Bio kann die Welt ernähren

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«Kleinbäuerinnen und Kleinbauern produzieren siebzig Prozent der weltweit ver- fügbaren Nahrung und spielen somit eine Hauptrolle für die Überwindung von Hunger und Armut. Aber sie brauchen dringend Förderung und Weiterbildung. Genau das leistet Biovision mit innovativen Projekten in Ostafrika. Unterstützen Sie die Stiftung mit einer Spende. Herzlichen Dank!» Hans Rudolf Herren Welternährungspreisträger und Präsident der Stiftung Biovision Biovision – Eine Zukunft für alle, natürlich BIO KANN DIE WELT ERNäHREN Wissen ist der Samen für die Ernten von morgen. www.biovision.ch

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Wissen ist der Samen für die Ernten von morgen.

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«Kleinbäuerinnen und Kleinbauern produzieren siebzig Prozent der weltweit ver­fügbaren Nahrung und spielen somit eine Hauptrolle für die Überwindung von Hunger und Armut. Aber sie brauchen dringend Förderung und Weiterbildung. Genau das leistet Biovision mit innovativen Projekten in Ostafrika. Unterstützen Sie die Stiftung mit einer Spende. Herzlichen Dank!»

Hans Rudolf HerrenWelternährungspreisträger und

Präsident der Stiftung Biovision

Biovision – Eine Zukunft für alle, natürlich

BIO KaNN DIE WElT ERNäHREN

Wissen ist der Samen für die Ernten von morgen.

www.biovision.ch

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Futter oder Kompost

Streit um Gras

Lucy W. Muigai, Präsidentin der ‹Organic Farming Group› in Kangari setzte entschlossen um, was sie im Kompostkurs gelernt hatte. Frühmorgens legte sie einen Haufen frisch geschnittenes Gras beiseite als unterste Schicht für ihren neuen Kompost. Dar-auf würde sie eine zweite Lage aus Thitonia legen, einem sehr stickstoffreichen Strauchgewächs. Als dritte Schicht plante sie eine Schicht grüne Blättern, gefolgt von Asche und einer dünnen Lage aus Eier-schalen. Den Abschluss würde schliesslich ein Dek-kel aus Viehmist machen.

Am Abend war das Gras weg. Lucys Mann hatte es dem Vieh verfüttert. Und mit ihrem Kompostprojekt lief sie bei ihm komplett auf. Er wollte partout nicht einsehen, weshalb man dem Vieh das ohnehin knap-pe Futter vorenthalten sollte, um es dafür im Kom-post verfaulen zu lassen. Damit war Frau Muigais Kompostprojekt gestorben, bevor es richtig begon-nen hatte…

Die Lösung

Futter von den Bäumen

Peter Owuor, wissenschaftlicher Projektassistent beim icipe*, war vorerst ratlos. Sein Projekt mit dem Titel «on-farm system comparison» ist der ange-wandte Teil eines mehrjährigen Vergleichs des bio-logischen mit dem konventionellen Anbau und hat die Erhöhung der Menge und der Qualität von biolo-gischem Dünger zum Ziel. Dazu werden zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern der ‹Organic Far-ming Group› aus Kangari verschiedene Methoden der biologischen Bodenverbesserung getestet und die entsprechenden Ackererträge verglichen. «Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es auf den Klein-farmen Konkurrenz um Biomasse gibt», gesteht Owuor. Der entscheidende Tipp zur Problemlösung kam von den Wissenschaftlern des Internationalen Forschungsinstituts für Viehhaltung (ILRI) in Nairo-bi: Mit Baumblättern für das Vieh könnte das Gras, welches für die Kompostaufbereitung gebraucht wird, kompensiert werden.

So gründete die Bauerngruppe mit Unterstützung des Projekt-Teams eine Baumschule und stellte die Viehfütterung Schritt für Schritt von Gras auf Blätter um. Heute hat Lucy W. Muigai mehr als einen Kom-post und in ihrem Garten gedeiht ihr Gemüse selbst bei Regenmangel prächtig.

*icipe: African Insect Science for Food and Health, www.icipe.org

Als Lucy W. Muigai ausKangari (Kenia) einen Teil des Futtergrases zur Kompost- herstellung ver wendete, wurde das Viehfutter knapp. Die kreative Lösung: Futter von den Bäumen! Nebst Blättern für das Vieh spenden die neuen Bäume Schatten und schützen den Boden vor Erosion.

Wissenschaft auf dem Bauernhof: Forscher und Bäuerinnen finden gemeinsam neue Wege.

lucy W. MuigaiKleinbäuerin aus Kangari, Kenia

«Seit ich ökologisch produziere, sind meine Probleme mit der Atmung und mit dem Magen verschwunden. Biogemüse ist viel schmack­hafter und ich habe höhere Erträge.»

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Lucy W. Muigais Garten- erde imTestvergleich. Links: nur Massai-Kuhmist, mitte 14-Tage Kompost, rechts 63-Tage Kompost. Die Zucchini im mittleren Streifen gediehen am besten.

Viehmist und Kompost im Vergleichstest

Massai Boma ist Favorit

Im Projekt von Kangari testen Forscherinnen und Forscher in Zusammenarbeit mit Bäuerinnen und Bauern verschiedene Mistbeigaben, unterschiedli-che Kompostierungsmethoden und vergleichen die entsprechenden Felderträge. Die Tests werden wis-senschaftlich begleitet und ausgewertet.

Grundsätzlich wird mit hofeigenem Viehmist (Boma) oder zugekauftem, getrocknetem Dung von Massai- Herden (Massai Boma) gearbeitet. Der Mist wird ent-weder direkt verwendet oder vorher zu Kompost auf-bereitet. Dazu gibt es zwei Methoden: Die Herstel-lung von herkömmlichem «63-Tage Kompost» auf einem Haufen oder die eigens im Projekt neu ent-wickelte Technik des «14-Tage Kompost» in einer Holzkiste. Dieser hat den Vorteil, dass die Kompos-tierung vier mal schneller geht und den Bäuerinnen und Bauern viel Arbeit erspart.

Die erste Ernte nach der kurzen Regenzeit zeigte, dass der 14-Tage Kompost mit Massai Boma die bes-ten Erträge brachte. In der folgenden langen Regen-zeit schwang jedoch die direkte Beigabe von Massai Boma oben auf. Dank der Unterstützung von Bio-vision werden diese Versuche über mehrere Jahre weitergeführt, um eindeutige Resultate zu erhalten.

Fruchtbare Zusammenarbeit von Forschern und Bäuerinnen: Gemeinsam entwickelten sie den 14-Tage-kompost. Diese Mischung aus der Holzkiste ist vier mal schneller einsatzfertig als herkömmlicher Kompost und ermöglicht markante Erntesteigerungen.

Massai-Kuhmist 14-Tage Kompost 63-Tage Kompost

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Schaffhauserstrasse 18, 8006 Zürich, Tel. +41 44 341 97 [email protected], www.biovision.ch

Neuerung auf Mary Wanjirus Hof: Das Viehgehe wurde teilweise überdacht, damit die Tiere im Trockenen bleiben und der Mist nicht ausgeschwemmt wird.

Bio oder konventionell

Biolandbau auf dem Prüfstand

Die Tests auf den Farmen in Kangari sind der ange-wandte Teil eines langjährigen Feldversuches, in welchem konventionelle und biologische Anbaufor-men systematisch miteinander verglichen werden. Der Langzeit-Systemvergleich wird  gemeinsam von Biovision, DEZA, Coop Nachhaltigkeits-Fonds und LED finanziert. Die Versuche befinden sich in Kenia, Indien und Bolivien und werden unter wissenschaft-licher Leitung des FiBL, Forschungsinstitut für bio-logischen Landbau, durchgeführt. Fachleute unter-suchen dabei u.a. die Einflüsse unterschiedlicher Bewirtschaftungsmethoden auf das Pflanzenwachs-tum, den Ernteertrag, die Qualität und Haltbarkeit von Feldfrüchten oder die Bodenfruchtbarkeit.

Peter OwuorProjektkoordinator für das Participatory Technology Development PTD des icipe, Nairobi, Kenia

«Die Bäuerinnen bringen ihre praktischen Erfahrungen ein und wir den wissenschaftlichen Hintergrund. Diese Kombination und der gegen­seitige Austausch bringen gute Resultate und fördern die Innovations­kraft – auf beiden Seiten.»

Künftig sollen die Bauernfamilien unmittelbar von den Vorzügen eines den tropischen Verhältnissen optimal angepassten, modernen ökologischen Land-baus profitieren. Ein Knackpunkt für das Projekt ist der noch fehlende Markt für Biogemüse in der Regi-on. Vorderhand müssen die Bäuerinnen von Kangari ihre hochwertigen Bioprodukte trotz Mehrarbeit für den Kompost zum gleichen Preis verkaufen wie kon-ventionelles Gemüse. Das Problem ist erkannt und wird in der nächsten Projektphase angegangen.

Impressum Kampagne Bio auf dem Prüfstand /März 2012 ©Biovision, Schaffhauserstrasse 18, 8006 Zürich Konzept und Text Peter Lüthi Bilder Peter Lüthi Gestaltung Binkert Partner, Zürich Druck Koprint AG, Alpnach Papierqualität 100% Altpapier (Recycling)

Helfen Sie mit, die Neuerungen bei Bäuerinnen und Bauern in Ostafrika zu verbreiten.

Herzlichen Dank für Ihre Spende!Spendenkonto PC 87-193093-4

Stiftung für ökologische Entwicklung Fondation pour un développement écologique Foundation for ecological development

Bio zahlt sich aus!

Sarah Wanjiru, eine der beteiligten Bäuerinnen, rechnet vor, dass sie im ersten Jahr dank Anwen-dung biologischer Methoden 3700 Kenya Shil-ling (KSH) sparen konnte (ca. 40 Franken): 2500 KSH für Kunstdünger, 600 KSH für Flüssigdünger und nochmals 600 KSH für chemische Pestizide. «Das ist sehr viel Geld», betont sie zufrieden, «ich konnte damit eine Ziege kaufen, was mir sonst unmöglich gewesen wäre.»

Sarah Wanjiru, Bäuerin in Kangari, Kenia

Win-Win Situation im Gemüsegarten: Die Wissen-schaft ist auf die praktische Erfahrung und Feedback der Bauernschaft angewiesen. Im Gegenzug erhalten Bäue- rinnen und Bauern Infor- mationen aus erster Hand und können damit ihre Ernten erheblich verbessern.