten wurden gefun-den, mehr als ein Dutzend davon nirgendwo sonst auf der Welt.

Für die Bevölkerung des Binntals waren (und sind) die Mineralien auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Suchen nach und der Handel mit Bergkristallen brachte einen nicht unbedeutenden Zusatzverdienst zur Selbstversorgungswirtschaft. Den Mineralien verdankt das Tal zu einem guten Teil auch seine tou-ristische Entwicklung. In der Zeit des Frühtourismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es vor allem englische Touristen, die das Tal und seine Mineralien entdeckten. 1864 wurde der alte Saum-pfad durch die Twingi ausgebaut und im Jahre 1883 eröffnete das Hotel Ofenhorn in Schmidigehischere seinen Betrieb. Um 1900 brachte das «Strahlen» im Binntal etwa 20 Familien einen zusätzlichen Ver-dienst, der laut Überlieferung zum Teil grösser war als die Einnahmen aus dem traditionellen Bauern-betrieb.

LANDWIRTSCHAFT UND PFLANZEN-VIELFALTDie landwirtschaftliche Nutzung hat einen Einfluss auf die Arten-vielfalt. Je weniger die Wiesen gedüngt werden, desto grössser ist die Pflanzenvielfalt. Auch die Weidenutzung beeinflusst das Pflanzenspektrum. Sie kann die Vielfalt fördern oder hemmen. Insbesondere Schafe sind wähle-risch. Die von ihnen verschmäh-ten Pflanzen können sich unge-hindert ausbreiten, währenddem andere, die vor dem Aussamen abgefressen werden, sich nicht mehr vermehren können.

VIELFÄLTIGE FLORA

Der Landschaftspark Binntal gehört zu den blumen-reichsten Gegenden der Schweiz. Auf Alpweiden und Talwiesen, auf Magerrasen und Mooren, auf genutz-ten und brach liegenden Flächen wächst ein unver-gleichlicher Pflanzenreichtum. Grund dafür sind die unterschiedlichen Expositionen, die landwirtschaft-lichen Bewirtschaftungsformen und der geologische Untergrund. Der nördliche Teil des Gebiets besteht aus kalkhaltigem Bündnerschiefer. Der südliche Teil dagegen setzt sich aus Gneisen zusammen, dazwi-schen liegen Dolomitbänder. Da Kalk und Dolomit basisch und Gneis eher sauer reagiert, hat auch das über dem Gestein liegende Erdreich einen jeweils anderen Säuregehalt. Das hat Auswirkungen auf die Flora. Viele Pflanzenarten gedeihen nur auf saurem, andere wiederum nur auf kalkhaltigem Untergrund. Am vielfältigsten sind Mischgesteine, wie zum Bei-spiel der Bündnerschiefer.

Neben dem Artenreichtum besticht der Landschafts-park Binntal auch durch viele seltene und attraktive Blütenpflanzen wie Türkenbund, Walliser Levkoje, Hallers Primel oder Alpenakelei.

Page 8: Binntal Landschaftspark (66902de)

14 15

TULPEN UND ROGGENANBAU

Das Überleben der Grengjer Tulpe ist eng an den traditionellen An-bau von Winterroggen gebunden. Beim Pflügen im Herbst werden die Nebenzwiebeln abgetrennt und im Acker verteilt. Im folgen- den Frühling blühen die Grengjer Tulpen zusammen mit anderen «Unkräutern» wie dem seltenen Sommer-Adonis zwischen dem Getreide. Werden die Felder im Frühling statt im Herbst gepflügt oder in Fettwiesen umgewandelt, verschwindet die Tulpe.

Ein Themenweg zu Ehren der Grengjer Tulpe führt durchs Dorf Grengiols, durch die Kulturland-schaft und zu den Tulpenäckern auf der «Chalberweid». Mehr Informationen dazu finden sich in einem speziellen Prospekt.

DIE EINMALIGE WILDTULPENART

In der zweiten Maihälfte blüht auf einigen Rogge-näckern oberhalb des Dorfes Grengiols eine einma-lige Wildtulpenart – «Tulipa grengiolensis» mit wis-senschaftlichem Namen. Entdeckt wurde die Tulpe 1945 vom Botaniker Eduard Thommen, der sie als eigenständige Art beschrieb. Bei der Tulpe handelt es sich vermutlich um Nachkommen einer vor Jahr-hunderten eingeführten Tulpenart unbekannter Her-kunft. Im Volksmund wurde die Grengjer Tulpe auch «Römertulpe» genannt.

Mit dem rückläufigen Anbau von Winterroggen wäre die Grengjer Tulpe beinahe ausgestorben. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in den brach liegenden Roggenäckern sowie in den Hausgärten und auf dem Friedhof nur noch weni-ge Exemplare. Es ist der Verdienst von Pro Natura Wallis und der Tulpenzunft Grengiols, die einma-lige Wildtulpe gerettet zu haben. Heute blühen in den alten Roggenäckern wieder über 3000 Tulpen.

Im Jahr 1994 hat der Staatsrat des Kantons Wallis die Grengjer Tulpe unter Schutz gestellt.

DER BINNTAL- VERTRAG

Das hintere Binntal steht seit 1964 unter Naturschutz. Damals handelte die Gemeinde Binn mit dem Walliser Bund für Natur-schutz (heute Pro Natura Wallis) und der Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) einen Vertrag aus, der 46.5 km2 des Tals unter Schutz stellte (Beschluss der Urversammlung vom 17. September 1964). Das Binntal gehört heute auch zum Bundesinventar der Landschaf-ten und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.

DAS HINTERE BINNTAL – ALPWEIDEN UND PÄSSE

Das hintere Binntal mit seinen Passübergängen Albrun und Geisspfad ist Grenzland zu Italien. Das Gebiet ist geprägt durch die jahrhundertealte Nut-zung der Alpweiden und Wälder einerseits sowie durch eine alpine Naturlandschaft mit mäandrieren-den Bächen, weiten Flachmooren und Geröllfeldern – umgeben von eindrücklichen Berggipfeln – ande-rerseits.

Der hintere Abschnitt des Binntals steigt stufenartig an. Auf der ersten Stufe befinden sich ausgedehnte Alpweiden mit der Alpkäserei im Brunnenbiel. Am sonnenseitigen Hang dehnen sich Sommerweiden zum Teil bis zum «Gand» hoch (Geländekamm zum Feldbachtal). Der schattenseitige Talhang ist steiler und rauer und wird landwirtschaftlich kaum ge-nutzt. Er ist durchzogen von Runsen und Felsabbrü-chen.

Im hintersten Talabschnitt verengt sich das Tal schluchtartig. Über diesem Geländeeinschnitt liegt auf einer Geländeverflachung auf 2200 m ü. M. das «Oxenfeld», ein ausgedehntes Flachmoor von natio-naler Bedeutung.

Page 9: Binntal Landschaftspark (66902de)

16 17

K APELLE «MARIA ZUM SCHNEE»

Die Kapelle «Maria zum Schnee» steht auf dem Furggerchäller auf 2’430 m ü. M. Der einfache Mauer- bau ist damit der am höchsten gelegene Sakralbau des Parks. Erbaut wurde die Kapelle – laut Jahresringanalyse – im Jahr 1662. Nach der Umstellung von der Einzelalpung auf Senntums-alpung diente die Kapelle bis vor wenigen Jahrzehnten den Alp- genossen als Käsekeller. In den Jahren 2008 bis 2013 hat der Landschaftspark Binntal die Kapelle renoviert und saniert.

LENGTAL UND SAFLISCHTAL

Am östlichen Ausgang der Twingi mündet das nach Süden gerichtete Lengtal ins Binntal ein. Das Tal war früher zum Teil ganzjährig bewohnt. Das heutige Maiensäss Lengtal (Gemeindegebiet Grengiols) be-steht aus einfachen, zwischen 1611 und 1786 erbau-ten Häusern. Die nördlich des Chriegalpwassers be-findliche Streusiedlung mit der Heiligkreuz-Kapelle gehört zum Gemeindegebiet von Binn.

Bei den Siedlungen weitet sich das Tal zu einem Kessel, bei dem Chriegalp- und Saflischtal abzwei-gen. Über einer Geländestufe liegen im Saflischtal die Alpweiden der Gemeinde Grengiols mit fünf Alp-stafeln in abgestufter Höhenlage. Der Sickerchäller als tiefster Stafel liegt auf 1930 m ü. M., der Furg-gerchäller mit der Kapelle «Maria zum Schnee» auf 2430 m ü. M.

Das Saflischtal weist einen enormen Reichtum an Pflanzen auf. Besonders eindrücklich sind die hoch-gelegenen Schutthalden mit ihren farbigen Polster-pflanzen und den Edelweissen, aber auch vernässte Flächen an den Talhängen bieten Kostbarkeiten.

BAU DER FAHR-STRASSE

Im Oberwallis war die Strassen-situation in den 1930er-Jahren prekär. In 44 Berggemeinden fehlte eine direkte Strassenver-bindung ins Tal. Auch Binn war eine Gemeinde, die noch nicht mit einer Fahrstrasse erschlossen war. 1926 wurde deren Bau zwar beschlossen, doch wegen politi-schen Querelen in der Gemeinde Ernen verzögerte sich der Bau um Jahre. Erst 1938 fuhr das erste Postauto durch die Twingi nach Binn.

In einem aufwendigen Projekt hat der Landschaftspark Binntal in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Binn und Ernen die historische Fahrstrasse durch die Twingischlucht restauriert. Am 22. Juni 2013 wurde die sanierte Strasse eingeweiht.

DIE TWINGISCHLUCHT – DER EINGANG ZUM BINNTAL

Die Twingischlucht ist eine unberührte Naturland-schaft. Der einzig wahrnehmbare menschliche Ein-fluss sind Reste des alten Saumpfades und die 1938 fertig gestellte Fahrstrasse. Die tief eingeschnittene Schlucht war bereits in vorgeschichtlicher Zeit ein schwierig passierbarer Abschnitt der Handelsroute von Grengiols nach Binn und über den Albrunpass nach Italien. Erst seit dem Bau des zwei Kilometer langen Strassentunnels im Jahr 1964 ist Binn ganz-jährig erreichbar.

An den mit Föhren bewachsenen, trockenen Hän-gen der Twingischlucht wachsen zahlreiche seltene Pflanzen, so zum Beispiel in den Ritzen des Bündner-schiefers die Walliser Levkoje. Auch der Frauenschuh kann in der Twingi gefunden werden. Entlang der Wasserläufe sind Flächen mit Feuchtvegetation ein-gestreut. Neben geschlossenen Waldpartien öffnen sich immer wieder eindrückliche Sichtfenster in die tiefe Schlucht oder imposante Sichtachsen zu den Schluchtausgängen. Heute wid die alte Strasse durch die Twingischlucht gerne als Wander- und Veloweg genutzt. Jeweils im Sommer findet am Wegrand die beliebte Landart-Ausstellung statt.

Page 10: Binntal Landschaftspark (66902de)

18 19

DIE SUONE TRUSERA

Die Wasserfuhre «Trusera» be- zieht ihr Wasser aus dem Milibach im Rappental und bringt es durch den Ernerwald auf die Güter in den Binnachra. Die «Trusera» wird urkundlich bereits im 15. Jahrhundert erwähnt.

In den letzten Jahrzehnten wur- de die Wasserfuhre nicht mehr genutzt und unterhalten. Sie zer- fiel zusehends. Doch seit 2006 läuft die «Trusera» wieder. Als ei-nes der ersten grossen Projekte des Landschaftsparks Binntal wurde die Suone instand gestellt.

RAPPENTAL – WILDES TAL IN DAUERNDER BEWEGUNG

Das Rappental ist das zweitlängste Tal im Land-schaftspark Binntal. Das zwischen 1800 und 2300 m ü. M. gelegene, karge Hochtal liegt parallel zum Binn-tal zwischen den schroffen Bergen des Schweifegrats und dem sanften Bergrücken des Ernergalens. Der Talbach, der Milibach, hat sich mäandrierend zum Teil tief in die Talsohle eingefressen. Die Hochlage, die Steilheit der Hänge, die geringe Sonneneinstrah-lung sowie die mächtigen Schneemassen lassen im Tal keine Wälder zu. Einzig ein paar verbuschte Flä-chen sind anzutreffen.

Vor allem der Nordhang wird immer wieder von tief eingeschnittenen Runsen unterbrochen. Hier bilden Lawinen, Rutsche und Erosionen grosse Geröllfelder, die nur unterbrochen werden von spärlicher Vegeta-tion. Immerhin reicht diese Grünfläche als Sommer-weide für Schafe.

Das landschaftlich eindrückliche Rappental lädt in Kombination mit der Chäserstatt, dem Ernergalen, der Alpe Frid oder dem Eggerhorn zu ausgedehnten Bergwanderungen ein.

DYNAMISCHER LEBENSRAUM

Natürliche Flussauen gehören zu den artenreichsten und gleich-zeitig bedrohtesten Ökosyste-men der Schweiz. Durch die Kraft des fliessenden Wassers werden Auen permanent neu gestaltet, insbesondere bei Hochwasser-ereignissen. Viele Tier- und Pflan-zenarten haben sich auf die Dynamik der ständigen Verände-rungsprozesse spezialisiert und in diesem Mosaik verschiedener Lebensräume einen idealen Platz gefunden.

Im Rahmen der dritten Rhoneko-rrektion soll die Auenlandschaft bei Blitzingen renaturiert werden.

AUENLANDSCHAFT AN DER JUNGEN RHONE

Die Auenlandschaft in den Gemeinden Blitzingen und Niederwald entstand durch die Fliessdynamik der Rhone. Obwohl diese auf beiden Uferseiten durch eine harte Verbauung (Rollierung) begrenzt ist, verfügt sie über ein genügend grosses Flussbett, um sich darin frei zu entwickeln. Zahlreiche Mäander (Seitenarme), flache Ufer, sich ständig verändernde Kiesbänke, Pio-niervegetation, Baumwurzeln und Totholz sind typi-sche Elemente einer intakten Flussaue.

Besonders charakteristisch und selten sind die Grauerlenwälder. Aufgrund ihres weichen und bieg-samen Holzes sind sie, wie kaum ein anderes Ge-hölz, resistent gegen Hochwasser. Im Sommer wei-sen die Grauerlenwälder eine artenreiche und dichte Strauch- und Krautschicht auf, die einer Vielzahl von Tieren Wohn-, Brut-, und Nahrungsplatz bietet.

Der attraktive Naherholungsraum kann auf einer leichten Wanderung entlang der Auenlandschaft von Steinhaus nach Blitzingen hautnah erlebt werden.

Page 11: Binntal Landschaftspark (66902de)

20 21

ZUSAMMENAR-BEIT DER PÄRKE

Im Mai 2013 unterzeichneten der Landschaftspark Binntal und die Schutzgebietsverwaltung des Ossolatals einen Vertrag für die künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Damit erhielt der informelle Austausch der beiden Pärke beidseits des Alb-runpasses eine solide Grundlage. Im Vertrag wird die Vision eines «gemeinsamen grenzüberschrei- tenden Parks» formuliert. Eine Koordinationsgruppe trifft sich regelmässig und entwirft gemein- same Aktivitäten und Projekte in den Bereichen Natur und Landschaft, regionale Wirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit und Marke-ting, kultureller Austausch sowie Bildung und Dokumentation des gemeinsamen natürlichen und kulturellen Erbes.

PARCO NATURALE ALPE VEGLIA – ALPE DEVERO

Rund 20 Kilometer lang über zerschrundene Grate und brüchige Gipfel erstreckt sich die Landesgren-ze zwischen dem Ofenhorn zuhinterst im Binntal bis zum Monte Leone im Simplongebiet. Dahinter liegt der älteste Naturpark des Piemonts, der seinen Namen den beiden riesigen Alpgebieten von Veglia (Gemeinden Varzo und Trasquera) und Devero (Ge-meinden Baceno und Crodo) verdankt. Seit alters her boten die beiden Talkessel und Hochebenen riesige Weidegebiete für die Sömmerung des Viehs aus den Dörfern. Noch heute stammt der wohl bekannteste Alpkäse Italiens, der «Bettelmatt», aus den Alpen auf der Südseite des Albrunpasses.

Auf Veglia und Devero entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Hotels, wenige Jahr-zehnte später die beiden Stauseen Lago d’Avino und Lago di Devero. Der Naturpark widmete sich anfäng-lich ausschliesslich dem Schutz der Naturwerte, der Landschaft und der Siedlungen sowie der Umwelt-bildung. In den letzten zehn Jahren kamen die För-derung der nachhaltigen Landwirtschaft und des sanften Tourismus als gleichwertige Ziele hinzu.

KULTURLANDSCHAFT

Page 12: Binntal Landschaftspark (66902de)

22 23

ÖKOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT

Seit 2001 existiert die Möglich-keit, dass die Bauern für ökolo-gische Ausgleichsflächen eine Abgeltung erhalten. Im Frühjahr 2004 wurde im Landschaftspark Binntal ein Ökovernetzungspro-jekt ins Leben gerufen. Aufgrund der positiven Ergebnisse einer Erfolgskontrolle im Jahr 2012 wurde das Projekt weitergeführt und die Verträge für weitere sechs Jahre verlängert. Seit Frühling 2013 sind auch Nieder-wald und Blitzingen ins Projekt eingebunden.

Mit dem Ökovernetzungsprojekt sollen die Kulturlandschaft und die hohe Biodiversität im Land-schaftspark Binntal langfristig erhalten und gefördert werden.

DIE INNERALPINE KULTUR-LANDSCHAFT

Wichtigster Wirtschaftsfaktor in den Gemeinden des Landschaftsparks Binntal war bis weit ins 20. Jahr-hundert die bergbäuerliche Landwirtschaft. Diese aus Viehzucht und Ackerbau bestehende Selbstver-sorgungswirtschaft war weitgehend auf den eigenen Konsum ausgerichtet. Im Goms konnten aber die Bau-ern im Herbst den Überschuss an Alpkäse auf den Markt bringen. Auch brachte der Verkauf von Jung-vieh an italienische und bernische Viehhändler eine zusätzliche Einnahmequelle.

Typisch für das Wallis ist die vertikale Stufung der landwirtschaftlichen Nutzungszonen in Heimgüter, Voralpen (Maiensässe) und Alpweiden. Diese vertikale Stufung hat in der Gestaltung der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft ein differenziertes Landnutzungs-system begründet. Neben der aufwendigen baulichen Ausstattung der verschiedenen Nutzungsstufen mit den zur Bewirtschaftung notwendigen Gebäuden be-dingte die Steilheit und die Trockenheit des Geländes weitere Ertrag sichernde und steigernde Einrichtun-gen wie Terrassierungen, Bewässerungsanlagen und ein verästeltes Wegnetz.

WOHNHAUSDer Grundtypus des Wohnhau-ses bestand aus einem Wohn-geschoss mit Stube und Küche und einem niederen Kammer-geschoss. Im 17. Jh. erfuhr der Wohnstock eine Erweiterung mit Stube und Kammer im Vorder-haus sowie Küche und Neben-kammer im Hinterhaus. Bedingt durch das im Wallis übliche Stockwerkeigentum wurde das Haus um ein Stockwerk erhöht.

SPEICHERDer Speicher diente als Vorrats-kammer und Aufbewahrungsort für Kleider und Wertsachen. In seiner einfachsten Form besteht er aus einem einräumigen Kant- holzblock, der auf einem Sockel steht. Die Technik des Blockbaus erlaubt eine Wiederholung des einräumigen Raumschemas zu zweiraumbreiten und zweige-schossigen Mehrfachspeichern.

WOHNHÄUSER UND NUTZBAUTEN IM WALLISER BLOCKBAU

Der historische Häuserbestand der Gemeinden des Landschaftsparks Binntal ist funktional auf das mehrstufige Betriebssystem mit jahrzeitlicher Wan-derung ausgerichtet.

Die wirtschaftliche Nutzung der verschiedenen Hö-henstufen und die damit verbundenen Wanderun-gen von Mensch und Tier sowie die erschwerten Transportverhältnisse in steilem Gelände beding-ten, dass jede Familie auf jeder Höhenstufe sich den zur Bestellung und Nutzung der Güter notwendigen Baubestand errichten musste. Dieser als inneralpi-ner Streuhof bezeichnete Hoftypus besteht aus Ein-zweckbauten, aus Wohnhaus, Stallscheune, Stadel und Speicher sowie aus Voralpenhaus und Alphütte.

Wohnhäuser und Nutzbauten sind aus gestrickten (gwätteten) Kantholzbalken gefügt. Der Walliser Blockbau ist ein typisches Wandhaus mit hoch-rechteckigen Wänden und einem flachen Satteldach. Einzig auf den Alpweiden über der Waldgrenze sind die primitiven, einräumigen Alphütten meistens aus Bruchsteinmauerwerk erbaut.

Page 13: Binntal Landschaftspark (66902de)

24 25

STALLSCHEUNEDie Stallscheune ist der häufigste Ökonomiebau. Er setzt sich aus dem niederen Stallgeschoss und dem aufgesetzten Heuspeicher zusammen. Das Stallgeschoss ist durch einen Eingang an der vorderen Giebelwand zugäng-lich. Beidseits des Stalleingangs ansteigende Aussentreppen erschliessen den Heuspeicher.

STADELDer Stadel ist das Gebäude des Getreidebaus. Dem gestelzten Oberbau kommt eine Doppel-funktion als Garbenspeicher und Dreschplatz zu. Im Innern befin-det sich ein gangartiges Tenn. Hier wurde mit einem Flegel das Korn aus den Ähren geschlagen. In den Seitenachsen links und rechts liegen die Garbenspeicher, die mit einer Konstruktion aus Bindbalken, Ständern und Latten in Gefache unterteilt werden.

STALLSCHEUNEN ALS AUS- FÜTTERUNGSSTÄLLE

Die Lage des jeweiligen Kulturlandes bestimmt den Standort der Gebäude. In der Zone der Heimgüter stehen das Wohnhaus und der Speicher, zum Teil auch Stallscheune und Stadel in geschlossenen Sied-lungen (Haufendorf-Typus).

Die Stallscheunen sind teilweise aber auch als Aus-fütterungsställe verstreut auf den Mähwiesen er-baut. Um den mühsamen Heutransport zurück ins Dorf zu umgehen, brachte man das Vieh zum Heu. Im Winter war der Umzug des Viehs von Stall zu Stall (im Goms «Firefare» genannt) oder die Besorgung des Viehs wegen der Lawinen oft gefährlich. So berich-tet zum Beispiel der «Walliser Bote» vom 13. Januar 1912 von Binn:

«Am Dreikönigstag abends hat es hier in einer für den Kundigen zu befürchtenden Weise angefangen zu schneien, so dass sich die Viehverpfleger, deren Vieh weiter vom Hause entfernt ist, stark verprovi-antiert und sonst mit dem Nötigsten versehen, noch am selben Abend in ihre Ställe begaben, um von ih-ren Herden nicht abgeschlossen zu werden.»

DER NAME MÜHLEBACH

Johannes Stumpf erwähnt im Jahre 1548 in seiner Chronik die «millinen» von Mühlebach. Am westlichen Rande der Siedlung war längs des Milibaches mit den Mühlen, der Säge und Walke sowie der «Salzribi» ein kleines «Industriequartier» entstanden.Noch zu Beginn des 20. Jahr-hunderts wurde laut «Walliser Boten» vom 7. Dezember 1901 die alte Hammerschmiede neu eröffnet. Den Mühlen verdanken Dorf und Bach den Namen.

22 der alten Häuser sind mit ei-ner kleinen Tafel gekennzeichnet. Ein Prospekt, in dem die Häuser in Bild und Text vorgestellt werden, ist in einem Briefkasten beim Dorfeingang zu finden.

MÜHLEBACH UND SEINE SPÄT-MITTELALTERLICHEN HÄUSER

Mühlebach besitzt den ältesten Dorfkern der Schweiz in Holzbauweise. Die Siedlung liegt am alten Gom-merweg südlich am Fusse des Hügels mit der Kapel-le der Heiligen Familie. Gemäss Jahresringanalysen stehen hier auf kleinstem Raum zwölf Gebäude, die in der Zeit zwischen 1389 und 1497 errichtet worden sind, darunter das um 1435 erbaute Geburtshaus von Kardinal Matthäus Schiner (um 1465-1522), der als Bischof von Sitten mit seinen Söldnertruppen die europäische Politik mitbestimmt hat. In dieser Zeit erlebte Mühlebach eine eigentliche Hochblüte und stellte verschiedentlich den Landeshauptmann des Wallis.

Nach dieser Zeit nahm aber die politische Bedeu-tung Mühlebachs ab. Und im 19. Jahrhundert geriet Mühlebach – wie Ernen und Steinhaus – durch den Bau der Furkastrasse um 1860 auf der gegenüber-liegenden Talseite ins verkehrstechnische Abseits. Im «Geographischen Lexikon» der Schweiz von 1908 wird Mühlebach denn auch als «abgelegener und ärmlicher Ort» bezeichnet.

Page 14: Binntal Landschaftspark (66902de)

26 27

STILLE ORTE DER EINKEHR

In den sechs Gemeinden des Landschaftsparks Binntal gibt es nicht weniger als 23 Kapellen. Sie sind Begleiter am Wegrand, Helfer bei bäuerlichen Wetternö-ten, Krankheiten und Ungemach, aber auch Orte der Einkehr und Zeugen lokaler Kustgeschichte, Kunstfertigkeit, barocker Lebens-freude und Schönheit.

Auf einer Wanderung oder in den Ferien lohnt sich ein Besuch und ein Innehalten in einer der hüb-schen Kapellen des Parks. Im Prospekt «Kapellen – Schmuck und Schutz» werden die meisten Kapellen des Landschaftsparks Binntal in Wort und Bild vorge-stellt.

WALLFAHRTSK APELLEN

In der Wallfahrtskapelle Maria-Hilf im Ernerwald (erbaut um 1700) setzt – wie bei vielen barocken Wall-fahrtsstätten – ein «wunderbares» Wirken Gottes den Beginn der Verehrung. Laut der Sage wollte ein Mann oberhalb von Ernen im Kalberboden eine Kapelle bau-en. Jeden Morgen fand er aber das Werkzeug weiter oben im Wald bei einem Bethäuschen. Im Traum sah er an dieser Stelle eine wunderschöne Kapelle und er nahm das als Zeichen, hier die Kapelle zu bauen.

Die Kapelle des Heiligen Kreuzes im Lengtal (er-baut um 1675) gehört zu den am meisten besuchten Wallfahrtsorten des Goms. Früher kamen Wallfah-rer aus dem ganzen Oberwallis «öfters in zehn- bis zwanzigstündigen Wegen» zum Gnadenorte. Mit dem kreuzförmigen Grundriss hat man dem Patrozinium des heiligen Kreuzes architektonisch Ausdruck ver-liehen. Unter den Votivgaben hing bis zu seiner Ent-wendung im Jahre 1918 ein Halseisen, das gemäss der Sage von einem wundersam aus türkischer Ge-fangenschaft befreiten Soldaten stammen soll. Als Dank für die Rettung hängte er die Fesseln in der Kapelle auf.

SEHENSWERTE KULTURGÜTER

Landschafts- und siedlungsprägende Elemente wie Landwirtschaft und Pass-verkehr, die touristische und verkehrstechnische Erschliessung, die Religion und die politische Vormachtstellung Ernens haben im Gebiet des Landschaftsparks Binntal beachtliche, national und kantonal eingestufte Kulturgüter hinterlassen.

Schmiedigehischere mit steinerner Bogen-brücke von 1564 und der Kapelle des heiligen Antonius von Padua von 1690. Im Hintergrund das Hotel Ofenhorn (1883 eröffnet).

Schärtmoosbrücke am «Heerweg» von Gren-giols nach Binn. Erbaut wurde die Brücke Mitte des 16. Jahrhunderts vom im Wallis tätigen Prismeller Baumeister Ulrich Rufiner.

Galgen von Ernen. Errichtet wurde der Gal-gen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Erhalten geblieben sind die im Dreieck angeordnetenSäulen.

Rathaus des Zenden Goms in Ernen, 1750 bis 1762 erbaut, mit Ratsstube, Archiv sowie Folterkammer und Gefängnis im Keller.

Tellenhaus am Dorf-platz von Ernen. Das Haus wurde 1576 als Gasthaus und Suste erbaut. An der Front-seite befinden sich die ältesten Tellfresken der Schweiz.

Pfarrkirche von Gren-giols. Die über einer Mauerterrasse am obe-ren Dorfrand errichtete Kirche wurde von 1913 bis 1915 nach Plänen von Adolf Gaudy aus Rorschach errichtet.

Der Weiler Rottebrigge in Niederwald. Die gros- sen Pestepidemien des 16. und 17. Jahrhun-derts sind einer der Gründe für die allmäh-liche Aufgabe des Wei-lers als Dauersiedlung.

Doppelspeicher in Mühlebach. Der Block-bau wurde im Jahre 1381 erbaut. Das Gie-belfeld mit Firstständer(Heidenkreuz) kragt um eine Balkenbreite vor.

Page 15: Binntal Landschaftspark (66902de)

28 29

BINNER KULTURABENDE

Jeweils über Weihnacht und Neujahr verwandelt sich der Ge-meindesaal von Binn in ein Klein-theater. Einzelne Anlässe finden auch in der St. Michaelskirche und im Saal des Hotels Ofenhorn statt. Jeden Tag stehen zwei Anlässe auf dem Programm: um 17.00 Uhr der Kulturapéro um 21.00 Uhr der Kulturabend. Tagsüber geniessen die Gäste den Winter im Park. Die Binner Kulturabende werden vom Verein «Binn Kultur» in Zusammenar-beit mit dem Landschaftspark Binntal organisiert. Das detail- lierte Programm finden Sie je-weils auf www.binnkultur.ch.

FESTIVAL MUSIKDORF ERNEN

Seit über 40 Jahren verwandelt sich Ernen jeden Sommer in ein Musikdorf, in dem Konzerte von Welt-klasseniveau aufgeführt werden. Vater des «Festivals der Zukunft» war der weltbekannte ungarische Pia-nist György Sebök. Heute dauert das Sommerfestival sechs Wochen und beinhaltet unter anderem Klavier-, Kammer-, Barock-, Jazz- und Orchesterkonzerte so-wie eine Biographie-Werkstatt und ein Schreibsemi-nar mit der berühmten Schriftstellerin Donna Leon. Die Konzerte finden in der prächtigen Barockkirche St. Georg oder im Tellenhaus statt.

Das Festival Musikdorf Ernen geniesst einen aus-gezeichneten Ruf, sowohl beim Publikum als auch bei den Medienschaffenden. In Anerkennung seiner Qualität und Wirkung wurde das Festival von der Schweizer Berghilfe und der Schweizerischen Ar-beitsgemeinschaft für die Berggebiete mit dem «Prix Montagne 2013» ausgezeichnet.

Ein Extrabus von Postauto bringt die Konzertbesu-cher von Oberwald via Fiesch zu den Konzerten nach Ernen und danach wieder zurück. Auch nach Binn fährt nach den Konzerten ein Extrabus. Tickets und Infos: Tel. +41 27 971 10 00, www.musikdorf.ch.

ANGEBOTE FÜR GÄSTE

Page 16: Binntal Landschaftspark (66902de)

30 31

REGIONALMUSEUM BINN

Das Untergeschoss des Museums umfasst eine Mi-neralienausstellung, während sich das 1. Geschoss kulturgeschichtlichen Objekten aus Landwirtschaft, Handwerk und Tourismus widmet. Ein besonderes Augenmerk verdient die archäologische Samm-lung im Obergeschoss. Im Binntal sind über 100 urgeschichtliche Gräber mit zum Teil wertvollen Beigaben gefunden worden. Für ein Seitental sinddiese archäologischen Funde einmalig (Mineralien,Volkskunde und Archäologie).

JOST-SIGRISTEN-MUSEUM IN ERNENDas Jost-Sigristen-Haus in Ernen war das Wohnhaus von Jakob Valentin Sigristen (1733–1808), des letz- ten Landeshauptmanns der alten Republik Wallis vor der Besetzung durch die napoleonischen Truppen. Die Ausstellung zeigt seine Wohnung, ein «nobler Haushalt» mit Amtsstube sowie Esszimmer und daran anschliessend die Küche mit einem gemau-erten Herd, dies im Gegensatz zu den damals sonst üblichen offenen Feuerstellen.

KIRCHENMUSEUM IN ERNEN

Die Sammlung des Kirchenmuseums Ernen ist von ausserordentlicher Qualität. Der Sammlungsbestand reicht vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Neben dem Kirchenschatz mit Reliquiaren, Monstranzen und Kelchen (darunter der «Schiner-Kelch» aus dem frühen 15. Jahrhundert, umfasst er einen reichen Bestand von Textilien aus Genua und Mailand: Para-mente und Messgewänder oder die Schiner-Kasel, eine genuesische Arbeit des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenmuseum kann bei Dorfführungen besichtigt werden.

CHOLERA AUS DEM GOMS

Die Cholera ist ein traditionelles Gericht aus dem Goms, eine Art Teigpastete, bestehend aus Kar-toffeln, Äpfeln (Canada-Reinette), Lauch und/oder Zwiebeln und fettem Bergkäse (Typ Raclette). In einer mit geriebenem Teig ausgelegten Springform werden die fein gescheibelten, gekoch-ten Kartoffeln, das angedünstete Gemüse, die dünnen Äpfelschei-ben und der Käse (nicht zu spar-sam) schichtweise eingefüllt, gepfeffert und gesalzen, mit einem Teigdeckel versehen und bei mittlerer Hitze gebacken.

AUTHENTISCHE PRODUKTE EINER BERGREGION

Seit jeher werden im Landschaftspark Binntal Roh-stoffe wie Milch und Holz gewonnen und zu hoch-wertigen Produkten verarbeitet. Die Herstellung des Alpkäses beispielsweise basiert auf jahrhunderte-altem Wissen und wird noch heute traditionell mit viel Geduld und handwerklichem Geschick über dem offenen Feuer hergestellt und anschliessend während Monaten von Hand gepflegt.

Mehrere authentische und in alter Tradition herge-stellte Produkte wurden vom Landschaftspark Binntal ausgezeichnet. Das Herkunftslabel «Landschaftspark Binntal» und das Produktelabel der Schweizer Pärke beweisen die enge Verbundenheit der Produzenten zum Parkgebiet, die Beherrschung ihres Handwerks und zeichnet diese für ihr nachhaltiges Engagement zur Erhaltung und Aufwertung der einmaligen Natur- und Kulturlandschaft aus.

Die Produkte wie Käse, Würste, Gewürze und Kräuter, Teemischungen, Back- und Süsswaren, Schnitzerei-produkte oder auch Geschenkgutscheine können im e-Shop des Landschaftsparks Binntal gekauft werden: shop.landschaftspark-binntal.ch

MUSEEN IM LANDSCHAFTSPARK BINNTAL

MUSEUM IM ZENDENRAT-HAUS IN ERNENDas Zendenrathaus war das Gerichtsgebäude des Goms. Im Kellergeschoss befanden sich zwei nied-rige, dunkle Gefängniszellen. Das darüber liegende Erdgeschoss war die Folterkammer und im ersten Geschoss urteilte das Gericht über die Angeklagten. Im obersten Stockwerk ist ein reicher Bestand von Urkunden ausgestellt, darunter ein Originalbrief von Kardinal Matthäus Schiner aus dem Jahre 1517 (Besichtigung bei Dorfführungen).

MINERALIENMUSEUM IN FÄLDIm Sommer 2012 wurde das neue Mineralienmuse-um von André Gorsatt eröffnet. Der Walliser Strahler hat sich mehr als 50 Jahre lang mit Leidenschaft dem Sammeln von Mineralien im Binntal gewidmet und dabei eine einzigartige Sammlung einheimi-scher Mineralien zusammengetragen. Sie war 16 Jahre lang in einem Ausstellungsraum in seinem Wohnhaus zu besichtigen. Neu findet man das Museum neben dem Mineralienladen in Fäld.

FREILICHTMUSEUM AMMERN IN BLITZINGENDer Weiler Ammern wurde nach 1970 von der heu- tigen Besitzerfamilie aufgekauft und zu einer Art Freilichtmuseum ausgebaut. Sie liess in der Umge-bung abgebrochene Wirtschaftsbauten zusätzlich am platzartigen Innenraum aufstellen. Mit Wohn-haus, Heuspeicher, Stadel und Speicher besitzt die Siedlung die Gebäudetypen des inneralpinen Streuhofs. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Getreidemühle und eine Alpsennerei (Besuchauf Voranmeldung).

Page 17: Binntal Landschaftspark (66902de)

32 33

RÖMERWEG ODER VIA ALBRUN

Der Saumpfad über den Albrun-pass (italienisch Botta d’Arbola), der den Landschaftspark Binntal und den Parco Naturale Veglia-Devero miteinander verbindet, zählt zu den bedeutendsten Wegen des Landschaftsparks. Auf dem Gemeindegebiet von Grengiols ist der Weg zwischen dem als naturnaher Flurweg ausgebaut. Kernstück ist die historische Strasse durch die Twingischlucht. Im hinteren Binntal folgt der Weg zum Teil der ehemaligen, auf gallo-römische Zeit zurückgehenden Strecken-führung. Höchster Punkt bildet mit 2409 m der Albrunpass. Ein Prospekt beschreibt die dreitä-gige Wanderung von Grengiols oder Ernen nach Binn bis auf die Alpe Devero.

EIN WANDERPARADIES

Der Landschaftspark Binntal verfügt über ein sehr attraktives Wanderwegnetz, das eine vielfältige Kul-tur- und Naturlandschaft erschliesst. Die Talwege verbinden Weiler und Dörfer miteinander, die Berg-wege führen auf die Voralpen, Alpen und Pässe. His-torisch geht das heutige Wanderwegnetz weitgehend auf das traditionelle Landnutzungssystem zurück.

Der Unterhalt von über 200 km Wanderwegen ist für die Gemeinden Aufgabe und Verpflichtung. Neben leicht zu begehenden Wegen gibt es im Park auch an-spruchsvolle Bergwege, die nur von erfahrenen Berg-gängern mit entsprechender Ausrüstung begangen werden sollten. Am besten, Sie unternehmen diese mit einem Bergführer oder Wanderleiter, der Sie si-cher durch den Park führt.

Im Sommer erschliesst der Bus alpin den Weiler Fäld mit dem öffentlichen Verkehr. Zweimal am Morgen fährt er noch weiter bis zur Alpe Brunnebiel im hin-teren Binntal (Reservation erforderlich). Der «Breit-hornbus» bringt die Gäste jeweils am Donnerstag und am Sonntag von Binn, Ernen oder Grengiols zur Alpe Furgge am Fusse des Breithorns (am Donners-tag mit Älplerapéro).

BIKER UND WANDERER

Im Landschaftspark Binntal mit seinen attraktiven Wegen kommen sich hin und wieder Wanderer und Biker in die Quere. Vor allem die auch für ältere Leu-te leicht zu begehenden, zum Teil engen Wanderwege verlocken manchen Biker, diese auch als Veloweg zu benutzen. Toleranz und gegenseitiges Verständnis, Anpassung der Geschwindigkeit sowie Anhalten und Absteigen helfen dieses Problem lösen

AUF ZWEI RÄDERN UNTERWEGS

Durch den Landschaftspark Binntal führt die natio- nale Veloroute Nr. 1, die «Rhoneroute», die von Blitzin-gen über Niederwald, Ernen, Ausserbinn und Gren-giols nach Bister führt. Diese Veloroute erschliesst eine spannende Gegend mit Auenlandschaften und Trockenwiesen, mit historischen Siedlungen und mit vielen Relikten ehemaliger bergbäuerlicher Landnut-zung.

Von der Nationalen Veloroute lohnt sich ein Abste-cher durch die Twingischlucht nach Binn. Für Biker mit genügend Kondition empfehlen sich auch die Biketouren von Ernen auf die Alpe Frid (700 Höhen-meter), von Ernen nach Mühlebach und bis Chäser-statt (530 Höhenmeter), von Fäld über den Chiestafel, den Eggerbode und zurück nach Fäld (650 Höhenme-ter), von Binn auf die Äbnimatt, nach Ausserbinn und Ernen (700 Höhenmeter).

Der «Klassiker» führt von Grengiols über die Hock-matta, durch die Twingischlucht, ins Lengtal und Saf-lischtal, über die Alpe Furgge und zurück nach Gren-giols (1500 Höhenmeter).

Page 18: Binntal Landschaftspark (66902de)

34 35

SPIELPLÄTZE FÜR KINDER

In Ernen finden Sie gleich hinter dem Dorfplatz einen weiteren abenteuerlichen Spielplatz. Eichhörnchen Brüna gefällt es auch da sehr gut, und es ist oft zu Besuch bei seinen Freunden Frosch und Schnecke. Spielplät-ze befinden sich auch beim Hotel Ofenhorn in Binn, im Weiler Bod-men bei Blitzingen, beim Hotel Alpenblick in Ernen, beim Gast-haus Jägerheim in Ausserbinn und in der Feriensiedlung Aragon.

ZAUBERWALD AUF DEM WASEN

Wissen Sie, was ein Telefonohr ist? Oder wo Gog-wärgji Schorsch unterwegs ist? Wer Brüna, Adular oder Géraldine sind? Nahe der Postautohaltestelle Wasen-Zauberwald gibt es einen tollen Abenteuer-weg mit rund 20 Stationen zum Spielen (für Kinder von 3 bis 10 Jahren), einen Grillplatz, mehrere Feuer-stellen und einen Brunnen. Der Erlebnisweg basiert auf der Geschichte des Eichhörnchens Brüna. Buch und CD: www.zauberwaldernen.ch.

FÜR DEN KLEINEN GESTEINS-FORSCHER

Um den Kindern diese Welt der Gesteine und Minerali-en näher zu bringen, hat der Landschaftspark Binntal einen Prospekt gestaltet. Passend dazu wird der Ge-steinsforscher-Rucksack verkauft. Darin finden sich Hammer und Meissel, eine Lupe und ein Notizbuch sowie zwölf Gesteine aus dem Binntal. Den Rucksack kann man für CHF 49.– im Büro des Landschaftsparks Binntal erwerben.

AKTIVITÄTEN IM WINTER

Niederwald und Blitzingen sind Ausgangspunkte für rund 100 Kilometer Langlaufloipen. In Ernen finden Sie eine rund sechs Kilometer lange Langlauf-loipe (klassische Technik). In Grengiols können Sie – wenn es die Temperaturen zulassen – auf einer Natureisbahn Schlittschuh laufen. Gut präparierte Winter-wanderwege und Schlittelpisten sowie markierte Schneeschuh-trails laden ein, die verschneiten Wälder und Winterlandschaften zu Fuss zu erkunden. Das Binntal gilt auch als Geheimtipp für viele leichte und anspruchsvollere Skitouren. Auch geführte Touren werden angeboten.

WINTER IM LANDSCHAFTSPARK BINNTAL

Der Landschaftspark Binntal hat im Winter seinen besonderen Reiz. In der Landschaft, in den Dörfern und Weilern – eingehüllt in eine zusammenhängen-de Schneedecke – ist es stiller geworden. Die kurzen Tage und die flüchtige Sonne verurteilen den Weiler Fäld und das Dorf Grengiols während Wochen zu ei-nem «Schattendasein». Wegen der winterlichen Stille im Binntal hat der Filmregisseur Claude Goretta den Weiler Fäld 1987 als Kulisse für seine Ramuz-Verfil-mung «Si le soleil ne revenait pas» gewählt.

Die Weihnachtszeit bringt Licht und eine intime-re Atmosphäre in die Dörfer. In einigen Dörfern hat sich im Advent der Brauch herausgebildet, dass die Schulkinder an den vier Adventssonntagen beleuch-tete «Adventsfenster» gestalten. Neben den Schulkin-dern beteiligen sich nun auch die Familien an diesem Brauch. Heute wird an jedem Tag in der Adventszeit ein Fenster eröffnet. In Absprache wird das Datum festgelegt und das Fenster mit einem kleinen Um-trunk eingeweiht.

Page 19: Binntal Landschaftspark (66902de)

36

Herzlich willkommen!

In der Geschäftsstelle des Land-schaftsparks Binntal und in den Tourismusbüros des Parks erhalten Sie weitere Auskünfte zu aktuellen Angeboten, Unterkünften, Restau-rants, Wanderwegen usw.

Wir sind gerne für Sie da!

Landschaftspark BinntalPostfach 20, CH-3996 BinnTelefon +41 (0)27 971 50 [email protected]. landschaftspark-binntal.ch

Tourismusbüro ErnenCH-3995 ErnenTelefon +41 (0)27 971 50 [email protected]

Binntal TourismusCH-3996 BinnTelefon +41 (0)27 971 45 [email protected]

Grengiols Tourismusc/o KonsumgenossenschaftDorf 16, CH-3993 Grengiols Telefon +41 (0) 27 927 11 [email protected]

Gästecenter Obergoms(für Blitzingen und Niederwald)Telefon +41 (0)27 974 68 [email protected]